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Sachsen und die von Oxford bekannt, lung eines vollkommenen Kalenders. starb am die Alfonsinischen lassen sich vor Es wird vielmehr klar, daß wir es bei 23. Februar 1442 und wurde in der Johannes von Gmunden in Wien Johannes von Gmunden mit einem Gruft von St. Stephan beigesetzt. nicht nachweisen. Er sieht ihre Män- hervorragenden Mathematiker und Am Rathaus von Gmunden ist auf gel und die Schwerfälligkeit ihrer Astronomen zu tun haben, von dem Veranlassung des Grafen Polliot 1885 Rechnungen. Ihrer Verbesserung, wir mit Recht sagen können, daß er eine einfache Gedenktafel mit folgen- widmet er den größten Teil seines uns die Tore zum Weltall geöffnet der Inschrift angebracht: Lebens mit dem Ergebnis, daß sie hat. Die in großer Zahl auf uns ge- „Zur Erinnerung eine handliche Form erhalten, die für kommenen Abschriften seiner Werke an den in dieser Stadt die spätere Zeit vorbildlich bleibt (als beweisen das hohe Ansehen, dessen geborenen berühmten Vorläufer der heutigen Logarithmen). sich Johannes von Gmunden in ganz Mathematiker und Astronomen Die Hilfsmittel für seine Rechnungen Europa erfreute. Er war eine Zierde Canonicus mußte Johannes von Gmunden sich der Wiener Hochschule, und auf ihn Johannes von Gmunden, auch erst schaffen: Die Operation kann das Lob bezogen werden, das eine Zierde der Wiener Universität, mit den Minatien, einer Multiplika- der italienische Humanist Aenea an welcher er als Magister und tionstafel, einer Sinustafel für jeden Silvio Piccolomini, der spätere Papst Vice-Kanzler 1408-1435 halben Grad und Tafeln für die Be- Pius II, 1443, von Wien kommend, thätig war. rechnungen der Zwischen werte. Er den Deutschen spendete: sie seien Er starb am 23. Februar 1442 ist bestrebt, die Rechnungen1 durch bewundernswerte Mathematiker und als Pfarrer von Laa in Niederöster- Konstruktionen zu ergänzen oder zu überträfen alle anderen in Erfindun- reich." ersetzen, wobei ihm sein Zeichen- gen. Hans Sperl talent sowie sein künstlerischer Sinn zu Hilfe kommen. So erklärt und er- weitert er die stereographische Pro- Georg von Peuerbach - ein Vorbereiter jektion des Ptolemäus und schafft in seinem Instrumentum soletnne ein des kopernikanischen Weltbildes Gerät, das zur Darstellung des ptole- Scholastik ergebenen Johannes von mäischen Systems immer wieder Ver- In seinem Geburtsland ist der Name Gmunden stand er schon ganz auf wendung findet. Die Abhandlungen Georg von Peuerbach beinahe ver- dem Boden des Humanismus. Er war über die Säulensonnenuhr sowie über gessen. Eine Gasse und ein kleines in seiner Jugend viel in Deutschland, den Quadranten können als klassisch unscheinbares Denkmal im Hof des Italien und Frankreich gereist, hatte bezeichnet werden, weil sie, was kein Schlosses zu Peuerbach sind so ziem- astronomische Vorlesungen in , Mathematiker vor ihm getan, eine lich alles, was uns heute noch an und gehalten und war klare Erklärung der Darstellung von diesen bedeutenden österreichischen 1454 von König Ladislaus von Un- Funktionswerten in rechtwinkeligen Astronomen am Beginn der Neuzeit garn als Astronom berufen worden. und Polarkoordinaten bringen. Die erinnert. Dabei hat Georg von Peuer- Bald darauf (1454-1460) hielt er Reisesonnenuhr wird dadurch in bach die nach dem Tod Johannes' als Lehrer der Wiener Universität Vor- Deutschland heimisch und Gegen- von Gmunden bald in Vergessenheit lesungen über römische Klassiker. stand vieler späterer Abhandlungen. geratene Astronomie und Mathema- Hier wurde Johann Müller aus Durch die weite Verbreitung der tik mit ungemeinem Beifall seiner