Enzian Autographen und andere Neueingänge

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Katalog 57

Vorderumschlag: Nr. 92 Thomas Manns Schriftarten

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Mitglied im Verband deutscher Antiquare und der International League of Antiquarian Booksellers Preußens "downfall" 1 Alexis, Willibald (d. i. Wilhelm Häring), Schriftsteller (1798-1871). Eigenh. Brief mit U. "W. Haering". Ohne Ort und Jahr (Berlin 1866). Gr.-8°. 1 Seite. Doppelblatt. Bläuliches Papier. 300.- An einen Herrn mit der Übersendung eines Lustspiels und über die Schauspieler einer geplanten Aufführung: "[...] Ach man müßte ein Lust- spiel [...] gleich versenken, um nicht das Trauerspiel um sich her zu se- hen. Wie sehen wir und trauerts uns am Tag der Völkerschlacht bei Bronzell [Ort eines Scharmützels im hessischen Verfassungsstreit von 1850]. Von Ihnen empfing ich die erste Kunde. Was mußten wir seitdem erleben! Ob der neueste Tag von Werra [Juni/August 1866 im Deutschen Krieg] für Preußen zum Glück für das andere Deutschland ausfällt, frage ich mich auch [...] Einstweilen ist mir aber wohl wohl vergönnt als Preu- ße [...] über den downfall meines Vaterlandes zu klagen. Beim Aufräu- men meines Scriptoriums fand ich neulich Ihr Gedicht auf Chamissos Tod. Ich weiß noch sehr wohl, welchen Anklang darauf Hitzigs Vortrag in der damals noch lebendigen liter[arischen] Gesellschaft fand [...]" - Äl- tere Sammlervermerke in Bleistift.

2 Andechs - Maurus II. (eigentl. Maurus Rambeck), 18. Abt von Andechs (1632-1686). Schriftstück mit eigenh. U. "Maurus Abbas". Kloster Andechs, 27. XI. 1679. Fol. (33 x2 1 cm). 2 1/2 S. Doppelblatt. Mit 2 papiergedeckten Siegeln. 240.- Quittung von Schreiberhand für Johann Baptist Imhoff und dessen Er- ben über eine Zahlung von 2.000 Gulden; es geht um das Erbe eines Gu- tes in Siegertshausen. Unterzeichnet und gesiegelt von Abt Maurus (Pro- fess am 12.6.1650, Abtwahl am. 14.1.1666, verstorben am 2.11.1686, "in der Gruft begraben in Andechs, Studium in Andechs, Salzburg und Wien, für 20 Jahre und 9 Monate ein überaus würdiger Abt"; vgl. Necro- logium) und dem Andechser Prior Ildephonsus. Am 3. Mai 1669 wurde fast das gesamte Kloster bis auf die Grundmauern zum Raub der Flam- men nach einem Blitzschlag (allerdings mit Ausnahme der Heiligen Ka- pelle und des Reliquienschatzes). Abt Maurus II. Rambeck, gerade ein- mal drei Jahre im Amt, begann unverzüglich mit dem Neubau, bei dem das Kloster im Wesentlichen die Gestalt erhielt, die es noch heute hat. - Leicht fleckig, an den Faltstellen repariert.

3 Anonymus, "Stenographische Studientypen". Ohne Ort, 1877. 8°. 54 Bl. mit Federzeichnungen, 12 weiße Bl. Ldr. d. Zt. mit Goldprägung und dreiseit. Goldschnitt (Kanten berieben, vorderer Deckel beschabt und verblasst). 100.- Kurioses Album mit 54 Federzeichnungen, die aus stenographischen Zeichen zusammengesetzt sind. Möglicherweise für eine "Laura" ange- fertigt, deren Name sich auf dem ersten Blatt mit floralen Motiven findet. - Gering fleckig.

4 Baechtold, Jakob, Germanist (1848-1897). Eigenh. Postkarte mit U. Zürich, 8. VII. 1883. Qu.-8°. 1 Seite. Mit Adresse. 75.- 1 An den Germanisten Max von Waldberg in Berlin: "Eben im Begriff, auf mehrere Wochen zu verreisen, komme ich bloß noch dazu, Ihnen ei- nige Proben aus dem Pastor Fido abschreiben zu lassen, die Ihnen viel- leicht genügen. Ich sende sie unter Bd. Empfehlen Sie mich Herrn Prof. Rödiger freundlichst [...]" - Baechtold wurde 1887 Professor der deut- schen Literaturgeschichte in Zürich. Als seine Hauptwerke gelten eine "Geschichte der deutschen Literatur in der Schweiz" (1892) und "Gott- fried Kellers Leben" (1894-97).

5 Baer, Joseph (Hrsg.), Codices manu scripti saeculorum IX. ad XIX / Incunabula xylographica et typographica annorum MCCCCL ad MD. Catalogus DCLXXV (675). Frankfurt, Baer, 1921. 4°. Mit 57 Tafeln. 312 S. OKart. (gebräunt, Rücken fleckig). 50.- Enthält 597 meist ausführlich beschriebene Objekte, die durch 5 Regis- ter erschlossen werden.

6 Bauernfeld, Eduard von, Schriftsteller (1802-1890). Eigenh. Albumblatt mit Vers und U. Ohne Ort und Jahr. Qu.-Kl.-8°. 1 Seite. 70.- "Sagst Du zum schönen Augenblick 'Verweile' - | Du mahnst verge- bens! Er hat Eile.".

"Sie ziehen mich aus dem Nichts ans Licht" 7 Benn, Gottfried, Schriftsteller (1886-1956). Eigenh. Brief mit U. Berlin, 9. VII. 1951. Gr.-8°. 2 Seiten. Mit gedrucktem Briefkopf und eigenh. Umschlag. 1.980.- An die Journalistin und Schriftstellerin Gertrud Dahlmann- Stolzenbach (1909-?) in München: "[...] es ist schwierig, Ihnen zu dan- ken. Sie ziehen mich aus dem Nichts ans Licht u. zwar in das ferne, einst sehr von mir geliebte, aber seit Jahrzehnten unbekannt gewordene Mün- chener Licht. Eine Überraschung und eine grosse Freude. Darf ich Ihnen die dänische Übersetzung der von Ihnen so unvergleichlich interpretier- ten Drei alten Männer übersenden, die auch in Kopenhagen, dieser ele- ganten, Krisen- und Konfliktlosen Metropole einen fast sensationellen Erfolg haben [...]". Schließt mit einem Gruß an Beate von Molo. - "Drei alte Männer. Gespräche" war erstmals 1949 im Wiesbadener Limes- Verlag erschienen und wurde (in der zweiten Auflage) als "das erste Buch Gottfried Benns, das nach zwölfjähriger Unterbrechung wieder in Deutschland erschien" bezeichnet.

8 Bergengruen, Werner, Schriftsteller (1892-1964). Der Teu- fel im Winterpalais. Eine Erzählung. 10. Aufl. Zürich, Die Arche, 1961. 8°. 67 S. OPp. 50.- Vom Verfasser signiert.

9 Bismarck, Otto von, Politiker, Reichskanzler (1815-1898). Eigenh. Brief mit U. "v. Bismarck". Berlin, 7. VI. 1866. 4°. 1 Seite. Doppelblatt. 480.- 2 An Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen, den späteren Kaiser Friedrich III. (1831-1888): "[...] mit unterthänigstem Danke für die heu- tige Mittheilung erwidre ich ehrerbietigst, daß ich mich morgen mit Ba- ron Romberg in Verbindung setzen werde, um die Anregung der Sache bei Sr. Majestät vorzubereiten [...]" - Die Familie von Romberg gehörte zu den reichsten Familien im Königreich Preußen. - Leichter Wasserrand im Innensteg und in der unteren Außenecke, Unterschrift davon minimal betroffen.

10 Bismarck, Otto von, Reichskanzler (1815-1898). Brief mit eigenh. U. "vBismarck". St. Petersburg, 8, IV./27. III. 1859. Fol. 1 Seite. Mit gedrucktem Briefkopf "Légation de la Majesté le Roi de Prusse". 450.- An Senator von Tolstoy, Adjutant im Außenministerium, in französi- scher Sprache, mit Übersendung einer Gerichtsakte aus Frankfurt an der Oder über den Gesandtschaftsangehörigen Ernst Julius Wilhelm Gie- lisch. - Aus Bismarcks früher Zeit im diplomatischen Dienst. Im Januar 1859 war er nach St. Petersburg versetzt worden. Er selbst sprach davon, dass er an der Newa kalt gestellt worden sei. Hier erweiterte Bismarck seine diplomatischen Kenntnisse und erfreute sich des Wohlwollens des russischen Hofes und des Kaiserpaares. - Wohlerhalten.

11 Bodelschwingh, Friedrich von, Philanthrop und Theologe (1831-1910). Postkarte mit eigenh. U. Bethel, 30. V. 1899. Qu.-8°. 1 Seite. 70.- An eine Dame in Berlin mit Dank für eine Spende: "Fröhlichen Dank im Namen unserer Armen und Kleinen! [...]".

12 Böll, Heinrich, Schriftsteller (1917-1985). Gruppenbild mit Dame. Roman. 2. Aufl. Köln, Kiepenheuer & Witsch, 1971. 8°. 400 S. OLwd. mit Schutzumschlag. 50.- Vom Verfasser signiert. - Wohlerhalten.

13 Boveri, Theodor, Zoologe (1862-1915). Eigenh. Postkarte mit U. Würzburg, 7. VIII. 1914. Qu.-8°. 1 Seite. Mit Adresse. 70.- An Paul Buchner, "Redaktion des Archiv für Zellforschung" in Mün- chen: "[...] Eine druckfertige Arbeit meines Schülers B. Geinitz: 'Über Abweichungen bei der Eireifung von Ascaris' möchte ich zur Aufnahme in das Arch. f. Zellforschung empfehlen. Ich möchte hiedurch anfragen, ob die Einsendung der Arbeit zur Zeit möglich und erwünscht ist [...]" - Zu den Schwerpunkten von Boveris wissenschaftlichen Tätigkeit zählten experimentelle Zellforschung und Vererbungsforschung. Er ergänzte die Hertwigsche Vererbungstheorie, indem er die Chromosomen als die ei- gentlichen Vererbungsträger deutete.

14 Brahms, Johannes, Komponist (1833-1897). Eigenh. Post- karte mit U. "J Brahms". Pörtschach, ohne Jahr (Poststempel). Qu.-8°. 1 Seite. Mit Adresse. 1.200.- An den Komponisten und Schweriner Hofkapellmeister Georg Aloys Schmitt (1827-1902) in Schwerin: "Im Begriff abzureisen dank ich noch 3 eilig für Ihre frdl. Einladung. Ich behalte mir weitere Antwort vor, wenn sich, wie ich hoffe u. meine, mein Weg im Lauf des Winters nordwärts führt. Sehr ergeben u. eilig | J Brahms." - Aloys Schmitt betreute die Mecklenburgischen Musikfeste zwischen 1860 und 1889. Bereits 1880 di- rigierte Johannes Brahms eigene Werke in Schwerin; im Jahr 1883 stand auch sein "Deutsches Requiem" dort auf dem Programm. - Bleistiftver- merk am Oberrand der Adreßseite: "Geschenk von Elsbeth v. Egidy 25.11.78". Elisabeth von Egidy (1911-1993) war die Urenkelin von Prinz Karl von Schwarzburg-Sondershausen.

15 Braune, Wilhelm, Germanist (1850-1926). 2 eigenh. Briefe mit U. Giessen und , 21. IV. und 10. XI. 1888. Gr.-8°. Zus. 4 Seiten. Doppelblätter. 150.- An den Germanisten Max von Waldberg. - I. "[...] Zunächst sage ich Ihnen verbindlichsten Dank für das schöne Geschenk, was Sie mir in Ih- rem Buche über die Deutsche Renaissance-Lyrik gemacht haben. Ich ha- be dasselbe mit größtem Interesse gelesen und viel Neues daraus gelernt. Insbesondere das IV. Kapitel mit den überraschenden Nachweisen über die Art der Entlehnung im 17. Jh. ergibt ein von mir in dieser Weise nicht geahntes Bild. Ihrem Vorschlag, hier die Neudrucksammlung des Venus- gärtlein zu besorgen, nehme ich gern und mit vielem Dank an! Das Lied des 17. Jh's wird zwar in den nächsten Wochen einen neuen Vertreter (Schwiger's geharnschte Venus) in meiner Sammlung erhalten; aber der eigentümliche Wert des Venusgärtleins, wie er noch besonders aus Ihrem Buche hervorgeht, gibt seiner Aufnahme volle Berechtigung. Ich ersuche Sie also, die Herausgabe vorzubereiten und mir seinerzeit das Manuscript des Textes zuzuschicken (die Einleitung werde ich mir erst nach Vollen- dung des Textdruckes erbitten). Es eilt nicht gerade sehr, denn ich bin mit Stoff reich versehen und der Verleger wünscht ein langsames Tempo, da geschäftlich die Sammlung leider doch nicht gerade viel einbringt. So bald aber Raum dafür ist, werde ich es zum Druck bringen [...] Ich selbst habe das Venusgärtlein noch nie gesehen. Ist Göring etwa der Sammler oder Herausgeber? Letzteren kenne ich aus seinem 'Liebes- Maienblümlein', welches in Leipzig auf der Stadtbibliothek ist. Aber auch das muß sehr selten sein, denn noch in der II. Aufl. Goedekes fehlt Görings Name ganz. Sacer's 'Reim dich oder ich fresse dich' habe ich in Leipzig kennen gelernt, wo wir es auf meine Veranlassung für die Univ. Bibl. kauften (aus Maltzahns Sammlung). Ich habe mir es damals auch gerade auf seine Brauchbarkeit für den Neudruck angesehen und habe es als zunächst nicht in Betracht kommend beurteilt. Es würde ja wohl eine Erneuerung verdienen; aber ich meine, daß es doch mehr den eigentli- chen Litterator interessiert, nicht ein etwas weiteres Publikum, auf wel- ches wir den Absatz der in 3-5000 Exx. gedruckten Neudrucke berech- nen müssen, wenn dieselben einigermaßen bestehen sollen [...]" - II. Ü- ber Waldbergs Habilitation und Professur: "[...] Der Druck des Textes Ihres Venusgärtleins könnte, soweit ich sehe, jetzt beginnen und ich würde Sie daher bitten, mir in der verabredeten Weise Ihr Exemplar nun zuzuschicken. Sie würden es dann von der Druckerei direkt zugesandt erhalten [...]" - Braune war Professor der deutschen Sprache und Litera- tur in Giessen und Heidelberg. Er verfasste Standardwerke der Germa- nistik.

16 Bürger (geb. Hahn), Elise, das "Schwabenmädchen"; Schauspielerin und Schriftstellerin (1769-1833). Eigenh. Brief mit 4 U. [Frankfurt am Main], "Bibergasse Herrn Mumm gegenüber, 2 Treppen hoch, bei Jgfr. Lenz", 18. II. [ca. 1830]. 8°. 1 Seite. 280.- An einen Herrn wegen eines Treffens: "[...] Ich ersuche Sie, da ich nahe am Theater wohne, wohin Sie gewis morgen gehen, Vormittags oder A- bends 5 Uhr, sich zu mir zu bemühen, um mit Ihnen über eine, uns bei- den nicht gleichgültige, Sache abzusprechen [... ]" - Elise Bürger (geb. Hahn), Bürgers dritte Ehefrau, genannt "das Schwabenmädel", zog als wandernde Deklamatrice durch Deutschland. Seit 1820 lebte sie in Frankfurt am Main, wo sie die Schauspieler Hermann Hendrichs (1809- 1871) und Konrad Degen (1811-1884) unterrichtete. Da auch ihre Ein- künfte aus literarischen Veröffentlichungen nicht ausreichten, war sie auf Unterstützung von Gönnern und Freunden angewiesen. - Beiliegend ein auf beiden Seiten beschriftetes Albumblatt: I. Evers, Gedichtmanuskript (12 Zeilen) mit U. O. Ort und Jahr. 8°. 1 Seite. - Überschrift: "an Mada- me Elise Bürger an Ihrem Geburtstage den 17 Novbre 1808". - II. Jacobi, Eigenh. Gedicht (4 Zeilen) mit Widmung und U. Münster, Februar 1810. Qu.-8°. 1 Seite. - Gering fleckig.

17 Candolle, Adolphe de, Botaniker (1806-1893). Eigenh. Brief mit U. Genf, 13. III. 1886. 8°. 1 Seite. Doppelblatt. 400.- Französisch an seinen Kollegen Carl Josef Schröter (1855-1939), dem er 190 Franken für die Büste des Naturforschers Oswald Heer (1809- 1883) übersendet. Das Geld stamme aus einer Subskription innerhalb der "Société de physique et d'histoire naturelle", die auch im "Journal de Genève" veröffentlicht worden sei, allerdings ohne Erfolg. Die Namen der Spender fänden sich auf einer beigelegten Liste. - Möglicherweise be- zieht sich der Brief auf die 1886 entstandene Gipsbüste von Baptist Hoerbst (1850-1919), die heute in der Kunstsammlung von Biel (Bienne) aufbewahrt wird. - Respektblatt mit Sammlervermerk.

18 Chamisso, Adelbert von, Naturforscher. Forschungsrei- sender und Dichter (1781-1838). Eigenh. Brief mit U. Berlin, 18. X. 1836. 4°. 1 1/2 Seiten. Mit Adresse und Siegelresten. 2.800.- An den Verleger Samuel Hirzel (1804-77), Teilhaber der Weidmann- schen Buchhandlung in Leipzig; sein Kompagnon und Schwager war Karl Reimer (1801-1858). Chamisso gratuliert dem "theuersten Freund" zur Geburt seines ersten Sohnes Heinrich: "[...] Meine Frau wußte sich von freudigem Schrecken nicht zu lassen. Wir fühlten mit stiller Wonne, was Ihnen fehlte [...]" Dann geht er auf ihre Verlagsprojekte ein: den Deutschen Musenalmanach und seine vierbändige 1836 erschienene Werkausgabe: "Wir sind also fast gleichzeitig mit unserm Schwagers Sohn, dem schier ungerathenen, dem Musul oder Muselmann, (wie ihn ein Bote nennt) - auf dem Kampf[p]latz aufgetreten. - Ist es nicht wieder ein Übelstand, daß das Gedicht von Rückert, womit er sich bläht, in Rei- he und Glied mit ihm aufmarschiert. - und Eichendorf folgt eben auch zu Weihnachten! - Manche finden ihn dünner als im vorigen Jahre, dagegen sind andere damit zufrieden. - [Karl Bernhard von] Trinius [Naturfor- scher und Dichter; 1778-1844], der jetzt hier ist, ist von beiden befriedigt. Dagegen hat Magog [der anonyme Beitrag 'Die Last über Magog'], er schreibt von seiner bewiesenen Tapferkeit, (das Gedicht besingt die Re- vue zu Kalisch) das strengste Incognito gegen mich behauptet und wird es wohl nicht brechen. - [Robert] Prutz [Schriftsteller; 1816-1872] ist bis jetzt noch nicht zu ermitteln gewesen, - doch wird er sich wohl noch fin- 5 den lassen. Dank für Ihre verschieden Inserate [...] Das in den Blättern der Börsenhalle hat ganz befriedigt; ich selbst habe es noch nicht gese- hen. - Ich hatte die Sache vergessen und glaubte sie vergessen, nicht desto weniger danke ich Ihnen [...] Sie haben sich also (nach dem Gelben Blat- te) noch nicht entschieden was für ein Bild Sie uns 1838 geben wollen. - Stehen dann die Sänger dann auch neben dem Naturgesetze, daß man den Andern fressen soll? Die kleinen Leipziger haben gar vortrefflich ge- schmeckt, - Ich wollte daß die kleinen Deutschen, die ich Ihnen alljähr- lich zum abmurchsen ausliefere, Ihnen nur halb so gut schmecken könn- ten [...]" - Seit dem vierten Jahrgang 1833 waren Chamisso und Gustav Schwab die verantwortlichen Redakteure des "Deutschen Musenalma- nach". Als der Verleger Reimer für den Jg. 1837 ein Bildnis von Heinrich Heine als Frontispiz besorgte, kam es zu Meinungsverschiedenheiten, die in den Geschmacksdifferenzen zwischen der nord- und süddeutschen Dichtung zu sehen sind. Die damals zugängliche Redaktionskorrespon- denz wurde von E. F. Kossmann veröffentlicht. Für unseren Brief konn- te er nur den Nachweis in Antiquariatskatalogen erbringen (vgl. Der Deutsche Musenalmanach 1833-1839. Den Haag 1909. S. 179). - Siege- lausriß und Einriß in der Faltung alt hinterlegt sowie neuere Ausbesse- rung am Rand.

