Die Produktionsschulen in Mecklenburg-Vorpommern

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Rostock

Schwerin

Greven Waren

Jörg Meier Cortina Gentner Impressum

Datum: Juni 2015 Autoren: © Jörg Meier/Cortina Gentner Zitiervorschlag: Meier, Jörg/Gentner, Cortina 2015: Die Produktionsschulen in Mecklenburg-Vorpommern, Dortmund/Lüneburg.

ISBN 978-3-00-049452-9

Auflage: 1.000 Stück Druck & Layout: Hoffmann-Druck GmbH, Straße der Freundschaft 8, 17438 Wolgast.

Nutzungshinweis: Dieser Band kann und soll – mit Quellenbezeichnung – für die Entwicklung und zur Förderung von Produktionsschulen sowie für die Arbeit nach Pro duktionsschulprinzipien genutzt und eingesetzt werden. Jegliche kommerzielle Nutzung unterliegt der Genehmigung der Autoren und ist ohne diese ausdrücklich ausgeschlos sen.

Nachweise: Der Abdruck der hier genutzten Bilder sowie des Amtsblattauszuges und die Nutzung der Logos in dieser Broschüre erfolgte mit freundlicher Geneh migung des Ministeriums für Arbeit, Gleich- stellung und Soziales des Landes Mecklenburg-Vorpommern sowie der Produktionsschulen.

Hinweis zur geschlechterspezifischen Schreibweise: Allein aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird die maskuline Form in diesem Band auch dort verwendet, wo die Bezeichnung beide Geschlechter ein- schließt.

2 Jörg Meier Cortina Gentner

Die Produktionsschulen in Mecklenburg-Vorpommern

Für Arnulf Bojanowski

Die Produktionsschulen werden aus Mitteln des Operationellen Programms des ESF Mecklenburg-Vorpommerns unterstützt.

3 Vorwort Bereits vor zehn Jahren unternahm das tungsbewusstsein geprägt ist, dass Land Mecklenburg-Vorpommern einen auch der benachteiligte Teil der nach- wichtigen Schritt zur Weiterentwicklung wachsenden Generation solidarische des Übergangs von der Schule in den Unterstützung verdient. Und es wächst Beruf, indem es ein eigenes Landes- die Einsicht, dass die Potenziale und programm zur Einrichtung von Produk- Ressourcen aller „Landeskinder“ zu ak- tionsschulen auflegte (vgl. Wergin tivieren sind – nicht zuletzt gilt es, sie 2008). für den regionalen Ausbildungs- und Beschäftigungsmarkt zu mobilisieren. Mit dem „Landesprogramm Produkti- onsschulen in Mecklenburg-Vorpom- In den Jahren 2006 bis 2008 erfolgte mern“ wurden ab dem Jahr 2004 nicht eine umfassende wissenschaftliche Be- nur vereinzelte Standorte oder „Start- gleitung und fachliche Beratung der Projekte“ auf den Weg gebracht, son- Produktionsschulen durch das Institut dern es wurden fünf Produktionsschu- für Berufspädagogik und Erwachsenen- len (in Rostock, Barth, Waren, Rothen- bildung der Leibniz Universität Hanno- klempenow und Greven) im Land auf- ver. In dem zweijährigen Prozess wur- gebaut, die mit einer langfristigen den umfangreiche Daten aus dem ESF- Finanzierungssicherheit (aus Landes- Monitoring2, aus den produktionsschul-, mitteln, kommunalen Mitteln und Mit- aber auch regionalspezifischen Profilen teln des Europäischen Sozialfonds) (u.a. Infrastruktur und Einzugsbereiche ausgestattet wurden. Als sechste Pro- der Produktionsschulen), den teilstan- duktionsschule nahm die CJD Produk- dardisierten Erst- und Abschlussbefra- tionsschule Insel - in gungen der Produktionsschüler, den Wolgast Ende des Jahres 2005 ihren Materialien aus den einzelnen Produk- Betrieb auf – in Kooperation mit der tionsschulen (Anwesenheitsstatistik, Ta- seinerzeit für die Grundsicherung für ges- und Wochenstruktur, Regelwerk, Arbeitsuchende (SGB II) zuständigen Zertifizierungen etc.) und anhand bio- Sozialagentur des Landkreises Ostvor- graphischer Interviews mit Produk tions - pommern.1 schülern erhoben und ausgewertet (vgl. Gentner 2008 sowie Gentner, Boja- In Mecklenburg-Vorpommern hat sich nowski & Wergin 2008). Dabei konnten offenbar ein gesellschafts- und so zial - wichtige Erkenntnisse für die (weitere) politisches „Klima“ entwickelt, das von Entwicklung der Produktionsschulen der Überzeugung und dem Verantwor- gewonnen werden, die auch über das

1 Eine Sonderstudie fokussiert ausführlich diesen „eigenen Weg“ der Produktionsschule Wolgast, der u.a. durch die Kooperation mit dem als so genannte „Optionskommune” seinerzeit tätigen Grundsi- cherungsträger geprägt ist (Meier 2008). 2 Die Daten aller Jugendlichen der Produktionsschulen werden seit Beginn des Landesprogramms über ein verbindliches Datenerfassungssystem (Berichterstattung an die Europäische Union = ESF-Moni- toring) erfasst. Damit liegt inzwischen eine über zehn Jahre reichende Datenbasis vor.

4 Landesprogramm in Mecklenburg-Vor- Die Erhebung, Auswertung und Zusam- pommern hinaus Bedeutung erlangt menstellung dieser Dokumentation so- haben. wie die Realisierung dieses Bandes wurde vom Lehrstuhl für Berufspäda- Im Jahr 2008 wurden auch umfangrei- gogik und berufliche Rehabilitation der che Produktionsschulportraits entwi- Technischen Universität Dortmund, in ckelt (vgl. Gentner 2008, Teil B: Die Pro- enger Abstimmung mit dem Ministe- duktionsschulen Mecklenburg-Vorpom- rium für Arbeit, Gleichstellung und So- merns: Portraits). Schon frühzeitig ent- ziales des Landes Mecklenburg-Vor- stand im Juni 2013 am Rande eines pommern, durchgeführt. Treffens des „Runden Tisches Produk- tionsschulen“3 die Idee, das zum Juni Im Rahmen des Theorie-Praxissemi- 2015 anstehende zehnjährige Bestehen nars „Berufspädagogik und berufliche der Produktionsschulen in Mecklen- Rehabilitation in Praxisfeldern“ hatten burg-Vorpommern zum Anlass zu neh- Studierende im Sommersemester 2015 men, um diese in ihren jeweiligen Pro- am Lehrstuhl die Gelegenheit, an die- filen auf dem aktuellen Stand zu prä- sen Übersichten mitzuwirken. Ihnen gilt sentieren. großer Dank für die Unterstützung bei der Durchsicht und Auswertung der er- Die mit diesem Band vorliegende Zu- hobenen Daten. sammenstellung knüpft ausdrücklich an die bereits vorliegenden Präsentationen Unser Dank gilt auch den Akteuren der an, die im Zuge der seinerzeitigen wis- acht Produktionsschulstandorte, die senschaftlichen Begleitung entwickelt sich engagiert mit ihrer Unterstützung, und veröffentlicht wurden. Als Teil eines Kooperation und Offenheit an der Rea- Theorie-Praxisprojektes wurden diese lisierung dieses Bandes beteiligt ha- vorliegenden Portraits auf der Basis ei- ben. ner Befragung der Produktionsschulen in Mecklenburg-Vorpommern im Früh- Ferner ist dem Ministerium für Arbeit, jahr 2015 aktualisiert. Die daraus ent- Gleichstellung und Soziales des Landes standenen und hier vorliegenden Über- Mecklenburg-Vorpommern zu danken, sichten dokumentieren insoweit aus- das ebenfalls mit Rat und Tat zur Seite drücklich die Selbstaussagen der Pro- stand und die Druckkosten übernom- duktionsschulen. men hat.

3 Bereits seit dem Jahr 2008 (seinerzeit als sog. „Runder Tisch Produktionsschulen Neue Länder“ ins Leben gerufen) treffen sich Vertreter aus den beteiligten Ressorts der Landes- und Bundesministerien sowie der Bundesagentur für Arbeit am „Runden Tisch Produktionsschulen“. Neben den sog. „Neuen Ländern“ sowie der Freien und Hansestadt Hamburg und Schleswig-Holstein sind seit dem Jahr 2012 auch die Länder Niedersachsen, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Bayern und seit neuestem auch Ba- den-Württemberg und damit alle Länder am „Runden Tisch Produktionsschulen“ einbezogen, in denen Produktionsschulen bzw. produktionsorientierte Angebote gefördert werden. Ausführlichere Hinweise zum „Runden Tisch Produktionsschulen” finden sich in dem ersten Beitrag sogleich in diesem Band (Gentner & Meier).

5 Für die sorgfältige und souveräne Um- scher Befunde den Blick auf die Be- setzung des Layouts und des Drucks dingungen und die Situation der Pro- danken wir der Firma Hoffmann-Druck duktionsschulen in Mecklenburg-Vor- in Wolgast ausdrücklich. pommern.

Der mit diesem Band aktualisiert vor- Der Abdruck der aktuell geltenden För- liegende Gesamtüberblick über die Pro- dergrundsätze als Handlungsgrundlage duktionsschulen in Mecklenburg-Vor- bildet den Übergang zum Hauptteil die- pommern gliedert sich in zwei Teile. Der ses Bandes. In diesem zweiten Teil wer- erste Teil umfasst die Grundlagen so- den die fünf Produktionsschulen (an wie ein umfassendes Literaturverzeich- acht Produktionsschulstandorten) je- nis. Einleitend werden die Merkmale weils in ihrem Profil vorgestellt. Eine und Besonderheiten der Produktions- Übersicht über die Kontaktdaten rundet schulen sowie eine Einordnung der diese Zusammenstellung ab und be- Produktionsschullandschaft in Meck- schließt den vorliegenden Band. lenburg-Vorpommern nach- und aufge- zeichnet (Cortina Gentner und Jörg Dortmund und Lüneburg Meier). Die Beiträge von Claus Wergin im Juni 2015 und Lydia Lauer aus dem Ministerium für Arbeit, Gleichstellung und Soziales des Landes Mecklenburg-Vorpommern Cortina Gentner eröffnen u.a. anhand aktueller statisti- Jörg Meier

Kontakt zum Lehrstuhl Dr. Jörg Meier Vertretungsprofessor für Berufspädagogik und berufliche Rehabilitation (Lehrstuhlvertretung) Tel.: 0231 755 2941, Fax: 0231 755 4558 EMail: [email protected] www.fk-reha.tu-dortmund.de/Berufspaedagogik

Technische Universität Dortmund Fakultät Rehabilitationswissenschaften Emil-Figge-Straße 50, 44227 Dortmund Sekretariat: EMail: [email protected] Tel.: 0231 755 4556, Fax: 0231 755 4558

6 Inhalt

Grundlagen zu den Produktionsschulen in Mecklenburg-Vorpommern ...... 9

Merkmale und Besonderheiten ...... 10

Das Produktionsschulprogramm...... 20

Die Schulpflichtigen...... 23

Literatur ...... 26

Fördergrundsätze ...... 31

Die Produktionsschulen in Mecklenburg-Vorpommern ...... 37

Produktionsschule Müritz...... 38

Produktionsschule Vorpommern-Rügen ...... 49

Hanse Produktionsschule Rostock ...... 57

Produktionsschule Westmecklenburg...... 69

Produktionsschule Vorpommern-...... 83

Kontaktdaten...... 107

7 8 Die Produktionsschulen in Mecklenburg-Vorpommern

Grundlagen zu den Produktionsschulen in Mecklenburg-Vorpommern

9 Merkmale und Besonderheiten

Cortina Gentner Jörg Meier

Grundlagen, Merkmale und Besonderheiten der Produktions- schulen (nicht nur) in Mecklenburg-Vorpommern

Das Land Mecklenburg-Vorpommern hat tionsschulen nahmen Anfang der 1990er ab dem Jahr 2004 ein Produktionsschul- Jahre in Hessen (1992 in Kassel sowie programm auf den Weg gebracht – als in Neumühle) ihre Tätigkeit auf und mar- erstes Bundesland. Die Initiative Meck- kierten damit den Beginn einer „neuen lenburg-Vorpommerns war beispielge- Produktionsschulgründungswelle“ (Kipp bend auch für die Länder Bran denburg, 2008, S. 181) in Deutschland. Sachsen-Anhalt und Sachsen. Dort wur- den nach dem Vorbild des „Landespro- Produktionsschulen stellen – als Einrich- gramms Produktionsschulen in Mecklen- tungen der arbeitsorientierten und be- burg-Vorpommern“ ebenfalls ESF-finan- ruflichen Bildung, in denen Arbeiten und zierte Lan despro gram me für Produktions- Lernen kombiniert werden – ideenge- schulen umgesetzt (siehe Länderberichte schichtlich wie auch realgeschichtlich Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Frei- eine berufspädagogische Domäne dar staat Sachsen in Meier, Gentner & Boja- (siehe hierzu u.a. Kipp 2008 sowie Bier- nowski 2011). Auch in der neuen Förder- mann 1992). Diese pädagogische Idee periode des Europäischen Sozialfonds wurde in der berufspädagogischen Lite- werden in diesen Ländern Produktions- ratur der 1960er und 1970er Jahre (vgl. schullandesprogramme weiter gefördert. u.a. Brand 1969; Biermann 1992; Wiemann 1978) insbesondere vor dem Die Idee der Produktionsschule ist so neu Hintergrund der geforderten Reform der nicht – da sind uns unsere dänischen beruflichen Bildung, als „Vehikel der pä- Nachbarn durchaus voraus, denn dort dagogischen Innovationen und neuer An- gibt es seit dem Jahr 1985 eine gesetz- eignungsformen von Längs- und Quer - lich geregelte und rechtlich-finanziell schnittsqualifikationen“ (Biermann 1992) etablierte Produktionsschullandschaft. diskutiert. Die Frage nach neuen Zu- Seit den 1990er Jahren sind – angeregt gangswegen in Ausbildung und Arbeits- durch die deutschlandweite Verbreitung welt von jungen Menschen, die beim und die erfolgreiche Arbeit des däni- Übergang von der Schule in die reguläre schen Produktionsschulansatzes (vgl. Erstausbildung chancenlos geblieben u.a. Gremaud & Hougaard 2010) – im sind, hat seit den 1990er Jahren den deutschsprachigen Raum Initiativen zur Blick verstärkt auf Produktionsschulen pädagogischen Nutzung von Arbeits- gelenkt. Der Anspruch beruflicher und und Produktionsprozessen für die Qua- sozialer Förderung sogenannter „be- lifizierung von sogenannten „benachtei- nachteiligter Jugendlicher“ rückte ins ligten Jugendlichen“ erkennbar. Nicht Zentrum der Produktionsschuldiskussio- alle Initiativen arbeiten unter dem Namen nen und -praxis (vgl. Stomporowski & „Produktionsschule“. Die ersten Produk- Kipp 2003). Produktionsschulen haben

10 Die Produktionsschulen in Mecklenburg-Vorpommern

sich inzwischen zu einem wirkungsvollen Obgleich Produktionsschulen in Deutsch- pädagogischen Konzept in der „Berufli- land auf langjährige Erfahrungen und Er- chen Förderpädagogik“ (vgl. Bojanowski folge blicken können, haben sie (noch) u.a. 2013) entwickelt. keinen festen Platz in der deutschen Bil- dungslandschaft. Die rechtliche und Die Zahl der Produktionsschulen (bzw. finanzielle Situation von Produktions- Einrichtungen mit produktionsorientier- schulen ist derzeit (noch weitgehend) un- tem Ansatz) in Deutschland steigt seit verbindlich und uneinheitlich. Die be ste - Ende der 1990er Jahre kontinuierlich an hen de Produktionsschullandschaft in und lässt sich aktuell nicht präzise be- Deutschland ist (noch) relativ unüber- ziffern. 21 Produktionsschulen und Ein- sichtlich und gekennzeichnet von einer richtungen mit produktionsschulorientier- Vielfalt der Bezeichnungen, einer Ver- tem Ansatz in Deutschland fand noch im schiedenartigkeit der Konzepte, dahin- Jahr 2003 eine komparative Studie der terstehenden (Träger)Philosophien und Technischen Universität Chemnitz (vgl. auch übergeordneten Programmlogiken Schöne u.a. 2004) vor. Sechs Jahre spä- von Förder- und Geldgebern. Deutsche ter gab es in Deutschland nach Einschät- Produktionsschulen finanzieren sich in zung des Bundesverbandes Produkti- aller Regel aus mehreren Quellen: Die onsschulen im Jahr 2009 schon bis zu „Mischfinanzierungen“ ergeben sich u.a. 50 Produktionsschulen (vgl. www.bv- aus Mitteln des Europäischen Sozial- produktionsschulen.de). Es ist davon fonds (ESF), sie kommen von den Sozi- auszugehen, dass im Jahr 2012 bundes- alrechtsträgern nach dem Zweiten, Drit- weit bis zu 100 Produktionsschulen tätig ten und Achten Buch Sozialgesetzbuch waren. Eine – nicht nur rein zahlenmäßig (SGB II, III und VIII), resultieren aber auch bedeutsame – erhebliche Zunahme hat aus Landesmitteln der Arbeits-, Sozial-, sich mit der im Jahr 2013 begonnenen, Jugend- und Kultusministerien – abhän- landesweiten Einführung des Produkti- gig von den jeweiligen Voraussetzungen onsschulprogramms in Nordrhein-West- und Möglichkeiten lassen sich auch Mit- falen entwickelt (vgl. Schepers 2014). tel aus Modellvorhaben auf Länder- bzw. Bun des ebene akquirieren. Seltener Viele Produktionsschulen und Einrich- stammen die Mittel der Produktions- tungen mit produktionsschulorientiertem schulen aus privaten Finanzmitteln, etwa Ansatz – wie beispielsweise auch einige von Stiftungen oder Sponsoren aus der Jugendwerkstätten (z.B. in Niedersach- Wirtschaft. Nicht zuletzt werden überdies sen und Bayern) – arbeiten in unter- die Aufwendungen durch die in den Pro- schiedlichen Trägerschaften, Organisa- duktionsschulen selbst erwirtschafteten tions- und Kooperationsstrukturen bzw. Einnahmen (quasi als Eigenanteil) aus Rechtsformen. Als Betreiber sind Träger dem Verkauf der (eigenen) Produkte ge- der freien Jugendhilfe und mitunter auch mindert. Neben den selbst erwirtschaf- Kommunen und Landkreise tätig. Es gibt teten Einnahmen ist den genannten Fi- aber auch Kooperationen zwischen be- nanzierungsquellen gemeinsam, dass sie rufsbildenden Einrichtungen (auch Be- durch weg zeitlich befristet sind (Meier rufsschulen) und Vereinen, die als Träger 2013). der Produktionsschule fungieren.

11 Merkmale und Besonderheiten

Aktuell lässt sich eine allmählich be gin - eines Parlamentsbeschlusses eingerich- nende rechtliche und somit finanzielle In- tet wurden. Die Hamburger Produktions- stitutionalisierung der Produktionsschu- schulen sind keine Schulen im Sinne des len in Deutschland beob ach ten: Zum ei- Hamburger Schulgesetzes, sondern Ein- nen werden Pro duktionsschulen im Rah- richtungen, die von Bildungsträgern in men der Jugendberufshilfe weiterhin freier Trägerschaft betrieben werden. über Landesprogramme aus Landes- Gleichwohl sind sie Bestandteil des Bil- und kommunalen Mitteln sowie Mitteln dungssystems (im Übergangssystem des Europäischen Sozialfonds finanziert Schule – Beruf)5. (Hessen, Niedersachsen, Mecklenburg- Ob diese Finanzierungsoptionen und die Vorpommern, Sachsen, Sach sen-Anhalt). daraus resultierenden Umsetzungsvor- Zum anderen besteht mit der im Zuge gaben dazu geeignet sind, Produktions- der seinerzeitigen Änderungsinitiativen schulen als verbindliches institutionali- des Bundesrates bei der sogenannten siertes Regelangebot in der Bildungs- „Instrumentenreform“ (Gesetz zur Ver- landschaft Deutschlands dauerhaft zu besserung der Eingliederungschancen etablieren, ist nicht abschließend geklärt am Arbeitsmarkt vom 27.12.2011) erfolg- und bedarf einer (weiteren) kritischen Be- ten Beschlussfassung die Möglichkeit, trachtung. Produktionsschulen als Berufsvorberei- tende Bildungsmaßnahme nach dem Zusammenarbeit der Bundesländer Recht der Arbeitsförderung des Dritten Buchs Sozialgesetzbuch (SGB III) nach Bereits seit dem Jahr 2008 treffen sich dem Fachkonzept „Berufsvorbereitende Vertreter aus den beteiligten Ressorts Bildungsmaßnahmen mit produktions- der Landes- und Bundesministerien so- orientiertem Ansatz (BvB-Pro)“ der Bun- wie der Bundesagentur für Arbeit am desagentur für Arbeit4 oder als „sinnstif- „Runden Tisch Produktionsschulen“.6 tende oder marktnahe“ Maßnahmen zur Dieser dient als Arbeits-, Kommunikati- Aktivierung und beruflichen Eingliede- ons- und Entwicklungsplattform zur Ein- rung im Rahmen der Grundsicherung für führung und Umsetzung von Produkti- Arbeitsuchende nach dem Zweiten Buch onsschulen in den Bundesländern.7 Sozialgesetzbuch (SGB II, seit Juli 2012) Seit Ende des Jahres 2010 arbeiten die zu betreiben. Freie und Hansestadt Hamburg, Meck- lenburg-Vorpommern und Schleswig- Einzig in Hamburg werden die Produkti- Holstein zudem im „Norddeutschen Ver- onsschulen aus Haushaltsmitteln der bund Produktionsschulen“ zusammen.8 Schulbehörde regelhaft finanziert. Die Ziele dieser länderübergreifenden Zu- Freie und Hansestadt Hamburg ist – sammenarbeit sind die Abstimmungen nach wie vor – das einzige Bundesland, über Strategien zur rechtlichen und fi- in dem Produktionsschulen auf der Basis nanziellen Absicherung von Produktions-

4 Zur Genese der BvB-Pro und dem Wirken des „Runden Tisches Produktionsschulen” siehe Meier 2013; Meier & Lütje 2011 sowie Meier, Gentner & Bojanowski 2011. 5 Vgl. Drucksache der Bürgerschaft 19/2928, S. 3 f. sowie Drucksache der Bürgerschaft 19/8472, S. 5; vgl. auch Gentner 2013a.

12 Die Produktionsschulen in Mecklenburg-Vorpommern

schulen sowie die gegenseitige Bericht- dem dafür seinerzeit erstellten rechtli- erstattung und der Austausch über den chen Gutachten, dass das in Hamburg Stand und die Aktivitäten zu Produkti- als individuelle Leistungsprämie gezahlte onsschulen in den einzelnen Bundeslän- Produktionsschulgeld eine ausdrücklich dern. zweckbestimmte Leistung aus Landes- Vom „Runden Tisch Produktionsschu- mitteln ist und zu einem anderen Zweck len“ wurde im Jahr 2009 ein Konzept gezahlt wird als dem, der vom SGB II entwickelt, um Produktionsschulen als verfolgt wird – in ihrer pädagogischen Ergänzung der bestehenden Berufsvor- Explikation wird die individuelle Leis- bereitenden Bildungsmaßnahmen (BvB) tungsprämie daher nicht als Einkommen des SGB III zum Einsatz zu bringen. Die herangezogen (siehe Behörde für Schule erstellten Materialien führten schließlich und Berufsbildung der Freien und Han- im April 2012 nach dem parlamentari- sestadt Hamburg 2014). Zeitnah und in schen Durchlauf der Länderinitiative zur gleicher Weise erfolgte die Umsetzung Umsetzung produktions(schul)orientier- durch das Ministerium für Arbeit, Gleich- ter Ansätze im Fachkonzept „Berufsvor- stellung und Soziales in Mecklenburg- bereitende Bildungsmaßnahmen (BvB)“ Vorpommern (Grundsätze für die Förde- der Bun desagentur für Arbeit.9 rung von Produktionsschulen im Land Auch die Klärung der Frage der Anrech- Mecklenburg-Vorpommern vom 26. Juni nungsfreiheit des pädagogischen Instru- 2014, S. 848). Für das Recht der Grund- mentes „Produktionsschulgeld” bei dem sicherung für Arbeitsuchende (SGB II) ist Leistungsbezug der Produktionsschüler das Produktionsschulgeld seit dem 20. aus dem SGB II (Arbeitslosengeld II) war August 2014 als pädagogisches Instru- ein wichtiges Thema des „Runden Ti- ment in den Fachlichen Hinweisen der sches Produktionsschulen“. Die Klärung, Bundesagentur für Arbeit (zu den §§ 11- die auf Initiative der Behörde für Schule 11b SGB II) benannt.10 und Berufsbildung der Freien und Han- sestadt Hamburg erfolgte, bekräftigt mit

6 Auf Initiative von Udo Knapp, der für den „Beauftragten der Bundesregierung für die Neuen Bundesländer“ – seinerzeit Bundesminister Wolfgang Tiefensee – im Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtent- wicklung (BMVBS) tätig war, konstituierte sich der „Runde Tisch” in seiner ersten Sitzung am 4. Juli 2008 zunächst noch als „Runder Tisch Produktionsschulen in den Neuen Ländern“ im BMVBS in Berlin. Um eine systematische und rechtliche Verortung von Produktionsschulen in allen Ländern in Deutschland zu realisieren, wurde der „Runde Tisch” im November 2009 um die Präsenz der Freien und Hansestadt Hamburg sowie des Landes Schleswig-Holstein erweitert. Seit dem Jahr 2012 sind alle Länder am „Runden Tisch Produktionsschulen” einbezogen, in denen Produktionsschulen bzw. produktionsorientierte Angebote gefördert werden (weitere Details siehe Meier, Gentner & Bojanowski 2011 sowie Meier 2013). 7 Die Freie und Hansestadt Hamburg führt am „Runden Tisch Produktionsschulen“ seit dessen 16. Sitzung im September 2013 den Vorsitz. 8 Grundlage für diese Kooperation ist das gemeinsame Papier: „Eckpunkte für die Produktionsschulent- wicklung in Norddeutschland“, das am 7. Dezember 2010 im Hamburger Rathaus durch die Minister Wersich, Garg und Schwesig unterzeichnet wurde (Norddeutscher Verbund Produktionsschulen 2010). 9 Am 20. November 2012 wurde das Fachkonzept „Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen mit produk- tionsorientiertem Ansatz (BvB-Pro)” der Bundesagentur für Arbeit (HEGA 11 2012 VA BvB-Pro) veröffentlicht – zugleich erfolgten die erforderlichen Änderungen im bestehenden Fachkonzept BvB (Bundesagentur für Arbeit 2012a).

13 Merkmale und Besonderheiten

Merkmale

Viele der jungen Menschen, die als Ziel- Meier 2013; Gentner 2013b). Dabei sind gruppe der produktionsorientierten An- die sozialisatorischen und gesellschafts- gebote benannt werden, finden er- politischen Funktionen von Produktions- schwert Zugänge in die Ausbildungs- schulen nicht zu vernachlässigen: Die und Erwerbsarbeitswelt. Die fachlich-in- Verbindung von praktischer Arbeit mit haltlichen Bezüge des Lernens dünnen Ernstcharakter und die Entwicklung von aus, und es stellt sich mit dem Schwin- sozialen, personalen und fachlich-me- den des Berufs- und Arbeitsweltbezugs thodischen Kompetenzen, die für den die Frage nach den zu vermittelnden (be- Übergang in Ausbildung und Beschäfti- ruflichen) Inhalten. Trotz geringer werden- gung notwendig sind, ist mit der Förde- der Chancen zur Arbeitsmarktintegration rung der persönlichen Entwicklung der gibt es gesellschaftlich allerdings keine Jugendlichen (Selbstbestimmung, Demo- Alternative dazu, die jungen Menschen kratielernen, Lebensbe wäl ti gungs kom - auch weiterhin in engem Bezug zur Be- petenzen) zu verknüpfen, so auch das rufs- und Arbeitswelt auszubilden. Die Fazit des Workshops „Produktionsschule jungen Menschen müssen somit gleich- als politische Aufgabe im Kontext von sam „doppelt“ vorbereitet werden: Sie Arbeitsmarkt, Sozialstruktur und (Berufs-) müssen lernen, sich „irgendwie“ kom - Bildung“ im Rahmen der 17. Hochschul- petent in der heutigen Arbeitswelt (auch tage Berufliche Bildung in Duisburg/Es- und gerade in prekären Beschäftigungs- sen (Gentner & Meier 2014, S. 232). verhältnissen) „durchschlagen“ zu kön- nen und zugleich müssen sie dazu be- Basierend auf den Erfahrungen der Pro- fähigt werden, die Erfordernisse der mo- duktionsschullandschaft11und den em- dernen Gesellschaft zu bewältigen und pirischen Befunden aus wissenschaftli- partiell für sich zu gestalten. Produk - chen Begleitstudien12 lassen sich die tionsschulen stellen sich konzeptionell heutigen Produktionsschulen – in unter- ausdrücklich diesen Herausforderungen. schiedlicher Ausprägung und Umset- Das (berufs-)pädagogische Konstrukt der zung (je nach Finanzierungs- und För- Produktionsschule mit seinen konstitu- dervorgaben) – wie folgt beschreiben: ierenden Merkmalen der marktorientier- ten Produktion bzw. Dienstleistungser- • Produktionsschulen sind Lernorte, an stellung in annähernd betrieblichen denen sich Arbeiten und Lernen ge- Strukturen und der Verknüpfung der genseitig bedingen. Lernprozesse über die Produktionspro- • Eine Produktionsschule stellt veräu- zesse ermöglicht die Vermittlung grund- ßerbare Produkte her bzw. bietet legender beruflicher Fertigkeiten, Kennt- Dienstleistungen an. Durch den An- nisse, Fähigkeiten und Verhaltensweisen, satz, marktfähige Produkte herstellen die für die Aufnahme einer Berufsausbil- zu müssen (!), werden die Jugendli- dung oder einer Erwerbstätigkeit notwen- chen mit einer Verantwortungsüber- dig sind (vgl. u.a. Bojanowski, Gentner & nahme konfrontiert, die sie bislang,

10 Bundesagentur für Arbeit (2014).

14 Die Produktionsschulen in Mecklenburg-Vorpommern

u.a. aus schulischen Kontexten, nicht len mit ihrem konsequent an den Auf- gewohnt sind. Mit der den Jugendli- trägen entwickelten Lehr- und Lernar- chen zugestandenen „Produktverant- rangements originär ausmacht und – wortlichkeit“ und der Notwendigkeit, nicht zuletzt auch – ihre Wirkungser- marktfähige Produkte und Dienstleis- folge bewirkt und sichert. Die Stärke tungen zu erbringen und auch ver- dieses so elementaren, ja konstituti- kaufen zu müssen (!), entsteht für sie ven Produktionsschulkonzepts liegt eine Ernstsituation, die Stolz und gerade in der Besonderheit der realen Selbstbewusstsein erzeugt und die Lerngelegenheit, die durch den realen ihren bisherigen Misserfolgserlebnis- Kundenauftrag erfahrbar wird und auf sen entgegenwirkt. diese Weise geradezu zwingend zum • Die verschiedenen Werkstatt- und unmittelbaren Lernerfordernis wird. Dienstleistungsbereiche einer Produk- Ist dieses ,Lernerfordernis’ gelungen tionsschule sind der zentrale Entwick- arrangiert, führt es umittelbar auch lungspunkt. Sie geben die Impul se für zum Lernerlebnis. Auf diese Weise die Arbeits- und Lernprozesse und kommt es fast schon ‚beiläufig’ zum somit für die Kom pe ten zentwicklung Lernerfolg.“ (Meier & Gentner 2011, eines jeden Jugendlichen. Der Ar- S. 29). beits- und Lernalltag einer Produkti- • Die Lernprozesse sind gekennzeich- onsschule wird in be triebsähnlichen net durch eine hohe Praxis- und Strukturen organisiert. Handlungsorientierung: Theoretische • Produktionsschulen strukturieren ihre Inhalte und Fragestellungen werden Lernprozesse vor dem Hintergrund unmittelbar aus der Praxis abgeleitet realer Aufträge und „echter“ Kunden. – entlang des Kundenauftrags und Das didaktische Setting einer Produk- der entsprechenden Arbeits- und Ge- tionsschulwerkstatt und ihr Curricu- schäftsprozesse, in die die Jugendli- lum werden somit durch die Aufträge chen idealerweise von Anfang (Pro- vorgegeben (vgl. Hoppe u.a. 2003; duktidee) bis Ende (Fertigstellung und Thiel 2008; Dörmann u.a. 2008). Die Auslieferung) eingebunden sind (Ler- Lerngelegenheiten entlang der Kun- nen in vollständigen Handlungen). denaufträge sind nicht simuliert, son- • Der Aufbau von Wissensstrukturen dern real: „[...] was Produktionsschu- und Kompetenzen konzentriert sich

11 Siehe hierzu u.a. die Qualitätsstandards des Bundesverbandes Produktionsschulen 2010. 12 So wurde das „Landesprogramm Produktionsschulen in Mecklenburg-Vorpommern“ in den Jahren 2006 – 2008 vom Institut für Berufspädagogik und Erwachsenenbildung der Leibniz Universität Hannover wis- senschaftlich begleitet (vgl. Gentner 2008). Den Aufbau der Produktionsschule Unna begleitete die Sozi- alforschungsstelle der Technische Universität Dortmund (vgl. Dörmann, Kemper, Klein & Kühnlein 2008). Wissenschaftlich begleitet wurden das Modellprojekt „BVJ-Produktionsschule“ an der Werk-statt-Schule Hannover (vgl. Koch 2008), die Produktionsschule Hamburg-Altona durch die Universität Hamburg (vgl. Rapp 2005; Weiße 2003) sowie das im Rahmen des BQF-Programms durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Modellprojekt für schulverweigernde Hauptschüler der 8. und 9. Klasse „Auf Kurs“ an der Kasseler Produktionsschule BuntStift in den Jahren 2003 – 2005 (vgl. Gentner 2005). 2012/ 2013 wurden die Produktionsschulen im Freistaat Sachsen evaluiert (vgl. Meier & Gentner 2014).

