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2. Carl-Loewe-Festtage

26. November – 28. November 2004 in Löbejün

Programmschrift

Veranstalter: Stadt Löbejün Internationale Carl-Loewe-Gesellschaft e.V.

Carl-Loewe-Denkmal in Löbejün

IMPRESSUM

Herausgeber: Internationale Carl-Loewe-Gesellschaft e.V. (ICLG) Carl-Loewe-Forschungs- und Gedenkstätte im Carl-Loewe-Haus Am Kirchhof 2 D-06193 Löbejün

Tel.: 034603-7 11 88 Fax: 034603-7 11 89 E-Mail: www.carl-loewe-gesellschaft.de Internet: [email protected]

Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 10.00 Uhr – 16.00 Uhr (und nach Vereinbarung)

Redaktion und Gestaltung: Christian G. Ebert Andreas Porsche Dr. Wolfgang Rathgen

Fotonachweis: Carl-Loewe-Archiv der Carl-Loewe-Forschungs- und Gedenkstätte Konzert- und Künstleragenturen Dr. Wolfgang Rathgen

Druck und Verarbeitung: Schäfer Druck & Verlag GmbH Gewerbegebiet Am Dachsberg Kochstedter Weg 3 06179 Langenbogen

Titelbild: Carl Loewe nach einem Gemälde von Most

2 ZUM GELEIT

„Ja das ist ein ernster, mit Bedeutung, die schöne Musik und Sprache behandelnder, nicht hoch genug zu ehrender Meister echt und wahr …!“ über Carl Loewe

Nach der erfolgreichen Premiere im Jahre 2002 werden zu den von der Internationalen Carl-Loewe-Gesellschaft e.V. (ICLG) und der Stadt Löbejün gemeinsam veranstalteten 2. Carl-Loewe-Festtagen erneut namhafte Künstler und Orchester in der Geburtsstadt des bedeutenden Komponisten der Romantik Carl Loewe (1796-1869) erwartet. Als Ehrengast der Festtage erhält Kammersänger Prof. Dr. Dietrich Fischer-Dieskau in Würdigung für sein Lebenswerk und als herausragender Loewe-Interpret die Ehrenmitgliedschaft der Internationalen Carl-Loewe-Gesellschaft e.V. Carl Loewe gehörte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zweifellos zu den herausragendsten und geachtetsten Komponistenpersönlichkeiten seiner Zeit. In die Musikgeschichte eingegangen ist er jedoch als der unerreichte Meister der Balladenkomposition, als "Deutschlands Balladenkomponist". Das zu Loewes vielseitigem Schaffen neben den rund 500 Balladen und Liedern auch zahlreiche Oratorien, Opern, Sinfonien, verschiedene Klavierkompositionen, Chormusik und kammermusikalische Werke zählen, ist vielen unbekannt. Das hochkarätige Programm der diesjährigen Carl-Loewe-Festtage mit musikalischen Raritäten abseits der Balladen bietet eine interessante Entdeckungsreise durch das Œuvre des Komponisten. Im Eröffnungskonzert erfolgt als kleine Sensation nach 170 Jahren die weltweit erste Wiederaufführung der von Loewe 1834 vollendeten e-Moll-Sinfonie. Dazu wurde im Auftrag der ICLG in Tübingen die nur als Autograph vorliegende Partitur neu editiert und das Aufführungsmaterial erstellt. Daneben werden Ausschnitte aus Carl Loewes großem Oratorium op. 30 „Die Zerstörung von “ erklingen. Als Festspielorchester fungiert wie 2002 die Anhaltische Philharmonie Dessau unter Leitung von GMD Golo Berg. Den Höhepunkt der Festtage stellen im Festakt am Samstag die Ausführungen von Dietrich Fischer-Dieskau als künstlerische Reflexionen über Carl Loewe als Meister der Ballade mit musikalischen Beispielen dar. Umrahmt wird dieses Programm von selten gespielten Klavierwerken Carl Loewes, dargeboten von den Pianisten Nobuko Nagaoka und Peter Braun-Feldweg. Als Abschluss der Festtage präsentiert Dieter Mann, einer der bekanntesten Schauspieler des deutschsprachigen Theaters in einer Matinee die „Fülle des Wohllauts“ (ein Kapitel aus Thomas Manns 1924 veröffentlichtem Roman „Der Zauberberg“) als Solostück für einen Erzähler und viel Musik. Darüber hinaus stellt ICLG-Ehrenpräsident und Loewe-Biograph Dr. Henry Joachim Kühn in einer Autorenlesung den zweiten Band der Schriftenreihe „Veröffentlichungen der Internationalen Carl-Loewe-Gesellschaft e.V.“ mit Ausführungen zur Geschichte der Löbejüner Loewe-Vereinigungen vor. Neben weiteren Programmpunkten wie einem thematischen Stadtrundgang durch Löbejün „Auf den Spuren von Carl Loewe“, Führungen durch das Carl-Loewe-Haus, einer Carl-Loewe-Ehrung am Denkmal des Komponisten, etc. dürfen sich die Besucher

3 der Festtage auf interessante persönliche Kontakte und anregende Gespräche mit dem internationalen Publikum und den Mitgliedern der Österreichischen und Japanischen Carl-Loewe-Gesellschaft freuen.

Allen Besuchern und Gästen wünsche ich eindrucksvolle und bewegende Festtagserlebnisse sowie einen angenehmen Aufenthalt in der Carl-Loewe-Stadt Löbejün.

Andreas Porsche Präsident der Internationalen Carl-Loewe-Gesellschaft e.V.

Grußwort des Schirmherren der 2. Carl-Loewe-Festtage in Löbejün Prof. Dr. Jan-Hendrik Olbertz, Kultusminister des Landes Sachsen-Anhalt

Liebe Musikfreunde, ich freue mich, dass die positive Resonanz der 1. Carl Loewe Festtage die Veranstalter motiviert hat, mit den diesjährigen Festtagen eine Kontinuität in die Präsentation des Schaffens von Carl Loewe im Rahmen von Festtagen zu bringen. Das geschieht zur Freude der Musikliebhaber nicht nur in Sachsen-Anhalt. In diesem Jahr präsentiert das Programm den Komponisten nicht nur als Schöpfer der bekannten Balladen, sondern als einen beachtlichen Tonkünstler seiner Zeit, der das ganze Spektrum musikalischer Formen beherrschte. Im Eröffnungskonzert können wir mit der Anhaltischen Philharmonie Dessau nach 170 Jahren erstmals wieder die Aufführung einer der bekannten Sinfonien Carl Loewes erleben. Renommierte Künstler wie Kammersänger Dietrich Fischer- Dieskau oder Dieter Mann sind während der Festtage mit Interpretationen von Loewes Werken zu erleben. Das unterstreicht den hohen künstlerischen Anspruch in der Pflege und Präsentation seines Schaffens und verspricht uns interessante Höhepunkte bei den diesjährigen Festtagen.

Ich wünsche den 2. Carl Loewe Festtagen viel Erfolg und hoffe, dass unsere Gäste davon berichten werden und wir viele von ihnen auch in den nächsten Jahren wieder in Löbejün begrüßen können.

Prof. Dr. Jan Hendrik Olbertz Kultusminister des Landes Sachsen- Anhalt

4 GRUßWORT des Präsident des sachsen-anhaltischen Landtages Prof. Dr. Adolf Spotka zu den 2. Carl-Loewe-Festtage in Löbejün

Die Carl-Loewe-Feststage in Löbejün sind dem bedeutendsten deutschen Balladenkomponisten und der Pflege seines musikalischen Erbes gewidmet. Loewe, der zu Lebzeiten ungeheuer populär war, gilt heute leider manchen Kritikern unverständlicherweise nur noch als „Kleinmeister“. Doch hier scheitert der Begriff kläglich, denn Loewe schuf Unvergängliches. Die Ausdruckskraft und melodische Qualität seiner Balladen sind für den renommierten Musikwissenschaftler Kurt Pahlen „kaum je erreicht, auch von Schubert ganz selten übertroffen“. Und doch stand und steht Loewe im Schatten des ein Jahr jüngeren Franz Schuberts und des 1810 geborenen Robert Schumanns, deren Liederzyklen, die von den Aufschwüngen und Abgründen der Menschenseele tönend erzählen, zu den Höhepunkten der deutschen Klassik und Romantik zählen und als Inbegriff der Liedkunst schlechthin gelten. Carl Loewe bevorzugte hingegen die Ballade für Singstimme und Klavier - die Erzählform der „kleinen Oper“. Hier schuf er Bleibendes. Seine Harmonik, sein anschauliches Erzählen, seine dramatisierende Wucht und seine künstlerische Bändigung sind den großen Romantikern Weber und Marschner ebenbürtig. Mindestens ein Dutzend seiner Balladenvertonungen gelten als kongenial und als eindrucksvolles Zeugnis einer Seelenverwandtschaft von Dichter und Komponist. Nicht zufällig war der große Operndramatiker Richard Wagner einer der lebhaftesten Bewunderer der nordisch-heldischen Balladen Loewes, etwa „Elvershöh“. Es fällt deshalb sehr schwer, zu begreifen, warum Loewes Balladen heutzutage als „unmodern“ gelten und aus den Konzertsälen nahezu verschwunden sind. Um so verdienstvoller sind die Loewe-Interpretationen von Ks. Prof. Dr. Dietrich Fischer- Dieskau, und , denn Loewe verdient es, von einem breiten, musikinteressierten Publikum wiederentdeckt zu werden, und das gilt nicht nur für den Balladenkomponisten. In diesem Sinne wünsche ich den zweiten Carl-Loewe-Festtagen viel Erfolg. Freuen wir uns gemeinsam auf erlebnisreiche Konzertveranstaltungen, die dem umfangreichen Oeuvre eines bedeutenden Komponisten der deutschen Romantik gewidmet sind, dessen beeindruckendes und vielfältiges Schaffen es verdient, deutlicher und gerechter gewürdigt zu werden.

