LANDSCHAFTSPLANUNG

Gemeinde Toblach

PIANIFICAZIONEPAESAGGISTICA di Dobbiaco

Landschaftsplan Piano paesaggistico

Beschluss der Landesregierung Nr. 3481 vom 15/10/2007 Delibera della Giunta Provinciale n. 3481 del 15/10/2007

Amt für Landschaftsökologie – Ufficio Ecologia del paesaggio Planverfasser / redattore del piano: Dr. Konrad Stockner Tel: 0471/417739, Fax: 0471/417749, e-mail: [email protected] www.provinz.bz.it/natur www.provinz.bz.it/natur/landdaten

Autonome Provinz Bozen - Südtirol 1 Provincia Autonoma di - Alto Adige

Gemeinde Toblach

Landschaftsplan

Erläuternder Bericht

1. Ausgangslage und Zielsetzungen … 2

2. Gebietsbeschreibung … 3

3. Schutzmaßnahmen … 5

Gebiete von landschaftlichem Interesse … 5 Bannzonen … 7 Biotope … 8 Naturdenkmäler … 13 Landschaftliche Strukturelemente … 14 Archäologische Schutzgebiete … 15 Einschränkungen für den Motorfahrzeugverkehr … 15 Neuabgrenzung der Naturparke Fanes-Sennes- und Sextner Dolomiten (in den Gemeinden Toblach, und ) … 16

4. Landschaftsentwicklung und -pflege … 17

Unterschutzstellungen reichen nicht aus … 17 Landschaftsentwicklungskonzept für die Gemeinde … 17 Bürgerbeteiligung und Information … 17 Fördermaßnahmen … 17 Landschaftsleitbild Südtirol … 18

AMT FÜR LANDSCHAFTSÖKOLOGIE UFFICIO ECOLOGIA DEL PAESAGGIO Abteilung 28 - Natur und Landschaft Ripartizione 28 - Natura e Paesaggio

Autonome Provinz Bozen - Südtirol 2 Provincia Autonoma di Bolzano - Alto Adige

1. Ausgangslage und Zielsetzungen

Der derzeit gültige Landschaftsplan der Wie bereits im Artikel 6 des Landes- Gemeinde Toblach wurde mit Dekret des gesetzes vom 25. Juli 1970, Nr. 16 so Landeshauptmanns von Südtirol vom 1. festgelegt, sind von landschaftlichen Bin- Juni 1982, Nr. 117/V/81 genehmigt. Die dungen die Wohnbau- und Gewerbe- Ausarbeitung des Planes erfolgte also vor gebiete mit genehmigten Durchführungs- ca. 25 Jahren. Da sich in der Zwischenzeit plan ausgenommen. Durch verschiedene die allgemeinen Bestimmungen, die Pla- Abänderungen des Bauleitplanes und nungskriterien, der Gemeindebauleitplan dessen Überarbeitungen haben sich für sowie die Erfordernisse des Natur- und die Baugebiete und Zonen für Infrastruk- Landschaftsschutzes stark verändert turen wesentliche Veränderungen erge- haben, erschien eine Überarbeitung des ben. Der überarbeitete Landschaftsplan Planes, auch aufgrund der Wünsche der soll dieser Situation Rechnung tragen. Der Gemeinde, als vordringlich. Landschaftsplan der Gemeinde Toblach Des Weiteren kam es in der Natur- und betrifft nicht das gesamte Gemeinde- Landschaftsschutzarbeit auf Landesebene gebiet. Der gesamte Gebirgsanteil südlich zu neuen Weichenstellungen durch die der Furche des Pustertales, mit Aus- Verabschiedung des LEROP-Fachplanes nahme des Gebietes um die Hotelsiedlung Landschaftsleitbild Südtirol. Einen beson- Schluderbach, gehört westlich der Straße deren Anstoß zur Überarbeitung des durch das Höhlensteintal zum Naturpark Landschaftsplanes der Gemeinde Toblach Fanes-Sennes-Prags sowie östlich der stellt die notwendige Neufestlegung der Straße zum Naturpark Sextner Dolomiten Bannzonen dar. und bleibt von diesem Vorschlag zur Unterschutzstellung ausgeklammert. Unterschutzstellungen Landschaftsentwicklung und –pflege Die landschaftlichen Unterschutzstellun- gen erfahren teilweise gegenüber dem Völlig neu ist im überarbeiteten Land- Landschaftsplan aus dem Jahr 1982 schaftsplan der Bereich Landschaftsent- erhebliche Veränderungen, sowohl bezüg- wicklung und –pflege. Zu einem nachhalti- lich deren Abgrenzungen als auch deren gen Umgang mit Natur und Landschaft Schutzbestimmungen. gehören heute nicht nur Unterschutzstel- Durch die Neuausweisung von zwei Bio- lungen, sondern auch die Pflege wertvoller topen und fünf Naturdenkmälern, die Kulturlandschaften als auch Revitalisie- Kennzeichnung der einzelnen Feucht- rungsmaßnahmen für verarmte Land- bereiche und Auwaldreste sowie die schaftsräume. Zentrale Bedeutung nimmt Festlegung von Schutzbestimmungen für die Wahrnehmung von Tendenzen in der eine Reihe von Landschaftselementen, Landschaftsentwicklung vor Ort ein. Mit wie Feldhecken, soll der Lebensraum- Hilfe von kommunalen Landschaftsleit- schutz im überarbeiteten Landschaftsplan bildern oder -entwicklungskonzepten kön- verstärkte Berücksichtigung finden. Der nen negative Entwicklungen aufgezeigt überarbeitete Landschaftsplan enthält und Gegenmaßnahmen festgelegt wer- auch bezüglich der Landschaftsschutz- den. Aber auch positive Tendenzen gilt es zonen einige Neuerungen. In den Bann- zu erkennen und zu verstärken. Das zonen gilt ein absolutes Bauverbot, wobei Landschaftsleitbild Südtirol mit seiner tief- allerdings in diesen Zonen für Projekte gehenden Analyse der Landschaftssitua- eine allgemeine Ermächtigungspflicht tion in Südtirol und den zahlreichen Maß- durch die Landesbehörde für Landschafts nahmenvorschlägen zur Lenkung der schutz nicht mehr vorgesehen ist. Landschaftsentwicklung stellt eine wich- tige Grundlage für die Landschaftsschutz- arbeit in der Gemeinde dar.

AMT FÜR LANDSCHAFTSÖKOLOGIE UFFICIO ECOLOGIA DEL PAESAGGIO Abteilung 28 - Natur und Landschaft Ripartizione 28 - Natura e Paesaggio

