gy

052 keyboards test cd track 02

profil

Konzept: Monofoner analoger Klangerzeugung: 2 Oszillatoren mit stufenlos variablen Basiswellenformen (Sägezahn, Drei- – Analog-Synthesizer eck, Rechteck, Pulse; 16', 8', 4', 2'), OSC-Sync, 1 LFO (0,2 – 500 Hz), 2 × ADSR (Filter, Amp), resonanzfähiges Lowpass-Filter (20 Hz – 16 kHz) um- schaltbar (1–4-Pol) Fett, fett, fett! Anschlüsse: Audio-Out (mono), Audio-In, Kopf- text: Dr. Stefan Albus, foto: Dieter Stork hörer, Keyboard-Gate (+5V trigger), CV-In für Filter, Pitch, Volume (±5V) Maße (B × T × H) / Gewicht: 68 × 37,5 × 14,1 cm / 9,9 kg Hersteller / Vertrieb: Und der hat nun den Weg in mein kleines Stu- Inc. / EMC Bob Moog, der Mann, der Synthesizer dio gefunden. Trotz der handlichen Ausmaße ist www.moogmusic.com / er knapp zehn Kilo schwer – Donnerwetter, da www. emc-de.com bühnenreif gemacht und ganze muss was drin sein. Und: Design by Axel Hart- UvP / Straßenpreis: Generationen mit dem typischen mann! Die Rückseite sieht aus wie ein Werk- € 1.449,– / ca. € 1.350,– zeugkoffer auf links, aber schick. Und erst der Moog-Sound beglückt hat, hat Namenszug „Bob Moog“, zusammen mit der noch vor seinem Tod vergangenes unscheinbaren Seriennummer „089 of 1.200“ – + exzellenter Sound Jahr ein ganz besonderes Baby nämlich der „Bob Moog Tribute Edition“ –, das + bühnenkompatible Struktur hat was. Überhaupt: So viel Spaß beim Aus- + selbsterklärende Handhabung auf den Weg gebracht: packen muss man bei einem Softsynth erst mal + gute Verarbeitung den Little Phatty. haben! + Design Zweiter Eindruck: Der kleine Dicke, der nicht in + analoge Potis mit Parameter-Tracking Korea, sondern in Asheville, North Carolina, zusammengesteckt wird, wirkt ultrasolide: Damit – kein Aftertouch kann man sicher auch wütende Braunbären – nur ein Modulationsbus stoppen. – Filter-EG-Amount hat zu wenig Hub

KEYBOARDS 08.2006 gy

053

Wo ist das Handbuch? Aha: Im Vorwort steht Kostengründen. Dafür gibt es jetzt pro Para- zen kann, konstant, bis man mit dem Poti dran- was von „Performance Synth“ und dass die meter einen Druckschalter. Auf „Cutoff“ drücken – pingt. Klassische Wertabholung. Dann gibt es meisten das Manual wohl erst lesen werden, und schon ist der Regler darüber mit diesem noch einen Snap-Mode, bei dem der Parameter nachdem sie eine Woche schlaflos vor dem Parameter geladen. Optimale Technik: Mit dem sofort auf den Wert springt, wenn man den Ding gehockt haben. Das lassen wir uns nicht Daumen den Schalter drücken, Knopf mit den Knopf berührt – der gepflegte Parametersprung, zweimal sagen, werfen die Kiste an – und stau- restlichen Fingern drehen – Nerds dürften das wenn man so will – und einen besonders schö- nen erst einmal über das kleine Feuerwerk in schnell draufhaben. Okay, ein Panel mit 23 sol- nen namens Track: Hier bewegt sich der Para- blau und lila, das die Schalter und Diodenkränze cher Potis wäre schöner gewesen, aber diese meter smooth mit, wenn man den Regler dreht um die Potis herum veranstalten. Spätestens Lösung hier ist immerhin besser als die mit – und zwar langsamer als das Poti, sodass eine damit ist die Trauer wie weggeblasen. Ein ech- dem einen Endlosrad für alle, an der man sich kontinuierliche Annäherung von programmier- ter Moog! Und Bob hat ihn sich noch persönlich bei Moog in Gestalt des Source schon einmal tem und Poti-Wert stattfindet. Wenn Soll und ausgedacht. die Finger verbrannt hat. Haben übereinstimmen geht’s im gleichen Übrigens: Laut Handbuch sind die Potis tat- Tempo weiter. Feine Sache! Zumindest im Prin- sächlich analog! Für Speicherzwecke werden zip. Denn wenn man einen Wert neu in die Wer arbeitet noch mit 128 Stufen? die Widerstandswerte mit einer Auflösung von Hand nimmt, sind leider doch Treppchen zu Also nix wie ran und losschrauben. Die Tastatur über 4.000 Stufen ausgelesen – das ist doch hören. Allerdings nur kurz. Und wenn man den ist schon mal okay. Haut einen nicht um, geht schon mal was. Damit sollte der Little Phatty Wertebereich noch einmal überstreicht, um

