SWR2 Musikpassagen
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SWR2 MANUSKRIPT ESSAYS FEATURES KOMMENTARE VORTRÄGE _______________________________________________________________________ SWR2 Musikpassagen Auf den Spuren der Country Music Ein Besuch in Nashville, Tennessee Von Bernd Gürtler Sendung: Sonntag, 7. Februar 2016, 23.03 Uhr Redaktion: Anette Sidhu-Ingenhoff Produktion: SWR 2016 ________________________________________________________________ Bitte beachten Sie: Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR. ________________________________________________________________ Service: Mitschnitte aller Sendungen der Redaktion SWR2 Musikpassagen sind auf CD erhältlich beim SWR Mitschnittdienst in Baden-Baden zum Preis von 12,50 Euro. Bestellungen über Telefon: 07221/929-26030 ________________________________________________________________ Kennen Sie schon das Serviceangebot des Kulturradios SWR2? Mit der kostenlosen SWR2 Kulturkarte können Sie zu ermäßigten Eintrittspreisen Veranstaltungen des SWR2 und seiner vielen Kulturpartner im Sendegebiet besuchen. Mit dem Infoheft SWR2 Kulturservice sind Sie stets über SWR2 und die zahlreichen Veranstaltungen im SWR2-Kulturpartner-Netz informiert. Jetzt anmelden unter 07221/300 200 oder swr2.de 2 Und heute, auf den Spuren der Country Music. Wir sind zu Besuch in Nashville, Tennessee, beginnen die Reise aber aus guten Gründen in Bristol, Tennessee. Es gibt Interviews und Musik. Als erstes June Carter Cash mit einem Song der Carter Family. Viel Spaß beim Zuhören wünscht Bernd Gürtler. (5) JUNE CARTER CASH: Wildwood Flower () CD/13 Die Geburtsstunde der Country Music schlägt 1927 in Bristol, Tennessee, als die Kleinstadt im Nordwesten der Great Smokey Mountains Schauplatz von Schallplatteneinspielungen der Victor Talking Machine Company unter Aufsicht ihres Chefproduzenten Ralph Peer wird. Diese Bristol Sessions bescheren sowohl der Carter Family als auch Jimmie Rodgers das Schallplattendebüt. Beide gelten als Uroriginale der Country Music. Ted Olson von der East Tennessee State University im Nachbarort Johnson City geht ins Detail. O-Ton: (englisch/deutsch) (1:05) (01) Die Carter Family und Jimmie Rodgers werfen einen langen Schatten. Die religiös eingefärbten Songs der Carter Family über Familie, Land und Leute, Herzensangelegenheiten, die Kraft der Gemeinschaft…und Jimmie Rodgers mit seinen Songs über Kummer und Schmerz und zielloses Herumtreiben, das sind die beiden Hauptstränge der Country Music. Das sind Anregungen für Generationen gewesen. Die Bristol Sessions sind von herausragender Bedeutung, trotzdem verliert Bristol seine Vorreiterrolle. Die Frage ist warum. Warum zieht es Mother Maybelle Carter von der Carter Family oder einen Red Foley eher nach Nashville? Was hat Nashville, was andere Städte der amerikanischen Südstaaten nicht haben. (17) RED FOLEY: Chattanooga Shoeshine Boy (2:49) CD-50/01 Ralph Peer besorgt seine Schallplatteneinspielungen vor Ort in Bristol. Er nutzt mobiles Aufnahmegerät und ist zur Musik gereist. Damals eine gängige Verfahrensweise, mehr und mehr aber abgelöst durch stationäre Tonstudios. Deshalb gewinnt Nashville die Oberhand, erläutert Musikforscher Ted Olson. (22) O-Ton: (englisch/deutsch) (1:11) (02) Ralph Peer blieb für zwei Wochen, hat ungenutzte, zweckfremde Räumlichkeiten angemietet und dann weitere Ortschaften jenseits der Great Smokey Mountains aufgesucht. Er war auf einer Rundreise durch den Süden. Bristol war nie dauerhaft als Einspielstützpunkt gedacht. … Stationäre Studios entstehen in den späten 30ern und 40ern, als die Musikindustrie erkennt, dass stationäre Studios bessere Einspielungen ergeben und sich das Musikgeschäft besser bewältigen lässt, wenn es sich an einer Stelle konzentriert. Seit den späten 40ern kristallisiert sich Nashville heraus. Wegen der Grand Ole Opry, die bereits existiert hat. 3 Hank Williams jedenfalls kommt auch zu dem Schluss, dass es von Vorteil sein könnte, seine Operationsbasis nach Nashville zu verlegen. HANK WILLIAMS: Jambalaya (2:51) CD-52/13 Die geographische Lage mitten im Herzen der amerikanischen Südstaaten spricht ebenfalls für Nashville, findet Ted Olson unbedingt noch erwähnenswert. O-Ton: (englisch/deutsch) (0:33) (03) Nashville liegt sehr zentral zwischen den Appalachen im Norden und dem Mississippi Delta im Süden. Die Verkehrsanbindung ist günstig. … Mother Maybelle Carter zog nach Nashville, und als nächstes traf Tochter June Carter Johnny Cash. Vor allem aber hat Nashville die Grand Ole Opry, ergänzt Michael McCall, Kurator an der Country Music Hall Of Fame. (28) O-Ton: (englisch/deutsch) (1:07) (04) Bis in die 40er/50er Jahre hinein ist Los Angeles das Einspielzentrum, Nashville läuft ihm den Rang ab. Nashville hat mit WSM