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R ob Schumann andtheCounterpointSchumann Schumann undderKontrapunktSchumann Schumann andthe Sonata I Schumann Schumann unddie SonateSchumann I ert Sc ert Vol. 7| CD-No. 98.032 Vol. 4|CD-No. 98.650 Vol.1 |CD-No. 98.603 Schumann in Schumann Vienna Schumann in Schumann Wien hu m a nn Sämtliche Sämtliche Werke fürKlavier solo|Complete Works forPiano Solo Davidsbündler againstPhilistines Davidsbündler gegenPhilister Schumann andhis DaughtersSchumann Schumann undseine Schumann Töchter Vol. 2|CD-No. 98.632 Vol. 5|CD-No. 98.011 Vol. 8| CD-No. 98.050 The Young Virtuoso Der junge Der Virtuose Vol. 3|CD-No. 98.646 Vol. 6|CD-No. 98.013 Album fürdieJugend Album forthe Young Character PiecesCharacter I Charakterstücke I P N K i a i o n n v o d e e l l rs Scenes from Childhood e t z t e Novelettes en ne Kinderszenen op. 15 n Novelletten op. 21

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Robert Schumann: „Kinderszenen“ und „Novelletten“

Kinderszenen Novelletten op. 21 Leichte Stücke für das Pianoforte op. 15 (1837/38, erschienen 1839) (1838, erschienen 1839)

1 Nr. 1 Von fremden Ländern und Menschen 1:37 co Nr. 1 Markiert und kräftig – Trio 4:48 2 Nr. 2 Kuriose Geschichte 1:06 cp Nr. 2 Äußerst rasch und mit Bravour – Intermezzo: Etwas langsamer, 3 Nr. 3 Hasche-Mann 0:33 4 durchaus zart – Erstes Tempo 6:14 Nr. 4 Bittendes Kind 0:51 cq 5 Nr. 5 Glückes genug 1:12 Nr. 3 Leicht und mit Humor – Intermezzo: Rasch und wild – 6 Nr. 6 Wichtige Begebenheit 0:53 Erstes Tempo 5:00 7 Nr. 7 Träumerei 2:35 cr Nr. 4 Ballmäßig. Sehr munter – Noch schneller – Erstes Tempo 3:40 8 Nr. 8 Am Kamin 1:04 cs Nr. 5 Rauschend und festlich – Etwas langsamer – Sehr lebhaft – 9 Nr. 9 Ritter vom Steckenpferd 0:37 bl Etwas langsamer 8:59 Nr. 10 Fast zu ernst 1:27 ct bm Nr. 11 Fürchtenmachen 1:28 Nr. 6 Sehr lebhaft, mit vielem Humor 4:21 bn Nr. 12 Kind im Einschlummern 1:42 cu Nr. 7 Äußerst rasch – Etwas langsamer – Erstes Tempo 3:00 bo Nr. 13 Der Dichter spricht 2:00 dl Nr. 8 Sehr lebhaft – Trio I: Noch lebhafter – Wie früher – Trio II: Hell und lustig – Fortsetzung: Einfach und gesangvoll – Tempo wie im vorigen Stück – Adagio – Fortsetzung und Schluss: Stücke, die für die Kinderszenen hätten ausgewählt werden können: Munter, nicht zu rasch – Nach und nach lebhafter – Innig – Höhe: 120 mm Tempo I 11:27 bp Botschaft op. 124, Nr. 18 (1838, erschienen 1853) 1:14 bq Phantasietanz op. 124, Nr. 5 (1838, erschienen 1853) 0:50 br Albumblatt II (Fata Morgana) op. 99, Nr. 5 (1838, erschienen 1851) 0:49 bs Ländler op. 124, Nr. 7 (1837, erschienen 1853) 0:59 Total Time: 77:11 bt Impromptu op. 124, Nr. 9 (1838, erschienen 1853) 1:09 bu Albumblatt IV (Jugendschmerz) op. 99, Nr. 7 (1838, erschienen 1851) 1:58 cl Walzer op. 124, Nr. 10 (1838, erschienen 1853) 0:54

cm Ahnung D-Dur, auch Albumblatt D-Dur (zugleich Vorstudie zur Novellette D-Dur op. 21, Nr. 5, 1838?, erschienen 2009) 1:33

cn Novellette op. 99, Nr. 9 (1838, erschienen 1851) 3:11

98.059_TS|Booklet_© 3.indd 2-3 Breite: 121 mm Breite: 121 mm 16.06.15 09:44 : Sämtliche Werke für Klavier 9 schen Euphorie und Verzweiflung. In dieser 8) zwischen dem 20. Januar und 10. April, Zeit können die Liebenden nämlich fast nur die Kinderszenen zum Teil zwischen dem 12. „Kinderszenen“ und „Novelletten“ durch Briefe, die von Clara Wiecks Seite über Februar und 17. März 1838; in Briefen Schu- Deckadressen empfangen werden müssen, manns und in seinem Tagebuch werden sie eit etwa 60 Jahren sind immer wieder Diese auf 15 CDs angelegte erste wirk- miteinander in Verbindung treten, was zu ei- auch oft in einem Atemzug genannt. Zudem SVersuche unternommen worden, Robert liche Gesamtaufnahme der zweihändigen nem sensationell umfangreichen Briefwech- schrieb Schumann, als er die inzwischen ver- Schumanns Gesamtwerk für Klavier zu zwei Klavierwerke von Robert Schumann durch sel von brennender Intensität führte, mit lorene Stichvorlage der Kinderszenen am 21. Händen, einen faszinierenden Kosmos von Florian Uhlig versucht erstmals, mit thema- Briefen, die an mehreren Tagen geschrieben März 1838 an den Verlag Breitkopf & Härtel großer Vielfältigkeit und Bandbreite zwi- tisch sinnvoll konzipierten CDs (z.B. „Robert wurden und deren Länge im Druck zum Teil in Leipzig schickte: „Die beifolgenden Kin- schen hochvirtuosen Stücken für den Kon- Schumann und die Sonate“, „Der junge Kla- über zehn Seiten reicht. Sie geben tiefe Ein- derscenen empfehle ich Ihrem Wohlwollen; zertsaal und wertvoller Literatur für den Kla- viervirtuose“, „Schumann in Wien“, „Schu- blicke in das Seelenleben der beiden hoch- sie sollten erst den Anfang zu den Novellet- vierunterricht, auf Tonträgern festzuhalten. mann und der Kontrapunkt“, „Variationen“) sensiblen Musiker, die sich von Anfang an ten bilden, doch finde ich es passender, daß DEUTSCH Diese ebenso reizvolle wie schwierige Auf- alle originalen Klavierwerke zwischen 1830 als gleichberechtigte Partner in einem musi- sie in einem aparten Hefte erscheinen …“ In gabe wurde leider, ganz abgesehen von rein (Abegg-Variationen op. 1) und 1854 (Geister- kalischen Dialog verstanden, wie er auch in der Stichvorlage der Novelletten, die eben- künstlerischen Mängeln, nicht immer mit der Variationen) nach den neuesten textkriti- der Musik der beiden geführt wurde, aber falls bei Breitkopf & Härtel erschienen und gebotenen Sorgfalt angegangen, sodass kei- schen Ausgaben und/oder Erstausgaben zu auch in ihrem verzweifelten Kampf um die die erhalten ist, wurde die Bemerkung auf

ne dieser Aufnahmen das Prädikat „Gesamt- präsentieren. Mehrere dieser CDs enthal- erstrebte, aber von Friedrich Wieck verhin- dem Titelblatt Mit einem Anhang von Kinder- DEUTSCH aufnahme“ zu Recht trägt. Da Schumann ten auch Erstaufnahmen. Die Booklets von derte Eheschließung der noch nicht volljäh- geschichten wieder gestrichen – die beiden eine Reihe von Werken (Impromptus op. 5, Joachim Draheim, der einige der Werke rigen Clara, nicht zuletzt in die Entstehungs- Werke sollten also ursprünglich in einer Davidsbündlertänze op. 6, Symphonische Etü­ entdeckt und/oder ediert hat, erhellen die geschichte von Schumanns Werken in dieser Ausgabe, wenn auch in mehreren Heften,