Prof. Dr. Adolf Spotka Präsident des sachsen-anhaltischen Landtages

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GRUßWORT des Bürgermeisters Thomas Madl, MdL zu den 2. Carl-Loewe-Festtagen in Löbejün

Löbejün ist eine wunderschöne Stadt. Ihre städtebaulichen Kostbarkeiten, die vielen Baudenkmäler, der fast vollständig erhaltene Altstadtkern mit seinen faszinierenden Dachlandschaften und vielfältigen Blickbe- ziehungen prägen unsere Stadt. Aber Löbejün ist auch, und das nicht nur unter Insidern, für ihre kulturellen und musikalischen Angebote bekannt. Mit den ersten Carl-Loewe-Festtagen im Jahre 2002 wurde das Musikangebot im Lande Sachsen-Anhalt um einen musikalischen Höhepunkt erweitert. Um so mehr freut es mich als Bürgermeister, Sie in diesem Jahr zu den 2. Carl-Loewe-Festtagen begrüßen zu dürfen. Seien Sie aufs Herzlichste in der Geburtsstadt des großen deutschen Komponisten der Romantik, Carl Johann Gottfried Loewe, begrüßt. Dank der unermüdlichen und ausschließlich ehrenamtlichen Arbeit der Internationalen Carl-Loewe-Gesellschaft e. V. ist es möglich geworden, diese 2. Festtage zu organisieren. Namhafte Künstler, wie Kammersänger Prof. Dr. Dietrich Fischer-Dieskau, Ks. Rainer Büschnig, Reinhardt Ginzel, Regina Klepper, Erik Frithjof, Nobuko Nagaoka, Peter Braun-Feldweg und die Anhaltische Philharmonie unter Leitung von Generalmusikdirektor Golo Berg versprechen nicht nur einen musikalischen Hochgenuss, sondern machen diese Festtage zu dem kulturellen Highlight und zu einem Ereignis, welches weit über die Grenzen der Stadt und des Landes Sachsen- Anhalt Interesse geweckt hat. Über dieses internationale Interesse freue ich mich sehr, und begrüße deshalb auch und ganz besonders unsere Gäste aus Japan, Österreich, England und Frankreich aufs Herzlichste. Mit den 2. Carl-Loewe-Festtagen als Gemeinschaftsveranstaltung der Internationalen Carl-Loewe-Gesellschaft e. V. und der Stadt Löbejün wollen wir das kulturelle Erbe, das musikalische Schaffen und die Person Johann Gottfried Carl Loewe über die Grenzen seiner Geburtsstadt hinaus bekannt machen. Wir wollen fortführen, was mit der Gründung der Loewe-Vereine 1882 in Berlin und 1888 in Löbejün begonnen wurde. Mit den Festtagen soll dem großen deutschen Balladenkomponisten der ihm gebührende Platz in der Musiklandschaft eingeräumt werden.

Als Bürgermeister von Löbejün wünsche ich mir, dass die Festtage ein bleibendes Erlebnis zur Freude aller Musikliebhaber werden und als Landtagsabgeordneter von Sachsen-Anhalt wünsche ich mir, dass die Festtage zu einem festen Bestandteil in der Musiklandschaft des Landes Sachsen-Anhalt werden mögen.

6 In diesem Sinn wünsche ich Ihnen viel Freude und im Übrigen ist Löbejün auch außerhalb der Festtage einen Besuch wert.

Thomas Madl, MdL

GRUßWORT DES EHRENMITGLIEDS der ICLG e.V.

7 GRUßSCHREIBEN DER JAPANISCHEN CARL LOEWE GESELLSCHAFT ZU DEN 2. CARL-LOEWE-FESTTAGEN 2004 IN LÖBEJÜN

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GRUßWORTE von Christian G. Ebert – Bariton Künstlerischer Leiter der 2. Carl-Loewe-Festtage 2004

FÖRDERN, WAS ES WERT IST UND SCHWER HAT!

Wir alle wissen, dass das Aufbauen eines klassischen Kultur- Events mühsamer ist, als es abzubauen. Die E.-Musik hat es beim breiten Publikum schwer, sich Gehöhr zu verschaffen. Dass es dennoch immer wieder Festivals von außergewöhnlichem Wert wie unsere Carl-Loewe-Festtage gibt, signalisiert Mut. Die Festtage, die mit ihrem kleinstädtischen Umfeld 2002 ins Leben gerufen wurden, beweisen, dass Kultur in einer Kleinstadt nicht provinziell sein muss. Noch mehr als in den Zentren der Kultur kommt es hier darauf an, Überzeugungsarbeit zu leisten, um Sponsoren, Publikum, Politiker und vor allen die Löbejüner Bürgerinnen und Bürger zu überzeugen: nur wenn ökonomisch magere Jahre kulturell fett sind, werden auch wieder ökonomisch fette Jahre folgen.

Von der Sinfonie über Kammermusik und Oratorium bis zum Schauspiel führt der Weg dieser Festtage, und ich würde mich sehr freuen, wenn durch unsere Konzerte bei Ihnen Interesse für unseren Komponisten geweckt würde, um sagen zu können:

„Carl Loewe - den kenne ich!“

Christian G. Ebert – Bariton Künstlerischer Leiter der 2. Carl-Loewe-Festtage 2004

10 2. Carl-Loewe-Festtage 2004 in Löbejün Programmübersicht

Seite ERÖFFNUNGSKONZERT Freitag, 26. November 2004 Eintritt 20,- € 12 19.30 Uhr, Stadthalle „Historisches Stadtgut“

CARL-LOEWE-EHRUNG (Kranzniederlegung) Sonnabend, 27. November 2004 öffentlich 26 10.00 Uhr, Carl-Loewe-Denkmal/Marktplatz

STADTRUNDGANG (Auf den Spuren von Carl Loewe) Sonnabend, 27. November 2004 Eintritt frei 26 10.30 Uhr, Carl-Loewe-Denkmal/Marktplatz (Treffpunkt)

MITGLIEDERVERSAMMLUNG der ICLG Sonnabend, 27. November 2004 öffentlich 27 14.00 Uhr, Stadthaus, Am Kirchhof 1

BUCHPRÄSENTATION UND AUTORENLESUNG Sonnabend, 27. November 2004 Eintritt frei 28 16.00 Uhr, Carl-Loewe-Haus, Am Kirchhof 2

FESTAKT Sonnabend, 27. November 2004 Eintritt 20,- € 29 19.00 Uhr, Stadthalle “Historisches Stadtgut”

FÜLLE DES WOHLLAUTS Sonntag, 28. November 2004 Eintritt 15,- € 36 10.30 Uhr, Carl-Loewe-Haus, Am Kirchhof 2

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Freitag, 26.November 2004

19.30 Uhr, Stadthalle „Historisches Stadtgut“

ERÖFFNUNGSKONZERT

Fanfare „Ruf in Gedanken an Carl Loewe“ nach „Prinz Eugen, der edle Ritter“ op. 92 von Gotthold Müller

Begrüßung und Eröffnung der Festtage durch den Bürgermeister der Stadt Löbejün Thomas Madl, MDL

CARL LOEWE (1796 – 1869) Overtüre aus – Die Zerstörung von Jerusalem

Festvortrag: Prof. Dr. Jan-Hendrik Olbertz, Kultusminister Sachsen-Anhalt

CARL LOEWE (1796 – 1869) Sinfonie e-Moll Wiederaufführung nach 170 Jahren 1. Larghetto, Allegro 2. Larghetto 3. Scherzo molto 4. Allegro non tanto

PAUSE

CARL LOEWE (1796 – 1869) Ausschnitte aus dem Oratorium - Die Zerstörung von Jerusalem – Großes Oratorium von GUSTAV NICOLAI Musik von CARL LOEWE, op. 30

1. Rezitativ und Arie (FLORUS) Unwürdig Volk 2. Rezitativ und Arie (BERENICE) Lass durch Tränen dich erweichen 3. Rezitativ und Duett (BERENICE/AGRIPPA) Weh! Das Volk! Es steinigt seinen König

12 4. Rezitativ und Arie (PHANNIAS) Ihr Söhne Abrahams seid einig 5. Marsch 6. Arie (FLAVIUS) Gefangen steh´, ein Jud´, ich in der Feinde Mitte 7. Arioso (ANAKLETUS) Beharret fromm in dem Gebete 8. Rezitativ, Arie, Arioso (FLAVIUS) Hört mich ihr Männer von Jerusalem Ach, ihr bleichen Schatten klaget Du undankbares Vaterland (Andante maestoso) 9. Finale (gekürzt) Die Mauer sinkt

Ausführende: ANHALTISCHE PHILHARMONIE DESSAU

Solisten: REGINA KLEPPER, Sopran BERENICE, Schwester Agrippas REINHART GINZEL, AGRIPPA, König der Juden ANAKLETUS, Bischof von Jerusalem Ks. RAINER BÜSCHING, Bass PHANNIAS, Hohepriester ERIK FRITHJOF, Bariton JOSEPHUS FLAVIUS, jüdischer Feldherr GESSIUS FLORUS, römischer Statthalter

Dirigent: GMD GOLO BERG

Wir bitten freundlichst, zwischen den Sätzen der Sinfonie und Arien nicht zu applaudieren.