15 Merkmale und Besonderheiten

von Anfang an auf die Wiederverwen- men, um die Kette bisheriger Defizit- dung des Gelernten in neuartigen Si- bzw. Misserfolgserfahrungen zu tuationen. Beim Lernen (und Arbeiten) durchbrechen. (Auch so genannte in den Werkstätten und Dienstleis- „benachteiligte”) Jugendliche streben tungsbereichen geht es um Verstehen danach, sich auszuprobieren, Erfah- von Zusammenhängen, Fakten etc. – rungen zu sammeln und so die eigene anders als in den bisherigen schuli- Identität zu entwickeln. Dafür benöti- schen Kontexten, in denen meistens gen sie jedoch eigene Handlungs- mit Abstraktion gearbeitet wird. In der und Erprobungsfelder. Über ihre Ei- Produktionsschule wird dieses Prinzip genaktivität und deren Ergebnisse – umgekehrt: Aus einer konkreten Si- positive wie negative – entwickeln sie tuation, d.h. einem konkreten Auftrag, die Fähigkeit, zielorientiert und kom- einem konkreten Arbeitsschritt inner- petent zu handeln und Probleme als halb des Arbeits- und Geschäftspro- Herausforderung zu akzeptieren, diese zesses und den damit verbundenen kreativ zu bewältigen und daraus offenen Fragen und Problemen wird Selbstvertrauen zu entwickeln. Mit ein theoretisches Verstehen erarbei- wachsendem Selbstvertrauen sind sie tet. in der Lage, auch schwierigere Pro- • In Abgrenzung zum traditionellen Ler- bleme anzugehen und zu lösen. Re- nen betonen Produktionsschulen den aktionen und Rückmeldungen beein- experimentellen Charakter und das flussen das Selbstbild der Jugendli- Selbstlernen bei den Lehrenden und chen. Das erfordert von den Fach- Lernenden (pädagogische Prinzipien: kräften zunächst einen veränderten Zulassen, Ausprobieren, Entdecken Blickwinkel. Gefragt ist nicht, was die und Fehlerkultur). Jugendlichen (noch) nicht können; • Der Erwerb und die Entwicklung von vielmehr konzentrieren sich die Fach- sozialen, personalen und weiteren be- kräfte auf jene Fähigkeiten, die bereits rufsbezogenen Kompetenzen in den vorhanden sind. Sie nehmen eine po- Werkstatt- und Dienstleistungsberei- sitive Haltung gegenüber den Ju- chen der Produktionsschulen und in gendlichen ein, denn sie trauen ihnen Betriebspraktika, die systematisch er- kompetentes Verhalten zu. fasst, dokumentiert und zertifiziert • Die Jugendlichen in einer Produkti- (z.B. durch entsprechende berufsbe- onsschule verfügen über unterschied- zogene Teilzertifikate und Qualifizie- liche Bildungs- und Entwicklungsstu- rungsbausteine nach BBiG) werden, fen. stehen im Vordergrund. Die Vorberei- Eine systematische Kompetenzfest- tung auf die Prüfungen des externen stellung zu berufsrelevanten Kompe- ersten allgemeinbildenden Bildungs- tenzen, Sozial- und Personalkompe- abschlusses ist möglich, aber in Pro- tenzen sowie kognitiven Kompeten- duktionsschulen nicht primäres Ziel. zen bildet den Ausgangspunkt der in- • Produktionsschulen arbeiten auf der dividuellen Berufswegeplanung und Basis des Kompetenzansatzes, d.h. Lern-/ Kompetenzentwicklung. Pro- die Jugendlichen werden in ihren Fä- zesse der Selbst- und Fremdeinschät- higkeiten und Stärken wahrgenom- zung haben hier einen hohen Stellen-

16 Die Produktionsschulen in Mecklenburg-Vorpommern

wert. Die Dokumentation des indivi- bensort. Das kulturelle Arrangement duellen Entwicklungsverlaufes der Ju- ist in den Kategorien „Rituale, Regeln, gendlichen schließt auch eine trans- Räume“ präsent. parente Erfassung und Dokumenta- • Neben den täglichen Arbeits- und tion der erworbenen und entwickelten Lernprozessen bieten Produktions- Kompetenzen ein (wie beispielsweise schulen auch individuell ausgerichtete das seit dem Jahr 2008 an der Pro- Bildungsangebote an, wie beispiels- duktionsschule Wolgast entwickelte weise musische, gesellschaftspoliti- und erprobte pädagogische Instru- sche und soziale Angebote. Zum An- ment der „Kompetenztafel“®, das gebotsspektrum der Produktions- transparent und übersichtlich die von schulen gehören ebenfalls individuelle den Produktionsschülern entwickelten Unterstützungs-, Beratungs- und Be- Kompetenzen – untergliedert nach gleitangebote zur Stabilisierung und den in den Gewerken erforderlichen Bewältigung von schwierigen Le- fachlichen sowie den personalen und benslagen oder -situationen. sozialen Kompetenzen – in drei Kom- • Die kundenauftragsbezogen veran- petenzstufen dokumentiert und visua- lasste und pädagogisch gestaltete lisiert (siehe hierzu auch Greiner-Jean Entwicklung der Jugendlichen steht & Oertel-Sieh 2011). im Vordergrund – es soll keine Veren- • Ausgehend von den individuellen gung auf Aspekte der ökonomischen Kom petenzen der Jugendlichen wer- Verwertbarkeit und Arbeitsmarktori- den die Lern- und Entwicklungspro- entierung erfolgen. zesse entlang der Arbeits- und Ge- • Die Jugendlichen erhalten individuelle schäftsprozesse weitgehend indivi- und leistungsabhängige Prämien als duell gestaltet. So wird es möglich, Produktionsschulgeld. Die individuelle dass in und mit der Produktion, in den Leistungsprämie wird zu dem Zweck Werkstatt- und Dienstleistungsberei- gezahlt, die Motivation der Produkti- chen die Kompetenzentwicklung onsschüler zu honorieren, anzuerken- (fachliche, aber eben auch personale nen und somit zu befördern. Sie dient und soziale) und das Lernen der Ju- als wichtiges pädagogisches Instru- gendlichen stattfinden. Individualisier- ment (leider – noch – nicht in allen tes Lernen bedeutet auch: Der Ein- Bundesländern konsequent als päda- zelne wird in seinen Fähigkeiten, Fer- gogisches Mittel genutzt und umge- tigkeiten und Kenntnissen abgeholt. setzt; bisher in Hamburg, Mecklen- • Produktionsschule ist mehr als Arbei- burg-Vorpommern und mit der neuen ten und Lernen, mehr als die Verknüp- ESF-Förderperiode in Sachsen-An- fung von Produktions- und Lernpro- halt). zessen: Die Arbeits- und somit Lern- • Die Jugendlichen am Übergang Schule umgebung hat für die Produktions - – Beruf benötigen in einem hohen schüler einen erheblichen Einfluss auf Maß sozialen Rückhalt und enga- die Persönlichkeitsentwicklung, aber gierte, authentische Erwachsene, mit auch auf die Aktivierung von Fähig- denen sie sich identifizieren und von keiten und Fertigkeiten. Produktions- denen sie Anerkennung und Unter- schule ist ein Arbeits-, Lern- und Le- stützung erhalten können. Eine päda-

17 Merkmale und Besonderheiten

gogische Kernaufgabe in Produkti- weiterer, wichtiger Lernort zum Tra- onsschulen ist daher der Aufbau und gen: der Betrieb. Auch wenn Produk- das Aufrechterhalten einer tragfähigen tionsschulen ihre Arbeits- und Lern- Beziehung zwischen den Fachkräften prozesse in betriebsähnlichen Struk- (insbesondere zwischen den in den turen, also in einem pädagogischen Werkstatt- und Dienstleistungsberei- Schonraum, organisieren: Begleitete chen tätigen Pädagogen) und den Ju- und reflektierte Praktikumphasen, um gendlichen. Die Kompetenzentwick- Einblicke in Arbeits- und Organisati- lung der Jugendlichen findet nicht nur onsstrukturen zu erlangen sowie be- durch die Verschmelzung von Arbeits- rufliche und betriebliche Rollenanfor- und Lerntätigkeit in den Werkstätten derungen und Regelwerke eines Wirt- und Dienstleistungsbereichen (dem schaftsbetriebes zu erfahren, gehören didaktischen Kern der Produktions- verbindlich zum Produktionsschul- schule) statt, sondern auch im Ge- konzept. flecht tragfähiger und wertschätzen- • Eine enge Kooperation und Vernet- der Beziehungsarbeit. zung mit Partnern im regionalen Bil- • In den Produktionsschulen arbeiten dungs-, Sozial- und Wirtschaftsraum Menschen mit einem breiten beruf- ist unabdingbar für das Gelingen der lich-praktischen Erfahrungshinter- Produktionsschule. grund und starkem Interesse an der Arbeit mit jungen Menschen. Es sind Zusammenfassender Ausblick Personen mit unterschiedlichen be- rufsbiographischen Wurzeln und aus Produktionsschulen haben die Aufgabe, verschiedenen Professionen (betrieb- Jugendlichen und jungen Menschen im liche bzw. praktische Ausbilder, Sozi- erwerbsfähigen Alter den Zugang zu an- alpädagogen bzw. Sozialarbeiter, Be- schließender (Berufs-)Bildung und Be- rufsschullehrer sowie Fachpraxisleh- schäftigung zu ermöglichen. Ein beson- rer, Lehrer für allgemein bildende (und deres Merkmal von Produktionsschulen Förder-)Schulen, Techniker sowie In- ist die didaktische Aufbereitung von rea- genieure mit entsprechenden Aufga- len Produktions- und Dienstleistungspro- ben- und Funktionszuweisungen. Die zessen – mit dem Ziel, dass die Produk- verschiedenen Lebens- und Qualifi- tionsschüler berufs- und arbeitsbezo- kationswege und die daraus resultie- gene theoretische Kenntnisse und prak- renden Differenzen in den pädagogi- tische Fertigkeiten erwerben. Gleichzeitig schen Kulturen, in der Statuswahrneh- besteht der Anspruch, Produktionsschü- mung und dem Image der jeweiligen lern die Möglichkeit zu bieten, ihre per- Profession, im pädagogischen Vorge- sönlichen und sozialen Orientierungen, hen und Methodenrepertoire werden Einstellungen und Verhaltensweisen in – als breit gefächertes Expertenwissen der Auseinandersetzung und im Austa- verstanden und systematisch genutzt rieren mit Anforderungen und Erwartun- – in einem professionell agierenden gen des realen sozialen (Arbeits-)Umfel- Team wirksam. des zu erkennen, zu entfalten und zu • Neben dem Lernen und Arbeiten in stärken. Indem Lernprozesse an Produk- der Produktionsschule kommt ein tionsschulen an realen Aufträgen orien-

18 Die Produktionsschulen in Mecklenburg-Vorpommern

tiert und entsprechend auch strukturiert nicht auf eine konsolidierte Finanzierung sind, finden diese überwiegend auch un- ihrer Arbeit „bauen“ und müssen diese – ter marktorientierten Arbeitsbedingungen überwiegend – projektiert und somit auch statt. Marktbezug und pädagogische Ge- „terminiert“ (zeitlich begrenzt) planen. staltung greifen an Produktionsschulen Produktionsschulen haben im Kontext unmittelbar ineinander. Inwieweit Produk- von Arbeitsmarkt, Sozialstruktur und (Be- tionsschulen ihre Ansprüche und Ziele rufs-)Bildung die herausfordernde Ge- realisieren können, hängt nicht allein vom staltungsaufgabe und Chance, sich als pädagogischen Gestaltungswillen ihrer „Regelangebot“ zu platzieren. Zugleich Akteure ab, sondern ebenso von der re- gilt es, in diesem Prozess die konstituti- gionalen Auftragssituation sowie der je- ven Prinzipien der Produktionsschule zu weiligen Ausbildungs- und Arbeitsmarkt- erhalten. Die Produktionsschule (noch) situation. stärker als „Produktionsmodell“ zu pro- Entscheidend für die Arbeit der Produk- filieren, an dem gelernt wird und an dem tionsschulen und ihren Erfolg ist ein ge- die Ent wicklungen stattfinden, kann ein sellschafts- und sozialpolitisches „Klima“, Ansatz sein, um einer „Verwässerung“ das dauerhafte und verlässliche „Umge- des originären pädagogischen Konzepts bungsbedingungen“ schafft. Solange vorzubeugen und ohne den „Wirkkern“ und soweit eine (institutionelle) Absiche- der Produktionsschulen aufgeben zu rung, d.h. eine einheitliche Rechtsgrund- müssen. Die jungen Menschen bleiben lage für den Betrieb von Produktions- dabei unverändert Ausgangs- und Mit- schulen noch nicht realisiert ist, können telpunkt der Gestaltungskonzepte. die bestehenden Produktionsschulen

19 Das Produktionsschulprogramm

Ministerium für Arbeit, Gleichstellung und Soziales Mecklenburg-Vorpommern

Claus Wergin

Das Produktionsschulprogramm in Mecklenburg-Vorpommern

Seit mehr als zehn Jahren sind im Bun- für Arbeit (BvB) und dem schulischen desland Mecklenburg-Vorpommern Berufsvorbereitungsjahr (BVJ) erkannt fünf Produktionsschulen tätig. Die drei und in der Koalitionsvereinbarung ab Träger sind das CJD Mecklenburg-Vor- 2011 vereinbart, die Arbeit der Produk- pommern, die Jugendhilfe Stadt und tionsschulen fortzuführen und weiter- Land e.V. und die ALL Pütter gGmbH. zuentwickeln sowie in einem Landes- Diese Schulen in Rostock, Waren, Stral- konzept für den Übergang von der sund und in den Regionen des westli- Schule in den Beruf festzuschreiben. In chen Mecklenburgs bzw. im Landkreis diesem Landeskonzept ist festgelegt, Vorpommern-Greifswald tragen für ca. dass alle derzeit bestehenden Über- 600 junge Menschen, die jährlich eine gangsmaßnahmen – Einstiegsqualifizie- Produktionsschule besuchen, mit ihrer rung (EQ), BvB, BVJ und Produktions- pädagogischen Arbeit dazu bei, dass schule – auf den unmittelbaren Über- diese die „Ausbildungsreife“ erreichen gang in eine vollqualifizierende Ausbil- und Schulabschlüsse nachholen. dung zielen. Die Produktionsschulen Etliche Schüler verlassen die allgemein sollen jedoch BvB- und BVJ-nachran- bildenden Schulen unseres Bundeslan- gig nur solche jungen Menschen auf- des ohne arbeitsmarktlich verwertbaren nehmen, für die andere Übergangs- Schulabschluss oder mit unterdurch- maßnahmen nicht mehr in Frage kom- schnittlichen Abschlussleistungen. Für men. Vor Zugang beziehungsweise vor diese Schüler ist oftmals kein nahtloser Aufnahme in eine Produktionsschule Übergang in eine Berufsausbildung sollen sich die regional zuständigen Ak- möglich und sie haben Schwierigkeiten, teure und Behörden in den „Arbeits- eine Berufsausbildung aufzunehmen. bündnissen Jugend-Beruf“ rechtskreis- Eine Möglichkeit für solche jungen übergreifend abstimmen und Finanzie- Menschen, die „Ausbildungsreife“ zu rungsfragen klären. Fehlzuweisungen erhalten bzw. zeitnah in ein Ausbil- junger Menschen in alle Übergangs- dungsverhältnis übernommen zu wer- maßnahmen sind zu vermeiden, den, sind die in Mecklenburg-Vorpom- ebenso die Aneinanderreihung von mern tätigen fünf Produktionsschulen Maßnahmen („Maßnahmenketten“). Um an acht Stand orten. solche Ziele nun zu erreichen, ist so- Die Landesregierung hat das beson- wohl die individuelle Förderung konse- dere Profil der Produktionsschulen ne- quent umzusetzen als auch darauf zu ben den Berufsvorbereitenden Bil- achten, dass alle Maßnahmen am Über- dungsmaßnahmen der Bundesagentur gang untereinander durchlässig sind.

20 Die Produktionsschulen in Mecklenburg-Vorpommern

Bei Fehlzuweisung muss ein Wechsel schon mit Vorstrafen) oder andere ar- jederzeit und nicht erst nach Ende der beits- und ausbildungsmarktliche Maßnahme oder des Schuljahres mög- Hemmnisse, wie beispielsweise ge- lich sein. Durch die betriebsnahe be- sundheitliche Beeinträchtigungen, ziehungsweise produktionsorientierte mangelndes Sozialverhalten, fehlende Ausgestaltung der Produktionsschulen Eigenständigkeit, Wohnungslosigkeit ist hier eine zeitnahe Überleitung in eine oder soziale Benachteiligung, auf. betriebliche oder eine vollqualifizie- Alle fünf Produktionsschulen bereiten rende vollzeitschulische Ausbildung für junge Menschen auf die Aufnahme ei- diese Schülerschaft zumeist gewähr- ner Ausbildung oder einer Erwerbstä- leistet. tigkeit durch produktionsorientiertes In den fünf Produktionsschulen Meck- Lernen und Arbeiten vor. In diesen lenburg-Vorpommerns werden sozial Schulen können sie auf den Schulab- benachteiligte und individuell beein- schluss „Berufsreife“* vorbereitet wer- trächtigte junge Menschen im Alter zwi- den und zugleich an ausbildungsver- schen 15 bis 25 Jahren mit mehrfachen bessernden und fachpraktischen arbeitsmarktlichen Vermittlungshemm- Bildungsmodulen teilnehmen. Dazu ko- nissen aufgenommen. Der Anteil der operieren alle Produktionsschulen mit berufsschulpflichtigen jungen Men- den in ihrem Wirkungskreis tätigen Be- schen beträgt mehr als 70 Prozent aller rufsschulen. Die Schüler arbeiten frei- Produktionsschüler in einer Produkti- willig in Produktionsschulen, bewerben onsschule (siehe dazu den sogleich fol- sich und erhalten einen Schulvertrag genden Beitrag von Lydia Lauer in die- beziehungsweise eine Schulvereinba- sem Band). rung. Sie können auf sehr unterschied- Das Durchschnittsalter aller Produkti- lichen Niveau- bzw. Entwicklungsstufen onsschüler betrug in den letzten drei in die Produktionsschule aufgenommen Jahren 18 Jahre; sie verblieben im werden. Gemeinsam mit ihnen wird ein Schnitt 11 Monate in diesen Schulen. individueller Entwicklungs-, Arbeits-, Jeder zweite Produktionsschüler wurde und Bildungsplan erarbeitet und ver- zugleich im Rechtskreis des SGB II be- einbart. Die jungen Menschen bleiben treut. Die Praxis hat deutlich gezeigt, solange in einer Produktionsschule, wie dass sich der Förderbedarf der Produk- es für ihre individuelle Entwicklung not- tionsschüler in den letzten vier Jahren wendig ist – mindestens jedoch drei deutlich erhöht hat. Immer mehr junge Monate und höchstens anderthalb Menschen stammten aus bildungsfer- Jahre. Schüler können zu jeder Zeit im nen Familien. Ein nicht geringer Teil der Laufe eines Jahres in eine Produktions- Jugendlichen in den Produktionsschu- schule aufgenommen werden oder len wiesen Merkmale schulaversiven diese zur Aufnahme einer Ausbildung oder delinquenten Verhaltens (z.T. bzw. Erwerbstätigkeit verlassen.

* Anmerkung: Nach dem Schulrecht in Mecklenburg-Vorpommern ist mit „Berufsreife“ der Schulabschluss am Ende der Jahrgangsstufe 9 bezeichnet (siehe § 16 Abs. 1 Schulgesetz für das Land Mecklenburg- Vorpommern sowie die Verordnung über die Prüfung zum Erwerb der Abschlüsse des Sekundarbereichs I durch Nichtschülerinnen und Nichtschüler).

21 Das Produktionsschulprogramm

Konkret lag in den letzten zwei Betrach- Produktionsschulen bis etwa zum Jahr tungsjahren die Eingliederungsquote 2018 mit bis zu 60 Prozent ihrer Ge- sechs Monate nach Austritt aus der samtausgaben aus dem Europäischen Produktionsschule in eine Berufsaus- Sozialfonds gefördert. Die Produktions- bildung bei 31,1 Prozent und in ein ver- schulen sollen danach in die aus- sicherungspflichtiges Beschäftigungs- schließlich nationale Finanzierung über- verhältnis bei 9,2 Prozent. 4,3 Prozent führt werden. der ehemaligen Teilnehmenden gaben Ohne die Tätigkeit der Produktions- an, in eine Schule (Regelschule oder schulen würde in der Bildungsland- vollzeitschulische Maßnahme) einge- schaft unseres Bundeslandes eine Lü- mündet zu sein. In Arbeitslosigkeit ver- cke für diejenigen jungen Menschen bleiben sechs Monate nach Verlassen entstehen, die durch die individuelle einer Produktionsschule 11,5 Prozent. Förderung und durch die Verknüpfung Um junge Menschen mit mehrfachen von Lernen und betriebsgleicher Arbeit Vermittlungshemmnissen auch zukünf- an verwertbaren Produkten und Dienst- tig an die Aufnahme einer Ausbildung leistungen den Zugang zur Ausbildung bzw. Erwerbstätigkeit auf dem ersten und somit zu einem gelingenden Er- Arbeitsmarkt heranzuführen, werden werbsleben gefunden haben.

22

u l k r

Die Produktionsschulen in Mecklenburg-Vorpommern

Ministerium für Arbeit, Gleichstellung und Soziales Mecklenburg-Vorpommern

Lydia Lauer l e Die Schulpflichtigen ina den Produktionsschulen ) Mecklenburg- Vorpommerns: Kurzanalyse und Ausblick auf eine Implemen-

tierung in das Bildungssystem

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Für das Jahr 2014 wurde eine ausführ- Verfügung stehenden 350 Plätze an al- liche statistische Analyse bezüglich der len Standorten Mecklenburg-Vorpom- Zusammensetzung in den Produktions- merns genutzt. Diese hohe Schülerzahl schulen vorgenommen. Weit überwie- kommt durch die schon im Textbeitrag gend besteht die Schülerschaft an allen von Claus Wergin zuvor in diesem Band Produktionsschulstandorten in Meck- erwähnte Möglichkeit des laufenden 4lenburg-Vorpommern aus berufsschul- Einstiegs sowie eine individuell auf die e pflichtigen jungen Menschen (18 Jahre Bedürfnisse des einzelnen Jugendli- und jünger). chen abgestimmte Laufzeit zustande. Im Jahr 2014 haben 636 junge Men- Dadurch kann ein Platz auch mehrfach schen das Angebot der insgesamt zur in einem Jahr belegt sein. Nicht berück-

23

e I a o e

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Die Schulpflichtigen

sichtigt wurden bei dieser Erfassung bei den Produktionsschulen in Meck- die Schüler, die weniger als drei Monate lenburg-Vorpommern seit dem Jahr in einer Produktionsschule anwesend 2004 praktiziert wird, ist zeitlich be- waren. Von den 636 Schülern, die 2014 grenzt und kann für eine verlässliche eine Produktionsschule besuchten, wa- und kontinuierliche Schulform nicht auf ren 473 bei Eintritt 18 Jahre oder jünger. Dauer als Finanzierungsgrundlage he- 405 und somit 85,62 Prozent von ihnen rangezogen werden. Produktionsschu- hatten keinen arbeitsmarktlich verwert- len stellen seit über zehn Jahren eine baren Schulabschluss. besondere Form der schulischen und Für die 473 Schüler, die bei Eintritt in arbeitsmarktlichen Berufsvorbereitung eine Produktionsschule 18 Jahre oder dar. Da die Jugendhilfe jedoch weit jünger waren, (das sind 74,37 Prozent überwiegend Aufgabe der Landkreise aller Schüler im betrachteten Zeitraum) und kreisfreien Städte ist, haben die besteht noch Schulpflicht. Diese neh- Länder keine Ermächtigung, Bildungs- men sie in Form von Unterrichtswahr- aufgaben und -zuständigkeiten über nehmung an der zuständigen Berufs- das SGB VIII zu regeln und somit eine schule oder, bei einer vorliegenden Finanzierung der Produktionsschulen Schulbefreiung, am „Dritten Ort“ (siehe im Jugendhilferecht dauerhaft zu ver- Grundsätze für die Förderung von Pro- ankern. Die Landesaufgaben in der Ju- duktionsschulen im Land Mecklenburg- gendhilfe sind lediglich auf § 82 SGB Vorpommern vom 26. Juni 2014, S. 846) VIII und teilweise auf Detailaufgaben wahr und haben damit die Möglichkeit, des § 85 Abs. 2 SGB VIII beschränkt. einen Schulabschluss zu erwerben. Die Um allerdings eine gleichmäßige Ent- Verteilung der Schüler im Alter von 18 wicklung der Produktionsschulen ge- Jahren und jünger variiert standortbe- währleisten zu können, wird seitens der zogen unter anderem auch durch die bisher zuständigen obersten Landes- unterschiedlichen Platzeinkaufskontin- jugendbehörde die Einmündung in das gente aus den verschiedenen Rechts- Schul- und Bildungssystem als zielfüh- kreisen (SGB II, SGB III, SGB IV). Da- rende Lösung erachtet. Produktions- raus ist bei der standortbezogenen schulen in Mecklenburg-Vorpommern Auswertung der verhältnismäßig ge- zielen auf das Erreichen der „Ausbil- ringe Anteil (57,27 Prozent) der Berufs- dungsreife“ und erfüllen zumeist be- schulpflichtigen in Waren begründbar rufsvorbereitende Aufgaben. Mit dieser (siehe Grafik auf Seite 23*). Die dort Ausrichtung sind sie vergleichbar mit weit unter dem Landesdurchschnitt lie- den Ziel- und Aufgabenstellungen im gende Anzahl der Schul pflichtigen Bildungsgang des schulischen Berufs- hängt derzeit mit der Zuweisungspraxis vorbereitungsjahres nach § 25 Abs. 5 aus dem Rechtskreis des SGB III zu- des Schulgesetzes Mecklenburg-Vor- sammen. pommern. Für die überwiegend schul- Die Modellförderung u.a. aus Mitteln pflichtigen jungen Menschen, die seit des Europäischen Sozialfonds, wie sie dem Jahr 2004 an Produktionsschulen

* Anmerkung: V-R = Vorpommern-Rügen (Produktionsschule in Stralsund); WM = Westmecklenburg; V-G = Vorpommern-Greifswald (Produktionsschule in Wolgast = Nord, Produktionsschule in Torgelow = Süd).

24 Die Produktionsschulen in Mecklenburg-Vorpommern

gelernt und gearbeitet haben, hat sich wickelt, die vor allem mit wirtschafts- diese Schulform nach dänischem Mo- naher Produktion sowie mit einem ho- dell bewährt. Die Produktionsschulen hen Anteil sozialpädagogischer Hilfe- im Land Mecklenburg-Vorpommern ha- form die Bildungslandschaft bereichert ben sich zu Bildungseinrichtungen ent- und ergänzt haben.

25 Literatur

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26 Die Produktionsschulen in Mecklenburg-Vorpommern

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Meier, Jörg (2008): Die Besonderheit der Produktionsschule Wolgast auf ihrem eigenen Weg in der Produktionsschullandschaft in Mecklenburg-Vorpommern. In: Gentner, Cortina (Hg.): Produktionsschulen im Praxistest. Untersuchungen zum Landesprogramm Pro- duktionsschulen in Mecklenburg-Vorpommern. Münster/New York/München/Berlin, S. 135 – 156.

28 Die Produktionsschulen in Mecklenburg-Vorpommern

Meier, Jörg (2011): Produktionsschulen als – erweitertes – berufsvorbereitendes Angebot des SGB III kodifizieren. In: Meier, Jörg/Gentner, Cortina & Bojanowski, Arnulf (Hg.): Pro- duktionsschule verstetigen! Handlungsempfehlungen für die Bildungspolitik. Münster/ New York/München/Berlin, S. 123 – 130.