den op. 13, Concert sans Orchestre bzw. So- biographischen und musikgeschichtlichen Zeit. Sie gehören zu seinen wichtigsten und zusammengefasst werden. Höhe: 120 mm nate f-Moll op. 14 und Kreisleriana op. 16) Hintergründe der jeweiligen Werkgruppe. z.T. später erfolgreichsten: die Kinderszenen in zwei mehr oder weniger divergierenden op. 15, die Kreisleriana op. 16, die Arabeske Obwohl die Kinderszenen op. 15 als einzi- Fassungen publiziert hat, ist es unstatthaft, op. 18, das Blumenstück op. 19, die Humo- ges der frühen Klavierwerke (außer den Pa- unter dem Etikett „Gesamtaufnahme“ nur reske op. 20 und die Novelletten op. 21. ganini-Etüden op. 3 und 10, die sozusagen eine dieser Fassungen einzuspielen oder die Das Jahr 1838 und die erste Hälfte des für alle Berufspianisten geschrieben sind) Fassungen gar miteinander zu verquicken. Jahres 1839 beschreiben in der komplexen Dass auf dieser CD die von der Nachwelt keine Widmung tragen und die Novelletten Dabei wurden auch an entlegenen Stellen Beziehung von Robert Schumann zu Clara überstrapazierten Kinderszenen op. 15 und im Erstdruck im Juli 1839 dem mit Schu- veröffentlichte oder unveröffentlichte Werke Wieck, der gefeierten jungen Klaviervirtuo- die weitaus weniger bekannten und belieb- mann befreundeten und von ihm hochge- sowie Fragmente, die sich ohne waghalsige sin und Komponistin, mit der er seit August ten Novelletten op. 21 vom Frühjahr 1838 schätzten Pianisten Adolph Henselt (1814– Spekulationen leicht ergänzen lassen, bisher 1837 offiziell verlobt, aber nach dem Willen samt Stücken aus dem Umfeld beider Zyklen 1889), einem Schüler von Johann Nepomuk nur in Ausnahmefällen berücksichtigt. ihres Vaters, des ehrgeizigen und geldgieri- erscheinen, hat aber noch weitere Gründe. Hummel und später einem der Stammväter gen Klavierpädagogen Friedrich Wieck strikt Beide Werke entstanden fast gleichzeitig, des russischen Musiklebens und der russi- getrennt ist, eine entscheidende Phase zwi- die Novelletten (mit Ausnahme der Nummer schen Klaviertradition, „zugeeignet“ sind,

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98.059_TS|Booklet_© 3.indd 4-5 Breite: 121 mm Breite: 121 mm 16.06.15 09:44 wurden im Grunde beide Werke für Clara geschmacklosen Bearbeitungen, Textierun- Von den „an die 30 kleinen putzigen wohl hineingepasst. Schumann verwendete Wieck komponiert und sind ohne ihre Ins- gen, poetischen Ergüssen, Illustrationen Dingern“ lassen sich mit einiger Sicherheit das Material allerdings in stark modifizierter piration und lebhafte Teilnahme, auch als und nicht selten absurden Interpretationen nur einige nachweisen, die Schumann 1851 Form in der Novellette op. 21, Nr. 5 (Takt 88 Interpretin, nicht zu denken. Das geht aus und Analysen immer mehr vernebelt. Der in den Bunten Blättern op. 99 und 1853 in ff. und Takt 231 ff.), ein weiterer Beweis für dem Briefwechsel der beiden hervor sowie anfechtbaren Inspirationstheorie, die Hans den Albumblättern op. 124 publiziert hat: die enge Zusammengehörigkeit der beiden für die Novelletten auch aus einem viel zi- Pfitzner im Rahmen seiner bissigen Polemik Albumblatt II op. 99, Nr. 5, im Autograph doch so unterschiedlichen Werke. tierten Brief Schumanns an seinen ehemali- gegen die zeitgenössische Musik und Ästhe- Fata Morgana genannt, Albumblatt IV op. gen Kompositionslehrer Heinrich Dorn vom tik im Hinblick auf die Träumerei entworfen 99, Nr. 7 (Jugendschmerz im Autograph) so- Durch Schumanns Übersiedlung nach 5. September 1839: „Gewiß mag von den hat, wurde bereits von Alban Berg ebenso wie aus op. 124, Nr. 5 (Phantasietanz), Nr. 7 Wien, wo er für sich und Clara eine neue Kämpfen, die mir Klara gekostet, Manches geistvoll wie überzeugend widersprochen. (Ländler), Nr. 9 (Impromptu), Nr. 10 (Walzer Existenz schaffen wollte, verzögerte sich in meiner Musik enthalten und gewiß auch Dagegen blieben und bleiben manche De- Es-Dur) und Nr. 18 (Botschaft). Ein Skizzen- die Drucklegung der Kinderszenen bis zum von Ihnen verstanden worden sein. Das tails ihrer Entstehungs- und Drucklegungs- blatt mit einer ersten Version der Nr. 9 (Ritter Januar/Februar 1838; zudem war die Ausga- DEUTSCH Concert [sans Orchestre op. 14], die Davids­ geschichte bis heute im Dunkeln. vom Steckenpferd) und dem Incipit von Nr. be so fehlerhaft, dass schon im März eine bündlertänze, die Kreisleriana und die No- 6 (Wichtige Begebenheit), auf dem sich die revidierte Neuauflage nötig wurde, die aber velletten hat sie beinahe allein veranlaßt.“ Am 17. März 1838 schrieb Schumann vollständige, auf den 20. Oktober 1837 da- auch nicht frei von Fehlern war und zudem aus Leipzig an Clara Wieck, die damals als tierte Niederschrift des Ländler op. 124, Nr. Metronomangaben enthielt, die nicht von

Klaviervirtuosin in Wien Triumphe feierte: 7 sowie Skizzenincipits zu weiteren Stücken Schumann stammten, von ihm aber nicht DEUTSCH Kinderszenen op. 15 „Und daß ich es nicht vergeße, was ich noch befinden, die sowohl auf den Herbst 1837 korrigiert wurden, obwohl 1853 dafür die componirt – War es wie ein Nachklang von wie auf das Jahr 1838 zu datieren sind, lässt Möglichkeit gegeben war. Clara Wieck war Die Kinderszenen op. 15 gehören ohne Zwei- Deinen Worten einmal, wo Du mir schriebst die Vermutung zu, dass Schumann bei den jedoch schon früh im Besitz von Abschriften,

fel zu den bekanntesten und beliebtesten, ‚ich käme Dir auch manchmal wie ein Kind Kinderszenen (mit Ausnahme der Nummern die leider wie das Gesamtautograph sowie Höhe: 120 mm aber auch zu den am häufigsten missver- vor‘ – Kurz, es war mir ordentlich wie im 5, 7 und 8) auch auf Entwürfe und Ideen die Stichvorlage alle verloren sind. Der Aus- standenen Werken der Klavierliteratur. Ihre Flügelkleid und hab da an die 30 kleine vom Herbst 1837 zurückgegriffen haben tausch über die Kinderszenen, deren Druck zunächst eher zögernde Rezeption durch putzige Dinger geschrieben, von denen könnte. Auch im Brautbuch finden sich eini- Clara Wieck im März 1839 in Wien erhielt, Schumanns Zeitgenossen begann mit einer ich ihrer zwölf ausgelesen und ‚Kindersce- ge sehr kurze und fragmentarische Skizzen gehört zu den aufschlussreichsten Doku- problematischen Rezension von Ludwig nen‘ genannt habe. Du wirst Dich daran zwischen Juli 1837 und März 1838 (Anfang menten musikästhetischer Diskussion, die Rellstab; als der dreizehnteilige Zyklus seit erfreuen, mußt Dich aber freilich als Virtu- einer musikalischen Geschichte, Liliput, Spa- wir kennen; hier nur einige Auszüge aus etwa 1870 als Ganzes und in besonderem osin vergeßen – Da sind denn Überschriften nisch, Etude u.a.), die als fertige Stücke dem Briefwechsel: Maße die Nummer 7, die Träumerei, einen wie ‚Fürchtenmachen – Am Camin – Hasche vielleicht einen Platz in den Kinderszenen geradezu beispiellosen Siegeszug durch die Mann – Bittendes Kind – Ritter vom Stecken- hätten finden können. Auch das 2009 mit Clara Wieck an Robert Schumann, Musikwelt begann, wurde das Verständnis pferd – Von fremden Ländern – Curiose Ge- allzu großem und zum Teil dilettantischem 1. September 1838: für die Qualität und Eigenart dieser kost- schichte‘ pp. und was weiß ich! Kurz, man Getöse uraufgeführte und publizierte Stück „‚Fremde Leute, fremde Länder’ [= Nr. 1] baren musikalischen Aphorismen durch sieht Alles, und dabei sind sie leicht zum Ahnung, das am 7. Okto- sind doch auch gar zu schön! Der Anfang … eine Flut von zum Teil abenteuerlichen und Blasen …“ ber 1856 als Albumblatt verschenkte, hätte ist hinreißend. Deine Musik ist so ganz ei-