19 Cikker, Ján, Komponist (1911-1989). Eigenh. Briefkarte mit U. Kúpele Sliac (Heilbad), 21. IV. 1981. Qu.-8. 2 Seiten. Mit eigenh. Umschlag. 100.- Der tschechische Komponist dankt Michael Leinert, dem Dramaturgen am Staatstheater Braunschweig, der dessen Oper nach "Das Erbeben in Chili" als deutsche Erstaufführung erfolgreich inszeniert hatte, nachdem zwei Regieteams während des Probenprozes- ses abgesagt hatten: "[...] Ich schreibe Ihnen aus einem Sanatorium, wo ich die Nachklänge meiner schweren Erkältung, mit welcher ich in der ersten April-Hälfte nach Hause ankam, kuriere. Doch die Erlebnisse in Braunschweig, die Aufführung vom 'Erdbeben in Chile' haben meine Schmerzen in höchstem Masse gelindert und entschädigt. Ich danke Ih- nen [...] für die unvergessliche Inszenierung und für Ihre Hilfe in Not ... Ich bin um ein Erlebnis und ein Geschenk vom Leben reicher geworden. Wenn ich mich Ihnen vom ganzen Herzen bedanke, so wünsche ich Ih- nen im Leben viel Erfolg, Glück und Freude [...]".

20 Clauren, Heinrich (d. i. Carl Gottlieb Samuel Heun), Schriftsteller (1771-1854). Eigenh. Brief mit U. "Heun". Berlin, Bellevuestr. 3, 19. I. 1851. 4°. 2 Seiten. Doppelblatt, halbspaltig beschriftet. 200.- Holt den Rat eines Juristen ein: "... Ob es rätlich, von der am Schluße meiner Beantwortung befindlichen Offerte Gebrauch zu machen, muß ich Ihrem juristischen Verstande anheimstellen." - Etw. gebräunt.

21 Conrad, Michael Georg, Schriftsteller (1846-1927). Eigenh. Brief mit U. München, 5. VI. 1910. 8°. 1 Seite. Mit eigenh. Um- schlag. 80.- An den Redakteur Herwig aus Brüssel: "[...] Dank für Ihre interessante Mitteilung! Ueber meinen 'Freund' Nietzsche würde ich nicht sprechen, nur über den Dichter-Denker Nietzsche. (Befreundet bin ich mit seiner 6 Schwester Frau Elisabeth Förster-Nietzsche.) Aber die Sache ist noch unsicher. Seit Jahren hatte ich die Absicht, in Brüssel über Deutsche Kul- turprobleme zu sprechen - die Verwirklichung kam nicht zustande. So wird es wohl auch diesmal sein [...]".

22 Corinth, Lovis, Maler (1858-1925). Eigenh. Brief mit U. Lychen in Brandenburg, 16. IX. 1906. 8°. 4 Seiten. Doppelblatt. Bütten. 400.- An den Kunsthändler Otto Hermann Claass in Königsberg: "[...] so- wohl ich wie auch meine Frau sind gradezu weg vor Überraschung und wissen vorläufig noch gar nicht unsrer Dankbarkeit und Freude über Ih- re so große Liebenswürdigkeit den richtigen Ausdruck zu verleihen; viel- leicht kommt der Ausdruck nachher desto sicherer und bei dem Genuß 'denn sie sind süßen Weines voll und sprechen in tausend Zungen' steht ja schon in der Bibel und so wir es auch machen. Uns Beiden schwebt die Erinnerung an das Blutgericht als eine der besten Erinnerungen vor und haben oft noch darüber gesprochen. Anders war Zoppot; Sie hatten mit den Moorbädern ganz recht. Die See stank wie nur ein richtiger Sumpf stinken kann; den letzten Tag war Gott sei Dank noch richtiger Sturm; auch der blaue Lappen ist dageblieben Werminghoff hat ihn in Verwah- rung. Ihre Güte die Bilder wirklich zum Photographiren gebracht zu ha- ben ist ebenfalls so groß, daß ich Ihnen nicht genug meinen Dank aus- sprechen kann; aber ich finde es auch außerordentlich meine Frau dankt auch und freut sich schon im Voraus den Knaus immer genießen zu kön- nen. Wir waren Freitag Abend angekommen; gestern hat meine Frau ih- rer verehrten Frau Gemahlin eine Postkarte geschickt, und behauptet jetzt, gefühlt zu haben, daß die Gedanken in gegenseitiger Beziehung gewesen wären wobei Sie nun den Schluß-Beweis ihrer Behauptung durch Ihren famosen Brief erbracht hat. Heute Sonntag sind wir nach unsrer Sommerresidenz gefahren und fanden den Herrn Sohn Thomas wie seine Großmutter bei prächtige Gesundheit an und fuhren jetzt ent- zückende Familiengruppen vor. Wir Beide grüßen Sie beide auf das Herzlichste und da ich die meisten Tage jetzt in Berlin bin freue ich mich schon im Voraus Sie [...] wieder sehen zu können [...]" - Bei dem er- wähnten Sommeraufenthalt in Lychen in Brandenburg entstand Co- rinths (von dem Adressaten erworbenes) berühmtes Gemälde "Nach dem Bade". "Die Dargestellte ist Charlotte Corinth. Corinth saß im Boot und hatte es schwer mit dem Malen, weil das Boot immer etwas ab- treiben wollte." (Behrend-Corinth/Hernad Nr. 321b).

23 Corinth, Lovis, Maler (1858-1925). Eigenh. Brief mit U. Berlin, 27. IX. 1912. Gr.-4°. 1 Seite. Kopf "Oscar Weber | Gemäl- de-Rahmen-Fabrik". 180.- An den Kunsthändler Otto Hermann Claass in Königsberg: "[...] In al- ler Eile bitte ich Sie um Antwort, daß Sie, wie Sie versprochen hatten Ih- re großen Bilder: Simson, Todtenklage, Nacktheit für die große Ausstel- lung im Januar parat halten wollen. Außerdem möchte ich Sie bitten auch die 3 Bilder des Museums zu schicken und die Adressen der andern Be- sitzer gütigst angeben zu wollen [...]" - Gemeint sind die Gemälde "Der geblendete Simson" (WVZ Nr. 520), "Totenklage" (WVZ Nr. 352) und "Die Nacktheit" (WVZ Nr. 348). Die Bilder der Sammlung Claass wur- den bei Cassirer-Helbing 1916 versteigert. - Einriß in der Knickfalte beim Unterrand.

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24 Corinth, Lovis, Maler (1858-1925). Eigenh. Brief mit U. Berlin, 29. X. 1914. 8°. 3 Seiten. Doppelblatt. Bütten. Mit eigenh. Umschlag. 350.- An den Kunsthändler Otto Hermann Claass in Königsberg, der ange- regt hatte, Hindenburgs Portrait zu malen: "[...] Gestern habe ich von Hindenburg eine Absage erhalten; Wenn es auch höflich ist, so ist es doch Absage. Ich will Ihnen das abschreiben [... Es folgt eine Abschrift von 22 Zeilen aus Hindenburgs Brief ...] So lautet der Brief und läßt sich vorläufig nichts machen. Später könnte man wohl wieder darauf zurück- kommen, jedenfalls überlasse ich dieses Ihrer Geschicklichkeit. Schließ- lich kommt doch das dem Museum zu gut und da können die Herrn doch in corpore mit Unterschrift von den bedeutendsten den General bitten, zu sitzen. Dann zweifle ich nicht, daß er Ihren Bitten nicht wider- stehen kann und würde, sich sogar im Felde jetzt malen zu lassen [...] Ist bei Ihnen in Kgsbg. die Ruhe schon wiederhergestellt? Jetzt scheint das Wichtigste zu kommen gegen England, aber auch das Schwerste. Hof- fentlich gelingt es uns und wird bald Frieden [...]" - Der Sieg in der Schlacht bei Tannenberg Ende August hatte Hindenburg in den ersten Kriegswochen zum Helden gemacht. Das Porträt Corinths kam aber nicht zustande.

25 Corinth, Lovis, Maler (1858-1925). Eigenh. Brief mit U. Berlin, 4. I. 1915. 8°. 2 Seiten. Doppelblatt. Graues Bütten. Mit eigenh. Umschlag. 280.- An den Kunsthändler Otto Hermann Claass in Königsberg mit Neu- jahrsgrüßen: "[...] Ich war leider die Feiertage über recht bettlägerig [...] Aus der Fahrt nach Rußland wird es wohl leider jetzt nichts werden und wie es mit Hindenburg [den Corinth porträtieren wollte] werden soll weiß der liebe Himmel. Ich muß nun zuerst in Schwung kommen, damit ich allmälig die Malerei wieder einübe. Wie geht es Ihnen denn und in Königsberg. Hoffentlich kommen keine Russen. Ich habe zu Weihnach- ten wieder einige Stillleben gemalt und werde wieder weiter das Fach kultiviren. Ich möchte ganz gern wieder nach Ostpreußen kommen [...]" - 1914 waren zahlreiche Blumenbilder entstanden (vgl. WVZ Nrn. 625- 632). Unterschrift am unteren Rand; roter Fingerabdruck am Oberrand von Blatt 2.

26 Corinth, Lovis, Maler (1858-1925). Eigenh. Brief mit U. Berlin, 22. IV. 1915. Gr.-8°. 2 Seiten. Doppelblatt. Mit eigenh. Umschlag. 200.- An den Kunsthändler Otto Hermann Claass in Königsberg mit Dank für eine Nachricht von der Bank: "[...] Ich möchte auch sehr gern in Kö- nigsberg sein. Vor Allen Dingen bin ich begierig, wie es mit Hindenburg [den Corinth porträtieren wollte] und den Professoren gehen wird [...]" Ein Prozeß sei wie erwartet im Sande verlaufen, eine Schülerin habe eine falsche Adresse.

27 Corinth, Lovis, Maler (1858-1925). Eigenh. Brief mit U. Berlin, 19. III. 1915. Gr.-8°. 2 Seiten. Doppelblatt. Mit eigenh. Umschlag. 250.-

8 An den Kunsthändler Otto Hermann Claass in Königsberg: "[...] Vor- gestern war ich bei [Eduard] Schulte [Galerie am Pariser Platz] wo ich gehört hatte, daß einige Bilder von mir zu sehen waren. Wie die Bilder arrangirt waren kann ich es grade nicht günstig finden. Leider sind sie auch in der Zeitung vollständig todtgeschwiegen worden. In diesen schlechten Zeiten ist es das falsche, was man wünschen könnte, die Be- sprechung in der Zeitung. Leider wird wohl an Verkauf garnicht zu den- ken sein. Na aber, das ist ja Ihre Angelegenheit [...] Die Bilder machen trotz Allem einen guten Eindruck [... Lädt den Adressaten nach Berlin zu sich zum Abendessen ein ...] Kriegsbrot und sehr einfach [...] Hinden- burg habe ich von einem Berliner bei Schulte gemalt gesehen. So scheuß- lich wie möglich. Sonst bin ich begierig auf unser Arrangement meiner Königsberger Ausstellung [...]".

28 Corinth, Lovis, Maler (1858-1925). Eigenh. Brief mit U. Berlin, 8. VI. 1915. Gr.-8°. 4 Seiten. Doppelblatt. 450.- An den Kunsthändler Otto Hermann Claass in Königsberg über sein Luther-Portrait: "[...] Ich erlaube mir Ihnen eine Photographie meines Luther zu übersenden, den ich jetzt beendet habe. Ich bitte mir dieselbe sobald wie möglich [...] zurück zusenden. Ich wollte Sie eigentlich fra- gen, ob es möglich wäre dieses Bild an einen der Gönner der Luther- Kirche anzubringen. Früher meinten Sie, daß es Ihnen möglich wäre auf diese Weise dieses Bild unterzubringen. Für mich wäre es unangenehm das Werk in meinem Atelier zu behalten, da es recht unbequem wäre we- gen der kolossalen Größe -; es ist fast 3 Meter hoch und dementspre- chend breit. Also würde ich Ihnen sehr dankbar sein, wenn Sie mir dem- entsprechend eine Aussicht stellen könnte. Ich dachte mir im October ungefähr eine Ausstellung bei Teichert zu arrangiren, wie wir es ja ge- plant hatten. Ich nehme an, daß Sie in der Zeitung gelesen haben, daß die Sezession nun ein sehr schönes Haus in glänzendster Lage bekommen hat und ich nun wieder der Präsident der Künstlerschaft geworden bin. Ich hoffe, dass es gut einschlagen wird und auch demgemäß einige Wir- kung für Königsberg haben wird. Mit meinem Misserfolg mit Hinden- burg [d. h. dem Plan, ihn zu porträtieren] bin ich nun beruhigt. Hoffent- lich wird die Politik im Kriege nun auch günstiger werden, wie es den Anschein haben wird. Also [...] ich bin neugierig wie Sie darüber denken. Zu den Schulferien gehen wir bis Mitte August nach Mecklenburg und ich hoffe dort noch einige interessante Bilder für Teichert zu malen. Ü- ber Alles dies bezügliche können wir dann noch weiter reden; vielleicht wird es wenn nicht ganz wie der letzte Erfolg, so doch der früheren Aus- stellung ähnlicher [...] NB. Haben Sie zufällig ein Ölbild von Menzel o- der Leibl, vielleicht könnten wir ein solches Bild zur Ausstellung gebrau- chen, die hier ebenfalls für October geplant ist [...] Wäre es nicht wün- schenswerth eine [...] Notiz in die dortigen Zeitungen zu bringen. Das Bild Luther ist natürlich viel besser wie auf der Photographie." - Ge- meint ist Corinths monumentales Luther-Porträt in Ganzfigur (WVZ 655), das später in den Besitz von Lic. Dr. Dr. Conradt in Königsberg gelangte und heute zerstört ist. Es zeigt Luther in dunkelbrauner Kutte mit der Bibel in der Hand; im Hintergrund in lichten Farben die Wart- burg. Zu diesem Bild stand der Maler Rudolf Sieger Modell. Corinth ließ sich, da das Bild außerordentlich hoch war, extra lange Pinsel anfertigen. 1915 war Corinth wieder zum Präsidenten der Secession ernannt wor- den; seinen Sommeraufenthalt verbrachte er in Waren am Müritzsee. - Beiliegend 3 Umschläge zu Briefen Corinths an Claass.

9 29 Dingelstedt (geb. Lutzer), Jenny, Sängerin (1816-1877). 2 eigenh. Briefe mit U. Ohne Ort und Jahr (ca. 1855). 8°. Zus. ca. 3 Seiten. Doppelblätter. 150.- An Charles Tascher de la Pagerie (1811-1869) in München. - I. "Sie werden [...] sich vielleicht eines Versprechens erinnern, das Sie vor Ihrer Abreise mir gegeben, und womit Sie all' mein Denken für Küche und Speisekammer wach und aufrecht erhielten. Dieses Versprechen ist bis jetzt leider nicht erfüllt - wo sind die Hasen, Reh'n, und Schnepfen geblieben? Mündlich wollte ich meine Mahnung schon anbringen, allein ich hab's selbst vergessen!!! [...]" - II. "[...] Wie trostlos war ich Herr Graf, Sie gestern wieder versäumt zu haben! ich mußte zu meinem Ban- kier, und war in einer Viertelstunde wieder da, und just in diesem Au- genblicke mußte ich Ihren lieben Besuch einbüßen! ich finde nun keine Beruhigung, wenn Sie mir blos mündlich sagen lassen, Sie können heute um 1 Uhr, und liebenswürdig genug sind, meinen Wunsch zu erfüllen [...]" - Jenny Lutzer wurde 1836 als "böhmische Nachtigall" an die Wie- ner Hofoper verpflichtet; sie wurde in den folgenden Jahren bei Gast- spielen in München etc. gefeiert und mit der berühmten Henriette Sontag verglichen. Nach ihrer Heirat mit dem Dichter Franz von Dingelstedt (1842) nahm sie 1846 Abschied von der Bühne.

Goethes "bescheidenster Nachfolger" 30 Dingelstedt, Franz von, Schriftsteller und Theaterleiter (1814-1881). 3 eigenh. Briefe mit U. München und Weimar, 12. VI. 1855 bis 10. IV. 1860. Gr.-8°. Zus. ca. 5 Seiten. Doppelblätter. 200.- An Charles Tascher de la Pagerie (1811-1869) in München und Paris. - I. (München, Juni 1853): "[...] halb zwei Uhr, sagt die Damböck für Morgen Abend ab. (Der König hatte gestern per Couriere nach der Vor- stellung gefragt!) Bis ich meine Regisseure pp zusammentrommle und die neue Vorstellung auf morgen anordne, vergeht der halbe Tag - ich kann nicht kommen [...]" - II. (München, 12. VI. 1853): "[...] Damböck liegt wirklich darnieder. Statt ihrer springt Ihre Nachbarin, die gewisse 'Goßler', für sie ein, damit das Stück erhalten bleibt und heilsamer Schreck unter die Mitglieder fahre. Ich ersuche [...] die von denselben umschlossene Künstlerin, welche heute einen tüchtigen Muth und ganz hübsches Talent bekunden wird, gefälligst unterstützen zu wollen [...]" - III. (Weimar, 10. IV. 1860): "Frau Schuselka glaubt eine Empfehlung an Sie [...] nöthig zu haben [...] Von Frau Schuselka lassen Sie Sich erzählen wie groß die Münchener Lieblinge Jella, Franz und Nachwuchs inzwi- schen geworden sind, wie meine Frau und ich alles Mögliche thun, um älter aber nicht alt, und in der kleinen Stadt keine Kleinstädter zu wer- den. Dabei fördern Sie durch Ihren weisen Rath [...] die guten Absichten der rührigen und reiselustigen Frau, das französische Theater mit dem Deutschen dauernd zu vermitteln; eine Tendenz, welche ja in die jetzige Politik fürtrefflichst paßt. Wenn Sie über den Rhein gehen, bitte ich mir aus alter Freundschaft eine Sauve-Garde aus; Vater Goethe erhielt anno Sechs auch eine und als sein bescheidenster Nachfolger leiste ich zwar viel weniger als er, bedarf aber deshalb um so mehr [...]" - Dingelstedt war seit 1851 Leiter des Münchner Hoftheaters, von 1857 an Generalin- tendant der Weimarer Hofbühne. - Beiliegt: Lithographiertes "Pro- gramme des représentations dramatiques sur les Théâtres Royal & de l'Odeon de S. M. le Roi de Bavière pendant l'exposition industrielle de Munich." Gr.-4°. 4 Seiten. Doppelblatt. 10

Lehensbrief für Schloß Ditzingen 31 Ditzingen - Karl (Carl) Eugen, Herzog von Württemberg (1728-1793). "Lehen-Brieff | Die Burg Dizingen betr.: | d. d. 1ten Junii ao. 1745. | Carl Gustav u. Johann Wilhelm | von Münchin- gen." Deutsche Urkunde auf Pergament. Mit eigenh. U. "CarlHZWmpp". Stuttgart, 1. VI. 1745. Fol. (38 x 30 cm). Mit kalligraphischem Deckblatt und Kopfzeilen. 4 Bl. (das letzte weiß). Rotes Siegel in Holzbulle ohne Deckel an geflochtener Kordel (horizontale Mittelfalte). 400.- Dekorative Lehensurkunde über die "Burg Dizingen samt Graben und Garten". - Wegen des frühen Todes seines Vaters Carl Alexander bestieg Carl Eugen bereits 1737 neunjährig den Thron, bis zu seiner Mündig- keitserklärung jedoch unter Administratoren. Im Alter von 16 Jahren wurde er 1744 für mündig erklärt und trat die Regierung im Herzogtum Württemberg an. Unter ihm entstandes das Neue Schloß Stuttgart, Schloß Solitudeund Schloß Hohenheim. 1785 heiratete Carl Eugen Fran- ziska von Hohenheim und wurde zum Gründer der angesehenen Hohen Karlsschule. Selbst , der in jungen Jahren wegen Carl Eugen das Land verlassen hatte, machte bei dessen Tod seinen Frieden mit ihm. - Das letzte Blatt außen etw. angestaubt, sonst gut.

