ZUM AUTOR

Dr. Dieter Dorda, Dipl. Bio-Geograph Umweltschutzbeauftragter der Kreisstadt Homburg Autor mehrerer wissenschaftlicher Schriften auf dem Gebiet von Naturschutz und Ökologie

Studium der Geographie und Biologie an der Universität des Saarlandes Diplom: „Chlorkohlenwasserstoffe und Schwermetalle beim einheimischen Schwarzwild ...“ Dissertation: „Heuschreckenzönosen als Bewertungsindikatoren auf Sand- und submediterranen Kalk-Magerrasen ...“

Schwerpunkte: Faunistik (Wirbeltiere, Heuschrecken), Naturschutzfachliche Bewertung, Naturwaldreservats-Forschung, Biosphärenreservate

Danke für die Durchsicht des Manuskripts und wertvolle Anregungen

Thomas Schneider, Merzig Eckhard Bell, Homburg Jürgen Kruthoff, Homburg

IMPRESSUM

Verfasser: Dr. Dieter Dorda Layout/Satz: Thomas Simon Fotos: Kreisstadt Homburg; R. Ulrich, Dr. G. Mörsch

ISBN-Nr.:

Herausgeber: Kreis- und Universitätsstadt Homburg Rathaus, Am Forum 5, 66424 Homburg

Druck: Saarpfalzdruck Ermer KG, Homburg

Homburg im November 2002 Inhaltsverzeichnis

VORWORT ...... 4 1. ANLASS UND ZIELSETZUNG ...... 5 2. KULTURGEOGRAPHIE DER STADT HOMBURG ...... 7 3. LANDESNATUR ...... 9 3.1 GEOLOGIE UND BÖDEN ...... 9 3.2 NATURRÄUMLICHE GLIEDERUNG ...... 11 3.2.1 DER NATURRAUM "ZWEIBRÜCKER WESTRICH" ...... 11 3.2.2 DER NATURRAUM "ST. INGBERTER SENKE" ...... 13 3.2.3 DER NATURRAUM "HOMBURGER BECKEN" ...... 13 3.2.4 DER NATURRAUM "SAARBRÜCKEN-KIRKELER WALD" ...... 14 3.2.5 DER NATURRAUM "NORDPFÄLZER BERGLAND" ...... 14 3.3 HÖHENVERTEILUNG ...... 15 3.4 FAKTORENKARTEN ...... 15 3.4.1 VEGETATIONSDAUER ...... 15 3.4.2 NIEDERSCHLAGSVERTEILUNG ...... 15 3.5 FLÄCHENNUTZUNG UND KENNZEICHNENDE BIOTOP- UND LEBENSRAUMTYPEN ...... 18 4. BESTEHENDE SCHUTZGEBIETE ...... 26 4.1 SCHUTZGEBIETE NACH DEM SAARLÄNDISCHEN NATURSCHUTZGESETZ (SNG) ...... 26 4.1.1 NATURSCHUTZGEBIETE - NSG (§ 17 SNG) ...... 26 4.1.2 LANDSCHAFTSSCHUTZGEBIETE - LSG (§ 18 SNG) ...... 31 4.1.3 GESCHÜTZTE LANDSCHAFTSBESTANDTEILE - GLB (§ 19 SNG) ...... 31 4.1.4 NATURDENKMALE - ND (§ 20 SNG) ...... 32 4.1.5 SCHUTZ BESTIMMTER BIOTOPE - PAUSCHAL GESCHÜTZTE BIOTOPE (§ 25 SNG) ...... 33 4.2 SCHUTZGEBIETE NACH SAARLÄNDISCHEM WASSERGESETZ (SWG) UND WASSERHAUSHALTSGESETZ (WHG) 35 4.2.1 WASSERSCHUTZGEBIETE ...... 35 4.2.2 ÜBERSCHWEMMUNGSGEBIETE ...... 37 4.3 NATURWALDZELLEN - NWZ (§ 11 LWALDG) ...... 37 4.4 FAUNA-FLORA-HABITAT-GEBIETE - FFH GEBIETE ...... 38 4.4.1 ANHANG I DER FFH-RICHTLINIE ...... 38 4.4.2 ANHANG II DER FFH-RICHTLINIE ...... 39 4.4.3 DIE FFH-GEBIETE DER KREISSTADT HOMBURG ...... 39 5. DIE BIOTOPSITUATION DER KREISSTADT HOMBURG IM ÜBERGEORDNETEN VERGLEICH ...... 42 5.1 DIE BIOTOPKARTIERUNG II ...... 42 5.2 DAS ARTEN- UND BIOTOPSCHUTZPROGRAMM (ABSP) ...... 44 2

5.2.1 LEITLINIEN ...... 47 5.2.2 ZIELARTEN ...... 47 5.2.3 ZUR SITUATION IN HOMBURG ...... 49 5.3 DIE AGRARSTRUKTURELLE ENTWICKLUNGSPLANUNG (AEP) FÜR DAS SAARLAND ...... 49 5.4 DER LANDESENTWICKLUNGSPLAN UMWELT (ENTWURF) - LEP ...... 51 5.5 GEWÄSSERGÜTEBERICHT DES MINISTERS FÜR UMWELT ...... 52 6. BEMERKENSWERTE ARTEN AUF DEM GEBIET DER KREISSTADT HOMBURG ...... 54 6.1 FLORA ...... 54 6.1.1 LUNGENENZIAN (GENTIANA PNEUMONANTHE) ...... 54 6.1.2 PRÄCHTIGER DÜNNFARN (TRICHOMANES SPECIOSUM) ...... 54 6.2 FAUNA ...... 55 6.2.1 MOORFROSCH (RANA ARVALIS) ...... 55 6.2.2 MAUEREIDECHSE (PODARCIS MURALIS) ...... 55 6.2.3 AMEISENBLÄULING (MACULINEA NAUSITHOUS) ...... 56 6.2.4 HELLER WIESENKNOPF-BLÄULING (MACULINEA TELEIUS) ...... 56 6.2.5 WEIß STORCH (CICONIA CICONIA) ...... 57 6.2.6 KURZFLÜGELIGE BEISSSCHRECKE (METRIOPTERA BRACHYPTERA) ...... 57 6.2.7 GROSSES MAUSOHR(MYOTIS MYOTIS) ...... 57 7. DIE BIOTOPSITUATION DER KREISSTADT HOMBURG - BEISPIELE HERVORRAGEND AUSGESTATTETER LEBENSRÄUME ...... 58 7.1 GULDENSCHLUCHT BEI EINÖD ...... 58 7.2 BLIESAUE BEI BEEDEN (MASTAU) ...... 59 7.3 ZOLLBAHNHOF ...... 60 7.4 PFÄNDERBACHTAL ...... 61 7.5 LAMBSBACHTAL ...... 62 7.6 KARLSBERGWALD MIT HERZOGSKASTANIEN ...... 63 7.7 BINNENDÜNE HOMBURG ...... 64 7.8 CLOSENBRUCH ...... 65 7.9 KÖNIGSBRUCH ...... 66 7.10 KIEFERNRIEGEL N. BRUCHHOF ...... 67 7.11 AUSLÄUFER DER KAISERSLAUTERNER SENKE ...... 68 7.12 NATURWALDZELLE JÄGERSBURGER MOOR ...... 69 7.13 SPICKELWEIHER ...... 70 7.14 ORCHIDEENWIESE WEBSWEILER ...... 71 7.15 KALK-MAGERRASEN BEI KIRRBERG ...... 72 Biotope und Schutzgebiete der Kreisstadt Homburg 3

Verzeichnis der Abbildungen Verzeichnis der Tabellen

Abb. 1: Geologie Tab. 1: Flächenstatistik Abb. 2: Naturräumliche Gliederung Tab. 2: Liste der charakteristischen Biotoptypen Abb. 3: Vegetationsdauer Tab. 3: Naturschutzgebiete in Homburg Abb. 4: Niederschlagsverteilung Tab. 4: GLB Vorschläge der Biotopkartierung Abb. 5: Verteilung Naturschutz- u. Saarland II Landschaftsschutzgebiete in Homburg Tab. 5: Flächenstatistik Wasserschutzgebiete Abb. 6: Charakteristische § 25 Fläche: Tab. 6: Biotoptypen nach Anhang I der Sandrasen FFH-Richtlinie Abb. 7: Charakteristische § 25 Fläche: Tab. 7: Arten des Anhangs II der FFH-Richtlinie Übergangsmoor Tab. 8: FFH-Gebietsvorschläge auf dem Gebiet Abb. 8: Wasserschutzgebiete (festgesetzt und der Stadt Homburg geplant) und Überschwemmungsge- Tab. 9: Naturschutzfachlich besonders bedeut- biete same Gebiete der Stadt Homburg Abb. 9: FFH-Gebietsvorschläge Abb. 10: Flächen der Biotopkartierung Saarland II Abb. 11: ABSP-Flächen Abb. 12: Mastau bei Beeden Abb. 13: Ergebnisse der Agrarstrukurellen Ent- wicklungsplanung für Homburg Abb. 14: Gewässergüte-Situation von Erbach und Lambsbach Abb. 15: Niedermoorgebiet nordöstlich Königs- bruch 4

VORWORT

„Biotope und Schutzgebiete der Kreisstadt Stadt Homburg lädt Sie mit dieser Broschüre ein, Homburg“ lautet der Titel dieser Broschüre. Dem unsere wunderbaren und sehenswerten Natur- einen mag dies eine klare und deutliche Aussage flächen kennen zu lernen. Dies gilt sowohl für Ein- sein, dem anderen etwas trocken erscheinen. Na- heimische, als auch für Gäste. Gerade für Letztere türlich wäre es möglich gewesen, einen anderen gibt es auch eine Kurzfassung dieser Arbeit. Namen für das vorliegende Werk zu finden. Aber wir haben uns dafür entschieden, den Inhalt der Ich selbst möchte mich an dieser Stelle bei allen Arbeit im Titel deutlich werden zu lassen. Auch bedanken, die zum Erstellen dieser Druckschrift das Ziel, hiermit einen Beitrag zum kommunalen beigetragen haben. An erster Stelle natürlich dem Umweltschutz zu leisten, kommt im Untertitel zum Autor, dem Umweltschutzbeauftragten der Stadt Ausdruck. Homburg, Herrn Dr. Dorda, und Herrn Simon, der in seiner Freizeit die Layout- und Satzarbeiten er- Homburg gilt zurecht als Stadt der Arbeitsplätze. ledigt hat. Mein Dank gilt auch den Naturschutz- Homburg ist aber auch die Stadt des Baumes. Das beauftragten der Stadt Homburg, aus deren Rei- ist ein interessantes Zusammentreffen von Öko- hen die Anregung für die vorliegende Arbeit nomie und Ökologie. Dass beides keinen Wider- kommt. Stellvertretend für alle sei hier der Spre- spruch darstellen muss, wird in der vorliegenden cher der Gruppe, Herr Eckhard Bell, genannt. Nicht Broschüre verdeutlicht. Obwohl wir über 30.000 zuletzt natürlich auch dem Homburger Stadtrat, Arbeitsplätze und mehrere industrielle Großbetrie- der durch die Bereitstellung der finanziellen Mit- be aufweisen, bietet unsere Stadt auch herrliche tel einmal mehr deutlich gemacht hat, dass Um- Naturräume, teilweise von großer Seltenheit. Die welt- und Naturschutz in Homburg gleichberech- ausgedehnten Waldflächen sind dem Einheimi- tigt neben Ansiedlungspolitik stehen. schen vertraut und dem Gast schnell aufgefallen. Auch die Störche in Beeden haben bereits einen Ich hoffe, dass viele Menschen die Gelegenheit gewissen Bekanntheitsgrad. Aber viele werden die nutzen und die vorliegende Broschüre nicht nur Homburger Binnendüne oder den Ameisen- studieren, sondern auch die beschriebenen Natur- bläuling, um nur zwei Beispiele zu nennen, räume erleben werden. Ich wünsche Ihnen vielleicht nur dem Namen nach kennen. jedenfalls schon heute viel Spaß dabei.

Es gibt viel Neues zu entdecken und man sieht oft nur das was man kennt. Oder hätten Sie ge- Ihr wusst, dass es in Kirrberg Orchideen, im Königs- Rüdiger Schneidewind bruch einen Lungen-Enzian und in Jägersburg Beigeordneter für Jugend, Umwelt und Verkehr Moorbirken-Kiefernwälder und Torfmoos gibt? Die der Stadt Homburg Biotope und Schutzgebiete der Kreisstadt Homburg 5

1. ANLASS UND ZIELSETZUNG

Der kleinste gemeinsame Nenner für die Um- Planungshoheit, z.B. bei der Übernahme der setzung einer nachhaltigen Siedlungsentwicklung, naturschutzrechtlichen Eingriffs-Regelung in das wie sie die UN-Konferenz für Umwelt und Ent- Baugesetzbuch (BauGB). wicklung in Rio de Janeiro 1992 in der Agenda 21 postuliert hat, sind die Städte und Gemein- Um den multifunktionalen Anforderungen an den. Bei den Kommunen sind die Verwaltungs- eine junge und moderne Stadt gerecht zu wer- strukturen relativ übersichtlich; der Kontakt zum den, muss die Kreisstadt Homburg ihr Potenzial Bürger, als der lokalen Exekutive, ist recht eng. pflegen und entwickeln. Dazu zählt die Förderung des Wirtschaftspotenzials genauso wie die För- Die Kommunen werden sich mehr und mehr die- derung des Erholungspotenzials, des Wohn- ser Verantwortung bewusst und erkennen die potenzials und des Umweltpotenzials. weitreichende Bedeutung der kommunalen Der Mensch als in erster Linie sich optisch ori-

Binnendüne bei Homburg - eine der höchsten Binnendünen Südwest- deutschlands Lebensraum seltener Pflanzen und Tiere, z.B. Silbergras Corynephorus canescens, Bergsand- glöckchen Jasione montana, Nelken-Hafer- schmiele Aira caryophyllea, Frühe Haferschmiele Aira praecox, Blauflügelige Ödlandschrecke Oedipoda caerulescens, Gefleckte Keulenschrecke Myrmeleotettix maulatus u.a. KAPITEL 1 Anlass und Zielsetzung 6

entierendes Wesen ist aber nur bereit das zu pfle- gen und zu entwickeln, was er auch tatsächlich Betrachtet man die Verbreitungsbilder dieser sieht und kennt. Während die Kreisstadt Homburg und weiterer Arten, dann erkennt man, dass für andere Bereiche aus ihrem kommunalen Auf- Homburg für das Überleben solcher extreme gabenfeld bereits ein gutes Stück Arbeit geleistet Standorte bevorzugender Arten bundesweit - ja hat, fehlt für den Bereich „Umweltschutz“ eine sogar europaweit - eine besondere Verantwortung Dokumentation dessen, was vorhanden sowie hat. förder- und entwickelbar ist. Dies überrascht, könnte die Kreisstadt Homburg ihr Umwelt- Gerade die seltenen und charakteristischen Ar- potenzial doch viel stärker herausstellen und da- ten und Biotope machen die regionale Eigenart mit auch gezielt werben (weiche Standort- der Kreisstadt Homburg aus: Feucht- und Nass- faktoren). bereiche auf der einen, extreme Trockenstandorte auf der anderen Seite. Beide Standortextreme sind Homburg hat fünf landesweit bedeutende Na- in Homburg repräsentativ ausgebildet. Dazu kom- turschutzgebiete und als „Stadt des Baumes in men die ausgedehnten Wälder, die offenen Auen, waldreicher Umgebung“ einen Waldflächenanteil die ausgedehnten Niedermoorniederungen mit von rund 44 %. Rund die Hälfte des Stadtgebie- Resten ursprünglicher Moorvegetation oder aber tes ist als Fläche für Landschaftsschutz dargestellt auch im Innenstadtbereich der (hohe) Anteil an (darunter die großen zusammenhängenden Wald- Kleinlebensräumen für wärmeliebende Arten wie bereiche wie Karlsberg-Wald und Jägersburger z.B. die Mauereidechse. Wald) und rund 35 % des Stadtgebietes sind aus- gewiesenes Wasserschutzgebiet. Dass in Homburg unterhalb der Hohenburg-Ru- inen „Schlossberghöhlen“ zu besichtigen sind - Homburg hat aber nicht nur auf Biotop-, son- mit dem Prädikat „Größte Buntsandsteinhöhlen dern auch auf Artniveau bedeutende Vorkommen, Europas“ - ist bekannt. Dass es in Homburg aber die an dieser Stelle unbedingt erwähnt werden eine Binnendüne gibt, die als eine der mächtigs- müssen. Da lebt z.B. in der Mastau bei Beeden ten Binnendünen Südwest-Deutschlands gilt, wis- eine Schmetterlingsart, die von europaweiter Be- sen nur wenige Fachleute. Diese und andere deutung ist. Am Zollbahnhof zwischen Limbach Lebensräume auf dem Gebiet der Kreisstadt und Homburg ist eine Heuschreckenart nachge- Homburg dem Interessierten näher zu bringen, wiesen, die bundesweit als „vom Aussterben be- ist Anlass für die vorliegende Arbeit. Möge sie ih- droht“ eingestuft wird und in den Ausläufern der ren Teil dazu beitragen, den belebten Teil der Stadt Kaiserslauterner Senke nordöstlich Homburg ist Homburg künftig besser entwickeln und schüt- das Vorkommen einer Amphibienart wahrschein- zen zu können. Denn nur das, was man kennt, lich, die ihren Schwerpunktraum eher im flachen kann man auch schützen. Nord- und Ostdeutschland hat. Biotope und Schutzgebiete der Kreisstadt Homburg 7