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98.059_TS|Booklet_© 3.indd 6-7 Breite: 121 mm Breite: 121 mm 16.06.15 09:44 gen, sie erfaßt einen, als sollte man darin gen nicht schließen. In diesem Stück liegt so Wie eine kalte Dusche muss auf Schu- stelle mir ein schreiendes Kind hin und su- untergehen, und dann wieder versetzt sie etwas Eigenes, so etwas Abentheuerliches, mann dann die Rezension der Kinderszenen che die Töne dann danach. Umgekehrt ist es. in die schönsten Träume; könnt’ ich’s doch ich suche immer die Worte. Das erste ‚Von von Ludwig Rellstab, einem Musikkritiker- Doch leugne ich nicht, daß mir einige Kin- nur aussprechen, wie mir oft dabei zu Mu- fremden Ländern und Menschen‘ war schon Dilettanten, der sich in diesen Jahren auch derköpfe vorschwebten beim Componiren: the wird.“ von früher her ein Lieblingsstück von mir, durch seine dümmlichen Abqualifizierun- die Überschriften entstanden aber natürlich ich spielte es immer, man kann sich dabei gen der Werke Chopins unsterblich bla- erst später und sind eigentlich weiter nichts Robert Schumann an Clara Wieck, so ganz in die fremden Länder versetzen. miert hat, in der Zeitschrift Iris im Gebiete als feinere Fingerzeige für Vortrag und 17. März 1839: ‚Die curiose Geschichte‘ lieb ich auch sehr, der Tonkunst vom 9. August 1839 gewirkt Auffassung. Rellstab sieht aber wahrhaftig „Hast Du die Kinderscenen nun? Wie gefällt jetzt aber ‚Hasche-Mann‘, das ist spaßhaft, haben, in der u.a. zu lesen ist: „… ein Kind, nicht viel über das ABC hinaus manchmal Dir denn das? Und steigen Dir liebliche ganz außerordentlich geschildert. ‚Glückes das nicht drei Hände hat (und selbst dann und will nur Accorde …“ Jenseits unsinniger Bilder auf? Das ‚bittende Kind‘, das ‚Kind genug‘ brachte in mir ein so ruhiges Gefühl würde manches demselben schwer fallen), Analysen, die bei den Kinderszenen von einer im Einschlummern‘ u. ‚der Dichter spricht‘ hervor, und der Gang nach F dur, der ist so kann diese kleinen Stückchen nicht spielen. vorgefassten Form, gar einem Sonatensatz DEUTSCH nimm nur ja noch einmal so langsam, als Du erhebend; ist es Dir dabei nicht, als wolltest Für jede ausgewachsene Hand aber bleiben ausgehen, was durch die Entstehungsge- es bisher genommen. Das ist auch recht ar- Du aufgehen in Deinem Glück? – Die wichti- immer noch schwierige Lagen und Verbin- schichte zwingend widerlegt wird, oder rogant von mir, nichtwahr? Aber ich kenne ge Begebenheit spiele ich gern und sehr ge- dungen genug … Endlich und hauptsächlich fruchtloser Diskussionen über programm- Dich, Klärchen, und Dein Feuer?“ wichtig; der 2te Theil ist köstlich. ‚Träumerei‘ – ist aber der geistige Gehalt dieser Sätzchen musikalische Aspekte ist der Bezug zur ro-

bei diesem glaub ich Dich am Clavier zu se- durchaus nicht für das Kind; es müßte ein mantischen Literatur und Ästhetik (E.T.A. DEUTSCH Clara Wieck an Robert Schumann, hen – es ist ein schöner Traum.“ Kind sein, dessen Geschmack schon durch Hoffmann, Jean Paul, Novalis), der hier nicht 22./24. März 1839: die schärfsten und anreizendsten Gewürze im Detail ausgeführt werden kann, und zur „Wem hast Du denn die Kinderscenen ge- Robert Schumann an Clara Wieck, alle Unschuld verloren hätte. So können wir Idee der „Kindheit“ unbestreitbar und von

widmet? Nicht wahr, die gehören nur uns 4. April 1839: denn den Titel „Kinderscenen“ nur für einen entscheidender Bedeutung. „In jedem Kin- Höhe: 120 mm beiden, und sie gehen mir nicht aus dem „Vorgestern erhielt ich noch Deinen lieben halten, der den Phantasiegang des Compo- de liegt eine wunderbare Tiefe“ lautet ein Sinn, so einfach, so gemüthlich, so ganz Brief über die Kinderscenen. Was hab ich nisten bezeichnen sollte, seine Schöpfung früher Aphorismus Schumanns, der wie kein ‚Du‘ sind sie, schon kann ich Morgen nicht auch dabei geschwärmt und geträumt, als aber so wenig den Kindern zuwieß, wie ein anderer bedeutender Komponist eine Bezie- erwarten, um sie gleich wieder zu spielen … ich sie schrieb. Und wenn Du mich fragst, Pastorale für Hirten geschrieben ist …“ hung zu Kindern und jungen Menschen Wie viel liegt doch in Deinen Tönen, und ob denn Deine Gedanken dabei auch die hatte, und dies nicht nur deswegen, weil er so ganz versteh ich jeden Deiner Gedan- meinigen seien, so denke ich mit Entzücken Schumann hat sich dagegen nicht nur im später selbst ein glücklicher Familienvater ken, und möchte in Dir und Deinen Tönen ‚j a , sie s i n d es.‘ Was ich schüchtern September 1839 in seiner Neuen Zeitschrift war. Dass „Kindheit“ neben Natur, Religion untergehen. Dein ganzes Innere offenbart gedichtet, vielleicht bringt es uns die Wirk- für Musik in ungewöhnlich scharfer Form und der Welt des Übernatürlichen, etwa in sich einem in diesen Scenen, diese rühren- lichkeit. Ja, meine Klara, glaube daran, wir verwahrt, er schrieb auch am 5. September Märchen und Legenden, zu den wichtigsten de Einfachheit, als z.B. ‚das bittende Kind‘! werden ganz glücklich werden, wenn wir 1839 an Heinrich Dorn: „Ungeschickteres Projektionen romantischer Ästhetik gehörte, Man sieht es, wie es bittet mit zusammen nur immer uns treu fortlieben, und wenn und Bornirteres ist mir aber nicht leicht vor- was ein völlig neues, weniger rationalisti- gefaltenen Händchen, und dann Kind im wir immer fromm und bescheiden bleiben.“ gekommen, als was Rellstab über meine Kin- sches Bild von Kindern mit sich brachte, war Einschlummern! Schöner kann man die Au- derscenen geschrieben. Der meint wohl, ich für Schumann ebenso selbstverständlich

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98.059_TS|Booklet_© 3.indd 8-9 Breite: 121 mm Breite: 121 mm 16.06.15 09:44 wie für seine eben genannten literarischen chend mit Zierrahmen gestaltet, umfasst 18 hauskonzerten gefeiert wurde. Schumann sikbeilagen zum Jahrgang 1838 der Neuen Vorbilder und Lehrmeister. Notenseiten für 13 Stücke, die der Novellet- schrieb damals über die Tochter des engli- Zeitschrift für Musik vorab und gab ihm die ten 51 Seiten für 8 Stücke, beide im Verlag schen Verlegers und Mozart-Verehrers Vin- berühmten Anfangsworte „When shall we Die Kinderszenen wurden, wohl auch Breitkopf & Härtel in Leipzig, Schumanns cent Novello: „Seit Jahren hat mir nichts three meet again, / In thunder, lightning or verleitet durch den Untertitel im Erstdruck Hauptverleger, die 8., erst nach Beendi- so wohlgethan, als diese Stimme, die sich in rain?“ der Hexenszene aus Shake­speares „Leichte Stücke“, der wohl nur zur Ver- gung der sieben ersten Stücke komponierte überall kennt und beherrscht, des zartesten Tragödie Macbeth als Motto bei. In einer kaufsförderung eingesetzt wurde, mit dem Novellette dauert ungefähr genauso lang Wohllautes voll, jeder Ton scharf begränzt Anmerkung dazu schrieb er: „Den letzten tatsächlich zu pädagogischen Zwecken ge- wie die ersten neun Stücke der Kinderszenen wie auf einer Tastatur, dieser edelste Vortrag, Beitrag [in der Sammlung] erklärt und ent- schriebenen Album für die Jugend op. 68 zusammen. Und doch haben beide Zyklen ihre ganze einfache bescheidene Kunst, die schuldigt das Motto aus ‚Macbeth’ in eini- (1848) immer wieder in einen Topf gewor- so viel Gemeinsames, den kontrapunktisch nur das Werk und den Schöpfer glänzen ger Hinsicht, es ist ein Bruchstück aus einem fen. Besonders ärgerlich ist dies, wenn bis sauber durchgearbeiteten, dennoch pianis- läßt.“ größeren Satz, wo er noch mehr als hier vor einiger Zeit noch gemeinsame Ausga- tisch sehr attraktiven Klaviersatz, der auch den Eindruck eines wilden phantastischen DEUTSCH ben der beiden Werke angeboten wurden. auf Schumanns intensive Bach-Studien in Natürlich darf die Deutung von „Novel- Schattenspiels hinterlassen mag. Der Kom- Die Kinderszenen sind nicht für Kinder und den Jahren zuvor zurückzuführen ist, der lette“ als „kleine Novelle“ dabei nicht über- ponist wünschte nicht, daß man die Musik nicht für den Unterricht komponiert wor- in den Novelletten ins Konzertant-Virtuose sehen werden; am 3. April 1838 teilte Schu- für eine Unterlage des angeführten Mottos den, was Schumann in einem Brief vom 6. gesteigert ist, die oft experimentelle Har- mann Joseph Fischhof mit: „Nächstens er- hielte, es ist umgekehrt, er fand erst später

