Waldschutzsituation 2016 in Österreich: Borkenkäferkalamität im Ansteigen Gottfried Steyrer, Thomas L. Cech, Alfred Fürst, Gernot Hoch, Ute Hoyer-Tomiczek, Hannes Krehan, Bernhard Perny

Kurzfassung | Bestimmend für die Waldschutzsituation 2016 waren überdurch - Abstract schnittliche Niederschlagsmengen, auch gepaart mit Unwetterschäden sowie groß - flächige Spätfrostschäden im östlichen Bundesgebiet Ende April. Ein Großteil der Forest health situation 2016 in : further abiotischen Schäden wurde dadurch verursacht. In Summe waren die durch Stürme increase of bark beetle und Schnee verursachten Schadholzmengen rückläufig. Die für die Bäume günstige calamity Niederschlagssituation konnte die im Sommer 2015 angesprungene Borkenkäfer - In 2016, the forest health gradation nicht eindämmen, die Borkenkäferschadholzmenge stieg auf 2,63 Mio. situation was determined Vfm an. Besonders stark nahm der Anteil der Schäden durch den Buchdrucker zu. by above-average rainfall, sometimes combined with Auffällige Schäden wurden durch Schütte bzw. Nadelschädlinge an Lärchenkronen other storm damage. sowie durch den Fichtennestwickler Epinotia tedella an Fichten und verschiedene Extensive late frost Blattpilze an Laubhölzern verursacht. damage at the end of April in the eastern part of Schlüsselworte | Forstschutzsituation, Österreich, abiotische Schäden, Krankheiten, Austria was responsible for Schädlinge a large part of the recorded abiotic damage. The total extent of damage caused by storms and snow declined. The Witterung und Folgen precipitation situation was Die Witterung war 2015 durch über - tagen von Salzburg ostwärts zu Schäden, favourable for the trees but could not contain the durchschnittliche Temperaturen und teil - die Bezirksforstdienste meldeten in der bark beetle gradation, weise extreme Trockenheit gekennzeich - Dokumentation der Waldschädigungs - which had started in net und führte zu hohen direkten und faktoren (DWF) eine Schadensfläche von summer 2015; the amount indirekten Schäden. Die Folgen des Vor - 43.000 ha. Laubhölzer, besonders die of bark beetle damaged jahres und die meteorologische Ent- Rotbuche (Abbildung 2), waren massiv wood rose to 2.63 million wicklung wurden daher 2016 im forst- betroffen. Deren Erscheinungsbild war m³. The share of damage caused by Ips typographus lichen Bereich besonders interessiert ver - vielerorts auch nach dem Neuaustrieb increased sharply. folgt. Ein durchschnittliches Jahr war durch eine sehr starke Fruktifikation Conspicuous damage was auch 2016 wiederum nicht: Laut optisch beeinträchtigt. caused by needle cast or Zentralanstalt für Meteorologie und Geo - Im Unterschied zu 2015 war es 2016 needle pests on larch dynamik (ZAMG) wurde österreichweit feuchter: Die Niederschlagsmengen crowns, by Epinotia tedella on spruce, and by various das viertwärmste Jahr seit Beginn der lagen um 10 % über dem vieljährigen leaf fungi on deciduous Messreihe im Jahr 1767 mit einem Plus Mittel (1981-2010). Markant: Die trees. von 1,0 °C gegenüber dem langjährigen Monate Jänner, Februar, Mai, Juni und Mittel (1981-2010) verzeichnet. Kenn - Juli fielen in den meisten Regionen Keywords | Forest health situation, Austria, abiotic zeichnend war jedoch, dass es keine Österreichs deutlich feuchter aus (Abbil - damage, pests, diseases langen Hitze- und auch kaum längere dung 3). Jedoch waren einige Gebiete sehr kühle Wetterphasen gab. Lediglich (Waldviertel, Burgenland, Oststeiermark, der Mai und der Oktober waren unter - westliches Tirol), die schon 2015 von durchschnittlich temperiert (Abbildung 1). extremer Trockenheit betroffen waren, Spätfröste führten in den letzten April - 2016 wiederum zu trocken.

Forstschutz Aktuell 64 3 Jänner Februar März

April Mai Juni

Juli August September

Oktober November Dezember

Abbildung 1: Monatliche Temperaturabweichungen von Normalwerten (Bezugszeitraum 1981- 2010) im Jahr 2016 (Quelle: ZAMG: Klima-Monatsübersicht SPARTACUS-Daten, verändert. Unter der Lizenz von CC 2.0: https://creativecommons.org/licenses/by-nc/2.0/).

Figure 1: Deviation of monthly temperature from long-term average (reference 1981-2010) in 2016 (Source: Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG): Monthly climate report SPARTACUS-data, modified. Under license of CC 2.0: https://creativecommons.org/ licenses/by-nc/2.0/).

Abbildung 2: Spätfrostschäden an Buche im Salzkammergut, Steiermark, 2016.

Figure 2: Beech damaged by late frost in the Salzkammergut region, Styria, 2016.

4 Forstschutz Aktuell 64 Jänner Februar März

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Oktober November Dezember

Abbildung 3: Monatliche Abweichungen von Niederschlagsnormalwerten (Bezugszeitraum 1981-2010) im Jahr 2016 (Quelle: ZAMG: Klima-Monatsübersicht SPARTACUS-Daten, verändert. Unter der Lizenz von CC 2.0: https://creativecommons.org/licenses/by-nc/2.0/).

Figure 3: Deviation of monthly precipitation from long-term average (reference 1981-2010) in 2016 (Source: Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG): Monthly climate report SPARTACUS-data, modified. Under license of CC 2.0: https://creativecommons.org/ licenses/by-nc/2.0/).

Durch den schneearmen Winter Muren- und Hagelschäden (2000 ha) zu. 2015/16 kam es kaum zu Schneebruch- Die Sturmschäden insgesamt, neben Un - und Lawinenschäden (gesamt 140.000 wettern vor allem durch Föhnstürme ver - Vfm 1). Andererseits nahmen über die ge - ursacht, gingen um rund 40 % gegen - samte Vegetationsperiode hinweg, teil - über 2015 zurück (1,06 Mio. Vfm). Ins - weise sogar schon im Februar beginnend gesamt verursachten abiotische Schad - bis in den Herbst hineinreichend, auf - faktoren 2016 laut der DWF einen Kala - grund zahlreicher Unwetterereignisse mit mitätsholzanfall in der Menge von rund Hagel, Starkregen und Windböen die 1,2 Mio. Vfm.

1 Festmeter im DWF: Die Dokumentation der Waldschädigungsfaktoren erfasst jährlich die wichtigsten Schädlinge, Krankheiten und abiotischen Schädigungsfaktoren in allen Wäldern Österreichs, unabhängig von den Eigentumsart und unabhängig davon, ob infolge der Schädigung eine Kalamitätsnutzung durchgeführt wird. Daher sind Festmeterangaben in der DWF immer auf die gesamte Schädigung bezogen und im Verhältnis zum Vorrat als Vorrats - festmeter angegeben.

Forstschutz Aktuell 64 5 Borkenkäferschäden: Zunehmende und Tannenborkenkäfern stiegen die Bedeutung des Buchdruckers Schadholzmengen ebenfalls beträchtlich Nach den ungünstigen Witterungs- an. Demgegenüber haben sich die Schä - extremen und der Vervielfachung der den durch Kupferstecher ( Pityogenes Borkenkäferschäden im Jahr 2015 stand chalcographus ) beinahe halbiert (365.000 2016 die Entwicklung der Borkenkäfer - Vfm). Dieser hatte 2015 die vorhandenen gradation besonders im Blickfeld der Schnee- und Eisbruchhölzer besser für Forstwirtschaft. Die Niederschläge wirk - den Populationsaufbau nutzen und in ten sich in der ersten Jahreshälfte 2016 weiterer Folge dürregestresste Stangen - (mit Ausnahme des Märzes) positiv auf hölzer und Wipfel von Baumhölzern die Baumvitalität aus, dennoch erhöhte rascher befallen können. sich nach den Ergebnissen der DWF die Die Entwicklung der Borkenkäferschä - Käferholzmenge um 200.000 Vfm auf den verlief in den Bundesländern unter - 2,63 Mio. Vfm und erreicht damit den schiedlich (Abbildung 5): Mit knapp 1,2 dritthöchsten Wert seit den 1950er Mio. Vfm wurde in Niederösterreich bei Abbildung 4: Zeitreihe der Jahren (Abbildung 4). einer Steigerung um 30 % ein Rekord - Schadholzmengen infolge Besonders auffällig war dabei der An - niveau erreicht. Höhere Zu nahmen, je - von Borkenkäferbefall, teil des Buchdruckers ( Ips typographus ): doch bei geringeren Schadholzmengen, Sturm und Schneedruck. Mit 2,2 Mio. Vfm war die Schadens - gab es in Tirol (115.000 Vfm), im Bur - Figure 4: Time series of menge um ein Drittel höher als im Vor - genland (145.000 Vfm) und in Salzburg damage (in million m³) by jahr. Bezirke mit einer Schadensreduktion (110.000 Vfm). Geringere Schadenshöhen bark beetles (red line) as finden sich vor allem in fichtenärmeren wurden aus drei Bundesländern gemel - well as wind and snow Gebieten (Südosten) sowie zum Teil in det: aus Kärnten (331.000 Vfm, ein Minus breakage (green columns). Oberösterreich und Kärnten. Bei Kiefern- von rund 7 %) und aus Oberösterreich

Schadholzmengen durch Sturm, Schnee und Borkenkäferbefall Bun desforschungszentrum für Wald Federald Research für Wald 11 Sturm + Schnee in Mio. Vfm 10 Borkenkäfer in Mio. Vfm

9 Quelle: Dokumentation der Waldschädigungsfaktor en nach Angaben der Bezirksforstinspektionen (und vorangegangene Erhebungen) 8

7

6

5

4

3 2, 88 2, 54 2, 72 2, 63 2, 42 1, 90 2, 07 2 1, 70 1, 50 1, 91 0,75 1 0, 69 0,46 0, 61 0 1 3 5 7 9 1 3 5 7 9 1 3 5 7 9 1 3 9 7 5 3 1 9 7 0 8 6 4 5 6 5 1 1 8 8 8 8 9 9 9 9 9 0 0 0 0 0 1 1 8 7 7 7 7 7 6 6 5 4 4 4 6 - 0 0 9 9 9 9 9 9 9 9 9 0 0 0 0 0 0 0 9 9 9 9 9 9 9 9 9 9 9 9 2 2 2 1 1 1 1 1 1 1 1 1 2 2 2 2 2 2 2 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 5 9 1 Ø

6 Forstschutz Aktuell 64 (343.000 Vfm, Minus 17 %) und der Rüsselkäfers (Hylobius abietis ), wobei die Steier mark (386.000 Vfm, Minus 23 %). Schadensfläche gegenüber 2015 vermut - Wie aus Ergebnissen des Borken- lich wegen der geringeren Aufforstungs - käfermonitorings und aus der Beobach - flächen abnahm. Dennoch bleibt er nach tung der Brutentwicklung in der Praxis wie vor neben dem Wild der bedeutend - zu erkennen war, verlief die Entwicklung ste Schädling in Nadelholzkulturen. Vor beim Buchdrucker im Juli und August allem in den Auwaldgebieten in Nieder- sehr rasch, so dass in Abhängigkeit von und Oberösterreich sowie um Klagenfurt regionalen Unterschieden ab Ende kam es zu einer Zunahme des Schad - August bzw. im September noch ein Flug holzanfalles durch den Großen Pappel - der zweiten Generation zu beobachten bock ( Saperda carcharias ). war. In tieferen Lagen wurde teilweise Ein unerwartet starker Flug von Feld - noch eine dritte Generation angelegt, in maikäfern ( Melolontha melolontha ) fand höheren Lagen haben sich eine bis zwei am Wagram zwischen Krems und Tulln Generationen entwickelt. (Niederösterreich) statt. Zudem wurde Abbildung 5: Schadholz - intensiver, aber meist kleinflächiger Mai - mengen durch Borken - Sonstige Schadinsekten käferflug im Großraum Klagenfurt und käfer in den Bundes - Nach den Meldungen der Forstdienste Oberkärnten, dem Tiroler Unterinntal so - ländern für den Zeitraum stiegen parallel zu den Borkenkäfern wie in Vorarlberg festgestellt. 1988 bis 2016. auch die Schäden durch Kiefernrüssler Auf mehr als 5000 ha kam es in Figure 5: Damage (in (Pissodes spp.) und durch den Blauen Kärnten und angrenzend in der Steier - 1000 m³) by bark beetles Kiefernprachtkäfer ( Phaenops cyanea ) ge - mark zu einer Massenvermehrung des in the Austrian federal ringfügig an. Weiterhin bedeutend war Fichtennestwicklers ( Epinotia tedella ). provinces in the period die Fraßtätigkeit des Großen braunen Der Befall betraf vor allem Altbestände 1988 to 2016.