32 Eberhard, August Gottlob, Schriftsteller (1769-1845). Ei- genh. Brief mit U. , 3. XII. 1840. Kl.-8°. 3 Seiten. Dop- pelblatt. Fälzchenspuren. 200.- An den von ihm verlegten Schriftsteller Christoph August Tiedge (1752-1841) zu dessen 88. Geburtstag als Begleitbrief zu einem kleinen eigenen Gemälde, dem "Versuch eines Oelmalerei-Pfuschers, der sich nach fünfzigjähriger Sehnsucht [...] auf diese Bahn wagte [...]" - Eberhard hatte 1807 die Rengersche Buchhandlung in Halle übernommen, die er bis 1835 führte. 1815 erschien dort anonym "Die Preußen und die Sach- sen [...] Ein Sühneversuch zwischen beiden Völkern" des späteren Kö- nigsberger Konsistorialrats Ludwig August Kähler (1775-1855). Seinen größten schriftstellerischen Erfolg feierte Eberhard mit dem Hexameter- epos "Hannchen und die Küchlein" (1822). - Papierbedingt etw. ge- bräunt. - Selten.

33 Eckener, Hugo, Luftschiffpionier (1868-1954). Porträt- postkarte (Gustav Eyb, Stuttgart) mit eigenh. Widmung und U. am Unterrand. Ohne Ort und Jahr [ca. 1930]. Kl.-8°. 150.- "To Mr. K. W. LeFevre | by Dr. Hugo Eckener". - Eckener war der Nachfolger von Ferdinand Graf von Zeppelin. Unter seiner Regie ent- standen unter anderem die Luftschiffe LZ 126/ZR-3 "Los Angeles", LZ 127 "Graf Zeppelin" und LZ 129 "Hindenburg". - Rückseitig etw. fle- ckig.

34 Egk, Werner, Komponist (1901-1983). Eigenh. Musikma- nuskript. Ohne Ort, ca. 1938. Gr.-Fol. (42 x 32 cm). Ca. 3 Seiten. Partiturpapier "Sünova Nr. 14 - 30zeilig". 580.- Schöne Niederschriften in Bleistift. Zwei Korrekturblätter als Einschü- be zur Partiturhandschrift zu seiner Oper "Peer Gynt" von 1938. - I. Am 11 Oberrand: "statt der beiden Takte vor [Ziffer] 73 kommen diese 7 Tak- te!". Am Unterrand "Peer Gynt". Die Einfügungen betreffen Holz- und Blechbläser, Pauken und Klavier. - II. Am Oberrand: "anstelle der Takte 6 vor [Ziffer] 105 bis zum Presto kommen diese 4 Takte. Am Unterrand "Peer Gynt". Die Einfügung betrifft Blechbläser und Kontrabäße, Strei- cher mit Dämpfer und eine "sehr lang" geforderte Generalpause vor dem Presto. Rückseite mit Tintenbeschriftung "Peer Gynt" und Blaustiftein- trag "Celli Schluss | Kaufleute Chor meno | Kann zu [Parti]tur". - Egks Oper nach Henrik Ibsen wurde im November 1938 uraufgeführt. Joseph Goebbels notierte in sein Tagebuch am 1. Februar 1939: "Ich bin ganz begeistert und der Führer auch. Eine Neuentdeckung für uns beide". (vgl. Fred K. Prieberg, Musik im NS-Staat. Berlin 2000). - Egks kompo- sitorischer Nachlaß liegt in der Bayerischen Staatsbibliothek München, Musikabteilung.

35 Eitner, Robert, Bibliographie der Musik-Sammelwerke des XVI. und XVII. Jahrhunderts. Hildesheim, Olms, 1963. Gr.-8°. IX, 964 S. OLwd. 160.- Nachdruck der Ausgabe Berlin 1877. - Wohlerhalten.

36 Fairbanks Sr., Douglas, Schauspieler (1883-1939). Kärt- chen (8 x 6 cm) mit eigenh. Namenszug in Tinte. Ohne Ort und Jahr. 100.- Beiliegend eine "Ross"- Porträtpostkarte 1158/1.

37 Fischer, Emil, Chemiker und Nobelpreisträger (1852-1919). Masch. Brief mit eigenh. U. Berlin, 10. IX. 1916. Gr.-4°. 1 Seite. Gedruckter Briefkopf. 480.- An seinen Schüler Lucas von Mechel in Maienfeld in der Schweiz: "[...] Es tut mir sehr sehr leid, aus Ihrem Brief [...] zu sehen, dass Ihr Gesuch um weitere Beurlaubung vom schweizerischen Militärdienst abgelehnt worden ist, und dass Sie infolgedessen Ihre Studien in Berlin unterbre- chen müssen. Besonders schade ist es um Ihre letzte Beobachtung über die Bildung des Phenolglucosids. Ich weiss nicht, ob es mir möglich ist, sie soweit zu verfolgen, dass man eine kurze Notiz darüber publizieren kann. Jedenfalls bitte ich Sie, mir im Laufe des Oktober mitzuteilen, ob noch Aussicht besteht, dass Sie im November oder Dezember nach Ber- lin zurückkommen [...]" - Im Jahr 1883 gelang dem Chemiker die Fi- schersche Indolsynthese. 1884 begann er seine grundlegenden Arbeiten zur Chemie der Kohlenhydrate, die zusammen mit seinen Untersuchun- gen über die Purinkörper 1902 mit dem Nobelpreis geehrt worden sind. - Knickfalten.

38 Flüggen, Josef, Maler (1842-1906). 2 eigenh. Briefe mit U. München, 9. und 26. XI. 1871. Gr.-8°. Zus. ca. 4 Seiten. 100.- An den Photographen und Verleger Edgar Hanfstaengl (1842-1910). - I. Wegen des Titels zu einer guten Photographie seines Gemäldes "Der Wirtin Töchterlein, nach Ludwig Uhland" (1869), die nach Uhland lau- ten sollte "Dich liebte ich immer, | Dich lieb ich noch heut | Und werde Dich lieben in Ewigkeit". - II. "[...] Ich halte das Bild 'Familienglück' mindestens ebenso ergiebig für den Kunsthandel wie das Andere [...]" - 12 Flüggen spezialisierte er sich auf die Darstellung von Opernszenen, ins- besondere aus Opern von . 1883 wurde er Direktor des Kostümwesens an der Kgl. Hofbühne in München. Er leitete die Sepa- ratvorstellungen für König Ludwig II., die französischen Prunkstücke des Barock und Rokoko sowie einen großen Teil der Werke Wagners.

39 Förster, Heinrich, Fürstbischof von Breslau (1800-1881). Eigenh. Brief mit U. Schloß Johannisberg, 3. IX. 1854. Gr.-4°. 2 Seiten. Doppelblatt. 75.- An den Pädagogen Julius Zastra (1808-1890), dem er für die Übersen- dung des Jahresberichtes des Neißer Gymansiums dankt und Schule sei- nen Segen erteilt. - Im Sommer 1848 wurde Förster in die Nationalver- sammlung in Frankfurt gewählt und vertrat im November 1848 auf der Synode der deutschen Bischöfe in Würzburg Melchior von Diepenbrock, dessen Nachfolger er 1853 wurde. - Leicht fleckig und gebräunt. - Knickfalte.

40 Foldes (Földes), Andor, Dirigent und Pianist (1913-1992). Eigenh. Brief mit U. Stuttgart, 15. III. 1968. Fol. 1 Seite. Hotel- briefpapier "Hotel am Schloßgarten". 80.- An Richard Menzel in Zürich, dem er für seinen Brief dankt und sich mit ihm an seinem Wohnsitz in Herrliberg bei Zürich, wo er seit 1961 lebte, verabredet.

41 Fortner, Wolfgang, Komponist (1907-1987). Masch. Brief mit eigenh. U. Heidelberg, 27. IX. 1954. Gr.-4°. 1 Seite. Gelocht. 120.- An den Komponisten Friedrich Leinert, Studio für neue Musik, Ame- rikahaus Hannover mit der Terminvereinbarung für einen Vortrag: "[...] Der 30. X. wäre für mich am ehesten möglich. Es könnte heißen: Die Wandlung der musikalischen Struktur in der Gegenwart (oder so ähn- lich). Meine Adresse ist ab 1. Okt. Detmold, Nordwestdeutsche Musik- akademie [...]".

42 Frank, Albert Bernhard, Biologe (1839-1900). Eigenh. Brief mit U. Frankfurt am Main, 10. IX. 1899. Gr.-8°. 3 Seiten. Doppelblatt. 80.- An Friedrich Krüger aus seinem Urlaub: "[...] Die letzten Correcturen unseres Schildlausbuches ['Schildlausbuch, bearb. für die Praxis von A. B. Frank und F. Krüger'; 1900] bis zum Schluß des allgemeinen Theiles hatte ich Ihnen noch vom Urlaub aus zurückgesendet. Hoffentlich kann die Druckerei nun auch bald mit dem speciellen Teil fortfahren. Inzwi- schen hat sich auch Parey zu dem Wunsche, dem Amte 40 Gratisexemp- lare unseres Buches zu liefern, schriftlich bereit erklärt mit dem Beding, daß er diese 40 Exemplare über die Zahl der in unserem Contract festge- setzten drucken darf [...] Am 21. September soll ich auf Veranlassung der Landw.-Kammer für Brandenburg auf der Herbstversammlung des märk. Obstbauvereins in Landsberg a. Warthe einen Vortrag über Obst- bau-Schädlinge halten [...]" - Frank wurde 1881 Direktor des Pflanzen- physiologischen Instituts der neugegründeten Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin. 13

43 Frank, Bruno, Trenck. Roman eines Günstlings. Berlin, Deutsche Buch-Gemeinschaft, (1926). 8°. 323 S. OHldr. (gering berieben). 120.- Aus dem Jahr der Erstausgabe bei Rowohlt (Wilpert-G. 29). - Mit fünfzeiliger handschriftlicher Widmung des Verfassers: " Herrn Doktor Lampé | in der herzlichsten Dankbarkeit | und Verehrung. | Bruno Frank. | März 30." - Gestoch. Exlibris des Internisten Arno Eduard Lampé (1886-1974).

44 Friedrich II., der Große, König von Preußen (1712-1786). Brief mit eigenh. U. "Federic". Potsdam, 10. II. 1770. 4° (23 x 18,5 cm). 1/2 Seite. Doppelblatt. 800.- An den in preußischen Diensten stehenden Juristen Friedrich Benjamin d'Anières (1736-1798): "J'ai reçu vôtre rapport du 9e de ce mois, et comme le çi devant Adjudant de Coucy est entré au service de la Pologne sans en avoir eû Mon agrement, tout le bien qui lui revient actuellement par la mort de sa Mere apartient naturellement et restera un Fisc, à moins qu'il ne Me demande et obtienne encore la permission de rester dans l'étranger [...]"- D'Anières bekleidete von 1763 bis zu seinem Tod die Stelle des preußischen Generalfiskals.

45 Friedrich Wilhelm IV., König von Preußen (1795-1861). Brief mit eigenh. U. Charlottenburg, 10. XII. 1840. 4°. 1/2 Seite. 80.- An den Schriftsteller und Reisenden Karl Theodor von Hallberg- Broich (1768-1862) in Chameregg bei Cham: "Wenn gleich das in Ihrem Schreiben vom 3. d. Mts. angedeutete Ereigniß hoffentlich nicht eintreten wird, so habe Ich doch mit Freude in Ihrem Anerbieten einen neuen Be- weis Ihrer ritterlichen Gesinnung und treuen Ergebenheit erkannt. Ich bezeige Ihnen dafür Meinen aufrichtigen Dank, darf Sie aber wohl darauf aufmerksam machen, daß in Ihren Jahren die Kräfte dem regen Willen wohl nicht mehr entsprechen würden, und wünsche Ihnen vielmehr, daß Sie der wohlverdienten Ruhe eines ehrenvollen Alters sich noch lange er- freuen und Meines Ihnen stets gewidmeten Wohlwollens versichert hal- ten wollen [...]" - Kurz nach seinem Regierungsantritt. - Randschäden; Knickfalte alt hinterlegt.

46 Friedrich, Götz, Regisseur und Theaterleiter (1930-2000). Masch. Brief mit eigenh. U. Berlin, 26. II.1999. Fol. 1 Seite. 80.- An den Intendanten Michael Leinert, Staatstheater . Antwort- schreiben auf Leinerts Bitte, einen Beitrag für das CD-Booklet zum "Ring des Nibelungen" des Staatstheaters Kassel zu schreiben: "[...] Ihre Bitte erfülle ich gerne. Aber ich stecke außer in den üblichen Intendan- ten-Querelen mitten in den Proben zur 'Matthäus-Passion'. Bis zum 30. März haben Sie etwas. Inzwischen toi-toi-toi für alles, was mit dem 'Ring' zusammenhängt, aber auch für alles Übrige [...]".

47 Friedrich, Johann, Theologe und Historiker (1836-1917). 2 eigenh. Briefe mit U. München, 5. VII. 1870 und 2. X. 1871. Gr.- 8°. Zus. 2 Seiten. 75.- 14 An Hanfstaengl wegen Porträtphotographien von Pfarrer Renftle, Mi- chelis aus Linz und P. Hyacinthe sowie einer Gruppenaufnahme. - Friedrich war Assistent von Döllingers und wurde 1871 wegen seiner Verweigerung der geforderten Unterwerfung der Theologischen Fakultät unter die Beschlüsse des Konzils zusammen mit diesem exkommuniziert. Er verfaßte die grundlegender Biographie Döllingers (1899-1901). - Etw. fleckig.

48 Genée, Rudolf, Schriftsteller (1824-1914). Eigenh. Brief mit U. Berlin, 22. III. 1892. Kl.-4°. 1 Seite. 60.- An einen Baron mit der Absage, eine Nachmittagsveranstaltung im Theater zu besuchen. Er wolle den Schützling des Barons in einer ande- ren Rolle als den Königsbrüdern ansehen. - Als Theaterhistoriker leistete Genée wertvolle Arbeiten zur Bühnengeschichte Deutschlands. Dafür erhielt er 1895 den Profesorentitel. Seit 1879 in Berlin ansässig, gründete er 1894 die Mozart-Gemeinde, deren Präsident er bis zu seinem Tod war.

49 Giannoni, Karl, Historiker und Denkmalschützer (1867- 1951). Eigenh. Brief mit U. Mödling, 13. XII. 1915. 8°. 4 Seiten. Doppelblatt. 80.- "Lieber Herr Doktor! [...] Wir hoffen, Sie möchten am Weihnachts- abend fern von der Heimat in dem stolzen Gefühl, sie zu beschirmen, sie nicht allzu schwer missen. Wir denken Ihrer und all der Braven draußen, denen wir unseres Vaterlandes und Deutschlands herrliche Erfolge dan- ken, mit tiefem und ehrfürchtigem Dank. Daß Ihnen die geistige Arbeit empfindlich abgeht, tut uns für Sie recht leid. Aber wenn Sie alles was Sie großes und kleines erleben, immer im Hinblick auf die im Frieden kom- mende Arbeit anschauen und überdenken, namentlich das Zusammenle- ben der verschiedenen Nationen unseres Reiches jetzt im Kriege und was sich davon für die Zukunft lernen läßt, dann können Sie wohl auch beim Schauen oder beim Notieren eines Eindruckes das Gefühl einer ständi- gen Arbeit des Sammelns für die kommende Verarbeitung haben [...] Dann wird ihnen ihr Kulturausbau das Hauptziel werden, und das sollen sie dann reichlich sich erfüllen sehen [...]" - Karl Giannoni war in der Zentralkommission für Denkmalpflege tätig. 1913 wurde er Konsulent für Heimatschutz im Ministerium für öffentliche Arbeit, 1918 Regie- rungsrat und 1921 Hofrat im Ministerium für Unterricht.

50 Goethe-Kreis - Carl August, Großherzog von Sachsen- Weimar-Eisenach (1757-1828). Eigenh. Schriftstück mit U. "Carl August mp". Weimar, 8. IV. 1808. 4°. 1/2 Seite. 250.- "Gabriel Uhlman allhier | hat mir zwey Creditbriefe auf meine Rech- nung zu stellen von Fünfhundert jedem, zusammen Einthausend thaler, Preußisch Courrant auf Königsberg | für | Hn. Russische Etats Räthe Hrn. Göhring [und] Henschel [...]". - Knickfalte mit hinterlegtem Einriß.

51 Goethe-Kreis - Knebel, Karl Ludwig von, Schriftsteller, Goethes "Urfreund" (1744-1834). Eigenh. Albumblatt mit Ge- dicht (6 Zeilen) und U. "Knebel". Jena, 14. VI. 1810. Qu.-Gr.-8°. 1 Seite. 400.- 15 "Erwacht der Trieb, dich zu bekämpfen, | So wach' auch du, ihn früh zu dämpfen, | Eh er die Freiheit dir verwehrt: | Ihn bald in der Geburt er- sticken | Ist leicht, schwer ists ihn unterdrücken | Wenn ihn dein Herz zuvor ernährt. | Denken Sie bei diesen Zeilen, gute Luise, an den Freund Ihres Hauses, Knebel." - Aus dem Stammbuch der Luise Seebeck (verh. Goetz; 1797-1870), einer Verwandten des mit Goethe befreundeten Phy- sikers und Chemikers Thomas Johann Seebeck (1770-1831), die um 1810 in Jena lebte.

Hofmaler in Stuttgart 52 Guibal, Nicolas, württembergischer Hofmaler (1725-1784). Eigenh. Brief mit U. Stuttgart, 12. VIII. 1772. 4°. 1 Seite. 600.- An einem Herrn in französischer Sprache: "[...] J'ai Recu L'ordre de faire le dessein de deux nouvelles medailles pour L'ecole Militaire Et que cetait vous qui deviés m'en donner les programmes, cependant comme j'ai l'honneur de vous prier par voir tierce le differente, deja plusieurs fois, a ce sujet sans Rien Recevoir [...]" Die erwähnte "Herzogliche Mili- tärakademie", für die er hier zwei Medaillons (Supraporten) anfertigen sollte, ist die spätere Hohe Karlsschule, die 1773 nach Schloß Solitude verlegt wurde und in der auch Schiller erzogen wurde. - Guibal wurde 1749 von Herzog Karl Eugen an den württembergischen Hof berufen. 1755 wurde er Hofmaler. Zwischen 1761 und 1784 lehrte er an der Aca- démie des Arts und der Hohen Karlsschule in Stuttgart. Er schuf De- ckengemälde für das Treppenhaus und den Marmorsaal des Stuttgarter Neuen Schlosses, das Schloß Solitude, Seeschloß Monrepos bei Lud- wigsburg etc. - Autographen von Guibal sind sehr selten. Nur sehr we- nige Briefe sind bekannt.

53 Hadamowsky, Franz, Das Theater in der Wiener Leopold- stadt 1781-1860. (Bibliothek und Archivbestände in der Theater- sammlung der Nationalbibliothek). Mit einer Einleitung 'Die Theatersammlung der Nationalbibliothek in den Jahren 1922- 1932' von Joseph Gregor. Wien, Nationalbibliothek, 1934. Gr.- 8°. Mit 12 Taf. 415 S. OKart. 100.- Kataloge der Theatersammlung der Nationalbibliothek in Wien, Band III. - Bibliotheksstempel auf Umschlag und Titelrückseite.