(Das Eröffnungskonzert wird aufgezeichnet von DeutschlandRADIO Berlin und MDR-Kultur. Die Ausstrahlung des Konzertes erfolgt durch  DeutschlandRADIO Berlin am Mittwoch, d. 1. Dezember 2004 um 20.03 Uhr  MDR Figaro am Dienstag, d. 21. Dezember 2004 um 20.00 Uhr)

13 CARL LOEWE: Sinfonie e-Moll (1834)

Dass Carl Loewe neben seinen Liedern, Balladen und Oratorien auch Klavier- und Kammermusik, ja sogar je zwei Sinfonien und Klavierkonzerte kompo- nierte, ist noch immer nur einem kleinen Kreis von Spezialisten bekannt. Die Gründe dafür sind leicht zu benennen. So hatten es auch die besten und ange- sehensten Meister der 1830er Jahre schwer, sich mit ihren Sinfonien gegen die bereits etablierten Werke Beethovens durchzusetzen. Im Jahre 1872 schrieb dazu der gleichermaßen angesehene wie gefürchtete Musikkritiker Herrmann Hirschbach in dem Die Instrumental-Compositionen der letzten zehn Jahre über- schriebenen Aufsatz: „Können wir nun freilich noch immer nicht über die Quantität klagen, so hat sich doch beinahe keine einzige neuere Sinfonie einen festen Platz neben den Beethoven´schen erwerben können, weder von Spohr noch von Lachner, noch von Onslow oder Kalltwoda.“ In Falle von Carl Loewe bleiben zudem viele der großbesetzten Werke (wohl vor allem aus Kostengründen) ungedruckt; selbst die im Druck erschienenen lassen sich nurmehr in wenigen Bibliotheken finden. Sowohl von den Sinfonien als auch von den Klavierkonzerten lag lediglich handschriftliches Material vor – was einer weiten Verbreitung eindeutig im Wege stand. Will man heute eine dieser Kompositionen zur Aufführung bringen, dann muß dafür überhaupt erst das notwendige Stimmenmaterial hergestellt werden1 - und das ist nicht nur eine aufwendige Angelegenheit für den Notensetzer, sondern es bedarf auch der vorsichtig redigierenden Hand eines Herausgebers2 (denn Loewe unterliefen bei der Niederschrift des Werkes einige mehr oder weniger offenkundige Schreibfehler und Irrtümer). Die nach Loewes eigener Datierung am 15. Dezember 1834 abgeschlossene Sinfonie e-Moll ist vermutlich im folgenden Jahr in Stettin uraufgeführt worden. Zumindest einige Bleistifteintragungen im Autograph weisen auf eine ent- sprechende Nutzung der Partitur hin; ein genaues Datum konnte allerdings bisher nicht ermittelt werden. Für diese Aufführung wurde auch das dafür benötigte (heute jedoch verschollene) Stimmenmaterial angefertigt, wie aus einem Brief an den Berliner Verlag Bote & Bock vom 26. Oktober 1843 her- vorgeht. Loewe legte dem Schreiben, wie aus dem Wortlaut hervorgeht, eine (heute ebenfalls verschollene) Abschrift der Partitur bei: „Euer Wohlgeboren erhalten anbei eine Partitur meiner e-moll Sinfonie, davon wir schon mündlich verabredet habe. Sie wollten Schritte thun, sie aufführen zu lassen, und können die Partitur zu diesem Zwecke nach Ihrem Ermessen so benutzen, daß Sie für die Rückgabe stehen. Sollten Sie die

1 Dr. Stefanie Steiner 2 Dr. Michael Kube

14 Stimmen anwenden wollen, so ist das Werk ganz correct ausgeschrieben vorräthig und steht Ihnen zu Dienste.“ Ob weitere Aufführungen zustande kamen, ist nicht bekannt. Der Aufbau der Sinfonie e-Moll entspricht der in den 1830er Jahren noch üblichen Satzfolge: Dem Kopfsatz (hier: mit Einleitung) folgt ein Larghetto; dem raschen, mitunter tänzerischen Scherzo folgt ein gewichtiges Finale, bei dem Loewe im ersten Orchester-Tutti auf das Oktavmotiv der einleitenden Takte des Kopfsatzes zurückgreift. Bemerkenswert ist darüber hinaus die sich zum Teil überaus dramatisch gebende Instrumentation – dies betrifft auch das zunächst choralartig eingeführte, später hymnisch überhöhte zweite Thema des Finales.

Michael Kube

STEFANIE STEINER

Dr. Stefanie Steiner, geboren 1970 in Arnberg, Studium der Fächer Musikwissen-schaften, Germanistik und Philosophie an der Universität Regensburg und der Scuola di Paleografia e Filologia Musicale Cremona. Magister Artium 1994 in Regensburg mit der Arbeit über Paul Hindemiths Lieder op. 18; Promotion Ende 1999 an der Technischen Universität Dresden mit einer Arbeit über Groß besetzte nicht- szenische »weltliche« Vokalmusik im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts. Nach freiberuflicher Tätigkeit (u. a. in der Erwachsenenbildung und im Verlags- wesen) seit Mai 2001 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Max –Reger-Institut, Karlsruhe (DFG-Projekt Reger-Werk-Verzeichnis). Veröffentlichung: Zwischen Kirche, Bühne und Konzertsaal. Von Haydns »Schöpfung« bis zu Beethovens »Neunter«, Kassel Bärenreiter, 2001.

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MICHAEL KUBE

Dr. Michael Kube , geboren 1968 in Kiel; studierte Musik- wissenschaften, Kunstgeschichte und Volkskunde an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. 1996 Dr. phil. Mit einer Arbeit über Hindemiths frühe Streichquartette. Langjähriger freier Mitarbeiter der Kieler Nachrichten, verschiedener Rund- funkanstalten, Konzertreihen, Festivalsund Labels; seit 1998 freier Mitarbeiter der Zeitschrift Fono Forum. Seit 1997 Vorsitzender der Internationalen Allan Pettersson Gesellschaft und Heraus- geber des Allan Pettersson Jahrbuchs, seit Herbst 1998 geschäftsführender wissen- schaftlicher Mitarbeiter an der neuen Schubert-Ausgabe (Tübingen); seit Herbst 2002 geschäftsführendes Mitglied der Editionsleitung. Seit 2002 gemeinsam mit Siegfried Oechsle Editionsleiter der Denkmäler norddeutscher Musik (Kiel); ebenfalls seit 2002 Generalherausgeber von Katzbichlers Kammermusik-Bibliothek (Musikverlag Katzbichler, München). Verschiedene Lehraufträge an den Universitäten in Karlsruhe und Tübingen. Stipendiat der Dr. Helmut Robert Gedächtnisstiftung und der Pro Musica Viva Maria-Stecker-Daelen-Stiftung.

CARL LOEWE: Die Zerstörung von Jerusalem, Oratorium, Op. 30 LOEWES ERFOLGREICHSTE OPER?

Das Handlungsgeschehen der musikalischen Szenen.

Die Handlung basiert auf den Ereignissen der zweiten Zerstörung durch Titus, den Sohn des Kaisers Titus Flavius Vespasianus, im Jahr 70 nach Chr. Vorausgegangen war ein vierjähriger Aufstand der Juden, die sich gegen die römischen Forderungen nach Einrichtung einer kaiserlichen Kultstätte in Jerusalem zur Wehr setzten. Zornig klagen die Juden im Land über das römische Joch, das für sie in Gessius Florus, dem römischen Statthalter von Judäa personifiziert ist. Gessius Florus lässt sich durch geheucheltes Lob und Unterwürfigkeit nicht täuschen;

16 vielmehr wiegeln ihn diese Gesten noch stärker auf, und er droht den Einsatz der römischen Legion an: UNWÜRDIG VOLK! NEIN, DU BETRÜGST MICH NICHT! Im Gefolge des Tyrannen befindet sich auch Agrippa, König der Juden und seine Schwester Berenice. Beide haben sich der Übermacht des Römers unterworfen und flehen ihn nun – jedoch vergeblich – an, ihrem Volk Gnade zu gewähren: LASS DURCH TRÄNEN DICH ERWEICHEN. Agrippa erkennt, dass die Juden nicht beruhigt werden können und es bleibt ihm nur , gemeinsam mit Berenice, um die Gnade Gottes zu bitten: WEH! DAS VOLK! ES STEINIGT SEINEN KÖNIG. Die Juden in Jerusalem sind in drei Parteien zerstritten. Der Appell des Hohepriesters gelingt zu überzeugen, dass sie sich nur in Einigkeit der Übermacht der Römer werden widersetzen können: IHR SÖHNE ABRAHAMS, SEID EINIG!

Musikalisches Zwischenstück: MARSCH.

