Feurle, A. W. & Holzinger, W. E. (2017): Die Libellenfauna des Dörnlesees in Lingenau (Naturpark Nagelfluhkette), mit dem Erstnachweis der Gabel-Azurjungfer (Coenagrion scitulum, , Insecta) für Vorarlberg. inatura – Forschung online, 46: 6 S.

Die Libellenfauna des Dörnlesees in Lingenau Nr. 46 - 2017 (Naturpark Nagelfluhkette), mit dem Erstnachweis der Gabel-Azurjungfer (Coenagrion scitulum, Odonata, Insecta) für Vorarlberg Alexander W. Feurle1 & Werner E. Holzinger2

1 MMag. Alexander W. Feurle, Schwarzen 365/4, A-6861 Alberschwende E-Mail: [email protected] 2 Priv.Doz. Mag. Dr. Werner E. Holzinger ÖKOTEAM - Institut für Tierökologie und Naturraumplanung OG Bergmanngasse 22, A-8010 Graz; E-Mail: [email protected]

Abstract

A survey of the Odonata fauna of the pond Dörnlesee in Lingenau (Vorarlberg; coordinates (WGS84): 9,9106 E; 47,4536 N) car- ried out in 2017 revealed a total of 14 species. On 21 June 2017, we spotted a single male of the Dainty (Coenagrion scitulum (Rambur, 1842)). This is the first confirmed record of this species in Vorarlberg. In Austria, Coenagrion scitulum is autochthonous in its eastern parts (Styria, Burgenland, Lower Austria and Vienna) and has been recorded in Salzburg recently. In addition, an unconfirmed record for Vorarlberg was published in 2002. It is a species with holo-mediterranean distribution and a distinct range expansion (due to climate change) towards Central Europe in recent decades, where it usually inhabits low alti- tudes. Our record of Coenagrion scitulum at 663 m a.s.l. therefore is unusual and can be explained by the fact that the Dörnlesee is favoured by a warm climate. Key words: Libellen, , Gabel-Azurjungfer, Dainty Damselfly, Coenagrion scitulum, Dörnlesee, Vorarlberg, Austria, Österreich, Naturpark Nagelfluhkette, Erstnachweis, Ausbreitung, Klimawandel, first record, migration, climate change

Zusammenfassung wandels) in den letzten Jahrzehnten deutlich nach Mitteleuropa hin erwei- Bei Untersuchungen der Libellenfauna tert, wo sie am häufigsten in tiefen des Dörnlesees in Lingenau (Koordi- Lagen vorkommt. Unser Nachweis von naten (WGS84): 9,9106 E; 47,4536 N) Coenagrion scitulum auf einer Seehöhe konnten im Jahr 2017 insgesamt 14 von 663 m ist als untypisch zu bezeich- Arten festgestellt werden. Hier ge- nen, und kann durch die wärmebe- lang am 21.06.2017 ein Fotonachweis günstigte Lage des Dörnlesees erklärt der Gabel-Azurjungfer (Coenagrion werden. scitulum (Rambur, 1842)). Dies ist die erste gesicherte Meldung der Art für Vorarlberg. Coenagrion scitulum ist in 1 Einleitung Ostösterreich (Steiermark, Burgen- land, Niederösterreich und Wien) bo- Im Zuge gewässerökologischer und denständig und wurde kürzlich auch insbesondere libellenkundlicher Er- aus Salzburg gemeldet. Aus Vorarlberg hebungen (Projekt »Die Libellen Vor- gibt es zudem eine unbestätigte Mel- arlbergs« von Werner Holzinger und dung aus dem Jahr 2002. Es handelt Brigitte Komposch i. A. der inatura sich um eine holomediterrane Art, Dornbirn, ergänzt durch die Privatini- Abb. 1: Lage des Fundortes (roter Kreis) in deren Areal sich (im Zuge des Klima- tiative von Alexander Feurle) am Dörn- Vorarlberg (Karte © Land Vorarlberg).

Eingegangen: 05.10.2017; Publiziert: 03.11.2017 1 lesee in Lingenau gelang der erste si- chere Nachweis der Gabel-Azurjungfer (Coenagrion scitulum) für Vorarlberg. Über diesen Fund und über die Libel- lenfauna des Dörnlesees wird in der vorliegenden Arbeit berichtet.

