Rattelsdorf im Bild historischer Karten und Pläne

Thomas Gunzelmann

Abb. 1: Der Mainlauf zwischen Ebing und Unterleiterbach mit und Rattelsdorf (Karte 1). Quelle: StAB B67/15 Nr. 531a it seinen Nachbarorten Ebing, dorf und Zapfendorf, deren Verlauf flossen.5 Um 1567 wuchsen im MUnterleiterbach und Zapfen- durch mehrere Verlagerungen des Flussbogen bereits Weiden, im Jahr dorf teilt Rattelsdorf seine ältesten Mainlaufes ungewiss geworden 1585 begannen die Zapfendorfer, Dorfansichten.1 Anlass für die schö- war, weswegen die Rattelsdorfer die Fläche im Bogen ackerbaulich nen Darstellungen dieser Dörfer aus sich schließlich durch Zapfendorf zu nutzen. Doch bereits 1593 dem frühen 17. Jahrhundert auf übervorteilt fühlten. durchbrach der Main den Mäander drei verschiedenen Karten war wie Da diese Karten bereits mehrfach des »Großen Wörths« und verlegte so oft ein heftiger Streit.2 Das Klos- vorgestellt wurden4, soll hier be- seinen Hauptarm nach Osten in ter Michelsberg führte für die Ge- sonderes Augenmerk auf ihre Aus- Richtung Zapfendorf. Der Main meinde Rattelsdorf in den Jahren sagen zur Rattelsdorfer Geschichte verließ jedoch nicht auf einen von 1617 - 1629 einen Prozess ge- gelegt werden. Schlag den Bogen des großen gen die Gemeinde Zapfendorf. In Um die Mitte des 16. Jahrhun- Wörths, denn »ein Theil noch in den umfangreichen Prozessakten derts war der Main nach einem dem alten gang daselb geflossen, finden sich die drei Karten zur Er- starken Hochwasser mit seinem also das die Zapfendorffer einen läuterung der Örtlichkeiten einge- neuen Hauptarm in den vielleicht steeg über den rechten abfluß ge- heftet.3 Anlass für die Auseinander- schon vorgeprägten, in der »Form macht und darüber gegangen«. Al- setzung war die umstrittene Ge- eines halben Mondes« angelegten lerdings sei das »Jahr hernach [...] markungsgrenze zwischen Rattels- Mäander des »Großen Wörths« ge- das wasser gahr din den Neung

53 Abb. 2: Der Mainlauf zwischen Ebing und Unterleiterbach mit Zapfendorf und Rattelsdorf (Karte 2). Quelle: StAB B67/15 Nr. 531a

Durchbruch gefallen und [hatte] den Bewohnern beider Orte über Brunst zu Rattelsdorf geschehen, den Steg hinweggetrieben«.6 Dies 26 Jahre waren die Folge, die nicht hatten die Rattelsdorfer zu auffbau- hinderte die Zapfendorfer jedoch selten in Tätlichkeiten ausarteten. ung ihrer abgebrannten Häuser nicht, die Fläche des Bogens weiter- Eine solche Schlägerei ist auch in geldt bedörfft und daher den Zap- hin als Teil ihrer Gemarkung zu der Bildmitte der Karte 3 im stritti- fendorfern etlich gütter über dem sehen, weswegen es 1617 zum Pro- gen Gebiet des »Werthangers« dar- Main gegen Rattelsdorf zu ver- zess kam, dem wir die Karten ver- gestellt. Der damals 80-jährige Rat- kaufft.«9 Dieser Brand legte nach danken. telsdorfer Hans Krauß, vom Ge- den Aussagen anderer Zeugen Rat- Da der Main seit Jahrhunderten richt als einer von vielen Zeugen telsdorf etwa 60 Jahre vor dem Ge- die Flurgrenze zwischen Zapfendorf gehört, gab an, er habe vor »unge- richtstermin in Asche, also etwa um und Rattelsdorf bildete – und da- fehr 30 Jahren [...] ein Weidich ge- 1560. Als nach dem Erwerb einzel- rüber hinaus auch die Zentgrenze schnitten, wann ein Zapfendorfer ner Flächen den Zapfendorfern auch zwischen den Gerichtsbezirken der dazu kommen und Ihme den Hutt noch der Main zu Hilfe kam, par- Zent Medlitz und der daraus ent- genommen, dann Zeug wiedrumb zellierten sie den Werthanger neu, standenen Klosteramtszent Rattels- mitt einem Orth hab lösen müs- indem »man zu jeden Haus einen dorf und der Zent Zapfendorf wie sen«.8 Theil geschlagen habe, dafür hat je- auch die Grenze zwischen den Bis- Er gab auch einen Grund an, wie der 4 Gulden in die Gemein geben tümern und Würzburg bis die Zapfendorfer Bauern überhaupt müssen«.10 Schlussendlich konnte 18087 –, gingen die Rattelsdorfer in den Besitz von Flächen im Gro- nach dem Gerichtsentscheid Zap- wie selbstverständlich davon aus, ßen Wörth gekommen seien, was ja fendorf den Werthanger behalten – dass mit der Verlegung des Maines die Voraussetzung dafür war, um bis heute ist der erhaltene Bogen nach Osten nun auch der große auch einen Anspruch auf das Gebiet des Großen Wörths die Gemeinde- Wörth wieder ihrer Markung zuzu- als Teil ihrer Gemarkung erheben grenze zwischen Rattelsdorf und rechnen sei. Streitereien zwischen zu können: »Nach dem aber die Zapfendorf.

54 Abb. 3: Der Mainlauf zwischen Ebing und Unterleiterbach mit Zapfendorf und Rattelsdorf (Karte 3). Quelle: StAB B67/15 Nr. 531a

Abb. 4: Das Ortsbild von Rattelsdorf in der Darstellung von Karte 1. Quelle: StAB B67/15 Nr. 531a