Der von den Römern bewunderte Kaisersohn Titus soll die Legionen in den Kampf führen. Die Huldigungs- und Opferriten der feindlichen Parteien werden von Josephus Flavius, einem in römischer Gefangenschaft befindlicher jüdischer Feldherr, unterbrochen, der nochmals die Ausgangssituation der von dem Zwist betroffenen Personen schildert: GEFANGEN STEH, EIN JUD, ICH IN DER FEINDE MITTE. Die Christen sind von der allgemeinen Unruhe nicht erfasst worden. Unter Leitung von Anakletus, dem Bischof von Jerusalem, haben sie sich in Gedanken an Christi Leiden zusammengefunden. Anakletus vertraut darauf, dass die Römer seine Glaubensgemeinschaftverschonen werden: BEHARRET FROMM IN DEM GEBETE.

17 Auf Flehen von Berenice ist Titus bereit, seinen Vernichtungsplan zu stoppen, sofern sich die Juden unterwerfen. Josephus Flavius ermahnt das jüdische Volk, das Angebot anzunehmen und damit auch den Tempel zu retten: HÖRT MICH IHR MÄNNER VON JERUSALEM. Doch schenken sie seinen Worten keine Aufmerksamkeit: ACH, IHR BLEICHEN SCHATTEN KLAGET und nennen ihn Verräter des jüdischen Glaubens: DU UNDANKBARES VATERLAND.

ANDANTE MAESTOSO

Das Finale wird von der Schilderung der Kampfhandlungen bestimmt. Berenice und Agrippa berichten bestürzt von der sich abzeichnenden Niederlage: DIE MAUER SINKT!

Ber Berliner Gustav Nicolai, Dichter und Verfasser des Librettos der ZERSTÖRUNG VON JERUSALEM wird in wichtigen Punkten den Anforderungen an ein Oratorium gerecht. Doch gibt es immer wieder Indizien, die vermuten lassen, dass Nicolai bewusst war, dass er im Hinterkopf eine theatralische Vorstellung hatte.

Die von Nicolai und Loewe unternommenen Bemühungen um eine Dramatisierung der Oratorienform fügen sich bruchlos in die zeitgenössischen Bestrebungen auf dem Feld des Sprech- und Musik- theaters ein. In diesem Sinne gehört Loewes Oratorium DIE ZERSTÖRUNG VON JERUSALEM gewiss zu den Schöpfungen, die den Stand der deutschen Musik um 1830 glänzend reprä- sentiert.

Carl Loewe hat das Oratorium dem preußischen König Friedrich Wilhelm III gewidmet und wurde aufgrund der Berliner Aufführung am 16. Mai 1832 mit der Ehrendoktorwürde der Universität Greifswald geehrt.

18 REGINA KLEPPER, SOPRAN WÜRZBURG

Die bei zahlreichen nationalen und internationalen Gesangswettbewerben ausgezeichnete lyrische Sopranistin Regina Klepper hat sich in den letzten Jahren auf der Opernbühne, vor allem in Opern von Mozart und Strauß und in den großen Konzertsälen Europas und Amerikas einen internationalen Namen gemacht. Nach ihrem Studium an den Musikhochschulen in Hannover, München und Padua begann Regina Klepper ihre Opernkarriere in München. Anneliese Rothenberger stellte die junge Sopranistin in einem Galakonzert dem breiten Fernsehpublikum vor. Gastspiele und Gastverträge führten Regina Klepper nach Augsburg, Braunschweig, Dresden, Berlin, Hamburg, Zürich, Drottnignholm und Cordoba (Argentinien). Unter Nikolaus Harnoncourt debütierte sie bei der Salzburger Mozart-Woche, Gustav Kuhn engagierte sie an das Teatro Comunale in Florenz, unter Georges Pretre sang sie bei den Wiener Festwochen, Kurt Masur wählte sie als Solistin für das Festkonzert zum 250-jährigen Bestehen des Leipziger Gewandhausorchesters aus. Zu ihren Lieblingspartien gehören die Parmina; Gilda, Marie, Micaela und Sophie. Das hallesche Konzertpublikum erlebte sie in diesem Jahr im 8. Sinfonie- konzert des Opernhauses in der anspruchsvollen Sopranpartie der Sinfonie der Tausend von . In zahlreichen CD-Produktionen hat Regina Klepper auch Loewes Oper Die drei Wünsche aufgenommen. Gemeinsam mit dem Ehrenmitglied der ICLG Ks. gestaltete sie Liederabende, u.a. bei den Herbstlichen Musiktagen in Bad Urach und der Schubertiade in Wien.

19 KS. RAINER BÜSCHING, BASS STAATSOPER DRESDEN

Rainer Büsching, geboren in Halle an der Saale erlernte zunächst den Beruf des Optikers und erhielt durch seine Mutter, die selbst Konzertsängerin und Gesangspädagogin war ersten Gesangsunterricht. 1967 bis 1971 Gesangsstudium an der - Bartholdy Mosikhochschule Leipzig mit dem Abschlussexamen als Konzert- und Opern- sänger. Danach Gastverpflichtungen und 1973 bis 1985 festes Engagement am Landestheater Dessau. Seit 1985 Mitglied der Staatsoper Dresden und Ernennung zum Kammersänger. Umfangreiche Gastspiele führten ihn nach Polen, in die damalige Sowjetunion, Italien, Schweiz, Österreich, Belgien und Brasilien. Sein Repertoire im 1. Fach umfasst ca. 80 deutsche und ca. 10 italienische Opernpartien. Ks. Rainer Büsching sang im Laufe seiner beruflichen Laufbahn die wichtigsten Bass-Partien in Oratorien von Bach, Händel, Haydn, Mozart, Verdi, Brahms und Puccini.

ERIK FRITHJOF, BARITON DÜSSELDORF

Der Bariton Erik Frithjof stammt aus einer Münchner Musikerfamilie. Sein Gesangsstudium absolvierte er in Düsseldorf bei Albrecht Klora und Prof. Werner Lechte. Im Opernstudio der Deutschen Oper am Rhein bekommt er Unterricht bei Prof. Tobias Richter und nimmt an Meisterkursen bei Werner Hollweg, Edith Wiens und Yaron Windmüller teil. Konzerte führen Erik Frithjof in den Königin Elisabeth-Saal in Antwerpen, Salle Philharmonique in Lüttich, Brüsseler Palais des Beaux-Arts, Salle du Conservatoire in Luxemburg und in die Tonhalle Düsseldorf. Er musizierte

20 mit den Klangkörpern wie dem Königlichen Philharmonischen Orchester von Flandern, dem Flämischen Sinfonieorchester, der Hamburger Camerata und dem Preußischen Kammerorchester und arbeitete dabei mit Dirigenten wie Hans Rotman, jan Caeyers und Pierre Cao. Unter Wieland Kuijken sang er die Jesusworte in der Matthäuspassion von G. P. Telemann bei einer vielbeachteten Konzerttournee durch Belgien. 1999 debütierte er in Tokyo mit Liedern von . 2000 sang er in der Uraufführung des Zen-Requiem von Boudewijn Buckinx, die auch als CD bei –november music- erschienen ist und erhielt Einladungen zum Flandern Festival, zur Schubertiade in Roskilde und der Eröffnungs- veranstaltung der Ruhrtriennale – Deutschland deine Lieder. Für 2005 ist eine weitere Japanreise mit dem Pianisten Alexander Schmalcz geplant.

REINHART GINZEL, TENOR POTSDAM

Reinhart Ginzel studierte zunächst Musik- wissenschaften und Germanistik an der Leipziger Universität und schloß ein Gesangs- studium an der Hochschule für Musik in Leipzig an. Nach Engagements in Chemnitz und Potsdam war er 1986 bis 1992 festes Ensemblemitglied an der Semperoper in Dresden. Dort sang er unter anderem den „Ferrando“ (Cosi fan tutte), den „Ottavio“ (Don Giovanni) und den „Almaviva“ (Babier von Sevilla). Gastverträge verpflichteten ihn auch an das Opernhaus Leipzig, das Staatstheater Braunschweig, die Staatsoperette Dresden und das Metropoltheater Berlin. In seiner Internationalen Konzertkarriere arbeitete er unter anderem mit der Staatskapelle Berlin, dem Rundfunksinfonieorchester Berlin, der Staatskapelle Dresden, dem Dresdner Kreuzchor, dem Thomanerchor Leipzig sowie dem Gewandhausorchester Leipzig zusammen. CD- und Rundfunkaufnahmen unter namhaften Dirigenten wie Gerd Albrecht, Lothar Zagrosek, Lüdwig Güttler, Peter Schreier und Richard Bonynge machten ihn bekannt. Er war Gast bei renommierten Festivals wie dem Helsinki Festival, der Ansbacher Bachwoche, den Dresdner Musikfestspielen, denPotsdamer Parkfestspielen und den Ludwigsburger Schlossfestspielen. Gastspiele führten ihn nach Tschechien, Polen, Finnland, in die Schweiz, Italien, Spanien und nach Israel.

21 Anhaltische Philharmonie Dessau

Die Anhaltische Philharmonie Dessau zählt zu den ältesten und traditions- reichsten Orchestern des Landes Sachsen- Anhalt.

