Amt für Raumordnung und Landesplanung Westmecklenburg

RAUMORDNUNGSVERFAHREN

„Errichtung einer Schweinezuchtanlage“

Gemeinde Passee, Landkreis

Vorhabenträgerin Verfahrensträger BLL GmbH & Co. Agrar KG Amt für Raumordnung und Landesplanung Westmecklenburg Warnkenhagener Straße 58 Schloßstraße 6 - 8 23992 19053 Schwerin 2 Inhaltsverzeichnis

A Ergebnis des Raumordnungsverfahrens ...... 5

B Allgemeiner Teil ...... 6

1. Beschreibung des Vorhabens nach Art und Umfang ...... 6 1.1 Schweinezuchtanlage Passee ...... 6 1.2 Kapazitäten, Investitionen, Arbeitsplätze ...... 6

2. Räumliche Lage ...... 6

3. Träger des Vorhabens ...... 7

C Beschreibung des angewandten Verfahrens ...... 8

1. Verfahrensablauf...... 8

2. Die Beteiligten ...... 9

D Zusammengefasste Inhalte der Stellungnahmen und ermittelte Tatsachen .. 11

E Begründung der landesplanerischen Beurteilung ...... 22

1. Raumbezogene Auswirkungen auf den vorhabenbezogenen Fachbereich Landwirtschaft ...... 22

2. Raumbezogene Auswirkungen auf die Umwelt ...... 23 2.1 Raumordnerische Umweltverträglichkeitsprüfung ...... 23 2.1.1 Schutzgutbezogene zusammenfassende Darstellung und Bewertung der Auswirkungen des Vorhabens ...... 23 2.2 Raumordnerische FFH-Verträglichkeitsprüfung ...... 32 2.2.1 FFH-Gebiet „Beketal mit Zuflüssen“ (EU-Nr. DE 2037-301) ...... 32 2.2.2 FFH-Gebiet „Kleingewässerlandschaft bei Kirch Mulsow“ (EU-Nr. DE 2036- 302) ...... 33 2.2.3 FFH-Gebiet „Kleingewässerlandschaft südlich von Kröpelin“ (EU-Nr. DE 1936- 302) ...... 33 2.3 Raumordnerische SPA-Verträglichkeitsprüfung ...... 34 2.4 Raumordnerische Prüfung des europäischen Artenschutzes ...... 36

3. Raumbezogene Auswirkungen auf den Fachbereich Siedlungswesen...... 37

4. Raumbezogene Auswirkungen auf den Fachbereich Tourismus und Naherholung ...... 37

5. Raumbezogene Auswirkungen auf den Fachbereich sonstige Wirtschaft ..... 39

6. Raumbezogene Auswirkungen auf den Fachbereich Verkehr ...... 39

7. Raumbezogene Auswirkungen auf den Fachbereich technische Infrastruktur40

3 8. Raumbezogene Auswirkungen auf den Fachbereich Konversion ...... 40

9. Zusammenfassende raumordnerische Abwägung ...... 40

F Abschließende Hinweise ...... 42

4 Landesplanerische Beurteilung zum Raumordnungsverfahren „Errichtung ei- ner Schweinezuchtanlage“ in der Gemeinde Passee

A Ergebnis des Raumordnungsverfahrens

Das Vorhaben „Errichtung einer Schweinezuchtanlage“ in der Gemeinde Passee ist mit den Erfordernissen der Raumordnung und Landesplanung vereinbar, wenn nach- folgende Maßgaben erfüllt werden:

Maßgabe

1. Zum Schutz der im Umkreis der Tierhaltungsanlage wohnenden Bevölkerung vor geruchsbedingten Auswirkungen und zum Schutz des FFH-Gebietes „Beketal mit Zuflüssen“ vor unzulässigen Stoffeinträgen sind:

- eine Abluftreinigungsanlage zu installieren, die mindestens eine 50 %ige Ge- ruchs- sowie 80 %ige Ammoniakminderung erzielt und - der Güllehochbehälter abzudecken.

2. Um die Tierhaltungsanlage in die Landschaft einzubinden und einen Sicht- schutz herzustellen, sind die Stallgebäude, sonstigen Anlagen, Lagerflächen und Zufahrt durch einheimische Vegetation einzugrünen.

3. Um Verbotstatbestände hinsichtlich des europäischen Artenschutzes zu ver- meiden, sind die Baugruben zum Schutz der Amphibien durch Zäune zu si- chern.

4. Um Beeinträchtigungen der Schutzziele und Schutzzwecke des europäischen Vogelschutzgebietes SPA „Kariner Land“ auszuschließen, sind die Bautätigkei- ten außerhalb der Brutsaison (Juni-Februar) vorzunehmen.

5 B Allgemeiner Teil

1. Beschreibung des Vorhabens nach Art und Umfang

1.1 Schweinezuchtanlage Passee

Die BLL GmbH & Co. Agrar KG plant auf einer Fläche von ca. 50 000 m² die Errich- tung einer Schweinezuchtanlage ca. 490 m südlich der Ortslage Passee und ca. 660 m westlich von Goldberg an der Landesstraße L 10 in der Gemeinde Passee. Der Geltungsbereich des Vorhabens liegt planungsrechtlich im Außenbereich und wird derzeit ackerbaulich genutzt.

Die Vorhabenträgerin betreibt in der Ortslage Babst eine Sauenanlage mit 500 Tier- plätzen. Aufgrund gesetzlicher Änderungen in der Tierschutznutztierhaltung muss der Bestand zukünftig verkleinert werden. Mit der Errichtung der Schweinezuchtanlage soll einerseits der entstehende Verlust kompensiert und andererseits der erhöhten Nachfrage nach Absatzferkeln in großen homogenen Einheiten entsprochen werden.

1.2 Kapazitäten, Investitionen, Arbeitsplätze

Für die Schweinezuchtanlage sind folgende Kapazitäten vorgesehen: 2 893 Tierplät- ze für Sauen/Jungsauen/Eber, 576 Tierplätze für die Jungsauenaufzucht und 10 080 Tierplätze für die Absatzferkelaufzucht.

Das Investitionsvolumen für die Errichtung der Schweinezuchtanlage und deren Er- schließung beträgt ca. 3 600 000 Euro.

Mit der Umsetzung des Vorhabens werden acht Arbeitsplätze in der Landwirtschaft geschaffen. Weiterhin ist davon auszugehen, dass in vor- und nachgelagerten Berei- chen weitere Arbeitsplätze geschaffen bzw. gesichert werden können.

2. Räumliche Lage

Das Vorhabengebiet befindet sich in der Gemeinde Passee, im Nordosten des Land- kreises Nordwestmecklenburg. Die Gemeinde Passee wird vom Amt - verwaltet. Gemäß Regionalem Raumentwicklungsprogamm Westmecklenburg (RREP WM) liegt der Vorhabenstandort im strukturschwachen ländlichen Raum, in den Vorbehaltsgebieten Landwirtschaft und Trinkwasser sowie im Tourismusentwick- lungsraum. Westlich der geplanten Schweinezuchtanlage ist ein Vorranggebiet Roh- stoffsicherung dargestellt.

Nördlich der Ortslagen Alt Poorstorf und Passee, weiterhin östlich der Ortslage Pas- see und südlich der Landesstraße L 10 sowie westlich der Ortslage Tüzen liegen Teilflächen der Gemeinde Passee im Vorbehaltsgebiet Naturschutz und Land- schaftspflege.

Im Vorentwurf des Flächennutzungsplanes (Stand Januar 2006) der Gemeinde Pas- see ist der Geltungsbereich des Vorhabens als Fläche für die Landwirtschaft darge-

6 stellt. Die Landesstraße L 10 bildet die südliche Grenze der geplanten Tierhaltungs- anlage. Im Norden, Osten und Westen grenzen Flächen für die Landwirtschaft an den Geltungsbereich des Vorhabens. Nördlich vom Vorhabenstandort befindet sich in ca. 490 m Entfernung die Ortslage Passee. Die Ortslage Goldberg liegt ca. 660 m vom Standort in östlicher Richtung entfernt. Im Osten sind in ca. 400 m Entfernung Flächen für Wald dargestellt. In einem Abstand von 500 m sind Flächen für Abgra- bungen bzw. die Gewinnung von Bodenschätzen verzeichnet. Südwestlich der ge- planten Schweinezuchtanlage liegen in einem Abstand von 150 m Flächen für Maß- nahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Natur und Landschaft.

3. Träger des Vorhabens

Investor und Auftraggeber für die Errichtung einer Schweinezuchtanlage ist die BLL GmbH & Co. Agrar KG mit Sitz in Glasin.

7 C Beschreibung des angewandten Verfahrens

1. Verfahrensablauf

Für die Errichtung von Anlagen im Außenbereich im Sinne des § 35 des Baugesetz- buches, die einer immissionsschutzrechtlichen Genehmigung unter Einbeziehung der Öffentlichkeit bedürfen und in den Nummern 1 bis 10 der Anlage 1 zum Gesetz über die Umweltverträglichkeitsprüfung aufgeführt sind, soll ein Raumordnungsverfahren entsprechend § 15 Raumordnungsgesetz bzw. § 15 Landesplanungsgesetz M-V durchgeführt werden. Da es sich bei dem geplanten Vorhaben um eine Anlage im oben genannten Sinne handelt, ist das Amt für Raumordnung und Landesplanung Westmecklenburg vom Ministerium für Verkehr, Bau und Landesentwicklung M-V (heute: Ministerium für Energie, Infrastruktur und Landesentwicklung) mit Schreiben vom 29.03.2011 mit der Durchführung des Raumordnungsverfahrens für das Vorha- ben „Errichtung einer Schweinezuchtanlage“ beauftragt worden.

Zur Festlegung der beizubringenden Unterlagen und des inhaltlichen und räumlichen Untersuchungsrahmens für die raumordnerische UVS wurde am 18.10.2011 eine Anlaufberatung/Scopingtermin mit Vor-Ort-Besichtigung durchgeführt. Zu diesem Termin waren die wichtigsten Träger öffentlicher Belange eingeladen. Auf Wunsch der Vorhabenträgerin und in Absprache und fachlicher Federführung des Staatlichen Amtes für Landwirtschaft und Umwelt Westmecklenburg als Fachbehörde diente die Anlaufberatung zum ROV gleichzeitig dem Scopingtermin zum Genehmigungsver- fahren nach § 4 Bundesimmissionsschutzgesetz (BImSchG) i. V. m. § 3 Umweltver- träglichkeitsprüfungsgesetz (UVPG).

Das Raumordnungsverfahren wurde am 12.07.2012 mit dem Versand der Verfah- rensunterlagen eröffnet. Der Termin für die Abgabe der Stellungnahmen war der 17.08.2012. Parallel dazu lagen die Unterlagen zur Information der Öffentlichkeit vom 16.07.2012 bis zum 17.08.2012 zur Einsicht in der Amtsverwaltung Neukloster-Warin öffentlich aus. Zusätzlich konnten die Unterlagen über die Internetseite www.raumordnung-mv.de/raumordnungsverfahren heruntergeladen werden. Der Hinweis auf die öffentliche Auslegung sowohl in der Amtsverwaltung, als auch im Internet erfolgte im „Nordwestblick“ vom 03.07.2012. Beteiligt wurden gemäß § 15 Landesplanungsgesetz M-V die betroffenen Gebietskörperschaften, die öffentlichen Planungsträger, Behörden des Bundes und des Landes sowie die nach § 58 Bun- desnaturschutzgesetz bzw. § 64 Landesnaturschutzgesetz M-V in Mecklenburg- Vorpommern anerkannten Verbände.

Nach Auswertung der eingegangenen Stellungnahmen sind der Vorhabenträgerin in einem Schreiben vom 07.09.2012 offene Fragestellungen zur Klärung mit Frist bis zum 28.09.2012 übermittelt worden. Diesen Termin konnte die Vorhabenträgerin nicht einhalten. Demzufolge ist das Raumordnungsverfahren am 01.10.2012 ausge- setzt worden. In Ergänzung der Antragsunterlagen reichte die Vorhabenträgerin am 29.10.2012 (Posteingang 05.11.2012) Erläuterungen dazu ein. Diese Unterlagen wurden am 08.11.2012 an alle Beteiligten des Raumordnungsverfahrens verschickt, die Aussetzung des Verfahrens ist damit gleichbedeutend aufgehoben worden. Zur Abgabe einer ergänzenden Stellungnahme wurde eine Frist bis zum 23.11.2012 ein- geräumt. In Auswertung der Stellungnahmen ergaben sich weitere Detailfragen zum

8 Trinkwasserschutz, zum Artenschutz und zu den NATURA2000-Gebieten. In der Be- ratung vom 23.01.2013 wurden diese mit den betroffenen Fachbehörden (Landkreis Nordwestmecklenburg und Staatliches Amt für Landwirtschaft und Umwelt) diskutiert. Das Ergebnis ist protokolliert und von den Teilnehmern telefonisch bestätigt worden.

2. Die Beteiligten

Ministerium für Energie, Infrastruktur und Landesentwicklung M-V Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz M-V Ministerium für Wirtschaft, Bau und Tourismus M-V Staatliches Amt für Landwirtschaft und Umwelt Westmecklenburg Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie M-V Landesforst M-V Forstamt Bad Doberan Landesamt für zentrale Aufgaben und Technik der Polizei, Brand- und Katastrophen- schutz Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei M-V Bergamt Stralsund Straßenbauamt Schwerin Polizeipräsidium Rostock Handwerkskammer Schwerin Industrie- und Handelskammer zu Schwerin Landkreis Nordwestmecklenburg Landkreis Rostock Wasser- und Bodenverband Warnow-Beke Warnow-Wasser- und Abwasserverband Zweckverband – Wasser, Abwasser, Fernwärme Deutsche Telekom Technik GmbH WEMAG AG E.ON Hanse AG Erzbischöfliches Amt Schwerin Evangel. Luth. Landeskirche Bauernverband M-V e.V. Kreisbauernverband Nordwestmecklenburg e.V. Landesanglerverband M-V e.V. Landesjagdverband M-V e.V. Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Landesverband Mecklenburg- Vorpommern Naturschutzbund Mecklenburg-Vorpommern e.V. Schutzgemeinschaft Deutscher Wald e.V. Tourismusverband Mecklenburg-Schwerin e.V. Wehrbereichsverwaltung Nord Bundesanstalt für Immobilienaufgaben Landgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern mbH Gemeinde Passee Gemeinde Züsow Gemeinde Glasin Gemeinde Satow

9 Planungsverband Region Rostock, c/o Amt für Raumordnung und Landesplanung Region Rostock

Im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung haben bis zum 17.08.2012 bzw. bis ein- schließlich 11.09.2012 drei private Einwender zum Vorhaben Stellung genommen. Am 27.09.2012 ist vom Amt Neukloster-Warin eine weitere private Stellungnahme eingegangen. Die Abgabe einer ergänzenden Stellungnahme nutzten drei private Einwender.

Die im Amt Neukloster-Warin ausgelegten Unterlagen des Raumordnungsverfahrens wurden von keinem Bürger eingesehen.

10 D Zusammengefasste Inhalte der Stellungnahmen und ermittelte Tatsachen

Die Beteiligten wurden gebeten, das Vorhaben im Rahmen ihrer jeweils wahrzuneh- menden Belange zu beurteilen und eine Stellungnahme abzugeben. Im Folgenden werden die wesentlichen Aussagen der Beteiligten in zusammengefasster Form wie- dergegeben.

Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Mecklenburg- Vorpommern

Eine weitere Beteiligung des Ministeriums ist nicht erforderlich, wenn die Landgesell- schaft Mecklenburg – Vorpommern beteiligt wird.

