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Auf den Pfaden von John McDouall Stuart – der Track

Auf dem

Es gibt keine asphaltierten Abschnitte auf dem Oodnadatta Telegrafentrasse und der Old-Ghan-Eisenbahnlinie noch Track, und in der Regenzeit ist er meist unpassierbar. heute zu fi nden sind. Das entlang dieses Weges Die Hitze im Outback kann brutal sein, und es kann ist voll mit Vergangenem in ödem, rotem Grasland. viele Monate oder sogar Jahre keinen nennenswerten Niederschlag geben. Auf der anderen Seite kann es Ein ganz klein wenig kann man sich das entbehrungs- urplötzlich zu wahren Sturzfl uten kommen, die ebenso reiche Leben der ersten Entdecker und Siedler, das gefährlich sind. Dann werden die ausgetrockneten von Skorbut und Erblindung, Wassermangel und Hitze, Creeks zu reißenden Strömen. nicht heilenden Wunden und Kämpfen mit Aborigines gekennzeichnet war, in dieser lebensfeindlichen Umwelt Trotz der zerstörerischen Kräfte der Natur ist es vorstellen – wenn man sich für den Weg etwas Zeit erstaunlich, wie viele Zeugnisse der Geschichte der nimmt. PLATZHALTER

36 04 | 2016 © 360° Australien © 360° Australien 04 | 2016 37 Reisen South Australia

In der Finke Desert

Überreste auf der Ghan-Strecke

Für unsere Tour wählten wir einen Toyota Landcruiser 4,5 l V8 Turbodiesel mit aufstellbarem Dach und Camperausbau, wie es verschiedene Vermieter anbieten. Aus unserer Sicht ein perfektes Auto, um das Outback zu erobern.

In der 700 Kilometer nördlich von Adelaide liegenden Out- backortschaft Marree gabelt sich der von den kommende Weg. Nach Nordosten führt der nach Boulia in Queensland; nach Nordwesten führt der Oodnadatta Track, der fast parallel zum ver- läuft. Er gilt als die raue Alternative zum Stuart Highway. Hier kommen wir Outback-Liebhaber auf unsere Kosten.