54 Handel-Mazzetti, Enrica von, Schriftstellerin (1871-1955). 3 eigenh. Albumblätter mit U. Ohne Ort und Jahr (ca. 1920). Qu.-Kl.-8°. Zus. 3 Seiten. Kartonblätter. 80.- I. "Friede den Menschen auf Erden die eines guten Willens sind [...]" - II. "Alle, die hier zugegen sind, mögen es hören, daß wir taten, was wir taten, nicht aus Haß, nicht aus Herrschsucht, nicht aus andrer unlauterer Absicht, sondern, weil wir [...] Christen sind, u. Jesu Christi Worte be- folgen [...] (Stephana Schwertner) [1912-14 ...]" - III. "[...] Auch von un- seren Soldaten, diesen zum größten Teil blutjungen Menschen, die das Schicksal noch bevor ihre Seelen gereift waren, mit blutiger, drangvoller Männerarbeit belud, gilt das Wort: Die Jugend - das Beste [...]" - Handel- Mazzetti behandelte in Form des breitangelegten historischen Romans, vor allem die Zeit des Barocks und der Gegenreformation thematisie- rend, die Auseinandersetzung zwischen Katholizismus und Protestan- tismus. 16

55 Handke, Peter, Schriftsteller (geb. 1942). Mein Jahr in der Niemandsbucht. Ein Märchen aus den neuen Zeiten. 2. Aufl. Frankfurt, Suhrkamp, 1994. 8°. 1066 S. OLwd. 80.- Vom Verfasser auf dem Vortitel eigenh. signiert.

57 Heim, Georg, genannt "Bauerndoktor", Agrarpolitiker (1865-1938). Eigenh. Brief mit U. Würzburg, 28. X. 1937. Qu.- Gr.-8°. 2 Seiten auf 2 Blättern. 120.- "Lieber Herr Landsmann! [...] Das Brentanobuch hatte ich schon s. Z. gelesen. Da es so viel Heimat atmet, habe ich es noch einmal gekostet. Franz Brentano, den armen Geistreichen, sah ich im Pfarrhof von St. Pe- ter - Würzburg täglich. Ich war Lateiner und durch m. Bruder Hausgast bei dem unvergeßlichen Pfarrer Backert. Brentano ist mir unvergeßlich: Er promenirte betend oder lesend im Pfarrgarten. Wenn es aber Angelus läutete, kniete er nieder. Alte Geschichte: Exaltierte Religiosität ist selten haltbar. Ich denke an Pasteur's Wertschätzung der frommen Bretoni- schen Bäuerinnen! Er hat Parallelen zu seinem Onkel Klemens [...]" - Heim gehörte seit 1897 dem bayerischen Landtag und dem Reichstag an. 1907 trat er aus Krankheitsgründen in den Ruhestand, engagierte sich a- ber weiter in der Führung der Bauernvereine in Regensburg. 1919 erhielt er einen Sitz in der Nationalversammlung, 1920 im Reichstag (bis 1924), wo er die bayerisch-partikularistischen Ansprüche vertrat. - Knickfalte.

58 Henze, Hans Werner, Komponist (geb. 1926). Gedruckte Einladungskarte mit eigenh. Anrede, Grußformel und U. Rom, 7. I. 1993 (Poststempel). Qu.-8°. 1 Seite. Mit Umschlag. 90.- An den Intendanten des Staatstheaters Kassel, Michael Leinert. Einla- dung zur Uraufführung seines "Requiem" am 24. Februar 1993 in der Kölner Philharmonie. Eigenhändig: "Lieber Herr Leinert [...] mit herzli- chen Neujahrsgrüssen Ihr Hans Werner Henze".

59 Hertwig, Richard von, Zoologe (1850-1937). Eigenh. Schriftstück mit U. München, 18. V. 1915. Gr.-8°. 1 Seite. Dop- pelblatt mit Lacksiegel. 120.- Zeugnis für Richard Menzel aus Basel: "[...] hat im Wintersemester 1914/15 im zoologischen Institut München gearbeitet [...] und kehrt nun nach seiner Vaterstadt Basel zurück, um Assistent am dortigen zoologi- schen Institut zu werden. Er führt ein Mikroskop mit sich, welches sein Eigenthum ist [...]" - Hertwig folgte 1885 einem Ruf an die Univ. Mün- chen, wo er bis 1925 die Zoologische Staatssammlung und das Zoologi- sche Institut leitete. Er gilt als Begründer der experimentellen Zoologie.

60 Hesse, Hermann, Schriftsteller (1877-1962). Zehn Gedich- te. (Privatdruck). Bern, Stämpfli, (1939). Gr.-8°. 14 S. OKart. (etw. fleckig und mit Randbräunung). 140.- Erste Ausgabe. - Wilpert-G. 229. - Titelblatt mit eigenh. Eintrag und U. des Verfassers "Gruss von H Hesse" in dunkelbrauner Tinte.

17 61 Hesse, Richard, Zoologe (1868-1944). Eigenh. Brief mit U. Bonn, 10. II. 1922. Gr.-8°. 2 Seiten. 80.- An Richard Menzel: "[...] Nehmen Sie besten Dank für die Zusendung Ihrer 'moorbewohnenden Harpacticiden' ['Über die mikroskopische Landfauna der schweizerischen Hochalpen']. Die ungeheuer weite Verbreitung der Epactophanes museicola war mir sehr wichtig. Zugleich danke ich Ihnen für die freundliche Anknüpfung an meine Herzarbeit u. die Absicht, dort das Herz von Pirolen & Eisvögeln zu untersuchen. Ich habe schon vorher daran gedacht, Sie um Ähnliches zu bitten. Meines Wissens ist unser Haussperling nach Java eingeführt u. hält sich beson- ders - oder ausschließlich - an Europäerwohnungen auf. Da nun Unter- suchungen über dessen Herzgewicht aus St. Petersburg, Nord- u. Süd- deutschland vorliegen, wäre es hochinteressant, auch Herzgewichte die- ses Vogels aus Java zu haben. Nur ist es notwendig, daß die Wägung in derselben Weise vorgenommen wird, wie ich sie gemacht habe, damit die Ergebnisse vergleichbar sind. Überhaupt würde es ökologisch überaus belangreich sein, eine möglichst große Reihe von Herzgewichten ver- schiedener homöothermer Tiere aus den Tropen zu bekommen [...]".

62 Hofmann, August Wilhelm von, Chemiker (1818-1892). Eigenh. Brief mit U. Ohne Ort [Berlin], Dorotheenstr. 10, 30. XII. 1890. 8°. 1 Seite. 120.- An einen einen Herrn, dem er im Überbringer des Briefes seinen Sohn vorstellt und um eine "Beglaubigte Abschrift der Documente" bittet. - Der Liebig-Schüler wies die Identität des Anilins mit dem aus Steinkoh- lenteeröl isolierten Kyanol nach. 1865 nahm er einen Ruf als Prof. an die Univ. Berlin an, begründete ein Laboratorium und eine chemische Schule und arbeitete eng mit der Farbstoffindustrie zusammen. Hofmann grün- dete 1867 die Deutsche Chemische Gesellschaft in Berlin, deren erster Präsident er war.

63 Humboldt, Alexander von, Naturforscher und Geograph (1769-1859). Eigenh. Brief mit U. St. Petersburg, 26. XI. 1829. 8°. 1 Seite. 750.- In französischer Sprache an den französischen Diplomaten Paul Charles Amable der Bourgoing (1791-1864), französischer Diplomat und Mitbegründer der Société d'ethnographie. Humboldt bittet um sprachli- che Durchsicht seiner Rede, die er am übernächsten Tag vor der Akade- mie in St. Petersburg zu halten hatte. Am Kopf links mit schwarzer Tinte von fremder alter Hand (des Adressaten?) "Alexandre de Humboldt". Der Brief steht im Zusammenhang mit der Asienreise, die Humboldt 1829 auf Kosten der russischen Regierung unternommen hatte. - Ränder möglicherweise beschnitten.

64 Jensen, Wilhelm, Schriftsteller (1837-1911). Eigenh. Al- bumblatt mit Gedicht und U. Prien am Chiemsee, Oktober 1907. Qu.-Kl.-8°. 1 Seite. 80.- "Unter den Feinen | Ist nichts so allgemein, | Als gläubig sein | Und zu danken vermeinen [...]" - Minimal fleckig.

18 65 Kagel, Mauricio, Komponist (1931-2008). Masch. Brief mit eigenh. U. Köln, 14. III. 1976. Fol. 1 Seite. Gelocht. 150.- An den Theatermann Michael Leinert über die Besprechung seines Bu- ches "TAMTAM" in der Zeitschrift "Opernwelt" und die Aufführung seines Werkes "TACTIL für DREI" bei den Braunschweiger Tagen für Neue Musik 1976: "[...] Wie fast immer wurde auch dieses Stück mit Ab- lehnung und Begeisterung aufgenommen und ich finde das richtig so. Es würde mich langweilen, wenn alle Zuschauer gleicher Meinung wären [...] die heißesten Proben zu BESTIARIUM ließen keine Abwesenheit aus Köln zu [...]".

66 Kagel, Mauricio, Komponist (1931-2008). Masch. Brief mit eigenh. U. Köln, 20. II. 1980. Fol. 1 Seite. 180.- An den Theatermann Michael Leinert in München: "[...] Als Ihr Brief ankam, war ich bereits auf Konzerttournee und danach 10 Wochen in Stuttgart, um 'Die Erschöpfung der Welt' zu inszenieren. Alle meine Versuche aus Stuttgart meine Korrespondenz oder Telefonate zu erledi- gen, gingen gründlich in die Hose. So versuche ich jetzt alles Liegenge- lassenen nachzuholen. Es ist selbstverständlich zu spät um ihnen einen Beitrag zum Freischützband zu versprechen. Ich liebe diese Oper über alles und habe früher sogar begonnen, Notizen für ein Essay zu schrei- ben. Aus chronischem Zeitmangel blieb aber dieses Vorhaben auf der Strecke. Ich fürchte, daß ich augenblicklich, nach so vielen Wochen ohne meinen Schreibtisch richtig berührt zu haben, gar nicht im Stande bin, Neues zu versprechen. Zuerst muß ich meine szenische Komposition für die Oper Berlin fertig schreiben (Uraufführung: schon am 3. 4. 81!) Aber danach werde ich ein bisschen Luft haben [...] Danke wegen ihrer Anfra- ge betreffend Musiktheaterstücke für Braunschweig [...]".

67 Kaus - Kranz, Josef (Joseph), Bankdirektor, Kartellpräsi- dent und Heereslieferant (Daten nicht ermittelt). Masch. Brief mit eigenh. U. Wien IX, Liechtensteinstr. 55, 13. III. 1924. Gr.-4°. 2 Seiten. Doppelblatt. 100.- An den Verein der Museumsfreunde wegen der Ausleihe eines Bildes von Raffaellino del Garbo zu einer Ausstellung; erwähnt Karl Moll. - Der Millionär Josef Kranz war eine der bekanntesten Persönlichkeit des jüdischen Großbürgertums in Wien. 1916 wurde die Schriftstellerin Gina Kaus (eigentl. Gina Zirner-Kranz, verh. Kaus; 1894-1985) seine Geliebte. Die junge Kriegswitwe nahm das "unmoralische" Angebot nur unter der Bedingung an, daß sie von ihm adoptiert wurde. Dieses Arrangement war in Wien bekannt und sorgte für einen Skandal. Kranz wird mehrfach in Karl Kraus' "Fackel" erwähnt.

68 Kennedy, James, W.A. Smith und A.F. Johnson, Dictio- nary and Pseudonymous English Literature (Samuel Halkett and John Laing). New Enlarged Edition. Bände I - IX. London, Oliver And Boyd, 1926-1962. 4°. Bde. I - VII OLwd. mit Kopf- goldschnitt, Bde. VIII und IX OLwd. Leicht bestoßen. 250.- Bd. I: A-C, Bd. II D-G, Bd. III H-L, Bd. IV M-P, Bd. V Q-S, Bd. VI T-Z und Supplement, Bd. VIII 1900-1950, Bd. IX Addenda to Volumes I 19 - VIII. - Bände VIII und IX herausgegeben von Dennis E. Rhodes und Anne E.C. Simoni.

69 Kieser, Dietrich Georg, Mediziner und Psychiater (1779- 1862). Eigenh. Brief mit U. Jena, 29. XI. 1814. 8°. 2 Seiten. Dop- pelblatt. 250.- Wissenschaftlicher Brief mit kleiner Skizze im Blattrand an einen be- freundeten Gelehrten, mit dem er Versuche über die Natur der Gärung unternahm: "[...] Die übersandte Mischung von Hefen und Wasser zeigt mit Zucker und Weingeist gemischt, danz dieselben Erscheinungen, als nur für sich microscopisch betrachtet. Die Flüssigkeit enthält nemlich ei- ne große Menge kleiner kleiner, runder, fast gleich großer Körner, - wahrscheinlich Amplen des Weitzens - welche ganz durchsichtig, durch- aus keine infusorielle Bewegung haben. - Ich halte sie daher, da dieser Hefen doch Weitzenhefen ist, für unveränderte Amplumkörner. Nun wäre wichtig zu untersuchen: Wirken diese Körner zur Gährung, oder die sie umgebende Flüssigkeit? Machen Sie doch den Versuch [...] Dieser Versuch wäre mir wichtig für die Pflanzenphysiologie, und auch die Er- scheinung, daß Weingeist die Gährung tödtet, ließe sich dann einigerma- ßen erklären, da die Amplumkörner ja nur die lebendigen Monaden der Pflanze sind, die durch bestimmte Potenzen getödtet werden können [...]" - Kieser lehrte an der Universität Jena an, wo er auch mit Goethe durch die Planung des Heilbades Berka an der Ilm in nähere Beziehung trat. "Kieser gilt als führender Vertreter der 'naturphilosophisch- romantischen Medizin' Schellingscher Prägung" (NDB XI, 596).

70 Kieser, Dietrich Georg, Mediziner und Psychiater (1779- 1862). Eigenh. Brief mit U. Jena, 18. VII. 1823. Gr.-4°. 1 Seiten. Doppelblatt mit Adresse und Siegelrest. 180.- An den Universitätsprediger M. G. Seyffarth in Leipzig über Dr. Kretschmar sowie über Aktenstücke über eine Geschichte von 1682, die er länger behalten möchte, um Auszüge daraus anzufertigen. - Kieser lehrte an der Universität Jena an, wo er auch mit Goethe durch die Pla- nung des Heilbades Berka an der Ilm in nähere Beziehung trat. "Kieser gilt als führender Vertreter der 'naturphilosophisch-romantischen Medi- zin' Schellingscher Prägung" (NDB XI, 596).

Magnetisiertes Wasser 71 Kieser, Dietrich Georg, Mediziner und Psychiater (1779- 1862). Eigenh. Brief mit U. Jena, 26. IV. 1824. Gr.-4°. 1 Seite. Doppelblatt mit Adresse und Siegelausriß. 180.- An den Kaufmann Johann Gabriel Wilhelm Münderloh (der auch für Goethe Dienste ausführte) am Markt in Weimar, dem er für die "gefällige Mittheilung des Journals d. Behandlung unserer Kranken" dankt und sich über die Heilungserfolge freut: "[...] Dieser günstigen Erscheinungen wegen wird auch einstweilen in der bisherigen Behndlung nichts zu än- dern sein, daher ich sowohl mit dem Magnetisiren, als auch mit dem Wa- schen mit Wein u. dem Gebrauche des magnetisirten Wassers ganz wie bisher fortzufahren bitte [...]" - Kieser lehrte an der Universität Jena an, wo er auch mit Goethe durch die Planung des Heilbades Berka an der Ilm in nähere Beziehung trat. "Kieser gilt als führender Vertreter der 'na- 20 turphilosophisch-romantischen Medizin' Schellingscher Prägung" (NDB XI, 596). - Kleine Eckfehlstelle.

72 Klemke, Werner, Illustrator und Buchgestalter (1917-1994). C'est la vie-! Holzstiche zu Gedichten von Kurt Tucholsky. Leipzig, Quarch, 1979. 8°. 5 doppelt gefaltete Bl. mit insges. 26 Holzstichen in OHlwd.-Schuber. 80.- Jedes Blatt von Klemke in Bleistift signiert und oft datiert. - Enthält die Gedichte: Stationen, Sehnsucht nach der Sehnsucht, Ideal und Wirklich- keit, Ehekrach, Danach.

73 Klinkerfues, Wilhelm, Astronom (1827-1884). Eigenh. Brief mit U. Göttingen, 26. IV. 1862. Gr.-8°. 2 Seiten. Doppel- blatt. 120.- An seinen Freund Schultz: "[...] Von Ihren Verwandten, die neulich Abends die Sternwarte besahen, habe ich gehört, daß Sie mit Familie glücklich dort angekommen sind. Es thut mir aber leid, die ersten Tage Ihres Dortseins durch einen Verdruß trüben zu müssen, indem ich allem Anschein nach den morgen fällig werdenden Wechsel von 250 Thaler bis zum 1ten Juli prolongieren lassen muß; denn meine Bemühungen, das Geld anzuschaffen, damit Sie nicht durch Ihre Gefälligkeit Unannehm- lichkeiten haben, sind bis heute resultatlos geblieben [...] Verlegenheit ist tödtlich. In Beziehung auf die projectierte Baseler Sternwarte bringen Vi- scher Nachrichten mit, welche eine Aussicht, auch dorthin auswandern zu können, auf Null reduciren. Es scheint, dass dort kaum noch an eine Sternwarte gedacht wird. So muß ich denn sehr wünschen, daß andere Aussichten sich bald realisieren. Hier nichts Neues. Mithoff ist in der tristen Stimmung, die schon letzter Zeit an ihm auffiel, nach Hamburg gereist, um dort wenigstens sechs Monate zu bleiben. Schließlich bitte ich Sie, die Nothwendigkeit der bösen Nachricht nicht meiner Leichtfertig- keit zuzuschreiben; ich habe mir alle Mühe gegeben, die Sache pünktlich ohne Ihre Intervention zu erledigen [...]" - Klinkerfues war seit 1851 Ge- hilfe an der Göttinger Sternwarte. 1855 mit der Arbeit "Ueber eine neue Methode, die Bahnen der Doppelsterne zu berechnen" promoviert und 1861 habilitiert, wurde er Observator an der Sternwarte und übernahm 1867 die Leitung der Abteilung für Praktische Astronomie. Er entdeckte mehrere Kometen und konstruierte astronomische Instrumente. - Ge- bräunt und etw. fleckig. Knickfalten.

74 Klopstock, Friedrich Gottlieb, Schriftsteller (1724-1803). Eigenh. Billett mit U. Ohne Ort und Jahr [ca. 1775]. Qu.-8° (11 x 18 cm). 1 Seite. Mit Siegelrest. 1.480.- Über seinen engen Freund und Hausarzt, den Mediziner Philipp Gab- riel Hensler (1733-1905) in Altona: "Ich esse, meine Liebste, dies[en] Mittag nicht bey Hensler, weil ich michj nicht wohl genug dazu befinde. Ich schreibe Ihnen dieses deßwegend, damit um meinentwillen nicht hin- gehen [...]" - Zusammen mit einem Kupferstichporträt (von Fried. Mül- ler nach Gerdt Hardorff; 25 x 19 cm) unter Passepartout montiert. - Das Billett leicht gebräunt. - Aus der Sammlung Künzel. - Dekorativ.