Autonome Provinz Bozen - Südtirol 3 Provincia Autonoma di Bolzano - Alto Adige

2. Gebietsbeschreibung

Das Gebiet der Gemeinde Toblach und Lärchen gebildet und liegt bei 2.000 umfasst die höchste Stelle des Pustertales bis 2.200 m. Während im Silvestertal der um den Toblacher Sattel (1.210 m), der Zwergstrauchgürtel vor allem aus Rhodo- Wasserscheide zwischen und Drau. dendron-, Vaccinium und Juniperus nana– Die breite, nahezu ebene Talsohle wird als Büschen besteht und in den alpinen Grünland genutzt. Der Großteil des Rasen das Gemeine Borstgras (Nardus Gemeindegebietes im Einzugsbereich des stricta) und mit zunehmender Höhe die Silvesterbaches nordwärts, sowie der Krummsegge (Carex curvula) bzw. der Rienz südwärts ist gebirgig. Felsen-Schwingel (Festuca halleri) vor- herrschen, sind im Dolomitenbereich die Das Klima ist mitteleuropäisch- bis entsprechenden kalkliebenden Pflanzen- alpin geprägt. Im Dolomitenbereich ent- gemeinschaften anzutreffen. Den ausge- spricht es dem der südlichen Zwischen- dehnten Latschenbeständen, die oft weit alpen, während nördlich davon ein in die montane Stufe hinunterreichen, gewisser inneralpiner Trockeneinfluss folgen die Kalkrasengesellschaften, vom erkennbar ist. Die jährliche Niederschlags- Thlaspieto-Papaveretum über Dryadetum- menge liegt zwischen 800 und 900 mm. Firmetum bis zum Seslerio-Sempervire- Ein großer Teil der Niederschläge fällt in tum. Form von Schnee. Die mittlere Jahres- temperatur beträgt 5,5°C. Wegen der Der weitaus überwiegendste Teil der tiefen Wintertemperaturen muss das Bevölkerung siedelt im Bereich der Klima für Südtiroler Verhältnisse als aus- Talsohle. Der Gemeindehauptort Toblach gesprochen rau bezeichnet werden liegt am flachen Schwemmkegel am Ausgang des Silvestertales und weist eine In geologischer Hinsicht steht um die ausgesprochen kompakte Siedlungsstruk- Toblacher Talweitung hauptsächlich Brix- tur auf. Auch die kleineren Siedlungen von ner Quarzphyllit an und der Nordteil des Wahlen, Aufkirchen, sowie Ratsberg sind Silvestertales gehört zur Zone der alten klar von der unzersiedelten Umgebung Gneise. Der Einzugsbereich der Rienz abgehoben. Um die Jahrhundertwende ist weist hingegen die typische geologische beim Toblacher Bahnhof am Ausgang des Fazies der Südtiroler Dolomiten auf. An Höhlensteintales die Hotelkolonie Neu- deren Basis ist Grödner Sandstein toblach entstanden. Im Gegensatz dazu aufgeschlossen, darauf folgen Bellero- zeigt sich die weite Landschaft des phon- und Werfener Schichten und Toblacher Feldes noch vollkommen unzer- schließlich der Schlern- und Dachstein- siedelt mit Ausnahme der längs der dolomit. Ein inselhaftes Vorkommen von Verbindungsstraße von Toblach nach kalkigem Gestein ist im Bereich von St. Neutoblach aufgetretenen Zersiedlungs- Silvester anzutreffen, wo sich ein kleiner erscheinungen. An den sonnseitigen Berg- Aufschluss der südlichen Grauwacken- hängen sowie bei Kandellen und zone befindet. Frondeigen ist die Kulturlandschaft tradi- tionell von Einzelhöfen geprägt. Das In der Vegetationsschicht sind die ausge- Siedlungsbild der Gemeinde Toblach ist dehnten Tannenvorkommen am nord- somit von großem Kontrastreichtum und exponierten Hang des Hochpustertales ein schönes Beispiel, wie die unter- bemerkenswert. Im Übrigen setzt der schiedliche geomorfologische Struktur montane mit Lärchen durchsetzte Fichten- zwischen Talsohle und Berghang unter- wald bereits an der Talsohle an. Lediglich schiedliche Siedlungsformen bedingt. Die an den tiefer gelegenen sonnenexponier- traditionelle Bausubstanz stelIt eine ten Hängen ist die Föhre stärker vertreten erhaltenswerte Bereicherung des Land- (Höhlensteintal). Ab etwa 1.700 m schaftsbildes dar. herrscht der subalpine Fichtenwald vor, welcher nach oben hin in Bergstrauch- Als wichtigster Wirtschaftszweig ist mittler- heiden und ausgedehnte Almmatten über- weile der Tourismus anzusehen, auch weil geht. Die Waldgrenze wird von Fichten eine Reihe anderer Wirtschaftssektoren in

AMT FÜR LANDSCHAFTSÖKOLOGIE UFFICIO ECOLOGIA DEL PAESAGGIO Abteilung 28 - Natur und Landschaft Ripartizione 28 - Natura e Paesaggio

Autonome Provinz Bozen - Südtirol 4 Provincia Autonoma di Bolzano - Alto Adige

einer mehr oder weniger starken Abhän- Errichtung dieser Anlagen weithin sicht- gigkeit zur Tourismuswirtschaft stehen. bare Wunden in die Landschaft geschla- Die meisten Hotelbauten (mit Ausnahme gen. Sie stellen gleichzeitig aber auch jener im Höhlensteintal) befinden sich interessante historische Zeugnisse dar. innerhalb der Ortschaften und sind nicht in der Landschaft verstreut oder in isolierten Die Wasserkraftnutzung hält sich in der Hotelburgen konzentriert. Dadurch halten Gemeinde Toblach noch in annehmbare sich die Beeinträchtigungen für das Land- Grenzen. Zwei Werke befinden sich im schaftsbild in gewissen Grenzen. Nicht unteren Abschnitt des Höhlensteintales unerhebliche Auswirkungen auf die Land- (eins davon nutzt das Wasser eines schaft haben die Skiinfrastrukturen (Lift- orographisch linksseitigen Seitenbaches trassen und -stationen, Parkplätze, Ski- und das zweite betrifft den Rienzabschnitt pisten, Beschneiungsanlagen, Straßen Militärfriedhof – Schmelze). Ein drittes und Gastbetriebe). Die Waldhänge ober- Wasserkraftwerk bei Gratsch leitet das halb Rienz und Altschluderbach sind von Wasser der Rienz auf einem Fluss- Aufstiegsanlagen und Skipistentrassen abschnitt von einem knappen Kilometer gezeichnet. Die Skianlagen an der gegen- ab. Der Ausbau der Wasserkraftnutzung überliegenden Talseite hingegen wurden sei gut überlegt, da beide im Gemeinde- inzwischen aufgelassen, die Waldschnei- gebiet von Toblach vorhandenen größeren sen verwalden wieder großteils, womit die Fliessgewässer, die Rienz und der Narben in der Landschaft langsam ver- Silvesterbach, neben wichtigen gewässer- heilen. ökologischen Funktionen auch eine große landschaftliche Bedeutung aufweisen. Es Erhebliche Eingriffe in der Landschaft handelt sich um gut einsehbare Bachläufe, stellen die mittlerweile großteils dem die den Siedlungs- bzw. den siedlungs- Verfall preisgegebenen Bauten für militäri- nahen Raum sowie einmalige Land- sche Zwecke entlang der Staatsgrenze, schaftsbereiche, wie das Höhlensteintal, aber auch sonst an verschiedenen Stellen durchfließen. Schließlich stellt Toblach innerhalb des Gemeindegebietes: Bunker eine bedeutsame Tourismusdestination sowie Wege- und Straßenbauten. Vor dar, weshalb hier auf das vorhandene allem im alpinen Bereich zwischen Gais- Landschaftspotential besonders acht zu hörndl und Marchkinkele wurden durch die geben ist.

Im Bergalmtal mit dem Haunold im Hintergrund

AMT FÜR LANDSCHAFTSÖKOLOGIE UFFICIO ECOLOGIA DEL PAESAGGIO Abteilung 28 - Natur und Landschaft Ripartizione 28 - Natura e Paesaggio

Autonome Provinz Bozen - Südtirol 5 Provincia Autonoma di Bolzano - Alto Adige

3. Schutzmaßnahmen

Gebiete von landschaftlichem Vielzahl von typischen Tierarten bilden und wesentlicher Bestandteil der Struktur Interesse des Gebietes, seines ökologischen Gleichgewichts und seiner Erholungs- Das gesamte Gemeindegebiet mit Aus- funktion sind. nahme der Wohnbau- und Gewerbegebie- te mit genehmigten Durchführungsplan im Auch die in der Kartographie als Sinne des Artikel 6, Absatz 3 des Landes- bestockte Wiesen und Weiden einge- gesetzes Nr. 16/1970 wird als Gebiet von tragenen Flächen fallen in die Kategorie landschaftlichen Interesse definiert. Dazu Gebiete von landschaftlichem Interesse. gehören somit auch all jene Bauzonen und Einige kleinere Bereiche, Wiesen und Zonen für Infrastrukturen, die keinen Weiden, die mit Lärchen oder anderen Durchführungsplan aufweisen. Im Allge- Baumarten locker bestockt sind, sind vor meinen reichen für diese Flächen die allem am Ratsberg und vereinzelt auch Raumordnungsinstrumente sowie die in den tieferen Lagen, in extensiv Forstgesetzgebung aus, um deren nach- genutzten Randbereichen anzutreffen. haltige Entwicklung zu gewährleisten. Die Im Silvestertal, oberhalb Kühbach sowie Landschaftsschutzermächtigung wird in oberhalb Frondeigen, in den Stadlwiesen der Regel vom Bürgermeister erteilt. und vor allem entlang der oberen Waldgrenze kommen auch ausgedehn- Eine besondere Bedeutung nimmt das tere Lärchenweiden und -wiesen vor, in Landwirtschaftsgebiet ein. Die Landwirt- denen aber die Nutzung in jüngster Zeit schaftsflächen mit den charakteristischen, sehr stark zurückgegangen ist, weshalb in typischer örtlicher Bauweise errichteten sie immer stärker verwalden. Gehöften sind ein wichtiger Bestandteil Die lockere Bestockung bringt nicht nur der vorhandenen Landschaftstypologie. eine Bereicherung für das Landschafts- Sie stellen eine von Menschenhand im bild mit sich und gestaltet es abwechs- Laufe der Zeit umgewandelte Landschaft lungsreicher, sondern schützt diese dar, die Ausdruck der geschichtlich- Flächen auch vor Austrocknung: sie ver- kulturellen Tradition des Gebietes ist. Die bessert durch Windschutz das Mikro- Ausweisung als Gebiet von landschaft- klima, verhindert Schneeverwehungen, lichem Interesse hat zum Ziel - ohne schließt wegen der tieferen Wurzeln der Einschränkung der landwirtschaftlichen Bäume den Nahrungskreislauf und Tätigkeit - bei den zulässigen Bauten und dämmt die Sonneneinstrahlung etwas Eingriffen eine harmonische Eingliederung ein. Bessere Wachstumsbedingungen und Anpassung an die bestehende Land- sind die Folge. schafts- und Siedlungsstruktur zu gewähr- Grundsätzlich ist die forstliche Nutzung leisten. auf den natürlichen Zuwachs zu beschränken und für die Verjüngung der Weitere wichtige Bereiche von land- Bäume muss gesorgt werden. Wo eine schaftlichem Interesse sind der Wald , gewisse Verfichtung feststellbar ist, die Flurgehölze , die Weidegebiete , das sollte die Fichte vor den anderen Baum- alpine Grün, die Felsregionen und arten genutzt werden. Die Fichte kann Schutthalden sowie die Gewässe r. Aus nämlich die anderen Baumarten ver- der Sicht des Landschafts- und Umwelt- drängen und verursacht neben einer schutzes sind sie von besonderer Vereinheitlichung des Landschaftsbildes Bedeutung, sei es als wichtiger Faktor auch größere Beeinträchtigungen für die des Mikroklimas und der Schutzwirkung, landwirtschaftliche Nutzung. Als Flach- sei es weil sie ein Habitat für eine wurzler beeinflusst sie auf einer größe-