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Meier, Jörg/Gentner, Cortina & Bojanowski, Arnulf (Hg.) (2011): Produktionsschule ver- stetigen! Handlungsempfehlungen für die Bildungspolitik, Münster/New York/München/ Berlin.

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Wiemann, Günter (1978): Produktionsschule – ein didaktisches Konzept zur Herstellung von Lernzusammenhängen. In: Die deutsche Berufs- und Fachschule, 74. Band, Heft 11. Wiesbaden, S. 816 – 824.

30 Die Produktionsschulen in Mecklenburg-Vorpommern

Fördergrundsätze

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Grundsätze für die Förderung von Produktionsschulen im Land Mecklenburg-Vorpommern aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds ab dem Jahr 2014

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1 Ziel der Produktionsschulen 3 E s gelten nachfolgende Grundsätze für die Arbeit der Produktionsschulen: >cYZcEgdYj`i^dchhX]jaZcBZX`aZcWjg\"KdgedbbZgchlZg" YZc hdo^Va WZcVX]iZ^a^\iZ jcY ^cY^k^YjZaa WZZ^cig~X]i^\iZ 3.1 Teilnehmer in Produktionsschulen _jc\ZBZchX]Zcb^ibZ]g[VX]ZcVgWZ^ihbVg`ia^X]ZcKZgb^ii" ajc\h]Zbbc^hhZcVcY^Z6j[cV]bZZ^cZg6jhW^aYjc\Wol#  Zielgruppe :glZgWhi~i^\`Z^i Vj[ YZb Vaa\ZbZ^cZc6gWZ^ihbVg`i YjgX] egdYj`i^dchdg^Zci^ZgiZh AZgcZc jcY6gWZ^iZc ]ZgVc\Z[“]gi# 9^ZO^Za\gjeeZYZgEgdYj`i^dchhX]jaZcWZhiZ]iVjh_jc\Zc >cEgdYj`i^dchhX]jaZc`ŽccZch^X]ojYZb_jc\ZBZchX]Zc BZchX]Zcb^ijcYd]cZHX]jaVWhX]ajhhcVX]KdaaZcYjc\YZg Vj[Y^Z7Zgj[hgZ^[ZkdgWZgZ^iZchdl^ZVcVjhW^aYjc\hkZgWZh" Vaa\ZbZ^cZcHX]jae[a^X]i!Y^ZcdX]`Z^cZWZgj[a^X]Z:ghiVjh" hZgcYZcjcY[VX]egV`i^hX]Zc7^aYjc\hbdYjaZciZ^acZ]bZc# W^aYjc\ZgldgWZc]VWZc!\gjcYh~ioa^X]VWZgZ^cZ7Zgj[hVjh" W^aYjc\VchigZWZc#:h]VcYZaih^X]kdggVc\^\jb_jc\ZBZc" 2 A nzahl der Produktionsschulen und Anzahl der Plätze hX]Zc! und Werkstätten &#[“gY^ZZ^cZ;ŽgYZgjc\^bGV]bZcZ^cZg:^chi^Z\hfjVa^" >cBZX`aZcWjg\"KdgedbbZgc\^WiZh[da\ZcYZEgdYj`i^dch" [^o^Zgjc\ cVX] ˜ *)V H<7 >>> cdX] c^X]i ^c 7ZigVX]i hX]jaZc/ `dbbi!

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?ZYZEgdYj`i^dchhX]jaZhdaa“WZgb^cYZhiZch[“c[LZg`hi~i" 9Vh6aiZgYZgEgdYj`i^dchhX]“aZgWZig~\i&*W^h'*?V]gZ# iZcb^i_ZlZ^ahoZ]cEa~ioZc^cjciZghX]^ZYa^X]Zc7Zgj[h[Za" YZgcZcihegZX]ZcYgZ\^dcVaZg7ZYVg[ZkZg[“\Zc#9^ZWZhdc"  9Zg6ciZ^aYZg“WZg'%"?~]g^\Zc6j[cV]bZVaiZghdaa'%Egd" YZgZcAZWZch"jcYAZgcWZY“g[c^hhZkdcB~YX]ZcjcY_jc" oZciYZg

6j[\gjcYgZ\^dcVaZg7ZYVg[haV\Zc`ŽccZc^c6Whi^bbjc\ b^iYZbB^c^hiZg^jb[“g6gWZ^i!

31 Fördergrundsätze

Cg#', 6bihWaVii[“gBZX`aZcWjg\"KdgedbbZgc'%&) -),

3.2 Maßnahmen der Agenturen für Arbeit und der  9^ZŽgia^X]ZB^i[^cVco^Zgjc\^c=Ž]Zkdcb^cYZhiZch)%Egd" Job-Center oZci`VccVWYZb?V]g'%&)ZgWgVX]ilZgYZcYjgX]/

BvB-Pro-Maßnahmen der Agenturen für Arbeit ·Y^ZŽgia^X]ZcIg~\ZgYZgŽ[[Zcia^X]Zc?j\ZcY]^a[Z!

 9^Z6\ZcijgZc[“g6gWZ^icVX][da\ZcY66\ZcVcci`ŽccZc ·Y^Z66YjgX]YZcWZYVg[h\ZgZX]iZc:^c`Vj[kdcEa~ioZc [“g[ŽgYZgWZY“g[i^\Z_jc\ZBZchX]ZccVX]YZb;VX]`dcoZei cVX]YZb;VX]`dcoZei7k7"Egd! É7Zgj[hkdgWZgZ^iZcYZ7^aYjc\hbV›cV]bZcb^iegdYj`idg^" Zci^ZgiZb 6chVio¹ 7k7"Egd BV›cV]bZ"Ea~ioZ ^c Z^cZg ·Y^Z?8YjgX]YZcWZYVg[h\ZgZX]iZc:^c`Vj[kdcEa~ioZc EgdYj`i^dchhX]jaZZ^c`Vj[ZcjcY_jc\ZBZchX]ZcVj[Y^ZhZ ojg6`i^k^Zgjc\cVX]YZb;VX]`dcoZei˜&+H<7>>^c Ea~ioZojlZ^hZc#:h\ZaiZcY^ZGZ\Zajc\ZcjcY7ZY^c\jc\Zc KZgW^cYjc\b^i˜)*H<7>>>! YZh;VX]`dcoZeiZh7k7"Egd# ·`gZ^hVc\Z]Žg^\ZHi~YiZjcY

6j[ YZg >ojgVgWZ^ihbVg`ia^X]Zc6`i^k^Z" 9^ZEgdYj`i^dchhX]jaZhZaWhihdaah^X]b^i:^ccV]bZcVjh gjc\ BV›cV]bZ"Ea~ioZ ^c EgdYj`i^dchhX]jaZc Z^c`Vj[Zc# YZgKZg~j›Zgjc\kdcEgdYj`iZcjcY9^ZchiaZ^hijc\Zcb^c" =^ch^X]ia^X] YZh ;ŽgYZg^c]VaiZh \ZaiZc Y^Z GZ\Zajc\Zc YZg YZhiZch^c=Ž]Zkdc(%I:JGW^h*%I:JGegd?V]g_ZcVX] É;VX]a^X]Zc=^clZ^hZojBV›cV]bZcYZg6`i^k^Zgjc\jcY > :go^Zai Y^Z EgdYj`i^dchhX]jaZ ]Ž]ZgZ :^ccV]bZc Vah ^b ^#K#b#˜)*H<7>>>¹# OjlZcYjc\hWZhX]Z^Y `Va`ja^Zgi ljgYZ! kZgg^c\Zgi h^X] Y^Z OjlZcYjc\YVccc^X]i!lZccY^ZhZ:^ccV]bZccVX]lZ^h" 9^Z6coV]aYZgEa~ioZ[“g6`i^k^Zgjc\hbV›cV]bZc^bGV]" a^X] ojg ;^cVco^Zgjc\ ojh~ioa^X]Zg! cdilZcY^\Zg ^ckZhi^kZg bZcY^ZhZh;VX]`dcoZeihhdaagZ\ja~g'%EgdoZciYZg^ch\Z" 6jh\VWZckZglZcYZilZgYZc#zWZgY^ZKZglZcYjc\Y^ZhZg hVbi ojgKZg[“\jc\hiZ]ZcYZcIZ^acZ]bZgea~ioZ ^c YZg _Z" :^ccV]bZc [“g cdilZcY^\Z ^ckZhi^kZ6jh\VWZc ^hi :^ckZg" lZ^a^\ZcEgdYj`i^dchhX]jaZc^X]i“WZghX]gZ^iZc# cZ]bZcb^iYZbB^c^hiZg^jb[“g6gWZ^i!>># Z^cZh6`i^k^Zgjc\h\jihX]Z^cZhVcW^ZiZc#

3.3 Planung und Abstimmung der mitwirkenden Behörden 9^Z[^cVco^ZaaZc7Z^ig~\ZYZg66jcY?8YjgX]YZcWZYVg[h" \ZgZX]iZc:^c`Vj[kdcEa~ioZch^cY^cYZc6ciZ^aZcYZgŽgia^" Abstimmung der Behörden X]ZcB^i[^cVco^Zgjc\VcojgZX]cZc#

:cihegZX]ZcYYZggZ\^dcVaZc7ZYVg[Z^bL^g`jc\h`gZ^hYZgŽgi" Vergabeverfahren und vorteilhafte Gelegenheit a^X]Zc Ig~\Zg YZg Ž[[Zcia^X]Zc ?j\ZcY]^a[Z! YZg hiVVia^X]Zc HX]jaVj[h^X]i!YZg66dYZgYZg?8bjhh[g“]oZ^i^\!gZ\Zab~›^\ Hd[ZgckdcYZc66EaVioVc`~j[Z[“gZ^cZ7k7"Egd"BV›cV]" jcY\ZbZ^chVb\Z`a~gilZgYZc!l^Zk^ZaZEa~ioZ^cZ^cZgEgd" bZdYZgkdb?8EaVioVc`~j[Z[“gZ^cZ6`i^k^Zgjc\h]^a[Z^b Yj`i^dchhX]jaZ YjgX] Y^Z _ZlZ^a^\Zc 7Z]ŽgYZc ^c 6chegjX] GV]bZcZ^cZg[gZ^]~cY^\ZcKZg\VWZcVX]˜(6WhVio*7jX]" \ZcdbbZc jcY [^cVco^Zgi lZgYZc# 9^Z 6Whi^bbjc\ hdaX]Zg hiVWZaKDA$6VahkdgiZ^a]V[iZ

E SF-Mitfinanzierung, örtliche Mitfinanzierung und 9Zg:^c`Vj[hdaX]ZgBV›cV]bZcYjgX]Y^Z66dYZgY^Z?8 Eigenmittelanteil ^b GV]bZc Z^cZg [gZ^]~cY^\Zc KZg\VWZ Vah kdgiZ^a]V[iZ

32 Die Produktionsschulen in Mecklenburg-Vorpommern

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Mitfinanzierung der Jugendhilfe hZc]Z^i! OjkZga~hh^\`Z^i$6jhYVjZg! 6gWZ^ih\ZcVj^\`Z^i$ Hdg\[Vai!AZgc"jcY6gWZ^ihWZgZ^ihX]V[i$Bdi^kVi^dc!@g^i^`" 9^ZB^i[^cVco^Zgjc\kdcEgdYj`i^dchhX]jaea~ioZc!Y^Zc^X]i jcY @dc[a^`i[~]^\`Z^i! @dbbjc^`Vi^dch" hdl^ZIZVb[~" YjgX]Y^Z;VX]`dcoZeiZYZg66Wol#YZg?8Z^c\Z`Vj[ilZg" ]^\`Z^i#9^ZhZ@dbeZiZcoZch^cY[“gVaaZLZg`hiVii"Wol# YZc!hdaaVWYZb?V]g'%&)Vj[

Mittagessen in der Produktionsschule 7Z^WZhdcYZgZc6gWZ^ih"jcYHX]jaaZ^hijc\ZcjcYojh~io" a^X]ZbeZghŽca^X]Zc:c\V\ZbZciYZhEgdYj`i^dchhX]“"  6aaZ EgdYj`i^dchhX]“aZg hdaaZc Vc YZg \ZbZ^chVbZc B^i" aZgh `Vcc “WZg Z^cZ \Zg^c\Z 6j[hidX`jc\ YZg Eg~b^Z iV\hbV]aoZ^iiZ^acZ]bZc# YjgX]YZcLZg`hiViie~YV\d\ZcZcihX]^ZYZclZgYZc#7Z^ ;Z]aiV\Zc! bVc\ZacYZg 6gWZ^ih" jcY HX]jaaZ^hijc\! 3.5 Weitere Regelungen C^X]iZ^c]VaiZckdcEVjhZcoZ^iZcdYZgojb7Z^he^ZaWZ^ BViZg^VakZghX]lZcYjc\ `Vcc YZg LZg`hiViie~YV\d\Z Produktionsschulgeld/Individuelle Leistungsprämie “WZgY^ZKZgg^c\Zgjc\YZgEg~b^ZZWZchdZcihX]Z^YZc#:h `ŽccZc ojg 7ZlZgijc\ ZggZ^X]iZg :cil^X`ajc\hhX]g^iiZ EgdYj`i^dchhX]ja\ZaY^hiZ^cZ^cY^k^YjZaaZ!aZ^hijc\hVW]~c\^" Y^Z :g\ZWc^hhZ `dbeZiZcoWVh^ZgiZg Eg“[jc\Zc [“g YZc \ZjcYbdi^kVi^dchjciZghi“ioZcYZEg~b^Z[“g_jc\ZBZchX]Zc! :glZgW Z^cZh FjVa^[^o^Zgjc\hWVjhiZ^ch dYZg VcYZgZg Y^ZWZig^ZWh\aZ^X]^cLZg`hi~iiZcYZgEgdYj`i^dchhX]jaZaZg" WZgj[hWZod\ZcZgIZ^aoZgi^[^`ViZ]ZgVc\Zod\ZclZgYZc# cZcjcYi~i^\h^cY#9^ZhZAZ^hijc\heg~b^ZY^ZciVahe~YV\d\^" hX]ZhB^iiZa!jb6gWZ^ihaZ^hijc\Zc!Hdo^VakZg]VaiZcjcY:ci" – Auszahlung l^X`ajc\hdo^VaZg@dbeZiZcoZce~YV\d\^hX]ojWZZ^c[ajhhZc jcYY^ZBdi^kVi^dcYZg?j\ZcYa^X]ZcVcojZg`ZccZc# 9^Z=Ž]ZYZhEgdYj`i^dchhX]ja\ZaYZh^hiVW]~c\^\kdb ^cY^k^YjZaaZc HiVcY YZg @dbeZiZcoZcil^X`ajc\ jcY – Leistungskatalog kVg^^ZgiYZbZcihegZX]ZcY#6c]VcYYZhAZ^hijc\h`ViVad" \ZhlZgYZcY^ZAZ^hijc\hejc`iZVj[Z^cZbeZghŽca^X]Zc ?ZYZEgdYj`i^dchhX]jaZZgVgWZ^iZih^X]^cZ^ckZgcZ]ba^" AZ^hijc\hejc`iZ`dcid\ji\ZhX]g^ZWZc#9VWZ^Zciheg^X]i X]Zg 6Whi^bbjc\ b^i YZb B^c^hiZg^jb [“g 6gWZ^i! Z^cAZ^hijc\hejc`iYZbchigjbZciZ# 9Zg LZg`hiViie~YV\d\Z hdaa 9^Z EgdYj`i^dchhX]ja\ZaYZg lZgYZc VjhhX]a^Z›a^X] Vjh Y^ZEgdYj`i^dchhX]“aZghZ^cZgLZg`hiViijcYYZcojWZ" B^iiZacYZhAVcYZhWol#YZgŽgia^X]ZcIg~\ZgYZgŽ[[Zci" lZgiZcYZcHX]“aZghZaWhi^cY^Z;ZhihiZaajc\YZgZggZ^X]" a^X]Zc?j\ZcY]^a[Z[^cVco^ZgijcYh^cYc^X]i7ZhiVcYiZ^a iZc @dbeZiZcoZc Z^cWZo^Z]Zc# KZg[V]gZchVWa~j[Z ojg YZg@Va`jaVi^dcH<7>>"$H<7>>>"b^i[^cVco^ZgiZgEa~ioZ# 9d`jbZciVi^dc jcY 7ZlZgijc\ YZg ^cY^k^YjZaaZc :ci" l^X`ajc\hhi~cYZh^cY[“gVaaZ7ZiZ^a^\iZcigVcheVgZcijcY Verweildauer und individueller Bildungsplan cVX]kdaao^Z]WVg# >cYZgGZ\ZaWZlZgWZch^X]_jc\ZBZchX]Zc[gZ^l^aa^\WZ^ – Kriterien YZc EgdYj`i^dchhX]jaZc jcY Zg]VaiZc Z^cZc HX]jakZgigV\$ Wol# Z^cZ HX]jakZgZ^cWVgjc\# HdlZ^i Y^Z ;ŽgYZgjc\ VaaZg" 

33 Fördergrundsätze

Cg#', 6bihWaVii[“gBZX`aZcWjg\"KdgedbbZgc'%&) -).

]ŽX]hiZch& ?V]gZ#?jc\ZBZchX]Zc`ŽccZcoj_ZYZgOZ^i KZgVcildgijc\jcYojbVcYZgZcZ^cZchX]jaaZ^iZcYZcL^gi" ^bAVj[ZZ^cZh?V]gZh^cZ^cZEgdYj`i^dchhX]jaZVj[\Zcdb" hX]V[ihWZ^gVijciZg7ZiZ^a^\jc\YZg@VbbZgc>cYjhig^Z"jcY bZclZgYZcdYZgY^ZhZojg6j[cV]bZZ^cZg6jhW^aYjc\Wol# =VcYZah`VbbZgcjcY=VcYlZg`h`VbbZgc!@gZ^h]VcYlZg" :glZgWhi~i^\`Z^ikZgaVhhZc#:h\^Wi`Z^cZc[“gVaaZkZge[a^X]" `ZghX]V[i!YZgL^gihX]V[ih"Wol#JciZgcZ]bZgkZgW~cYZ!YZg iZcYZc BV›cV]bZoZ^igVjb# 9^Z 6cZ^cVcYZggZ^]jc\ kdc

·\ZZ^\cZiZg6chX]ajhh6jhW^aYjc\Wol#:glZgWhi~i^\" Schulabschlüsse und Bildungsmodule `Z^icdX]c^X]ikdg]VcYZc ?jc\Z BZchX]Zc ^c EgdYj`i^dchhX]jaZc `ŽccZc cZWZc YZg bŽ\a^X]jcY^ccZg]VaWYZgc~X]hiZchZX]hBdcViZ^c6jh" i~\a^X]Zc6gWZ^i^cLZg`hi~iiZc\Z\ZWZcZc[VaahVjX]oZ^ilZ^" h^X]i# hZ Vah EgV`i^`VciZc ^c 7Zig^ZWZc ^cY^k^YjZaa Vjh\Zg^X]iZiZ 7^aYjc\hbdYjaZ!l^Zojb7Z^he^Za[VX]egV`i^hX]ZFjVa^[^" KZga~c\Zgjc\ZcYZh6j[Zci]VaihoZ^igVjbhh^cYkdbB^c^hiZ" `Vi^dcZcZg]VaiZc#7Z^IZ^acZ]bZgcYZg66jcYYZg?8bjhh g^jb [“g6gWZ^i!

 Fachkräftegebot Zusammenarbeit mit den Berufsschulen

EgdYj`i^dchhX]jaZc hdaaZc ;VX]`g~[iZ WZhX]~[i^\Zc dYZg EgdYj`i^dchhX]jaZchdaaZcb^iWZgj[a^X]ZcHX]jaZc!^cYZcZc WZVj[igV\Zc!Y^Zh^X][“g^]gZ_ZlZ^a^\Z6j[\VWZcVX]^]gZg Z^c hX]ja^hX]Zh 7Zgj[hkdgWZgZ^ijc\h_V]g cVX] AVcYZhgZX]i EZghŽca^X]`Z^iZ^\cZcjcYZ^cZY^ZhZg6j[\VWZZcihegZX]ZcYZ 7K?YjgX]\Z[“]gil^gYjcY7k7"@aVhhZcWZhX]jailZgYZc! 6jhW^aYjc\Zg]VaiZc]VWZc#OjYZb`ŽccZcVjX]B^iVgWZ^iZg `ddeZg^ZgZc#O^ZaY^ZhZgOjhVbbZcVgWZ^i^hiZh!;Z]aVaad`V" WZhX]~[i^\idYZgWZVj[igV\ilZgYZc!Y^ZVj[\gjcYWZhdcYZgZg i^dcZcojkZgbZ^YZc!Y^ZcYZcEgdYj`i^dchhX]jaZcl^gYWZig^ZWhcV]^cYZgGZ\Za^c b^cYZhiZch [“c[ jciZghX]^ZYa^X]Zc EgdYj`i^dchg^X]ijc\Zc$ – Befreiung von der Schulpflicht LZg`hi~iiZc\ZVgWZ^iZi#9^Z7gVcX]Zcg^X]iZch^X]cVX]gZ\^" dcVaZc

S chulleitender Wirtschaftsbeitrat und Produkt- und – Beschulung am dritten Ort Preisgestaltung HdaaiZ h^X] YZg egdYj`i^dchdg^Zci^ZgiZ e~YV\d\^hX]Z :^cZ EgdYj`i^dchhX]jaZ ]Vi olZ^ AZ^ijc\hdg\VcZ/ :h \^Wi 6chVioZ^cZgEgdYj`i^dchhX]jaZ[“gYZcZ^coZacZcHX]“" ojbZ^cZcY^ZHX]jaaZ^ijc\YZhIg~\Zghb^iYZg6j[\VWZYZg aZgVahWZhdcYZgh\ZZ^\cZidYZgh^X]WZ^he^ZahlZ^hZY^Z e~YV\d\^hX]Zc! ^c]Vaia^X]Zc! [^cVco^ZaaZc jcY eZghdcZaaZc :ggZ^X]WVg`Z^iZ^cZg7Zgj[hhX]jaZ[“gk^ZaZHX]“aZgVah

34 Die Produktionsschulen in Mecklenburg-Vorpommern

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– Produktionsschüler, die an BvB-Pro-Maßnahmen teilnehmen

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– Produktionsschüler, die älter sind als 18 Jahre und nicht mehr der Berufsschulpflicht unterliegen

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4 Inkrafttreten

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Die Produktionsschulen in Mecklenburg-Vorpommern

37 Produktionsschule Müritz

Produktionsschule Müritz

Rahmenbedingungen

Trägerschaft

Die Produktionsschule Müritz befindet und versteht sich als „Chancengeber”: sich in Trägerschaft des Christlichen Ju- „Keiner darf verloren gehen!”. Das CJD genddorfwerks Deutschlands (CJD) Wa- richtete seit 1990 verschiedene Standorte ren (Müritz). Das Christliche Jugenddorf- in Mecklenburg-Vorpommern ein: CJD werk Deutschlands e.V., das 1947 auf Ini- Garz (Fachklinik für Kinder und Jugendli- tiative von Pastor Arnold Dannenmann che, Berufshilfe), CJD Ribnitz-Damgarten als Jugend-, Bildungs- und Sozialwerk (Werkstatt für behinderte Menschen, För- gegründet wurde, arbeitet mit ca. 8.000 dergruppen/Wohnheime), CJD Chri stop - Mitarbeitern an über 150 Standorten ho russchule Rostock (Gymnasium, Grund - deutschlandweit. Das CJD bietet jährlich schule); CJD Insel Usedom-Zinnowitz (Be- 150.000 jungen und erwachsenen Men- rufshilfe, Kinder- und Jugendhilfe) und schen Orientierung und Zukunftschancen CJD Waren/ Müritz.

38 Die Produktionsschulen in Mecklenburg-Vorpommern

Der Standort CJD Waren (Müritz) arbeitet seit 1990 mit ca. 120 Mitarbeitern ver- schiedener Landkreise in den Fachberei- chen: Berufshilfe/Qualifizierung, Arbeits- vermittlung, Kinder- und Jugendhilfe, Ju- gendberufshilfe und Jugendsozialarbeit.

Vorgeschichte

Die Produktionsschule Müritz im CJD Waren (Müritz) startete als Produktions- schule „BOSS“ („Berufliche Orientierende Soziale Schule“ sowie auch angelehnt 1. Januar 2006 im „Landesprogramm an das dänische Leitwort: „Direktor des Produktionsschulen in Mecklenburg-Vor- eigenen Lebens“) am 15. Dezember 2000 pommern“ eingebunden. Mit Beginn der als flexibles, ergänzendes und regionales Förderung wurden neue Lern- und Ar- Angebot an der Schnittstelle der Jugend- beitsbereiche erschlossen – dies betrifft berufshilfe und den Hilfen zur Erziehung. besonders die Werkstattbereiche Land- Sie orientierte sich an den Modellen der wirtschaft/Garten und Landschaftspfle - dänischen Produktionsschulen und un- ge, Kreatives Büro und Medien sowie terbreitete Jugendlichen bis 21 Jahren Holz. Angebote in den Bereichen Forst und Fi- Anfangs arbeitete die Produktionsschule scherei; Handel, Versorgung und Musi- in einem alten Gebäude (am Rande der sche Werkstatt; Holz, Landwirtschaft/ Innenstadt) mit verschiedenen Außenflä- Land schafts pflege und Garten sowie in chen. Ein Umzug in ein neugebautes Ge- der Werkstatt Kreatives Büro. Die Pro- bäude und somit ein Standortwechsel in duktionsschule (ehemals noch als Pro- ein Industriegebiet am Rande der Stadt duktionsschule „BOSS“) ist seit dem Waren erfolgte zum 1. August 2006.

Leitbild der Produktionsschule

Die Produktionsschule „BOSS“ hat sich ihrer neuen Bezeichnung ihren klaren Be- zum 1. April 2006 in „Produktionsschule zug zu ihrer Region, ihrer Geschichte Müritz“ umbenannt und verdeutlicht mit und ihren Traditionen.

39 Produktionsschule Müritz

Werkstätten

Werkstatt/ Ausbildungs- & Aktuelle Produkte Auftraggeber/ Profil Berufsfelder, Kunden der Werk- Lernchancen statt

Kreatives Büro, Verwaltung, Dienstleistungen für Tagungen, Interne Aufträge, Büro Eventmanagement, interne Verwaltung, Öffentlichkeitsarbeit externe Veranstalter, künstlerisches (Erstellen von Flyern, Visitenkarten, …) Privatkunden, Gestalten Keramik öffentliche Einrichtungen

Forst und Binnenfischerei, Bewirtschaftung einer Aquakultur, Fischereiunternehmen, Fischerei Landschaftspflege, Forst- und Brennholzgewinnung, Privatkunden, Forst Dienstleitungen für ein Unternehmen

Handel und Services, Koch, Catering, Essenversorgung der Interne Versorgung, Versorgung Restaurant, Teilnehmenden Privatkunden, Vereine, Hauswirtschaft öffentliche Einrichtungen

Musische Erziehung, Pflege Puppentheater, Eventunternehmen, Werkstatt und Verkauf Kinderanimation KITAS und Schulen, Seniorenheime, Private

Holzwerk- Zimmerei, Tischler, Möbel für den Außenbereich, Öffentliche Einrichtungen, statt Bau, Maler Einzelmöbelstücke, Rasthütten Privatkunden, Schulen u. KITAS

Land- Landwirt, Kräuteranbau, Imkerei, Schafzucht, Kirchgemeinden, wirtschaft Landschaftspflege, Mostherstellung, Dienstleistungen, Privatkunden, Gärtner, Florist Gemüseanbau Gastronomie

40 Die Produktionsschulen in Mecklenburg-Vorpommern

Arbeiten und Lernen

Regelwerk

Das Arbeiten, Lernen und Zusammen- Regeln, die bei Nichtbeachten ggf. leben an der Produktionsschule Müritz sanktioniert werden (viele Gespräche; wird durch eine Hausordnung, eine Sanktionen: Abzug von der individuel- Schulvereinbarung sowie einen Nach- len Leistungsprämie sowie Beurlau- trag zur Schulvereinbarung geregelt. bung). Einen Jugendlichen zu entlas- sen, wird als absolut letzte Lösung An der Produktionsschule Müritz gibt gesehen. Die „Kiehnsche Formel“ lau- es keine Probezeit, da den Jugendli- tet: „Wenn wir jemanden entlassen chen Zeit zum Ankommen gegeben müssen, ist dies unser aller Versagen!“15 werden soll. Dennoch herrschen klare

Eine Schulvereinbarung wird zwischen der Produktionsschule Müritz und dem Schüler geschlossen und besagt u.a., dass:

• über einen bestimmten Zeitraum die Möglichkeit des Besuches der Pro- duktionsschule Müritz besteht („§ 1 Dauer Bildung und Beschäftigung“), • der Schulbesuch vorrangig in den Räumen der Produktionsschule Müritz stattfindet („§ 2 Bildungs- und Beschäftigungsort“), • die wöchentliche Bildungs- und Beschäftigungszeit 36 Stunden umfasst und ein Ferienumfang von 30 Tagen gewährt wird. Die Ferienzeiten werden durch die Schule festgelegt. („§ 3 Bildungs- und Beschäftigungsort“).

Außerdem werden die Rechte des Produktionsschülers festgeschrieben („§ 4 Rechte“):

• auf Beschäftigung in einem Produktionsbereich der Produktionsschule, • auf die Prüfung zur „Berufsreife“ vorbereitet zu werden, • auf die Teilnahme an zusätzlich angebotenen Qualifizierungen und Lerneinheiten, • auf die Mitarbeit im Schülersprecherrat, • auf die Nutzung der monatlich angebotenen Freizeiten, • Arbeitsschutzkleidung zu erhalten, wenn es bestimmte Arbeiten erfordern.

Ebenfalls wird schriftlich vereinbart, dass die Schüler einen täglichen Mittagsimbiss zum Kostenpreis von 2 Euro erhalten.

15 Analog hierzu gibt es auch eine Maxime zu Verweildauer und Übergangsgestaltung für die Produkti- onsschüler: „Bei uns wird niemand in die Arbeitslosigkeit entlassen!“.

41 Produktionsschule Müritz

Die Schulvereinbarung enthält auch die Pflichten der Produktionsschüler („§ 5 Pflichten“):

• regelmäßiges und aktives Arbeiten und Lernen im gewählten Produktionsbe- reich, • regelmäßige Teilnahme am Schulunterricht, der Fachtheorie und den Prüfun- gen, • den Weisungen des Personals der Produktionsschule zu folgen, • die geltende Haus- und Schulordnung zu beachten, • Werkzeuge, Maschinen und sonstige Einrichtungen pfleglich zu behandeln und nur zu den übertragenden Aufgaben zu verwenden, • Tätigkeitsnachweise ordnungsgemäß und regelmäßig zu führen, • sich bei Fernbleiben unter Angaben von Gründen am gleichen Tag bis 10 Uhr zu melden; Krankenscheine sind innerhalb von 3 Tagen abzugeben, • für persönliche Arbeitsbekleidung selbst zu sorgen.