Königsberg in Franken, genannt Re- Schriften des Johannes von Gmunden Zeiten wieder zu neuer Blüte er- giomontanus, sein Schüler, Mitarbeiter über ganz Europa ist ein nachhaltiger weckt. Mit Johannes von Gmunden und Freund. Einfluß auf die Entwicklung der und ist Georg von Himmelskunde — besonders in Peuerbach einer der Wegbereiter des Georg von Peuerbach führte in die Deutschland — anzunehmen, das von kopernikanischen Weltbildes, welches Trigonometrie des Abendlandes den da an anstelle Englands die führende heute unser gesamtes astronomisches Sinus ein und veröffentlichte darüber Rolle in der astronomischen Wissen- Denken beherrscht. eine Tafel von 10 zu 10 Minuten, die schaft annimmt. Es ist nicht allgemein bekannt, daß später von Regiomontanus ausgebaut es in Österreich um die Mitte des wurde. Er ist auch der Urheber einer Georg von Peuerbach hat als unmit- 14. Jahrhunderts so gut wie kein neuen Planetentheorie. Er hat eine telbarer Nachfolger diese Schriften wissenschaftliches Leben gab. Doch Tafel der Sonnenfinsternisse errechnet sicher gut gekannt. Von Regiomontan als 1365 die Wiener Universität ge- und ein Quadratum für Höhen- und wissen wir, daß er die des Johannes gründet wurde, setzte ein plötzlicher Entfernungsmessung erfunden. von Gmunden studierte und ab- Aufschwung ein, und hundert Jahre Zu seinen Freunden zählten der be- schrieb, ihnen also großen Wert bei- später hatte Wien in mancher Wis- rühmte und gelehrte Kardinal Niklas maß. Wenn Johannes von Gmunden senschaft schon eine führende Stel- von Cusa und Johannes Bianchini so- immer im Schatten dieser beiden lung errungen, so besonders als wie der päpstliche Legat Kardinal Männer stand, so ist dies neben sei- Pflegestätte der Mathematik und , der Anstoß dazu gab, daß ner Bescheidenheit hauptsächlich dem Astronomie. Georg von Peuerbach den ptolemä- Umstand zuzuschreiben, daß seine Johannes von Gmunden war der erste ischen aus dem griechischen Werke nicht gedruckt worden sind. Fachprofessor für Mathematik und Urtext zu übersetzen begann. Peuer- Wer jedoch seine handgeschriebenen Astronomie an der Universität Wien bach hatte sich die Verbesserung der Werke durchblättert, muß zur Ein- und der Begründer ihrer älteren ma- lateinischen Übersetzung aus einer sicht gelangen, daß die bisher viel- thematischen Schule. Georg von Peuer- arabischen Version, die wieder auf fach vertretene Anschauung falsch ist, bach setzte dessen Werk fort. Im einen syrischen Text zurückging, zur sein Hauptverdienst sei die Herstel- Gegensatz zu dem noch teilweise der Lebensaufgabe gemacht. Da er selbst ©Naturkundliche Station der Stadt Linz,Austria, download unter www.biologiezentrum.at nicht Griechisch konnte, bemühte er Neustain und Johann Strobelberger den Atlantischen Ozean mit sich und sich, das ganze Weltgebäude des sowie der Staatsmann Christoph Amerigo Vespucci bestimmte mit ihrer Ptolemäus auf seine Art zu verstehen Forstner aus Pürnstein bei Neufelden, Hilfe die Orinokomündung. und hatte schon sechs Bände der Ab- der als Kanzler zu Mümpelgaard 1667 Am 30. Mai 1423 in der dritten kürzungen des Almagests geschrieben, starb, die besonders erwähnt werden. Stunde nach Mitternacht erblickte als ihn inmitten dieser Arbeit im Alter Das große mathematische Dreigestirn, Georg in Peuerbach, „einem Flecken von 37 Jahren der Tod hinwegraffte. Johannes von Gmunden, Georg von und Schloß im Lande ob der Enns, Noch auf seinem Sterbebett bat er Peuerbach und Regiomontanus, hat sechs Meilen von Linz gegen Bayern seinen Schüler Regiomontanus das durch drei Menschenalter den Ruhm hinliegend", das Licht der Welt. ptolemäische