Oft wird der Oodnadatta Track in drei Abschnitte unterteilt: • Marree – William Creek (204 Kilometer) • William Creek – Oodnadatta (202 Kilometer) • Oodnadatta – Marla (211 Kilometer) Auf dem Old Ghan Heritage Trail Marree war früher eine wichtige Kreuzung der Kamelkara- wanen, die die Menschen im Outback versorgten. Ein Teil amenspate unseres Weges ist der erste Europäer, der hieß sogar „Ghantown“, weil dort in den Hoch-Zeiten bis zu Australien die Kontinentaldurchquerung vom fruchtbaren Süden 60 afghanische Kameltreiberfamilien mit bis zu 1500 Kame- Nrund um Adelaide in den tropischen Norden nach len wohnten. Auch heute leben noch einige Nachfahren der Darwin bewältigte. Zwischen 1858 und 1862 unternahm John Salzpfanne um Mound Springs Kameltreiber hier. Der letzte echte Kameltreiber, Ahmed McDouall Stuart – knapp 100 Jahre nach der Landung von Moosha, verstarb 1999 im Alter von 86 Jahren. Heute zählt Kleingruppenreisen & individuelle Touren James Cook 1770 in Australien – dieses waghalsige Abenteuer der Ort nur noch um die 70 Einwohner. Zwei Jahre nach sei- im Wettstreit mit den Unternehmungen von Burke und Wills. ner offi ziellen Gründung im Jahr 1883 wohnten hier etwa Terra Australis 600 Menschen. Zunächst endete die Eisenbahnstrecke hier. 24 Tage Naturrundreise ab 5640 € inkl. Flug Zwar ist der Highway 87 nach John McDouall Stuart benannt, Weiter ging es dann mit den Kamelkarawanen. Australisches Panorama aber sein mutiges Abenteuer führte eigentlich entlang des 19 Tage Busrundreise ab 5380 € inkl. Flug heutigen Oodnadatta und des Finke Desert Tracks. Beim Bau Das heutige Marree (Aborigine-Wort von Mari: „Platz der der Telegrafenleitung, die bereits zehn Jahre nach seiner vielen Possums“) hieß zunächst Hergott Springs. Stuart Australien im Wohnmobil entdecken Expedition fertiggestellt wurde, nutzte man seine Erkennt- benannte die kleine Siedlung, die von Aborigines, Afghanen 24 Tage individuelle Camperreise ab 2150 € inkl. Flug nisse und hielt sich nahezu exakt an die Expeditionsroute. und Weißen bevölkert wurde, nach dem Deutschen David Hergott, der als Botaniker und Zeichner Mitglied seiner Australien – Fly & Drive Der Track bildete bereits früher eine traditionelle Handelsroute Expedition war. Seinen Namen trug die Ortschaft bis zum 24 Tage Erlebnisreise ab 3250 € inkl. Flug der Ureinwohner und orientierte sich an den Quellen des Arte- Ersten Weltkrieg. Als dann in Folge des Krieges ein gestörtes The Canning Stock Route sischen Beckens. John McDouall Stuart folgte diesem Track Verhältnis zu allem Deutschen aufkam, wurde die Siedlung 19 Tage Konvoi-Expedition ab 4985 € zzgl. Flug bei seinen Expeditionen. Wegen der sicheren Versorgung mit Rosa Schilder weisen auf Sehenswürdigkeiten hin. umbenannt. Zwölf Jahre später schrieb der Theologe und Wasser durch die Quellen wurden entlang dieser Strecke nach Historiker John Blacket (1856–1935), dass die Tilgung deut- der Errichtung der Überland-Telegrafenleitung, später auch scher Ortsnamen nicht nur gegenüber den deutschen Sied- Natur- & Kulturreisen, Trekking, die Schienen für die Old-Ghan-Eisenbahnlinie verlegt. lern einen Skandal darstelle, sondern vor allem gegenüber Safaris, Fotoreisen, Familienreisen, mit Tafelbergen und Steinwüsten und die berühmten Mound einigen sehr würdigen Pionieren. Hergott war einer dieser Kreuzfahrten & Expeditionen Weil man auf den Spuren der historisch bedeutenden, 1981 Springs (artesische Quellen). Alle Gebiete haben ihre eigene aufopferungsvollen Männer, der wie Stuart sein Leben für in über 120 Länder weltweit stillgelegten Old-Ghan-Strecke wandeln kann, lohnt es sich, spezifi sche Flora und Fauna. Überreste von alten Bahnanla- die Erforschung des Landesinneren riskierte. den Oodnadatta Track zu befahren. Abgesehen von der gen, Brücken, Wasserspeicher, Bahnarbeiterhäuschen und abwechslungsreichen Landschaft – und man staunt, was im Bahnschwellen fi ndet man überall längs der Strecke. Entlang In Marree folgen wir einem „Outback-Reise-Gesetz“: an Katalogbestellung und Beratung kargen und trockenen Outback möglich ist – atmet man neben des Tracks weisen rosafarbene, durch die ehemaligen Besit- jeder Tankmöglichkeit wird Kraftstoff aufgefüllt. Wir ver- DIAMIR Erlebnisreisen GmbH viel rotem Staub auch ein wenig Atmosphäre aus den Anfän- zer des Pink Roadhouse in Oodnadatta, Adam und Lynnie sorgen uns mit Kleinigkeiten sowie mit Trinkwasser. Am Berthold-Haupt-Str. 2 . 01257 Dresden gen der Besiedlung Australiens durch die Europäer ein. Wir Plate, gemalte Schilder auf Sehenswertes hin. Sie sind nicht Ortsausgang informiert uns ein Schild darüber, dass alle [email protected] entdecken Sanddünen, Salzpfannen und -seen, Hochebenen nur informativ, sondern auch extrem unterhaltsam. Abschnitte unseres Weges geöffnet sind. & 0351 31 20 77 www.diamir.de 38 04 | 2016 © 360° Australien © 360° Australien 04 | 2016 39 Reisen South Australia South Australia Reisen