Oktober 1848 an seinen getreuen Adepten monik, die eindeutige Tonartzuordnungen scheint viel. So ist mir’s noch nie von Herzen jene dem Sinne der Musik nahekommenden DEUTSCH Carl Reinecke unmissverständlich klarge- bisweilen verschleiert, den engen Bezug zur gegangen, als in der letzten Zeit – drei [sic!] Worte.“ stellt hat: „Von den K i n d e r s c e n e n Literatur und zu Clara Wieck. Hefte Novelletten (größere zusammenhän- unterscheiden sie [die Stücke im ursprüng- gende abenteuerliche Geschichten).“ und Die virtuos-aufrauschende zweite No-

lich ‚Weihnachtsalbum’ genannten ‚Album Am 6. Februar 1838 schrieb Schumann am 30. Juni 1839 dem Komponisten und vellette in D-Dur („Äußerst rasch und mit Höhe: 120 mm für die Jugend’ op. 68] sich durchaus. Diese an seine Braut: „Da habe ich Dir denn auch Mitarbeiter der Neuen Zeitschrift für Musik Bravour“) schickte Schumann am 20. April sind Rückspiegelungen eines Älteren und so entsetzlich viel componirt in den letz- Hermann Hirschbach: „Von mir sind jetzt 1838 an den von ihm bewunderten überra- für Ältere, während das Weihnachtsalbum ten drei Wochen – Spaßhaftes, Egmontge- vier [sic!] Hefte Novelletten erschienen, in- genden Pianisten Franz Liszt, der sich in der mehr Vorspiegelungen, Ahnungen, zukünf- schichten, Familienscenen mit Vätern, eine nig zusammenhängend und mit großer Lust Folgezeit immer wieder publizistisch und als tige Zustände für J ü n g e r e enthält.“ Hochzeit, kurz äußerst Liebenswürdiges – geschrieben, im Durchschnitt heiter und Interpret für Schumanns damals hauptsäch- und das Ganze Novelletten genannt, weil obenhin, bis auf einzelnes, wo ich auf den lich von Kennern und Kollegen geschätzte Novelletten op. 21 Du Clara heißst und Wiecketten nicht gut Grund gekommen.“ Zwei der Novelletten revolutionäre Klavierwerke einsetzen soll- genug klingt.“ Die letzte Bemerkung, eine haben einen expliziten literarischen Bezug. te. Den Hauptteil überschrieb er dabei mit Ein größerer Gegensatz als den zwischen für Schumann typische Sprachspielerei, be- Das mit „Rasch und wild“ überschriebene Sarazene und das Intermezzo in A-Dur mit den beinahe aphoristischen Kinderszenen zieht sich auf die auch von Mendelssohn Intermezzo der dritten Novellette, im Ta- Suleika und bezog sich dabei auf zwei Ge- und den breit ausgeführten Novelletten lässt hochgeschätzte englische Sopranistin Clara gebuch als Macbeth bezeichnet, veröffent- dichte aus dem West-östlichen Divan des von sich kaum vorstellen – die Erstausgabe der Novello (1818–1908), die nur ein Jahr älter lichte Schumann bereits im Mai 1838 unter ihm hochverehrten Goethe, die er in einem Kinderszenen, graphisch besonders anspre- als Clara war und gerade in den Gewand- dem Titel Intermezzo im 2. Heft der Mu- Brief an Clara vom 20. April 1838 für sie

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98.059_TS|Booklet_© 3.indd 10-11 Breite: 121 mm Breite: 121 mm 16.06.15 09:44 abschrieb, bezeichnenderweise ohne den Daß er ewig mein gedenket, Nr. 2 D-Dur, Nr. 3 D-Dur, Nr. 4 D-Dur, Nr. 5 aussortiert wurde, obwohl sie von der Ton- Hinweis auf die zweite Novellette, aber mit Seiner Liebe Seligkeit D-Dur, Nr. 6 A-Dur, Nr. 7 E-Dur, Nr. 8 fis- art und Faktur her bestens zu den Novellet- der Bemerkung: „Es ist das Feinste, was die Immerdar der Fernen schenket, Moll – Des-Dur – fis-Moll – D-Dur – B-Dur – ten gepasst hätte. deutsche Literatur bis jetzt aufzuweisen hat.“ Die ein Leben ihm geweiht.“ d-Moll – B-Dur – D-Dur. Im Gegensatz zu Natürlich sah Schumann in dem getrennten den gleich im Anschluss komponierten Eine Sonderstellung nimmt die letzte Liebespaar „Sarazene“ und „Suleika“, das Diesen Text vertonte Schumann im Feb- Kreisleriana op. 16 fehlen hier die lyrischen Novellette ein, die Finalcharakter hat und sich gegenseitig inspiriert und mittels der ruar 1840 als Lied und veröffentlichte es als Ruhepunkte wie auch die Abstürze in tiefs- etwa so lang ist wie die Nummern 3, 6 und Dichtkunst miteinander kommuniziert wie Nr. 9 in den Myrthen op. 25, dem kostbaren te Moll-Depressionen weitgehend, ein Zei- 7 zusammen und die zuvor präsentierten er und Clara mithilfe der Musik, ein Spiegel- Brautgeschenk für Clara zur Hochzeit am chen für die euphorische Stimmung, in der musikalischen Charaktere noch einmal Re- bild des eigenen Lebens und Wirkens. Der 12. September 1840. Es ist bestimmt kein sich Schumann damals befand. Trotz der vue passieren lässt, ein komplex erweiter- von Schumann mit „Sarazene“ bezeichnete Zufall, dass das Lied wie das Intermezzo der schmerzlichen Trennung von Clara war er tes Scherzo mit zwei Trios. In das orches­ Ausschnitt aus dem Buch Suleika beginnt mit Novellette in A-Dur stehen und den gleichen sich nämlich sicher, dass er sie in absehbarer tral (Hornsatz!) gedachte zweite Trio tönt DEUTSCH folgenden Worten: schwärmerisch-filigranen musikalischen Ges- Zeit würde heiraten können – dass dies noch unversehens eine „Stimme aus der Ferne“ tus aufweisen. Bernhard R. Appel warnt zu zweieinhalb Jahre dauern würde, konnten hinein, ein augmentiertes, aber unmissver- „Freude des Daseins ist groß, Recht: „Ungeachtet der literarischen und beide nicht wirklich ahnen. ständliches Zitat aus Clara Wiecks Notturno Größer die Freud am Dasein. außermusikalischen Bezüge, auf die der d-Moll, der Nr. 2 aus den im Dezember 1836

Wenn du Suleika Komponist selbst hingewiesen hat, sind die Nach einem trotzig-aufrauschenden erschienenen Soirées musicales op. 6, dem DEUTSCH Mich überschwenglich beglückst, ,Novelletten‘ nicht als illustrative oder pro- Marsch (Nr. 1) dominieren die Tanzcharak- bis dahin reifsten Werk der jungen Virtuosin Deine Leidenschaft mir zuwirfst grammatisch intendierte Kompositionen zu tere. Nr. 6 A-Dur (Sehr lebhaft, mit vielem und Komponistin. Es wird in der Fortsetzung Als wär’s ein Ball, verstehen. Vielmehr ist Schumann auch in Humor) wird im Tagebuch am 29. Januar (Einfach und gesangvoll) lyrisch weiterge-