Unter § 6 („Vergütung“) wird festge- Vorpommern vom 26. Juni 2014 schrieben, dass kein Anspruch auf Ver- (AmtsBl. M-V 2014, 846). Hierzu liegt gütung besteht. der Nachtrag zur Schulvereinbarung – Produktionsschulgeldverordnung vor. Die Zahlung des Produktionsschulgel- des als individuelle Leistungsprämie Die Schul- und Hausordnung der Pro- erfolgt nach den Vorgaben in den duktionsschule Müritz regelt das ge- Grundsätzen für die Förderung von Pro - meinsame Arbeiten und Lernen. duktionsschulen im Land Mecklenburg-

Wochenstruktur der Produktionsschüler

Arbeitszeiten der Jugendlichen:

07.15 Uhr Arbeitsbeginn und Besprechung der Tagesaufgaben/ Bildung bzw. Schule 08.00 Uhr Produktion/Schule 09.00 – 09.15 Uhr Frühstück 09.15 – 12.00 Uhr Produktion 12.00 – 12.30 Uhr gemeinsames Mittagessen/ Freitag: Brunch: 09.30 – 09.45 Uhr 12.30 – 15.30 Uhr Produktion mit abschließender Tagesauswertung 15.30 Uhr Arbeitsschluss (Freitag: 12.30 Uhr)

42 Die Produktionsschulen in Mecklenburg-Vorpommern

Der Arbeitstag (Montag bis Donnerstag) Unterricht. Die Woche beginnt mit einer endet in der Werkstatt durch eine ge- Wochenbesprechung und ausgiebiger meinsame Tagesreflexion der Werkstatt- Zeit zum Ankommen (Gruppenarbeit, Teilnehmer und der Werkstatt-Pädago- schwatzen) – u.U. bis zum Frühstück um gen. Am Freitag endet die Arbeitswoche 9.00 Uhr. Am Dienstag startet der Ar- um 12.00 Uhr mit einer Auswertung und beitstag mit Fachtheorie in der Werkstatt der Auszahlung des Produktionsschul- (1. + 2. Std.) oder mit dem Schulunter- geldes in den einzelnen Werkstätten. richt. Die Jugendlichen arbeiten und lernen 40 Einmal im Monat gibt es an der Produk- Stunden pro Woche. Laut Schulverein- tionsschule Müritz einen sog. „Behör- barung sind es 36 Stunden, die Über- dentag“, der für die Jugendlichen für Be- stunden werden durch den monatlichen hördengänge bzw. zur Wahrnehmung „Behördentag” ausgeglichen. von Arztterminen genutzt werden sollte. An vier Tagen wird im Werkstattbereich Die Mitarbeiter nutzen diesen Tag als gelernt und gearbeitet; an einem Tag Team-/ Klausurtag. (Freitag) ist Kern- und Wahlunterricht. Jeweils mittwochs und donnerstags ist in der 1. und 2. Stunde (bis 9.00 Uhr)

Nachholen von Schulabschlüssen

Die Produktionsschule Müritz bietet die duktionsschule wurde ein bewährtes und Vorbereitung auf einen staatlich aner- – mit Blick auf die Abschlussquoten – kannten Schulabschluss an; begleitende erfolgreiches System der Vorbereitung Unterstützungs-, Förder- und Lernange- auf den externen Erwerb der „Berufs- bote für alle Jugendlichen werden damit reife“ (externe Nichtschülerprüfung) eingebunden. Im Vergleich zu den an- etabliert. Es existiert eine sehr gute Zu- deren Produktionsschulen im „Landes- sammenarbeit mit dem zuständigen programm Produktionsschulen in Meck- Schulamt sowie der kooperierenden lenburg-Vor pommern“ ist eine sehr Schule und mit den Honorarkräften. Die starke Orientierung auf das Nachholen Produktionsschule Müritz „denkt in eines Schulabschlusses („Erwerb der Schuljahren“: Berufsreife“) zu verzeichnen. An der Pro-

• es sind überdurchschnittlich viele Ein- und Ausstiege im August/ September – analog zu Schuljahres- und Ausbildungsbeginn – zu verzeichnen, • auch die sprachliche Regelung „Schuljahr“ (auch im offiziellen Sprachgebrauch) verstärkt dies, • zudem gibt es keine Betriebsferien, sondern – analog zu Sommerferien in den Schulen – versetzte Ferien der einzelnen Werkstätten, • am vorletzten Schultag – wie in den Regelschulen – findet eine feierliche Zeug- nisübergabe statt.

43 Produktionsschule Müritz

An der Produktionsschule Müritz gibt es – nach einer entsprechenden Leis- tungsfeststellung der Kenntnisse u. a. in Mathe matik und Deutsch – homogene Lerngruppen (je nach festgestelltem Leistungsstand). In der Regel existieren vier Lerngruppen.

Arbeiten, Lernen und Leben

Die Produktionsschule Müritz zeigt, dass das Konzept der Produktionsschule mehr als Arbeiten und Lernen in den Werkstät- ten, im Unterrichtsbereich oder an außer- produktionsschulischen Lernorten ist. Die Produktionsschule Müritz entwickelte sich mehr und mehr zu einem gemeinsa- men Arbeits-, Lern- und Lebensort der Jugendlichen und der Werkstattpädago- gen.

Einmal monatlich werden Freizeiten durch Das tägliche gemeinsame Essen ist ein und mit den jeweiligen Werkstattpädago- wichtiger Eckpunkt für die pädagogische gen gestaltet. Es werden ebenfalls werk- Arbeit in der Produktionsschule. Dem ge- statt- und produktionsschulübergreifende meinsamen Mittagessen (am Freitag: zentrale Angebote des CJD (Erlebnis- Brunch) wird – von allen Beteiligten – sporttage, musische Tage, religionspäda- große Bedeutung beigemessen und ge- gogische Tage) genutzt. Die Freizeiten hört zum selbstverständlichen Tages- können in der Arbeitszeit realisiert wer- punkt (im Sinne der Rhythmisierung und den. Die Planung wird mit der Produkti- Strukturierung des Alltags). onsschulleitung abgestimmt bzw. koor- diniert. Gemeinschaftsstiftend ist der regelmä- ßige, von den Produktionsschülern ge - In unregelmäßigen Abständen gibt es staltete „Newsletter“, der Produktions- an der Produktionsschule Müritz werk- schüler, Fachkräfte der Produktions schu - statt-übergreifende Projektarbeit, wie z.B. len, aber auch Interessierte außerhalb der gemeinschaftliche Aktionen im Wald Produktionsschule Müritz mit – natürlich (Brennholz) oder das gemeinsame Obst- in bescheidenem Umfang – Informationen pflücken im Herbst. aus ihrer Produktionsschule versorgt.

44 Die Produktionsschulen in Mecklenburg-Vorpommern

Weitere Bildungsangebote

Die Produktionsschüler können als Wahl- fach für den Arbeit-Wirtschaft-Technik- Unterricht Inhalte aus den sog. „Lern- bausteinen“*, wie beispielsweise Mo - torkettensägenschein, technische Geräte – Garten – Landwirtschaftsbereich, Grund lagen im Kundenservice, PC-Qua- lifizierung, Gesundheitspass oder Um- gang mit Lebensmitteln wählen.

Seit dem Schuljahr 2006/07 wird die „verstärkte, werkstattbezogene Erarbei- tung und Umsetzung der Konzeption in der Werkstatt „Landwirtschaft und `praxisorientierte Lernbausteine`“ umge- Gartenbau“: „Mit der Technik im Garten“ setzt. (Technik in der Garten- und Landschafts- pflege); „Nützlich und Nutzen“ (Anbau, Mit den für alle Werkstätten relevanten Pflege und Verarbeitung von Nutzpflan- Schwerpunkten, wie Grundlage für die zen); „Mein Schaf, meine Ziege“ (Pflege Arbeitssicherheit (Umgang mit Maschi- und Haltung von Kleintieren); „Ein Apfel nen), Grundlage für den Arbeit-Wirt- wird Most“ (Obstanbau und Vermos- schaft-Technik (Fachtheorie)-Unterricht tung); (AWT-Unterricht) und Grundlage einer besseren Vermittlung werden folgende in der Holzwerkstatt: „Hammer und werkstattspezifische Lernbausteine an- Säge“ (Umgang mit Technik für die Holz- geboten: bearbeitung); „Buche und Eiche“ (Baum- pflege und Bestimmung von Arten, Na- in der Werkstatt „Forst und Fischerei“: turschutz); „Mit der Technik in den Garten“ (Technik in der Garten- und Landschaftspflege); in der „Musischen Werkstatt“: „Auf der „Mein Schaf, meine Ziege“ (Pflege und Bühne“ (Einführung in Eventtechnik und Haltung von Kleintieren); „Petri Heil“ Eventorganisation – Schwerpunkt: Er- (Fischzucht und Aquarien); stellen einer Komplettinstallation und ei- nes Bühnenmodells in Licht und Ton); in der Werkstatt „Handel und Versor- „Partyzone“ (Organisation und Realisie- gung“: „Der Topfgucker“ (Technische rung einer Komplettveranstaltung); „Alles Geräte in der Küche); „Der Kunde“ (Kun- Theater“ (Grundlagenkurs Schauspiel); denservice – Verkaufstraining); „Alles im „Kinder sind Kinder“ (Gestaltungstech- Haus“ (Wirtschaft in einem Haus); niken bei der Kinderanimation);

* Es handelt sich hierbei um praxisorientierte fachtheoretische und fachpraktische Inhalte der jeweiligen Werkstätten. Die Produktionsschule „BOSS“ hatte die Möglichkeit, im Rahmen eines BMBF-geförderten Modellprojektes (BQF) diese zu entwickeln und zu erproben.

45 Produktionsschule Müritz

in der Werkstatt „Büro und Medien“: Diese praxisorientierten Lernbausteine 'à la carte' (Word, Excel, E-Mail, Internet, sind an die Anforderungen einer Produk- Power Point); „Digitale Version“ (Kamera tionsschule, die Arbeiten und Lernen ver- und Foto, Bildbearbeitung); „Hallo“ (Te- bindet, angepasst. lefontraining). Der ganzheitliche Ansatz der Produkti- onsschule ist durch die zusätzlichen An- Zudem gibt es allgemeine Angebote, wie gebote für musische, politische und so- die Lernbausteine „Lebenswelten“ (Be- ziale Bildung geprägt. Auch erleb nis- hördenbesuche, Mobilitätstraining, Frei- pädagogische Angebote (hierzu werden zeit – Wohnen – Finanzen, Bewerbungs- sportliche und kulturelle Angebote ge- training), „Ausbildung zum Babysitter“, zählt) sind vorgesehen. Beispiele für die „Kurs Erste Hilfe am Kind“ sowie „Lehr- zusätzlichen Angebote sind: gang Erste Hilfe für den Führerschein“.

• gemeinsame Lernprojekte mit dänischen Jugendlichen • Seminare „Zivilcourage gegen Rechts“ • 5-tägiger Workshop in Polen „Geschichte zum erleben – Ausschwitz“ • Besuch des Landtages Schwerin/des Bundestages in Berlin • Jugendtage des CJD im Ausland • musische Festtage des CJD • Weihnachtsandacht in der Marienkirche Waren • Sportveranstaltungen (Eishalle, Kegeln, Bowling, Wanderungen, Tischten- nis-Turnier, Fußball) • Eisfest in Boeck • Besuch der MELA • Besuch der Mahn- und Gedenkstätte Sachsenhausen.

Die Jugendlichen, die erfolgreich die Produktionsschule absolviert haben, erhalten von der Produktionsschule Müritz

• ein Trägerzertifikat über die absolvierten Lernbausteine sowie • ein Schulzeugnis (durch das Staatliche Schulamt) bei erfolgreich bestandenen Prüfungen zum externen „Erwerb der Berufsreife“.

46 Die Produktionsschulen in Mecklenburg-Vorpommern

Vernetzung und Partnerschaften

Schulische Partner

Die Produktionsschule arbeitet mit dem Mecklenburgische Seenplatte, den re- Staatlichen Schulamt Neubrandenburg, gionalen Schulen und mit Schulsozial- der Beruflichen Schule des Landkreises arbeitern zusammen.

Zusammenarbeit mit dänischen Produktionsschulen

Die Produktionsschule Müritz pflegt re- jährlich gemeinsame Projekte durch. gelmäßige Kontakte zu dänischen Pro- Der gemeinsame Jugendaustausch duktionsschulen und führt mit ihnen steht dabei im Mittelpunkt.

Elternarbeit/ Zusammenarbeit mit Trägern der Jugendhilfe

Große Bedeutung, besonders bei den tionsabend für Eltern statt: ein Eltern- Jugendlichen unter 18 Jahren, hat die abend zur Weihnachtszeit sowie ein El- Zusammenarbeit mit den Eltern und terninformationstag für das neue Schul- mit den verschiedenen Trägern der Ju- jahr (Juni). Die Fachkräfte pflegen gendhilfe. Dies wird zu einer wichtigen regelmäßigen Kontakt zu den Eltern Aufgabe des Werkstattpädagogen er- und Erziehungsberechtigen, aber auch klärt. Die Eltern bzw. Erziehungsberech- zu Trägern der Heimerziehung oder der tigten erhalten regelmäßig Informatio- Jugendgerichtshilfe, sofern Jugendli- nen und werden verantwortlich in die che dort betreut oder begleitet werden. Prozesse der Produktionsschule einbe- zogen. Zweimal jährlich finden Informa-

Öffentlichkeitsarbeit

Die Produktionsschule Müritz leistet des Förderausschusses Schulverwei- von Beginn an eine aktive Pressearbeit. gerung) und Versammlungen der Stadt Es gibt regelmäßige Berichte über den Waren und des Landkreises Mecklen- Produktionsschulalltag und ihre Ju- burgische Seenplatte – aber auch über- gendlichen, aber auch über die Zusam- regional (z.B. LAG ÖRT) – vertreten. menarbeit in der Region (u.a. Beirat) in Die Verortung und Präsenz wird durch den regionalen Tageszeitungen und in aktive Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Info- bzw. Amtsblättern. aber auch durch die (regelmäßige) Teil- Die Produktionsschule ist zudem in re- nahme an Veranstaltungen in der Re- gionalen Gremien (z.B. Unterausschuss gion, wie beispielsweise das „Weih- Schule, Jugend, Beruf; Unterausschuss nachtsfrühstück mit Nachbarn“ erreicht.

47 Produktionsschule Müritz

Besonderheiten

Die Fachkräfte der Produktionsschule bereiten externer Prüfungen (Erwerb Müritz verfügen über langjährige Erfah- der „Berufsreife“, seit 2006/07 erstmalig rungen und sind ein „eingespieltes auch Vorbereitung auf den Realschul- Team“. Ein Großteil arbeitet seit dem abschluss), sondern auch in der Orga- Jahr 2001 zusammen, im Jahr 2003 sind nisation (überdurchschnittliche Ein- und zwei Kollegen bzw. im Jahr 2006 ist ein Ausstiege im August/ September – ana- weiterer Kollege dazu gekommen. log zu Schuljahres- und Ausbildungs- Die Produktionsschule Müritz denkt beginn) sowie in den sprachlichen Re- und organisiert sich in Schuljahren. Dies gelungen, wie „Schuljahr“, „Ferien“, zeigt sich nicht nur in der starken Ori- „Schulleiter“, „Schuljahresarbeitsplan“ entierung auf das Nachholen und Vor- etc.

Werkstätten

Zu den Besonderheiten der Produkti- Die Produktionsschule Müritz hat zu- onsschule Müritz gehört außerdem die dem zwei Kreativ-Werkstätten: die „Mu- Wahl der Werkstätten. Neben den tra- sische Werkstatt“ und die Werkstatt ditionellen Werkstattbereichen einer „Kreatives Büro“. Die Erweiterung Produktionsschule, wie Holz und Haus- wurde im Jahr 2014 vorgenommen, um wirtschaft/ Küche wurde eine Werkstatt flexibler auf die Ansprüche und Aus- „Forst und Fischerei“ (zur Bewirtschaf- gangslagen der Jugendlichen eingehen tung der Teiche wurde 2008 eine Schaf- zu können. Zur Werkstatt „Kreatives herde angeschafft) eingerichtet. Hierbei Büro“ gehört eine kleine Töpferwerk- handelt es sich um einen auf den Be- statt. Damit wird mehr Abwechslung in dingungen und Traditionen der Müritz- den Tagesablauf der Bürowerkstatt ge- Region aufbauenden Beschäftigungs- bracht. und Ausbildungsbereich (Fischerei, ökologische Landschaftspflege durch Schafhaltung).

48 Die Produktionsschulen in Mecklenburg-Vorpommern

Produktionsschule Vorpommern-Rügen

Rahmenbedingungen

Trägerschaft

Die Produktionsschule Vorpommern-Rü- ca. 120 Mitarbeitern in verschiedenen gen befindet sich in Trägerschaft des Landkreisen in den Fachbereichen: Be- Christlichen Jugenddorfwerks Deutsch- rufshilfe/Qualifizierung, Arbeitsvermitt- lands (CJD) Waren (Müritz). Der Standort lung, Kinder- und Jugendhilfe, Jugend- CJD Waren (Müritz) arbeitet seit 1990 mit berufshilfe und Jugendsozialarbeit.

Vorgeschichte

Die Produktionsschule Vorpommern-Rü- Barth (gefördert durch das Landespro- gen im CJD Waren (Müritz) startete als gramm Mecklenburg-Vorpommern) und Produktionsschule am 1. Januar 2013. die CJD Produktionsschule Garz (geför- Es gab zuvor zwei Produktionsschulen dert durch das Jobcenter, das Jugendamt im Landkreis: die Produktionsschule in und eine Stiftung). Das Sozialministerium

49 Produktionsschule Vorpommern-Rügen

Mecklenburg-Vorpommern entschloss mern-Rügen zu übertragen und eine künf- sich für eine zentrale Lage für den Land- tige Leiterin einzuarbeiten. Von diesem kreis Vorpommern-Rügen. Nach entspre- Modell wurde Abstand genommen und chender Abstimmung mit den Trägern der eine Teamleitung (bestehend aus zwei Jugendhilfe wurde beschlossen, eine gleichberechtigten Personen – Gender- neue Produktionsschule in Stralsund auf- ansatz) eingesetzt. Die bisherige Erfah- zubauen. Mit der Trägerschaft wurde das rung mit diesem Leitungssystem ist po- CJD Waren (Müritz), auf Grund der jahre- sitiv. Die Produktionsschule Vorpommern- langen Erfahrungen mit dem Thema Pro- Rügen versteht sich als ein flexibles, er- duktionsschulpädagogik, beauftragt. gänzendes und regionales Angebot an Die Produktionsschule Vorpommern-Rü- der Schnittstelle der Jugendberufshilfe gen formierte sich zum 1. Januar 2013. und den Hilfen zur Erziehung. Sie orien- Wichtige strukturelle Fragen mussten um- tiert sich an den Modellen der dänischen gesetzt werden. Das CJD Waren (Müritz) Produktionsschulen und unterbreitet jun- entschloss sich nach drei Monaten dazu, gen Menschen bis zum Alter von 21 Jah- das ursprüngliche Leitungsmodell (Lei- ren Angebote in verschiedenen Berei- ter – stellvertretende Leitung) aufzuheben. chen. Die Produktionsschule hält fol- Geplant war, einem erfahrenen Mitarbeiter gende Werkstätten und Berufsfelder vor: aus der Produktionsschule Müritz die Lei- Gastronomie, Bau und Forst, Holz Kreativ, tung der Produktionsschule Vorpom- Metall und See – Kutter.

Leitbild der Produktionsschule

Die Produktionsschule Vorpommern-Rü- Die Produktionsschule orientiert sich in gen im CJD Waren (Müritz) ist eine Ein- der pädagogischen Arbeit am christlichen richtung für junge Menschen, die Pro - Menschenbild und verbindet praxisorien- bleme bei der Bewältigung von schuli- tierte Tätigkeiten mit theoretischem Ler- schen Aufträgen und beim Einstieg in eine nen. Erwerbstätigkeit haben. Sie macht es sich Mit der Unterstützung der Landesregie- zur Aufgabe, den Jugendlichen in seiner rung Mecklenburg-Vorpommern, dem Persönlichkeit und Eigenverantwortlich- Landkreis Vorpommern-Rügen, den keit zu stärken, um ihn auf seinen von Kommunen, dem kommunalen Jobcenter ihm bestimmten Weg für das Leben und und verschiedenen Verbänden aus der einen Beruf zu führen. Wirtschaft ist die Einrichtung ein alterna- „Du bist richtig (!)“ ist die Grundüberzeu- tives Angebot bei der Gestaltung von gung im Umgang mit den jungen Men- Übergängen von der Schule in eine Aus- schen. bildung.

50 Die Produktionsschulen in Mecklenburg-Vorpommern

Die Produktionsschule Vorpommern-Rü- Marktorientierung, Produktion und Lernen gen (VR) versteht sich als eine Einrichtung benennt die eigentlichen pädagogischen im Handlungsfeld Übergang Schule – Be- Zauberwörter. Sie bietet ein lebendiges, ruf und als ein flexibles, ergänzendes und werkstattorientiertes Lernen und Arbeiten regionales Angebot der Jugendhilfe für in ganzheitlichen Zusammenhängen. Die den Landkreis Vorpommern-Rügen. Da- jungen Menschen erleben so einerseits bei dient die Konzeption der dänischen Anerkennung ihrer täglichen Arbeit und Produktionsschulen als Vorbild. andererseits den Sinn theoretischer wie Sie bietet in ihren regionaltypisch ausge- auch sozialer Lernanforderungen. richteten Werkstätten Produkte und Die Produktionsschule Vorpommern-Rü- Dienstleistungen an, die eine Anerken- gen arbeitet nach dem Prinzip einer nung durch den realen Verkauf auf einem Ganztagsschule. Markt erhalten. Diese Kombination von

Werkstätten

An der Produktionsschule Vorpommern-Rügen können die Jugendlichen zwischen fünf verschiedenen Werkstattbereichen wählen:

Werkstatt Produkte/Tätigkeiten:

Werkstatt 1: Gastronomie Catering, Essenversorgung der Teilnehmer, Frühstück für Externe

Werkstatt 2: See - Kutter Küstenfischerei auf der Ostsee mit Fangquote, Teilnahme an Events an der Ostseeküste (Hanse Sail, Stettin und Travemünde), Tourismus

Werkstatt 3: Metall Zäune, Feuerschalen, Grills, Räucheröfen, Zuarbeiten für einheimische Metallfirmen

Werkstatt 4: Holz - Kreativ Möbel für den Außenbereich, Einzelmöbelstücke, Rasthütten

Werkstatt 5: Bau - Forst - Landschaftspflegearbeiten, Zuarbeiten Bautischlerei Landschaftspflege für einheimische Firmen, Brennholzgewinnung

51 Produktionsschule Vorpommern-Rügen

Arbeiten und Lernen

Regelwerk

Das Arbeiten, Lernen und Zusammenle- (viele Gespräche; Sanktionen: Abzug von ben an der Produktionsschule wird durch der individuellen Leistungsprämie sowie eine Hausordnung, eine Schulvereinba- Beurlaubung). Einen Jugendlichen zu ent- rung sowie einen Nachtrag zur Schulver- lassen, wird als absolut letzte Lösung ge- einbarung geregelt. sehen. Die „Formel“ lautet: „Wenn wir je- An der Produktionsschule gibt es keine manden entlassen müssen, ist dies unser Probezeit, da den Jugendlichen Zeit zum aller Versagen!“ Ankommen gegeben werden soll. Den- Eine Schulvereinbarung wird zwischen noch herrschen klare Regeln, die bei der Produktionsschule und dem Schüler Nichtbeachten ggf. sanktioniert werden geschlossen. Diese besagt u.a., dass:

• über einen bestimmten Zeitraum die Möglichkeit des Besuches der Produkti- onsschule Vorpommern-Rügen besteht („§ 1 Dauer Bildung und Beschäfti- gung“), • der Schulbesuch vorrangig in den Räumen der PS stattfindet („§ 2 Bildungs- und Beschäftigungsort“), • die wöchentliche Bildungs- und Beschäftigungszeit 36 Stunden in der Woche umfasst und ein Ferienumfang von 30 Tagen gewährt wird. Die Ferienzeiten werden durch die Schule festgelegt („§ 3 Bildungs- und Beschäftigungsort“).

Außerdem werden die Rechte des Produktionsschülers festgeschrieben („§ 4 Rechte“):

• auf Beschäftigung in einem Produktionsbereich der Produktionsschule, • auf die Prüfung zur Berufsreife vorbereitet zu werden, • auf die Teilnahme an zusätzlichen angebotenen Qualifizierungen und Lernein- heiten, • auf die Mitarbeit im Schülersprecherrat, • auf die Nutzung der monatlich angebotenen Freizeiten sowie • Arbeitsschutzkleidung zu erhalten, wenn es bestimmte Arbeiten erfordern.

Ebenfalls wird schriftlich vereinbart, dass der Schüler einen täglichen Mittagsimbiss zum Kostenpreis von 2 Euro erhält.

Die Schulvereinbarung enthält auch die Pflichten der Produktionsschüler („§ 5 Pflich- ten“):

• regelmäßiges und aktives Arbeiten und Lernen im gewählten Produktionsbe- reich, • regelmäßige Teilnahme am Schulunterricht, der Fachtheorie und den Prüfungen, • den Weisungen des Personals der Produktionsschule zu folgen.

52 Die Produktionsschulen in Mecklenburg-Vorpommern

• die geltende Haus- und Schulordnung zu beachten, • Werkzeuge, Maschinen und sonstige Einrichtungen pfleglich zu behandeln und nur zu den übertragenden Aufgaben zu verwenden, • Tätigkeitsnachweise ordnungsgemäß und regelmäßig zu führen, • sich bei Fernbleiben unter Angabe von Gründen am gleichen Tag bis 10 Uhr zu melden; Krankenscheine sind innerhalb von 3 Tagen abzugeben, • für persönliche Arbeitsbekleidung selbst zu sorgen.

Unter § 6 („Vergütung“) wird festgeschrie- für die Förderung von Produktionsschulen ben, dass kein Anspruch auf Vergütung im Land Mecklenburg-Vorpommern vom besteht. 26. Juni 2014 (AmtsBl. M-V 2014, 846). Die Zahlung des Produktionsschulgeldes Die Schul- und Hausordnung der Produk- als individuelle Leistungsprämie erfolgt tionsschule Vorpommern-Rügen regelt nach den Vorgaben in den Grundsätzen das gemeinsame Arbeiten und Lernen.

Nachholen von Schulabschlüssen

Die Produktionsschule Vorpommern-Rü- Müritz wurde ein bewährtes und erfolg- gen bietet die Vorbereitung auf einen reiches System der Vorbereitung auf den staat lich anerkannten Schulabschluss an; externen Erwerb der Berufsreife (externe begleitende Unterstützungs-, Förder- und „Nichtschülerprüfung”) etabliert, das auch Lernangebote für alle Jugendlichen wer- für die Produktionsschule Vorpommern- den damit eingebunden. Rügen zum Einsatz kommt. Es existiert Im Vergleich zu den anderen Produkti- eine sehr gute Zusammenarbeit mit dem onsschulen im Landesprogramm „Pro- zuständigen Schulamt sowie der koope- duktionsschulen in Mecklenburg-Vor- rierenden Schule und mit den Honorar- pommern“ ist eine sehr starke Orientie- kräften. rung auf das Nachholen eines Schulab- schlusses („Erwerb der Berufsreife“) zu Die Produktionsschule Vorpommern-Rü- verzeichnen. An der Produktionsschule gen „denkt in Schuljahren“:

• es sind überdurchschnittlich viele Ein- und Ausstiege im August/ September – analog zu Schuljahres- und Ausbildungsbeginn – zu verzeichnen; • auch die sprachliche Regelung „Schuljahr“ (auch im offiziellen Sprachgebrauch) verstärkt dies; • zudem gibt es keine Betriebsferien, sondern – analog zu Sommerferien in den Schulen – versetzte Ferien der einzelnen Werkstätten, • am vorletzten Schultag – wie in den Regelschulen – findet eine feierliche Zeug- nisübergabe statt.

An der Produktionsschule Vorpommern- gene Lerngruppen (je nach festgestelltem Rügen gibt es – nach einer entsprechen- Leistungsstand). In der Regel existieren den Leistungsfeststellung der Kenntnisse vier Lerngruppen. u.a. in Mathematik und Deutsch – homo-

53 Produktionsschule Vorpommern-Rügen

Weitere Bildungsangebote

Die Produktionsschüler können als Wahl- fach für den Arbeit-Wirtschaft-Technik- Unterricht (AWT-Unterricht) Inhalte aus den sog. „Lernbausteinen“, wie bei- spielsweise Motorkettensägenschein, technische Geräte – Garten – Landwirt- schaftsbereich, Grundlagen im Kunden- service, PC-Qualifizierung, Gesundheits- pass oder Umgang mit Lebensmitteln auswählen. zeit – Wohnen – Finanzen, Bewerbungs- Seit dem Schuljahr 2014/2015 wird die training), „Ausbildung zum Babysitter“, verstärkte, werkstattbezogene Erarbei- „Kurs Erste Hilfe am Kind“ sowie „Lehr- tung und Umsetzung der Konzeption gang Erste Hilfe für den Führerschein“. „praxisorientierte Lernbausteine“ umge- Diese praxisorientierten Lernbausteine setzt. sind an die Anforderungen einer Produk- Mit den für alle Werkstätten relevanten tionsschule (die Arbeiten und Lernen ver- Schwerpunkten, wie Grundlagen für die bindet) angepasst. Arbeitssicherheit (Umgang mit Maschi- Der ganzheitliche Ansatz der Produkti- nen), Grundlagen für den AWT (Fach- onsschule ist durch die zusätzlichen An- theorie)-Unterricht, Grundlagen einer bes- gebote für musische, politische und so- seren Vermittlung und werden werkstatt- ziale Bildung geprägt. Auch erlebnispä- spezifische Lernbausteine angeboten. dagogische Angebote (hierzu werden Zudem gibt es allgemeine Angebote, wie sportliche und kulturelle Angebote ge- die Lernbausteine „Lebenswelten“ (Be- zählt) sind vorgesehen. Beispiele für die hördenbesuche, Mobilitätstraining, Frei- zusätzlichen Angebote sind:

• gemeinsame Lernprojekte mit dänischen Jugendlichen, • Seminare „Zivilcourage gegen Rechts“, • Besuch des Landtages Schwerin/des Bundestages in Berlin, • Jugendtage des CJD im Ausland, • musische Festtage des CJD, • Sportveranstaltungen (Eishalle, Kegeln, Bowling, Wanderungen, TT-Turnier, Fußball) • oder Besuch der MELA.

Die Jugendlichen, die erfolgreich die Produktionsschule absolviert haben, erhalten von der Produktionsschule Vorpommern-Rügen:

• ein Trägerzertifikat über die absolvierten Lernbausteine sowie • ein Schulzeugnis (durch das Staatliche Schulamt) bei erfolgreich bestandenen Prüfungen zum externen „Erwerb der Berufsreife“.

54 Die Produktionsschulen in Mecklenburg-Vorpommern

Vernetzung und Partnerschaften

Betriebliche Partner

Die Zusammenarbeit mit den Betrieben erfolgt über den Beirat.