AMT FÜR LANDSCHAFTSÖKOLOGIE UFFICIO ECOLOGIA DEL PAESAGGIO Abteilung 28 - Natur und Landschaft Ripartizione 28 - Natura e Paesaggio

Autonome Provinz Bozen - Südtirol 6 Provincia Autonoma di Bolzano - Alto Adige

ren Fläche das Graswachstum, sie wirft Fließgewässer sind deshalb oftmals nicht schlechter verrottbare Nadeln ab und mehr gegeben. Für die noch vorhandenen erzeugt eine stärkere Beschattung. Auwaldbestände ist der Erhalt optimaler Auf die Stockrodung soll verzichtet wer- hydrologischer Verhältnisse von existen- den, da das bewegte Bodenrelief ein zieller Bedeutung. charakteristisches Merkmal für diese bestockten Flächen ist und gerade die Auch Feuchtgebiete sind in der Karto- Stellen mit den Baumstümpfen für die graphie abgegrenzt. Die einst im Talboden Baumverjüngung in Frage kommen. vorhandenen Feuchtbereiche sind leider heute bis auf einige wenige und kleine Die noch vorhandenen Auwaldreste sind Restflächen verschwunden. Im Bereich ebenfalls im Landschaftsplan eingetragen. der Ratsberger Wiesen und der Lach- Entlang der Rienz und des Silvester- wiesen, im Silvestertal, in Frondeigen baches trifft man nach wie vor auf einige sowie im alpinen Bereich unterhalb des erwähnenswerte Erlenbestände. Marchkinkele und des Toblacher Pfann- horns sind Feuchtgebiete häufiger anzu- treffen. Sie sind allerdings großteils auch kleinflächig (ausgenommen die Moore am Ratsberg, die bereits als Biotop ausge- wiesen sind, sowie jene in den Lach- wiesen und im Silvestertal, die ebenfalls als Naturschutzgebiete einzustufen sind), weisen aber vielfach noch einen hohen Intaktheitsgrad auf.

Aubereich im Silvestertal vor der Schöneggen- Säge

Bei diesen Auwaldformationen handelt es sich um besondere Naturlebensräume, die eine spezielle Pflanzengemeinschaft und auch eine äußerst vielfältigen Fauna beherbergen. Auwälder begleiteten ur- sprünglich in einem mehr oder weniger breiten Streifen sämtliche Wasserläufe, Niedermoor auf der Bergalm vor allem in deren flacheren Abschnitten. Sie wurden durch die zunehmende Nut- Feuchtgebiete erfüllen vielfältige land- zung der Talböden von Seiten des Men- schaftsökologische Funktionen. Sie be- schen stark zurückgedrängt. Die übrig deuten Landschaftsreichtum und stellen gebliebenen Restbestände sind heute vor allem wertvollste Lebensräume dar für vielfach durch Verbauungsmaßnahmen an eine Vielzahl von gefährdeten Pflanzen- den Fließgewässern gefährdet. Durch und Tierarten. Nicht unerwähnt bleiben Vertiefung des Fluss- oder Bachbettes darf auch ihre Bedeutung für den Was- und Errichtung von Dämmen oder ande- serhaushalt wegen deren Funktion als ren Schutzbauten wird den anliegenden Wasserspeicher. Deshalb sind alle Waldflächen Wasser entzogen. Die Folge Feuchtflächen, auch wenn sie nicht eigens sind stark veränderte Standortbedingun- als Biotop oder Naturdenkmal unter gen. Die für die Entstehung der Auwälder, Schutz gestellt sind, erhaltenswert und aber auch für deren Fortbestand notwen- dürfen nicht trockengelegt werden. digen Wechselbeziehungen mit dem

AMT FÜR LANDSCHAFTSÖKOLOGIE UFFICIO ECOLOGIA DEL PAESAGGIO Abteilung 28 - Natur und Landschaft Ripartizione 28 - Natura e Paesaggio

Autonome Provinz Bozen - Südtirol 7 Provincia Autonoma di Bolzano - Alto Adige

Bannzonen siedelung besonders stark ins Auge fallen würde. Die für das Landschafts- und Siedlungs- bild der Gemeinde Toblach besonders Demgemäß erstreckt sich ein zusammen- charakteristischen und wertvollen Berei- hängendes Banngebiet jeweils über die che werden als Bannzonen ausgewiesen. ganze Talsohlenbreite bis zum Hangfuß Es handelt sich dabei um die Umgebung von der Innichner Gemeindegrenze bis zu von kulturhistorisch wertvollen, land- jener von Niederdorf, wo es mit den Bann- schaftsprägenden Bauten, um markante gebieten der Nachbargemeinden zusam- und/oder exponierte Geländeformen oder menhängt. Das Banngebiet zieht sich um größere noch weitgehend unverbaute weiters von der exponierten Landschafts- Grünbereiche zwischen den besiedelten terrasse oberhalb Toblach über die zuneh- Bereichen, die wichtige Blickfelder dar- mend steiler werdenden Wiesenhänge in stellen und deren intakte Typologie ein den Ausgang des Silvestertales hinein und wertvolles Element der vorhandenen umfasst auch die exponierten Grünland- Landschafts- und Siedlungsstruktur ist. hänge oberhalb des Ortskernes von Wahlen. Trotz der allgemein regen Bautätigkeit in den letzten Jahrzehnten sind die genann- ten markanten Grünbereiche intakt und großteils unverbaut geblieben, auch weil sie bereits seit 1982 als Bannzonen ge- schützt sind. Diese bereits bestehenden Schutzgebiete werden somit im neuen, überarbeiteten Landschaftsplan mit eini- gen Grenzkorrekturen übernommen.

Das Leitenstöckl in den Wiesenhängen zwischen Toblach und Wahlen

Von den einzelnen Ortsbereichen wahren die Bannzonen jeweils einen ausreichen- den Abstand um für künftig eventuell

notwendige Siedlungserweiterungen oder Die völlig unverbauten Talbodenflächen im die Aussiedlung von Hofstellen einen Westen wie im Osten von Toblach ausreichenden Spielraum zu lassen. Aus diesem Grund werden auch einige Redu- Im Einzelnen handelt es sich dabei vor zierungen der Bannzonen vorgesehen und allem um die vollkommen siedlungsfreien zwar am oberen Dorfrand von Alttoblach, Landwirtschaftsflächen um die kompakten bei Gratsch und Neunhäusern sowie Ortsbereiche. Diese sehr markant ausge- zwischen Neu- und Alttoblach. Lediglich prägte Siedlungsstruktur kennzeichnet an einigen Stellen, wo es darum geht, ein generell die Talsohle des Hochpustertales weiteres Ausufern der Siedlungsentwick- und ergibt ein sowohl ästhetisch als auch lung in einzelne Richtungen zu verhindern, urbanistisch wertvolles Landschafts- und reicht die Bannzone bis unmittelbar an den Siedlungsbild, das durch die Ausweisung Dorfrand heran: bei der großen Erweite- von Bannzonen erhalten werden solI. In rungszone an der Straße Richtung Auf- den ausgedehnten Wiesenflächen der kirchen, zwischen Alttoblach und Wahlen Talsohle fehlen vertikale Landschafts- sowie zwischen Alt- und Neutoblach. Im elemente vollständig, sodass eine Zer- letzten Fall geht es auch darum ein

AMT FÜR LANDSCHAFTSÖKOLOGIE UFFICIO ECOLOGIA DEL PAESAGGIO Abteilung 28 - Natur und Landschaft Ripartizione 28 - Natura e Paesaggio

Autonome Provinz Bozen - Südtirol 8 Provincia Autonoma di Bolzano - Alto Adige

völliges Zusammenwachsen der beiden Meliorierungsarbeiten, Wegebauten u.ä. Ortsteile Alt- und Neutoblach und somit sind nicht untersagt, womit die geltenden einen talquerenden Bauriegel zu verhin- Gesetzesbestimmungen diesbezüglich un- dern. Gerade hier würde eine Verbauung verändert bleiben. der noch vorhandenen freien Flächen Da es sich bei den vorgeschlagenen einen unverhältnismäßig hohen Zersiede- Schutzzonen größtenteils um wertvolle lungseffekt bewirken und die heute noch Kulturgründe handelt, kommt dieser vorhandenen Ausblicke von den viel Schutzmaßnahme auch eine erhebliche befahrenen Straßen auf die umliegende Bedeutung für die Landwirtschaft zu. Landschaft des Hochpustertales versper- Tatsächlich würde eine Verbauung und ren. Zersiedlung dieser Kulturgründe einen unersetzbaren Verlust für die Landwirt- schaft darstellen. Durch die Ausweisung als Bannzone wird hier die Priorität der landwirtschaftlichen Nutzung vor anderen Nutzungsansprüchen unterstrichen.