Der Dingozaun bildet auch die Grenze zum Landbesitz der Mutonia Sculptures Aborigines vom Stamm der Arabana People, das Finniss Springs Aborigines-Land. Das Gebiet gehört zum Woomera- Sperrbezirk und kann nicht ohne Erlaubnis besichtigt wer- den. Ein Buschpilot entdeckte aus 1000 Metern Höhe 1968 eine 4,2 Kilometer große Erdzeichnung. Der sogenannte Mar- ree Man stellt einen Mann mit Speer dar. Bis heute gibt es nur Spekulationen, wer diese Geoglyphe aus 28 Kilometern Linien hergestellt hat. Für uns ist von all dem nichts zu erkennen.

Auf unserem weiteren Weg liegt der Mutonia Sculpture Park, der sich auf dem Gelände der Alberrie Creek R.S. befi ndet. Die Skulpturen erheben sich aus der fl achen Ebene und Dog Fence bieten eine willkommene Abwechslung in der Einöde. Das „Plane Henge“, zwei auf dem Heck stehende, aneinander geschweißte Flugzeuge aus dem Jahr 1940, ist schon von Weitem zu sehen. Der Name soll an Stonehenge erinnern. Gleich nach dem Verlassen von Marree eröffnet sich uns ein Andere Skulpturen, die ebenfalls aus Metallschrott herge- Bild, das nicht vermuten lässt, dass es entlang des Weges stellt wurden, zeigen einen Mann mit Kind aus Autoteilen, so viele Quellen gibt. Flaches weites, steiniges Land ohne eine Windmühlenblume, ein Windspiel, einen Baum der Zeit Bäume, ohne Gras, nur rote Erde und eine breite gravel road! mit verrosteten Uhren und einen Roboter. Mein Favorit ist jedoch ein riesiger Dingo. Seinen Kopf bildet ein verrosteter 14 Kilometer später erreichen wir die erste Reliquie der Old- Chrysler und der Rumpf ist einer dieser typischen Stelzen- Ghan-Eisenbahnlinie: die Ruine der Callanna R.S. (Railway wassertanks. Man könnte meinen, die offen stehende Tür des Siding – Nebengleisanlage). Alles, was von den Bahnanlagen Chryslers zeigt ein Lachen des Dingos. übrig blieb, ist ein rostiger Wassertank auf Stelzen, einer von denen, die wir noch häufi ger antreffen werden. Der ehemalige Mechaniker Robin Cooke muss mit viel Humor gesegnet sein. Die Idee und die Umsetzung des Kunstparks, Später passieren wir den Dog Fence. Eines dieser rosa- inmitten der Wüste, zeugen von Spielerei und Witz. Und das farbenen Schilder weist auf den längsten Maschendraht- Vergnügen geht beim Anblick der „Skulpturen“ auf den Betrach- zaun der Welt hin. Auf ganzen 9600 Kilometern soll der ter über. Wir sind erstaunt, belustigt und fasziniert zugleich. Süden Australiens, insbesondere die Schafherden, vor Din- gos geschützt werden. Der Maschendraht ist das längste 15 Kilometer von der Alberrie R.S. entfernt, erreichen wir (zusammenhängende) Bauwerk der Welt (und nicht die chi- einen kleinen Hügel, den Hermit Hill. Bis 1858 nahm nesische Mauer – aber darüber kann man treffl ich streiten, man an, dass Lake Torrens und Lake Eyre ein großes denn Australier lieben Superlative). 1946 wurde der Zaun Meer bildeten und eine Durchquerung von Süd zu einer staatlichen Angelegenheit gemacht; mit dem Dog nach Nord an dieser Stelle nicht möglich sei. Fence Act wurde der Bau, seine Erhaltung und Finanzierung Benjamin Babbage war der erste Weiße, gesetzlich geregelt. Der Zaun ist jedoch umstritten: Öko- der den steinigen Hügel überwand und logisch gesehen greift man auf beiden Seiten in die Natur damit eine Lücke zur Durchquerung ein. Im Süden stehen Emus und Kängurus in Nahrungskon- fand. David Hergott, Sie erinnern kurrenz zu den Schafen. Wildtiere sind im Norden den Din- sich ..., begleitete auch ihn gos ausgeliefert. bei seiner Expedition.