aber in Ordnung. Die Wheels: blau beleuchtet – jeden Softsynth selbst mit guter Werteinter- herauszufinden, was man da gehört hat, läuft ein Traum! Und griffig. Schön. Das Bedien-Panel polation schlagen! Wenn man an den Klang- alles wieder glatt. Eine Macke des Track-Modes, ist ziemlich durchdacht und von jedem, der koordinaten schraubt, wird der Widerstand der das Regiment hat, bis der Potiwiderstand schon mal was Analoges unter den Fingern sogar direkt und stufenlos an die Schaltung direkt zur Klangerzeugung durchgeroutet wird? hatte, fix zu durchschauen. weitergereicht. In den Presets gespeichert Hier sollte die interne Software vielleicht doch Es gibt fünf Sektionen: Links ein LC-Display und werden übrigens die jeweils zuletzt aktivierten noch mal auf den Prüfstand. ein paar Knöpfe für Basisfunktionen wie Preset- Parameter-Buttons, womit die gewünschte In der Praxis klappt die Navigation mittels Drü- Anwahl, einen kleinen Modulationssektor, Edit- oder vielmehr Performance-Situation im cken und Drehen recht gut. Wenn man es nicht Oszillatoren, Filter, Hüllkurvengeneratoren und Handumdrehen auch vorbereitet wäre. Prima. mit Parametern zu tun hat, die vieeel Finger- natürlich Output. Über den vier letztgenannten Mitgedacht. spitzengefühl benötigen. Zum Beispiel beim Sektionen prangt jeweils ein wirklich fetter Auch die Frage: „Wie sehe ich, wo ich bin und Fine-Tuning der Oszillatoren oder dem Einstel- Regler im stylishen -Design mit wie komme ich da weg“, lag bei den Moogies len der idealen Rechteckwelle. Da braucht man besagtem LED-Kranz drum herum. Aha – ein offenbar lange auf dem Tisch. Der Spieler hat Geduld oder Glück. Denn leider hat man in schöner Mittelweg! Denn das Schöne an analo- die Wahl zwischen drei Poti-Modi, die man glo- North Carolina mit der Auswahl der Potis kein gen Synths der alten Schule war ja das Ein-Poti- bal einstellen kann: Im Pass-Thru-Modus bleibt allzu sicheres Händchen gehabt. Die Dinger ein-Parameter-Prinzip. Das hat man beim Little der Wert des Parameters, dessen Lage man sind ein wenig wackelig. Dafür gibt’s leider Phatty leider nicht durchgehalten – wohl aus durch den hübschen LED-Kranz in etwa abschät- einen Minuspunkt. Zum Glück gibt es noch

08.2006 KEYBOARDS gy

054 keyboards test

einen anderen Weg, gezielt zu seiner Lieblings- hätte Edgar Froese oder Steve Winwood ihr Schalter), Lautstärkeanteil und Verstimmung schwebung zu kommen – aber der ist im vorlie- Instrument weggenommen. Fluffige und krasse (Freq.). genden Handbuch eigenartigerweise (noch) Bässe, weiche und schräge Leads, Laser- Authentisches Quietschen für amtliche Seven- nicht dokumentiert – den nehmen wir später Gezappel, Analog-Drums und allerhand krankes ties-Solos stellen Sie bitte mit GLIDE ein, wenn- dran. Zeug – letzteres auch, weil der Little Phatty gleich man spontan die Glide-Rate mit dem Dinge drauf hat, die sein Urahn nicht konnte. direkt neben dem Taster angeordneten Regler Der Phatty ist ein Moog-Konzentrat, keine für Fine-Tune verwechselt. Schwamm drüber: Moog Forever! Frage! Zweimal daneben gegriffen und man hat Kommen wir endlich zu dem Teil, der alle Schau’n wir uns also mal an, womit der kapiert, dass der Taster für Glide-Rate mitten im interessiert. THE SOUND! Und tatsächlich: Da Little Phatty das Kunststück vollbringt, wie ein Bedienfeld ist. Übrigens greift der Glide-Effekt präsentiert sich der Little Phatty auf den Minimoog zu klingen und gleichzeitig auch ein auch, wenn man die Oktavlage der Tastatur ersten Blick absolut makellos. Das ist ein bisschen wie ein großer Modularer aus demsel- über die Octave-down/up-Taster links ändert – Moog, keine Frage! Luft anhalten, durchsteppen: ben Hause. Der Übersichtlichkeit halber fangen solche Details machen Spaß! Unter den 100 Presets, die vom User jederzeit wir damit mal nicht ganz links an, sondern bei Der Hammer für Moog-Connaisseure ist aber editiert und überschrieben werden können, ist den Oszillatoren. Die sind aus echtem Fleisch die Tatsache, dass die Oszillatoren nicht nur das so ziemlich alles dabei, was den Minimoog und Blut, also analog, und lassen sich syncen übliche Menü Sägezahn, Dreieck, Puls und groß und Generationen kopflos gemacht hat: (das konnte der Mini nicht). Eingestellt werden etwas Mischgemüse anbieten, sondern alle stu- Irgendwie hat man immer das Gefühl, man können Oktavlage (leider nur über einen Step- fenlosen Übergänge dazwischen. Die Grund-