Ministerium für Wirtschaft, Bau und Tourismus Mecklenburg-Vorpommern

Das Ministerium für Wirtschaft, Bau und Tourismus weist darauf hin, dass sich die Tierhaltungsanlage im Tourismusentwicklungsraum befindet. Das touristische Poten- zial dieser Räume soll genutzt werden, um zusätzliche touristische Angebote zu schaffen. Vor allem sollen die Formen der landschaftsgebundenen Erholung genutzt, die Beherbergungskapazitäten erweitert und die touristische Infrastruktur ausgebaut werden. Die geplante Schweinezuchtanlage könnte durch den auftretenden Verkehr und die entstehenden Geruchsbelästigungen negative Auswirkungen auf die touristi- sche Entwicklung haben und wird aufgrund dessen vom Tourismusbereich abge- lehnt.

Die Lage im Tourismusentwicklungsraum ist in den ergänzenden Unterlagen geprüft worden. Mit der Stellungnahme vom 21.11.2012 schließt sich das Wirtschaftsministe- rium der Argumentation der Vorhabenträgerin an und stellt fest, dass das Vorhaben der Entwicklung von touristischen Angeboten nicht entgegen steht.

Staatliches Amt für Landwirtschaft und Umwelt Westmecklenburg

Das Staatliche Amt für Landwirtschaft und Umwelt Westmecklenburg ist unter ande- rem zuständig für das Management einschließlich der Managementplanung in den Gebieten des europäischen ökologischen Netzes „Natura 2000“. Die Natura 2000- Gebiete sollen derart gesichert und entwickelt werden, dass sie den europäischen Richtlinien genügen und Sanktionen der EU vermieden werden.

Insofern gibt das Staatliche Amt für Landwirtschaft und Umwelt unabhängig von der Regelzuständigkeit der unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Nordwest- mecklenburg folgende Hinweise: Die Bestandserfassungen, Wirkungsprognosen und Erheblichkeitsbewertungen sind für eine Beurteilung hinsichtlich der Beeinträchtigung der Erhaltungsziele der betroffenen Natura 2000-Gebiete unvollständig.

Für die FFH-Gebiete „Kleingewässerlandschaft bei Kirch Mulsow“ und „Beketal mit Zuflüssen“ werden zurzeit Managementpläne erarbeitet bzw. liegen in Teilen bereits vor. Für die Einschätzung der Beeinträchtigung der Erhaltungsziele sollten die bishe- rigen Ergebnisse der Managementpläne einbezogen werden.

11 Für das Europäische Vogelschutzgebiet „Kariner Land“ sind Schutzzweck und Erhal- tungsziele in der Vogelschutzgebietslandesverordnung (VSGLVO M-V) definiert. Die- se Verordnung blieb bei der Erstellung der Unterlagen unberücksichtigt. Es wurden bei Untersuchungen zur Verträglichkeit lediglich die im Rahmen der Kartierung tat- sächlich erfassten Vogelarten aus dem Standarddatenbogen des Vogelschutzgebie- tes einbezogen. Grundlage für die Verträglichkeitsprüfung gemäß VSGLVO M-V sind der Erhalt oder die Wiederherstellung eines günstigen Erhaltungszustandes aller in der VSGLVO M-V genannten maßgeblichen Gebietsbestandteile, d.h. der jeweiligen Vogelarten und der hierfür erforderlichen Lebensraumelemente des europäischen Vogelschutzgebietes. Führt die Errichtung der Schweinezuchtanlage zu einer Beläs- tigung der Vogelarten und/oder einer Beeinträchtigung ihrer Lebensräume, ist das Vorhaben nur zulässig, wenn sich diese Beeinträchtigungen/Belästigungen nicht er- heblich auf die Zielsetzung der Vogelschutzrichtlinie auswirken. Insbesondere ist zu ermitteln, ob erhebliche Beeinträchtigungen der Erhaltungsziele des Vogelschutzge- bietes durch Stickstoffdepositionen zu erwarten sind. In diesem Zusammenhang soll- ten emissionsmindernde Maßnahmen und vorhabenbezogene Maßnahmen für das jeweilige Erhaltungsziel beschrieben und dessen Wirksamkeit bewertet werden.

Gewässer erster Ordnung und wasserwirtschaftliche Anlagen die der Zuständigkeit des Staatlichen Amtes für Landwirtschaft und Umwelt unterliegen, sind vom Vorha- ben nicht betroffen.

Sollten im Rahmen der Umsetzung des Vorhabens schädliche Bodenveränderungen, Altlasten oder altlastverdächtige Flächen durch die Vorhabenträgerin festgestellt werden, ist dies den unteren Bodenschutzbehörden der Landkreise und kreisfreien Städte mitzuteilen.

In der Stellungnahme vom 30.11.2012 führt das Staatliche Amt für Landwirtschaft und Umwelt Westmecklenburg aus, dass auch nach Vorlage der ergänzenden Unter- lagen weiterhin projektbedingte Beeinträchtigungen der erforderlichen Lebensraum- elemente für fünf maßgebliche Vogelarten und damit für die Erhaltungsziele des Eu- ropäischen Vogelschutzgebietes „Kariner Land“ nicht ausgeschlossen werden kön- nen. Insofern kann nicht bestätigt werden, dass durch die Umsetzung des Vorhabens das Vogelschutzgebiet so gesichert und weiterentwickelt werden kann, dass es den Anforderungen der europäischen Richtlinien genügt. Aus Sicht des StALU WM geht aus den Unterlagen nicht hervor, ob baubedingte Beeinträchtigungen auf das Vor- kommen des Kranichs zu erwarten sind, da hierzu widersprüchliche Angaben in den Beteiligungsunterlagen gemacht wurden.

Aufgrund dessen wurden durch das Planungsbüro im Vorfeld der Beratung vom 23.01.2013 die umliegenden Horststandorte des Kranichs neu kartiert und kartogra- fisch dargestellt. Der nächstgelegene Horststandort liegt mehr als 200 m vom Vorha- benstandort entfernt. Das StALU WM wies darauf hin, dass für die Bewertung nicht der Mittelpunkt des Vorhabenstandortes herangezogen werden kann, sondern die Außenkante der Gesamtfläche (im vorliegenden Fall also bis zu Landesstraße L 10) als Basislinie für die zu ermittelnden Abstände dienen muss. Es gilt zu untersuchen, in welchem Abstand baubedingte Auswirkungen zu erwarten sind (Wirkradien). Hier- bei genügt nicht die ausschließliche Betrachtung der Horstschutzzone von 200 m. Bei der Bewertung ist zu beachten, dass nicht nur der Horststandort, sondern auch die maßgeblichen Lebensraumelemente des Kranichs zu berücksichtigen sind.

12 Die nachfolgenden Aussagen sind vom StALU WM explizit als Empfehlung für die Vorhabenträgerin zu werten. Es wird jedoch darauf hingewiesen, dass diese Punkte insbesondere für an das Raumordnungsverfahren anschließende Verfahren von Wichtigkeit sein könnten. Nach Ansicht des StALU WM ist der Nachweis bisher nicht erbracht, dass durch das Vorhaben das SPA „Kariner Land“ in seinen für die Schutz- ziele und den Schutzzweck maßgeblichen Bestandteilen nicht erheblich beeinträch- tigt wird. Durch die VSGLVO M-V sind neben den Vogelarten auch die Lebensraum- elemente als maßgebliche Bestandteile des SPA definiert worden (Erhaltung oder Wiederherstellung eines günstigen Erhaltungszustandes). Demzufolge ist es sinnvoll, hier den gleichen Bewertungsmaßstab, wie bei den Lebensraumtypen der FFH- Gebiete anzulegen. Der LAI-Leitfaden gibt lediglich einen Mindeststandard vor, darü- ber hinaus muss das Naturschutzrecht ebenfalls berücksichtigt werden (z.B. § 34 BNatschG). Aus den vorliegenden Unterlagen gehen die Auswirkungen auf die maß- geblichen Lebensraumelemente des Vogelschutzgebietes nicht hervor. Das Ammo- niakgutachten (Anhang 15 der Unterlagen) geht nur auf einen Radius von ca. 400 m ein und nicht auf das gesamte Vogelschutzgebiet. Das StALU WM empfiehlt die ein- zelnen Vogelarten mit den zugehörigen Lebensraumelementen nach VSGLVO M-V zu verknüpfen, um festzustellen, ob eine erhebliche Beeinträchtigung zu erwarten ist. Hierbei ist eine pauschale Beschränkung auf einen 400 m-Untersuchungs-Radius nach TA Luft voraussichtlich nicht ausreichend. Die Belastungen aus der Gülleausbringung sollten ebenfalls berücksichtigt werden. Um die Beeinträchtigun- gen zu verringern, können ggf. Bewirtschaftungsabstände zu Lebensraumelementen festgelegt werden.

Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie Mecklenburg-Vorpommern

Das Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie hat für die Gutachten zur Ge- ruchsstoffimmission, zur Staub- und Keimimmission, zur Ammoniakimmission und Stickstoffdeposition sowie zur Qualifizierten Prüfung der Übertragbarkeit einer Aus- breitungszeitreihe bzw. einer Ausbreitungsklassenstatistik nach TA Luft eine Plausibi- litätsprüfung vorgenommen. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass den formulierten Ergebnissen und Schlussfolgerungen zugestimmt werden kann.

Landesforst Mecklenburg-Vorpommern, Forstamt Bad Doberan

Die Landesforst Mecklenburg-Vorpommern und das Forstamt Bad Doberan stellen fest, dass Waldflächen durch die Errichtung der Anlage nur indirekt betroffen sind. Jedoch sind für die Waldflächen, die in einem Umkreis von 500 m vom Anlagen- standort liegen, keine Schädigungen zu erwarten. Dieser Auffassung folgen die Forstbehörden. Sollten dennoch nach Inbetriebnahme der Anlage absterbende Waldbestände zu verzeichnen sein, sind Ersatzaufforstungen notwendig. Diese For- derungen sollen im Rahmen des Genehmigungsverfahrens nach BImSchG festge- setzt werden. Weiterhin halten die Forstbehörden im BImSchG-Verfahren die Kartie- rung der indirekt betroffenen Waldflächen und Untersuchung die Auswirkungen der Gülleausbringung für den Wald für erforderlich.

Die Landesforstbehörde weist in der ergänzenden Stellungnahme darauf hin, dass im Rahmen der Kompensationsmaßnahmen forstliche Belange dann zu berücksichti- gen sein, wenn die geplanten Pflanzmaßnahmen zur Eingrünung der Anlage Waldei- genschaften erreichen sollten. Sind Anpflanzungen über 2 000 m² Größe mit einer Mindestbreite vom 25 m vorgesehen, bedarf diese Maßnahme einer Erstauffors-

13 tungsgenehmigung gemäß § 25 LWaldG M-V im Rahmen des BImSchG-Verfahrens. Eine Waldanpflanzung als Eingrünung der Anlage kann zukünftig Einschränkungen nach sich ziehen. Eine denkbare Erweiterung der Schweinezuchtanlage und eine damit verbundene Waldumwandlung (Beseitigung) wären nur im Einvernehmen mit der unteren Naturschutzbehörde möglich. Weiterhin ist zu berücksichtigen, dass die Nähe der Anlage die angepflanzten Waldbäume und Sträucher im Wachstum beein- trächtigen kann. Sollte somit einen Schädigung des Waldes erfolgen, ist die Vorha- benträgerin verpflichtet Nachpflanzungen vorzunehmen.

Aufgrund der möglichen entstehenden Einschränkungen empfiehlt die Landesforst die Eingrünung der Anlage derart vorzunehmen, dass die Schutzpflanzung keine Waldeigenschaften erreicht.

Landesamt für zentrale Aufgaben und Technik der Polizei, Brand- und Katastrophen- schutz Mecklenburg-Vorpommern

Das Landesamt für zentrale Aufgaben und Technik der Polizei, Brand- und Katastro- phenschutz Mecklenburg-Vorpommern hat in Bezug auf den Brand- und Katastro- phenschutz keine Bedenken zum Vorhaben. Munitionsfunde sind in Mecklenburg- Vorpommern jedoch nicht grundsätzlich auszuschließen. Informationen dazu sind beim Munitionsbergungsdienst erhältlich.

Landesamt für Kultur und Denkmalpflege

Das Landesamt für Kultur und Denkmalpflege informiert, dass nach gegenwärtigem Kenntnisstand am geplanten Standort keine Bodendenkmale vorhanden sind. Sollten während der Erdarbeiten Funde oder auffällige Bodenverfärbungen entdeckt werden, ist die untere Denkmalschutzbehörde zu informieren, um eine fachgerechte Bergung und Dokumentation sicherzustellen.

Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei Mecklenburg- Vorpommern

Das Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei Mecklen- burg-Vorpommern stellt fest, dass das Vorhaben unter Berücksichtigung bauhygieni- scher Aspekte des Tierschutzes mit Einbeziehung des Standes der Technik und der Anforderungen der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung dem nationalen Bewer- tungsrahmen Tierhaltungsverfahren entsprechen wird. Demzufolge wird dem Bau- vorhaben aus bauhygienischer Sicht zugestimmt. Weiterhin gibt das Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern in seiner Stellungnahme weitere Hinweise, die im Rahmen des Genehmigungsverfah- rens nach § 4 BImSchG zu berücksichtigen sind.

Bergamt Stralsund

Mit dem Vorhaben werden keine bergbaulichen Belange nach Bundesberggesetz berührt.

14 Straßenbauamt Schwerin

Das Straßenbauamt teilt mit, dass gegen das Vorhaben keine Bedenken bestehen. Es ist jedoch zu beachten, dass in einer Entfernung bis zu 20 m von der Landesstra- ße L 10 keine baulichen Anlagen errichtet werden dürfen. Weiterhin fordert das Stra- ßenbauamt unabhängig vom Verkehrsaufkommen aus Gründen der Verkehrssicher- heit die Herstellung einer Linksabbiegespur.

Polizeipräsidium Rostock

Aus polizeilicher Sicht bestehen zum Vorhaben keine Bedenken. Bei der Planung der konkreten Verkehrsanbindung an die Landesstraße L 10 sollte das Polizeipräsidium beteiligt werden.

Industrie- und Handelskammer zu Schwerin

Die Umsetzung des Vorhabens unterstützt die Forderung, regionale Wirtschaftskreis- läufe verbrauchernah zu etablieren und lange Tiertransporte zu vermeiden. Durch die Standortwahl und den Bau der Anlage gemäß dem Stand der Technik sind keine er- heblichen Beeinträchtigungen der Schutzgüter Luft und Klima zu erwarten. Auch das Landschaftsbild und angrenzende Natura 2000-Gebiete werden nicht beeinflusst. Positiv für die wirtschaftliche Entwicklung wird die Schaffung von Arbeitsplätzen, so- wohl im Unternehmen selbst, als auch in den vor- und nachgelagerten Bereichen bewertet.

Landkreis Nordwestmecklenburg

Die Anlage soll im Trinkwasserschutzgebiet „Warnow“ errichtet werden. Die Untere Wasserschutzbehörde stellt fest, dass sich die Vorhabenträgerin in den Unterlagen unzureichend mit dieser Problematik auseinandergesetzt hat. Insofern sind im Rah- men der erneuten Beteiligung Ergänzungen zum Trinkwasserschutzgebiet nachge- reicht worden, diese blieben von der Unteren Wasserschutzbehörde unberücksich- tigt. Aufgrund dessen ist in der Beratung vom 23.01.2013 diese Problematik erneut thematisiert worden. Punkt 2.3 der Schutzzonenordnung des Trinkwasserschutzge- bietes „Warnow“ beinhaltet folgende Festlegung: „Im Trinkwasserschutzgebiet …in den unmittelbaren Einzugsgebieten der westlichen Warnowzuflüsse (… Beke …) ist eine Erhöhung der Tierbestände nicht gestattet.“ Das Ingenieurbüro Eckhoff stellte fest, dass sich der Vorhabenstandort nicht im unmittelbaren Einzugsbereich der Beke befindet. Nach Ansicht der Unteren Wasserbehörde ist die geplante Anlage geneh- migungsfähig, wenn durch die Bewirtschaftung der Anlage und durch die Gülleausbringung kein zusätzlicher Eintrag erfolgt. Da sowohl derzeit als auch in der Vergangenheit eine Düngung in mineralischer Form oder durch Gülle erfolgt, ist mit keinen zusätzlichen Einträgen zu rechnen. Die Untere Wasserbehörde teilte weiter- hin mit, dass die Unterlagen des BImSchG-Genehmigungsverfahren detaillierte An- gaben zur Trink- und Brauchwassergewinnung sowie zur Versickerungsfähigkeit des Bodens im Hinblick auf das anfallende Regenwasser enthalten sollten.