Schulische Partner

Die Produktionsschule Vorpommern- Rügen kooperiert mit der Berufsschule und allen regionalen Schulen des Land- kreises Vorpommern-Rügen und mit sammenarbeit für das kommende Schul- Förderzentren. jahr erarbeitet. Die Zusammenarbeit mit Mit den berufsbildenden Schulen wurde den allgemeinbildenden Schulen erfolgt eine Kooperationsvereinbarung zur Zu- über die Schulsozialarbeiter.

Elternarbeit/ Zusammenarbeit mit Trägern der Jugendhilfe

Wie auch an dem Standort Müritz hat die einbezogen. Zweimal jährlich findet ein Zusammenarbeit mit den Eltern und den Informationsabend für Eltern statt: ein El- verschiedenen Trägern der Jugendhilfe ternabend zur Weihnachtszeit sowie ein eine große Bedeutung (besonders bei den Elterninformationstag für das neue Schul- Jugendlichen unter 18 Jahren). Dies wird jahr (Juni). Die Fachkräfte pflegen regel- zu einer wichtigen Aufgabe der Werkstatt- mäßigen Kontakt zu den Eltern und Er- pädagogen erklärt. Die Eltern bzw. Erzie- ziehungsberechtigen, aber auch zu Trä- hungsberechtigten erhalten regelmäßige gern der Heimerziehung oder der Ju- Informationen und werden verantwortlich gendgerichtshilfe, sofern Jugendliche in die Prozesse der Produktionsschule dort betreut oder begleitet werden.

Zusammenarbeit mit dänischen Produktionsschulen

Die Produktionsschule Vorpommern-Rü- ihnen jährlich gemeinsame Projekte gen pflegt regelmäßige Kontakte zu dä- durch. Der gemeinsame Jugendaus- nischen Produktionsschulen und führt mit tausch steht dabei im Mittelpunkt.

Öffentlichkeitsarbeit

Die Produktionsschule Vorpommern-Rü- wie Amtsblättern. Die Verortung und Prä- gen leistet von Beginn an eine aktive Pres- senz wird durch aktive Presse- und Öf- searbeit. Es gibt regelmäßig Berichte über fentlichkeitsarbeit, aber auch durch die den Produktionsschulalltag und ihre Ju- (regelmäßige) Teilnahme an Veranstaltun- gendlichen, aber auch über die Zusam- gen in der Region, wie beispielsweise am menarbeit in der Region (u.a. Beirat) in „Dänholmtag“, gestaltet. den regionalen Tageszeitungen, Info- so-

55 Produktionsschule Vorpommern-Rügen

Besonderheiten

Die Fachkräfte der Produktionsschule Die Produktionsschule Vorpommern Rü- Vorpommern-Rügen verfügen über lang- gen denkt und organisiert sich in Schul- jährige Erfahrungen in der Produktions- jahren (starke Orientierung auf das Nach- schulpädagogik. Das Grundwissen der holen und Vorbereiten externer Prüfungen Produktionsschulpädagogik vereint das überdurchschnittliche Ein- und Ausstiege, Wissen von vier Produktionsschulen des im August/September, sprachliche Rege- Landes Mecklenburg-Vorpommern: Sechs lungen, wie: „Schuljahr“, „Ferien“, „Schul- von neun Mitarbeitern haben im Vorfeld leiter“, Schuljahresarbeitsplan“ etc.) schon in einer Produktionsschule gear- beitet.

Werkstätten

Zu den Besonderheiten der Produktions- Metallwerkstatt. Die Produktionsschule schule Vorpommern-Rügen gehört außer- hat zudem eine Kreativ-Werkstatt: die dem die Wahl der Werkstätten. Neben „Holzwerkstatt - Kreativ“. Die Erweiterung den traditionellen Werkstattbereichen ei- wurde Ende 2014 vorgenommen, um fle- ner Produktionsschule, wie Holz und Haus - xibler auf die Ansprüche und Ausgangs- wirtschaft/Küche, gibt es eine Werkstatt lagen der Jugendlichen eingehen zu kön- „See – Kutter“ (mit einer eigenen Fang- nen. quote) und eine sehr gut funktionierende

56 Die Produktionsschulen in Mecklenburg-Vorpommern

Hanse Produktionsschule Rostock

Rahmenbedingungen

Trägerschaft

Der Verein „Jugendhilfe Stadt und Land anderen Gebietskörperschaften in Meckl- e.V.“ mit Sitz in Rostock und Kowalz enburg-Vorpommern. Aktuell arbeiten im wurde am 1. Mai 2003 gegründet und Verein „Jugendhilfe Stadt und Land e.V.“ verfolgt ausschließlich gemeinnützige ca. 25 Mitarbeiter mit befristeten Verträ- Zwecke. Ziele des Vereins sind die För- gen (pädagogisches Personal, Honorar- derung der Bildung und Erziehung von kräfte, geringfügig Beschäftigte, Beschäf- Jugendlichen und hilfebedürftigen Er- tigte in Arbeitsgelegenheiten). Die Hanse wachsenen mit der Durchführung von Produktionsschule ist seit dem Jahr 2012 Projekten und Maßnahmen der Jugend- zertifiziert nach DIN EN ISO 9001:2008 hilfe, Jugendberufshilfe und Beschäfti- und AZAV und arbeitet nach dem Quali- gungsmaßnahmen in der Hansestadt tätsmanagementsystem. Rostock, dem Landkreis Rostock und in

57 Hanse Produktionsschule Rostock

Vorgeschichte

Beim Träger „Jugendhilfe Stadt und Land und Landesentwicklung des Landes e.V.“ bestehen langjährige Erfahrungen in Mecklenburg-Vorpommern statt. Im Au- der Arbeit mit benachteiligten Jugendli- gust 2005 fanden dann die letzten und chen und dem Versuch, über sinnstif- entscheidenden Gespräche und Vor-Ort- tende Arbeit produzierend tätig zu sein. Besichtigungen an den Standorten „Neu- Besonders Erfahrungen des früheren Pro- brandenburger Straße“ in Rostock und in jektes SPARTAKUß/AUSZEIT sind in das Kowalz statt. Zum 1. September 2005 Produktionsschulkonzept eingeflossen. konnte die Produktionsschule für Rostock Erste Sondierungs- und Fachgespräche und den Landkreis Bad Doberan mit 70 zur Einrichtung einer Produktionsschule jungen Menschen als zweite Produktions- für die Region Rostock und den Landkreis schule des Landesprogramms „Produk- Bad Doberan fanden bereits im August tionsschulen in Mecklenburg-Vorpom- 2004 mit dem Ministerium für Arbeit, Bau mern“ ihre Arbeit aufnehmen.

Leitbild

Die Produktionsschule Rostock hat sich bereits im Jahre 2005 in Hanse Produkti- onsschule umbenannt und verdeutlicht mit ihrer neuen Bezeichnung ihren klaren Bezug zu ihrer Region, ihrer Geschichte und ihren Traditionen. Das Logo der Hanse Produktionsschule ist ein Abbild eines klassischen Hanse-Hauses. Formu- lierte Grundannahme und Leitidee der Es handelt sich: a) um zwei voneinander Hanse Produktionsschule ist, dass die getrennte Standorte (eine Leitung und ein jungen Menschen innerhalb betrieblicher Team) und b) um einen großen Einzugs- Strukturen unter den „normalen“ Anfor- bereich des Großraumes Rostock (städ- derungen des Marktes qualifiziert werden tischer Charakter) mit dem Landkreis müssen, damit ihre langfristige berufliche Rostock (ländlicher Charakter). Integration gelingen kann. An der Hanse Produktionsschule in Ros- Die Hanse Produktionsschule Rostock ar- tock arbeiten derzeit 15 Mitarbeiter, da- beitet an zwei Standorten: runter vier externe Lehrende. 1. Standort in 18055 Rostock, Neubran- denburger Str. 5a; 2. Standort in 18195 Kowalz, Hauptstr. 4 (ca. 30 km von Rostock entfernt)

58 Die Produktionsschulen in Mecklenburg-Vorpommern

Werkstätten

Jeder Produktionsschüler hat die Mög- Insgesamt gibt es sieben Werkstätten, in lichkeit, verschiedene Produktionsberei- denen die Schüler verschiedene Pro- che zu wählen – in Abhängigkeit von de- dukte herstellen bzw. in denen sie ihrer ren Verfügbarkeit. Ein Wechsel ist frühes- Arbeit nachkommen. In der Metallbau- tens nach vier Wochen jeweils zum Mo- werkstatt werden momentan Angebote natsende in Absprache mit der zu Treppenhäusern, Hinweisschildern Schulleitung und dem Werkstattpädago- und Ständern für Gartenpflanzen entwi- gen möglich (vgl. allgemeingültige Be- ckelt. Auftraggeber aller Werkstätten sind stimmungen in der Hanse Produktions- private Kunden, die Stadt und der Land- schule). kreis Rostock sowie Anliegerbetriebe, das Jugendamt und das Jugendwohnen Rostock.

Die Werkstätten der Hanseproduktionsschule Rostock: Profile, Produkte und Dienstleistungen

Werkstatt/ Berufsfelder Lernchancen Produkte Profil und Dienst- leistungen

Bau-Service Bautechnik; Farbtechnik mitarbeiten beim Einrichten und Sichern Malerarbeiten und Raumgestaltung einer Baustelle; mitarbeiten beim Trockenbau Aufbauen und Abbauen von Arbeits- und Dacharbeiten Schutzgerüsten; ausführen von Abdeck- Hausmeis- und Abklebearbeiten von Einrichtungsge- tertätigkeiten genständen, Böden, Fenstern und Türen; Abrissarbeiten entfernen von nicht tragfähigen Anstrichen Transport/ und alten Belägen; reinigen der zu bear- Entsorgungs- beitenden Untergründe; schleifen der zu arbeiten bearbeitenden Untergründe; ausführen von Spachtelarbeiten; ausführen von Grundanstrichen

Hauswirtschaft Ernährung und Maschinen, Geräte und Gebrauchsgüter Frühstücks- Gastronomie; wirtschaftlich und sachgerecht einsetzen und Mittags- Lager und Handel und pflegen; Wartung entsprechend der versorgung; Betriebsanleitung durchführen; Speisen- Catering zubereitung und Service: Produkte auf Büfett; Kekse; Beschaffenheit prüfen und zuordnen; Le- Bonbons; bensmittel nährstoffschonend vorbereiten Marmeladen und verarbeiten; Arbeitstechniken und Garverfahren zur Herstellung von Speisen und Getränken anwenden; Gebäcke herstellen; Speisen, Getränke und Gebäcke personen- orientiert und anlassbezogen zusammen- stellen, anrichten und präsentieren;

59 Hanse Produktionsschule Rostock

Werkstatt/ Berufsfelder Lernchancen Produkte u. Profil Dienstleistungen

Metallbau Metalltechnik lesen einfacher technischer Zeichnungen; unter- Vor- und Über scheiden von Metallwerkstoffen, Halbzeugen und dächer; Gelän- Werkzeugen; prüfen, messen, anreißen und körnen; derbau; Zaun- spanen, trennen, umformen; herstellen von anlagen und Verbindungen; behandeln und schützen von Tore; Schweiß- Oberflächen; herstellen von einfachen Bauteilen nach arbeiten; Mon- techn. Zeichnung; tagearbeiten; Reparaturar- beiten

Tischlerei Holztechnik lesen und erstellen einfacher Fertigungszeich- Kleinmöbel; nungen nach Vorgabe; messen, anreißen, prüfen; Holzbauteile; herstellen ausgewählter Holzverbindungen wie Aufarbeitung Kreuzüberplattung, Schlitz- und Zapfen, gestemmten und Restau- Verbindungen, Breitenverbindungen, Fingerzinkungen, rierung von Verleimungen, Schrauben und Nageln; verwenden Möbeln von Klebstoffen und Zusatzmitteln; behandeln von Oberflächen, insbesondere schleifen; herstellen eines einfachen Bauteils bzw. einer Baugruppe nach technischer Zeichnung;

Tierhaltung Agrarwirtschaft Tierpflege (wie ausmisten einer Bucht/ einstreuen der Aufzucht und Ställe) und Versorgung bis zur Schlachtreife für Schlachtung die Vermarktung der Tiere: Einhaltung der Arbeits- und Verkauf hygiene und Arbeitsschutzregeln (Arbeitsplatz von Hühnern, säubern, reinigen); Erzeugung von Grünfutter und Broilern, einfahren des Futters für die Bevorratung; erstellen Enten, Kanin- von Futterplänen für die unterschiedlichen Haustiere, chen; Verkauf wie Hühner, Enten, Kaninchen, Schweine, Mast- von Eiern, hähnchen; erstellen von Preisevergleichen für den Schweine- Verkauf der Tiere; Durchführung des Verkaufs und fleisch und Sicherung einer ordnungsgemäßen Kassenführung Wurst; Puten- geflügel

Gärtnerei Agrarwirtschaft Grundsätze des Natur- und Umweltschutzes, Vermarktung vermeidet Umweltbelastungen; Umgang mit von Pflanzen; Bodenbearbeitungs-Handgeräten (Spaten, Vermarktung Grabeforke, Grubber, Kultivator), umgraben, von Gemüse einarbeiten, lockern, mischen, krümeln und und Obst; planieren; Umgang mit motorgetriebenen große Kräu- Geräten (Motorhacke, Rasenmäher, Frei- tervielfalt schneider), Pflege und Wartung; Kenntnisse zu Bodenarten und ihrer Zusammensetzung, Bodenarten benennen, mittels Fingerprobe und ph-Messung analysieren, Probleme aufzeigen und geeignete Maßnahmen zur Pflege und zur Verbesserung durchführen; Kenntnisse über Bodenverbesserungsmittel

60 Die Produktionsschulen in Mecklenburg-Vorpommern

Werkstatt/ Berufsfelder Lernchancen Produkte u. Profil Dienstleistungen

Kreative Küche Ernährung und Maschinen, Geräte und Gebrauchsgüter wirtschaftlich Mittagsver- Gastronomie; und sachgerecht einsetzen und pflegen; Wartung ent- sorgung; Lager und Handel sprechend der Betriebsanleitung durchführen; Spei- Dekorations- senzubereitung und Service: Produkte auf Beschaffen- artikel; heit prüfen und zuordnen; Lebensmittel nährstoff- Catering; schonend vorbereiten und verarbeiten; Arbeitstech- Konfekt; niken und Garverfahren zur Herstellung von Speisen Töpferei- und Getränken anwenden; Gebäcke herstellen; Spei- produkte; sen, Getränke und Gebäcke personenorientiert und Körnerkissen; anlassbezogen zusammenstellen, anrichten und prä- Kerzen sentieren; Kreativarbeiten herstellen, Dekorations- möglichkeiten kennenlernen und herstellen

Arbeiten und Lernen

Regelwerk

Das Arbeiten und Lernen an der Hanse Produktionsschule Rostock ist durch Regeln geprägt und wird durch eine Schul- und Beschäftigungsvereinbarung und „allgemeine Bestimmungen“ (Hausordnung) strukturiert. Der „Schul- und Beschäftigungsvertrag“ wird zwischen der Hanse Produktionsschule (HPS) und dem Produktionsschüler ge- schlossen und regelt, dass:

• der Vertrag für maximal 18 Monate geschlossen werden kann (§ 2 „Beginn, Ver- weildauer“), • die jungen Menschen einen monatlichen Urlaubsanspruch von 2,5 Tagen haben (Urlaubswünsche sind rechtzeitig mit dem Werkstattpädagogen abzustimmen und schriftlich einzureichen) (§ 3), • die schulische, berufsschulische, praktische und produktive Bildung und Be- schäftigung, einschließlich beruflicher Orientierung (§ 4) Inhalt der Produktions- schule ist, • der Produktionsschüler freiwillig in der HPS ist, sich auf ein produktives Lernen unter betriebsnahen Bedingungen einlässt und leistungsorientiert arbeitet (§ 3), • die Produktions- und Schulzeit maximal 39 Stunden/ Woche (§ 3) beträgt, • die Teilnahme am fachpraktischen und theoretischen Unterricht verpflichtend (§ 4) ist sowie Schüler unter 18 Jahren der Berufsschulpflicht unterliegen (§ 5), • die geltende Hausordnung in den Integrationswerkstätten einzuhalten (§ 5) ist, • dem Produktionsschüler bei Tätigkeitsbeginn einmalig Arbeitsbekleidung gestellt wird. Für Arbeitsschuhe und -hose wird eine Kaution von je 5 Euro von der ersten Vergütung einbehalten. Bei Verlust oder mutwilliger Beschädigung ist der Schüler verpflichtet, den Betrag für die erneute Ausstattung mit Arbeitskleidung in voller Höhe zu zahlen. Der Betrag wird ihm von der individuellen Leistungs- prämie abgezogen (§ 6), • monatlich eine Netzkarte zur Verfügung gestellt (§ 7) wird.

61 Hanse Produktionsschule Rostock

Rituale

In den qualitativen Standards der Hanse duktionsschule. Das Nachdenken und die Produktionsschule sind feste Tages-, Wo- pädagogische Gestaltung von Ritualen chen- und Monatsstrukturen (als wesent- haben einen festen Platz in der gemein- liches pädagogisches Element) festge- samen Arbeit zwischen den jungen Men- schrieben, wie beispielsweise ein wö- schen und den Werkstattpädagogen. Die chentliches Teamgespräch der Werkstatt- Abstimmung erfolgt in den Teams der bereiche, das monatliche Freizeitangebot HPS. Auch besteht ein monatliches Ritual unter der Leitung des Werkstattpädago- im Zusammenhang mit der Besprechung gen, der Treffpunkt der Schulleitung mit des Motivationsgeldes. den Gruppensprechern sowie das ge- meinsame Essen aller Schüler und Werk- Es gibt eine Sitzordnung, die vorsieht, stattpädagogen. dass die Werkstattpädagogen – werk- stattweise – mit ihren Schülern zusam- Rituale gehören von Anfang an zu einem mensitzen; es gibt einen Extra-Tisch für festen und wichtigen Bestandteil der Pro- Honorarkräfte und anderes Personal.

Zu den Ritualen an der Hanse Produktionsschule gehören:

• Geburtstagsrituale , • regelmäßige Arbeit (monatlich) mit und von den Gruppensprechern, • gemeinsame Freizeitaktivitäten.

Besonders hervorzuheben sind die Me- dienprojekte der Hanse Produktionsschule Rostock, die die jungen Menschen beider Standorte nutzen können.

Die Hanse Produktionsschule – mit Be- achtung der unterschiedlichen Standorte – hat sich zu einem Arbeits-, Lern- und Lebensort entwickelt.

Nachholen von Schulabschlüssen

Die Hanse Produktionsschule bietet die Stärkung der Medienkompetenz, der Ent- Vorbereitung auf einen staatlich aner- wicklung und Festigung sozialer Kompe- kannten Schulabschluss an; begleitende tenzen und berufspropädeutische Ange- Unterstützungs-, Förder- und Lernange- bote gehören dazu. bote für alle jungen Menschen werden Zu den Möglichkeiten, den Schulab- damit eingebunden. Die Orientierung zur schluss nachzuholen, werden – in gerin-

62 Die Produktionsschulen in Mecklenburg-Vorpommern

gem Umfang – auch Angebote zur beruf- Ebenfalls können Zertifikate im Maurer- od. lichen Qualifizierung unterbreitet: So kön- auch Fliesenlehrgang erworben werden. nen Schüler in der Tischlerei den Maschi- Auch die Vermittlung von jungen Men- nenschein erwerben. Schüler aus dem schen in Einstiegsqualifizierungen dient Metallbereich können einen Schweißlehr- der Vorbereitung auf eine betriebliche gang besuchen, um nur einige zusätzliche Ausbildung bzw. soll die Arbeitnehmer- Qualifizierungsangebote zu benennen. übernahme durch die Firmen erleichtern.

Die jungen Menschen, die erfolgreich die Produktionsschule absolviert haben, erhalten von der Hanse Produktionsschule:

• eine Teilnehmerbeurteilung und • ein Zertifikat über erste berufspraktische und berufstheoretische Kenntnisse und Erfahrungen in dem jeweiligen Berufsfeld.

Weitere Bildungsangebote

Der ganzheitliche Ansatz der Produkti- onsschule ist durch die zusätzlichen An- gebote für musische, politische und so- ziale Bildung geprägt. Diese zusätzlichen Bildungsangebote finden während der Ar- beitszeit statt. Sie sind festgeschriebener Bestandteil des Produktionsschulkonzep- tes.

Jede Werkstatt hat in ihrem Jahresplan Aktivitäten bzw. Exkursionen.

Mindestens einmal jährlich findet werk- statt- und standortübergreifend eine Ge- meinschaftsaktion (kulturelle Projekte, Freizeitaktivitäten, Jahresabschluss) statt.

Auch erlebnispädagogische Angebote (hierzu werden sportliche und kulturelle Angebote gezählt) sind vorgesehen – mit dem Ziel, „eine Bindung der Jugendlichen an den Werkstattpädagogen zu erreichen und diese Zeit auch für individuelle Ge- spräche zu nutzen, für die im Arbeitsalltag manchmal die Zeit fehlt.“

63 Hanse Produktionsschule Rostock

Vernetzung und Partnerschaften

Regionale Vernetzung

Ein Beirat unterstützt und berät die Hanse Produktionsschule Rostock seit ihrem Aufbau im Jahre 2005. Zu den Mitgliedern gehören:

• Unternehmerverband Rostock-Mittleres Mecklenburg e. V. (stellt den Vorsitzen- den des Beirats) • Industrie- und Handelskammer zu Rostock • Handwerkskammer Ostmecklenburg- Vorpommern • Bauernverband Bad Doberan e.V. • Kreishandwerkerschaft Rostock – Bad Doberan • Fachverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Mecklenburg-Vorpom- mern e.V. • DGB Region Rostock-Schwerin • Agentur für Arbeit Rostock • Landkreis Rostock, Stellvertretender Landrat • Jobcenter Bad Doberan, Geschäftsführer • Jobcenter Güstrow, Geschäftsführer • Hansestadt Rostock Amt für Jugend und Soziales • Hanse Jobcenter Rostock sowie das • Ministerium für Arbeit, Gleichstellung und Soziales.

Zusammenarbeit mit anderen Beratungs- und Unterstützungseinrichtungen sowie (außerschulischen) Bildungsträgern

Die Hanse Produktionsschule arbeitet eng mit den Jugendämtern, der Arbeitsagentur, dem Jobcenter, den sozialen Diensten, der Jugendgerichtshilfe und anderen Trägern der Jugendhilfe zusammen, wie:

• Caritas: Sucht- und Drogenberatung • Soziale Dienste der Justiz: Straffälligenarbeit • Arbeitsagentur Rostock: BerufsberatungSchabernack, Zentrum für Praxis und Theorie der Jugendhilfe e. V.: Weiterbildung • Rostocker Stadtjugendring: Jugendarbeit • Schmarler Hütte e.V.: Betreuung und Beratung Jugendlicher • Kolping Initiative MV gGmbH: Betreuung und Beratung Jugendlicher • ASB Kinder- und Jugendhilfe: Trainingswohnen • DRK Güstrow, Bad-Doberan: Betreuung und Beratung Jugendlicher • Jugendwohnung Rostock: Betreuung Straffälliger/ Wohnen • IB Rostock; Güstrow, Rostock Land: Beratung, Wohnen.

64 Die Produktionsschulen in Mecklenburg-Vorpommern

Kooperation mit der regionalen Wirtschaft

Die Hanse Produktionsschule Rostock hat diverse Kooperationen mit Betrieben, die den jungen Menschen die Möglichkeit geben, Berufserfahrungen durch Praktika zu sammeln und vereinzelt Berufsausbildungen zu beginnen.

• Autohäuser/ Kfz-Werkstätten (z.B. VW Zentrum Lütten-Klein, Rostock; PAN- In- dustrie, Schwaan; Autohaus Wulfing GmbH Tessin; Kfz Werkstatt Lönnies Do- beran; Fahrzeuglack GmbH & Co. KG, Bad Doberan; Volkswagenzentrum Ros- tock-Lütten Klein; Abschleppdienst und Autohandel, Neubukow) • Lebensmittelhandel/ Großhandel (z.B. Marktkauf Lütten-Klein, Rostock; Tornay- Landfleischerei, Rostock; Marktkauf Lütten Klein; Rossman-Drogerie, Rostock; Handelshof Güstrow; Sky Verbrauchermarkt, Güstrow) • Bau(stoff)märkte/ Landwirtschaft (z.B. Hagebaumarkt, Rostock; Team Baucenter, Neubuckow; Agrar GmbH, Kavelstorf; Holzbau T. Graddert, Alt Sammit; RIH GmbH, Neubukow; Landhandelsshop M. Bienas, Rostock; Gut Tier- und Pflan- zenproduktionsGmbH Rövershagen; Team Baucenter, Neubukow; Agrar GmbH, Kavelstorf) • Pflegeheime (z.B. Pflegeheim Toitenwinkel, Rostock; Pflegeheim im Tessinum; Pflegeheim Graal Müritz; ASB, Pflegeheim Lindenhof, Graal-Müritz) • Kindertagesstätten (z.B. Kita Broderstorf; Kita Tessin) • Hotel und Gastronomie (z.B. Kantinen- und Cateringservice, Rostock; Suppen- küche Bad Doberan; Kantinen-und Cateringservice, Poppendorf; Bistro „Lepetit Pain”, Güstrow; Hotel Hübner, Rostock) • Floristik (z.B. Blumen- u. Kranzbinderei- Floristik Oerlicke, Rostock; Trendefloristik Sanitz) • Fischfang/ Fischhandel Pinnow, Rostock • Holzbau Thomas Gradert, Sammit

Elternarbeit

Die enge Zusammenarbeit mit den Eltern bzw. Erziehungsberechtigten der Produkti- onsschüler wird hervorgehoben.

Schulische Partner

Die Hanse Produktionsschule Rostock kooperiert mit der Beruflichen Schule der Hansestadt Rostock sowie der Beruflichen Schule des Landkreises Rostock (Durch- führung des Berufsschulunterrichtes an der HPS), dem Sonderpädagogischen För- derzentrun Graal-Müritz sowie der Grundschule John Brinkmann Rostock (Berufsori- entierung und Berufsfrühorientierung) zusammen.

65 Hanse Produktionsschule Rostock

Kooperation mit Produktionsschulen/ Berufsschulen außerhalb von Deutschland

Seit dem Jahr 2013 gibt es eine enge Zu- 2015 und die Folgejahre. sammenarbeit und einen Austausch mit Weiterhin hat die Hanse Produktions- zwei dänischen Produktionsschulen. schule 2014 Kontakt zu ungarischen Be- Im Jahr 2014 sind Produktionsschüler rufsschulen geknüpft. Auch diese Zusam- und Werkstattpädagogen zum ersten Mal menarbeit soll im Jahr 2015 durch ge- zum Arbeitsbesuch in Dänemark gewe- genseitige Besuche vertieft werden. Es sen, und die dänischen Kollegen haben besteht eine Kooperation mit einer unga- einen Austausch in Deutschland durch- rischen Berufsschule mit Ausbildungsauf- geführt. Geplant ist dies auch für das Jahr trag.

Besonderheiten

Die Zahlung des Produktionsschulgeldes stattbereichen einer Produktionsschule, als individuelle Leistungsprämie erfolgt wie Holz, Metall und Hauswirtschaft/ Kü- nach den Vorgaben in den Grundsätzen che, wurden eine Gärtnerei sowie eine für die Förderung von Produktionsschulen Tierhaltung eingerichtet. Hierbei handelt im Land Mecklenburg-Vorpommern vom es sich um auf den Bedingungen und Tra- 26. Juni 2014 (AmtsBl. M-V 2014, 846). ditionen der Region des Landkreises Ros- Zu den Besonderheiten der Hanse Pro- tock aufbauende Beschäftigungs- und duktionsschule gehört die Wahl der Werk- Ausbildungsbereiche (Tier- und Pflanzen- stätten. Neben den traditionellen Werk- produktion).

Regelmäßige Befragung der Produktionsschüler

An der Hanseproduktionsschule Rostock Befragung vom Dezember 2014 vorge- werden die Absolventen regelmäßig zu stellt, an der sich 32 junge Menschen be- ihrer Produktionsschule befragt. Nachfol- teiligt haben. gend werden ausgewählte Ergebnisse der

Erwartungen der jungen Menschen an Inhalte und Organisation der Produktions- schule

Die Ergebnisse zu der Befragung der Pro- mittelten Inhalte mit ihren persönlichen jektinhalte sind im Vergleich zum Halbjahr Interessen überein. Ebenso hat ihnen die wesentlich besser ausgefallen. Für mehr Verbindung von Schule und Arbeit, als als 90 Prozent aller befragten Absolven- ein wesentliches Merkmal der Produkti- ten wurden die vorherigen Erwartungen onsschule, gut gefallen. in Richtung beruflicher Orientierung gut Für mehr als 70 Prozent wurden die Er- bis sehr gut erfüllt. Sie fühlten sich auch wartungen in Bezug auf den Schulab- in der persönlichen Situation gut bis sehr schluss und hinsichtlich der Vorbereitung gut unterstützt. Auch stimmten die ver- auf die Ausbildung erfüllt.

66

Die Produktionsschulen in Mecklenburg-Vorpommern

Wie zufrieden bist du mit den Tätigkeiten?

Wie hat dir das Angebot Schule/Arbeit gefallen?

Warst du über den organisatorischen Ablauff gut informiert?

k.A. Stimmten die vermittelten Inhalte mit deinen persönlichen Interessen überein? sehr schlecht

schlecht Fühlst du dich durch die Teilnahme an der HPS in deiner persönlichen Situation unterstützt? gut sehr gut Wurden deine Erwarrttungen in Bezug auff die Vorbereitung auff die Ausbildung erfüllt?

Wurden deine Erwa rrttungen in Bezug auf f die Erreichung des Schul abschlusses e rfüllt?

Wurden deine Erwartungen in Richtung berufliche Or ientierung erfül lt?

0 5 10 15 20 25 30

Bewertungen der Rahmenbedingungen

Die räumliche und technische Ausstat- lativ hoher Renovierungsaufwand not- tung in ihrer Produktionsschule beurteil- wendig, um die Sanitär- und Aufenthalts- ten 75 Prozent (vgl. 83 Prozent im voran- räume der Produktionsschüler und der gegangen Halbjahr)* der Schüler als gut Werkstattpädagogen zu sanieren. Dies bis sehr gut. Zum einen ist in einigen Be- wirkt sich wesentlich auf das „Wohlfühl- reichen, wie z.B. der Gärtnerei, ein re- klima“ aus.

