Zulassungsantrag der RTL Television GmbH für digitale Fernsehprogramme im Rahmen des Programmpakets RTL World

Aktenzeichen: KEK 255

Beschluss

In der Rundfunkangelegenheit

der RTL Television GmbH, vertreten durch den Geschäftsführer Marc Conrad, Aache- ner Straße 1044, 50858 Köln, - Veranstalterin - w e g e n

Verlängerung der Zulassung zur bundesweiten Veranstaltung von digitalen Fernseh- programmen im Rahmen des Programmbouquets RTL World hat die Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK) auf Vorlage der Niedersächsischen Landesmedienanstalt (NLM) vom 06.01.2005 aufgrund der Beratung in der Sitzung vom 15.02.2005 am 18.02.2005 unter Mitwirkung ihrer Mitglieder Prof. Dr. Huber, Dr. Lübbert, Prof. Dr. Mailänder, Dr. Rath-Glawatz und Prof. Dr. Sjurts entschieden:

I. Der von der RTL Television GmbH mit Schreiben an die Niedersächsische Lan- desmedienanstalt (NLM) vom 11.07.2004 beantragten Verlängerung der Zulas- sung zur Veranstaltung der dort näher bezeichneten bundesweit verbreiteten digitalen Fernsehprogramme im Rahmen des Programmbouquets RTL World stehen Gründe der Sicherung der Meinungsvielfalt im Fernsehen nicht entge- gen.

II. Die mit Schreiben vom 24.01.2005 angezeigte konzerninterne Beteiligungsver- änderung ist medienkonzentrationsrechtlich unerheblich.

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Begründung

I Sachverhalt

1 Zulassungsantrag und bisheriges Verfahren

1.1 Die RTL Television GmbH („RTL“) hat mit Schreiben vom 11.07.2004 bei der NLM, dort eingegangen am 13.08.2004, die Verlängerung ihrer Zulassung für die Veran- staltung des digitalen Programmbouquets RTL World beantragt. Die Laufzeit der derzeit gültigen Zulassung der NLM vom 15.02.2000 für das Programmbouquet en- det mit Ablauf des 28.02.2005. Die NLM beabsichtigt, die Zulassung um sieben Jahre bis zum 28.02.2012 zu verlängern.

1.2 Die NLM stellte die Vorlage des Antrags zurück, um zunächst die Feststellung der Landesmedienanstalten abzuwarten, ob die Voraussetzungen der Anrechenbarkeit der Regionalfensterprogramme im Programm RTL auf den Zuschaueranteil der RTL Group gemäß § 25 Abs. 4 Satz 1 RStV erfüllt sind. Die Landesmedienanstalten haben diese Feststellung mit Beschluss vom 05.01.2005 getroffen (vgl. dazu im Einzelnen Beschluss i. S. Super RTL, Az.: KEK 216, I 1.4 und III 3.1.2.2 bis 3.1.2.4). Daraufhin hat die NLM der KEK den Antrag mit Schreiben vom 06.01.2005 zur medienkonzentrationsrechtlichen Prüfung vorgelegt.

2 Programmstruktur und -verbreitung

2.1 RTL beantragt die „Verlängerung der Sendelizenz für die Ausstrahlung eines digita- len Programmbouquets einschließlich vier digitaler Spartenkanäle“. Nähere Einzel- heiten zu den beantragten Programmen enthält der Verlängerungsantrag nicht; RTL nimmt insoweit Bezug auf ihren Erstzulassungsantrag. Nach den dortigen, von der NLM der Zulassung zugrunde gelegten Angaben umfasst das Bouquet folgende Bestandteile: Die Fernsehprogramme RTL, Super RTL und RTL II werden in digita- ler Form verbreitet, und es wird ein elektronischer Programmführer (EPG) angebo- ten; ferner sind vier digitale Spartenprogramme mit den Schwerpunkten Soaps, News/Magazine, Action und „RTL-Highlights“ geplant. Im Einzelnen:

2.1.1 Die Programme RTL, RTL II und Super RTL werden parallel zur analogen Ausstrah- lung unter der Programmhoheit von RTL im Simulcast-Betrieb digital verbreitet.