Borkenkäfer -Schadholzmengen (in 1000 Vfm) Bun desforschungszentrum für Wald Federald Research für Wald 1200 Niederösterreich Oberösterreich Kärnten Steiermark 1100 Salzburg Tirol Vorarlberg Burgenland 1000

Quelle: 900 Dokumentation der Waldschädigungsfaktoren nach Angaben der Bezirksforstinspektionen (und vorausgegangene Erhebungen) 800

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0 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016

Forstschutz Aktuell 64 7 und hier wiederum die Bestandesränder nadelschädlinge, wie Lärchen minier- (Abbildung 6). Der Fraß konzentrierte motte ( Coleophora laricella ), Nadel - sich zumeist auf die Äste des unteren knickläuse ( Adelges spp., Sacchiphantes Kronendrittels der Fichten. Besonders spp.) und Lärchenknospengallmücke Abbildung 6: Von den auffällig waren die Fraßschäden an jun - (Dasineura kellneri ), kam es entlang des Larven des Fichtennest - gen Fichten; Jungwuchs unter stark be - Alpenhauptkammes sowohl inneralpin als wicklers ( Epinotia tedella ) troffenen Fichten erlitt zum Teil völligen auch randalpin. stark befressener unterer Nadelverlust. Eine Befallsfläche wurde Erneut haben die auffälligen Fraß - Kronenbereich von auch aus Niederösterreich gemeldet. schäden durch Gespinstmotten ( Ypono - Fichten am Bestandesrand. Eine Ausweitung des Befallsgebietes der meuta spp.), meist entlang von Fluss - Figure 6: Significant Fichtengespinstblattwespe ( Cephalcia läufen, zugenommen. Laut DWF auf defoliation of lower part of abietis ) wurde in Kärnten und der Steier - etwa 2500 ha trat auch der Buchen- the crown of Norway mark beobachtet. springrüssler ( Rhynchaenus fagi ) mit spruce by larva of Epinotia Zu einer massiven Ausweitung der Be - Schwerpunkt im Süden Kärntens wieder tedella on stand edges. fallsfläche durch verschiedene Lärchen - stärker in Erscheinung. Regional nahmen im Forst und in Christbaumkulturen die Schäden durch Tannentriebläuse und auch durch die Tannen stammlaus ( Dreyfusia spp., Adelges piceae ) zu.

Pilzkrankheiten Das Ende 2015 massive Absterben der Schwarzkiefer in Ostösterreich hat nach dem Sommer 2016 leicht zugenommen, nicht aber im befürchteten Ausmaß. In den 2015 betroffenen Beständen hat sich das Triebsterben auch nicht sehr inten - siviert. Dies war vermutlich auf die für die Schwarzkiefern günstigere Frühjahrs- und Sommerwitterung zurückzuführen. Dagegen hat die Kombination aus Hitze und Trockenheit des Sommers 2015 ein vermehrtes Auftreten der Ruß - rindenkrankheit des Ahorns ( Crypto - stroma corticale ) im Jahr 2016 vor allem im sommerwarmen Osten ausgelöst. Blattbräune trat Ende April bei meh - reren Baumarten auf, die Birkenblatt - bräune ( Asteroma microspermum ) in Vor - arlberg fiel dabei besonders auf. Auf Blättern der Kirsche traten im Früh- sommer Sprühflecken besonders im süd - lichen Waldviertel auf. Lärchenschütten nahmen laut DWF in der Steiermark (Mürz- und Murtal), im nördlichen Kärn - ten und lokal in Tirol stark zu. Ein akuter Befall von Bergahorn durch Phytophthora syringae (Abbildung 7) wurde in einem Bestand in Niederöster -

8 Forstschutz Aktuell 64 reich und ein weiterer Befall eines Spitz - ahornbestandes durch Phytophthora plurivora im Wiener Raum diagnostiziert. Auffallend, jedoch mit der heiß-trocke - nen Witterung des Jahres 2015 als Schwächungsfaktor durchaus plausibel erklärbar, war der vor allem in der Nord - hälfte des Bundesgebietes beobachtete Anstieg des Hallimasch-Be falles ( Armil - laria sp.). Die Intensität des Eschentriebsterbens (Hymenoscyphus fraxineus ) hat in Öster - reich laut Meldungen der Forstdienste gegenüber 2015 etwas zugenommen. Dies spiegelt sich auch in Eschen-Moni - toringflächen in Niederösterreich wider. Auf diesen wurde bei etwa einem Drittel der Flächen ein geringer Anstieg, bei zwei Drittel der Flächen allerdings deut - liche Rückgänge in der Befallsintensität ermittelt. Möglicherweise manifestierte sich hier das infolge des extrem heißen und trockenen Sommers 2015 geringere Infektionspotenzial. Vom Triebsterben Abbildung 7: Bergahorn betroffene Alt-Eschen starben 2016 mit mit einer am Stamm auf - zunehmender Häufigkeit aufgrund von steigenden Rindennekrose (Phytophthora syringae ) in Fäule im Bereich der Stammbasis oder Niederösterreich, 2016. auch aufgrund von Wurzelfäule ab. Im steirischen Hauptverbreitungsge - Figure 7: Sycamore maple biet der Edelkastanie wurde 2016 eine with ascending bark Zunahme des Edelkastanienrindenkrebses necrosis on the stem ( Phy - (Cryphonectria parasitica ) festgestellt. tophthora syringae ) in Lower Austria, 2016. Möglicherweise besteht ein Zusammen - hang mit der zunehmenden Häufigkeit der Esskastanien-Gallwespe Dryocosmus Ein Absterben von Tannen (Abbildung kuriphilus , die als Vektor der Krankheit 8) wurde im südlichen Waldviertel, infrage kommt. Nieder österreich, beobachtet und er - reichte dort ein drastisches, ganze Be - Komplexkrankheiten stände betreffendes Ausmaß. Auf ver - Ein komplexes Ursachenbild zeigte sich schiedenen Standorten zeigten sich meh - beim Absterben von älteren Schwarz - rere Schadfaktoren in unterschiedlicher nussbeständen in den niederöster - Zusammensetzung. Aber neben Misteln reichischen Marchauen: Die primäre Ur - und Hallimasch waren Tannenborken- sache dürften Störungen des Wasser - käfer auf jedem Standort vertreten. Über haushaltes gewesen sein. Die in Nord - Jahre anhaltende Defizite in der Wasser - italien mittlerweile verbreitete invasive versorgung, die Misteln, welche die Pilzart Geosmithia morbida („Tausend- baumeigene Regulation des Wasserhaus - Canker-Krankheit“) und deren Vektor, halt unterlaufen, und schlussendlich die der Borkenkäfer Pityophthorus juglandis , Dürrejahre 2011 und 2015 dürften we - wurden nicht bestätigt. sentliche Faktoren gewesen sein.

Forstschutz Aktuell 64 9 Abbildung 8: Komplexes, multifaktorielles Tannen - sterben im südlichen Waldviertel, Bezirk Krems, nach jahrelangem Trocken - stress mit Beteiligung von Misteln, Hallimasch und Tannenborkenkäfern.

Figure 8: Complex, multi - factorial decline of Abies alba in the southern Wald - viertel, district Krems, af - ter years of drought stress with participation of mistletoe, Armillaria sp. and fir bark beetles.

Stadtbaumschäden Borkenkäfersituation bei verschiedenen Auch 2016 wurde Phytophthora an Zypressengewächsen (Wacholderborken - Stadtbäumen nachgewiesen, bei Ross - käfer, Phloeosinus thujae und Zweifärbi - Abbildung 9: Die Spanische Fliege (Lytta vesicatoria ) kastanien waren es P. cactorum und P. ger Thujenborkenkäfer, Phloeosinus au - verursachte Kahlfraß an plurivora , bei Linden P. plurivora und bei bei ) im Osten Österreichs auch 2016 an - einer Ligusterhecke im Eiben P. cryptogaea . Die bereits 2015 an gespannt. Bei bereits befallenen Hecken - Burgenland (Foto: James Mammutbäumen vor allem im Osten pflanzen oder Solitärbäumen schritt der Connell, BFW). Österreichs auffälligen Schäden durch Befall weiter fort, und führte meist zum den Hitzefolger Botryosphaeria dothidea Absterben der Pflanzen. Neubefall wurde Figure 9: Spanish fly ( Lytta vesicatoria ) caused total blieben auch 2016 aktuell. Neue Fälle nur in sehr geringem Umfang beobachtet. defoliation on a privet wurden aus Niederösterreich und der Eine selten beobachtete Massenver - hedge in Burgenland Steiermark gemeldet. mehrung der Spanischen Fliege ( Lytta (photo: James Connell, Im Gefolge der ausgedehnten Hitze- vesicatoria ; Abbildung 9) trat im Burgen- BFW). und Trockenperioden von 2015 blieb die land auf: Kahlfraß an einer Ligusterhecke am Neusiedler See wurde gemeldet.

Asiatischer Laubholzbockkäfer und andere invasive Schädlinge Im Befallsgebiet des Asiatischen Laub - holzbockkäfers ( Anoplophora glabripennis ) in St. Georgen (Oberösterreich) konnte im Herbst 2016 die Ausrottung erklärt werden, nachdem seit vier Jahren kein weiterer Befall aufgetreten ist. Im Befalls - gebiet Gallspach (ebenfalls Oberöster - reich) laufen die Bekämpfungsmaßnah - men, 20 befallene Bäume wurden 2016 neu entdeckt und gefällt. Die Gesamtzahl befallener Bäume beträgt 166.

10 Forstschutz Aktuell 64 Österreichisches Bioindikato rnetz Abbildung 10: Österrei - Gesamtnetz 2016 chisches Bioindikatornetz – Schwefelgehalte in Na - Schwef el deln und Blättern 2016 Gesamtklassifikation 1 Gesamtklassifikation 2 (grün und hellgrün: Ge - Gesamtklassifikation 3 samtklassifikation 1 und 2 Gesamtklassifikation 4 unter dem gesetzlichen Grenzwert; rosa und rot: Gesamtklassifikation 3 und 4 über dem gesetzlichen Grenzwert).