* Im Folgenden finden sich zum Vergleich die Ergebnisse (in Prozent) aus dem vorangegangen Halbjahr 2014 jeweils in Klammern ergänzt. 67

Hanse Produktionsschule Rostock

16F

Für einige Bereiche, wie dem Metallbe- mern von großer Bedeutung und wird so reich und der Tischlerei, haben sich die in der HPS durchgeführt. Arbeitsbedingungen auf Grund der räum- Und nicht zuletzt schätzten 59 (63) Pro- lichen Teilung wesentlich verbessert. zent ein, ihre Ziele gut bis sehr gut ver- wirklichen zu können. Damit hat sich nach

Mit der Erreichbarkeit der Standorte Ros- Selbsteinschätzung der jungen Menschen tock und Kowalz waren 66 (70) Prozent bezüglich ihrer Zielerreichung in der Ten- (zufrieden bis sehr zufrieden. Natürlich ist denz leicht verschlechtert. Nicht alle jun- auch der Weg nach Kowalz für einige Pro- gen Menschen haben die HPS mit Erfolg duktionsschüler täglich eine neue Heraus- abgeschlossen. Diejenigen, deren Schul- forderung. Mobilitätstraining ist in einem vertrag vorzeitig beendet wurde, konnten Flächenland wie Mecklenburg-Vorpom- ihre persönlichen Ziele nicht verwirklichen.

Einschätzung des Klimas an der Hanseproduktionsschule Rostock

Die Zusammenarbeit der Produktions- (63) Prozent der Produktionsschüler schüler in den einzelnen Teams wird mit schätzen die Unterstützung durch die 84 Prozent als gut bis sehr gut einge- Schulleitung als gut bis sehr gut ein. Die schätzt. Das betrifft ebenso den Umgang angebotenen Freizeitaktivitäten haben untereinander. auch den Nerv der Schüler getroffen. 75 Hervorzuheben ist die positive Einschät- (57) Prozent der Produktionsschüler zung der Unterstützung durch die Werk- schätzen die Angebote als gut bis sehr stattpädagogen, die von 100 (86) Prozent gut ein. Es ist gelungen, die jungen Men- ebenfalls als gut bis sehr gut eingeschätzt schen mit ihren Ideen besser in die Pla- wird. Dies bescheinigt den Fachkräften nung einzubeziehen. an der HPS eine gute Arbeit mit den jun- Besonders hervorzuheben sind die alljähr- gen Menschen. Die jungen Menschen er- lichen Projekte im Bereich Informatik/ Me- halten die Unterstützung, die sie in den dienarbeit der Hanse Produktionsschule, unterschiedlichsten Lebenslagen benöti- die Schüler aller Werkstätten und beider gen, sie fühlen sich angenommen, wert- Standorte nutzen können. Bisher fanden geschätzt und unterstützt. Die Arbeit der mehrere große Medienprojekte statt.

Schulleitung wurde besser gewertet: 78

68 Die Produktionsschulen in Mecklenburg-Vorpommern

Produktionsschule Westmecklenburg

Rahmenbedingungen

Trägerschaft

Die Produktionsschule Westmecklenburg • berufsspezifische Weiterbildungen und befindet sich in Trägerschaft der 2006 ge- Anpassungsfortbildung sowie gründeten All Pütter gGmbH. Zum Leis- • multilaterale Projektarbeit, Freizeit- und tungsspektrum der ALL Pütter gGmbH, Bildungsangebote. die seit Februar 2008 als Träger der freien Jugendhilfe anerkannt ist, gehören: Die ALL Pütter gGmbH ist zu 100 Prozent eine Tochtergesellschaft des Jugendför- • berufsvorbereitende Maßnahmen, dervereins Parchim/ Lübz e.V., einem ge- • schulbezogene Berufsfrühorientierung, meinnützig tätigen und anerkannten Trä- • sozialpädagogische und psychosoziale ger der freien Jugendhilfe und Mitglied Betreuung von Kindern und Jugendli- im Paritätischen Wohlfahrtsverband chen, Mecklenburg-Vorpommern. Der Jugend-

69 Produktionsschule Westmecklenburg

förderverein wurde im Juni 1993 gegrün- richtshilfe sowie der Sozialarbeit – wie det. Die Hauptziele des Jugendförderver- auch die Unterstützung und Wiederein- eins Parchim/ Lübz e.V. sind die Förde- gliederung straffällig gewordener Jugend- rung der Jugendpflege, der Jugendge- licher.

Vorgeschichte

Die Produktionsschule Westmecklenburg Die Produktionsschule Westmecklenburg nahm ihren Betrieb gemeinsam mit den ist seit dem 1. August 2006 im Landes- ersten 24 Produktionsschülern am 1. programm „Produktionsschulen in Meck- September 2006 auf. Anders als bei den lenburg-Vorpommern“ vertreten. Die anderen fünf Produktionsschulen in durchschnittlichen Teilnehmerzahlen wur- Mecklenburg-Vorpommern hatten die den bewusst schrittweise erhöht: Im Jahr Fachkräfte eine einmonatige Vorlaufzeit, 2006 gab es 40 Plätze; im Jahr 2007 dann die ihnen eine optimale Vorbereitung ei- die vom Landesprogramm geforderten 60 nes gemeinsamen „Fahrplans“ und Zeit Plätze. für konzeptionelle und inhaltliche Arbeit sowie zur Team- und Organisationsent- wicklung ermöglichte.

Leitbild der Produktionsschule

Der Name ist Programm: Die Abkürzung ALL steht für Arbeiten-Leben-Lernen. „Pütter“ verdeutlicht den regionalen Be- zug: „pütt“ steht im regionalen Dialekt für „Pfütze“ und ist zugleich die ortstypische Bezeichnung für Parchim. Die gewählte Bezeichnung der Produktionsschule ver- deutlicht weiterhin eine klare Verortung in der Region Westmecklenburg. Die Produktionsschule Westmecklenburg Werkstätten sowie das Hauptgebäude hat als erste der sechs Produktionsschu- (Verwaltung, sowie der Bereich Hauswirt- len in Mecklenburg-Vorpommern konse- schaft/Vermarktung/Veredelung) liegen quent ein Leitbild, im Sinne eines Corpo- am Park des Gutes, in dem sich u.a. ein rate Design, entwickelt. Die Produktions- großer alter Ginkgo-Baum befindet. Das schule befindet sich auf einem alten Guts- Ginkgo-Blatt wurde als Symbol für die gelände der Gemeinde Granzin. Die Produktionsschule gewählt.

70 Die Produktionsschulen in Mecklenburg-Vorpommern

Werkstätten

Standorte der neun Werkstätten

Greven (Hauptstandort), am Wirtschafts- dem 1. September 2013. Produktions- hof 11a in 19386 Greven sowie Schwerin schulleiterin für die gesamte Produktions- (ca. 52 km entfernt von Greven), Hopfen- schule Westmecklenburg ist Sabine bruchweg 4 in 19059 Schwerin. Die Pro- Trepke; Standortleiterin in Schwerin ist duktionsschule ist seit dem 1. September Jacqueline Danschke. 2006 tätig – am Standort Schwerin seit

Werkstatt Produkte/Tätigkeiten:

Keramikwerkstatt Saisonale Keramikartikel, Gartenstühle, Übertöpfe, in Greven: Blumen Holzwerkstatt Rustikale Holzmöbel, Schautafeln, Deko-Artikel, Holz- in Greven: kiepen, Regale, Holztore, Pavillons, Dienstleistungen Metallwerkstatt Metalltore, Grills, Feuerkörbe, Zäune, in Greven: Dienstleistungen Metallwerkstatt Metalltore, Grills, Feuerkörbe, Metallmöbel, Pflege des in Schwerin: Fuhrparks der Produktionsschule, Hasengehege, Dienstleistungen Werkstatt Gartenbau- Hierbei handelt es sich um eine Doppelwerkstatt mit und Landwirtschaft 20 Jugendlichen und 2 Werkstattpädagogen. in Greven: Jungpflanzenanzucht, Saat, Gemüsepflanzen, saison- ale Floristikartikel, Obst, Dienstleistungen, Verkauf von Galloway Herdbuchtieren nach Körung, Schlachtung Galloway zur Verarbeitung von Frischfleisch und Wurst, Vermietung des Zuchtbullen Werkstatt Vermark- Herstellung Frühstück im Haus, Mittagsversorgung im tung – Veredelung – Haus und Gäste, Marmeladen, Öle, Kuchen, Hauswirtschaft (VVH) Catering und Dienstleistungen in Greven: Werkstatt Verkauf im Bistro, Dienstleistungen Verkauf – Lager – Logistik – Service in Schwerin: Werkstatt Haus- Frühstück und Mittag im Haus; wirtschaft (HOGA) Dienstleistungen in Schwerin:

71 Produktionsschule Westmecklenburg

Arbeiten und Lernen

Das Regelwerk der Produktionsschule Westmecklenburg

Das Arbeiten, Lernen und Zusammenle- Schulvereinbarung sowie verschiedenste ben an der Produktionsschule Westmeck- Regelanweisungen für die Mitarbeiter lenburg ist stark durch Regeln geprägt strukturiert. und wird durch eine Hausordnung, eine

Zwischen der Produktionsschule Westmecklenburg und dem Produktionsschüler wird eine Schulvereinbarung geschlossen. Sie besagt, dass:

• der Jugendliche die „Möglichkeit der individuellen Förderung zur beruflichen Orientierung und zur Vorbereitung auf die externe Nichtschülerprüfung zur Er- langung von Schulabschlüssen“ erhält, • das Beschäftigungsverhältnis maximal für 18 Monate geschlossen werden kann (§1 Dauer der Bildung und Beschäftigung), • der Schulbesuch vorrangig in den Räumen der Produktionsschule Westmeck- lenburg erfolgt.

Diese Schulvereinbarung regelt ebenso, dass die wöchentliche Bildungs- und Be- schäftigungszeit 36 bis 40 Stunden umfasst. Es wird ein Ferienumfang von 30 Tagen gewährt. Die Ferienzeiten werden durch die Schule festgelegt.

Den Produktionsschülern werden folgende Rechte (§ 4) zugesichert:

• Beschäftigung in einem Produktionsbereich der Produktionsschule, • Vorbereitung auf die externe „Nichtschülerprüfung zur Erlangung von Schulab- schlüssen“, • Teilnahme an zusätzlich angebotenen Qualifizierungen und Lerneinheiten, • Bereitstellung von Arbeitsschutzkleidung, wenn bestimmte Arbeiten dies erfor- dern, sowie • Übernahme der Fahrtkosten für die Fahrten zur und von der Produktionsschule, wenn dazu der öffentliche Nahverkehr bzw. ein von der Produktionsschule fest- gelegter Transporteur genutzt wird.

Ebenso sind die Pflichten der Produktionsschüler detailliert festgelegt, wie:

• regelmäßig am Schulunterricht, der Fachtheorie und den Prüfungen teilzuneh- men, • den Weisungen zu folgen, • Werkzeuge, Maschinen und Einrichtungen pfleglich zu behandeln,

72 Die Produktionsschulen in Mecklenburg-Vorpommern

• Tätigkeitsnachweise ordnungsgemäß und regelmäßig zu führen, • sich bei Fernbleiben unter Angaben von Gründen am gleichen Tag bis 10 Uhr zu melden; Krankenschein innerhalb von 3 Tagen einzureichen, • für persönliche Arbeitskleidung selbst zu sorgen, • sich notwendigen gesundheitlichen Untersuchungen zu unterziehen (Erstunter- suchung, Gesundheitsuntersuchung nach § 43 des Infektionsschutzgesetz, Dro- genschnelltest), • sich bei Verdacht auf Drogen- und Alkoholkonsum dem Arzt vorzustellen (bei Bestätigung des Verdachts werden die Erziehungsberechtigten benachrichtigt und der Jugendliche wird nach Hause gebracht, die Transportkosten übernimmt dann der Jugendliche) sowie • die geltende Haus-, Schul- und Werkstattordnung zu beachten.

In § 6 der Schulvereinbarung wird ver- nach den Vorgaben in den Grundsätzen deutlicht, dass es keinen Anspruch auf für die Förderung von Produktionsschulen Vergütung gibt. im Land Mecklenburg-Vorpommern vom Die Zahlung des Produktionsschulgeldes 26. Juni 2014 (AmtsBl. M-V 2014, 846). als individuelle Leistungsprämie erfolgt

Rituale

Rituale gehören von Anfang an zu einem festen und wichtigen Bestandteil der Pro- duktionsschule Westmecklenburg. Das Nachdenken und die pädagogische Ge- staltung von Ritualen haben einen festen Platz. Besonders dem gemeinsamen Mittages- sen (am Freitag: Brunch) wird – von allen Beteiligten – große Bedeutung beigemes- sen und es gehört zum selbstverständli- „Der tägliche gemeinsame Mittagstisch chen Tagespunkt. Die Tische im Speise- entwickelt sich zu einem Kultur-Ritual, bei raum sind in U-Form aufgestellt (dazwi- dem der Stolz auf Gemeinsamkeit und schen noch Quertische). Es gibt keine Zugehörigkeit spürbar ist.“ (Bericht der feste Sitzordnung, alle sitzen buntge- Produktionsschulleiterin auf der konstitu- mischt: Meistens sitzen die Werkstattleiter ierenden Beiratssitzung am 13.11.2006). mit ihren Jugendlichen zusammen. Viele Neben der gemeinsamen Mahlzeit gehö- der Jugendlichen haben inzwischen ihren ren folgende Rituale an der Produktions- Stammplatz. Es herrscht eine sehr ange- schule Westmecklenburg zum festen Be- nehme und entspannte Atmosphäre, es standteil: wird viel gelacht; die Tische sind liebevoll gedeckt: Servietten (natürlich mit Keramik-Serviettenhaltern), Gewürze, Tischdecken.

73 Produktionsschule Westmecklenburg

• Übernahme von Patenschaften durch einzelne Jugendliche, • feste Einstiegsrituale für jeden neuen Produktionsschüler, • Vorstellungsrunde „Neuer“ bei den gemeinsamen Mahlzeiten, • tägliche Morgenbesprechung der Werkstattteams (Begrüßung, Arbeitseinteilung, Einstieg in die Woche bzw. in den Tag), • Geburtstagsrituale (Kuchen + Gratulation + kleines Geschenk zum Geburtstag), • gemeinsame Auslieferung von Produkten, • regelmäßige Arbeit mit und von den Gruppensprechern, • gemeinsame Freizeitaktivitäten, • feierliche Verabschiedung Jugendlicher in Ausbildung, Arbeit sowie • Rituale bei der Auszahlung des Produktionsschulgeldes.

Die Produktionsschule Westmecklenburg ders Teamsportarten) diskutiert und ein entwickelt ihre Produktionsschule konse- leer stehender Raum im alten Gutsge- quent zu einem Arbeits-, Lern- und Le- bäude zu einem Sportraum umgebaut. bensort, beispielsweise auch durch: Ebenso wurde die Idee, Musik zu machen Sportfeste, gemeinsame Ausflüge, ge- (Instrumente und Gesang) konsequent meinsame Arbeiten und Feiern (hier am verfolgt. Inzwischen wird von den Werk- konsequentesten ausgeprägt: Weih- stattpädagogen regelmäßig ein Musikan- nachtsfeier, Ostern). gebot unterbreitet. Mit dem Sportverein In den ersten Jahren wurde über die Lübz wurde ein Vertrag geschlossen, und Wichtigkeit von Sport an Produktions- die Jugendlichen können in ihrer Freizeit schulen und einem Sportangebot (beson- in den Sportverein gehen.

Nachholen von Schulabschlüssen

Zu den Angeboten der Produktionsschule Westmecklenburg gehört auch, einen „Schulabschluss nachholen“ zu können. Mit der Vorbereitung einer Gruppe von Produktionsschülern auf die externe Prü- fung zum „Erwerb der Berufsreife mit Leistungsfeststellung“ (= externe Nicht- schülerprüfung zur Erlangung des Haupt- schulabschlusses) wurde erstmals im Jahr 2007 begonnen. Zum 30. September punkt bestand jedoch die Gruppe nicht 2007 war die Anmeldung einer Schüler- mehr, da diese Produktionsschüler (be- gruppe vorgesehen, und erste Prüfungs- reits) einen Ausbildungsplatz bzw. eine termine wurden mit dem Vorsitzenden der Beschäftigung gefunden hatten. Prüfungskommission von der Regional- Die Jugendlichen unter 18 Jahren sind schule Crivitz abgestimmt. Die schriftli- derzeit alle vom Berufsschulunterricht be- chen Prüfungen sollten laut Plan im No- freit. Sie haben den Weg der Produkti- vember 2007 erfolgen – zu diesem Zeit- onsschule gewählt, weil starke Schulun-

74 Die Produktionsschulen in Mecklenburg-Vorpommern

lust vorliegt und dies in ihrer Schulbio- die Werkstattpädagogen und Honorar- grafie deutlich verzeichnet ist. Sie neh- kräfte abgesichert. Je nach Vorausset- men individuell auf ihre Person abge- zung bereiten sie sich gemeinsam auf die stimmte Lehrinhalte wahr. So wird auch Prüfung der „Berufsreife“ vor. der Berufsschulkurs realisiert und durch

Die Jugendlichen, die erfolgreich die Produktionsschule absolviert haben, erhalten von der Produktionsschule Westmecklenburg:

• ein qualifiziertes Arbeitszeugnis (verbales Arbeitszeugnis), • ein Zertifikat über die durchlaufenen Qualifikationsbausteine in dem jeweiligen Berufsfeld sowie • einen Zensurenspiegel aus dem „Schulbereich“ (mit Noten in Mathematik, Deutsch, Biologie und Arbeit-Wirtschaft-Technik), der parallel zu den Angeboten der Werkstätten angeboten wird.

Weitere Bildungsangebote

Vor dem offiziellen Start der Produktions- und fachpraktische Inhalte des jeweiligen schule Westmecklenburg im September Gewerkes festgeschrieben. 2006 wurde für jede Werkstatt ein hand- Zusätzlich zu den fachtheoretischen und lungsorientiertes Curriculum entwickelt: fachpraktischen Angeboten der Werkstät- „Dies ist der Rahmen für die Vermittlung ten sowie dem „schulischen Bereich“ von allgemeinbildenden, fachpraktischen werden den Produktionsschülern weitere und fachtheoretischen Kenntnissen und übergreifende Veranstaltungen offeriert, Fähigkeiten, da es keinen einheitlichen wie z.B. eine mehrtätige, über ein halbes Rahmenlehrplan für PS gibt“ (Bericht der Jahr verteilte Veranstaltung zur Präven- Produktionsschulleiterin auf der konstitu- tion und zum Umgang mit Drogen (Ver- ierenden Beiratssitzung am 13.11.06). Im anstaltung mit den Teilnehmern jeweils werkstattspezifischen Curriculum sind re- einer Werkstatt). Parallel zu dieser Veran- gelmäßige verbindliche Teilnehmer-Be- staltung für die Jugendlichen wurde auch lehrungen/ Einweisungen, der Umgang für die Fachkräfte der Produktionsschule mit entsprechenden Maschinen, Brand- Westmecklenburg eine Fortbildung zu schutz, Hygiene sowie fachtheoretische diesem Thema angeboten.

Außerdem können an der Produktionsschule Westmecklenburg folgende Zertifikate erworben werden:

• Motorkettensägeschein, • Qualifikationsbestandteile aus den Qualifizierungsbausteinen (Qualifizierungs- bausteine erfordern eine höhere Stundenzahl, deshalb werden Qualifikations- bestandteile dieser Qualifizierungsbausteine im Zertifikat bestätigt), sowie • Gesundheitszeugnis.

75 Produktionsschule Westmecklenburg

Vernetzung und Partnerschaften

Regionale Vernetzung

Beirat zur Begleitung und Beratung der Produktionsschule Westmecklenburg mit je einem Mitglied aus folgenden Institutionen:

• Industrie- und Handelskammer zu Schwerin • Kreishandwerkerschaft, Westmecklenburg Süd • Gartenbauverband Nord e.V. • Unternehmerverband Westmecklenburg/ Schwerin • Unternehmen Greven, Schmidt & Co. • ALL Pütter gGmbH • Inab des bfw mbH • Deutscher Gewerkschaftsbund Region Rostock-Schwerin • Stadt Parchim, Bürgermeister • Landkreis Ludwigslust-Parchim • Landesregierung Mecklenburg Vorpommern • Vertretung der Schulleitung

Zusammenarbeit mit anderen Beratungs- und Unterstützungseinrichtungen sowie (außerschulischen) Bildungsträgern

Unter anderem wird mit folgenden regionalen Einrichtungen zusammengearbeitet:

• Helios Kliniken Schwerin, Kinder- und Jugendpsychiatrie • LAKOST Landeskoordinierungsstelle für Suchtvorbeugung MV • Suchberatung Schwerin, Parchim • Landespolizei Schwerin – Präventionsberatung • Schabernack Güstrow • Konfliktvermittler Training Schwerin • DRK – Babybedenkzeit • Suchthilfe MV – Mediensucht, Schwerin • Industrie- und Handelskammer zu Schwerin • Handwerkskammer Schwerin • Kreishandwerkerschaft Westmecklenburg – Süd • Kreishandwerkerschaft Schwerin • Kreishandwerkerschaft Nordwestmecklenburg – Wismar

Die ALL Pütter gGmbH mit ihrer Produktionsschule Westmecklenburg und die für die Region zuständigen Kammern und Kreishandwerkerschaften engagieren sich bereits seit langem in gemeinsamen Projekten für eine erfolgreiche Integration in Ausbildung, u.a. für lern- und/ oder sozialbenachteiligte Jugendliche. Die vorhandenen Strukturen und etablierten Kooperationsbeziehungen werden für ein gemeinsames zielorientiertes Handeln weiter ausgebaut.

76 Die Produktionsschulen in Mecklenburg-Vorpommern

Betriebliche Partner

• Im Bereich HOGA/Dienstleistungen: Pahnkes Backstube (Bäcker), Mecklenburger Landpute (Fleischer) Parkhotel Klüschenberg (Hotelfachmann) DRK Kreisverband (Altenpflegerhelfer), Asklepios Klinik PCH (Koch)

• Im Bereich Metall: Hydraulik Nord (Konstruktionsmechaniker) Stahl- und Behälterbau LWL (Teilezurichter) Maschinentechnik GmbH Grabow (Zerspanungsmechaniker) Prinz Technik Hydraulik Schwerin GmbH (Industriemechaniker)

• Im Bereich Holz: Tischlerei & Bauelemente Gerds GmbH (Holzmechaniker) Mohn Zimmerei GmbH (Zimmerer), WEKO Bau Parchim GmbH (Dachdecker) Ruhwald Fenster-Türen-Wintergärten GmbH (Tischler)

• Im Bereich Landwirtschaft (Tiere u. Pflanzen): Obstbau Stralendorf Erdbeer- und Pflanzenhof (Gärtner) MGD mbH & Co. KG (Fachkraft Agrarservice), Agrar GmbH Diestelow (Tierwirt) Landwirtschaftliche Milcherzeuger Genossenschaft e.G. Greven (Landwirt)

• Im Bereich gestalterische und musische Berufe: Boizenburg Fliesen GmbH (Keramiker), Maler Grosser GmbH (Maler / Lackierer) H. Antonioli Terrazzo- und Naturstein GmbH (Mosaikleger) Obstbau Stralendorf Erdbeer- und Pflanzenhof (Florist) Polsterei und Raumausstattung Alfred Beckmann (Raumausstatter)

Zusammenarbeit mit den örtlichen Trägern der öffentlichen Jugendhilfe

Die Zielgruppe erfordert effiziente Vernetzungsstrukturen, die es zeitnah ermöglichen, erfolgreich auf Probleme, wie:

• multiple soziale und persönliche Problemlagen, • geringe Frustrationstoleranz und Leistungsbereitschaft, • mangelndes Selbstwertbewusstsein, • Verhaltens- und Kommunikationsdefizite, • Neigung zum „Sich-entziehen“, Blockieren, • Apathie, fehlende Motivation oder latente/n Schulfrust, -aversion, schnell und mit konkreten Unterstützungsangeboten zu reagieren und einzugehen. Das Team der Produktionsschule Westmecklenburg nutzt das vielschichtige System der regionalen Zusammenarbeit, um:

77 Produktionsschule Westmecklenburg

• Hilfemöglichkeiten für die Teilnehmer abzustimmen und umzusetzen, • vorhandene institutionelle Ressourcen zu kennen und für den Einzelnen zu ko- ordinieren sowie • die Planung und Steuerung von Maßnahmen und Dienstleistungen zu sichern.

Für die inhaltliche und organisatorische Gestaltung der Außenkontakte ist der Sozial- pädagoge verantwortlich. Er stimmt auf der Grundlage regelmäßiger Verlaufs- und Erfolgskontrollen der Förderplanung die notwendigen Schritte ab.

Folgende Partner arbeiten in diesem Zusammenhang mit der Produktionsschule Westmecklenburg zusammen:

• Landkreis Ludwigslust – Parchim Stadt Schwerin – Fachdienst Jugend • Partner der Jugendsozialarbeit: • DRK Kreisverband • KJFT • Kreisjugendring • Schuldnerberatung des Arbeitslosenverbandes • Suchthilfezentrum Parchim Diakoniewerk Kloster Dobbertin gGmbH • Jugendgerichtshilfe des Landkreises Ludwigslust-Parchim • BCA der Arbeitsagentur Schwerin und des Jobcenters • Gleichstellungsbeauftragte des Landeskreises Ludwigslust-Parchim • Jugendmigrationsdienst Diakoniewerk Kloster Dobbertin • Kompetenzagentur Westmecklenburg • Kreissportbund, Dachverband der Sportvereine des Landkreises

Schulische Partner

Regionale Schule Crivitz: Kooperation bei die Lehrkräfte der Produktionsschule der Vorbereitung auf die Prüfung zur „Be- Westmecklenburg die Teilnehmer in den rufsreife“. Lehrkräfte der Regionalen allgemeinbildenden Fächern auf die Prü- Schule unterrichten an der Produktions- fung zur „Berufsreife“ vor und sind für die schule und bereiten die Prüfung gemein- fachtheoretische Wissens-/ Kenntnisver- sam mit den Mitarbeitern der Produkti- mittlung zuständig. Die Produktions- onsschule vor. Der Direktor ist gleichzeitig schule Westmecklenburg pflegt langjäh- seit dem Jahr 2007 Vorsitzender der Prü- rige Beziehungen zur Schule sowohl auf fungskommission, begleitet die Produk- Geschäftsleitungs- als auch auf Mitarbei- tionsschule sehr aktiv und vertritt diese terebene. Die Kooperation bezieht sich ebenso in der Schulbehörde. Die Regio- auf inhaltliche, organisatorische und pä- nale Schule Crivitz ist – in enger Abstim- dagogische Fragen. Eine erfolgreiche mung mit dem Träger – seit ihrer Zulas- Kenntnisvermittlung ist nur möglich, wenn sung durch das staatliche Schulamt entsprechende Informationen und Kennt- Schwerin für die „Nichtschülerprüfung zur nisse über den anderen Lernort zur Ver- Erlangung der Berufsreife mit Leistungs- fügung stehen und im Alltag berücksich- feststellung“ verantwortlich. Gemäß den tigt werden. verbindlichen Rahmenlehrplänen bereiten 78 Die Produktionsschulen in Mecklenburg-Vorpommern

Folgende Aspekte bestimmen Art und Umfang der Kooperation mit der Schule:

• Kooperation ist überwiegend durch individuelle Kontakte geprägt, • Umsetzung einer planenden und präventiven Strategie, in der inhaltliche, orga- nisatorische und/ oder didaktisch-methodische Fragen im Vordergrund stehen, • Klärung aktueller Fragen zur Bewältigung auftretender Schwierigkeiten im Lern- prozess, • regelmäßige organisierte Formen der Zusammenarbeit in lernortübergreifenden Gremien. • Zum Aufbau gemeinsamer Orientierungslinien und zum Abbau eventuell beste- hender gegenseitiger Vorurteile ist die Teilnahme an gemeinsamen Weiterbil- dungsveranstaltungen angestrebt.

79 Produktionsschule Westmecklenburg

Besonderheiten der Produktionsschule Westmecklenburg

Innovative Werkstätten

Zu den Besonderheiten der Produktions- Werkstätten die Koppel urbar gemacht, schule Westmecklenburg gehört die Wahl einen Zaun gezogen, eine Schutzhütte der Werkstätten: Neben den traditionellen gebaut und einen alten Brunnen wieder Werkstattbereichen einer Produktions- aktiviert. So kamen dann die ersten Gal- schule, wie Holz, Metall und Hauswirt- loways in die Herde – ein Zuchttier und schaft/ Küche, wurden eine Kunststoff- auch mehrere Schlachttiere. Seinerzeit sowie eine Werkstatt für Gartenbau/ mit 20 Hektar Koppel begonnen, werden Landwirtschaft eingerichtet. Zum einen jetzt ca. 42 Hektar bewirtschaftet. Hier handelt es sich hierbei um einen auf den wurden Portionsweiden geteilt, Zäune ge- Bedingungen und Traditionen der Region zogen und mit einer Schutzhütte ergänzt. Westmecklenburg aufbauenden Beschäf- Daran sind alle Produktionsschüler be- tigungs- und Ausbildungsbereich (Land- teiligt. Seit Beginn der Arbeit in dieser wirtschaft), zum anderen birgt der inno- Werkstatt ist viel passiert: Kälbchen wur- vative (und in der Produktionsschulland- den geboren, Tiere gekört, verkauft und schaft einzigartige) Bereich Kunststoff Be- Schlachttiere geschlachtet und verarbei- schäftigungspotentiale für die Zukunft. Im tet. Alles hat seinen Weg gefunden und Jahr 2007 hat im Land Mecklenburg-Vor- so werden auch in dieser Werkstatt viele pommern ein großes Kunststoffwerk Berufsrichtungen angesprochen und für seine Arbeit aufgenommen; weitere Pla- die Jugendlichen interessant. nungen wurden avisiert. Mit Blick auf die Die Produktionsschule Westmecklenburg für die Kunststoffproduktion (Laminieren) hat zudem eine kreative Werkstatt. In die- komplexen, mehrschrittigen und langwie- ser Keramik-Werkstatt kann eine kleine rigen Prozesse von der Planung über den Gruppe (weniger als 10 Jugendliche) ar- Modellbau (aus Holz) bis zur Laminierung/ beiten. Hier entstehen unter anderem die Endfertigung, Auslieferung sowie die „Markenzeichen“ der Produktionsschule kurze Erprobungszeit an der Produktions- Westmecklenburg, die Ginkgo-Blätter schule Westmecklenburg stand eine ab- bzw. die „Grevener Uhl“ (eine Sparbüchse schließende kritische Betrachtung und in Form der hier beheimateten Eule), Pro- Bewertung über die Eignung dieser Werk- dukte und Dekore – je nach feinmotori- statt einer Produktionsschule zur Diskus- schen Fähigkeiten der Jugendlichen sion. Das Profil dieser Werkstatt wurde („Unikate... liebevoll handgefertigt... ab- dann nach Erprobung als nicht realistisch solute Gestaltungsfreiheit...“, so der für die anschließende passgenaue Ver- Werkstattleiter). Die Produktpalette wurde mittlung in Ausbildung und Arbeit einge- zwischenzeitlich stark erweitert und die schätzt. So wurde das Potential in die Marktverkäufe intensiviert. Damit werden Werkstatt Gartenbau und Landwirtschaft nicht nur Entwicklung und Herstellung eingebunden. Dort wird seit dem Jahr von Produkten angesprochen, sondern 2009 eine Herde mit Galloways aufge- auch der Verkauf mit allen Bestandteilen. baut. Zuerst haben die Jugendlichen aller

80 Die Produktionsschulen in Mecklenburg-Vorpommern

Öffentlichkeitsarbeit

Die Produktionsschule Westmecklenburg grad aufbauen und sich so leichter leistet von Beginn an eine aktive Presse- in der Region verorten. arbeit. Beispielsweise gibt es regelmäßig Die Verortung und Präsenz wird durch ak- in „Unser Landbote“ (Amtliches Bekannt- tive Presse- und Öffentlichkeitsarbeit ge- machungs- und Informationsblatt des währleistet. Die Produktionsschule West- Landkreises Parchim) Neuigkeiten unter mecklenburg tritt aber auch durch Veran- der eigenen Rubrik: „Aus dem Tagebuch staltungen in der Region in Erscheinung, der Produktionsschule Westmecklen- wie z.B. das jährlich stattfindende Hoffest, burg“. Fast monatlich sind Presseberichte welches mit dem Unternehmen des am über die Produktionsschule Westmeck- Ort tätigen Beiratsvorsitzenden geplant, lenburg in der „Schweriner Volkszeitung“ vorbereitet und durchgeführt wird. Dabei zu finden. werden regionale Produkte präsentiert – Da der „Mutter“-Trägerverein, der Jugend- alle Werkstätten zeigen ihre Produkte und förderverein Parchim/ Lübz e.V., in der Re- versorgen die Gäste mit kulinarischen An- gion lange Jahre arbeitet und anerkannt geboten. Höhepunkt ist dabei der seit drei ist, kann die Produktionsschule West- Jahren stattfindende Hofball im Gutshaus mecklenburg auf diesem Bekanntheits- am Abend des Hoffestes.

