BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT Drucksache 19/6156 19. Wahlperiode 04.06.10

Große Anfrage

der Abgeordneten Norbert Hackbusch, Dr. Joachim Bischoff, Dora Heyenn, Christiane Schneider, Kersten Artus, Elisabeth Baum, Wolfgang Joithe-von Krosigk, Mehmet Yildiz (Fraktion DIE LINKE) vom 07.05.10

und Antwort des Senats

Betr.: IKEA – wie geht es weiter?

Die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) hat das Baugenehmi- gungsverfahren für den geplanten Neubau einer IKEA-Filiale in der Altonaer Großen Bergstraße an sich gezogen.

Als die ersten Überlegungen zu einer IKEA-Ansiedlung in Altona bekannt wurden, war noch die Rede von einem besonderen innerstädtischen Konzept und einem Warenangebot, das deutlich kleiner ausfallen sollte als in üblichen Standard-Möbelhäusern dieses Unternehmens. Dadurch, hieß es damals, würde wesentlich weniger motorisierter Verkehr anfallen, auch sei das Mö- belhaus städtebaulich besser integrierbar in die Umgebung. Doch schon nach kurzer Zeit kristallisierte sich heraus, dass das Unternehmen IKEA von seinem Konzept, überall auf der Welt vergleichbare, quasi standardisierte Filialen aufzubauen, auch in diesem Falle nicht abweichen würde. Auch in Altona soll ein Vollsortimenthaus in der Größenordnung der Filialen und entstehen.

Die Sorgen der Anwohnerinnen und Anwohner und auch die vielfachen Pro- teste bezüglich des zu erwartenden hohen zusätzlichen Verkehrsaufkom- mens und der erheblichen Dimensionen des geplanten Gebäudes erweisen sich vor diesem Hintergrund als durchaus begründet.

Nach bisher bekannt gewordenen Zahlen geht die IKEA-Unternehmenslei- tung bei seinen Kundinnen und Kunden von einem Modal Split mit einem 50- prozentigen Pkw-Anteil aus; die anderen 50 Prozent verteilen sich nach die- sen Prognosen auf den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) sowie den Fuß- und Radverkehr.

Das zu erwartende Kfz-Aufkommen wird maßgeblich von der Zahl der zur Verfügung stehenden Stellplätze und deren Bewirtschaftung beeinflusst wer- den. Es gibt zurzeit allerdings keine Klarheit, ob IKEA sich in der Planung auf eine Pkw-gestützte Logistik ausrichten wird oder bereit ist, sich der zentralen Lage entsprechend auf umweltfreundliche Nahverkehrskonzepte einzulas- sen.

Vor diesem Hintergrund fragen wir den Senat:

Der Senat beantwortet die Fragen teilweise auf der Grundlage von Auskünften der Firma IKEA wie folgt: Drucksache 19/6156 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 19. Wahlperiode

1. Stellplätze 1.1 Wie viele Stellplätze wurden für IKEA Altona beantragt? Wie viele sind rechtlich erforderlich? a. Für die Verkaufsflächen? b. Für das Restaurant? c. Für die Beschäftigten? d. Insgesamt? 982 Stellplätze wurden im Vorbescheidsverfahren beantragt. Rechtlich erforderlich sind: a. 400 Stellplätze für circa 20.000 m2 Verkaufsnutzfläche, b. 44 Stellplätze für circa 700 Sitzplätze im Restaurant, c. 100 Stellplätze für Beschäftigte sind in den unter a. und b. genannten Zahlen ent- halten. d. 444 Stellplätze insgesamt. 1.2 Wie viele Stellplätze sind für eingetragene Grunddienstbarkeiten zur Verfügung zu stellen? 268 Stellplätze sind aus einer Baulast (nicht Grunddienstbarkeit) für das Neue Forum zur Verfügung zu stellen. Diese sind in den beantragten 982 Stellplätzen enthalten. 1.3 Wie viele Stellplätze wurden/werden genehmigt? Bislang keine, im Übrigen steht das noch nicht fest. 1.4 Sieht das Bewirtschaftungskonzept für die Stellplätze eine Kosten- pflicht vor? Wenn ja, zu welchen Bedingungen? 1.5 Sollen die Parkkosten beim Einkauf im IKEA-Möbelhaus erstattet beziehungsweise verrechnet werden? 1.6 Werden die Parkkosten erstattet beziehungsweise verrechnet, wenn in anderen Geschäften eingekauft wird? Wenn ja, bei welchen? Wenn nein, warum nicht? Hierzu liegen den zuständigen Behörden noch keine Informationen vor. Eine etwaige Kostenpflicht der Stellplätze steht im Zusammenhang mit dem Modal Split, der vor- aussichtlich Gegenstand des städtebaulichen Vertrags sein wird. 1.7 Wie viele Stellplätze wurden bei der Errichtung von IKEA Schnelsen beantragt? 1.8 Wie viele wurden genehmigt? 1.300 Stellplätze. 1.9 Wann wurden in welcher Anzahl zusätzliche Stellplätze von IKEA Schnelsen beantragt? 1.10 Wie viele wurden jeweils genehmigt? Nach dem Umbau der Stellplatzanlage und dem Bau des Parkhauses im Jahre 2007 wurden insgesamt 2.103 Stellplätze beantragt und genehmigt. 1.11 Wie viele Stellplätze wurden bei der Errichtung von IKEA Moorfleet beantragt? 1.12 Wie viele wurden jeweils genehmigt? 2.406 Stellplätze.