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RTL wird bereits im analogen Betrieb unter der Programmverantwortung der An- tragstellerin erstellt und gesendet. Dagegen wird das analoge Programm RTL II von der RTL 2 Fernsehen GmbH & Co. KG („RTL 2“), Grünwald, aufgrund einer Zulas- sung der LPR Hessen veranstaltet; Veranstalterin des analogen Programms Super RTL ist die RTL DISNEY Fernsehen GmbH & Co. KG („RTL DISNEY“), Köln, auf- grund einer Zulassung der LfM (vgl. dazu Beschlüsse i. S. Zulassungsverlängerung RTL, Az.: KEK 158, Zulassungsverlängerung RTL II, Az.: KEK 151, und Zulas- sungsverlängerung Super RTL, Az.: KEK 216). Im Hinblick auf die digitale Verbrei- tung übernimmt RTL mit der vorliegend zur Verlängerung beantragten Zulassung für alle drei Programme die rundfunkrechtliche Verantwortung. RTL hat im Rahmen des Erstzulassungsverfahrens Erklärungen von RTL 2 und RTL DISNEY vorgelegt, wonach sie mit der Übernahme und Ausstrahlung ihrer Programme im Rahmen des digitalen Programmbouquets RTL World einverstanden sind. Zugleich erklärte RTL, die Programmhoheit für RTL II und Super RTL nicht zu beanspruchen (vgl. Be- schluss i. S. RTL World, Az.: KEK 052, I 1.3.1).

2.1.2 Die Zulassung umfasst ferner die Veranstaltung von vier digitalen Spartenpro- grammen mit den geplanten Schwerpunkten Soaps, News/Magazine, Action und „RTL-Highlights“, die noch nicht auf Sendung sind. Sie sollen aus vorhandenen Programmteilen von RTL, RTL II und Super RTL unter der redaktionellen Hoheit von RTL ausgewählt und konfiguriert werden. Insoweit sind RTL 2 und RTL DISNEY als Programmzulieferer einzustufen (vgl. Beschluss Az.: KEK 052, I 1.3.2, und Zulassungsbescheid vom 15.02.2000, Begründung, Ziff. 2).

2.1.3 Das Programmbouquet enthält schließlich einen elektronischen Programmführer (EPG), der Informationen sowohl zu den Programmen des Bouquets als auch zu anderen Fernsehprogrammen bereithält.

2.2 RTL World wird bundesweit digital über ASTRA-Satellit verbreitet.

3 Anzeige einer konzerninternen Beteiligungsveränderung

3.1 Mit Schreiben vom 23.04.2004 im Rahmen der Programmlistenauskunft teilte die RTL Group S.A. („RTL Group“), Luxemburg, der KEK mit, dass die CLT-UFA S.A. („CLT-UFA“), ebenfalls Luxemburg, alle bislang ihrer deutschen Zweigniederlas- sung mit Sitz in Köln zugeordneten Vermögensgegenstände einschließlich der An- teile an ihrer 100%igen Tochtergesellschaft UFA Film und Fernseh GmbH mit wirt-

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schaftlicher und steuerlicher Wirkung zum 01.01.2004 gegen Gewährung eines neuen Geschäftsanteils in die RTL Group Deutschland GmbH („RTL Group Deutschland“), Köln, eingebracht hat. Diese ist ebenfalls eine 100%ige Tochterge- sellschaft von CLT-UFA. Somit hält nunmehr CTL-UFA S.A. nicht mehr unmittelbar, sondern mittelbar über ihre Tochtergesellschaft RTL Group Deutschland sämtliche Anteile an der Antragstellerin sowie ihre 49,8%ige Beteiligung an der Veranstalterin VOX Film- und Fernseh GmbH & Co. KG („VOX KG“) und ihre 8,6%ige indirekte Beteiligung an RTL 2.