Wohngruppe mit Integration in die Produktionsschule

Seit dem 1. September 2007 befindet Werkstätten (davon 1 Großwerkstatt)“. Es sich auf dem Gelände der Produktions- handelt sich hierbei um Betreutes Woh- schule Westmecklenburg eine Wohn- nen mit 21 Plätzen für Kinder und Ju- gruppe mit Integration in die Produkti- gendliche im Alter von 15 bis 18 Jahren onsschule „zur Wissensvermittlung und in unterschiedlichen Entwicklungsstufen. alltagsbewältigenden Möglichkeit in fünf

Eröffnung des Standortes Schwerin

Am 1. September 2013 wurde der Stand- vorzunehmen und das Angebot der Pro- ort Schwerin eröffnet. Es war mit Erwei- duktionsschule in der Stadt Schwerin zu terung der Kofinanzierung durch den Kauf intergieren. Am Standort Schwerin stehen von Plätzen durch die Agentur für Arbeit der Produktionsschule Westmecklenburg nach dem Fachkonzept Berufsvorberei- 30 Plätze zur Verfügung - davon sind 18 tende Bildungsmaßnahmen mit produk- Plätze durch die Agentur für Arbeit kofi- tionsorientiertem Absatz (BVB Pro) mög- nanziert. lich, eine Erweiterung der Gesamtschule

81 Produktionsschule Westmecklenburg

In Schwerin gibt es folgendes Werkstatt- dem DEHOGA abgestimmt. Damit ist eine angebot: sehr unternehmerische Arbeit für die Werkstätten möglich. Die Jugendlichen • Metallwerkstatt werden sehr betriebsnah auf eine Ausbil- • Werkstatt Hotel – Gaststätten – dung vorbereitet. Hauswirtschaft (HOGA) Die Regeln und Rituale des Standortes • Werkstatt Verkauf – Lager – Logistik Greven werden auch in Schwerin gelebt – Service und angewandt. Um dieses zu gewähr- leisten, hat ein Teil der Mitarbeiter auch Die Besonderheit an diesem Standort ist schon vor Eröffnung des Standortes das öffentliche Bistro, in dem ein attrak- Schwerin in Greven gearbeitet. So wird tives Frühstücks- und Mittagsangebot für nach der gleichen Hausordnung und nach Gäste der Umgebung realisiert wird. Dies den gleichen Tages- und Wochenstruk- ist alles mit dem Beirat und vor allem mit turen gearbeitet.

82 Die Produktionsschulen in Mecklenburg-Vorpommern

Produktionsschule Vorpommern-Greifswald

Rahmenbedingungen

Trägerschaft

Das Christliche Jugenddorfwerk Deutsch- Deutsch lands. Die Basis der Arbeit des lands (CJD) ist ein Jugend-, Bildungs- CJD ist das christliche Menschenbild. und Sozialwerk, das jungen und erwach- Das CJD versteht sich als ökumenische, senen Menschen Ausbildung, Förderung christliche Organisation und orientiert sich und Unterstützung in ihrer aktuellen Le- im täglichen Handeln und Miteinander an benssituation anbietet. christlichen Werten, fördert Kinder, Ju- Das CJD ist ein gemeinnützig anerkann- gendliche und Erwachsene unabhängig ter, eingetragener Verein, der von einem von ihrer Herkunft oder Konfession. hauptamtlichen Vorstand geleitet wird. Das CJD Insel Usedom-Zinnowitz ist als Sitz der CJD-Zentrale ist Ebersbach an Träger seit dem Jahr 1991 ein fester Be- der Fils. Das CJD ist Mitglied im Diakoni- standteil des regionalen Bildungs- und schen Werk der Evangelischen Kirche Arbeitsmarktes und kann auf eine lang- in Deutschland (EKD) und im CVJM jährige erfolgreiche praktische Arbeit in

83 Produktionsschule Vorpommern-Greifswald

den Bereichen Berufs- und Jugendhilfe dertenarbeit, Küstenschutz-, Land- blicken. Wichtige Arbeitsfelder sind u. a. schafts- und Naturschutzmaßnahmen die Schulsozialarbeit, Maßnahmen in den sowie zahlreiche Projekte im Bereich der Bereichen Suchtgefährdung und Behin- Kinder- und Jugendhilfe.

Vorgeschichte

Bereits Mitte der 1990er Jahre wurde in- Werkstätten der Produktionsschule Wol- nerhalb des CJD Insel Usedom-Zinno- gast um den landwirtschaftlichen Bereich witz – ausgehend von arbeitsorientierten (zwei Werkstattbereiche: Pilzzucht und Modellen einer Jugendwerkstatt – ein Kompostierung) erweitert. Die Produkti- produktionsschulnahes Konzept entwi- onsschule Wolgast ist seit März 2006 im ckelt, für das seinerzeit die notwendigen Landesprogramm „Produktionsschulen in Zuschüsse (noch) nicht realisiert werden Mecklenburg-Vorpommern“ eingebun- konnten. Am 13. Juni 2005 nahm die Ju- den. Die Produktionsschule Vorpom- gendwerkstatt in mit einer mern-Greifswald arbeitet heute an den Holzwerkstatt die Produktion auf (mit 8 beiden Standorten Wolgast (in der Lee- Jugendlichen) und arbeitete konsequent raner Straße in Wolgast sowie in Wolgast- nach Produktionsschulprinzipien. Im wei- Mahlzow) und Torgelow (seit 01.01.2015 teren Verlauf des Jahres 2007 wurden die in der Karlsfelder Straße 49 in Torgelow).*

Leitbild

Der pädagogische Ansatz basiert darauf, halte von den praktischen Tätigkeiten lei- praxisnahe Arbeit mit theoretischen Un- ten lassen. Die Theorie hat hier immer die terweisungen zu verbinden. Es geht im- Aufgabe, den produktiven praktischen mer um individuelle beschäftigungs- und Bereich zu begleiten. Alles, was gelehrt entwicklungsorientierte Lernarrange- und gelernt wird, hat einen praktischen ments, an denen die jungen Menschen Bezug und wird im Arbeitsleben ge- von Anfang an teilhaben. braucht. Damit steigt die Motivation zu Jeder Produktionsschüler erhält die Mög- lernen und aktiv mitzugestalten. Unsere lichkeit, durch eigenes selbstständiges Erfahrung besagt: Nicht jeder muss alles Handeln zu lernen. Das hat zur Folge, in gleichem Umfang tun, um ans Ziel zu dass sich theoretische Unterweisungsin- gelangen.

* Von 1. August 2004 bis zum 31. Dezember 2014 arbeitete diese Produktionsschule im ehemaligen Landkreis Uecker-Randow, in der Gemeinde . Die Produktionsschule Rothenklem- penow wurde als erste Produktionsschule in das Landesprogramm „Produktionsschulen in Mecklen- burg-Vorpommern“ am 1. August 2004 aufgenommen. Ein Trägerwechsel zum CJD Insel Usedom-Zin- nowitz erfolgte zum Januar 2012.

84 Die Produktionsschulen in Mecklenburg-Vorpommern

Werkstätten

Sinnstiftende und marktnahe Arbeiten festgelegten Arbeitszeiten entsprechend sind Bestandteil einer erfolgreichen He- der individuellen Voraussetzungen und ranführung an den Arbeitsmarkt. Es wer- der vorgegebenen Zielstellung tätig. Da- den reale Kundenaufträge, die das zen- bei sind auch die Wochenenden im Aus- trale Element sind, umgesetzt. Die Pro- nahmefall Arbeitstage – auch abends dukte bzw. Dienstleistungen werden nach kann Arbeitszeit sein (beispielsweise beim Abstimmung mit der örtlichen Wirtschaft Catering). (Beirat) weitgehend wettbewerbsneutral Insbesondere vor dem Hintergrund der als Subunternehmung angeboten oder Tourismusbranche in unserer Region ist am Markt eigenständig verkauft. die Heranführung an flexible Arbeitszeiten Die in den acht Werkstätten an beiden notwendig. Daher richten sich vor allem Standorten vorhandenen betriebsähnli- Praktika stets nach den betrieblichen Ar- chen Strukturen ermöglichen eine markt- beitszeiten. nahe Produktion. Die jungen Menschen Auch innerhalb der Werkstattbereiche der sind im Rahmen der Produktionsschule Produktionsschule können die Jugendli- an fünf Tagen in der Woche zu flexibel chen jederzeit wechseln.

Produkte und Dienstleistungen am Standort Wolgast

Werkstatt Kundengruppe Auftraggeber Produkte

Kochstudio CJD- intern Produktionsschule, Mittag, Reinigung, Wäscheservice, CJD-Verwaltung, Elterntreff, Catering, Buffet, Gästebetreuung Kita, Sportgemeinschaft

Kommune Stadt Wolgast, Museen, Backwaren, Neujahrsempfang, Jobcenter, LK VG Catering, Buffet, Service bei Veranstaltungen

Vereine Volkssolidarität, ASB, selbstgebackenes Brot, Kuchen, MRV Peenemünde, Catering, Kesselgulasch, Buffet, Lions Club, Kreissportbund Kaffee, Tee, belegte Brötchen

privat Privatpersonen Catering, Buffet, Soljanka, Brot

Handwerk CJD- intern Produktionsschule, Internat, Hausmeistertätigkeiten, Regale, Heim, Kita, Bänke, Tische, Holzhütte, rustikale ambulante Fam.-Betreuung Möbel, Spielplatzgeräte, Umzüge, Renovierungen, Instandhaltung Spielplatz, Reparaturarbeiten

Kommune LK VG, Kreiskrankenhaus Radwegepflege, Hinweisschilder, Wolgast, Jugendamt, Sitzgelegenheiten, große Brett- Feriencamp spiele, Spielzimmermöbel, Holzhütten, Brennholz, Spielplatz

85 Produktionsschule Vorpommern-Greifswald

Werkstatt Kundengruppe Auftraggeber Produkte

Vereine MRV Peenemünde, Holzhütte, Scheuerleisten, Ruder- Ruderverein, Angelverein, blätter, Schaukästen, geschälte HGV, Tierpark Wolgast, Schleite, Zunftzeichen, Figuren Schulvereine, Reitvereine aus Holz, Beschilderung, Infota- feln, Gehegebau, „Grüne Klassen- zimmer“, Reitparcours

Gewerblich Schokoladerie de Prie, Schokoladenkisten, Holzkisten als Fleischerei Brüsch, Verpackung Straußenfarm , Futterkrippe, geschälte Schleite, fastphone/bestphone, Gehegebau, Reparaturarbeiten, KEH GbR, Cziotec GmbH, Bürotische, Kletterriese- Elektro Bäring GmbH Entwicklung Spielgerät, Paletten, Lampenkästen, Blitzableiterhalte- rungen

privat Privatpersonen Babywiegen, Rustikalbänke, Stühle, Briefkästen, Tierkäfige, Regale, Spielzeugkisten, Saatbret- ter, Holzspielzeug, Spielbausätze, Holzhütten, Frühstücksbretter, Taufbaum, Holzkreuz, Schlüssel- kästen, Tische, Vogelhäuser, Zier- brunnen

Gala/ CJD- intern Produktionsschule, Gemüse, Grünanlagenpflege, Kompos- Wohngruppe, Internat, Kita Plotterarbeiten, Fällarbeiten, Grün- tierung schnittentsorgung, Zaunbau, Wegebau

Kommune Stadt Wolgast Grünabfallentsorgung, Kompost, geschälte Schleite, Baumpflege

Gewerblich Oberndörfer, Alba, Schilfdach- Kompostlieferung, Grünabfallent- decker ,Wowi, WGW, Camping- sorgung, Kompost, geschälte plätze Dussmann, Gartenbau- Schleite, Baumpflege betriebe, Transportunter- nehmen

privat Privatpersonen Grünabfälle, Kompost, Gemüse, Kräuter, Kürbisse, Brennholz

86 Die Produktionsschulen in Mecklenburg-Vorpommern

Werkstatt Kundengruppe Auftraggeber Produkte

Textil- CJD- intern Produktionsschule, Kita, Reparaturarbeiten, Dekoration an- werkstatt Elterntreff/ Frühe Hilfen, fertigen, Präsente, Kostüme, Wä- Schulsozialarbeiter, Schulen scheservice, Bügelarbeiten, Raumausstattung, pädagogische Begleitung + Angebot, Paravents, Spielmobil

Kommune Stadt Wolgast, Jugendamt Kinder- Bastel- Angebote, Spiel- mobil, Dekoration anfertigen, Paravent Bezüge

Gewerblich Straußenfarm Pudagla, Produkte aus Straußenleder: Bril- Ahlbeck lenetuis, Portemonnaies, Schlüs- selanhänger, Handytaschen, Taschen

privat Privatpersonen Änderungsschneiderei, Reparatur- arbeiten, Filzprodukte, Straußenle- derprodukte, Kissen, Kuscheltiere, Puppenbekleidung, Dekoratives, Handytaschen, Handtaschen, Kindersachen

87 Produktionsschule Vorpommern-Greifswald

Produkte und Dienstleistungen am Standort Torgelow

Werkstatt Kundengruppe Auftraggeber Produkte

Küche/HW CJD- intern Produktionsschule Mittag, Reinigung, Wäscheservice, Buffet, Gästebetreuung

Kommune Gemeinde RK, Jobcenter, Veranstaltungsservice Landkreis

Vereine Regionale Vereine Veranstaltungsservice

privat Privatpersonen Service bei Veranstaltungen

Holz/Metall CJD- intern Produktionsschule Hausmeistertätigkeiten, Regale, Bänke, Tische, Umzüge, Renovierungen, Reparaturarbeiten

Kommune Gemeinde Rothenklempenow Pflegearbeiten im Park sowie an der Badestelle, Bewirtschaftung von Schloss und Brennerei

Vereine Schulfördervereine Spielzeug, Regale, Kleinmöbel

Gewerblich Firma Adam, Forstämter Regalsysteme, Wegeschranken

privat Privatpersonen Stühle, Briefkästen, Tierkäfige, Regale, Spielzeugkisten, Saatbret- ter, Holzspielzeug, Schlüsselkäs- ten, Tische, Vogelhäuser, Feuer- körbe, Feuerschalen, fahrbarer Terrassenofen, Räucheröfen etc.

Gala CJD- intern Produktionsschule Grünanlagenpflege, Grünschnitt- optional entsorgung

Kommune Gemeinde Rothenklempenow Grünabfallentsorgung, Baum- pflege, Mäharbeiten

privat Privatpersonen Rasenschnitt, Pflegearbeiten im grünen Bereich

88 Die Produktionsschulen in Mecklenburg-Vorpommern

Arbeiten und Lernen

Arbeits- und Lernprozesse lassen sich in trag produziert. Dieses spezifische pro- den Werkstätten nicht voneinander tren- duktionsdidaktische Setting birgt offenbar nen. Das Fehlen schulischer Strukturen entscheidende Faktoren, die die jungen und Abläufe (an genau denen die Jugend- Menschen so anregen, dass sie besser lichen ja oftmals gescheitert sind) und die erreicht werden können. Die Werkstatt- Möglichkeit der ganzheitlichen Kompe- und Dienstleistungsbereiche sind der zen- tenzentwicklung durch reale Auftragsbe- trale Anlaufpunkt. Sie geben den Impuls arbeitung in betriebsähnlichen Strukturen für die Lernprozesse und somit für die und Abläufen, bildet das entscheidende Kompetenzentwicklung. Das Produkt ist Alleinstellungsmerkmal der Produktions- Mittel und Ergebnis des pädagogischen schule. Es wird nicht simuliert, sondern Entwicklungsprozesses gleichermaßen. tatsächlich marktnah und im Kundenauf- Lernformen und Lernarrangements im

Prozess der Arbeit (Produktionsschuldidaktik)

• Learning by doing, • erfahrenere Produktionsschüler geben ihre Erfahrungen und Kenntnisse an „No- vizen“ weiter, • neue Rolle als Chef, als Anleiter = positiver Verstärker, Sach- und Erfahrungs- wissen werden beim Weitergeben wiederholt und überprüft – und ggf. Impulse gegeben für weitere Lernprozesse (gegenseitiges Erklären), • „Chef für einen Tag“ = Rollentausch. • Jugendliche dürfen sich ausprobieren: Lernen durch Versuch und Irrtum, er- möglicht Lernen am Erfolg (Fehler sind Bestandteil der Lernkultur in den Werk- stätten! Lob des Fehlers). • Jugendliche erleben authentische Erwachsene. Diese positive Verstärkung kann Verhaltensveränderungen befördern; ebenso, wie das Lernen durch Imitation (Vorbild-Lernen), das in und durch soziale(n) Gemeinschaften stattfindet. • Gelernt wird durch Wiederholungen, aber auch durch Neugier/Motivation. • Der Kunde wird bewusst einbezogen (als Pädagoge von außen) – Anreizfunktion und Motivationsschub für den Jugendlichen (emotionaler Aufforderungscharakter durch Reiz-Reaktions-Lernen). • Lehrgangsmethode: ein in sich geschlossener Inhalt (Tätigkeitsfeld) wird so strukturiert, dass er in einer bestimmten organisatorischen Form und mit einem bestimmten Anforderungsniveau gelehrt und gelernt werden kann (geschlossene, für sich lehr- und lernbare didaktische Bausteine), • Projektmethode: Übertragung überschaubarer Projekte in eigenverantwortlicher Planung und Durchführung (z.B. „Das perfekte Dinner”), • auch: traditionelle betriebliche Lernformen, wie die Vier-Stufen-Methode (Vor- bereitung/ Vormachen – Nachmachen – Üben – Anwenden) werden genutzt (Anm.: Die vier Stufen sind zwischenzeitlich um die fünfte Stufe der Reflektion ergänzt worden).

89 Produktionsschule Vorpommern-Greifswald

Insbesondere vor dem Hintergrund der lich geregelt, entsprechende gesetzliche Tourismusbranche in unserer Region ist Bestimmungen werden in den Werkstät- die Heranführung an flexible Arbeitszeiten ten voll umgesetzt und durch den be- notwendig. Daher richten sich vor allem trieblichen Arbeitsschutzausschuss jähr- Praktika stets nach den betrieblichen Ar- lich mehrmals überprüft. beitszeiten. Der Arbeitsschutz ist betrieb-

Regeln und Rituale

Regeln und Rituale entwickeln sich im ausgehandelt, der Gruppensprecher un- CJD mit den Mitarbeitenden und den jun- terstützt dabei aktiv den Werkstattpäda- gen Menschen. Sie sind nicht starr und gogen und wird in den Prozess einbezo- werden regelmäßig auf den Prüfstand ge- gen. stellt. Verbindliche Regeln legen das Mit- Rituale werden bewusst gepflegt und wir- einander fest. Es ist uns wichtig, keinen ken identitätsstiftend: gemeinsame Mor- Sanktionskatalog zu schreiben, sondern genrunde, Mittagessen, Zeugnisausgabe, festzuhalten, wie wir miteinander umge- „Das perfekte Dinner”, Rollentausch, hen wollen. Im Produktionsschulvertrag Werkstattwechsel, Glückwünsche zum sind darüber hinaus Pflichten und Rechte Geburtstag mit Kerze und buntem Teller. geregelt. Anlassbezogen gibt es vor der Jahreszeitliche Feiertage/Höhepunkte Teilnahme an Freizeiten erforderliche Be- (z.B. Weihnachten mit Adventskalender), lehrungen, monatlich führen die Werk- monatliche Freizeiten, jährliche Events, stattpädagogen Arbeitsschutz- und Hy- wie Besuch der Berliner Philharmonie, gienebelehrungen durch. Musische Festtage, Winterspiele oder das In den Werkstätten werden die Morgen- Sommersportfest im CJD, sind gute Tra- runde, Wochenauswertung und Auswer- ditionen. Die gemeinsame Auslieferung tung der Kompetenztafel® eigenständig von Produkten beim Kunden ist ebenfalls organisiert. Die dafür geltenden Regeln ritualisiert. werden in der Gruppe besprochen und

90 Die Produktionsschulen in Mecklenburg-Vorpommern

Beziehungs- und Kommunikationsgestaltung (personelle, institutionelle Seite)

Der pädagogische Alltag in der CJD Produktionsschule Vorpommern-Greifswald er- möglicht regelmäßige Begegnungen mit den jungen Menschen, gibt aber auch jeder- zeit Raum für Störungen. Wir haben uns dazu feste Strukturen aufgebaut:

a) auf der Ebene der Teilnehmenden Aufnahmegespräch bei Einstieg in Verantwortung des Werkstattpädagogen Morgenrunde täglich mit allen Jugendlichen und Mitarbeitenden Teamberatung täglich nach der Morgenrunde und vor dem Arbeitsende Mittagspause täglich mit allen Jugendlichen und Mitarbeitenden Gruppensprecher regelmäßig mit der Produktionsschulleitung Störungen jederzeit möglich, Organisation obliegt den Mitarbeitenden Freizeiten mtl. in Verantwortung der Teilnehmenden möglich Entwicklungsgespräche 1x monatlich mit der Auswertung der „Kompetenztafel®“ Befragungen 1x jährlich, im Rahmen der wiss. Begleitung

b) auf der Ebene der Mitarbeiter Morgenrunde der MA täglich Dienstberatung wöchentlich Ausbildertag monatlich, dient u.a. der (internen) Mitarbeiterfortbildung Supervision, Fortbildung bedarfsweise

Schulabschlüsse

Bei Bedarf kann der junge Mensch in der Produktionsschule das Angebot nutzen, den bisher nicht erlangten Schulab- schluss nachzuholen und damit die er- forderliche „Eintrittskarte“ in den Ausbil- dungsmarkt lösen. Für den „Erwerb der Berufsreife“ über eine externe Nichtschülerprüfung bietet der Träger CJD in der Produktionsschule die Vorbereitung auf die „Berufsreife mit Leistungsfeststellung“ an. Die jungen Menschen erhalten bei Erfolg ein Berufs- An der Produktionsschule Vorpommern- reifezeugnis der Regionalen Schule „B. Greifswald können die jungen Menschen Heberlein“ in Wolgast oder der Europa- sich auf die „Berufsreife“ (erster allge- schule in . Vorsitzende der Prü- meinbildender Schulabschluss) sowie die fungskommission sind die dortigen Mittlere Reife vorbereiten. Schulleiter, die Genehmigung erfolgt über das Schulamt Greifswald.

91 Produktionsschule Vorpommern-Greifswald

Weitere Bildungsangebote

Für uns bedeutet Bildung immer auch dung sowie Sport- und Gesundheitspä- Persönlichkeitsentwicklung. Das CJD ver- dagogik, fördern wir die uns anvertrauten steht sich als Chancengeber und als Menschen. Die Mitarbeitenden im CJD kompetenter Anbieter von Lösungen. Mit vermitteln ausgerichtet an den Kernkom- unseren Kernkompetenzen: Musische Bil- petenzen allgemeinbildende, berufsfach- dung, Religionspädagogik, Politische Bil- liche und lebenspraktische Kenntnisse.

Freizeiten

Jährlich sowie monatlich durchgeführte von den jungen Menschen aktiv ange- Freizeiten: Musische Festtage, Winter- nommen. Hier können wir unserem Auf- spiele, Erlebnissporttage des CJD, Kon- trag nach Wertevermittlung in idealer zert in der Berliner Philharmonie gehören Weise nachkommen. bereits zur guten Tradition und werden

Erweiterung der Lern- und Erfahrungsmöglichkeiten

Zur Verbesserung des individuellen Integrationsverhaltens werden im Rahmen von projektintegrierten Lernsequenzen arbeitsmarktrelevante Zielstellungen angestrebt:

• Erhöhung der Medienkompetenz; • Verbesserung des Arbeitsmarktverhaltens durch ein Integrations-Coaching; • Erweiterung der individuellen beruflichen Mobilität mit Hilfe der Erprobung von verschiedenen Arbeitseinsätzen; • Vermittlung betrieblicher Praxis in Kooperation mit regionalen Unternehmen durch die Vermittlung in verschiedene Praktika mit unterschiedlichen Zielset- zungen wie beispielsweise: Lernpraktikum, Praktikum für den Erwerb beruflicher Handlungskompetenz/ Arbeitserfahrung oder Integrationspraktikum.

Förderung der beruflichen Handlungsfähigkeit durch:

• modulare Qualifizierung in den Werkstätten (u.a. Qualifizierungsbausteine und andere berufliche Teilqualifikationen) • Vorbereitung auf die externe „Nichtschülerprüfung“ • Erwerb berufsbezogener Sprachkenntnisse • Erwerb fachpraktischer/-theoretischer Kenntnisse • Training zur Stärkung des Arbeits- und Sozialverhaltens

92 Die Produktionsschulen in Mecklenburg-Vorpommern

Das CJD bietet den jungen Menschen bedarfsweise arbeitsrelevante modulare Qua- lifikationen mit entsprechenden Zertifizierungen an. Dazu gehören derzeit:

• PC-Grundlagen, Internet-Führerschein; • Geräte für Gartenlandschaftsbau (Motorkettensäge, Minibagger, Gabelstapler…); • Qualifizierungsbausteine Hauswirtschaft, Holz.

Qualifizierungsbausteine und Bildungsmodule

Im Rahmen eines Modellprojektes an der ses. Als Türöffner können Qualifizierungs- Produktionsschule Wolgast wurden von bausteine Übergänge in Ausbildung und 2007 bis 2009 Möglichkeiten untersucht, Beruf erleichtern und damit Anschlüsse wie mit Elementen Modularer Qualifizie- ermöglichen. rung an der Produktionsschule Anschluss- Neben den vom CJD Insel Usedom-Zin- perspektiven und der Übergang in Ausbil- nowitz selbst entwickelten und vom Land- dung und Beschäftigung verbessert wer- wirtschaftsministerium Meck lenburg- den können. Vorpommern sowie von der Handwerks- Als besonders tauglich wurden die aus der kammer – jeweils als die zuständigen Berufsvorbereitung bekannten Qualifizie- Stelle nach dem BBiG – bestätigten (kam- rungsbausteine identifiziert. Sie bilden in merzertifizierte Qualifizierungsbausteine idealer Weise die in praktischer Tätigkeit mit Leistungsfeststellung) Qualifizierungs- von den Jugendlichen erlangten berufs- bausteinen im Bereich Hauswirtschaft, Kü- fachlichen Kompetenzen ab und bieten che und Holz stehen uns in allen relevan- zugleich als bundeseinheitlich gesetzlich ten Branchen vom CJD bundesweit zerti- geregelte, transparente Zertifikate die fizierte Qualifizierungsbausteine zur Ver- Möglichkeit eines anerkannten Zeugnis- fügung.

Lernwerkstatt

Nach Bedarf bieten wir jungen Menschen offeriert. Sollte das Erfordernis bestehen, Einzelfallhilfe für die Stärkung des allge- Schulabschlüsse nachzuholen, erhält der meinen Grundwissens (Allgemeinbildung) Jugendliche den erforderlichen Stütz- und an. Das heißt konkret, die Vermittlung von Förderunterricht – organisiert in unserer relevanten Kenntnissen in den Bereichen: Lernwerkstatt. Die Inhalte und der Stun- Deutsch, Mathematik, Arbeit-Wirtschaft- denumfang richten sich in jedem Fall Technik (AWT), Sozialkunde sowie Natur- nach den individuellen Voraussetzungen wissenschaften. Die Teilnahme an diesen der jungen Menschen. Angeboten ist freiwillig und wird modular

Weitere Angebote der Lernwerkstatt werden bedarfsweise und individuell eingesetzt:

• Bewerbungstraining, Kommunikationstraining, • Erste-Hilfe-Kurs, • Führerscheintraining,

93 Produktionsschule Vorpommern-Greifswald

• Soziales Kompetenztraining – soziale Gruppentrainings, • lebenspraktisches Training, • Bewältigung von Alltagsfragen, • Ernährungskurse, • Integrations-Coaching.

Sozialpädagogische Begleitung

• Workshops zur Stärkung sozialer Kompetenzen, Schuldenabbau, Wohnungs- suche, Suchtbewältigung, Alltagsbewältigung, Krisenintervention, • Ernährungsberatung, • Gesundheitsprävention.