Die Untere Wasserschutzbehörde stellt weiterhin fest, dass im Rahmen der Alternati- venprüfung keine hydrogeologischen Gutachten für die jeweiligen Standorte erstellt wurden. Das eingereichte hydrogeologische Gutachten ist für den geplanten Vorha- benstandort angefertigt worden. Es ist nicht, auch nicht im Zusammenhang mit den

15 eingereichten Absichtserklärungen zur Gülleabnahme, als Ersatz für die in der Schutzanordnung „Warnow“ geforderten Nachweise (Gülleverwertungspläne) anzu- sehen.

Die Untere Abfallbehörde gibt bekannt, dass für den Vorhabenstandort keine Altlas- ten dokumentiert sind. Aus bodenschutzrechtlicher Sicht soll der Erosion entgegen- gewirkt werden. Im GLRP 2008 ist der Standort als teilweise mittel, hoch bis sogar sehr hoch erosionsgefährdet eingestuft. Die Anlagengestaltung, Materiallagerung und Flächenbewirtschaftung können zur Minderung des Erosionsrisikos beitragen.

Die Untere Immissionsschutzbehörde nimmt zur Kenntnis, dass die entstehende Gül- le nicht in einer Biogasanlage vergoren wird. Aufgrund dessen wird darauf hingewie- sen, dass die Ausbringung von Gärresten eine Geruchsminderung für die betroffenen Anwohner an den Verwertungsflächen bedeuten würde. Um die Immissionen zu ver- ringern sollte die Ausbringungstechnologie (Schlitzen und Injektion der Gülle in den Boden) maximal ausgeschöpft werden.

Die Untere Naturschutzbehörde weist darauf hin, dass eine Abarbeitung der natur- schutzrechtlichen Eingriffsregelung im Genehmigungsverfahren nach BImSchG er- folgt. Der Aussage, dass die zu erwartenden Eingriffe kompensierbar sind, schließt sich die Behörde an. Der Baumbestand an der Landesstraße ist gesetzlich geschützt. Bei der Planung der Zufahrt ist dies zu beachten. Im Rahmen der Genehmigungspla- nung sind die geschützten Bäume in den Lageplan aufzunehmen. Das Landschafts- bild ist am Standort als sehr wertvoll eingestuft worden. Demzufolge sind die Gebäu- de und sonstigen Anlagen sowie Lagerflächen und Zufahrt besonders gut in die Landschaft einzubinden. In Bezug auf die Beleuchtung sind detaillierte Planungen im Rahmen des Genehmigungsverfahrens notwendig. Weiterhin wird darauf hingewie- sen, dass im Rahmen der vorbereitenden Bauleitplanung ein Teillandschaftsplan für den Vorhabenstandort und die Umgebung vorteilhaft wäre. Die Gutachter stellen in den Unterlagen dar, dass durch betriebsbedingte Auswirkungen keine erheblichen Beeinträchtigungen möglicher FFH-Lebensräume/Natura 2000-Gebiete durch Stick- stoffdepositionen stattfinden. Die Untere Naturschutzbehörde folgt dieser Einschät- zung unter der Voraussetzung, dass alle notwendigen Vermeidungs- und Minde- rungsmaßnahmen ergriffen werden. Der Vorhabenstandort befindet sich weniger als 100 m vom SPA „Kariner Land“ entfernt. Ebenso wie das Staatliche Amt für Land- wirtschaft und Umwelt Westmecklenburg stellt die Untere Naturschutzbehörde fest, dass die Vogelschutzgebietslandesverordnung (VSGLVO M-V) in den Beteiligungs- unterlagen unberücksichtigt blieb. Der erforderliche Nachweis, dass das geplante Vorhaben das SPA in seinen für die Schutzziele und den Schutzzweck maßgebli- chen Bestandteilen nicht erheblich beeinträchtigt, ist nicht erbracht worden. Vor allem für den Kranich als maßgeblichen Bestandteil des Vogelschutzgebietes sind die Aus- sagen widersprüchlich. Auch die ergänzenden Unterlagen können diese Widersprü- che nicht ausräumen. Insofern ist es erforderlich, insbesondere für den Kranich die Auswirkungen des Vorhabens nochmals umfassend zu ermitteln, zu beschreiben, darzustellen und zu bewerten, um den günstigen Erhaltungszustand nicht zu verän- dern. Sollten Schutzmaßnahmen erforderlich sein, sind diese eindeutig zu beschrei- ben. Aufgrund dessen wurden durch das Planungsbüro im Vorfeld der Beratung vom 23.01.2013 die umliegenden Horststandorte des Kranichs neu kartiert und kartogra- fisch dargestellt. Der nächstgelegene Horststandort liegt mehr als 200 m vom Vorha- benstandort entfernt. Die Untere Naturschutzbehörde wies ebenso wie das StALU WM darauf hin, dass für die Bewertung nicht der Mittelpunkt des Vorhabenstandortes

16 herangezogen werden kann, sondern die Außenkante der Gesamtfläche (im vorlie- genden Fall also bis zu Landesstraße) als Basislinie für die zu ermittelnden Abstände dienen muss. Es gilt zu untersuchen, in welchem Abstand baubedingte Auswirkun- gen zu erwarten sind (Wirkradien). Hierbei genügt nicht die ausschließliche Betrach- tung der Horstschutzzone von 200 m. Bei der Bewertung ist zu beachten, dass nicht nur der Horststandort, sondern auch die maßgeblichen Lebensraumelemente des Kranichs zu berücksichtigen sind.

Sowohl der Fachdienst Ordnung und Sicherheit/Straßenverkehr (Untere Straßenver- kehrsbehörde), als auch der Fachdienst Öffentlicher Gesundheitsdienst haben keine Hinweise und Bedenken zum Vorhaben. Der Fachdienst Bau und Gebäudemanage- ment (Straßenaufsichtsbehörde) weist darauf hin, dass geprüft werden sollte, inwie- fern sich die Erhöhung des Verkehrs durch die Schweinezuchtanlage auf den Zu- stand der Gemeindestraßen auswirkt. Der Fachdienst Bauordnung und Planung in- formiert, dass eine geplante Novelle des Baugesetzbuches die planungsrechtliche Zulassung eines solchen Vorhabens durch die Aufstellung eines Bebauungsplanes vorsieht. Sollte diese Regelung für dieses Vorhaben greifen, ist ebenfalls eine Ände- rung des Flächennutzungsplanes erforderlich.

Landkreis Rostock

Der Landkreis Rostock hat zum Vorhaben keine Hinweise oder Bedenken.

Wasser- und Bodenverband „Warnow-Beke“

Von Seiten des Wasser- und Bodenverbandes „Warnow-Beke“ bestehen zum Vor- haben keine Einwände. Der Verband weist vorsorglich darauf hin, dass die Ackerflä- che des Vorhabenstandortes großflächig drainiert ist. Die Funktionstüchtigkeit der Drainagen darf durch Baumaßnahmen nicht beeinträchtigt werden.

Warnow-Wasser und Abwasserverband

Der Warnow-Wasser und Abwasserverband teilt mit, dass die Gemeinde Passee nicht zum Einzugsgebiet des Verbandes zählt.

Zweckverband Wismar – Wasser, Abwasser, Fernwärme

Der Zweckverband teilt mit, dass grundsätzlich keine Bedenken gegen das Vorhaben bestehen. Die Wasserversorgung der Anlage soll einerseits über einen eigenen Brunnen und andererseits über das öffentliche Trinkwassernetz erfolgen. Der Zweck- verband informiert darüber, dass der nächstmögliche Anschlusspunkt an das Trink- wassernetz in Höhe der ehemaligen Molkerei Tüzen besteht. Bei der Planung und Ausführung des Grundwasserbrunnens ist der Zweckverband zu beteiligen. Weiter- hin weist der Verband in seiner Stellungnahme darauf hin, dass für Kleinkläranlagen eine wasserrechtliche Erlaubnis der Unteren Wasserbehörde erforderlich ist. Die Fä- kalschlammabfuhr würde der Zweckverband übernehmen.

Deutsche Telekom Technik GmbH

Die Deutsche Telekom Technik GmbH hat zum Vorhaben keine Bedenken oder Ein- wände.

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E.ON Hanse AG – Gasversorgung Wismar Land GmbH

Die E.ON Hanse AG – Gasversorgung Wismar Land GmbH hat zum Vorhaben keine Bedenken oder Einwände.

E.ON edis AG

Gegen das Vorhaben hat die E.ON edis AG keine Bedenken. Zur Einschätzung der Aufwendungen für die künftige Stromversorgung sollte die Vorhabenträgerin rechtzei- tig Kontakt zur E.ON edis AG aufnehmen. Weiterhin gilt zu berücksichtigen, dass Leitungstrassen von Baumbepflanzungen freigehalten werden, zu elektrischen Anla- gen (Freileitung 20 kV) Schutzabstände einzuhalten sind, die Maststandorte zugäng- lich bleiben, die Mindesteingrabtiefe von Kabeln zu beachten ist und in Kabelnähe Handschachtung erforderlich ist.

Bauernverband M-V e.V., Kreisbauernverband Nordwestmecklenburg

Zur Errichtung der Schweinezuchtanlage hat der Bauernverband M-V e.V. keine Einwände oder Bedenken.

Landesanglerverband Mecklenburg-Vorpommern e.V.

Der Landesanglerverband äußert Bedenken hinsichtlich der Gülleausbringung. Der Verband befürchtet, dass durch das dichte Netz an Entwässerungsgräben Einträge in die Beke und Warnow möglich sind. Ferner weist der Landesanglerverband darauf hin, dass das FFH-Gebiet „Beketal mit Zuflüssen“ durch den Betrieb der Anlage be- einträchtigt werden kann. Der Verband fordert für die Gülleausbringung die Erweite- rung der Randabstände zu Gewässern über die Düngemittelverordnung hinaus.

Kreisjagdverband Nordwestmecklenburg

Der Kreisjagdverband stellt fest, dass eine Jagdbeeinträchtigung temporär während der Bauzeit eintritt. Weiterhin kann der Betrieb der Anlage aufgrund auftretender Ge- ruchsemissionen zur Vergrämung des Wildes führen. Auch die Verdrängung des Niederwildes, der Kleinsäuger, Vögel und Lurchen durch eine stärkere Ammoniak- freisetzung hält der Kreisjagdverband für nicht ausgeschlossen. Zusätzlich weist der Verband darauf hin, dass die Grenzwerte für Ammoniak-, Stickstoff- und Geruch- semmission eingehalten werden müssen, um schädliche Auswirkungen der Schutz- güter Mensch, Flora und Fauna sowie Wasser zu verhindern. In Bezug auf die Lage der Anlage im Trinkwasserschutzgebiet ist die Untere Wasserbehörde in das Verfah- ren einzubeziehen.

BUND M-V e.V.

Die Größe des Untersuchungsraumes erscheint dem BUND zu klein. Der BUND stellt fest, dass der Vorhabenstandort innerhalb eines raumordnerisch festgelegten Vorbe- haltsgebietes Trinkwasser liegt und befürchtet durch den Eintrag von Nährstoffen in das Trinkwasserreservoir eine qualitative Beeinträchtigung des Grundwassers. Wei- terhin stellt der BUND fest, dass in den Unterlagen zum Raumordnungsverfahren die Lage des Standortes im Tourismusentwicklungsraum unberücksichtigt geblieben ist.

18 Ferner zitiert der BUND eine Vielzahl raumordnerischer Erfordernisse zu unter- schiedlichen Themenbereichen sowohl aus dem Regionalen Raumentwicklungspro- gramm Westmecklenburg (RREP WM), als auch aus dem Landesraumentwicklungs- programm Mecklenburg-Vorpommern (LEP M-V).

In Bezug auf die im Nahbereich der Anlage vorhandenen stickstoffempfindlichen Bio- toptypen fordert der BUND die Berücksichtigung der Vorbelastungen und die erwar- tete Zusatzbelastung. Daraus lassen sich dann Rückschlüsse ziehen, ob die Belas- tungsschwellen der Lebensraumtypen zukünftig überschritten werden und eine er- hebliche Beeinträchtigung resultieren könnte.

Die für die Immissionsprognosen verwendeten Wetterdaten erscheinen dem BUND nicht aussagekräftig genug.

Wehrbereichsverwaltung Nord - Außenstelle Kiel -

Die Belange der Bundeswehr werden mit dem Vorhaben nicht berührt.

Landgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern mbH

Das Flurstück des Anlagenstandortes befindet sich in der Verwaltung der Landge- sellschaft Mecklenburg-Vorpommern mbh. Mit Zustimmung des Ministeriums für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz M-V wird das landeseigene Flurstück mittels freiwilligen Landtausches für das geplante Vorhaben zur Verfügung gestellt. Es bestehen seitens der Landgesellschaft keine Einwände.

Gemeinde Passee

Der Bedarf der Anlage ist in den Antragunterlagen nicht nachvollziehbar dargestellt. Weiterhin führt die Gemeinde Passee aus, dass die Vorhabenträgerin in der Ge- meindevertretersitzung erklärte, dass die anfallende Gülle in eine Biogasanlage am Anlagenstandort aufgenommen werden würde. Aus den Unterlagen zum Raumord- nungsverfahren ist dies nicht ersichtlich. Ferner fordert die Gemeinde Passee den Einbau von Filtern nach dem modernsten Stand der Technik, um Geruchs-, Staub- und Keimemissionen zu minimieren. Die ermittelte Immissionsbelastung der Wohn- bebauung soll nach Inbetriebnahme der Anlage durch tatsächliche Werte nachge- wiesen werden.

In Bezug auf die Biogasanlage und der Bedarfsanlayse hat die Vorhabenträgerin in den ergänzenden Unterlagen erneut Stellung genommen. Die Gemeinde Passee hat dazu keine weitere Stellungnahme eingereicht. Demzufolge kann davon ausgegan- gen werden, dass die Fragestellungen ausreichend beantwortet wurden.

Gemeinde Glasin

Die Gemeinde Glasin fordert die Festlegung der zu verwendenden Filterart für die Abluftreinigung. Weiterhin sollte im Rahmen des Raumordnungsverfahrens ein Ver- wertungsflächennachweis für die anfallende Gülle erstellt werden. Sämtliche Unter- suchungen und die daraus ermittelten Ergebnisse und Vorgaben für beispielsweise einzusetzende Bauteile beruhen auf Prognosen und Berechnungen. Die Einhaltung

19 der ermittelten Werte im Anlagenbetrieb sollte jährlich durch Vor-Ort-Messungen überprüft, ggf. sollten Anpassungen vorgenommen werden.

Gemeinde Satow

Zur Errichtung der Schweinezuchtanlage hat die Gemeinde Satow keine Einwände oder Bedenken.

Planungsverband Region Rostock

Der Planungsverband Region Rostock hat den Standort als konfliktarm bewertet. Überörtliche raumrelevante Auswirkungen auf die Gemeinde Satow und Jürgenshagen bzw. auf die Planungsregion Rostock sind nicht zu erwarten. Eine Be- troffenheit sowohl vom Anlagenstandort, als auch von Gülleausbringungsflächen ist nicht gegeben. Die Lage der Schweinezuchtanlage innerhalb des Trinkwasser- schutzgebietes Warnow erfordert die Einbeziehung der zuständigen Fachbehörden.