2. KULTURGEOGRAPHIE DER STADT HOMBURG

Die Kenntnis der Entwicklungsgeschichte, der turen, die, wie am Beispiel von „Hirschwürzloch“ den Verbreitungsgebieten zugehörenden Arten oder „Karlsbergweiher“ nicht selten sogar Stand- kann die Entstehungsgeschichte unserer Land- ort von sogenannten § 25 Flächen (Quellfluren, schaft erhellen helfen. So liegt der Schlüssel zum vgl. Kap. 4.1.5) sind. Verständnis der heutigen Vorkommen, der heuti- gen Ausdehnung und der heutigen Gestalt unse- Herzog Karl II. August war es auch, der die Ess- rer Kulturlandschaftsbiotope im wesentlichen in kastanie (Castanea sativa) - eine Art, die ihr na- der Kulturlandschaftsgeschichte der letzten paar türliches Verbreitungsgebiet am Südrand der Al- hundert Jahre. pen hat - in Homburg anpflanzte und damit (weil

Der gestaltende Einfluss des Menschen und das Zusammenspiel von Natur und Kultur ist am Bei- spiel der Kreisstadt Homburg eindrucksvoll zu be- obachten.

Ein Schlüsseldatum stellt sicherlich der Zeitraum um 1800 dar, als Herzog Karl II. August (1776- 1786) bayerischer Kronprätendent war. In dieser Zeit wurde das Residenzschloss Karlsberg mit sei- nen Nebenanlagen errichtet. Gerade die Neben- links: anlagen erweisen sich heute aus naturschutzfach- Hirschwürzloch im licher Sicht als bedeutende Kleinbiotop-Struk- Karlsbergwald, historischer Brunnen aus der Zeit Herzog Karl August II; heute naturnah überwu- chert mit Quellflur und Schwimmblattgesellschaft

rechts: Kulturhistorisch bedeuten- der Bereich der Karlsbergquelle; heute mit Quell-Erlen-Eschenwald bestanden (§ 25-Fläche) KAPITEL 2 Kulturgeographie der Stadt Homburg 8

sich die Esskastanie im Einzelvorkommen der Mauereidechse gibt es in Gebiet natürlich verjüngt) Homburg aber auch an der aus dem 11. Jahrhun- überhaupt die Grundlage dert stammenden Klosterruine Wörschweiler, wie schuf, für den heute aus überhaupt die Mauereidechse in Homburg nur auf forstlicher Sicht so be- Sekundärstandorten, d.h. auf vom Menschen (un- deutenden „Edellaub- gewollt) geschaffenen Ersatzlebensräumen wie holzreichen Misch- Güterbahnhöfen, Gewerbegebieten usw. vor- bestand“ am Karlsberg. kommt. Die heute noch erhalte- nen und als Naturdenk- Ebenfalls ein gutes Beispiel für vom Menschen mal ausgewiesenen ca. geschaffene Ersatzlebensräume, sind die heute 200-250 jährigen Her- aus naturschutzfachlicher Sicht als hochwertig zogskastanien zeugen einzustufenden Kalk-Magerrasen im Bereich von der damaligen gro- Kirrberg. Die Kalk-Magerrasen in Kirrberg sind aus ßen Zeit. früherer Ackernutzung hervorgegangen. Ihre Ent- stehung kann bis ins Jahr 1800 zurückverfolgt Will man die Genese werden. Neben verschiedenen Orchideenarten der Kulturlandschafts- fällt dem Naturfreund hier der Fransenenzian biotope Homburgs um- (Gentiana ciliata) besonders ins Auge. fassend durchleuchten, Weiter sind an alten Biotoptypen für das Stadt- so muss man in der Zeit- gebiet noch zu nennen: Moore und Sümpfe, die geschichte aber bis in die am Standort sicherlich bereits mehrere hundert römische Zeit zurückge- Jahre Entwicklungszeit hinter sich haben. hen, als das heutige Schwarzenacker römisch- keltische Etappenstadt war. Damals wurden oben: prächtige Villen im mediterranen Baustil errich- Zwei der ursprünglich 21 tet. Heute sind diese als „Römermuseum“ bekann- Herzogskastanien ten Rest-Gemäuer Lebensraum der ebenfalls me- (Esskastanie Castanea diterranen Mauereidechse. Es ist nicht auszu- sativa) schließen, dass die Mauereidechse, die damals als Einwanderungsweg die Burgundische Pforte über rechts: Mit Milzkraut und Leber- die Flusstäler von Rhône, Saône und Maas nahm, moose (Chrysosplenium) seit dieser Zeit am Standort überdauert hat (= naturnah überwucherte Relikt) und sich damit die heutigen Vorkommen Karlsbergquelle erklären lassen. Biotope und Schutzgebiete der Kreisstadt Homburg 9

3. LANDESNATUR

3.1 GEOLOGIE UND BÖDEN

Der Buntsandstein (Mittlerer sm und Oberer so rechtlich festgesetzten Buntsandstein) ist auf dem Gebiet der Kreisstadt Überschwemmungsbereichen (vgl. Kap. 4.2). In Homburg die flächenmäßig dominierende geo- der peripheren Lage der Niedermoorsenken logische Formation. Er verwittert zu Braunerden „Closenbruch“ und „Königsbruch“ sowie im Be- mit mehr oder weniger ausgeprägten A-B-C reich der beiden Fließgewässer Erbach und Horizontierungen. Diese können (z.B. in konve- Lambsbach finden sich schwerpunktmäßig Gleye- xen bis hängigen Kulminationsbereichen im Ge- Böden. Gleye sind grundwasserbeeinflusste Bö- biet des Karlsbergwaldes) mehr oder weniger star- den. Aufgrund des auf dem Gebiet der Stadt ke Podsolierungstendenzen aufweisen. Homburg teilweise hoch anstehenden Grundwas- Muschelkalk (mu = Unterer Muschelkalk) ist auf sers nehmen sie eine flächenmäßig beachtenswer- den äußeren südöstlichen Teil des Stadtgebietes te Stellung ein. Die beiden Niedermoor-Niederun- beschränkt. Hier im Bereich der Ortsteile Einöd gen „Closenbruch“ und „Königsbruch“ sind im und Kirrberg ist als Bodentyp die Rendzina kar- Prinzip die westlichen Vorposten einer großen, aus tiert. Bodenkundlich betrachtet handelt es sich Rheinland-Pfalz bis ins Saarland sich erstrecken- bei der Rendzina um eine Unterform der Braun- den Niedermoorsenke (= Kaiserslauterner Senke). erde mit einem spezifisch ausgeprägten, skelett- Hier finden sich noch Niedermoorböden, beste- artigen A-Horizont. hend aus mittel bis stark zersetztem Niedermoor- Rotliegendes (ru1) und Karbon (cst3) sind im torf, teils in Wechsellagerung mit mineralischen äußersten Nordwesten (der Bereich nördlich Schichten. Websweiler) ausgebildet. Sofern sandig, sind auch Lehmschichten (in der Geologischen Karte des hier in der Regel Braunerdeböden zu erwarten. Saarlandes als „Lehme, Hangschutt, Terrassen“ Die Talauen (Blies, Erbach, Lambsbach) sowie kartiert; vgl. Abb. l) überlagern insbesondere im die Niedermoorsenken (Closenbruch, Königs- Bereich Erbach/Jägersburg den anstehenden Bunt- bruch, Höllengraben) sind dem Alluvium zuzuord- sandstein und kommen in der Bodenübersichts- nen. Im Bereich der beiden landschaftsprägenden karte (s.u.) als „Braunerden aus Deckschichten Flussläufe Blies und Schwarzbach sind Aueböden über Buntsandstein“ zum Ausdruck. ausgebildet. Sie decken sich mit den an Blies und KAPITEL 3 Landesnatur 10

Geologie

Ae = Vulkanit, Olivin Andesit Cst(2) = Karbon, Göttelborner Schichten d = Quartär, Lehme f = Quartär, Alluvium mu = Trias, Unterer Muschelkalk ru1 = Perm, Rotliegendes (Kuseler Schichten) sm = Trias, Mittlerer Buntsandstein so = Trias, Oberer Buntsandstein

Abb. 1: Geologische Karte des Saarlandes Biotope und Schutzgebiete der Kreisstadt Homburg 11

3.2 NATURRÄUMLICHE GLIEDERUNG

Naturräume sind nach geologisch-morphologi- tern. Die guten Bedingungen für die landwirt- schen sowie vegetationskundlichen Gesichtspunk- schaftliche Produktion haben diesen Naturraum ten differenzierte, mehr oder weniger großräu- seit Jahrhunderten geprägt. mige Gliederungen der Landschaft Der Großteil des Naturraumes "Zweibrücker Westrich" ist landwirtschaftlich geprägt. Die Kreisstadt Hombug hat Anteil an folgen- Allerdings sind in weiten Teilen Struktur- den fünf Naturräumen (Abb. 2). veränderungen (weg vom Haupterwerb-, hin zum Nebenerwerbsbetrieb) festzustellen. Richtig bäu- z Zweibrücker Westrich erliche Strukturen sind fast nur noch im südöstli- z St. Ingberter Senke chen Teil des Naturraumes, in der "Parr" und da- z Homburger Becken mit außerhalb der Kreisstadt Homburg zu finden. z Saarbrücken-Kirkeler Wald Aber auch auf dem zu Homburg zählenden Teil z Nordpfälzer Bergland des Naturraumes Zweibrücker Westrich ist die Landwirtschaft die dominierende Nutzungsform. Dies wird auch bei einem Blick auf die Karte deut- lich, wo alleine im südl. Teil der Kreisstadt Homburg drei Aussiedlerhöfe liegen. Die offenen Ackerflächen haben Trittstein- funktion für durchziehende Vogelarten z. B. Feld- lerchen (Alauda arvensis), die in beeindrucken- 3.2.1 Der Naturraum "Zweibrücker den Mengen im Frühjahr hier einfallen. Süd- Westrich" exponierte, ehemals extensiv genutzte Kalk- trockenrasen zeigen eine sonst nur noch selten zu bewundernde, bunte Vielfalt an Arten, vom Hauhechel (Ononis repens) über das Kalk-Kreuz- Die Stadt Homburg hat am Naturraum Zwei- blümchen (Polygala calcarea), dem Wundklee brücker Westrich, der insgesamt eine Flächen- (Anthyllis vulneraria) bis zu verschiedenen größe von rund 850 ha hat, nur einen geringen Orchideenarten. Anteil. Der "Zweibrücker Westrich" gehört zu den kli- matisch begünstigten Gaulandschaften. Er hat überwiegend gute Böden, die wie im Bereich Ein- öd/Kirrberg aus dem Unteren Muschelkalk verwit- KAPITEL 3 Landesnatur 12

Naturräume

Abb. 2: Naturräumliche Gliederung Biotope und Schutzgebiete der Kreisstadt Homburg 13

3.2.2 Der Naturraum 3.2.3 Der Naturraum "Homburger "St. Ingberter Senke" Becken"

Am Naturraum St. Ingberter Senke, der ins- Der Anteil der Kreisstadt Homburg am Natur- gesamt eine Flächengröße von rund 1280 ha hat, raum "Homburger Becken" beträgt fast 2/3 der hat Homburg einen Anteil von ungefähr 5 %. Gesamtfläche. Landschaftsprägendes Element des Natur- Der Homburger Raum ist Teil eines großen Bunt- raumes "St. Ingberter Senke" ist die breite Blies- sandsteingebietes am Westende der Westpfäl- aue, die im Bereich Homburg-Beeden (Mastau) zischen Moorniederung. Das Gebiet wird noch großenteils landwirtschaftlich genutzt wird. besonders durch moorige Niederungen und Teile der Aue sind aber auch bereits brachgefallen Flugsanddünen bedeckt. Die vorherrschende Ve- (z.B. der Bereich "Höllengraben"). getation auf den Zwischenmoorkomplexen der Insbesondere die landwirtschaftlich unrentab- Beckenlagen war ursprünglich der Moorbirken- len Bereiche stellen saarlandweit bedeutende Kiefernwald, während Bodensaurer Buchenwald Feuchtbiotope dar und sind großenteils auch als und Sand-Kiefernwald als potenziell natürlich Naturschutzgebiet ausgewiesen (NSG "Kühn- (pnV) für die Buntsandsteinlagen bzw. Dünen und bruch" bei Altstadt, NSG "Höllengraben" bei Sandfelder angenommen werden können. Gera- Beeden). Aber auch die genutzten Bereiche be- de der Wald, der in Homburg zu einem nicht ge- herbergen aufgrund des nach wie vor hoch an- ringen Teil mit Kiefern durchsetzt ist, nimmt 44 stehenden Grundwassers bedeutende und % des Stadtgebietes ein, während die Land- saarlandweit repräsentative Biotope. Hier sind ins- wirtschaftsfläche rund 30 % beträgt. besondere die subatlantischen Talglatthafer- Landschaftsprägend sind sowohl die großflä- wiesen mit der Charakterart Großer Wiesenknopf chigen Zwischenmoorsenken (Closenbruch, Sanguisorba officinalis zu nennen. Ein Beispiel ist Königsbruch) als auch die eher kleinflächigen der Bereich Beeder Brünnchen/Mastau der u.a. Binnendünen/Sandfelder, was auf Artniveau ent- auch aufgrund des Vorkommens des Amei- sprechend dokumentiert werden kann (z.B. das senbläulings Maculinea nausithous als FFH-Gebiet Vorkommen feuchtigkeitsliebender Arten wie die gemeldet worden ist. Kurzflügelige Beißschrecke Metrioptera brachyp- tera oder wärmeliebender Arten wie Mauerei- dechse Podarcis muralis bzw. Rotleibiger Grashüp- fer Omocestus haemorrhoidalis (vgl. Kap. 6). KAPITEL 3 Landesnatur 14

3.2.4 Der Naturraum Während im Norden und in der Mitte die Lebacher "Saarbrücken-Kirkeler Wald" bzw. Kuseler Schichten vorherrschen, werden im Süden - und damit in dem zu Homburg gehören- den Teil - die Böden von Verwitterungsprodukten Homburg hat am Naturraum "Saarbrücken- des Karbons bzw. Rotliegenden gebildet. Kirkeler Wald" einen Anteil von fast 40 %. Der zu Homburg gehörende Teil des Natur- Der Naturraum "Saarbrücken-Kirkeler-Wald" ent- raumes "Nordpfälzer Bergland" wird überwiegend spricht geologisch betrachtet dem Abfallen der von Offenland (Äcker und Wiesen) geprägt. Aus Schichtstufe der geologisch jungen Muschelkalk- naturschutzfachlicher Sicht bedeutend ist der landschaft zum Buntsandsteingebiet der St. "Nasswald" nördlich Websweiler, ein vielfältig Ingberter Senke. Das geologische Ausgangs- strukturierter Laubmischwaldbestand mit wasser- material (insbesondere der Mittlere Buntsand- führenden Gräben und feuchten Lichtungen. stein) verwittert zu nährstoffarmen Böden und Westlich Websweiler (Feilbach) ist darüberhin- bedingt, aufgrund seiner unterschiedlichen aus ein sehr schöner bachbegleitender Bach-Er- Verwitterungseigenschaft, eine starke Zertalung len-Eschenwald mit naturnahem Quellbereich aus- des Naturraumes. Als Verwitterungsform treten gebildet. häufig mehrere Meter mächtige Buntsandstein- felsen auf, die dem Wald ein charakteristisches, besonderes Aussehen verleihen. Standorttypische Waldgesellschaft ist der "Bodensaure Buchen- wald". Das durch den Buntsandstein gefilterte Wasser tritt häufig in oligotrophen Quellfuren aus, die - wie z.B. am Pfänderbachtal bei Schwarzen- acker - Lebensraum seltener Moosgesellschaften sein können.

