LEIBNIZ INTERN

Mitteilungen der Leibniz-Sozietät - begründet im Jahre 1700 als Brandenburgische Sozietät der Wissenschaften - Nr. 24 vom 8. September 2004

Inhalt Editorial Verliert die Astronomie den Boden unter den Füßen ? Gedanken von Heinz Kautzleben über eine Leibniz-Tag 2004 ESA-Publikation S 13 Mitteilung über den Leibniz-Tag S. 1 Bei anderen gelesen Neue Mitglieder 2004 S. 2 Grußschreiben von Senator Flierl an den Leibniz-Tag S. 2 Alternative Soziologie in Ostdeutschland. Kolloquiumsband zum 65. Geburtstag von Helmut Steiner, Herbert Hörz, Anerkennung gegen politische Ignoranz. rezensiert von Jörg Rösler. Begrüßungsansprache zum Leibniztag 2004 S. 3 (aus: Deutschland Archiv 4/2003, S. 15 Wissensverwalter oder Erkenntnisgestalter? Nationalakademie in der Debatte. Notizen zum Bericht des Präsidenten an den Leibniztag 2004 S. 4 Diskussionsverlauf (HW) S. 16 Zwischen Hure der Politik und Elfenbeinturm. Berichte und Meinungen Uwe Schlicht im Tagesspiegel über Politikbeatung AK Solarzeitalter besichtigt Photovoltaik Adlershof. durch Akademien S. 18 Ein Bericht von Gert Blumenthal S. 11 Von der Gesinnungsgemeinschaft zur Akademie. Personalia Ein gedanklicher Rückblick zum Leibniz-Tag 2004 Wir gratulieren: Runde Geburtstage im 4. Quartal S. 19 von Friedbert Ficker S. 11 Ehrendes Gedenken: Helmut Klein, Samuel Mitja Rapoport, Bibliographia Joachim Heidrich, Klaus Strobach S. 19 Hans Ertel - Wissenschaftler von Weltgeltung. Vorschau Eine Buchempfehlung von Hans-Jürgen Treder S. 12 Wissenschaftliche Veranstaltungen der Leibniz-Sozietät Wege der Erkenntnis. September 2004 bis Januar 2005 S. 19 Festschrift für Dieter B. Herrmann zum 65. Geburtstag, annotiert von Jürgen Hamel S. 12 Impressum S. 20 Der nackte DDR-Bürger. Die Abwicklung der Bauakademie 1989 – 1991, annotiert von Herbert Wöltge S. 12

Mitteilung über den Leibniz-Tag 2004 Editorial Ihren diesjährigen Leibniz-Tag hat die Leibniz-Sozietät am 1. Juli Das Fest ist vorüber, die Materialien bleiben. Leibniz-Tag in aus- im Zeiss-Großplanetarium durchgeführt. Seine Begrü- reichender Fülle auf den ersten 10 Seiten dieser Ausgabe. ßungsworte stellt der Präsident der Leibniz-Sozietät, Herbert  Hörz, unter den Gedanken: Anerkennung gegen politische Ignoranz Die Wochen nach dem Leibniz-Tag waren für die Sozietät über- Der Berliner Senator für Wissenschaft und Kultur, Dr. Thomas schattet vom Tod ihres ersten Präsidenten und Ehrenpräsiden- Flierl, übermittelte der Festversammlung ein Grußwort. ten Samuel M. Rapoport. Bestattet wurde er unter starker Anteil- nahme der wissenschaftlichen Öffentlichkeit dort, wo er zuletzt Das Auditorium gedachte der seit dem letzten Leibniz-Tag ver- zu Hause war, in Berlin Pankow. Familie und Freunde, Mitstreiter storbenen Mitglieder und Freunde der Sozietät Ernst Diehl, und Schüler und auch der Berliner Wissenschaftssenator Hermann Klare und Rolf Landsberg. Thomas Flierl erwiesen ihm die letzte Ehre. Leibniz intern wird Vorgestellt wurden die in geheimer Abstimmung am 13. 05. 2004 das Gedenken der Sozietät in der September-Plenarveranstal- zugewählten 23 neuen Mitglieder. tung in der nächsten Ausgabe dokumentieren. Den Bericht an den Leibniz-Tag: Wissensverwalter oder Erkennt-  nisgestalter? erstattete Präsident Herbert Hörz. In der Debatte um einen deutsche Nationalakademie haben sich Den Festvortrag zum Thema Erdsystemanalyse und Koevolution inzwischen alle betroffenen Seiten positioniert: Wissenschaftsrat, hielt Sozietätsmitglied Hans-Joachim Schellnhuber. Akademienunion, die Wissenschaftsorganisationen der Allianz, Den Abschluß des Tages bildete eine Präsentation des Groß- die Bundesregierung. Die Leibniz-Sozietät hält sich mit Äußerun- planetariums Die Rettung der Nacht, dargeboten von Dieter B. gen zurück. Auf dem Berge sitzend dem Kampf der Drachen im Herrmann, Direktor der Sternwarte und Mitglied der Leibniz- Tal zuschauen – das dürfte als Dauerhaltung nicht ausreichend Sozietät sein, um angemessen wirksam zu werden. 2 LEIBNIZ INTERN Mitteilungen der Leibniz-Sozietät / Nr. 23 vom 20. Juni 2004

Leibniz-Tag 2004 Grußwort von

Prof. Dr. Joachim Heidrich, Wissenschaftssenator Dr. Thomas Flierl Neue Mitglieder der *13.04.1930; † 08.07. 2004. Leibniz-Sozietät Berlin; Geschichte Südasiens Der Senator für Wissenschaft, Forschung und Kultur, Dr. Thomas Flierl, hat in einem 2004 Prof. Dr. Reinhart Heinrich, persönlichen Schreiben den Mitgliedern *24.04.1946. Berlin; Biophysik der Leibniz-Sozietät zu ihrem Leibniz-Tag Grüße übermittelt. Das Plenum wählte in seiner Dr.-Ing. Klaus Irrgang, Geschäftssitzung am 13. Mai 2004 in In dem Schreiben heißt es: *22.06.1950. Geraberg; geheimer Abstimmung 23 Persönlich- „Der jährliche Leibniztag gibt nicht nur den Prozessmesstechnik keiten zu Mitgliedern der Leibniz- Mitgliedern der Leibniz-Sozietät Gelegen- heit, auf die Arbeit des letzten Jahres zu Sozietät. Prof. Dr. Klaus-Dieter Jäger, schauen, sondern bietet auch die Mög- Die neuen Mitglieder wurden auf der *23.01.1936. Berlin; Archäologie lichkeit, die breite Öffentlichkeit mit dem Festveranstaltung zum Leibniztag Wirken und den Arbeitsergebnissen der 2004 vorgestellt. Prof. Dr. Konrad Köstlin, Sozietät vertraut zu machen. *08.05.1940. Wien (Österreich); Dabei kann die Leibniz-Sozietät auf eine Volkskunde Vielzahl von wissenschaftlich beachtens- Prof. Dr. Liivi Aarma, werten Veranstaltungen und Publikatio- *10.02.1948. Tallinn (Estland); Prof. Dr. Ioan-Vasile Leb, nen verweisen, die einen sichtbaren Bei- Geschichte *30.01.1953. Cluj-Napoca trag zur Entwicklung der Berliner Wissen- (Rumänien); Kirchengeschichte schaft darstellen. Das ist auch deshalb Prof. Dr. Peter Betthausen, besonders heraushebenswert, weil die Prof. Dr. Ingrid Lohmann, Leibniz-Sozietät dies mit geringen finan- *27.06.1941. Berlin; *13.01.1953. Hamburg; Pädagogik ziellen Mitteln bewerkstelligt hat. Kunstgeschichte Aus diesem Grunde ist es mir eine Dr. sc. Detlef Nakath, Dr. Ekkehard Diemann, Genugtuung, dass es trotz der schwie- *10.11.1949. Potsdam; rigen Berliner Haushaltssituation gelun- *12.01.1944. ; Chemie Zeitgeschichte gen ist, jeweils 20.000 Euro Projektmittel für die Haushaltsjahre 2004 und 2005 für Prof. Dr. Lutz-Günther Fleischer, Prof. Dr. die Arbeit der Sozietät bereit zu stellen. *26.07.1938. Berlin; Verfahrens- Claus Alexander Pierach, Betrachten Sie diese Entscheidung nicht technik, Thermodynamik *01.07.1934. Minneapolis (USA); nur als Akt der Unterstützung für die Medizin Realisierung geplanter Vorhaben, son- Prof. Dr. Christoph Fusch, dern auch als Anerkennung für Geleiste- *27.01.1959. Greifswald; Prof. Dr. Rainer Schimming, tes. Neonatologie, Pädiatrie *20.07.1944. Greifswald; Ich bin sicher, dass der diesjährige Leib- Mathematische Physik niztag nicht nur Rückschau halten wird auf Prof. Dr. Jost Gippert, vollbrachte Arbeit, sondern vor allem auch *12.03.1956. Frankfurt a.M.; Prof. Dr. nach vorn denkt. Sie werden über die Vergleichende Sprachwissenschaft Burckhard Schneeweiß, nahen und fernen Ziele diskutieren, die *16.05.1931. Berlin; die Sozietät anstreben und erreichen will. Prof. Dr. Erik W. Grafarend, Kinderheilkunde Ich möchte Sie ausdrücklich ermuntern, in *30.10.1939. Stuttgart; Geodäsie die Zukunft zu schauen und diese - zum Prof. Dr. Erdmute Sommerfeld, Nutzen für das wissenschaftliche Leben in Prof. Dr. Esko Antero Häkli, *31.03.1943. Senzig; Psychologie der Stadt - zu gestalten. Einer an wissen- *30.11.1936. Helsinki (Finnland); schaftlicher Reputation reichen Sozietät Geschichte, Prof. Dr. Klaus Strobach, wird die Anerkennung der wissenschaft- Bibliothekswissenschaft *16.01.1920; † 05.08.2004. lichen Öffentlichkeit nicht versagt bleiben. Geislingen a. d. Steige; Gleichzeitig werden sich der Sozietät Prof. Dr. Osama Hayaishi, Geophysik neue wissenschaftliche Kooperationen *08.01.1920. Osaka (Japan); eröffnen, die auch auf das Leben der Dr. sc. Wolfgang Weiß, Biochemie Sozietät fruchtbar und inspirierend wirken. *21.11.1954. Greifswald; In diesem Sinne wünsche ich dem Geographie, Demographie Leibniz-Tag gutes Gelingen.“

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Herbert Hörz Es war ein wissenschaftlich ertragreiches von den fünf Millionen Euro, die Berlin Jahr, das hinter uns liegt. Unser Gruß gilt zum Acht-Millionen-Euro-Etat der BBAW all denen, die als Mitglieder und Freunde, beiträgt, die bescheidene Summe von Anerkennung als Ideengeber und Helfer, als Initiatoren 30.000€ für die Schließung einer gegen politische und Sponsoren, in aufwendiger Arbeit, an vereinigungsbedingten Gerechtigkeits- Ignoranz Programmgestaltungen, Wissenschafts- lücke zu verwenden."1 organisation, Redaktionsarbeit, Raum- Politische Angriffe gegen diese Forderung Begrüßung zum beschaffung, Öffentlichkeitswirksamkeit, blieben nicht aus. Wir setzten dagegen Leibniztag 2004 Berichte in Leibniz Intern, Aktualisierung unseren Kurs fort, durch wissenschaftliche der homepage, beteiligt waren. Für die Leistungen zu überzeugen. Damit konn- Betreuung der Präsidiumssitzungen und Verehrte Mitglieder, werte Gäste, liebe ten wir einerseits der Kritik entgehen, Besprechungen von Gruppen und Arbeits- Freunde der Leibniz-Sozietät, nostalgisch am Alten festzuhalten und kreisen in den Räumen des FMK danken andererseits diejenigen Ignoranten ich begrüße alle Teilnehmer unseres wir Herrn Klötzner und seinen Mitarbei- zurückweisen, die Ergebnisse unserer Leibniztages, Mitglieder und Angehörige, tern. Unser Dank gilt allen Sponsoren und Reform nicht zur Kenntnis nehmen wollen. Freunde und Kooperationspartner, Mitglie- Helfern für die Leistungen, mit denen die Die Berliner Zeitung vom 20./21.9.03 der anderer wissenschaftlicher Einrichtun- Rahmenbedingungen unserer Arbeit ver- berief sich auf Frau Grütters, eine in der gen, Medienvertreter und neugierige bessert und die wissenschaftliche Reputa- Abwicklung der DDR-Wissenschaftsaka- Zaungäste, recht herzlich. Gedankt für ihr tion unserer Sozietät erhalten und erhöht demie erfahrene Politikerin, mit den Kommen sei den Mitgliedern unserer werden konnte. Stiftung der Freunde der Leibniz-Sozietät Worten: "CDU wirft Kultursenator Klientel- Nach Diskussion über das sichtbare mit dem Vorsitzenden des Kuratoriums politik vor." Er wolle "Ost-Wissenschaftler Bekenntnis zu unserer Sozietät mit einer Horst Klinkmann, dem Vorstand des fördern." Gegenstand war auch die finan- Anstecknadel hat unser Mitglied Friedbert LIFIS, des Leibniz-Instituts für Interdiszi- zielle Unterstützung der Leibniz-Sozietät. Ficker in Absprache mit unserem Mitglied plinäre Studien Augustusburg, mit dem Die CDU-Politikerin meinte: "'Dabei soll Klaus Mylius die Initiative ergriffen, eine Vorsitzenden Gert Wangermann. Unser das Wunschergebnis herauskommen, Leibniznadel entworfen und produzieren Gruß gilt den Mitgliedern anderer in- und dass die alten Ostwissenschaftler mehr lassen und sie der Leibniz-Sozietät gestif- ausländischer Wissenschaftsakademien. gefördert werden müssten.' Dies tet. Das Präsidium hat die Stiftung ange- Mehrere Präsidenten wünschen unserer widerspreche der anerkannten Praxis nommen und bedankt sich öffentlich Festveranstaltung einen guten Verlauf. nach der Wende." So deutlich wird das dafür. Unser Mitglied Friedbert Ficker vertritt im selten formuliert. Doch der Gedanke einer Auftrag ihres Präsidenten, unseres Im vergangenen Jahr gab es politischen Unterstützung der Leibniz-Sozietät war Mitglieds Medakovic, hier die Serbische Streit um die Anerkennung unserer gar nicht so CDU-fremd, wie sie meinte. Akademie der Wissenschaften. Leistungen. Auf der Festveranstaltung der Er tauchte schon im Senat auf, als Berlin-Brandenburgischen Akademie der Eberhard Diepgen von der CDU noch Unsere Wissenschaftsakademie folgt dem Wissenschaften (BBAW) 2003 hatte sich Regierender Bürgermeister war. Im Grundsatz: Wissenschaft ist eine gesell- Präsident Simon mit abwertenden Worten Bericht an den Leibniztag 2000 heißt es schaftlich relevante öffentliche Sache. zur Leibniz-Sozietät über budgetäre dazu: "Im Auftrag des Regierenden Bür- Unsere Sitzungen sind öffentlich und Folgen durch die vom Wissenschafts- germeisters teilte die Senatskanzlei auf heute berichten wir vor der Öffentlichkeit senator erwogene finanzielle Unterstüt- unsere Darlegungen mit: 'Auch wenn eine über unsere Arbeit. Mit wissenschaftlichen zung für die Leibniz-Sozietät durch eine Tradionsnachfolge Ihrer Gesellschaft mit Veranstaltungen haben wir viele Interes- kleine Kürzung im Haushalt der BBAW der Gelehrtensozietät nicht zu verkennen senten angesprochen, die deren kreative beklagt. Wenig bedacht hatte er, dass die ist, besteht eine direkte Rechtsnachfolge Atmosphäre lobten. Bewährte Kooperatio- Diffamierungen auch Mitglieder der eige- mit der Wissenschaftsakademie nicht. nen führten wir im Interesse von Wissen- nen Akademie und deren Kooperations- Unabhängig hiervon sollte aber im Mittel- schaft und Bildung weiter, mit dem Mittel- partner trafen. Wir haben sachlich rea- punkt der Überlegungen stehen, wie die standsverband Oberhavel, der Gesell- giert. Obwohl damals noch nichts ent- wissenschaftliche Arbeit Ihrer Sozietät schaft für Kybernetik, der Internationalen schieden war, wurde uns zur finanziellen dauerhaft und finanziell gesichert fortge- Wissenschaftlichen Vereinigung Weltwirt- Anerkennung der Leistungen durch den führt werden kann.'"2 schaft und Weltpolitik, der Rosa-Luxem- Senat schon gratuliert. Die Debatte ging burg-Stiftung, der Bildungsakademie des Als dann die HoF-Studie vorgestellt wurde weiter. Das Institut für Hochschul- Landesverbandes der Volkssolidarität und die "Berliner Morgenpost" vom forschung in Wittenberg empfahl in der Berlin. Das zeigt die Breite des gemein- 12.2.04 titelte: "DDR-Wissenschaftler Expertise "Die Ost-Berliner Wissenschaft samen Wirkens. Vertreter dieser und sollen rehabilitiert werden" nahm sie auf im vereinigten Berlin" vom Dezember anderer, mit uns verbundener Institutio- Frau Grütters Bezug, die von falschen 2003, kurz HoF-Studie genannt, die nen, heiße ich willkommen. Ich begrüße Prioritäten sprach, die ein Unrecht sugge- Förderung der Leibniz-Sozietät ständig zu die Geschäftsführerin der Musikakademie rierten, das es nicht gegeben habe. Der sichern. Es wird festgestellt: "Die Leibniz- Rheinsberg Frau Dr. Liedtke, mit Horst Kommentar in der Zeitung setzte mit der Sozietät ist die größte Einrichtung der Büttner Initiatorin der Zusammenarbeit mit 'Zweiten Wissenschaftskultur' und verfügt 1 unserer Sozietät, und den Geschäfts- Institut für Hochschulforschung an der MLU durch ihre Neuaufnahmen ... über führer der Wissenschaftsgemeinschaft Halle-Wittenberg, "Die Ost-Berliner intensive personelle Verbindungen in die Wissenschaft im vereinigten Berlin", Expertise Gottfried Wilhelm Leibniz Dr. Michael 'erste Wissenschaftskultur'." Sachlich im Auftrag der Berliner Senatsverwaltung für Klein, die als Leibniz-Gemeinschaft ein Wissenschaft, Forschung und Kultur, richtig sei es, so die Studie, da die Zusammenschluss von Einrichtungen ist, Dezember 2003, S. 68 Leibniz-Sozietät und die Berlin-Branden- 2 die von Bund und Ländern gefördert Herbert Hörz, 300 Jahre Leibnizsche burgische Akademie der Wissenschaften Gelehrtensozietät in Berlin. Bericht des werden. Wir wünschen ihr Erfolg in der "aus der selben Quelle stammten, nämlich Präsidenten zum Leibniztag 2000. In: Auseinandersetzung um ihren Erhalt und der Preußischen resp. DDR- Akademie, Sitzungsberichte der Leibniz-Sozietät, Berlin, um weitere Förderung. Jg. 2000, Bd. 37, H. 2, S. 137f. 4 LEIBNIZ INTERN Mitteilungen der Leibniz-Sozietät / Nr. 23 vom 20. Juni 2004