5 private Einwendungen

Die Einwender lehnen die Tierhaltungsanlage ab, da damit ein Wertverlust der Grundstücke, eine Geruchsbelästigung der Anwohner, die Minderung der Wohn- und Lebensqualität, die Versiegelung von Ackerfläche und die Erhöhung der Verkehre einhergehen. Weiterhin werden Einträge in das Grundwasser und Natura 2000- Gebiete befürchtet. Es wird ferner dargelegt, dass durch Aerosole ebenfalls gesund- heitliche Beeinträchtigungen auftreten können.

Weiterhin wird vermutet, dass die vorhandenen landwirtschaftlichen Nutzflächen zur Ausbringung der Gülle nicht ausreichend sind und das Güllelager zu klein bemessen ist.

Der Bedarf der Anlage ist für die Einwender nicht nachvollziehbar dargestellt. Es werden negative Auswirkungen auf die nationale und internationale Wirtschaft be- fürchtet. Ferner ist die Haltung der Tiere nicht artgerecht.

Das Vorhaben kann darüber hinaus auch negative Auswirkungen auf den Tourismus nach sich ziehen. Die Anlage befindet sich in einem raumordnerisch festgelegten Tourismusentwicklungsraum, diese Tatsache soll im Rahmen der Abwägung einge- stellt werden.

Die Alternativenprüfung ist in den Unterlagen nicht nachvollziehbar dargestellt wor- den, da nicht alle Kriterien die für oder gegen einen Standort sprachen vollständig aufgelistet waren. Im Rahmen der erneuten Beteiligung wurden die Unterlagen mit einer Übersicht ergänzt.

Die Einwender bezweifeln, dass es sich mit dem Vorhaben um einen privilegierten Betrieb handelt, der eine Bebauung des Außenbereichs erfordert und weiterhin, dass die Schweinezuchtanlage innerhalb eines Vorbehaltsgebietes Landwirtschaft errich- tet werden kann.

20 Die Unterlagen sind für die privaten Einwender an einigen Stellen zu unübersichtlich und insbesondere die Abstandsangaben nicht einheitlich in den Unterlagen verwen- det.

Folgende Behörden, Institutionen und Vereine haben sich im Verfahren nicht geäu- ßert:

Handwerkskammer Schwerin Erzbischöfliches Amt Schwerin Evangel. Luth. Landeskirche Naturschutzbund Mecklenburg-Vorpommern e.V. Schutzgemeinschaft Deutscher Wald e.V. Tourismusverband Mecklenburg-Schwerin e.V. Bundesanstalt für Immobilienaufgaben Gemeinde Züsow

21 E Begründung der landesplanerischen Beurteilung

1. Raumbezogene Auswirkungen auf den vorhabenbezogenen Fachbereich Landwirtschaft

Die Ziele und Grundsätze der Raumordnung und Landesplanung beinhalten den Er- halt der Leistungsfähigkeit landwirtschaftlicher Betriebe. Weiterhin sollen durch den Ausbau der Verarbeitung und Veredlung neue Erwerbsmöglichkeiten erschlossen werden (vgl. Leitlinien Pkt. 2 (2) RREP WM). Landwirtschaft und Ernährungsgewerbe sollen als regionstypische, wettbewerbsfähige und vielseitig strukturierte Wirtschafts- zweige gesichert und weiterentwickelt werden. Die vorliegende Planung kann einen Beitrag dazu leisten, den ländlichen Raum als Arbeits- und Lebensraum zu festigen, Arbeitsplätze zu schaffen und zu sichern, die Kulturlandschaft durch Nutzung zu be- wahren, zu pflegen und zu gestalten sowie gesunde Lebensmittel bzw. Grundstoffe für die Wirtschaft zu erzeugen (vgl. Landwirtschaft Pkt. 5.4.1 (1) RREP WM).

Die Umsetzung der Planung unterstützt das agrarpolitische Ziel des Landes Meck- lenburg-Vorpommern, den Ausbau der Veredlungsproduktion zu forcieren. Die Um- setzung des Vorhabens unterstützt die Forderung, neue regionale Produktions- und Vermarktungskreisläufe verbrauchernah zu etablieren und lange Tiertransporte zu vermeiden (vgl. Leitlinien Pkt. 2 (2), Landwirtschaft Pkt. 5.4.1 (1) und Pkt. 5.4.1 (6) RREP WM).

Die anfallende Gülle der Anlage soll auf die umliegenden Ackerflächen entsprechend der Düngemittelverordnung verteilt werden. Insofern können die landwirtschaftlich genutzten Böden durch eine umweltverträgliche und standortgerechte Bewirtschaf- tung in ihrer natürlichen Ertragsfähigkeit gesichert werden (vgl. Landwirtschaft Pkt. 5.4.1 (3) RREP WM). Das bedeutet, dass landwirtschaftliche Kreisläufe standortge- bunden geschlossen und somit auch eine Reduzierung der Verkehre erzielt werden kann.

Die Umsetzung der Planung kann zur Stärkung des strukturschwachen ländlichen Raumes beitragen. Entwicklungspotenziale und Standortbedingungen werden opti- mal genutzt, gestärkt und weiterentwickelt, so dass ein nachhaltiger Beitrag zur wirt- schaftlichen Entwicklung Westmecklenburgs geleistet werden kann. Die Investition von ca. 3,6 Mio. Euro und die Schaffung von acht Arbeitsplätzen sowie die Sicherung von Arbeitsplätzen in vor- und nachgelagerten Produktionsbereichen tragen zur Stär- kung der Wirtschaftskraft bei, weiterhin können durch das Vorhaben Entwicklungsim- pulse in den strukturschwachen ländlichen Räume ausgehen und somit ein Beitrag zur Stabilisierung des Gesamtraumes geleistet werden. (vgl. Ländliche Räume Pkt. 3.1.1 (5) RREP WM).

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass das Vorhaben die Weiterentwick- lung und den Ausbau der regionalen Landwirtschaft unterstützt und somit einen Bei- trag zur Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen leisten kann. Durch die Gülleausbringung auf umliegende Ackerflächen werden landwirtschaftliche Kreisläufe geschlossen und die natürliche Ertragsfähigkeit des Bodens gesichert. Das Vorha- ben wird somit den Entwicklungszielen der Raumordnung und Landesplanung für den Fachbereich Landwirtschaft gerecht.

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2. Raumbezogene Auswirkungen auf die Umwelt

Entsprechend der naturräumlichen Gliederung liegt das Vorhaben am westlichen Rand des Flach- und Hügellandes um Warnow und Recknitz, in der Großlandschaft Warnow-Recknitz-Gebiet.

Der Geltungsbereich des Vorhabens befindet sich in geringer Distanz zum nächstge- legenen raumordnerisch festgelegten Vorbehaltsgebiet Naturschutz und Land- schaftspflege und in einer Entfernung von ca. 2 300 m zum nächstgelegenen Vor- ranggebiet Naturschutz und Landschaftspflege.

Auswirkungen des Vorhabens auf die Vorrang- bzw. Vorbehaltsgebiete Naturschutz und Landschaftspflege sind somit nicht ausgeschlossen und wurden demzufolge im Raumordnungsverfahren geprüft. Zusammenfassend ist festzustellen, dass die Aus- wirkungen der Schweinezuchtanlage auf die Vorrang- bzw. Vorbehaltsgebiete Natur- schutz und Landschaftspflege nicht erheblich sind. Detaillierte Erläuterungen sind den nachfolgenden Abschnitten zu entnehmen.

2.1 Raumordnerische Umweltverträglichkeitsprüfung

In der raumordnerischen Umweltverträglichkeitsprüfung werden die Auswirkungen des Vorhabens auf die Schutzgüter Mensch, Flora, Fauna, Boden, Wasser, Kli- ma/Luft, Landschaftsbild sowie Kultur- und Sachgüter dargestellt und bewertet. Dabei erfolgt eine Unterscheidung zwischen bau-, anlagen- und betriebsbedingten Auswir- kungen.

Die natürlichen Lebensgrundlagen sollen zum Erhalt des Lebensraumes des Men- schen, auch in Verantwortung für die künftigen Generationen, einer gesunden Um- welt und eines funktionsfähigen Naturhaushaltes geschützt werden. Dazu sollen die Naturgüter Boden, Wasser, Klima/Luft, Pflanzen und Tierwelt in ihrer Funktions- und Regenerationsfähigkeit sowie ihrem dynamischen Zusammenwirken gesichert und wo erforderlich wieder hergestellt, gepflegt und entwickelt werden. (vgl. Umwelt- und Naturschutz Pkt. 5.1 (1) RREP WM)

Die erforderlichen inhaltlichen und räumlichen Untersuchungsrahmen der einzelnen Schutzgüter sind in Absprache mit den beteiligten Fachbehörden im Rahmen der Anlaufberatung (Scopingtermin) festgelegt worden.

2.1.1 Schutzgutbezogene zusammenfassende Darstellung und Bewertung der Aus- wirkungen des Vorhabens

Schutzgut Mensch

Durch die Funktionen Wohnen und Erholen werden das Wohlbefinden und die Ge- sundheit des Menschen wesentlich beeinflusst. Tierhaltungsanlagen können durch die von ihnen verursachten Immissionen aber auch durch die Beeinträchtigung des Landschaftsbildes Auswirkungen auf die Gesundheit und Erholung des Menschen haben.

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Im Norden, Osten und Nordwesten befinden sich die Bebauungen der Ortslagen Passee, Goldberg und Tüzen. Die der geplanten Schweinezuchtanlage am nächsten liegende Wohnbebauungen befinden sich in Passee (Dorfstraße 1) in einem Abstand von ca. 575 m. Das nächstgelegene Wohnhaus in Goldberg (Goldberg 1/1b) ist ca. 705 m entfernt.

Negative baubedingte Auswirkungen auf das Schutzgut Mensch können insbesonde- re Schall- und Staubemissionen darstellen. Die zu erwartenden Lärmemissionen sind jedoch aufgrund der Entfernungen zur nächstgelegenen Wohnbebauung als gering einzuschätzen. Gesundheitsschädigende Wirkungen durch Stäube sind ebenfalls nicht zu erwarten. Insofern können die raumordnerischen Erfordernisse, wie sie unter Pkt. 5.1.4 (3) RREP WM formuliert sind, erfüllt werden.

Die anlagen- und betriebsbedingten Auswirkungen setzen sich aus Geruchs-, Staub-, Keim-, und Lärmemissionen bzw. -immissionen zusammen. Weiterhin bedingen Frei- raumbeeinträchtigungen und Nutzungsänderungen Auswirkungen auf das Schutzgut Mensch.

Eine Vielzahl von Stellungnehmer hat auf die Geruchsbelastungen hingewiesen und um eine intensive Prüfung der dadurch entstehenden Auswirkungen gebeten. Um den Anforderungen gerecht zu werden, hat die Vorhabenträgerin den Unterlagen ei- ne „Beurteilung der Geruchsstoffimmissionen im Umfeld der geplanten Schweine- zuchtanlage am Standort Passee“ beigelegt. Basierend auf der Richtlinie zur Fest- stellung und Beurteilung von Geruchsimmissionen in Mecklenburg-Vorpommern (GIRL MV) in Verbindung mit der aktuellen Geruchsimmissions-Richtlinie der Bund/Länderarbeitsgemeinschaft für Immissionsschutz (LAI) wurde eine Geruchs- ausbreitungsrechnung unter Verwendung des Ausbreitungsmodells AUSTAL2000 durchgeführt. Durch die Installation von Abluftreinigungsanlagen, die eine 50 %ige Minderung der Geruchsemissionen gewährleisten und die Abdeckung des Gülle- hochbehälter werden die geruchsbedingten Auswirkungen erheblich minimiert (Maß- gabe Nr. 1). Im Ergebnis der Ausbreitungsberechnung für die Geruchsbelastung konnte festgestellt werden, dass die Vorsorge gegen erhebliche Geruchsbelästigun- gen gegeben ist.

Auch bei der Ausbringung von Gülle auf den Verwertungsflächen der Vorhabenträge- rin werden Technologien (Schlitzen und Injektion der Gülle in den Boden) ange- wandt, die eine Geruchsminderung für die betroffenen Anwohner darstellen.

Objektiv betrachtet, sind die Auswirkungen in Bezug auf das Schutzgut Mensch somit innerhalb der gesetzlichen Normen. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Anlage kei- ne Gerüche freisetzen wird. Demzufolge werden insbesondere die Bewohner in der Umgebung Gerüche wahrnehmen, die subjektiv möglicherweise eine Grenzwert- überschreitung vermuten lassen. Diese konnte im Rahmen des Raumordnungsver- fahrens nicht nachgewiesen werden. Insofern sind die Belange der Raumordnung und Landesplanung beachtet worden (vgl. Boden, Klima und Luft Pkt. 5.1.4 (3) RREP WM).

Für die anlagen- und betriebsbedingten Auswirkungen im Bereich Lärm hat die Vor- habenträgerin eine „Überschlägige Schallausbreitungsrechnung im Umfeld der ge- planten Schweinezuchtanlage am Standort Passee“ angefertigt. Darin wurde festge-

24 stellt, dass die Abluftkamine der Stallanlagen, die Tierverladung, die Beschickung der Mischfuttersilos, das Befüllen der Gülletransporter und der anlagenbezogene Fahr- zeugverkehr schallrelevante Quellen darstellen. Entsprechend der TA Lärm kann der Verkehrslärm auf öffentlichen Straßen für die Beurteilung vernachlässigt werden, weil sich innerhalb eines 500 m-Radius um den Anlagenstandort zwar öffentliche Stra- ßenabschnitte und landwirtschaftliche Wege befinden, jedoch keine Wohnbebauung vorzufinden ist. Im Ergebnis der Schallimmissionsprognose kann festgestellt werden, dass sowohl tagsüber, als auch nachts keine unzulässigen Geräuschpegel durch die Anlage selbst oder deren Betrieb erreicht werden.

Durch die verwendeten Technologien in der Schweinezuchtanlage, den Einsatz von Abluftfiltern, die Bewirtschaftung nach Regeln der guten fachlichen Praxis (z.B. Sau- berkeit und Trockenheit in den Ställen) sowie prophylaktische Maßnahmen zum Tier- seuchenschutz und Mitarbeiterschutz wird der Verminderung bzw. Vermeidung vom Staub- und Keimemissionen Rechnung getragen. Für Gefahrenstoffe, in Bezug auf die Schweinezuchtanlage ist dabei der Ammoniak zu betrachten, sind gesetzliche Grenzwerte festgelegt, die nicht überschritten werden dürfen, um gesundheitliche Schäden auszuschließen. Die technischen Regeln für Gefahrenstoffe werden ange- wendet. Insofern kann festgestellt werden, dass die sicherheitstechnischen, arbeits- medizinischen, hygienischen und arbeitswissenschaftlichen Anforderungen an Ge- fahrenstoffe innerhalb der Anlage eingehalten werden. Demzufolge ist auch eine schädliche Beeinträchtigung der umliegenden Orte ausgeschlossen.

Durch das geplante Vorhaben wird das Landschaftsbild verändert. Es erfolgt ein Ein- griff in den Freiraum, verbunden mit einer Nutzungsänderung von Ackerbau zu Vieh- wirtschaft. Die landwirtschaftliche Nutzfläche hatte bisher jedoch keine Erholungs- funktion inne, insofern führt die Errichtung der Schweinezuchtanlage zu keiner Ein- schränkung der Erholung oder der Erlebbarkeit der Landschaft. Visuelle Beeinträch- tigungen werden durch die Eingrünung der Anlage kompensiert (Maßgabe Nr. 2). Demzufolge wird den Grundsätzen und Zielen der Raumordnung und Landesplanung Rechnung getragen (vgl. Erholung in Natur und Landschaft Pkt. 5.2 (1) RREP WM).