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1.13 Wann wurden in welcher Anzahl zusätzliche Stellplätze von IKEA Moorfleet beantragt? 1.14 Wie viele wurden jeweils genehmigt? Keine. 2. Modal Split: Verteilung der Verkehrsströme auf die Verkehrsträger 2.1 Wo gibt es in Deutschland Möbelhäuser – von IKEA oder anderen Eigentümerinnen und Eigentümern – mit vergleichbarem Modal Split? In Deutschland existieren mit Essen und Berlin-Tempelhof zwei innenstadtnahe IKEA- Einrichtungshäuser. Diese gleichen in der Konzeption und Bauweise den anderen 43 IKEA-Häusern in Deutschland, verfügen allerdings über eine indirekte Anbindung an eine Fußgängerzone beziehungsweise über einen sehr guten ÖPNV-Anschluss. Der Anteil der ÖPNV-Kunden liegt in Essen bei circa 25 Prozent und in Berlin- Tempelhof bei circa 40 Prozent. Erkenntnisse über Möbelhäuser anderer Eigentümer liegen der zuständigen Behörde nicht vor. 2.2 Mit welchen Maßnahmen will IKEA diese Zielzahlen erreichen? Der in Altona angestrebte ÖPNV-Kundenanteil von circa 50 Prozent wird mit folgen- den Daten und Maßnahmen begründet: 1. Der Bahnhof Altona liegt nur ca. 400 m entfernt; kein IKEA-Markt hat einen so nahen Anschluss an den schienengebundenen ÖPNV. Eine Bushaltestelle liegt direkt vor dem Einrichtungshaus. 2. Förderung des ÖPNV und des Radverkehrs durch ergänzende Maßnahmen (sie- he Antwort zu 2.8 und 2.9). 3. Ein spezielles City-Konzept zielt auf die innerstädtische Kundschaft: IKEA will hier einen City-Store etablieren, der sich in folgenden Punkten von den üblichen IKEA-Häusern unterscheiden soll: • Möbelausstellung und Markthalle befinden sich zusammen im Erdgeschoss und im 1. Obergeschoss (OG). Das Restaurant und die Selbstbedienungshal- le befinden sich im 2. OG. Es soll Kassen im Erdgeschoss und im 1. OG ge- ben. Kunden können über Aufzüge sowie Geh- und Fahrtreppen bestimmte Bereiche gezielt ansteuern. IKEA-Altona enthält somit klassische Kaufhaus- Elemente. • Das Warensortiment umfasst nur eine kleinere Auswahl von 6.000 Artikeln (im Vergleich zu 10.000 in Moorfleet sowie 8.000 in Schnelsen). • Es soll verschiedene Lieferserviceangebote für die Kunden geben, zum Bei- spiel sollen Möbeltaxis angeboten werden, die es in anderen IKEA-Märkten nicht gibt. Es werden hierfür besondere Stellplätze im Parkhaus reserviert; der Kunde kann sich und die Ware nach Hause fahren lassen und erhält sowohl beim Be- als auch Entladen Hilfe. 2.3 Wie viel Prozent des Gesamtinvestitionsvolumens wird IKEA zur kundenbezogenen Förderung des ÖPNV, des Fuß- und Radver- kehrs ausgeben? 2.4 Wie viel Prozent des erwarteten Umsatzes will das Möbelhaus nach Fertigstellung jährlich für die Förderung des ÖPNV, des Fuß- bezie- hungsweise Radverkehrs seiner Kundinnen und Kunden ausgeben? 2.5 Wie wird die Realisierung der von IKEA gemachten Äußerungen und/oder Zusagen zu Fragen Nummer 2.2 bis 2.4 sichergestellt und welche Festlegungen wird es hierzu im städtebaulichen Vertrag ge- ben?

