SWR2 Musikstunde

300 Jahre Noten aus dem "Goldenen Bären" – Der Musikverlag Breitkopf & Härtel (2)

Von Jan Ritterstaedt

Sendung: 28. Januar 2020 9.05 Uhr Redaktion: Dr. Bettina Winkler Produktion: SWR 2020

SWR2 können Sie auch im SWR2 Webradio unter www.SWR2.de und auf Mobilgeräten in der SWR2 App hören – oder als Podcast nachhören:

Bitte beachten Sie: Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR.

Kennen Sie schon das Serviceangebot des Kulturradios SWR2?

Mit der kostenlosen SWR2 Kulturkarte können Sie zu ermäßigten Eintrittspreisen Veranstaltungen des SWR2 und seiner vielen Kulturpartner im Sendegebiet besuchen. Mit dem Infoheft SWR2 Kulturservice sind Sie stets über SWR2 und die zahlreichen Veranstaltungen im SWR2- Kulturpartner-Netz informiert. Jetzt anmelden unter 07221/300 200 oder swr2.de

Die SWR2 App für Android und iOS

Hören Sie das SWR2 Programm, wann und wo Sie wollen. Jederzeit live oder zeitversetzt, online oder offline. Alle Sendung stehen mindestens sieben Tage lang zum Nachhören bereit. Nutzen Sie die neuen Funktionen der SWR2 App: abonnieren, offline hören, stöbern, meistgehört, Themenbereiche, Empfehlungen, Entdeckungen … Kostenlos herunterladen: www.swr2.de/app SWR2 Musikstunde mit Jan Ritterstaedt 27. Januar 2020 – 31. Januar 2020 300 Jahre Noten aus dem "Goldenen Bären" Der Musikverlag Breitkopf & Härtel (2) 19. Jahrhundert

Mit Jan Ritterstaedt, herzlich willkommen! 300 Jahre Geschichte des Musikverlages Breitkopf & Härtel stehen im Zentrum der Musikstunde in dieser Woche. In der heutigen Ausgabe erfahren sie unter anderem wie der Härtel zum Breitkopf kam.

In der letzten Hälfte des 18. Jahrhunderts hatte Johann Gottlob Immanuel Breitkopf, der Sohn des Firmengründers, nach und nach die Geschäfte des Verlages von seinem Vater übernommen. Nach der französischen Revolution 1789 geriet allerdings nicht nur die politisch-gesellschaftliche Ordnung kräftig durcheinander, sondern der Verlag auch in handfeste Schwierigkeiten. Ein Jahr nach dem Sturm auf die Bastille hatte Johann Gottlob Immanuel Breitkopf einen so genannten "Societäts- Contract" mit seinem Schwiegersohn Christian Gottlieb Stopp geschlossen. Durch diesen Vertrag auf Lebenszeit hatte er ihn mit großzügigen finanziellen Zugeständnissen bedacht. Das zusammen mit der wirtschaftlich angespannten Lage brachte das Unternehmen schnell in Schieflage. Erste verlagseigene Buchhandlungen, das Breitkopf'sche Landgut und am Ende sogar das Haus "Zum Silbernen Bären" mussten verkauft werden.

Als dann der Seniorchef am 28. Januar 1794 starb, sah es so aus, als sei die Geschichte des Verlages nach 75 Jahren schon zu Ende gegangen.

Musik 1 Rodolphe Kreutzer Ouverture (für Blasorchester) Orchestre d'Harmonie des Gardiens de la Paix de Paris Leitung: Claude Pichaureau Erato 245 005-2, LC 00200 7'40''

2

Das Werk entstand im Rahmen der Französischen Revolution als Festmusik für die damals so populären militärischen Blasorchester. Ein solches Stück hätte damals in Sachsen sicher kein Verleger im Druck herausbringen können, ohne sich massiven Ärger mit der Obrigkeit einzufangen.

Mit dem Tod Johann Gottlob Immanuel Breitkopfs hatte der Verlag nicht nur eine langjährige Führungspersönlichkeit verloren, sondern es endete auch der Knebelvertrag mit Christian Gottlieb Stopp. Sohn Christoph Gottlob Breitkopf war nun der alleinige Geschäftsführer. Umgehend sah er sich nach Hilfe um, die Firma wieder auf Vordermann zu bringen. Die fand er schließlich in Gottfried Christoph Härtel.