Zusammenfassend ist festzustellen, dass die anlagen- und betriebsbedingten Aus- wirkungen auf das Schutzgut Mensch durch planerische Steuerung und den Einsatz moderner Technik gemindert werden können und somit zu keinen erheblichen Beein- trächtigungen führen. Die baubedingten Auswirkungen stellen ebenfalls keine erheb- liche Beeinträchtigung des Schutzgutes dar.

Schutzgut Flora

Die direkte Inanspruchnahme durch Überbauung/Nutzungsänderung und Auswirkun- gen von Luftschadstoffen beeinträchtigen das Schutzgut Flora. Die Überbauung führt zu einer Zerstörung von Vegetationsbeständen. Jedoch besteht die Möglichkeit die- sen anthropogenen Eingriff im Rahmen der naturschutzrechtlichen Eingriffsregelung auszugleichen.

Der Vorhabenstandort und die unmittelbar angrenzenden Flächen werden derzeit landwirtschaftlich genutzt. Bei der durch das Vorhaben überplanten Fläche handelt es sich um eine intensiv genutzte Ackerfläche, welche für die Pflanzenwelt von ge- ringer Bedeutung ist. Insofern sind durch baubedingte Auswirkungen keine wertvol- len oder geschützten Pflanzen betroffen.

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Im Umfeld des Anlagenstandortes befinden sich einige gemäß § 19 und § 20 NatSchG M-V geschützte Biotope. Überwiegend handelt es sich um naturnahe Bruch-, Sumpf- und Auenwälder. Darüber hinaus wurden naturnahe Moore sowie temporäre und permanente Kleingewässer kartiert. Für die Prognose zur Ammoniak- immission ist die Technische Anleitung zur Reinhaltung der Luft (TA Luft) herange- zogen worden. Die Bewertung der Stickstoffdeposition erfolgt nach dem Leitfaden zur Ermittlung und Bewertung von Stickstoffeinträgen der Bund/Länder- Arbeitsgemeinschaft für Immissionsschutz (LAI-Leitfaden). Es wurde geprüft, ob die Einwirkungen von Ammoniak bzw. die Deposition von Stickstoff durch den Betrieb der Anlage eine Schädigung empfindlicher Pflanzen und Ökosysteme zur Folge ha- ben kann. Dabei sind entsprechend der Forderung des BUND die Vorbelastungen durch Emittenten im Anlagenumfeld und die Hintergrundbelastungen des ländlichen Raumes analysiert und einbezogen worden. Im Ergebnis wurde festgestellt, dass die Ammoniakzusatzbelastung an allen beurteilungsrelevanten Immissionsorten im Um- kreis der geplanten Anlage wesentlich geringer ist als 3 µg/m³ ist. Damit ist die Am- moniakzusatzbelastung nach der TA Luft irrelevant. Somit gibt es keine Anhaltspunk- te für das Vorliegen erheblicher Nachteile durch Ammoniak.

In Bezug auf die Stickstoffdeposition sagt der LAI-Leitfaden folgendes aus: „Wenn die Zusatzbelastung … am Aufpunkt höchster Belastung eines empfindlichen Öko- systems 5 kg N/ha*a nicht überschreitet, ist eine Betrachtung der Stickstoffdeposition nicht erforderlich (Abschneidekriterium)…“. Die Stickstoffdeposition an den zu unter- suchenden acht stickstoffempfindlichen Biotopen und dem FFH-Gebiet „Beketal mit Zuflüssen“ haben den Wert 5 kg N/ha*a nicht überschritten. Das Abschneidekriterium ist somit erfüllt, eine erhebliche Schädigung und somit eine erhebliche Beeinträchti- gung durch Stickstoffdeposition kann ausgeschlossen werden (siehe auch Kapitel 2.2.1 FFH-Gebiet „Beketal mit Zuflüssen“ (EU-Nr. DE 2037-301).

In Bezug auf das Schutzgut Wald kann festgestellt werden, dass der erforderliche Mindestabstand gemäß § 20 LWaldG M-V eingehalten wird. Beim Betrieb der Anlage sind Waldgebiete im Umkreis von 500 m Stoffeinträgen von Stickstoffverbindungen ausgesetzt. Schädliche Immissionen von Ammoniak und Stickstoffdeposition sind durch den Betrieb der Anlage nicht zu erwarten. Die Fachbehörden folgen dieser An- sicht. Somit wird dem nachstehenden raumordnerischen Erfordernis entsprochen: „Beeinträchtigungen und Störungen der Funktionsfähigkeit der Wälder, insbesondere durch Siedlungstätigkeit, sollen vermieden werden. Wald soll durch Verkehrs- und Versorgungstrassen so wenig wie möglich beansprucht, zerschnitten und durch Bo- denabbau, Schadstoffeinträge oder durch Veränderungen der Grundwasserstände beeinträchtigt oder gefährdet werden.“ (Pkt. 5.4.2 (3) RREP WM)

Zusammenfassend ist festzustellen, dass der Einfluss auf das Schutzgut Flora auf- grund von Ausgleichs- und Ersatzmöglichkeiten als nicht erheblich zu bewerten ist. Die Umsetzung der Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen können aus raumordneri- scher Sicht dazu beitragen, die Lebensräume heimischer, aber auch gefährdeter und besonders störungsempfindlicher Arten und ihrer Lebensgemeinschaften zu schüt- zen, zu erhalten bzw. wiederherzustellen (vgl. Umwelt- und Naturschutz Pkt. 5.1. (1), Pflanzen und Tiere 5.1.1 (1) und Forstwirtschaft 5.4.2 (2) RREP WM).

26 Schutzgut Fauna

In Abstimmung mit den Fachbehörden wurden für das Schutzgut Fauna Amphibien, Reptilien und Vögel (1 km-Radius) kartiert und bewertet.

Baubedingte Wirkfaktoren kennzeichnen hierbei in der Regel einen temporären Le- bensraumverlust durch Tötung bzw. Störung der Tiere oder Beeinträchtigung durch Lärm und Bewegung. Anlagen- und betriebsbedingte Wirkfaktoren spiegeln sich in einem dauerhaften Lebensraumverlust bzw. Einwirkungen wider. Diese entstehen durch Flächeninanspruchnahme (Bebauung), Lärm, Bewegung, aber auch durch Emissionen aus der Luft. Wobei letztere für das Schutzgut Fauna nicht von direkter Bedeutung sind, da bisher keine Erkenntnisse darüber vorliegen, dass durch Ammo- niak und weitere geruchsintensive Stoffe besondere Empfindlichkeiten oder Meideverhalten hervorgerufen werden. Indirekt können durch Einträge erfolgende Lebensraumveränderungen Auswirkungen auf die vorhandenen Arten haben.

Innerhalb des Untersuchungsraumes wurden 18 für Amphibien geeignete Gewässer auf ihren Artenbestand untersucht und Nachweise von sechs Amphibienarten erb- racht. Für diese Arten sind insbesondere baubedingte Beeinträchtigungen während der Hauptwanderperiode relevant. Aufgrund dessen werden die Baugruben zum Schutz der Amphibien gesichert (Maßgabe Nr. 3). Unter diesen Voraussetzungen sind Amphibien weder bau-, noch anlagen- oder betriebsbedingten Auswirkungen ausgesetzt, die zu einer erheblichen Beeinträchtigung ihrer lokalen Population führen können.

Aufgrund der insbesondere im westlichen Bereich des Untersuchungsgebietes vor- handenen Biotopstrukturen ist mit dem Vorkommen streng geschützter Reptilienarten zu rechnen. Im Ergebnis der „Beurteilung der Ammoniakimmissionen und Stickstoff- deposition im Umfeld der geplanten Schweinezuchtanlage am Standort Passee“ kann davon ausgegangen werden, dass eine Beeinträchtigung des potenziellen Le- bensraumes der Reptilien durch zu erwartende Ammoniakimmissionen bzw. Stick- stoffdeposition während des Betriebes der geplanten Schweinezuchtanlage nicht er- folgt. Dennoch wird durch die Vorhabenträgerin eine zusätzliche Bestandserfassung der Reptilien durchgeführt, deren Ergebnisse dem immissionsschutzrechtlichen Ge- nehmigungsantrag beigefügt werden.

Im Untersuchungsraum wurden durch Kartierung insgesamt 75 Vogelarten erfasst, von denen 62 Arten als Brutvogel vorkamen. Unter den Brutvogelarten sind neun und unter den Nahrungsgästen fünf besonders und streng geschützte Arten und Arten der Roten Listen Deutschlands bzw. M-Vs (Kategorie 1-3). Für diese Arten ist eine Störung oder Gefährdung des Brutvorkommens bzw. der lokalen Population durch den Bau und Betrieb der Schweinezuchtanlage sowie durch die Anlage selbst nicht gegeben, da sich die Vorkommen in größerer Entfernung zum geplanten Vorhaben- standort befinden, die die Fluchtdistanz der betrachteten Arten erheblich überschrei- ten. Eine Ausnahme bildet hierbei der Kranich, der im Zusammenhang mit den Untersuchungsergebnissen und Auswirkungen auf maßgebliche Vogelarten des Eu- ropäischen Vogelschutzgebietes im Kapitel 2.4 Raumordnerische Prüfung des euro- päischen Artenschutzes behandelt wird.

27 Die Bedeutung des Vorhabengebietes für Rastvogelbestände ist von untergeordne- tem Belang, es ist somit weder von bau-, noch anlagen- oder betriebsbedingten Stö- rungen auszugehen.

Aufgrund der derzeit intensiven ackerbaulichen Bewirtschaftung der für die Errich- tung der Schweinezuchtanlage vorgesehenen Flächen kann davon ausgegangen werden, dass diese Ackerflächen eine geringe Biotopbedeutung für wildlebende Tie- re darstellen. Insofern lässt sich schlussfolgern, dass die durch die dauerhafte Ver- siegelung in Anspruch genommenen Flächen eine geringe Bedeutung für die unter- suchten Artengruppen entfalten.

Somit entspricht das Vorhaben dem nachstehenden raumordnerischen Erfordernis: „Die heimischen Tier- und Pflanzenarten, insbesondere die seltenen und bestands- gefährdeten Arten, sollen durch Sicherung, Pflege und Entwicklung ihrer Lebens- räume erhalten werden…“ (Pkt. 5.1.1 (1) RREP WM)

Schutzgut Boden

Baubedingte Auswirkungen auf das Schutzgut Boden rufen insbesondere die Erdar- beiten hervor. Zu den anlagebedingten Beeinträchtigungen zählen der Flächenver- brauch und damit der Funktionsverlust durch Überbauung, die Veränderungen der Bodenstruktur und der -eigenschaften sowie der Bodenflora und -fauna. Nährstoffein- träge durch die Luft können den Boden während des Betriebes der Anlage beeinflus- sen.

Die Neuversiegelung und Verdichtung des Oberbodens führt zu einer Störung unter- schiedlicher Systeme. Einerseits wird die Wasserdurchlässigkeit des Bodens beein- trächtigt und andererseits erfolgt eine Verdrängung der Bodenvegetation und -fauna. Ebenso die Humusbildung und demzufolge auch die Bodenfruchtbarkeit werden her- abgesetzt. Die Vorhabenträgerin hat entsprechend Vorsorge dahingehend zu treffen, dass Maßnahmen, die auf das Schutzgut Boden einwirken, keine schädlichen Bo- denveränderungen hervorrufen. Bodeneinwirkungen sind soweit wie möglich zu ver- meiden oder zu vermindern. Diesbezüglich plant die Vorhabenträgerin die Baustel- leneinrichtung auf das notwendige Maß zu beschränken. Weiterhin wird der entste- hende Bodenaushub zum Höhenausgleich im Baugelände sowie für Pflanzmaßnah- men wiederverwendet. Durch die Kompaktbauweise der Stallanlage wird die Versie- gelung des Bodens so gering wie möglich gehalten. Die Neuversiegelung im Rah- men des Vorhabens beträgt ca. 25 000 m². Außerdem möchte die Bauherrin in Ab- hängigkeit von den tierhygienischen, tierschutz-, wasser- und bauordnungsrechtli- chen Vorschriften auf Vollversiegelungen weitestgehend verzichten. Die während der Baudurchführung zusätzlich verursachten Bodenverdichtungen werden nach Ab- schluss der Arbeiten durch entsprechende Bodenbearbeitungsmaßnahmen beseitigt. Als Ausgleich der notwendigen Neuversiegelungen sind Entsiegelungs- und Pflanz- maßnahmen sowie die Umwandlung von Ackerland in extensives Grünland vorgese- hen. Für diese Maßnahmen wurden durch die Vorhabenträgerin am 29.10.2012 in ergänzenden Unterlagen konkrete Standorte genannt (vgl. Boden, Klima und Luft Pkt. 5.1.4 (2) RREP WM).

Aus bodenschutzrechtlicher Sicht soll der Erosion entgegengewirkt werden. Im Gu- tachterlichen Landschaftsrahmenplan 2008 ist der Standort als teilweise mittel, hoch bis sogar sehr hoch erosionsgefährdet eingestuft. Die Anlagengestaltung, Materialla-

28 gerung und Flächenbewirtschaftung können zur Minderung des Erosionsrisikos be- tragen (vgl. Boden, Klima und Luft Pkt. 5.1.4 (1) RREP WM).

Auswirkungen auf das Schutzgut Boden während der Betriebsphase beruhen in der Regel auf Stickstoffdepositionen, welche über den Luftpfad im Umfeld der Anlage eingetragen werden. Diese können unter Umständen zu einer Verschiebung des Nährstoffhaushaltes im Boden führen. Am Vorhabenstandort und im Untersuchungs- bereich kommen überwiegend Bodengesellschaften auf sandigen, lehmigen, schluffigen und tonigen Sedimenten des Alt- und Jungmoränengebietes vor. Die di- rekt angrenzenden Flächen werden ackerbaulich genutzt und unterliegen dement- sprechend einem ständigen Nährstoffentzug. Der Grad der Veränderung wird hier als unerheblich bewertet. Der aus der Anlage emittierte und sich im Umfeld der Anlage auf diesen intensiv bewirtschafteten Ackerflächen niederschlagende Stickstoff wird im Ergebnis der durchzuführenden Bodenbeprobungen bei der Erstellung der Düngebilanzen mit einbezogen.

In einer Vielzahl von Stellungnahmen wurde im Rahmen des Raumordnungsverfah- rens auf die Düngeproblematik aufmerksam gemacht und Aussagen über die Ver- wertung der anfallenden Gülle gefordert. Für die neu zu errichtende Anlage werden zukünftig pro Jahr 9 206 m³ Gülle anfallen. Die geplanten Lagerungsbehälter sind derart ausgelegt, dass die Mindestlagerungszeit für Gülle von sechs Monaten ge- währleistet werden kann. Die ordnungsgemäße Ausbringung der anfallenden Gülle soll auf der Basis von Abnahmeverträgen, die vor Inbetriebnahme der geplanten An- lage abgeschlossen werden, unmittelbar auf Flächen Dritter gewährleistet werden. Die Ausbringung der organischen Düngemittel durch die abnehmenden Betriebe er- folgt entsprechend der Verordnung über die Anwendung von Düngemitteln, Boden- hilfsstoffen, Kultursubstraten und Pflanzenhilfsmitteln nach den Grundsätzen der gu- ten fachlichen Praxis beim Düngen (Düngeverordnung - DüV). Hierzu liegen den An- tragsunterlagen Absichtserklärungen der LBG Landboden Glasin GmbH & Co. Bo- densammlung KG und der GbR Felsenstein zur Abnahme der Gülle sowie Karten- darstellungen zur Lage der voraussichtlichen Verwertungsflächen bei. Zurzeit verfü- gen die beiden Gülle abnehmenden Betriebe über begüllbare landwirtschaftliche Flä- chen in Höhe von zusammen 636,42 ha.

