U NTERM H ERRNBILD 6 S CHLOSS M ESPELBRUNN Der ist und Mespelbrunn ist Spes- sart – in keinem anderen Mittelgebirge ist das Image so Von der »Herrnbild-Kapelle« schweift der Blick über das obere Elsavatal. Der eng mit einem einzigen Ort verbunden wie im Spessart. Sofort hört man die Worte »Märchenschloss«, »Räuber« und natürlich »Wald«. Ein Großteil dieses Klischees geht Kulturweg erschließt die Wallfahrtskirche in Hessenthal und die Kulturdenk- auf den Film »Das Wirtshaus im Spessart« von 1958 zu- rück, der – neben der märchenhaften Kulisse – ein auch heute noch sehenswerter Streifen ist. Tatsächlich war das Schloss bereits im 19. Jahrhundert Ziel von Wanderern male der Jahrhunderte alten Streifengüter sowie das Schloss Mespelbrunn. und ersten Touristen, denn das Außergewöhnliche am N Schloss Mespelbrunn ist das gesamte Ensemble, das sich harmonisch in das für den Spessart typische Kerbtal ein- fügt. Gerade der vor dem schlanken Turm sich öffnende Die Spessartkarte des Paul Pfinzing von 1594 zeigt die Ortsteile der Teich sorgt dafür, dass die Enge des Tales durchbrochen heutigen Gemeinde Mespelbrunn: Heselntal (Hessenthal), Neudorff N wird und sich die Gesamtanlage öffnet. So entsteht der (Neudorf, seit 1939 Mespelbrunn) und Im Sand. Das Schloss wird Eindruck einer Insel der Ruhe und Helligkeit im Meer des benannt als Masselprunn Schlos. »dunklen Spessartwaldes«. Das Schloss Mespelbrunn M ESPELBRUNN konnte sich diese Atmos- phäre über Jahrhunderte S TART AM H AUS DES G ASTES erhalten, weil es nie zer- 1 stört wurde und weil es HESSENTHAL immer im Besitz der Fami- Der Kulturweg beginnt am modernen Teil Mespel- 3 lie der Grafen von Ingel- brunns, am Haus des Gastes und der Maximilian-Kolbe- heim zu Mespelbrunn Kirche. Vom Start führt der Weg entlang der bis blieb. zur Wallfahrtskirche Hessenthal. Bergan über den Kreuzweg wird die Station »Herrnbild« erreicht, von dort geht es auf der Höhe bis zum Wagnerstor. Nach dem Abstieg in den Langen Grund endet der Weg am Das Plakat des Aschaffenbur- Ausgangspunkt. ger Malers Adalbert Hock Folgen Sie der Markierung des gelben EU-Schiffchens präsentiert Schloss Mespel- auf blauem Grund. Die Geschichte des Schlosses Mespel- 2 brunn schon um 1900 als brunn wird auf einer separaten Tafel erläutert. 4 Tourismusattraktion.

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5 P Im 19. Jahrhundert bil- dete die Wallfahrtskir- che mit dem davor lie- genden Platz und einer Mariensäule ein harmo- nisches Ensemble. 6