21 75 Körber-Horwitz, Grete, Schriftstellerin (1895-1950). Ei- genh. Brief mit U. Wien, 8. X. 1939. Fol. 2 Seiten. 120.- Über Käthe Braun-Prager, Felix und Robert Braun, im Zusammenhang mit deren Emigration nach Großbritannien: "Sehr geehrter Herr Dok- tor! [...] Vor ca. 2 1/2 Wochen bin ich übersiedelt, ich bin noch keines- wegs in Ordnung, bitte Sie aber dennoch zu mir u. zw. am Dienstag zwi- schen 1/4 6-1/2 7 Uhr. Der Schwiegervater von Robert Br. kommt gleichfalls zu mir, vielleicht auch andere Freunde Käthe's. Wir müssen dringend einen Entschluß fassen, der Kontoauszug des Spediteurs ist vernichtend; Dr. M. würde gern gegen ihn vorgehen, doch ist in voriger Woche seine 'Zulassung' erloschen und damit die Möglichkeit, zu inter- venieren. Wir müssen nun alles daran setzen, Käthe's Sachen u. Bücher sicherzustellen. Es ist bloß bis Mitte Nov. Geld für den Lagerzins vor- handen; von Versendung ist ja vorläufig nicht zu sprechen. Käthe richtet eine Anfrage an den Schwiegervater ihres Bruders, der - wie gesagt - Dienstag kommen wird, um sich zu informieren. Da wollen wir also Be- schlüsse fassen. Hoffentlich sind Sie, lieber Herr Doktor, abkömmlich! [...] P. S. Es freut mich, daß Ihnen meine Gedichte etwas gesagt haben. Mit Band III u. IV ist Felix B. sehr zufrieden; im August schrieb er mir darüber - es ist mir sehr maßgebend." - Lebte als Dichterin und Klavier- lehrerin in Wien (vgl. ÖBL IV, 46).

76 Koppe, Johann Gottlieb, Landwirt (1782-1863). Eigenh. Brief mit U. Berlin, 27. VI. 1852. Gr.-4°. 3 Seiten. Doppelblatt. 150.- An Rudolph Mentzel, dessen Plan (Kauf eines Gutsbesitzes) er finan- ziell unterstützen will: "[...] Da ich über 70 Jahre bin und also noch mehr wie jüngere Leute daran denken muß, daß der Tod meiner Wirksamkeit ein baldiges Ende bereiten kann, so müssen wir später über die Sicher- stellung uns einigen, vor der Hand sichere ich Ihnen obige Summe zu. Von den mir mitgeteilthen Bedenklichkeiten gegen das Kaufgeschäft hal- te ich die letzte, das ungelöste Lehensverhälltniß, deshalb für das Schwie- rigste, weil es kein Mittel giebt, darüber zu Gewissheit zu kommen. Es ist Ihnen bekannt, daß eine sehr einflußreiche Parthei dafür wirkt, um die Lehens- und Fideicommissverhältnisse des Grundbesitzes resp. aufrecht zu erhalten oder zurück zu führen. Das Schwanken der Gesetzgebung über diese Gegenstände ist besonderes in der letzten Session hervorgetre- ten. Dazu kommt, daß die Juristen deshalb auch in ihren Ansichten hier- über abweichen, je nach dem sie über das Lehensverhältnis im Allgemei- nen denken [...]" - Koppe wurde nach Thaers Berufung an die Univ. Ber- lin 1811 Lehrer der praktischen Landwirtschaft in Möglin und übernahm 1813 die Wirtschaftsführung des Gutsbetriebs für Thaers ältesten Sohn. 1842 kaufte er die Rittergüter Beesdau und Krinitz und wurde 1849 in die Erste Kammer gewählt. Er beeinflußte die Landwirtschaft seiner Zeit maßgeblich.

77 Krenek, Ernst, Komponist (1900-1991). Eigenh. Brief mit U. Frankfurt, 15. IX. 1960. Gr.-8°. 1 Seite. 120.- An den Komponisten Friedrich Leinert: "[...] besten Dank für das Ma- terial, das mir durch das hiesige Amerika-Haus zugekommen ist. Das Programm sieht sehr hübsch aus. Nach einem Brief der Pressestelle des Funkhauses [Hannover] soll der Empfang im Funkhaus jetzt am 21. um 16.30 stattfinden. Sie wissen wohl davon. Es ist sehr freundlich, daß Sie 22 uns vom Bahnhof abholen wollen. Da wir mit dem Auto kommen, wird das nicht nötig sein. Ich denke, daß wir am frühen Nachmittag im Hotel eintreffen [...]".

78 Kubelik, Rafael, Dirigent (1914-1996). Masch. Brief mit ei- genh. U. München, 15. XI. 1979. Fol. 1 Seite. Gelocht. 120.- An den Theatermann Michael Leinert. Antwort auf die Bitte, für das Rowohlt Opernbuch zu Webers "Freischütz" ein Statement zu schreiben: "[...] Ich danke Ihnen herz- lich für Ihr Schreiben vom 10. November. Leider wird es mir aus ge- sundheitlichen und auch aus terminlichen Gründen nicht möglich sein, Ihr Angebot anzunehmen. Der Freischütz war und ist mir immer sehr am Herzen gelegen; ich kenne ihn seit meiner Jugend und schätze ihn sehr. Um so mehr tut es mir leid, Ihnen nicht das gewünschte Statement übersenden zu können [...]".

79 Kükenthal, Willy, Zoologe (1861-1922). Eigenh. Schrift- stück mit U. Breslau, 7. XI. 1904. Gr.-8°. 1 Seite. Doppelblatt. 100.- Zeugnis für Herr Dr. Stephan Brunies (1877-1953) aus Graubünden: "[...] Ich habe von ihm den Eindruck gewonnen, daß er die für einen Lehrer der Naturwissenschaften nötigen Eigenschaften in ganz hervorra- gendem Maße besitzt [...]" - Kükenthal unternahm 1884-89 drei Reisen in das Nördliche Eismeer und widmete sich vor allem der Erforschung der Wale und anderer Meeressäuger. 1898 wurde er Prof. der Zoologie in Breslau,1918 in Berlin. Studienreisen führten ihn auf die Molukken, auf Borneo und die Antillen, nach Norwegen, Korsika und Kalifornien.

80 Lauber, Cécilie, Schriftstellerin (1887-1981). Romane, Er- zählungen, Novellen, Lyrik, Aphorismen. Eine Auswahl. Genf, Kossodo, 1968. 8°. 411 S. OLwd. mit Schutzumschlag. 50.- Mit sechszeiliger handschriftlicher Widmung der Verfasserin auf Vorti- tel: "Daniel Simond, | meinem sehr lieben | u. sehr geschätzten | Freund | Cécile Lauber | Nov. 1968".

81 Leisewitz, Johann Anton, Schriftsteller und Jurist (1752- 1806). Schriftstück mit eigenh. Formel und U. Ohne Ort [Braun- schweig], 2. V. 1797. 4°. 1/2 Seite. 150.- Deckblatt zu einem Aktensfaszikel mit eigenh. Eintrag "in fidem | Lei- sewitz". Regeste: "Geschwister Loopke, daß ihr Bruder pro Mortur er- klärt werden muß [...] dem hiesigen Stadt Magistrat zum Bericht". - Lei- sewitz fand 1774 Aufnahme in den "Göttinger Hain" fand. Das Trauer- spiel "Julius von Tarent" machte ihn als Dichter bekannt und übte auf Schiller Einfluß aus. Seit 1778 stand er in braunschweigischen Diensten: als Lehrer des Erbprinzen gewann er seit 1786 das Vertrauen des Her- zogs von Braunschweig, der ihn 1790 zum Hofrat, 1801 zum Geheimen Justizrat und 1805 zum Präsidenten des Obersanitätskollegiums ernann- te. - Beiliegend ein schönes Porträtkupfer von Uhlemann und Schulze nach Kauxdorf (17 x 12 cm).

23 82 Liebermann, Rolf, Dirigent und Komponist (1910-1999). Eigenh. Brief mit U. Paris, 22. IX.1997. Fol. 1 Seite. Mit eigenh. Umschlag. 80.- An Michael Leinert, Intendant des Staatstheaters Kassel: "[...] es liegt mir am Herzen Ihnen für die schönen Tage in Kassel zu danken. Ihre Gastfreundschschaft war überwältigend - fast so gross wie die schöne Stimme Ihrer Gattin [...]" - Liebermann leitete 1973-80 die Pariser Oper.

83 Liebich, Curt, Maler (1868-1937). Eigenh. Brief mit U. Gu- tach bei Hornberg, 12. VI. 1902. Gr.-8°. 3 Seiten. Doppelblatt. 80.- An einen Herrn mit Bestellung von Leih-Kostümen als Vorlagen zur Illustration von Scheffels "Ekkehard". Diese Ausgabe erschien 1904 in Stuttgarter Verlag Bonz. - Liebich machte sich ab 1896 als Gutacher Schwarzwaldmaler einen Namen. - Vgl. Thieme-B. XXIII, 202 und Ries 689.

"ideal wäre Qualtinger" 84 Ligeti, György, Komponist (1923-2006). Masch. Brief mit eigenh. U. Hamburg, 26. VI. 1976. Fol. 1/2 Seite. Gelocht. 250.- An Michael Leinert, Dramaturg an der Hamburgischen Staatsoper: "[...] herzlichen Dank für Ihren Brief vom 8. Mai. Bitte, entschuldigen Sie, dass ich so spät antworte: wegen dringender Terminarbeit (Oper) vernachlässige ich allzu sehr meine Post. Beigelegt schicke ich Ihnen 'Rondeau', das ist das Stück, das Frau Dr. Tomzig bei mir als Manuskript gesehen und im Abendblatt erwähnt hat. Wie Sie aber sehen, handelt es sich nicht um Musiktheater, sondern um ein Ein-Mann-Schauspielstück. Eigentlich denke ich an folgende Lösung: Soweit ich informiert bin, wol- len Sie im Herbst 'Aventures + Nouvelles Aventures' bringen, und es war geplant, dieses Stück (Dauer etwa 30-35 Minuten) zweimal hinterei- neinander zu spielen. 'Rondeau' würde herrlich als Zwischenspiel passen: 'Aventures', dann Pause, dann 'Rondeau', dann die Wiederholung von 'Aventures'. (Oder die Pause erst nach 'Rondeau'). Für 'Rondeau' braucht man einen hervorragenden Allein-Darsteller (ideal wäre Qual- tinger). (Karl Valentin wäre auch gut, wenn er noch lebte.) Wenn Sie also Interesse haben für so eine Lösung, und auch einen wirklich geeigneten Schauspieler mit Witz und Dämonie dafür finden, können wir über eine eventuelle Uraufführung weiteres besprechen (Rechte, etc.) [...]".

85 Ligeti, György, Komponist (1923-2006). 2 eigenh. Postkar- ten mit U. Hamburg, November 1979 und 23. V. 1980. Qu.-8°. 2 Seiten Mit Adressen. 180.- An den Theatermann Michael Leinert in Braunschweig und München. - I. "Lieber Herr Leinert, bin zeitlich total überlastet - bitte um großzü- gige Nachsicht, herzlichst Ihr György Ligeti". - II. Mit der Frage nach den Rechten der szenischen Uraufführung des Sprechstückes 'Rondeau' von Ligeti für das Staatstheater Braunschweig: "Lieber Herr Leinert, selbstverständlich, gerne einverstanden! Die Rechte für 'Rondeau' liegen beim Schott Verlag, Mainz. Ich schicke Ihren Brief gleich weiter an Schott - doch bitte schreiben Sie noch direkt an Schott. (Herrn Schöll oder Frau Plotnikow.) Herzlichts, stets Ihr György Ligeti".

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86 Liliencron, Detlev von, Schriftsteller (1844-1909). Eigenh. Billett mit U. Alt-Rahlstedt bei Hamburg, 4. X. 1906. Qu.-8°. 1 Seite. 60.- "Die besten Grüße [...]" - Dekorativ. Rückseitig von anderer Hand be- schriftet.

87 Lindau, Paul, Schriftsteller (1839-1919). Eigenh. Brief mit U. Paris, ohne Jahr [ca. 1860]. Gr.-8°. 1 Seite. 75.- An einen Herrn aus seiner Pariser Studienzeit: "[...] Mein Bruder Ri- chard ist seit einem halben Jahre auf Reisen und da Sie meine Antwort von seinem Bescheide abhängig machten, war und ist es mir noch nicht möglich Ihren freundlichen Brief zu beantworten. Indessen schicke ich Ihnen einliegend einen kleinen Artikel von mir aus der P. Z. über die nächste Saison der Calzado'schen Oper. Sollten Sie ihn gebrauchen kön- nen so wäre der bescheidene Zweck meines Briefes vollkommen erfüllt [...]" - Lindau war einer der einflußreichsten Theaterkritiker der Grün- derzeit. - Durchriß bei der Mittelfalte alt hinterlegt und dort etw. ge- bräunt. - Aus der Sammlung Künzel.

88 Lindenschmit d. J., Wilhelm von, Maler (1829-1895). 3 ei- genh. Briefe mit U., eigenh. Postkarte mit U. sowie eigenh. be- schriftete Visitenkarte. München, 28. I. 1869 bis 23. II. 1879. Ver- schied. Formate. Zus. ca. 5 Seiten. 150.- An die Photographische Anstalt Hanfstängl wegen Gemäldereproduk- tionen. - I. (28. I. 1869): "[...] Ich ersuche der Ueberbringerin gefälligst 3 Abdrücke des Religionsgespräches in Marburg, nebst Erklärungen, auf meine Rechnung verabfolgen zu wollen [...]" - II. (2. I. 1873): "[...] Mein Bild 'Die Bilderstürmer & John Knox' ist angekommen. Da mir auch von anderer Seite ein Affect gemacht wurde, so erlaube ich mir Sie zu er- suchen mir gefälligst Ihre betreffenden Intentionen innerhalb 8 Tagen mittheilen zu wollen [...]" - III. (27. XI. 1873): "[...] Auf Ihre heutige An- frage hier die Antwort daß ich nicht gestatten kann daß Hr. Brendamour eine Photographie meines Oranien erhält [...]" - IV. (23. II. 1879): "[...] Auch ersuche ich um Anfertigung von drei Exemplaren großen Formats meines voriges Jahr aufgenommenen Gothenwanderung [...]" - V. (Visi- tenkarte): "Ich ersuche mein Bild 'Die Gothenwanderung' das Anfang der nächsten Woche zur Aufnahme gebracht werden wird, wieder in Ka- binet und einem größeren Format, aufnehmen zu lassen [...]" - Linden- schmit lebte 1853-63 in Frankfurt am Main. Nach München zurückge- kehrt, gründete er 1869 eine Malschule für Frauen und wurde 1875 Prof. an der Kunstakademie. Er schuf monumentale Historienbilder, Wand- bilder für die Rathäuser in Kaufbeuren, München und Heidelberg sowie kleinformatige Interieurs. - Leichte Altersschäden.

89 Mann, Erika, Schriftstellerin und Schauspielerin (1905- 1969). Das letzte Jahr. Bericht über meinen Vater. 9.-11. Tsd. Frankfurt, S. Fischer, 1956. 8°. Mit einigen Abb. 74 S. OKart. mit Umschlag (mit leichten Randläsuren). 150.- Vortitel mit eigenh. Signatur und Datum der Verfasserin "Erika Mann, | Hamburg, | am 5. II. 57".

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90 Mann, Thomas, Schriftsteller und Nobelpreisträger (1875- 1955). Eigenh. Briefkarte mit U. München, 2. XII. 1906. Qu.-8°. 1 Seite. 450.- "Geehrter Herr: | Ich erfülle hiermit Ihren Wunsch und begrüße Sie hochachtungsvoll | Thomas Mann." - Dekorativ. Minimal wellig.

91 Mann, Thomas, Schriftsteller und Nobelpreisträger (1875- 1955). Brief mit eigenh. U. Princeton, 6. X. 1938. Fol. 1 Seite. Knickfalten. 1.200.- An den Psychoanalytiker Theodor Reik (1888-1969): "Sehr verehrter Herr Doktor Reik: Anbei erhalten Sie einige Zeilen, die Sie bei Ihren Bewerbungen um eine sporadische oder dauernde Vortrags-Tätigkeit hoffentlich mit einigem Nutzen verwenden können. Ich verspreche Ih- nen gern, bei nächster Gelegenheit mit Dr. [Abraham] Flexner [1866- 1959] über Ihre Wünsche zu sprechen. Die freundlich übersandten Pa- piere erhalten Sie beigeschlossen zurück. Mit herzlichen Wünschen für das Gelingen Ihrer Pläne [...]" - Reik war seit 1911 Schüler und Mitarbei- ter Sigmund Freuds. 1938 emigrierte er in die USA. Thomas Mann ver- wendete sich für ihn noch am 6. Oktober bei der "American Guild for German Cultural Freedom" (Reg. 38/190) und am Folgetag bei Hubertus Prinz zu Löwenstein (Reg. 38/192). - Knickfalten.

"Ganz natürlich ist mir diese Schriftart nicht" 92 Mann, Thomas, Schriftsteller und Nobelpreisträger (1875- 1955). Eigenh. Brief mit U. Bad Gastein, 2. IX. 1951. Gr.-8°. 1 Seite. 1.500.- An einen Graphologen. Hochinteressantes Schriftstück, in welchem Thomas Mann zwischen lateinischer und deutscher Schreibschrift wech- selt und den Gebrauch der beiden Schriftarten innerhalb seiner Arbeit er- läutert. Er beginnt in lateinischem Duktus: "[...] hier ist eine Probe mei- ner Handschrift in lateinischem Duktus, wie ich ihn mir für Fälle, wo es auf Deutlichkeit ankommt, namentlich für Briefe, angewöhnt habe. Ganz natürlich ist mir diese Schriftart nicht. Ursprünglich [hier wechselt die Schriftart zur deutschen Schrift] schrieb ich deutsch mit nur leichten la- teinischen Einschlägen, und für meine Manuskripte habe ich diese Schreibweise auch beibehalten. | Möge Ihre Forschungsarbeit interessan- te Ergebnisse zeitigen! [hier wechselt er zurück zur lateinischen Schrift] Ihr sehr ergebener Thomas Mann." - Ein ähnliches Schriftstück, in dem Thomas Mann beide Schreibarten verwendet, ist bisher nicht bekannt geworden. - Vom 15. August bis zum 6. September machte Thomas Mann Urlaub in Badgastein, wo er regelmäßig Thermalbäder nahm, Be- kannte traf und eine Drahtseilbahnfahrt unternahm. - Mit leichten Klammerspuren.

93 Matsubara, Hisako (Hrsg.), Die Geschichte vom Bambus- sammler und dem Mädchen Kaguya. Taketori Monogatari, eine alte japanische Erzählung. Neu ins Deutsche bertragen und mit einem Nachwort versehen von Hisako Matsubara. Ebenhausen, Langewiesche, 1968. Quer-8°. Mit Illustrationen von Naoko Matsubara. 36 Blätter. OBroschur im Pappschuber. 80.-

26 Von der Herausgeberin und der Illustratorin signiert.

94 Mayer, Hans, Literaturwissenschaftler (1907-2001). Masch. Brief mit eigenh. U. Tübingen, 15. XI. 1979. Fol. 1 Seite. Gelocht. 80.- An den Theatermann Michael Leinert. Antwort auf die Bitte, für das Rowohlt Opernbuch zu "Fidelio" einen Artikel zu schreiben: "[...] Als Jahrgang 1907 aber fasst man keine Pläne, die bis ins Jahr 1983 reichen. Besonders, wenn es nicht an eigener Arbeit fehlt. Für die Hamburger Aufführung des Fidelio im Mai dieses Jahres hielt ich einen Einführungs- vortrag über 'Beethoven und das Prinzip Hoffnung'. Der Text ist voll- ständig abgedruckt im Hamburger Programmheft. Vielleicht können Sie ihn für das geplante Opernbuch zum Fidelio verwenden. Ich würde dann die Nachdruckerlaubnis geben, denn das Copyright liegt noch bei mir. Am 21. 11. sendet der NDR den Mitschnitt meiner Rede, aber das wer- den Sie in München nicht hören können [...]".

95 Milhaud, Darius, Komponist (1892-1974). Eigenh. Brief mit U. Oakland, California, USA, 25. V. 1965. Fol. 1 Seite. Falt- brief "Aerogramme" mit eigenh. Adresse. 150.- An den Theatermann Michael Leinert in Detmold in französischer Sprache: "[...] J'ai ete tres heureux d'apprendre que vous donnerez le 19 Juin Le Pauvre Matelot [Der arme Matrose] au Landestheater [Detmold] et je vous remercie pour l'interet que vous m'indiquez pour le travail de cette oeuvre. Veuillez remercier mes interprets [...]".