Auf Nachfrage der KEK vom 30.04.2004 mit der Bitte um formelle Anzeige der Be- teiligungsveränderung hat die RTL Group mit Schreiben vom 24.01.2005 einen Handelsregisterauszug von RTL Group Deutschland vorgelegt. Demnach ist Ge- genstand des Unternehmens die Übernahme, Verwaltung und unternehmerische Leitung von Beteiligungen an Unternehmen im Medienbereich, insbesondere der sog. RTL Group, die vor allem im Bereich von Entwicklung, Herstellung, Produktion, Beschaffung, Vertrieb und Verbreitung von Rundfunk- und Fernsehprogrammen, einschließlich Werbeprogrammen, TV-Formaten, Filmen sowie multimedialen Dienstleistungen und Produkten, außerdem von Print-, Musik- und anderen Ver- lags- sowie Marketing- und Merchandisingprodukten oder nur vermögensverwaltend tätig sind, und alle damit im Zusammenhang stehenden geschäftlichen Aktivitäten jeder Art. Geschäftsführer ist der Finanzvorstand der Bertelsmann AG, Dr. Thomas Rabe. Die RTL Group hat versichert, dass die „Beteiligungsverhältnisse an den ihr zuzurechnenden Fernsehsendern“ unverändert geblieben seien.

3.2 Die Ausgliederung der Anteile der CLT-UFA an der UFA Film und Fernseh GmbH auf die 100%ige Tochtergesellschaft RTL Group Deutschland führt nach dem dar- gelegten Sachverhalt nicht zu materiellen Beteiligungsveränderungen oder Verän- derungen sonstiger Einflüsse der Beteiligten. Somit ist sie zwar anzeigepflichtig (s. u. III 1), bedarf aber als rein konzernintern nicht der medienkonzentrationsrechtli- chen Unbedenklichkeitsbestätigung.

4 Veranstalterin und beteiligte Unternehmen

4.1 RTL

Gesellschaftszweck ist die Veranstaltung von Rundfunk, insbesondere von Fern- sehprogrammen nach den Regelungen des Rundfunkstaatsvertrages und der Lan-

5 desmediengesetze der Bundesländer, die Produktion und Herstellung von Rund- funkprogrammen, insbesondere Fernsehprogrammen und Filmen, der Erwerb und die Weiterveräußerung von Programmen einschließlich des erforderlichen Lizenz- erwerbs bzw. der Lizenzvergabe und der Wahrnehmung aller damit in Zusammen- hang stehenden Rechte, das Angebot von Medien- und Telediensten sowie Mer- chandising und alle mit den vorstehenden Gegenständen in Zusammenhang ste- henden sonstigen Geschäfte (xxx ...). Zu den sonstigen gesellschaftsrechtlichen Regelungen wird auf den Beschluss i. S. Zulassungsverlängerung RTL, Az.: KEK 158, I 3.1.1, verwiesen.

RTL veranstaltet mit dem gleichnamigen Vollprogramm das zuschaueranteilsstärks- te Programm im bundesweiten privaten Fernsehen. Sie ist ferner in Höhe von 49,9 % an der VOX KG beteiligt, die das bundesweite Vollprogramm VOX veran- staltet, und hält 50 % an der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH & Co. KG, der Ver- anstalterin des Informationsspartenprogramms n-tv. Sie hält ferner mittelbar über die 100%ige Tochtergesellschaft RTL interactive GmbH („RTL interactive“, vormals: RTL NEWMEDIA GmbH) sämtliche Anteile an der Traumpartner TV GmbH (ehe- mals: Dating TV GmbH), die bei der MABB den Zulassungsantrag für das bundes- weite Spartenprogramm Dating TV gestellt hat (Prüfverfahren Az.: KEK 228).