Tech-Talk: Interview mit Steve Dunnington, Moog Music

Nicht überall, wo „analog“ draufsteht, wurde komplett auf digitale Da sind definitiv Bobs Schaltungen drin. Wir haben bereits 2004 begon- Zugaben verzichtet – das ist auch beim Little Phatty nicht anders. Steve nen, uns über den Synth Gedanken zu machen und die Spezifikationen Dunnington, Produktentwickler bei Moog Music, erklärt, warum der gemeinsam erarbeitet. Außerdem hat er das Pflichtenheft erstellt, nach neueste Spross aus dem Traditionshaus trotzdem ein echter Prodigy- dem dann Axel Hartmann das Layout des Little Phatty erarbeitet hat. Erbe ist. Ich bin sicher, dass Bob mit dem Ergebnis zufrieden gewesen wäre. Als Steve, wie analog ist der Little Phatty? wir es sahen, fiel uns allen der Unterkiefer runter – es ist sowohl klas- Der Signalweg, also VCO, VCF und VCA, ist komplett analog – wie auch sisch als auch modern. einige Modulationsaspekte, also Hüllkurve, Modulationsbus, Glide- Habt ihr noch weitere Moog-Synthesizer in der Pipeline? Viel- Effekt. Der LFO ist digital. leicht einen „Poly-Phatty“? Die Hüllkurven sind auch analog? Im Vergleich zum Minimoog, Kann ich noch nicht sagen. Abwarten! Es wird aber möglich sein, meh- wo sie bei jedem Ton ein wenig anders klangen, wirken sie auf rere Little Phattys per MIDI zu kombinieren, um ein polyfones Instru- mich etwas statisch. ment zu bekommen. Sie basieren auf dem EGR-Design des Voyager – sie sind analog, aber Wird es denn außer der Bob Moog Tribute-Edition noch eine stabil. Ich wette aber, dass die Minimoog-Hüllkurven nicht konstruiert andere Version geben? wurden, um so zu klingen, wie du es beschrieben hast. Ein guter Teil Wir planen eine „Stage Edition“, aber über Spezifikationen und Preise des „organischen“ Sounds des Mini ist dem „Rollen“ der Oszillatoren zu kann ich noch nichts sagen. verdanken, also dem subtilen Drift ihrer relativen Stimmung. Auch das kann zu einem von Ton zu Ton subtil unterschiedlichen Klang beitragen. Wir glauben, dass der Little Phatty durch seine analogen Oszillatoren und die Bewegung, die sie dem Sound mitgeben, sehr organisch klingt – wie auch durch den analogen Signalweg und die Overload-Schaltung. Apropos: Kannst du uns etwas über das Filter erzählen? Klar. Es handelt sich um eine aktualisierte Version des Minimoog-Filters – dieselbe, die auch im Voyager zum Einsatz kam. Wie auch beim Voyager beginnt das Filter leicht zu clippen, wenn man die Mixer-Level auf Werte über „5“ einstellt. Die „Overload“-Schaltung fügt diesem Effekt noch Overdrive und etwas Post-Filter-Clipping hinzu. Der Little Phatty hat keine Endlos-Drehregler. Sind die Potis auch analog? Ja. Die einzelnen Parameter werden zwar mit einer Genauigkeit von 12 Bit gespeichert, was für musikalische Anwendungen aber mehr als ausreichend sein sollte. Wenn man den gespeicherten Sound aufruft, werden die Werte digital übergeben – aber sobald man anfängt, mit den Potis zu spielen, werden sie direkt mit den analogen Schaltungen verbunden – daher der Name „Realtime Analog Control“ (RAC). Das Entwickler-Team des Moog Little Phatty (v.l.n.r.): Steve Dunnington, Wie viel Bob Moog steckt eigentlich in dem Instrument? Mike Adams (CEO), Mike Peio und Bob Moogs Nachfolger Cyril Lance.