Da der Anlagenstandort innerhalb des Trinkwasserschutzgebietes „Warnow“ liegt, ist gemäß der Schutzanordnung unter Pkt. 2.6 grundsätzlich der Nachweis zu führen, dass die verwendeten Düngemittel keine nachteiligen beeinträchtigenden Substan- zen und Produkte enthalten, die zu einer Verunreinigung von Rohwasser führen. Demzufolge sind jährlich - vor Ausbringung - Gülleverwertungspläne zu erstellen. Mit diesen Plänen werden unter anderem auf Grundlage der vorhandenen aktuellen Bo- deneigenschaften und der geplanten ackerbaulichen Bestellung die zulässigen Düngemengen ermittelt, um eine negative Beeinträchtigung des Trinkwasserschutz- gebietes auszuschließen. Diese Gülleverwertungspläne werden vom Staatlichen Amt für Landwirtschaft und Umwelt bestätigt und ebenfalls der Unteren Wasserbehörde vorgelegt.

Insofern werden nicht nur die Interessen des Landwirtes, im Besonderen Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit und Schutz der Umwelt vor nachteiligen Auswirkungen be- rücksichtigt, sondern auch natur-, wasser- und bodenschutzrechtliche Belange be- achtet. Somit entspricht das Vorhaben den Erfordernissen der Raumordnung und Landesplanung, wie sie unter Pkt. 5.1.4 (1) RREP WM formuliert sind.

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Schutzgut Wasser

Der Vorhabenstandort befindet sich im Vorbehaltsgebiet Trinkwasser und in der Schutzzone 3 des Trinkwasserschutzgebietes „Warnow“. Er liegt jedoch nicht im un- mittelbaren Einzugsbereich von Oberflächengewässer, die Zuflüsse der Warnow dar- stellen.

Bau-, anlagen- und betriebsbedingte Auswirkungen auf das Schutzgut Wasser kön- nen durch Schadstoffeintrag während der Bauphase, durch Versiegelung (Einfluss auf Grundwasserneubildung), die Veränderung des Bodenwasserhaushaltes und durch den Nährstoffeintrag in Oberflächengewässer erfolgen.

Gemäß den unter Nummer 2 der Schutzzonenordnung für das Trinkwasserschutzge- biet "Warnow" formulierten Grundsatzanforderungen ist der Neubau bzw. die Erwei- terung von "Anlagen der konzentrierten Tierhaltung ... in der gesamten Trinkwasser- schutzzone maximal einzuschränken und nur gestattet, wenn die Lagerung, Aufbe- reitung und Verwertung der Abprodukte und Schadstoffe eine Gewässerverunreini- gung mit Sicherheit ausschließt.". Weiterhin legt die Schutzzonenordnung fest, dass Abwasser und Abprodukte der Tier- und Pflanzenproduktion landwirtschaftlich auf geeigneten dazu ausgewiesenen Flächen zu verwerten sind und ferner das Anlegen von Dungstapelplätzen, Düngermieten, Jauchenzisternen, Futtersilos derart zu erfol- gen hat, dass keine Gewässerbeeinträchtigung auftreten kann.

Das auf den Dachflächen anfallende Niederschlagswasser wird getrennt von den Abwässern der Anlage in einem Regenwasserspeicher- und -versickerungsbecken gesammelt. Hier erfolgt eine vollständige Versickerung, demzufolge ist eine Einlei- tung von Niederschlagswasser in Oberflächengewässern nicht vorgesehen. Das auf den versiegelten Verkehrsflächen anfallende Niederschlagswasser wird ebenfalls auf dem Gelände in den angrenzenden unversiegelten Flächen versickert. Da das Nie- derschlagswasser lokal versickert sind keine erheblichen Auswirkungen auf den Grundwasserhaushalt zu erwarten.

Bei der Konzipierung, der Errichtung und dem Betrieb der Anlagen zum Lagern und Abfüllen der Gülle werden die Regelung der Verordnung über Anlagen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen (VAwS) angewandt. Durch konstruktive und techni- sche Maßnahmen wird ein Eindringen von mit Schadstoffen belasteten Flüssigkeiten in den Boden und das Grundwasser verhindert. Darüber hinaus erhält der Gülle- hochbehälter ein Leckageerkennungssystem. Die anfallende Gülle wird nach den Regeln guter fachlicher Praxis auf betrieblich bewirtschafteten Flächen Dritter auf der Basis von Abnahmeverträgen verwertet. Grundlage für den Nährstoffeinsatz bilden die Düngeverordnung (DüV) und die Gülleverwertungspläne (siehe Abschnitt „Schutzgut Boden“). Es kann davon ausgegangen werden, dass auf den Ausbrin- gungsflächen der bisher verwendete Mineraldünger zukünftig durch Gülle ersetzt wird. Das bedeutet, dass grundsätzlich nicht von einer Erhöhung des Nährstoffein- trages auszugehen ist, insofern sind ebenfalls keine erheblich schädlichen Auswir- kungen auch im Bereich der im Trinkwasserschutzgebiet liegenden Gülleverwertungsflächen zu erwarten (vgl. Ressourcenschutz Trinkwasser Pkt. 5.5 (3) RREP WM).

30 Das im Sozialbereich anfallende Sanitärabwasser wird einer Kleinbelebungsanlage mit Aufstaubetrieb (vollbiologische Kleinkläranlage) zugeführt. Die flüssige Phase versickert in das Grundwasser. Der anfallende Fäkalienschlamm wird durch eine au- torisierte Firma entsprechend Ortssatzung entsorgt.

Es erfolgt keine Einleitung von Abwässern in Gewässer. Demnach trägt das Vorha- ben den landesplanerischen Erfordernissen, wie sie unter den Punkten 5.5 (7) und 5.5 (8) RREP WM formuliert sind, Rechnung.

Schutzgut Klima/Luft

Die bau-, anlagen- und betriebsbedingten Auswirkungen auf das Schutzgut Kli- ma/Luft sind als bedingt erheblich zu bewerten. Einerseits werden durch das Vorha- ben Luftverunreinigungen und Gerüche ausgehen, anderseits sind die gesetzlich vorgeschriebenen Normen eingehalten. In Bezug auf die Bioaerosole wird auf den Abschnitt „Schutzgut Mensch“ verwiesen. Weiterhin kann festgestellt werden, dass die mikroklimatischen Verhältnisse durch die großklimatische Wettersituation geprägt und überlagert ist. Die Belange des Klima- und Immissionsschutzes werden durch das Vorhaben berücksichtigt (vgl. Boden, Klima, und Luft Pkt. 5.1.4 (3) RREP WM).

Schutzgut Landschaftsbild

Im Gutachterlichen Landschaftsrahmenplan wird der Bereich des geplanten Vorha- benstandortes mit einer sehr hohen Schutzwürdigkeit des Landschaftsbildes, jedoch mit geringer Schutzwürdigkeit der landschaftlichen Freiräume beschrieben.

Die Umsetzung des Vorhabens wird bau-, anlagen- und betriebsbedingte Auswirkun- gen auf das Schutzgut Landschaftsbild haben. Aufgrund der durch den Betrieb der Anlage entstehenden Emissionen ist es nicht möglich, das Vorhaben an bebaute Ortslagen anzuschließen, damit erfolgt eine weitere Zersiedlung der Landschaft. Die kompakte Anordnung der Gebäude und Anlagen trägt dazu bei, den Landschaftsver- brauch dennoch gering zu halten, um die Kulturlandschaft Westmecklenburgs in ihrer Vielfalt, Eigenart und Schönheit zu bewahren. Um die Beeinträchtigung des Land- schaftsbildes zu vermindern und einen Sichtschutz herzustellen, sind die Stallgebäu- de und sonstigen Anlagen sowie Lagerflächen und Zufahrt durch einheimische Vege- tation einzugrünen (Maßgabe Nr. 2) (vgl. Landschaft Pkt. 5.1.2 (1) und (2) RREP WM).

Schutzgut Kultur- und Sachgüter

Nach Angaben des Landesamtes für Kultur und Denkmalpflege werden durch das Vorhaben keine Bau- und Kunstdenkmale berührt. Darüber hinaus sind nach gegen- wärtigem Kenntnisstand im Gebiet des geplanten Vorhabens keine Bodendenkmale bekannt.

Somit kann davon ausgegangen werden, dass durch die Umsetzung des Projektes keine erheblichen Auswirkungen auf das Schutzgut Kultur- und Sachgüter zu erwar- ten sind.

31 2.2 Raumordnerische FFH-Verträglichkeitsprüfung

2.2.1 FFH-Gebiet „Beketal mit Zuflüssen“ (EU-Nr. DE 2037-301)

Das FFH-Gebiet „Beketal mit Zuflüssen“ (EU-Nr. DE 2037-301) befindet sich östlich des geplanten Anlagenstandortes in einer Entfernung von ca. 1 250 m. Dieses FFH- Gebiet ist durch ein komplexes Fließgewässerökosystem mit angrenzenden Laub- waldbereichen und einer wertvollen Fließgewässerfauna gekennzeichnet. Für das Gebiet sind der Erhalt und die Entwicklung des Fließgewässersystems mit Habitaten charakteristischer FFH-Arten sowie der Waldlebensraumtypen als Zielstellung formu- liert. Aufgrund des geringen Abstandes zur geplanten Tierhaltungsanlage kann nicht ausgeschlossen werden, dass das FFH-Gebiet in seinen für die Erhaltungsziele oder den Schutzzweck maßgeblichen Bestandteilen durch den bestimmungsgemäßen Betrieb der Schweinezuchtanlage beeinträchtigt wird. Insbesondere der stickstoff- empfindliche Lebensraumtyp 9130 (Waldmeister-Buchenwald) befindet sich im, dem geplanten Vorhabenstandort zugewandten, Randbereich des FFH-Gebietes. Stick- stoffeinträge, die weit über das durch den Lebensraumtyp aufnehmbare Maß hinaus gehen, bedingen eine Änderung der gesellschaftstypischen Artenzusammensetzung zugunsten der stickstofftoleranten Arten. Infolge dessen sind für diverse Lebens- raumtypen Critical Loads festgelegt worden. Critical Loads sind naturwissenschaftlich begründete Belastungsgrenzen für die Wirkung von Luftschadstoffen auf die Umwelt. Critical Loads für Stickstoff sind Stofffrachten, die angeben, welche Menge pro Flä- che und Zeitraum in einem Ökosystem deponiert werden kann, ohne dass nach bis- herigem Wissensstand langfristig deutliche Schadwirkungen auftreten. Entsprechend dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichtes vom 14.04.2010 sind 3 % des Critical Loads als Zusatzbelastung zulässig. Der für den Lebensraumtyp 9130 auf einem mittleren Critical Load von 15 kg N/ha*a beruhende Mindestabstand beträgt ca. 1 641 m und wird durch die geplante Anlage unterschritten. Demzufolge ist eine wei- terführende Ermittlung der Stickstoffdeposition auf der Basis einer Ausbreitungsrech- nung erforderlich. Im Ergebnis der „Beurteilung der Ammoniakemissionen und -immissionen und Stickstoffdeposition im Umfeld der geplanten Schweinezuchtanla- ge am Standort Passee“ wird nachgewiesen, dass die Zusatzbelastung von 3 % für den Lebensraumtyp 9130 nicht überschritten wird. Daher ist nicht davon auszuge- hen, dass es zu nachteiligen Auswirkungen auf dieses FFH-Gebiet kommt. Dieses Resultat ist entsprechend der Forderung des Staatlichen Amtes für Landwirtschaft und Umwelt Westmecklenburg auch unter Einbeziehung der bisherigen Ergebnisse des Managementplanes „Beketal mit Zuflüssen“ bestätigt worden. Die Untere Natur- schutzbehörde als zuständige Fachbehörde folgt dieser Einschätzung unter der Vo- raussetzung, dass alle notwendigen Vermeidungs- und Minderungsmaßnahmen er- griffen werden. Zu den Vermeidungs- und Minderungsmaßnahmen, die in der Aus- breitungsrechnung einbezogen worden sind, zählen die Installation einer Abluftanlage und die Abdeckung des Güllehochbehälters (Maßgabe Nr. 1).

Die Ausbringungsflächen der Abnahmebetriebe liegen nicht im FFH-Gebiet „Beketal mit Zuflüssen“. Es kann davon ausgegangen werden, dass auf den Ausbringungsflä- chen der bisher verwendete Mineraldünger zukünftig durch Gülle ersetzt wird. Für Ausbringungsflächen innerhalb des Trinkwasserschutzgebietes sind weiterhin jährlich – vor Ausbringung – Gülleverwertungspläne zu erstellen, aus denen das Nährstoffde- fizit der einzelnen Flächen ermittelt wird. Das bedeutet, dass grundsätzlich nicht von einer Erhöhung des Nährstoffeintrages auszugehen ist. Demzufolge sind nachteili-

32 gen Auswirkungen durch an das FFH-Gebiet angrenzende bzw. naheliegende Gülleausbringungsflächen nicht zu erwarten.

2.2.2 FFH-Gebiet „Kleingewässerlandschaft bei Kirch Mulsow“ (EU-Nr. DE 2036-302)

Das FFH-Gebiet „Kleingewässerlandschaft bei Kirch Mulsow“ (EU-Nr. DE 2036-302) befindet sich nordwestlich vom geplanten Vorhabenstandort in einer Entfernung von ca. 2 150 m. Dieses Gebiet stellt einen repräsentativen Ausschnitt aus einer reich strukturierten Kulturlandschaft auf kuppiger Endmoräne mit einer Vielzahl von Klein- gewässern und Buchenwaldresten dar. Für die Rotbauchunke und den Kammmolch ist das FFH-Gebiet ein überregional bedeutender Lebensraum. In diesem Gebiet sind u.a. die Lebensraumtypen 9130 (Waldmeister-Buchenwald), 91E0 (Auenwälder mit Alnus glutinosa (Schwarz-Erle) und Fraxinus exselsior (Gemeinde Esche)) und 91D0 (Moorwälder) anzutreffen. Davon ist der Lebensraumtyp 9130 (Waldmeister- Buchenwald) am empfindlichsten. Der auf dem Critical Load beruhende Mindestab- stand für diesen Lebensraumtyp von 1 641 m wird eingehalten (vgl. Ausführungen zum Critical Load im Kapitel 2.2.1 FFH-Gebiet „Beketal mit Zuflüssen“ (EU- Nr. DE 2037-301)). Es kann somit davon ausgegangen werden, dass die durch den Betrieb der geplanten Schweinezuchtanlage verursachte Stickstoffzusatzbelastung zu keinen erheblichen Beeinträchtigungen des Gebietes in seinen für die Erhaltungs- ziele und den Schutzzweck maßgeblichen Bestandteilen führt. Auch dieses Resultat ist entsprechend der Forderung des Staatlichen Amtes für Landwirtschaft und Um- welt Westmecklenburg unter Einbeziehung der bisherigen Ergebnisse des Manage- mentplanes „Kleingewässerlandschaft bei Kirch Mulsow“ geprüft und bestätigt wor- den. Die Untere Naturschutzbehörde als zuständige Fachbehörde folgt dieser Ein- schätzung.

Die Ausbringungsflächen der Abnahmebetriebe liegen nicht im FFH-Gebiet „Klein- gewässerlandschaft bei Kirch Mulsow“. Es kann davon ausgegangen werden, dass auf den Ausbringungsflächen der bisher verwendete Mineraldünger zukünftig durch Gülle ersetzt wird. Für Ausbringungsflächen innerhalb des Trinkwasserschutzgebie- tes sind weiterhin jährlich – vor Ausbringung – Gülleverwertungspläne zu erstellen, aus denen das Nährstoffdefizit der einzelnen Flächen ermittelt wird. Das bedeutet, dass grundsätzlich nicht von einer Erhöhung des Nährstoffeintrages auszugehen ist. Zum Schutz des Naturschutzgebietes „Entenmoor“ (befindet sich im Randbereich des FFH-Gebietes „Kleingewässerlandschaft bei Kirch Mulsow“) und auf Wunsch der Unteren Naturschutzbehörde verzichtet die Vorhabenträgerin freiwillig auf die Begüllung einer 17 ha großen angrenzenden Ackerfläche, obwohl weder ein Verbot zur Gülleausbringung existiert, noch Verdachtsmomente vorliegen, die erhebliche Beeinträchtigungen des FFH-Gebietes erkennen lassen. Zusammenfassend ist fest- zustellen, dass nachteilige Auswirkungen durch angrenzende bzw. naheliegende Gülleausbringungsflächen auf das FFH-Gebiet nicht zu erwarten sind.