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Kurz vor der Borefi eld Road führt eine Piste zum Bopeechee- Das Lake Eyre Basin und das (GAB) kontaktfreudig und lieben ein kleines Schwätzchen über das Bohrloch, welches die Minengesellschaft BHP Billiton mit Woher und Wohin. Natürlich rundet unser kleines einstün- 33 Millionen Liter Wasser pro Tag (Tendenz steigend) ver- Nach weiteren 19 staubigen Kilometern kommen wir am Lake diges Beisammensein ein -Bitter-Dosenbier ab. sorgt. Und die Minengesellschaft bezahlt keinen Cent für Eyre South Lookout mit vielen interessanten Informationsta- das wertvolle fossile Wasser. Die Bedrohung des Artesischen feln an. Die Nacht ist klar, der Sternenhimmel unbeschreiblich. Im Beckens durch die Minen stellt eine echte Gefahr für das Outback gibt es keine Lichtverschmutzung und die Milch- Leben im Outback dar. Die artesischen Quellen versorgen Unglaublich, eine riesige fast spiegelglatte Ebene erstreckt sich straße macht den Eindruck, als wenn sie zehnmal mehr nicht nur Flora und Fauna im Outback, sondern auch die dort bis zum Horizont. Der See liegt 15 Meter unter dem Meeres- Sterne besitzt als bei uns in Europa. Das muss man gese- beheimateten Aborigines. Zudem haben die Quellen einen spiegel und bildet somit den tiefsten Punkt Australiens. Wir hen haben! Für die Nacht ziehe ich alles an, was ich habe: bedeutenden spirituellen Wert für sie. Die in der Nähe gele- können kaum erkennen, ob die spiegelnde Fläche aus Wasser T-Shirt, Strumpfhose, Jogginghose, Sweatshirt mit Kapuze. genen Minen fördern Kupfer, Uran, Silber und Gold für den besteht oder vielleicht doch nur eine trockene Salzpfanne ist. Spa Im Mai und Juni sind Temperaturen um null Grad völlig nor- Export. Der Abraum, auch der radioaktive aus den weltweit Es glänzt silbrig in der Sonne, aber mein Teleobjektiv macht die mal. Klar hat man schon von kalten Wüstennächten gehört, größten Lagerstätten der Uranmine Olympic Dam, bleibt sich kräuselnde Wasseroberfl äche für uns sichtbar. Und schließ- aber nun erleben wir es zum ersten Mal. in Australien zurück. Der Dokumentarfi lm „Uranium – Is it lich bestätigen alle anderen Besucher auf dem Parkplatz, und grüne Oase. Jeder Stellplatz hat eine Feuerstelle. Bei unserer a country“ vom Verein Strahlendes Klima e.V. befasst sich das sind immerhin vier – es handelt sich wirklich um Wasser in Ankunft sind alle Plätze bereits „bewohnt“! Aber ein Stell- Bevor wir Coward Springs verlassen, besuchen wir das über- mit den erschreckenden Umweltschäden und deren Vertu- der Salzpfanne. Die reichen Regenfälle der vergangenen Jahre platz ganz am Ende der Rundfahrt ist für uns noch frei. aus sehenswerte Museum. Als die jetzigen Betreiber des schung. Der Film ist eine alarmierende Spurensuche nach im Outback von Queensland sind nun hier angekommen. Campgrounds 1990 das Grundstück übernahmen, waren der Herkunft des europäischen Atomstroms. Mit unseren Badesachen folgen wir dem Weg zum unge- alle Gebäude zerstört. Die neuen Besitzer haben das Haupt- Dieses System aus Drainage und Flüssen heißt Lake Eyre Basin wöhnlichen Outback-Natur-Spa. Der Pool ist mit Blockboh- haus und das Bahnarbeiterhäuschen nach Originalplänen 360° Info und deckt 22 Prozent der Fläche Australiens ab. Nur etwa vier- len um eine ständig sprudelnde artesische Quelle gebaut. und -methoden wieder aufgebaut. Das Bahnarbeiterhäus- mal im Jahrhundert ist der See komplett gefüllt. Dann ist er mit Die erste Bohrung wurde bereits 1887 für die Bahn gemacht. chen beherbergt nun das Museum. Seit 1998 ist die Coward Wenn man das Outback oder andere 4WD-Strecken befahren will, 10.000 Quadratkilometern unglaubliche 20-mal so groß wie der 1888 kam der erste Zug des „Old Ghan“ in Coward Springs Springs R.S. denkmalgeschützt. sollte man sich immer über die Straßenbedingungen auf den Websites Bodensee und es wimmelt hier von Fröschen, Fischen, Tau- an. Der Ort entwickelte sich zu einer geschäftigen Bahn- der jeweiligen Bundesstaaten kundig machen. Hier kann man auch senden von Pelikanen und anderen Wasservögeln. station mit Hotel. Das Spa war