RTL interactive soll künftig als Dachgesellschaft sämtliche sog. Diversifikations- Aktivitäten der RTL-Gruppe koordinieren. Dazu zählen die Geschäftstätigkeiten der Antragstellerin sowie der weiteren Tochterfirmen RTL Enterprises (Merchandising und Lizenzen), Universum Film (Video-, DVD- und Filmvertrieb), der neu gegründe- ten RTL Media Services (Telefonmehrwertdienste), des Teleshopping-Anbieters RTL Shop – an dem RTL interactive neben der RTL Television GmbH („RTL“) und der französischen M6-Gruppe mit 25 % der Anteile beteiligt ist –, sowie die Ge- schäftsfelder „RTL online“ und „RTL mobile“ (vgl. Pressemeldung von RTL interacti- ve vom 24.01.2005 unter www.presseportal.de). Nach den Angaben auf der Web- seite der NLM betreibt ihre 100%ige Tochtergesellschaft RTL World RTL NEWMEDIA GmbH, Köln, den EPG von RTL World (vgl. www.nlm.de/deutsch/fern/ lizenzen/rtlworld.htm). Neben RTL interactive ist RTL Gesellschafterin des Tele- shopping-Senders RTL Shop GmbH. Sie hält daneben weitere Beteiligungen an Fernsehveranstaltern und anderen Medienunternehmen (Regionalfensterpro- grammveranstalter, Produktionsunternehmen, Vermarktungsgesellschaften, Musik- produktion und Neue Medien).

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4.2 RTL Group und Bertelsmann AG

RTL ist eine 100%ige Tochtergesellschaft der UFA Film und Fernseh GmbH, Köln. Diese steht mittelbar, einerseits über die RTL Group Deutschland GmbH, die 95,15 % der Anteile hält (s. o. I 3), und ihre Muttergesellschaft CLT-UFA, anderer- seits über die RTL Group Verwaltungs und Holding GmbH (4,85 %) vollständig im Anteilsbesitz der CLT-UFA Holding S.A., Luxemburg. Diese ist ihrerseits eine 100%ige Tochtergesellschaft der RTL Group S.A. („RTL Group“), ebenfalls Luxem- burg. An der RTL Group ist die Bertelsmann AG direkt mit 52,71 % der Kapitalantei- le und indirekt über die 37,04%ige Beteiligung der BW TV und Film Verwaltungs GmbH („BW TV“) beteiligt, an der die Bertelsmann AG 80 % der Anteile hält. 9,50 % der Anteile an der RTL Group befinden sich in der Hand von außenstehen- den Aktionären und 0,75 % in Eigenbesitz. Die restlichen 20 % der Anteile an BW TV gehören der Westdeutschen Allgemeinen Zeitungs- und Verlagsgesellschaft E. Brost & J. Funke GmbH & Co. KG („WAZ“), Essen. An der Bertelsmann AG halten die Bertelsmann Stiftung 57,6 % und die Familie Mohn 17,3 % der Kapitalanteile. Daneben verfügt die Groupe Bruxelles Lambert (GBL) S.A., Brüssel, über 25,1 % der Kapitalanteile und 25,0 % der Stimmrechte. Die übrigen 75 % der Stimmrechte werden von der Bertelsmann Verwaltungsgesellschaft mbH ausgeübt, deren Ge- sellschafterkreis sich aus Vertretern des Aufsichtsrats und des Vorstands sowie Mitarbeitern der Bertelsmann AG, Vertretern der Geschäftsführung eines Beteili- gungsunternehmens und Mitgliedern der Familie Mohn zusammensetzt.

Auf die Darstellung der Medienaktivitäten der RTL Group und der Bertelsmann AG im Beschluss i. S. Super RTL (Az.: KEK 216, I 3.2.1) wird Bezug genommen.

II Verfahren

Die Vollständigkeitserklärung von RTL liegt vor. Vor der Entscheidung der Kommis- sion wurde einem Vertreter der NLM Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben.

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III Medienkonzentrationsrechtliche Beurteilung

1 Bestätigungsvorbehalt der KEK; Entscheidungsgegenstand

Fragestellungen der Sicherung der Meinungsvielfalt im Rahmen von Zulassungsver- fahren und bei Beteiligungsveränderungen werden von der nach § 36 Abs. 1 RStV allein zuständigen KEK nach Vorlage durch die zuständige Landesmedienanstalt im Verfahren nach § 37 Abs. 1 Satz 1 und Abs. 3 RStV beurteilt.