2.2.3 FFH-Gebiet „Kleingewässerlandschaft südlich von Kröpelin“ (EU-Nr. DE 1936- 302)

Das FFH-Gebiet „Kleingewässerlandschaft südlich von Kröpelin“ (EU-Nr. DE 1936- 302) befindet sich nordöstlich des geplanten Anlagenstandortes in einer Entfernung von ca. 2 530 m. Für das FFH-Gebiet gilt es, den Erhalt eines Schwerpunktvorkom- mens von Rotbauchunke und Kammmolche zu sichern sowie Gewässer-, Moor- und

33 Wald-Lebensraumtypen zu entwickeln. In diesem Gebiet sind u.a. die Lebensraum- typen 9130 (Waldmeister-Buchenwald), 91E0 (Auenwälder mit Alnus glutinosa (Schwarz-Erle) und Fraxinus exselsior (Gemeinde Esche)) und 91D0 (Moorwälder) anzutreffen. Davon ist der Lebensraumtyp 9130 (Waldmeister-Buchenwald) am emp- findlichsten. Der auf dem Critical Load beruhende Mindestabstand für diesen Le- bensraumtyp von 1 641 m wird auch hier eingehalten (vgl. Ausführungen zum Critical Load im Kapitel 2.2.1 FFH-Gebiet „Beketal mit Zuflüssen“ (EU-Nr. DE 2037-301)). Aufgrund dessen kann geschlussfolgert werden, dass die durch den Betrieb der ge- planten Schweinezuchtanlage verursachte Stickstoffzusatzbelastung zu keinen er- heblichen Beeinträchtigungen des FFH-Gebietes in seinen für die Erhaltungsziele und den Schutzzweck maßgeblichen Bestandteilen führt. Die Untere Naturschutzbe- hörde als zuständige Fachbehörde folgt dieser Einschätzung.

Die Ausbringungsflächen der Abnahmebetriebe liegen nicht im FFH-Gebiet „Klein- gewässerlandschaft südlich von Kröpelin“. Es kann davon ausgegangen werden, dass auf den Ausbringungsflächen der bisher verwendete Mineraldünger zukünftig durch Gülle ersetzt wird. Für Ausbringungsflächen innerhalb des Trinkwasserschutz- gebietes sind weiterhin jährlich – vor Ausbringung – Gülleverwertungspläne zu erstel- len, aus denen das Nährstoffdefizit der einzelnen Flächen ermittelt wird. Das bedeu- tet, dass grundsätzlich nicht von einer Erhöhung des Nährstoffeintrages auszugehen ist. Demzufolge sind nachteiligen Auswirkungen durch an das FFH-Gebiet angren- zende bzw. naheliegende Gülleausbringungsflächen nicht zu erwarten.

2.3 Raumordnerische SPA-Verträglichkeitsprüfung

Das SPA-Gebiet „Kariner Land“ (EU-Nr. DE 2036-401) befindet sich in ca. 80 m Ent- fernung südlich des geplanten Vorhabenstandortes. Es umfasst eine Fläche von ins- gesamt 8 668 ha und stellt einen repräsentativen Ausschnitt einer reich strukturierten Kulturlandschaft auf kuppiger Endmoräne mit zahlreichen Kleingewässern und Bu- chenwaldresten dar. Das Gebiet wird größtenteils ackerbaulich genutzt und durch eine Vielzahl von Ackerhohlformen geprägt. Es bietet ein sehr gutes Nischenangebot für Vögel.

Für das Europäische Vogelschutzgebiet „Kariner Land“ sind Schutzzweck und Erhal- tungsziele in der Vogelschutzgebietslandesverordnung (VSGLVO M-V) definiert. Grundlage für eine Verträglichkeitsprüfung gemäß VSGLVO M-V sind: der Erhalt oder die Wiederherstellung eines günstigen Erhaltungszustandes aller in der VSGLVO M-V genannten maßgeblichen Gebietsbestandteile, d.h. der jeweiligen Vo- gelarten und der hierfür erforderlichen Lebensraumelemente des europäischen Vo- gelschutzgebietes. Potenzielle Beeinträchtigungen können durch Stickstoffdeposition und der damit verbundenen Veränderungen der Lebensräume und Habitate oder durch akustische Störungen während der Errichtung bzw. des Betriebes der Anlage hervorgerufen werden.

Eine direkte Störung von Brutvogelarten durch die Errichtung und den Betrieb der geplanten Anlage kann ausgeschlossen werden, da sich die Brutvorkommen und geeignete Lebensräume in großer Distanz zum geplanten Vorhabenstandort befin- den.

34 Für die Vogelarten Eisvogel, Flussseeschwalbe, Kranich, Neuntöter, Rohrweihe, Rotmilan, Schwarzspecht, Seeadler, Sperbergrasmücke, Wachtelkönig, Weißstorch, Wespenbussard und Zwergschnäpper wurde zunächst geprüft, ob deren notwendi- gen Lebensräume/Habitatstrukturen vorhanden sind. Anschließend ist untersucht worden, inwieweit diese Lebensräume empfindlich gegenüber Stickstoffeinträgen sind und ob vom Betrieb der Tierhaltungsanlage Beeinträchtigungen ausgehen, die den Lebensraumansprüchen der geschützten Vogelarten nicht mehr gerecht werden. Im Ergebnis ist festzustellen, dass relevante Lebensräume/Habitatstrukturen im An- lagenwirkraum nicht vorhanden sind bzw. dass durch die prognostizierte Zusatzbe- lastung eine Beeinträchtigung der entscheidenden Lebensräume/Habitatstrukturen nicht gegeben ist.

Das sich südlich der Landesstraße L 10 befindliche Kranichrevier wurde aufgrund der geringen Distanz gesondert beurteilt. Dabei wurde, wie von der Unteren Natur- schutzbehörde und dem Staatlichen Amt für Landwirtschaft und Umwelt empfohlen, nicht der Mittelpunkt des Vorhabenstandortes als Basislinie für zu ermittelnde Ab- stände herangezogen, sondern die Außenkante der Gesamtfläche – im vorliegenden Fall also bis zur Landesstraße L 10. Es wurde untersucht, in welchem Abstand bau- bedingte Auswirkungen zu erwarten sind. Hierbei ist nicht nur die ausschließliche Betrachtung der Horstschutzzone von 200 m einbezogen worden. Es wurden eben- falls die maßgeblichen Lebensraumelemente des Kranichs berücksichtigt.

Grundsätzlich ist festzustellen, dass während der Bauphase mit einer störungsbe- dingten Beeinträchtigung des Brutrevieres zu rechnen ist. Diese bezieht sich jedoch lediglich auf die Reviergründungs- und frühe Brutphase des Kranichs, da die Art in diesem Zeitraum grundsätzlich empfindlicher gegenüber Störreizen ist. Als Vermei- dungsmaßnahme einer baubedingten Störwirkung wird deshalb das Zeitfenster ge- mäß § 23 Abs. 4 NatSchG M-V, welches für den Kranich vom 1. März bis zum 31. Mai reicht, für den Bau ausgeschlossen (Maßgabe Nr. 4). Da das Brutgeschehen bis Ende Mai vollzogen ist und danach die Kraniche mit den Jungtieren in einem grö- ßeren Bereich auf Nahrungssuche (z.B. in Richtung Südosten) sind, werden über diesen Zeitraum hinaus keine erheblichen Auswirkungen erwartet.

Die Ausbringungsflächen der Abnahmebetriebe liegen teilweise im Europäischen Vogelschutzgebiet „Kariner Land“. Es kann davon ausgegangen werden, dass auf den Ausbringungsflächen der bisher verwendete Mineraldünger zukünftig durch Gül- le ersetzt wird. Für Ausbringungsflächen innerhalb des Trinkwasserschutzgebietes sind weiterhin jährlich – vor Ausbringung – Gülleverwertungspläne zu erstellen, aus denen das Nährstoffdefizit der einzelnen Flächen ermittelt wird. Das bedeutet, dass grundsätzlich nicht von einer Erhöhung des Nährstoffeintrages auszugehen ist. Dem- zufolge sind nachteiligen Auswirkungen durch Gülleausbringungsflächen, die sich innerhalb bzw. angrenzend an das Europäische Vogelschutzgebiet „Kariner Land“ befinden nicht zu erwarten.

Der Empfehlung des Staatlichen Amtes für Landwirtschaft und Umwelt Westmeck- lenburg für das anschließende BImSchG-Genehmigungsverfahren die einzelnen Vo- gelarten des SPA-Gebietes mit den zugehörigen Lebensraumelementen nach VSGLVO M-V zu verknüpfen, um festzustellen, ob erhebliche Beeinträchtigungen zu erwarten sind, ist die Vorhabenträgerin gefolgt. Die Resultate sind im Austausch mit dem Staatlichen Amt für Landwirtschaft und Umwelt Westmecklenburg erarbeitet worden und werden der Genehmigungsbehörde nach Abschluss des Raumord-

35 nungsverfahrens übergeben. Für alle Vogelarten sind die dazugehörigen Lebens- raumelemente untersucht worden. Im Ergebnis existieren entweder keine potenziell geeigneten Lebensräume im Anlagenwirkraum oder es konnte keine Beeinträchti- gung der jeweiligen Habitatstrukturen festgestellt werden.

Zusammenfassend haben die Untersuchungen ergeben, dass durch das Vorhaben das SPA-Gebiet „Kariner Land“ in seinen für die Schutzziele und den Schutzzweck maßgeblichen Bestandteilen nicht erheblich beeinträchtigt wird.

2.4 Raumordnerische Prüfung des europäischen Artenschutzes

Im Rahmen der raumordnerischen Prüfung des europäischen Artenschutzes sind die Pflanzenarten nach Anhang IV der FFH-Richtlinie, die Gruppe der Amphibien, der Reptilien und der Vögel einzubeziehen.

Im Untersuchungsgebiet befinden sich keine prüfrelevanten Pflanzenarten des An- hang IV der FFH-Richtlinie. Infolgedessen ist eine Gefährdung durch das Vorhaben nicht zu erwarten.

Für die Gruppe der Amphibien sind fünf Begehungen durchgeführt worden. Es konn- ten sechs Amphibienarten nachgewiesen werden, wobei vier davon im Anhang IV der FFH-Richtlinie gelistet sind (Laubfrosch, Moorfrosch, Rotbauchunke, Kamm- molch). Die ermittelten Arten sind ebenfalls in den Roten Listen Deutschlands und Mecklenburg-Vorpommerns als gefährdete Art bzw. bestandsgefährdet oder stark gefährdet aufgeführt. Für die Amphibienarten sind baubedingte Beeinträchtigungen in der Haupt-Wanderperiode nicht ausgeschlossen. Jedoch sind Amphibien nachtak- tive Tiere; der Bau der Anlage vollzieht sich tagsüber. Mit der Absicherung der Bau- gruben kann eine Beeinträchtigung der Amphibien während der Bauzeit ausge- schlossen werden (Maßgabe Nr. 3). Beeinträchtigungen durch den Betrieb der Anla- ge sind nicht zu erwarten. Insofern ist keine artenschutzrechtliche Relevanz für die Amphibien durch die Errichtung der Anlage feststellbar.

Für die Reptilien bietet der Untersuchungsraum keine potenziellen Habitate. Eine Ausnahme bildet die Zauneidechse. Deren Lebensraum ist innerhalb des Kiesab- baugeländes zu lokalisieren. Der Bau der Anlage wird keine Auswirkungen auf die Kies- und Sandgrube haben, insofern sind bau- und anlagenbedingte Beeinträchti- gung dieser Tiergruppe ausgeschlossen. Im Ergebnis der „Beurteilung der Ammoni- akimmissionen und Stickstoffdeposition im Umfeld der geplanten Schweinezuchtan- lage am Standort Passee“ kann davon ausgegangen werden, dass eine Beeinträch- tigung des potenziellen Lebensraumes der Reptilien durch zu erwartende Ammoniak- immissionen bzw. Stickstoffdepositionen während des Betriebes der geplanten Schweinezuchtanlage nicht erfolgt. Dennoch wird durch die Vorhabenträgerin eine zusätzliche Bestandserfassung der Reptilien durchgeführt, deren Ergebnisse dem immissionsschutzrechtlichen Genehmigungsantrag beigefügt werden.

In der Gruppe der Vögel sind Brutvögel, Nahrungsgäste und Rastvögel untersucht worden. Unter den Brutvögeln konnten zehn, unter den Nahrungsgästen fünf beson- ders und streng geschützte Arten der Roten Listen Deutschlands und Mecklenburg- Vorpommerns ermittelt werden. Eine direkte Störung oder Gefährdung der lokalen Population des Braunkehlchens, der Feldlerche, des Flussregenpfeifers, des Grau-

36 ammers, des Mäusebussards, des Neuntöters, des Schwarzspechts, der Ufer- schwalbe oder des Waldkauzes ist durch die Errichtung und den Betrieb der geplan- ten Anlage ausgeschlossen, da sich die Brutvorkommen und geeigneten Lebens- räume in größerer Distanz zum geplanten Vorhabenstandort befinden. Für den Kra- nich ist während der Bauphase mit einer störungsbedingten Beeinträchtigung des Brutrevieres zu rechnen. Diese bezieht sich jedoch lediglich auf die Reviergrün- dungs- und frühe Brutphase des Kranichs, da die Art in diesem Zeitraum grundsätz- lich empfindlicher gegenüber Störreizen ist. Als Vermeidungsmaßnahme einer bau- bedingten Störwirkung wird deshalb das Zeitfenster gemäß § 23 Abs. 4 NatSchG M-V, welches für den Kranich vom 1. März bis zum 31. Mai reicht, für den Bau aus- geschlossen (Maßgabe Nr. 4 und vgl. Kapitel 2.3 Raumorderische SPA- Verträglichkeitsprüfung).

Der Vorhabenstandort hat für Rastvögel eine untergeordnete Bedeutung. Es sind ebenfalls keine Gewässerrastplätze in unmittelbarer Umgebung vorhanden. Demzu- folge sind für Rastvögel keine bau-, anlagen- und betriebsbedingte Auswirkungen zu erwarten.

Zusammenfassend ist festzustellen, dass das Vorhaben dem nachstehenden rau- mordnerischen Erfordernis entspricht:

„Die heimischen Tier- und Pflanzenarten, insbesondere die seltenen und bestands- gefährdeten Arten, sollen durch Sicherung, Pflege und Entwicklung ihrer Lebens- räume erhalten werden. Zentrale, landesweit bedeutsame Rast- und Nahrungsplätze durchziehender Tierarten sollen durch geeignete Maßnahmen in ihrer Funktion erhal- ten werden.“ (Pkt. 5.1.1 (1) RREP WM)

3. Raumbezogene Auswirkungen auf den Fachbereich Siedlungswesen

Der Betrieb der Schweinezuchtanlage ist mit Emissionen verbunden, die für das Vor- haben besondere Standortanforderungen bedingen. Eine Angliederung an geschlos- sene Ortslagen ist somit nicht möglich. Für die Standortwahl hat die Vorhabenträge- rin eine Alternativenprüfung durchgeführt. Es konnte festgestellt werden, dass auf- grund der bestehenden Nutzungen, der Bodenverfügbarkeit, des betrieblichen Ablau- fes und der entstehenden Umweltbelastung aus naturschutzfachlicher und immissi- onsschutzrechtlicher Sicht dem Standort an der Landesstraße L 10 der Vorzug zu geben ist. Die Stallanlagen und dazugehörigen Gebäude sind derart ausgerichtet, dass möglichst wenig Flächen in Anspruch genommen werden. Soweit tierhygieni- sche, tierschutz- und bauordnungs- und wasserrechtliche Rahmenbedingungen es zugelassen haben, wurde auf Vollversiegelungen verzichtet. Den Erfordernissen der Raumordnung und Landesplanung (vgl. Landschaft Pkt. 5.1.2 (2), sinngemäß auch Siedlungsstruktur Pkt. 4.1 (7) RREP WM) wird somit Rechnung getragen.