96 Moser, Hans (eigentl. Johann Julier), Schauspieler (1880- 1964). 3 Kärtchen mit eigenh. Beschriftung und U. Budapest bzw. ohne Ort, 14. IX. 1940 bzw. ohne Jahr. 4 x 10 (2) bzw. 8 x 13 cm. Zus. 3 Seiten. 60.- Autogramme "zur (freundlichen) Erinnerung".

97 Müller, Robert, Schriftsteller und Verleger (1887-1924). Ei- genh. Brief mit U. Wien, 3. XII. [ca. 1920]. Gr.-8°. 2 Seiten. Ab- senderstempel "Redaktion der Neuen Wirtschaft". 250.- "Lieber Freund, Deine Apostrofen bringen wir alle drei im Stachl. Die Korrektur 'Kirche u. Friede' hast Du wohl gelesen u. an die Druckerei weitergegeben. Es erscheint in dieser Nr. der 'Wirtschaft', da es aber sehr lang ist, werde ich es vermutlich in 2 Fortsetzungen bringen müssen. Die 'Wirt.' wird Dir hundert Kronen dafür anweisen. Hast Du mittleres (Länge) Erzählendes für einen deutschen Verlag? Oder sonst Publi- kables? Ich könnte Dir eine Empfehlung geben! Entschuldige Anfrage bezüglich 'Ruf' [...]" - Müller war seit 1918 Leiter der "Österreichisch- ungarischen Finanzpresse" und der "Neuen Wirtschaft". Seine Novellen und seine politische und kulturkritische Essayistik weisen ihn als heraus- ragenden Propagandisten des literarischen Aktivismus aus. Autographen von ihm sind sehr selten. - Etwas knittrig.

27 98 Neurath, Konstantin Freiherr von, Württembergischer Minister (1847-1913). Eigenh. Brief mit U. Stuttgart, 1. III. 1869. 4°. 1 Seite. 75.- An einen Photographen, dem er für seine Aufnahmen dankt und für den er die Bezahlung (immerhin 110 Gulden) etwas umständlich in die Wege leitet. - Als Mitglied der Stuttgarter Hofpartei diente Neurath dem württembergischen König viele Jahre zuerst als Außenminister, dann als Justizminister und als Vorsitzender des Geheimen Rates. Neurath gab sein Ministeramt nach dem verlorenen Krieg von 1866 auf - er mußte auf preussischen Druck aus der württembergischen Regierung ausscheiden. Im Jahre 1870 stimmte der in Enzweihingen beheimatete Adelige als ein- ziges Mitglied der Ersten Kammer gegen die verlangten Kriegskredite. Es war sein gleichnamiger Enkel, den Hitler am 30. Januar 1933 in seinem Amt als Reichsaußenminister bestätigt hatte.

99 Neustadt an der Dosse - Bismarck, "Neue Klage des Gutsbesitzers Bismarck zu Amtsfreiheit bei Neustadt / Dosse wieder den Magistrat und die Commune zu Neustadt / Dosse." Aktenabschrift. Neustadt an der Dosse, 14. III. bis 9. VII. 1834. Fol. 47 nn. Seiten. Geheftete Doppelblätter. 180.- Wegen der Räumung eines Grabens um den Besitz. - Das als Amtsfrei- heit bekannt Gelände war der Sitz des Domänenrates. Das Domänenamt vergrößerte sich durch Ankäufe. Als Amt wurden die landesherrlichen, staatlichen Dienststellen der unteren örtlichen Ebene bezeichnet. Seit der Kommunalreform ist das Gebäude Sitz der Amtsverwaltung Neustadt (Dosse). Theodor Fontane schrieb in seinen " Wanderungen durch die Mark Brandenburg" (Die Grafschaft Ruppin; An Rhin und Dosse; Neu- stadt a. D.): "Die Amtsfreiheit an dem Knie gelegen, das die vom Bahn- hofe kommende Straße durch Einmündung in die Hauptstraße bildet, ist dieselbe Lokalität, wo sich früher das Amt befand. Wie weit dies 'früher' zurückreicht, ist fraglich. Gewiß ist nur, das sich das um 1787 von Neu- stadt nach dem benachbarten Dorfe Dreetz verlegte Amt in ebengenann- tem Jahr (wie sehr wahrscheinlich auch mehrere Jahrzehnte früher schon) an dieser Amtsfreiheitsstelle befand. Was sich bis diese Stunde noch an Baulichkeiten daselbst vorfindet, repräsentiert einen leidlich modernen Privatbesitz, dem, mit Ausnahme zweier prächtiger alter Bäume, die die Auffahrt bewachen, jeder Hauch von Historischem fehlt." - Interessantes Faszikel.

100 Neustätter, Louis, Maler und Radierer 1829-1899). 5 ei- genh. Briefe mit U. OhneOrt [München], 1869. 8°. Zus. ca. 5 Sei- ten. 200.- An den Photographen Franz Hanfstaengl in München. - I. (15. XII. 1869): "[...] Wäre es Ihnen möglich heute, da klares, schönes Wetter ist, am liebsten im Laufe des Vormittags eine Aufnahme nach dem mitfol- genden Bilde zu machen u. zwar in der Größe wie die beiden früheren 'Die Kindergruppen' waren damit ich ebenfalls dann die Photographien retouchieren kann [...]" - II. [...] Bitte es einzurichten daß H. Humpel- mayer das Bild sicher morgen Mittwoch Abend im Besitz hat [...]" - III. (August 1869): "[...] Sie erhalten als Eilgut franco eine Kiste ein Bild ent- haltend, es ist das zweite der Collection Bilder 'aus dem Kinderleben' und bitte ich dasselbe in gleicher Größe wie das Letzte aufnehmen zu 28 wollen [...]" - IV. (10. IX. 1869): "[...] Mit diesen Zeilen bitte ich mir von meinem Portrait (Brustbild Größe des Albums der Zeitgenossen) 6 Ex- emplare anfertigen zu lassen [...]" - V. (Bleistift): "[...] Beifolgendes Bild bitte ich mir so groß als möglich photografiren zu lassen, es ist ein Bild der Serie von 10 Bildern aus dem Kinderleben, u. werden dieselben nach einander fertig [...]" - Neustätter wurde 1847 Schüler an der Münchner Kunstakademie. 1879 ließ er sich in Tutzing am Starnberger See (Trau- bingerstr. 5) nieder. Er wurde durch König Ludwig von Bayern und Kai- ser Franz Joseph von Österreich mit mehreren Orden ausgezeichnet. - Leichte Altersspuren.

101 Noelte, Rudolf, Regisseur (1921-2002). Eigenh. Briefkarte mirt U. sowie masch. Brief mit eigenh. U. Berg am Starnberger See, Ostern 1986 und 12. IX. 1988. Verschied. Formate. 2 Seiten. 60.- I. An Michael Leinert mit Dank für Geburtstags-Glückwünsche: "Große Freude, lieber Herr Leinert, über Ihren telegraphischen Ge- burtstagsgruß! Herzlichst Dank dafür und gute Osterwünsche für Sie [...]" - II. An denselben beim Pfalztheater Kaiserslautern. Absage zu ei- ner Premiereneinladung: "[...] Doch mit meinen besten Wünschen bin ich bei Ihnen [...]" - Eingangsstempel.

102 Oppenheimer, Felix, Schriftsteller (1874-1938). Masch. Brief mit eigenh. Nachschrift und U. Bad Aussee, 12. VIII. 1925. Fol. 2 Seiten. 80.- Über den Verein der Museumsfreunde in Wien: "[...] Auch die Vor- tragstätigkeit wäre meines Erachtens gehörig wieder aufzunehmen, eben- so die entsprechend zu organisierenden Besuche unserer Vereinsmitglie- der bei privaten Sammlern, beides natürlich erst vom Herbst angefangen, doch könnte das eine wie das andere schon allmählig vorbereitet werden [...] Für die Bekanntgabe des Zeitpunktes, zu welchem die Besitzer von Privatsammlungen die Besichtigung dieser letzteren gestatten, sowie zur Anmeldung derjenigen Vereinsmitglieder, welche - in einer stets be- schränkten Anzahl - solche Besichtigungen vornehmen wollen, könnte vielleicht am besten unser künftiges Vereinslokal in der Annagasse als zentral gelegen verwendet werden [...] " - Gemeinsam mit anderen Kunstfreunden gründete Oppenheimer 1911 den Staatsgalerie-Verein, als Vorläufer des späteren Vereins der Museumsfreunde, dessen Vizepräsi- dent er wurde. Nach dem "Anschluß" Österreichs beging er Selbstmord. - Beilage.

103 Orff, Carl, Komponist (1885-1982). Masch. Brief mit ei- genh. U. Diessen, 23. XI. 1979. Qu.-8°. 1 Seite. 80.- An den Theatermann Michael Leinert als Antwortschreiben auf die BItte, für die Rowohlt Opernbücher einen Artikel zu verfassen: "[...] ich muss sehen, dass ich mit meiner eigenen Arbeit zu Ende komme (s. Bei- lage), sodass ich gar nicht daran denken kann, noch zusätzliche zu über- nehmen. Mit vorgerücktem Alter muss man haushalten mit der noch verbleibenden Zeit und den Kräften. Bitte haben Sie dafür Verständnis [...]" Orff arbeitete zu dieser Zeit an seiner Werkdokumentation. - Bei- liegt: I. Ausschnitt aus einem Programmheft mit eigenh. Signatur. Ge- schrieben in Zürich am 26. V. 1967 anlässlich der Uraufführung von 29 Heinrich Sutermeisters Oper "Madame Bovary". - II. Eigenh. in Bleistift adressierter Umschlag "Herrn H. Sutermeister | Bern | Karl Hiltystr. 26 | Schweiz", abgestempelt in München am 19. VI. 1935. Adreßaufdruck "Günther-Schule [...]", rückseitig gedruckte Absendermarke Orffs.

104 Ostwald, Wilhelm, Chemiker und Nobelpreisträger (1853-1932). Goethe der Prophete. Leipzig, Leipziger Bibliophi- len-Abend, 1932. 8°. 37 S., 1 Bl. Orig.-Broschur (mit Randläsu- ren). 80.- Numeriertes Exemplar. - Erschienen zum Jahresessen des Leipziger Bibliophilen-Abends am 14. März 1932. - Vorsatz mit kleinem Eckabriß. Vortitel mit Einriß.

105 Paderewski, Ignacy Jan, Komponist, Pianist und Politiker (1860-1941). Porträt-Photographie mit eigenh. Signatur "J. J. Pa- derewski" am Oberrand der Bildseite. Ohne Ort und Jahr (ca. 1890). Ca. 15 x 10 cm. 350.- Frühe und schöne Aufnahme des jungen Virtuosen.

106 Palm, Johann Philipp, Buchhändler (1766-1806). Briefaus- schnitt mit eigenh. U. "Palm". Ohne Ort [Nürnberg], 1804. 6 x 11 cm. 100.- Palm verlegte die anonyme antifranzösische Flugschrift "Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung", wurde daraufhin vor ein Kriegsgericht ge- stellt und standrechtlich erschossen.

107 Pax, Ferdinand Albin, Botaniker (1858-1942). Eigenh. Schriftstück mit U. Breslau, 26. II. 1904. Folio. 1 Seite. Doppel- blatt. 100.- Zeugnis für den Naturschützer Stephan Brunies (1877-1953) aus Ci- nuskel in Graubünden: "[...] hat [...] am 27. März 1900 die philosophi- sche Doctorwürde der Universität Breslau mit der Censur 'sehr gut' (magna cum laude) erworben. Ich bescheinige gern, dass Herr Dr. Bru- nies ein ungewöhnliches Interesse und ein sehr gutes Verständnis für sein Studium zeigte [...]" - Pax war ab 1893 Prof. der Botanik in Breslau; 1913/14 Rektor der Universität. - Brunies war 1909-35 1. Sekretär des Schweizer Bundes für Naturschutz, Mitgründer und Oberaufseher des schweizerischen Nationalparks. - Kleine Einrisse in den Knickfalten.

108 Petri, Oskar von, Ingenieur und Kaufmann (1860-1944). Eigenh. Briefkarte mit U. sowie eigenh. Brief mit U. Nürnberg, 5. IV. 1940 und 17. VI. 1943. 8° und Kl.-4°. Zus. 3 Seiten. 70.- Übersendet ein Buch und dankt für eine "herrliche Erdbeer Spende", " welche uns bei der jetzigen Seltenheit dieser Frucht besonders munden wird [...]" - Petri übernahm 1894 die Direktion der Schuckert-Tochter Continentale-Gesellschaft für elektrische Unternehmungen in Nürnberg, die u. a. die Wuppertaler Schwebebahn baute. 1920 wurde er Mitglied, 1927 Vorsitzender des Aufsichtsrats der Siemens & Halske AG und war Aufsichtsratsvorsitzender der MAN sowie Mitglied des Gesamtvor- stands des Bayerischen Industriellenverbands. 30

109 Piscator, Erwin, Regisseur und Theaterleiter (1893-1966). 2 masch. Briefe mit eigenh. U. Dillenburg in Hessen und Tübin- gen, 31. VII. 1955 und 26. X. 1956. Fol. 2 Seiten. Gelocht. 240.- An den Komponisten Friedrich Leinert in Hannover, der für Piscators Inszenierungen (u. a. "Die Räuber" und "Dantons Tod") Bühnenmusik komponiert hatte. - I. "[...] Verzeihn Sie, dass ich so spät antwortete, aber ich war auf Reisen und durch Inszenierungen beschäftigt. Sobald mein Weg einmal über Hannover führt, werde ich von mir hören lassen. Vom Schauspiel (Ballhof) in Hannover habe ich nie eine Aufforderung be- kommen [...]" - II. "[...] Natürlich erinnere ich mich. Bedaure, daß ich Sie nicht in Berlin mei mir gehabt habe. Die Volksbühne hat mir geschrie- ben, ich lasse ihr mit gleicher Post eine Antwort zugehen. Allerdings bin ich bis Januar besetzt, sodaß ich noch keine genauen Termine angeben konnte. Es wäre gut, wenn wir in Verbindung blieben, um vielleicht nach Mitte Januar einen Termin zu finden. Auch würde ich gerne hören, was Sie sonst machen [...]".

110 Puttkamer, Alberta von, Schriftstellerin (1849-1923). Ei- genh. Brief mit U. sowie eigenh. Gedichtmanuskript (6 Zeilen) mit U. Baden-Baden, 13. XII. 1906. Gr.-8°. 2 Seiten. Doppelblatt mit Trauerrand. 80.- An einen Autographensammler mit begleitenden Zeilen und einem dichterischen Zitat aus dem in Straßburg erschienenen Band "Akkorde und Gesänge". - Die Dichterin gehörte zu den führenden Kreisen der Bismarckzeit. In dieser Umgebung fand sie als Lyrikerin, Dramatikerin und Erzählerin von deutschnationaler Gesinnung große Anerkennung. Sie lebte nach längeren Aufenthalten in Colmar und Straßburg seit 1906 in Baden-Baden.

111 Reichhart, Gottfried, Beiträge zur Incunabelnkunde. Ein- geleitet von O. Hartwig. Leipzig, Harrassowitz, 1895. Gr.-8°. XVIII, 464 S. Hlwd. d. Zt. mit handschriftl. Rsch. (etw. berieben, Rücken mit kleinem Einriß). 250.- Beihefte zum Centralblatt für Bibliothekswesen, 5. Bd. Heft 14. - Ent- hält: I. Alphabetisch geordnetes Verzeichnis der Correctoren der Buch- druckereien des 15. Jahrhunderts. - II. Topographisch-chronologisch ge- ordnetes Verzeichniss der Druckorte des 15. Jahrhunderts mit Angabe der in den einzelnen Jahren vorkommenden Buchdrucker, Buchhändler und Kostenträger der Incunabeln. - Unbeschnitten. - Der sehr seltene Originaldruck.

112 Rosenthal, Jacques (Hrsg.), Bibliotheca medii aevi ma- nuscripta. Pars prima: Einhundert Handschriften des abendländi- schen Mittelalters von neunten bis zum fünfzehnten Jahrhundert. Katalog 83. Pars altera: Einhundert Handschriften des Mittelal- ters vom zehnten bis zum fünfzehnten Jahrhundert. Katalog 90. München, Jacques Rosenthal, (um 1925). 4°. Mit 21 Tafeln. VIII, 106 S.; V, 128 S. OKart. 50.- 31 Unbeschnitten. Umschlag Band 2 leicht lichtrandig, ansonsten wohler- halten. - Enthält 2000 ausführlich beschriebene Inkunabeln. Preislisten liegen bei.

113 Schellenberg, Theodore R., Akten- und Archivwesen in der Gegenwart. Theorie und Praxis. Aus dem Englischen von Gudrun Banzhaf. Durchgesehen von Enst Posner und Georg Winter. München, Zink, [1961]. Gr.-8°. XV, 292 S. OKart. 100.- Archiv und Wissenschaft. Schriftenreihe der Archivalischen Zeitschrift, Band II. - Unbeschnitten und nicht aufgeschnitten.

114 Schiedermair, Ludwig, Mozart-Ikonographie. München, Georg Müller, 1914. 8°. Mit 157 Taf. XII, 15 S. Hlwd. d. Zt. 150.- Die Briefe W.A. Mozarts und seiner Familie. Erste kritische Gesamt- ausgabe; 5. Band. - Exlibris. Fliegende Vorsätze gebräunt und etwas brü- chig.

115 Schlaf, Johannes, Schriftsteller (1862-1941). Eigenh. Ge- dichtmanuskript (8 Zeilen) mit U. Weimar, September 1907. Gr.- 8°. 1 Seite. Doppelblatt. 150.- "Jung Siegfried. || Jung Siegfried streift durch dunklen Wald. | Durch Busch und Brach' sein Freilied hallt. | Waldwässerlein, das rauscht zu Thal, | Staud', Kraut und Blümlein allzumal [...]" - Dekorative Nieder- schrift.

116 Schleiden, Matthias Jakob, Naturforscher und Botaniker (1804-1881). Eigenh. Gedichtmanuskript (10 Zeilen) mit U. Hamburg, 13. IV. 1854. Qu.-8°. 1 Seite. 180.- "Beb vor dem Irrthum nicht, dem selbstbegangenen; | So lang du lebst auf Erden wirst du kämpfen, irren; | Und besser ist, als fremde Wahrheit nachzugirren, | Aus eigner Kraft ein irrthümlich Gebahren, | Drin daß ein Selbst du seist, du hast erfahren [...]" - Schleiden wurde 1850 zum Ordinarius und Direktor des Botanischen Gartens in Jena ernannt. Er erkannte die grundlegende Bedeutung der Zelltheorie für die gesamte Pflanzenwelt. Schleiden veröffentlichte neben seinen wissenschaftlichen Arbeiten unter dem Pseudonym Ernst auch zwei Gedichtbände.

117 Schmidhammer, Arpad, Maler und Illustrator (1857- 1921). Eigenh. Brief mit U. München, 19. und 20. XII. 1918. Gr.- 4°. 1 Seite. 100.- An Baumgärtner wegen der Manuskriptsendung seines Sohnes: "[...] Eine Spitze gegen München, seine über alles geliebte Vaterstadt, soll auf keinen Fall aus den bitteren Schlußbemerkungen herauszulesen sein, bit- ter empfunden wurde von dem Regiment nur, daß sich sein Komman- deur nicht besser für einen Einzug in München ins Zeug gelegt hat [...]" - Schmidhammer veröffentlichte zahlreiche Bilderbücher.

