Literatur Im ORF LES.ART Sie Können Einem Das Herz Brechen Oder In
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Literatur im ORF LES.ART Sie können einem das Herz brechen oder in Glückszustände versetzen, manche erschüttern uns in unseren Grundfesten, viele begleiten uns ein Leben lang: Bücher – gute Bücher – eröffnen uns eine neue Sicht auf die Welt und verhelfen uns im besten Fall zu tieferer Selbsterkenntnis. Warum wir vom Fernsehen ein so leidenschaftliches Plädoyer für die Literatur halten? Weil wir mit der Flut an Bildern, die wir täglich produzieren, nicht in Konkurrenz treten wollen zu jenen Bildern, die in den Köpfen der Leser/innen entstehen. Eine wichtige Funktion dürfen wir uns dabei allerdings schon ein wenig zugute halten: Ratgeber/in zu sein, die Spreu vom Weizen zu trennen. Einige Titel, die wir im Rahmen der ORF-Kulturberichterstattung 2009 ausführlich vorgestellt haben, möchten wir an dieser Stelle nochmals ganz besonders ans Herz legen: Ruhm kann einem rasch zu Kopf steigen, die Sinne vernebeln und das eigene Urteilsvermögen trüben. Ruhm hat sich der Österreicher Daniel Kehlmann mit seinem Weltbestseller „Die Vermessung der Welt" erschrieben. Und „Ruhm" ist der durchaus ironisch zu verstehende Titel von Kehlmanns jüngstem Buch, das Anfang 2009 erschienen ist. Damit beweist der Autor, dass er durchaus bei scharfem Verstand geblieben ist: Ohne selbstgefällig zu werden, stellte er hochintelligente Überlegungen über das Berühmtsein an und überraschte mit einer ungewöhnlichen Form: ein Roman in neun (Kurz-)Geschichten, von bestechender Logik und dann wieder ins albtraumhaft Surreale gleitend. Mit vier lose miteinander verbundenen Novellen gab der Grazer Autor Clemens J. Setz 2007 ein schlankes Debüt. 2009 legte er dann einen monumentalen Roman vor: „Die Frequenzen" ist nicht leichte Kost, wirft doch der Autor alle Gesetzmäßigkeiten des klassischen Romanaufbaus über Bord. Assoziativ, sprachartistisch, oft atemlos beschreibt er einen Vater-Sohn-Konflikt. Der einflussreiche Architekt wünscht sich, dass sein Sohn einen künstlerischen Beruf ergreift, dem jedoch „fällt nichts ein". So mimt er in einer Therapiegruppe fiktive Patientenrolle – ein Job, an dem er schnell allzu viel Gefallen findet. Ein „in die Magengrube fahrendes Buch" urteilte etwa eine begeisterte Rezensentin – und Setz schaffte es auf die Shortlist zum Deutschen Buchpreis. Sie sehen schon: Österreichische Schriftsteller/innen liegen uns besonders am Herzen. Holen wir also einen der größten des 20. Jahrhunderts vor den Vorhang: Thomas Bernhard schaffte es 2009 posthum gleich doppelt auf die Bestsellerlisten: „Meine Preise" ist eine vom Dichter noch selbst ersonnene Sammlung seiner Dankes- und Schmähreden. Der Über- wie Untertreibungskünstler beweist hier nicht nur seine Sprachkunst, sondern auch seinen untrüglichen Instinkt für abgründige Details und groteske Situationen. Das Protokoll eines Kräftemessens und wechselseitiger Erpressungen, zugleich erschütterndes Zeugnis einer großen Freundschaft ist „Der Briefwechsel" zwischen Bernhard und seinem Verleger Siegfried Unseld. An dieser Stelle unbedingt zu erwähnen: Die ORF-Bestenliste, die monatlich zusammengestellte Empfehlungsliste einer hochkarätigen