Biotope

Die bereits heute geschützten Biotope Peagnaue und Ratsbergermöser (ehe- Rienzau bzw. Ratsberger Feucht- wiesen genannt) sowie Rohrach werden im überarbeiteten Landschaftsplan wieder- Der bis heute noch unverbaut gebliebene bestätigt. Sie werden genauer abgegrenzt Wiesenkorridor zwischen Alt- und Neutoblach und die beiden Biotope Peagnaue und Ratsbergermöser werden auch gering- Geplant ist auch eine Erweiterung der fügig erweitert. Zwei weitere Naturschutz- Bannzone auf ein schützenswertes Wie- gebiete, die Lachwiesenmöser und das senareal östlich von Toblach, im Bereich Silvesteralmmoos, sind neu vorgesehen. Öden südlich der Bahnlinie. Damit soll dem linienförmigen Verbauungsstrang ent- Biotop Peagnaue lang der Eisenbahn, der bereits verhältnis- mäßig weit in die offene Landschaft Bei ihrem Austritt aus dem Hohlensteintal hineinreicht, Grenzen gesetzt werden. bildet die junge Rienz ein ausgedehntes Augebiet, das zweifellos zu den schönsten Diese Flächen sollen nun durch die und naturkundlich interessantesten Fluß- Ausweisung als Bannzonen vor Zer - aulandschaften Südtirols gehört. Der siedelungen und Verdrahtungen mög - Flusslauf ist hier noch im natürlichen lichst verschont werden. In den Bann- Zustand frei von größeren Regulierungs- zonen gilt ein absolutes Verbot für die eingriffen, zum Teil bildet er noch Neben- Errichtung neuer oberirdischer Ge- arme aus. Vor allem finden sich hier eine bäude. Eine allgemeine Ermächti - Unmenge von Quellen verschiedenster Art gungspflicht durch die Landesbehörde (Stauquellen, Fließquellen, Quellsümpfe) für Landschaftsschutz für die mögli - von denen aus zahlreiche Bächlein und chen Eingriffe und Projekte ist im Rinnsale die Aulandschaft durchqueren Gegensatz zum alten Landschaftsplan und zum Teil auch kleine Teiche speisen. nicht mehr vorgesehen. In der Vegetationsschicht können wir von Pioniergesellschaften auf mehr oder Die Bewirtschaftung der Felder (inklusive minder frisch abgelagerten Flussschotter- Kulturartenänderungen) in diesen Land- flächen bis zur reifen Auwaldgesellschaft schaftsschutzzonen unterliegt keinen zu- alle Zwischenstufen beobachten. sätzlichen Einschränkungen und auch

AMT FÜR LANDSCHAFTSÖKOLOGIE UFFICIO ECOLOGIA DEL PAESAGGIO Abteilung 28 - Natur und Landschaft Ripartizione 28 - Natura e Paesaggio

Autonome Provinz Bozen - Südtirol 9 Provincia Autonoma di Bolzano - Alto Adige

licher und hydrologischer Bedeutung sind die zahlreichen Quellsümpfe und Hang- quellen, die in den Almwiesen überall verstreut auftreten und zur Bildung zahl- reicher kleinerer Sümpfe, Seggenriede und Moore mit reichhaltiger Feuchtvege- tation (Seggen, Wollgräser, Fettkraut, Sonnentau, Sfagnum, Sumpfdotterblume, Orchideen, Vaccinien u.a.) beitragen.

In der Nähe des rasch fließenden sauer- stoffreichen Wassers gedeiht noch die zierliche seltene Deutsche Tamariske (Myricaria germanica), die einzige Tama- riskenart der Zentralalpen. In den aus- gedehnten Sumpfwiesen dominieren ver- schiedene Seggen und Wollgräser, wei- ters sind die Sumpfdotterblume, das Fett- blatt, mehrere Orchideen, interessante Moose und andere bemerkenswert. Die Standortsamplitude reicht von feuchten Senken bis zu trocken-warmen Schotter- aufschüttungen; in der Gehölzschicht dominieren Weiden, Erlen, Berberitzen, Holunder, schütterer Fichtenwald, Föhren, Wacholder u.a. Die Fauna ist durch ver- schiedene Fische, Lurche, Wasserinsek- ten, Libellen und eine reiche Vogelwelt Eine ähnliche Vegetation finden wir auch gekennzeichnet. entlang der Bächlein, die von den Quellgebieten ausgehen. Das Land- Das Biotop umfasst mit ca. 17 ha den schaftsbild wird außerdem von einzel- naturkundlich interessantesten und aus stehenden Lärchengruppen und Flur- obigen Gründen unbedingt schützens- gehölzen bereichert, ebenso durch eine werten Teil der Rienzau. Das ausgewie- Reihe von Holzstädeln in Holzbauweise, sene Biotop schützt auch die hier befind- welche als charakteristische Elemente lichen Trinkwasserquellen von Niederdorf naturnaher Bergbauernwirtschaft erhal- vor negativen Immissionen. In geringer tenswert sind. Die Ratsberger Feucht- Entfernung von den Siedlungen hat die Au wiesen stellen somit eine Natur- und auch als naturnahes Naherholungsgebiet Kulturlandschaft von hohem naturkund- eine gewisse Funktion und bietet sich lichen, landschaftlichen und kulturhisto- bestens an für biologischen Anschauungs- rischen Wert dar, die es unbedingt zu unterricht zu Schulzwecken. erhalten gilt, umso mehr, als der Ratsberg als Toblacher Hausberg das Ziel zahl- Biotop Ratsbergermöser reicher Wanderer und Ausflügler ist.

Auf dem Ratsberg oberhalb Toblach Biotop Rohrach erstreckt sich auf einer Meereshöhe von 1.690 – 1.810 m ein ausgedehntes Gebiet Das Orchideenbiotop Rohrach ist für das von Bergweiden und Almmähdern, die Pustertal von einzigartiger naturkundlicher eine besonders reichhaltige Alpenflora Bedeutung. Es liegt an der Grenze der aufweisen. Von besonderer naturkund- Gemeinden Innichen und Toblach, zwi-

AMT FÜR LANDSCHAFTSÖKOLOGIE UFFICIO ECOLOGIA DEL PAESAGGIO Abteilung 28 - Natur und Landschaft Ripartizione 28 - Natura e Paesaggio

Autonome Provinz Bozen - Südtirol 10 Provincia Autonoma di Bolzano - Alto Adige

schen der Staatsstraße und der Eisen- Vielzahl an Orchideen: Großes Zweiblatt bahnlinie und hat eine Fläche von 2,39 ha. (Listera ovata ), Moosorchis ( Goodyera Im Untergrund befindet sich alluvialer repens ), Braunrote Sumpfwurz ( Epipactis Schotter, ein Mischschotter aus Dolomit, atrorubens ), Frauenschuh ( Cypripedium Gneis und Quarzphyllit. Die Oberflächen- calceolus ), Einblättrige Weichorchis (Mala- ausformung ist unregelmäßig: ebene xis monophyllos ), Korallenwurz (Coral- Teilflächen wechseln mit Einsenkungen lorhiza trifida ). ab, in denen sich der hohe Grund- In den Mulden bilden sich kleine Pfützen. wasserspiegel durch Vernässung bemerk- Leider wurde der südliche, an die Bahn- bar macht. Dadurch variiert die Form des trasse angrenzende Streifen geschlägert, Ökotypus sehr stark. Fichten – Föhren- sodass in diesem Bereich die schatten- wald, kleinflächige Trockenrasen, arten- liebenden Orchideen durch die geänderten reiche Hochstaudenfluren, anmoorigen Standortverhältnisse zurückgedrängt wur- Senken, in denen auwaldähnliche Vegeta- den. Es haben sich hier nun sehr arten- tion vorherrscht, liegen dicht nebeneinan- reiche Hochstaudenfluren mit der Dunklen der. Akelei ( Aquilegia atrata ), dem Gefleckten Knabenkraut ( Dactylorhiza maculata ) ent- Es handelt sich um einen wertvollen wickelt. Ein Zuwachsen des Waldrandes Biotopkomplex, der in der ausgeräumten ist deshalb zu begrüßen. Landschaft zwischen Toblach und