Workshops

Es ist feststellbar, dass vermehrt junge verhalten erfordern, den Baustein Ge- Menschen motorische Defizite aufweisen. sundheitsorientierung in das pädagogi- Zunehmende Inaktivität, der Anstieg von sche Curriculum als festen Bestandteil zu gesundheitlichen Risiken bei Jugendli- integrieren. chen sowie das veränderte Ernährungs-

In der CJD Produktionsschule Vorpommern-Greifswald werden folgende Angebote umgesetzt:

1. Physische Gesundheit, z.B.: • Gruppensportangebote: Wandern, Fußball, Badminton, Radfahren, Schwimmunterricht (in Rücksprache und Abstimmung mit den jungen Menschen) • Workshops zu Themen, wie: Sucht, Drogen, Alkohol, Gewalt • interaktive Ernährungsworkshops: Grundlagen gesunder Ernährung, Strategien zur förderlichen Einkaufsgestaltung, zielgruppengemäßes und alltagstaugliches Kochen mit frischen Lebensmitteln, ausgewogene Essenzubereitung, Vermeidung fetter und ungesunder Zubereitung • gemeinsame Mahlzeiten während des gesamten Produktionsschulaufenthaltes • Workshops zum Thema Sexualkunde, AIDS, Gewalt (inkl. geschlechts- spezifischer Angebote), Hygiene

2. Psychische Gesundheit, z.B.: • regelmäßige Bewegungsangebote • therapeutische Angebote • Einzelberatungen durch Integrationscoach und Netzwerkpartner • Gruppenarbeit und Gruppenaktivitäten zur Stärkung des Zugehörigkeits- gefühl

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3. Soziale Gesundheit, z.B.: • der Werkstattpädagoge als zentrale Bezugsperson • der Werkstattverbund als „Kleinfamilie“ • fachpraktische und erlebnispädagogische Gruppenaktivitäten • Kompetenzorientierung • Partizipation in der Umsetzung der Produktionsschulinhalte • Haushaltsplanung • Basis-Workshop zur gesunden Lebensführung als Querschnittsthema während des Produktionsschulaufenthaltes

Diese Workshop-Angebote werden haupt- darfsfall zusätzlich integriert. Bei be- sächlich durch Fachreferenten als Hono- stimmten Thematiken sind Kleingruppen, rarkräfte durchgeführt und bilden ein fes- geschlechtsspezifische Gruppen oder tes Element in der Ablaufplanung und - auch Einzelangebote, wie z.B. beim umsetzung. Besondere Themen, wie z.B. Thema Hygiene, vorgesehen. Umgang mit Aggression, werden im Be-

Begleitung des Matchingprozesses (der richtige Bewerber im richtigen Betrieb)

• Auswahl geeigneter Betriebe für Praktika, Ausbildung, Arbeit • Begleitung zum Vorstellungsgespräch • Praktika inkl. Betreuung/ Begleitung und Nachbereitung

Individuelle Bewerbungshilfen

Neben Bewerbungshilfen in der gesamten Durch die konkrete Umsetzung telefoni- Gruppe (z.B. Unterlagen erstellen bis zum scher und persönlicher Bewerbungsbe- Versand, Kommunikationstraining, Me- mühungen lernen die Produktionsschüler, dienkompetenz, Stil und Etikette etc.) bie- was es bedeutet, sich regelmäßig um tet der Integrationscoach individuelle, ge- Praktika-, Ausbildungs- oder Arbeits- zielte, auf den Produktionsschüler zuge- plätze zu bemühen. Das Produktions- schnittene Hilfen in Form von Gesprä- schulkonzept ist auf den Aufbau und die chen, Telefontrainings und dem Einüben Verbesserung der Bewerbungskompe- von Vorstellungsgesprächen an. Die wich- tenz der Produktionsschüler ausgerichtet. tigsten Regeln sowie nützliche Tipps wer- Die Produktionsschüler sollen ein mög- den mit allen Produktionsschülern ge- lichst hohes Maß an Unabhängigkeit von meinsam zusammengetragen und zu ei- externen Hilfen erreichen, im Hinblick auf: nem Handout zusammengefügt.

• EDV-Grundkenntnisse, • Stellenrecherche, • Zusammenstellung und Aktualisierung der Bewerbungsmappe, • Sicherheit im Vorstellungsgespräch und der telefonischen Kontaktaufnahme, Motivation etc.

95 Produktionsschule Vorpommern-Greifswald

Regionale Vernetzung

Betriebliche Partner

Grundlage für das strategische Vorgehen ist die kontinuierliche Pflege der vertrau- ensvollen Zusammenarbeit im Netzwerk mit allen Partnern. Das Ziel der Zusammen- arbeit ist und bleibt die berufliche Eingliederung der Produktionsschüler. Die Koope- ration erfolgt regelmäßig, systematisch und bedarfsorientiert. Ziel der Netzwerkarbeit mit den Akteuren des regionalen Arbeitsmarktes ist ein integriertes Qualifizierungs- konzept, bei dem alle Beteiligten „an einem Strang ziehen“. Dies ist für benachteiligte Jugendliche besonders wichtig. Sie brauchen stärker als andere junge Menschen eine klare Orientierung, Eindeutigkeit und Sicherheit in ihrer Qualifizierung. Die ge- meinsame Arbeit an diesem Ziel bietet die Chance:

• die individuelle Förderung der Produktionsschüler gemeinsam zu unterstützen, • Inhalte und Materialien abzustimmen, • Handlungsabläufe miteinander zu verzahnen, • pädagogische Interventionen gemeinsam zu tragen, • Reibungsverluste und Verunsicherungen abzubauen, • Kompetenzen, Ressourcen und Ausstattungen effektiver zu nutzen sowie • die Qualifizierung flexibler und stärker im Sinne der Ganzheitlichkeit und Hand- lungsorientierung zu gestalten.

Die ständige Kooperation und Kontaktpflege mit Betrieben des ersten Arbeitsmarktes zum Zweck der Vermittlung von Produktionsschülern in ein betriebliches Ausbil- dungs- oder Beschäftigungsverhältnis sowie zum Absolvieren betrieblicher Praktika ist seit Jahren integraler Bestandteil der Arbeit im CJD. Während einer erforderlichen betriebspraktischen Phase (in der Regel 4 Wochen, in Ausnahmefällen bei Option der Einstellung auch länger) findet eine regelmäßige Begleitung aller Beteiligten im Betrieb statt. Der CJD-Koordinator fungiert nicht nur als Begleiter der Jugendlichen, sondern auch als Berater für die Betriebe (Firmen-Coaching). Bei Bedarf eruiert er Förder- möglichkeiten für die Betriebe bei Übernahme eines Produktionsschülers in eine Aus- bildung und leistet administrative Hilfestellungen, z.B. bei der Kontaktaufnahme eines neuen Ausbildungsbetriebes zur entsprechenden Kammer, bei der Erstellung und Eintragung des Ausbildungsvertrages und Ähnlichem.

Art und Umfang der Zusammenarbeit mit der regionalen Wirtschaft

• Akquise und Betreuung von Praktika/ betriebliche Erprobung, • passgenaue Vermittlung in Arbeit oder Ausbildung, • Beratung bei der Gestaltung des Lernortes „Praxis“, • Unterstützung bei der formalen Abwicklung (Praktikumsvertrag mit dem Träger, Qualifizierungsnachweis für Produktionsschüler),

96 Die Produktionsschulen in Mecklenburg-Vorpommern

• Sensibilisierung für die Situation von benachteiligten Jugendlichen und jungen Erwachsenen, • Beratung bei der Umsetzung von Qualifizierungsinhalten, • Information über mögliche Dienstleistungen (ausbildungsbegleitende Hilfen, För- dermöglichkeiten für Ausbildungsbetriebe …), • Krisenintervention, • Betriebsbesichtigungen, • Einladung betrieblicher Referenten zu Arbeitsbedingungen, Ausbildungsvoraus- setzungen, Bewerbungsverfahren.

Die Beziehungen sind wechselseitig, d.h. schaft und Kommunen entwickelt. Es gibt auch die Unternehmen wenden sich bei- regelmäßige Anfragen aus der Region für spielsweise bei der Suche nach geeigne- gemeinsame Kooperationen. Tage der of- ten Arbeitnehmern oder Auszubildenden fenen Tür und öffentlichkeitswirksame Ak- an die Mitarbeiter des CJD. Über diese tionen in der Region befördern die Ak- Kontakte können auch nicht „ausbil- zeptanz. Grundlage der Zusammenarbeit dungsreife“ Produktionsschüler in Betrie- sind Kooperationsverträge, Vereinbarun- ben „ankommen“ und einen Platz finden. gen bzw. Auftragsbestätigungen nach An- Die Betriebe finden in der Produktions- geboten der CJD-Werkstätten. schule Ansprechpartner, die die betrieb- Im Integrationsprozess sind die regiona- lichen Bedingungen, Strukturen und An- len Betriebe in unterschiedlichen Funk- forderungen kennen, da sie alle als Werk- tionen als wichtige Kooperationspartner, stattpädagogen über ausreichend Berufs- wie z.B. als Praktikumsbetriebe, Koope- erfahrung in der Wirtschaft verfügen. Die rationsbetriebe, Zulieferfirmen und auf- Ansprechpartner in Betrieben und beim traggebende Firmen eingebunden. Das Träger kennen sich in der Regel persön- CJD kooperiert im Rahmen der Berufli- lich und pflegen den Fachaustausch im chen Bildung mit ca. 80 Betrieben in un- Rahmen von Betriebsbesuchen, Telefo- terschiedlichen Berufsfeldern. Im Folgen- naten, gemeinsamen Veranstaltungen den werden einige Kooperationsbetriebe und im Rahmen des Wirtschaftsbeirates. aus den in der Konzeption genannten Be- Das CJD hat sich in der Region zu einem rufsbereichen aufgelistet: akzeptierten Partner für Vereine, Wirt-

97 Produktionsschule Vorpommern-Greifswald

Betriebliche Kooperationspartner des Standorts Wolgast

Betriebe im Berufsfeld Berufe

Hotel - Gastronomie: Klinik Ückeritz, Koch, Hauswirtschaft, Fachkraft im Gastgewerbe Friesenhof Trassenheide Koch, Hauswirtschaft, Fachkraft im Gastgewerbe Hotel Asgard, Zinnowitz Koch, Refa, Hofa Bäckerei Biedenweg, Wolgast Bäcker, Fachverkäuferin Lebensmittelhandwerk

Holz Sägewerk Grünberg Tischler Tischlerei Dunzig GmbH Tischler Tischlerei Schmidt in Krebsow Tischler

Garten-/Landschaftsbau Gartenbau Oberndörfer, Wolgast Gärtner, Helfer Gartenbau Gartenbau Wuttig, Zinnowitz Gärtner, Helfer Gartenbau Gärtnerei Kühn, Alt Sallenthin Gärtner, Helfer Gartenbau Landschaftsgärtner Köhler, Trassenheide Garten- Landschaftsbauer

Gesundheit/Soziales Kita’s Insel Usedom, Wolgast Hauswirtschaft, Sozialassistent Kreiskrankenhaus Wolgast Hauswirtschaft, Krankenpflegehelfer Seniorenresidenz Altenpflege, Altenpflegehelfer DRK, ASB, VS Wolgast, Altenpflege, Altenpflegehelfer

Betriebe in weiteren Berufsfeldern Autohaus Frohreich, Esser, Mintel Kfz-Servicemechaniker Tierpark Wolgast Tierpfleger Bürodienst Wolgast Bürokauffrau, Verkäufer Vorpommersche Landesbühne Anklam, Zinnowitz Veranstaltungstechniker, Kostümschneider Werbung & Grafik Schulz, Greifswald Grafiker Blumenhandel Blumentritt, Florist, Verkäufer Wolgast

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Betriebliche Kooperationspartner des Standorts Torgelow

Betriebe in den Berufsfeldern Berufe

Küche/HW Villa Knobelsdorff, Pasewalk Koch, Hauswirtschaft, Fachkraft im Gastgewerbe Pommern Mühle, Ueckermünde Fachkraft im Gastgewerbe Zur Post, Torgelow Koch, Vitas Catering Service GmbH Ueckermünde Koch

Betriebe im Berufsfeld Holz Tischlerei Lange, Tischler

Garten-/Landschaftsbau Grünhofer Michvieh AG, Grünhof Land- und Tierwirt Landgesellschaft Rothenklempenow Gut Borken, Borken Land- und Tierwirt GbR Ladenthin Landwirt Guter Heinrich GbR, Waldeshöhe Tierwirt

Metall Firma Heinz Vater, Torgelow Zweiradmechaniker Metallbau Peters, Strasburg Metallbauer, Kfz-Mechaniker Auto-Bootshaus, Torgelow Metallbauer, Kfz-Mechaniker

Betriebe in weiteren Berufsfeldern Zoogeschäft Ueckermünde Verkäufer Tourismusinformation Löcknitz Tourismuskauffrau Pflegeheim Eggesin Altenpflegerhelfer Friseursalon Holtz, Torgelow Friseur Teambaumarkt, Löcknitz u. Eggesin Lagerist, Lagerhelfer

99 Produktionsschule Vorpommern-Greifswald

Arbeitsprojekte mit der regionalen Wirtschaft

Folgend aufgeführt sind Beispiele von Kooperationen mit Akteuren im Landkreis Vor- pommern-Greifswald auf Grundlage sinnstiftender produktiver Arbeitsprojekte:

Kletterriese DRK ein Projekt in Kooperation mit der Universität Rostock, DRK-Kita Wolgast, Metallbearbeitung Kurzmann, WfBM Ribnitz CJD (2009) Straußenfarm Pudagla Pflege, Instandsetzung der Außenanlagen, Produktion für den Hofladen (seit 2009) Schule Spielplatzbau/ Schulhofgestaltung unterstützt aus Mitteln der Aktion Mensch (2010) Bansiner Hochmoor in Kooperation mit dem NABU, der NUE-Stiftung und dem Gymnasium Ahlbeck, Werbefirma Ahlbeck Tierpark Wolgast Gemeinschaftsprojekt zwischen der Stadt, dem Verein, der NUE-Stiftung sowie der Aktion Mensch (seit 2011) TPA Hydraulik Wolgast Kooperation mit der Firma zur Pflege der Außenan- lagen und bei der technischen Sicherstellung (seit 2011) ALBA, REMONDIS Grünabfallentsorgung und Bereitstellung von Kompost (seit 2006) Akademie d. Künste jährliche Projekte, unterstützt aus Mitteln der AdK, LaP und der Stadt Wolgast (seit 2009) bestphone, fastphone regelmäßige Wartung der Tische durch die hand- Callcenter werkliche Werkstatt (seit 2009) Schulz-Werbung Projekte zur Website, Praktika für Jugendliche, Medienworkshop (seit 2009) Rothenklempenow Pflegearbeiten im Park sowie an der Badestelle (seit 2005), Bewirtschaftung der Häuser: Schloss und Brennerei (seit 2004) Grünhofer Milchvieh AG Praktika, Betriebsbesichtigungen, Einsichten in die Arbeiten von Land- und Tierwirt Gemeinde Verschönerung des Spielplatzes für die Gemeinde, Rothenklempenow gefördert von der Aktion Mensch Gemeinde Löcknitz Mitarbeit in der Tourismusinformation/ Veranstaltungsservice Manufaktur Bauernhof Bereitstellung der Aroniabeere für Säfte sowie Marmeladen, Besichtigung der Manufaktur

100 Die Produktionsschulen in Mecklenburg-Vorpommern

Regionales Netzwerk

Eine Besonderheit ist das regionale Netz- Landkreises in Wolgast, Eggesin, Greifs- werk, ohne das die Produktionsschule wald und Torgelow vernetzt, um über Vorpommern-Greifswald nicht in der Qua- Lernortverbünde auch Lernorte außerhalb lität arbeiten könnte: der Produktionsschule vorzuhalten und Die Produktionsschule und alle Projekte Perspektiven eines „Lernens im Arbeits- sind auf die berufliche und soziale Inte- prozess“ zu eröffnen. Es werden enge gration benachteiligter junger Menschen Kontakte zu Einrichtungen und Instanzen und Erwachsener ausgelegt. Festange- der regionalen sozialen Arbeit unterhalten, stellte kompetente und langjährig erfah- um lernhemmenden äußeren Einflussfak- rene Mitarbeiter haben sich als Erfah- toren wie Krisensituationen im Elternhaus, rungsträger im direkten und kontinuierli- sozialem Druck in der Peer-Group, Schul- chen Kontakt mit den Jobcentern, der denbelastungen, Sucht- oder Gewaltpro- Agentur für Arbeit, den Jugendämtern blematiken nachhaltig entgegenzuwirken.

und den Betrieben bewährt und sind in Das CJD arbeitet aktiv im Arbeitskreis ein weitreichendes Netzwerk von Unter- Schule – Wirtschaft mit, ist in mehreren

nehmen, Verbänden, Institutionen und Begleitausschüssen aktiv beteiligt und

Politik eingebunden. pflegt ein internes und regionales Netz-

Die Produktionsschule Vorpommern- werk, gesteuert über die Kompetenz-

Greifswald ist mit 15 allgemeinbildenden agentur Vorpommern-Greifswald in Trä-

H Schulen und mit den Berufsschulen des gerschaft des CJD.

UDNS ER INT ERN ES NETZWERK

C JD Insel Usedom-Zinnowitz -Zinnowitz

Stadt Wolgast Ostseebad Zinnowitz

Kompetenzagentur Kindervilla „Erika von Brockdorff” Seite unter Kompetenzfeststellung Profil-AC ® S Heimerziehung, Therapeutische Wohngruppe

Beschäftigungsprojekte SGB II/III Mutter-Kind-Projekt, Krisenwohnung

Bereitschaftsdienst BB Ostseebad Trassenheide

Kindertagesstätte „Kleine Weltentdecker” Elli-Voigt-Haus Krippe, Kindergarten, Hort Internat, Stationäre Familienbetreuung

Betreutes Wohnen, Ambulante Hilfe

Landkreis Frühe Hilfen, Schulwerkstatt

Schulsozialarbeit an 15 Schulen  2. Chance,  Jugend stärken   mit Quartier            Gesundheitsprävention Kinderferienlager Koserow Region Uecker-Randow

Produktionsschule Projekt Bauernhof Ueckermünde Beschäftigungsprojekte SGB II PBundesweiteP Vernetzung im CJD

Wir geben Chancen und begleiten Lebenswege

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S

- Berufliche Schule Vorpommern- Greifswald (Schulpflicht-Erfüllung, Vorbereitung auf d

Produktionsschule Vorpommern-Greifswald

Der Umfang der Zusammenarbeit wird über die regionale Arbeitsmarktentwick- durch den Auftrag bestimmt, den der lung, über städteplanerische Entschei- junge Mensch erteilt und ist wie das ge- dungen z. B. in Bezug auf die Entstehung samtes Vorgehen, strikt individualisiert neuer Gewerbegebiete sowie über politi- angelegt. Das Netzwerk eröffnet unmit- sche Entscheidungen, die sich unmittel- telbaren Zugriff auf Informationen über bar auf den regionalen Arbeitsmarkt und Entwicklungen und Tendenzen in den Be- die Ausgestaltung von Produktionsschu- rufsfeldern, über veränderte Berufsprofile, len auswirken.

Schulische Partner

Die Produktionsschule Vorpommern-Greifswald kooperiert mit diesen allgemeinbil- denden und berufsbildenden Schulen:

• Berufliche Schule Vorpommern- Greifswald (Schulpflicht-Erfüllung, Vorbereitung auf die externe „Nichtschülerprüfung“) • Europaschule „Arnold Zweig“ Pasewalk (externe „Nichtschülerprüfung“) • Regionale Schule Berthold Heberlein, Wolgast (externe Nichtschülerprüfung“) • an 15 Schulen des Landkreises (Schulsozialarbeiter, Projekttage, Durchführung von Profil AC®)

Weitere Partner

Die Produktionsschule Vorpommern-Greifswald arbeitet mit diesen Bildungseinrich- tungen zusammen:

• BfZ Ueckermünde, Berufsbildungsbegleiter • BIG Greifswald, überbetriebliche Ausbildung, abH • BBW Greifswald, Berufsvorbereitung, Ausbildung

102 Die Produktionsschulen in Mecklenburg-Vorpommern

Die Produktionsschule Vorpommern-Greifswald arbeitet mit diesen Beratungs- und Unterstützungseinrichtungen zusammen:

• Jugendamt Vorpommern-Greifswald • Blaues Kreuz Eggesin, Gewaltprävention, Einzelbetreuung von Jugendlichen in der Häuslichkeit bzw. im Heim • Jugendhilfezentrum Ueckermünde, Einzelbetreuung von Jugendlichen • AWO, straffällig gewordene Jugendliche • Volkssolidarität, Einzelbetreuung von Jugendlichen • DRK, Einzelbetreuung von Jugendlichen • Trägerwerk Soziale Dienste, Einzelbetreuung von Jugendlichen • Jugendgerichtshilfe • Odebrecht-Stiftung Greifswald, Beratungs- und Therapieangebote • Kreissportbund, Sportunterricht – Sportabzeichen • Frühe Hilfen, Prävention – Begleitung Minderjähriger • Pro familia • Kompetenzagentur • Chancen nutzen e.V. • Jobcenter Vorpommern-Greifswald • Berufsberatung • Wohnungsgesellschaften • Schulamt • Asyl- und Ausländerbehörde.

Verlassen junge Menschen die Region, werden bereits im Vorfeld Kontakte zu Bera- tungsstellen der zukünftigen Wohn- und Arbeitsorte geknüpft. Durch das existierende bundesweite Netzwerk im CJD können nahtlose Unterstützungsangebote räumlich und organisatorisch realisiert werden.

103 Produktionsschule Vorpommern-Greifswald

Besonderheiten

Lern- und entwicklungsförderliche Räume

Mit dem Konzept der pädaggischen gefühl und unterstützt damit auch Identi- Kernkompetenzen gehen wir im CJD über fikationsprozesse. den üblichen Bildungsauftrag hinaus. Bil- Wir nutzen in Wolgast ein Mitte der dung ist bei uns nicht nur Kopfsache, sie 1990iger Jahre erbautes Gebäude mit wird auch eine Herzensangelegenheit und hellen freundlichen Werkstatt- und Sozi- berücksichtigt die vielen unterschiedli- alräumen, das von den Jugendlichen und chen Bedürfnisse und Möglichkeiten in den Mitarbeiter gleichermaßen schnell der Arbeit mit jungen Menschen. angenommen wurde. In Torgelow wurde Wir wollen alle Facetten des Menschseins eine ehemalige Kaufhalle komplett saniert – Körper, Geist und Seele – einbeziehen und mit vier Werkstattbereichen ausge- und fördern. Die Umsetzung unseres stattet. ganzheitlichen Bildungskonzeptes gelingt Die Stimmung insgesamt ist entspannt nur, wenn dafür auch die entsprechenden und angenehm. Das zeigt sich in der ho- Rahmen geschaffen werden. Als Lernort, hen Anwesenheitsquote, dem niedrigen an dem sich Arbeiten und Lernen gegen- Aggressionspotential und dem koopera- seitig bedingen, kommt der Ausgestal- tiv-kollegialen Verhalten der Jugendlichen tung des Lern-, Arbeits- und Lebens- untereinander. Die jungen Menschen sind raums im CJD besondere Bedeutung zu. gefordert, ihre Lern- und Arbeitsumge- Die Gestaltung der Lernumgebung als Le- bung selbstständig mitzugestalten. bensraum wird mit den jungen Menschen Die von den jungen Menschen angefer- gemeinsam umgesetzt. tigten Produkte werden bewusst präsen- Eine Fotowand, auf der alle Produktions- tiert und sichtbar angebracht. Die Gestal- schüler und alle Mitarbeiter zu sehen sind, tung der Informationstafel übernimmt z.B. begrüßt im Eingangsbereich die Eintre- die Textilwerkstatt, Bilder kommen aus tenden und zeigt, dass hier lebendige, in- der Kunsttherapie, Klangkörper fertigt die dividuell identifizierbare Menschen ge- Holz- u. Metallwerkstatt, Skulpturen pro- meinsam arbeiten und leben. Auch die duziert der Gala-Bereich und das Koch - Fotos und Erinnerungsstücke gemeinsa- studio sorgt für entsprechende Dekoration mer Aktivitäten im Flurbereich und in den gemeinsam mit der Servicewerkstatt. Werkstatträumen vermitteln authentisch Es ist uns wichtig, auch in diesem Bereich die Atmosphäre eines bewohnten Lern- Werte zu vermitteln und geschmacksbil- und Lebensraums. dend zu wirken. Die dafür erforderliche Für die Jugendlichen wie für die Mitar- Ausstattung ist ein Mix aus eigener Pro- beiter befördert dies das Zugehörigkeits- duktion, Spenden und viel Kreativität!

104 Die Produktionsschulen in Mecklenburg-Vorpommern

Produktionsschulgeld = individuelle Leistungsprämie (seit 2014)

Die individuelle Leistungsprämie (iLp) ist tels der Kompetenztafel®. Die Jugendli- seit 2014 ein Kernelement des Produkti- chen erhalten in Abhängigkeit von ihrem onsschulansatzes und löst das bisherige tatsächlichen Einsatz eine Leistungsprä- Verfahren zum „Produktionsschulgeld“ mie. Die iLp ermöglicht zusätzlich die An- ab. Die individuelle Leistungsprämie ist erkennung besonderer Leistungen durch ein Punktesystem, das die personellen, Bonuszahlungen und wird von den jungen so zialen und fachlich-methodischen Menschen grundsätzlich wertschätzend Kom petenzen jedes einzelnen Produkti- erlebt. Die Werkstattpädagogen nutzen onsschülers bewertet. Grundlage de Be- die individuelle Leistungsprämie als ein wertung und Bemessung der individuellen motivierendes, wertschätzendes pädago- Leistungsprämie ist die monatliche kom- gisches Instrument in der Arbeitserzie- petenzbasierte Zwischenbewertung mit- hung.

Systematische Kompetenzfeststellung

Um unseren jungen Menschen von An- nungsanalyse ergänzt im Bedarfsfall die fang an eine individuelle, auf ihre ganz vom Auftraggeber gewonnenen Erkennt- persönlichen Bedürfnisse zugeschnittene nisse und Diagnoseergebnisse. In einem Unterstützung anbieten zu können, set- ersten Schritt werden die vorliegenden zen wir die Kompetenzanalyse PROFIL Informationen und Daten des Auftragge- AC® ein*. bers gesichtet und gemeinsam mit der Die Kompetenzanalyse PROFIL AC® Beratungsfachkraft die einzusetzenden (PAC) aktiviert die jungen Menschen, sich Modulelemente festgelegt. Die Eignungs- mit ihren Stärken und Entwicklungspo- analyse wird jederzeit angeboten, so dass tenzialen bewusst auseinanderzusetzen. mit jedem Jugendlichen zeitnah, nach Es verbindet die Vorteile eines Beobach- Eintritt in die Produktionsschule, eine tungsverfahrens mit denen eines Testver- Kompetenzfeststellung durchgeführt wer- fahrens. Fremdeinschätzung und Selbst- den kann. Mit jedem Produktionsschüler einschätzung der Produktionsschüler ste- wird ein, auf die im PAC festgestellten hen sich im Kompetenz- und Interessen- Kompetenzen und den Entwicklungsbe- profil gegenüber. Auf diese Weise wird darf bezogenes Rückmeldegespräch ge- eine Grundlage geschaffen, die es den führt, in dem Perspektiven für die berufli- Jugendlichen ermöglicht, sich aktiv mit che und persönliche Entwicklung aufge- ihren Stärken und Entwicklungspotenzia- zeigt werden. Außerdem dient das Ge- len auseinanderzusetzen. So können sie spräch dem Feedback zu den im PAC zusammen mit unseren Mitarbeitenden gezeigten Verhaltensweisen und dem Ver- kompetent und selbstständig die eigene gleich zwischen Selbst- und Fremd ein- Berufswegeplanung gestalten. Die Eig- schätzung.

* Das Verfahren wurde vom CJD e.V. und der MTO Psychologische Forschung und Beratung GmbH in Tübingen entwickelt (www.profil-ac.de).

105 Produktionsschule Vorpommern-Greifswald

Systematische Erfassung und Dokumentation der erworbenen Kompetenzen: Kompetenztafel®

Die im CJD Insel Usedom-Zinnowitz seit Die erste Einordnung bzw. Bewertung an November 2008 zum Einsatz kommenden der Kompetenztafel® ergibt sich aus dem Kompetenztafeln® haben ihre Ursprünge Profil-AC®, dem anschließenden Kom- in der dänischen Produktionsschulland- petenzbericht, dem Auswertungsge- schaft. Seit dem Jahr 2011 ist die Wort- spräch des Mitarbeiters mit dem Jugend- und Bildmarke geschützt und durch das lichen sowie dem Beobachtungsbogen CJD im bundesdeutschen Markenregister Berufspraxis. Zeitnah zu den Auswer- eingetragen. Kompetenztafeln® finden tungs- und den ersten Entwicklungsge- sich für alle sichtbar in den einzelnen sprächen werden die Entwicklungsstände Werkstattbereichen. Sie dokumentieren der jungen Menschen in den sozialen, und visualisieren transparent und über- personellen, fachlichen und methodi- sichtlich die von den Jugendlichen erar- schen Kompetenzbereichen einge- beiteten Kompetenzen – untergliedert schätzt: nach den in den Gewerken erforderlichen Rot für "Beginner", gelb für "auf Kurs" fachlichen, personalen und sozialen Kom- und grün für "kompetent". petenzen.

106 Die Produktionsschulen in Mecklenburg-Vorpommern

Kontaktdaten

 Ministerium für Arbeit, Gleichstellung und Soziales Mecklenburg-Vorpommern Abteilung 2, Referat 210 Claus Wergin (Referatsleiter)

Werderstraße 124

19055 Schwerin

Telefon: 0385 588 9210

Fax: 0385 588 9702

E-Mail: [email protected]

Produktionsschule Müritz

Holger Kiehn (Leitung)

Heinrich-Scheven-Straße 10

17192 Waren (Müritz)

Telefon: 03991 747490 sowie 0151 40639208 Fax: 03991 7474915

E-Mail: [email protected] http://www.cjd-waren.de/angebote/berufliche-bildung/produktionsschule-mueritz

Produktionsschule Vorpommern-Rügen Selina Lutz / Holger Kiehn (Leitung)

Hiddenseer Straße 7 h 18439 Stralsund

Telefon:03831 3067889 sowie 0171 9858502

Fax: 03831 30678851 E-Mail: [email protected] http://www.cjd-waren.de/angebote/berufliche-bildung/produktionsschule-vorpommern-ruegen/

Hanse Produktionsschule Rostock Stefanie Gade (Leitung) Neubrandenburger Str. 5a 18055 Rostock

         Telefon: 0381 6661306                        Fax: 0381 6661305 E-Mail: [email protected] http://www.jh-stadtundlandev.de/index.php/angebote/hps

107 Kontakte



Produktionsschule Westmecklenburg Sabine Trepke (Leitung)  Am Wirtschaftshof 11a 19386 Greven

Telefon: 038731 36930

Fax: 038731 369328 E-Mail: [email protected] H http://www.ps-westmecklenburg.de

Standort Schwerin Jacqueline Danschke (Standortleitung),

Hopfenbruchweg 4 19059 Schwerin H

Telefon: 0385 77784470

E-Mail: [email protected]

Produktionsschule Vorpommern-Greifswald

Andrea Greiner-Jean (Leitung)

Standort Wolgast

Leeranerstr. 5 17438 Wolgast

Telefon: 03836 233300 34 sowie 0151 40639090

Fax: 03836 23330038 E-Mail: [email protected] http://www.cjd-produktionsschule.de

Standort Torgelow Christiane Hoppe (Standortleiterin) Karlsfelder Straße 49 17358 Torgelow                  Telefon: 03976 437990 02 sowie 0151 40638123 Fax: 039764 3799003 E-Mail: [email protected] http://www.cjd-produktionsschule.de                 

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Dieser Band entstand anlässlich des Mecklenburg-Vorpommern eröffnet u.a. zehnjährigen Bestehens der Produktions- anhand aktueller statistischer Befunde schulen in Mecklenburg-Vorpommern. Er Einblicke in die Bedingungen und Situa- bietet einen aktuellen Gesamtüberblick tion der Produktionsschulen in Mecklen- über die fünf Produktionsschulen an acht burg-Vorpommern. Produktionsschulstandorten. Eine umfassende Einführung informiert In diesem Band finden sich zudem der über die Grundlagen, Merkmale und Be- Abdruck der aktuell geltenden Förder- sonderheiten. Das Ministerium für Arbeit, grundsätze und eine Übersicht über die Gleichstellung und Soziales des Landes Kontaktdaten.

ISBN 978-3-00-049452-9