2 Der Dörnlesee

2.1 Lage und Klima

Der Dörnlesee (Koordinaten (WGS84): 9,9106 E; 47,4536 N, 663 m Seehöhe)­ befindet sich in der Gemeinde Lin- genau (Abb. 1 und 4) ca. 13 km WNW Abb. 2: Blick Richtung Norden über den Dörnlesee mit seinem Saum aus Schilf und von Dornbirn im Bregenzerwald. Das Großseggen (Foto: Alexander Feurle). Gewässer ist mit Teilen des Umlands als 0,51 ha großer »Biotop« Nr. 22504 des Vorarlberger Biotopinventars aus- gewiesen (Staudinger & Zöhrer 2009) und in den Naturpark Nagelfluhkette eingebettet. Die Lage des Sees auf einer zwischen OSO über S bis NW offenen Gelände- ebene erlaubt eine effektiv mögliche tägliche Sonnenscheindauer zwischen 6,5 h im Winter und annähernd 14 h im Sommer (Daten: Sonnengangberech- nung mittels VoGIS). Der Vergleich mit der astronomisch möglichen Sonnen- scheindauer von 8,5 h im Winter bzw. rund 16 h im Sommer (Mohnl 2002) verdeutlicht die gut besonnte Lage des Sees. In den Sommermonaten Abb. 3: Im Westen (Bildvordergrund) grenzt eine nährstoffarme, artenreiche Feucht- zählt der Bregenzerwald mit 45-50 % wiese an den Dörnlesee (Foto: Werner Holzinger). relativer Sonnenscheindauer zum Spitzenbereich innerhalb Vorarlbergs (Mohnl 2002). Neben dem vergleichs- weise geringen sommerlichen Bede- ckungsgrad ist die Region mit unter 25 Nebeltagen pro Jahr (im Rheintal bis zu 50 Nebeltage pro Jahr) als beson- ders nebelarm zu bezeichnen (Böhm 2001). Die jährlichen Niederschlags-