Figure 10: Austrian Bio-In - dicator Grid - sulphur con - tents in needles and leaves 020406080100 km in 2016 (green and light green: total classification1 and 2 below legal thresh - old value, pink and red: Weder Phytophthora ramorum noch Das Schwefelergebnis 2016 für das total classification 3 and 4 Phytophthora kernoviae wurde 2016 in Grundnetz des Bioindikatornetzes war above legal threshold Österreich an Bäumen im forst-, landwirt - mit 3,2 % Punkten mit Grenzwertüber - value) . schaftlichen oder städtischen Bereich schreitungen niedriger als im Jahr 2015 nachgewiesen. Dasselbe gilt für den Pitch- (3,9 %). Die Häufigkeit von Nachweisen canker der Kiefer ( Gibberella circinata ). von Schwefelimmissionseinwirkungen Bei Lecanosticta acicola (Lecanosticta- nahm in der Seehöhenstufe bis 400 m Krankheit der Kiefer) gab es 2016 einige von 2014 bis 2016 deutlich ab. Neuauftreten an Bergkiefern (Latschen) Auf dem Netz 85, dem seit 1985 im urbanen Bereich (Oberösterreich, beernteten und verdichteten Netz, Niederösterreich, Steiermark). Erstmalig konnte 2016 ebenfalls eine Abnahme wurde die Krankheit in einem Moor mit festgestellt werden. Hier wiesen 4,9 % Spirken im Bundesland Salzburg nach - der Punkte Grenzwertüberschreitungen gewiesen. In den beiden be troffenen auf (2015: 5,9 %). Drei Viertel dieser Tiroler Schutzwaldgebieten tritt L. acicola Punkte mit Gesamtklassifikation 3 (über nach wie vor stark auf. dem Grenzwert) lagen im Burgenland, in Niederösterreich und in der Steiermark. Bioindikatornetz – Die Gesamtklassifikation 4 (deutlich über Schwefelanalyse 2016 dem Grenzwert) wurde an keinem Punkt In Österreich werden die Schwefel- festgestellt. In den folgenden Bundes - immissionseinwirkungen auf Waldbäume ländern bzw. Bezirksforstinspektionen seit 1983 mit dem österreichischen Bio - waren 2016 Schwefelimmissionseinwir - indikatornetz erfasst. Die jährliche kungen nachweisbar (Abbildung 10): Probe nahme ermöglicht eine exakte Dar - Burgenland (Burgenland Nord und Gottfried Steyrer, Thomas L. Cech, stellung der zeitlichen und räumlichen Burgen land Süd), Kärnten (Wolfsberg), Alfred Fürst, Entwicklung der Einwirkung auf Grund - Niederösterreich (Gänserndorf, Krems an Gernot Hoch, lage der gesetzlichen Grenzwerte. Traten der Donau, Melk, St. Pölten, Wiener Ute Hoyer-Tomiczek, Hannes Krehan, noch Mitte der 1980er-Jahre bis Anfang Neustadt, Wien-Umgebung), Oberöster - Bernhard Perny, der 1990er-Jahre an bis über 25 % der reich (Linz-Land, Urfahr-Umgebung), Bundesforschungszentrum für Punkte Grenzwertüberschreitungen auf, Salzburg (Hallein), Steiermark (Deutsch - Wald, Institut für Waldschutz, so konnten diese ab 2000 nur mehr an landsberg, Graz-Umgebung, Leoben, Seckendorff-Gudent-Weg 8, 1131 Wien, bis zu 10 % der Punkte nachgewiesen Liezen, Murau), Tirol (Kufstein, Steinach) Tel.: +43-1-87838 1124, werden. und in Wien. [email protected]

Forstschutz Aktuell 64 11 12 Forstschutz Aktuell 64 Waldschutzsituation 2017 in Österreich: Rekordschäden durch Borkenkäfer Gottfried Steyrer, Thomas L. Cech, Alfred Fürst, Gernot Hoch, Ute Hoyer-Tomiczek, Hannes Krehan, Bernhard Perny

Kurzfassung | Gekennzeichnet war die Waldschutzsituation 2017 neuerlich durch Abstract Witterungsextreme, überdurchschnittliche Temperaturen, zeitliche und regionale Trockenheit sowie einen hohen Anfall von Kalamitätsholz, verursacht durch Stürme. Forest health situation : Record Die markanteste Entwicklung zeigte jedoch die seit 2015 laufende Borkenkäfer - damage by bark beetle gradation. Die Borkenkäferschadholzmenge erreichte den Rekordwert von 3,5 Mio. Like in the preceding year, Vfm. Der bisherige Höchstwert aus dem Jahr 2009 wurde um mehr als ein Viertel the forest health situation überschritten. Im Waldviertel und Mühlviertel zeigten sich regionale Schwerpunkte. 2017 was characterized by Der Anstieg gegenüber dem Vorjahr war hauptsächlich auf den Befall von Fichten extreme weather conditions, above-average durch den Buchdrucker zurückzuführen. Auch bei Weißkiefer nahm die Bedeutung temperatures, temporary von Kiefernborkenkäfern neben dem komplexen Auftreten verschiedener Schad - and regional drought and ursachen auffällig zu. a high incidence of storm damage. However, the Schlüsselworte | Forstschutzsituation, Österreich, abiotische Schäden, Krankheiten, bark beetle gradation, Schädlinge which started in 2015, was the dominant forest protection issue. The volume of bark beetle damage reached a record Witterung und Folgen value of 3.5 million m 3. Die Witterung des Jahres 2017 lag im zu hohen Temperaturen nur kurz unter - The previous all-time high from 2009 was exceeded Trend der Klimaänderung der letzten brochen wurde. by more than Jahrzehnte. Laut Zentralanstalt für Österreichweit lag der Niederschlag 25 %. The Waldviertel and Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) 2017 nahe am vieljährigen Mittel, in der Mühlviertel regions in the wurde wie auch im Jahr 2016 ein zeitlichen und regionalen Auswertung North of Austria were the deutlich wärmeres Jahr verzeichnet, das zeigten sich aber beträchtliche Unter - focal points of the neuntwärmste seit Messbeginn im Jahr schiede. Die erste Jahreshälfte, mit Aus - outbreak. The increase in damaged volume 1767 mit einem Plus von 0,9 °C. Abge - nahme des Aprils, war in beinahe allen compared to the previous sehen vom sehr kalten Januar und von Teilen Österreichs von teilweise extremer year was mainly due to September war jeder Monat überdurch - Trockenheit gekennzeichnet (Abbil - the infestation of spruce schnittlich warm. Februar, März (der dung 2). In den Landesteilen abseits des by Ips typographus . The wärmste März in der Messgeschichte) Alpenhauptkammes, besonders in den importance of pine bark beetles in Scots pine also und Juni ragten besonders weit über Bundesländern Ober- und Niederöster - increased conspicuously, die langjährigen Monatsmittel hinaus reich, Burgenland und Steiermark, erga - in addition to the complex (Abbildung 1). Nach einem phänologisch ben sich Defizite in den Niederschlags - occurrence of various sehr frühen Vegetationsstart folgte in der summen über das gesamte Jahr von 10 causes of damage. zweiten Aprilhälfte ein Wintereinbruch bis 25 %. Vor allem Regionen im Nord - Keywords | Forest health mit Spätfrost- und Schneebruchschäden, osten Österreichs waren bereits 2015 situation, Austria, abiotic die jedoch jeweils geringer als 2016 aus - und auch im eher niederschlagsreichen damage, pests, diseases fielen. Waldbrände unmittelbar vor und Jahr 2016 von Trockenheit betroffen. nach diesen winterlichen Tagen be- Schwere Gewitterstürme in der ge - stätigten, dass damit eine monatelange samten Vegetationszeit, mehrere orkan - Phase mit Trockenheit und Dürre sowie artige Stürme im September („Sebastian“)

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Juli August September

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Abbildung 1: Monatliche Temperaturabweichungen von Normalwerten (Bezugszeitraum 1981- 2010) im Jahr 2017 (Quelle: ZAMG: Klima-Monatsübersicht SPARTACUS-Daten, verändert. Unter der Lizenz von CC 2.0: https://creativecommons.org/licenses/by-nc/2.0/).

Figure 1: Deviation of monthly temperature from long-term average (reference 1981-2010) in 2017 (Source: Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG): Monthly climate report SPARTACUS-data, modified. Under license of CC 2.0: https://creativecommons.org/ licenses/by-nc/2.0/).

und Oktober („Herwart“) sowie der Oberösterreich sowie in der Steiermark Föhnsturm „Yves“ im Dezember führten an. Nassschnee verursachte die gerings - zu einem massiven Anstieg bei den ten Schäden seit den Erhebungen der Sturmschäden im Jahr 2017. Die Bezirks - DWF im Jahr 2002 (rund 90.000 Vfm). forstdienste meldeten in der Dokumen - Das gesamte Schadensvolumen des tation der Waldschädigungsfaktoren Jahres 2017, das durch abiotische Schad - (DWF) ein Schadensvolumen von 3,5 faktoren verursacht wurde, betrug laut Mio. Vfm 1. Das entspricht der 3,5-fachen DWF 3,6 Mio. Vfm. Diese Menge wurde Menge des Jahres 2016. Die meisten seit Bestand der DWF nur in drei Jahren Schäden fielen in Kärnten, Nieder- und überschritten.

1 Festmeter im DWF: Die Dokumentation der Waldschädigungsfaktoren erfasst jährlich die wichtigsten Schädlinge, Krankheiten und abiotischen Schädigungsfaktoren in allen Wäldern Österreichs, unabhängig von den Eigentumsart und unabhängig davon, ob infolge der Schädigung eine Kalamitätsnutzung durchgeführt wird. Daher sind Festmeterangaben in der DWF immer auf die gesamte Schädigung bezogen und im Verhältnis zum Vorrat als Vorrats - festmeter angegeben.

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Oktober November Dezember

Abbildung 2: Monatliche Abweichungen von Niederschlagsnormalwerten (Bezugszeitraum 1981-2010) im Jahr 2017 (Quelle: ZAMG: Klima-Monatsübersicht SPARTACUS-Daten, verändert. Unter der Lizenz von CC 2.0: https://creativecommons.org/licenses/by-nc/2.0/).

Figure 2: Deviation of monthly precipitation from long-term average (reference 1981-2010) in 2017 (Source: Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG): Monthly climate report SPARTACUS-data, modified. Under license of CC 2.0: https://creativecommons.org/ licenses/by-nc/2.0/).

Borkenkäferschäden: so viel wie Große Unterschiede bestanden 2017 noch nie in der Entwicklung der Borkenkäfer- Nach einer starken Zunahme der Borken - kalamität zwischen den Bundesländern käferschäden im Jahr 2015 und einer (Abbildung 4). Große Teile der nord- weiteren Erhöhung 2016 trotz zeitweise östlich gelegenen Fichtengebiete des günstiger Niederschlagsverhältnisse war Bundes gebietes liegen in Regionen, die 2017 aufgrund der Trockenheit in der von der wiederholt wiederkehrenden ersten Jahreshälfte und der frühen Hit - Trockenheit der letzten drei Jahre be - zewelle im Juni bereits sehr bald eine troffen waren. In Niederösterreich wurde dramatische Entwicklung der Borken - daher ein enormer Anstieg des Käferhol - käferkalamität erkennbar. Tatsächlich zes von rund 60 % registriert, 1,9 Mio. wurde 2017 ein neues Allzeithoch von Vfm fielen alleine hier an. In Oberöster - 3,52 Mio. Vfm Käferholz in der DWF er - reich - mit regional ähnlichen Nieder - fasst (Abbildung 3). Der bisherige Rekord schlagsdefiziten - stieg die Schadholz - aus dem Jahr 2009 wurde damit um menge ebenfalls sehr stark an (512.000 mehr als ein Viertel überschritten, die Vfm). Eine ähnliche Entwicklung wurde Zunahme gegenüber 2016 betrug 34 %. ferner in Salzburg registriert, jedoch bei

Forstschutz Aktuell 64 15 Schadholzmengen durch Sturm, Schnee und Borkenkäferbefall Bun desforschungszentrum für Wald Federald Research für Wald 11 Sturm + Schnee in Mio. Vfm 10 Borkenkäfer in Mio. Vfm

9 Quelle: Dokumentation der Waldschädigungsfaktor en nach Angaben der Bezirksforstinspektionen (und vorangegangene Erhebungen) 8

7

6

5

4 3,52 2, 88 3 2, 72 2, 63 2, 54 2, 42 2, 07 1, 90 2 1, 70 1,91

1 0, 69 0, 61 0,46 0,75 0 7 9 1 3 5 7 9 1 3 5 7 9 1 3 5 7 9 1 3 5 7 9 1 3 4 6 8 0 5 7 5 1 1 7 7 7 8 8 8 8 8 9 9 9 9 9 0 0 0 0 0 1 1 6 6 7 7 4 4 4 5 6 - 0 0 9 9 9 9 9 9 9 9 9 9 9 9 9 0 0 0 0 0 0 0 9 9 9 9 9 9 9 9 2 2 2 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 2 2 2 2 2 2 2 1 1 1 1 1 1 1 1 5 9 1 Ø