55 Abb. 5: Das Ortsbild von Rattelsdorf in der Darstellung von Karte 3. Quelle: StAB B67/15 Nr. 531a In ihrer Anlage zeigen sich die kann aber davon ausgehen, dass es Dach des Kirchturms und der Ge- Karten als eine Mischung zwischen dem unbekannten Kartenzeich- bäude des michelsbergischen Klos- Grundrissdarstellung und Land- ner12 hauptsächlich auf das Streit- terhofs besitzen auf beiden Karten schaftsgemälde. Sie bilden die Land- objekt selbst und weniger auf die eine blau-schwarze Farbgebung, schaft wie von einem imaginären Darstellung der Dörfer ankam. was zweifelsfrei auf eine Schiefer- erhöhten Standpunkt aus ab, in der Auf den Karten 1 und 3 ist das deckung schließen lässt, die vor- so genannten Kavaliers- oder Mili- Ortsbild von Rattelsdorf so darge- nehmlich herrschaftlichen Gebäu- tärperspektive.11 Dabei nähert sich stellt, dass einige aussagekräftige den vorbehalten blieb. Rot darge- die Darstellung der Flur, der Was- Schlüsse erlaubt sind. Karte 1 zeigt stellt sind Ziegeldächer. Zwei Zie- serläufe und des Wegenetzes schon recht verlässlich die damals übli- gelhütten in der Nachbargemar- der modernen Vorstellung einer chen Dachformen. Es dominieren kung Höfen sind spätestens seit Karte als Grundrissdarstellung an, das steile Vollwalmdach und das dem 18. Jahrhundert belegt.15 Vor die Dörfer sind dagegen noch weit weit über den Giebel gezogene allem auf den Scheunen, vereinzelt mehr dem Landschaftsgemälde ver- Halbwalmdach. Satteldächer fin- auch auf Wohnhäusern, lassen sich haftet, was Aussagen zum damali- den sich auf Karte 1 kaum, dagegen nach Farbe und Strich Strohdächer gen Ortsgrundriss unmöglich macht. einige mehr auf Karte 3. Das Voll- erkennen. Die Rattelsdorfer Dorf- Dafür geben sie uns eine einigerma- walmdach behütet jedoch nicht ordnung von 1616,16 also wenige ßen realistische Vorstellung vom mehr die Wohnhäuser wie noch im Jahre vor dem Entstehen der Karten Aussehen der Gebäude und von den späten Mittelalter, es hat den An- aufgestellt, verbietet zwar Strohdä- wichtigsten Dominanten des dama- schein, dass es sich auf die Scheu- cher; gerade solche Verbote lassen ligen Dorfbildes. Die drei Karten nen zurückgezogen hat.13 Wenn die aber darauf schließen, dass ge- unterscheiden sich dennoch in ih- Überlieferung eines Dorfbrandes wöhnlich gegen sie verstoßen wur- rem Realitätsgehalt. Am wenigsten um 1560 zutrifft, dann haben wir de. der Wirklichkeit entspricht die Kar- dennoch ein zeitlich relativ ge- Die das Ortsbild von Rattelsdorf te 2, auf welcher die Häuser der schlossenes Ortsbild vor uns. Diffe- noch heute prägenden Sonderbau- Dörfer als weiß geputzte Bauten renziert hat der Kartenmacher von ten sind besonders genau auf Karte mit relativ flachen roten Dächern Karte 1 und 3, der wahrscheinlich 3 dargestellt, aber auch auf Karte 2 dargestellt sind. Die Darstellung derselbe ist, auch die Farben der lassen sich Details erkennen. Diese der Landschaft und der Vegetation Dächer. Man kann sicher sein, dass Ortsminiaturen geben wahrschein- ist dabei nicht ungeschickter als auf damit die unterschiedlichen Dach- lich als einzige noch existierende den beiden anderen Karten, man deckungen gemeint sind.14 Das bildliche Darstellung die Gestalt

56 des Kirchturms vor 1803 wieder, als das Turmobergeschoss wegen ei- ner bereits 1777 festgestellten Bau- fälligkeit eingelegt wurde.17 Der Turm besitzt noch ein Erdgeschoss, das dem 13. Jahrhundert zuzurech- nen ist. Im frühen 17. Jahrhundert besaß er nach Ausweis der Karten einen hohen spitzen Turmhelm, al- lerdings ohne die vier Scharwacht- türmchen, wie sie die Karten bei- spielsweise für Zapfendorf darstel- len und wie sie in Unterleiterbach heute noch erhalten sind. Überein- stimmend zeigen Karte 1 und 3 un- ter dem Turmhelm ein verschiefer- Abb. 6: Die Michelsberger Weiher in der Darstellung von Karte 3. tes Obergeschoss, das deswegen vielleicht aus Fachwerk war und Quelle: StAB B67/15 Nr. 531a daher die angeführten baulichen Probleme im 18. Jahrhundert zeig- Obwohl die Karte 3 insgesamt am rung der klösterlichen Teichwirt- te. Neben dem Kirchturm zeigt detailreichsten ist, fehlt auf ihr ein schaft ein. Abt Andreas Lang Karte 3 den Gemeindeturm, der im weiterer Sonderbau: das Gemein- schloss daher 1486 mit der Ge- Kern sicherlich spätmittelalterlich de-Torhaus oder das »Untere Tor«. meinde Rattelsdorf einen Vertrag ist, 1622 jedoch erst schriftlich ge- Dieses erstmals 1260 erwähnte zum Tausch des »Stöckig«, einem nannt wird.18 Die vorliegenden Tor23 stellt dafür die Karte 1 als ein Hutanger am Weg nach Zapfen- Bildquellen mögen damit sogar ein die Straße überbauendes Sattel- dorf, gegen das Weiderecht des paar Jahre älter sein, als die Erster- dachhaus mit einer rundbogigen Klosters auf den Brachfeldern der wähnung. Auch geben die Karten Tordurchfahrt dar. Die heute beste- Rattelsdorfer Flur, um Teicheanzu- den Zustand vor den Beschädigun- hende Anlage stammt wohl aus der legen. Im selben Jahr wurde mit gen des Dreißigjährigen Krieges Mitte des 18. Jahrhunderts. Sie hat dem Ausheben der drei nebenein- wieder, in dessen Folge der Turm- ein Walmdach, die Durchfahrt ist ander liegenden Weiher begonnen, helm 1718/19 durch den Prächtin- flach überbaut. aber erst drei Jahre später war alles ger Zimmermeister Andreas Weiß Noch ein weiteres, heute ver- zum Betrieb der Teichwirtschaft in seiner heute noch erhaltenen schwundenes Charakteristikum der Nötige fertig gestellt.27 Dazu gehör- Form mit der kuppeligen, achtseiti- Rattelsdorfer Flur geben die drei te wohl auch das Weiherhäuslein, gen welschen Haube mit der aufge- Karten wieder: die »Münchberger das alle drei Karten am Südrand der setzten offenen Laterne mit kleiner Weiher«, Fischteiche des Klosters Teichanlage wiedergeben. Kuppel erneuert wurde.19 Zu Be- am Wegnach Zapfendorf. Die klös- Diese Teichanlagewird nun schon ginn des 17. Jahrhunderts hatte der terliche Teichwirtschaft hat ihren flächentreu in Form einer Inselkar- Gemeindeturm ein einfaches Sat- Ursprung wesentlich in den Fasten- te auf einer gut 100 Jahre jüngeren teldach, nach der Darstellung von geboten der benediktinischen Or- Karte des Kartographen Adam Karte 3 mit einem Zwerchhaus. Ei- densregel. Im Gegensatz zu Lang- Heinrich Mahr aus dem Jahr 1730 nen Akzent setzte ein kleiner spitzer heim und konnte Michels- wiedergegeben, die neben den Dachreiter, der wohl verschiefert berg ähnlich wie Banz schon aus Fischteichen vor allem den Wald war. Die Gemeinde besaß im Ober- topographischen Gründen keine des Klosters Michelsberg auf dem geschoss des Turmes eine beheizba- Fischteiche in unmittelbarer Nähe Abtenberg zum Thema hat.28 Den re Wachstube,von wo aus vor allem zum Kloster anlegen.24 Lediglich Maßstab in Nürnberger Schuh für nach Bränden Ausschau gehalten seine Fischwinterung hatte es nicht die Klosterweiher stemmt eine werden sollte.20 Neben der Kirche weit vom Kloster am »Gumbrechts- Neptunfigur. Die Karte zeigt nun links sind die Gebäude des Michels- brunnen« in Gaustadt, wo auch ein tatsächlich drei nur durch einen en- berger Klosterhofes dargestellt. Un- klösterlicher Fischer saß, weswegen gen Damm getrennte Teiche, wäh- ter dem Abt Andreas21 wurde 1488 der Ort später und bis heute rend die älteren Karten nur einen - 1492 das »Vorderhaus«, wahr- »Fischerhof« genannt wird.25 Mi- oder zwei darstellen. Auch ist das scheinlich das eigentliche Amts- chelsberg hatte um Gremsdorf Gü- Weiherhäuslein zu sehen, das man haus, zusammen mit etlichen Ne- ter im damaligen und auch heutigen als kleinen zweigeschossigen Fach- bengebäude neu errichtet. Dabei Zentrum der fränkischen Teich- werkbau mit Zeltdach ansprechen wird »außen ein Thurm neben dem wirtschaft. Hier ist gerade im 15. kann. Gespeist wurde die Weiher- Haus« genannt22, wahrscheinlich Jahrhundert eine erhebliche Aus- anlage wohl von dem heute noch der Treppenturm mit einer steiner- weitung der Weiherflächen fest- erhaltenen »Seebrünnlein« an der nen Wendeltreppe. Man meint, auf stellbar.26 Aber nicht nur im Höch- Straße nach Unterbrunn. 1735 der Karte 3 einen solchen Treppen- stadter Raum, auch am Obermain reichte aber dessen Schüttmenge turm erkennen zu können. setzte etwas später eine Intensivie- nicht mehr aus, weswegen der Abt