Überschrift "Schwierige Versöhnung" Sozietät abgewickelten Akademikern nach leicht, politische Verantwortung für Wis- nach und betonte, der Personalabbau bei 1992 eine wissenschaftliche Heimat, was senschaft, Forschung und Kultur zu tra- der Abwicklung sei notwendig gewesen, eine historische Leistung gegenüber der gen. Trotz aller Versicherungen, Zukunfts- um Wissenschaft im wiedervereinigten damals durch den Senat geübten Kahl- potentiale damit zu fördern, scheitert man- Berlin zukunftsfähig zu machen. In dieser schlagpolitik war. Zweitens entwickelten ches an Intrigen, kleinlichen Vorwürfen Ausgabe kam auch die Leibniz-Sozietät wir uns zu einer interdisziplinär zusam- und dem Sparen am falschen Ort." zu Wort. Doch statt der vorgesehenen mengesetzten Gelehrtenvereinigung Wir möchten diesen kleinlichen politischen Vorstellung wissenschaftlicher Leistungen exzellenter Wissenschaftlerinnen und Streit um die Würdigung unserer gab es nur wenige Sätze vom Schatz- Wissenschaftler aus Ost und West, aus Leistungen zu den historischen Akten meister zur finanziellen Problematik und dem In- und Ausland, die den Blick nach legen, da er unzeitgemäß, ignorant und vom Präsidenten zur Zusammenarbeit mit vorn gerichtet hat. Sie baut mit den aus kontraproduktiv ist. Das habe ich dem der BBAW. Der ehemalige Berliner CDU- Ost und West stammenden Kooperations- Präsidenten der BBAW mit der Einladung Wissenschaftssenator Manfred Erhardt, partnern Brücken zwischen Ost und West, zum Leibniztag nahe gelegt, ohne jedoch verantwortlich für die gegen das Fortfüh- die nostalgische Politiker, die ein einheit- zu verschweigen, dass er Gräben rungsgebot der Gelehrtensozietät der liches Deutschland nur als Fortsetzung zwischen Ost und West aufriss, die wir DDR-Akademie im Einigungsvertrag ver- der Alt-BRD sehen, nicht gebaut sehen überbrücken wollen. Mit bestehenden stoßenden Maßnahmen zur Unterbindung wollen oder sie wieder abreißen würden. Kontakten und weiteren Möglichkeiten der unserer wissenschaftlichen Aktivitäten, Wir wollen keine Förderung von Ostseil- Zusammenarbeit zwischen beiden Aka- meinte im "Neuen Deutschland" vom schaften, sondern Anerkennung früherer demien, auf die ich verwies, könnte die 11.2.04, die Wissenschaft sei der Bereich, und gegenwärtiger Leistungen." Kontroverse beendet werden. Eine Ant- wo das Zusammenwachsen von Ost und Trotz vieler Querschüsse aus verschie- wort steht aus. Über den zweckmäßigen West besonders gelungen sei und es densten Kreisen hat Wissenschaftssena- Einsatz der Fördermittel für wichtige keine Benachteiligung ostdeutscher Wis- tor Flierl am Versprechen festgehalten, Projekte der Sozietät wird gegenwärtig auf senschaftler gab. Empörte Reaktionen die finanzielle Unterstützung auch dann der Grundlage vorliegender Anträge im waren die Folge. Wir verwahrten uns zu sichern, wenn sich die BBAW weigere, Präsidium beraten. öffentlich gegen seine Behauptungen. Geld abzugeben. Es wäre für sie eine Wir werden unsere konstruktive wissen- In einem Brief an Senator Dr. Flierl vom Kleinigkeit gewesen, als ehemaliger Vize- schaftliche Arbeit als internationale 13.2.04 schrieb ich: "Die Mitglieder präsident für Plenum und Klassen mit Brückenbauer zwischen Ost und West im unserer Sozietät verfolgen aufmerksam Verantwortung für die Langzeitvorhaben Interesse der Wissenschaftsentwicklung Ihre Bemühungen, die Anerkennung von der AdW der DDR und späterer wissen- und der Aufklärung über neue wissen- Lebensleistungen von DDR-Bürgern und schaftlicher Mitarbeiter in einem dieser schaftliche Erkenntnisse weiterführen. damit auch von Wissenschaftlern der Vorhaben, die nun das wissenschaftliche Wie das geschieht, darüber ist heute zu DDR einzufordern und der Leibniz- Rückgrat der BBAW bilden, weiß ich berichten. Ein wichtiges Thema der Sozietät eine finanzielle Unterstützung für genau, wovon ich spreche, wenn ich Beziehungen zwischen Mensch und Natur ihre wissenschaftlichen Leistungen sage: Es wäre ohne Einbußen für die wird unser Mitglied Hans-Joachim zukommen zu lassen. Wir freuen uns, Leistungsfähigkeit der Vorhaben möglich Schellnhuber im Festvortrag "Erdsystem- dass damit versucht wird, auf früheres gewesen, aus dem Millionenetat der analyse und Koevolution" behandeln. Wir Unrecht zu reagieren, sind uns jedoch BBAW eine kleine Spende an die Sozietät danken ihm, dass er es, trotz vielfältiger bewusst, dass diejenigen, die immer noch zu geben. Doch so war es nicht gewollt. Verpflichtungen, ermöglichte, zu uns zu nicht die Einheit Deutschlands als Auftrag Nun haben wir die Nachricht erhalten, sprechen. Unser Dank gilt den Gast- zum Zusammenwachsen von Ost und dass im Berliner Haushalt für die Jahre gebern, dem Großplanetarium und seinen West begriffen haben und auf ihrer 2004 und 2005 eine finanzielle Unter- Mitarbeitern, für die Betreuung und die Haltung einer einseitigen Alt-BRD-gepräg- stützung für unsere wissenschaftliche sicher wieder interessante Präsentation ten Gestaltung der Wissenschaftsland- Arbeit von je 20000 € pro Jahr gesichert durch unser Mitglied Dieter B. Herrmann. schaft beharren, dagegen Sturm laufen ist. Ich bedankte mich am 15.5.2004 beim Der Leibniztag ist eröffnet. werden. Das zeigen Stellungnahmen von Senator im Namen des Präsidiums und Frau Grütters, Herrn Erhardt und Kom- der Mitglieder aus Ost und West, aus dem mentare, wie der in der 'Berliner Morgen- In- und Ausland, für seinen hartnäckigen post' vom 12.2.04." Ich hebe dann zwei Einsatz und schrieb: "Es ist sicher nicht wichtige Punkte hervor: "Erstens gab die

Herbert Hörz gehen an die Wirklichkeit angemessene, Wissensverwalter Wissensvermittlung. Es ist nicht leicht, die Aufgabe zu lösen, schöpferisch zu neuem oder Erkenntnisgestalter? Wissen zu kommen, vorhandenes kritisch zu bewerten und wertvolles zu erhalten. Bericht des Präsidenten an den Leibniztag 2004 Man wird nicht selten zum Rufer in der Wüste der Ignoranz, um der Wissenschaft Eine Wissenschaftsakademie, die sich, Wissen zu kanalisieren. Sie wirkt der Sen- Gehör zu verschaffen. Wir suchen dazu wie wir, neuen wissenschaftlichen, tech- sations- und Effekthascherei entgegen, mit Erfolg die Öffentlichkeit und freuen nologischen, gesellschaftlichen und men- womit wir alle ständig konfrontiert werden. uns über neue Kooperationspartner, stän- talen Herausforderungen stellt, hat die Halbwissen überwuchert immer mehr die dige Gäste und über alle Teilnehmer an durch die Revolution der Denkzeuge aus- sachliche, mit Argumenten untermauerte unseren vielfältigen Veranstaltungen. gelöste Informationsflut zu verwertbarem und damit wissenschaftlichem Heran- Unser Ziel ist es, Wissen zu bewahren, zu LEIBNIZ INTERN Mitteilungen der Leibniz-Sozietät / Nr. 23 vom 20. Juni 2004 5 nutzen und zu verbreiten, um Erkennt- Naturwissenschaftler wie Franz Carl tiv-kritisch betreiben zu können. Unsere nisse human zu verwerten. Wir sind des- Achard und Gesellschaftstheoretiker wie Sozietät ist kein Konsensverein, sondern halb keine Wissensverwalter sondern Arthur Rosenberg, die braunschweigische der interdisziplinäre Zusammenschluss Erkenntnisgestalter. Wir erwerben und Ökomonade, das Wirken des Aufklärers von Spezialisten, die etwas bewegen bewerten neues Wissen über Geschichte, Johann Gottfried Herder, des Historikers wollen, wenn denn unsere Vorschläge auf Gegenwart und gestaltbare Zukunft, um Walter Markov, um nur einige zu nennen, Resonanz stoßen. Dazu sind argumen- Initiativen auszulösen, damit neue Berei- beschäftigten uns. Über die Geschichte tativ untermauerte kontroverse Auffassun- che erforscht werden, Wissenschaft sich weiter entwickelt und Wissen praktischen der altindischen Literatur wurde informiert. gen wichtig. Sie befördern die Entwicklung Nutzen bringen kann. Wir wirken dabei in Die Gesellschaft für Kybernetik widmete der Wissenschaften. Wir können uns nicht verschiedene Richtungen, wie die Ergeb- den Berliner November 2003, in Zusam- erst zu gesellschaftlich relevanten Proble- nisse unserer Arbeit in diesem Jahr, über menarbeit mit der Leibniz-Sozietät, der men äußern, wenn alle Mitglieder vorge- das wir Rechenschaft ablegen, zeigen. Verantwortung des Wissenschaftlers. Das schlagenen Lösungen zustimmen. wissenschaftliche Wirken von Klaus Das gilt auch für die zukünftige Ener- Fuchs wurde gewürdigt. Seine Teilnahme giepolitik. Die Sozietät behandelte ver- Wirkungsrichtungen an der Kernwaffenentwicklung und die schiedene Aspekte, so Möglichkeiten und Beiträge zur Energetik und Mikroelektro- Mit der Würdigung von Leistungen großer Gefahren bei der Energiegewinnung im nik spielten ebenso eine Rolle wie morali- Vordenker, wie dem Philosophen Imma- Unterkritischen Reaktor. Die wichtige sche Haltungen und philosophische Über- nuel Kant, dem eine ganztägige Plenar- Rolle erneuerbarer Energien war Gegen- legungen. Interessant ist es, wenn der veranstaltung gewidmet war, mit der stand der Konferenz "Solarzeitalter - Wirtschaftshistoriker die Analyse der Ehrung des Lebens und Wirkens heraus- Vision und Realität". Gert Blumenthal hat "New Economies" vom Automobilbau bis ragender Akademiemitglieder in Vorträgen mit den Mitstreitern wesentlich zum Erfolg zur Informationstechnologie führt, der und Mitteilungen, entgehen wir der vom beigetragen. Das Präsidium regte an, die erste deutsche Kosmonaut die deutschen Philosophen Peter Sloterdijk diagnostizier- Diskussion erst einmal in der Sozietät Beiträge zur bemannten Raumfahrt ten Gefahr, "daß die maßgeblichen Bü- weiterzuführen. Geeignete Formen dafür behandelt und die Malerei der DDR cher von einst mehr und mehr aufgehört werden wir finden. Es liegt der Entwurf gewürdigt wird. Historische Detailfor- haben, Briefe an Freunde zu sein und daß einer Stellungnahme von G. Blumenthal schung kann Grundlage für die Antwort sie nicht mehr auf den Tag- und Nacht- vom Arbeitskreis Solarzeitalter vor, in dem auf die Frage nach einer vergleichenden tischen ihrer Leser liegen, sondern in der es heißt: "Die Gesellschaft steht vor einer Historiographiegeschichte sein, gestellt in grauen Stille der Archive versunken sind - ihrer folgenschwersten Entscheidungen: einer Sitzung, über deren Prinzipien auch dies hat der humanistischen Bewe- Sie muß im globalen Maßstab in histo- weiter nachzudenken ist. Möglich wäre es, gung das meiste von ihrem einstigen risch kurzer Frist den Übergang zu einem Geschichtsschreibung im Hinblick auf ein Schwung genommen. Immer seltener stei- neuen Typ der Energie- und Stoffwirt- humanes Ziel zu vergleichen. Man könnte gen die Archivare zu den Textaltertümern schaft vollziehen. Diese Wirtschaft muß von einer möglichen zukünftigen Weltkul- hinab, um frühere Äußerungen zu moder- nachhaltig sein, um den jetzt Lebenden tur mit wenigen Konsenspunkten aus- nen Stichworten nachzuschlagen ...Alles wie auch den kommenden Generationen gehen, zu denen gehören: die Erhaltung deutet darauf hin, daß Archivare und ein Leben in Frieden, Gleichberechtigung, der menschlichen Gattung und ihrer natür- Archivisten die Nachfolge der Humanisten Würde und Gesundheit zu ermöglichen." lichen Lebensbedingungen, die Suche angetreten haben." 3 Was der in Heideg- Zwänge und Instrumente der Transforma- nach Frieden und der zu gestaltende gers Spuren wandelnde Sloterdijk für das tion werden behandelt und die gesell- Freiheitsgewinn aller Glieder soziokultu- klassische Erbe der einstigen Humanisten schaftliche Diskussion gefordert. Debatten reller Identitäten, deren Spezifik in dem beklagt, könnte zu einer wirklichen Gefahr über gesellschaftliche Rahmenbedingun- durch die wissenschaftlich-technische für die Erhaltung und Gestaltung von Wis- gen der Transformation, über Zeithori- Entwicklung ausgelösten Strudel kultu- sen werden. Doch dem treten wir mit zonte und das Verhältnis von Energie- reller Gleichmacherei unterzugehen droht. historischem Sinn und aktueller Analyse und Stoffwirtschaft sind damit angeregt. So zwingen uns unsere Diskussionen entgegen. Für uns ist Humanismus nicht Sie sind bis zur Klärung von Gemeinsam- weitere Fragen auf, mit denen wir uns nur Kenntnis der Geschichte als Verständ- keiten und argumentativ begründeten nicht als Archivare, die selbst nicht mehr nis unserer Wurzeln und des gegenwärti- Differenzen zu führen. Es ist akademie- wissen, was sie archiviert haben, sondern gen Daseins, sondern zugleich Programm würdig, wenn sich Mitglieder mit bestimm- als Erkenntnisgestalter bewähren. der Zukunftsgestaltung. In vielen unserer ten Positionen an die gesamte Sozietät Debatten wird deutlich, dass historische Aktuelle Streitfragen sind zu beantworten. und dann an die Öffentlichkeit wenden, Ereignisse und wirkende Personen aus Die Stellungnahme zur Gentechnik von die nicht von allen gleichermaßen ver- der Zeit heraus verstanden werden müs- Helmut Böhme und Rolf Löther fordert zu fochten werden. Gerade dann, wenn zu sen, doch Nachwirkungen haben, Meinungsäußerungen über ein stark um- bestimmten relevanten Fragen keine erkenntnisfördernd wirken können und die strittenes Thema heraus. Wir sollten mehr einheitliche Auffassung erreicht werden Quellen gegenwärtigen Handelns aufzei- mit unseren Pfunden wuchern und über kann, zwingen uns wissenschaftliches gen. So wird Geschichte, richtig verstan- die Mitglieder weiteren Kreisen der Öffent- Gewissen und humane Verantwortung den, zu aktueller Heuristik. lichkeit unsere Positionspapiere zukom- dazu, unsere Stimme zu erheben. men lassen. Unterschiedliche Standpunk- Solange genau ausgewiesen ist, welche te können meist nicht ausgeräumt wer- Spezialisten in diesem Sinne mit welchen den, doch sie sind in ihren Konsequenzen Argumenten wofür eintreten, gibt es keine 3 Peter Sloterdijk, Nicht gerettet, Versuche nach Heidegger, Frankfurt am Main, 2001, S. 336f. zu bedenken, um Politikanalyse konstruk- Probleme. Kontroversen sind Stimulatoren 6 LEIBNIZ INTERN Mitteilungen der Leibniz-Sozietät / Nr. 23 vom 20. Juni 2004 der Erkenntnisgestaltung, weil sie zur Klassen und Politik am Beispiel USA, die Wertvorstellungen der Menschen in den Prüfung von Argumenten zwingen und neue Form von Kriegen, die Gewalt im neuen EU-Mitgliedsländern. soziale Experimente herausfordern. Lande Gandhis, Erfahrungen lateinameri- Geo- und Kosmoswissenschaften tragen In diesem Jahr der Technik befasste sich kanischer Schwellenländer mit der gewichtig zur Reputation unserer Sozietät das zweite Symposium mit Fortschritten Abkopplung vom Weltmarkt und die bei. Das galt schon für das Jahr der Geo- wissenschaften. Die Palette reicht von bei der Herausbildung der Allgemeinen generelle Frage nach dem Verhältnis von speziellen Themen wie der atmosphäri- Technologie. Sie bestehen in der wach- Marxismus und Politik. schen Chemie des Wasserstoffperoxids senden Problemsicht, den Weg von der Die zweite gemeinsame Konferenz bis zu wichtigen Überblicken über ganze Illusion, nach der eine Allgemeine Tech- unserer Sozietät und des Mittelstands- Gebiete und Richtungen. So befasste sich nologie nicht entwickelbar ist, zur Vision verbandes Oberhavel, dem wir für kon- anlässlich des 100. Geburtstages von zu gehen, Aufgaben zu präzisieren, die struktive Zusammenarbeit danken, hatte Hans Ertel, des ehemaligen Vizepräsiden- Formulierung von Prinzipien zu konsta- zum Thema "Toleranz und Minderheiten ten der Berliner Wissenschaftsakademie, tieren. Messlatte kann nicht der Konsens, in Deutschland und Europa". Minderheiten ein Kolloquium mit theoretischen Proble- die übereinstimmende Meinung zu den sind es vor allem, die unter Unterdrückung men der Meteorologie und Kosmologie. Grundlagen einer Allgemeinen Technolo- zu leiden haben, die Gleichbehandlung, Es wurden die Leistungen von Ertel gie sein, sondern die Annäherung von Selbstbestimmung und Achtung ihrer gewürdigt, neue Aspekte seines wissen- schaftlichen Wirkens behandelt und aktu- divergierenden Standpunkten, deren Dif- Geschichte und Kultur fordern. Das kon- elle Probleme erörtert. Für 2005 wird ein ferenz in wichtigen Punkten überbrückbar kret nachzuweisen, ist zugleich Heraus- Einstein-Kolloqium vorbereitet. ist, wobei profilierte unterschiedliche Auf- forderung, sich generell um die Einhaltung Kolloquien und damit verbundene oder fassungen bleiben. Das Vorhaben, Allge- der Menschenrechte, um gegenseitige davon unabhängige Festschriften, deren meine Technologie als interdisziplinäre Achtung und Hilfe zu bemühen. So ver- Anlässe Jubiläen aktiver Mitglieder sind, Aufgabe weiter zu verfolgen, wurde unter- mittelte auch diese Konferenz Anregun- haben ihre eigene Geschichte. Organisa- stützt. Es gab Anregungen zum Weiter- gen zum praktischen Handeln. Schon die toren und Herausgeber können Spannen- denken über die Grundlagen einer Allge- erste Konferenz hatte Nachwirkungen des, Spaßiges und Ärgerliches berichten. meinen Technologie, über die Beziehun- durch die Bitte, mit Gymnasiasten über Wir freuen uns über Ehrungen von Mit- gen von Allgemeiner und Speziellen Toleranz zu diskutieren. Nun läuft die Vor- gliedern in anderen Einrichtungen. Als Technologien, über Tendenzen der Tech- bereitung für die dritte Konferenz, die sich Leibniz-Sozietät nutzen wir solche Gele- nologieentwicklung. Unser Dank für die mit Toleranz und Religionen befassen genheiten, um Leistungen der Jubilare zu erfolgreiche Arbeit auf diesem Gebiet gilt wird. benennen, ihre weiterwirkenden Ideen zu dem Arbeitskreis "Allgemeine Technolo- zeigen und aktuelle Fragen des Arbeits- Der Mensch als Problem der Forschung gebiets zu stellen. Für Hans-Jürgen gie" unter der Federführung von Gerhard wurde in verschiedener Hinsicht thema- Treder reichten die Themen von speziel- Banse und Ernst-Otto Reher. tisiert. Zwar mag mancher "Das Konzept len mathematischen Problemen über die Naturwissenschaft, Technik und industriel- der sozialpädiatrischen Entwicklungsreha- Astronomiegeschichte bis zur Philosophie. le Nutzung in ihrer Verflechtung bestimm- bilitation" als spezifisch medizinisch ange- Der Arbeitskreis der Geo-, Umwelt- und sehen haben, doch es ging um das erste ten viele unserer Veranstaltungen. Bei der Kosmoswissenschaftler ehrte den ehema- Entwicklungsjahr der Kinder, um die Synergetik in der Chemie spannte sich ligen Direktor des Zentralinstituts für Erkenntnis von Problemen und möglichen Physik der Erde, des ZIPE, Heinz der Bogen von den verrückten Ideen bis Lösungen, um den Zusammenhang von zur industriellen Verwertung. Nachhaltig- Kautzleben, indem sie ihn mit neuen individueller und kollektiver Gestaltung der Erkenntnissen konfrontierten und nach- keit in der Chemie, Aceton, Funktions- sozialen Beziehungen, um Erfahrungen wiesen, dass das ZIPE damit weiterlebt. keramiken, Polymere für rasantere Infor- des Kinderzentrums in München als In diesem Sinne befassten sich die Kol- mationsübertragung in optischen Syste- Modell eines interdisziplinären Instituts für loquien für Werner Scheler mit seinem men, die künstliche Hand als Kopplung Frühdiagnose, Frühbehandlung und Wirken zwischen Wissenschaft und Politik von Organismus und Technik zeigen die soziale Eingliederung des behinderten und dem Cytochrom P450 und für Herbert Breite der behandelten Themen. Kindes. Es handelt sich um wichtige Fra- Hörz die Festschrift mit "Wissenschaft und gen der Chronobiologie und Chronomedi- Philosophie in Vergangenheit und Gegen- Auf einer Plenarveranstaltung ging es um zin, die auch von unserem Mitglied Franz prinzipielle Veränderungen im Völker- wart" und das Kolloquium mit der Wissen- Halberg in ihren zyklischen Zeitstrukturen schaftsphilosophie als interdisziplinärem recht. Statt der Koordination und Koope- mit Auswirkungen auf die Behandlung von Projekt. ration von Gleichberechtigten dominiert Krankheiten immer wieder thematisiert die Macht das Recht. Ergänzt wurde die und im Arbeitskreis "Zeit und Evolution" in Viele interessante Debatten gab es in den Arbeitskreisen und weiteren Diskussions- Thematik in dem von uns unterstützten ihrer spezialwissenschaftlichen und philo- foren. So wirken wir weit über den Kreis Kolloquium des Forschungsinstituts der sophischen Relevanz behandelt werden. Auf die Frage "Das Prostatakarzinom - der Mitglieder hinaus und wünschten uns Internationalen Wissenschaftlichen Ver- doch noch mehr Aufmerksamkeit, vor einigung Weltwirtschaft und Weltpolitik eine Alterserkrankung?" bekamen interes- sierte Zuhörer kompetente Antworten. Die allem in den Medien. Das, was wir zu zum Thema "Vor der Inauguration der psychologische Dimension erfasste das sagen haben, ist wissenschaftlich fundiert, USA als erste globale Universalmacht der Thema "Assimilation und Kontrast bei der aktuell und interessant. Damit taucht die Geschichte?". Ein weiteres gemeinsames Beurteilung durch den Menschen" und die Frage auf, wie wir uns weiter entwickeln Kolloquium befasste sich mit der Ost- ethnologische die Behandlung europä- wollen. erweiterung der Europäischen Union. ischer Ethnologien nach 1989 mit der Europa- und Weltpolitik beschäftigen uns Frage nach Entwicklungstendenzen und immer wieder, seien es das Verhältnis von LEIBNIZ INTERN Mitteilungen der Leibniz-Sozietät / Nr. 23 vom 20. Juni 2004 7