Am Dreimärker im Langen Grund stoßen W ALLFAHRTSKIRCHE H ESSENTHAL 2 die Gemarkungen von Mespelbrunn (Neu- 5 D ER L ANGE G RUND dorf), Hessenthal und der Stadt Aschaffen- Die Wallfahrt nach Hessenthal ist seit 1293 urkundlich burg zusammen. Die beeindruckendsten Trockenmauern findet man im nachweisbar. Aus diesem Jahr stammt eine Ablassurkun- Bild rechts: Eine podestartige Lesesteinan- Langen Grund bei Mespelbrunn. Der südliche Talhang de des Mainzer Erzbischofs Gerhard II. Die Hessenthaler ist hier auf einer Länge von 300 m und 50 Höhenme- Weglänge ca. 8 km Wallfahrt war die politische Antwort der Erzbischöfe von sammlung gewaltigen Ausmaßes erhebt tern von künstlichen Steinbauten durchdrungen. Am Mainz auf das rieneckische Kloster Himmelthal bei sich am Hang des Langen Grundes. Das auffallendsten sind die Trockenmauern, die noch sehr Eschau am Unterlauf der Elsava. Ablässe aus Rom und Gewicht dieses kleinen Steinberges wird gut erhalten sind. Hinzu treten vertikale Lesesteinwälle, Wunderberichte hielten die Wallfahrt nach Hessenthal auf 25 t geschätzt. die entlang der Grundstücksgrenzen aufgeworfen wur- über die Jahrhunderte lebendig. Die Hessenthaler Kir- A M H ERRNBILD den, aber auch podestartige Lesesteinhaufen. Die chenburg besteht aus drei Gotteshäusern: Der neuen 3 ackerbauliche Nutzung ist im Langen Grund noch für großen Wallfahrts-und Pfarrkirche, der kleineren alten Über die Hessenthaler Wallfahrt erzählt man sich die das 19. Jahrhundert nachweisbar. Hinzu treten parallel Wallfahrtskirche und der Gnadenkapelle. In der alten Legende von einem Köhler und einem Rittersmann, A M W AGNERSTOR andere Nutzungsformen, wie z.B. die hohe Anzahl von Wallfahrtskirche ist die Grablege der Echter von Mespel- der unabsichtlich mit seinem Schwert ein Bild der 4 Kohlenmeilerplatten in diesem Gebiet anzeigt. Dazu brunn bis 1600 zu sehen. In der Gnadenkapelle steht das Muttergottes mit dem Jesuskind auf dem Arm traf, Die im späten Mittelalter übliche Siedlungsform ist das kommen kulturgeschichtlich interessante Kleindenk- Bild der schmerzhaften Muttergottes von Hessenthal. In das darauf zu bluten begann. Seither tragen die Hes- Waldhufendorf, wie hier in Hessenthal. Dabei wurden mäler, wie Grenzsteine und ein Bildstock. Am Dreimär- der neuen Wallfahrtskirche fanden die zwei großen senthaler jedes Jahr an Pfingstmontag das Gnadenbild von den Lehnsherrn für Höfe, die im Tal entlang des ker, einem Grenzstein auf der unterhalb gelegenen Kunstwerke Hessenthals eine würdige Aufstellung: die in feierlicher Prozession auf den Berg zur Herrnbild- Baches aufgereiht waren, Flurstreifen vom Talboden bis Wiese, stoßen die Gemarkungen von Mespelbrunn (»N« Kreuzigungsgruppe von Hans Backoffen (1519) und die kapelle. auf den Bergkamm vergeben. Am Wagnerstor befinden für Neudorf), Hessenthal und der Stadt Beweinungsgruppe von Tilman Riemenschneider (1485). Die Herrnbildkapelle liegt an einer äußerst verkehrs- wir uns am oberen Rand eines solchen Streifengutes. Die (mit ihrer außermärkischen »Hohen Wart«) zusammen. günstigen Stelle an der Einmündung des frühmittelal- Streifengüter waren bewaldet und mussten von den Ko- terlichen »Salzweges« von Worms kommend in die lonisten gerodet und für den Ackerbau nutzbar ge- Das Gnadenbild von »via publica«, die über Lengfurt nach Würzburg führ- macht werden. Hier entstanden dann die heute noch Die Trockenmauern Hessenthal stammt aus te. Kapellen sind im Spessart oftmals an Verkehrskno- sichtbaren Ackerterrassen. Durch den stetigen Rückgang tenpunkten vorzufinden, wie z. B. die Kreuzkapelle der Landwirtschaft seit den 1960er Jahren sind die im Langen Grund dem 15. Jahrhundert. bei Frammersbach. Sie wurden früher als »Meeting- Ackerflächen vielfach Wiesen mit und ohne Streuobst- geben einen Ein- Point« benutzt und entsprechen damit gar nicht unse- anbau gewichen. Da keine intensive Bodennutzung druck von dem rer modernen Vorstellung von Kapellen als einsam mehr betrieben wird, verbuschen die Flächen und ver- ungeheuren Auf- gelegenen Idyllen. wandeln sich nach einigen Jahrzehnten in Wald. Nur Gleich hier in der Nähe liegt die Poststation, an der durch permanente Landschaftspflege kann verhindert wand, der betrieben Wilhelm Hauff Halt machte, wodurch er sich zu werden, dass der Spessart wieder zuwächst. Am Wag- wurde, um ebene seinen Erzählungen im »Wirtshaus im Spessart« inspi- nerstor befand sich ein Durchgang zwischen den Wild- Ackerfläche an Steil- rieren ließ. zäunen, die die Äcker vor den Waldtieren sicherten. lagen zu gewinnen.

Das 7,4 m hohe Auf diesem Foto sind die Echterepitaph (1583) typischen Zäune abgebil- beherrscht den Chor det, wie sie über Jahrhun- The cultural pathway (8 km long) leads from the »Haus der alten Wallfahrts- derte im Spessart an des Gastes« along the Elsava to the pilgrimage church kirche. Waldrändern und um die of Hessenthal. Upslope along the way of the cross to the station called »Herrnbild« is reached, and from Dörfer angelegt waren. there Wagner’s Gate (Wagnerstor). Descending along the valley called Langer Grund (long valleybottom) the way leads back to its starting point. Please follow the markers with the yellow-on-blue EU boat. A separate poster recalls the history of Mespelbrunn Castle. Die Beweinungsgruppe Die ehemaligen Ackerbe- Le chemin culturel (long environ de 8 km) vous mène stammt von Tilman grenzungen sind heute d'abord du »Haus des Gastes« (Maison touristique) Riemenschneider aus am besten bei tiefstehen- jusqu' à l'église de pèlerinage de Hessenthal, en suivant der Zeit um etwa 1485. der Sonne zu erkennen. l'Elsava. C'est en montant le long du chemin de croix qu'on arrive au »Herrnbild« (petite chapelle). Quittant ce lieu, on s'approche du »Wagnerstor«, et c'est en descendant dans le »Langer Grund« qu'on arrive au Der letzte Umbau der Herrnbildkapelle in die heutige Form datiert in point de départ. Suivez toujours le marquage du bateau das Jahr 1670. jaune de l'Union européenne sur fond bleu. Un panneau d'information particulier vous explique l'histoire du château de Mespelbrunn.