57 Abb. 7: Die Michelsberger Weiher bei Rattelsdorf auf der Karte von Adam Heinrich Mahr 1730. Quelle: StAB R 1421

Abb. 8: Wappenkartusche von Abt Anselm Geisendörfer auf der Karte von Adam Heinrich Mahr 1730. Quelle: StAB R 1421

58 Abb. 10: Grenzstein des Klosters Michels- berg aus der Versteinung des Abtenberges 1730 (Spolie in Privatbesitz). Er trägt das Michelsberger Wappen und die Initialen »AA« (=Anselm Abbas) . Foto: Th. Gunzelmann Abb. 9: Jagdszenerie auf der Karte von Adam Heinrich Mahr 1730. Quelle: StAB R 1421 bei Fürstbischof Friedrich Carl von gen, in der Hunde und zwei mit Rechte war der hohe und niedere Schönborn um Erlaubnis bat, ein Spießen bewaffnete, Jagdhorn bla- Jagdbann in Rattelsdorf, womit Schöpfrad bei Unterbrunn in den sende Jäger Rehen und Hirschen selbstverständlich der Klosterwald Main zu hängen.29 Nach der Auflö- nachsetzen. Ähnliches findet sich am Abtenberg gemeint ist, das vom sung des Klosters im Zuge der Sä- auch in der Darstellung der Kloster- Hochstift schon unter Abt Roman kularisation 1802/03 gingen die weiher, auf welchen überdimensio- Knauer 1671 angezweifelt wurde - Teicheein. 1970 fand man bei Flur- nierte Enten schwimmen. Als einzi- Teil eines Konfliktes, der zur Abset- bereinigungsarbeiten an der Stelle, ge Siedlung bildet die Karte »Nieder zung und zeitweisen Verhaftung des wo das Weiherhaus zu vermuten Brunn«, also Unterbrunn, in ver- Abtes führte.33 Letztendlich ging es war, Bauschutt und zahlreiche zu- streut stehenden und wenig realisti- um die Durchsetzung bischöflicher gespitzte Eichenpfähle, die viel- schen Fachwerkhäuschen ab. Rechte in den Zeiten des beginnen- leicht Teileeiner Pfahlgründung des Die Karte ist Teil einer Serie von den Absolutismus gegenüber einer Weiherhauses oder Bestandteile des Karten der michelsbergischen Klos- landständischen klösterlichen Grund- Seedammes waren.30 terwaldungen, die der Geometer herrschaft, die ihrerseits immer wie- Im Wesentlichen wird jedoch in und Notar Adam Heinrich Mahr der versucht hatte, landesherrliche dieser Karte über der Wappenkar- anfertigte.31 Eine unserer Karte Fesseln abzulegen. Nicht nur von tusche des Abtes Anselm Geisen- ganz vergleichbare Darstellung liegt Seiten des Hochstifts wurde Druck dörfer (1725 - 1743) der Kloster- von ihm bespielweise auch für den auf das Jagdrecht des Klosters aus- wald mit seinen genauen Grenzen Wald von Weipelsdorf vor.32 geübt, im Jahre 1682 beklagte sich einschließlich einer Reihe numme- Die genaue Darstellung der Gren- der Rattelsdorfer Klosterkastner, rierter Grenzsteine dargestellt. Der zen des Klosterwaldes einschließ- dass der Herr von Giech Michels- Wald selbst ist durchgängig mit lich einer Jagdszenerie ist im Kon- berg die kleine Jagd streitig ma- symbolisierten Bäumen als Laub- text der Auseinandersetzungen zwi- che.34 So verwundert es nicht, dass wald wiedergegeben. Den eigent- schem dem Hochstift Bamberg und Abt Anselm schließlich 1730 eine lich strengen Grundrissdarstellun- dem Kloster Michelsberg seit dem genaue Karte der Grenzen des Wal- gen mit genauen Grenzen und der späten 17. Jahrhundert zu sehen, in des erstellen ließ, zumal er ja selbst Benennung der angrenzenden Flur- denen es um zahlreiche vermeint- in seiner Amtszeit ständig im Streit stücke steht die Wiedergabe einer lich angemaßte Rechte des Klosters mit dem Fürstbischof lag. Am 16. fröhlichen Jagdgesellschaft entge- ging. Eines dieser umstrittenen Januar 1745 kam es schließlich zwi-