KEYBOARDS 08.2006 gy

055

wellenformen des Phatty bieten dem Filter Baustein böse anfasst – sofern die Wellenform und Verstärker jeweils eine eigene Hüllkurve reichlich Angriffsfläche und haben vor allem genug Angriffspunkte liefert. 50% Rechteck ist mit ADSR-Verlauf zur Verfügung. In den gehörig Druck – und dies von tiefsten Bässen diesbezüglich aus Teflon – richtig, ist ja, wenn „beweglichen Phasen“ bieten beide Zeiten zwi- bis in höchsten Register. man so will, schon eine bis zum Anschlag schen einer Millisekunde und zehn Sekunden – „geclippte“ Wellenform. Aber der Sägezahn das sollte für Episches wie auch für Clubbiges lässt es richtig kreischen. In niedriger Dosierung reichen. Was ich hier vermisst hätte, wäre die Eine Klasse für sich gibt die Verzerrung dem Ton eine zusätzliche Möglichkeit, zum Beispiel beide Attack-Phasen Da wären wir auch schon bei dem wohl Hand voll „Wärme“ mit, mittlere Einstellungen gleichzeitig mit dem Poti einzustellen. Aber das berühmtesten Merkmal eines Moog , erinnern an die Stimme von Joe Cocker nach sind Kinkerlitzchen. das auch beim Little Phatty das Sahnehäubchen einem Eimer Jim Beam – und bei hohen Werten darstellt: das Filter. Hier hat man bei Moog und hoher Resonanz liegen die Ergebnisse zwi- Music nicht lange gefackelt und nichts weniger schen Brat-Gitarre und schneidenden Prophet- Und jetzt alle durcheinander als Bob Moogs Vermächtnis an den musika- 5-Sync-Sounds – fett und mit viel Eigenleben. Lassen wir also die Output-Sektion mit Lautstärke- lischen Teil der Menschheit implementiert: Das Keine Frage: Hier liegt der Zauberkasten für alle, regler, Output On/Off-Schalter und Kopfhörer- patentierte „Ladder“-Filter, das auch dem die dem Mann am Mischpult mal eben den ausgang aus und gehen gleich zu dem Bereich, Minimoog seinen berühmten Schmelz verliehen Kopfhörer von den Ohren fegen möchten. den ich zu Beginn überschlagen hatte: Den- hat. Kurz und knapp: Saugut! Fette Tiefen, seidige Die Filtersektion hatte bei unserem Testgerät jenigen, der mit „Modulation“ erschöpfend Höhen – Gänsehaut-proof! Das Verhalten dieses allerdings auch ihre Schattenseiten. So blieben beschrieben ist. Hier ist eine weitere Bastel- Filters ist so, wie man es sich von vielen Soft- schnelle, hüllkurvengesteuerte Zapp-Filter- kiste für Analog-Fans. ware-Emulationen immer gewünscht hat: viel sweeps (Stichwort: Kraftwerk’sche Percussion- Dreh- und Angelpunkt ist ein Vier-Wellenform- Flow, ultra-organisch und vor allen Dingen viel, Sounds) über den gesamten Frequenzbereich – LFO, der Frequenzen von 0,2 bis 500 Hz viel Kitt zwischen den Obertönen! Die Resonanz seltsam kraftlos. Es schmatze, aber es zwit- abdeckt. Seine Zielkoordinaten bekommt er zwitschert lieblich und liefert bei mittleren scherte nicht. Und selbst mancher selbst- über einen Destination-Umschalter, der den Werten und langsamem Sweep eine unschlag- geschraubte Basssound, der sich ähnlicher Hüll- Niederfrequenzoszillator wahlweise an Filter, bare Oberton-Orgel. kurvenverläufe bedient, geht zwar tief in den Tonhöhe, Wellenform und der Frequenz von Der Kracher – neben den üblichen Parametern Keller, blieb aber matt und seltsam mumpfig. Oszillator zwei rütteln lassen kann. wie KB- und EGR-Amount (übrigens bipolar, Was ist da los? Sicher, das bedeutet nicht, dass Wie beim Minimoog greift der Effekt auch hier d. h. mit positiver und negativer Einwirkung) – mit der Filter-Hüllkurve nichts anzufangen wäre: nur, wenn man das Modulationsrad aufdreht, ist aber der geheimnisvolle Parameter „Overload“. Die weithin bekannten Moog-Sounds lassen und zwar bei Vollanschlag desselben nur bis Bereits höhere Pegel der Oszillatoren fahren das sich durchaus aus dem Instrument kitzeln, denn zu einer Stärke, die man per Amount festlegt. Signal am Filtereingang in die Sättigung – auch es gibt auch hier natürlich einen Trick. Trotzdem Diese Art der Steuerung mutet heute, in Zei- das ist ein Markenzeichen für den fetten Moog- ist der Befund etwas unbefriedigend. ten von Modulationsmatritzen von der Größe Sound. Mittels Overload erreicht man aber Bevor wir aber zum versprochenen Workaround kleiner Einfamilienhäuser, ein wenig mittel- zusätzlich eine Übersteuerung des Filters, die kommen, noch ein kurzer Blick auf die verblei- alterlich an, ist aber sehr musikalisch einsetz- sowohl das Signal vor als auch hinter diesem bende Hüllkurvensektion. Hier steht für Filter bar.

Performance. Proven. Der Einstieg in die Shure-Welt. Bühnenerprobte Drahtlos- Systeme vom Hersteller legendärer Live-Mikrofone.

Shure Distribution GmbH • Wannenäckerstr. 28 • D-74078 Heilbronn Telefon 071 31 / 72 14-100 • Fax 0 71 31 / 72 14-101 E-mail: [email protected] • www.shure.de gy

056 keyboards test

Nicht nur optisch eine Wucht, auch die Handhabung des Moog Little Phatty gestaltet sich komfortabel und übersichtlich.