3.2.5 Der Naturraum "Nordpfälzer Bergland"

Die Kreisstadt Homburg hat am rund 900 ha großen Naturraum "Nordpfälzer Bergland" nur einen geringen Anteil. Der Naturraum ist geologisch relativ einheitlich. Biotope und Schutzgebiete der Kreisstadt Homburg 15

3.3 HÖHENVERTEILUNG 3.4 FAKTORENKARTEN

Die Höhenverteilung erstreckt sich zwischen 220 und 390 m NN. 3.4.1 Vegetationsdauer Die höchsten Erhebungen liegen im Bereich der Einöder Höhe zwischen Einöd und Kirrberg (z.B. Homburg liegt fast komplett in einer von der Kalkofenhübel 372 m, Auf der Weißen Trisch 380 Saarschiene über die Gaulandschaften bis ins Osts- m) sowie nördlich Websweiler (390 m NN). Die aarland ausstreichenden Zone einer Vegetations- niedrigsten Lagen sind im Bereich der Schwarz- dauer zwischen 167 u. 174 Tagen. Lediglich der bachmündung und Bliesaue bei Einöd mit 220 m Bereich Jägersburg fällt durch eine geringere bzw. 218 m NN. Vegetationsdauer auf (162-166 Tage; Abb. 3).

3.4.2 Niederschlagsverteilung

Was die Niederschlagsverteilung anbelangt, kann das Stadtgebiet schwerpunktmäßig in zwei Zonen aufgegliedert werden (Abb. 4):

z eine südliche (auch Bereiche der Mitte bzw. des nördlichen Saarlandes umfassende) Zone mit einer Niederschlagsmenge von 800 mm

z eine nördliche (auch den peripheren Bereich der Saarschiene von Saarbrücken bis Dillingen umfassende) Zone mit einer Niederschlagsmenge von 850 mm.

Der Bereich Jägersburg (= der Erbacher Wald) wird in der zugrunde gelegten Faktorenkarte (Planungsatlas Saar) mit einer Niederschlags- menge von 750 mm angegeben. KAPITEL 3 Landesnatur 16

Vegetationsdauer

Abb. 3: Vegetationsdauer in Tagen Biotope und Schutzgebiete der Kreisstadt Homburg 17

Niederschläge

Abb. 4: Niederschlagsverteilung KAPITEL 3 Landesnatur 18

3.5 FLÄCHENNUTZUNG UND KENNZEICHNENDE BIOTOP- UND LEBENSRAUMTYPEN

Die Kreisstadt Homburg ist äußerst waldreich (ca. 44 % des Stadtgebietes werden von Wald ein- Fläche (ha) Anteil (%) genommen). Sie hat Teil an einem von Völklingen Waldfläche 3610 43,7 über Saarbrücken bis ins Ostsaarland reichenden, Landwirtschaftsfläche 2398 29,0 mehr oder weniger geschlossenen Waldgürtel, der Bebauter Bereich 1299 15,7 durch die Naturräume "Warndt" und "Saarbrücken- Verkehrsfläche 669 8,1 Kirkeler-Wald" charakterisiert wird. Erholungsfläche 116 1,4 Die Landwirtschaftsfläche der Stadt Homburg Wasserfläche 64 0,8 beträgt rund 30 %; der Rest verteilt sich auf den Fläche für besiedelten Bereich. Landschaftsschutz 4132 49,8 Der relativ hohe Waldanteil kommt auch bei Be- Wasserschutzzone II 374 4,5 trachtung der Flächenstatistik der Stadt Homburg Wasserschutzzone III 2468 29,7 zum Ausdruck. Tab. 1: Flächenstatistik (Q.: Die Kreis- u. Universitätsstadt im Spiegel der Zahlen)

Biotop- und Lebensraumtypen

Der Homburger Raum ist durch zwei Extreme Binnendüne bei Homburg, die Sandrasen im NSG gekennzeichnet. Da sind zum einen die sehr feuch- "Closenbruch" oder aber auch die Kiefernriegel ten und flächenmäßig bedeutenden Zwischen- nördlich Bruchhof. moorsenken wie Closenbruch und Königsbruch, Die Biotopkartierung Saarland II (s.u.) charak- zum andern die sehr trockenen und eher klein- terisiert den Homburger Raum wie folgt (Tab. 2): flächigen Binnendünen/Sandfelder wie z.B. die Biotope und Schutzgebiete der Kreisstadt Homburg 19

Folgende Biotoptypen sind für die Biotop-Ver- Biotoptyp Frequenz Fläche hältnisse der Kreisstadt Homburg besonders er- wähnenswert: charakteristisch Repräsentative (zonale) Waldstandorte Bodensaurer Buchenwald Hoch- u. Übergangsmoore 1,4 4,2 Klimatisch geprägte (extrazonale) Wald- Besenheidefluren 8,3 3,9 standorte Birken-Bruchwälder 2,8 6,5 Schatthangwald Kiefernriegel 2,8 2,0 Durch Bodenwasserhaushalt bestimmte (azonale) Waldtypen flächenmäßig dominant Erlen-Bruchwald Birken-Bruchwald Bodensaurer Buchenwald 18,3 208,7 Quell- bzw. bachbegleitender Erlen- Mesophiler Buchenwald 5,4 52,0 Eschenwald Div. feuchtes Grünland 11,8 45,0 Auwald Schatthangwald 12,9 42,8 Sonderformen Großseggenried 20,4 30,0 Kiefernriegel Sonstiger Forst 14,0 36,9 Hecken und Gebüsche Weiden-Faulbaumgebüsch häufig wärmeliebende Gebüsche auf Kalk und Hartgestein Großseggenried 20,4 30,0 Besenginsterflur Bodensaurer Buchenwald 18,3 208,7 Grünland Quellfluren 18,3 4,6 seggen- und binsenreiche Nasswiese Mesotrophe Pfeifengraswiese Mädesüß-Hochstaudenflur 18,3 15,0 magere, artenreiche Glatthaferwiese Weiden-Faulbaum-Gebüsch 17,2 11,4 Ungenutztes Grünland, Brache Erlenbruch 15,1 25,6 Feuchte Standorte Schatthangwald 12,9 42,8 Schilfröhricht div. feuchtes Grünland 11,8 45,0 Großseggenried Sonstiger Forst 14,0 36,9 Trockene Standorte Kalk-Halbtrockenrasen Tab. 2: Liste der charakteristischen Biotoptypen Sandrasen, Silbergras-, und Klein- schmielenfluren Zwergstrauchheiden (Besenheidefluren) KAPITEL 3 Landesnatur 20

Bodensaurer Buchenwald flexuosa), Heidekraut (Calluna vulgaris), Hainsim- se (Luzula luzuloides), Wiesen-Wachtelweizen Bodensaure Buchenwälder wachsen im Stadt- (Melampyrum pratense), Adlerfarn (Pteridium gebiet von Homburg auf sauren, nährstoffarmen, aquilinum), Salbei-Gamander (Teucrium silikatischen Buntsandsteinböden sowie auf scorodonia), Maiblume (Maianthemum bifolium), dilluvialen Deckschichten. Kennzeichnend für die- Wald-Habichtskraut (Hieracium sylvaticum). se Waldgesellschaft sind mäßig frische, auch stau- Der Bodensaure Buchenwald ist im Homburger frische, schwach bis mäßig nährstoffversorgte Raum die potenziell natürliche Vegetation für alle Standorte mit anlehmigen bis lehmigen Sanden. Buntsandsteinlagen. Als reale Vegetation nimmt Hauptbaumart ist die Buche, als Nebenbaum- er große Teile des Karlsberg-Revieres sowie des arten treten Traubeneiche und Bergahorn auf. Jägersburger und Erbacher Waldes ein. Sandbirke, Eberesche, Salweide, Kiefer (im Hom- burger Raum wohl autochthon), Aspe (= Zitter- pappel) und Stieleiche sind Pionierbaumarten in Schatthangwald dieser Buchenwaldgesellschaft. Aufgrund der sehr homogenen Standortbe- In schattigen Schluchten und an nord- bis ost- dingungen sowohl in Jung- als auch in Altholz- exponierten Steilhängen, auf feinerdearmem beständen (wenig Licht, Basen- u. Nährstoffarmut, Steinschutt und auf frischen bis feuchten Lehmen durchlässiger Boden), bilden nur sehr wenige, gut wächst gewöhnlicherweise der Schatthangwald. angepasste Pflanzenarten eine lückige Kraut- Voraussetzung ist eine hohe Luftfeuchtigkeit und schicht aus (so z.B. Drahtschmiele (Avenella dauernd gute Wasserversorgung. Schatthang- wälder sind reich an Basen und Nitraten und an- deren Nährstoffen, die entweder mit dem Was- ser oder mit hangabwärts rieselnder Feinerde her- angeführt werden. Aufgrund zahlreicher Geophy- ten zeichnen sich diese Wälder durch einen aus- gesprochenen Frühjahrsaspekt aus. Den Schatthangwäldern kommt eine große Be- deutung in der Stabilisierung des Standortes zu, da sie zur Verminderung der Erosion beitragen. Sie sind Wuchsorte seltener und gefährdeter Pflanzenarten. Zahlreiche seltene, hohe Luft- feuchte liebende Moose haben hier ihren bevor- zugten Wuchsort. Bodensaurer Buchenwald Beispiele sind die Guldenschlucht bei Einöd, das im Karlsbergrevier Pfänderbachtal bei Schwarzenacker, die beiden Biotope und Schutzgebiete der Kreisstadt Homburg 21

tief eingeschnittenen Kerbtäler (= Zuflüsse zum sera rotundifolia), Scheidiges Wollgras (Erio- Lambsbach) im Bereich "Zimmermannsberg", phorum vaginatum) und Moosbeere (Vaccinium Kirrberg. oxycoccus) wurden hier in den letzten Jahren aber nur noch sporadisch bzw. überhaupt nicht mehr Erlen-Bruchwälder beobachtet. Ihr Fehlen ist ein Indiz für die geän- derten Standortfaktoren (insbesondere Grund- Als azonale Waldgesellschaften entwickeln sich wasserabsenkung). Erlen-Bruchwälder auf stark wasserbeeinflußten, Die namengebende Art Moorbirke (Betula etwas nährstoffreicheren und über 30 cm mäch- pubescens) ist auf den Feuchte-Standorten im tigen Niedermoorkörpern. Bruchwälder haben Jägersburger Wald noch verbreitet anzutreffen. entscheidenden Einfluß auf die Qualität von Ihr Vorkommen weist auf die ehemals günstige- Grund- u. Oberflächenwasser. Sie wirken stabili- ren Standort-Bedingungen der Moorbirken-Bruch- sierend, indem sie den Oberflächenabfluß hem- wälder im Homburger Stadgebiet hin. men. Erlen-Bruchwälder zeichnen sich durch ex- treme Standortsbedingungen mit hohem und Quell- und Bach-Erlen-Eschenwälder häufig schwankendem Grundwasserspiegel aus. Sie sind Lebensraum ganz speziell an diese Be- Quell- und Bach-Erlen-Eschenwälder stehen als dingungen angepasster Arten. stabile Endstadien in direktem Kontakt zur Quel- Erlen-Bruchwälder kommen im Stadtgebiet von le bzw. zu deren Unterlauf, dem Bach. Ihre Aus- Homburg schwerpunktmäßig im Bereich der bildung ist entscheidend von den Feuchte- Kaiserslauterner Senke (nö Königsbruch), im verhältnissen am Standort bestimmt. Die Grenze Verlandungsbereich des Spickelweihers (Jägers- zwischen beiden Waldtypen ist ebenso wie die burger Wald) sowie kleinflächig am Jägersburger zwischen dem Lebensraumtyp "Quelle" und "Bach" Weiher vor. fließend. Quell- bzw. Bach-Erlen-Eschenwälder sind ein regulierender Faktor im Wasserhaushalt. Sie tragen zur Selbstreinigungskraft der Gewäs- Moorbirken-Bruchwälder ser bei und wirken als effektiver Schutz vor allzu starkem Nährstoffeintrag. Moorbirken-Bruchwälder wachsen potenziell Quell- bzw. Bach-Erlen-Eschenwälder kommen auf schwach mineralversorgten, sauren Über- potenziell an allen geeigneten Standorten im gangsmooren und Quellmooren (Brüchern). Stadtgebiet vor. Quell-Erlen-Eschenwälder sind Im Stadtgebiet von Homburg kommt ins- z.B. im Bereich des Karlsbergweihers ausgebildet besondere der Jägersburger Wald (und hier der (hier z.B. eine Ausprägung mit schönem Bereich um das Teufelsmoor) als potenzieller Milzkrautbestand). Quell-Erlen-Eschenwälder er- Standort in Frage. Kennzeichnende Arten wie füllen alle den Status nach § 25 SNG (vgl. Kap. Königsfarn (Osmunda regalis), Sonnentau (Dro- 4.1.5). KAPITEL 3 Landesnatur 22

Auwälder tiv stabile Bestände aus und wird im allgemeinen recht langsam durch Arten der Schlusswald- Auwälder sind die Waldgesellschaften in grö- gesellschaft ersetzt. Auf entsprechenden Stand- ßeren Flußtälern. Sie leben von der Hydrodyna- orten im Wald wird Weiden-Faulbaumgebüsch mik des Flusses, von periodischen Überschwem- zum horizontalen Strukturelement, wenn es über mungen, wechselnden Grundwasserständen und Gebüsch- und Vorwaldstadien zum Hochwald zeitweisem Sauerstoffmangel im Wurzelbereich. überleitet. Flächige Auwälder sind gegenwärtig im Stadtge- Dieser Gebüschtyp kommt unabhängig von der biet keine mehr vorhanden. Potenzieller Standort Geologie auf entsprechenden Standorten im ge- ist die gesamte Bliesaue zwischen Homburg- samten Stadtgebiet vor. Nicht selten ist er auch Beeden und Bierbach. am Zulauf von Gewässern zu finden. Dieses Suk- zessionsstadium feuchter Standorte ist im Allge- Kiefernriegel meinen wenig gefährdet und die namengebende Art Faulbaum (Frangula alnus) ist im gesamten Kiefernriegel treten auf reinen Sandfeldern ne- Stadtgebiet (mit Ausnahme der Muschelkalk- ben Besenginsterfluren auf. Der Standort ist flächen im Bereich Kirrberg) verbreitet. nährstoffarm und trocken. Die Kiefer wächst auf diesen mageren Standorten lückig, so dass am Boden für ausreichende Belichtung gesorgt ist und Wärmeliebende Gebüsche auf Kalk sich günstigenfalls Sandrasen, Silbergras- und Kleinschmielenfluren (s.u.) entwickeln können. Das wärmeliebende Gebüsch ist auf dem Ge- Kiefernriegel sind aber nicht nur für den Arten- biet der Kreisstadt Homburg auf die Muschelkalk- und Biotopschutz von Bedeutung. Sie sind gleich- flächen im Bereich Kirrberg beschränkt. Besonders zeitig auch auffallende Strukturelemente in der im Herbst ist dieser Vegetationstyp an der rötli- Landschaft. Für den Homburger Raum erwähnenswert sind z.B. die Kiefernriegel nö Bruchhof im Bereich der Ausläufer der Kaiserslauterner Senke (Umgebung Königsbruch). Die genannten Flächen sind auch als FFH-Gebiet nach Brüssel gemeldet. Kalkhalbtrockenrasen mit Erdbeulen, die auf natürli- che Art und Weise infolge Frosteinwirkung entstehen. Weiden-Faulbaumgebüsch Volksmund: „Ämmetzehiwwele“ in Das Weiden-Faulbaumgebüsch ist die Gebüsch- Kirrberg formation der feuchten Standorte. Es bildet rela- Biotope und Schutzgebiete der Kreisstadt Homburg 23

chen Färbung des Hartriegels (Cornus sanguinea) Potenzieller Standort ist der gesamte Bereich leicht und von weitem zu erkennen. der Bliesaue. Schöne Nasswiesen-Bestände sind Wärmeliebende Gebüsche entwickeln sich auf im Bereich des NSG "Höllengraben" ausgebildet. naturschutzfachlich bedeutenden Sukzessions- flächen wie z.B. Kalk-Magerrasen. Im Bereich Pfeifengraswiese/-brache Kirrberg, unterhalb der Ski- und Wanderhütte, sind deshalb bereits vor Jahren Entbuschungs- Pfeifengraswiesen sind Pflanzengesellschaften maßnahmen zur Förderung der Kalk-Halbtrocken- auf nährstoffarmen Sickerwasserböden (Gleye) rasen und der dort wachsenden Orchideen durch- mit gut durchlüftetem Oberboden. geführt worden. Ursprünglich wurden Pfeifengraswiesen exten- siv zur Gewinnung von Streu genutzt. Pfeifengras- Besenginsterfluren