Der hatte an der Leipziger Universität Jura studiert, arbeitete als Privatsekretär für einen Glauchauer Grafen und war gerade im Begriff, die Laufbahn eines Diplomaten einzuschlagen. Da muss ihn Breitkopf gebeten haben, sein angeschlagenes Unternehmen zu sanieren. Dafür wurde er als Kompagnon in die Firma aufgenommen. In einem komplexen Vertragswerk wurden die Erbansprüche der Familie Breitkopf, die finanzielle Haftung für das Unternehmen und vieles mehr geregelt. Von nun an trug der alteingesessene Leipziger Musikverlag den Namen "Breitkopf & Härtel" und Christoph Gottlob Breitkopf stieg nach und nach aus dem Geschäft aus.

Härtel dagegen trennte sich sofort von unrentablen Bereichen des Verlags, für die noch sein Vorgänger verantwortlich war. Dazu gehörte etwa der Druck von Spiel- und Landkarten, Buntpapieren oder sogar Tapeten. Der neue Chef im Hause konzentrierte sich auf das Kerngeschäft, den Musikverlag, und entwickelte reihenweise neue Ideen und Konzepte. So fiel etwa im Jahr 1798 der Startschuss für ein damals noch recht neuartiges Unterfangen: die Herausgabe sämtlicher Klavierwerke des Komponisten .

Dafür hatte der Verlag extra Kontakt zur Witwe Constanze Mozart aufgenommen und sie um eine Liste der Werke Mozarts in ihrem Besitz gebeten. 17 Bände der Ausgabe erschienen bis 1816 im Verlag Breitkopf & Härtel. Im ersten befindet sich gleich eine Klaviersonate mit einem ganz berühmten Schlussrondo: "Alla Turca" steht darüber. Und dieses Stück spielt jetzt...

3

Musik 2 Wolfgang Amadeus Mozart Allegrino, Alla Turca (3) aus: Klaviersonate A-Dur KV 331 William Youn, Klavier Oehmsclassics OC 1830, LC 12424 3'32''

Im Jahr 1798 ist der erste Band der Mozart-Gesamtausgabe von Breitkopf & Härtel mit dem berühmten "Rondo alla Turca" erschienen. Dasselbe Jahr brachte aber noch ein neues Produkt in das Sortiment des Leipziger Verlages: die erste Ausgabe der Allgemeinen Musikalischen Zeitung, kurz AmZ.

Mit diesem wöchentlich erscheinenden Blatt wollte Verleger Gottfried Christoph Härtel dem politisch erstarkten Bürgertum eine Plattform zum musikalischen Diskurs bieten. Gleichzeitig hoffte er damit aber, auf neue Kompositionen aufmerksam zu machen. Die konnte er dann schließlich selbst im Verlag anbieten. Einer der ersten Profiteure von dieser Zeitschrift war der seinerzeit längst berühmte aus Wien. Noch während der Ära Johann Gottlob Immanuel Breitkopf hatte es erste briefliche Kontakte zwischen dem und dem Komponisten gegeben. Ein Ergebnis war etwa der exklusive Druck einer Klaviersonate. In der AmZ vom 30. Januar 1799 erschien dann - rund zwei Monate vor der ersten öffentlichen Aufführung - das vollständige Libretto von Haydns Oratorium "Die Schöpfung".

Am 12. Juni desselben Jahres schrieb der Komponist schließlich einen Brief an Härtel, dem er die Partitur des Werkes zur Rezension in der AmZ beilegte. Im Brief äußert Haydn seine Hoffnung auf das Wohlwollen des Rezensenten, da zu dieser Zeit offenbar eine fehlerhafte Abschrift des Oratoriums kursierte. Ferner ließ er eine vermutlich nicht von ihm selbst formulierte Ankündigung zur Subskription veröffentlichen. Darin erklärt er, dass er sein Werk selbst im Druck herausgeben und dies nicht - wie es wörtlich heißt - den "Ausländern" überlassen wollte. Gemeint waren offenbar die englischen Verleger.