Daß ich ihn fange, diesem Frühwerk bestrebt, sich von über- 1838 als „Ecossaissending“ [sic!] bezeichnet, sponnen und erscheint im Schlussteil (Nach Höhe: 120 mm Dir zurückwerfe kommenen Formschemata zu lösen, indem Nr. 5 D-Dur (Rauschend und festlich) am 12. und nach lebhafter) noch einmal in drama- Mein gewidmetes Ich: er sich von narrativen Vorstellungen leiten März als „Polonaise zu den Novelletten“, Nr. tisch zugespitzter Form und in Oktaven. Das ist ein Augenblick! läßt. Außermusikalische Bezüge werden 4 D-Dur (Ballmäßig. Sehr munter) entpuppt Dies ist nur eines von vielen Beispielen für Und dann reißt mich von dir zwar angedeutet, sie dienen jedoch vor- sich als ein kapriziöser Walzer der besonde- die unvergleichliche künstlerische Partner- Bald der Franke, bald der Armenier.“ nehmlich der Legitimierung unkonventio- ren Art. Auf die Nr. 3 mit dem „Macbeth-In- schaft auf Augenhöhe, die Schumann mit neller Formkonzepte.“ termezzo“, einen unheimlich aufwirbelnden seiner neun Jahre jüngeren Braut verband, Die ersten zwei Strophen des Gedichts Su- Hexentanz, der von einem mit „Leicht und die leider aus böswilliger Ignoranz oder mi- leika lauten: Wie alle zyklisch angelegten Werke Schu- mit Humor“ überschriebenen Capriccio um- litantem Feminismus immer noch gelegent- manns sind die Novelletten nach einem rahmt wird, wurde bereits verwiesen. Nr. 7 lich geleugnet oder in Frage gestellt wird. „Wie mit innigstem Behagen, schlüssigen Tonartenplan, diesmal aller- E-Dur hat Scherzo-Charakter, ebenso eine Lied, empfind ich deinen Sinn! dings in etwas loserer Form, disponiert, wo- als op. 99, Nr. 9 veröffentlichte Novellette Die Novelletten, die Schumann in Briefen Liebevoll du scheinst zu sagen: bei die Dur-Tonarten in einer für ihn unge- h-Moll, die im Erstdruck auf 1838 datiert ist an Carl Koßmaly (5. Mai 1843/Januar 1844) Daß ich ihm zur Seite bin, wöhnlichen Weise dominieren: Nr. 1 F-Dur, und wohl vor der Drucklegung des op. 21 zu seinen „besten“ Werken zählte, waren

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98.059_TS|Booklet_© 3.indd 12-13 Breite: 121 mm Breite: 121 mm 16.06.15 09:44 von Anfang an nicht darauf angelegt, als nen für das Label hänssler CLASSIC. Seitdem üblich: pointierte Freiheiten, exzentrische Neben seiner solistischen Tätigkeit ist Flo- vollständiger Zyklus gespielt zu werden wie veröffentlichte Florian Uhlig bei Hänssler Repertoire-Kombinationen und Neugier auf rian Uhlig ein vielgefragter Kammermusiker der Carnaval op. 9 oder die Kreisleriana op. rund 15 weitere Aufnahmen, die von der in- musikalische Raritäten. und Liedpianist. Er war der letzte Partner des 16. Schumann selbst empfahl Clara am 1. ternationalen Fachpresse hoch gelobt und legendären Baritons Hermann Prey. Dezember 1839: „Mit der zweiten in D wür- mit Auszeichnungen bedacht wurden (z.B. Sein Orchesterdebüt gab Florian Uhlig dest Du am meisten Effect machen – gewiß: Preis der Deutschen Schallplattenkritik): das 1997 im Londoner Barbican. Seitdem führt Im Jahr 2009 rief Florian Uhlig in Südaf- das hat Anfang und Ende, spinnt sich gut Gesamtwerk für Klavier und Orchester von ihn eine rege Konzerttätigkeit in die bedeu- rika das Johannesburg International Mozart aus, daß das Publicum folgen kann, und im Robert Schumann und Dmitri Schostako- tendsten internationalen Säle. Er konzertiert Festival ins Leben. Als Künstlerischer Leiter Trio hat [sie] auch einen guten Gesang.“ Cla- witsch, Klavierkonzerte von Ravel, Poulenc, mit Orchestern wie dem BBC Symphony lenkt er seitdem die Geschicke dieses zwei- ra Schumann spielte ab 1868 nur die ersten Françaix, Debussy und Penderecki, sowie Orchestra, dem Beijing Symphony Orches- wöchigen Festivals, das zusätzlich zu hoch- beiden Stücke; später erfreuten sich auch das Gesamtwerk für Klavier solo von Ravel tra, der Deutschen Radio Philharmonie, der karätig besetzten Symphonie-, Chor-, Kam- die Nummern 4 und 8 einiger Beliebtheit. und Schumann. Insgesamt 15 CDs sind für Dresdner Philharmonie, der Hong Kong mer- und Solokonzerten wichtige Impulse DEUTSCH Der von Schumann erfundene Titel „Novel- den Schumann-Zyklus geplant, acht sind Sinfonietta, dem Polnischen Radio-Sinfonie- im Bereich interdisziplinärer künstlerischer lette“ wurde nicht nur von seinen Freunden bislang erschienen. orchester, dem Simón Bolívar Youth Orches- Projekte, zeitgenössischer Musik, sowie Ju- und Propagandisten Niels Wilhelm Gade tra of Venezuela, dem National Symphony gendförderung und gesellschaftlicher Inte- (op. 29, für Klaviertrio), Theodor Kirchner Florian Uhlig wurde in Düsseldorf gebo- Orchestra of Taiwan, dem Kammerorchester gration setzt.

(op. 29, für Klavier) und Carl Reinecke (op. ren und gab mit zwölf Jahren seinen ersten des Bayrischen Rundfunks, dem Stuttgarter DEUTSCH 226, für Klavier), sondern noch im 20. Jahr- Klavierabend. Er studierte am Royal College Kammerorchester und dem Wiener Kam- Zum Sommersemester 2014 wurde Flo- hundert von Zdeněk Fibich und Francis Pou- of Music und an der Royal Academy of Music merorchester. Seine künstlerische Zusam- rian Uhlig auf eine Professur für Klavier an lenc übernommen. in London, wo er seine Ausbildung mit dem menarbeit verbindet ihn mit Dirigenten wie der Hochschule für Musik Carl Maria von

Joachim Draheim Konzertexamen abschloss. Weitere wichtige Krzysztof Penderecki, Josep Caballé, Claus Weber Dresden berufen. Er gibt Meisterkur- Höhe: 120 mm Impulse erhielt er durch die Arbeit mit Peter Peter Flor, Eivind Gullberg Jensen, Krist- se in Deutschland, Großbritannien, Kanada, Feuchtwanger und durch seine Promotion jan Järvi, Michael Sanderling und Gerard Hong Kong, Südkorea, China und in der Florian Uhlig an der University of London über die Rolle Schwarz. Schweiz. des Interpreten im Kontext des musikali- „Florian Uhlig spielt meisterhaft. Die Inter- schen Gattungsbegriffs. Bei Florian Uhlig Einladungen zu Festivals führten Florian Im Mai 2015 wurde Florian Uhlig in Lon- pretationen lassen sich mit allerhöchsten verbinden sich Gegensätze auf ungewöhn- Uhlig u.a. zu den Beethovenfestivals in Bonn don die Ehrenmitgliedschaft der Royal Aca- Beispielen vergleichen. Bei dieser erstaun- liche Art und Weise. Einerseits ist er in der und Warschau, zu Lorin Maazels Castle­ton demy of Music verliehen. lich originellen CD handelt es sich um ein deutschen Musiktradition verwurzelt, mit Festival, zum Menuhin Festival Gstaad, zum Ereignis.“ (Süddeutsche Zeitung) der man Ernsthaftigkeit, Stil und Struktur Hong Kong Arts Festival, zu den Festspielen verbindet. Andererseits entwickelte er wäh- Mecklenburg-Vorpommern, France Mu- ] ] ] So urteilte der Kritikerpapst Joachim rend seines jahrelangen Aufenthaltes in Lon- sique Paris, zum Schleswig-Holstein Musik Kaiser über eine im Jahr 2009 erschienene don einen individuelleren Umgang mit dem Festival, zu den Schwetzinger Festspielen Einspielung mit Beethovens Klaviervariatio- musikalischen Werk als auf dem „Kontinent“ und den Wiener Festwochen.