Die Besenginsterflur ist die charakteristische Gebüschformation auf nährstoffarmen, trockenen Sandböden. Sie entsteht primär auf Ackerbrachen, kann aber auch entlang von Böschungen und an Wegrainen angetroffen werden. Die Reinbestän- de mit der namengebenden Art "Besenginster" (Sarothamnus scoparius) sind relativ kurzlebig und spätfrostempfindlich. Besenginsterfluren sind außerhalb geschlosse- ner Waldbestände typisch für das gesamte Stadt- Pfeifengrasbestand im gebiet, mit Ausnahme der Kalkflächen bei Königsbruch Kirrberg. wiesen mit gelegentlicher Streunutzung im Herbst sind heute jedoch kaum mehr zu finden. Die noch Seggen- und binsenreiche Nasswiese vorhandenen Bestände sind entweder in intensi- ver genutzte Feuchtwiesen integriert oder bleiben Seggen- und binsenreiche Nasswiesen sind nas- als Sümpfe völlig ungenutzt (Pfeifengrasbrache). se oder wechselnasse, in der Regel ein- bis zwei- Die Pfeifengrasbrache zeichnet sich durch die mal gemähte Wirtschaftswiesen auf (mehr oder Dominanz des Pfeifengrases (Molinia caerulea) bei weniger) nährstoffreichen, basenreichen und einer nur geringen Artenvielfalt aus. mehr oder weniger humosen Tonböden der Auen Ein bedeutender Pfeifengrasbestand ist im und Quellregionen. Nicht selten bildet die Kamm- Königsbruch ausgebildet. Hier ist u.a. auch noch Segge oder aber auch die Braune Segge ausge- der seltene Lungenenzian (Gentiana pneumo- sprochene Reinbestände aus. nanthe) zu finden. KAPITEL 3 Landesnatur 24

Magere, artenreiche Glatthaferwiese de zu bilden. An oligotrophen, sehr nassen Standorten bil- Magere, artenreiche Glatthaferwiesen sind den mittelgroße Seggen wie Blasen- und Schna- buntblühende Wiesen auf mäßig trockenen bis belsegge (Carex vesicaria, C. rostrata) kleine, meist frischen und zugleich nährstoffärmeren Standor- nur wenige Ar große Reinbestände. Häufig tre- ten. Sie bestechen durch eine große Artenvielfalt ten die Bestände in enger Verzahnung mit Hochs- und eine recht variable Artenzusammensetzung. taudenfluren und den anderen Vegetationstypen Magere, artenreiche Glatthaferwiesen kommen nasser Standorte auf. oft in Kontakt mit seggen- und binsenreichen Großseggenriede finden sich insbesondere in Nasswiesen vor und lösen diese auf höher gele- den ausgewiesenen Naturschutzgebieten "Closen- genen, weniger vom Grundwasser beeinflussten bruch", "Höllengraben", "Feilbachtal" und "Lambs- Standorten ab. bachtal". Magere, artenreiche Glatthaferwiesen sind auf dem Gebiet der Kreisstadt Homburg ein eher sel- Kalk-Halbtrockenrasen tener Biotoptyp. Erwähnenswert ist der Grünland- bereich nördlich Websweiler, der u.a. auch durch Kalk-Halbtrockenrasen sind anthropogen be- das Vorkommen zahlreicher Orchideen gekenn- dingte Ersatzgesellschaften von Wäldern auf zeichnet ist. Sonderstandorten in kalkreichen Wärme- und Tro- ckengebieten. Sie verdanken ihr Entstehen vor- Schilfröhricht wiegend der auf die Entwaldung folgenden Be- wirtschaftung mit nachfolgendem Nährstoffaus- Schilfröhrichte sind aufgrund ihrer homogenen trag und/oder Bodenerosion. Struktur auffällige, das Landschaftsbild prägen- Kalk-Halbtrockenrasen finden sich vornehmlich de Elemente der Landschaft. Die Bestände sind auf ehemaligen Acker- oder Weinbergbrachen, die von Natur aus extrem artenarm. später überwiegend als 1-schürige Mähwiese oder Bedeutende Schilfröhrichte sind im Bereich des Obstwiese bewirtschaftet oder extensiv mit Rin- NSG "Höllengraben", im Lambsbachtal (Bereich dern oder (seltener) mit Schafen beweidet wur- Emilienruhe) sowie an Teilabschnitten des Erbach den. Ihre Entstehung kann bis in die Mitte des (zwischen den Ortsteilen Reiskirchen und Erbach) 18. Jahrhunderts zurückverfolgt werden. ausgebildet. An der gelbgrünen Färbung der dominanten Gräser und Seggen (z.B. die Frühlingssegge Carex Großseggenried caryophyllea) sind die Kalk-Halbtrockenrasen das ganze Jahr über in der Landschaft leicht zu er- Auf brachfallenden Nassstandorten, aber auch kennen. in gemähten Wiesen, vermögen verschiedene Die Kalk-Halbtrockenrasen im Stadtgebiet von Großseggen großflächige, sehr langlebige Bestän- Homburg beschränken sich auf die Muschelkalk- Biotope und Schutzgebiete der Kreisstadt Homburg 25

flächen im Bereich Kirrberg. ten, flachgründigen Standorten. Auffallend ist der Kalk-Halbtrockenrasen sind sowohl durch hohe Therophytenanteil und die geringe Wuchs- Nutzungsintensivierung (Flächenumbruch) als höhe der Bestände. Für eine gute Entwicklung der auch durch Nutzungsaufgabe (Verbuschung) be- Gesellschaften sind generell milde Winter und aus- droht. Ohne entsprechende Pflegekonzepte sind reichende Frühjahrsniederschläge notwendig. die orchideenreichen Standorte nicht zu erhalten. Primäre Standorte (Binnendünen/Sandfelder) sind charakteristisch für das Stadtgebiet (z.B. die Binnendüne an der Strasse nach Bechhofen oder die Sandfelder im NSG "Closenbruch") während Sekundärstandorte (Sandabbauflächen, sonstige Böden, die durch Zerstörung der Pflanzendecke ständig offen gehalten werden) eine eher unter- geordnete Rolle spielen. Sandrasen, Silbergras- u. Kleinschmielenfluren sind grundsätzlich auf ständig neu bereitgestell- te, offene Flächen, d.h. auf Störung angewiesen, da sich ihre Lebensbedingungen infolge Sukzes- sion immer rasch verschlechtern.

Besenheidefluren

Besenheidefluren sind lichtliebende, kurzlebige Pflanzengesellschaften, in denen die Besenheide (Calluna vulgaris) aspektbildend ist. Besenheide- links: fluren bilden lediglich Zwischenstadien auf dem Orchideen Wege zur Wiederbewaldung. Sie treten oft auch (Helmknabenkraut Orchis als Saum an Waldrändern bzw. als kleinflächige militaris) im Kalk- Brachestadien in enger Verzahnung mit Sandrasen halbtrockenrasen bei auf. Kirrberg Aufgrund ihrer Standortansprüche sind die Sandrasen, Silbergras- und Klein- Besenheidefluren im Gebiet der Stadt Homburg schmielenfluren auf Standorte mit nährstoffarmen, sandigen, meist podsolierten Böden beschränkt. Besen- Es handelt sich um mehr oder weniger klein- heidefluren sind charakteristisch für das Stadtge- flächig ausgebildete Vegetationstypen an extrem biet. Gute Beispiele gibt es im Bereich des mageren, sauren oder oberflächlich ausgelaug- Karlsbergwaldes (z.B. entlang von Waldwegen). KAPITEL 4 Bestehende Schutzgebiete 26

4. BESTEHENDE SCHUTZGEBIETE

Auf dem Gebiet der Kreisstadt Homburg sind 4.1.1 Naturschutzgebiete verschiedene Schutzgebiete zum Schutz des - NSG (§ 17 SNG) Naturhaushaltes bzw. von Natur und Landschaft ausgewiesen. Als Naturschutzgebiete werden (aus wissen- schaftlichen, naturgeschichtlichen oder Es handelt sich dabei um: landeskundlichen Gründen oder wegen derer Sel- tenheit, besonderen Eigenart oder hervorragen- z Schutzgebiete gemäß SNG (Saarländisches den Schönheit) Landschaftsräume ausgewiesen ... Naturschutzgesetz) zur Erhaltung oder Entwicklung bestimmter Bio- zönosen und Biotope. z Wasserschutzgebiete Die Rechtsverordnung wird von der obersten Naturschutzbehörde erlassen. z Überschwemmungsgebiete

z FFH-Gebiete Naturschutzgebiete in Homburg z Naturwaldzellen. Auf dem Gebiet der Kreisstadt Homburg sind mit dem NSG „Closenbruch“, „Höllengraben“, 4.1 SCHUTZGEBIETE NACH DEM „Felsbachtal“, „Lambsbachtal“ und „Jägersburger Moor“ fünf Naturschutzgebiete ausgewiesen SAARLÄNDISCHEN (Abb. 5). Schutzzweck, -ziel, Jahr der Ausweisung, NATURSCHUTZGESETZ Flächengröße und Bestand (Biotoptypen) sind der (SNG) nachfolgenden Tabelle zu entnehmen1.

Im Saarländischen Naturschutzgesetz (in der gültigen Fassung vom 19. März 1993) sind in den §§ 17-20 bzw. § 25 die einzelnen Schutzgebiets- kategorien genannt.

1 Zur Beschreibung des NSG „Jägersburger Moor“ wurde die neue Verordnung vom 06. April 2000 herangezogen welche gleichzeitig die aus dem Jahre 1961 stammende alte Verordnung außer Kraft setzt (vgl. auch Kap. 4.3). Biotope und Schutzgebiete der Kreisstadt Homburg 27

Schutzgebiet Größe Jahr der Schutzzweck und -ziel Biotoptypen (ha) Ausweisung

NSG „Closenbruch 81,5 1990 Erhalt, Pflege u. Entwicklung Wasserschwaden, eines hochkomplexen, reich- Schilfröhricht, strukturierten Ausschnittes Großseggenried, der Kulturlandschaft Feucht-, Nasswiesen, Hochstaudenfluren, Glatthaferwiesen, Sandrasen

NSG "Höllengraben" 30 1989 Erhalt, Förderung und Ent- Auwald, Nasswiesen, wicklung eines Ausschnittes Röhricht, aus der Bliesaue mit Auwald- Großseggenried, fragmenten, genutzten und Hochstaudenflur, brachgefallenen Auwiesen, Quellflur Gräben und Tümpeln

NSG "Felsbachtal" 11 1992 Erhalt und Entwicklung eines Weiden-Faulbaum- naturnahen Bachtales mit Gebüsch, auf nährstoffarme Nassstand- Seggenried, orte angewiesenen Lebensge- Hochstaudenflur, meinschaften Pfeifengraswiese

NSG "Lambsbachtal 4 1988 Erhalt, Förderung und Ent- Erlen-Bruchwald, wicklung eines Übergangs- Übergangsmoor, moores sowie eines Auenab- Großseggenried, schnittes mit Überflutungs- Hochstaudenflur moor-Charakter

NSG "Jägersburger Moor" 74 2000 Die als Naturwaldzelle Moorbirken-Kiefern- erklärte Waldfläche soll vor Bestand, Nutzungen, Belastungen, Übergangsmoor Störungen und nicht natür- lichen Veränderungen ge- Tab. 3: Naturschutzgebiete in schützt werden. Homburg 28

NSG Höllengraben 1989 eigneten Lebensraum. Die knotenblütige Sellerie (Apium nodiflorum), Sumpfblutauge (Potentilla Nasswiesen, Röhrichte, Großseggenriede, Hoch- palustris) und Igelkolben (Sparganium emersum) stauden- und Quellfluren, sowie ein kleiner Rest seien auf botanischer Seite, Sperber und Schwarz- eines Auwaldes machen den besonderen Wert des specht auf zoologischer Seite genannt. 30 ha großen NSG „Höllengraben“ aus. 97 Vogel- arten, darunter Schwarz- und Braunkehlchen, Wachtelkönig, Bekassine, Wiesenpieper, Wasser- NSG Lambsbachtal 1988 ralle und Teichrohrsänger konnten im Gebiet nach- gewiesen werden. Für den Naturfreund interes- Rund 300 m oberhalb des Marienbildes in der sant und leicht zu beobachten: der Kiebitz verlängerten Collingstraße in Kirrberg beginnt das Vanellus vanellus) als Bewohner der feuchten reizvolle Gebiet und endet nahezu einen Kilome- Wiesen und Weiden. Ein sensationeller Fund ist ter oberhalb der Käshofener Brücke in Richtung sicherlich der im Homburger Raum verschollen Bechhofen, auf rheinland-pfälzischem Gebiet geglaubte Wasserampfer (Rumex aquaticus). länderübergreifend, ein politisches Novum bei der Ziel der Pflegemaßnahmen ist der Erhalt, die Schutzgebietsausweisung. Geprägt wird das Förderung und Entwicklung eines Ausschnittes schmale, 4 ha große Gebiet vor allem durch den aus der Bliesaue mit Auwaldfragmenten, genutz- Lambsbach mit seinen Mäandern und Bifurkatio- ten und brachgefallenen Auwiesen, Gräben und nen, den angrenzenden Auwiesen, Großseggen- Tümpeln. rieden und Hochstaudenfluren. Zum Teil hat die Sukzession schon Erlen-Bruchwaldcharakter er- reicht. Ein Seitental in Höhe des „Vogelhauser- NSG Felsbachtal 1992 Brunnens“ ist mit seinen aus dem Wasser ragen-