59 Abb. 11: Karte der »Badhut« zwischen Rattelsdorf und Höfen von Johann Georg Roppelt 1765. Quelle: StAB R 1023

60 schen dem Domkapitel und dem Kloster zu einem »Rezeß« über die Jagd in der Rattelsdorfer Gemar- kung, auf dem Abtenberg und in der Medlitzer und Unterbrunner Flur, auf dessen Basis dann ein hal- bes Jahr später eine »Marckung«, vielleicht mit einer Neuversteinung verbunden, vorgenommen wur- de.35 Eine noch jüngere Karte aus dem Jahr 1765 stammt von Johann Ge- org Roppelt, damals Hochstifts- feldmesser.36 Der 1718 in geborene und 1797 in Bamberg verstorbene Roppelt wurde später Hofkriegsrat und Oberbaumeister des Hochstifts und Vater des Jo- hann Baptist Roppelt, Mönch in Banz und Professor in Bamberg und als solcher letzter Topograph des Hochstifts.37 Schon 1743 erstellte Johann Georg Roppelt als Kanzlist und Feldmesser des Klosters Mi- chelsberg das »Saalbuch über den Marktflecken Rattelsdorf«, in dem sich auch einige Risse von Liegen- schaften des Klosters, vor allem auch der Weiherund des Waldesauf dem Abtenberg, befinden.38 In die- sen Rissen zeigt er sich noch ganz Abb. 12: Obere Mühle in Rattelsdorf. in der Tradition von Adam Hein- Foto: E. Lantz rich Mahr, seine Waldsignatur scheint geradezu von diesem ko- grenze den Lauf des eingezeichne- berg sollen Mühlen bestanden ha- piert. Dagegen ist seine Karte der ten Seitengrabens der Itz bis zu des- ben, Pfarrer Raab vermutet deren »Badhut« von 1765 schon als Vor- sen Einmündung in die Itz und vier.39 In den späteren Quellen fin- stufe der Katasterpläne des 19. schließlich den Itzlauf bis zur Unte- den sich jedoch nur zwei. 1360 Jahrhunderts zu werten. Lediglich ren Rattelsdorfer Mühle an. Rat- wird die Obere Mühle in einem die Dorflagen von Rattelsdorf, Hö- telsdorf dagegen hielt die Flächen Zinsbuch des Klosters aufgeführt,40 fen, Neuses (Höfenneusig) und Da- jenseits der Itz, auf der Karte mit und wenn es eine Obere gab, muss schendorf werden noch symbolhaft den Buchstaben A - K bezeichnet, auch eine Untere Mühle existiert mit gezeichneten Häuschen darge- für einen Teil seiner Gemarkung. haben. 1501 wurde die Untere stellt, jedoch nur, um die ungefähre Von beiden Seiten vorgeschobene Mühle in zwei Teile aufgeteilt, die Lage der Orte anzugeben, auf die es Ursache für den Streit waren angeb- Obere sogar in 9 Anteile.41 Dies wegen des auf die Grenzstreitigkei- lich in den Fluss gefallene Grenz- muss aber nicht bedeuten, dass da- ten bezogenen Karteninhalts gar steine. Der Kartograph hielt gleich- durch mehrere eigenständige Müh- nicht ankam. Weitere Symbole für zeitig noch einen Streit um das len entstanden wären, sondern es Wald, Weideflächen oder Wiesen Fischrecht fest und gab die Stellen werden dabei nur Anteile an Mahl- sind schon stark reduziert. Parzel- an, an welchen dem »Höfner Fi- und Schneidrechten unter verschie- lengrenzen, Wege und Brücken wie scher 3 Reußen« (R), »dem Rattels- dene Anteilseigner aufgeteilt wor- auch der Flusslauf der Itz sind nur dorfer Fischer 1 Setzhammer« (S) den sein, so wie es bei den Säge- noch als Grundrisslinien darge- und »dem Höfner Fischer der Schelg mühlen des Frankenwaldes noch stellt. Dies trifft auch für die beiden und Fischzeug abgepfändet wor- bis heute üblich ist. 1743 hatte die Mühlen von Rattelsdorf, die Obere den«. Obere Mühle fünf Mahl- und einen und die Untere Mühle, zu, die mit Die Karte gibt somit den intensi- Schneidgang und gehörte Karl ihren Hausgrundrissen, unterschie- ven Bezug der Nachbarorte zur Kaym, 1789 dann dessen Sohn Ki- den nach Haupt- und Nebengebäu- Itzaue und zum Fluss wieder, von lian Kaym. Die Untere Mühle hatte den, wiedergegeben sind. dessen Vorzügen möglichst jeder drei Mahl- und ebenso einen Inhaltlich bezieht sich die Karte profitieren wollte. Mit den beiden Schneidgang; sie gehörte Maria auf einen Grenzstreit zwischen den Mühlen nutzte Rattelsdorf die Was- Margaretha Kretschin, ihr Sohn Gemeinden Höfen und Rattelsdorf. serkraft der Itz. Schon bei der Hans Jörg Kretsch übernahm sie Höfen sah als seine Gemarkungs- Schenkung des Ortes an Michels- 1781.42