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98.059_TS|Booklet_© 3.indd 14-15 Breite: 121 mm Breite: 121 mm 16.06.15 09:44 Robert Schumann: Complete Piano Works 9 letters written over several days that cover Childhood; they were to form the beginning ten book pages when set in print. They de- of the Novelletten, but I now think it more “Kinderszenen” and “Novelletten” liver deep insight into the emotions of the appropriate to present them in a separate two highly sensitive musicians who from volume ...” Preserved by Breitkopf & Här- everal attempts have been made over the young virtuoso”, “Schumann in Vienna”, the start saw themselves as equal partners tel, the engraver’s model for the Novellet- Slast sixty years or so to record all Robert “Schumann and the counterpoint”, “Vari­ in a musical dialogue that is reflected in ten contains the crossed-out remark “with Schumann’s works for solo piano, a fascinat- ations”), the pianist for the first time attempts the music they composed, and who were an appendix of children’s tales” on the title ing cosmos full of variety that ranges from to present all the original piano works be- involved in a desperate struggle to marry page. The two works were thus originally extremely virtuosic pieces for the concert tween 1830 (Abegg Variations op. 1) and 1854 but were prevented from doing so by Fried­ intended to be published together, albeit in hall to valuable literature for piano tuition. (Theme and Variations in E flat Major), using rich Wieck, Clara not yet being of age. That several volumes. This attractive but difficult quest has unfor- the latest critical editions and/or first edi- struggle largely forms the background to tunately been marked by a lack of the ne- tions. Several of those CDs include first Schumann’s works during the period. They Although Kinderszenen op. 15 is the only cessary care, not to mention purely artistic recordings. The introductory notes written are among his most important, and some of early piano work Schumann wrote (apart deficiencies, so that none of the releases de- by Joachim Draheim, who has discovered them would later be among his most suc- from the Paganini études op. 3 and 10, writ- serves the name “complete recording”. Since and/or edited a number of the works, throw cessful: Kinderszenen op. 15, Kreisleriana ten for professional pianists) that bears no Schumann published several works (Im- light on the biographical and historical back- op. 16, Arabeske op. 18, Blumenstück op. 19, dedication, and although the first edition promptus op. 5, Davidsbündlertänze op. 6, grounds of the respective groups of works. Humoreske op. 20 and Novelletten op. 21. of Novelletten of July 1839 is “presented”

ENGLISH Symphonic Studies op. 13, Concert sans Or- to Schumann’s highly esteemed friend, the chestre or Sonata in F Minor op. 14 and Kreis- There are however other reasons why this pianist Adolph von Henselt (1814–1889), a leriana op. 16) in two more or less different 1838 and the first half of 1839 repre- CD features the overplayed Kinderszenen pupil of Johann Nepomuk Hummel and later

versions, it is not legitimate in a “complete sented a decisive phase of euphoria and op. 15 and the far less popular Novelletten one of the progenitors of Russian musical Höhe: 120 mm

recording” to include only one of the ver- despair in the complex relationship be- op. 21 of spring 1838, together with pieces life and piano tradition, both works were ENGLISH sions, let alone to amalgamate two of them. tween Robert Schumann and Clara Wieck, written during the period. Both works were fundamentally composed for Clara Wieck Moreover, works published at remote places the celebrated young piano virtuoso and composed at almost the same time, Novel- and are unthinkable without her inspir­ation as well as unpublished works and fragments composer to whom he had been officially letten (with the exception of no. 8) between and lively participation, both as critic and that could easily be completed without too betrothed since August 1837. Her father, the January 20 and April 10, 1838 and much as performer. That is clear from the couple’s much speculation, have so far been taken ambitious and avaricious piano teacher of Kinderszenen between February 12 and correspondence, and in the case of Novel- into account only in exceptional cases. Fried­rich Wieck, had however kept them March 17; they are often mentioned in one letten, also from a much-quoted letter strictly apart. During that period, their con- breath in Schumann’s letters and diary. Also, Schumann wrote to his former professor of Florian Uhlig’s 15-CD set is the first gen- tact was restricted almost exclusively to cor- when Schumann sent the (now lost) en- composition Heinrich Dorn on September uine complete recording of Robert Schu- respondence, with Robert having to send graver’s model for the Kinderszenen to the 5, 1839: “I am sure that the battles Clara mann’s works for solo piano. On CDs sens- his letters to Clara via cover addresses. That publisher Breitkopf & Härtel in Leipzig on has cost me may be detected in some of my ibly concentrating on different themes (e.g. led to an exceptionally extensive corres­ March 21, 1838, he wrote: “I recommend music and I am sure you have also under- “Robert Schumann and the sonata”, “The pondence of burning intensity, with some to your goodwill the enclosed Scenes from stood that. She was almost the sole cause

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98.059_TS|Booklet_© 3.indd 16-17 Breite: 121 mm Breite: 121 mm 16.06.15 09:44 of the ‘Concert sans orchestre’ op. 14, the as a virtuoso pianist: “And before I forget, the case of the Kinderszenen (with the excep- and the engraver’s model, have regrettably ‘Davidsbündlertänze’, the ‘Kreisleriana’ and there is something else I have composed – It tion of nos. 5, 7 and 8), Schumann might been lost. The correspondence over the the ‘Novelletten’.” was like an echo of your words when once have been referring to drafts and sketches Kinderszenen, a published copy of which you wrote me ‘You sometimes seem like a of autumn 1837. The “bridal book” also Clara Wieck received in Vienna in March Kinderszenen op. 15 child to me’ – in short, I was in a proper contains several very short and fragmen- 1839, is one of the most informative docu- piano mood and wrote some 30 droll little tary sketches between July 1837 and March ments of aesthetic discussion we know; The Kinderszenen op. 15 are without doubt things from which I have selected twelve 1838 (Anfang einer musikalischen Geschichte, there follow a few excerpts: among the most famous and popular but and called them ‘Scenes from Childhood’. Liliput, Spanisch, Etüde etc.), which in their also most misunderstood works in the They will give you pleasure, but then you complete form might have found a place Clara Wieck to Robert Schumann, piano repertoire. Their initially rather hesi- must forget being a virtuoso. There are titles in the Kinderszenen. Ahnung, which Clara September 1, 1838: tant reception by Schumann’s contempor­ like ‘Frightening, At the fireside, Blind man’s Schumann gave away as an album leaf on “’Foreign peoples and foreign lands’ [no. 1] aries began with a problematic review by buff, Pleading child, Knight of the hobby- October 7, 1856 and which was performed is absolutely beautiful! The beginning ... is Ludwig Rellstab; in about 1870 the thirteen- horse, Of foreign lands, Curious story’, etc. and published for the first time in 2009 amid captivating. Your music is so unique, it grips part cycle – and particularly no. 7, Träume­ and the devil knows what else! In short, one great publicity and dilettantish din, would one, as if one were to drown in it, and then rei – began to attain almost unprecedented sees everything, and they are easy to play ...” probably have fitted in as well. Schumann again, it transports one into the most beau- popularity in the musical world, the appre- actually used the material in highly modified tiful dreams; I wish I could express how I ciation of the quality and distinctiveness Of the “some 30 droll little things”, the form in the Novellette op. 21/5 (bars 88 ff. often feel while playing.”

ENGLISH of these precious musical aphorisms being only other ones that are certainly known are and 231 ff.), representing further proof for increasingly obscured by a flood of some- those that Schumann published in the Bunte the close correlation of the two sets, for all Robert Schumann to Clara Wieck, times hazardous and tasteless arrangements, Blätter op. 99 in 1851 and in the Albumblätter their difference. March 17, 1839:

added texts, poetic outpourings, illustra- op. 124 in 1853. They comprise: Albumblatt II “Do you have the Scenes from Childhood, Höhe: 120 mm

tions and often absurd interpretations and op. 99/5, (Fata morgana in the autograph), Schumann’s move to Vienna, where then? How do you like them? Do lovely pic- ENGLISH analyses. Hans Pfitzner, known for his caus- Albumblatt IV op. 99/7 (Jugendschmerz in the he hoped to build a new life for himself tures come into your mind? Take the ‘Plead- tic polemic against contemporary music and autograph), op. 124/5 (Phantasietanz), op. and Clara, delayed the publication of ing child’, the ‘Child falling asleep’ and ‘The aesthetics, published a contestable interpre- 124/7 (Ländler), op. 124/9 (Impromptu), op. Kinderszenen until January/February 1838. poet speaks’ twice as slowly as you have so tation of Träumerei that was subsequently 124/10 (Waltz in E flat Major) and op. 124/18 That edition turned out to be so full of far taken them. That is really arrogant of me, contradicted by Alban Berg just as brilliantly (Botschaft). A sketch including the first ver- errors that a revised new edition was neces­ isn’t it? But I know you, Clarakins, and your and convincingly. The fact remains that we sion of op. 15/9 (Ritter vom Steckenpferd) sary; published in March, it was still not free fire!” do not know the full compositional and and the introduction to no. 6 (Wichtige Be- of errors and contained metronome mark- publishing background to the pieces. gebenheit), contains the complete score of ings added by another person. Schumann Clara Wieck to Robert Schumann, Ländler op. 124/7 dated October 20, 1837, did not correct them, although there was a 22/24 March 1839: On March 17, 1838, Schumann wrote as well as sketched introductions to other chance to do so in 1853. Clara Wieck had “To whom have you dedicated the Scenes from Leipzig to Clara Wieck in Vienna, pieces from the autumn of 1837 and the however been in possession of early copies from Childhood? They belong only to us where she was enjoying triumphant success year 1838, inviting the assumption that in which, together with the entire autograph two, don’t they, and they will not go out