118 Schmied-Kowarzik, Walther, Philosoph (1885-1958). Ei- genh. Brief mit U. Wien, ca. 1918. 8°. 3 Seiten. Doppelblatt. 100.-

32 "Lieber Herr Doktor! Ich habe nun drei Feldpostbriefe mit dem Auf- satz 'Eindrücke im Feld' erhalten, ferner die Zusatzkarte und das Ge- dicht. Das letztgenannte erscheint in der nächsten Nummer der Grüße ins Feld. Den zweiten und dritten möchte ich gleichfalls dort eindrucken lassen, den ersten Brief 'Akustische Eindrücke im Feld' denke ich an eine musikalische Zeitschrift zu schicken oder sonstwohin. Denn er dürfte für einfache Soldaten wohl verständlich, nicht aber verständnisgeeignet, inte- ressant sein. Freilich haben ja die Grüße ins Feld nicht nur für dies grö- bere Wort der Mannschaft, sondern auch für die geistige Nahrung der Offiziere zu sorgen. Immerhin findet der erste Aufsatz in einer anderen Zeitschrift einen geeigneten Leserkreis [...] Der starke Eindruck der Ge- meinschaftsnotwendigkeit ist jetzt vielerorts zu finden, in allen Lagern [...] Freilich bedarf es darüber hinaus positiver gestalteter Ideen; denn die Versöhnung allein ist zu abstrakt. Und Versöhnung auf gleich und gleich gibt nur ein Nebeneinander, keine Ordnung, keine organische Einheit. Ich hoffe in Ihrem Aufsatz Richtlinien zu finden [...]" - Der Philosoph war Schüler von Jodl, Dilthey und Eucken und wurde 1919 Dozent in Wien, später Professor in Dorpat, Frankfurt am Main, Gießen und wie- der in Wien. Er war Mitherausgeber der "Blätter für deutsche Philoso- phie".

Später Sommer in Graz 119 Schneider, Reinhold, Schriftsteller (1903-1958). Ty- poskriptdurchschlag mit eigenh. tls. längeren Korrektureintra- gungen. Ohne Ort, 11. IX. 1954. Fol. 7 Seiten auf 7 Blättern. Dünnes Papier. 180.- Typoskript der autobiographischen Stadtschilderung "Später Sommer in Graz" mit eigenh. Korrekturen in Kugelschreiber oder Tinte. - Als selbständiger Druck erschienen 1954 im Grazer Verlag Styria (19 S.; vgl. Wilpert-G. 165). - Knickfalten.

120 Schneider, Reinhold, Schriftsteller (1903-1958). Adel. Zum 75. Geburtstag Ottos Freiherr von Taube. Olten, Vereini- gung Oltner Bücherfreunde, 1954. 8°. 23 S., 2 Bl. (das letzte weiß). OKart. (geheftet). 80.- Privatdruck für die Vereinigung Oltner Bücherfreunde. - Eins von 250 Ex. der Gesamtauflage. - Erste Ausgabe. - Wilpert-G. 158. - Vorsatz mit eigenh. Widmung und U. des Verfassers "in dankbarer Ergebenheit | Ihr | Reinhold Schneider | 29/6 54". - Leichte Altersspuren.

121 Schneider, Reinhold, Schriftsteller (1903-1958). Die ewige Krone. Olten, Vereinigung Oltner Bücherfreunde, 1954. 8°. Mit Gedichtfaksimile. 70 S., 3 Bl. (das letzte weiß). OPp. (von Max Grollimund). 120.- 62. Publikation der Vereinigung Oltner Bücherfreunde. - Eins von 430 Ex. in Pappband von Max Grollimund (Gesamtaufl.: 563). - Erste Aus- gabe. - Wilpert-G. 162. - Erschienen Pfingsten 1954. - Vorsatzblatt mit eigenh. Widmung und U. des Verfassers "Auch wenn alle Gesetze aufge- hoben | werden, werden wir leben wie vorher [...] Zum Zeichen herzli- cher verehrungsvoller Ergebenheit | Olten | 8. 5. 1954 | Reinhold Schnei- der". - Vorn und unten unbeschnitten.

33 122 Schönberg, Arnold, Komponist (1874-1951). Masch. Brief mit eigenh. U. Brookline (Mass.), 22. XI. 1933. Gr.-4°. 1/2 Seite. Mit Umschlag. 1.600.- An Hunt B. Jones im Haverford College, Pennsylvania: "[...] in dieser Woche werde ich Samstag den 25. XI. im Steinway-Studio unterrichten, in der kommenden Woche [...] voraussichtlich im Hotel, wahrscheinlich Hotel Ansonia [...] Am besten wird es wohl sein, wenn Sie Herrn Man- fred Malkin im Ansonia Hotel gegen 1/2 9 Uhr morgens telefonisch fra- gen, wann ich frei bin [...]".

123 Schröder, Rudolf Alexander, Schriftsteller (1878-1962). Eigenh. Gedichtmanuskript (8 Zeilen) mit Widmung und U. Ber- gen im Chiemgau, 29. V. 1957. 6 x 17 cm; zus. mit Porträtfoto (14 x 12 cm) auf ein Quartblatt (24 x 18 cm) montiert. 250.- Dem Verleger Hanns Arens (1902-1983) gewidmet: "Hier reden zwei in guter Ruh: | Die Klassiker sie hören zu, | So Cicero als Plinius, | Hora- tius, Plautus, Livius | und Plato selbst zu guterletzt, | Was R.A.S. für Un- sinn schwätzt. | Da hört der Horcher an der Wand | Für diesmal nicht die eigne Schand. | s. l. Hanns Arens mit freundl. Grüßen [...]" - Das Photo (Aufnahme: Rudolf Betz) zeigt Schröder gemeinsam mit Arens vor einer Bücherwand stehend. - Hübsches Ensemble. - Beiliegt: Vorgedrucktes Einladungsschreiben (mit eigenh. Ergänzungen von Hauffe) der Gesell- schaft der Bibliophilen an Prof. Grisebach vom Mai 1949 (Einladung zum 50. Jubiläum mit Tagung in Heidelberg), mit den eigenh. Unter- schriften von R. A. Schröder, H. G. Hauffe und E. Volkmann.

124 Schulte-Strathaus, Ernst, Wiegendrucke. Griechische und lateinische Klassiker in Drucken des fünfzehnten Jahrhun- derts. Zum großen Teil in ihren ursprünglichen Einbänden. Kata- log 66. München, Antiquariat J. Halle, 1928. 4°. Mit 35 Tafeln.1 Bl., 48 S. OKart. (Rücken leicht lädiert, Umschlag mit Eckknick). 50.-

Dichter und Pfarrer auf Rügen 125 Schwarz, Adolph Philipp Theodor (Pseud. Theodor Me- las), romantischer Dichter und Pfarrer in Wiek auf Rügen (1777- 1850). Eigenh. Brief mit U. "Th. Schwarz". Wiek auf Wittow (Rügen), 25. VI. 1835. Gr.-4°. 3 Seiten. Doppelblatt. 300.- An die Redaktion der "Zeitung für die Elegante Welt", die ihn um Bei- träge ersucht hatte. Sendet "einige frühere Arbeiten", deren Honorierung er "mit Vertrauen der Solidität der Verlaghandlung Leopold Voß" über- lasse: "[...] Das Mährchen hat einen tieferen philosophischen Gehalt u. dürfte an unsern Goethe erinnern, der die Natur stets als Mutter und Braut verehrte u. sich ihr unbedingt in die Arme warf - ! Somit wäre es an der Zeit für alle seine Nachtraber u. Nachbeter - die auch nicht an- stehn, im naturalisierenden Liebes-Drange ihre Blume hinzugeben und noch wunder rühmen, was sie vollbracht haben. Wie ich darüber denke, kann Ihnen deutlicher mein Erwin [von Steinbach; Roman] gesagt haben, welchen Sie in Ihrer Rezension [...] so freundlich aufgenommen hatten [...] Das 2te Stück ist der Beginn einer 'malerischen Reise durch d. Insel Rügen', insonderheit für Künstler geschrieben; ich wollte das Ganze mit 34 12 aquarellirten Kupfern, von meiner Hand gezeichnet, begleiten, u. ge- fällt es Ihnen für die Zeitschrift, so kann ich mehreres davon mittheilen [...] Ihre freimüthigen Urtheile (es sey Tadel oder Lob) über meine Ar- beiten u. Beiträge werden mir immer belehrend u. erfreulich seyn [...] denn wenn man jung ist, so lebt man, wie die Blume, um zu lieben u. zu leben; wenn man aber älter wird, so kann man nicht genug aufmerken, was die neuere Generation zu unsern Produktionen sagt [...]" - Schwarz' dreibändiger Roman "Erwin von Steinbach oder der Geist der deutschen Baukunst" war unter dem Verfassernamen "Theodor Melas" 1834 bei Perthes in Hamburg erschienen. - Über Schwarz' Leben, Werke und lite- rarische Beziehungen (er hörte in Jena Vorlesungen von Fichte, Schelling und Schiller) vgl. ADB XXXIII, 251-53 und Goed. X, 148, 54.

126 Snouck Hurgronje, Christiaan, Arabist und Islamwissen- schaftler (1857-1936). Eigenh. Briefkarte mit U. Leiden, 23. X. 1926. Qu.-Kl.-8°. 1 Seite. 70.- In niederländischer Sprache an einen Kollegen wegen einer Baumwoll- probe, die ihm gefalle. - Snouck Hurgronje unternahm 1884 eine For- schungsreise nach Arabien, wo er, als mohammedanischer Rechtsgelehr- ter verkleidet, ein halbes Jahr lang in Mekka zubrachte. Die Ergebnisse dieser Reise legte er in dem grundlegenden Werk "Mekka" (1888-89) nieder. Nach seiner Rückkehr trat er 1888 im Auftrag der Regierung eine wissenschaftliche Reise nach Niederländisch-Indien an.

127 Stern, Maurice Reinhold von, Schriftsteller (1860-1938). Eigenh. Gedichtmanuskript (12 Zeilen) mit U. Linz, 27. XI. 1906. 8°. 1 Seite. 80.- "Merkwort. || Schauderst du vor einem Trunke, | Da wo Tod und Le- ben gährt? | Des Prometheus Götterfunke | Zündet nicht im Küchenherd [...]" Sodann zwei weitere Merkverse zu je 4 Zeilen. - Stern diente 1876- 79 als Freiwilliger in der russischen Armee, wurde Eisenbahnbeamter und arbeitete an der "Revalschen Zeitung" mit. 1882 wanderte er in die USA aus, wo er als Arbeiter seinen Lebensunterhalt verdiente. 1885 nach Europa zurückgekehrt, studierte er nach Aufenthalten in London und Paris Philosophie in Zürich und Bern, war Redakteur beim "Zürcher Volksblatt" und ließ sich 1903 als freischaffender Schriftsteller in Ober- österreich nieder. Nach seinen 1885 erschienenen Proletarierliedern ver- öffentlichte er vorwiegend Natur- und Heimatdichtung.

128 Struensee, Karl August von, Staatsmann (1735-1804). Brief mit eigenh. U. Berlin, 30. I. 1804. 4°.1 Seite. 180.- An Friedrich Wilhelm August Bratring (1772-1829), Bibliothekar und Geograph, Geheimer expedierender Sekretär beim Preußischen General- direktorium und seit 1813 gerichtlicher Bücherauktionskommisar in Ber- lin. Struensee dankt ihm für die Übersendung des ersten Bandes seiner "Statistisch-topographischen Beschreibung der gesamten Mark Branden- burg" (1804) : "[...] Ich werde denselben mit Vergnügen lesen, und hof- fentlich in meiner Meinung bestätigt werden, daß Sie Ihre müßigen Stun- den nicht allein auf eine liebenswürdige, sondern gemeinnützige Art verwenden [...]" - Struensee war der ältere Bruder von Johann Friedrich Struensee, dem mächtigen Günstling der dänischen Königin. Friedrich Wilhelm II. ernannte ihn Ende 1791 zum Minister für Akzise- und Zoll- 35 verwaltung und das Fabriken- und Kommerzienwesen sowie die Salz- administration. Sein Direktorat der Seehandlung behielt er bei. Er wurde gleichsam preußischer Finanz- und Wirtschaftsminister in einer Person. Die jüngere Forschung hebt seine Rolle für die Stabilisierung der preuß. Finanzen zwischen 1795 und 1804, sein Eintreten für einen freieren Ge- treide-, Edelmetall- und Salzhandel sowie seine Vorbereitung für die Gewerbereform von 1808 hervor.

129 Sturm, Julius, Theologe und Schriftsteller. (1816-1896). Eigenh. Brief mit U. Bad Köstritz, 31. V. 1877. Gr.-8°. 1 Seite. Doppelblatt. 75.- An einen Amtsbruder: "[...] Ihren freundlichen Brief nebst Sendung habe ich erhalten. Die Gedichte haben mich freundlich angesprochen und gedenke ich dieselben in einem der folgenden Hefte zu verwenden. Für das Büchlein danke ich bestens, ich werde dasselbe in meinem Kreise empfehlen. Für eine zweite Auflage könnte ich Ihnen noch einige recht schöne Gedichte bezeichnen [...]" - Sturm war 1857-85 Pfarrer und seit 1878 Kirchenrat in Köstritz.

130 Sutermeister, Heinrich, Komponist (1910-1995). Eigenh. Postkarte mit U. sowie masch. Brief mit eigenh. U. Vaux-sur- Morges, 17. VIII. 1986 (Poststempel) und 12. VI. 1989. Qu.-8° und Fol. 2 Seiten. Mit Umschlag. 150.- An den Theatermann Michael Leinert. - I. (Eigenh. Karte): "[...] lieben Dank für Deine Wünsche und ein herzliches 'Glückauf' für Bremen! Nächste Ostern (19. 4.) ist 'Roi Bérenger'-Premiere [nach Ionescos 'Der König stirbt'] in Essen. Das wäre nett, wenn wir uns wieder sehen könn- ten! [...]" Zittrige Altersschrift. - II. (Masch. Brief) Anmerkungen des Komponisten über und zur geplanten Aufführung seiner Oper 'Roi Bérenger' in Kaiserslautern, mit der Anregung, Eugène Ionesco zur Pre- miere einzuladen (mit dessen Adressenangabe) und mit einem Statement von Ionesco über Sutermeisters Oper: "[...] Für mich ist jetzt das Leben hinter mir, ich bin etwas wackelig, und das 80. Jahr macht sich bemerk- bar [...]".

131 Tauber, Richard, Sänger (1891-1948). Eigenh. Albumblatt mit U. München, 1928. 4°. 1 Seite. 250.- "Herrn Rudolf Zellerer mit den besten Wünschen für die Zukunft und zum herzlichen Gedenken!! Es grüßt herzlichst| Richard Tauber | Staats- oper Wien - Berlin [...]" - Zahlreiche Beilagen: I. Zellerer, Rudolf, "Ri- chard Tauber", eigenh. Manuskript mit U. Gr.-4°. 2 Seiten. Doppelblatt. - Wohl Begleitnotizen zu einer Schallplattenaufnahme. - II. Porträtpost- karte (Schneider, Berlin). - III. Fragment eines Filmprogramms. - IV.-VI. 3 Textblätter zu Liedern Taubers. - VII.-VIII. 2 LBB-Kinoprogramme zu "Das Land des Lächelns" und "Die große Attraktion". - IX.-XI. 3 Hefte "Illustrierter Film-Kurier" zu "Ich glaub' nie mehr an eine Frau" (Nr. 1341), "Das lockende Ziel" (Nr. 1390) und "Melodie der Liebe" (Nr. 1766).

132 Thiébault, Paul de, Memoiren aus der Zeit der franz. Re- volution und des Kaiserreichs. Bearbeitet in drei Bänden von F. 36 Mangold. 3 Bände. Stuttgart, Lutz, 1902. 8°. Mit 15 Porträts und einem Plan. XII, 347 S.; 383 S.; 324 S., 8 Bl. OLwd. mit Rücken- und Deckel-Vergoldung. 110.- Memoirenbibliothek. Neue Serie Bd. 1-3. - Vordere Vorsätze sauber herausgetrennt. Signatur auf Vortitel. Letztes Blatt in Bd. I eingerissen.

133 Thiersch, Heinrich, Theologe (1817-1885). 2 eigenh. Brie- fe mit U. Basel, 3. und 8. XI. 1883. Verschiedene Formate. Zus. ca. 5 Seiten. 120.- An Pfarrer Menzel. - I. "[...] Ich fühle mich gedrungen, Ihnen und Ih- rer Frau Gemahlin herzlich dafür zu danken, daß Sie sich meiner kran- ken Tochter so freundlich annehmen. Wie mir Herr Dr. Heß bestätigt, hat ihr die Einladung zu Ihnen sehr gut gethan. Dies ist der einzige Lichtpunkt in seinem traurigen Krankheitsbericht; um so tiefer empfinde ich den Dank, den ich Ihnen schuldig bin. Fahren Sie gütigst fort mit die- ser Theilnahme. Vielleicht bringen Sie meine Kranke einmal dahin, daß sie sich an der edlen Musica wieder betheiligt, mit welcher unser Doctor Luther den Dämon der Schwermuth vertrieb [...]" - II. "[...] Es ist keine leere Redensart, sondern Wahrheit, wenn ich sage, daß ich Ihren werthen Brief mit Thränen des Dankes gelesen habe, da ich sehe, daß Sie und Ihre Frau Gemahlin sich meines Mathildchen so freundlich annehmen, es so mild beurtheilen und so verständig behandeln. Ihr tröstlicher Bericht und Zuspruch war mir ein Lichtstrahl in diesem Dunkel. Meine Briefe, auch wenn sie ganz harmlos gehalten sind, wirken nicht günstig auf Mathild- chen. Sie geben Anlaß zu Aufregung. Um so wichtiger und köstlicher ist es mir, daß Ihr Entgegenkommen und die Frau Musica meiner Kranken dazu helfen, zeitenweise sich selbst und ihr Leid zu vergessen. Gott seg- ne Sie dafür! [...]" - Der Sohn von Friedrich von Thiersch ging 1875 als Oberhirte sämtlicher Gemeinden der Schweiz, Süddeutschlands und Ös- terreichs nach Basel.

134 Thoma, Ludwig, Schriftsteller (1867-1921). 7 eigenh. Postkarteen mit U. München, Berlin und Leipzig, 15. III. 1901 bis 5. VI. 1902. Kl.-8°. 7 Seiten. Mit Adresse. 480.- An den emigrierten Verleger Albert Langen in Paris bzw. Faaberg in Norwegen mit Mitteilungen, den "Simplicissimus" betreffend, den Tho- ma redigierte. - I. (15. III. 1901): "[... Wilhelm] Schulz hat eine wunder- volle Illustration zu Bj[örnson]s Gedicht 'auf Vorposten' (es war einer Wittwe Sohn) gezeichnet. Den Text hat er nicht zurückgeschickt. Bitte sofort um Duplikat. Wir müssen es am Montag in die No. bringen. Wird ein Schlager 1. Ranges [...]" - II. (20. III. 1901): "[...] Die Reklamebeilage entfällt für No. 2, da Simhart mit dem Montieren der [Thomas Theodor] Heine'schen Rahmen nicht fertig wurde. Sie erhalten Probeabzug & werden aus demselben sehen, daß wir auch ev. eine Beilage redigiren können [...]" - III. (4. IV. 1901): "[...] Sie hatten in einem Briefe Tolstoi's Gutachten erwähnt. Bis jetzt haben wir es nicht erhalten. Ich bitte Sie um postwendende Zusendung [...]" - IV. (2. V. 1901): "[...] Es ließe sich man- ches verbessern & ich werde auch mit Hering sehr eindringlich reden. Die Herren reden, reden, reden [...] Arthur L. schrieb Ihnen wegen Hof- theater München, daß ich mich ärgern würde. Thu ich nicht; sehe ganz wohl ein, daß man Hoftheater lieber hat [...]" - V. (15. X. 1901: "[...] le- sen Sie bitte die Stendal'schen Bücher [...] Vielleicht eignen sie sich. Pres- siert aber [...]" - VI. (23. X. 1901): "[...] Habe heute mir Dr. Hezel confe- 37 rirt [...]" - VII. (5. VI. 1902): "[...] Ein Verzicht [?] von Thönys Borussen ist weder möglich, noch nötig. Wegen der - rein zufälligen Ähnlichkeit? - Wir wollten dem Aufsehen erregen werdenden Jubiläum mehreres wid- men & sind recht zufrieden, daß es uns so gut gelungen ist [...]" - VI. und VII. in Bleistift. - Gelocht.