Es wurde auf Wunsch des kunstbegeisterten Fürsten Leopold Friedrich Franz von Anhalt- Dessau gegründet. Musizierten damals kaum mehr als ein Dutzend ständige Mitglieder, so erhöhte sich ihre Zahl in den nächsten Jahren bereits derart, dass anspruchsvolle Konzerte, die über den Rahmen der üblichen Hofmusik hinausgingen, veranstaltet werden konnten. Seit 1794, dem Jahr des festen Engagements einer Theatergruppe in Dessau, bilden die Musiker eine unverzichtbare Säule für Musiktheateraufführungen aller Genres. Frühzeitig setzte man sich in Dessau für das Schaffen Wolfgang Amadeus Mozarts ein. Der Ruf Dessaus als „ des Nordens“ und seiner Wagner- Tradition beginnt mit den Aufführungen 1857-Tannhäuser-, 1867 –Lohengrin- und-1869-Meistersinger-. Schon 1893 brachte August Klughardt (Hofkapellmeister

22 von 1882 bis1902) den gesamten „Ring des Nibelungen“ zur geschlossenen Aufführung! Bedeutende Künstler waren Chefdirigenten, so Hans Knappertsbusch, Generalmusik- direktor Helmut Seidlmann, Dr. Heinz Röttger. Es erklang erstmals Musik von Arno Schönberg, Kurt Weill (geb. 1900 in Dessau), Igor Strawinsky und Bela Bartok. Bedeutende Künstler wurden als Gäste gewonnen, so die Dirigenten Hans Pfitzner und Hermann Abendroth oder die Pianisten Edwin Fischer und Wilhelm Kempff. Besonders mit dem Amtsantritt von Dr. Heinz Röttger begann eine der fruchtbarsten Epochen der Orchestergeschichte. Die Richard-Wagner- Festwochen der fünfziger und sechziger Jahre gestalteten sich unter seiner Leitung zu herausragenden künstlerischen Ereignissen. Röttgers besonderes Anliegen galt darüber hinaus der Neuen Musik, die er regelmäßig in seine Konzertprogramme aufnahm. Seine Nachfolger auf der Position des Chefdirigenten Manfred Hänsel, Wolfgang Wappler und Hans-Jörg Leipold knüpften an die großen Traditionslinien (Wagner – Verdi – Strauss - slawische Komponisten) an und

23 setzten eigene Akzente. Im Herbst 1991 wurde das 225-jährige Orchesterjubiläum mit einer Festwoche feierlich begangen. Von 1992 bis 1995 war Prof. Daniel Lipton künstlerischer Leiter des Ensembles, das seit Oktober 1992 den Namen ANHALTISCHE PHILHARMONIE DESSAU führt.

GENERALMUSIKDIREKTOR GOLO BERG

Golo Berg, geboren 1968 in studierte in seiner Heimatstadt Dirigieren, Klavier, Gesang, Komposition und Bratsche. Nach dem Studium 1991 wurde er 1. Kapellmeister und 1992 Musikalischer Oberleiter des Landestheaters Mecklenburg. Bereits 1998 folgte die Ernennung zum Generalmusikdirektor der Hofer Symphoniker am Städtebundtheater Hof. Mit der Spielzeit 2000/2001 ist Golo Berg GMD am Opernhaus Dessau. Sein Antrittskonzert wurde mit dem monumentalen Werk „Surrogate Cities“ von Heiner Goebbels zu einem fulminanten, überregional beachteten Erfolg. Golo Berg dirigierte bereits zahlreiche Orchester, unter anderem das Symphonieorchester des Bayrischen Rundfunks, das Deutsche Symphonie- Orchester Berlin, das MDR – Sinfonieorchester Leipzig, das Rundfunk- orchester Berlin, die Radio-Philharmonie Hannover, das Kammerorchester Berlin, die Bochumer Symphoniker, die Baden-Badener Philharmonie, das Scottish Chamber , das Luzerner Symphonieorchester, das Orchestra dell’ Emilia Romagna und das Orchestra of the University of Michigan. Neben seinen Verpflichtungen als GMD in Dessau warten auf den Dirigenten in den kommenden Monaten vielfältige Aufgaben. So hat er in einer Dessauer Produktion in Berlin das von ihm wiederentdeckte Werk aus dem 19. Jahrhundert -DAS WELTGERICHT- des Komponisten Friedrich Schneider, einem der wichtigsten Wagnerdirigenten seiner Zeit, zur Aufführung gebracht.

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ANHALTISCHE PHILHARMONIE DESSAU FESTSPIELORCHESTER DER CARL-LOEWE-FESTTAGE 2002 UND 2004

Ausschnitte: Johannes Killyen, Mitteldeutsche Zeitung 03.12.2002

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Samstag, 27. November 2004

10.00 Uhr, Carl-Loewe-Denkmal, Marktplatz

CARL-LOEWE-EHRUNG Kranzniederlegung am Carl-Loewe-Denkmal unter Mitwirkung des Schalmeienorchester „Grün-Weiß“ Löbejün e.V. und der Schützengilde 1699 e.V. Löbejün

Samstag, 27. November 2004

10.30 Uhr, Carl-Loewe-Denkmal, Marktplatz

STADTRUNDGANG AUF DEN SPUREN VON CARL LOEWE

„Der hochlöbliche Rath lässt den Herrn Kantor ersuchen, mit der ersten Knabenklasse beim Antritt des neuen Jahrhunderts vom Turm zu springen“. So Sprach Herr Becker, der Ratsdiener von Löbejün. Durch einen Schrei des Entsetzens machte sich mein Herz Luft; glaubte ich doch, mein lieber Vater und die Schuljugend sollten zur Feier des großen Tages vom Turm herabspringen. Erst als man mir deutlich machte, der Herr habe nicht springen sondern singen gesagt, beruhigte ich mich wieder. So wurden die Löbejüner mit der schönen Melodie eines Chorals in das neue Jahrhundert eingeführt... Die Musik machte sich ganz von selbst, Während mich mein Vater unterrichtete, sang er dazu und ich sag mit. Die Schule besuchte ich unregelmäßig, weil mein Vater behauptete, ich könne nichts mehr darin lernen. Als ich eines Abends wie gewöhnlich Choräle spielte und im Prä- und Postludium meiner Phantasie freien Lauf ließ, hörte ich meinen Vater halblaut zu meiner Mutter sagen: „Der Junge spielt schon besser als ich.“ Während ich am Abend so spielte pflegte mein Vater zu Bette zu gehen und einzuschlafen. Wie in der Musik so ging es auch bald im Latein... Ich stand oft oben am Schacht, wenn die Männer hinunterfuhren; aber wenn einer mir anbot, mich hinunter nehmen zu wollen, so hatte ich keine Neigung, in diese dunkle Welt hinabzusteigen.

26 Samstag, 27. November 2004

14.00 Uhr, Stadthaus, Am Kirchhof 1

MITGLIEDERVERSAMMLUNG der INTERNATIONALEN CARL-LOEWE-GESELLSCHAFT e.V. (Gäste sind herzlich willkommen!)

Rückblick auf zwei Jahre intensiver Arbeit, gekennzeichnet durch die Nacharbeiten der 1. Carl-Loewe-Festtage und der Vorbereitung der 2.Carl- Loewe-Festtage, mit vielen Veranstaltungen.

Das derzeitige Präsidium der Internationalen Carl-Loewe-Gesellschaft e.V.:

Präsident: Herr Andreas Porsche, Lutherstadt Eisleben 1. Vizepräsident: Herr Ulrich Bühling, Löbejün 2. Vizepräsident: Herr Enrico Rummel, Löbejün Schatzmeisterin: Frau Dr. Heidelore Rathgen, Löbejün

Weitere Präsidiumsmitglieder:

Herr Dr. Henry Joachim Kühn, Cattau, (Ehrenpräsident) Frau Ehrentraud Grunewald, Löbejün, (Ehrenmitglied) Frau Sylke Strube, Löbejün

Kooperative Präsidiumsmitglieder und Partnergesellschaften:

Österreichischen Carl-Loewe-Gesellschaft, Wien Präsident Herr Dr. Robert Hanzlik,

Japanischen Carl-Loewe-Gesellschaft, Tokio Präsident Herr Prof. Sato Seiichiro, Takatsu- ku Suenaga 654 – 60, Kawasaki- shi, Japan,

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Samstag, 27. November 2004

16.00 Uhr, Carl-Loewe-Haus, Am Kirchhof 2

BUCHPRÄSENTATION und AUTORENLESUNG

„Zur Geschichte der Löbejüner Loewe -Vereinigungen“ (Heft 3 der Schriftenreihe: „Veröffentlichungen der Internationalen Carl- Loewe-Gesellschaft e.V.“).