Quo vadis Leibniz-Sozietät? gen finden mit Konferenzen und Kollo- Wohin gehen wir? quien weitere wissenschaftliche Veran- Das Symposium "theoria cum praxi", das Die Sozietät stellt sich das Ziel, zu einer staltungen mit Kooperationspartnern statt, auf Initiative des Kuratoriums unserer wissenschaftlich anerkannten und öffent- die von der scientific community immer Stiftung der Freunde der Leibniz-Sozietät lich respektierten, also auch finanziell mehr zur Kenntnis genommen werden. nach dem Leibniztag 2003 stattfand, hatte unterstützten, deutschen Wissenschafts- Hinzu kommen die Arbeitskreise mit ihrer als Leitmotiv die Frage: Quo vadis akademie mit internationaler Wirkung thematischen Spezifik. Mit wichtigen wis- Leibniz-Sozietät? Es ging um das durch ihre wissenschaftlichen Aktivitäten senschaftlich fundierten und auch politik- Selbstverständnis unserer Akademie und zu werden. Ihre direkte Wirkung wird sie kritischen Stellungnahmen mischt sich die ihrer Mitglieder, um ihre Wirkung in der vor allem in Berlin-Brandenburg und in Sozietät in öffentliche Debatten ein. Das Öffentlichkeit und um die weitere Ent- den Regionalzentren, wie dem LIFIS und LIFIS Augustusburg hat sich durch hoch- wicklung der Aktivitäten. Kernpunkt der weiteren Einrichtungen, sowie mit Koope- karätige wissenschaftliche Veranstaltun- Ausführungen auf der Veranstaltung und rationspartnern aus dem In- und Ausland, gen einen Namen gemacht, wodurch weiterer Überlegungen, wie sie im Prä- entfalten. Im Streit um die Rolle von auch die Sozietät in der Öffentlichkeit bes sidium und an anderen Stellen eine Rolle Akademien für die Wissenschaftsentwick- ser bekannt wurde. Es strebt weiter die spielten, ist die genannte Forderung, nicht lung sieht sie in ihrer Arbeit eine wichtige gezielte Förderung ausgewählter Projekte nur Wissensverwalter, sondern Erkennt- Ergänzung zur vorherrschenden Speziali- an. Die vorbereitete Gründung einer nis- und damit Zukunftsgestalter zu sein. sierung und überwindet in ihrer Tätigkeit Außenstelle des LIFIS in Obrigheim bei die in Deutschland existierenden födera- Das Präsidium befasste sich in mehreren Heidelberg wird unseren Wirkungsbereich len Grenzen. Der Wissenschaftsrat emp- Sitzungen mit der prinzipiellen Frage im Westen Deutschlands erweitern. unseres Platzes in der Wissenschaftler- fiehlt den Länderakademien eine Konzen- Eine wichtige Aufgabe der Sozietät ist ihre gemeinschaft und griff dabei viele Diskus- tration auf die Geisteswissenschaften und Brückenfunktion zwischen Ost und West. sionen der Mitglieder auf. In der Expertise, das Heraushalten aus der Politikberatung. Sie hilft mit, Vorurteile abzubauen, politi- die für den Berliner Wissenschaftssenator Das solle eine künftige Nationalakademie sche Schranken zu durchbrechen und för- vom Institut für Hochschulforschung in übernehmen. Doch Wissenschaftsakade- dert als einzige deutsche Wissenschafts- Wittenberg zum Thema "Die Ost-Berliner mien sind wichtige Stätten der Wissens- akademie mit einer breiten weltanschau- Wissenschaft im vereinigten Berlin" ange- generierung, der Information über neue lichen Orientierung auch den Dialog zwi- fertigt wurde, wird in einem Exkurs beson- Entwicklungen in der Wissenschaft und schen Marxisten und Nichtmarxisten. Die ders die Situation der Leibniz-Sozietät deren Bewertung. Sie haben mit dem auf Kooperation mit anderen Einrichtungen geschildert und festgestellt: "Was an der verflochtenen Spezialkompetenzen auf- hat sich erweitert. Die aktive Mitarbeit von Leibniz-Sozietät auffällt, ist ein beträchtli- bauenden interdisziplinären Wissen- Mitgliedern in Kommissionen, Arbeits- cher Aktivitäts- und Publikationsumfang."4 schaftspotenzial Möglichkeiten, der wach- kreisen und bei der Vorbereitung von Das war und ist nur möglich durch den senden Komplexität von Aufgaben und Kolloquien und Konferenzen hat zuge- aktiven Einsatz vieler unserer Mitglieder, Entscheidungssituationen durch heuristi- nommen. Die Bereitschaft zur Mitarbeit ist Freunde und Kooperationspartner, bei sche Ideen, Initiativen und kritische Ana- vorhanden. Das zeigt u.a. die Erweiterung denen ich mich herzlich bedanke. Es ist lysen gerecht zu werden, um das sinnvoll des Präsidiums, der Zuwahl- und Redak- wichtig, diesen Kreis aktiver Gestalter der zu ergänzen, was in spezialisierten Wis- tionskommission. Obwohl es nicht leicht Sozietätsarbeit immer mehr zu erweitern. senschaftseinrichtungen erarbeitet wird. ist, in der Öffentlichkeit bemerkt zu Zugleich können sie diesen Anstöße

werden, gelang es, mit den Konferenzen geben, in neue Richtungen zu denken. In zur Toleranz und zum Solarzeitalter, mit diesem Sinn wird die Leibniz-Sozietät Wo stehen wir? Pressebeiträgen und Mitteilungen, auf die wirken. Illusionslos, ohne Über- und Die Leibniz-Sozietät sicherte, nachdem Existenz und die Arbeit der Sozietät auf- Unterschätzung ihrer Möglichkeiten, wird das im Einigungsvertrag festgeschriebene merksam zu machen. Dazu trugen auch sie sich ihren Aufgaben des Erkenntnis- Weiterführungsgebot der Gelehrtensozie- unsere Bemühungen bei, vom Senat gewinns, der Förderung der Humanität tät der AdW der DDR widerrechtlich nicht finanziell unterstützt zu werden, was und der wirksamen Verbreitung wissen- erfüllt wurde, die Fortsetzung der wissen- Gegenreaktionen auslöste. Die Stiftung schaftlicher Erkenntnisse in der Öffentlich- schaftlichen akademischen Arbeit in der hat mehr Mittel als früher durch Sponso- keit stellen. Das kann sie nur durch die Tradition der 1700 begründeten Branden- ren einwerben können, was unseren Einbeziehung vieler Mitglieder in die akti- burgischen Sozietät der Wissenschaften. Spielraum erweitert. ve Arbeit und im Rahmen ihrer finanziel- Sie wurde so zur Heimat heimatloser Aka- Das Fazit ist: Die Leibniz-Sozietät hat sich len Möglichkeiten. demiker. In einem umfangreichen Reform- als eigenständige Wissenschaftsakade- Die bisher im Vordergrund stehende prozess entwickelte sie sich auf privat- mie in Berlin und in Deutschland etabliert Aufarbeitung der Vergangenheit unserer rechtlicher Grundlage zu einer interdiszi- und wird von der Gemeinschaft der Sozietät ist im wesentlichen abgeschlos- plinären Vereinigung von exzellenten Wis- Wissenschaftler immer mehr zur Kenntnis sen. Sie wird uns weiter als wissen- senschaftlerinnen und Wissenschaftlern genommen. Ihre Vorteile sind: Interdiszi- schaftliche Aufgabe im Interesse der aus Ost und West, aus dem In- und Aus- plinarität, d.h. Verflechtung erworbener Behandlung akademie- und wissen- land, die, wissenschaftlich autonom und Kompetenzen, Unabhängigkeit von politi- schaftshistorischer Themen beschäftigen. pluralistisch orientiert, nur der Wissen- schen und staatlichen Einflüssen, Vor- Doch wir müssen einen Wandel im schaftsentwicklung verpflichtet ist. Neben urteilslosigkeit gegenüber weltanschauli- Denken vollziehen, der uns wegführt vom interessanten Plenar- und Klassensitzun- chen Haltungen und ein fundiertes Poten- alleinigen Image der Sozietät als Heimat zial an Erfahrungen früherer und gegen- der nach der "Wende" heimatlosen Aka- wärtiger Formen wissenschaftlicher Tätig- 4 Institut für Hochschulforschung an der MLU demiker. Sie hat ein historisch wichtiges Halle-Wittenberg, "Die Ost-Berliner Wissen- keit. Wir können stolz auf das Erreichte Werk vollbracht, steht jedoch nun vor schaft im vereinigten Berlin", Expertise im sein. neuen Herausforderungen. Viele neue Auftrag der Berliner Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung und Kultur, Mitglieder, vor allem aus Westdeutschland Dezember 2003, S. 42 und dem Ausland, kennen die Geschichte 8 LEIBNIZ INTERN Mitteilungen der Leibniz-Sozietät / Nr. 23 vom 20. Juni 2004 nicht und interessieren sich berechtigt men gewidmet und stehen Kooperations- Auf Anregung unseres Mitglieds Hermann mehr für die vor uns stehenden Aufgaben. partnern offen. Über die Arbeit der Sozie- Klenner wäre eine Statutenänderung zu Deshalb geht unser Blick vor allem nach tät informiert "Leibniz-.Intern", was auch erwägen, nach der wir unseren Namen in vorn, ohne unsere Geschichte und Tradi- außerhalb der Sozietät interessiert zur "Leibniz-Sozietät der Wissenschaften" tion zu vergessen. Kenntnis genommen wird. Für viele Mit- verändern. Damit soll deutlich gemacht Die Breite unseres pluralistischen Ansat- glieder und Interessierte ist die Homepage werden, dass die Leibniz-Sozietät kein zes kann uns helfen, den Bau von der Sozietät eine wichtige Informations- Verein ist, der sich mit dem Leben und Brücken zwischen Ost- und Westmentali- quelle. Die guten Erfahrungen mit der Wirken von Gottfried Wilhelm Leibniz, täten von Wissenschaftlern voranzutrei- Debatte um Bildung können genutzt wer- sondern sich als Wissenschaftsakademie ben. Der weitere Aufschwung erfordert die den, um weitere inhaltliche Diskussionen, mit allen wesentlichen Problemen der Erhöhung der wissenschaftlichen Reputa- etwa zur Energieproblematik, zu führen. Wissenschaftsentwicklung disziplinüber- tion der Sozietät, die vor allem von den Dazu bedarf es der Anregungen und Aus- greifend befasst. Diesen Gedanken unter- Leistungen der Mitglieder abhängt, die wertung in den Klassen und Arbeitskrei- stützte das erweiterte Präsidium voll und sich bei ihrem Wirken der Mitgliedschaft sen. Die Programmkommission hat die ganz. Wir haben dem schon dadurch bewusst sein sollten und sie auch öffent- Aufgabe, das Präsidium bei der Entwick- Rechnung getragen, dass die Broschüre lich betonen, soweit es möglich ist. Durch lung der weiteren inhaltlichen Program- über unsere Sozietät die Begründung das Zitieren der Arbeiten aus unseren matik zu beraten. Sowohl vorgegebene 1700 als Sozietät der Wissenschaften und Veröffentlichungen finden diese Eingang wie wissenschaftsinterne Programmlinien sie als Wissenschaftsakademie sui gene- in die wissenschaftliche Öffentlichkeit und könnten helfen, bestimmte wesentliche ris besonders hervorhebt. werden anerkannt. So könnte mit der Zeit Themengruppen abzuarbeiten. Im Zusam- Viel Arbeit ist geleistet worden, um die erreicht werden, dass auch Publikationen menhang mit den Senatsgeldern für die Leibniz-Sozietät in das Bewusstsein der in der Sozietät bei Evaluierungen berück- Projektförderung werden wir uns intensi- Entscheider und der Öffentlichkeit einzu- sichtigt werden. Eine nach und nach vor ver mit Vorschlägen für Ergebnisformen prägen. Wir sind die Traditionsnachfolge- sich gehende Eroberung der Öffentlich- befassen, für die Gelder zur Verfügung rin der Leibniz-Akademie und so der Deut- keit, um Interesse an unserer Arbeit zu gestellt werden. schen Akademie der Wissenschaften. wecken, kann nur durch Leistungen erfol- Die Zuwahlkommission wird sich den per- Eventuell geht es ohne Statutenänderung, gen, obwohl Skandale oft erfolgverspre- sonellen Problemen widmen, um Lücken wenn im Untertitel die Breite der wissen- chender von den Massenmedien vermark- in der für die Interdisziplinarität wichtigen schaftlichen Tätigkeit unserer Sozietät als tet werden. Doch sie sind nicht der Weg, Fächerverteilung zu schließen, Frauen Wissenschaftsakademie betont wird. den wir beschreiten wollen. Fundierte poli- und junge Mitglieder an die Arbeit heran- Doch darüber haben die Mitglieder auf der tikkritische Stellungnahmen zu Themen, zuziehen und die Balance zwischen inter- Geschäftssitzung im Januar zu entschei- die in der Öffentlichkeit diskutiert werden, nationaler Repräsentanz und Arbeitsfähig- den. Hinweise auf die Arbeit der Sozietät durch keit zu beachten. Die Entwicklung von Aus der Vielzahl der in unseren Veranstal- ihre Mitglieder bei möglichen Gelegenhei- Regionalzentren, schon angeregt und mit tungen angesprochenen Probleme greife ten, Nutzung von Interviews, um über die ersten Schritten begonnen, könnte die ich zwei besonders heraus, die uns, Sozietät zu informieren, sind Wege, die zu Sozietät mit Vortragsangeboten in ande- wegen der Komplexität und gesellschaft- gehen sind, um wesentliche Erkenntnisse ren Städten Deutschlands und im Ausland lichen Relevanz, weiter beschäftigen unserer Sozietät bekannt zu machen. bekannt machen und junge Wissenschaft- werden: das Verhältnis von Wissenschaft Gewachsen ist die Zahl von Mitgliedern, ler an die Sozietät heranführen. Vorge- und Kunst und die Forderung nach einer die in wichtigen nationalen und internatio- schlagene Arbeitskreise zu bestimmten Bildungsreform. nalen Gremien die Interessen der Leibniz- Themen funktionieren nur, wenn aktive