Abb. 4: Der Dörnlesee und der landwirt- schaftlich geprägte Nahbereich auf dem amt­lichen Luftbild aus dem Jahr 2015. Zu erkennen ist auch ein gänzlich verlande- ter Gewässerteil im Nordwesten (VoGIS – © Land Vorarlberg). inatura – Forschung online 46 (2017) 2 summen liegen zwischen 1800 mm 2.3 Limnologie Fingerknabenkraut (Dactylorhiza ma- und 2100 mm (Auer 2001). Die Jah- culata), Sumpf-Weidenröschen (Epi- resmitteltemperatur beträgt 6-8 °C, Der Dörnlesee hat einen kleinen, zeit- lobium palustre), Sumpf-Stendelwurz das mittlere Jahresmaximum der Luft- weise austrocknenden Zulauf, der von (Epipactis palustris) und Sumpffarn temperatur liegt bei 30-32 °C und die einem Überlauf einer Quellfassung (Thelypteris palustris) (Gruber-Brunhumer durchschnittliche Vegetations­periode stammt. Er besitzt keinen oberirdi- & Walser 2010; Staudinger & Zöhrer 2009; (Tage mit Mitteltemperatur von zu- schen Abfluss. Der Seeboden besteht Jäger 2012; 2013; vgl. Abb. 2 und 3). mindest +5 °C) dauert zwischen 180 aus nährstoffarmen Sedimenten, die Naturschutzfachlich bedeutend ist der und 240 Tagen, was landesweit jeweils einen geringen (natürlichen) Schwer- Dörnlesee auch als Fortpflanzungsge- lediglich von den deutlich tiefer lie- metallgehalt aufweisen (Gruber-Brun- wässer für mehrere Amphibienarten: genden Bereich des Bodensees/Rhein- humer & Walser 2010). Der See ist al- Neben Grünfröschen (Pelophylax sp.) tals/Walgaus übertroffen wird B( öhm lerdings (anthropogen) eutrophiert. existiert hier eine bedeutende Popu- 2001). Die orographisch abgeschirm- Im Zuge einer ökologischen Sanie- lation des Kammmolchs (Triturus cri- ten Tallagen des Bregenzerwaldes rung durch das Umweltbüro Mar- status s.str.). Der letzte Nachweis des sind als windschwach zu klassifizieren kus Grabher (UMG, Bregenz) im Jahr stark gefährdeten Laubfrosches (Hyla (Koch & Werner 2001). Der Dörnlesee 2002 wurde erfolglos versucht, einen arborea) stammt aus dem Jahr 1996 kann zusammenfassend trotz seiner unterirdischen Quellzulauf zu reakti- (Aschauer et al. 2008). Zudem ist er Le- Höhenlage von 663 m als Wärme­ vieren (Anonymus 2009). Als gewässer­ bensraum von Zwergtaucher (Podiceps stand­ort bezeichnet werden. ökologisch problematisch ist der Be- ruficollis), Teichhuhn (Gallinula chlo- satz mit Fischen (Karpfen, Goldfische) ropus), Teichrohrsänger (Acrocephalus 2.2 Geologie und Entstehung zu bewerten. scirpaceus) und Rohrammer (Emberiza schoeniclus) (Kilzer & Willi 2011). In Lingenau bilden Konglomerate, 2.4 Flora und Fauna Mergel und Sandstein der Weißach- 2.5 Gefährdung, Schutz und Formation den zur gefalteten Molas- Der Dörnlesee weist eine reichhaltige, Pflege se gehörenden Untergrund. Darüber auch für Libellen wesentliche Makro- liegen größere, nach dem Zurück- phytenflora auf: Es kommen u.a. Kleine Ein erster Versuch zum Schutz des weichen des Bregenzerachgletschers Wasserlinse (Lemna minor), Berchtold- Dörnlesees wurde unter der Begrün- entstandene Schotterkörper. Mit dem Laichkraut (Potamogeton berchtoldii), dung »wegen Tiefe und unterirdi- Rückschmelzen der Gletscher ge- Schwimmendes Laichkraut (Potamo- schem Wasserabfluß erhaltenswert« gen Ende der letzten Eiszeit wurden geton natans) und Alpen-Laichkraut bereits von Schreiber (1910) unter- vor ungefähr 17.000 Jahren in einem (Potamogeton alpinus) vor. Die Röh- nommen. Dennoch wurden der See großen Eisrandsee Deltaschotter der richtzone wird u.a. von Schilf (Phragmi- und seine Umgebung vor allem in Subersach auf dem 660m-Niveau des tes australis), Breitblättrigem Rohrkol- der zweiten Hälfte des 20. Jahrhun- vorderen Bregenzerwaldes abgela- ben (Typha latifolia), Gewöhnlichem derts erheblich beeinträchtigt. In den gert. Neben durchlässigen Locker- Froschlöffel (Alisma plantago-aquati- 1970er-Jahren wurden sogar Schläm- gesteinen (Kiesterrassen) sind durch ca), Wasserminze (Mentha aquatica), me einer­ benachbarten Kieswasch- Schwebstoffablagerungen auch was­ Bach-Bunge (Veronica beccabunga), anlage in den See geleitet (Anonymus ser­stauende Schichten (Seetone) ent­ Sumpf-Schwertlilie (Iris pseudacorus), 2009). 1979/80 wurden unter Walter standen. Diese undurchlässigen Sedi­ Wald-Simse (Scirpus sylvaticus), Teich- Krieg (Vorarlberger Naturschau) ­erste mente bilden den Untergrund des Schachtelhalm (Equisetum fluviatile), Rettungsmaßnahmen umgesetzt. Im Sees (De Jong et al. 1995; Friebe 2007). Schmalblatt-Rohrkolben (Typha an- Jahr 2002 folgte auf Initiative der Ge- Die genaue Entstehung des Beckens gustifolia), Blaugrüner Binse (Juncus meinde Lingenau eine ökologische des Dörnlesees wurde bisher jedoch inflexus) und Fieberklee (Menyanthes Sanierung unter der Leitung des Um- nicht beschrieben. Mit einer Fläche trifoliata) gebildet. Die submers ehe- weltbüros Markus Grabher. Die an- von unter 2.000 m² und einer maxima- mals dominierenden Arten Zerbrech- grenzenden Moorflächen konnten len Wassertiefe von rund 3,8m handelt liche Armleuchteralge (Chara globu- allerdings nicht im ursprünglichen es sich um einen kleinen See bzw. Wei- laris) und Gemeine Armleuchteralge Umfang erhalten werden. Ein wich- her (Gruber-Brunhumer & Walser 2010), (Chara vulgaris) verschwanden im letz- tiges Ziel der Sanierung war und ist der relativ isoliert liegt. In der Region ten Jahrzehnt mit der zunehmen- es, den Nährstoffeintrag aus den an- befinden sich keine weiteren ver- den Eutrophierung des Gewässers. grenzenden Landwirtschaftsflächen gleichbaren Stillgewässer. Nordwestlich des Sees befinden sich möglichst hintanzuhalten (Aschauer et kleinräumig Pfeifengraswiesen und al. 2007; Anonymus 2009). Die Biotopflä- Kleinseggenriede mit u. a. Geflecktem chen des Dörnlesees sind nach dem inatura – Forschung online 46 (2017) 3 Vorarlberger Naturschutzgesetz (GNL Begehungen 2017 1996 § 24 Abs. 1 Uferschutz, sowie GNL § 25 13. Juni 21. Juni 05. Sept. Abs. 2 Schutz von landwirtschaftlich Kleinlibellen (Zygoptera) genutzten Mooren und Magerwiesen) Gemeine Weidenjungfer Chalcolestes viridis x Coenagrion puella geschützt (Staudinger & Zöhrer 2009). Hufeisen-Azurjungfer xxxx Gabel-Azurjungfer Coenagrion scitulum x Gemeine Becherjungfer xx Große Pechlibelle Ischnura elegans x 3 Die Libellenfauna des Blaue Federlibelle Platycnemis pennipes x ­Dörnlesees Großlibellen (Anisoptera) Blaugrüne Mosaikjungfer Aeshna cyanea x Große Königslibelle Anax imperator xx Im Rahmen von drei Begehungen Gemeine Smaragdlibelle Cordulia aenea xx konnten im Jahr 2017 insgesamt 14 Li- Plattbauch Libellula depressa xx bellenarten am Dörnlesee dokumen- Vierfleck Libellula quadrimaculata xx Großer Blaupfeil Orthetrum cancellatum xx tiert werden (Tab. 1). Es handelt sich Frühe Heidelibelle Sympetrum fonscolombii x um eine typische Stillgewässer-Zöno- Große Heidelibelle Sympetrum striolatum xx se von zumindest lokaler Bedeutung. Tab. 1: Die Libellenfauna des Dörnlesees. 1996: Beobachtungen durch Kurt Ho­stettler Die Hufeisen-Azurjungfer (Coenagrion am 11.06.1996 lt. Datenbank der ­natura (Datenbankabfrage vom 04.10.2017). puella; Abb. 5) ist eine Charakterart eutropher Kleingewässer mit meist üppiger Ufervegetation. Der Vierfleck (Libellula quadrimaculata, Abb. 6) ist an pflanzenreichen Stillgewässern oft in hoher Abundanz vertreten (Dijkstra & Lewington 2014). Bemerkenswert ist insbesondere der Nachweis der Ga- bel-Azurjungfer (Coenagrion scitulum, Abb. 7).