Werk zu vollenden. der deutschen Astronomie bestritten. „Er war ein vortrefflicher Hersteller Regiomontanus hatte die Tafeln des und trefflicher Förderer der Astro- In dem 1755 bei Johann Friedrich Johannes von Gmunden abgeschrie- nomie in Deutschland, auch derselben Jahn in Frankfurt und Leipzig ver- ben, Georg von Peuerbach hatte sie öffentlicher Lehrer an erwähnter Uni- legten Werk des Versuches einer Ge- verbessert und ergänzt, Regiomon- versität zu Wien und ein guter Mecha- schichte der österreichischen Gelehr- tanus legte sie in Druck als astro- nikus. Er starb im Jahre 1461 den ten, herausgegeben von Franz Con- nomische Jahrbücher (Ephemeriden), 8. April und war im St. Stefansdom stantin Florin von Khautz, werden die der Bestimmung des Standes des beigesetzt" — heißt es in einer alten Georg von Peuerbach im II. Kapitel Mondes, der Sonne und der Planeten Chronik. volle 25 Seiten gewidmet. für jeden Tag des Jahres dienten und Wir Oberösterreicher haben guten Neben den Dichtern Johann Enenkel so als wichtige Hilfsmittel für See- Grund, ihm in unserer Erinnerung als und Ottokar von Horneck sind es fahrer zur geographischen Ortsbe- einem unserer hervorragendsten Ma- vor allem die Mathematiker Johannes stimmung verwendbar waren. thematiker den Platz einzuräumen, von Gmunden, Georg von Peuerbach, Kein Geringerer als Christoph Ko- den er in der Fachwelt längst errun- Erasmus Schreckenfuchs und die Ärzte lumbus führt die Ephemeriden des gen hat. Wolfgang Latz, Alexandrinus von Regiomontanus auf seiner Fahrt über Hans Sperl P. Johann Grueber S. J.* Hofastronom und Mathematiker an der Sternwarte zu Peking Nach neuesten Forschungen stammt Aufzeichnungen, ist leider nicht auf- phen P. Martin Martini, den Ver- Grueber, als dessen Geburtsort immer findbar. fasser des ersten Atlaswerkes von Linz angegeben wird, wahrscheinlich Im Jahr 1656 brachen P. Grueber und China: „Novus Atlas Sinensis." aus dem weiteren Linzer Raum in P. Bernhard Diestel von Rom aus Grueber und Diestel lernten in der Gegend von St. Florian**; seine auf und wanderten über Vorder- Macao die chinesische Sprache, Biographie erscheint demnächst von asien nach Indien, von hier fuhren Grueber legte hier auch seine feier- dem jüngst verstorbenen Staatsbiblio- sie mit einem englischen Schiff nach liche Ordensprofeß ab. Mit der An-, thekar Dr. Bruno Zimmel aus Wien. Macao, wo sie im dortigen Jesuiten- kunft Gruebers in Macao schien — Leider ist der Name Gruebers in kolleg am 16. Februar 1659 an- ein lang ersehnter Wunsch der in wissenschaftlichen Werken und Kon- kamen. Sie trafen hier den berühmten China wirkenden Jesuiten Wirklich- versationslexika kaum zu finden, Südtiroler Geodäten und Kartogra- keit zu werden, nämlich die Erschlie- ganz zu Unrecht, war doch Grueber einer der kühnsten Forschungsreisen- den der Geschichte und wohl der größte Landreisende des 17. Jahr- hunderts. Der Grund dafür, daß Grueber vielfach in Vergessenheit ge- riet, mag wohl darin liegen, daß er seine Reiseberichte nicht selbst ver- öffentlicht hat, sondern sie in münd- licher Form Athanasius Kircher über- mittelte, der sie mit den Zeichnungen Gruebers in seinem berühmten Werk „China illustrata" veröffentlicht hat. — Die Hauptquelle, Gruebers eigene

* Dr. Bruno Zimmel: Der 1. Bericht über Tibets Hauptstadt Lhasa aus dem Jahre 1661 - Biblos Wien 1953, Heft 3/4. Dr. Bruno Zimmel: Johann Grueber in China - ebenda 1964, Heft 3. ** Sepp Kaufmann: Zur Frage der Her- kunft P. Johann Gruebers. Sonder- druck aus den „Freinberger Stim- men" - Juli 1969. Potala-Palast in Lhasa, Kupferstich aus „China illustrata"