Vor allem die Modulation der Filterfrequenz auf verlieren, denn selbst komplexe Modulation- aber immer auch nur den Ausschnitt, den ihre diesem Wege macht Spaß: bis 500 Hz Spitze – Sounds lassen sich gerade dank dieser kleinen jeweilige Parameterauflösung zu bieten in der das ist voll im Audiobereich, und entsprechend Einschränkung in einer Livesituation schnell und Lage ist. krank hören sich die Modulationen an. Hier schnörkellos handhaben. War’s das? Noch nicht ganz. Ein paar Juwelen zeigt sich der Unterschied zwischen Analog- hat der Little Phatty noch unter dem geschwun- und Digitaltechnik: Die Resultate dieses Modu- genen Deckel. Zugang zu ihnen findet man über lationsrezepts klingen immer lebendig, beweg- Hilfe von außen das so genannte „Interface Panel“ – jenen Block lich und herrlich saftig – ein Genuss. Allein Wer mehr Modulationspower haben möchte, ganz links, der auch die Oktavwahltaster zum schon die Modulation der Wellenform: Es ähnelt sollte sich mal den Control-Pro- Verschieben des Tastaturbereichs und den Pre- im Prinzip der Pulsweitenmodulation und er- cessor CP-251 anschauen: Ein externer LFO mit set-Wählknopf enthält. Über das kleine Display zeugt herrlich fette, schwebende Grundsounds. einer ganzen Menge analogem Zeug drum- kann man die üblichen Brot-und-Butter-Aufga- Hohe LFO-Rates sind dann wieder für Speziali- herum. Damit lässt sich der Phatty kräftig auf- ben erledigen, also Soundprogramme wählen sten: Wunderbare angeschredderte und harsche hübschen, denn neben den üblichen MIDI- (am Value-Knopf drehen), mit Namen verse- Sounds entstehen – was man aber noch ein Anschlüssen und einem Audioeingang bietet hen, MIDI-Funktionen kontrollieren – und Hand wenig weitertreiben kann, denn als Modula- das Instrument eine Reihe von Ins, bei denen der an einen so genannter Master-Mode legen. tionsquelle können natürlich auch Oszillator 2 Tester ein wenig sentimental wurde: Kein USB (!), Dahinter verbergen sich einige Funktionen, die und die Filterhüllkurve eingesetzt werden. dafür CV/Gate für die Spannungssteuerung sich global, also für den gesamten Phatty inklu- Ersteres lässt einen bei entsprechenden Einstel- durch ein externes analoges Keyboard (voraus- sive aller Sounds, aktivieren lassen. Neben Ein- lungen schnell wieder an den Teufel glauben, gesetzt, Polarität und Spannungscharakteristik stellung des Poti-Arbeitsmodus’ (s. o.), MIDI- letzteres ist – vor allem, wenn der ADSR auf die passen) sowie Steuerspannungs-Eingänge (CV) Kanal sowie Trigger- und Note-Priority-Einstel- Oszillatorwellenformen geroutet wird – ein ste- für Pitch (Tonhöhe) und Filter-Eckfrequenz. lungen, die bei einem Mono-Synth klären, ter Quell des Glücks für Aufmerksamkeit hei- Ein ausdrückliches Lob soll hier auch nicht feh- welche der vielen gespielten Noten denn nun schende Solisten. Schade nur, dass sich die Wel- len: Durch die hohe Parameterauflösung las- erklingen soll, gehören dazu auch ein paar sehr lenform-Parameter der beiden Oszillatoren sen sich einmal gespeicherte Filter-FM-Sounds interessante Gimmicks. nicht unabhängig ansteuern lassen. nahezu unverändert wieder aus dem Daten- Immerhin kann man auf ähnlichem Wege auch parkplatz holen. Das ist nicht selbstverständ- den Filter doch noch lecker schmatzen lassen: Fil- lich: Bei dem drastischen Einfluss, den selbst Das Schatzkästchen terhüllkurve auf Cutoff routen, Amount voll auf- geringe Frequenzänderungen auf das Ergebnis Zum Beispiel sogenannte Performance-Sets, mit drehen (also verdoppeln) – fertig. Leider steht der haben, müssen andere Analog-Synths hier deren Hilfe man die Soundprogramme des Modulation-Bus dann für andere Gimmicks nicht schon mal passen. Virtuelle, die bei derart Instruments in einer bestimmten Reihenfolge mehr zur Verfügung, denn es lässt sich immer nur komplexen Modulationen meist auch klanglich abrufen kann. Oder ein „Precision Mode“, der ein Routing festlegen. Aber hier sollte man nicht die weiße Fahne hissen müssen, mögen da nach Drücken des jeweiligen Parameterknopfes das Konzept „Performance Synth“ aus den Augen reproduzierbarere Ergebnisse liefern, dafür das wirklich feinfühlige Editieren seines Wertes

KEYBOARDS 08.2006 gy

057

erlaubt. So sind via Value-Encoder auch feinste Schwebungsnuancen doch noch sicher einzu- stellen – sehr hilfreich in Anbetracht der doch etwas grob arbeitenden Potis, die man auf die- ser Menüseite über die Zehnerschritte tanzen sehen kann. Im Handbuch, das dem Testgerät (Version 1.02) beilag, ist dieser Menüpunkt übri- gens nicht erwähnt – wie übrigens auch ein weiterer, mit dem man den Tune-Knopf blockie- ren kann. Ein gutes Zeichen: Moog arbeitet an dem Gerät weiter. Nächstes Highlight: Eine Seite, über die man den Filtercharakter ändern kann: Tatsächlich besteht hier die Möglichkeit, zwischen einem 1-, 2-, 3- und 4-Pol-Filter zu wählen (übersetzt bedeutet das: 6, 12, 18 bzw. Moog-typische Die Bearbeitung von externen Signalen ist dank der Sound-Inputs mit dem Little Phatty möglich. Weitere Besonderheiten sind die Eingänge für analoge Steuersignale.