die Attraktion. Als aber die Zu den Mound Springs fahren wir auf dem Oodnadatta Track erfahren, ob eine Strecke gesperrt ist, was nicht selten in der Regen- Dampfl oks von den Dieselloks abgelöst wurden, waren viele wieder ein Stück zurück. Die Zufahrt ist nur mit zwei Reifen zeit vorkommt. Das Lake Eyre Basin überlagert das Great Artesian Basin Haltepunkte zum Nachtanken von Wasser nicht mehr not- markiert. Ein richtiges Hinweisschild zum Wabma Kadarbu (GAB), welches das größte unterirdische Wasserreservoir wendig und wurden geschlossen. Coward Springs blieb als Mound Springs Conservation Park vermissen wir. Außerdem sollte das Auto – am besten 4WD – in gutem Zustand sein. der Welt darstellt und sich 3000 Meter unter der Erdober- Bahnhof für die Gäste erhalten. Insbesondere die Beschaffenheit der Reifen verdient besondere Auf- fl äche befi ndet. Den schönsten Quellen hat man Namen gegeben wie merksamkeit. Der rote Staub kriecht überall hin und die Kieselsteine Durch den ständigen Zufl uss von Wasser konnte sich ein The Blubbler und The Blanche Cup. Natürlich haben die des Tracks hinterlassen Spuren am Fahrzeug. Mietautos müssen All- Welche Wechselwirkungen zwischen den beiden Wassern natürliches Feuchtbiotop entwickeln. Es steht seit 1996 Aborigines für beide Quellen ihre Traumzeitgeschichten. Die radfahrzeuge sein, denn „normale“ Autos sind auf nicht asphaltierten bestehen, ist noch unerforscht. Herausgefunden hat man unter Schutz. 99 Pfl anzenarten und 126 Vogelarten sind hier Quellen befi nden sich auf kleinen Hügeln und sind umrahmt Straßen, den gravel roads, meistens nicht versichert. aber, dass das Wasser, welches als Regen in der Great Divi- neben einigen Lurchen- und Reptilienarten gezählt worden. von satt grünem Gras. Die ungewöhnlichen Landmarken ding Range, einem Gebirgszug im Osten Australiens, herun- ragen aus einer großen weißen, uns blendenden Salzpfanne Wenn der Oodnadatta Track auch nicht schwer zu befahren ist, gemüt- ter regnet, zwei Millionen Jahre benötigt, um unterirdisch im Es ist unglaublich, wir baden in einer 29 Grad warmen heraus. The Blubbler blubbert, zwar nicht so stark wie früher, lich ist er auf keinen Fall. Corrugations nennen die Australier die Ober- südaustralischen Teil des GAB anzukommen. Viele Orte im Quelle mitten in der Wüste. Wir sind begeistert. Auf dem aber immerhin. Zunächst können wir nicht erkennen, warum fl äche der gravel road, wenn sie wie ein Waschbrett ist und zu einer Outback nutzen ausschließlich dieses Wasser. Rückweg zu unserem Camper werden wir von Australiern dieser glasklare Quellsee so heißt, bis sich dann wirklich eine ständigen starken Vibration des Autos und seiner Insassen führt. Die angesprochen, was absolut typisch ist. Australier sind sehr Schlammblase vom Boden löst und an der Wasseroberfl äche Wellen bilden sich abhängig davon, wie stark und mit welchen Fahr- Wo der Track eine Kurve nach Süden beschreibt, befi nden zeugen die Piste befahren wird. Ich glaube, es gibt keine optimale sich rechts der Straße die Ruinen der Curdimurka R.S. Es Geschwindigkeit, mit der man diese Streckenabschnitte überwinden handelt sich um die wohl eindrucksvollste, alte Bahnan- kann. Wir haben alles ausprobiert, um die Rüttelei so gering wie mög- lage. Auf dem Gelände, auf dem sich ein Wassertank, eine lich zu halten. Will man nur noch über die Wellblechpiste mit hoher badeofenähnliche Entsalzungsanlage und ein restauriertes Geschwindigkeit schweben, wird es gefährlich. Der Wagen hat keinen Gebäude befi nden, kann man übernachten. Die Väter der Grip mehr und unerwartete Hindernisse führen zu ordentlichen Adre- Ghan Railway Preservation Society haben sich etwas Beson- nalinschüben. Zu viel Reifendruck sollten die Räder auf solchen Pisten deres ausgedacht, um Geld zur Erhaltung der Anlagen zu auch nicht haben. Uns gelingt es, die Piste in „guter Erinnerung“ als sammeln. Die an der Bahnstation liegenden Gleise enden ein typisches Outbackerlebnis zu behalten, denn genau das ist es auch. nach ein paar hundert Metern. Die Schienen haben eine son- derbare Bestimmung bekommen.