61 schen 1808 und 1853 ganz Bayern vermessen und und auf 22000 Flur- karten im Maßstab 1:5000, später teilweise auch 1:2500 kartogra- phisch dargestellt. Utzschneider gab eine »Instruktion für die bey der Steuer-Messung im Königreich Baiern arbeitenden Geometer und Geodäten« heraus, die schließlich dazu führte, dass alle Gemarkungen nach einem einheitlichen System und auf gleichbleibend hohem Ni- veau dargestellt wurden. Bahnbre- chend war sein System auch wegen der Nutzung der Lithografie, wo- durch die handgezeichneten farbi- gen Karten nun auch drucktech- nisch vervielfältigt werden konn- ten.46 Selbstverständlich existieren auch für Rattelsdorf Flurkarte und Ortsblatt als Steindruck, hier soll aber die farbige Uraufnahme auf ihre Aussagen zur Rattelsdorfer Ge- schichte hin analysiert werden. Der Ortsplan bietet die erste geo- metrisch korrekte Wiedergabe des Ortsgrundrisses von Rattelsdorf. Er ist daher die wichtigste Quelle raumbezogener Dorfforschung al- ler Art, noch dazu mit dem etwas Abb. 13: Das »Untere Tor« in Rattelsdorf am historischen Ortsausgang nach Bamberg später erstellten Steuerbuch, dem neben der ehemaligen Brauerei »Zum Goldenen Adler«. so genannten Grundsteuerkatas- 47 Foto: E. Lantz ter ; alle möglichen Schlüsse, die aus diesem Plan zu ziehen sind, Der Unteren Mühle gegenüber rungen bezeugen ebenfalls die hohe können daher hier gar nicht vorge- lag eine Flachsröste an der Itz. In Bedeutung der Flussfischerei in der stellt werden. In verschiedenen Far- einer solchen Flachsröste oder Itz neben der klösterlichen Teich- ben sind die Nutzungen der Gebäu- Flachsgrube wurde der bereits ge- wirtschaft im Maintal. de und ihre Besitzverhältnisse dar- riffelte Flachs in Bündeln mit Stei- Die letzte hier vorzustellende gestellt. Die Wohngebäude zeigen nen beschwert unter Wasser gehal- Karte ist das Uraufnahmeblatt der sich in Graugrün, auch erkenntlich ten, damit sich nach einem im Was- bayerischen Landesvermessung. Es an der auf ihnen notierten Haus- ser ablaufenden Fäulnisprozess die wurde vom kgl. Geometer Josef nummer, die Nebengebäude sind in Holzteile leichter von der Faser lö- Thalmayr vom 5. bis 22. September Ocker gehalten. Öffentliche Ge- sen ließen. Das Vorhandensein ei- 1850 vor Ort gemessen und ge- bäude in kirchlichem, staatlichem ner solchen Flachsröste lässt darauf zeichnet.45 Dieses Ortsblatt ist und gemeindlichem Besitz sind in schließen, dass zumindest im 18. gleichzeitig der erste moderne Plan Abstufungen von Ziegelrot darge- Jahrhundert in Rattelsdorf Leine- des Ortes, in seiner farbigen Hand- stellt. Unterschiedliche sprechende weberei betrieben wurde. Um die zeichnung besitzt er auch noch äs- Signaturen kennzeichnen die Nut- Mitte des 19. Jahrhunderts gab es thetische Qualität, die unseren mo- zung der ebenso dargestellten orts- drei Webermeister im Ort: Niko- dernen digitalen Ortsplänen häufig nahen nicht bebauten Parzellen. laus Schober (Haus Nr. 11), Franz abgeht. Dabei zeigt sich, dass um 1850 die Schober (Haus Nr. 36) und Johann 1808 wurde im jungen König- Nutzung dieser Flächen erheblich Raab (Haus Nr. 127.)43 reich Bayern, zu dem Rattelsdorf vielfältiger als heute war. Die Fischerei spielte ebenfalls nun gehörte, zur Durchführung ei- Schon lange gibt es keine Hopfen- eine wichtige Rolle für den Lebens- ner Vermessung sämtlicher Parzel- felder in Rattelsdorf mehr, die aber unterhalt der Dorfbevölkerung, len des gesamten Landes die »Steu- um 1850 den Ortsrand prägen. So weswegen es über die Berechti- ervermessungskommision« einge- hatte das Wirthaus »Zum Goldenen gung, in bestimmten Flussabschnit- richtet, deren erster Vorstand der Stern« (Haus Nr. 140) ein großes ten zu fischen, besonders häufig Staats- und Volkswirt Joseph von Hopfenfeld hinter der östlichen zum Streit kam.44 Die beiden nörd- Utzschneider (1763-1840) war. Die Höfezeile der »Bromberger Gasse« lich der Oberen Mühle liegenden, seit 1811 »Steuerkatasterkommisi- ebenso wie die »Schenkstatt zum heute verschwundenen Fischwinte- on« genannte Behörde hatte zwi- Goldenen Löwen« (Haus Nr. 51)