Sozietät wahrnehmen. Mitglieder sie organisieren. Wir freuen uns, zu den bisher vorhandenen aktiven und in der Broschüre über unsere Sozie- Schnittmengen zwischen Wissenschaft und Kunst Was ist zu tun? tät ausgewiesenen Arbeitskreisen den zu "Nano-science" zählen zu können. Literatur und Wissenschaft wird als Litera- Die Hauptarbeit für unsere wissenschaft- Mitglieder der Leibniz-Sozietät können turwissenschaft durch uns oft thematisiert. liche Reputation, die Mitgliederzuwahl und darauf drängen, in etablierten Diskussi- Wir würdigten die Leistungen des Kunst- die Ehrung und Betreuung von Mitgliedern onsforen, Forschungsgruppen und historikers Richard Hamann und des leisten die Klassen, die auch Verantwor- Arbeitskreisen die Leibniz-Sozietät mit Wegbereiters der Kunstgeschichte Hein- tung für die Plenarveranstaltungen tragen. einzubeziehen. Die Verjüngung der Mit- rich Wölfflin. Diskussionen der Vertreter Hauptpunkt der koordinierenden Arbeit glieder in den Kommissionen und Koordi- von Wissenschafts- und Kunstakademien des Präsidiums bleibt die Förderung und nierungsgremien, einschließlich des waren und sind ein geistig-kultureller Initiierung von Vorhaben, die Organisation erweiterten Präsidiums, ist wichtig. Die Höhepunkt in der Debatte um Wissen- der Publikationstätigkeit, die Heranzie- Stiftung wird sich weiter um den Erhalt schaft und Kunst, wenn gegenseitig Anre- hung weiterer aktiver Mitglieder, um die bisheriger Sponsoren und Helfer für unse- gungen gegeben werden. Es treffen dabei drückende ehrenamtliche Arbeit auf viele re Tätigkeit sorgen und weitere gewinnen. verschiedene Sichten auf die Wirklichkeit Schultern zu verlagern. Die Veröffent- Wege zur Überwindung solcher organi- aufeinander, was einseitiges Denken lichung der Arbeitsergebnisse in den satorischer Schwächen, wie das Fehlen durchbrechen kann. Wir setzen diese Tra- Sitzungsberichten umfasst Vorträge in eines eigenen Büros und eines ständigen dition fort. Bei der in diesem Jahr erfolgten Plenar- und Klassensitzungen, Ergebnis- Ansprechpartners, die Bewältigung der Auszeichnung für die Verdienste um die se von Konferenzen und Kolloquien, wis- weiter wachsenden umfangreichen wis- bulgarische Kunstgeschichte und deren senschaftliche Mitteilungen, auch solche, senschaftsorganisatorischen und redaktio- Popularisierung durch die Akademie der die nach dem Korrespondenzprinzip ein- nellen Arbeit u. a., die nicht mehr lange Wissenschaften Bulgariens betonte unser geschickt werden u.a. Sie sind wichtig, um nur ehrenamtlich zu bewältigen sind, Mitglied Friedbert Ficker die brücken- auf unsere Erkenntnisse hinzuweisen. Die werden weiter gesucht. schlagende Funktion von Wissenschaft, Abhandlungen sind umfassenderen The- LEIBNIZ INTERN Mitteilungen der Leibniz-Sozietät / Nr. 23 vom 20. Juni 2004 9

Kunst und Kultur. Auf dem Leibniztag antihumanen Folgen derzeitiger Entwick- bei jedem Spuren, die ihn zum Nach- und 2003 sprach ich vom Wunsch der Musik- lungen zu schärfen. Weiterdenken anregen." akademie Rheinsberg, mit uns über das Unsere Beiträge betrafen den Schichten- Wir werden überlegen, welche sinnvollen Wechselverhältnis von Kunst und Wissen- bau der Atmosphäre, Evolution und Intelli- Beiträge wir für die nächste Pfingstwerk- schaft als einem wesentlichen Moment genz, Schnittmengen zwischen Kunst und statt in Rheinsberg leisten können. Das der Kulturentwicklung, zusammenzuwir- Wissenschaft in den Ansichten der Phy- Thema ist "Frau Musica. Meisterwerke ken. Inzwischen erhielt diese Akademie siker Helmholtz und Heisenberg und und Neue Musik von Komponistinnen" In für die hervorragende Arbeit mit engagier- Technikfolgenabschätzung im Span- ersten Überlegungen dazu heißt es: "Um ten jungen Künstler aus dem In- und nungsfeld von neuen Medien und Kultur. den Kompositionen von Frauen einen Ausland den Kritikerpreis 2004. Trotz rela- Es kam zu interessanten Debatten über tiv kurzer Zeit für die Vorbereitung gelang die Anregungen für die Kunst aus den ihnen gebührenden Platz im Repertoire es uns, das Kolloquium der Pfingstwerk- Naturwissenschaften, sowohl über einzuräumen, geht der konzeptionelle statt Neue Musik 2004 zum Thema Gemeinsamkeiten schöpferischer Prozes- Ansatz nicht von der Geschlechtsspezifik "Schnittmengen zwischen Naturwissen- se bei Künstlern und Wissenschaftlern im aus, nicht vom Frau-Sein und einem ent- schaften und Musik" zu unterstützen. Wie vorsprachlichen Bereich bei der Ideen- sprechenden Lebensweg, sondern kon- die künstlerische Leiterin Frau Dr. Liedtke suche, als auch über die Differenzen bei kret vom Notentext: hören, analysieren, betonte, ging es um das Nachdenken der Ausarbeitung von Ideen, die in der vergleichen, das Besondere herausfinden, über aktuell interessierende Themen, um Wissenschaft zu begrifflicher Fassung und wiedererkennen, eben wirklich kennen ler- das "Denken mit den Ohren", um mögli- in der Kunst zu anschaulicher Darstellung nen." Frauenemanzipation und Überwin- che Impulse aus den Naturwissen- führen. Wissenschaftlich-rationale und dung des Patriarchalismus, Gleichstellung schaften. Wir hörten "DNA-in-Concert. ästhetische Aneignung der Wirklichkeit von Menschen, unabhängig von ihrem Der Fluss der genetischen Information", repräsentieren sich ergänzende Aspekte viele Beispiele von jungen Komponisten menschlichen Daseins, die in den Indivi- Geschlecht, ist ein Thema, das auch in und Musikern der Meisterkurse u.a. aus duen als Vernunft-, Gestaltungs- und der Wissenschaft eine Rolle spielt und China, Korea, Italien, Slowenien, Deutsch- Genusswesen verbunden sind. Selbst Mitglieder, Kooperationspartner und land. wenn man als Extreme die Rolle der Wis- Freunde unserer Sozietät beschäftigt, wie In einem beeindruckenden Studentenkon- senschaft als Wissensvermittlerin betont mir schon bestätigt wurde. So sehe ich zert stellte die Kompositionsklasse aus und die Kunst als Emotions- und Motiva- keine Schwierigkeiten, uns an der folgen- Dresden in Rheinsberg ihre Arbeiten vor, tionsauslöserin sieht, können Wissen- den Pfingstwerkstatt konstruktiv zu beteili- um sich dann, wie alle Komponisten und schaftler als Künstler und Künstler als gen. Zugleich wäre es wichtig, wenn Mit- Musiker, den Fragen der Kolloquiumsteil- Wissenschaftler tätig sein. Über die glieder und Kooperationspartner, die sich nehmer zu stellen. Junge Musiker befas- Farbenlehre Goethes wurde debattiert. Es mit dem Thema "Wissenschaft und Kunst" sen sich unterschiedlich intensiv mit ihrer gibt Übergänge zwischen Kunst und Wis- befassen, den schon oft geäußerten Arbeitsweise philosophisch. So ging es senschaft. Computermalerei und Compu- um die Philosophie einer bestimmten termusik sind angesprochen. Kunst kann Wunsch, einen entsprechenden Arbeits- Komposition, worauf die Komponistin Wissen vermitteln und Wissenschaft Moti- kreis zu bilden, nun realisieren könnten. meinte, darüber mache sie sich keine vationen befördern. Als gemeinsame Auf- Gedanken. Sicher berechtigt. Sie wirkt mit gabe erweist sich die humane Verant- ihren Ergebnissen, über die sich andere wortung für die Gestaltung der Zukunft. Zur Forderung nach einer metatheoretisch äußern können. Andere Die Frage war für alle Teilnehmer: Bildungsreform Künstler erzählen dagegen umfangreich "Treffen wir den Nerv der Zeit?" Das Ziel über Anliegen, Motive, Ideenfindung usw. der Werkstatt war es nicht, Antworten zu Immer wieder hören wir Nachrichten über Beeindruckend waren Schilderungen über geben oder gar Konsens zu erreichen, kosmetische Operationen am Bildungs- die musiktherapeutische Wirkung auf sondern Fragen zu stellen und dazu Anre- system. Da werden Ganztagsschulen und hyperaktive Kinder bei der Gestaltung gungen für das Weiterdenken zu geben. die länderübergreifende Benutzung von einer Kinderoper und bei der Arbeit mit Das ist erreicht worden. Schulbüchern schon als Erfolg gefeiert. Mancher, der das Bildungssystem in der Seniorinnen und Senioren. Ich dankte der Musikakademie und Frau DDR mit seinen Stärken und Schwächen Die Uraufführung der musikalischen Farce Dr. Liedtke als Gastgeberin im Namen der kennt, ist erstaunt, wie mühsam um neue "Drei Helden" thematisierte die wechsel- Sozietät und schrieb: " Es war eine Inhalte und Strukturen gerungen wird, seitige Entfremdung von Mann und Frau, angenehme schöpferische Atmosphäre, in ohne bisherige Erfahrungen zu berück- indem der schizophrene Hauptdarsteller der wir uns bewegten. Wir haben Neues sichtigen. Es drängt sich die Frage auf, ob als Odysseus, als Robinson und als Don gelernt, darunter auch mehr Verständnis wir den Bildungsanforderungen im 21. Quijote die Unsicherheit in der Fremde für die Neue Musik entwickelt ... Auf dem Jahrhundert genügen. Sie ist kaum zufrie- erlebt und den Wunsch nach Heimat Kolloquium trafen, so mein Eindruck, denstellend zu beantworten. Die Leibniz- empfindet. Ein Thema, das bei uns unter kreative Menschen zusammen, die in Sozietät hatte sich mit einer prinzipiellen ethnologischem Aspekt auftauchte, weil ihren Wirkungsbereichen Wichtiges gelei- Stellungnahme 2001 zum Forum Bildung Modernisierung, Europäisierung, Globali- stet haben, und die bereit sind, anderen mit der Forderung nach einer Bildungs- sierung die Suche soziokultureller Einhei- zuzuhören, Anregungen aufzunehmen reform an der Wende vom 20. zum 21. ten nach ihrer Identität begleitet. Wider- und Ideen weiterzuentwickeln. Es war Jahrhundert zu Wort gemeldet, die sich sprüchliche Tendenzen sind zu analy- schon sehr beeindruckend, wie sich die der großen Bildungstradition in Deutsch- sieren. Kunst regt dazu an. Wissenschaft Schnittmengen von der Einführung bis land bewusst bleiben und zugleich als hat Programmatisches dazu zu sagen. Es zum Ende in immer neuer Art und Weise Faktor einer neuen Aufklärung in die gilt, den Weg zur humanen Einheit in der zeigten. Es gab keine Berührungsängste, bevorstehende Zukunft weisen soll. Wir kulturellen Vielfalt der Welt zu finden und denn die Debatte begann sofort, ging in haben uns zu bestimmten Problemen den realistischen Blick für Alternativen zu den Pausen weiter, und hinterlässt sicher geäußert, so zur Orthografiereform, zum Jahrhundert des Kindes, zur Reform- 10 LEIBNIZ INTERN Mitteilungen der Leibniz-Sozietät / Nr. 23 vom 20. Juni 2004 pädagogik mit der Forderung, Bildung dern sittliche Reifung ist zu begleiten. zu sein, als Erkenntnisgestalter profilieren, nicht als von außen aufgezwungen zu Doch die Hauptfrage bleibt dann die dann werden wir richtige Forderungen sehen, sondern sie als Motivation zur Zukunft gebildeter Menschen mit einer früherer Meister in aktuelle Angebote Wahrnehmung von Bildungsangeboten zu garantierten sinnvollen Beschäftigung. umsetzen. Das wollen wir auch weiter mit verstehen. Das Buch "Kindheit in der Damit befassten wir uns im Plenum beim unseren Veranstaltungen zur Bildung tun. DDR" ist erschienen und hilft hoffentlich Thema "Perspektiven der Arbeit", das Das Fazit bisheriger Überlegungen könnte mit, unbegründete Vorurteile zu problema- sowohl in den aktuellen Herausforderun- man so zusammenfassen: Statt des tisieren. In manchen Diskussionen ge- gen in einem Land mit hoher Arbeitslosig- Geredes um kleine Reförmchen wäre eine winnt man den Eindruck, als ob einige, keit als auch in visionären Ausblicken dis- prinzipielle Bildungsreform mit dem ohne Kenntnis der DDR-Wirklichkeit, kutiert wurde. Bildung und Arbeit, Wissen- Abschneiden aller traditionellen Zöpfe immer wieder der Dichotomie verfallen: schaft und Technologie sind mit dem vor unter Bewahrung des humanen Bildungs- Wirklichkeit in der DDR war allein staatlich sich gehenden Übergang zu einer quali- guts erforderlich. Die Grenzen des Föde- gelenkt, während in der kleineren alten tativ neuen Arbeits- und Lebensweise ralismus, die eine solche Reform verhin- BRD alles frei entscheidbar war. Etwas verbunden, die interessante neue Züge dern, sind in Deutschland aufzudecken. mehr Einsicht in die Instrumentalisierung aufweist. Der Charakter der Arbeit verän- Wir brauchen allgemeine Wissensstan- und Manipulierung von Meinungen mit dert sich. Es vollzieht sich der Übergang dards und spezielle Bildungsangebote. unterschiedlichen Mitteln in gesellschaft- von der Disziplin- zur Kontrollgesellschaft, Eine neue Aufklärung ist erforderlich, die lichen Systemen wäre angebracht, wenn da die disziplinierte Unterordnung unter mit Einseitigkeiten der klassischen Aufklä- geistig-kulturelle Barrieren zwischen den das Fließbandsystem durch Autonomie rung bricht, mit dem christlichen Univer- unterschiedlichen Erfahrungen überwun- der Individuen im Arbeitsprozess ersetzt salismus, mit der Trennung von Bürger- den werden sollen. Nicht Bildungsmangel, wird, ergänzt durch umfangreiche Kontrol- pflicht und Menschenrechten, mit der sondern umfassende Bildung führte zur le und die Forderung nach Selbstkontrol- unterschwelligen Diffamierung von Frauen Kritik an Differenzen zwischen Ideal und le, die die Autonomie wieder einschränkt. und sozial Schwachen und mit der Auf- Wirklichkeit im "realen Sozialismus", zur Produktivkraft- und Informationsrevolution fassung, Wissensvermittlung vertreibe friedlichen Umwälzung, wie auf dem verlangen so eine angemessene Bil- allein Unmündigkeit und soziale Mißstän- letzten Bildungskolloquium festgestellt dungsreform. Die dafür erforderliche Aus- de. Die Erkenntnis, wenn die Umstände wurde. Das hebt jedoch nicht die Ideale und Weiterbildung der Lehrer ist zu über- die Menschen formen, dann sind die Um- einer humanen Zukunftsgestaltung auf, prüfen. Ein Thema, das noch zu behan- stände menschlich zu gestalten, gilt über die weiter nachzudenken ist. deln ist. weiter. Ohne weitere Aufklärung durch Besondere Bedeutung hatten die Über- Wir werden uns intensiv weiter mit Proble- umfassende Bildung verstärkt sich die legungen zur Bildung in der frühen Kind- men der Bildung befassen. Hermann Krise des Wissens, die Missachtung krea- heit mit vielen konstruktiven Vorschlägen, Hesse schrieb: "Es gibt aber nur ein tiver Leistungen gegenüber populistischen um Defizite zu überwinden. Wir befinden Gesetz und einen einzigen Weg, sich zu Volksbelustigungen in der Spaßgesell- uns in einem geistig-kulturellen Umbruch, bilden und geistig durch Bücher zu schaft, die Sensationssucht, statt wissen- der auf einer sich herausbildenden quali- wachsen; das ist die Achtung vor dem, schaftlicher Einsicht. Soziale Werte, die tativ neuen Arbeits- und Lebensweise was man liest, die Geduld des Verstehen- einer zukünftigen Weltkultur mit Human- beruht und eine prinzipielle Reform des wollens, die Bescheidenheit des Gelten- kriterien entsprechen, können nur vermit- Bildungswesens in Deutschland verlangt. lassens und Anhörens." 5 An anderer telt werden, wenn Bildung sich gegen die Bildung heute, Gefährdungen und Mög- Stelle ergänzt er: "Bildung setzt etwas zu Diskriminierung von Gruppen und Perso- lichkeiten, war deshalb das Thema des Bildendes voraus; einen Charakter näm- nen aus kulturellen, rassischen, sozialen Bildungskolloquiums in diesem Jahr, das lich, eine Persönlichkeit. Wo die nicht und sexistischen Gründen wendet. So sich mit den Bildungsdefiziten ebenso vorhanden ist, wo sich Bildung ohne bleibt Bildung eine wichtige Programmlinie befasste, wie mit internationalen Protes- Substanz gewissermaßen im Leeren voll- unserer Arbeit. Wir werden uns im Sep- ten und interessanten Vorhaben zu zieht, da kann wohl Wissen entstehen, tember schon der Frage stellen: Gehören Bildungsangeboten. Eine neue Form des nicht aber Liebe und Leben." 6 Der naturwissenschaftliche Kenntnisse zur Chemieunterrichts wurde uns im Plenum Begründer der Bielefelder Laborschule Bildung? Weitere Kolloquien sind vorge- demonstriert: effektiv, kostensparend und Hartmut von Hentig, deren Motto "Erken- sehen, so zur Allgemeinbildung und zum interessant. Doch es gibt immer noch nen durch Handeln" ist, bestimmt in der Wirken des hervorragenden Pädagogen Wissensballast ohne praktischen Nutzen. Tradition vieler Bildungstheoretiker Bil- Robert Alt. Wir brauchen statt der Lern- die Denk- dung so: "Bildung ist ein individueller, sich Um den Kreis der Überlegungen zu schule. Die ästhetische Aneignung der an und in der Person, am Ende durch sie schließen, die unsere Arbeit im vergan- Wirklichkeit sollte einen größeren Platz vollziehender Vorgang. 'Ich bilde mich', genen Jahr mit der Forderung verbinden, einnehmen und nicht auf Kunstgeschichte lautet die richtige Beschreibung. Eine nicht Wissensverwalter sondern Erkennt- und Musik reduziert werden. PISA ist nur Form, die mir ein anderer aufprägt, macht nisgestalter zu sein, sei noch einmal zu korrigieren, wenn allgemeine Wissens- mich nicht zum Gebildeten, sondern zu betont: Auch wenn man Rufer in der standards mit interessanten spezifischen einem Gebilde. Und die Ertüchtigung für geistig-kulturellen Wüste bleibt, muss man Bildungsangeboten verbunden werden, eine gesellschaftliche Tätigkeit ist etwas sich immer wieder zu Wort melden und 7 um vorhandene Motivation zum Lernen zu ganz anderes und heißt Ausbildung." vor allem die eigenen Erfahrungen weiter- fördern und fehlende zu überwinden. Über Wenn wir uns, statt nur Wissensverwalter geben, damit nachkommende Generatio- eine neue Lernkultur wurde diskutiert. nen sich der Wissenschaft verpflichtet Der Gebildete unterscheidet sich vom 5 Hermann Hesse, Bücherlesen und fühlen, die Probleme sehen und gegen Wissenden durch Achtung der Kultur und Bücherbesitzen, in: Über Literatur, Berlin, antihumane Zustände angehen. Dazu der Leistung anderer. Es geht auch um Weimar 1977, S. 42 wünsche ich uns weiter viel Erfolg. 6 Charakterbildung. Bildung ist Einheit von Hermann Hesse, Eine Bibliothek der Weltliteratur, a.a.O., S. 150 Wissen und humanen Werten. Es kann 7 Hartmut von Hentig, Wissenschaft. Eine Kritik, nicht nur Wissen vermittelt werden, son- München, Wien 2003, S. 3 LEIBNIZ INTERN Mitteilungen der Leibniz-Sozietät / Nr. 23 vom 20. Juni 2004 11