Musikalische Beiträge von CARL LOEWE (1796 – 1869) durch: Herrn Prof. Sato Seiichiro (Bass-Bariton) Präsident der japanischen Carl-Loewe-Gesellschaft Herr Peter-Paul Hassler (Bass-Bariton) Österreichische Carl-Loewe-Gesellschaft

Klavier: Herr Leidenfrost Österreichische Carl-Loewe-Gesellschaft

Erstpräsentation: „Zur Geschichte der Löbejüner Loewe- Vereinigungen“ Dr. Henry Joachim Kühn (Ehrenpräsident der ICLG u. Loewe-Biograph)

Ausstellungseröffnung und Rundgang mit Führung durch Andreas Porsche

28 Samstag, 27. November 2004

19.00 Uhr, Stadthalle „Historisches Stadtgut“

FESTAKT

Fanfare „Ruf in Gedanken an Carl Loewe“ nach „Prinz Eugen, der edle Ritter“ op. 92 von Gotthold Müller

Begrüßung durch den Präsidenten der Internationalen Carl-Loewe-Gesellschaft e.V., Löbejün, Andreas Porsche

CARL LOEWE(1796 – 1869) Großes Duo für Klavier zu vier Händen, op. 18 1. Maestoso 2. Andante 3. Presto 4. Allegro moderato

CARL LOEWE (1796 – 1869) Archibald Douglas – Ballade/Th. Fontane Dietrich Fischer-Dieskau, über Tonträger Jörg Demus - Klavier

Vortrag: „Carl Loewe“ Ks. Prof. Dr. Dietrich Fischer-Dieskau

CARL LOEWE (1796 – 1869) Mazeppa – Ballade ohne Stimme Tondichtung nach Byron für Klavier, op. 27 Allegro feroce

Laudatio: für Kammersänger Dietrich Fischer-Dieskau durch Klaus Geitel (Musikpublizist; Berlin)

Verleihung der Ehrenmitgliedschaft der Internationalen Carl-Loewe-Gesellschsft e.V. mit Sitz in Löbejün an Kammersänger Prof. Dr. Dietrich Fischer-Dieskau

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CARL LOEWE (1796 – 1869) Grande Sonate f-Moll élégique, op. 32 1. Grave con moto, Allegro 2. Andante 3. Presto 4. Finale, Presto con fuoco, Fuge con doloro

Solisten: NOBUKO NAGAOKA, Klavier Japan/Hannover PETER BRAUN-FELDWEG, Klavier Hannover NORBERT MESSING, Solotrompete Dessau

Carl-Loewe-Haus mit Sitz der Internationalen Carl-Loewe-Gesellschaft und der Carl-Loewe-Forschungs- und Gedenkstätte in Löbejün

30 DIE INTERNATIONALE CARL-LOEWE-GESELLSCHAFT E.V., MIT SITZ IN LÖBEJÜN, VERLEIHT

HERRN KAMMERSÄNGER PROF. DR. H.C. MULT. DIETRICH FISCHER-DIESKAU

FÜR SEIN LEBENSWERK ALS GESANGSINTERPRET UND INSBESONDERE IN ANERKENNUNG UND WÜRDIGUNG SEINER VERDIENSTE BEI DER WELTWEITEN AUFFÜHRUNG UND VERBREITUNG DER LIEDER UND BALLADEN CARL LOEWES, DIE

EHRENMITGLIEDSCHAFT

IN DER INTERNATIONALEN CARL-LOEWE-GESELLSCHAFT E.V.

31 DIETRICH FISCHER-DIESKAU

Wie kein anderer Sänger der Nachkriegszeit verkörpert Dietrich Fischer- Dieskau das Idealbild eines universellen Künstlers, der nicht nur dem durch sein Wirken zu neuer Geltung verholfen hat und zum Inbegriff des modernen Liedsängers wurde, sondern auch als Bühnendarsteller, der sich nie auf einen besonderen Rollentyp festlegen ließ, als Dirigent von ganz eigenem Format, als Lehrer, der einer neuen Generation von Sängern entscheidende Impulse zu geben vermag, und nicht zuletzt als Buchautor höchste Anerkennung fand und findet. Davon zeugen unter anderem eine kaum überschaubare Fülle von enthusiastischen Rezensionen, Schallplattenpreisen und öffentlichen Ehrungen, wie sie wohl kein anderer Sänger jemals erhalten hat, ebenso die zahlreichen Uraufführungen, an denen er mitwirkte. Nicht zuletzt die Einmaligkeit seines Wirkens macht Dietrich Fischer-Dieskau zu einer der herausragendsten Künstlerpersönlichkeiten unserer Zeit. Seine beinahe enzyklopädische Erschließung vor allem des deutschsprachigen Kunstlieds ist in großem Umfang auf Schallplatte dokumentiert, darunter komplette oder nahezu komplette Editionen des Liedschaffens zahlreicher Komponisten(, Robert Schumann, , , , Carl Loewe, u.a.). Zeugnis des umfassenden Bemühens um die Gattung ist auch das von ihm herausgegebene und kommentierte Handbuch „Texte deutscher Lieder“ (1968), das erste seiner zahlreichen Bücher.

JOACHIM KAISER über den Sänger Fischer-Dieskau

„Ohne ihn wäre die Interpretationsgeschichte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts anders verlaufen. Ohne ihn wüssten die meisten Menschen in aller Welt nichts über Wert und Ehre des deutschen Liedes, über deutsche Romantik zwischen Schumann, Heine, Müller, Eichendorff, Mörike, Wolf, und Mahler. Er kann so fesselnd gestalten, dass man meint, die Töne entstünden im Augenblick, unmittelbar. Er verbündet sich mit den Texten derart eindringlich, dass deutsche Konzertbesucher ein wenig beschämt zu ahnen anfangen, welche Schätze unsere Lyrik birgt. Hoch aufgerichtet, souverän und vornehm steht er am Flügel – ein Weltmann aus Berlin. Und gerade er übermittelt Geheimstes.

Dabei gibt er sicht bloß feine Nuancen oder Farben. Er besitzt ein Legato der plötzlichen Beklommenheit, der Seelennot, das Melodien schwindelerregend weit hinaushebt über alles nur hübsch Musikantische. Ihm steht eine Innigkeit zu Gebote, die glücklich und melancholisch zugleich machen kann.“

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KS JULIA VARADY über ihren Mann Dietrich Fischer-Dieskau

„Auch wenn er tausendmal sagt, »ich mag nicht unterrichten«; Schon wenn man ihm zuhört, ist es eine Gesangsstunde.“

KLAUS GEITEL, PUBLIZIST Die musikkritische Stimme von DIE WELT und BERLINER MORGENPOST

„1950 schon war er in Paris als einer der ersten deutschen Nachkriegsstudenten an der Sorbonne. Bei allen philologischen und kunsthistorischen Studien, die er dort und in Berlin und Halle trieb, war von Kindheit an die Musik die Leidenschaft seines Lebens. Er ist einer der Großen des Kultur-Journalismus alter Prägung. Er setzt seine Kennerschaft und seinen Enthusiasmus für Musik und Tanz und vieles darüber hinaus als Katalysator ein, der die Begegnung zwischen Künstler und Publikum intensiviert, ja die Wärme und Licht erzeugende kulturelle Reaktion erst möglich macht.“ (Eckhard Fuhr, DIE WELT, 14. August 2004)

„Eigentlich müsste man in allen Journalistenschulen, publizistischen Oberseminaren und in den Abgangsklassen höherer Lehranstalten Klaus Geitels schreiberische Technik, seine Spracheleganz und seine Wortbildungsgrazie unterrichten und all jenen Absolventeneintrichtern, die sich dem schweren, schönen Beruf des Kritikers und der Tagesschriftstellerei widmen wollen. Geitel hat es ihnen nämlich allen vorgemacht: die Kunst der eleganten Einrede, der geistreichen Gefechte, des wie von ohnehin in die Tiefe schürfen, die Methode Florett statt Holzhammer und eine fürsorgliche Kritik, die dem Kritisierten Luft zum Atmen lässt und Mut zum Weitermachen. Klaus Geitel – ein Kritiker aus Liebe.“ (Dieter Strunz, BERLINER MORGENPOST, 14. August 2004)

33 CARL LOEWE, MAZEPPA – BALLADE OHNE WORTE Tondichtung nach Byron für Klavier op. 27

Mazeppa, von seinem Rache schnaubenden Gebieter auf ein aus der Ukraine aufgefangenes wildes Pferd gebunden, reitet ziellos durch Wälder und Waldungen. Beide Unglückliche erliegen schon der sengenden Glut des Tages, da stürzt sich das Pferd in einen breiten Strom. Dieser wird durchschwommen und erfrischt eilen sie wüsten Wäldern zu. Hungrige Scharen von Wölfen begleiten auf beiden Seiten in schwerem Trott ihre Beute und die Furcht vor den Entsetzlichen gibt dem Pferd, diesmal zu Mazeppas Freude, einen gesteigerten Lauf. Sie durchfliegen Fernen und andere wilde Genossen des Tieres versammeln sich um die seltsame Erscheinung der Beiden, fliehen aber vor dem menschlichen Antlitze. Die Kräfte der Beiden sind erschöpft und gebrochen, das Pferd stürzt. Geier kreisen aus der Höhe auf ihre Beute hernieder, Mazeppa sucht sie durch das Regen der Finger in ihrem Vorhaben zu verhindern. Endlich lösen Menschen die Bande des schönen Jünglings aus einer hundertfachen Todesqual.

NOBUKO NAGAOKA, KLAVIER HANNOVER

Nabuko Nagaoka wurde in Hamamatsu, Japan geboren. Ersten Klavierunterricht erhielt sie im Alter von vier Jahren. Seit ihrem achten Lebensjahr lebte sie in Amsterdam wo sie von Frau E. Hengeveld betreut wurde. Sie studierte bei Prof. J. Wyn (Königliches Sweelinck Conservatorium, Amsterdam) und Prof. B. Ebert (Solistenklasse, Hochschule für Musik und Theater Hannover). 1989 schloß sie ihr Studium mit dem Konzertexamen ab. Nachdem sie mehrere internationale Jugendwettbewerbspreise erhalten hatte, nahm das niederländische Fernsehen ein Haydn-Klavierkonzert mit ihr und der Radio Philharmonie Hilversum auf. 1984 gewann sie den ersten Preis beim Jacques Vonk Wettbewerb im Amsterdamer Concertgebouw. Im Anschluß daran erhielt sie ein zweijähriges Stipemdium für Studien bei J.-M. Darré (Paris), Prof. P. Badura-Skoda (Wien) sowie bei Prof. G. Sebök (Ernen/Schweiz). Außerdem belegte sie Meisterkurse

34 bei Prof. P. Feuchtwanger und Frau M. Curcio (London), Prof. C. Helffer (Paris) sowie bei Annie Fischer (Budapest). Nobuko Nagaoka gibt Solo- und Kammermusikkonzerte in den Niederlanden, der Schweiz, Deutschland und Japan. Sie konzertierte unter anderem mit den Solisten Oliviér Chalier und Gérard Caussé und leitete 1997 einem Meisterkurs in Ichinoseki/Japan. Sie ist Dozentin an den Universitäten Heidelberg und Lüneburg.

