LWL-Museum Für Kunst Und Kultur Münster
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08.11.2019 LWL-Museum für Kunst und Kultur 26.01.2020 Münster In Kooperation mit FOYER RAUM/ ROOM 3 Im Licht Italiens – Turners Reisen in den Süden 07–09 PATIO RAUM/ RAUM/ROOM 1 RAUM/ROOM 2 RAUM/ROOM 4 RAUM/ROOM 5 ROOM 6 Die Anfänge –Turner in seiner Zeit Die Attraktionen der Schweiz – Das Meer – Wind, Wellen, Turner als »moderner« Maler – Visionen – 01–03 Schroffe Felsen, hohe Sturm und Schiffbruch Das Meer im Spätwerk Untergang und Gletscher und liebliche Bergseen 10–11 12–14 Auferstehung 04–06 15–17 EINFÜHRUNGSTEXT Joseph Mallord William Turner (1775 –1851) ist der wohl bedeutendste britische Landschaftsmaler der Romantik. In den sechs Jahrzehnten seiner künst- lerischen Schaffenszeit entstanden rund 1.600 Ge- mälde sowie tausende Aquarelle und hunderte Skizzenbücher, die er dem britischen Staat testa- mentarisch hinterließ und die heute den sogenann- ten Turner Bequest ausmachen. Seine Anfänge liegen in der Royal Academy of Arts, der 1768 gegründeten, ersten akademischen Aus- bildungsstätte für Künstler in Großbritannien. Mit seiner großen zeichnerischen Begabung, seinem Interesse für die Tradition der Landschaftsmalerei und seiner Bekanntschaft mit namhaften Kunst- liebhabern und Mäzenen machte Turner innerhalb weniger Jahre als der vielversprechendste Künstler seiner Generation auf sich aufmerksam. Um die Jahrhundertwende, mit nunmehr 25 Jahren, war Turner ein gemachter Mann, dessen früher Erfolg 1802 mit der Aufnahme als Vollmitglied der Royal Academy gekrönt wurde. Dieser Institution blieb Turner zeitlebens eng verbunden, reichte alljährlich zu den Frühjahrsausstellungen neu entstandene Gemälde ein und übernahm 1808 eine Professur für Perspektive. Die frühe Akzeptanz und Unterstützung von offizieller Seite sowie seine finanzielle Unabhän- gigkeit ermöglichten Turner die Freiheiten, die er sich in seinem Spätwerk ab 1835 nahm. Diese licht- durchfluteten und atmosphärischen Landschaften, in denen die Auflösung der Form sehr weit getrieben ist, wurden von den Zeitgenossen zumeist abgelehnt. Rückblickend stehen sie aber für eine Modernität, mit der sie auf den Impressionismus und künstlerische Strömungen bis ins 20. Jahrhundert hinein vorauszu- weisen scheinen. Die Ausstellung »Turner. Horror and Delight« zeichnet den Werdegang des Künstlers von den Anfängen bis in die 1840er Jahre nach. Dabei setzt sie Schwer- punkte auf Turners Reisen in die Schweiz und nach Italien, die sein Schaffen nachhaltig beeinflussten. Mit dem Meer widmet sie sich ausgiebig einem The- ma, dem sich Turner über Jahrzehnte hinweg immer wieder zuwandte. Nicht zuletzt stellt die Ausstellung Turners Schaffen in den Kontext der Landschafts- malerei, indem sie seine Gemälde Werken von John Robert Cozens, Richard Wilson und John Martin gegenüberstellt. Raum 1: Die Anfänge – RAUM 1 Turner in seiner Zeit Die Jahresausstellung der Royal Academy 0 1 Italienische Landschaften 0 2 (Annual Exhibition) Turner reiste im Jahr 1819 erstmals nach Italien. Die Ausstellungen der Royal Academy fanden all- Der damals 44-Jährige hatte sich aber schon vor- jährlich in den Frühjahrsmonaten statt und zählten her ein Bild von diesem