Berichte und Meinungen

auf die beiderseitige Photoempfindlichkeit freilich die Sieger nach dem gelungenen Photovoltaik in Adlershof zurück, sondern vielmehr auf die Trans- Coup zu der Geringbewertung des als Der Arbeitskreis Solarzeitalter der parenz, die zu einer geringeren Absorp- Neugründung deklarierten Zusammen- Leibniz-Sozietät besichtigt die Photo- tion der Wärmestrahlung, damit zu einer schlusses veranlassen. Es war dies eine voltaik-Anlagen Adlershof. niedrigeren Zellentemperatur und folglich Einschätzung, die sich aus der sattsam Ein Bericht von Gert Blumenthal zu einem höheren Wirkungsgrad führe. bekannten und praktizierten Mentalität Prof. Thiessen stellte weitere Aktivitäten chamäleonartigen Schlüpfens in neue Nach dem von Herrn Prof. Dr. Klaus Häute ergab gemäß dem Sprichwort Thiessen auf der Augustusburg-Konfe- zur Verbreitung der Photovoltaik in Adlershof in Aussicht. „Was ich selber denk’ und tu’, trau’ ich renz im September 2003 gehaltenen Vor- auch dem andern zu“. trag über die Solarstromanlagen Adlers- hof regte Herr Bernhardt eine Besichti- Man mag sich bei einem Rückblick Von der gung dieser Anlagen an. durchaus auch mit einer gewissen Gesinnungsgemeinschaft Bitternis der damit verbundenen selbst Diese Veranstaltung fand nun am 24. zur Akademie entlarvenden Ignoranz erinnern, die mit Juni 2004 statt. Der Einladung unseres solcher abwertenden Einschätzung ande- Ein gedanklicher Rückblick zum Arbeitskreises folgend, trafen sich 28 rer verbunden ist. Doch ist damit auch die Leibniz-Tag 2004 von Friedbert Ficker Teilnehmer, erstmals auch aus der tröstliche Erkenntnis der Unterschätzung EUROSOLAR-Regionalgruppe Berlin- Es ist über den Bruch des Einigungs- verbunden, die es den Alt-Neu-Leibnizia- Brandenburg, im Foyer des neu erbauten vertrages mit der Auflösung der ehema- nern gestattete, eigenes Wissen und „Zentrum für Umwelt-, Bio- und Ener- ligen Akademie der Wissenschaften der eigene Erfahrungen zunächst mit gietechnologie“ (UTZ). An Hand eines DDR und dem zugleich konstruierten bescheidenen Mitteln in Vorträgen und großen Stadtteil-Modells erläuterte Prof. Rechtsanspruch auf die Traditionsnach- Veröffentlichungen umzusetzen. Selbst Thiessen (Gesellschaft zur Förderung folge durch die Berlin-Brandenburgische die Prophezeiungen der Gegner mit angewandter Optik, Optoelektronik, Akademie der Wissenschaften viel Grabredencharakter trugen am Ende Quantenelektronik und Spektroskopie geschrieben und gesprochen worden, dazu bei, dass dem Häuflein Unverdros- (GOS), der Spiritus rector der Photo- ebenso wie über die vereinsrechtlich sener die Nichtbeachtung erspart blieb. voltaik in Adlershof, das nicht immer eigentlich noch immer ungültige Liquidie- Erst recht bewahrheitete sich der Spruch unkomplizierte Werden der Photovoltaik- rung der Mitgliedschaft der damaligen „Viel Feind, viel Ehr’“, als nicht mehr zu Anlagen auf Dächern und Fassaden meh- Akademiemitglieder. Unbeschadet von übersehen war, dass mit dem ruhmlosen rerer Gebäude des WISTA-Geländes. Auf Fehlern, die auch von der Akademie Ableben der Leibniz-Sozietät doch nicht dem großen Display im Vestibül, dicht selbst zur Abwehr und Verhinderung zu rechnen sei, wie man es sich neben dem erst kürzlich angebrachten dieser Rechtsbrüche gemacht wurden, gewünscht, prognostiziert und propagiert Foucault´schen Pendel, konnte man die bleibt aber der längst ein Stück Akade- hatte. Wieder schienen die alten Mittel installierte Leistung der Anlagen (198 kW) miegeschichte gewordene denkwürdige aus der politischen Giftküche recht - neue sowie die in verschiedenen Zeiträumen Schritt einer Reihe der vom Ausschluss schöpferische Ideen blieben den kalten eingespeiste Elektroenergie ablesen. betroffenen Wissenschaftler mit der Kriegern versagt. Von „Betonköpfen“ war Auf einem kurzen Spaziergang besichtig- Gründung der Leibniz-Sozietät, um damit die Rede und die auch noch so ten die Teilnehmer die verschiedenen die Kontinuität der Entwicklung seit bescheidene finanzielle Förderung wurde Photovoltaik-Paneele (soweit von der Leibniz sicherzustellen. Es war dies ein aus der gleichen Sichtweise eines nicht Straße aus erkennbar) und erfuhren tech- Entschluss, sich nach dem ersten Schock lernfähigen Dogmatismus torpediert. der bitteren Erkenntnis, was von den nische Einzelheiten dazu. Die Führung Die Leibniz-Sozietät hat sich von derarti- selbsternannten Verwaltern der Rechts- endete an der erst in der „Langen Nacht gen Widrigkeiten nicht beeinflussen las- staatlichkeit zu halten ist, aus der Kne- der Wissenschaften“ (12.Juni d.J.) feier- sen, sie ist vielmehr ihren proklamierten belung durch Rechtlosigkeit und Willkür lich in Betrieb genommenen Pilotanlage Grundsätzen treu geblieben. Ein Rück- mit zunächst unbedeutend erscheinenden der SOLON AG - zehn zweiachsig nach- blick kann damit auf einen quantitativ wie legalen Mitteln, wie der Gründung eines geführte Photovoltaik-Kleinkraftwerke qualitativ beachtlichen Fundus von eingeschriebenen Vereins, zu befreien. („Mover“) von je 6,5 kWP und 50 m² Vorträgen und Symposien verweisen, die Modulfläche. Die Einrichtung speist Strom Gemeinsames Betroffensein und gleiche stattliche Reihe der bisher erschienenen in das BEWAG-Netz ein und dient der Gesinnung führten so zum Zusammen- Veröffentlichungen kann in der zum Entwicklung industrieller Solar-Großkraft- schluss zu einer Gemeinschaft, die zu- Leibniztag 2004 herausgebrachten werke. nächst als wirksames Potential kaum Broschüre „Geschichte, Leistungen, Die in Adlershof installierten Solarzellen mehr zu bieten hatte als ihre Entschlos- Perspektiven einer Wissenschaftsakade- (sämtlich Silicium) stammen von ver- senheit und ihren Willen, sich weder mie sui generis“ verfolgt werden und wäre schiedenen Herstellern und erlauben da- selbst ausgrenzen zu lassen, noch eine durch eine sicher große Zahl von Publi- durch vergleichende Messungen und Verfälschung von Geschichte und Tradi- kationen der Sozietätsmitglieder außer- Begutachtungen von hoher Aussagekraft. tion der Berliner Akademie der Wissen- halb der Vereinigung zu ergänzen. Der Als besonders interessant erwiesen sich schaften ohne Widerspruch hinzuneh- wissenschaftliche Ertrag hat dabei längst bifaciale, halbtransparente Zellen aus men. Der Verlust aller Mittel und Möglich- die internationale Anerkennung gefunden Krasnodar (Rußland), die höhere Ener- keiten durch die Zerschlagung der Akade- und gehört zum selbstverständlichen wis- gieerträge liefern als die üblichen Zellen. mieeinrichtungen und dem Entzug jegli- senschaftlichen Repertoire. Dieses über Das führte Prof. Thiessen nicht so sehr cher staatlicher Unterstützung mochte die damals zwangsweise gesetzten 12 LEIBNIZ INTERN Mitteilungen der Leibniz-Sozietät / Nr. 23 vom 20. Juni 2004

Grenzen erfolgte Hinauswachsen der Erweiterung der vertretenen Fachrichtun- Aus der einstigen Gesinnungsgemein- Leibniz-Sozietät lässt sich auch an ihrem gen als beachtlicher Gewinn zu nennen. schaft ist so dank der eigenen uner- Mitgliederzuwachs eindrucksvoll studie- Dieser Stabilisierungsprozess hat im müdlichen Arbeit eine Akademie mit dem ren. Dabei hat in den letzten Jahren über diesjährigen Leibniztag einen eindrucks- Anspruch auf Respekt vor der Leistung den Bereich der ehemaligen DDR hinaus vollen Niederschlag gefunden, und es geworden. Dass der Berliner Senat seine nicht nur die Altbundesrepublik einen wurde deutlich, dass die in den Anfängen jüngste Würdigung mit einer, wenn auch zunehmenden Anteil zu verzeichnen, der Leibniz-Sozietät verständliche Ten- zunächst bescheidenen finanziellen sondern es sind vor allem eine Reihe denz mit dem Blick auf das Vergangene Förderung unterstrichen hat, bestätigt die bedeutender ausländischer Vertreter sich zur vorwärtsdrängenden Kraft Richtigkeit des bisherigen Weges und ihres Faches in die Leibniz-Sozietät gewandelt hat. Anders dagegen jene wird als Ansporn empfunden, die gewählt worden, darunter die bisherigen Kräfte aus der Zeit der Abwicklung, die gewählte Richtungsorientierung nicht zu Präsidenten der Serbischen und der Slo- damals glaubten, Altes und Überholtes verlassen. wenischen Akademie. Neben der geogra- beseitigen zu müssen und dabei selbst im phischen Ausweitung ist nicht minder die Vergangenen stecken geblieben sind.