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Es ist vorgesehen, in den städtebaulichen Vertrag Regelungen zur Erreichung des angestrebten Modal Split aufzunehmen. Weitere Einzelheiten stehen zum gegenwär- tigen Zeitpunkt noch nicht fest. 2.6 Wie viele Fahrradabstellplätze sind rechtlich erforderlich? 98 Fahrradplätze. 2.7 Wie viele Fahrradabstellplätze beantragt IKEA? 83 Fahrradplätze. 2.8 Welche innovativen Konzepte verfolgt IKEA zur Förderung des Fuß- und Radanteils wie beispielsweise den Verleih von Fahrradanhän- gern oder Ähnliches? 2.9 Wird IKEA die Fahrtkosten von HVV-Nutzerinnen und -Nutzern an- teilig oder in Gänze beim Einkauf erstatten oder verrechnen? IKEA prüft gegenwärtig verschiedene Modelle, zum Beispiel: • Kunden, die nachweislich mit dem ÖPNV angereist sind, bekommen die Kosten der Fahrkarte angerechnet; • Verleih von Fahrrädern mit Anhängern für den Warentransport; • Einführung einer speziellen Buslinie (IKEA-Line). Entscheidungen sind noch nicht gefallen. 2.10 Wie weit ist IKEA Moorfleet von der nächsten S-Bahn- beziehungs- weise Bus-Station entfernt? Circa 850 m von der nächsten S-Bahnstation, 150 m von der nächsten Bushaltestelle. 2.11 Wie groß sind die Entfernungen vom geplanten Möbelhaus in Altona zur nächstgelegenen ÖPNV-Anbindung? Siehe Antwort zu 2.2. 2.12 Wie teilt sich der Modal Split bei IKEA Moorfleet auf? Hierzu liegen keine Daten vor. 2.13 Inwiefern weicht der angenommene Modal Split bei IKEA Altona von dem tatsächlichen Modal Split bei IKEA Moorfleet ab und wie wird diese Abweichung begründet? Siehe Antwort zu 2.2. 2.14 Welche sonstigen Veränderungen mit verkehrstechnischer Rele- vanz hat es im Umkreis von fünf Kilometern um den geplanten Standort von IKEA Altona in den letzten zwei Jahren gegeben? Innerhalb des Betrachtungsradius von 5 km (sinnvolle verkehrsrelevante Grenzen: Julius-Vosseler-Straße, Vogt-Wells-Straße, Osterfeldstraße, Lokstedter Weg) hatte kein Projekt innerhalb der letzen zwei Jahre großräumige Auswirkungen auf den Ver- kehr. 2.15 WeIche Veränderungen mit verkehrstechnischer Relevanz sind für die kommenden zehn Jahre geplant? a. Allgemein? b. In Bezug auf den Fährterminal? c. In Bezug auf die geplante Verlagerung des Bahnhofs Altona? d. In Bezug auf die Bebauung des Güterbahnhofs? Es sind in dem in der Antwort zu 2.14 definierten Bereich in den nächsten zehn Jah- ren folgende Veränderungen möglich, die verkehrliche Auswirkungen nach sich zie- hen können:

4 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 19. Wahlperiode Drucksache 19/6156 a.: • Die geplante Überdeckelung der BAB A 7. • Der mögliche Neubau einer S-Bahn-Haltestelle . • Der Bau der Stadtbahn-Linie – Altona. • Die Umnutzung der Rindermarkthalle (Feldstraße). • Die Gewerbeerschließung Kaufland Stresemannstraße/Kohlentwiete. b.: • Das Kreuzfahrtterminal/Cruise Center II wird keine größeren Auswirkungen haben (siehe auch Antwort 3.4 c.). c.: • Die Auswirkungen der Verlagerung des Fernbahnhofs sind noch nicht abschätz- bar. Sowohl die Funktion des Bahnhofs im Netz als auch die städteplanerischen Rahmenbedingungen (zum Beispiel Parkhaus, Größe der Einzelhandelsnutzun- gen et cetera) werden noch abgestimmt. d.: • Die Entwicklung der Bahnflächen Altona ist noch in der Abstimmungsphase und die verschiedenen Nutzungen, die die verkehrlichen Auswirkungen bestimmen, sind zum Teil noch nicht festgelegt. 3. Verkehrsgutachten und Verkehrsplanung 3.1 WeIche Verkehrsgutachten hat es in den letzten fünf Jahren für die Bereiche Altona Altstadt, Ottensen und Altona Nord gegeben und wie lauteten die Kernaussagen sowie die angenommenen Progno- sen? Der zuständigen Behörde liegen für die Stadtteile Ottensen, Altona-Nord und Altona- Altstadt folgende Verkehrsuntersuchungen der letzten fünf Jahre vor: • Schwerverkehrsuntersuchung Stresemannstraße, • Erschließung Erweiterung ENDO-Klinik, Holstenstraße, • Erschließung Bäderland Holstenstraße, • Wohn- und Gewerbeerschließung Stresemannstraße/Kieler Straße, • Gewerbeerschließung Stresemannstraße/Plöner Straße, • Verkehrsuntersuchung für die Entwicklung der Bahnflächen Altona, • Erschließung Kreuzfahrtterminal/CruiseCenter II/Fortschreibung Entwicklung nörd- liches Elbufer, • Verkehrsuntersuchung für IKEA-Altona. Die erstgenannte Untersuchung ist eine großräumige Bestandsanalyse im Rahmen der vom zuständigen Bezirksamt initiierten „Planungswerkstatt Stresemannstraße“. Eine gemeinsame Kernaussage der vorliegenden Verkehrsuntersuchungen besteht darin, dass der innerstädtische Kfz-Verkehr langfristig abgenommen hat oder stag- niert. 3.2 Die derzeit vorliegenden Verkehrsgutachten und Lärmgutachten zu IKEA Altona bewerten ausschließlich die Auswirkungen in unmittel- barem Umkreis des geplanten Gebäudes. Beabsichtigt die BSU, erweiterte Verkehrsgutachten erstellen zu lassen, die die Verkehrs- ströme und Belastungen in einem größeren Raum aufzeigen? Wenn ja, bis wann? Wenn nein, warum nicht?

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Nein. Bei jedem Bauvorhaben wird die Verkehrserzeugung abgeschätzt und nach rea- listischen Ziel-/Quellkorridoren richtungsanteilsmäßig in Zeit- und Wegeachsen ver- teilt. Daraus lassen sich innerhalb bekannter Schwankungsbreiten das Maß und die Auswirkung des zusätzlich erzeugten Verkehrs im Straßennetz erkennen und die Grö- ße des Untersuchungsgebiets definieren. Das vertiefende Gutachten zu IKEA enthält die relevanten Auswirkungen in diesem Sinne und wird von den zuständigen Behör- den als ausreichend betrachtet. 3.3 Existiert für den Bereich Altona Altstadt ein Gesamtverkehrsgutach- ten beziehungsweise ist geplant, ein solches in Auftrag zu geben, welches das Gebiet bis zu den Autobahnzubringern mit einbezieht? Nein. 3.4 Ist es der Fall, dass das bestehende Verkehrsgutachten nur auf einer Zählung der bestehenden Verkehrsströme fußt? Nein. a. Wenn ja, aufgrund welcher statistischen Methoden ist eine sol- che Prognose gerechtfertigt? b. Ist eine solche Herangehensweise wissenschaftlich fundiert und in welcher Weise? Entfällt. c. In Bezug auf den Fährterminal? Angesichts von maximal 50 Schiffsanläufen jährlich ist das Terminal nach den hier einschlägigen methodischen Kriterien nicht relevant. d. In Bezug auf die geplante Verlagerung des Bahnhofs Altona? e. In Bezug auf die Bebauung des Güterbahnhofs? Diese Projekte befinden sich in einem noch nicht abgeschlossenen Untersuchungs- stadium, das keinen detaillierten Verkehrsnetzbezug zulässt. 3.5 Wie werden besonders verkehrsintensive Veranstaltungen in Altona und in Hamburg in den bestehenden Verkehrsgutachten berücksich- tigt? Verkehrsintensive Veranstaltungen sind nichtrepräsentative Einzelfälle, deren Berück- sichtigung bei der Straßen- und Netzdimensionierung sowohl wirtschaftlichen als auch stadträumlichen und ökologischen Maßstäben widerspräche. 3.6 Welche Maßnahmen für die unmittelbare Umgebung sind bei Ver- anstaltungen wie der altonale oder dem Hafengeburtstag zur Entlas- tung der anwohnenden Bürgerinnen und Bürger gedacht und auch schon durchgeführt? Bei Veranstaltungen wie der altonale oder dem Hafengeburtstag werden zur Entlas- tung der Anwohner Absperrungen, Verkehrsumleitungen, zusätzliche Stellplatzange- bote et cetera durch die Straßenverkehrsbehörde angeordnet und ausgeführt. 3.7 In welchem zeitlichen und baulichen Zusammenhang stehen die geplanten Maßnahmen zur Überdeckelung der A 7 zu dem Bauvor- haben in der Großen Bergstraße und – in Rückbezug – auf die Ver- kehrssituation hinsichtlich der IKEA-Filiale in SchneIsen? Es bestehen weder zeitliche noch bauliche Zusammenhänge oder Bezüge. 3.8 Plant die BSU, ein umfassendes Verkehrskonzept erstellen zu las- sen oder selbst zu erstellen, das die Gebiete bis zu den Autobahn- zubringern mit einbezieht? Nein.