Abbildung 3: Zeitreihe der vergleichsweise geringen Gesamtschaden österreichweiten Fichtenvorrates reprä - Schadholzmengen infolge (183.000 Vfm). Aus Tirol sowie Vorarl - sentieren, fiel 2017 die Hälfte des ge - von Borkenkäferbefall, berg wurden geringere Zunahmen bei ei - samten österreichischen Borkenkäfer - Sturm und Schneedruck. ner geringeren absoluten Schadenshöhe schadholzes an. Figure 3: Time series of (rund 131.000 bzw. 18.000 Vfm) gemel - Der Großteil der Borkenkäferschäden damage (in million m³) by det. In Kärnten blieb sie annähernd auf wurde durch den Buchdrucker ( Ips typo - bark beetles (red line) as gleichem Niveau wie 2016 (rund graphus ) verursacht (rund 3,0 Mio. Vfm), well as wind and snow 338.000 Vfm). Ein gegenläufiger Trend das entspricht einer Zunahme von rund breakage (green columns). liegt in der Steiermark vor, mit einer Ab - 38 %. Der Kupferstecher ( Pityogenes nahme von rund 24 % (295.000 Vfm). chalcographus ) legte nur leicht zu Geringfügig, um rund 4 %, reduzierte (384.000 Vfm). Die Schäden durch Kie - sich das Käferholzvolumen im Burgen - fernborkenkäfer vervierfachten sich 2017 land (140.000 Vfm). gegenüber 2016 (54.000 Vfm). Stark er - Stellt man die Schadholzdaten der höhte sich auch die Schadholzmenge DWF auf Ebene der Bezirksforstinspek - beim Großen Lärchenborkenkäfer ( Ips tionen gegenüber, treten in den wieder - cembrae ), lediglich leicht bei den Tan - holt dürrebetroffenen Gebieten des nenborkenkäfern. Bemerkenswert war Nordostens dramatische Ergebnisse zu - ein Befall durch Buchdrucker an tage: In den besonders von der Trocken - Schwarzkiefern im südlichen Nieder - heit betroffenen Regionen Wald- und österreich, die als Überhälter auf einer Mühlviertel, die unter 10 % der öster - zirka ein Hektar großen, geräumten Fich - reichischen Waldfläche und 11,5 % des tenborkenkäferfläche verblieben waren.

16 Forstschutz Aktuell 64 Borkenkäfer -Schadholzmengen (in 1000 Vfm) Bun desforschungszentrum für Wald Federald Research für Wald 2000 Niederösterreich Oberösterreich 1900 Kärnten Steiermark 1800 Salzburg Tirol Vorarlberg Burgenland 1700 1600 Quelle: 1500 Dokumentation der Waldschädigungsfaktoren nach Angaben der Bezirksforstinspektionen (und vorausgegangene Erhebungen) 1400 1300 1200 1100 1000 900 800 700 600 500 400 300 200 100 0 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016

Sonstige Schadinsekten: Befallsgebiete verlagert. Fichten, die 2016 Abbildung 4: Schadholz - Pinienprozessionsspinner neu in oft bis zu zwei Drittel der Benadelung mengen durch Borkenkä - Österreich verloren hatten, trieben im Frühjahr fer in den Bundesländern Im Winter 2016/17 wurde zum ersten 2017 wieder aus. für den Zeitraum 1988 bis 2017. Mal auf österreichischem Gebiet der Ebenfalls in Kärnten (Bezirk St. Veit Pinien prozessionsspinner ( Thaumetopoea an der Glan) fielen im Juni 2017 auf einer Figure 4: Damage (in pityocampa ) auf einer lichten Kiefern - Fläche von über 1000 ha Nadelver- 1000 m³) by bark beetles waldfläche an der felsigen Südseite des färbungen und -verluste in Fichtenaltbe - in the Austrian federal Dobratsch (Kärnten) beobachtet (Abbil - ständen auf. Ursache waren massive provinces in the period dung 5). Hauptsächlich betroffen waren Saugschäden durch Fichtenquirlschild - 1988 to 2017. Schwarzkiefern, die massive Fraßschäden läuse ( Physokermes hemicryphus und zeigten und zahlreiche Gespinstnester P. piceae ). In der Folge kam es teilweise trugen (Abbildung 6). Schon in den letz - zum Absterben von Fichten, meist aus - ten Jahrzehnten wurde eine Ausweitung gelöst durch Befall mit Buchdrucker und des Befallsgebietes im benachbarten Kupferstecher. Ein Zusammenhang mit Friaul beobachtet, die mit höheren warmen und trockenen Perioden der letz - Winter temperaturen im Zusammenhang ten Jahre ist wahrscheinlich. Die Fichten standen. Das günstige Standortsklima zeigten bereits über mehrere Jahre stark der sonnenexponierten Fläche am eingeschränktes Trieb- und Dickenwachs - Dobratsch erlaubte den Raupen, sich auch tum. Auffallend hoch war die Aktivität hier erfolgreich im Winter zu entwickeln. eines natürlichen Gegenspielers: Über Der Fichtennestwickler ( Epinotia 70 % der untersuchten Brutblasen der tedella ) trat auch 2017 in mehreren Schildläuse waren von räuberischen Kärntner Bezirken im Süden des Landes Larven des Grauen Schildlaus-Breit rüsslers sehr stark auf. Allerdings haben sich die (Brachytarsus nebulosus ) befal len.

Forstschutz Aktuell 64 17 Pilzkrankheiten Die Intensität des Eschentriebsterbens, verursacht durch den Falschen weißen Stängelbecherling ( Hymenoscyphus fra - xineus ), hat 2017 laut DWF in den meis - ten Regionen Österreichs gegenüber 2016 zugenommen, wenngleich in man - chen Regionen - große Teile Kärntens, der Steiermark und einige Bezirke in Oberösterreich - auch ein Rückgang der Schadensintensität gemeldet wurde. Vor allem in Eschenbeständen im Auwald stieg der Anteil an wurzelfaulen Alte - schen 2017 in ganz Österreich stark, wo - bei hier Hallimasch ( Armillaria spp.) und andere Folgepilze wie z.B. die Vielge - staltige Holzkeule ( Xylaria polymorpha ), Brandkrustenpilz ( Ustulina deusta ) und Abbildung 5: Die Lackporlinge ( Ganoderma spp.) wichtige Befallsfläche des Fäuleverursacher waren. Pinienprozessions spinners Das Schwarzkiefern-Triebsterben an der felsigen Südseite durch Diplodia sapinea , das 2016 im ge - des Dobratsch, Kärnten. samten östlichen Verbreitungsgebiet die - Figure 5: Outbreak site of ser Baumart stark angestiegen war, pine processionary moth wurde 2017 nur aus einigen Bezirken als (Thaumetopoea pityocampa ) weiter zunehmend gemeldet. Dies be - on the rocky southern trifft vor allem sekundäre Kiefernwälder, slope of the Dobratsch, aber auch einige natürliche Standorte im Carinthia. südöstlichen Niederösterreich. Nadelholz-Jungbestände, vor allem Fichte, werden seit einigen Jahren ver - Abbildung 6: Gespinst- nester der Raupen des stärkt von Hallimasch bedroht. Dieser Pinienprozessionsspinners schon 2016 verzeichnete Anstieg nahm an einer stark befressenen in Niederösterreich, Oberösterreich, Schwarzkiefer am Kärnten und in Teilen der Steiermark Dobratsch, Kärnten. 2017 deutlich gegenüber dem Vorjahr zu. Hauptursache dürfte die Zunahme Figure 6: Nests of pine processionary moth larvae von Trockenstress in Kombination mit (Thaumetopoea pityocampa ) Setzfehlern, falscher Standortswahl und on a strongly defoliated verschiedenen biotischen Schadensfak - Austrian pine on the Weitverbreitet nahmen 2017 in toren sein. Dobratsch, Carinthia. Weihnachtsbaumkulturen wie auch auf Im Jahr 2017 wurde erstmals in forstlichen Standorten die Schäden durch Österreich ein Auftreten der Blattkrank - Tannentriebläuse deutlich zu. Auch heit P seudodidymella fagi an Buchen Spinn- und Gallmilben blieben bedeu - nachgewiesen (Abbildung 7). Die Symp - tende Schadfaktoren. tome der aus Japan stammenden Pilz - Die Frostspanner- und andere laub - krankheit ähneln der häufigen Buchen - fressende Artengesellschaften befanden blattbräune ( Apiognomonia errabunda ), sich in Latenz, der Fraß durch deren treten jedoch später im Jahr auf. Die Raupen war 2017 unauffällig. Blattschäden waren 2017 auf luftfeuchte

18 Forstschutz Aktuell 64 Tallagen in Salzburg beschränkt. Nach - haltige Auswirkungen sind nicht zu er - warten. Beim Eutypella-Ahornstammkrebs (Eutypella parasitica ) erweiterte sich 2017 die Anzahl der befallenen Standorte um je einen neuen Standort in der Steiermark und in Salzburg (Abbildung 8). Nicht auf einen biotischen Schad- erreger zurückzuführen war das man - cherorts extrem schüttere Aussehen von Fichtenkronen im östlichen Bundes- gebiet. Die herbstliche, physiologische Nadelschütte war hier durch hohe Trocken heit beeinflusst besonders heftig ausgefallen.

Abbildung 7: Starker Befall Komplexkrankheiten von Rotbuchen in Salzburg Im östlichen Verbreitungsgebiet der durch Pseudodidymella fagi . Weißkiefer, ausnehmend stark im Wald - viertel, kam es zu nestweisem Absterben Figure 7: Severe infesta - von Weißkiefern (Abbildung 9), dem ein tion of leaves of European beech by Pseudodidymella Befall durch verschiedene Borkenkäfer - fagi in Salzburg. arten, vor allem durch den Sechszähni - gen Kiefernborkenkäfer ( Ips acuminatus ), den Zwölfzähnigen Kiefernborkenkäfer Abbildung 8: Eutypella- (Ips sexdentatus ) und durch den Großen Stammkrebs des Ahorn Waldgärtner ( Tomicus piniperda ), zugrun - (Eutypella parasitca ), Erst - deliegt. In anderen Gebieten waren fund im Bluntautal, Salz - Kiefern rüsselkäfer ( Pissodes spp.) stärker burg. beteiligt. Befall durch Diplodia sapinea Figure 8: Eutypella cancer infolge zahlreicher Hagelwunden, starkes of maple ( Eutypella para - Mistelauftreten sowie mancherorts Befall sitca ), first finding in the durch den Blauen Kiefernprachtkäfer Bluntautal, Salzburg.

Abbildung 9: Nestweises Absterben von Weiß- kiefern nach Borkenkäfer - befall im nördlichen Wald - viertel, Niederösterreich.

Figure 9: Clustered mortality of Scots pines after bark beetle attack in the northern Waldviertel region, Lower Austria.