62 Abb. 14: Uraufnahmeplan von Rattelsdorf. Quelle: Bayerisches Landesvermessungsamt München

63 gung, der »Graben« (Pl. Nr. 94) im Süden, wo noch um die Mitte des vorletzten Jahrhunderts ein schma- ler Wassergraben existierte. Im Westen lässt sich seine Fortsetzung deutlich im Verlauf des »Schafran- gens« identifizieren, der schließlich bei der Unteren Mühle an der Itz endete. Hier fixierte diese Ortsbe- festigung noch weitgehend den Ortsrand, während sie im Osten und Norden schon länger über- schritten war. Dennoch ist sie auch hier noch deutlich auf dem Urauf- nahmeplan ablesbar. Im Graben scheint um die Mitte des 19. Jahrhunderts noch Wasser gestanden zu haben. Eine weitere, heute ebenso verschwundene Was- serfläche fand sich östlich des Dor- fes mit dem Weiher »Im Foßgrund«. Diesen Platz queren heute die Tras- sen der B 4 und der ehemaligen Eisenbahn. Betrachtet man die öffentlichen Gebäude, so stellt man fest, dass die Gemeinde Rattelsdorf zwar kein Rathaus besaß – die Gemeindever- waltung spielte sich in den Pri- vaträumen des jeweiligen Bürger- Abb. 15: Der Gemeindeturm als Blickpunkt in der Kirchgasse in Rattelsdorf. meisters ab –, aber sie verfügte den- Foto: E. Lantz noch über eine ganze Reihe von Funktionsgebäuden. Am Markt- platz selbst, dort, wo man ein Rat- direkt hinter ihrem Anwesen. Einen Sonst zeigt sich das Dorf auf dem haus vermuten könnte, fand sich kleinen Hopfengarten besaß am Uraufnahmeplan eingerahmt durch die Gemeindeschmiede (Haus Nr. östlichen Ende ihres Grundstückes einen Obstbaumgürtel, der aller- 114). Sie unterschied sich mit ihren die Gastwirtschaft »Zur Schwane« dings differenziert wird nach dem Nebengebäuden kaum von einem (Haus Nr. 2).48 Rattelsdorf war um typischerweise hinter der Scheune Bauernhof, lediglich der Schmiede- die Mitte des 19. Jahrhunderts ein befindlichen Gras- und Baumgar- unterstand ragte als einziges Bau- mit klassischen fränkischen Klein- ten, seltener Gemüsegarten mit werk in den Platzraum des Markt- brauereien dicht besetzter Ort, die Bäumen, und auch dem traditionel- platzes hinein. Das auffälligste Bau- mindestens zum Teil ihren Hopfen len, heute nahezu verschwundene werk der Gemeinde war auch um selbst anbauten und in Einzelfällen »Baumfeld«, auf dem über einem die Mitte des 19. Jahrhunderts auch eine eigene Malzdörre besa- Acker im zweiten Stockwerk Obst- noch der Gemeindeturm, an wel- ßen. Insgesamt waren es sechs Braue- bäume genutzt wurden. Reste die- chen direkt die Schule anschloss, an reien, neben den bereits genannten ser Nutzungen mögen heute noch diese wiederum im Osten der »In- der »Goldene Adler« (Haus Nr. 71), existieren; vollends verschwunden dustriegarten« (Pl. Nr. 212 1/2 b).49 der eine eigene Malzdörre betrieb, sind dagegen die »Ödungen« und Darüber hinaus verfügte die Ge- der »Schwarze Rabe« (Haus Nr. 56) Weideflächen, auf denen noch zur meinde auch schon über den Vor- und der »Grüne Baum« (Haus Nr. Mitte des 19. Jahrhunderts Groß- gänger des heutigen Feuerwehrhau- 118). Typisch für die fränkischen und Kleinvieh mindestens im Som- ses, allerdings noch aufgeteilt auf Dörfer mit einem intensiven Brau- merhalbjahr täglich auf die Weide zwei separate und kleine Gebäude: wesen, das ja neben den handwerk- getrieben wurde. Gerade ortsnahe das »Feuerleiternhaus« (Pl. Nr. 89), lichen Brauereien auch noch das Flächen wie der »Gänsanger« (Pl. erkenntlich auf dem Uraufnahme- private Hausbrauwesen umfasste, Nr. 240) südlich der Oberen Mühle plan als langes, schmales Gebäude sind auch die Felsenkelleranlagen, oder der »Schafrangen« (Pl. Nr. 156 in der am Ostende des Marktplat- die der Uraufnahmeplan in der und 162) verweisen mit ihrem Na- zes abzweigenden Sackgasse, erbaut hohlwegartigen »Bromberger Gas- men auf die unterschiedlichen Nut- im Jahr 1850, und das »Feuer- se« und am »Kastenrangen«, dem zungen. Als Weideflächegalt im Sü- löschrequisitenhaus« (Pl. Nr. 27) in steilen Prallhang an der Itz nördlich den und im Westen ebenso der Be- der »Bromberger Gasse« auf Höhe der Kirche, darstellt. reich der ehemaligen Dorfbefesti- von Haus Nr. 16. Gemeindebesitz