1.1 Auch Anträge auf Zulassungsverlängerung unterfallen der Vorlagepflicht: Die Zu- lassungsverlängerung ist materiell eine neue Zulassung. Sie verschafft dem Lizenz- inhaber die gleiche Rechtsposition. Auch die materiellen Prüfkriterien sind die glei- chen, denn ohne das Vorliegen sämtlicher Zulassungsvoraussetzungen darf diese Rechtsposition niemandem verschafft werden. Zu diesen Zulassungsvoraussetzun- gen gehört die von der KEK zu überprüfende medienkonzentrationsrechtliche Un- bedenklichkeit (ständige Spruchpraxis, vgl. Beschlüsse i. S. SAT.1, Az.: KEK 002, i. S. RTL II, Az.: KEK 151, i. S. RTL, Az.: KEK 158, i. S. ProSieben, Az.: KEK 168, i. S. NEUN LIVE, Az.: KEK 174, i. S. XXP TV, Az.: KEK 175, i. S. VIVA, Az.: KEK 192, VIVA Plus, Az.: KEK 241, Kabel 1, Az.: KEK 250, und zuletzt Super RTL, Az.: KEK 216).

1.2 Sowohl für die Veranstaltung von vier neuen Spartenkanälen als auch für die digita- le Ausstrahlung jedenfalls der Programme RTL II und Super RTL bedarf die Veran- stalterin einer rundfunkrechtlichen Zulassung. Jeder Zulassung hat die medienkon- zentrationsrechtliche Prüfung durch die KEK vorauszugehen (vgl. Beschluss i. S. RTL World, Az.: KEK 052, II 1.1).

1.3 Dagegen bedarf es im Hinblick auf den ebenfalls im Angebot RTL World enthalte- nen EPG keiner medienkonzentrationsrechtlichen Befassung durch die KEK. Der EPG wird auch von der NLM als zulassungsfreier Mediendienst eingestuft (vgl. Zu- lassungsbescheid, Ziff. 1, und Beschluss i. S. RTL World, Az.: KEK 052, II 1.3).

1.4 Auch die oben (I 3) dargestellte, im Ergebnis rein konzerninterne Veränderung ist gemäß § 29 Satz 1 RStV anzeigepflichtig: Es hängt von den jeweiligen Gesamtum- ständen ab und muss von der KEK geprüft werden, ob es sich um eine medienkon- zentrationsrechtlich relevante Beteiligungsveränderung handelt oder um eine rein

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konzerninterne Transaktion, die nicht der Unbedenklichkeitsbestätigung bedarf (ständige Spruchpraxis, vgl. z. B. Beschlüsse i. S. ProSieben, Az.: KEK 185-1, VIVA und VIVA Plus, Az.: KEK 198, Playboy TV, Az.: KEK 226, und ProSiebenSAT.1, Az.: KEK 247-1 bis 5).

2 Zurechnung von Programmen und Zuschaueranteile

2.1 Zurechnung von Programmen

2.1.1 RTL sind die Programme des vorliegend zur Verlängerung beantragten Programmbouquets sowie RTL, n-tv und VOX zuzurechnen (§ 28 Abs. 1 Satz 1, 1. Alt. RStV bzw. § 28 Abs. 1 Satz 1, 1. und 2. Alt. RStV). Darüber hinaus werden RTL die sonstigen ihren Obergesellschaften zurechenbaren Programme zugerechnet (arg. e §§ 28 Abs. 1 Satz 3, 29 Satz 2 RStV).

2.1.2 Die Programme im Bouquet RTL World, RTL, n-tv und VOX sind gemäß § 28 Abs. 1 Satz 2 RStV i. V. m. § 16 AktG auch den Obergesellschaften von RTL, insbesondere der RTL Group und der Bertelsmann AG, zuzurechnen. Ihnen sind ferner die Programme RTL II und Super RTL zuzurechnen (§ 28 Abs. 1 Satz 1 und Satz 2 RStV i. V. m. § 16 AktG).