Innichen als Habitat für die Fauna bedeut- Der mittlere Teil II war bis vor kurzem sam ist und durch die Windbremsung bewaldet. Der Fichten-Föhrenwald ging auch eine wichtige Funktion für die gegen Osten zu einer lichten Magerwiese Kulturen und die Verkehrssicherheit erfüllt. mit Föhren über. Im Winter 2000/2001 Zusammen mit den Hecken längs der wurden sämtliche Nadelbäume geschlä- ehemaligen Panzersperre sind diese gert, so dass sich auch hier die Vegetation Flurgehölze Teil des einzigen talqueren- verändert hat. Orchideen wie Helm- den Lebensraumkorridors für die Fauna. knabenkraut (Orchis militaris ), Langsporni- Die Senken erfüllen zudem eine hydro- ge Handwurz ( Gymnadenia conopsea ) logische Funktion, da sie bei Starkregen und Großes Zweiblatt ( Listera ovata ) kann und Schneeschmelze das überschüssige man jedoch immer noch antreffen. Im Wasser aufnehmen und langsam zur westlichen Bereich des Teils II, d.h. im Versickerung bringen, welches ansonsten Bereich des Übergangs zu Teil I, ist es die angrenzenden Felder und die Straße erforderlich den Baumwuchs in begrenz- überstauen würde. tem Maße wieder aufkommen zu lassen

damit sich hier die zahlreichen Wald- orchideenarten wieder entfalten können.

Der Teil III , früher relativ offen, ist in den letzten Jahren zunehmend verbuscht und zugewachsen. Dies hat hier zu einem Rückgang der Offenlandorchideen wie z.B. des Helmknabenkrautes (Orchis mili- taris ) geführt. Der jetzige Auslichtungs- grad sollte erhalten bleiben.

Durch eine Kulturwiese getrennt liegt der

östliche Teil IV . Hier befinden sich Frauenschuh (Cypripeduium calceolus) zahlreich feuchte Mulden und Pfützen, in Der westliche Teil I besteht aus einem denen zwischen einzelnen Weidensträu- Fichtenwald mit Föhren und einer sehr chern Seggen, Binsen, von den Orchideen artenreichen Strauch- und Krautschicht. die Langspornige Handwurz ( Gymnadenia Im schattigen Fichtenwald wächst neben conopsea ) und andere Feuchtpflanzen der Einbeere (Paris quadrifolia ) eine gedeihen. An der Böschung zur Eisen-

AMT FÜR LANDSCHAFTSÖKOLOGIE UFFICIO ECOLOGIA DEL PAESAGGIO Abteilung 28 - Natur und Landschaft Ripartizione 28 - Natura e Paesaggio

Autonome Provinz Bozen - Südtirol 11 Provincia Autonoma di Bolzano - Alto Adige

bahn haben sich artenreiche Hochstau- Einblättrige Weichorchis (Malaxis mono- denfluren entwickelt, in denen sehr zahl- phyllos): sehr selten in Südtirol mit reich die geschützte Feuerlilie (Lilium wenigen Vorkommen im Pustertal; bulbiferum ) blüht. Helm-Orchis (Orchis militaris): einziger bekannter Wuchsort im . Dieser Standort wurde bereits von H. und D. Schulz im Schlern Nr. 52, Heft 2, 1978 veröffentlicht (Ein Orchideenbiotop im Hochpustertal). Dr. Richard Lorenz, der seit Jahren eine Kartierung der Orchideen Südtirols durch- führt, bestätigt die Einmaligkeit dieses Standortes mit rezenten Daten. Alle Orchideenarten sind in Südtirol geschützt. Orchideen sind sehr selten, da sie besondere Ansprüche an den Standort haben. Zum Keimen benötigen sie ganz bestimmte Pilze, mit denen sie eine Lebensgemeinschaft (Mycorrhiza) bilden. Es braucht oft über 10 Jahre bis aus einem Samen eine blühfähige Pflanze

herangewachsen ist. Im Biotop Rohrach konnten nicht weniger Da im Randbereich des Biotops immer als 16 verschiedene Orchideenarten nach- wieder Müll und Abfälle abgelagert wur- gewiesen werden, sodass es sich um das den, war es erforderlich eine Aufräum- artenreichste bisher bekannte Orchideen- aktion durchzuführen und einen Erdwall biotop Südtirols handelt. aufzuschütten, um weitere Ablagerungen Unter diesen sind drei Arten besonders zu verhindern. hervorzuheben: Frauenschuh (Cypripedium calceolus): selten (Anhang II der FFH Richtlinie);

Wissenschaftlicher Name Deutscher Name Coeloglossum viride Hohlzunge Corallorhiza trifida Korallenwurz Cypripedium calceolus Frauenschuh Dactylorhiza maculata Geflecktes Knabenkraut Epipactis atrorubens Braunrote Sumpfwurz Epipactis palustris Gemeine Sumpfwurz Goodyera repens Moosorchis Gymnadenia conopsea Langspornige Handwurz Gymnadenia odoratissima Wohlriechende Handwurz Listera cordata Kleines Zweiblatt Listera ovata Großes Zweiblatt Malaxis monophyllos Einblättrige Weichorchis Ophrys insectifera Fliegen-Ragwurz Orchis militaris Helm-Orchis Orchis ustulata Schwärzliche Orchis Platanthera bifolia Weißes Breitkölbchen

AMT FÜR LANDSCHAFTSÖKOLOGIE UFFICIO ECOLOGIA DEL PAESAGGIO Abteilung 28 - Natur und Landschaft Ripartizione 28 - Natura e Paesaggio

Autonome Provinz Bozen - Südtirol 12 Provincia Autonoma di Bolzano - Alto Adige

Biotop Lachwiesenmöser gleich in Form einer Landschaftspflege- prämie zu erhalten. Auch die Kosten für In einem Sattelgelände im Bereich der das Abzäunen der vom Beweidungsver- Lachwiesen sind in den ostwestlich aus- zicht betroffenen Flächen übernimmt die gerichteten Senken Niedermoore mit Landesverwaltung. unterschiedlichem Intaktheitsgrad anzu- Die ehemalige Militärstraße führt am treffen. Die Moosbereiche südwestlich der Rande des Biotops vorbei. Da diese ehemaligen Militärstraße präsentieren sich Straße heute nur mehr die Funktion einer nach wie vor sehr intakt. Wald- und Almerschließungsstraße auf- Insgesamt trifft man noch auf eine typi- weist, ist im überarbeiteten Landschafts- sche Niedermoorvegetation. An einigen plan eine Beschränkung des allgemeinen Stellen auch auf mit verschiedenen Heide- Motorfahrzeugverkehrs vorgesehen. Eine krautgewächsen bewachsenen Sphag- Verkehrsreduzierung auf dieser Straße numbulten, die auf ein Übergangsmoor entspricht gleichzeitig auch den Schutz- hinweisen. Hervorzuheben ist das Vor- zielen des Naturschutzgebietes. kommen von zwei Sonnentauarten (Dro- sera obovata und Drosera anglica). Biotop Silvesteralmmoos

Während im unteren Abschnitt des Silvestertales bereits einige zerstreute kleinere Feuchtflächen vorhanden sind, trifft man in der Weitung der Silvesteralm am Beginn des Blankentales, ein in Richtung Norden verlaufendes Seitental zum Silvestertal, auf einen größeren und kompakteren Feuchtgebietskomplex.