Bis vor Kurzem veranstalteten die Mitglieder der Society alle zwei Jahre einen „Curdimurka Outback Ball“. Dann wurde Oodnadatta Lake Eyre ein Zug auf die Schienen aufgesetzt und die Ballgäste durf- Oodnadatta Track ten 800 Meter hin und zurück in Abendrobe durchs Outback Cooper Pedy fahren. Der erste Ball 1986 hatte rund einhundert Gäste. In William Creek den Folgejahren bekam die Veranstaltung Kultcharakter und Marree tausende Gäste reisten an. Sie kamen mit kleinen Flugzeu- gen und großen Allradwagen, um nach der Party im roten South Australia Lake Torrens Staub des Outbacks zu campen. Man erfreute sich an Coun- try-Musik und an viel Dosenbier.

Auf dem uns empfohlenen Campground in Coward Springs Mound Springs – Blanche Cup mit Hamilton Hill rechts im Hintergrund treffen wir kurze Zeit später ein. Es ist eine wunderschöne

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zerplatzt. Früher haben die kleinen Explosionen das Wasser meterhoch spritzen lassen. Aber als die Siedler kamen, wur- den die fragilen Quellseen auf den Hügeln beschädigt oder zerstört. Nicht zuletzt ist auch der mächtige Wasserverbrauch der BHP Minengesellschaft und anderer Schuld am Absinken des Wasserdruckes. Wir bestaunen dieses Naturwunder und beobachten ein Schwalbenpärchen beim Bau ihrer Behau- sung. Außerdem entdecken wir sogar kleine Fische!