In einem weiteren Brief an Härtel ein Jahr später bedauert der Komponist allerdings, dass er den Druck selbst in Kooperation mit dem Wiener Verleger Artaria angegangen war. Nur langsam flossen die Gelder aus dessen Stube in Haydns

4

Brieftasche. Also verständigte sich der Komponist mit Härtel im Dezember 1801 darauf, die originalen Druckplatten seiner "Schöpfung" an Härtel zu verkaufen. Der Verleger war darüber natürlich sehr glücklich, auch weil sein Wiener Agent den Preis noch ordentlich heruntergehandelt hatte. Mit den Druckplatten ging schließlich auch indirekt das Recht zur Veröffentlichung des Werkes mit Autorisierung durch den Komponisten auf Breitkopf & Härtel über. So gelangte auch dieses vielleicht bekannteste Oratorium Haydns etwas verspätet in den Katalog des Leipziger Verlages.

Das ganze Werk ist leider etwas zu lang für die SWR2 Musikstunde, deshalb habe ich hier einmal den Schluss de ersten Teils des Oratoriums herausgesucht: ...

Musik 3 Joseph Haydn Rezitativ "In vollem Glanze steiget jetzt die Sonne (Uriel)" Chor mit Soli: "Die Himmel erzählen die Ehre Gottes" aus: Die Schöpfung Hob. XXI:2 Julia Kleiter, Gabriel (Sopran) Maximilian Schmitt, Uriel (Tenor) Johannes Weisser, Raphael (Bass) Freiburger Barockorchester Leitung: René Jacobs Harmonia mundi HMC 902039, LC 07045 6'34''

Neben Haydn und Mozart tauchte etwa ab der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert der Name eines weiteren wichtigen Komponisten in den Katalogen von Breitkopf & Härtel auf. Dessen 250. Geburtstag feiert die Musikwelt in diesem Jahr. Sie ahnen es schon: gemeint ist natürlich . Es dauerte allerdings noch bis 1801. Erst dann kam der erste briefliche Kontakt zwischen ihm und Gottfried Christoph Härtel zustande. Der Verleger hatte sich etwa zu der Zeit der Korrespondenz mit Haydn in einem nicht erhaltenen Brief beim Komponisten nach neuen Werken erkundigt. Beethoven wollte nun wissen, welche Art von Werken der Verlag denn bevorzuge. Gleichzeitig nutzte er aber auch die Gelegenheit, sich bei

5 dem Verleger über eine Rezension eines eigenen Werkes in der hauseigenen AmZ zu beschweren. Typisch Beethoven. Er schreibt: ihren Hr. Rezensenten emphelen sie mehr vorsicht und Klugheit besonders in Rüksicht der Produkte jüngerer autoren [...] was mich angeht, so bin ich zwar weit entfernt, mich einer solchen Vollkommenheit nahe zu halten, die keinen Tadel vertrüge, doch war das Geschrey ihres Rezensenten anfänglich gegen mich so erniedrigend, daß ich mich, indem ich mich mit andern anfieng zu vergleichen, auch kaum darüber aufhalten konnte, sondern ganz ruhig blieb, und dachte sie verstehen's nicht.

Gemeint sind dabei wohl die Besprechungen mehrerer Werke in verschiedenen Ausgaben der AmZ im Jahr 1799. Dazu gehörten auch Beethovens drei Violinsonaten Opus 12. Über die hieß es damals unter anderem:

Es ist unleugbar, Herr von Beethoven geht einen eigenen Gang: aber was ist das für ein bizarrer, mühseliger Gang! Gelehrt, gelehrt und immer fort gelehrt und keine Natur, kein Gesang [...] Eine Sträubigkeit, für die man wenig Interesse fühlt, ein Suchen nach seltener Modulationen, ein Ekeltun gegen gewöhnliche Verbindung, ein Anhäufen von Schwierigkeit auf Schwierigkeit, dass man die Geduld und Freude dabei verliert.

Soweit Rezensent in der AmZ Anno 1799 über Beethovens Violinsonaten Opus 12. Ob er Recht hatte oder nicht, das können Sie jetzt entscheiden. Hier ist...