2.2 Zuschaueranteile

Für den Satellitenempfang strahlt RTL über den Astra-Transponder Nr. 89 ein Digi- talbouquet aus, das im Simulcastbetrieb parallel zur analogen Verbreitung neben den Programmen VOX, n-tv und den Angeboten RTL Shop und Traumpartner TV auch die Programme RTL, Super RTL und RTL II enthält. Außerdem bietet RTL ei- nen elektronischen Programmführer (EPG) an. Die Fernsehnutzung der digitalen Simulcastprogramme wird von der AGF/GfK-Fernsehforschung seit dem 01.01.2003 senderbezogen ausgewiesen und zur analogen Fernsehnutzung hinzu- gerechnet. Deshalb enthält die folgende Tabelle die Daten über die Zuschauerantei- le der Programme unabhängig von der Verbreitungsform:

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Zuschaueranteile

August 2003 bis Juli 2004 Januar 2005 RTL Television 14,03 13,1 RTL II 4,84 4,4 Super RTL 2,71 2,8 VOX 3,57 4,2 n-tv 0,55 0,7 ∑ RTL Group 25,70 25,2

Anteile an der täglichen durchschnittlichen Sehdauer (GfK-„Marktanteile“), Zuschauer ab 3 Jahren, Montag bis Sonntag, 3:00 bis 3:00 Uhr, Angaben in Prozent; Quelle: GfK- Fernsehforschung/AGF, Fernsehpanel D + EU, RTL Medienforschung; Schreiben von RTL vom 04.02.2005.

Die vier digitalen Spartenprogramme mit den Schwerpunkten Soaps, News/Maga- zine, Action und „RTL-Highlights“ sind noch nicht auf Sendung. Sie haben somit keine Zuschaueranteile.

Die insgesamt der Veranstalterin und der RTL Group zurechenbaren Programme erreichten im Referenzzeitraum August 2003 bis Juli 2004 einen Zuschaueranteil von 25,7 %. Aktuell lag der Zuschaueranteil bei 25,2 %.

3 Vorherrschende Meinungsmacht

Ein Unternehmen darf in der Bundesrepublik Deutschland eine unbegrenzte Anzahl von Programmen veranstalten, sofern es dadurch keine vorherrschende Mei- nungsmacht erlangt (§ 26 Abs. 1 RStV).

3.1 Gemäß den Feststellungen im Beschluss vom 18.02.2005 i. S. Zulassungsverlän- gerung Super RTL (Az.: KEK 216) ist derzeit nicht anzunehmen, dass die Bertels- mann AG bzw. die RTL Group aufgrund ihrer Zuschaueranteile oder aus sonstigen Gründen mit den ihr zuzurechnenden Programmen vorherrschende Meinungsmacht im bundesweiten Fernsehen erlangt. Auf die in dieser Entscheidung dargelegten Gründe wird Bezug genommen (vgl. Beschluss i. S. Super RTL, Az.: KEK 216, III 2.1 und 3.2.3). Die KEK hat bei dieser Prüfung auf Grundlage der Feststellung der Landesmedienanstalten im Rahmen des zweiten Vermutungstatbestands für vor- herrschende Meinungsmacht (§ 26 Abs. 2 Satz 2 RStV) auf den Zuschaueranteil der RTL Group zwei Prozentpunkte für die Veranstaltung von Regionalfensterpro-

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grammen im Hauptprogramm RTL angerechnet (vgl. dort, I 1.3 und III 3.1.2.2 bis 3.1.2.5).

3.2 An dieser Feststellung ändern auch die Digitalprogramme nichts, deren Zulas- sungsverlängerung vorliegend beantragt ist. Bereits bei der Erstzulassung des RTL- Digitalpakets war festzustellen, dass damit eine Konzentration digitaler Programm- kompetenz der RTL-Gruppe bei RTL einhergeht (vgl. Beschluss i. S. RTL World, Az.: KEK 051, II 2.2). Sie setzt sich mit der Etablierung des Tochterunternehmens RTL interactive als Koordinator sämtlicher „Diversifikations-Aktivitäten“ der Gruppe fort. Jedoch ist mit einer nennenswerten Erhöhung der Zuschaueranteile der RTL Group durch das schon bislang zugelassene Digitalpaket auch weiterhin nicht zu rechnen. Von der Zulassungsverlängerung für das Programmbouquet ist daher kei- ne Entstehung vorherrschender Meinungsmacht der Veranstalterin oder der Betei- ligten zu erwarten.

(gez.) Huber Lübbert Mailänder Rath-Glawatz Sjurts