Forstschutz Aktuell 64 19 (Phaenops cyanea ) forcierten den Schwä - Insekten die oberen Borkenschuppen ab - chungsprozess. Deutlich rückläufig waren gesprengt. Möglicherweise wurde der die Radialzuwächse der Weißkiefern in Rindenabfall durch abiotische Effekte, Perioden mit überdurchschnittlichen wie hohe Temperaturunterschiede, ver - Temperaturmittelwerten und Nieder - stärkt. schlagsdefiziten. Der Mäusefraß an Kulturen und Jung - An Schwarzkiefern war 2017 regional wüchsen nahm 2017 gegenüber dem im Osten Österreichs ein Kronensterben Vorjahr vernehmlich zu. zu beobachten, bei dem Kiefernborken - käfer die Hauptrolle spielten. Stadtbaumschäden Starker Fraß und die Gespinste von Ge - Wirbeltiere: Abschlagen von spinstmotten ( Yponomeuta spp.) wurden Borke durch Spechte 2017 an Spindelstrauch bzw. Trauben - Im ausgehenden Winter 2017 wurden kirsche in Niederösterreich (Raum Wien) in Niederösterreich und der Steiermark und Kärnten beobachtet. aus verschiedenen Gebieten Rindenan - Kleinere, jedoch auffällige Schäden sammlungen unter einzelnen Lärchen wurden durch den Raupenfraß von und Fichten gemeldet. Meist großflächig Schwammspinner ( Lymantria dispar ) in und immer sonnseitig war an einzelnen Wien und Klagenfurt sowie Eichenpro - Bäumen die oberste Borke im Stamm - zessionsspinner ( Thaumetopoea proces - bereich entfernt. Dort waren verschie - sionea ) ebenfalls in Wien und regional dene Insekten, wie die Kiefernzapfen - in Oberösterreich verursacht. Lokal wur - wanze Gastrodes grossipes oder der Na - den die Raupennester des Eichenprozes - delbaum-Marienkäfer Aphidecta oblite - sionsspinners aus humanmedizinischen rata , zu finden. Wahrscheinlich haben Gründen entfernt. Spechte bei der Suche nach überwinter - Bemerkenswert war auch der lokale ten und sich sonnseitig ansammelnden Kahlfraß durch die Buschhornblattwespe Gilpinia socia (Abbildung 10) an Latschen Abbildung 10: Gesellige und Bergkiefern in Gärten in Wien und Kiefernbuschhornblatt - wespe Gilpinia socia in in Kärnten. Abwehrhaltung (Schreck - stellung) an Latsche. Asiatischer Laubholzbockkäfer und andere invasive Schädlinge Figure 10: Gregarious pine Im Befallsgebiet des Asiatischen Laub - sawfly Gilpinia socia in holzbockkäfers ( Anoplophora glabripennis ) defence posture on mountain pine. in Gallspach, Oberösterreich, laufen die intensiven Überwachungsmaßnahmen weiter. Im Jahr 2017 wurden keine be - fallenen Bäume gefunden. Insgesamt be - läuft sich die Zahl von Bäumen mit Be - fallssymptomen seit Entdeckung im Herbst 2013 bis Ende 2017 auf 168. Im Jahr 2017 wurden in Österreich weder Phytophthora ramorum noch P. kernoviae an Bäumen im forst-, land - wirtschaftlichen oder städtischen Bereich nachgewiesen. Dasselbe gilt für den Pechkrebs der Kiefer ( Gibberella circinata ). Bei Lecanosticta acicola (Lecanosticta- Krankheit der Kiefer) gab es 2017 einige

20 Forstschutz Aktuell 64 Österreichisches Bioindikato rnetz Abbildung 11: Gesamtnetz 2017 Österreichisches Bio - indikatornetz – Schwefel - Schwef el gehalte in Nadeln und Gesamtklassifikation 1 Gesamtklassifikation 2 Blättern 2017 (grün und Gesamtklassifikation 3 hellgrün: Gesamtklassi - Gesamtklassifikation 4 fikation 1 und 2 unter dem gesetzlichen Grenz - wert; rosa und rot: Ge - samtklassifikation 3 und 4 über dem gesetzlichen Grenzwert).

Figure 11: Austrian Bio- Indicator Grid - sulphur 0 20 40 60 80 100 km contents in needles and leaves in 2017 (green and light green: total classifi- cation 1 and 2 below legal Neufunde in Mooren in Vorarlberg, Tirol Seehöhenstufe bis 400 m von 2014 bis threshold value, pink and und Salzburg an Bergkiefern (Latschen 2017 deutlich ab. red: total classification 3 bzw. Spirken). Dazu kam ein Schutzwald - Auf dem Netz 85, dem seit 1985 and 4 above legal thresh - gebiet im westlichen Tirol (Lech-Gebiet), beernteten und verdichteten Netz, old value) . wo Latschenfelder stark befallen waren. konnte 2017 ebenfalls eine Abnahme In den beiden betroffenen Tiroler Schutz - festgestellt werden. Hier wiesen 4,2 % waldgebieten tritt L. acicola nach wie der Punkte Grenzwertüberschreitungen vor stark auf und führt auch zum Ab - auf (2016: 4,9 %). Drei Viertel dieser sterben von Baumindividuen. Punkte mit Gesamtklassifikation 3 (über dem Grenzwert) lagen in Kärnten, in der Bioindikatornetz – Steiermark und in Oberösterreich. Die Schwefelanalyse 2017 Gesamtklassifikation 4 (deutlich über dem In Österreich werden die Schwefel- Grenzwert) wurde an keinem Punkt fest - immissionseinwirkungen auf Waldbäume gestellt. Zur deutlichen Abnahme der An - seit 1983 mit dem österreichischen Bio - zahl der Punkte mit Grenzwertüberschrei - indikatornetz erfasst. Die jährliche Probe - tungen im Burgenland und in Nieder - nahme ermöglicht eine exakte Darstel - österreich dürfte auch die Trockenheit im lung der zeitlichen und räumlichen Ent - Winter 2016/17 sowie während des Aus - wicklung der Einwirkung auf Grundlage triebes im Jahr 2017 beigetragen haben. der gesetzlichen Grenzwerte. Traten In den folgenden Bundesländern bzw. noch Mitte der 1980er-Jahre bis Anfang Bezirksforstinspektionen waren 2017 der 1990er-Jahre an bis über 25 % der Schwefelimmissionseinwirkungen nach - Punkte Grenzwertüberschreitungen auf, weisbar (Abbildung 11): Burgenland so konnten diese ab 2000 nur mehr an (Burgenland Nord und Burgenland Süd), Gottfried Steyrer, Thomas L. Cech, bis zu 10 % der Punkte nachgewiesen Kärnten (Spittal an der Drau, St. Veit an Alfred Fürst, werden. der Glan, Völkermarkt und Wolfsberg), Gernot Hoch, Das Schwefelergebnis 2017 für das Niederösterreich (Horn), Oberösterreich Ute Hoyer-Tomiczek, Grundnetz des Bioindikatornetzes ergab (Braunau am Inn, Linz-Land, Perg und Hannes Krehan, Bernhard Perny, Grenzwertüberschreitungen auf 1,6 % der Vöcklabruck), Steiermark (Bruck-Mürz - Bundesforschungszentrum für Punkte und brachte damit eine Ver - zuschlag, Deutschlandsberg, Graz-Um - Wald, Institut für Waldschutz, besserung gegenüber 2016 (3,2 %). Die gebung, Hartberg-Fürstenfeld, Leoben, Seckendorff-Gudent-Weg 8, 1131 Wien, Häufigkeit von Nachweisen von Schwefel- Liezen, Südoststeiermark und Weiz), Tel.: +43-1-87838 1124, immissionseinwirkungen nahm in der Tirol (Kufstein) und in Wien. [email protected]

Forstschutz Aktuell 64 21 22 Forstschutz Aktuell 64 Waldschutzsituation 2018 in Österreich: Borkenkäferkalamität legt im Nordosten weiter zu Gottfried Steyrer, Thomas L. Cech, Alfred Fürst, Gernot Hoch, Bernhard Perny

Kurzfassung | Der Waldschutz kämpfte 2018 mit vergleichbaren Problemen wie Abstract im Vorjahr: Die Massenvermehrung des Buchdruckers im Donauraum und nördlich davon hat weiterhin drastisch zugenommen; die gesamten Borkenkäferschäden er - Forest health situation 2018 in Austria: bark reichten neuerlich eine Rekordhöhe. Das Jahr war geprägt durch andauernde über - beetle calamity durchschnittlich warme Wetterlagen und Dürrephasen. Sturmereignisse führten continues to increase in ebenfalls zu einem Anstieg bei der abiotisch verursachten Kalamitätsholzmenge. the northeast Neben diesen massiven Schädigungen gab es besonders bei Kiefern und Weißtanne In 2018, forest protection negative Entwicklungen. Besonders auffällig war eine großflächige Massenver - continued to struggle with similar problems like in the mehrung des Schwammspinners ( Lymantria dispar ) im Weinviertel, Niederösterreich. previous year: the level of Beim Eschentriebsterben gab es eine regional divergierende Entwicklung, nicht zu - the bark beetle outbreak letzt auch wegen großräumiger Entnahmen von Eschen. in the Danube region and north of it continued to Schlüsselworte | Forstschutzsituation, Österreich, abiotische Schäden, Krankheiten, increase dramatically; the Schädlinge amount of bark beetle damaged wood reached a new record high. The year was marked by persistent Witterung und Folgen Eine Zweiteilung Österreichs war auch above-average warm Laut Zentralanstalt für Meteorologie und bei der Verteilung der Niederschlags - weather conditions and Geodynamik (ZAMG) hielt der Klima - abweichungen zu erkennen: Die Nieder - periods of drought. Storm events also led to an trend der vergangenen Jahre an: 2018 schläge fielen einerseits besonders in increase in abiotic war in der 252-jährigen Messreihe das Vorarlberg, im nördlichen Salzburg sowie damage. wärmste Jahr mit einem Plus von 1,8 °C in Ober- und Niederösterreich sehr niedrig Additionally, negative über dem langjährigen Mittel (1981- aus und lagen bis zu 40 % unter einem developments on pine and 2010). Bezeichnend waren dabei die An - durchschnittlichen Jahr. Andererseits silver fir were observed. zahl und Kontinuität der überdurch - gab es in südlichen Landesteilen ausge - An extensive outbreak of the gypsy moth in the schnittlich warmen Wetterlagen auch mit wogene und auch überdurchschnittliche region Weinviertel, Lower extrem vielen Sommertagen (Höchstwert Niederschlagsmengen, die aber häufig als Austria, was noticeable. über 25 °C). Die Abweichungen des Tem - heftige, teils extreme Regenfälle in sehr There was a regionally peraturmittels für 2018 waren in den Re - kurzer Zeit fielen. Überschwemmungen divergent development of gionen nördlich des Alpenhauptkammes und Vermurungen waren die Folge. Die ash dieback, not least because of large-scale höher als inneralpin und im Süden. Ab - Forstdienste meldeten in der Dokumen - felling of ash. gesehen von Februar und März waren tation der Waldschädigungsfaktoren sämtliche Monate um vieles wärmer als (DWF) auch steigende Schäden durch Keywords | Forest health im Vergleichszeitraum (Abbildung 1). Muren (22.000 Vfm 1). Im Norden Öster - situation, Austria, abiotic damage, pests, diseases

1 Festmeter im DWF: Die Dokumentation der Waldschädigungsfaktoren erfasst jährlich die wichtigsten Schädlinge, Krankheiten und abiotischen Schädigungsfaktoren in allen Wäldern Österreichs, unabhängig von den Eigentumsart und unabhängig davon, ob infolge der Schädigung eine Kalamitätsnutzung durchgeführt wird. Daher sind Festmeterangaben in der DWF immer auf die gesamte Schädigung bezogen und im Verhältnis zum Vorrat als Vorrats - festmeter angegeben.

Forstschutz Aktuell 64 23 Jänner Februar März

April Mai Juni

Juli August September

Oktober November Dezember

Abbildung 1: Monatliche Temperaturabweichungen von Normalwerten (Bezugszeitraum 1981- 2010) im Jahr 2018 (Quelle: ZAMG: Klima-Monatsübersicht SPARTACUS-Daten, verändert. Unter der Lizenz von CC 2.0: https://creativecommons.org/licenses/by-nc/2.0/).

Figure 1: Deviation of monthly temperature from long-term average (reference 1981-2010) in 2018 (Source: Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG): Monthly climate report SPARTACUS-data, modified. Under license of CC 2.0: https://creativecommons.org/ licenses/by-nc/2.0/).

reichs waren alle Monate außer Jänner durch Sturm hoch aus, selbst aus Vorarl - und Dezember deutlich zu trocken, in berg wurden von den Forstdiensten rund den südlichen Landesteilen fielen alle 170.000 Vfm gemeldet. Monate nach Mai eher trocken bis Die Schäden durch Schnee nahmen extrem trocken aus (Abbildung 2). gegenüber 2017 zu, blieben aber auf nied - Bei den Sturmschäden wurde mit rigem Niveau (113.000 Vfm). Die höchs - 4,2 Mio. Vfm eine Zunahme von knapp ten Schadensmengen wurden in Kärnten, 20 % gegenüber 2017 registriert. Nach Niederösterreich, Tirol und in Oberöster - den Rekordstürmen der Jahre 2007 und reich erfasst. Ein Anstieg auf 5300 Vfm 2008 ist dies die höchste Schadensmenge wurde auch bei Lawinen gemeldet. durch Windwürfe. Hauptereignis neben Das gesamte Schadensvolumen des einigen Föhnstürmen war das Sturmtief Jahres 2018, das durch abiotische Schad - „Vaia“ Ende Oktober. Be sonders betroffen faktoren verursacht wurde, betrug laut waren Kärnten (1,6 Mio. Vfm), Steiermark DWF 4,3 Mio. Vfm. Das bedeutet eine (930.000 Vfm) und Tirol (630.000 Vfm). Zunahme von rund 20 % gegenüber 2017 Aber auch in Ober- und Niederösterreich und die vierthöchste Schadensmenge seit sowie in Salzburg fielen die Schäden Bestand der DWF im Jahr 2002.