Der Felsbach entspringt oberhalb Websweiler und fließt bei Jägersburg über den Brückweiher in den Erbach. Das untere, 11 ha große Tal des Baches im Käswald zwischen den Wiesen des Websweiler Hofes und der Mündung in den Brückweiher soll als naturnahes Bachtal mit Niedermoorcharakter erhalten und vor nachteili- gen Veränderungen bewahrt werden. Die dort nachgewiesenen Lebensgemeinschaften Pfeifen- graswiese, Hochstaudenflur, Seggenried, Weiden- Foto rechts: Faulbaum-Gebüsch und Erlenbruchwald bieten NSG „Lambsbachtal“ einer Vielzahl von Pflanzen und Tieren einen ge- Biotope und Schutzgebiete der Kreisstadt Homburg 29

den Seggenbulten, dem Weidengestrüpp und den So zielen die Schutzmaßnahmen vor allem auf herrlichen Torfmoosbeständen als Übergangs- Erhaltung, Pflege und Entwicklung der Struktur- moor eine urige Augenfreude und als wertvoller vielfalt, wohingegen das unter diesem Aspekt Amphibienlaichort ein Kleinod für den Natur- unnötige Zurückdrängen der Landwirtschaft mehr schutz. Weniger besonders seltene, als besonders dem Grundwasserschutz dient. Heuschrecken, ansprechende Arten, wie Wasserschwertlilie (Iris Vögel und Reptilien (Rotleibiger Grashüpfer, pseudacorus), Baldrian (Valeriana officinalis), Blut- Schwarzkehlchen, Wiesenpieper, Neuntöter und weiderich (Lythrum salicaria) und Sumpfdotter- Ringelnatter) sind als wichtigste Artengruppen zu blume (Caltha palustris) tragen ihren Teil zur nennen. Auf den nährstoffarmen, z.T. bloßgeleg- Schönheit dieses Bachtales bei. ten Sandflächen fallen auch dem Nichtfachmann, An Vogelarten ist das Vorkommen der Wasser- die Anmut der zierlichen Heidenelke (Dianthus ralle bemerkenswert. deltoides), des Bergsandglöckchens (Jasione montana) und des kleinen Habichtskrautes (Hieracium pilosella) auf. NSG Closenbruch 1990

Hinter dem Freibad in Homburg in Richtung Sanddorf zieht sich das 81,5 ha große Areal des NSG Jägersburger Moor 2000 Naturschutzgebietes, nur die Hundesportanlage als Enklave aussparend. Knochentrockene Flug- Bereits 1938 ist die Moorlandschaft auf der Ge- sanddünen und wassertriefende Torfmoorböden markung Lindenschachen im Naturdenkmalbuch bilden die beiden extremsten Standorte, auf de- des Kreises Homburg aufgeführt. Es ist damit im nen sich eine Vielzahl von hochinteressanten Prinzip das älteste Naturschutzgebiet der Stadt. Biotoptypen wie Silbergrasrasen, Trocken- und Im Jahre 1957 wird aber schon auf die unaufhalt- Nasswiesen bis hin zu Wasserschwadengesell- bare Gefährdung durch Absenkung des Grund- schaften und Schilfröhrichten ansiedeln konnten. wasserstandes hingewiesen. Rettungsversuche, den Grundwasserpegel durch Verriegelung der oberirdischen Abläufe höher zu halten, scheitern, und Sonnentau, Wollgras, Torfmoos und andere moortypische Arten verabschieden sich. Im April 2000 wird das mittlerweile weitgehend ausge- trocknete Biotop mit neuer Zielsetzung: Zulassung der natürlichen Weiterentwicklung des Übergang- Foto links: moores zu einem Moor-Birken-Kiefern-Wald neu NSG „Closenbruch“ unter Schutz genommen. (vgl. Kap. 4.3 NWZ) Blick vom Hundesportplatz in Richtung Karlsbergwald KAPITEL 4 Bestehende Schutzgebiete 30

Schutzgebiete

Naturschutzgebiete (NSG) Landschaftsschutzgebiete (LSG)

Abb. 5: Schutzgebiete Biotope und Schutzgebiete der Kreisstadt Homburg 31

4.1.2 Landschaftsschutzgebiete - LSG (§ 18 SNG)

Als Landschaftsschutzgebiete werden (zur Er- Landschaftsschutzgebiete in Homburg haltung oder Wiederherstellung der Leistungsfä- higkeit des Naturhaushaltes oder der Nutzungs- Die Abgrenzung der Landschaftsschutzgebiete fähigkeit der Naturgüter, wegen der Vielfalt, Ei- auf dem Gebiet der Kreisstadt Homburg basiert genart oder Schönheit des Landschaftsbildes oder auf einer aus dem Jahr 1973 stammenden Ver- wegen ihrer besonderen Bedeutung für die natur- ordnung (Amtsblatt d. Saarlandes vom 30. Juli bezogene, naturverträgliche Erholung) 1992). Landschaftsräume ausgewiesen, in denen ein be- Die Abgrenzung der Landschaftsschutzgebiete2 sonderer Schutz von Natur und Landschaft erfor- in Homburg ist aus Abb. 5 ersichtlich. derlich ist. Aus der Abbildung wird deutlich, dass als LSG Die Rechtsverordnung wird von der unteren schwerpunktmäßig die mit Wald bestandenen Flä- Naturschutzbehörde mit Zustimmung der obers- chen ausgewiesen sind. ten Naturschutzbehörde erlassen.

4.1.3 Geschützte Landschaftsbestandteile - GLB (§ 19 SNG)

Als Geschützte Landschaftsbestandteile (GLB) Die Gemeinden können ... den Schutz ... und werden zur Sicherung und Wiederherstellung der die Entwicklung von Landschaftsteilen durch Sat- Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes und zur zung regeln. Belebung, Gliederung oder Pflege des Orts- und Landschaftsbildes Teile von Natur und Landschaft (z. B. Wasserläufe, Quellbereiche, Tümpel, Moore Geschützte Landschaftsbestandteile in usw.) ausgewiesen. Homburg Die Rechtsverordnung wird von der unteren Naturschutzbehörde mit Zustimmung der obers- Auf dem Gebiet der Kreisstadt Homburg sind ten Naturschutzbehörde erlassen. keine geschützten Landschaftsbestandteile aus- gewiesen. Gleichwohl schlägt die Biotopkartie- rung Saarland II die Ausweisung folgender Ge- biete vor:

2 Derzeit wird die Verordnung der Landschaftsschutzgebiete neu präzisiert KAPITEL 4 Bestehende Schutzgebiete 32

Biotop Nr. lt. Biotopkartierung Biotop Lage

66100041 Ehemalige Sandgrube Königsbruch 66100018 Kiefernriegel n. Bruchhof 66100018 Kiefernriegel n. Bruchhof 66100025 Quell-Erlen-Eschenwald Karlsbergweiher 66100004 Binnendüne Homburg Homburg-Mitte 67090037 Naturnaher Teich Taubental, bei Limbach 67090022 Bliesaue Beeden Bei Beeden 67100006 "Mutschgrund", Klamm Bei Einöd Tab. 4: 67100009 "Mühlenklamm", Klamm Bei Einöd GLB Vorschläge auf dem 67090152 Mardelle, Buchenhof Bei Einöd Gebiet der Kreisstadt Homburg 67090107 Guldenschlucht Bei Einöd

4.1.4 Naturdenkmale - ND (§ 20 SNG)

Naturdenkmäler sind Einzelobjekte der Natur großes Areal des einstigen Torfstiches im Jägers- (Felsen, Bäume usw.) deren Schutz und Erhaltung burger Moor als Naturdenkmal ausgewiesen. aus wissenschaftlichen, naturgeschichtlichen oder 1952 ist im Naturschutzbuch des Kreises Hom- landeskundlichen Gründen oder wegen ihrer Sel- burg von einem 30 ha großen Naturdenkmal mit tenheit, Eigenart und Schönheit erforderlich ist. dem Namen "Moorlandschaft bei Jägersburg" die Die Rechtsverordnung wird von der unteren Rede. Naturschutzbehörde mit Zustimmung der obers- In dem genannten Naturdenkmalbuch des Krei- ten Naturschutzbehörde erlassen. ses Homburg werden 18 Naturdenkmale mit Ort Die Gemeinden können ... den Schutz ... von und Bezeichnung beschrieben, darunter einige Naturdenkmälern durch Satzung regeln. (z.B. Pappeln an der Grenze zu Waldmohr, 1 Rüs- ter in Jägersburg, 1 Eiche mit Storchennest in Naturdenkmale in Homburg Beeden, 1 Buche am Karlsberg u.a.), die heute nicht mehr existent sind. Die Geschichte des Arten- und Biotopschutzes Aktuell gibt es in Homburg noch drei ausge- auf dem Gebiet der Kreisstadt Homburg hat ih- wiesene Naturdenkmale. Die sind die Schlossberg- ren Ursprung wohl in der Ausweisung von Natur- höhlen, der Stumpfe Gipfel sowie die Schlangen- denkmalen. Bereits 1938 wurde ein etwa 2 ha höhle. Biotope und Schutzgebiete der Kreisstadt Homburg 33

Eine Neu-Verordnung der Naturdenkmale wäre mal die "Homburger Alpen" bei Kirrberg vor (Bio- dringend gewünscht. Die Biotopkartierung Saar- top Nr. 66100031), eine imposante Felsformation, land II schlägt als neu auszuweisendes Naturdenk- die ihrem Namen durchaus Ehre macht.

4.1.5 Schutz bestimmter Biotope - Pauschal geschützte Biotope (§ 25 SNG)

Das Saarländische Naturschutzgesetz regelt im sammenfassen lässt: § 25 den Schutz bestimmter Biotope (Pauschal- schutz). Als schutzwürdige Biotope (§ 25 Bioto- pe) gelten insbesondere Extremstandorte wie § 25 Flächen auf dem Gebiet der Stadt Homburg z Moore, Sümpfe, Röhrichte z Quellbereiche, Naturnahe Bach- u. Flussab- Auf dem Gebiet der Kreisstadt Homburg sind schnitte insgesamt 110 Biotope als § 25 Flächen kartiert. z Trocken- u. Halbtrockenrasen Dies entspricht einer Gesamtfläche von rund 120 z Wälder und Gebüsche trockenwarmer ha. Standorte Charakteristische § 25 Flächen für den Hom- z Bruch-, Sumpf-, Au- und Schluchtwälder burger Raum sind die Extremstandorte: Binnen- dünen und Sandfelder sowie Moore und Sümpfe Die Biotoptypen, die im § 25 genannt sind, sind (vgl. Abb. 6 u. 7). ohne weitere Ausweisungsverfahren gesetzlich geschützt. Alle Maßnahmen, die zu einer Zerstö- rung oder sonstigen erheblichen oder nachhalti- gen Beeinträchtigung dieser Biotope führen kön- nen, sind unzulässig. Die oberste Naturschutz- behörde führt eine landesweite Liste der Bioto- pe, die die schutzwürdigen Biotope erfasst. Die in dieser Biotopliste verzeichneten Biotope sollen von den Gemeinden in den Bauleitplänen kennt- lich gemacht werden. Um einen Überblick über die im Stadtgebiet vor- kommenden § 25 Flächen zu erhalten, hat die Abb. 6: § 25 Fläche: Kreisstadt Homburg extern eine Kartierung durch- Sandrasen; Binnendüne bei führen lassen, deren Ergebnis sich wie folgt zu- Homburg KAPITEL 4 Bestehende Schutzgebiete 34

Abb. 7: § 25 Fläche: Erlenbruch mit Zwischenmoor im NSG "Lambsbachtal", Kirrberg Biotope und Schutzgebiete der Kreisstadt Homburg 35

4.2 SCHUTZGEBIETE NACH SAARLÄNDISCHEM WASSERGESETZ (SWG) UND WASSERHAUSHALTSGESETZ (WHG)

Auf dem Gebiet der Kreisstadt Homburg sind Wasserschutzgebiete (gem. § 37 SWG) sowie Überschwemmungsgebiete (gem. § 79 SWG) fest- gesetzt.

4.2.1 Wasserschutzgebiete

Wasserschutzgebiete dienen dem Grundwasser- erweiterte Schutzzone. schutz. Sie werden in Zonen mit verschiedenen Ein großer Teil des Stadtgebietes von Homburg Schutzbestimmungen eingeteilt (Wasserschutz- ist als Wasserschutzgebiet festgesetzt. Die Aus- zonen I, II u. III). weisung weiterer Wasserschutzgebiete ist geplant Schutzzone I ist der eigentliche Förderbereich (Abb. 8). Die dazugehörige Statistik zeigt Tab. 5. des Brunnens. Zone II ist die engere, Zone III die

Nr. Bezeichnung Schutzzone Fläche (ha)

WSG, festgesetzt C 19 Königsbruch II 175,2 C 17 Brunnenstrasse III 1058,4 C 17 Brunnenstrasse II 152,4 C 32 Beeden III 400,2 C 32 Beeden II 46,7 C 35 Bliestal III 1009,3 WSG, geplant 1 In Planung II 43,9 2 In Planung III 3,4 3 In Planung III 291,7 4 In Planung III 979,6 Tab. 5: 5 In Planung II 422,2 Flächenanteile der festge- 6 In Planung II 0,2 setzten und geplanten 7 In Planung III 1212,4 Wasserschutzgebiete der Kreisstadt Homburg KAPITEL 4 Bestehende Schutzgebiete 36

Wasserschutzgebiete, Überschwemmungsgebiete

Abb. 8: Wasserschutzgebiete und Überschwemmungsgebiete Biotope und Schutzgebiete der Kreisstadt Homburg 37

4.2.2 Überschwemmungsgebiete März 1980). Im April des Jahres 2000 nun wurde die NWZ Als Überschwemmungsgebiet ist der gesamte "Jägersburger Moor" per Verordnung (Verordnung Bereich der Bliesaue von Beeden bis Einöd sowie über die Naturschutzgebiete "Naturwaldzellen im der Unterlauf des Schwarzbaches (bei Einöd) aus- Saarland") auch zum Naturschutzgebiet erklärt mit gewiesen (Abb. 8). dem Ziel, .. "diese Waldfläche" ... vor "Nutzungen, Überschwemmungsgebiete dienen der Rege- Belastungen, Störungen und nicht natürlichen lung des Hochwasserabflusses, dem Erhalt öko- Veränderungen" zu schützen, denn Naturwald- logischer Strukturen bzw. der Verhinderung zellen "dienen in ihrer ungestörten biologischen erosionsfördernder Eingriffe. Entwicklung als forstliche Dauerversuchsflächen der Erforschung der Lebensvorgänge in ungestör- ten Waldökosystemen sowie Zwecken des Arten- 4.3 NATURWALDZELLEN und Biotopschutzes, insbesondere für Algen, - NWZ (§ 11 LWALDG) Moose, Flechten, Pilze, Farne sowie Alt- und Tot- holz bewohnende Vögel, Kleinsäuger und Insek- Die rechtliche Grundlage bildet das saarländi- ten" (Amtsblatt des Saarlandes vom 06. April sche Landeswaldgesetz (§ 11 Abs. 3). Naturwald- 2000). zellen werden danach durch Rechtsverordnung im Die heutige NWZ "Jägersburger Moor" hat eine Amtsblatt des Saarlandes förmlich ausgewiesen. Flächengröße von 74 ha. Dieser Flächenzuwachs In Naturwaldzellen ist jede Art der Nutzung un- (gegenüber 37 ha aus dem Jahr 1980) begründet tersagt. Es findet keine Waldbewirtschaftung sich mit der Hinzunahme des "alten" NSG "Jägers- mehr statt. Als Lernorte der Sukzession dienen burger Moor" (= Teufelsmoor) für welches gleich- Naturwaldzellen in erster Linie dem Studium des zeitig auch die bis dahin bestehende Verordnung Waldbildungspotenzials ( = Freilandlabors im Sin- (Amtsblatt des Saarlandes vom 26. Mai 1961) re- ne der Landesforstverwaltung). Naturwaldzellen vidiert worden ist. sind für immer von der Bewirtschaftung ausge- Schutzzweck des "neuen" Gebietes ist demzu- schlossen. Sie sind in ihrer Entwicklung sich prak- folge nicht mehr der Erhalt und die Entwicklung tisch selbst überlassen (Sukzession hin zu einem eines Moorstandortes, sondern gemäß des Natur- Urwald) und werden - aufgrund der ungestörten waldzellenprogrammes des Saarlandes die Ent- Entwicklung - "zwangsweise" zu bedeutenden wicklung eines Moorbirken-Kiefern-Bestandes Refugien für Flora und Fauna. bzw. Kiefern-Buchen-Traubeneichen-Bestandes Die einzige in Homburg bestehende Naturwald- hin zu einem Naturwald (Urwald). Mit dieser Neu- zelle ist die NWZ "Jägersburger Moor". Sie wurde Definition des Schutzzweckes wurde im Prinzip 1980 als eine von (damals) 10 Naturwaldzellen das Jägersburger Moor auch behördlicherseits im Saarland mit einer Flächengröße von 37,7 ha aufgegeben. ausgewiesen (Amtsblatt des Saarlandes vom 05. KAPITEL 4 Bestehende Schutzgebiete 38