4 Erster sicherer Nachweis der Gabel-Azurjungfer für Vorarlberg

Am 21.06.2017 um 10:30 Uhr wurde in Abb. 5: Die Hufeisen-Azurjungfer (Coenagrion puella) ist die mit Abstand häufigste der Ufervegetation des Dörnlesees ein ­Libellenart am Dörnlesee (Foto: Brigitte Komposch). einzelnes Männchen der Gabel-Azur- jungfer (Coenagrion scitulum Rambur, 1842; Abb. 7) dokumentiert. Es ist dies der erste sichere Nachweis der Art für Vorarlberg. Die einzige ältere Meldung ist ohne Beleg. Sie wurde von Heitz (2002) sehr versteckt publiziert. Er schreibt: »B. Schmidt teilte mit, dass er im letzten Jahr in Vorarlberg an einem Altlauf des Rheins im Grenzgebiet zur Schweiz ein Paarungsrad und ein Männchen von C. scitulum entdeckte (schriftliche Mittei- lung v. 20.02.2002).« Dieser Nachweis floss weder in die Monographie der Libellen Österreichs (Raab et al. 2006) noch in die aktuelle Checkliste (Holzin- ger et al. 2015) ein. In der Fauna Helve- Abb. 6: Die am Dörnlesee im Frühsommer dominante Großlibellenart ist der Vierfleck tica ordnen Monnerat & Schmidt (2005) (Libellula quadrimaculata) (Foto: Brigitte Komposch). inatura – Forschung online 46 (2017) 4 nungen von zumindest 60 km (nahe Kreuzlingen im Kanton Thurgau sowie am Ostende des Zürichsees im Kanton Schwyz; siehe http://www.cscf.ch/, zu- letzt abgerufen am 23.10.2017). In Mitteleuropa kommt Coenagrion scitulum am häufigsten in tiefen Lagen vor (z. B. in der Schweiz am häufigsten unter 600 m, im Jura allerdings bis 990 m Seehöhe; siehe https://www. libellenschutz.ch, zuletzt abgerufen am 23.10.2017). Unser Nachweis auf einer Seehöhe von 663 m liegt somit im oberen Grenzbereich des Vorkom- mens der Art und kann durch die oben beschriebene wärmebegünstigte ­Lage des Dörnlesees erklärt werden. Es könnte sich bei dem einzelnen Männ- chen um ein durch die Bregenzerach- schlucht eingewandertes Individuum handeln.