24 Forstschutz Aktuell 64 Jänner Februar März

April Mai Juni

Juli August September

Oktober November Dezember

Abbildung 2: Monatliche Abweichungen von Niederschlagsnormalwerten (Bezugszeitraum 1981-2010) im Jahr 2018 (Quelle: ZAMG: Klima-Monatsübersicht SPARTACUS-Daten, verändert. Unter der Lizenz von CC 2.0: https://creativecommons.org/licenses/by-nc/2.0/).

Figure 2: Deviation of monthly precipitation from long-term average (reference 1981-2010) in 2018 (Source: Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG): Monthly climate report SPARTACUS-data, modified. Under license of CC 2.0: https://creativecommons.org/ licenses/by-nc/2.0/).

Borkenkäferschäden 2018 auf ebenfalls annähernd der doppelten Scha - neuerlichem Rekordhoch densmenge im Vergleich zu 2017. Deut - Die Forstdienste der Länder meldeten liche Abnahmen ergaben sich aus den in der DWF Borkenkäferschäden von Meldungen der Forstdienste in den Bun - 5,2 Mio. Vfm für Österreich (Abbildung 3). desländern Kärnten (272.000 Vfm), Damit wurde der Rekordwert des Jahres Steier mark (257.000 Vfm) und Salzburg 2017 neuerlich um fast die Hälfte über - (120.000 Vfm), annähernd gleich- troffen. Die höchsten Schäden mit 3,3 bleibend war die Borkenkäfersituation Mio. Vfm wies Niederösterreich auf (Ab - im Burgenland (131.000 Vfm) und in bildung 4). Besonders betroffen waren - Tirol (118.000 Vfm). Bemerkenswert war wie auch in den vergangenen Jahren - der Anstieg von Borkenkäferschäden in die Bezirke des Waldviertels. Bei den Vorarlberg. Wenngleich die Menge von Schäden durch Buchdrucker ( Ips 37.000 Vfm im Vergleich zu Gesamt - typographus ) wurde dort beinahe eine österreich gering erschien, bedeutete Verdopplung gegenüber 2017 ausgewie - dies doch eine Verdoppelung der sen. Aus Oberösterreich wurden knapp im letzten Jahrzehnt sehr niedrigen 1 Mio. Vfm gemeldet, das entsprach Schäden.

Forstschutz Aktuell 64 25 Schadholzmengen durch Sturm, Schnee und Borkenkäferbefall Bun desforschungszentrum für Wald Federald Research für Wald 11 Sturm + Schnee in Mio. Vfm 10 Borkenkäfer in Mio. Vfm

9 Quelle: Dokumentation der Waldschädigungsfaktor en nach Angaben der Bezirksforstinspektionen (und vorangegangene Erhebungen) 8

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4 3,52 3 2, 88 2, 54 2, 42 2 1, 90

1 0, 69 0, 61 0,75 0 7 9 1 3 5 7 9 1 3 5 7 9 1 3 5 7 9 1 3 5 7 9 1 3 4 6 8 0 5 8 7 5 1 1 1 7 7 7 8 8 8 8 8 9 9 9 9 9 0 0 0 0 0 1 1 6 6 7 7 4 4 4 5 6 - 0 0 0 9 9 9 9 9 9 9 9 9 9 9 9 9 0 0 0 0 0 0 0 9 9 9 9 9 9 9 9 2 2 2 2 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 2 2 2 2 2 2 2 1 1 1 1 1 1 1 1 5 9 1 Ø

Abbildung 3: Zeitreihe der Das Borkenkäfermonitoring in Öster - Burgenland für vermehrte Ausfälle be - Schadholzmengen infolge reich zeigte klar anhand der Fangzahlen, sonders von Weißkiefern. In den von der von Borkenkäferbefall, dass der Flugbeginn beim Buchdrucker Trockenheit betroffenen Gebieten kam es Sturm und Schneedruck. im Frühjahr vehement und mit hoher zum nestweisen Absterben von Kiefern, Figure 3: Time series of Intensität einsetzte. Danach folgte eine wobei zunächst der Befall meist durch damage (in million m³) by sehr rasche Entwicklung und folglich ein den Sechszähnigen Kiefernborkenkäfer bark beetles (red line) as sehr früher Flug der ersten Generation (Ips acuminatus ) - von den Forstleuten well as wind and snow bereits Anfang Juni (Abbildung 5). Be - oft unbemerkt - in der Krone begann, breakage (green columns). merkenswert war, dass viele Fallen über gefolgt vom Zwölfzähnigen Kiefern- die gesamte Saison hohe Fangzahlen er - borkenkäfer ( Ips sexdentatus ) am Stamm. reichten. Österreichweit beliefen sich die Schäden Den größten Anteil an der gesamten, durch Kiefernborkenkäfer auf 171.000 durch verschiedene Borkenkäferarten Vfm. Darüber hinaus wurden Wald- verursachten Schadensmenge und an der gärtner-Arten auch im Süden des Landes Zunahme im Jahr 2018 hatte der Buch - und in Tirol verstärkt gemeldet. Ebenso drucker mit 4,7 Mio. Vfm. Nach den An - stiegen die Schäden durch Tannen- gaben der Forstdienste verringerte sich borkenkäfer ( Pityokteines spp.) an, hier die Schadholzmenge durch Kupfer - waren vor allem die Gebiete an und stecher ( Pityogenes chalcographus ) etwas nördlich der Donau betroffen. Aber auch (321.000 Vfm). Kiefernborkenkäfer sorg - im Westen Österreichs kam es zu deutlich ten vor allem in Niederösterreich und vermehrtem Auftreten.

26 Forstschutz Aktuell 64 Borkenkäfer -Schadholzmengen (in 1000 Vfm) Bun desforschungszentrum für Wald Federald Research für Wald 4000 Niederösterreich Oberösterreich 3800 Kärnten Steiermark 3600 Salzburg Tirol Vorarlberg Burgenland 3400 3200 Quelle: 3000 Dokumentation der Waldschädigungsfaktoren nach Angaben der Bezirksforstinspektionen (und vorausgegangene Erhebungen) 2800 2600 2400 2200 2000 1800 1600 1400 1200 1000 800 600 400 200 0 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018

Abbildung 4: Schadholzmengen durch Borkenkäfer in den Bundesländern für den Zeitraum 1988 bis 2018. Figure 4: Damage (in 1000 m³) by bark beetles in the Austrian federal provinces in the period 1988 to 2018.

BFW Falle: Landersdorf - Buchdrucker < 2018 > Abbildung 5: Die Fanger - gebnisse für Buchdrucker Schli tzfalle auf 858 m Käferart Buchdruck er der Lockstofffalle in Lan - 5000 dersdorf, Niederösterreich, als Beispiel für das Borken - käfermonitoring in Öster - 4000 reich 2018: Nach einem raschen und vehementen

r Schwärmbeginn folgte

3000 e f

ä eine rasche Entwicklung, K

l

h die zu einem sehr frühen a z Flug der ersten Generation 2000 n A Anfang Juni führte. Figure 5: Weekly catches 1000 of Ips typographus in the pheromone trap in Lan - dersdorf, Lower Austria, as 0 an example for the bark beetle monitoring in Aus - 0 tria 2018: After a rapid

n l e

6 h and massive swarming d a n 12 z u n start, a rapid development t A 18 S followed, which led to a 24 very early flight of the first generation in early June.

Forstschutz Aktuell 64 27 Abbildung 6: Ausgedehnte Sonstige Schadinsekten: Einige blattfressende Schmetterlings - Massenvermehrung des Schwammspinner nach langer raupen traten im östlichen Österreich Schwammspinners ( Ly - mantria dispar ) auf zirka Latenz wieder in auffällig in Erscheinung. Nach mehr als 4000 ha Eichenwäldern im Massenvermehrung zehn Jahren kam es wieder zu einer aus - Weinviertel, Niederöster - Neben den Borkenkäfern begünstigte die gedehnten Massenvermehrung des reich, Mitte Juni 2018. extreme Trockenheit im Nordosten Schwammspinners ( Lymantria dispar ). Österreichs auch andere rinden- und Betroffen waren zirka 4000 ha Eichen - Figure 6: Extensive out - holzbrütende Insekten. Der Buchen - wald im Weinviertel, Niederösterreich, break of the gypsy moth (Lymantria dispar ) in about prachtkäfer ( Agrilus viridis ) befiel nicht mit Schwerpunkt bei und östlich von 4000 ha oak forests in the nur gestresste Bergahorne im urbanen Eggenburg (Abbildung 6). Das warm- region Weinviertel, Lower Bereich, sondern auch in Bodenschutz - trockene Frühjahr ermöglichte eine Austria, mid-June 2018. wäldern der Trockengebiete, wo auch optimale Entwicklung der Raupen, so das Blausieb ( Zeuzera pyrina ) nicht selten dass diese sich bereits Mitte Juni ver - anzutreffen war. puppten. Die Eichen waren zu dem Zeit -

Abbildung 7: Durch Schwammspinner (Lymantria dispar ) bereits Mitte Juni kahlgefressene Eichen bei Eggenburg, Weinviertel, Niederöster - reich.

Figure 7: Total defoliation of oaks by larvae of Lymantria dispar near Eggenburg, region Weinviertel, Lower Austria occurred already in mid June.

28 Forstschutz Aktuell 64 punkt völlig kahlgefressen (Abbildung 7). Die verbliebenen Raupen begannen an Robinie und Weinlaub (Abbildung 8) zu knabbern. Die extrem hohe Zahl von Ei - gelegen lässt auch für 2019 wieder Kahl - fraß erwarten. Auch der Eichenprozessionsspinner (Thaumetopoea processionea ) trat stark auf. Im Wiener Raum kam es zu starkem Fraß vor allem an Zerreiche. Im Stadtge - biet wurden wegen der starken Be- lastung durch die Gifthaare in einigen Gärten und Parkanlagen die Nester mechanisch entfernt. Nötige örtliche Sperren sorgten für mediale Aufmerk - samkeit. Auffällig waren lokale Auftreten des Goldafters ( Euproctis chrysorrhoea ) und des Frühlings-Wollafters ( Eriogaster regionen wird er auch in den nächsten Abbildung 8: Nach dem lanestris ), die einzelne Bäume am Straßen - Jahren bedeutend bleiben. Kahlfraß der Eichen fraßen rand außerhalb des Siedlungsgebietes In Kiefernwäldern im südöstlichen die verbliebenen kahl fraßen. Niederösterreich kam es 2018 zu einer Schwammspinner-Raupen Die 2017 neu aufgetretene Population weiteren Massenvermehrung der Ameri- an Weinlaub und auch an Robinie. des Pinienprozessionsspinners ( Thaume - kanischen Kiefernwanze ( Leptoglossus topoea pityocampa ) hat sich im Befalls - occidentalis ), die im Herbst durch eine Figure 8: After defoliation gebiet an den Südhängen des Kärntner Vielzahl an Wanzen, die in angrenzenden of oak trees, the remaining Dobratsch etabliert. Im Herbst 2018 war Siedlungen Winterquartiere suchten, Lymantria dispar starke Aktivität der Raupen festzustellen. sicht bar wurde. Funde an Fichtenzapfen caterpillars fed on leaves Einzelne Gespinstnester wurden auch im im Stadtbereich und an Douglasien- of vine and also black locust. Talboden beobachtet. Hier ist fraglich, zapfen in Wäldern im westlichen Nieder - ob Temperatur und Sonneneinstrahlung österreich (Abbildung 9) zeugen von der im Winter hoch genug sind, um das weiten Verbreitung und der Bedeutung Überleben der Raupen zu gewährleisten. als potenzieller Zapfenschädling. Die Fraßschäden an Fichte durch den Fichtennestwickler ( Epinotia tedella ) im Süden Österreichs sind weiter zurückge - gangen, wenngleich nach wie vor Fraß - aktivität zu beobachten war. Die Fichten konnten sich durchwegs gut erholen. Abbildung 9: Larve der Auch junge Fichten, die 2016 nahezu Amerikanischen Kiefern - vollständig entnadelt wurden, sind nicht wanze ( Leptoglossus abgestorben. Saugschäden an Lärchen - occidentalis ) an Dougla - nadeln durch Fichtengallenläuse blieben sienzapfen in einem in den Lärchengebieten des Steiermark Douglasienbestand, und Kärntens weiter auffällig. Niederösterreich. Der Große Braune Rüsselkäfer Figure 9: Larva of the (Hylobius abietis ) zeigte in weiten Teilen western conifer seed bug des Bundesgebietes einen zunehmenden (Leptoglossus occidentalis ) Trend. Wegen des großen Brutholzan - on a Douglas fir cone in a gebotes und der Notwendigkeit von Douglas fir stand, Lower flächigen Pflanzungen in den Kalamitäts - Austria.