Langblättriger Sonnentau (Drosera anglica)

Westlich von den beschriebenen Nieder- moorflächen und abgetrennt von einer Der kleine Talkessel, an dessen Rand sich Wiesenfläche befindet sich im Hang noch die Almgebäude befinden, ist über weite ein weiterer Feuchtbereich, der durch Bereiche versumpft. An der orographisch Hangwasseraustritte gespeist wird. Diese rechten Seite, oberhalb der Almstraße, Feuchtflächen verwalden leider immer befindet sich ein lang gezogener Quell- stärker, bilden aber zusammen mit den horizont, mit Feuchtflächen, die großteils Niedermoorsenken im Sattelgelände einen mit der Schnabel-Segge (Carex rostrata) insgesamt bedeutenden Feuchtgebiets- bewachsen sind. Auch in den darunter komplex. liegenden Niedermoorbereichen und In Biotopen besteht die Möglichkeit für Quellmoorrinnen ist die Schnabel-Segge jene Grundbesitzer, die freiwillig auf die häufig vertreten und an verschiedenen Beweidung ihrer Flächen bzw. Teilen Stellen sind Torfmoose zu finden. Der davon verzichten, einen finanziellen Aus- Blankenbach durchquert in einigen mäan-

AMT FÜR LANDSCHAFTSÖKOLOGIE UFFICIO ECOLOGIA DEL PAESAGGIO Abteilung 28 - Natur und Landschaft Ripartizione 28 - Natura e Paesaggio

Autonome Provinz Bozen - Südtirol 13 Provincia Autonoma di Bolzano - Alto Adige

derförmigen Schleifen das Biotop. Das lich reizvolle Lerschachkirchl steht. Der Schutzgebiet ist auch von zahlreichen Weiher befindet sich in unmittelbarer Nähe Quellrinnsalen durchflossen, die hier in zum Hauptort Toblach und weist schon den Blankenbach münden. aufgrund dieser Tatsache eine besondere landschaftsökologische Bedeutung auf. In Der Eingriff von Seiten des Menschen den letzten Jahren ist eine Wasserfläche besteht zum einen in der Straße, die zur ausgehoben bzw. erweitert worden. Der Silvesteralm führt und das Feuchtgebiet Teich ist am Ufer von einer natürlichen durchquert, und zum anderen in der Feuchtvegetation umgeben. Dieser Beweidung, die aber aufgrund der aus- Feucht- und Wasserlebensraum ist somit reichend vorhandenen Weideflächen sowohl in landschaftlicher als auch in keine großen Schäden in den Feucht- naturkundlicher Hinsicht (wertvolles Tritt- bereichen verursacht. steinbiotop im Talbodenbereich) beson- ders hervorzuheben und verdient eine eigene Unterschutzstellung. Naturdenkmäler Die Letteau , ein kleiner, aber sehr viel- fältiger Naturlebensraum, in der Örtlichkeit Lette zwischen Eisenbahn und Radweg gelegen, ist im überarbeiteten Land- schaftsplan ebenfalls als flächenhaftes Naturdenkmal vorgesehen. Neben einer kleinen Feuchtfläche, von der das Wasser über ein mit Erlen und Weiden begleitetes Rinnsal abfließt ist auch eine Ruderal- fläche und ein kleiner trockener, aber urwüchsiger Waldbereich vorzufinden. Durch verschiedene Renaturierungsmaß- nahmen kann die Fläche in landschafts- ökologischer Hinsicht erheblich aufge- wertet werden. Wichtig erscheint in diesem Zusammenhang der Abtransport von abgelagertem Material, wodurch das Feuchtgebiet vergrößert und auch der Zustand der Ruderalfläche verbessert werden kann. Der Waldstreifen lässt sich Das Naturdenkmal, das der Landschafts- durch die Entnahme einzelner Nadel- plan von 1982 enthält, wird wieder- gehölze und die Begünstigung von Laub- bestätigt: Es handelt sich um die gehölzen in einem vielfältigen Wald- Toblacher Erdpyramiden . Sie befinden bestand umgestalten. sich oberhalb Kandellen und lassen sich am besten vom oberen Rand der Im Übergangsbereich Wiese/Wald am imposanten Erosionserscheinungen, der Fuße des Waldhanges unterm Haunold auch relativ gut zugänglich ist, betrachten. befindet sich ein kleiner Überrest eines

Niedermoors, das Ödenmoos , an dessen Es werden weiters im überarbeiteten Rand der geplante Radweg durchs Landschaftsplan fünf neue Naturdenk- Pustertal vorbeiführt. Das Ödenmoos und mäler vorgeschlagen: der Lerschach- die beiden vorher genannten Naturdenk- weiher, das Issidormoos, das Öden- mälern stellen mittlerweile die letzten moos , die Letteau , und das Gänsezipf- Überreste der einst vorhandenen Feucht- moos . lebensräume in den Niederungen der Gemeinde Toblach dar. Schon allein aus Der Lerschachweiher liegt in einer Senke diesem Grund sind sie als absolut schüt- hinter dem lang gezogenen Wiesenrücken zenswert einzustufen. an dessen östlichem Ende das landschaft-

AMT FÜR LANDSCHAFTSÖKOLOGIE UFFICIO ECOLOGIA DEL PAESAGGIO Abteilung 28 - Natur und Landschaft Ripartizione 28 - Natura e Paesaggio

Autonome Provinz Bozen - Südtirol 14 Provincia Autonoma di Bolzano - Alto Adige

Auch am Haselberg ist der Grossteil der cherung für die Kulturlandschaft und dem ehemals vorhandenen Feuchtstandorte Angebot an Kleinlebensräumen für eine trockengelegt worden. Ein Seggenried, Vielzahl von Pflanzen- und Tierarten. das so genannte Issidormoos , hat sich noch relativ gut erhalten. Es soll Der Baumbestand und allgemein das exemplarisch im überarbeiteten Land- Grün in den Siedlungsbereichen erfüllt schaftsplan als Naturdenkmal ausge- wichtige Aufgaben. Der vom Mensch be- wiesen werden. Neben Seggen und nötigte Siedlungsraum wird immer größer, Binsen ist auch noch eine Reihe weiterer weshalb auch die Notwendigkeit zunimmt, feuchtliebender Pflanzenarten, wie bei- der Natur ihren Raum auch in diesen Flä- spielsweise Sumpfdotterblume, Minze und chen zu gewähren. Der Grünbestand be- Vergissmeinnicht, anzutreffen. deutet nämlich Lebensraum für verschie- dene Pflanzen und Tiere und somit Erhal- In Frondeigen entlang der Straße, die zu tung der Biodiversität. Weitere wichtige den Stadlwiesen führt, befindet sich ein Funktionen sind Wind- und Lärmschutz lang gezogenes Niedermoor, das Gänse- sowie Staubbindung und Verringerung der zipfmoos. Immissionen. Jeder Fleck urbanen Grüns stellt auch unversiegelten Boden dar und trägt somit bei, den Grundwasserspiegel zu erhalten und den Oberflächenabfluss des Regenwassers zu vermindern. Das Ortsbild wird ebenfalls entscheidend mit- geprägt vom vorhandenen Grünbestand, wobei natürlich hochstämmige Bäume besonders hervorstechen. Insgesamt trägt das Grün in den besiedelten Bereichen wesentlich zur Lebensqualität des dort wohnenden Menschen bei, zu dessen Grundbedürfnissen auch ein gewisser Naturkontakt zählt.

Aus diesen Gründen soll mit dem Grünbe- Hier entspringt der Frondeigerbach, der stand möglichst schonend umgegangen das Moor auf seiner gesamten Länge werden. Für das Fällen von Bäumen in durchfließt. Die Moorfläche befindet sich den besiedelten Bereichen sowie der noch in einem sehr naturnahen Zustand. Hochstammobstbäume und Zierbäume im Im zentralen, sehr feuchten Bereich landwirtschaftlichen Grün ist keine Aus- herrscht die Schnabel-Segge (Carex zeige durch die Forstbehörde vorgesehen. rostrata) vor und in den Randbereichen In diesen Fällen ist nun die Landschafts- sind Knöterich (Polygonum), Pippau schutzermächtigung durch den Bürger- (Crepis), Schachtelhalm (Equisetum), Lab- meister einzuholen, sofern die Bäume kraut (Galium) und Sumpf-Dotterblume einen Durchmesser von über 30 cm (Caltha palustris) zu finden. Auf weniger (gemessen in Brusthöhe) aufweisen. feuchten Stellen dominiert das Breit- blättrige Wollgras (Eriophorum latifolium). Den Bachläufen sowie Entwässerungs- gräben kommt als aquatische Lebens- räume aus Naturschutzsicht eine beson- dere Bedeutung zu. Sie stellen wichtige Landschaftliche Struktur- Naturkorridore dar. Vor allem in den elemente stärker anthropisierten Gebieten ist deren ökologische Funktion aber vielfach erheb- Alle Pflasterwege (und Überreste), Tro- lich beeinträchtigt (durch Verbauung, ckenmauern , aber auch Lesesteinwälle , Einengung, Begradigung, Wasserver- Feldhecken und Flurgehölze sind ge- schmutzung und Wasserableitung) und schützt wegen ihrer ästhetischen Berei- damit auch eine Flora und Fauna, die an

AMT FÜR LANDSCHAFTSÖKOLOGIE UFFICIO ECOLOGIA DEL PAESAGGIO Abteilung 28 - Natur und Landschaft Ripartizione 28 - Natura e Paesaggio