Musik 4 Ludwig van Beethoven Andante più tosto (2) aus: Violinsonate Nr. 2 A-Dur Op. 12,2 Isabelle van Keulen, Violine Hannes Minnaars, Klavier A-Records CC72650, LC 00950 5'26''

Das Werk erschien nicht erstmals im Verlag Breitkopf & Härtel, sondern im Wiener Verlag Artaria. Dennoch hatte Beethoven offenbar ein großes Interesse daran, seine

6

Musik auch auf dem deutschen Markt herstellen und verbreiten zu lassen. Das macht die erste konstantere Geschäftsbeziehung zwischen dem Komponisten und dem Leipziger Musikverlag deutlich. Die fällt in das Jahr 1802 und wäre beinahe zu Beginn schon wieder gescheitert. Warum, das möchte ich jetzt einmal kurz skizzieren. Auch weil es zeigt, welche Interessen ein Komponist auf der einen und ein Verleger auf der anderen Seite damals vertreten hat und wie es auch leicht zum Streit zwischen beiden Parteien kommen konnte.

Am 28. März 1802 hatte Beethovens Bruder Kaspar Karl dem Verlag das Streichquintett Opus 29 zum Druck angeboten. Das bedeutete: Beethoven sollte das Manuskript als Autograf oder Abschrift liefern, erhielt dafür ein Honorar und der Verleger druckte und vertrieb anschließend das Werk. So etwas wie das heutige Urheberrecht gab es damals allerdings noch nicht. D.h. die Noten konnten auch von anderen Verlagen ohne Einwilligung des Komponisten gedruckt werden. Allerdings hatte der Verlag der Erstveröffentlichung natürlich die Möglichkeit, beim Publikum mit der Autorisierung durch den Komponisten zu werben.

Beethoven hatte sein Streichquintett Opus 29 dem Grafen Moritz von Fries gewidmet und überreicht. Das war damals absolut üblich und bedeutete zunächst einmal, dass der Widmungsträger für eine gewisse Zeit das Werk exklusiv aufführen und es nicht veröffentlicht werden durfte. Erst nach Ablauf einer bestimmten Zeitspanne konnte der Komponist dann seine Musik den Verlegern anbieten. Im Fall von Beethovens Streichquintett sollte nun Breitkopf & Härtel den Druck übernehmen und dem Komponisten dafür natürlich ein Honorar zahlen. Allerdings war der Wiener Verlag Artaria schon zuvor irgendwie an das Manuskript gelangt und plante eine eigene Erstausgabe des Werkes - ohne Einverständnis des Komponisten.

Das brachte nun Härtel dazu, von Beethoven das Honorar zurückzuverlangen oder ihn zur Lieferung eines anderen Werkes aufzufordern. Der Verlag sah schließlich die Schuld an der Misere bei Beethoven. Der wiederum wies das energisch zurück. Nur durch Vermittlung des Wiener Agenten von Breitkopf & Härtel, , gelang es, den Komponisten zu besänftigen. Man einigte sich auf die Rückzahlung der Hälfte des Honorars von Beethoven. Zudem erwirkte der ebenfalls unzufriedene Widmungsträger des Streichquintetts, dass Artaria sich verpflichtete,

7 das Werk erst 14 Tage nach der Veröffentlichung durch Breitkopf & Härtel selbst zu drucken.

Auch in den folgenden Jahren taten sich beide Parteien schwer: Beethoven wusste natürlich wie populär seine Musik war und verlangte dem entsprechend deftige Honorare. Die schreckten dann immer wieder den Leipziger Verlag ab und so entgingen ihm Werke wie etwa die dritte Sinfonie, die Eroica, oder die Ouvertüre zu "Die Geschöpfe des Prometheus". Ein anderes berühmtes Stück erschien allerdings tatsächlich erstmals bei Breitkopf & Härtel. Und das kennen Sie sicher alle.

Musik 5 Ludwig van Beethoven Allegro con brio aus: Sinfonie Nr. 5 c-Moll Op. 67 Kammerorchester Basel Leitung: Giovanni Antonini Sony classical 88697648162, LC 06868 6'49''

Beethoven hatte das Werk dem Verlag Breitkopf & Härtel nicht als Einzelwerk, sondern als Bestandteil einer ganzen Gruppe von Kompositionen angeboten. Dazu gehörten neben der Fünften auch die sechste Sinfonie, die Pastorale, die Cellosonate Opus 69 und die C-Dur-Messe Opus 86. 900 Gulden wollte Beethoven dafür haben - damals eine ganze Menge Geld. Der Komponist hatte allerdings auch einen guten Grund für seine Forderung: durch die napoleonischen Kriege steckte Österreich mitten in einer wirtschaftlichen Rezession. Vor allem die steigenden Lebensunterhaltungskosten rissen ein tiefes Loch in die Kasse des Freiberuflers Beethoven.