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98.059_TS|Booklet_© 3.indd 18-19 Breite: 121 mm Breite: 121 mm 16.06.15 09:44 of my head, they are so simple, so cosy, so while writing them. And should you ask me für Musik of September 1839, but also wrote picture of children and was just as much a altogether ‘you’, and I cannot wait for morn- whether your thoughts here are also mine, I to Heinrich Dorn on September 5, 1839: “It matter of course for as it had been for his ing, so I can play them again ... How much think with rapture ‘Yes, they are.’ What I shyly is hard for me to imagine anything more literary models and teachers. your notes contain, and how perfectly I un- wrote will perhaps become reality for us. awkward and narrow-minded than what derstand each of your ideas, and want to Yes, my Clara, trust that we will be perfectly Rellstab has written about my Scenes from Partly due to the subtitle “Light pieces” immerse myself in you and your notes. Your happy if we always go on loving loyally, and Childhood. He seems to think I imagine a in the first edition, probably inserted to whole inner self is revealed in those scenes, if we always remain innocent and modest.” yelling child and then look for the notes. It promote sales, the Kinderszenen were often such touching simplicity in ‘Pleading child’ is vice versa. But I do not deny that I had lumped together with the Album für die for example! One sees the child as it pleads Schumann must have come down with a a number of children in mind while com- Jugend op. 68 (1848), which was indeed with little hands folded together, and then bump with the appearance of the review of posing. The titles naturally came later and written for educational purposes. This was ‘Child falling asleep’! One cannot close one’s Kinderszenen in the periodical Iris im Gebiete are really nothing other than little hints for particularly annoying because both works eyes in a more beautiful way. This piece has der Tonkunst of August 9, 1839 by Ludwig performance and interpretation. Rellstab still shared a single volume until fairly re- something so unique about it, something so Rellstab, an amateur music critic who at the sometimes really sees not much beyond cently. The Kinderszenen were intended nei- fantastic, I am still searching for the words. time was disgracing himself before posterity the basics and wants nothing but chords ...” ther for children nor for teaching, as Schu- The first piece ‘Of foreign lands and peoples’ with his simple-minded denigration of Cho- Apart from irrational analyses that give mann unequivocally stated in a letter to his has long been one of my favourites. I played pin’s works. He stated among other things: the “Kinderszenen” a preconceived form – faithful acolyte Carl Reinecke on October 6, it often, and you can feel yourself in the “... a child who does not have three hands even sonata form, though the background 1848: “The pieces in the ‘Scenes from Child-

ENGLISH strange countries in them. ‘The curious cannot play these little pieces (and even then, cogently refutes that – and fruitless discus- hood’ are altogether different [from those in story’ I love too, while ‘Blind man’s buff’ some would find the piece difficult). There sions over programmatic aspects, the refer- the ‘’ op. 68, originally is amusingly and quite extraordinarily de- are quite enough difficult positions and tran- ence to Romantic literature and aesthetics named ‘Christmas album’]. They are reflec-

picted. ‘Happy enough’ gave me such a sitions for any grown-up hand ... Finally and (E.T.A. Hoffmann, Jean Paul, Novalis, not to tions by an adult for adults, while the Christ- Höhe: 120 mm

tranquil feeling, and the change to F Major principally however, the intellectual con- be discussed in detail here) and to the idea of mas album contains rather pretences, ideas ENGLISH is so uplifting; do you also feel there as if tent of these little settings is by no means “childhood” is indisputable and of de­cisive and future states for young people.” you were consumed with happiness? I like for the child; it would have to be a child significance. “There is wonderful depth in playing ‘The important event’ and make it whose taste had already lost all innocence every child” is one of the early aphorisms Novelletten op. 21 very weighty; the second part is delectable. through the spiciest and most stimulating of Schumann, who related to children and ‘Dreaming’ – here I can just see you at the condiments. So we can only consider the young people more than any other major It is hard to imagine a greater contrast keyboard – it is a beautiful dream.” title ‘Scenes from Childhood’ to be one that composer – and not only because he later than that between the almost aphoristic describes the composer’s imagination, and became a happy father himself. The fact that Kinderszenen and the broadly executed Robert Schumann to Clara Wieck, his creation is assigned to children as little he placed “childhood” alongside nature, Novelletten. The first edition of Kinderszenen, April 4, 1839: as a pastorale is written for shepherds ...” religion and the world of the supernatural the cover graphically appealing with dec­ “I received your sweet letter about the Scenes in fairy tales and legends as the most im- orative frame, comprises 13 pieces on 18 from Childhood the day before yesterday. For his part, Schumann not only respond- portant projections of Romantic aesthetics, pages of music, whereas the Novelletten has How beguiled and dreamy I was myself ed with unusual vigour in his Neue Zeitschrift created a completely new, less rationalistic 8 pieces taking up 51 pages. Both bear the

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98.059_TS|Booklet_© 3.indd 20-21 Breite: 121 mm Breite: 121 mm 16.06.15 09:44 name Breitkopf & Härtel in Leipzig, Schu- tones, strictly limits each note like a key- from a larger movement that even more “The joy of existence is great, mann’s main publisher. The eighth Novel- board, together with the most noble inter- than here may leave the impression of a wild greater the pleasure of existing. lette, composed after the first seven pieces pretation; all in all, a simple and unpreten- and fantastic shadow play. The composer When you Zuleika were completed, lasts approximately as tious art which lends only the work and the does not want the music to be regarded as delight me madly, long as the first nine pieces of Kinderszenen creator brilliance.” a setting of the quotation; quite the reverse, throw your passion to me together. The two cycles nonetheless have for he found the words after completing the as if it were a ball, in common contrapuntally well-devised but The interpretation of “Novellette” as a music.” so that I can catch it, nonetheless very attractive piano writing “small novella” must naturally not be over- throw back to you that derived partly from Schumann’s inten- looked here; as Schumann informed Joseph On April 20, 1838, Schumann sent the my devoted self: sive Bach studies in the previous years. In Fischhof on April 3, 1838: “Much will ap- virtuosic and blustery second Novellette in that is a moment! the Novelletten it is heightened to virtuosic pear shortly. I have never written so much (Extremely fast and with bravura) to And then I am torn from you concerto style, with often experimental har- from the heart as of late – three volumes of the outstanding pianist Franz Liszt, whom he now by the Frank, now by the Armenian.” mony and sometimes veiled keys, and close my Novelletten (lengthy related adventur- admired and who later often performed and links with literature and Clara Wieck. ous tales).” On June 30, 1839 he wrote to defended in print Schumann’s revolutionary The first two stanzas of the poem Suleika the composer and staff member of the Neue piano works, which were esteemed mainly read: Schumann wrote to Clara on February Zeitschrift für Musik Hermann Hirschbach: by connoisseurs and colleagues. Schumann 6, 1838: “I have composed an awful lot for “Four volumes of my Novelletten have now headed the main section “Saracen” and the “How with most ardent ease,

ENGLISH you in the last three weeks – amusing things, appeared, connected by deep feeling and intermezzo in A Major “Zuleika”, referring song, I sense your meaning! Egmont tales, family scenes with fathers, a written with great pleasure, generally gay to two poems from the West-östlicher Divan You seem lovingly to say wedding, in short, extremely friendly stuff – and flippant, all except for one, in which I re- by Goethe, whom he revered. He copied the that I am beside him,

and called the whole Novelletten because turn to reason.” Two of the Novelletten have poems in a letter to Clara of April 20, 1838, Höhe: 120 mm

you are Clara and Wiecketten does not an explicit literary reference. Schumann ini- for some reason omitting to refer to the sec- That he always thinks of me, ENGLISH sound good enough.” The last remark, one tially published the third Novellette, marked ond Novellette but including the remark: the bliss of his love of Schumann’s typical puns, alludes to the “Rapidly and wildly” and headed Intermezzo “It is the finest that German literature has yet always given to the distant one, English soprano Clara Novello (1818–1908), (Macbeth in the diary) in the Neue Zeitschrift produced.” Schumann naturally saw in the who consecrates a life to him.” who was also highly esteemed by Men- für Musik in May 1838 in the second book of separated lovers Saracen and Zuleika, who delssohn, was only a year older than Clara musical supplements for that year, famously inspired one another and communicated Schumann set the latter text as a song and was at that time being celebrated at the prefacing it with the words “When shall we with the aid of poetry just as he and Clara in February 1840 and published it as no. 9 Gewandhaus concerts. Schumann wrote of three meet again, / In thunder, lightning or did with the aid of music, a reflection of his in Myrthen op. 25 as a special gift to Clara the daughter of the English publisher and in rain?” from the witches’ scene in Shake- own life and activity. The extract from Buch for their wedding on September 12, 1840. Mozart admirer Vincent Novello as follows: speare’s tragedy Macbeth. In an annotation, Suleika which Schumann called Sarazene be- It is surely no coincidence that both the “Nothing has done me so much good for he wrote: “The last piece [in the collection] gins with the following words: song and the intermezzo of the Novellette years as her voice, which knows and mas- explains and excuses the motto from ‘Mac- are in A Major and contain the same raptur- ters every register, is full of the most tender beth’ in several respects, being a fragment ously delicate musical expression. Bernhard