Autonome Provinz Bozen - Südtirol 15 Provincia Autonoma di Bolzano - Alto Adige

solche Standorte gebunden ist. Für wendung von Stacheldraht verzichtet wird. Amphibien, aber auch für andere gefähr- Ansonsten bedeuten Abzäunungen ein- dete Tierarten sind die Wasserläufe deutige Störfaktoren in der Landschafts- unersetzbare Lebensräume. Nicht zuletzt wahrnehmung. sei an die Wasservögel gedacht, die besonders während der Nist- und Brutzeit sehr störanfällig sind. Wichtig ist auch die Archäologische Schutzgebiete Präsenz einer intakten, spontanen Ufer- vegetation, die einen integrierenden Be- Die archäologischen Schutzgebiete wer- standteil eines jeden Fließgewässers den gemäß den Angaben des Landes- bildet. Aus diesen Gründen dürfen sämt- denkmalamtes in die Kartographie aufge- liche Bachläufe und Entwässerungsgräben nommen, welches auch für Grabungs- - auch wenn es sich um kleine Abschnitte ermächtigungen zuständig ist. Die beiden handelt, die in der Kartographie nicht bereits ausgewiesenen Schutzgebiete am aufscheinen - nicht zugeschüttet oder Waldhügel Platte oberhalb Toblach und verrohrt werden. beim Peterkirchl werden im überarbeiteten

Landschaftsplan übernommen und etwas erweitert. Es werden aber auch drei neue archäologische Zonen - unterhalb des Peterkirchls, am Kaflhügel und im Bereich von Gratsch - im Plan eingetragen.

Einschränkungen für den Motorfahrzeugverkehr

Die Straße zum Bodeneck und weiter bis zum Berggipfel des Marchkinkele, führt in ein Waldgebiet und schließlich in eine alpine Region bis auf eine Meereshöhe von 2.500 m. Außer der üblichen alm- und forstwirtschaftlichen Nutzung, dem Wald- kirchlein St. Silvester und einem Almaus- schank auf der Silvesteralm gibt es in diesem Gebiet keine weiteren Einrich- tungen oder wirtschaftliche Nutzungen. Harpfe beim Anderterhof Wir befinden uns in einem Berg- und Ruhegebiet das ein erhebliches Erho- Vereinzelt sind in Toblach auch noch lungspotential aufweist. Harpfen anzutreffen; hohe Holzgestelle zum Trocknen des Heues, die im slawi- schen Raum, in Krain, beheimatet sind und über Kärnten und Osttirol bis ins Oberpustertal vorgedrungen sind. Für deren Erhaltung gewährt die Landesver- waltung Beiträge.

Zäune stellen vielerorts einen wertvollen Bestandteil der Kulturlandschaft und somit ein interessantes landschaftsgestalteri- sches Element dar. Dabei ist darauf zu achten, dass die Umzäunungen in orts-

üblicher Art und Weise errichtet werden und dass vor allem auch auf die Ver- St. Silvester

AMT FÜR LANDSCHAFTSÖKOLOGIE UFFICIO ECOLOGIA DEL PAESAGGIO Abteilung 28 - Natur und Landschaft Ripartizione 28 - Natura e Paesaggio

Autonome Provinz Bozen - Südtirol 16 Provincia Autonoma di Bolzano - Alto Adige

Durch die Verkehrssperre im Bereich der Neuabgrenzung der Natur- Lachwiesen (nach der Wegabzweigung zum Richtfunkturm) soll das Gebiet von parke Fanes-Sennes-Prags den Lärm- und Schadstoffbelastungen des und Sextner Dolomiten Motorfahrzeugverkehrs möglichst ver- (in den Gemeinden Toblach, Sexten schont bleiben und Störungen sowie und Innichen) Konfliktsituationen mit den Wanderern und Bergradfahrern vermieden werden. Der Naturpark Fanes-Sennes-Prags wur- Die außergewöhnliche Benutzung der de im Jahre 1980 (Dekret des Landes- betroffenen Straße wird von der hauptmanns von Südtirol vom 4. März Gemeinde geregelt. 1980, Nr. 72/V/LS) und der Naturpark Sextner Dolomiten im Jahre 1981 (Dekret des Landeshauptmanns von Südtirol vom 22. Dezember 1981, Nr. 103/V/81) ausge- wiesen. Mit der Überarbeitung des Land- schaftsplanes der Gemeinde Toblach wer- den die Naturparkgrenzen auf die neuesten kartographischen Unterlagen, die für die Erstellung des Planes verwen- det werden, übertragen.

Im Höhlensteintal, mit Blick auf die Drei Zinnen

AMT FÜR LANDSCHAFTSÖKOLOGIE UFFICIO ECOLOGIA DEL PAESAGGIO Abteilung 28 - Natur und Landschaft Ripartizione 28 - Natura e Paesaggio

Autonome Provinz Bozen - Südtirol 17 Provincia Autonoma di Bolzano - Alto Adige

4. Landschaftsentwicklung und -pflege

Unterschutzstellungen reichen dungen und Vorentscheidungen und zum zweiten bringt der enge Kontakt mit der nicht aus Bevölkerung Akzeptanzvorteile mit sich.

Beim vorliegenden Plan handelt es sich fast ausschließlich um ein Schutzinstru- ment für einzelne Gebiete, für gewisse Bürgerbeteiligung und Infor- Tier- und Pflanzenarten, Natur- und Kul- mation turobjekte usw. Schützen allein aber reicht nicht aus. Die Landschaft ist einer ständi- Für die Umsetzung von landschaftspflege- gen Entwicklung unterworfen, die ge- rischen Maßnahmen ist die Bürgerbeteili- steuert werden muss. Vor allem die Berei- gung von großer Bedeutung. Eine nach- che der Landschaftspflege und -aufwer- haltige Landschaftsentwicklung kann nur tung (Behebung landschaftsökologischer gelingen, wenn die vorgesehenen Maß- Defizite, Renaturierungen) bedürfen zu- nahmen von der Bevölkerung mitgetragen sätzlicher Instrumente. Dies betrifft sowohl werden. Deshalb ist es wichtig, sowohl bei die ländliche Kulturlandschaft als auch das der Erstellung als auch bei der Umsetzung Siedlungsgebiet. Es handelt sich dabei um eines Landschaftskonzeptes, am besten in Maßnahmen des aktiven Landschafts- Form einer Arbeitsgruppe, sämtliche schutzes, wofür die Initiative von Seiten Landnutzer mit einzubeziehen, um mög- der örtlichen Behörden bzw. der Land- liche Nutzungskonflikte auszuräumen. nutzer besonders gefragt ist und es wenig Auch allgemeine Information und Aufklä- Sinn ergibt, wenn diese hoheitlich ver- rung ist im Natur- und Landschaftsschutz ordnet werden (wie dies formal bei den großgeschrieben, denn der Mensch achtet Schutzmaßnahmen der Fall ist). und schützt nur, was er kennt!

Landschaftsentwicklungskon- zept für die Gemeinde

Die Erarbeitung eines Landschaftsleitbil- des oder landschaftlichen Entwicklungs- konzeptes ermöglicht es der Gemeinde, aktiv die Landschaftsentwicklung mitzu- gestalten. Auch ein Landschaftsinventar, eine Baumschutzverordnung, ein Grün- ordnungsplan für den Siedlungsbereich Wesentliche Berührungsbereiche zwischen oder ein Kulturlandschaftsprogramm tra- Raumnutzungen und Landschaftsschutz gen zu einer Verbesserung der Natur- und (Quelle: Landschaftsleitbild Südtirol) Landschaftsschutzarbeit in der Gemeinde bei. Schließlich sind die Entscheidungs- kompetenzen der Gemeinde ausgeweitet Fördermaßnahmen worden, weshalb auch immer mehr Fach- kompetenz in den Verwaltungen vor Ort Ein weiteres wichtiges Instrument für die gefragt ist. Die Gemeinde stellt für den Landschaftspflege sind die Fördermaß- Natur- und Landschaftsschutz eine nahmen. Das Land Südtirol vergibt über äußerst interessante Tätigkeitsebene dar: die EU Verordnung 1698/2005 Land- zum einen fallen in der Gemeinde für alle schaftspflegeprämien für eine öko- Projekte und Vorhaben wichtige Entschei-

AMT FÜR LANDSCHAFTSÖKOLOGIE UFFICIO ECOLOGIA DEL PAESAGGIO Abteilung 28 - Natur und Landschaft Ripartizione 28 - Natura e Paesaggio

Autonome Provinz Bozen - Südtirol 18 Provincia Autonoma di Bolzano - Alto Adige

kompatible Landwirtschaft . So gibt es zungsziele, Schutz- bzw. Gestaltungsziele Prämien für die Bearbeitung und Pflege und die für die Erreichung dieser Ziele von artenreichen Bergwiesen, Mager- notwendigen Maßnahmen beschrieben rasen, Lärchenwiesen, Kastanienhainen, werden. Für die tägliche Natur- und Land- für Hecken sowie für Beweidungsverzichte schaftsschutzarbeit in den Gemeinden in Mooren und Auwäldern, sofern sie als kann deshalb gerade dieser Teil des Biotop oder Naturdenkmal ausgewiesen Fachplanes eine interessante Hilfestellung sind. Die Gemeinde, in Zusammenarbeit darstellen. mit der Forstbehörde, kann darauf ein- wirken, dass diese Förderungen verstärkt in Anspruch genommen werden. Weiters sind auch Beiträge für die Erhal- tung und Pflege von Landschafts- elementen , wie Schindel- und Stroh- dächer, traditionelle Zäune, Trocken- mauern sowie weitere Zeugnisse bäuer- licher Architektur und traditionelle Bewirt- schaftungsformen und andere Land- schaftspflegemaßnahmen (z.B. Entfer- nung von Drahtzäunen, unterirdische Ver- legung von Freileitungen, Schaffung von Amphibienteichen, Renaturierung verbau- ter Gewässer usw.) sowie umweltdidakti- sche Projekte vorgesehen.