PETER BRAUN-FELDWEG, Klavier Hannover

Seit 1984 konzertiert Peter Braun-Feldweg in Soloabenden, als Solist mit Orchester sowie in kammermusikalischen Ensembles in Deutschland, Österreich, in der Schweiz, in den Niederlanden, in den USA sowie in Japan und China. In Würzburg geboren, erhielt er ersten Klavier- unterricht im Alter von sechs Jahren. Weiterer Unterricht bei Prof. Martha Sosinska (Musikhochschule Würzburg). 1988 begann er das Musikstudium an der Hochschule für Musik und Theater Hannover und legte 1994 die künstlerische Reifeprüfung ab, um dann in der Meisterklasse von Prof. Vladimir Krainev das Konzertexamen abzuschließen. Er besuchte Meisterkurse bei Prof. Leonid Brumberg, Prof. Peter Feuchtwanger, Prof. Rudolf Kehrer, für Kammermusik bei Prof. Baldini, für zeitgenössische Klaviermusik bei Jeffrey Burns. CD-Produktionen des Labels Thorofon erschienen mit Werken von Bach, Chopin sowie Kompositionen von Mozart und Schubert. Wichtige Konzerte waren unter anderem die Uraufführung der Mosaiken für Flöte und Klavier von Munkyung Park, Liederabende mit dem Bassbariton Thomas Quasthoff, Klavierabende im Kaisersaal der Residenz von Würzburg sowie das Recital in der Casals Hall, Tokyo, Japan. Peter Braun-Feldweg hat Lehrverpflichtungen am Institut für Musik der Otto- von-Guericke-Universität Magdeburg und am Landesgymnasium für Musik Sachsen-Anhalt inne. Er gibt Meisterkurse an der Bach Assoziation in Ichinoseki (Japan), am Showa Konservatorium in Morioka (Japan) und am Shenyang Conservatory of Musik in China.

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Sonntag, 28. November 2004

11.00 Uhr, Stadthalle „Historisches Stadtgut“

MATINEE

Dieter Mann in „Fülle des Wohllauts“ Ein Kapitel aus „Der Zauberberg“ von Thomas Mann – Fassung von Marcus Mislin Solostück für einen Erzähler, ein Grammophon und viele Schallplatten (Produktion: Deutsches Theater Berlin)

Dieter Mann, Berlin

Regie : Marcus Mislin Kostüm: Elisabeth Pedross Dramaturgie: Oliver Reese Souffleuse: Dorothea Bartelmann

Im Anschluss

Laudatio: Marcus Mislin, Berlin / Basel

Verleihung der EHRENURKUNDE der Internationalen Carl-Loewe-Gesellschaft e.V. mit Sitz in Löbejün an Herrn Dieter Mann

Die aufgeführten Schallplatten zu „FÜLLE DES WOHLLAUTS“

1. I PAGLIACCI Mattia Battistini (Bariton) –1911 2. Richard Wagner TANNHÄUSER Dietrich Fischer-Dieskau (Wolfram) Chor u. Orchester der DEUTSCHEN STAATSOPER Berlin, Franz Konwitschny -1961 3. LA BOHÈME Renata Tebaldi (Mimi), Carlo Bergonzi (Rudolfo ) Orchestr e coro dell' Academia di santa Cecilia ( Tullio Serafin -1959

36 4. AIDA Renata Tebaldi (Aida), Carlo Bergonzi (Radames), Giulietta Simionato (Amneris) Wiener Philharmoniker Herbert von Karajan -1959 5. Claude Debussy PRÉLUDE à l’après midi d’un faune Concertgebouw Orchester Amsterdam Bernard Haitink –1977 6. CARMEN José Carreras (José), Agnes Baltsa (Carmen) Berliner Philharmoniker Herbert von Karajan –1983 7. Charles Gounod FAUST Francisco Araiza (Faust), Orchester u. Chor des Bayerischen Rundfunks Colin Davis –1987 8. Franz Schubert DIE WINTERREISE Peter Anders (Tenor), Michael Raucheisen (Klavier) – 1945

9. In der PAUSE hören sie das Vorspiel zur Oper -Lohengrin- von Richard Wagner. Boston Orchestra Erich Leinsdorf -1966

Dieter Mann präsentiert in einem Soloabend ein Kapitel aus Thomas Manns ZAUBERBERG als Stück für einen Erzähler, ein Grammophon und viele Schallplatten.

Hans Castrop - seit sieben Jahren dem "großen Stumpfsinn" eines Lungensanatoriums, den fruchtlosen Experimenten seiner Arzte und dem ewigen Patience-Legen ausgesetzt -widerfährt eine wunderbare Überraschung: "Welche Errungenschaft war es, die unsern Freund vom Kartentrick erlöste und ihn einer anderen, edleren, wenn auch im Grunde nicht weniger seltsamen Leidenschaft in die Arme führte? Es war ein Musikapparat. Es war ein Grammophon. "Es ist das neuste Modell", sagte der Hofrat. "Letzte Errungenschaft, Kinder, 1a, ff, was Besseres gibt es nicht in dem Genre. Das ist kein Apparat und keine Maschine, das ist ein Instrument, das ist eine Stradivarius .... Wollen wir mal probeweise eine erbrausen lassen?" Hans Castrop ist glücklich. Mit der "Fülle des Wohllauts", die den Aufnahmen von "Aida" und" Carmen", aber vor allem Schuberts "Am Brunnen vor dem Tore" entströmen, "mit den Wundern der Truhe in seinen vier Wänden, mit den blühenden Leistungen dieses gestutzten kleinen Sarges aus Geigenholz, dieses mattschwarzen Tempelchen" wird er sich in eine andere Welt träumen ....

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DIETER MANN - SCHAUSPIELER Deutsches Theater Berlin

1941 in Berlin geboren. Nach Volksschule, Lehre als Dreher, Berufstätigkeit als Facharbeiter und nach Abitur an der Berliner Arbeiter- und Bauernfakultät Studium von 1962-64 an der Staatlichen Schauspielschule – Ernst Busch - in Berlin. Noch als Student Debüt am Deutschen Theater in der männlichen Hauptrolle von Rosows „Unterwegs“. In den bisher 40 Jahren der Zu- gehörigkeit zum DT spielte er über 80 Rollen, bei Film und Fernsehen etwa 170 Rollen aller Genres und gestaltet literarische Soloabende.

Dieter Mann ist Mitglied der Akademie der Künste Berlin- Brandenburg. Von 1985-91 war er Intendant des Deutschen Theaters Berlin.

Herr Dieter Mann erhält für seine Verdienste als Sprecher und Vorleser deutschsprachiger Literatur sowie in Dankbarkeit für die Förderung der Carl Loewe-Festtage die EHRENURKUNDE der Internationale Carl- Loewe-Gesellschaft e. V., mit Sitz in Löbejün.

. Dieter Mann präsentiert in einem Soloabend ein Kapitel aus Thomas Manns ZAUBERBERG als Stück für einen Erzähler

38 MARCUS MISLIN, REGISSEUR UND SCHAUSPIELER, LAUDATOR für Dieter Mann

Marcus Mislin geboren in Basel, lebt zur Zeit in, Frankreich. Schauspieler, Film- und Theater- regisseur, Drehbuchautor. Schauspielausbildung an der Schauspielakademie Zürich und Studium der Filmgeschichte am San Francisco Art Institute und Booth Productions Half Moon Bay, California.

Engagement als Schauspieler und Regisseur u.a. am Schauspielhaus Zürich, Schauspiel Graz, Luzern, Staatstheater Stuttgart, Maxim Gorki Theater Berlin, Deutsches Theater Berlin.

Regiearbeiten u.a.: „Effi Briest“ nach dem Roman von Th. Fontane, „Wilhelm Tell“ von Schiller, „Das Vaterspiel“ nach dem Roman von Josef Haslinger, „Les Brigands“ von Jacques Offenbach.

Gespielte Rollen u. a. :Helmer in Ibsens „Nora“ - Regie: Antje Lenkeit, Tartaglia in „Turandot“ von Gozzi - Regie: Jossi Wieler,. Stauffacher in Schillers „Tell“ - Regie: Frank Castorf, Macbeth in Shakespeares „Macbeth“ – Regie: Uwe Eric Laufenberg, Arlequin in „Triumph der Liebe“ von Mariveaux, Regie: Chritoph Loy.