Immer wieder tauchen Salz- und Lehmpfannen entlang des Roadtrain Ruinen an den Strangways Springs Tracks auf, die aber bald weniger werden. Der Bahndamm begleitet uns selten mit Schienen, mal auf der rechten Seite, mal links. Ab und zu kommt uns ein Roadtrain, der eine rie- 1859 diese Quellen. 1862 wurde hier enthusiastisch eine Schaf- Visitenkarten, Geldscheinen, Heiratsanzeigen, Basecaps, sige Staubfahne hinter sich her zieht, entgegen. Obwohl der Beresford R.S. farm errichtet, die nach einer lang anhaltenden Dürre kurze Schuhen und mit anderen persönlichen Dingen, die Besucher Oodnadatta-Track nahezu vier Fahrspuren breit ist, bleibt Zeit später wieder aufgegeben werden musste. 1870 wurde das zurückließen. Und natürlich erwarten diese, wenn sie irgend- nur eines: links (!) an den Straßenrand fahren und warten, Gebiet an den australischen Staat verkauft, der die Ansammlung wann mal wieder hierher kommen, dass ihr Erinnerungsstück bis sich der Staub gelegt hat. Von Ferne versuchen wir die von Gebäuden nutze, um eine Telegrafenstation zu betreiben. noch da ist. Auch unsere Visitenkarte hängt jetzt hier. Länge des Trucks – mit ein, zwei oder drei Hängern – an der Größe der Staubfahne zu erraten. Die vereinzelt stehenden, stark verfallenen Ruinen machen Wir verlassen in William Creek den Oodnadatta Track, weil auf uns kaum den Eindruck, dass hier mal prosperierendes wir uns in 204 Kilometern eine australische Attraktion nicht Die Ruinen der Beresford R.S. auf der rechten Seite der Straße Leben herrschte. Wir folgen einem ausgeschilderten Weg entgehen lassen wollen. In der „Weltopalhauptstadt“ Coober bestehen wieder einmal aus Überresten der Bahnanlagen und über das steinige Gelände und erfahren einiges über das Pedy wohnen die Leute nicht nur wegen der Edelsteine, son- der Telegrafenstation. Wir parken unter einer der Akazien, die Leben auf der Telegrafenstation. Wir betrachteten die Über- dern auch wegen der Hitze „unter Tage“. hier vereinzelt am Haus und am Parkplatz stehen. Der Wind reste des Friedhofes und ein Gebäude, welches einer Kirche säuselte leicht durch die Äste der fl achen Bäumchen. Der Ort ähnlich ist. Aber es gibt keinen Eingang, keine Türöffnung. Am Ortseingang von steht ein Denkmal für John versprühte den Charme eines Westerns. Ich werde augen- Es handelt sich um einen gemauerten Wassertank. McDouall Stuart. An dieser Stelle endet der Bericht unserer blicklich an den Film „Spiel mir das Lied vom Tod“ erinnert. Entdeckungsreise auf den Spuren des Abenteurers.  Ohne Hinweistafeln wären die Ruinen und die viele Steinhau- In dem rekonstruierten Bahnhäuschen gibt es Informatio- fen kaum zuzuordnen. Mithilfe der Tafeln lässt sich erahnen, nen zu den Arabana People und zur Anna Creek Station. Zu wie das Leben inmitten der Wüste auszuhalten war. Nach Coober Pedy: Stuart-Denkmal Beginn der Besiedlung waren die Weißen darauf angewiesen, Verlassen der Ruinen überqueren wir den ausgetrockneten mit den Aborigines ein gutes Verhältnis zu pfl egen. Die Urein- Warriner Creek, wo eine gut erhaltene Bahnbrücke links des wohner kannten sich in ihrem Land bestens aus und gaben Stelzenwassertank und Entsalzungsanlage Tracks zu sehen ist. Plötzlich tauchen Sanddünen am Track ihr Wissen gerne an die Neuankömmlinge weiter, solange sie auf, die bis zum Horizont rot leuchten: die Irrapatana Sand- respektiert wurden. Die Anna Creek Station ist mit fast 25.000 hills, Ausläufer der . Was für ein imposanter Quadratkilometern die größte Rinderfarm der Welt, größer