Form follows function: Interview mit Instrumentendesigner Axel Hartmann

Die schöne Schale des Little Phatty hat sich kein gerin- lich zwei völlig unterschiedliche Welten und ergänzen sich gerer ausgedacht als Axel Hartmann, mit seiner Firma ganz prima. Moog hat ja kein „Blender“-Design und mit DesignBox seit Jahren Hofschneider bei einigen nam- seinen Instrumenten eine ganz eigene, technische Ästhe- haften Instrumentenbauern wie Access, Celemony und tik geboren, die auch schon einige Nachahmer gefunden E-MU. Mit KEYBOARDS sprach er ein wenig aus dem hat. Nähkästchen über die Geburtswehen des Little Phatty – Welche Freiheiten hattest du? und über Moog Music nach dem Tod des Synthesizer- Es gab ein Pflichtenheft, aus dem etwa Anzahl und Auf- pioniers Bob Moog. bau der Module und Regler, Tastaturumfang etc. hervor- Axel, wie bist du zu dem Projekt gekommen? gingen. Beispielsweise war ein steil stehendes Panel Auf der Winter-NAMM 2005 erzählte mir Bob, dass er gewünscht – allerdings ohne die vom Minimoog oder einen neuen, erschwinglichen Synthesizer im Auge Voyager bekannte Klappmöglichkeit, weil diese einfach hatte und fragte, ob ich Lust hätte, dazu das Design zu zu teuer gewesen wäre. Wir mussten die erheblichen machen. Ich hatte ja schon an den vorherigen Moog- Restriktionen, die sich durch den angestrebten Einstands- Modellen Hand anlegen dürfen, und im Laufe der Jahre war eine sehr preis ergeben, im Auge behalten. In diesem recht klar abgesteckten freundschaftliche Beziehung entstanden. Spielraum konnte ich mich dann aber sehr frei bewegen. Die Idee, dass Wie hast du die Zusammenarbeit erlebt? nur ein Poti pro Baugruppe zum Einsatz kommt, ist allerdings erst im Die war fantastisch. Bob war genau der intelligente, humorvolle, über- Entwicklungsprozess entstanden. aus freundliche Mensch, als den ihn auch viele andere immer wieder Gab es eigentlich mehrere Entwürfe? beschreiben, die das Glück hatten, ihn zu kennen. Er hatte das Händ- Ja, ich habe vier Designs ausgearbeitet. Trotzdem war es mal wieder so, chen, auch ebensolche Leute um sich zu scharen. Alle Personen, mit dass der erste Entwurf am Ende der Sieger war. Im Design ist es irgend- denen ich bei der Entwicklung des Little Phatty zu tun hatte, waren von wie ähnlich wie beim Musikmachen: The first take is the best take, diesem Geist beseelt. Bobs direkter Nachfolger Cyril Lance war mein auch wenn’s hier und da noch ein bisschen Schmutz hat. Es war genau Hauptansprechpartner. Er hat eine sehr ähnliche Ausbildung wie Bob die richtige Mischung aus Retro und Future, aus Ergonomie und Form. und denkt in ähnlichen Bahnen. Seine Herangehensweise an die tech- Wer hat sich eigentlich den Namen ausgedacht? nischen Herausforderungen in der Analogtechnik sind daher ganz ver- Ich glaube, das war Bob selbst. Es gibt da so eine Geschichte mit einem gleichbar mit denen Bobs ... langen Abend und ein paar Gläsern Wein. Irgendwann kam dann dieser Gab es für das Design irgendwelche Vorgaben? Name zwischen Bob und Mike (Adams, Präsident von Moog Music) auf. Bob wollte, dass der Little Phatty ein echter Moog werden soll. Es war Little Phatty – im superbreiten Südstaaten-Slang klingt das „liddl fäädhi“ – ihm sehr wichtig, dass das Instrument nicht nur erschwinglich, sondern ist ein Kosename für freche, kleine Jungs. wertig und seriös und mit einem zeitgemäßen, ernsthaften Design Du machst selbst Musik. Was hältst du von dem Instrument – daherkommt. Bob legte sehr hohen Wert auf Beständigkeit und echte Hand aufs Herz? Materialien. Das User-Interface sollte selbsterklärend sein – wie bei Der Synthesizer klingt fantastisch! Er liegt sehr gut in der Hand, man findet allen Moog-Produkten. die Funktion, die man gerade möchte, und er hat eine Qualität, die nur Also ist das leicht abgedrehte Design kein Zugeständnis an die wenige programmierbare Synthesizer aufweisen. Die Bedienelemente wachsende Konkurrenz der Softsynths mit ihren oft schreienden sind nicht zu eng gestreut und man hat Platz zum Arbeiten – und jede Skins? Reglerbewegung belohnt einen mit einem merklichen Klangergebnis. Er Nein, das denke ich nicht. Ein Moog-Synthesizer muss mit nichts gleich- ist so, wie ein Synthesizer sein sollte. Außerdem ist er bezahlbar – und ziehen, was man nicht anfassen kann. Hard- und Softsynths sind wirk- sicher eine Investition, die man nicht nach kurzer Zeit bereut.

08.2006 KEYBOARDS gy

058 keyboards test

24 dB/Oktave). Vereinfacht gesagt packt ein Umso trauriger, dass dieses Feature sich nur Ein paar Kleinigkeiten Filter umso stärker zu, je mehr Pole er sein global nutzen lässt. D. h. einmal eingestellt Aber wer gut klingt, darf das, oder? Die schiere Eigen nennt. Oberheim-Synths verdanken ihren wirkt es sich auf alle Sounds aus. Gleiches gilt Begeisterung, die der kleine Dicke mit seinem im Vergleich zum Moog-Filter etwas weicheren für die Abschaltung der Release-Phase und – bloßen Sound entfesselt, wurde bezüglich klei- Sound auch einer Filtersteilheit von 12 dB/ hier kommt der Tester wirklich ins Staunen – für ner Details doch ein wenig getrübt – und zwar Oktave, der mehr Obertöne „durchlässt“ als die Einstellung der Anschlagempfindlichkeit des durch Nebengeräusche. Ein gewisses Grund- einer, der mit 24 dB/Oktave arbeitet. Rolands Filters. Richtig gelesen: Die Tastatur des Little rauschen darf man bei analogen Instrumenten TB-303 sagt man eine Filtersteilheit von 18dB/ Phatty gibt Velocity-Informationen aus, die sich sicher akzeptieren, allerdings geizt der Little Oktave nach. Bemerkenswert beim Little Phatty auf das Filter routen lassen – und zwar in glei- Phatty auch etwas mit dem Ausgangspegel. ist aber, dass der Grundcharakter des Filters beim cher Stärke für alle Sounds des Instruments. Außerdem summt der Little Phatty dann, wenn Umschalten der Filterpolarität im Wesentlichen Was für das Solo nützlich sein kann, muss dem er eigentlich stumm sein sollte, ein leises eige- erhalten bleibt: Weniger Pole geben hellere Bass aber noch lange nicht gut stehen. Und nes Liedchen: Bei geschlossenem Filter (kein Klänge – am Fettgehalt, der Breite des Sounds sorgfältig eingefummelte FM-Sounds kann man Oszillatorsignal kommt durch) werden Sie ein und der Musikalität der Modulationen ändert gleich vergessen. Es sei denn, man wühlt sich sehr leises hochfrequentes Rauschen verneh- das erstaunlicherweise wenig, Erinnerungen an jedes Mal ins Master-Menü und passt den Para- men. Ähnliches kennt man von anderen analo- Oberheim-Synths oder die TB-303 kamen bei meter an. Schön, dass es diese Möglichkeit gibt – gen Geräten und auch vom großen Bruder mir nicht auf. Trotzdem für den einen oder aber das hätte man eigentlich schlauer lösen Voyager. Diese Nebengeräusche sind bei nor- anderen sicher eine spaßige Sache. können. maler Anwendung in aller Regel nicht zu ver-