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3.9 Welche Änderungen der Straßenführung sollen im größeren Um- kreis um den Neubau an der Großen Bergstraße vorgenommen werden? Unabhängig von der IKEA-Ansiedelung ist im Rahmen des Stadterneuerungskonzepts Altona-Altstadt S5 die Umgestaltung der Louise-Schroeder-Straße für den Zweirich- tungsverkehr vorgesehen. 4. Größe des Möbelhauses 4.1 Wie hoch ist die aus Wirtschaftlichkeitsgründen erforderliche Ge- samtverkaufsfläche aus Sicht a. von IKEA? b. der zuständigen Behörden? 4.2 Wie verteilt sich die Gesamtverkaufsfläche auf die unterschiedlichen Sortimentsarten wie etwa Möbel, Elektro-, Haushaltswaren et cete- ra, das Restaurant und eventuell noch andere Nutzungsformen? Hierzu liegen den zuständigen Behörden keine Informationen vor. 4.3 Wie viele Sitzplätze sind für das Restaurant vorgesehen? Circa 700 Sitzplätze. 4.4 Von wie vielen Restaurantgästen pro Tag wird ausgegangen? 4.5 Gibt es Einschätzungen, wie viele der Restaurantgäste lediglich im Haus essen werden, ohne im Möbelhaus einzukaufen? Wenn ja, wie sehen die Prognosen aus? Hierzu liegen der zuständigen Behörde keine Informationen vor. 5. Gutachten zum Möbelmarkt in Hamburg Im Zusammenhang mit der geplanten Ansiedlung des Möbelmarkts Höff- ner in wird auf ein Gutachten zur allgemeinen Situation des Möbelmarkts in Hamburg verwiesen. Nach derzeitigem Stand sollen so- wohl Höffner in Eidelstedt als auch IKEA in Altona realisiert werden. Die zuständige Behörde geht davon aus, dass sich die Frage auf die „Expertise zur Entwicklung des Möbelmarkts in der nördlichen Metropolregion Hamburg“ bezieht, die im Auftrag des Senats 1998 erstellt, 2003 aktualisiert und um das südliche Umland erweitert wurde. Die lokale Kaufkraftbindung der Hamburger Nachfrage für Wohnmöbel betrug nach dieser Untersuchung 2003 circa 47 Prozent. Der hohe Kaufkraftabfluss in die Metro- polregion begründet sich vorrangig damit, dass die großflächigen Wohnkaufhäuser, die das mittelpreisige klassische Angebot an Wohnmöbeln offerieren, in den letzten Jahrzehnten überwiegend außerhalb der Stadtgrenzen neu angesiedelt oder erweitert wurden. Es ist davon auszugehen, dass sich der Kaufkraftabfluss seit 2003 eher verstärkt hat, da seither im Untersuchungsraum als größere Investition nur das Möbelhaus Höffner in Barsbüttel an den Markt gegangen ist. Da sich die Wohnkaufhäuser in den letzten Jahrzehnten zu einer nachgefragten Be- triebsform im Möbelhandel entwickelt haben und somit für die Verbraucher auch eine wichtige Rolle im Angebot übernehmen, tragen gut erreichbare Standorte innerhalb der Stadtgrenzen zu einer Verbesserung des Angebots für die Hamburger Bevölke- rung bei. 5.1 Inwieweit ist das Kundenpotenzial bei den beiden Möbelhäusern unterschiedlich? Der zuständigen Behörde liegen herzu keine spezifischen Untersuchungen vor. Aus der vorgenannten Studie ist bekannt, dass sich die Käufer von Möbeln vor der Kauf- entscheidung in mehreren Wohnkaufhäusern über Angebote und Preise informieren.