4. Raumbezogene Auswirkungen auf den Fachbereich Tourismus und Naher- holung

Im Gutachterlichen Landschaftsrahmenplan wird der Bereich des geplanten Vorha- benstandortes mit einer sehr hoher Schutzwürdigkeit des Landschaftsbildes be- schrieben. Dieses Kriterium war ausschlaggebend für die Einstufung der Gemeinde Passee in einen Tourismusentwicklungsraum. Die naturräumliche Ausstattung bildet

37 somit die Grundlage für den Tourismus und die landschaftsgebundene Naherholung. Im Rahmen der Flächennutzungsplanung hat die Gemeinde Passee für den Vorha- benstandort keine touristischen Ziele formuliert. Das Vorhaben befindet sich in einem Vorbehaltsgebiet Landwirtschaft und im Tourismusentwicklungsraum. Insofern prä- gen nicht nur Ackerflächen, Wiesen, Gewässer, Wald und Siedlungen das Land- schaftsbild, sondern auch landwirtschaftliche Betriebe. Die Landwirtschaft ist ein we- sentlicher Wirtschaftsfaktor und eine bedeutende Erwerbsquelle im ländlichen Raum. Ein charakteristisches Merkmal der Landwirtschaft besteht in der Flächengebunden- heit. Das Vorhandensein guter Böden, aber auch landwirtschaftlicher Anlagen und Produktionsstätten sind von entscheidender Bedeutung. Um die Beeinträchtigung des Landschaftsbildes zu vermindern und einen Sichtschutz herzustellen, sind die Stallgebäude und sonstigen Anlagen sowie Lagerflächen und Zufahrt durch einhei- mische Vegetation einzugrünen (Maßgabe Nr. 2) (vgl. Landschaft Pkt. 5.1.2 (1) und (2) RREP WM).

Das westlich von der geplanten Schweinezuchtanlage liegende Kiesabbaugebiet soll nach Aufgabe der Rohstoffgewinnung der Naherholung zur Verfügung stehen. Der Abstand zwischen der Tierhaltungsanlage und dem Abbaugebiet beträgt ca. 500 m und wird von einem schmalen Waldstreifen durchquert. Visuelle Beeinträchtigungen werden somit nicht nur durch den bestehenden Wald, sondern zusätzlich auch durch die geplante Eingrünung der Anlage kompensiert. Die Umsetzung des gemeindlichen Planungszieles nach Aufgabe der Rohstoffgewinnung eine Anlage zur Naherholung herzustellen, wird nicht beeinträchtigt.

Die im Untersuchungsgebiet existierenden Hotels in Tüzen und an der Landesstraße L 10 stehen leer oder befinden sich in der Insolvenz. Auch die Schaffung eines Feri- enangebotes in Tüzen mit 60 Betten, der Ausbau eines Rad- und Wanderwegenet- zes oder die Weiterentwicklung des Haustierparks sind in den vergangenen Jahren aus unterschiedlichen Gründen nicht weiter verfolgt worden.

Zusammenfassend ist festzustellen, dass die Übernachtungsraten und Bettenzahlen keinen für ein Tourismusentwicklungsgebiet prägenden Charakter haben. Durch die Eingrünung der Anlage können Beeinträchtigungen des Schutzgutes Landschaft vermieden werden. Auswirkungen auf den Erholungswert bzw. auf den Tourismus- entwicklungsraum als Ganzes sowohl regional als auch überregional sind demnach nicht zu erwarten.

Als Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen werden von der Vorhabenträgerin Abriss- und Pflanzmaßnahmen vorgenommen. Die Rückbaumaßnahmen erfolgen in den Ortslagen Züsow, Poischendorf und Tüzen. Es handelt sich in der Regel um land- wirtschaftlich nicht mehr genutzte Gebäude und Anlagen. Anpflanzungen werden nicht nur in der Umgebung des Anlagegeländes, sondern auch in der Gemarkung Perniek durchgeführt. Es werden standorttypische Feldgehölze eingesetzt, die eine Aufwertung der Landschaft nach sich ziehen können. Somit kann das Vorhaben auch einen Beitrag zur Unterstützung der landschaftsgebundenen Erholung leisten (vgl. Tourismusräume Pkt. 3.1.3 (3) und Erholung in Natur und Landschaft 5.2 (1) RREP WM).

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5. Raumbezogene Auswirkungen auf den Fachbereich sonstige Wirtschaft

Mit der Umsetzung des Vorhabens können weitere Wirtschaftsstandorte und -branchen gesichert werden. Es besteht eine große Nachfrage nach Absatzferkeln in großen homogenen Einheiten in der Region im Umkreis von 50 km. Mit der geplan- ten Schweinezuchtanlage kann ein Beitrag zur Bedarfsdeckung geleistet werden. Die Installation der Anlage in der Region führt somit auch zur Minimierung von Trans- portkosten. Weiterhin trägt die Eigenproduktion von Ferkeln dazu bei, den Import der Tiere zu reduzieren und den Selbstversorgungsgrad des Landes Mecklenburg- Vorpommern zu verbessern (vgl. Landwirtschaft Pkt. 5.4.1 (4) RREP WM). Die schlachtreifen Tiere werden im Rahmen der Remontierung zum Verarbeitungsbetrieb nach Teterow gebracht. Somit führt die Errichtung der Schweinezuchtanlage zur Si- cherung von Arbeitsplätzen im Nahrungsmittelgewerbe (vgl. Leitlinien Pkt. 2 (2) RREP WM).

6. Raumbezogene Auswirkungen auf den Fachbereich Verkehr

Der Anlagenstandort liegt an der Landesstraße L 10. Vom Standort aus kann sowohl das regionale und überregionale, als auch das großräumige Straßennetz sehr gut erreicht werden.

Temporär wird sich die Verkehrsbelastung im Rahmen des Gülleabtransportes erhö- hen. Es ist davon auszugehen, dass an 40 Tagen im Jahr ca. 28 Transporte pro Tag zu erwarten sind. Die Routen der Transporte sind von der Lage der landwirtschaftli- chen Flächen abhängig und somit jährlich verschieden. Die derzeitigen Abnahmebe- triebe sind die Landboden Glasin GmbH & Co Bodensammlungs KG und die GbR Felsenstein deren Flächen im Umkreis des Anlagenstandortes liegen. Das gut aus- gebaute Straßennetz ist für die Aufnahme dieser Verkehre geeignet.

Zusammenfassend ist festzustellen, dass durch das Vorhaben das vorhandene Stra- ßennetz effektiv genutzt werden kann. Die Errichtung neuer Wege und damit die möglicherweise verbundene Zerschneidung des Landschaftsraumes kann vermieden werden. Die Bereitstellung von Tränkwasser, Prozesswasser (Reinigung und Desin- fektion, Betreiben der Abluftreinigungsanlage) und Sanitärwasser ist nicht mit Trans- porten verbunden, da dafür das öffentliche Trinkwassernetz bzw. ein eigener Grund- wasserbrunnen genutzt wird. Demzufolge werden die Transporte auf das unbedingt notwendige Maß begrenzt, um das Verkehrsnetz nicht zunehmend zu belasten und vor allem innerhalb der Ortslagen die Wohnqualität zu wahren (vgl. Motorisierter Indi- vidualverkehr Pkt. 6.4.3 (1) und (2) RREP WM).

Das Straßenbauamt fordert unabhängig vom Verkehrsaufkommen aus Gründen der Verkehrssicherheit die Herstellung einer Linksabbiegespur. Diese Forderung ist aus raumordnerischer Sicht nicht ausreichend begründet. Im Rahmen des BImSchG- Genehmigungsverfahrens ist dieser Gesichtspunkt nochmals intensiv zu beleuchten. Auf die grundsätzliche Realisierbarkeit des Vorhabens an dem geplanten Standort hat die Errichtung einer Abbiegespur jedoch keinen Einfluss.

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7. Raumbezogene Auswirkungen auf den Fachbereich technische Infrastruktur

Das Plangebiet kann an bestehende Ver- und Entsorgungsleitungen angeschlossen werden. Die Kapazitäten der vorhandenen Leitungssysteme sind ausreichend, um eine ortsübliche Erschließung zu gewährleisten. Die Wasserversorgung soll durch einen eigenen Brunnen oder durch den Zweckverband Wismar übernommen werden. Der Anschluss an die Wasserversorgungsleitung ist in Höhe der ehemaligen Molkerei Tüzen möglich. Das Abwasser wird durch die Vorhabenträgerin fachgerecht entsorgt. Die Fäkalschlammabfuhr der Kleinkläranlage erfolgt durch den Zweckverband Wis- mar. Die Versorgungssicherheit der Tierhaltungsanlage und somit auch die Überein- stimmung mit den Erfordernissen der Raumordnung und Landesplanung sind gege- ben (vgl. Ressourcenschutz Trinkwasser Pkt. 5.5 (1), (6) und (8) RREP WM)

8. Raumbezogene Auswirkungen auf den Fachbereich Konversion

Konversionsflächen sind durch das Vorhaben nicht betroffen. Ebenso sind im Unter- suchungsraum keine Konversionsflächen vorzufinden. Raumbezogene Auswirkun- gen auf den Fachbereich Konversion sind demnach nicht vorhanden.

9. Zusammenfassende raumordnerische Abwägung

Der Vorhabenstandort befindet sich im Vorbehaltsgebiet Landwirtschaft. Durch die Umsetzung der Planung kann ein Beitrag zur Erhöhung der Wirtschaftskraft der Re- gion Westmecklenburg geleistet werden. Mit der Errichtung der Tierhaltungsanlage können positive Effekte für den ländlichen Raum verbunden werden. Durch die Nut- zung der vorhandenen leistungsfähigen Verkehrsinfrastruktur und die Begrenzung der Transporte auf das unbedingt notwendige Maß können Siedlungskerne und da- mit insbesondere Wohnbereiche entlastet werden.

In den vorangegangenen Kapiteln wurde eine Bewertung der einzelnen Belange mit den jeweiligen Erfordernissen der Raumordnung und Landesplanung vorgenommen. Hinsichtlich der zu erwartenden wirtschaftlichen Auswirkungen entspricht das Vorha- ben den Zielen, Grundsätzen und sonstigen Erfordernissen der Raumordnung und Landesplanung. Hervorzuheben ist insbesondere, dass das Vorhaben:

- das agrarpolitische Ziel des Landes Mecklenburg-Vorpommern unterstützt, den Ausbau der Veredlungsproduktion zu forcieren, - landwirtschaftliche Kreisläufe standortgebunden schließt, - durch die Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen den Arbeitsmarkt entlas- tet, - regionale Produktions- und Vermarktungskreisläufe verbrauchernah etabliert, - regional und überregional tätig ist und somit auch Zuliefer- und Vertriebsbetrie- be unterstützt.

Von dem Vorhaben negativ betroffen sind in erster Linie die Belange des Natur- und Landschaftsschutzes. Nachteilige Auswirkungen auf Natur und Umwelt in dem Sinne, dass die Gesundheit von Menschen oder unwiederbringliche natürliche Potenziale im

40 Sinne einer Einmaligkeit gefährdet werden, sind dann nicht zu erwarten, wenn ent- sprechende Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen bzw. Vermeidungs- und Verminde- rungsmaßnahmen umgesetzt und festgelegt werden. Eingriffe in Natur und Land- schaft sind vorhanden. Eine Vermeidung dieser Eingriffe wäre mit einem Verzicht auf das Vorhaben verbunden. Die wirtschaftlichen Effekte erlangen angesichts der Be- deutung der Landwirtschaft in der Region Westmecklenburg ein solches Gewicht, dass der Realisierung des Vorhabens Vorrang eingeräumt wird.

Hinsichtlich der Düngeproblematik hat die Vorhabenträgerin nachgewiesen, dass die vorhandenen Flächenkapazitäten der Abnahmebetriebe ausreichend sind. Weiterhin werden alle Bestimmungen der Düngeverordnung eingehalten, sodass von einer fachgerechten Ausbringung des organischen Düngers auszugehen ist. Insbesondere durch die Erstellung von Gülleverwertungsplänen können die zulässigen Düngemengen genau ermittelt und somit eine negative Beeinträchtigung des Trink- wasserschutzgebietes ausgeschlossen werden.

Im Ergebnis ist festzustellen, dass die Eingriffe in den Naturhaushalt durch Aus- gleichs- und Ersatzmaßnahmen kompensiert werden können und mit den Erforder- nissen der Raumordnung und Landesplanung vereinbar sind.

Für die Belange des Tourismus konnten im Rahmen des Raumordnungsverfahrens keine erheblichen Beeinträchtigungen festgestellt werden. Insbesondere die von der Anlage ausgehenden Gerüche wurden von Stellungnehmern angeführt. Mit der Aus- breitungsprognose für Geruch konnte jedoch ermittelt werden, dass gesetzliche Rahmenbedingungen eingehalten werden.

Die im Rahmen der landesplanerischen Beurteilung festgelegten Maßgaben sind in den nachfolgenden Verfahren zu berücksichtigen.

41 F Abschließende Hinweise

Der landesplanerischen Beurteilung des Vorhabens sind ausschließlich raumordneri- sche und landesplanerische Gesichtspunkte zugrunde gelegt worden.

Die landesplanerische Beurteilung hat gegenüber dem Planungsträger und gegen- über Einzelnen keine unmittelbare Rechtswirkung. Sie ersetzt nicht Genehmigungen, Planverfahren oder sonstige behördliche Entscheidungen nach anderen Rechtsvor- schriften.

Diese landesplanerische Beurteilung gilt nur solange, wie sich ihre Grundlagen nicht wesentlich ändern. Die Entscheidung über eine Änderung der Grundlagen trifft die Landesplanungsbehörde.

Die landesplanerische Beurteilung ist kein Verwaltungsakt. Widerspruch und Anfech- tungsklage sind nicht statthaft.

Die Vorhabenträgerin wird aufgefordert, der Landesplanungsbehörde nachfolgende Verwaltungsentscheidungen, den Beginn der Verwirklichung des Vorhabens sowie etwaige Änderungen mitzuteilen.

Diese landesplanerische Beurteilung ist kostenfrei.

Die Beteiligten erhalten Abdrucke der landesplanerischen Beurteilung.

Weitere Hinweise

Die Landesforst M-V empfiehlt die Eingrünung der Anlage derart vorzunehmen, dass die Schutzpflanzung keine Waldeigenschaften erreicht.

Die Ackerflächen im Planungsgebiet sind großflächig dräniert. Dies ist während der Baumaßnahmen zu berücksichtigen.

Gemäß § 31 (1) Straßen- und Wegegesetz M-V dürfen außerhalb von Ortsdurchfahrten in einem Abstand von 20 m zur Landesstraße keine baulichen An- lagen errichtet werden.

Sollten während der Erdarbeiten Funde oder auffällige Bodenverfärbungen entdeckt werden, ist gemäß § 11 DSchG M-V die zuständige Untere Denkmalschutzbehörde zu benachrichtigen.

Munitionsfunde sich in Mecklenburg-Vorpommern nicht auszuschließen. Aktuelle Kampfmittelbelastungsauskünfte sind beim Munitionsbergungsdienst erhältlich.

Schwerin, d. 15.04.2013

Dr. G. Hoffmann

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