4.4 FAUNA-FLORA-HABITAT- 4.4.1 Anhang I GEBIETE - FFH GEBIETE der FFH-Richtlinie

Zusammen mit den nach der Vogelschutz- Den Schwerpunkt bilden die Lebensraumtypen richtlinie (Rat der EG 1979) für bestimmte Vogel- nach Anhang I der FFH-Richtlinie. Diese umfas- arten auszuweisenden "Vogelschutzgebieten" bil- sen vorwiegend halbnatürliche oder extensiv ge- den die FFH-Gebiete das europäische Schutz- nutzte Biotope. Im Saarland unterliegt ein hoher gebietssystem "Natura 2000". Anteil dieser Lebensraumtypen bereits dem Schutz Die FFH-Richtlinie dient dem Lebensraum- und des Saarländischen Naturschutzgesetzes (§ 25 Artenschutz. Kernpunkt der Richtlinie ist die Aus- Biotope, vgl. Kap. 4.1.5), so dass mit den Extrem- weisung von Schutzgebieten von europäischer Be- standorten (Kalk- und Sand-Trockenrasen, deutung für die in den Anhängen I und II der Pfeifengraswiesen, Moor- und Schluchtwälder Richtlinie genannten Lebensraumtypen bzw. Ar- u.a.) saarlandweit eine breite Palette an FFH- ten. Die FFH-Richtlinie verpflichtet alle Mitglieds- Biotoptypen vorkommt. staaten, für die in den Anhängen genannten Auf dem Gebiet der Kreisstadt Homburg kom- Lebensraumtypen, Schutzgebiete auszuweisen. men folgende Biotoptypen der FFH-Richtlinie vor:

Code Lebensraumtyp

2330 Dünen mit offenen Grasflächen mit Corynephorus und Agrostis 3130 Oligo- bis mesotrophe stehende Gewässer mit Vegetation des Littorelletea uniflorae und/oder der Isoeto-Nanojuncetea 6210 Naturnahe Kalk-Tockenrasen und deren Verbuschungsstadien (Festuco- Brometalia) 6410 Pfeifengraswiesen auf kalkreichem Boden, torfigen und tonig-schluffigen Böden (Molinion caeruleae) 6430 Feuchte Hochstaudenfluren der planaren und montanen bis alpinen Stufe 6510 Magere Flachland-Mähwiesen (Alopecurus pratensis, Sanguisorba officinalis) 8220 Silikatfelsen mit Felsspaltenvegetation Tab. 6: Nach Anhang I 9110 Hainsimsen-Buchenwald (Luzulo-Fagetum) der FFH-Richtlinie auf dem Gebiet der Kreisstadt 9180 Schlucht- und Hangmischwälder (Tilio-Acerion) Homburg vorkommende 91DO Moorwälder Biotoptypen Biotope und Schutzgebiete der Kreisstadt Homburg 39

4.4.2 Anhang II Saarlandweit stehen auf dieser Liste so bedeu- der FFH-Richtlinie tende Arten wie Große Hufeisennase, Bechstein- fledermaus, Großes Mausohr, Biber, Kammolch, In Anhang II der FFH-Richtlinie sind Tier- u. Gelbbauchunke u.a.. Pflanzenarten aufgeführt, für deren Erhaltung und Aus dieser saarlandweiten Liste kommen auf Förderung europaweit ein Netz von besonderen dem Gebiet der Kreisstadt Homburg folgende Schutzgebieten aufgebaut werden soll. Arten des Anhangs II der FFH-Richtlinie vor:

Code Art Quelle, Bemerkung

1324 Myotis myotis - Großes Ministerium für Umwelt Mausohr 1337 Castor fiber - Biber Ansiedlungsprogramm von Ministe- rium für Umwelt und NABU 1166 Triturus cristatus - Kammolch Kartierung 1988 1193 Bombina variegata - Gelbbauchunke Eigene Erhebung 1096 Lampetra planeri - Bachneunauge Fischereiverband 1060 Lycaena dispar - Großer Feuerfalter ABSP Programm 1061 Maculinea nausithous - Schwarzblauer ABSP Programm, ULRICH 2002 Tab. 7: Bläuling Arten des Anhangs II der 1059 Maculinea teleius - Großer 1977 und 1990/91 im "Königsbruch" FFH-Richtlinie auf dem Moorbläuling nachgewiesen; ULRICH 2002 Gebiet der Stadt Homburg den sogenannten "Gebiete gemeinschaftlicher Be- 4.4.3 Die FFH-Gebiete der deutung" obliegt in der Bundesrepublik Deutsch- Kreisstadt Homburg land den Ländern gemäß den durch die Richtlinie vorgegebenen Kriterien. Die Länder melden ihre Die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der EU dient Gebiete an das Bundesministerium für Umwelt, der Erhaltung der natürlichen Lebensräume so- Naturschutz und Reaktorsicherheit, von wo die wie der wildlebenden Tiere und Pflanzen. Sie ver- Meldungen nach Brüssel gegeben werden.3 Die pflichtet die Mitgliedstaaten der EU zur Schaffung Umsetzung der Richtlinie wurde seitens des eines zusammenhängenden ökologischen Netzes Saarlandes in mehreren Schritten (Tranchen) be- unter dem Namen "NATURA 2000". Die Auswahl werkstelligt. Für Homburg wurden folgende Ge- und Meldung der in dieses Netz einzugliedern- biete gemeldet (Tab. 8, Abb. 9). 3 Mit dem FFH-Gebietsvorschlag erfolgt noch keine endgültige Festlegung als FFH-Gebiet. Darüber entscheidet die EU in weiteren Verfahren. KAPITEL 4 Bestehende Schutzgebiete 40

FFH-Gebietsvorschläge

FFH-Gebiete (Fauna-Flora-Habitat)

Abb. 9: FFH-Gebietsvorschläge auf dem Gebiet der Stadt Homburg Biotope und Schutzgebiete der Kreisstadt Homburg 41

Bezeichnung FFH-Biotoptyp Arten Fläche (ha)

Jägersburger Wald und Hainsimsen-Buchenwald, Kammolch 594,1 Königsbruch Moorbirken-Bruchwald, Maculinea teleius Pfeifengraswiesen, Dünen Neuntöter mit offenen Grasflächen Maculinea nausithous

Closenbruch Feuchte Hochstaudenfluren, Neuntöter 81,6 Dünen mit offenen Grasflä- Maculinea nausithous chen

Binnendüne n. Homburg Dünen mit offenen Grasflä- 5,1 chen

Mastau bei Beeden Magere Flachland-Mäh- Neuntöter 5,8 wiese Maculinea nausithous Gelbbauchunke

Schlangenhöhle bei Fledermausquartier nn Schwarzenacker Großes Mausohr Tab. 8: FFH-Gebietsvor- schläge auf dem Gebiet Myotis myotis der Stadt Homburg

Bei den Gebieten "Jägersburger Wald", "Königs- daubentoni) und Kleiner Bartfledermaus (Myotis bruch", Closenbruch", "Mastau" sowie "Binnen- mystacinus) belegt. düne" handelt es sich um relativ großflächige Ge- Entwicklungsziel und Maßnahmen sind in ei- biete mit der entsprechenden faunistischen und nem vom Verein „Grenzüberschreitender floristischen Ausstattung (Artenangaben nach Fledermausschutz e.V.“ (Sitz: Luxemburg) in Auf- Ministerium für Umwelt bzw. eigenen Erhebun- trag gegebenen Managementplan dargelegt wor- gen). den (MÖRSCH 1996). Beim FFH-Gebietsvorschlag "Schlangenhöhle bei Schwarzenacker" handelt es sich um ein Fleder- mausquartier. Hier sind Vorkommen vom Großen Mausohr (Myotis myotis), Braunen Langohr (Plecotus auritus), Wasserfledermaus (Myotis KAPITEL 5 Die Biotopsituation der Kreisstadt Homburg im übergeordneten Vergleich 42

5. DIE BIOTOPSITUATION DER KREISSTADT HOMBURG IM ÜBERGEORDNETEN VERGLEICH

Was die Ausstattung mit schutzwürdigen Bio- das Arten- und Biotopschutzprogramm (ABSP), topen anbelangt, steht die Kreisstadt Homburg welche die regionale Eigenart der Kreisstadt im landesweiten Vergleich sehr gut da. Dies bele- Homburg unter Beweis stellen. Von großer Be- gen die Ergebnisse diverser landesweiter deutung sind aber auch die Ergebnisse der Agrar- Kartierungen, die immer wieder die Eigenart des strukturellen Vorplanung bzw. des Landes- Homburger Raumes (großer Waldanteil, natur- entwicklungsplanes Umwelt (LEP Umwelt). schutzfachlich bedeutende Extreme wie trockene Einen wichtigen Hinweis, was den aktuellen Zu- und feuchte Lebensräume) hervorheben. stand der Fließgewässer anbelangt, gibt schließ- In erster Linie zu nennen sind die landesweit lich auch der von der Landesregierung herausge- durchgeführten Biotopkartierungen (Biotopkartie- gebene Gewässergütebericht. rung Saarland II, Wald-Biotopkartierung) sowie

5.1 DIE BIOTOPKARTIERUNG SAARLAND II

Die Biotopkartierung Saarland II, die 1989 auf Nasswald bei Websweiler sowie der Jägersburger dem Gebiet der Kreisstadt Homburg im Auftrag Wald im Bereich "Jägersburger Moor" herausge- des Umweltministeriums durchgeführt worden stellt. ist, stellt als besonders schutzwürdige Flächen auf Insgesamt sind auf dem Gebiet der Kreisstadt Homburger Gebiet insbesondere die großen Homburg 108 Flächen biotopkartiert. Die Lage der Niedermoorniederungen "Closenbruch" und Biotopflächen sowie deren Verteilung auf die ein- "Königsbruch", Teile der Blies- u. Lambsbachaue zelnen Schutzgebietskategorien (vgl. auch Kap. sowie die bestehenden Naturschutzgebiete 4.1) ist aus Abb. 10 ersichtlich. heraus. Als naturschutzfachlich bedeutende Wald- flächen werden Teile des Karlsbergwaldes, der Biotope und Schutzgebiete der Kreisstadt Homburg 43

Biotopkartierung Saarland II

NSG = Naturschutzgebiet LSG = Landschaftsschutzgebiet GLB = Geschützter Landschaftsbestandteil Planung = bei Planung zu berücksichtigen ND = Naturdenkmal NWZ = Naturwaldzelle

Abb. 10: Ergebnisse der Biotopkartierung Saarland II KAPITEL 5 Die Biotopsituation der Kreisstadt Homburg im übergeordneten Vergleich 44

5.2 DAS ARTEN- UND BIOTOPSCHUTZPROGRAMM SAAR (ABSP)

Das Arten- und Biotopschutzprogramm wurde 1998 im Auftrag des Umweltministeriums erstellt. Im Gegensatz zur Biotopkartierung (welche eine reine Freilandkartierung ist) waren bei dem ABSP keine speziellen Datenerhebungen im Freiland mehr vorgesehen. In das ABSP eingeflossen waren vielmehr Da- ten ehrenamtlich bzw. hauptberuflich tätiger Spe- zialisten auf dem Gebiet der Erfassung der hei- mischen Flora und Fauna. Somit stellt das ABSP die derzeit aktuellste und gleichzeitig auch um- fassendste Datenbank-Information für den Arten- und Biotopschutz im Saarland dar. Das ABSP bewertet die für den Arten- und Biotopschutz bedeutenden Flächen anhand einer fünfstufigen Skala (vgl. auch Abb. 11):

1 örtlich bedeutend 2 überörtlich bedeutend 3 regional bedeutend 4 landesweit bedeutend 5 bundesweit bedeutend Biotope und Schutzgebiete der Kreisstadt Homburg 45

ABSP-Flächen

Abb. 11: ABSP-Flächen in Homburg KAPITEL 5 Die Biotopsituation der Kreisstadt Homburg im übergeordneten Vergleich 46

Im Vergleich zu den Ergebnissen der Biotopkar- graben" bei Beeden bewertet. tierung Saarland II fällt die recht großzügige Ab- Außer den mit "5" (bundesweit bedeutend) be- grenzung der Bliesaue auf, welche laut Arten- und werteten Flächen werden im Arten- und Biotop- Biotopschutzprogramm Saar als bundesweit be- schutzprogramm Saar für das Gebiet der Kreis- deutende Fläche eingestuft werden kann. stadt Homburg noch folgende naturschutz- Ebenfalls mit dem Prädikat "bundesweit bedeu- fachlich besonders bedeutsame Gebiete heraus- tend" wurde das Naturschutzgebiet "Höllen- gestellt:

Gebiet Biotoptyp Wertgebende Merkmale

NSG "Jägersburger Moor" Hochmoor (degradiert) Rest eines Hochmoores, Vorkommen u.a. von Schmalblättrigem Wollgras

NWZ "Jägersburger Moor" Moorbirken-Kiefernbruch, Alter, Naturnähe Pfeifengras

Königsbruch Niedermoor Pfeifengras, u.a. Lungenenzian

Ausläufer des Königsbruchs Niedermoor Schmalblättriges Wollgras, an der Grenze zu Rh.Pfalz pot. Moorfrosch, Kurzflügelige Beißschrecke

Zollbahnhof bei Homburg Industriebrache, Sandfeld Hoher Anteil an RL-Arten; u.a. Mauereidechse

Closenbruch Niedermoor, Sandfeld u.a. Bekassine, Rotleibiger Grashüpfer, Springfrosch Tab. 9: Naturschutzfachlich NSG "Lambsbachtal" Zwischenmoor, Niedermoor Wollgras, Wasserralle, Torf- besonders bedeutsame Mosaikjungfer, pot. Moorfrosch Gebiete der Stadt Homburg Biotope und Schutzgebiete der Kreisstadt Homburg 47

5.2.1 Leitlinien 5.2.2 Zielarten

Ausgehend von den naturraumspezifischen Die Formulierung von Zielarten ist ein bewährtes Konflikten lassen sich die Leitlinien für eine an Instrument innerhalb eines naturschutzfachlichen den Erfordernissen des Arten- und Biotopschutzes Monitorings. Denn gelingt es die gewünschten ausgerichtete Entwicklung des Homburger Rau- Zielarten durch Maßnahmen des Naturschutzes mes laut Arten- und Biotopschutzprogramm Saar auf die jeweilige Fläche zu bringen, ist in der Re- wie folgt konkretisieren: gel ein großer Schritt im Hinblick auf eine erfolg- reiche Umsetzung der jeweiligen naturschutz- z Schutz durch Flächensicherung (Ausweisung fachlichen Ziele getan. So betrachtet sind Zielarten als GLB) aller Sandfelder und Binnendünen hochintegrierende Kontollparameter, die alleine im Homburger Raum durch ihr Vorkommen oder aber auch Fehlen be- z Erstellung eines Pflege- und Entwick- stimmte Umweltqualitäten anzeigen helfen (Bio- lungsplanes für den alten "Zollbahnhof" bei indikation). Homburg Eine geeignete Zielart ist der Weißstorch. Dies z Erstellung eines Maßnahmenkonzeptes zum kommt auch bei Betrachtung der Ergebnisse des Erhalt des NSG"Jägersburger Moor" durch ABSP-Gutachtens zum Ausdruck, wo als Zielart für eine länderübergreifende Regelung zur die Bliesaue zwischen Homburg und Trinkwasserförderung ausdrücklich der Weißstorch genannt wird. z Ökosystemare Inventur der gleichnamigen Im Rahmen des Arten- und Biotopschutz- Naturwaldzelle "Jägersburger Moor" programmes wird die Bliesaue als Gebiet mit bun- z Ausweisung des Königsbruch inclusive der desweiter Bedeutung hervorgehoben (s.o.). Die- nordöstlich an das Königsbruch sich an- se Wertschätzung begründet sich u.a. mit dem schließenden Fläche zwischen Landstraße, enormen Entwicklungspotenzial der Fläche, auch Landesgrenze und Eisenbahn (= Zwischen- wenn die Aue in Teilen doch recht intensiv ge- moorsenke mit großen Beständen an Woll- nutzt wird. gras Eriophorum angustifolium) als Natur- Das Arten- und Biotopschutzprogramm favori- schutzgebiet. Auf diese Weise kann ein siert als mittelfristiges Ziel eine großflächige länderübergreifender Biotopverbund reali- Extensivierung der Grünlandnutzung der gesam- siert werden, denn die auf rheinland-pfälzi- ten Bliesaue. Als Monitor, d.h. als Kontroll- scher Seite gelegenen Flächen sind bereits parameter zum Erreichen dieses Zieles wird im als Naturschutzgebiet geschützt. ABSP der Weißstorch genannt. z Erstellen eines Konzeptes für eine insgesamt umweltschonende Trinkwasserförderung im gesamten Raum KAPITEL 5 Die Biotopsituation der Kreisstadt Homburg im übergeordneten Vergleich 48