Jury, an deren Spitze sich derzeit „Der Briefwechsel" findet. Nicht unerwähnt bleiben darf an dieser Stelle Walter Kappacher, nach Josef Winkler im Jahr 2008, wieder ein Österreicher, der den prestigeträchtigen Büchner-Preis zugesprochen bekommen hat. Sein Roman ‚Der Fliegenpalast’ erntete im deutschen Feuilleton hymnische Kritiken: Kappacher erweist sich als versierter Wanderer auf literaturgeschichtlichen Pfaden. Er schickt den Dichter Hugo von Hofmannsthal auf Kur in den fiktiven Salzburger Badeort Fusch und konfrontiert ihn dort – im August 1924 – mit der Wandelbarkeit aller Dinge. Der Dichter, fast schon ein alter Mann, versteht die neue Zeit nicht mehr, er nimmt nur noch als Beobachter an ihr Teil – und: er wird sich selbst fremd. Ein intensiver und seltsam anrührender Roman, den Kappacher da geschrieben hat. Wo bleiben die Frauen, werden Sie jetzt zu fragen: Also bitte: Terezia Mora ist unbestritten eine der wichtigsten Stimmen der deutsprachigen Gegenwartsliteratur. Ihr jüngster, vielstimmiger Roman ‚Der einzige Mann auf dem Kontinent’ lässt sich folgendermaßen zusammenfassen: Zwei Menschen, die Erfahrung des Kommunismus im Nacken, auf der Suche nach einem möglichen Leben in einer vermeintlich entideologisierten Welt. Erzählt wird eine Woche im Leben von Darius und seiner Freundin Flora. Er: Mitarbeiter einer amerikanischen Firma für kabellose Netze, überzeugter Kapitalismusanhänger. Sie: Kellnerin mit ungarischen Wurzeln, ehemals Studentin der Literatur- und der Theaterwissenschaft, hypersensibel bis depressiv, kapitalismuskritisch. Dass es kein Ankommen in einer zuverlässigen Welt gibt und der Boden, auf dem man wandelt, immer schon ein brüchiger war - das ist es, was dieser Roman in einem formal ausgeklügelten, dennoch leichtfüßigen Erzählton eindringlich darlegt. Ja und natürlich: Herta Müller, die zur Überraschung und Freude vieler im Jahr 2009 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet wurde, hat mit dem Roman ‚Atemschaukel’ eines der besten Bücher der letzten Jahre vorgelegt. „Atemschaukel" ist ein berührend-erschütternder Roman über das Schicksal eines rumänischen Deutschen, der Anfang 1945 in ein ukrainisches Arbeitslager verbracht wird. Dass sich erlittenes Grauen für immer in die eigene Biografie einschreibt - das ist es, was Herta Müller hier in einer Form und Sprache erzählt, die durch ihre Feinheit und Klarheit besticht. Haben wir Sie mit unserem Plädoyer für das Lesen überzeugt? Wenn nicht restlos, dann legen wir Ihnen Alan Bennet ans Herz. Der Dramatiker und Romancier steht für den Inbegriff feinen britischen Humors. „Die souveräne Leserin" heißt sein Feel Good-Buch, ein schmales Bändchen von dessen Cover einen die Queen anlächelt. Sie erfährt eine hinreißend wunderbare Wandlung, als ihr zufällig ein Buch in die Hände fällt – und alsbald ein weiteres. Beim dritten zeigt sie eindeutige Anzeichen von Lesesucht und zum Schluss – nein, der sei hier nicht verraten. In diesem Sinne: Lesen Sie wohl! Und schauen Sie doch bei Gelegenheit rein: Bei unserer Literatursendung "les.art", beim "Kulturmontag" oder einem der anderen Kulturformate, mit denen wir Ihre Leselust wecken wollen. Literatur im TV Die Kulturredaktion des ORF berichtet über Literatur in allen