64 war ebenso weiterhin das Torhaus ten des frühen 17. Jahrhunderts aus schungen zur deutschen Landeskunde. (Haus Nr. 69), das um die Mitte des den Beständen des Staatsarchivs Bam- Band 234, Trier 1990, hier S. 57 und 19. Jahrhunderts als Hirtenhaus ge- berg. In: Thomas Gunzelmann (Hrsg.): Anmerkung 122. Entgegen der quel- nutzt wurde. 1837 hatte die Ge- Zapfendorf. Landschaft - Geschichte - lenmäßigen Interpretation meinte meinde ein weiteres Gebäude er- Kultur. Zapfendorf 1986, hier S. 395 - Thomas Höfner: Die Landschaft um richtet, das so genannte »Chole- 406. Dort werden die Karten wie folgt Zapfendorf. In: Thomas Gunzelmann rahaus« (Haus Nr. 74) am westli- beschrieben: (Hrsg.): Zapfendorf. Landschaft - Ge- chen Ortsrand, wo schon einige 1. Anonymer Verfasser (Der Mainlauf schichte - Kultur. Zapfendorf 1986, S. Bauten die historische Ortsgrenze zwischen Ebing und Unterleiterbach 13 - 24, hier S. 21 eine schrittweise am »Schafrangen« überschritten hat- mit Zapfendorf und Rattelsdorf) Maß- Verlagerung des Mäanderbogens nach ten. Es diente wohl als gemeindliches Armenhaus. stab: ca. 1:7500, Norden = rechts. Westen feststellen zu können. Staatliche Gebäude waren nun die Ohne Ort, um 1620. 57 x 42 cm. far- 6 StAB B67/15 Nr. 531a fol. 190. Bauten des ehemaligen michelsber- bige Pinselzeichnung, Papier auf Lein- 7 Vgl. Karlheinz Frühmorgen: Entste- gischen Klosterhofes. Der ehemali- wand. StAB B67/15 Nr. 531a (ange- hung und Besonderheiten der neuen ge »Prälatenbau« (Haus Nr. 106) bunden) 2. Anonymer Verfasser (Der Diözesangrenze zwischen Bamberg war nun Rentamtsgebäude, der frü- Mainlauf zwischen Ebing und Unterlei- und Würzburg. In: BHVB 99/1963, S. here »Kastenhof«, immer noch »Al- terbach mit Zapfendorf und Rattels- 360 - 404, hier S. 376/77. ter Bau« genannt (Haus Nr. 105), dorf) Maßstab: ca. 1:5800, Norden = 8 StAB B67/15 Nr. 531a fol. 150. Ein hatte immer noch die Funktion des links. Ohne Ort, um 1620. 55 x 43 cm. »Ort« ist ein Viertel einer Münzeinheit. Getreidespeichers. Dies blieb so bis Farbige Pinselzeichnung, Papier auf Im vorliegenden Fall ist also anzuneh- zur Verlegung des Rentamtes Rat- Leinwand. StAB B67/15 Nr. 531a (an- men, dass es sich um einen »Ortsgul- telsdorf nach Staffelstein am gebunden) 3. Anonymer Verfasser(Der den«, also ein 15 Kreuzerstück, gehan- 51 7.10.1866. Der Uraufnahmeplan Mainlauf zwischen Ebing und Unterlei- delt hat. zeigt uns noch die wenig später ab- terbach mit Zapfendorf und Rattels- 9 StAB B67/15 Nr. 531a fol. 150. gerissenen alten Zehntscheunen im 52 dorf) Maßstab: ca. 1:5500, Norden = 10 StAB B67/15 Nr. 531a fol. 190. Süden des Grundstücks. Unverän- links. Ohne Ort, um 1620. 58 x 44,5 11 vgl. Tiggesbäumker, Zapfendorf, dert dagegen sind nach wie vor die cm. Farbige Pinselzeichnung, Papier (wie Anm. ), S. 397. Bauten der Kirche erhalten: die auf Leinwand. StAB B67/15 Nr. 531a 12 Jakob, (wie Anm. 1) und Vollet (wie kath. Pfarrkirche St. Peter und Paul (Haus Nr. 107) wie das danebenlie- (angebunden). Im Folgenden werden Anm. 4) vermuten Veit Kunrath als gende Pfarrhaus (Haus Nr. 108), die Karten im Text in dieser Reihenfol- Kartenzeichner. Kunrath war Hofma- das – wie damals häufig – mit Kel- ge als Karte 1, 2 und 3 bezeichnet. ler (+ 1640), Bildwerke von ihm sind ler, Brunnen, Stadel, Schweinestäl- 3 Vgl. Franz Machilek: Handgezeich- in St. Getreu Bamberg, Schlüsselau, len, Holzlege sowie Back- und nete Karten im Staatsarchiv Bamberg. Walsdorf und in Ebrach erhalten, vgl. Waschhaus das gesamte Gebäude- In: Generaldirektion der Staatlichen Karl Sitzmann: Künstler und Kunst- programm eines gut gestellten Bau- Archive Bayerns (Hrsg.): Oberfranken handwerker in Ostfranken. Die Plas- ernhofes besaß. im Bild alter Karten. (= Ausstellungs- senburg Bd. 12 mit 16 und 37. Kulm- Mit der Interpretation des Urauf- kataloge der staatlichen Archive Bay- bach 1983, hier S. 332. Vonihm ist eine nahmeplanes von Rattelsdorf endet erns Nr. 15), Neustadt a. d. Aisch 1983, signierte Karte von 1631 erhalten, bei dieser Versuch, die Darstellungen S. 19 - 26, hier S. 25. Neben den ein- Vollet, (wie Anm. 4), fälschlicherweise auf historischen Karten und Plänen gebundenen Karten gibt es im Staatsar- auf 1601 datiert. Sie hat wie die hier als besondere Quelle für die Orts- chiv Bamberg eine Zweitfertigung der besprochene ebenfalls eine Auseinan- geschichte von Rattelsdorf nutzbar Karte 1 mit der Signatur Rep. A 240, R dersetzung um eine Gemarkungsgren- zu machen. Bei weiterer Verknüp- 940. ze am Main zum Inhalt, in diesem Fall fung ihrer Aussagen mit schriftli- 4 Vgl. Jakob, Dorfansichten, (wie Anm. zwischen Breitengüßbach und Bau- chen und archäologischen Quellen, 1), Tiggesbäumker. Zapfendorf, (wie nach, vgl. Thomas Gunzelmann: Die wie auch der heutigen Situation in Dorf und Kulturlandschaft, ließen Anm. 2), Hans Vollet: Weltbild und historische Kulturlandschaft. Mensch sich noch darüber hinausweisende Kartographie im Hochstift Bamberrg. und Landschaft in der Geschichte Ergebnisse erzielen. Die Plassenburg. Bd. 47, Kulmbach Baunachs. In: Chronik Stadt Baunach. 1988, hier S. 137, im Zusammenhang Band 3. Baunach 2002, S. 11 - 52, hier Anmerkungen mit Ebing Thomas Gunzelmann: Ebing S. 47. Die stilistische Übereinstimmung 1 Zuerst publiziert von Hans Jakob: und der Main. Fluss, Dorf und Land- mit unseren unsignierten Karten ist Wiederentdeckte alte Dorfansichten: schaft in Beziehung. In: Runder Tisch aber nicht so hoch, dass man die Autor- Rattelsdorf an der Itz im Landkreis Ebing (Hrsg.): Chronik von Ebing. Teil schaft Veit Kunraths mit Wahrschein- Staffelstein. In: Fränkisches Land II. Herausgegeben zur 1200-Jahr-Feier lichkeit annehmen könnte. 4/1956 Nr. 9. von Ebing im Jahr 2000. Ebing 1999, 13 Dies entspricht Beobachtungen, wie 2 Grundlegend dargestellt und inter- S. 111 - 144. sie für das 16. Jahrhundert Konrad Be- pretiert wurde die Serie der drei Karten 5 Vgl. Renate Gerlach: Flußdynamik dal in Mittelfranken gemacht hat; vgl. von Günter Tiggesbäumker: Zapfen- des Mains unter dem Einfluß des Men- Konrad Bedal: Bäuerlicher Hausbau in dorf auf alten Landkarten. Drei Ansich- schen seit dem Spätmittelalter. For- Mittelfranken. Grundformen und Ent-