Landschaftsleitbild Südtirol

Das Landschaftsleitbild Südtirol – der LEROP-Fachplan zum Bereich Natur und Landschaft – enthält umfassende Richt- linien und Umsetzungsstrategien für die langfristige Sicherung der Südtiroler Land- schaft als Natur-, Lebens- und Wirt- Das Gemeindegebiet von Toblach ist schaftsraum. Dieses Ziel kann aber von gemäß Landschaftsleitbild Südtirol fünf der Landschaftsschutzbehörde allein nicht Landschaftseinheiten zuzuordnen. Im Fol- erreicht werden. Es muss gelingen alle genden werden diese fünf Einheiten mit Landnutzer (Landwirtschaft, Forstwirt- den vom Fachplan vorgesehenen und auf schaft, Wasserwirtschaft, Tourismus, Frei- einen aktiven Landschaftsschutz ausge- zeit und Erholung, Raumplanung) in diese richteten Steuerungsmaßnahmen aufge- Aufgabe einzubinden. Die Berührungs- listet: bereiche mit den verschiedenen Landnut- zern, mögliche Konfliktpotenziale als auch a) Landschaftseinheit – Siedlungs- gemeinsame Interessen erfahren eine räume ausführliche Analyse. Weiters werden im Maßnahmen: Landschaftsleitbild Südtirol die Instru- • Vermeiden von Zersiedelung; mente und Strategien des Natur- und • Fachgerechte bauliche Ausführung (Ein- Landschaftsschutzes dargestellt. bindung in Landschaft und Baubestand, Materialaufbau, Regenwassernutzung, Der Fachplan liefert auch eine Gliederung Vermeidung von Bodenversiegelung, Ver- sickerung von Niederschlagswasser usw.); der Landschaft Südtirols in verschiedene • Erhalten und Schaffen von Grünräumen Landschaftseinheiten, wobei für jede die (u.a. auch Dach- und Fassadenbegrünun- naturschutzfachliche Bedeutung, die je- gen) und naturnahe Grünpflege; weiligen Probleme und Konflikte, Nut- • Erhalten ökologischer Elemente im Sied- lungsraum und ökologisches Vernetzen

AMT FÜR LANDSCHAFTSÖKOLOGIE UFFICIO ECOLOGIA DEL PAESAGGIO Abteilung 28 - Natur und Landschaft Ripartizione 28 - Natura e Paesaggio

Autonome Provinz Bozen - Südtirol 19 Provincia Autonoma di Bolzano - Alto Adige

mit dem Umland durch Hecken, Alleen • Standortbezogene Regelung der Wald- usw.; weide; • Ökologische Durchführungs- und Wieder- • Gewässerschutz (ökologische Gerinne- gewinnungspläne; behandlung, Revitalisierung, Gülleverord- • Erstellen von Grünordnungsplänen; nung, Wasserschutzgebiete usw.); • Ausarbeiten einer Baumschutzverordnung; • Landschaftsgerechte Kapazitätenfestle- • Ausbau des Fuß- und Radwegenetzes; gung für touristische Einrichtungen; • Einrichten attraktiver Naherholungszonen. • Erstellen von Landschaftsinventaren und Kulturlandschaftsprogrammen. b) Grünland- und ackerbaudomi- nierte Talböden und Randzonen d) Landschaftseinheit – Waldstufen

Maßnahmen: Maßnahmen: • Erhaltung der Waldgesellschaften als ge- • Förderungsstopp für die Beseitigung nerelles Ziel und Ausweisung von Schutz- landschaftsrelevanter Strukturelemente gebieten für repräsentative Waldbestände; sowie die Entwässerung von Feuchtle- • bensräumen und die Bewässerung von Ausgliederung von sensiblen Zonen für Trockenstandorten, Förderung für Dünge- den Schutz gefährdeter Arten (z.B. Greif- verzicht; vögel); • • Sicherung naturnaher Restflächen sowie Naturnahe Waldbehandlung; • Erhaltung und Förderung einer nach- Festsetzen von Pflegemaßnahmen für haltigen Nutzung mit deutlich abgestuften Waldränder (Förderungen); Nutzungsintensitäten (Nutzungsmosaik); • Beibehaltung traditioneller Mehrfachnut- • Ausarbeitung von Kulturlandschaftspro- zungen des Waldes (z.B. Waldweide); grammen und von Förderprogrammen zur • Anstreben einer differenzierten Wegenetz- Sicherstellung artenreicher Wiesenflächen; dichte gemäß Bedarf, mit landschafts- • Standortgemäße Viehdichten, Gülleverord- schonender Bauweise; nung, Reduktion der Düngemengen; • Festlegung und Erfüllung von Schalenwild- • Beibehaltung der Landschaftspflegebei- abschussplänen und Auflassen der Scha- träge für die Erhaltung traditioneller lenwildfütterung; Bewässerungssysteme; • Begrenzung des Ausbaus von Skigebieten • und des Einsatzes von Schneekanonen. Reaktivierung natürlicher Retensionsräu- me (z.B. Feuchtwiesen) sowie Erstellung von Richtlinien für die Revitalisierung von Fließ- und Stillgewässern sowie Gräben; e) Landschaftseinheit – Alpine Be- • Festlegung von Tabuzonen für den Schot- reiche und Hochlagen ter- und Kiesabbau, Renaturierungsauf- lagen; Maßnahmen: • • Landschaftsschonende Baunutzung; Aufrechterhaltung der traditionellen Alm- • Landschaftsgerechte Kapazitätsfestlegung wirtschaft mit abgestuften Nutzungsinten- in touristischen Regionen. sitäten (Anpassung der Viehdichten); • Nutzungssteuerung durch agrarisches För- derungswesen mit stärkerer ökologischer c) Landschaftseinheit – Bergland- Orientierung; • wirtschaftszonen Streichung der Fördersätze für Gelände- korrekturen und Entwässerung; Maßnahmen: • Erstellen von Landschaftsinventaren und • Erhalten traditioneller Wirtschaftsformen Kulturlandschaftsprogrammen; und abgestufte Anpassung der Viehdich- • Erhaltung bzw. Regeneration der ausge- ten; dehnten Moorgebiete, Schutz aller Torf- • Reduzieren der Intensitätsstufen mittels vorkommen und deren torfbildender Pflan- Anreizen durch Landschaftspflegeprämien; zengesellschaften; • • Förderungen für die Erhaltung und Pflege Begrenzung des Ausbaus von Skigebieten von Landschaftselementen (Hecken, Tro- und des Einsatzes von Schneekanonen; ckenmauern, Lesesteinhaufen, Zäunen • Nutzung des öffentlichen Wassergutes usw.); bzw. Regulierung der Gewässer nach • Streichung der Förderungen für Gelände- ökologischen Kriterien (z.B. ingenieurbio- korrekturen, Beseitigung landschaftsrele- logische Sicherungsmaßnahmen); vanter Strukturelemente, Entwässerung • Gezielte Besucherlenkungskonzepte (An- von Feuchtstandorten, Bewässerung von lage von Knüppelpfaden durch Moore, Ab- Trockenstandorten); zäunung kritischer Bereiche, Festlegen • Überprüfung der Förderungen für Wege- von Reitrouten, Ausweisung von Wildruhe- bau; zonen).

SK G:\Konrad\LANDSCHAFTSPLÄNE\berichte\toblach_PDFCR.doc

AMT FÜR LANDSCHAFTSÖKOLOGIE UFFICIO ECOLOGIA DEL PAESAGGIO Abteilung 28 - Natur und Landschaft Ripartizione 28 - Natura e Paesaggio