Forstschutz Aktuell 64 29 wurde im Hauptverbreitungsgebiet der Esche von Oberösterreich bis zum Marchgebiet vorwiegend ein Rückgang des Befalls be obachtet. Vergleicht man diese Ver teilung mit derjenigen der Nie - derschlagsabweichungen im Jahr 2017 vom 30-jährigen Mittel, so fällt auf, dass in den Monaten Juni bis August, in denen die Hauptmenge der für den Neubefall 2018 relevanten Sporen von Hymenoscyphus fraxineus gebildet wer - den, die südliche Hälfte Österreichs deutlich mehr Niederschlag erhalten hatte als die nördliche Hälfte. Besonders im Monat Juni war dieser Unterschied markant, aber auch im etwas nieder - schlagsreicheren Juli fiel in der Südhälfte Österreichs mehr Regen. Es ist jedoch auch festzuhalten, dass gerade in den nördlichen Bundesländern auf großer Fläche Eschen aufgrund des Verlustes der Standsicherheit geschlägert wurden. Das Kieferntriebsterben ging laut DWF 2018 gegenüber 2017 markant zu - rück. Ebenfalls in Summe abnehmend war Befall durch Hallimasch ( Armillaria spp.) in Nadelholzkulturen, wobei hier etwa in ein Drittel der Bezirke eine Zu - nahme verzeichnet wurde. Die Rußrindenkrankheit des Ahorns (Cryptostroma corticale ) trat 2018 erst - mals in Laubmischwäldern im Weinvier - Abbildung 10: Absterben - Pilzkrankheiten tel bei Gänserndorf an Bergahorn in be - der Bergahorn-Bestand Die geringen Niederschläge während der standesbedrohendem Ausmaß auf (Ab - nach Auftreten der Ruß - Monate Februar bis Juni dürften die Ur - bildung 10). In dieser Region hatten im rindenkrankheit des Ahorn sache für den auffälligen Rückgang von vergangenen Jahrzehnt die Monatsmit - (Cryptostroma corticale ) bei Blattbräune-Krankheiten gewesen sein. telwerte mehrmals im Sommer Tempe - Gänserndorf, Weinviertel, Vergleichbares gilt auch für Fichtenna - raturen von über 23 °C erreicht, was als Niederösterreich. delpilze, Kiefernschütte sowie Lärchen - förderlicher Faktor für die Rußrinden - Figure 10: Dying sycamore schütte, bei denen nur lokal begrenzte krankheit angesehen werden kann. stand after the mani - Auftreten gemeldet wurden. In den Donauauen westlich von Wien festation of the sooty bark Beim Eschentriebsterben ( Hymenos - fiel 2018 ein Absterben von Pappelbe - disease of maple cyphus fraxinus ) wurde laut DWF aus ständen auf, als dessen Ursache wurde (Cryptostroma corticale ) in etwa der Hälfte der österreichischen Be - Befall der Wurzeln durch Phytophthora Gänserndorf, region Wein - zirke eine Zunahme der Krankheit ge - plurivora nachgewiesen. viertel, Lower Austria. meldet. Zum einen betraf diese Teile Tirols, ansonsten aber mehrheitlich die Komplexkrankheiten Südhälfte des Bundesgebietes und hier Die Meldungen zum Kiefernsterben zeig - vor allem die Osthälfte Kärntens sowie ten laut DWF 2018 einen abnehmenden die östliche Steiermark. Zum anderen Trend, nicht zuletzt weil die Forstdienste

30 Forstschutz Aktuell 64 die Schäden vermehrt konkreten Fakto - ren wie Triebsterben oder Kiefern- borkenkäfer zuordneten. Am Westrand des niederöster- reichischen Schwarzkieferngebietes wurde im Winter 2017/2018 ein Ab - sterben von Altbäumen beobachtet, an dem weder rindenbrütende Insekten noch Diplodia sapinea beteiligt waren. Stark von Misteln befallene Äste wiesen zahlreiche harzende Canker (Zweig- Krebse) auf, die den bisherigen Analysen nach nicht durch Pathogene bedingt waren. Eine abiotische Ursache, ver- bunden mit Mistelbefall, ist nicht aus - zuschließen.

Stadtbaumschäden Im Jahr 2018 wurden im städtischen Be - reich aus Wien und Niederösterreich mehrfach absterbende Hainbuchen mit großflächigen Rindennekrosen am Stamm registriert. Die Nekrosen waren mit der Pilzart Anthostoma decipiens assoziiert, deren auffälligstes Merkmal leuchtend rot gefärbte Sporenmassen an der Rindenoberfläche sind (Abbil - dung 11). Das Auftreten war auf urbane Standorte beschränkt und dürfte eine Folge trocken-heißer Sommerwitterung sowie verschiedener anthropogener Stressfaktoren (Standraumeinengung, Stammverletzungen, Wurzelschäden) ge - nahmen im Jahr 2018 keine befallenen Abbildung 11: Rinden - wesen sein. Bäume gefunden. Somit konnte das nekrose an Hainbuche in Die bisher nur aus dem Stadtbereich zweite Jahr in Folge ohne Neubefall ver - Wien, verursacht durch bekannte Malvenwanze ( Oxycarenus zeichnet werden. Anthostoma decipiens . lavaterae ) wurde im Herbst 2018 in ei - Die 2018 durchgeführten Surveys zur Figure 11: Bark necrosis on nem Donau-Auwald in Niederösterreich Erfassung möglicher Auftreten von hornbeam in Vienna, massen haft an Linden gefunden. Ande - Phytophthora ramorum und Phytophthora caused by Anthostoma rerseits konnten an Linden in der Stadt kernoviae in Waldbeständen und Forst - decipiens . wiederum häufig frische Spuren des baumschulen erbrachten keinen Nach - Linden prachtkäfers ( Lamprodila rutilans ) weis dieser Quarantänekrankheiten. beobachtet werden. Auch der Erreger des Pechkrebses der Kiefer ( Gibberella circinata ) wurde nicht Asiatischer Laubholzbockkäfer nachgewiesen. und andere invasive Schädlinge Bei der Lecanosticta-Krankheit der Im Befallsgebiet des Asiatischen Laub - Kiefern ( Lecanosticta acicola ) wurden holzbockkäfers ( Anoplophora glabripennis ) 2018 neue Befallsherde festgestellt. Dies in Gallspach, Oberösterreich, wurden bei betraf sowohl Legföhren im urbanen Be - den intensiven Überwachungsmaß- reich (Salzburg) wie auch in Waldbe -

Forstschutz Aktuell 64 31 Abbildung 12: Österreichisches Bioindikato rnetz Österreichisches Bio - Schwefel 2018 indikatornetz – Schwefel - gehalte in Nadeln und Gre nzwert deutlich unterschritten Gre nzwert unterschritten Blättern 2018 (grün und Gre nzwert überschritten hellgrün: Gesamtklassi- Gre nzwert deutlich überschritten fikation 1 und 2 unter dem gesetzlichen Grenz - wert; rosa und rot: Ge - samtklassifikation 3 und 4 über dem gesetzlichen Grenzwert).

Figure 12: Austrian Bio- Indicator Grid - sulphur contents in needles and 0 20 40 60 80 100 km leaves in 2018 (green and light green: total classi - fication1 and 2 below legal threshold value, pink ständen (Tirol, Karwendel: oberstes Isar - 2018 ebenfalls eine leichte Zunahme and red: total classi fication tal und Achenseegebiet) und schließlich festgestellt werden. Hier wiesen 4,7 % 3 and 4 above legal in eine Reihe von Mooren in den Bun - der Punkte Grenzwertüberschreitungen threshold value) . desländern Steiermark, Tirol und Vorarl - auf (2017: 4,2 %). Knapp 90 % dieser berg. Punkte mit Gesamtklassifikation 3 (über dem Grenzwert) lagen im Burgenland, in Bioindikatornetz – Kärnten, in Niederösterreich und der Schwefelanalyse 2018 Steiermark. Die Gesamtklassifikation 4 In Österreich werden die Schwefel- (deutlich über dem Grenzwert) wurde immissionseinwirkungen auf Waldbäume an keinem Punkt festgestellt. Einzelne seit 1983 mit dem österreichischen Bio - Überschreitungen gab es in Oberöster - indikatornetz erfasst. Die jährliche Probe - reich, Tirol und Wien. nahme ermöglicht eine exakte Darstel - In den folgenden Bundesländern bzw. lung der zeitlichen und räumlichen Ent - Bezirksforstinspektionen waren 2018 wicklung der Einwirkung auf Grundlage Schwefelimmissionseinwirkungen nach - der gesetzlichen Grenzwerte. Traten weisbar (Abbildung 12): Burgenland noch Mitte der 1980er-Jahre bis Anfang (Burgenland Nord und Burgenland Süd), der 1990er-Jahre an bis über 25 % der Kärnten (St. Veit an der Glan, Völker - Punkte Grenzwertüberschreitungen auf, markt und Wolfsberg), Niederösterreich so konnten diese ab 2000 nur mehr an (Bruck an der Leitha, Gänserndorf, Horn,

Gottfried Steyrer, bis zu 10 % der Punkte nachgewiesen Korneuburg, Krems an der Donau, Neun - Thomas L. Cech, werden. kirchen, Waidhofen an der Thaya und Alfred Fürst, Das Schwefelergebnis 2018 für das Zwettl), Oberösterreich (Braunau am Gernot Hoch, Grundnetz des Bioindikatornetzes ergab Inn), Steiermark (Bruck-Mürzzuschlag, Bernhard Perny, Bundesforschungszentrum für Grenzwertüberschreitungen auf 4,4 % Deutschlandsberg, Graz-Umgebung, Wald, Institut für Waldschutz, der Punkte und brachte damit eine Ver - Hartberg-Fürstenfeld, Liezen und Süd - Seckendorff-Gudent-Weg 8, schlechterung gegenüber 2017 (1,6 %). oststeiermark), Tirol (Landeck) und in 1131 Wien, Tel.: +43-1-87838 1124, Auf dem Netz 85, dem seit 1985 be - Wien. [email protected] ernteten und verdichteten Netz, konnte

32 Forstschutz Aktuell 64 Waldschutzsituation 2019 in Österreich: Schäden durch Borkenkäfer weiter extrem hoch Gottfried Steyrer, Thomas L. Cech, Alfred Fürst, Gernot Hoch, Bernhard Perny