Land und seinen Kunst- meist über tausend Besucher pro Tag. Eine wech- und Kulturschätzen machen können. Es wurde selnde Jury aus Akademiemitgliedern entschied ihm über die Malerei des 16. und 17. Jahrhunderts über die Auswahl, Positionierung und Hängung der und durch seine Zeitgenossen vermittelt. Eine eingereichten Arbeiten. Für einen Schilling konnten besondere Bedeutung hatte der französische Besucher die ausgestellten Werke besichtigen und Landschaftsmaler Claude Lorrain (1600 –1682), erhielten zudem einen Katalog. Eine Besonder- der das Ideal der sonnendurchfluteten, idyllischen heit dieser Ausstellungen stellten die sogenannten Landschaft geprägt hatte. Seine Kompositionen »varnishing days« dar, die Firnis-Tage: Die Künstler waren meist nach einem ähnlichen Bildschema hatten die Gelegenheit, vor Ort den letzten Anstrich aufgebaut: Eine liebliche Seen- oder Flussland- der Bildoberfläche mit einem Firnis vorzunehmen. schaft, mit einer antiken Ruine in der Ferne, Dieser sollte zu einer Vertiefung der farblichen Effekte wird an den Seiten durch hohe Pinien gerahmt, der Malerei führen. Je nach Zeitgeschmack und Vor- während sich im Bildvordergrund Figuren einer lieben des Künstlers wurden für den Firnis gelöste, im biblischen oder mythologischen Szene befinden. trocknenden Zustand Filme bildende Substanzen wie Neben Claude Lorrains gefeierten Bildfindun- Harze, Leime oder Eiklar verwendet. Turner scheint gen konnte sich Turner auch an Aquarellen von sich in den sieben Tagen der »varnishing days« jedoch John Robert Cozens (1752 –1797) orientieren, die häufig nicht auf den Auftrag des Firnisses beschränkt, während dessen Italienreisen von 1776 bis 1783 sondern auch an der Malschicht wesentliche Verän- entstanden waren. Auch in Turners danach entwi- derungen vorgenommen zu haben. ckelten Arbeiten trifft landschaftliche Wirklichkeit auf historisch-fiktives Ideal. RAUM 1 Raum 2: Die Attraktionen der Schweiz – Schroffe Felsen, hohe Gletscher und liebliche Bergseen Turner an der Royal Academy 0 3 Zur Aquarellmalerei bei Turner 0 4 1789, mit gerade einmal 14 Jahren, begann der Turner war seit jungen Jahren daran gewöhnt, junge Turner seine Ausbildung an der Royal Academy seine Umwelt zeichnend aufzunehmen und School of Arts in London. Diese Institution war diese Zeichnungen anschließend farbig auszu- im Jahr 1768 als erste Kunstakademie in England von arbeiten. Diese Angewohnheit behielt er auch 34 Malern, Bildhauern und Architekten gegründet später bei und fertigte erste, oft skizzenhafte worden und stand unter dem Schutz von König Aquarellstudien auf Reisen. Mit ihrer Hilfe führte Georg III. Ihr erster Präsident war der Porträtmaler er im Atelier große, sehr detailreiche Aquarelle Sir Joshua Reynolds. Die Royal Academy bot Künst- aus. Turner maß der Aquarellmalerei große lern – nach Zustimmung einer Jury – die Gelegenheit Bedeutung zu: Durch sie konnte er spezielle zur Präsentation ihrer Werke in jährlich stattfinden- Effekte mit Licht und Farbe erproben, die später den Ausstellungen. Zudem ermöglichte sie jungen auch Einfluss auf die Gestaltung seiner Gemälde Künstlern in England erstmalig eine fundierte künst- haben sollten. Zugleich scheint die Technik lerische Ausbildung. Sie übten sich im Zeichnen des Aquarellierens auch seine Technik der Öl- der menschlichen Figur und besuchten Vorlesungen malerei beeinflusst zu haben und umgekehrt: zur Perspektive. Turner präsentierte bereits ein So baute Turner seine Aquarelle ähnlich auf wie Jahr nach Studienbeginn, 1790, in der Jahresausstel- seine Gemälde, indem er etwa anstelle des üb- lung ein Aquarell und 1796 sein erstes Ölgemälde, lichen weißen Papiers farbiges verwendete oder »Fishermen at Sea«. 