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Zwischen den Einzugsbereichen der beiden Häuser und damit auch in Bezug auf das rechnerische Kundenpotenzial würde es Überschneidungen geben. 5.2 Welche Konsequenzen ergeben sich aus der Konkurrenzsituation der beiden Möbelhäuser im Hinblick auf die beantragten Gesamt- verkaufsflächen? Solche Konsequenzen sind nicht ersichtlich. 5.3 Wird die Konkurrenz auf dem Rücken der jeweils betroffenen An- wohnerinnen und Anwohner ausgetragen, indem größere Verkaufs- flächen und entsprechend mehr Verkehrs- und Lärmbelastungen zugelassen werden? Nein. 6. Liefer- und Öffnungszeiten 6.1 Welche Zeiten für die An- und Ablieferung, Ver- und Entsorgung et cetera hat IKEA beantragt? Von 4 bis 24 Uhr. 6.2 WeIche Zeiten sollen genehmigt werden? Von 6 bis 22 Uhr. 6.3 Welche Öffnungszeiten sind für die Parkdecks vorgesehen? Von 9 Uhr bis 22 Uhr. 6.4 Welche Öffnungszeiten plant IKEA für das Möbelhaus? Von 9 Uhr bis 21.30 Uhr. 6.5 Welche Maßnahmen sollen sicherstellen, dass keine Ausweitung der Öffnungszeiten des Möbelhauses – auch bei eventuell weiterer Liberalisierung der Öffnungszeiten – erfolgt? Die Öffnungszeiten sollen in der Genehmigung festgeschrieben werden. 6.6 Für welchen Zeitrahmen und wie oft jährlich hat IKEA Late Night Shopping beantragt? Beantragt ist sogenanntes Midnight-Shopping für gelegentliche separate Aktionen. 6.7 WeIche Regelungen zu Nummer 6.1 bis 6.6 wird es im städtebauli- chen Vertrag geben? Über den Inhalt des städtebaulichen Vertrags wird noch verhandelt. Daher können über die einzelnen Regelungen noch keine Angaben gemacht werden. 7. Bauplanung 7.1 Welche Bereiche des Baugenehmigungsverfahrens werden durch die BSU betreut beziehungsweise angeleitet, welche Bereiche ver- bleiben bei den Ausschüssen des Bezirksamtes Altona? Alle Zulassungsentscheidungen im Baugenehmigungsverfahren trifft allein die Behör- de für Stadtentwicklung und Umwelt. 7.2 Welche Befreiungen und Abweichungen vom gültigen Bebauungs- plan Altona-Altstadt 14 wurden beantragt? Folgende Befreiungen vom Bebauungsplan wurden beantragt: • Verzicht auf die festgesetzten 5 m tiefen Auskragungen/Arkaden, • Überschreiten der Zahl der Vollgeschosse um bis zu zwei Vollgeschosse, • Überschreiten der Baugrenzen in Teilbereichen nach Norden, Süden, Osten und Westen,