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98.059_TS|Booklet_© 3.indd 22-23 Breite: 121 mm Breite: 121 mm 16.06.15 09:44 R. Appel justifiably warns: “Regardless of After a defiantly effervescent March (no. 1), lyrically and is marked “Simply and melo- Florian Uhlig the literary and extra-musical references dance character dominates. No. 6 in A diously” in the section called Fortsetzung the composer has pointed out himself, the Major (Very lively, with much humour) is (continuation) and reappears in octaves in “Florian Uhlig plays in masterly fashion. His ‘Novelletten’ are not intended to be under- called “Ecossaissending” [Scotch dance the final section (Gradually more lively) in interpretations bear comparison with the stood as illustrative or programmatic com- thing] in the diary on January 29, 1838, no. dramatically heightened form. This is one of best. This astonishingly original CD is a real positions. In this early work, Schumann was 5 in D Major (Madly and in festive manner) is many examples of the unparalleled artistic event.” (Süddeutsche Zeitung) much rather endeavouring to break loose described on March 12 as “polonaise for the partnership which Schumann shared with from traditional formal schemes by taking Novelletten”, no. 4 in D Major (In the manner Clara, nine years his junior, and which is un- That was the assessment published by the cue from narrative ideas. While extra- of a ball. Very cheerfully) turns out to be a spe- fortunately sometimes still denied or called the doyen of music critics, Joachim Kai- musical references are hinted at, they serve cial kind of capricious waltz. Reference has al- into question owing to malicious ignorance ser, of the recording of Beethoven’s piano mainly to legitimize unconventional formal ready been made to no. 3 with the “Macbeth and militant feminism. variations released on the hänssler CLASSIC concepts.” intermezzo”, a weird witches’ dance framed label in 2009. Since then, Florian Uhlig has by a capriccio marked “Lightly and with Schumann counted the Novelletten recorded some 15 other releases on the Like all Schumann’s cycles, the Novellet- humour”. No. 7 in E Major has the character among his best works in letters to Carl Koss­ same label, all of which have received high ten follow a logical key sequence, but here of a scherzo, as does op. 99/9, a Novellette maly of May 5, 1843 and January 1844; praise in the international journals and won it is somewhat less strict, with major keys in B Minor, which is dated 1838 in the first unlike Carnaval op. 9 and Kreisleriana op. awards (e.g. German Record Critics’ Prize): dominating in a manner unusual to him: edition and may be presumed to have formed 16, the pieces were never intended to be complete works for piano and orchestra of

ENGLISH no. 1 F Major, no. 2 D Major, no. 3 D Ma- part of op. 21 and removed before publica- performed as a complete cycle. Schumann Robert Schumann and Dmitri Shostakovich, jor, no. 4 D Major, no. 5 D Major, no. 6 A tion; it would have fitted well into the scheme himself wrote to Clara as follows on Decem- piano concertos by Ravel, Poulenc, Françaix, Major, no. 7 E Major, no. 8 F sharp Minor of keys and structure of the Novelletten. ber 1, 1839: “You would achieve the best Debussy and Penderecki, and Ravel’s and

– D flat Major – F sharp Minor – D Major – effect with the second in D, to be sure. It Schumann’s complete works for solo piano. Höhe: 120 mm

B flat Major – D Minor – B flat Major – D The last Novellette is exceptional in that has beginning and end, develops well, so 15 CDs are scheduled for the Schumann ENGLISH Major. In contrast to the Kreisleriana op. 16, it functions as a finale, is about as long as that the audience can follow, and also has a cycle, 8 of which have already been released. composed immediately afterwards, the lyri- nos. 3, 6 and 7 combined and returns to good melody in the trio.” Beginning in 1868, cal moments of repose are absent, as to a elements of the foregoing material; it is a Clara Schumann played only the first two Florian Uhlig was born in Düsseldorf large extent are the extreme minor key de- complex, extensive scherzo with two trios. pieces; later nos. 4 and 8 enjoyed some pop- and gave his first piano recital at the age of pressions, in keeping with the euphoric The orchestrally conceived second trio (with ularity as well. Schumann’s title “Novellette” twelve. He studied in London at the Royal mood in which Schumann found himself at horn writing) unexpectedly echoes “Voice was adopted by his friends and propagand­ College of Music and the Royal Academy of the time. In spite of the painful separation from afar” in an augmented but unmistak- ists Niels Wilhelm Gade (op. 29, for piano Music, finishing with the concert diploma. from Clara, he felt certain that he would be able quotation from Clara Wieck’s Notturno trio), Theodor Kirchner (op. 29, for piano) He was also influenced by working with able to marry her in the foreseeable future – in D Minor, the second piece in the Soirées and Carl Reinecke (op. 226, for piano), and Peter Feuchtwanger and by his research neither of them could guess that the status musicales op. 6, published in December continued to be used by Zdenek Fibich and towards a PhD thesis at the University of quo would continue two-and-a-half years 1836 and the most mature work to date by Francis Poulenc in the twentieth century. London on the role of the performer in the longer. the young pianist and composer. It develops Joachim Draheim context of musical genre. Florian Uhlig rec-

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98.059_TS|Booklet_© 3.indd 24-25 Breite: 121 mm Breite: 121 mm 16.06.15 09:44 onciles contradictions in an unusual manner. Festival, the Mecklenburg-Vorpommern Fes- On the one hand, he is rooted in the German tival, France Musique Paris, the Schles­wig- mu­sical tradition, which is associated with Holstein Music Festival, the Schwetzingen seriousness, style and structure, while on Festival and the Vienna Festwochen. the other, his many years in London have led him to develop more of an individual In addition to his solo activities Florian approach to musical works than is usual on Uhlig is much in demand as a chamber the “continent”: pointed liberties, eccentric musician and lieder pianist. He was the last combinations of repertoire and curi­osity partner of the legendary baritone Hermann about rare works. Prey.

Florian Uhlig made his orchestral debut Florian Uhlig founded the Johannesburg in 1997 at the Barbican in London. He has International Mozart Festival in South Africa since then been active at leading concert in 2009. As Artistic Director, he has since halls across the world, performing with then guided the fortunes of the two-week Aufnahmedatum/Recording dates: orchestras like the BBC Symphony Orches- music festival, which presents symphony 07.–09.11.2014 tra, the Beijing Symphony Orchestra, the and choral concerts as well as chamber and Aufnahmeort/Place of recording: ENGLISH Deutsche Radio Philharmonie, the Dresden solo recitals featuring top-class ensembles Menuhin Hall, Yehudi Menuhin School, Philharmonic, the Hong Kong Sinfonietta, and artists, additionally exerting important Stoke d’Abernon, Cobham, Surrey, Großbritannien the Polish Radio Symphony Orchestra, the influences in the fields of interdisciplinary Executive Producer: Dr. Sören Meyer-Eller

Simón Bolívar Youth Orchestra of Venezuela, projects, contemporary music, the promo- Höhe: 120 mm Tonmeister/Producer and Editor: Mike Purton the Taiwan National Symphony Orches- tion of young artists and social integration. tra, the Bavarian Radio Chamber Orchestra, Tontechniker/Recording Engineer: Tony Faulkner the Stuttgart Chamber Orchestra and the Beginning with the summer semester of Vienna Chamber Orchestra. He has worked 2014, Florian Uhlig was appointed Professor Konzeption und Texte/Concept and Texts: with conductors like Krzysztof Penderecki, of Piano at the Musikhochschule Carl Maria Dr. Joachim Draheim Josep Caballé Domenech, Claus Peter von Weber in Dresden. He holds master Instrument: Steinway D Flor, Eivind Gullberg Jensen, Kristjan Järvi, classes in Germany, Great Britain, Canada, Foto/Photo: Marco Borggreve Michael Sanderling and Gerard Schwarz. Hong Kong, South Korea, China and Swit- English translation: zerland. Janet und Michael Berridge Florian Uhlig has performed at the Coverdesign: Mayerle Werbung Beethoven Festivals of Bonn and Warsaw, Florian Uhlig was accorded Associateship Grafik (Innenseiten): Wolfgang During Lorin Maazel’s Castleton Festival, the Men- of the Royal Academy of Music in May 2015. hänssler CLASSIC uhin Festival in Gstaad, the Hong Kong Arts Endredaktion/Final editing: ] ] ] 26

98.059_TS|Booklet_© 3.indd 26-27 Breite: 121 mm Breite: 121 mm 16.06.15 09:44