als Anblick in dieser sonst fl achen Wüstenlandschaft! Belgien. Allerdings schwankt der Rinderbestand erheblich, abhängig vom Niederschlag. In Dürrejahren kann es vorkom- Sieben Kilometer vor William Creek zweigt ein Weg nach men, dass die Ranch nicht betrieben wird, während in guten Osten ab. Es handelt sich um einen Bewirtschaftungsweg der Jahren bis zu 18.000 Rinder gehalten werden. Anna Creek Station und einen direkten Zugang zum nörd- lichen Lake Eyre und seinem Nationalpark. Bevor man die- Zwölf Kilometer weiter zeigte uns ein Schild: Public Access to sen Weg in Angriff nimmt, benötigt man eine Erlaubnis für Strangways Springs – 2,5 Kilometer. Keine Frage, wir fahren den Nationalpark, die man im William Creek Hotel erhält. Das den Weg zu den Ruinen der Telegrafenstation, eine von elf Schicksal der tödlich verunglückten Caroline Großmüller, für Verstärkerstationen, die für den Betrieb der Telegrafenleitung die auf halber Strecke ein Gedenkstein errichtet wurde, sollte zwischen und Darwin gebaut wurden. Als wir Mahnung für jeden Outbackabenteuerer sein, die größten auf dem kleinen Parkplatz ankommen, sind wir wie so oft die Gefahren, Hitze, Wassermangel, extrem schwer befahrbare einzigen Besucher, werden aber von mindestens zehn Din- Sandpisten und stürmische Winde, nicht zu unterschätzen. gos beäugt. Einige laufen sofort weg, andere sind neugierig und warten ab. Wir sind vorsichtig beim Verlassen des Autos, Ein Roadhouse, ein Flugplatz der „Airline“ WrightsAir, eine denn Wildhunde sind längst nicht so ungefährlich, wie sie Tankstelle, ein Pub, sechs Einwohner und ein Hund – das ist 360° Autorin: Dagmar Loos-Tänzler erscheinen. Nachdem ich, mich in Zeitlupe bewegend, ausrei- Dingo William Creek, die kleinste Siedlung Australiens und unser Die Berlinerin mit Australienpassion Dagmar Loos- chend Fotos von den Dingos gemacht habe, bewegen wir uns Abzweig nach Coober Pedy. Tänzler arbeitet als „Head of Finance“ eines großen schneller und schon laufen sie gemächlich davon. internationalen Modelabels in ihrer Heimatstadt. Mit 12 Mit WrightsAir kann man von hier aus Flüge über den Lake Jahren bekam sie ihre erste Fotokamera und ist seitdem Die Ruinen liegen auf einer kleinen Anhöhe. Erstmals auf Eyre und zu der Painted Desert unternehmen. auf der Suche nach spannenden Motiven. Vor mehr als 20 Jahren fand unserer Tour nerven Outbackfl iegen hier mächtig, unsere sie dann in Australien nicht nur eine außergewöhnlich fotogene Szene- Fliegennetze haben wir leider im Auto gelassen. Das William Creek Hotel wirbt zu Recht mit seinem „Outback rie vor, sondern lernte einen faszinierenden Kontinent kennen. Seitdem Burger“, den man sich nicht entgehen lassen sollte, außer- bereist sie regelmäßig mit ihrem Mann Down Under ausschließlich im Die Telegrafenstation wurde in unmittelbarer Nähe zu den dem mit Bush Tucker und aromatischen Eissorten. An den Geländewagen und beschreibt ihre Erlebnisse und Eindrücke. Der gewal- Strangways Springs angelegt. Benannt ist die Quelle nach Wänden hängen alte Fotos, die von einer unwirklichen, ent- tige Unterschied zwischen der Metropole Berlin und den Weiten Australi- einem Parlamentarier in Südaustralien, Henry Strangways. behrungsreichen Zeit berichten. Aber mehr noch, in der Bar ens führte zu ihrer großen Leidenschaft, für die sie viel zu wenig Zeit hat. Auch entdeckte John McDouall Stuart auf seiner Expedition des Hotels hängen die Wände und Decken voll mit Souvenirs,

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