Abb. 12: Mastau bei Beeden Vorkommen u. a. von Ameisenbläuling, Gelb- bauchunke und Weißstorch Biotope und Schutzgebiete der Kreisstadt Homburg 49

5.2.3 Zur Situation in Homburg

In der Mastau bei Beeden brütet nun schon seit 1998 das saarlandweit einzige freilebende Weiß- storch-Paar (vgl. Kap. 6.2.4). Eine AG "Weißstorch" bestehend aus ehrenamtlichem ("Storchenväter") und behördlichem Naturschutz (Saar-Pfalz-Kreis, Stadt Homburg) hat in der Vergangenheit etliche biotopverbessernde Maßnahmen in der Bliesaue bei Beeden durchgeführt (Abb. 12). Die Vorzei- ge-Art Weißstorch ist zu einem echten Sympathie- träger der ganzen Region geworden. Dies ist ein gutes Beispiel dafür, wie effizient sich landesweite Zielvorgaben lokal umsetzen lassen und wie wich- tig dabei die Rolle der Kommunen als lokale Exe- Weißstorch mit Jungen kutive (vgl. Kap. 1) ist. aus der Brut 2000

5.3 DIE AGRARSTRUKTURELLE ENTWICKLUNGSPLANUNG (AEP) FÜR DAS SAARLAND

Die Kreisstadt Homburg hat Anteil an zwei land- Waldfläche, 29 % Landwirtschaftsfläche), so dass wirtschaftlichen Agrarräumen. Der überwiegen- für die Landwirtschaft per se nur wenig Fläche de Teil des Stadtgebietes gehört dem Agrarraum zur Verfügung steht. "Homburger Becken" an, während der kleinere Teil Von Bedeutung für die Landwirtschaft ist ei- (= der Süden des Stadtgebietes) dem Agrarraum gentlich nur der Bereich um Einöd, der noch in "Hinterer " zugeordnet wird. Der Agrar- größerem Masse landwirtschaftlich genutzt wird. raum "Homburger Becken" ist landwirtschaftliches Gerade hier sind aber Nutzungskonflikte prognos- Rückzugsgebiet; der Agrarraum "Hinterer Blies- tiziert. Da ist zum einen die Nachfrage nach Bau- gau" dagegen landwirtschaftlicher Kernraum. land, die neue Wohngebiete bevorzugt in den Die Landwirtschaft spielt auf dem Gebiet der landwirtschaftlichen Nutzflächen entstehen lässt; Kreisstadt Homburg keine bedeutende Rolle. Dies zum anderen der Bedarf an naturschutz- hängt mit der für die Landwirtschaft ungünsti- rechtlichen Ausgleichsflächen, welche (infolge der gen Wald-Offenlandverteilung zusammen (44 % niedrigen Ausgangsbewertung von Ackerflächen) KAPITEL 5 Die Biotopsituation der Kreisstadt Homburg im übergeordneten Vergleich 50

in der Regel auf landwirtschaftlichen Nutzflächen Betriebe mit 50-60 % an. Das ist nicht viel und ausgewiesen werden. wird - abgesehen von den per se waldreichen Vor diesem Hintergrund ist eine Prognose der Agrarräumen - eigentlich nur noch im Ballungs- Entwicklung der Landwirtschaft auf dem Gebiet raum Saarbrücken bzw. entlang der Saarschiene der Kreisstadt Homburg interessant. Die Agrar- unterschritten (vgl. Abb. 13). strukturelle Entwicklungsplanung (AEP) für das Die Prognose der Agrarstrukturellen Entwick- Saarland gibt z.B. den Anteil der mit großer Wahr- lungsplanung lässt sich für die Verhältnisse der scheinlichkeit bis ins Jahr 2010 weiterführenden Kreisstadt Homburg auf folgenden Nenner brin-

Abb. 13: Ergebnisse der Agrarstrukturellen Entwicklungsplanung für Homburg Biotope und Schutzgebiete der Kreisstadt Homburg 51

gen: Die Landwirtschaft wird in Zukunft eine noch geringere Rolle spielen als bisher. Von landschafts- pflegerischer Seite müssen aber flächen- bedeutsame Verbrachungen, Umwidmungen und Wegfall landwirtschaftlicher Nutzungen mit Sorg- falt beobachtet werden.

Storch und Landwirt in der Mastau bei Beeden; Garanten für eine nachhal- tige Entwicklung

5.4 DER LANDESENTWICKLUNGSPLAN UMWELT (ENTWURF) - LEP

Der Landesentwicklungsplan Umwelt legt die Was den Schutz der freien Landschaft anbe- Ziele der Raumordnug für das gesamte Landes- langt, wird im LEP Umwelt insbesondere auf die gebiet dar. Dabei handelt es sich um die Ziele4 Bedeutung der Kreisstadt Homburg für den der Flächenvorsorge für die Flächennutzungen Grundwasserschutz bzw. auf den Schutz der frei- (Gewerbe, Windenergieanlagen, Landwirtschaft), en Landschaft (Wald) eingegangen. den Schutz der freien Landschaft (Naturschutz, Nach Darstellung des LEP ist bis auf eine relativ Grundwasserschutz, Hochwasserschutz) sowie die kleine Fläche das gesamte Stadtgebiet als Vor- Standortbereiche (Rohstoffe, kulturelles Erbe, Tou- ranggebiet für Grundwasserschutz vorgesehen. rismus etc.) bzw. Trassenbereiche (Verkehr). Dies stellt die besondere Verantwortung der Kreis- stadt Homburg für den Grundwasserschutz heraus.

4 Die Ziele stellen das Ergebnis von Abwägungen zwischen überörtlichen raumbedeutsamen Ansprüchen und langfristig gebotenen Erfordernissen aus Landessicht einerseits und der kommunalen Planungsträger sowie der sonstigen öffentlichen Planungsträger andererseits dar (MINISTER FÜR UMWELT 2001) KAPITEL 5 Die Biotopsituation der Kreisstadt Homburg im übergeordneten Vergleich 52

5.5 GEWÄSSERGÜTEBERICHT Gewässer- Grad der Belastung DES MINISTERS FÜR güteklasse mit leicht abbaubaren UMWELT organischen Stoffen

I Unbelastet bis sehr gering belastet In der "Gewässergütekarte Saarland" wird der I-II Gering belastet Gütezustand der Fließgewässer des Saarlandes flächendeckend dargestellt. Grundlage sind das II Mäßig belastet Saprobiensystem und die bundeseinheitlichen II-III Kritisch belastet Kriterien der "Länderarbeitsgemeinschaft Wasser" III stark verschmutzt (LAWA). III-IV Sehr stark verschmutzt Bei der Interpretation der Gewässergütekarte IV Übermäßig belastet muss berücksichtigt werden, dass in dieser Karte in erster Linie die Sauerstoffverhältnisse und die Die Gewässergütesituation in Homburg Belastung mit organischen, unter Sauerstoff- zehrung biologisch abbaubaren Wasserinhalts- Der Erbach ist vom Quellbereich bis in den Be- stoffen klassifiziert werden. Die Karte beinhaltet reich der Stadt Homburg mäßig belastet (Gewäs- keine Charakterisierung des gewässerökolo- sergüteklasse II). Dahinter wird der bislang als gischen Gesamtzustandes der Gewässer. Aus der offener Abwasserkanal benutzte Erbach noch als Gewässergütekarte ist auch nicht zu entnehmen, "übermäßig verschmutzt" eingestuft. Eine Verbes- ob die Gewässer durch Säureeintrag aus Luft- serung der Situation ist durch den im Jahr 2001 verunreinigungen versauert sind, ob der Arten- fertig gestellten neuen EVS-Sammler zu erwarten. bestand durch den Ausbauzustand beeinträchtigt Es wird allerdings noch eine geraume Zeit verge- ist oder aber, ob die Gewässer durch übermäßi- hen, bis sich eine typische Fließgewässerzönose gen Nährstoffeintrag eutrophiert sind und eingestellt hat, welche schließlich auch anhand dadurch die ortstypische Lebensgemeinschaft des Saprobiensystems bewertet werden kann. Ziel beeinträchtigt wird. Aus der Karte lässt sich auch ist Gewässergüte II-III. nicht entnehmen, ob bestimmte Bachabschnitte Der Lambsbach ist ab der Landesgrenze bis zur aus Gründen des Natur- und Artenschutzes Mündung in die Blies in Gewässergüteklasse II (mä- besonders interessant oder schutzwürdig sind. ßig belastet) einzustufen. Im Vergleich zur Situa- tion im Jahr 1995 ist eine Verbesserung eingetre- Der Gewässergütekarte liegt folgende Klassifi- ten was eindeutig mit der Verlegung eines neuen kation zugrunde: Abwasserkanals zusammenhängt (Abb. 14). Biotope und Schutzgebiete der Kreisstadt Homburg 53

Abb. 14: Gewässergüte-Situation der Homburger Fließgewässer im Vergleich zum gesamten Saarland KAPITEL 6 Bemerkenswerte Arten auf dem Gebiet der Kreisstadt Homburg 54 6. BEMERKENSWERTE ARTEN AUF DEM GEBIET DER KREISSTADT HOMBURG

Auch auf Artniveau wird die besondere Eigen- 6.1 FLORA art des Homburger Raumes deutlich, der infolge extremer Standorttypen wie "Niedermoor/Sumpf" und "Sandfelder/Binnendünen" äußerst kontrast- reich wirkt. Auf dem Gebiet der Kreisstadt Homburg kom- 6.1.1 Lungenenzian men Arten vor (Pflanzen und Tiere), die von (Gentiana pneumonanthe) landesweiter bzw. sogar bundesweiter Bedeutung sind. An Pflanzen sind z.B. zu nennen der Lungen- Aus floristischer Sicht bedeutend ist das Vor- enzian (Gentiana pneumonanthe) oder der Präch- kommen des Lungenenzians im "Königsbruch" tige Dünnfarn (Trichomanes speciosum). An Tie- nördlich Homburg. Der Lungenenzian ist eine ex- ren ist das Vorkommen wärmeliebender Arten wie trem seltene Art, die saarlandweit nur noch an etwa Mauereidechse (Podarcis muralis) oder auch einer weiteren Stelle - in der "Beierswies" bei der FFH-Art Ameisenbläuling (Maculinea Fechingen - vorkommt. nausithous) erwähnenswert. Die einzelnen Artvorkommen lassen sich wie folgt bewerten:

6.1.2 Prächtiger Dünnfarn (Trichomanes speciosum)

Erwähnenswert ist auch das Vorkommen des Prächtigen Dünnfarns (Trichomanes speciosum). Der Dünnfarn ist als ausgewachsene Farnpflanze streng an atlantische Klimabereiche Westeuropas gebunden. Überraschend wurden nun Gameto- phyten von Trichomanes speciosum in der Gulden- schlucht bei Einöd gefunden (SCHNEIDER mdl.). Besiedelt werden kleine Überhänge und Halb- höhlen von Sandsteinfelsen mit sehr wenig Licht- einfall und feucht-kühlem Mikroklima. Lungenenzian Saarlandweit kommt die Art nur noch an einer Gentiana pneumonanthe weiteren Stelle, am Tränenfels in Kirkel, vor. Biotope und Schutzgebiete der Kreisstadt Homburg 55

6.2 FAUNA schen Amphibienschutzprogrammes zum Aus- druck, wo ganz besonders darauf hingewiesen wird, dass die Ausläufer der Westpfälzischen Moorniederung im Bereich Königsbruch Hom- burg, wo außer Feucht- und Nasswiesen auch 6.2.1 Moorfrosch wasserführende Gräben vorhanden sind, als Laich- (Rana arvalis) platz für den Moorfrosch unbedingt in Frage kom- men. Der Status des Moorfrosches im Saarland ist un- Wenn also im Saarland noch mit Restvor- sicher. Verschiedene Meldungen aus der Biotop- kommen des Moorfrosches zu rechnen ist, dann kartierung lassen frühere Vorkommen für den unbedingt im Bereich Königsbruch (= Ausläufer Bereich des Ostsaarlandes (Lambsbachtal, Jägers- der Kaiserslauterner Senke; Abb. 15). burg) wahrscheinlich werden. Seit 20 Jahren je- doch liegen keine gesicherten Nachweise mehr für diesen Bereich vor. 6.2.2 Mauereidechse Der Moorfrosch ist kein eigentliches Hochmoor- (Podarcis muralis) tier, sondern lebt vielmehr im Bereich der Hoch- moorränder, in Niedermooren, in anmoorigem Als mediterrane Art in vorgeschichtlicher Zeit Grünland, allgemein in Flächen mit gleichmäßig in unsere Region eingewandert, ist die Mauerei- hohem Grundwasserstand. dechse heute ein Relikt früherer Nutzung und in Als Laichgewässer werden flache, besonnte ihrem Überleben (Sekundärstandort) auf den be- Tümpel und Weiher von mittlerer Größe bevor- sonderen Schutz des Menschen angewiesen. Der zugt, die vegetationsreiche Ufer und Flachwasser- Homburger Raum (das Römermuseum, die Bahn- zonen aufweisen. Solche Biotope sind grundsätz- trasse zw. Homburg und Beeden, die Klosterruine lich selten, weshalb auch ein Vorkommen des Wörschweiler, der Zollbahnhof) ist ein Schwer- Moorfrosches nur lokal anzunehmen ist. punktraum des Vorkommens der Mauereidech- Die gesamte Niedermoorsenke des Homburger se, die saarlandweit in 3 Teilpopulationen (wel- Raumes kommt als potenzieller Lebensraum des che möglicherweise untereinander keinen gene- saarlandweit wohl als "ausgestorben" bzw. "ver- tischen Kontakt mehr besitzen) aufgesplittet ist. schollen" einzustufenden Moorfrosches in Frage. Die Mauereidechse kommt deutschlandweit nur Das Laichplatzschema "Anmooriges Grünland" im wärmebegünstigten mit hohem Grundwasserstand, das für die Ha- Südwesten vor, und das bitatbindung des Moorfrosches so bedeutend ist, Saarland ist ein Schwer- ist auf den Niedermoorstandorten des Homburger punktraum des deutsch- Mauereidechse Raumes in ausreichendem Maße erfüllt. landweiten Vorkom- Podarcis muralis Dies kommt auch im Ergebnis des saarländi- mens. Homburg besitzt am Zollbahnhof KAPITEL 6 Bemerkenswerte Arten auf dem Gebiet der Kreisstadt Homburg 56

damit eine besondere Verantwortung für das werden müssen. Die Vorkommen dieser Art sind Überleben der Art in Deutschland weshalb aus von europaweiter Bedeutung. naturschutzfachlicher Sicht ein besonderer Akzent Der Ameisenbläuling ist in seinem Vorkommen auf die Förderung der Art im Stadtgebiet von auf das Vorhandensein der Schlüsselart Großer Homburg gelegt werden muss. Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis) angewie- sen. Als Art der Talglatthaferwiesen ist der Große Wiesenknopf potenziell auf den Bereich der Blies- aue beschränkt, was ein weiteres Indiz für die 6.2.3 Ameisenbläuling herausragende Stellung der Bliesaue als Lebens- (Maculinea nausithous) raum für Flora und Fauna ist (vgl. Kap. 7.2).