moswissenschaften und ihrer Nachbar- Gerd-Dietrich Schmidt, disziplinen mitgewirkt hat. Auf dem Weg zu modernen Schulbüchern Bibliographia für den Astronomieunterricht - ein Wege der Erkenntnis. besonderer Anspruch zwischen Popularität und Wissenschaftlichkeit Festschrift für Dieter B. Herrmann Johannes V. Feitzinger, Hans Ertel - zum 65. Geburtstag Was Planetarier voneinander lernen können oder Planetarien und Kulturpolitik Wissenschaftler von Herausgegeben von Dietmar Fürst und Weltgeltung Eckehard Rothenberg. Frankfurt a. M.: H. Helmut Bernhard, Deutsch, 2004, 242 S., Preis 19,80 €, Zur astronomischen Bildung in der Schule Meteorological and geophysical fluid ISBN 3-8171-1744-2. Reihe: Acta Dieter B. Herrmann, dynamics. A book to commemorate the Historica Astronomiae, Band 21. Hrsg.: DAL Bericht über ein gescheitertes aniversary of the birth of Hans Ertel, ed. Wolfgang R. Dick und Jürgen Hamel Projekt by Wilfried Schröder. Bremen: Science Edition, 2004. 442 S., 20 Euro. Der Band enthält Vorträge des Die Bibliographie wissenschaftlicher wissenschaftlichen Kolloquiums, das am Veröffentlichungen wurde bearbeitet von Eine Buchempfehlung 9. Januar 2004 aus Anlaß des 65. Dietmar Fürst von Hans-Jürgen Treder Geburtstages unseres Mitgliedes Dieter Jürgen Hamel Hans Ertel, Mitglied sowie jahrelang Vize- B. Herrmann stattfand. präsident der Deutschen Akademie der Neben konferenztypischen Mitteilungen Wissenschaften zu Berlin, war ein „Wir übernehmen den wie Vorwort, Laudatio, Schlußwort und Gelehrter von Weltruf. Seine Arbeiten zur nackten DDR-Bürger“ Bibliographie des Jubilars bringt der Band geophysikalischen Hydrodynamik, Meteo- - Die Abwicklung der die folgenden Vortragstexte: rologie, Geophysik und ihrer Teilgebiete Bauakademie Eckehard Rothenberg / Klaus gehören zu den herausragenden Leistun- Die Abwicklung der Bauakademie der Staubermann, Planetoiden, Sternkarten gen in der Naturwissenschaft des 20. DDR 1989 – 1991. Dokumentation aus und instrumentelle Sternhelligkeiten Jahrhunderts. Sein. berühmter Wirbelsatz eigenem Erleben von Götz Brandt. von 1942 wird ebenso wie viele seiner Oliver Schwarz, Abhandlungen der Leibniz-Sozietät Band anderen epochemachenden Entdeckun- Meteorologie und Sonnenphysik 14. Trafo-Verlag Berlin, ISBN 3-89626- gen und Arbeiten zur Ozeanographie, Hilmar W. Duerbeck, 459-1, 552 Seiten Küstendynamik, theoretischen Geomor- Die deutschen Expeditionen von 1874 (HW). Der Untertitel des Bandes weist phologie, Seiches, Physikalische Hydro- und 1882 zur Beobachtung der darauf hin, daß der Autor als Zeitzeuge graphie heute weltweit angewandt und Venusdurchgänge. Planung und gesehen werden möchte und nicht als gilt als Grundwissen der modernen Geo- Durchführung eines wissenschaftlichen Historiker. Das ist einsichtig, sowohl nach und Kosmoswissenschaften. Großprojektes Dokumentenlage als auch nach dem Zu seinem 100. Geburtstag hat das Dieter Hoffmann, Grad der Verdichtung des angebotenen Mitglied der Leibniz-Sozietät Wilfried Erwin Finlay-Freundlich (1885-1964) und Materials. Das Buch gehört zum Abge- Schröder unter breiter internationaler seine Bemühungen um die sang einer Enthüllungsliteratur, deren Beteiligung einen Band herausgegeben, Institutionalisierung der Astrophysik eindringliche Akzentuierung des Wende- der Beiträge führender Gelehrter vereinigt Unrechts ihre Zeit gehabt hat und die nun und jene Gebiete umfasst, die Ertel selbst Günter Kröber, Wachstum der Zahl wissenschaftlicher als wertvolle Quelle auf den Historiker bearbeitet hat. Nicht nur die Repräsen- wartet. tanten der international führenden Ver- Einrichtungen Aber auch mit abgeklungener Empörung einigungen, auch die Vertreter zahlreicher Jürgen Hamel, und mit nur noch geringer Restemotion Akademien und gelehrter Gesellschaften Johannes de Sacroboscos Handbuch der gegenüber der Vergangenheit ist es von würdigen Ertel ebenso wie es die mehr Astronomie (um 1230). Kommentierte Reiz, auf eine Passage zu verweisen, mit als 30 abgedruckten Einzelaufsätze tun. Bibliographie eines Erfolgswerkes der das Buch dem reichen Schatz an Das Buch ist zu begrüßen, würdigt es Eberhard Knobloch, entlarvenden Äußerungen in Sachen doch einen Gelehrten, der entscheidend Otto von Guericke und die Kosmologie im Übernahme der DDR eine weitere Perle an der Ausformung von Geo- und Kos- 17. Jahrhundert hinzufügt. Das ist der Satz eines leider LEIBNIZ INTERN Mitteilungen der Leibniz-Sozietät / Nr. 23 vom 20. Juni 2004 13 ungenannt bleibenden Mitarbeiters des gesellschaft. Bei der letzteren sind die Hrsg. von Hans J. Haubold gemeinsam Bundesbauministeriums von Mitte 1990 Angaben allerdings nicht nur spärlich, mit Willem Wamsteker, ESA, Madrid, und (S.59): „Wir übernehmen keine Strukturen sondern von signifikanter Lückenhaftig- Rudolf Albrecht, ESA/ESO, Garching. und Einrichtungen, wir übernehmen den keit. Schon daß die BA überhaupt eine Kluwer Academic Publishers, Dordrecht/ nackten DDR-Bürger“. Hier sitzt, wie Gelehrtengesellschaft hatte, wird weit- Boston/ 2004 Tucholsky gesagt hätte, jedes Wort. So gehend ausgeklammert, es gibt keinerlei Ich fand das hier rezensierte Buch in exakt und so knapp hat der Geist der Zeit Angaben über ihre Mitglieder. In den aus- mehrfacher Hinsicht informativ und anre- selten Ausdruck gefunden. gewählten Dokumenten spielte sie keine gend und habe es in der Sitzung der Der Band besteht aus einer einleitenden Rolle, man bemerkt es nur manchmal, Klasse Naturwissenschaften am 17.06. Übersicht und einem Dokumententeil. Die daß sie existiert, etwa wenn sie einen 2004 vorgelegt. Kasten in einem Organogramm hat oder etwas spartanische Übersicht stellt dem Im Buch wird unter Basic Space Science wenn sie laut EV von der Gemeinschaft Leser die nötigen Fakten und den (im folgenden kurz BSS) vor allem der Institute getrennt sein sollte. Zwar Gesamtablauf der Abwicklung in seiner Astronomie und Astrophysik, und zwar wird das Plenum anfangs als oberstes gesellschaftlichen Einordnung zur Verfü- betrieben von der Erdoberfläche und von wissenschaftliches Gremium, bestehend gung. Die Dokumente bestehen neben Plattformen im erdnahen Weltraum aus, aus Ordentlichen, Kandidierenden und öffentlich zugänglichen Texten (Eini- verstanden. gungsvertrag, Gesetzestexte, Pressever- Korrespondierenden Mitgliedern, erwähnt Wissenschaft und Politik sind in diesem öffentlichungen u.a.) aus Protokollen (S. 77), aber eine irgendwie geartete Auf- Buch auf das engste miteinander ver- verschiedener Gremien der Bauakade- gabe hat das Plenum auf den folgenden flochten. Zwei Fragen drängen sich be- mie, aus Weisungen, Offenen Briefen, 450 Seiten in den Dokumenten nicht sonders auf: Welche Stellung hat die Haushaltsunterlagen, Schriftverkehr mit übernommen. Nur lakonisch wird in einer Astronomie in der Gesellschaft zu Beginn Bauministerium und Berliner Behörden Ereignisabfolge auf S. 14 vermerkt: des 21. Jahrhunderts und: Wohin ent- u.a. Unterlagen. Leider ist kein Verzeich- 23.11.1990: Auflösung des Plenums in wickelt sich die (professionell betriebene) nis der Dokumente vorhanden, auch kein seiner bisherigen Form. Das ist alles. Astronomie? Und dann noch eine dritte Stichwort- oder Namensverzeichnis, das Kein Auflösungsdokument, das Plenum Frage, die provokant erscheinen mag: bei der Suche nach bestimmten Sachver- einer Akademie ist beiläufiges, neben- Wer zieht hauptsächlich Nutzen aus der halten hilfreich sein könnte. sächliches Objekt im Gesamtprozeß der Abwicklung. Entweder verharrte das Serie dieser Workshops? Herausgekommen ist im Endergebnis die Plenum wirklich in totaler Erstarrung Die Vereinten Nationen besitzen seit normale Geschichte einer Abwicklung mit (außer dem Akt der Entlassung seiner 1970 ein „Programme on Space Applica- allen häßlichen Einzelheiten, die so man- Ehrenmitglieder Mittag und Stoph), dann tions“, in dem die Aktivitäten der UNO cher aus eigener Anschauung noch können die Dokumente nicht mehr her- zusammengefaßt sind, durch die weltweit kennt. Erinnerungen weckt die Ähnlichkeit geben. Oder die einschlägigen Unterla- die Nutzung des erdnahen Weltraumes der Fragestellungen und Vorgehenswei- gen wurden nicht berücksichtigt. So muß und der dafür entwickelten technischen sen im Falle Bauakademie mit denen uns verborgen bleiben, wie die Gelehrten- Mittel gefördert werden soll. Das Pro- anderer Wissenschaftseinrichtungen, vor gesellschaft zum Ableben gekommen ist, gramm soll vor allem den Entwicklungs- allem der AdL und der APW, denen ob sie sich selbst aufgelöst hat oder ob ländern helfen, an den Fortschritten in gleichfalls die Möglichkeit der Selbstbe- und von wem sie aufgelöst wurde und den entwickelten Ländern, die im Welt- stimmung, Eigenreformierung und wer dazu berechtigt war. Daß hier raum aktiv sind, teilzuhaben. Bis 1990 (Eigen)Evaluierung vorgegaukelt wurde. Klärungsbedarf vorliegt, geht aus der wurde die Unterstützung hauptsächlich in Auch die Bauakademie hatte eine kurze Bemerkung von Prof. Finckelnburg zur bezug auf die Space Applications im Phase der Personal- und Gewerkschafts- Gelehrtensozietät der BA hervor, der am engeren Sinne gewährt: Fernerkundung herrschaft, die die Stellung für die heran- 23.1.1991 meinte, es bestehe eine der Erde, Meteorologie und Kommuni- nahenden bundesministerialen Boden- kulturpolitische Aufgabe ihrer Wieder- kation mit Hilfe von Satelliten. Erst in den truppen vorbereiteten. Hier sind sie mit gründung (S. 471), eine interessante, späten achtziger Jahren wurde akzeptiert, Ross und Reiter benannt, was heute aber anregende Empfehlung ohne aktuellen auch die kleinen Forschungsgruppen zu niemanden mehr zu Enthüllungshöhen- Realitätsgehalt. fördern, die in den Entwicklungsländern flügen animiert. In summa: Was der Leser in dem Buch auf dem Gebiet der Astronomie und der Hervorhebenswert ist auch, daß wie bei an Einsichten gewinnt und an Empfin- Weltraumwissenschaft (Space Science) der AdW auch bei der BA die neuen dungen reflektiert, betrifft vergangene bestehen. Daraufhin wurde ab 1991 jähr- bundesdeutschen Rechtsgrundlagen auf Zeiten und vergangene Probleme. Finger- lich ein „UN/ESA Workshop on Basic Überlebenschancen abgeklopft und diese zeige für die Gegenwart werden nicht Space Science“ durchgeführt, und zwar auch gefunden wurden, siehe das erlangt, die Abwicklung ist ins Historische jeweils in einer der ökonomischen Regio- Rechtsgutachten des renommierten abgetaucht. Höchstens, daß, wer nach nen, wie sie von der UN definiert werden. Westberliner Staatsrechtsexperten Prof. Quellen heutigen ostdeutschen Unbeha- Dadurch konnten die fundamentalen Finkelnburg (458ff), der für die Fort- gens und permantenter Undankbarkeit Fragen und ihre Relevanz im regionalen existenz der BA im Gefolge des Eini- gegenüber dem spendablen Westen Kontext behandelt werden. Im Buch wird gungsvertrages dieselbe Position ein- sucht, hier fündig werden könnte. eine Bilanz des mit den bisher 12 nahm wie nach ihm die Gutachter der Workshops Erreichten gezogen. AdW Schlink, Pieroth und Schneider (z.B. Nach Aussage der Herausgeber des keine Auflösung der BA durch den Verliert die Astronomie Buches wurde das primäre Ziel des Einigungsvertrag, Gelehrtensozietät fort- den Boden unter den Programms für die Workshops erreicht: an ein selbständiges Gebilde, Fortfüh- Füßen? zu erkennen und zu begreifen, welche rungsgebot auf landesrechtlicher Grund- Bedeutung die Basic Space Science für lage). Heinz Kautzleben das autochthone Engagement in der Parallelen ergeben sich auch in den „Developing Basic Space Science World- Weltraumwissenschaft als Beitrag für die Vermögensfragen und bei der Gelehrten- Wide. A Decade of UN/ESA Workshops. 14 LEIBNIZ INTERN Mitteilungen der Leibniz-Sozietät / Nr. 23 vom 20. Juni 2004 nachhaltige ökonomische, soziale und Chance haben, auf dem Gebiet der tel und in welchem Umfang sie verfügbar kulturelle Entwicklung hat, nicht nur für Astronomie (Astronomie wird hier und im werden. die einzelnen Länder, sondern auf einer folgendem als Oberbegriff verwendet) Seit etwa den sechziger Jahren des 20. globalen Grundlage. jemals den Rückstand gegenüber den Jahrhunderts hat sich der Charakter der Am Buch haben rund 80 Autoren mitgear- entwickelten Ländern, die die Weltwis- professionell betriebenen Astronomie beitet. Es enthält über 40 Beiträge auf senschaft bestimmen, aufzuholen. tiefgreifend verändert. Darauf weist im rund 500 Seiten. Es ist in acht Teile Warum werden diese Anstrengungen Buch von Haubold u.a. vor allem R. gegliedert. Nach der Einleitung folgen vier unternommen – auf einem Gebiet, das Albrecht hin. Die Astronomie wurde zur Teile, in denen die Geschichte der BSS, als Verkörperung der „reinen, zweckfreien Großforschung (Big Science). Der Fort- die Aktivitäten und die Ergebnisse in den Wissenschaft“ gilt? schritt wird heute im wesentlichen durch vier Regionen Asien und Pazifik, Latein- Zwei Aussagen sind wohl unbestreitbar: die großen (optisch- und radio-astrono- amerika und Karibik, Afrika südlich der 1. Die Astronomie gehört zu den mischen) Observatorien und die astro- Sahara, Westasien und Nordafrika Gebieten der Naturwissenschaften, die nomisch orientierten Weltraummissionen beschrieben werden. Sie enthalten eine das Weltbild am stärksten beeinflussen. bestimmt. Diese sind die Grundlage für Fülle von Informationen, die man so leicht 2. Die Leistungen einer Nation auf dem große, aufwendige Projekte und Pro- an keiner anderen Stelle finden kann. Der Gebiet der Astronomie sind ein Ausweis gramme, an denen zahlreiche Wissen- 6. Teil behandelt Kleine astronomische ihrer wissenschaftlichen und technischen schaftler und Techniker arbeiten, darunter Teleskope. Im 7. Teil werden Projekte für Leistungskraft, die wiederum auf das aber relativ wenige Astronomen. Die die Weltraumwissenschaft und die Astro- engste und dabei wechselwirkend mit Projekte und Programme bringen jeweils nomie in den Entwicklungsländern be- ihrer ökonomischen und finanziellen riesige Datenmengen, die sofort auf Ent- sprochen. Der letzte Teil (rund 100 Sei- Stärke verbunden ist. Beide Aussagen deckungen überprüft werden, dann aber ten) gibt eine Anleitung für die Ein- erklären sowohl das Bedürfnis der führen- in ständig wachsende Archive gehen und beziehung der Astronomie und Astrophy- den Nationen, ihre Leistungen zur Astro- dort auf die gründliche Auswertung sik in die Universitätskurse für Physik. nomie aller Welt möglichst überzeugend warten, wozu es aber an Astronomen Das Konzept, das mit den Workshops zur zu demonstrieren und die anderen Natio- fehlt. Förderung der Aktivitäten in den Entwick- nen zur Nachahmung, auch Mitwirkung, Aus dem Artikel von Karl-Heinz Schmidt lungsländern auf dem Gebiet der BSS zu ermuntern, wie auch das Bedürfnis der sind ebenfalls die Aussagen zur Publika- verfolgt wurde, ist realistisch: Es soll anderen Nationen, den führenden Natio- tionstätigkeit der Astronomen und zur sichern, daß in den Entwicklungsländern nen auf dem Gebiet der Astronomie Zahl der (professionell tätigen) Astrono- verfügbar werden: nachzueifern. men interessant. In der ersten Hälfte des - Forschungsmittel auf einem Niveau, auf Um deutlich zu machen, welches Niveau 20. Jahrhunderts lagen die Zahlen der dem sinnvolle Wissenschaft betrieben in den Entwicklungsländern auf dem pro Jahr veröffentlichten astronomischen werden kann, auf dem aber auch die Gebiet der Astronomie erreicht werden Arbeiten bei etwa 2.000. Mit den sech- nationale sozio-ökonomische Infrastruktur kann (und soll), wenn das oben genannte ziger Jahren begann ein steiler Anstieg, die Universitäten und Forschungslabors Konzept für die Workshops erfolgreich bis in den neunziger Jahren eine Sätti- funktionsfähig halten kann; umgesetzt werden kann, sollte man die gung mit 22.000 bis 24.000 Veröffent- Entwicklung der Astronomie im 20. Jahr- lichungen pro Jahr erreicht wurde. Die - Lehrmaterialien zur Einführung der BSS hundert betrachten. Einen präzisen Über- Publikationstätigkeit zeigt weiter, daß die in die Lehrveranstaltungen zur fundamen- blick über die Entwicklung der (profes- Zahl der Tagungen von etwa 20 pro Jahr talen Mathematik, Physik und Chemie auf sionell betriebenen) Astronomie im 20. in den sechziger Jahren auf etwa 200 bis dem Niveau der mittleren und höheren Jahrhundert findet man z. B. im Artikel 230 pro Jahr in den neunziger Jahren Bildung; von Prof. Dr. Karl-Heinz Schmidt (ehem. angestiegen ist. Auch dabei ist eine - Forschungsmaterialien für originelle Direktor des Zentralinstituts für Astro- gewisse Grenze erreicht; anscheinend Forschungen auf dem Gebiet der BSS, physik der AdW der DDR) in der Zeit- nicht nur aus finanziellen Gründen, son- wie es z.B. Beobachtungsprogramme für schrift Astronomie und Raumfahrt, Band dern auch wegen des Ausbaus der Kom- variable Sterne sein können. 36 (1999), Heft 4, Seiten 10-16. munikation auf elektronischem Wege. Es gibt auch weitergehende Vorstellun- Der Beitrag schildert die Leistungen der Aus der Analyse der astronomischen gen: z.B. zur Mitwirkung von Wissen- internationalen Science Community auf Literatur zieht Karl-Heinz Schmidt Hin- schaftlern der Entwicklungsländer an der dem Gebiet der Astronomie. Er enthält weise auf die Anzahl der „akti- Auswertung der umfangreichen Datenar- eine Fülle von fachlichen Angaben. Ein- ven“ Astronomen, also derjenigen, die chive aus den Weltraummissionen, was drucksvoll wird dargelegt, daß die Ent- durch Publikationen in Erscheinung voraussetzt, daß eine leistungsfähige wicklung und der Einsatz neuer techni- treten. Um 1950 waren es etwa 2.000 Infrastruktur für die Telekommunikation scher Hilfsmittel der Astronomie zahlrei- Autoren, am Ende des Jahrhunderts vorhanden ist; oder zur Beteiligung an che Entdeckungen gebracht haben, die dagegen rund 16.000. Davon trat ein den Beobachtungen im sog. Virtuellen der Forschung auch neue Richtungen erheblicher Anteil jeweils nur während Observatorium oder im sog. World Space gaben. Die wissenschaftliche Bedeutung eines kurzen Zeitraumes in Erscheinung. Observatory, beides müßte aber erst des Übergangs zur Allwellen-Astronomie Das waren zum überwiegenden Teil einmal durch die entwickelten Nationen dank der Nutzung von Raketen und Diplomanden und Doktoranden, die nach geschaffen werden. Satelliten als Beobachtungsplattformen Beendigung ihrer Ausbildung die astro- Allen Beteiligten ist bewußt, wie groß der kann nicht überschätzt werden. Undenk- nomischen Institute verlassen haben. Abstand zwischen dem erreichten und bar sind alle Erfolge ohne die sich rasant Gegenwärtig dürften etwa 8.000 bis auf absehbare Zeit erreichbaren Niveau entwickelnde Computertechnik. 10.000 Wissenschaftler eine feste Anstel- der BSS in den Entwicklungsländern und Auch der weitere Fortschritt der Astrono- lung in der Astronomie haben. Das dem Niveau der Weltwissenschaft auf mie wird in hohem Maße davon abhän- stimmt gut mit der Zahl der Mitglieder in diesem Gebiet ist. Pessimisten werden gen, welche neuen technischen Hilfsmit- der Internationalen Astronomischen Uni- sagen, daß die Entwicklungsländer keine on (IAU) überein. LEIBNIZ INTERN Mitteilungen der Leibniz-Sozietät / Nr. 23 vom 20. Juni 2004 15

Die IAU ist die internationale nichtstaat- an und denken wir dabei an die Bedeu- Gesellschaft durch ständigen Verweis auf liche Organisation, welche die professio- tung der Beobachtung in der Astronomie: diese Interessen belegen zu können. Den nell tätigen Astronomen aus der ganzen Dann bleibt nur der Schluß übrig, daß sog. kleinen Teleskopen kommt dabei Welt vereinigt. Das Ziel der IAU ist es, die durch dieses Konzept für die Astronomen eine große Bedeutung zu. wissenschaftlich betriebene Astronomie in den Entwicklungsländern ein Niveau Teleskope werden überall benötigt für die in allen ihren Aspekten durch interna- angestrebt wird, das in den entwickelten Ausbildung. Der Student muß mit über- tionale Kooperation zu fördern und zu Ländern etwa zur Mitte des 20. Jahrhun- schaubaren Forschungsarbeiten begin- schützen. Die IAU wurde 1919 gegründet. derts erreicht war. An den Top-Projekten nen. Dazu genügt ein Teleskop mit einer Sie hat nationale und individuelle Mitglie- der modernen Astronomie kann sich ein Apertur von etwa 50 cm, das klein genug der. Die nationalen Mitglieder entschei- Astronom aus den Entwicklungsländern ist, um von einer Person allein betrieben den in allen administrativen Angele- de facto nicht beteiligen. zu werden. Dazu gehört eine CCD-Kame- genheiten, die individuellen Mitglieder in Als das einzige Instrument, das ein ra und ein kleiner Spektrograph. Das allen wissenschaftlichen Fragen. Gegen- Astronom eines Entwicklungslandes unter Teleskop muß an einem geschützten Ort wärtig gehören der IAU rund 9.030 indivi- seinen Bedingungen betreiben kann, wird aufgestellt werden, aber nicht sehr weit duelle Mitglieder und 71 nationale Mitglie- das sog. kleine Teleskop bezeichnet und von einer bewohnten Gegend entfernt. der an. Zusätzlich hat die IAU 70 indivi- empfohlen. Der Astronom eines Entwick- Zum andern muß das Teleskop auf Foto- duelle Mitglieder, die in 19 weiteren lungslandes kann sich nur aus der Ent- grafien und auf dem Fernsehschirm gut Ländern tätig sind. fernung an der Arbeit mit den Super- aussehen. „Ob wir es mögen oder nicht, Wenn man bedenkt, daß die UNO teleskopen beteiligen und auch nur in wir leben in einer Welt, die vom kom- gegenwärtig 191 Mitgliedsländer hat, ist dieser Weise an Weltraummissionen der merziellen Markt beherrscht wird. Wir sofort ersichtlich, daß in 100 Ländern Astronomie. Wie weit er das wirklich brauchen ein Bild von der Astronomie für dieser Erde kein einziger Bürger als kann, hängt davon ab, welche finanziellen das Publikum, wie sie als Wissenschaft Astronom professionell tätig ist. Für die Mittel er für Reisen hat und welchen ist: professionell, intellektuell anregend weitaus meisten Länder ist typisch der Zugang er zur Telekommunikation über und High-tech. Der Anblick des Teles- „einsame Astronom“ – der als Einzelner das Internet hat. Schließlich muß er so kops soll das Publikum davon überzeu- oder in einer kleinen Gruppe Astronomie gut in der internationalen Gemeinschaft gen, daß sinnvolle Forschung geleistet auf Universitäts- oder auf Schulniveau bekannt sein, daß er im scharfen Wett- wird und daß Fonds benötigt werden. oder als Amateur betreibt. 100 Astrono- bewerb um den Zugang zu diesen unge- Publikum und Medien müssen Zugang men und mehr leisten sich nur 20 Länder. heuer teuren Projekten besteht. Und das zum Teleskop haben. Auf diese Weise Die 10 Länder mit den meisten Astrono- Geld, das die Regierungen in den ent- wird das Teleskop zur astronomischen men sind: USA (2.457), Frankreich (633), wickelten Ländern für solche Projekte zur Forschung beitragen: helfen, die notwen- UK (582), Japan (504), Deutschland Verfügung stellen, wird seit den neunzi- dige Unterstützung zu gewinnen, um (492), Italien (443), Rußland (377), VR ger Jahren immer weniger! astronomische Forschung durchzuführen China (291), Spanien (295), Indien (224). Warum sorgen sich dann die professio- und um junge Menschen für die wissen- Diese Zahlen sprechen für sich. nell tätigen Astronomen überhaupt um die schaftliche Astronomie zu begeistern.“ Wenn die Aussage richtig ist, daß die Astronomen in den Entwicklungsländern? Offensichtlich haben nicht wenige Astro- Astronomie zu den Gebieten der Natur- Wenn man es höflich formulieren will: aus nomen erkannt, wie schwierig es ist, die wissenschaften gehört, die das Weltbild Gründen der Fairness. Die Menschen in Öffentlichkeit von der Notwendigkeit und am stärksten beeinflussen, kann man aus den Entwicklungsländern sind von Kind- Bedeutung der Astronomie für die Gesell- den genannten Verhältnissen nur schlie- heit an in gleicher Weise vom Himmel schaft dadurch zu überzeugen, daß man ßen, daß das wissenschaftliche Weltbild fasziniert und sollen die gleichen Chan- die großen Projekte, Missionen und heute in erster Linie durch Bürger der cen wie die Menschen in den reichen, Observatorien vorstellt. Es wird wieder USA beeinflußt wird. Es wird dem geneig- entwickelten Ländern haben, diese Inter- wichtig, die Wurzeln der Astronomie zu ten Leser überlassen, darüber nachzu- essen zu verfolgen. Wenn man es betonen, mit dem ursprünglichen, ange- denken, was das für die Menschen in den bösartig formulieren will: Sie werden borenen Interesse jedes Menschen an Entwicklungsländern bedeutet. ebenso wie die Liebhaber der Astronomie den Erscheinungen des Himmels zu Sehen wir uns jetzt das oben in den reichen Ländern gebraucht, um die wuchern. beschriebene Konzept für die Workshops große Bedeutung der Astronomie für die