135 Thoma, Ludwig, Schriftsteller (1867-1921). 15 eigenh. be- schriftete Ansichtskarten mit U. bzw. Paraphe. Verschied. Orte in Frankreich, Nordafrika und Italien, 1. IV. bis 19. V. 1904. Kl.-8°. 15 Seiten. Mit Adresse. 450.- An den "Simplicissimus" in München, Kaulbachstr. 91. - Die An- sichtskarten mit kurzen Mitteilungen und Grüßen erlauben die Rekon- struktion des Reiseverlaufs der Fahrradtour mit Eduard Thöny und Ru- dolf Wilke im Frühjahr 1904: Montélimar (1. April) - Orange (2. April) - Marseille (5. April; 2 Karten, auf der zweiten: "Morgen Algier") - Setif bei Algier (13. April) - Constantine (15. April; 2 Karten) - Biskra (17. April; 2 Karten) - Tunis (23. April: "Tausch telegrafirte mir soeben den Sieg des Simplic. Hurrah. Schickt alle dießbez. Ztgen nach Rom, Hotel Oriente [...]") - Neapel (26. April; 2 Karten) - Paestum (2. Mai) - Rom (5. Mai) - Spoleto (19. Mai; "heute bis Perugia"). - Teilw. in Bleistift. 2 Kar- ten gelocht.

136 Tiemann, Barbara (Hrsg.), Die Buchkultur im 15. und 16. Jahrhundert. Zweiter Halbband. Hamburg, Maximilian- Gesellschaft, 1999. 4°. Mit vielen Abb. 423 S. OLwd. 75.- Wohlerhalten.

137 Torberg, Friedrich, Schriftsteller (1908-1979). Masch. Brief mit eigenh. U. Breitenfurth bei Wien, 23. X. 1979. Fol. 1 Seite. Luftpostpapier. Mit Umschlag. 120.- An den Journalisten Erich Gottgetreu in Jerusalem: "[...] in aller Eile - hervorgerufen durch die berge von Arbeitsrückständen, die sich während meines Aufenthalts in Israel hier akkumuliert haben - danke ich Ihnen [...] für die Beförderung meiner Buchbestände in die Reihe Polgar - Karl Kraus. Bei dieser Gelegenheit: wenn Ihnen irgendwelche Bücher von mir [...] noch fehlen sollten, dann geben Sie mir bitte die Titel bekannt. Daß Sie sich über die diversen Mißlichkeiten eines Redaktionsbetriebs noch immer ärgern, nimmt mich bei einem so alten Routinier, wie Sie es sind, eigentlich Wunder, spricht jedoch andererseits für Ihre Jugendlichkeit, die Ihnen noch lange erhalten bleiben möge. Übrigens las ich Ihren Auf- satz über das Zusammentreffen der unterschiedlichen Ereignisse in Jeru- salem auch in einer Schweizer Zeitung (Weltwoche?) [...]".

138 Truppe - Zimmermann, Felix, Karl Truppe. Sein Werden und Schaffen. Wien, Hammer, 1942. 4°. Mit vielen, teils farb. Abb. 116 S. OHlwd. 150.- Eines der sehr seltenen Exemplare der numerierten und von Karl Truppe signierten Vorzugsausgabe. - Karl Truppe (1887-1959) war be- deutender österreichischer Maler. - Widmung von anderer Hand auf dem Titelblatt. - Wohlerhalten.

38 139 Tucholsky, Kurt, Schriftsteller (1890-1935). Masch. Post- karte mit eigenh. U. "Tucholsky". O. O. [Göteborg], 21. IX. 1930. Kl.-8°. 1 Seite. 900.- An den Schriftsteller und Illustrator Armin Schönberg (1912-?) in Dresden: "[...] vielen Dank fuer Ihren Brief. Ja ... ich komme nun vorläu- fig nicht nach Deutschland, wo ich schon seit ueber sechs Jahren immer nur zu Besuch bin. Aber schreiben Sie mir bit[t]e im Fruehjahr, ob Sie dann in Berlin sind - vielleicht lässt sich da eine Zusammenkunft ermög- lichen [...]" - Selten.

140 Uz, Johann Peter, Dichter und Jurist (1720-1796). Brief mit eigenh. U. Onolzbach [Ansbach], 3. IX. 1791. Fol. 2 Seiten. Doppelblatt mit Adresse und Siegelrest. 200.- Als Landgerichtsdirektor in Ansbach an den dortigen Regierungspräsi- denten: "[...] Es sind nun gerade zwey volle Jahre verflossen, seitdem die Herren und Freunde in dem gefälligen Schreiben vom 4. Sept. 1789 uns die nächstige Erstattung des Berichts in der angebrachten Appellations- Sache des Hauptmann und Stifts-Verwalters Groß zu Feuchtwangen ge- gen die [...] Creditores [...] auf Einlangung einer von dem Stadtschreiber Schweigger zu Gunzenhausen abgeforderten Berechnung zuzusichern beliebt haben [...]" Bittet um baldige Erledigung. Mit unterzeichet von den Assessoren Donner, Weiß und Zenker. - Uz kehrte nach seinen Stu- dien 1743 nach Ansbach zurück und machte dort als Jurist Karriere. Er zählt mit seinem lyrischen Frühwerk zu den bedeutenden Vertretern der deutschen Anakreontik. - Gering stockfleckig.

141 Vierkandt, Alfred, Soziologe (1867-1953). Eigenh. Post- karte mit U. Berlin, 25. V. 1928. Qu.-8°. 1 Seite. 70.- An Käthe Braun-Prager in Wien mit Dank "für Ihre Aufforderung zur Festschrift für Frau Rosa Mayreder beizusteuern [...]" - In Vierkandts Wendung von der weltoffenen Empirie zur formalen Soziologie spiegelt sich die Krise der Modernität und die Resignation seiner Zeit.

142 Wagner, Wolfgang, Regisseur (geb. 1919). Masch. Brief mit eigenh. U. Bayreuth, 2. 2. 1999. Fol. 1 Seite. Briefkopf "Bay- reuther Festspiele". 80.- An den Intendanten Michael Leinert, Staatstheater Kassel. Antwort auf einen Brief Leinerts, der die Etatkürzungen Bayreuths verurteilte: "[...] über Ihre Solidaritätsbe- kundung habe ich mich sehr gefreut und danke Ihnen von Herzen. Ich kann nur sagen, dass die Wellen der Empörung hochschlagen und be- sonders für die Ausländer eine solche Kulturpolitik unfassbar ist [...]" - Eingangsstempel.

143 Walther, Christoph Friedrich, Bibliothekar, Lehrer und Schriftsteller (1809-1886). Eigenh. Brief mit U. St. Petersburg, 23. IV./2. V. 1862. Gr.-4°. 4 Seiten. Doppelblatt. 180.- An einen Geheimrat, an dessen Aufsuchen in Bonn bei einer vorjähri- gen Reise er sich erinnert. Empfiehlt seinen Schüler Georg Papmehl in Bonn und übersendet einige poetische und philologische Arbeiten, dar- 39 unter ein Gedicht an den König von Preußen bei Gelegenheit des Atten- tats in Baden-Baden sowie ein Abhandlung über den Agamemnon: "[...] Leider habe ich jetzt noch so viele bibliothekarische Arbeiten in der Kais. öff. Bibl., daß mir nur sehr wenig Zeit zu philolog. Beschäftigung übrig bleibt. Die ganze im Bibliothek der Eremitage, 60.000 Bände, ist seit kur- zem in die Kaiserl. öff. Bibl. übergeführt worden, so daß dadurch in letz- terer ein wahres Chaos entstanden ist. Die Dubletten müssen wir nach Moskau schicken, und jetzt auch eine öffentl. Bibliothek mit dem Fonds des von hier dahin übergeführtem Rumianzoffschen Museums errichtet werden soll [...] Ich bin seit einiger Zeit in eine unangenehme Polemik mit einem Kollegen; Namens Minzloff (aus Königsberg) wegen der gro- ßen Elzevier-Sammlung, die ich durch Vereinigung aller in der ganzen Kais. öff. Bibl. zerstreut gewesenen Elzevier-Ausgaben in allen Forma- ten, gegen 5000 Bände, seit etwa 10 Jahren zu Stande gebracht habe, ge- rathen, doch bin ich, unterstützt durch die Zeugnisse d. Direktors und sämmtlicher Bibliothekare aus diesem Streit siegreich hervorgegangen. Der vom Graf Rostopschin herausgegebene Catalog unserer Elzevier- Sammlung, der die erste Veranlassung dieser Polemik war, wird nächs- tens von mir im Serapeum des Herrn Dr. Naumann in Leipzig angezeigt und recensiert werden [...] Da ich von mehreren Seiten aufgefordert wurde, meine lateinischen Gedichte, etwa 30 Stück, zu sammeln und in einem Bändchen herauszugeben, so bitte ich euer Hochwohlgeb. um Ihre Meinung darüber u. unpartheiisches Urteil [...]" - Walther stammte aus Arnstadt in Thüringen, lebte und wirkte aber ab 1834 in St. Petersburg als Oberbibliothekar an der Kaiserlichen Öffentlichen Bibliothek, Staats- rat und Ritter des St. Stanislaus-Ordens 2. Klasse, Lateinlehrer an der St. Petri-Schule und Gelegenheitsdichter. 1862 dichtete er eine Grabschrift für Alexander von Humboldt.

144 Wassermann-Speyer, Julie, Gattin von Jakob Wasser- mann (1876-1963). 2 eigenh. Briefkarten mit U. Wien und Grin- zing, ohne Jahr. Qu.-Kl.-8°. Zus. 2 Seiten. Trauerrand. 75.- An einen Professor wegen eines "Terrassen-Abends" mit Felix Braun und O. M. Fontana sowie wegen einer Essenseinladung nach ihrer Rück- kehr von Gardone. - Wassermann heiratete Julie Speyer 1901, die Schei- dung erfolgte 1926.

145 Weber, Leo, Schweizer Staatsmann (1841-1935). 2 eigenh. Briefe mit U. Bern, 15. und 21. V. 1921. Verschied. Formate. Zus. ca. 6 Seiten. 90.- An den Naturschützer Stephan Brunies (1877-1953). - I. (15. V. 1921): "[...] wir sind, wie Sie sagen, gleicher Ansicht und selben Sinnes, ich möchte sagen eines Geistes. Das haben wir beim Durchblättern Ihrer dem Naturschutz gewidmeten [...] Schriften sofort erkannt. Was Sie da geschrieben haben, sind Blätter, die, in der Hand des Lehrers, den natur- geschichtlichen Schulunterricht begleiten sollten. Dem jugendlichen Le- ser überlassen dürften sie weniger wirkungsvoll sein. Bei Schulwande- rungen im Freien würde der Lehrer wohl den besten Gebrauch davon machen. Er würde den Jungen auch die schmerzlose Tötungsart von jun- gen Hunden u. Katzen näher bezeichnen. Je praktischer der Naturschutz betrieben wird, desto eindrücklicher wird er sein. Man muß die Men- schen nehmen, wie sie sind, sagt meine liebe Frau, und besonders beim Tierschutz, meint sie, dürfte man nicht davor zurückschrecken, auch die 40 selbstsüchtigen Interessen des Menschen ihm dienstbar zu machen. Dar- um hat sie in ihren Erzählungen oft auf den materiellen (pecuniären) Vorteil hingewiesen, den gut gehaltene Haustiere, namentlich Pferde, dem Eigentümer bringen [...]" - II. "[...] Die Tierschutzkalenderchen be- sitzt meine Frau erst seit 1903, in welchem Jahre unsere Correspondenz mit Prof. Böhringer begann und sie angefangen hat, kleine Beiträge zu liefern, unterzeichnet mit L. W. P. (Luise Weber-Perty) [...]" - Der aus Solothurn stammende Jurist wirkte als Adjunkt und Direktor im Bun- desamt für Justiz, von 1875 bis 1881 als Nationalrat. Im Bundesgericht wirkte er von 1897 bis 1901, 1902 bis 1904 war er Präsident des Schwei- zerischen Juristenvereins.

146 Wellington, Arthur Wellesley Duke of, Staatsmann, Sie- ger von Waterloo (1769-1852). Eigenh. Brief mit U. London, 23. I. 1818. 4°. 1 Seite. Doppelblatt mit schwarzem Siegel (Siegelaus- riß) und Adresse. 450.- An den russischen Diplomaten Carlo Andrea Pozzo di Borgo (1764- 1842) mit Dank für dessen Brief: "[...] Comme j'ai fini ici toutes mes af- faires je comtois partir aujourd'hui", aber er werde noch Brighton besu- chen. Neuigkeiten gebe es keine. - Pozzo nahm am Wiener Kongreß teil; während der Herrschaft der hundert Tage schloss er sich Louis XVIII. an und sondierte die Lage mit dem Herzog von Wellington. - Einer älteren Sammlernotiz auf der Adreßseite zufolge 1892 bei Charavay (Kat. 336) erworben. - Vgl. Geigy-Hagenbach S. 72. - Sehr schönes Autograph.

147 Wigman, Mary, Tänzerin und Choreographin (1886- 1973). Eigenh. Brief mit U. Dresden (Poststempel Bad Reichen- hall), 13. VIII. 1938. Fol. 1 Seite. Mit Briefkopf und eigenh. Um- schlag. 120.- An den Komponisten Friedrich Leinert in Marburg an der Lahn: "[...] in Beantwortung Ihrer - mir versehentlich in die Ferien nachgesandten Zeilen, teile ich Ihnen mit, dass in Stuttgart zwar keine offlizielle Filiale meiner Dresdner Schule besteht, dass dort aber Frau Ismene Strohm- Wettley (ehemalige Wigman Schülerin und diplomierte Lehrerin) unter- richtet. Ihre Adresse ist: Stuttgart - Cannstadt, Paulinenstr. Mit Heil Hit- ler! [...]" - Mary Wigman, eine der einflußreichsten Vertreterinnen des freien Tanzes, leitete ihre eigene "Wigman Schule Dresden".

148 Willebeek le Mair, Henriette (verh. van Tuyll van Se- rooskerken), Malerin und Kinderbuchillustratorin (1889-1966). Eigenh. Brief mit U. "Henriette van Tuyll van Serooskerken". Den Haag, 15. XII. [ca. 1920]. Gr.-8°. 1 1/2 Seiten. Doppelblatt. 100.- An Herrn Vogel wegen eines Buches über indische Musik "Mincar i Musicar" sowie über den Umbau ihres Hauses; in niederländischer Spra- che. - Die Kinderversbücher der Künstlerin erlangten weltweite Be- kanntheit. Ein Rezensent der Kunstzeitschrift "The Studio" schrieb über sie: "Since the days of Kate Greenaway I know of no one who has caught so well the spirit of childhood as Miss Willebeek Le Mair.".

41 149 Wölfflin, Heinrich, Kunsthistoriker (1864-1945). Eigenh. Brief mit U. Ohne Ort und Jahr. Gr.-8°. 1 Seite. Gelocht. 80.- "Verehrter Herr Breuer, besten Dank für die Köbi-Briefe, ich kannte sie schon, bin aber sehr froh, daß sie jetzt gedruckt sind, weniger im Ge- danken an die Wirkung auf andere, sondern im Gedanken an mich, dem es wieder eine wahre Herzensstärkung gewesen ist diese kostbaren Mit- teilungen auf einen Zug durchzusehen [...]".

150 Wolff - Baer, Joseph (Hrsg.), Katalog der Incunabeln- sammlung Kurt Wolff München. 1. Teil (alles Erschienene). Frankfurt, Baer, 1926. 4°. Mit einig. Abb. im Text und auf Taf. 248 S., 5 Bl. OKart. (Umschlag fleckig und leicht lädiert). 100.- MNE I, 369. - Papier gebräunt. Mehr. Blätter braunfleckig. Durchgän- gig mit eingetragenen Auktionsergebnissen an den Blatträndern. - Teil 2 nicht erschienen MNE I,369.

151 Zieritz, Grete von, Komponistin und Pianistin (1899- 2001). Eigenh. Musikmanuskript mit späterem Namenszug im Ti- tel und späterer Eintragung am Schluß sowie eigenh. Begleitbrief mit U. Berlin, August 1933 und 25. II. 1967. Gr.-Fol. (ca. 34 x 27 cm) bzw. Fol. 10 S. (Musikmanuskript) und 2 S. (Brief). Mit ei- genh. Umschlag. 1.980.- Das Manuskript trägt den Titel "1. Präludium" und die Vortragsbe- zeichnung "Allegro. Kräftig mit Schwung". Später (im Februar 1967) hat die Komponistin die Stimmenbezeichnung "Flöte" und "Klav." sowie ihren Namenszug auf dem Titel hinzugesetzt. Auf der letzten Seite findet sich die Angabe der Aufführungsdauer "3 Min. 10 Sek." sowie der Zu- satz "Aug. 1933 | Präludium aus der 'Bokelberger-Suite' erschienen in 1. u. 2. Auflage im Verlag Ries und Erler, Berlin." Gemeint ist die "Bokel- berger-Suite" Op. 49 für Flöte und Klavier, die von der Komponistin Hans Frenz gewidmet worden war. - Bei Seite 8 im Falz mit Klebefilm montiert. - Der beiliegende Brief ist an Helmut Milkereit in Oberhausen- Sterkrade gerichtet: "[...] Heute schicke ich Ihnen also das gewünschte Notenmanuskript und möchte Sie gleichzeitig auf die Sendung 'Aspekte' im 2. Fernsehen am 7. März 22'05 aufmerksam machen, eine Komponis- tinnen-Sendung! Nähere Angaben stehen in den Funkzeitungen! Machen Sie, bitte, auch andere Interessenten und Bekannte auf die Sendung auf- merksam [...]" - Grete von Zieritz gab bereits mit 13 Jahren erste Kon- zerte und galt als pianistisches Wunderkind. 1926-31 gehörte sie der Meisterklasse Franz Schrekers an der Berliner Musikhochschule an. 1928 erhielt sie den Mendelssohn-Staatspreis für Komposition und das Schu- bert-Stipendium der Columbia Phonograph Company (New York). Auf dem internationalen Musikfest in Frankfurt am Main 1939 wirkte sie als einzige Frau unter Komponisten aus 18 Nationen mit. 1958 wurde sie zur Professorin ernannt. 1961 war sie Jurorin beim Dritten Internationa- len Komponistinnen-Wettbewerb in Mannheim. Sie komponierte vor al- lem Lieder und Instrumentalwerke. - Musikmanuskripte von Grete von Zieritz sind im Handel praktisch unerreichbar, da ihr gesamter komposi- torischer Nachlaß in der Österreichischen Nationalbibliothek aufbe- wahrt wird.

42 152 Zuckmayer, Carl, Schriftsteller (1896-1977). Masch. Brief mit eigenh. U. Saas-Fee, Schweiz, 22. VI. 1967. Fol. 1 Seite. Ge- locht. 120.- An den Theatermann Michael Leinert: "[...] Schönen Dank für Ihren Brief. Von Ihren Fragen kann ich nur die zweite beantworten: ich habe nämlich bestimmte Pläne zu neuen Arbeiten, und zwar zunächst drama- tische. Alle anderen Fragen stellen mich vor so komplizierte Probleme, dass mir ein Eingehen darauf unmöglich ist [...]".

Nr. 135 Ludwig Thoma

Nr. 139 Kurt Tucholsky

43

Nr. 9 Otto von Bismarck

Nr. 14 Johannes Brahms

Nr. 17 Adolphe de Candolle

44

Nr. 18 Adelbert von Chamisso

Nr. 28 Lovis Corinth

Nr. 44 Friedrich der Große 45

Nr. 51 Karl Ludwig von Knebel

Nr. 52 Nicolas Guibal

Nr. 63 Alexander von Humboldt 46

Nr. 74 Friedrich Gottlob Klopstock

Nr. 105 Ignacy Jan Paderewski

47

Nr. 122 Arnold Schönberg

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Nr. 34 Werner Egk

Nr. 151 Grete von Zieritz