Das war natürlich auch dem Verleger Härtel aus Leipzig klar. Er nahm die Messe nicht, erhielt dafür aber die Klaviertrios Opus 70 und handelte das Honorar auf 600 Gulden herunter. Was der Verleger nicht wusste: das Werk stand eigentlich noch dem Widmungsträger Franz von Oppersdorff zur Verfügung. Dennoch muss dem Verleger die Sache dann doch merkwürdig vorgekommen sein. Jedenfalls reiste er daraufhin nach Wien und nahm die Noten dort persönlich von Beethoven in

8

Empfang. Zuvor schon hatte sich der Komponist bei seinem Widmungsträger vorsorglich für sein Fehlverhalten entschuldigt.

Die Beziehung zwischen Beethoven und Breitkopf & Härtel war also stets angespannt, dafür aber für beide Seiten recht lukrativ. Regelmäßig versuchte der Komponist allerdings seine hohen Honorare durchzusetzen, während der Verleger stets bemüht war diese zu drücken. Beide Parteien fanden immer einen Kompromiss, auch wenn sich Härtel zeitweise durch Beethovens direkte und vorwurfsvolle Art auch persönlich angegriffen fühlte. Immerhin erschienen alleine zwischen Frühjahr 1809 und Herbst 1812 stolze 23 Werke Beethovens erstmals bei Breitkopf & Härtel.

Darunter auch...

Musik 6 Ludwig van Beethoven Auszug aus: 6 Lieder Op. 75 Neue Liebe, neues Leben Op. 75 Nr. 2 Aus Goethes Faust Op. 75 Nr. 3 (Flohlied des Mephisto) Mark Padmore, Tenor Kristian Bezuidenhout, Hammerklavier Harmonia mundi HMU 907611, LC 07045 5'20''

Schon während der Zeit, in der Breitkopf & Härtel ein Beethoven-Werk nach dem anderen herausbrachte, lief im Leipziger Stammhaus noch eine ganz neue Produktlinie vom Stapel: Klaviere.

Ja, sie haben richtig gehört: der Musikverlag Breitkopf & Härtel hat sich auch im Klavierbau betätigt. Ab den 1760-er Jahren hatte man bereits mit Instrumenten gehandelt, ab 1806 war dann für diesen Betriebszweig eine eigene Werkstatt eingerichtet worden. Immerhin 5201 Instrumente sollten dort bis zum Jahr 1872 hergestellt werden. Die rund 30-35 Mitarbeiter konstruierten damals zwischen 80 und 100 Instrumente pro Jahr. Für manche Einzellösungen soll Breitkopf & Härtel sogar mehrere Patente angemeldet haben.

9

Große Pianistinnen und Pianisten der Zeit sollen Breitkopf & Härtel-Flügel besessen und auch gespielt haben: Sigismund Thalberg, , Clara und Robert Schumann, Felix Mendelssohn Bartholdy, sowie Richard Wagner. Der hat sich allerdings später eher abfällig über sein Instrument geäußert. Wagner hatte seinen Flügel während seiner Dresdner Zeit in den 1840-er Jahren erworben. Für ihn war das nur sein "alter Kapellmeister-Flügel". Wie gut die Instrumente tatsächlich waren, das kann ich leider selbst nicht beurteilen: ich habe zumindest keine Aufnahme mit Musik auf einem Breitkopf & Härtel-Instrument finden können.

Dafür aber eine mit einem ebenfalls in Leipzig gebauten Tröndlin-Flügel aus dem Jahr 1828. An dem spielt jetzt Zvi Meneker Musik eines Komponisten, der ebenfalls einige seiner Werke beim Verlag Breitkopf & Härtel absetzen konnte: Frédéric Chopin. 1836 erschienen dort seine Vier Mazurken Opus 24 im Druck.

Und aus denen hören wir.... Es verabschiedet sich von ihnen Jan Ritterstaedt. Tschüss und bis morgen!

Musik 7 Frédéric Chopin Auszug aus: 4 Mazurken Nr. 1 g-Moll Nr. 2 C-Dur Nr. 3 As-Dur Zvi Meniker, Hammerflügel (Tröndlin/Leipzig 1828) Raumklang RK 9708, LC 05068 6'58''

10