Bei anderen gelesen Alternative Soziologie Walter Friedrich in Zusammenarbeit mit diplomatischem Geschick, Gespräche in Ostdeutschland. Hansgünter Meyer (Hrsg.): Soziologie und Verständigungen herbeizuführen, die und Gesellschaft — ein widerspruchs- für die Entwicklung der soziologischen volles Verhältnis. Rosa-Luxemburg-Stif- Forschung in der DDR, für ihre thema- Sammelband mit Beiträgen tung Sachsen, 2002, 190 Seiten. tische Akzeptanz wie Personal- und Res- eines wissenschaftlichen sourcen-Ausstattung unerlässlich waren.“ Kolloquiums zum 65. … Über die Person Steiners heißt es in (S. 5). Dass Steiner nach 1990 trotz Geburtstag von Helmut der von den Herausgebern geschrie- benen Einleitung: »Obgleich wegen unan- »Abwicklung« weiter forschte und bis Steiner, heute wirkt, lässt sich unschwer in rezensiert von Jörg Rösler, gepasster bzw. eigenmächtiger theore- tisch-konzeptioneller Entwürfe bei zentra- seinem ein Drittel des Bandes umfas- aus: len Organen auffällig bis missliebig, senden Beitrag erkennen, dessen Titel Deutschland Archiv 4/2003, S. 698 ff. gelang es ihm, mit ebenso wissenschaft- auch der Titel des Konferenzbandes ist. lich unangreifbaren Ansprüchen wie 16 LEIBNIZ INTERN Mitteilungen der Leibniz-Sozietät / Nr. 23 vom 20. Juni 2004

Steiner beleuchtet dann den Weg der Handeln nicht wissenschaftlich problema- len Mitteln« bis heute einen »eigenstän- DDR-Soziologie als Wissenschaft von tisiert und analysiert werden«. (S. 29). digen wissenschaftlichen Beitrag« zur ihrem Entstehen Anfang der sechziger Was diesen wesentlichen Punkt der deutschen Soziologie. Denn der Nachteil Jahre bis zur ihrer Abwicklung zu Beginn Wissenschaftscharakteristik betrifft, so der Ausgegrenztheit »gereicht ihnen der neunziger Jahre. 1964 wurde auf sind zu gleichen oder ähnlichen Ergeb- bezüglich eigenständiger, unbefangener einen Beschluss des Politbüros des ZK nissen auch andere Vertreter der DDR- Frage- und Problemstellungen sowie der SED hin ein »Wissenschaftlicher Rat Geisteswissenschaften in den von ihnen sozialkritischer Analysen und Aussagen, für soziologische Forschung geschaffen unternommenen Analysen ihrer Wissen- zu denen sich die institutionalisierten und die Soziologie, der in den fünfziger schaftsdisziplin gekommen, z.B. Günther Sozialwissenschaften … zunehmend Jahren innerhalb der marxistisch-leninisti- Krause für die Wirtschaftswissenschaften. abstinent verhalten, z. T. zum Vorteil« (S. schen Gesellschaftswissenschaften kein Helmut Steiners Analyse unterscheidet 58). Platz eingeräumt worden war, nun auch sich von diesen Arbeiten durch zwei Die übrigen Beitrage des Jubiläumsban- in der DDR etabliert. Steiner kommentiert Gesichtspunkte. Erstens bezieht er auch des führen entweder die Gedankengänge dies so: »Die zentralen Gremien folgten kritisch die bundesdeutsche Entwicklung von Helmut Steiner fort (Hansgünter mit ihren Beschlüssen einerseits einem ein und benutzt die daraus entspringen- Meyer, »Soziologie und Gesellschaft. manifest gewordenen gesellschaftspoliti- den Möglichkeiten des Vergleichs zur Gewissheiten — verlorene Alternativen, schen Bedürfnis nach präziser Informa- Bekräftigung seiner Thesen zur Entwick- Systeme und Epochen“ bzw. Wolfgang tion über gesellschaftliche Erscheinungen lung der Soziologie in der DDR, wenn er Küttler, »Globaler Kapitalismus und und Prozesse in Verbindung mit einem z.B. schreibt: »Im Unterschied zur DDR Transformation. Zur Frage der Per- technokratisch-wissenschaftsfördernden gab und gibt es in der BRD dennoch eine spektiven geschichts- und gesellschafts- Zeitgeist; folgten unseren Bestrebungen ernst zu nehmende zeit- und sozialkriti- theoretischen Denkens«), beschäftigen für eine kooperierenden und kommunizie- sche Literatur, die unterschiedliche welt- sich mit Helmut Steiners Wissenschaftler- rende Forschung. Andererseits bestand anschauliche theoretische und politische leben (Walter Friedrich, Stationen und die politische Absicht darin, das ‚von Positionen reflektiert« (S. 39). Zweitens Leistungen einer Soziologie-Karriere«) unten’ Gewachsene und Werdende diri- hat Helmut Steiner seine Darstellung der oder beinhalten soziologische Analysen gistisch ‚in den Griff’ zu bekommen und ostdeutschen Soziologie nicht mit der zu Teilbereichen, die auch Helmut Steiner inhaltlich sowie politisch-ideologisch zu Vereinigung beendet, sondern auch stets wichtig waren (Uta Schlegel über kanalisieren.« (S. 22) Steiner schätzt ein, deren Entwicklung im ersten Jahrzehnt die Ergebnisse der Frauenförderung in dass die DDR-Soziologie, die bald auch danach verfolgt. Die 1991 initiierte »Kom- der DDR, Gustav-Wilhelm Bathke über Beziehungen nach Osten und Westen mission des sozialen und politischen die soziale Reproduktion der Studieren- aufbaute, zwischen 1960 und 1990 „also Wandels in den neuen Bundesländern«, den in der DDR und im vereinten vor und nach der Gründung des Wissen- in deren Rahmen in 65 Bänden und selb- Deutschland). schaftlichen Rates… mit seiner Hilfe und ständigen Studien zwischen 1991 und Insgesamt handelt es sich um einen teilweise gegen ihn, sowohl offiziell, gele- 1996 ein achtunggebietendes empiri- Band, der beides ist: Demonstration der gentlich aber auch im Wildwuchs, brav, sches Datenmassiv und ein Sozialarchiv Lebenskraft und Fruchtbarkeit der alter- aber auch chitry (pfiffig, J.R.) trotz aller über den Verlauf des 1990 im Osten nativen Soziologie in Ostdeutschland Einschränkungen eine Soziologie eige- Deutschlands einsetzenden Transforma- und kritische Analyse der ostdeutschen nen Profils mit nachhaltigen Ergebnissen tionsprozesses geschaffen wurde, ver- Gesellschaft. und einem leistungsfähigen, engagierten sprach den Soziologen einen günstigeren

Personalbestand entwickelte«. (S. 26). Rahmen für die Integration ostdeutscher Als wichtigste Errungenschaften der Geisteswissenschaftler in die bundes- DDR-Soziologie benennt Steiner das von Nationalakademie in deutsche Wissenschaftslandschaft als der Debatte ihr entwickelte Datenmassiv über die das in anderen Disziplinen der Fall war. Gesellschaft der DDR; theoretisch fun- Doch der Vollzug der Einheit als An- Die Auseinandersetzungen um die Bil- dierte und auch international anerkannte schluss der DDR an die Bundesrepublik dung einer Nationalen Akademie der Wis- Erkenntnisse über die Funktionsweise führte auch in der Soziologie zu einer senschaften in Deutschland haben auch gesellschaftlicher Teilbereiche wie Ju- »Elitenzirkulation, in deren Ergebnis die in der Sozietät Aufmerksamkeit gefunden. gend und Frauen; das von den Sozio- westdeutschen Fachvertreter in den Leibniz intern faßt den bisherigen Verlauf, logen erarbeitete Instrumentarium sowie neuen Bundesländern die wissenschaft- soweit er sich öffentlich manifestiert hat, ein Potential von fast 1000 ausgebildeten liche und wissenschaftspolitische Defini- zu einer Kurzinformation zusammen. und professionell tätigen Soziologen. tionsmacht haben. Das betrifft auch die Abgedruckt wird im Anschluß daran als Steiner verschweigt aber auch nicht die wissenschaftliche Analyse der Transfor- kritische journalistische Meinung ein Defizite der DDR-Soziologie: »Allgemein- mationsprozesse der Teilgesellschaft Bericht von Uwe Schlicht in der Zeitung theoretische, soziologische Aussagen, Ostdeutschland« (S 53). Illustrieren lässt Der Tagesspiegel vom 21.08.04. Sozialstrukturtheorie gesellschaftlichen sich diese Feststellung an einer Zahl: Von