ZiB-Sendungen, in der Sendung „aviso“, im Kulturmagazin „kultur.montag“ und in der Literatursendung „les.art“. ZIB http://tv.orf.at/zeitimbild/ TÄGLICH 9.00, 13.00 & 17.00 UHR ZIB1: täglich ORF1, 19.30h ZIB20: täglich ORF1, 20-ca. 20.06h ZIB2: Mo-Fr ORF2, ca. 22h ZIB24: Mo-Fr ORF1, ca. 24-0.20h ZIB Flash: ORF1 MO - FR ca. 15.45, 17.45 und 21.00 UHR SA + SO ca. 21.50 UHR a.viso http://kundendienst.orf.at/programm/fernsehen/orf2/aviso.html http://avisokalender.orf.at/ Sonntag, ORF2 9.05-9.35h Kultur.montag http://tv.orf.at/kulturmontag/ Montag, ORF2 22.20-1.30h les.art http://tv.orf.at/groups/kultur/pool/les.art_3 Montag, ORF2 23h, viermal jährlich FM4 die aktion wortlaut: http://fm4.orf.at/wortlaut die reihe lesestoff: http://fm4.orf.at/buch Ö1 In Ö1 gibt es folgende Sendereihen, die sich mit Literatur befassen: „Radiogeschichten“ (152 Sendungen à 20 Minuten) – Mo – Mi, 11.40 – 12.00 „Terra incognita“ (50 / 20) – Do, 11.40 – 12.00 „Beispiele“ (49 / 20) – Fr. 11.40 – 12.00 „Texte“ (46 / 30) – Mo, 21.30 – 22.00 „Tonspuren“ (72 / 40) – Achtung: Tonspuren werden zweimal ausgestrahlt (Erstsendung Freitag, WH Sonntag). Es waren 37 Erstsendungen und 35 WH; Fr, 22.15 – 22.55, So, 21.15. – 21.55. „Buch der Woche“ (50 / 5) – Fr, 16.55 – 17.00 „Ex libris“ (51 / 45) – So, 18.15 – 19.00 „Literatur am Feiertag“ (7 / 55) – Feiertag, 14.05 – 15.00 „Hörspiel-Magazin“ (7 / 59) – Di, 21.01 – 22.00 „Hörspiel-Studio“ (33 / 59) – Di, 21.01 – 22.00 „Die Hörspiel-Galerie“ (53 / 60) – Sa, 14.00 – 15.00 Uhr „Du holde Kunst“ (123 / 45) Insgesamt wurden zu Literatur und Hörspiel rund 23.000 Sendeminuten, das sind fast 400 Stunden, gesendet. Burgenland Die Fachredaktion Kultur gestaltet wöchentliche Literaturtipps für den Radio Burgenland Nachmittag (jeweils Freitag, zwischen 16.00 Uhr und 16.30 Uhr) Ausgewählt werden dafür interessante Neuerscheinungen des österreichischen und internationalen Buchmarkts, Romane, Krimis, Erzählbände. Die Beiträge enthalten prägnante Text-Zitate, eine inhaltliche Beschreibung, aber auch kritische Anmerkungen. Ausführlichere Darstellungen speziell der burgenländischen Literaturszene gibt es in der Sendung Radio Burgenland Kultur jeweils am Sonntag von 20.04 Uhr bis 21.00 Uhr. Hier wird über Veranstaltungen im Literaturhaus Mattersburg berichtet, über Buchpräsentationen, aber auch über junge Autor/innen. Ein besonderes Augenmerk gilt der Literatur der Nachbarländer Ungarn, Slowakei, Slowenien, aber auch der der burgenländischen Volksgruppen. Die Literatur-Beiträge in Radio Burgenland Kultur sind zwischen 6 und 10 Minuten lang und enthalten auch längere Primärtextpassagen. Im Jahr 2009 hat die Kulturredaktion von Radio Burgenland in dieser Sendeleiste insgesamt 51 Literatur-Beiträge gestaltet. Außerdem werden die Ö1-Sendeleisten „Texte“, „Beispiele“ und „Leseprobe“ regelmäßig beliefert. Aus dem Burgenland kamen 2009 vier „Texte“- und drei „Leseprobe“- Ausgaben, sowie einmal „Beispiele“. Fallweise finden auch in „Burgenland-Heute“ Literaturthemen Berücksichtigung. Im Jahr 2009 z.B: ein Porträt des Schriftstellers Wolfgang Millendorfer, Berichte über eine Lesung der ungarischen Autorin Terezia Mora, eine literarische Grenzbegehung, oder einen Poetry-Slam im Literaturhaus Mattersburg. Kärnten