1802 erfolgte der »Ritterschlag«, sich für erdige Grundierungen entschied, auf die Aufnahme als Vollmitglied der Royal Academy, denen er vom Dunkeln ins Helle arbeitete wie es der sich Turner – trotz zeitweiliger Unstimmigkeiten – sonst für Ölgemälde typisch ist. Zeit seines Lebens eng verbunden fühlte. RAUM 2 RAUM 2 Die späten Reisen in die Schweiz 0 5 Zum Ausstellungstitel: Horror and Delight 0 6 Schon seit dem 16. Jahrhundert begaben sich Der Titel dieser Ausstellung ist ein Zitat aus junge Adelige auf die Grand Tour durch Frankreich Edmund Burkes Schrift »Philosophische Unter- nach Italien. Die Schweiz gehörte lange nicht suchung über den Ursprung unserer Ideen zum Programm der Reisenden. Erst mit dem Aus- vom Erhabenen und Schönen« (1757), die um bau von Straßen und Wegen um 1800 entwickelte 1800 großen Einfluss auf die Bildenden Künste sich der Tourismus auch in den Alpen. In Luzern hatte. Das sogenannte Erhabene beschreibt – eröffnete 1835 das Hotel Schwanen, in dem auch auf die Natur übertragen – eine unermesslich Turner logierte, und 1837 fuhr das erste Dampf- weite, dunkle und furchteinflößende Landschaft, schiff auf dem Vierwaldstättersee. Der Künstler die den Menschen in Angst und Schrecken besuchte die Zentralschweiz und Luzern zwischen versetzt. Tatsächlich malten Künstler wie 1841 und 1844 jährlich in den Sommermonaten. Philippe-Jacques de Loutherbourg, Claude Joseph Turners besonderes Interesse weckte die Rigi, ein Vernet und auch J. M. W. Turner entsprechende am Vierwaldstättersee gelegenes Bergmassiv, das Naturkatastrophen wie Stürme, Feuersbrünste, er immer wieder bei unterschiedlichen Wetterla- Lawinenabgänge oder Vulkanausbrüche. Sie gen und wechselnden Lichtstimmungen auf beunruhigen den Betrachter einerseits mit ihren das Papier brachte. Weitere Aquarelle halten die Schreckensszenarien. Zugleich realisiert er, malerischen Orte der Region fest. Sie waren dass er sich selbst im Vergleich zum Bildgesche- ursprünglich Teil von Skizzenbüchern, die Turner hen in einer sicheren Situation befindet und auf Reisen mit sich führte. Nach seinem Tod kann den wohligen Schauer genießen, der ihn wurden diese häufig aufgelöst, wodurch auch dabei befällt. Turners Reiserouten nicht mehr lückenlos zu rekonstruieren sind. Raum 3: Im Licht RAUM 3 Italiens – Turners Reisen in den Süden Licht und Farbe 0 7 Turner und Venedig 0 8 »Licht ist also Farbe« konstatierte Turner wäh- Turners erster Aufenthalt in Venedig fiel in das rend einer Vorlesungsreihe zur Perspektive im Jahr 1819. Er kam am 8. September in der Lagunen- Jahr 1807. Diese in der Wissenschaft oft zitierte stadt an und fertigte während der folgenden sechs Feststellung macht deutlich, wie Turner zu diesen Tage rund ein Dutzend Aquarelle und