Alter Adel

Der Little Phatty kommt trotz seines etwas proletarischen Namens aus gutem Hause. Er entstammt quasi einer Art Königsgeschlecht: der Fami- lie derer zu Moog, ganz alter Adel – war ihr Stammvater Bob Moog doch einer der Ersten, denen es gelang, Synthesizer salonfähig zu machen. Heute etwas in Vergessenheit geraten ist, dass Mr. Moog nicht nur den klassischen Synthesizer schlechthin, den Minimoog, gebaut hat. Denn dieses Teil war letztlich nur eine Art Taschenversion der gigantischen Moog-„Telefonschränke“, die man sich als Normalsterblicher nicht leis- ten konnte: Um Kisten wie einen 3C oder Moog 55 spielen zu dürfen, musste man schon Florian Fricke, Edgar Froese oder Keith Emerson heißen, legte man für diese Wahnsinns-Cabinets doch den Gegenwert eines schicken Autos auf den Tresen. Trotzdem ist heute kaum nachzuvollziehen, welches Risiko die Markteinführung des Taschenwummerers Minimoog damals darstellte: Ende der 60er waren Synthesizer in Rockerkreisen völlig unbekannt – und kaum ein Musik- laden traute sich, diese eigenartig blubbernden Teile ins Schaufenster zu stellen. Es dauerte eine Weile, bis das Ding salonfähig wurde – und Zwei Mega-Erfolge aus dem Hause Moog: der Minimoog und sein klei- ner Bruder Prodigy, der auf Grund seines geringen Preises für viele der Bob Moog und Keith Emerson am Moog Modularsystem Einstieg in die elektronische Musik war.

es brauchte begnadete Verkäufer, die innovative Musiker auf offener Bühne anfixten. Eigentlich kein Wunder. Denn natürlich war auch der Minimoog als Billigversion der großen Kabelwände für viele Musiker außerhalb der finanziellen Reichweite. Noch 1980, zu Zeiten seiner Götterdämmerung, musste man rund 3.000 harte Mark zum Händler tragen, um den klei- nen Volltöner in die Arme schließen zu dürfen. So brachte Moog schon zu Zeiten, in denen sein Mini noch fest im Sattel saß, einen kleinen Bruder auf den Markt, der auf den Namen Prodigy („Wunder“) hörte. Das Wunder bestand tatsächlich vor allem im Preis: Das Synthesizerstudio Bonn wollte für das Ding 1980 gerade mal 865 Märker haben – inklusive Umbau, der den Anschluss eines Analogsequenzers erlaubte. Für wie viele dieses Teil der Einstieg in die Elektromusik war, lässt sich heute nicht mehr zählen.Technisch gesehen war der Prodigy eine arg

KEYBOARDS 08.2006 gy

059

nehmen, stören also im musikalischen Sinne Ist ein Solo ohne Aftertouch heute noch denk- ren Dingen arbeitet man bei Moog offensicht- nicht. Schön sind sie aber auch nicht. bar? Jammerschade. lich (hoffentlich) noch. Analoge Instrumente sind gerade für ihre klei- Aber wenn es darum geht, vor der Bühne die nen Unregelmäßigkeiten bekannt und beliebt. Sonne aufgehen zu lassen, drückt der Little Allerdings zeigten sich kleine Abweichungen Fazit Phatty digitale Konkurrenten immer noch zur im Oktavabgleich der Oszillatoren: Schwebun- Also: Der Little Phatty klingt im Prinzip so, wie Seite. Und die Beschränkung auf das Wesent- gen drifteten bei wenigen Tönen je nach Oktav- man es von einem Moog erwartet. Fette Bässe, liche: Geht völlig okay – wenn irgendwo lage etwas stärker als normal auseinander, Raubtier-Syncs, FM-Lärm, satte Solosounds, so „100% analog“ draufsteht, darf man eben was vermutlich speziell an unserem Testgerät weich, dass man sich reinsetzen möchte – alles keine chirurgisch präzise arbeitende Sample- gelegen hat (normalerweise ist der Abgleich das ist drin. Vor dem Phatty ziehen einem Wundertüte erwarten. ab Werk tiptop) – in Ermangelung eines weite- innerhalb weniger Stunden locker etwa 70% Der neue, kleine Moog bietet vom Konzept her ren Geräts konnten wir dies aber nicht nach- der Geschichte der populären und elektroni- genau das, was man braucht, um sich musika- prüfen. schen Musik an den Ohren vorbei. lisch Gehör zu verschaffen. ↵ Aber machen wir den Sack mit meinem letzten Klar: Einige der genannten Kritikpunkte lassen Kritikpunkt zu: Die Tastatur kann kein After- sich nicht wegdiskutieren. Mit einigen der touch! Und laut MIDI-Implementierung nimmt oben genannten Probleme wird man bei ana- der Phatty dieses enorm wichtige Ausdrucks- logen Geräten wohl leben müssen: Das war mittel nicht einmal von externen Keyboards an. immer so und gehört vielleicht dazu. An ande-