eine der reichweitenstärksten amerikanischen Radiostationen, 50.000 Watt Sendeleistung. Clevere Programmchefs nahmen 1925 die Grand Ole Opry ins Programm. … Red Foley aus Chicago entgeht nicht, dass die Grand Ole Opry eine große Sache ist und zieht nach Nashville. Hank Williams und Johnny Cash kehren der Louisiana Hayride den Rücken und gehen nach Nashville. Ray Price ist wegen seinem Idol Hank Williams aus Dallas, Texas hin gezogen. Ebenfalls aus Chicago kam Patsy Cline. Die Grand Ole Opry, dort musste man präsent sein. Das macht Nashville zur Hauptstadt der Country Music, zur Music City schlechthin, die Grand Ole Opry auf WSM. Der Radiosender gehört der National Life and Accident Insurance Company. Der Werbeslogan des Versicherungsunternehmens, „We Shield Millions“, ist in die Buchstabensignatur WSM eingeflossen. RAY PRICE: Release Me (0:35) CD-54/06 O-Ton: (englisch) (0:07) (05) Die Grand Ole Opry ist kein Ort sondern eine Radioshow, die älteste Radioshow der Welt, seit mehr als achtzig Jahren auf Sendung. Sagt eine, die es wissen muss. Lisaann Dupont ist Pressechefin im Ryman Auditorium. Zwischen 1943 und 1974 wird die Grand Ole Opry jeden Samstag aus dem Ryman in den Radioäther geschickt. (35) PATSY CLINE: I Fall To Pieces (0:35) CD-61/03 Mehrmals wechselt die Grand Ole Opry die Spielstätte, das Ryman Downtown Nashville ist und bleibt außergewöhnlich. Kris Kristofferson bringt es auf den Punkt. (38) 4 O-Ton: (englisch) (0:03) (06) Das Ryman ist die Mutterkirche der Country Music. Erbaut wird das Gebäude 1892 als Kirche. (40) ROY ACUFF: Waltz Of The Wind (0:35) CD-48/03 Bis heute genießt das Ryman geradezu kultische Verehrung. Pressechefin Lisaann Dupont muss sofort an die eigene Familie denken. Ihre Steifmutter und deren Mutter sind ungeheure Country-Fans gewesen. Dank der beiden war sie mit der Grand Ole Opry bestens vertraut, ständig wurde über die Radioshow geredet. O-Ton: (englisch) (0:08) (07) Als Lisaann Dupont Pressechefin im Ryman wurde, kam die Stiefmutter zu Besuch und brach beim Betreten des Gebäudes in Tränen aus. Sie war echt gerührt. O-Ton: (englisch) (0:11) (08) Die Programmstruktur ist über die Jahre dieselbe geblieben. Diverse Musikdarbietungen wechseln sich mit Square Dance ab, früher wurde auch noch Comedy geboten. Roy Acuff übernimmt jahrzehntelang die Rolle des Zeremonienmeisters. (46) O-Ton: (englisch/deutsch) (1:00) (09) Minnie Pearl avanciert zum Spaßvogel vom Dienst. … Mit kuriosen Geschichten über die Onkel, Tanten und Neffen ihrer weit verzweigten Verwandtschaft kalauert sie sich in die Herzen des Publikums. Das Umfeld der Grand Ole Opry sollte all das hervorbringen, was eine Musikmetropole ausmacht, Studios, Sessionmusiker, Songschreiber, Touragenten, Musikverlage. Der bekannteste seiner Art, das Verlagshaus Rose/Acuff von Roy Acuff und Fred Rose, hat Hank Williams unter Vertrag. Bristols Verlust ist Nashvilles Zugewinn, Nashville konnte eine ganze Industrie aus dem Boden stampfen, erzählt Ted Olson. (52) O-Ton: (englisch) (0:09) (10) Und alles wäre bis in alle Ewigkeit seinen geordneten Gang gegangen, hätte nicht 1954 ein gewisser Elvis Presley die Bildfläche betreten. ELVIS PRESLEY: Good Rockin’ Tonight (2:13) CD-1-3/13 Elvis und der Rock’n’Roll stiften eine Unruhe, dass es fast so aussehen will, als hätte sich die Country Music ein für alle Mal erledigt. Doch der Eindruck täuscht, die Stilistik erneuert sich. Fiddle, Banjo und Akkordeon treten in den Hintergrund. Gitarre, Piano und Schlagzeug rücken nach vorn. Dolly Parton gehört zu denen, die die Zeichen der Zeit zu deuten verstehen. (60) DOLLY PARTON: Joshua (2:59) CD-70/21 5 Schon am Rock’n’Roll scheiden sich die Geister. Jugendliche Befürworter sehen sich mit schockierten Eltern konfrontiert und umgekehrt. Der Siegeszug der Beatles zieht die Gräben noch tiefer. Umso mehr finden die Erwachsenen, dass ihnen die Country Music eher aus der Seele spricht. Was nicht weiter wundern sollte, glaubt Country-Music-Hall-Of-Fame- Kurator Michael McCall. (66) O-Ton: (englisch/deutsch) (0:31) (11) Verantwortung, Konsequenzen, das sind Erwachsenenthemen. Im Rock geht es mehr um Selbstverwirklichung, Sehnsüchte, Verlangen, eine gute Zeit zu haben. Country ist mehr über die Folgen, das, was einen im Nachhinein erwartet. Porter Wagoners „Sorrow On The Rocks“ wäre Mitte der 60er Jahre kaum als Rocksong denkbar gewesen. Voller Selbstmitleid weint ein gescheiterter Lebensgefährte in sein Whiskyglas. Man spürt die Last eines gelebten Lebens auf den Schultern des Sängers. (70) PORTER WAGONER: Sorrow On The Rocks () CD-64/11 Country, die Musik der konservativen Elterngeneration und Rock, der Sound der Jugendrevolte. So einfach ist es doch nicht, würde Michael McCall gern hinzufügen. (73) O-Ton: (englisch/deutsch (1:10)