5 Danksagung

Wir bedanken uns bei der inatura Erlebnis Naturschau GmbH in Dorn- birn für die Finanzierung des Projekts »Die Libellen Vorarlbergs«, bei Dr. J. Abb. 7: Belegfoto der Gabel-Azurjungfer (Coenagrion scitulum, ♂) vom Dörnlesee in Georg Friebe für die genaue Prüfung ­Lingenau (Foto: Alexander Feurle). des Manuskriptes, bei Mag. Christine Tschisner für die Datenbankabfrage, offenbar denselben Datensatz der Für Coenagrion scitulum wurde eine bei Mag. Brigitte Komposch, MSc für Schweiz zu; sie schreiben: »Die beiden deutliche Arealexpansion in Richtung libellenkundliche Daten vom Dörn- ersten gesicherten Nachweise [Anm: Mitteleuropa in den letzten Jahrzehn- lesee und für Fotos, bei Mag. Daniel aus der Schweiz] stammen aus den ten vielfach dokumentiert, die wahr- Amann für die Korrektur des eng- Jahren 2001 und 2002. Der erste betrifft scheinlich auf den anthropogen be- lischen ­Abstracts, bei Mag. Markus das Rheintal an der Grenze zwischen der dingten Klimawandel zurückzuführen Grabher und Walter Lässer für Infor- Schweiz und Österreich, bei Diepoldsau ist (Ott 2010). So wurden in relativ kur- mationen zum Dörnlesee, sowie bei (SG) und Hohenems in Vorarlberg (A). zer Zeit der Südwesten Deutschlands, Mag. Carola Bauer für Verbesserungs- Dort wurden am 24. Mai 2001 eine Paa- ausgehend von der Oberrheinebene, vorschläge zum Manuskript. rung und ein adultes Männchen beob- und auch das Donautal in Bayern von achtet (B. Schmidt).« Im Verbreitungs- der Art besiedelt. Im westlichen Mittel- atlas der Libellen Europas (Boudot & europa erreichte Coenagrion scitulum Kalkman 2015) wird dieser Punkt nicht bereits die Niederlande (z.B. Monnerat angeführt. & Schmidt 2005; Roland 2009; De Knijf Autochthone Vorkommen von Coena- & Anselin 2010; Wasscher & Goudsmits grion scitulum liegen aus den wärme- 2010; Weihrauch et al. 2011; Nilsson- begünstigten Teilen Ostösterreichs Örtman et al. 2013; Schiel & Hunger 2013; (Steiermark, Burgenland, Niederöster- Swaegers et al. 2014). Die nächstgelege- reich und Wien) vor. Zudem gelang Pa- nen Fundorte zum Dörnlesee befin- trick Gros kürzlich der erste Nachweis den sich – mit Ausnahme der oben aus Salzburg (Gros 2016: Funde bei zitierten Meldung in Heitz (2002) bzw. Gutrathberg sowie im Adneter Moor). Monnerat & Schmidt (2005) – in Entfer- inatura – Forschung online 46 (2017) 5 6 Literatur Gros, P. (2016): Coenagrion scitulum (Ram- Nilsson-Örtman, V., Stoks, R., De Glock, M. & bur, 1842), eine für die Fauna Salzburgs Johansson, F. (2013): Latitudinal patterns

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