abgespeckte Version des großen Bruders (wer experimentieren wollte, auf sehr humane und direkte Weise durchkneten konnte – für viele ist kaufte sich einen Korg MS-20): zwei Oszillatoren, Filter, zwei ADS-Hüll- das Teil, das inzwischen auf allen wichtigen Bühnen gespottet wurde, kurven, ein LFO. Immerhin: Der kleine Bruder konnte Oszillator-Sync der wahre Nachfolger des einzig wahren Solosynths aller Zeiten und den typischen Moog-Sound raustun, hatte 16 Knöpfe, zehn Schal- (obwohl der Gebrauchtmarktpreis des Oldie-Minis von der Geburt des ter und steckte in einer ultrastylishen Holzverkleidung. Auch an der Nachfolgers nicht spürbar beeinträchtigt wurde – in der Tat dürfte es Benutzerschnittstelle hatte man gearbeitet. Der heute kultige Prospekt kaum einen Synth gegeben haben, dessen einzelne Exemplare über teilt mit: „Die legendäre Gewissenhaftigkeit von Moog geht sogar so die Generationen von so vielen verschiedenen Musikern gespielt wur- weit, dass eigene Reglerknöpfe entwickelt wurden, EZ-See genannt. den). Original-Filter mit Gänsehaut-Garantie und Oszillatoren, die trotz Damit sieht der Musiker praktisch aus jedem Blickwinkel genau, in aller Gimmicks wie stufenlos durchstimmbarer Wellenformen das welcher Position sie gerade stehen. Alle Regler und Tricks dieser Welt schöne Tönen nicht verlernt haben. Und Knöpfe für (fast) alles. nutzen Ihnen nichts, wenn sie nicht griffgünstig liegen und wenn sie Was fehlte noch? Genau: ein Voyager-Pendant, das auch du und ich keine echte musikalische Funktion haben.“ Genau! Auch KEYBOARDS- sich leisten können. Den Moog for the Masses. Ein kleiner Bruder. Ein Chef Gerald Dellmann, damals noch einfacher Keyboard-Tester beim Prodigy der Neuzeit. Und genau den hat Bob Moog bei Moog Music Fachblatt Musik Magazin, resümierte im Juni 1980 ergriffen: „Es ist noch auf den Weg gebracht, bevor er sich seiner schweren Krankheit eigentlich alles das möglich, was beim großen Bruder Minimoog gut stellen musste, die uns letztlich mit seinen Instrumenten allein ließ. geklungen hat. Der klingt in allen Bereichen satt und Aber der Kreis ist geschlossen. Und das Lebenswerk rund. In jeder Hin- voll.“ Daher ist er auch heute noch eine Alternative für alle, die auf sicht. Rund und fett. dem Gebrauchtmarkt keinen Mini mehr bekommen können. Mehr über Bob Moog und die Firmengeschichte lesen Sie in der Moog- Schon wenige Jahre nach dem Erscheinen des Prodigy sollte sich der Story von Mark Vail in KEYBOARDS 01/05. Synthesizermarkt drastisch ändern. Zunächst bestimmten polyfone Instrumente das Feld. Und mit dem nächsten Entwicklungsschub – der Winter-NAMM-Show 2004: Dr. präsentiert anlässlich des perfekte Synthesizer sollte von nun an digital sein – schien der mono- 50jährigen Firmenjubiläums den Anniversary. fone Solosynth beinahe in Vergessenheit zu geraten. Dennoch, etwas hatte sich über den digitalen Sturm gerettet: Der Minimoog selbst. Auf dem Gebrauchtmarkt gehandelt wie Beatles- Devotionalien war er der schlagende Beweis dafür, dass Analog-Technik nicht totzukriegen ist. Bob Moog erkannte, dass die Leute nach Jahren der Fron am Data-Entry-Schieber wieder nach wiedererkennbarem Sound hinter echten Knöpfen lechzten. Zeit für eine verrückte Idee. Zeit, ein Risiko einzugehen, die polyfonen – und inzwischen virtuell- analogen – Platzhirsche ausgerechnet mit einem Monosynth anzugrei- fen. Und das Minimoog-Konzept in das neue Jahrtausend zu retten. Heraus kam der Minimoog Voyager, eine ungeheure Bass- und Solo- Schleuder mit allem, was den Minimoog groß gemacht und gehalten hatte: dicker, haariger, brachialer Sound, direkter Zugriff auf alle Para- meter und neue Steuerungsmöglichkeiten, mit denen man den Sound

08.2006 KEYBOARDS