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• Errichtung eines Teils des Gebäudes auf der ausgewiesenen Straßenfläche Gro- ße Bergstraße. 7.3 Wurden im Rahmen des Vorbescheidsantrages Befreiungsantrage in Bezug auf die Grundstücksgrenzen gestellt? Wenn ja, welche? Nein. 7.4 Ist eine Änderung des aktuell gültigen Bebauungsplans zur Realisie- rung von IKEA auf dem Frappant-Grundstück beabsichtigt? Wenn ja, auf welcher gesetzlichen Grundlage soll diese Änderung erteilt werden? Nein. 7.5 Welche genauen oder ungefähren Zeitraumprognosen liegen der BSU verlässlich vor beziehungsweise sollen vorgesehen werden für: a. Die Erteilung eines Bauvorbescheids? Zur Jahresmitte 2010. b. Den Abriss des Frappant-Gebäudes? Herbst 2010. c. Den Baubeginn? Voraussichtlich Frühjahr 2011. d. Die Baufertigstellung? Voraussichtlich Ende 2012. 7.6 Ist für das Baugenehmigungsverfahren eine UVP notwendig? Wenn ja, zu welchem Zeitpunkt soll diese durchgeführt werden? Ja, eine Vorprüfung erfolgt im Rahmen des Baugenehmigungsverfahrens. 7.7 Welche anderen notwendigen Umwelt- und nachbarschutzrelevan- ten fachspezifischen Untersuchungen liegen bereits vor, welche müssen noch von wem in Auftrag gegeben werden? Es liegen vor: Verkehrsgutachten, Schalltechnische Untersuchung und Screening der Luftschadstoffbelastungen. Vom Antragsteller sind noch vorzulegen: Gutachten zu den Lichtimmissionen, Vervoll- ständigung der lärmtechnischen Untersuchung, qualifizierte Schadstoffprognose, Ver- kehrsplanung einschließlich der benachbarten Knotenpunkte. 7.8 Welche Maßnahmen sind durch die BSU während des Abrisses des Frappant-Gebäudes und der Neubebauung zum Schutz der ansäs- sigen Bewohnerinnen und Bewohner vor Lärm, Emissionen und ge- sundheitlichen Belastungen durch Asbest oder andere Schadstoffe vorgesehen? Der Bauherr ist verpflichtet, sich eine Übersicht über die im abzubrechenden Objekt vorhandenen Schad- und Gefahrstoffe zu verschaffen. Wenn in dem abzureißenden Gebäude asbesthaltige Materialien vorhanden sind, müssen diese vor dem Abbruch ordnungsgemäß entfernt werden; dies ist von einem Sachkundigen zu bescheinigen. Die Asbestsanierungen müssen der zuständigen Behörde für Soziales, Familie, Ge- sundheit und Verbraucherschutz (BSG) sieben Tage vor Beginn der Arbeiten mitge- teilt werden. Die Einhaltung der Schutzmaßnahmen für Arbeitnehmer und Dritte wäh- rend der Asbestsanierung wird von der BSG anlassbezogen und stichprobenartig kontrolliert. Der BSU und der BSG liegen derzeit keine Erkenntnisse über eine mögli- che Asbestbelastung des Gebäudes vor.

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Während der Baumaßnahmen (Abbruch beziehungsweise Neubau) erfolgt eine Stich- probenüberwachung – zum Beispiel hinsichtlich des Baulärms – durch die Baustellen- inspektoren der BSU. Die Überwachung des Umgangs mit Schad- und Gefahrstoffen erfolgt durch die BSG. 7.9 Welche Maßnahmen sind durch die BSU zum Schutz des ansässi- gen Einzelhandels und Gewerbes vor finanziellen Einbußen wäh- rend des Abrisses und der Bauphase vorgesehen oder sollen noch entwickelt werden? Keine. 7.10 Ist in der Planung vorgesehen, den Wochenmarkt in der Großen Bergstraße in seiner bisherigen Größe zu erhalten? Wenn ja, wie soll das gewährleistet werden (nach und während der Bauphase)? Wenn nein, in welcher Form soll für Ersatz des Marktes für die An- wohnerinnen und Anwohner gesorgt werden? Ja. Es wird bislang davon ausgegangen, dass die vom Markt beanspruchte Fläche durch die Baumaßnahme nicht beeinflusst wird, der Markt somit auch während der Baumaßnahme uneingeschränkt weiter betrieben werden kann. 7.11 Wie ist die Ausrichtung von Ein- und Ausgängen sowie des Kassen- bereiches beim derzeitigen Stand der Planung? Die Ein- und Ausgänge sind zur Großen Bergstraße hin und der Kassenbereich ist im 2. Obergeschoss vorgesehen. 7.12 Was ist der BSU derzeit bekannt über die Asbestbelastung des Frappant-Gebäudes? Siehe Antwort zu 7.8. 7.13 Will die BSU, in der Kürze der verbleibenden Zeit, eine ausreichen- de qualitative und quantitative Beteiligung der betroffenen Bürgerin- nen und Bürger umsetzen? Wenn ja, in welcher Form und zu welchem Zeitpunkt soll dies ge- schehen und gewährleistet werden? Im Rahmen des Vorbescheidsverfahrens sind alle Eigentümerinnen und Eigentümer angrenzender oder betroffener Grundstücke beteiligt worden. Eine darüber hinausge- hende Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern ist nicht vorgesehen. 7.14 Zu welchem Zeitpunkt plant die BSU die Veröffentlichung der ge- genwärtig nicht öffentlich zur Verfügung stehenden BaupIäne, Gut- achten und Planungsunterlagen? Eine Veröffentlichung der Bauvorlagen ist im Baugenehmigungsverfahren nicht vorge- sehen. 7.15 Ist geplant, die Firma IKEA in eine Umgestaltung des Goetheplat- zes, der Großen Bergstraße beziehungsweise des Fußgängertun- nels unter der Max-Brauer-Allee finanziell und/oder planerisch mit einzubeziehen? Wenn ja, wie gestaltet sich die Einbeziehung konkret? Innerhalb des Sanierungs- und Stadtumbauverfahrens Altona-Altstadt S5 wurde die Große Bergstraße zwischen Goetheplatz und Bruno-Tesch-Platz bereits als Kommu- naltrasse umgestaltet. Die Fertigstellung erfolgte 2007. In den nächsten Jahren sollen innerhalb des Sanierungsverfahrens weitere öffentliche Flächen neu gestaltet werden; dazu gehören auch die Bereiche des Goetheplatzes und des Fußgängertunnels unter der Max-Brauer-Allee.