Charakters sowie politische Soziologie, den 1168 Mitgliedern der »Deutschen eingeschlossen politische Meinungsfor- Gesellschaft für Soziologie« waren 1996 (HW). 1994 nahm der gerade erneut im schung und Untersuchungen des gesell- lediglich 21 (1,8 %) ostdeutscher Her- Amt bestätigte Bundeskanzler Helmut schaftlichen Patriarchats, sowie alle kunft. Kohl die Bildung einer Nationalakademie als Programmpunkt in seine Regierungs- gesellschaftlichen Vertikalbeziehungen Die ostdeutsche Soziologie, so die erklärung auf. Seitdem sind Debatten um blieben ausgespart.« Ungeachtet der Einschätzung Steiners, ist jedoch nicht Sinn und Aufgabe von Akademien ein hochgradigen Politisierung und Ideologi- aus der deutschen Wissenschaftsland- öffentliches Thema. Die Regierung beließ sierung der DDR-Gesellschaft konnten schaft verschwunden. Soweit noch pro- es bei der Absichtserklärung und verfolg- »Politik und Ideologie. die Herrschafts- fessionell tätig, leisten die ausgegrenzten te das Thema nicht weiter, weil die zen- und Machtverhältnisse sowie selbstbe- Wissenschaftler »bei außerordentlich be- tralen Gesichtspunkte, die dem Gedan- stimmtes individuelles und kollektives grenzten finanziellen und infrastrukturel- ken der Nationalakademie zugrunde LEIBNIZ INTERN Mitteilungen der Leibniz-Sozietät / Nr. 23 vom 20. Juni 2004 17 lagen, sofort mit den partikularen Inter- überregionalen Wissenschaftsorganisa- BBAW erloschen, auf sie würde die Auf- essen der föderal organisierten Wissen- tionen und –institutionen nicht sehr über- gabe zukommen, den Kern und den Ort schafts- und Bildungszuständigkeiten im zeugend ab. für eine nationale Akademie zu stellen. Lande kollidierten. Der Streit darüber Bis heute ist es bei der Konfrontation Die Union war in der Zwischenzeit schwelte über die Jahre mehr im Ver- Akademienunion – überregionale/ natio- ihrerseits nicht müßig geblieben. Auch sie borgenen, erfuhr aber um das Jahr 2000 nale Wissenschaftsorganisationen geblie- hatte eine Arbeitsgruppe beauftragt, die eine Belebung. ben. Deren Auffassungen waren aller- Position der Union zu formulieren. Diese Bis dahin hatten sich die überregionalen dings ebenfalls alles andere als einheit- legte Ende 2003 ein Papier vor, das der Wissenschaftsorganisationen zur Natio- lich und gingen in wichtigen Fragen aus- Debatte im Wissenschaftsrat noch vor nalakademie vor allem unter dem Aspekt einander. dessen Beschlußfassung zugeführt wer- einer einheitlichen Außenvertretung der Im gleichen Jahr 2001 beauftragte der den konnte. deutschen Wissenschaft und einem Pro- Wissenschaftsrat eine Arbeitsgruppe, die Schon im Februar 2002 war die Acatech, grammpunkt Beratung von Öffentlichkeit Empfehlungen zu diesen beiden Punkten der Konvent für Technikwissenschaften und Politik zu Grundfragen der Wissen- auszuarbeiten hatte und die sich auch der Union der deutschen Akademien der schaftsentwicklung – oder später: kriti- zum Gedanken einer Nationalakademie Wissenschaften entstanden, in der sche Politikbegleitung, - einigermaßen äußern sollten. Der Auftrag war insofern Rechtsform eines eingetragenen gemein- festgelegt. Gesucht wurde ein Gremium, heikel, als er einen Weg zwischen den nütziger Verein (wie übrigens auch die das diesen Aufgaben gerecht werden drei Bastionen Bundesinteressen – Inter- Leopoldina). Die Acatech sollte die tech- konnte. Offen war, wie diese Institution essen der Allianz der Wissenschaftsorga- nikwissenschaftlichen Aktivitäten der Uni- zustande kommen könnte, etwa durch die nisationen – Länderinteressen zeigen onsakademien unter einem nationalen Umwandlung einer der bestehenden sollte. Dach vereinen. Der Verein versteht sich Akademien (hier hatten sich die Berlin- Die Arbeitsgruppe legte ihre Empfeh- vor allem als Forum für die kritische Brandenburgische Akademie der Wissen- lungen zu Beginn des Jahres 2004 vor. Beleuchtung technikwissenschaftlicher schaften und auch die Leopoldina Überraschend stimmte der Wissen- Fragen vor gesellschaftspolitischem Hin- angeboten) oder durch die Bildung eines schaftsrat auf seiner Januartagung 2004 tergrund. Acatech soll als Länder über- wie auch immer gearteten nationalen dem Papier nicht zu. Stattdessen verab- greifende, selbstständige und unabhängi- Rates. schiedete er eine „Empfehlung des Wis- ge Institution die deutschen Akademien in senschaftsrates für die Errichtung einer allen technikwissenschaftlichen Belangen Die Ebenen: Zentral und Nationalen Akademie in Deutschland“, im In- und Ausland vertreten. Acatech hat föderal im Konflikt die er für „wünschenswert und mach- inzwischen über 200 renommierte Mitglie- Kennzeichnend für diese Debatten war, bar“ hielt. der aus Wissenschaft und Wirtschaft. daß die bestehenden Länderakademien von den überregionalen Wissenschafts- Deutschlands „Stimme der Das neue Dach der Union: organnisationen für nicht geeignet gehal- Wissenschaft“ die DAW ten wurden, diese zentralen Aufgaben zu Vorgeschlagen wird eine neu zu schaf- Mit Acatech als dem technikwissen- übernehmen und die Akademien diese fende Institution, die Ansprechpartner für schaftlichen Segment, der Leopoldina für ihrerseits auch nicht wollten. So gerieten ausländische Einrichtungen sein sollte die Belange der Naturwissenschaften und die Akademien im Verlauf der Debatte und der eine Initiativrolle bei der Entwick- mit den sieben Mitgliedsakademien für immer mehr in die Verlegenheit, ihre lung des europäischen Forschungsraums den sozial- und geisteswissenschaftlichen generelle Existenzberechtigung gegen zukommen könnte, in dem die Koordinie- Bereich hofft die Union, ein allgemein zum Teil rüde öffentliche Angriffe vertei- rung nationaler Forschungspolitiken für gültiges Spektrum der Wissenschaften digen zu müssen. Die kritische Betrach- ein auch wissenschaftlich geeintes Euro- und ihrer gemeinsamen Vertretung auch tung der Akademien bezog auch immer pa vorzunehmen ist. Sie sollte weiterhin in nationalen Belangen erreicht zu haben. stärker die dort vorhandene Forschung langfristig gesellschaftliche Zukunfts- Als äusserer Ausdruck dieses Zusam- mit ein. Vor allem an den an den Lang- themen benennen, diese wissenschaftlich menhangs soll eine neue Institution ent- zeitvorhaben entzündete sich die Kritik, bearbeiten und der Öffentlichkeit vermit- stehen, die DAW. Das Papier sieht vor, und sie drohte, auch auf das gesamte teln und als „Stimme der Wissenschaft“ in die Union gemeinsam mit der Leopoldina Akademienprogramm überzugreifen, das Deutschland sprechen. und dem Konvent der Technischen als wirtschaftlich und gesellschaftlich von Wissenschaften der Union zu einer Insti- „Die Errichtung einer Nationalen Akade- geringer Nützlichkeit qualifiziert und höch- tution mit dem Namen „Deutsche Akade- mie“, heißt es in der Empfehlung, „sollte stens aus kulturellen und Gründen der mien der Wissenschaften“ (DAW) zusam- unter Beteiligung aller Wissenschafts- geistigen Pietät als beschränkt weiterführ- menzuschließen. „Die DAW“, so begrün- organisationen, der Union der Akademien bar angesehen wurde. dete der Präsident der Union, Gerhard und der Deutschen Gesellschaft der Der Akademien-Kongreß im Februar Gottschalk später, „wird das gemeinsame Naturforscher Leopoldina erfolgen.“ Eine 2001, den die Union der deutschen Wis- Dach der deutschen Gelehrtengesell- bloße Zusammenführung bestehender senschaftsakademien gemeinsam mit der schaften bilden und soll künftig deren Akademien unter einem gemeinsamen BAdW in München gleichsam als vor- internationale Aktivitäten bündeln und Dach wäre für die beschriebenen wärtsstrategische Abwehrveranstaltung deren zentraler Ansprechpartner für die Aufgaben keine adäquate Lösung“ dar, organisierte (s. Leibniz intern Nr.7), sollte Akademien des Auslands sein.“ heißt es abschließend in deutlicher hier Klarheit schaffen, aber er verdeut- Anspielung auf das inzwischen bekannt Mit dieser Position im Hintergrund konnte lichte eher das Konfliktpotential als daß er gewordene Konzept der Union zur Unionspräsident Gottschalk schon zwei akzeptable Lösungen anbot. In beiden Bewältigung der Situation. Der Gedanke Tage nach der Empfehlung des Wissen- Punkten – Außenvertretung und Politik- eines Nationalen Forschungsrates wurde schaftsrates zur Nationalakademie am 3. beratung - schnitten die Akademien in nicht weiter aufgegriffen. Am Rande war Februar 2004 mit einer Stellungnahme an den Augen der Öffentlichkeit und der damit auch die insgeheime Hoffnung der die Öffentlichkeit treten, in der er den Vor- 18 LEIBNIZ INTERN Mitteilungen der Leibniz-Sozietät / Nr. 23 vom 20. Juni 2004 schlag des Wissenschaftsrates ablehnte, fahren, das detaillierte Konzept mit Politi- bene Sache. Graf Kielmannsegg: „Primär eine Nationalakademie als eigenständige kern auf Bundes- und Landesebene und geht es nicht darum, auf Fragen, die die neue Institution zu errichten. Er sehe in mit den großen Wissenschaftsorganisa- Politiker vorgeben, zu antworten, sondern der komplette Neugründung einer zentra- tionen auszuloten, da die Gründung eines sich selber das Recht zu nehmen, eine listischen Nationalakademie keinen Ge- Konvents der Deutschen Wissenschaft Zukunftsfrage auf die Tagesordnung zu winn für die deutsche Wissenschaft, son- und eines Deutschen Forschungsrates setzen, bevor die Politik dieses Feld ent- dern nur den Versuch, bewährte föderale nur auf Basis eines breiten Konsenses deckt hat.” Strukturen zu zentralisieren und der aller beteiligten Institutionen und der Die Antwort zeugt von einem Rollenver- Vielstimmigkeit der deutschen Wissen- Politik erfolgen kann. ständnis, das zwar in Jahrzehnten einge- schaft eine Einheitsstimme zu oktroyie- übt, aber in dieser Einseitigkeit nicht mehr ren. zeitgemäß ist. Seit dem Ende der Das Konzept der Union als Alternative zu Was rät der Bildungsexpansion klagen Repräsentan- einer zu neu gründenden, „den bestehen- Elfenbeinturm? ten der Universitäten und der deutschen den Wissenschaftsstrukturen aufgepfropf- Wissenschaft über den Liebesentzug, der ten Nationalen Akademie“ wurde auf Die Politik erwartet Rat von ihnen von Politikern und der Gesellschaft einer Pressekonferenz am 22. Juli 2004 der Wissenschaft. Doch die zugemutet wird. Erst seit der Pisa-Debat- vorgestellt und erläutert. sträubt sich gegen diese te entdecken die frustrierten Pädagogik- Rolle professoren einen Silberstreifen am Hori- Konvent: Noch eine Stimme zont: Die deutschen Schulen sind so weit Von Uwe Schlicht der Wissenschaft ins Abseits geraten, dass ihre Reform (Aus: Tagesspiegel vom 21.08.2004) ohne eine Aufwertung der Erziehungs- Das Modell besteht aus drei eng Die Testfrage stellte ein Journalist: Ange- wissenschaften unerreichbar erscheint. miteinander verzahnten Teilen. Die erste nommen, die Bundesregierung möchte in Noch ein weiteres Ereignis fördert den Säule stellt die DAW dar. Sie wird nach den nächsten zwei Jahren ein langfristi- Meinungsumschwung: Die von der Bun- Auffassung der Union die Vertretung der ges Konzept für die Energieversorgung in desregierung entfachte Diskussion über deutschen Akademien gegenüber den Deutschland beschließen. Ein Jahr benö- Eliteuniversitäten hat eine bundesweite Schwesterakademien des Auslandes tigt sie für die Vorbereitung des Geset- Debatte über die Unterfinanzierung der intensivieren, den Bekanntheitsgrad der zes, ein weiteres Jahr gibt sie der deut- deutschen Universitäten ausgelöst. deutschen Akademien erhöhen und das schen Wissenschaft zur Klärung der gemeinsame Forschungsprogramm der Nach Jahrzehnten der Verdrängung Frage, welche Rolle künftig die Kernener- Akademien, das so genannte Akademien- bildungspolitischer Themen auf die gie, die Wasserkraft, die Kohlekraftwerke programm, weiterentwickeln. hinteren Seiten der Zeitungen bieten seit und die Energiegewinnung aus Wind- dem Pisa-Schock und der Elitediskussion Zweite Säule des Unionsgebäudes ist der rädern sowie aus anderen erneuerbaren diese Themen wieder den Stoff, aus dem Konvent. Für eine wirksame und weit in Energien spielen sollen. Wären die deut- Leitartikel gemacht werden. Politik und Gesellschaft hinein wirkende schen Akademien der Wissenschaften in Doch die ersehnten Spitzenplätze der Beratung zu wichtigen Themen der der Lage, den Politikern innerhalb eines Aufmerksamkeit haben auch eine Kehr- Gegenwart und Zukunft soll ein aus der Jahres einen so umfassenden Rat zu seite, die heute noch kaum ein Wissen- Mitte der deutschen Wissenschaft kom- geben? mender Konvent der deutschen Wis- schaftler sieht: Erfüllen die Professoren Die Union der deutschen Akademien senschaft gegründet werden. Seine die Erwartungen nicht, die mit der neuen weiß, dass Politiker seit Jahren über eine Autorität soll ausschließlich auf der wis- Hinwendung zum wissenschaftlichen nationale Akademie nachdenken, weil sie senschaftlichen Autorität seiner Mitglieder Sachverstand von der Öffentlichkeit von der Wissenschaft präzisen Rat erhof- beruhen, eine Repräsentativkörperschaft gehegt werden, dann wird die deutsche fen. Als von den sieben deutschen Aka- der Wissenschaft und nicht der Insti- Wissenschaft tiefer fallen als zuvor. Mit demien erwartet wurde, sich zur Idee der tutionen, die in der Öffentlichkeit gehört einer abgehobenen Wissenschafts- und Neugründung einer nationalen Akademie wird, wie Peter Graf Kielmannsegg hofft, Bildungsberatung, die allenfalls im Elfen- zu verhalten, lag diese Testfrage in der Präsident der Heidelberger Akademie der beinturm der Universitäten ein Refugium Luft. Einer der Sprecher der Union, der Wissenschaften, repräsentativer als jedes hat, sind die hoch gespannten Erwar- Präsident der Heidelberger Akademie der bestehende Gremium, er wird die Stimme tungen auf eine bessere Zukunft mit Hilfe Wissenschaften, Peter Graf Kielmanns- der Wissenschaft sein. Vorgesehen sind der Wissenschaft nicht einzulösen. Die egg, beantwortete die Testfrage mit bis zu 120 Mitglieder, die auf 4 bis 6 Politik wartet auf die Rürups oder einem „Nein!” Die Politiker könnten nicht Jahre gewählt werden, und auch die Baumerts (Pisa), die sich mit Vorschlägen einseitig die Vorgaben festlegen, unter junge Elite und Wissenschaftlerinnen in die Debatte einbringen. Wissenschaft- welchen Bedingungen Wissenschaftler verstärkt einbinden. Der Konvent wird ler, die dazu bereit sind, gehen allenfalls Rat erteilen sollen. Ganz davon abge- Arbeitsgruppen zu den zu bearbeitenden das Risiko ein, dass ihre Nerven im sehen, dass sich so umfassende Fragen Themen einsetzen. Meinungsstreit strapaziert werden. Das nicht innerhalb eines Jahres beantworten war in Diktaturen und autoritären Regi- Die bisherige Allianz der deutschen ließen. Ein Konvent der deutschen Wis- men anders: Damals waren viele deut- Wissenschaftsorganisationen soll unter senschaft, dessen Gründung die Union sche Wissenschaftler nur allzu bereit, Einschluss des neuen Akademienver- der Akademien vorschlägt, könnte ledig- sich den Herrschenden anzudienen. Hät- bundes DAW zu einem Deutschen For- lich zu Einzelfragen Arbeitsgruppen ein- ten sie es nicht getan, wäre ihre Karriere schungsrat weiterentwickelt werden, der setzen, deren Berichte entgegennehmen zu Ende gewesen. das gemeinsame Dach der deutschen und entscheiden, welche dieser Berichte Es muss für deutsche Wissenschaftler Wissenschaft bilden und deren interna- an die Politik weitergegeben werden. tionale Beziehungen koordinieren soll. doch noch einen dritten Weg geben Die Akademien der Wissenschaften und zwischen Hure der Politik und Zuflucht im Die Union der deutschen Akademien wird der von ihnen befürwortete Konvent ver- Elfenbeinturm. in den nächsten Monaten damit fort- stehen Politikberatung als eine abgeho- LEIBNIZ INTERN Mitteilungen der Leibniz-Sozietät / Nr. 23 vom 20. Juni 2004 19

Personalia Vorschau Wir gratulieren: Wissenschaftliche Veranstaltungen der Runde Geburtstage im Leibniz-Sozietät 4. Quartal 2004 September 2004 bis Januar 2005 Theodor Hellbrügge (85), am 23.10. Vladilen S. Letochov (65), am 10.11. 16. September 2004 Photovoltaik: Si-Blockguss, -Folien, - Gert Wangermann (70), am 15.11. Klasse Naturwissenschaften Dünnfilme, Solar-grade Si-Photonik: Grigori G. Devjatych (86), am 01.12. Lutz-Günther Fleischer Übersicht zur Si-basierten Photonik; Klaus Hennig (70), am 16.12. Lebensmittelverfahrenstechnische Übergreifende Themen: Simulation Klaus Fuchs-Kittowski (70), am und biotische Aspekte der Kristallzucht, Zuverlässigkeit, 31.12.1934 Gewinnung und des Einsatzes von Waferherstellung, Si-Diagnostik, health ingredients Neues Equipment für Si-Technologie Klaus-Peter Steiger: Zugesagte Beiträge: R. Brendel (ZAE

Der deutsche Beitrag zur Bayern, Erlangen), E. Dornberger Ehrendes Gedenken Chemiewaffenabrüstung in Rußland (Wacker Chemie GmbH, (Kurzvortrag anläßlich des 75. Burghausen), D. Franke (Access Die Leibniz-Sozietät erhielt Nachricht vom e.V., Aachen), A. Frenzel (DAS Ableben ihrer Mitglieder und Freunde Geburtstages von Karlheinz Lohs) GmbH, Dresden), T. Gebel (nanoparc GmbH, Dresden), Z. Klasse Sozial- und HELMUT KLEIN Gaburro (Universita di Trento, Italia), Geisteswissenschaften *02.03.1930 † 26.06.2004) U. Gösele (MPI Halle), B. Junghans Günter Krause: Korrespondierendes Mitglied der (Silicon Saxony, Dresden), W. Koch Akademie der Wissenschaften der DDR Ökonomisches Denken in den (Dinkelsbühl), A. Metz (RWE Schott seit 1979 Vereinigte Staaten von Amerika – Solar, Alzenau), B. Michel (FhG IZM, Anfänge und Grundlegung im 18. und Berlin/Chemnitz), H.J. Möller u. J. 19. Jahrhundert SAMUEL MITJA RAPOPORT Niklas (TU Freiberg), A. Müller u. M. Jan Peters: Reinecke (Deutsche Solar AG, *27.11.1912 † 07. 07. 2004 Jürgen Kuczynski 100 Jahre Freiberg), M. Richter und G. Brehm Ordentliches Mitglied der Deutschen (Kurzbeitrag) (Siltronic AG, Freiberg), B. Tillack Akademie der Wissenschaften seit 1969, (IHP, Frankfurt/Oder), W. Warta (FhG Dr. Rose-Luise Winkler: Präsident der Leibniz-Sozietät 1993 bis ISE, Freiburg), E.R. Weber 1997, Ehrenpräsident der Leibniz- Nachtrag zu JK (University of California at Berkeley, Sozietät seit 1997 Plenum USA), D. Yang (Zhejiang University,

Christian Bauer: Hangzhou, China). JOACHIM HEIDRICH Wie sich Hirnzellen gegen *13.04.1930 † 08. 07 2004 Sauerstoffmangel wehren 21. Oktober 2004 Mitglied der Leibniz-Sozietät seit Mai In memoriam Samuel Mitja Rapoport: Klasse Naturwissenschaften 2004 Gisela Jacobasch, Samuel Mitja Rapoport (1912 – 2004) Dr. Johannes Gottlieb, Karlsruhe: KLAUS STROBACH Expedition in die Tiefe: Stromerzeugung aus Erdwärme *16.01.1920 † 05. 08. 2004 23. bis 25. September 2004

Mitglied der Leibniz-Sozietät seit Mai Das Silicium-Zeitalter: 2004 Klasse Sozial- und Silicium für Mikroelektronik, Geisteswissenschaften Photovoltaik und Photonik (Nachrufe werden in den Sitzungsberich- Ruth Reiher: 9. Augustusburg-Konferenz, ten der Leibniz-Sozietät und auf der Sprache in der DDR – was war, was veranstaltet vom Leibniz-Institut für Internet-Seite veröffentlicht. Die Sozietät ist, was bleibt? wird der Verstorbenen zum Leibniz-Tag interdisziplinäre Studien (LIFIS)

2005 gedenken. Das September-Plenum gemeinsam mit dem Institut für 2004 ist dem Gedenken an den ersten innovative Mikroelektronik (IHP), Plenum Präsidenten und langjährigen Ehrenpräsi- Frankfurt/Oder und der Leibniz- Dr. Hermann Scheer, Bonn: denten der Leibniz-Sozietät, Samuel Mitja Sozietät Rapoport gewidmet. Leibniz intern wird Die existenzielle die dort vorgenommene Würdigung Programminhalte: Jahrhundertaufgabe: Die Ablösung seines Lebens und Wirkens Mikroelektronik: 300 mm Cz-Si, atomarer und fossiler Energien durch dokumentieren.) SOI/Waferbonden, SiGe erneuerbare Energien 20 LEIBNIZ INTERN Mitteilungen der Leibniz-Sozietät / Nr. 23 vom 20. Juni 2004

23. Oktober 2004 16. Dezember 2004 Toleranz im Spannungsfeld Klasse Naturwissenschaften religiöser und kultureller Prof. Dr. Diedrich Möhlmann, Berlin: Pluralität. Bitte beachten: Entstehung von Planeten- und 3. Toleranz-Konferenz in wir tagen ab Oktober in Satellitensystemen - Irrtümer und Oranienburg, gemeinsam Bleibendes anderen Räumen! veranstaltet von der Leibniz- Die September-Veranstaltungen Sozietät und dem Klasse Sozial- und finden wie bisher in der Mittelstandsverband Oberhavel Geisteswissenschaften Staatsbibliothek zu Berlin, 10117 Konferenzreferat: Hans Heinz Holz. Berlin, Unter den Linden 8 (Eingang Friedbert Ficker: Weitere Beiträge: Angelika Timm, Generaldirektion) statt. Gerhard Bersu und die vorgeschichtliche Hausforschung Ernstgert Kalbe, Michael Schmidt Klasse Naturwissenschaften, (Bombardier Transportation, Beginn 10.00 Uhr, Lessing-Saal Henningsdorf), Dr. Gerhard Weil Klasse Sozial- und Plenum (Landesinstitut für Schule und Geisteswissenschaften, Beginn Prof. Dr.-Ing. Uwe Meinberg, Medien, Berlin) 10.00 Uhr Hoecker-Saal Cottbus: Tagungsort: ALTANA Pharma Plenum, Beginn 13.30 Uhr, Informationstechnik und Ethik Oranienburg GmbH, Lessing-Saal Kultur- und Speisesaal, Die Veranstaltungen im Oktober, 20. Januar 2005 Lehnitzstraße/ Ecke Dr.-Heinrich- November und Dezember finden Klasse Naturwissenschaften Byk-Straße, im 16515 Oranienburg Institut für Bibliothekswissenschaft Erdmute Sommerfeld: de Humboldt-Universität, Berlin Menschliche Informationsverarbeitung - Theorie 18. November 2004 10117 Berlin, Dorotheenstr. 26 und Experiment (Eingang gegenüber Eingang der Klasse Naturwissenschaften Universitätsbliothek) statt. Klaus Irrgang: Klasse Naturwissenschaften, Klasse Sozial- und Altes und Neues zu berührender Beginn 10.00 Uhr, Raum 3 e Geisteswissenschaften Temperatursensorik Klasse Sozial- und Siegfried Wollgast: Geisteswissenschaften, Zur Frühaufklärung im deutschen Klasse Sozial- und Beginn 10.00 Uhr, Saur-Bibliothek, Katholizismus im 17. Jahrhundert Geisteswissenschaften Plenum, Stefan Bollinger: Beginn 13.30 Uhr, Saur-Bibliothek Plenum Radovan Richta und seine Rolf Löther: fundamentale WTR-Studie Gehören naturwissenschaftliche „Zivilisation am Scheideweg“ Kenntnisse zur Bildung? Im Anschluß an die wissenschaftliche Tagung des Plenums findet die Plenum Jahresgeschäftssitzung der Mitglieder Klaus-Dieter Jäger: der Leibniz-Sozietät statt. Die Einladung Holozäne Klimaentwicklung und geht rechtzeitig zu. Siedlungsgeschichte

Impressum: leibniz intern – Mitteilungen der Leibniz-Sozietät Verantwortlicher Redakteur: Dr. Herbert Wöltge 030 65 623 49 / [email protected] erscheint 4 – 6mal jährlich • Anfragen an die Redaktion und zu Bezug und Versand: [email protected] Leibniz intern gibt es in Auszügen als Online-Ausgabe unter: www.leibniz-sozietaet.de Redaktionsschluß dieser Ausgabe: 8. September 2004