39 Ehrenmitglieder der Internationalen Carl-Loewe-Gesellschaft e.V.

Ehrenpräsident Dr. Henry Joachim Kühn (Verleihung am 10. Dezember 1992)

Ehrenmitglied Ehrentraud Grunewald (Verleihung am 10. Dezember 1992)

Ehrenmitglied Kammersänger Hermann Prey (†) (Verleihung am 20. April 1996)

Ehrenmitglied Kammersänger Theo Adam (Verleihung am 3. März 2001)

Ehrenmitglied Kammersänger Prof. Kurt Moll (Verliehen am 29. November 2002)

40 Die Ehrenurkunde der Internationalen Carl-Loewe-Gesellschaft e.V. wurde vergeben an

Kammersänger Gunther Emmerlich (übergeben am 26. November 2003)

12 Jahre INTERNATIONALE CARL-LOEWE-GESELLSCHAFT e.V.

Die 1992 in Löbejün gegründete Internationale Carl-Loewe-Gesellschaft e.V. setzt die vielfältigen und hervorragenden Traditionen der 1882 in Berlin und 1888 in Löbejün gegründeten Loewe-Vereine fort. Die Gesellschaft sieht ihre Aufgabe darin, das Leben und künstlerische Gesamtwerk des Komponisten weiter zu erforschen und zu pflegen. Mit diesem wichtigen Beitrag zur kulturellen Erbepflege soll Carl Loewe wieder den ihm gebührenden Platz in der Musikgeschichte und im geistig-kulturellen Leben unseres Landes erhalten. Darüber hinaus muss sein umfangreiches kompositorisches Werk weiter aufgearbeitet und einer gerechten Bewertung in der heutigen Zeit zugeführt werden.

Mitgliederver- sammlung während der 1.Carl-Loewe- Festage mit internationalen Gästen

41 Carl-Loewe-Forschungs- und Gedenkstätte im Carl-Loewe-Haus Löbejün

Die Carl-Loewe-Forschungs- und Gedenkstätte im denkmalgeschützten Carl- Loewe-Haus, Am Kirchhof 2 in Löbejün ist eine im April 1999 eröffnete kulturelle Einrichtung der Internationalen Carl-Loewe-Gesellschaft e.V. und der Stadt Löbejün von überregionaler Ausstrahlung. Das 1530 als Schulhaus errichtete Geburtshaus von Carl Loewe wurde 1886 wegen Baufälligkeit abgerissen. An gleicher Stelle entstand 1886/87 ein neues Schulgebäude - das heutige Carl-Loewe-Haus, welches sich mitten im historischen Stadtkern neben der Stadtkirche St. Petri befindet.

Die aus Museum (zu Leben und kompositorischem Gesamtwerk von Carl Loewe), Archiv (Carl-Loewe-Archiv), Kammerkonzertsaal und Geschäftsstelle der Internationalen Carl-Loewe- Gesellschaft e.V. bestehende Gedenkstätte ist ein zentraler Ort der Begegnung, Musik, Wissenschaft und Bildung.

Als koordinierendes Zentrum der weltweiten Carl-Loewe-Forschung und Erbepflege widmet sich die Gedenkstätte unter anderem folgenden Aufgaben:

 Pflege und Verbreitung der Kompositionen Carl Loewes durch Aufführung seiner Werke und Förderung des Konzertlebens (einschließlich der Veranstaltungsreihen im Loewe-Haus)  regelmäßige Veranstaltung der Carl-Loewe-Festtage in Löbejün  weiterer Ausbau zu einer zentralen Stelle der Dokumentation zu Leben und Gesamtwerk des Komponisten Carl Loewe  Erarbeitung einer umfassenden Carl-Loewe-Bibliographie entsprechend einer internationalen Carl-Loewe-Datenbank  Vervollkommnung und Erweiterung des Carl-Loewe-Archivs  Förderung wissenschaftlicher Studien und Publikationen einschließlich biographischer Forschungen  Herausgabe der wissenschaftlichen Schriftenreihe: „Veröffentlichungen der Internationalen Carl-Loewe-Gesellschaft e.V.“  wissenschaftlicher Auskunfts- und Informationsdienst zu Carl Loewe

42  Aufarbeitung/Neueditierung des alten Notenmateriales Loewescher Kompositionen

Schriftenreihe:

„Veröffentlichungen der Internationalen Carl-Loewe-Gesellschaft“

Heft 1: Der „politische“ Loewe - die „Selbstbiographie“ und der Lauf der Geschichte (Teil 1), 2002 ISBN 3-9808564-0-2 Autor: Dr. Henry Joachim Kühn

Heft 2: Zur Geschichte der Löbejüner Loewe-Vereinigungen ISBN 3 - 9808564 - 1 – 0 Autor: Dr. Henry Joachim Kühn (Hefte 3 erscheint im Rahmen der 2. Carl-Loewe-Festtage im November 2004)

Heft 3: Der „politische“ Loewe - die „Selbstbiographie“ und der Lauf der Geschichte (Teil 2) (in Vorbereitung)

Carl-Loewe-Forschungs- und Gedenkstätte im Carl-Loewe-Haus Löbejün

43 WIR DANKEN UNSEREN SPONSOREN

Ohne die tatkräftige Hilfe von SPONSOREN wäre ein anspruchsvolles Musikfestival wie die CARL-LOEWE-FESTTAGE in Löbejün nicht möglich. Unsere Sponsoren setzen Zeichen für aufgeschlossene Kulturförderung in unserer Region und schaffen in vorbildlicher Weise die Voraussetzung zur Umsetzung unserer Festspiel-Idee. Sie ermöglichen ein anspruchsvolles musikalisches Angebot für viele kulturinteressierte Menschen, Künstler, Konzertbesucher und Musikfreunde. Die Carl-Loewe-Gesellschaft dankt ihnen dafür sehr herzlich.

Wir danken besonders

Lotto-Toto GmbH Sachsen-Anhalt Landkreis Saalkreis Rohrleitungsbau GmbH Friedrich Vorwerk Halle-Sennewitz Allianz-Versicherung AG SH Natursteine GmbH & Co Löbejün DeutschlandRadio Berlin MDR Kultur KOLPING-Berufsbildungswerk Hettstedt Schäfer Druck & Verlag GmbH, Langenbogen Weingut Hoffmann Höhnstedt Blumengeschäft Lore Harzer Löbejün

...... und alle nichtgenannten sowie den vielen ehrenamtlichen Helfern, die uns bei der Verwirklichung der 2. Carl-Loewe-Festtage unterstützen.

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IN EIGENER SACHE

Wenn Sie die Arbeit der Internationalen Carl-Loewe-Gesellschaft und das Wirken zur weiteren Vervollkommnung der Carl-Loewe-Forschungs- und Gedenkstätte in Löbejün ideell, finanziell oder materiell unterstützen wollen, können Sie dies durch eine Mitgliedschaft in unserer Gesellschaft oder eine Spende zum Ausdruck bringen. Einzahlungen über unser Spendenkonto sind möglich unter dem Kennwort „Carl-Loewe-Forschungs- und Gedenkstätte“ bei der

Stadt- und Saalkreissparkasse Kontonummer: 377 003 550 BLZ: 800 537 62

(Spendenquittungen werden automatisch ausgestellt).

Ein Antragsformular auf Mitgliedschaft in der Internationalen Carl- Loewe-Gesellschaft e. V. liegt diesem Programmheft bei. Wir würden uns auch über Ihre Mitgliedschaft in der Internationalen Carl-Loewe-Gesellschaft e. V. freuen

Das Präsidium

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Carl Loewe – Stationen seines Lebens

1796: Am 30. November 1796 wurde Johann Gottfried Car1 Loewe als 12. Kind des Lehrers und Kantors Andreas und seiner Frau Marie Loewe in Löbejün geboren. Erster Unterricht in Musik und Elementen der Wissenschaft durch seinen Vater. 1807-1809: Stadtchorknabe in Köthen 1809: Aufnahme in die Franckeschen Stiftungen zu Halle und Eintritt in den Stadtsingechor. 1811-1813: Musikstudium bei Daniel Gottlob Türk in Halle, das König Jerome von Westfalen dem jungen Loewe durch ein jährliches Stipendium von 100 Talern ermöglichte; Musikalische Förderung durch Johann Friedrich Reichardt und später durch . 1813: Provisorische Verwaltung der Organistenstelle an der Marktkirche zu Halle nach Türks Tod. 1814 -1817: Rückkehr an das Gymnasium der Franckeschen Stiftungen als Folge des Sturzes von König Jerome. 1817 -1820: Theologiestudium an der Universität Halle und erster Solist der damals neu gegründeten Singakademie 1820: Besuch bei Johann Wolfgang von Goethe in Jena (16. September). 1820 -1866: Organist in der Jakobikirche zu Stettin und gleichzeitig Lehrer für Musik, Griechisch, Geschichte und Naturwissenschaften am dortigen Gymnasium. 1821: Ernennung zum städtischen Musikdirektor von Stettin. 1821: Heirat mit Julie von Jacob in Halle (7. September), die jedoch am 7. März 1823 nach anderthalbjähriger glücklicher Ehe und der Geburt des Sohnes Julian (26. Februar) starb. 1825: Zweite Ehe mit Auguste Lange, aus der die Töchter Julie, Adele, Helene und Anna hervorgingen. 1832: Verleihung der philosophischen Ehrendoktorwürde durch die Universität Greifswald. 1837: Ernennung zum ordentlichen Mitglied der Königlichen Akademie der Künste in Berlin. Konzertreisen führten Loewe durch ganz Deutschland sowie nach Wien (1844), London (1847), Norwegen (185.1) und Frankreich (1857). 1864: Schlaganfall mit sechs Wochen dauernder "Bewusstlosigkeit". 1866: Übersiedlung nach Kiel zu seiner ältesten Tochter Julie. 1869: Am 20. April 1869 verstarb Carl Loewe in Kiel im Haus seiner ältesten Tochter Julie.

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