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Innerhalb von Sanierungs- und Stadtumbauverfahren ist es – insbesondere bei Maß- nahmen im öffentlichen Bereich – gesetzlich vorgeschrieben (§ 137 Baugesetzbuch – BauGB), Anwohner, Grundeigentümer, Gewerbetreibende et cetera in den Planungs- prozess einzubeziehen. Nach § 171c Absatz 1 BauGB soll die Gemeinde zur Umsetzung ihres städtebauli- chen Entwicklungskonzepts die Möglichkeit nutzen, Stadtumbaumaßnahmen auf der Grundlage von städtebaulichen Verträgen im Sinne des § 11 BauGB insbesondere mit den beteiligten Eigentümern durchzuführen. Neben einer Beteiligung in der Vorberei- tungsphase ist deshalb auch eine finanzielle Beteiligung von IKEA als direkter Nach- bar und Eigentümer zum Goetheplatz vorstellbar. Zu Art und Umfang der Rechte und Pflichten sowie einer finanziellen Beteiligung liegen derzeit noch keine Entscheidun- gen vor; dies soll gegebenenfalls im Rahmen eines noch abzuschließenden städte- baulichen Vertrags mit IKEA abschließend geklärt werden. 7.16 Vor dem Verwaltungsgericht ist eine Klage gegen die vermeintlich unzulässige Zulassung des Bürgerbegehrens „Pro lkea“ durch das Bezirksamt Altona anhängig. Wie beurteilt die BSU den Inhalt der Klage und die möglichen Aus- wirkungen, sofern die Klage erfolgreich ist? Der Senat nimmt zu laufenden Gerichtsverfahren grundsätzlich nicht Stellung. 7.17 Hat ein für die Kläger positiver Ausgang des Verfahrens Auswirkun- gen auf die anstehenden Bauarbeiten? Wenn ja, was werden die Folgen sein? Der Senat beantwortet hypothetische Fragen grundsätzlich nicht. 7.18 Sind der BSU Pläne bekannt, nach denen IKEA seine Filiale in Schnelsen nach der Eröffnung der Filiale in Altona gegebenenfalls schließen will? Wenn ja, was ist darüber bekannt? Nein. 7.19 Menschen, die über wenig Einkommen verfügen und einen Großteil der ansässigen Bevölkerung stellen, sind im Gebiet Altona-Altstadt und Altona-Nord, im Speziellen im Sanierungsgebiet S5, stark durch die in der GEWOS-Studie von 2004 vorgeschlagenen Umstrukturie- rungsmaßnahmen von Verdrängung bedroht. Plant der Senat kurz- oder mittelfristig, die ansässige Bevölkerung zu schützen? Wenn ja, wie? In welchem Zeitraum sollen verlässliche Maßnahmen dafür erlassen werden? Wenn nein: Warum lässt der Senat zu, dass wiederholt Menschen mit geringem Einkommen aus innerstädtischen Vierteln an die Stadtränder Hamburgs verdrängt werden? Mit der Festlegung von Altona-Altstadt als Sanierungsgebiet und Entwicklungsquartier hat der Senat die Rahmenbedingungen für einen erfolgreichen Schutz gegen Ver- drängungstendenzen geschaffen. Darüber hinaus prüfen die zuständigen Behörden, ob für ein Gebiet in den Grenzen Große Bergstraße, Haubachstraße, Holsten- und Thadenstraße die Voraussetzungen für den Erlass einer sozialen Erhaltungsverord- nung vorliegen.

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