65 wicklung vom späten Mittelalter bis ins schichte. Band 1. Die Plassenburg Bd. 41 Vgl. Braun, Michelsberg, Bd. 2, (wie 18. Jahrhundert. In: Helmut Gebhard 39. Kulmbach 1978, S.142 Anm. 26), S. 188. & Konrad Bedal: Mittelfranken, Bau- 27 Vgl. Raab, Geschichte, (wie Anm. 42 StAB A 221/X Nr. 4415/1. ernhäuser in Bayern. Band 1. München 16) 29/1866, S. 147. 43 StAB K 235, Nr. 553 I - III. 1994, S. 47 - 69, hier S. 59. 28 StAB R 1421,Verfasser: Adam Hein- 44 Vgl. Thomas Gunzelmann: Bamber- 14 Tiggesbäumker, Zapfendorf, (wie rich Mahr. Des hochlöblichen Kayser- ger Zunftfischer gegen Zapfendorfer Anm. 2), S. 399 ließ offen, ob die un- lichen Stifts Closter Mönchsberg in Bauernfischer. Fischerei am Obermain terschiedlichen Dachfarben funktiona- Bamberg original grund Riehs über im Spiegel der Rechts-, Wirtschafts- le Unterschiede oder auf Dachdeckun- dessen aigenthümblichen Wald zu Ra- und Umweltgeschichte. In: HBL 13 H. gen hinweisen sollten. delsdorf von 323 Morgen und 20 Ru- 1/2001, S. 28 - 36. 15 Vgl. Johann Baptist Roppelt: Histo- den und jeder Morgen mit 66150 45 Bayerisches Landesvermessungsamt risch-topographische Beschreibung des Nürnberger Schueg gemessnet wor- München, Uraufnahme Rattelsdorf, kaiserlichen Hochstifts und Fürsten- den. Anno 1730. Maßstab ca. 1:2000, 1850, Beilage zu N.W.XC 21 und 22. thums Bamberg. Nürnberg 1801, hier Norden = links. Maße, Bamberg 1730, Maßstab 1:2500 46,6 x 46,6 cm. Ne- S. 171. 172 x 71 cm, aquarellierte Federzeich- ben Rattelsdorf befinden sich auch 16 Vgl. Georg Raab, Geschichte des nung, Papier auf Leinen. noch die Uraufnahmepläne von Höfen Orts und der Pfarrei Rattelsdorf, in: 29 StAB A 136/II Nr. 2246. Dieses und Daschendorf auf diesem Blatt. BHVB 29/1866, S. 69-161 . 30/1867, Schöpfrad ist ebenfalls auf einer histo- 46 Vgl. Josef Heider: Das bayerische S. 1-142 . 45/ 1882, S. 1-75, hier rischen Karte dargestellt, die bei Hans Kataster. Bayerische Heimatforschung 30/1867, S. 117. Jakob: Die Wüstungen des Zapfendor- Heft 8. München-Pasing 1954, hier S. 17 Vgl. Karl-Ludwig Lippert: Land- fer Umlandes. In: Thomas Gunzel- 21 - 24, reich bebilderte Darstellung kreis Staffelstein. Bayerische Kunst- mann (Hrsg.): Zapfendorf. Landschaft der Systematik des bayerischen Vermes- denkmale 28. München 1968, hier S. - Geschichte - Kultur. Zapfendorf sungswesens bei Max Seeberger (unter 176 1986, S. 379 - 394, hier S. 387 publi- Mitarbeit von Frank Holl): Wie Bayern 18 Vgl. Lippert, Staffelstein, (wie Anm. ziert ist. Hans Jakob hielt es jedoch für vermessen wurde. Hefte zur Bayeri- 17), S. 181. ein Schöpfrad zur Wiesenbewässerung. schen Geschichte und Kultur. Band 26. 19 Vgl. Lippert, Staffelstein, (wie Anm. 30 Vgl. Georg Gunzelmann: Flurberei- Augsburg 2001. 17), S. 181. nigung bringt es an den Tag. Reste der 47 StAB K 235, Nr. 553 I - III. Grund- 20 Vgl. Raab, Geschichte, 30/1867, michelsbergischen Fischweiher freige- steuerkataster Rattelsdorf 1854. (wie Anm. 16), S. 113. legt. In: Fränkischer TagNr. 256/1970. 48 StAB K 235, Nr. 553 I - III. 21 Abt Andreas Lang (1483 - 1502) 31 Vgl. Vollet, (wie Anm. 4), S. 162 49 Industriegärten waren Schulgärten stammte wohl aus Staffelstein, vgl. An- 32 Publiziert bei Vollet, (wie Anm. 4), mit einem Schwerpunkt in der Obst- dreas Lahner: Die ehemalige Benedici- S. 163. baumzucht, in denen die Schüler prak- ner-Abtei Michelsberg zu Bamberg. In: 33 Vgl. Lahner, Michelsberg, (wie tische Kenntnisse erwerben sollten. Auf BHVB 51/1889, S. 1 - 484, hier S. 198. Anm. 21 ), S. 280. Anweisung der Regierung legten seit Seine Amtszeit ist sicherlich zu den Blü- 34 Vgl. Lahner, Michelsberg, (wie dem frühen 19. Jahrhundert zahlreiche tezeiten des Klosters zu rechnen, so- Anm. 21 ), S. 308. Es handelt sich dabei Gemeinden, häufig auch mit Unterstüt- wohl aus ökonomischer als auch in geis- um das Giech’sche Rittergut zu Ober- zung der für die Schulaufsicht zustän- tesgeschichtlicher Sicht. brunn, dessen Grundbesitz nördlich an digen Pfarrer, solche Industriegärten 22 Vgl. Raab, Geschichte, 29/1866, den Klosterwald auf dem Abtenberg an. Der Inspektor der Industriegärten (wie Anm. 16), S. 117. angrenzte. in den Landgerichten Lichtenfels, Banz, 23 Vgl. Lippert, Staffelstein, (wie Anm. 35 StAB A 136/II Nr. 2248. Weismain und Seßlach war seit 1808 17), S. 181. 36 StAB R 1023 Johann Georg Rop- der in Mürsbach geborene, ehemalige 24 Zur langheimischen Teichwirtschaft pelt, Explicatio locus quaestionis die Langheimer Konventuale Ägidius Bau- um das Kloster jüngst WolfgangThiem: Baad Huth genannt, aufgenommen 16. mann; vgl. Thomas Gunzelmann: Pater Die Kulturlandschaftsinventarisation Juli 1765, genordet, Maßstab ca. 1: Ägidius Baumann aus Mürsbach - Ein der Gemarkung Klosterlangheim. In: 2000, 62 x 44 cm, ohne Ort, aquarel- Förderer des Obstbaus am Obermain. Schönere Heimat 93/2004, S. 93 - 100, lierte Federzeichnung auf Papier. In: HBL 3 H. 3+4/1991, S. 133 - 135. besonders S. 97 - 100. 37 Vgl. Sitzmann, Künstler, (wie Anm. 50 StAB K 235, Nr. 553 I - III. 25 Vgl. Lahner, Michelsberg, (wie 12), S. 456. 51 Vgl. Hildegard Weiß: Lichtenfels- Anm. 21), S. 452. 38 StAB A 221/X Nr. 4415/1. Staffelstein. Historischer Atlas von 26 Vgl. Rainer Braun: Das Benedikti- 39 Vgl. Raab, Rattelsdorf, (wie Anm. Bayern. Teil Franken. Reihe 1. Heft 7. nerkloster Michelsberg 1015 - 1525. 16), S. 117. München 1959, hier S. 135. Eine Untersuchung zur Gründung, 40 Vgl. Braun, Michelsberg, Bd. 2, (wie 52 Vgl. Beitrag von Manfred Jungkunz Rechtstellung und Wirtschaftsge- Anm. 26), S. 184. in diesem Heft.

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