Der im Saarland "vom Aussterben bedrohte" (im übrigen Deutschland "gefährdete") Dunkle Wie- senknopf-Bläuling ist wie seine Schwesterart Maculinea teleius fast vollkommen an die Wirts- pflanze Großer Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis) gebunden. Hier saugen die Falter, fin- den Balz und Paarung statt und werden die Eier abgelegt. Die prioritäre FFH-Schmetterlingsart Amei- senbläuling (Maculinea nausithous) kommt aktu- ell im Saarland noch in sieben Habitaten in Foto rechts: Ameisenbläuling Homburg und in einer isolierten Population bei Maculinea nausithous Grügelborn im Kreis St. Wendel (im Nohfelden Hirsteiner Bergland) vor. Der saarländische Gesamtbestand besitzt derzeit eine Größe von etwa 80-90 Faltern. Über 80 % der Tiere leben in den drei indivi- 6.2.4 Heller Wiesenknopf-Bläuling duenreichsten saarländischen Populationen bei (Maculinea teleius) Homburg-Beeden (ca. 35-38 Falter), Homburg- Closenbruch (ca. 20 Falter) und Grügelborn (ca. Die zwei einzigen saarländischen Funde (1977 15-20 Falter) (vgl. ULRICH 2002). und 1990/91) des Hellen Wiesenknopf-Bläulings Der Ameisenbläuling ist im Anhang II der FFH- stammen aus der Westpfälzischen Moorniederung Richtlinie aufgeführt und gilt als Tierart von ge- bei Homburg. meinschaftlichem europäischen Interesse, für de- Das winzige Habitat von Maculinea teileius im ren Erhalt besondere Schutzgebiete ausgewiesen Königsbruch ist noch vorhanden (ULRICH 2002). Biotope und Schutzgebiete der Kreisstadt Homburg 57

6.2.5 Weißstorch (Ciconia ciconia)

In der Mastau bei Beeden brütet das saarland- weit einzige freilebende Weißstorch-Paar. Die beiden Alttiere stammen aus Ausbürgerungs- stationen im nahen Lothringen bzw. Rheinland- Pfalz. Die Jungvögel bekommen den Zugtrieb ver- erbt und wandern regelmäßig im Herbst in Rich- tung Süden ab. Weißstorch Mit der Zielart "Weißstorch" haben sich in der Ciconia ciconia Vergangenheit etliche biotopverbessernde Maß- auf Futtersuche in der nahmen in der Bliesaue bei Beeden durchführen Mastau lassen, die in der Form sonst mit Sicherheit nicht möglich gewesen wären. Die "flag ship species" Weißstorch ist damit zu einem echten Sympathie- träger der ganzen Stadt geworden. 6.2.7 Grosses Mausohr (Myotis myotis)

6.2.6 Kurzflügelige Beissschrecke Die Kreisstadt Homburg pflegt mit den Schloss- (Metrioptera brachyptera) berghöhlen und den Schlangenhöhlen zwei ural- te Winterquartieranlagen für Fledermäuse, wobei Mit der Kurzflügeligen Beißschrecke lebt auf den standorttreuen, wandernden (bis 300 km!) dem Gebiet der Kreisstadt Homburg eine Mausohren (Myotis myotis) eine besondere Be- Heuschreckenart, die sonst an keiner Stelle im deutung zukommt. Die Art nutzt auf dem Stadt- Saarland vorkommt. Die Kreisstadt Homburg hat gebiet zudem kleinere Felskeller in Kirrberg und damit eine besondere Verantwortung für das Stollenanlagen des Westwalls, die in den Wäldern Überleben der Art im Saarland. Bei der Kurzflüge- zerstreut liegen und zum Teil mit Gittertüren ge- ligen Beißschrecke handelt es sich um eine Art sichert wurden. Diese Objekte stellen in ihrer der Feuchtbereiche. Die Art ist saarlandweit ex- Vernetzung saarlandweit ein einmaliges En- trem selten und kommt laut Atlas der Heuschre- semble an Winterquartiermöglichkeiten für diese cken des Saarlandes (DORDA et al. 1996) nur an gefährdete Tiergruppe dar, wobei erfreu- insgesamt sechs Fundstellen im Bereich der Aus- licherweise auf dem Gelände der Unikliniken auch läufer der westpfälzischen Moorniederung im Os- ein größeres Sommerwochenstubenquartier ge- ten des Saarlandes vor. sichert werden konnte. KAPITEL 7 Die Biotopsituation der Kreisstadt Homburg - Beispiele hervorragend ausgestatteter Lebensräume 58 7. DIE BIOTOPSITUATION DER KREISSTADT HOMBURG - BEISPIELE HERVORRAGEND AUSGESTATTETER LEBENSRÄUME

7.1 GULDENSCHLUCHT BEI EINÖD

Beschreibung:

Wasserführende Schlucht mit hervorragend aus- gebildeter Schluchtwaldvegetation im Buntsand- stein; fast geschlossene Milzkrautflur; ausgepräg- te Felspartien mit reicher Moos- und Farnflora

Arteninventar:

Chrysosplenium oppositifolium, Chrysosplenium alternifolium (Milzkraut) Lunaria rediviva (Wildes Silberblatt)5, Trichomanes speciosum (Prächtiger Dünnfarn, nur als Game- tophyt) div. Moose, z.B.: Amphidium mougeotii, Tetrodontium brownianum Feuersalamander

5 Herkunft der Pflanze ist unklar; die Pflanze wird schon seit Jahren am selben Standort beobachtet (BELL mdl.) Biotope und Schutzgebiete der Kreisstadt Homburg 59

7.2 BLIESAUE BEI BEEDEN (MASTAU)

Beschreibung:

Flachland-Mähwiese mit Vorkommen des Gro- ßen Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis)

Arteninventar:

Sanguisorba officinalis (Großer Wiesenknopf) Maculinea nausithous (Ameisenbläuling) Gelbbauchunke Weißstorch, Braunkehlchen, Wiesenpieper KAPITEL 7 Die Biotopsituation der Kreisstadt Homburg 60 - Beispiele hervorragend ausgestatteter Lebensräume

7.3 ZOLLBAHNHOF

Beschreibung: Mauereidechse, Schlingnatter, Ringelnatter, Wechselkröte, Kreuzkröte, Neuntöter, Nachtigall, Ehemaliger Güterbahnhof mit Schotterflur und Feldschwirl, Chorthippus vagans (Steppen- (kleinflächig) Sandrasen grashüpfer), Sphingonotus caerulans (Blauflügelige Sand- Arteninventar: schrecke), Omocestus haemorrhoidalis (Rotleibiger Grashüp- Corynephorus canescens (Silbergras), Artemisia fer), Oedipoda germanica (Rotflügelige Ödland- campestre (Feld-Beifuß), schrecke)6 Minuartia hybrida (Schmalblättrige Miere), Draba muralis (Mauer-Hungerblümchen) u.a. Arten der Schotterfluren/Trockenrasen

6 Bislang erst ein Nachweis von E. Bell; derzeit am Zollbahnhof verschollen Biotope und Schutzgebiete der Kreisstadt Homburg 61

7.4 PFÄNDERBACHTAL

Beschreibung: Arteninventar:

Naturnaher Bach im Wald; hervorragend aus- Chrysosplenium alternifolium (Milzkraut), gestattete Buntsandsteinfelsformation mit diver- div. Moose, z.B.: Zygodon conoideus, Ortho- sen Moosen und Flechten; gut ausgeprägte trichum tenellum, Schistostega pennata; epiphytische Moosvegetation mit Vorkommen Feuersalamander zahlreicher seltener Arten KAPITEL 7 Die Biotopsituation der Kreisstadt Homburg 62 - Beispiele hervorragend ausgestatteter Lebensräume

7.5 LAMBSBACHTAL

Beschreibung:

Naturnaher unverbauter Bachabschnitt mit ge- schlossenem bachbegleitendem Erlen-Eschen- Weidensaum; Erlenbruch mit Zwischenmoor; Be- deutende Vorkommen von Moosen schwach basiphiler, feuchter Sandsteine z.B. Reboulia hemisphaerica und Quellfluren (Eucladium verticillatum) im Bereich der Meerburg.

Arteninventar:

Eriophorum angustifolium (Schmalblättr. Woll- gras), Catabrosa aquatica (Quellgras) Torfmoose Aeshna juncea (Torf-Mosaikjunger); Ringelnatter Wasserralle Biotope und Schutzgebiete der Kreisstadt Homburg 63

7.6 KARLSBERGWALD MIT HERZOGSKASTANIEN

Beschreibung:

Großflächiger naturnaher Laub-Mischwald- bestand (Buche, Traubeneiche)

Arteninventar:

Mittelspecht, Hohltaube Grün-, Grauspecht KAPITEL 7 Die Biotopsituation der Kreisstadt Homburg 64 - Beispiele hervorragend ausgestatteter Lebensräume

7.7 BINNENDÜNE HOMBURG

Beschreibung:

Offene Binnendüne mit Sandrasen und Silber- gras

Arteninventar:

Corynephorus canescens (Silbergras), Aira praecox (Frühe Haferschmiele), Aira caryophyllea (Nelken- Haferschmiele) Sphingonotus caerulans (Blauflügelige Sand- schrecke), Oedipoda caerulescens (Blauflügelige Ödlandschrecke), Myrmeleotettix maculatus (Ge- fleckte Keulenschrecke) Cicindela hybrida (Sand-Laufkäfer)

Silbergras Corynephorus canescens Biotope und Schutzgebiete der Kreisstadt Homburg 65

7.8 CLOSENBRUCH

Beschreibung:

Biotopkomplex aus feuchten und trockenen Lebensräumen (Schilf, Großseggenried, Wasser- schwaden, Sandrasen)

Arteninventar:

div. Großseggen Schwarzkehlchen, Neuntöter, Ringelnatter, Springfrosch Omocestus haemorrhoidalis (Rotleibiger Grashüp- fer) früher: Bekassine

Heidenelke Dianthus deltoides KAPITEL 7 Die Biotopsituation der Kreisstadt Homburg 66 - Beispiele hervorragend ausgestatteter Lebensräume

7.9 KÖNIGSBRUCH

Beschreibung:

Niedermoorfläche mit großen Pfeifengras-Be- stand und genutzten Wiesen; Biotopkomplex; ehemals (bis 1980) sehr hochwertige Vorkommen von Borstgrasrasen mit Mondraute (Botrychium lunaria) und Ästiger Rautenfarn (Botrychium matricariifolium)

Arteninventar:

Gentiana pneumonanthe (Lungenenzian) Schwarzkehlchen, Neuntöter, Wiesenpieper Metrioptera brachyptera (Kurzflügelige Beiß- schrecke) Biotope und Schutzgebiete der Kreisstadt Homburg 67

7.10 KIEFERNRIEGEL N. BRUCHHOF

Beschreibung:

Kiefernriegel mit Sandrasen in typischer Aus- prägung

Arteninventar:

Corynephorus canescens (Silbergras), Filago minima (Kleines Filzkraut), Spergula morisonii (Frühlings-Spark) Oedipoda caerulescens (Blauflügelige Ödland- schrecke) KAPITEL 7 Die Biotopsituation der Kreisstadt Homburg 68 - Beispiele hervorragend ausgestatteter Lebensräume

7.11 AUSLÄUFER DER KAISERSLAUTERNER SENKE

Beschreibung:

Ausläufer des Königsbruchs an der Grenze zu Rheinland-Pfalz; Niedermoorniederung mit wasserführenden Gräben, Großseggen, Hoch- stauden und ausgedehntem Schilfröhrichtbestand

Arteninventar:

Eriophorum angustifolium (Schmalblättr. Woll- gras), Carex lasiocarpa (Fadensegge) Potenziell: Moorfrosch Schwarzkehlchen, Wiesenpieper, Baumfalke Metrioptera brachyptera (Kurzflügelige Beiß- schrecke) Biotope und Schutzgebiete der Kreisstadt Homburg 69

7.12 NATURWALDZELLE JÄGERSBURGER MOOR

Beschreibung:

Im Rahmen des Naturwaldzellenprogramms des Saarlandes 1980 ausgewiesene Naturwaldzelle mit altem, naturnahen Moorbirken-Kiefern-Be- stand.

Arteninventar:

Eriophorum angustifolium (Schmalblättriges Woll- gras), Betula pubescens (Moorbirke) Metrioptera brachyptera (Kurzflügelige Beiß- schrecke) KAPITEL 7 Die Biotopsituation der Kreisstadt Homburg 70 - Beispiele hervorragend ausgestatteter Lebensräume

7.13 SPICKELWEIHER

Beschreibung:

Naturnaher Waldweiher mit ausgeprägtem Verlandungsbereich; bedeutender Amphibien- laichplatz

Arteninventar:

Schwimmblattgesellschaft, Zwergtaucher

Zwergtaucher am Spickelweiher Biotope und Schutzgebiete der Kreisstadt Homburg 71

7.14 ORCHIDEENWIESE WEBSWEILER

Beschreibung:

Genutzter Wiesenabschnitt mit Orchideenvor- kommen; kleinflächig binsen- u. seggenreiche Nasswiesen

Arteninventar:

Dactylorhiza incarnata (Fleischfarbenes Knaben- kraut), Dactylorhiza majalis (Breitblättriges Kna- benkraut), Carex rostrata (Schnabelsegge) Neuntöter

Neuntöter im Weiden- Faulbaumgebüsch bei Websweiler 72

7.15 KALK-MAGERRASEN BEI KIRRBERG

Beschreibung: Arteninventar:

Kalk-Halbtrockenrasenhang bei Kirrberg; Aus- Orchis militaris (Helmknabenkraut), Orchis läufer des Naturraumes Zweibrücker Westrich purpurea (Purpurknabenkraut), Gymnadenia conopsea (Mücken-Händelwurz) Neuntöter, Turteltaube Oecanthus pellucens (Weinhähnchen)

Anacamptis pyramidalis Hundswurz,

Gentiana ciliata Fransenenzian

Aceras anthropophorum Hängender Mensch 8. LITERATUR, QUELLENNACHWEISE

- Amtsblatt des Saarlandes vom 26. Mai 1961: Verordnung über das Naturschutzgebiet "Jägers- burger Moor" in der Gemarkung Jägersburg, Kreis Homburg.

- Amtsblatt des Saarlandes vom 27. Dezember 1973: Verordnung über die Landschaftsschutz- gebiete für das Kreisgebiet Homburg (Saar) vom 12. Dezember 1973

- Amtsblatt des Saarlandes vom 05. März 1980: Bekanntmachung über die Erklärung eines Wald- gebietes zur Naturwaldzelle vom 28. Januar 1980.

- Amtsblatt des Saarlandes vom 30. Juli 1992: Erste Verordnung zur Änderung der Verordnung über die Landschaftsschutzgebiete für das Kreisgebiet Homburg vom 16. Juni 1992.

- Amtsblatt des Saarlandes vom 02. September 1999: Bekanntmachung über die Erweiterung der Naturwaldzelle "Jägersburger Moor" vom 02. Juni 1999.

- Amtsblatt des Saarlandes vom 06. April 2000: Verordnung über die Naturschutzgebiete "Natur- waldzellen im Saarland" vom 28. Januar 2000.

- MINISTER FÜR UMWELT (1995): Amphibienschutzprogramm Saar. Gutachten (unveröff.).

- DORDA, D. et al. (1996): Atlas der Heuschrecken des Saarlandes

- MINISTER FÜR UMWELT (1998): Arten- und Biotopschutzprogramm Saar. Gutachten (unveröff.).

- MINISTER FÜR UMWELT (1988-1992): Biotopkartierung Saarland II. Gutachten (unveröff.).

- MÖRSCH, G. (1996): Managementplanung für die Schlangenhöhle bei Homburg-Schwarzen- acker. Gutachten (unveröff.) im Auftrag des Vereins Grenzüberschreitender Fledermausschutz

- NABU - OG Altstadt (1992): Der ehemalige Zollbahnhof. Biologisches Gutachten über seine Schutz- würdigkeit. Gutachten (unveröff.).

- ULRICH, R. (2002): Fünf europaweit gefährdete Tagfalter des Saarlandes. Abh. Delattinia 27: 245-254. Saarbrücken.