Kurzfassung | Die Waldschutzsituation 2019 hat sich gegenüber dem Vorjahr nicht Abstract entspannt: Die Borkenkäferprobleme wiesen regionale Unterschiede auf. Im schwer betroffenen Nordosten waren die Schäden trotz geringer Abnahmen weiterhin auf Forest health situation : damage extrem hohem Niveau, in anderen Regionen zeigten sich steigende Schadholz- by bark beetle remains mengen. Weiter zunehmend waren die Borkenkäferprobleme auch bei anderen extremely high Koniferen, besonders bei Kiefern. Die überdurchschnittlich warme und trockene In 2019, the forest health Witterung und meteorologische Extremereignisse führten zu direkten und indirekten situation did not improve Schädigungen. Schäden durch Schneebruch erreichten eine Rekordhöhe. Erstmals compared to the preceding year: The bark wurde die invasive Amerikanische Eichennetzwanze ( Corythucha arcuata ) in Öster - beetle outbreak showed reich nachgewiesen. Neben diesen massiven Schädigungen gab es auch bei Weiß - regional differences. In the tanne, Lärche und regional bei Douglasie negative Entwicklungen. Das Eschen - severely affected north- triebsterben entwickelte sich regional ungleichmäßig, es wurden auch Ver- eastern regions, damage besserungen der Kronensituation beobachtet. remained at extremely high level despite small decreases, while an Schlüsselworte | Forstschutzsituation, Österreich, abiotische Schäden, Krankheiten, increase in quantities of Schädlinge damaged wood were observed in other regions. Bark beetle problems in Witterung und Folgen other conifers continued to increase, especially in Die Klimakrise findet ihre Fortsetzung: richtete über einen neuen Juni-Rekord - pine trees. The above- Die Zentralanstalt für Meteorologie und wert. average warm and dry Geodynamik (ZAMG) verzeichnete in Die Niederschläge verteilten sich laut weather and extreme ihrer 253-jährigen Messreihe das dritt - ZAMG regional unterschiedlich: Im Wes - meteorological events wärmste Jahr mit einer Reihe von ten und Süden war es normal bis etwas caused direct and indirect meteorologischen Rekorden. Die durch - feuchter als im langjährigen Mittel. damage. Damage by snow breakage reached a record schnittliche Temperatur in Österreich lag Lokal, in Kärnten und Tirol, waren die high. The invasive 1,6 °C über dem langjährigen Mittel Niederschläge bis zu 50 % höher. In den American oak lace bug (1981-2010), sowohl in den Tieflagen nördlichen und östlichen Bundesländern (Corythucha arcuata ) was als auch in den hochgelegenen Gebirgs - war es dagegen deutlich zu trocken, die reported in Austria for the regionen. Am wärmsten war es in den Defizite erreichten knapp 40 %. Be- first time. Additionally, there were negative östlichen Landesteilen (bis +2,3 °C). Zehn sonders und überregional trocken waren developments in health of Monate fielen überdurchschnittlich alle Monate von Februar bis Oktober mit silver fir, larch and warm aus (Abbildung 1). Im Juni war es Ausnahme des Mai, der Juni nahm auch regionally in Douglas fir. am wärmsten (+4,7 °C) - die ZAMG be - bei den Niederschlagsdefiziten den Ash dieback developed regionally divergent; and improvements in the 1 Festmeter im DWF: Die Dokumentation der Waldschädigungsfaktoren erfasst jährlich die crown situation were also wichtigsten Schädlinge, Krankheiten und abiotischen Schädigungsfaktoren in allen Wäldern observed. Österreichs, unabhängig von den Eigentumsart und unabhängig davon, ob infolge der Keywords | Forest health Schädigung eine Kalamitätsnutzung durchgeführt wird. Daher sind Festmeterangaben in der situation, Austria, abiotic DWF immer auf die gesamte Schädigung bezogen und im Verhältnis zum Vorrat als Vorrats - damage, pests, diseases festmeter angegeben.

Forstschutz Aktuell 64 33 Jänner Februar März

April Mai Juni

Juli August September

Oktober November Dezember

Abbildung 1: Monatliche Temperaturabweichungen von Normalwerten (Bezugszeitraum 1981- 2010) im Jahr 2019 (Quelle: ZAMG: Klima-Monatsübersicht SPARTACUS-Daten, verändert. Unter der Lizenz von CC 2.0: https://creativecommons.org/licenses/by-nc/2.0/).

Figure 1: Deviation of monthly temperature from long-term average (reference 1981-2010) in 2019 (Source: Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG): Monthly climate report SPARTACUS-data, modified. Under license of CC 2.0: https://creativecommons.org/ licenses/by-nc/2.0/).

ersten Rang in der Zeitreihe der ZAMG einer Gesamthöhe von 3,0 Mio. Vfm, ei - ein (Abbildung 2). ner neuen Rekordmenge seit dem Beginn Extremereignisse blieben auch 2019 der DWF-Erhebungen im Jahr 2002. Be - nicht aus: Die Bezirksforstdienste sonders betroffen waren die Bundeslän - meldeten in der Dokumentation der der mit großen Anteilen am Alpenbogen: Waldschädigungsfaktoren (DWF) einen Oberösterreich (0,91 Mio. Vfm), Salzburg Anstieg der Schäden durch Muren um (0,8 Mio. Vfm) und Tirol (0,52 Mio. Vfm). rund 55 % auf 34.000 Vfm 1. Gleicher - Gegen Süden und Osten waren die Schä - maßen wurde auch eine Zunahme der den geringer, aber dennoch beträchtlich: Hagelschäden auf rund 1700 ha Die Forstdienste meldeten für Kärnten registriert. Die Sturmschäden waren mit (0,3 Mio. Vfm) sowie für Niederösterreich rund 0,8 Mio. Vfm nach den sehr hohen und Steiermark (je rund 0,2 Mio. Vfm). Werten der Jahre 2017 und 2018 gering. Aufgrund der großen Schneemengen ver - Andererseits führten Rekordschnee- vielfachten sich auch die Schäden durch mengen in weiten Teilen Österreichs im Lawinen auf 60.000 Vfm. Jänne r und späte Schneefälle im Mai so - Insgesamt fiel 2019 durch abiotische wie frühe im November zu zahlreichen, Schäden Kalamitätsholz in der Höhe von überregionalen Schneebruchschäden in 3,82 Mio. Vfm an, was in der Zeitreihe

34 Forstschutz Aktuell 64 Jänner Februar März

April Mai Juni

Juli August September

Oktober November Dezember

Abbildung 2: Monatliche Abweichungen von Niederschlagsnormalwerten (Bezugszeitraum 1981-2010) im Jahr 2019 (Quelle: ZAMG: Klima-Monatsübersicht SPARTACUS-Daten, verändert. Unter der Lizenz von CC 2.0: https://creativecommons.org/licenses/by-nc/2.0/).

Figure 2: Deviation of monthly precipitation from long-term average (reference 1981-2010) in 2019 (Source: Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG): Monthly climate report SPARTACUS-data, modified. Under license of CC 2.0: https://creativecommons.org/ licenses/by-nc/2.0/). der DWF den fünfthöchsten Wert ein - Erhebungsgebieten des niederöster - nimmt. reichischen Waldviertels zurückführen. Dort schreitet einerseits die Kalamität Borkenkäferschäden: Richtung Südwesten in höher gelegene keine Entspannung Wälde r fort, andererseits ist lokal der Seit 2015 ist in Österreich eine Borken - Anteil der Wirtsbaumart Fichte nach an - käfergradation im Gange. Die DWF- haltendem Befall bereits gering gewor - Ergebnisse zeigten 2017 und 2018 je - den. Im Waldviertel alleine fielen 2019 weils neue Rekordschäden (2018: rund 57 % des gesamten Käferholzes 5,2 Mio. Vfm). Auch 2019 brachte keine Österreichs an (2018: 59 %). Stich- Entspannung: Die Forstdienste der proben zeigten auch, dass sich in den Bundes länder meldeten in der DWF mehrjährig betroffenen Gebieten Aus - Borken käferschäden in der Höhe von fälle in den Buchdrucker-Bruten aufgrund 4,7 Mio. Vfm, der – mit großem Abstand Parasitoidenbefalls und innerartlicher – zweithöchste Wert seit 2002 (Abbil - Konkurrenz um Brutraum häuften. dung 3). Der österreichweit geringe Von einer Entspannung der Lage kann Rückgang gegenüber 2018 ließ sich auf nicht berichtet werden. Die höchsten eine Reduktion der Schäden in einigen Schäden wiesen weiterhin die Bundes -

Forstschutz Aktuell 64 35 Schadholzmengen durch Sturm, Schnee und Borkenkäferbefall Bun desforschungszentrum für Wald Federald Research für Wald 11 Sturm + Schnee in Mio. Vfm 10 Borkenkäfer in Mio. Vfm

9 Quelle: Dokumentation der Waldschädigungsfaktor en nach Angaben der Bezirksforstinspektionen (und vorangegangene Erhebungen) 8

7

6 5,21 5 4,69 4 3,52 3 2, 88 2, 54 2, 42 2 1, 90

1 0, 69 0, 61 0,75 0 7 9 1 3 5 7 9 1 3 5 7 9 1 3 5 7 9 1 3 5 7 9 1 3 4 6 8 0 5 9 7 5 1 1 1 7 7 7 8 8 8 8 8 9 9 9 9 9 0 0 0 0 0 1 1 6 6 7 7 4 4 4 5 6 - 0 0 0 9 9 9 9 9 9 9 9 9 9 9 9 9 0 0 0 0 0 0 0 9 9 9 9 9 9 9 9 2 2 2 2 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 2 2 2 2 2 2 2 1 1 1 1 1 1 1 1 5 9 1 Ø

Abbildung 3: Zeitreihe der länder Niederösterreich und Oberöster - hohem Niveau. Abweichend war die Schadholzmengen infolge reich auf: 2,93 Mio. bzw. 0,87 Mio. Vfm Situation bei anderen Nadelgehölzen, von Borkenkäferbefall, Sturm und Schneedruck. (Abbildung 4). Das entsprach in Summe besonders in den Gebieten mit an- rund 80 % des österreichischen Gesamt - dauernden Niederschlagsdefiziten: Bei Figure 3: Time series of schadens. In Kärnten (237.000 Vfm), Kiefernborkenkäfern, das betraf haupt - damage (in million m³) by Salzburg (84.000 Vfm) und Tirol (55.000 sächlich den Sechszähnigen Kiefern- bark beetles (red line) as Vfm) gab es eine Reduktion, weiterhin borkenkäfer ( Ips acuminatus ) und den well as wind and snow stark steigend waren die Schäden in Vor - Zwölfzähnigen Kiefernborkenkäfer ( Ips breakage (green columns). arlberg (plus 66 %; 62.000 Vfm). Die sexdentatus ), war ein Anstieg um 75 % Steiermark meldete die dritthöchsten (300.000 Vfm) zu beobachten. Spirken Schadenszahlen in Österreich, dort gab (Pinus uncinata ) in Mooren sowohl in es nach gegenläufigen Trend in den zu - Vorarlberg als auch in Niederösterreich rückliegenden Jahren wiederum eine Ver - starben nestweise nach Buchdrucker- schlechterung (plus 20 %; 309.000 Vfm). befall ab. Auch Schäden durch Ein leichtes Plus von 5 % wurde aus dem ver schiedene Tannenborkenkäferarten Burgenland berichtet (138.000 Vfm). (Pityokteines spp.) nahmen um 55 % zu. Lokale Abnahmen bei den Fichten - Sie sorgten vor allem in Vorarlberg für borkenkäfern waren für die Reduktion bemerkenswerte Ausfälle von Tannen, des gesamten Käferholzes gegenüber die anscheinend unter der Sommer- 2018 verantwortlich. Die von den Forst - trockenheit (besonders 2018) gelitten diensten dem Buchdrucker ( Ips typogra - hatten. Auffallend war, dass bei einem phus ) und dem Kupferstecher ( Pityogenes seit zwei Jahren beobachteten, komplex - chalcographus ) zugeordneten Schäden haften Absterben von Douglasien die Be - verringerten sich leicht, blieben mit 4,1 teiligung verschiedener Borkenkäferarten Mio. bzw. 285.000 Vfm aber auf extrem zunahm.

36 Forstschutz Aktuell 64 Borkenkäfer -Schadholzmengen (in 1000 Vfm) Bun desforschungszentrum für Wald Federald Research für Wald 4000 Niederösterreich Oberösterreich 3800 Kärnten Steiermark 3600 Salzburg Tirol Vorarlberg Burgenland 3400 3200 Quelle: 3000 Dokumentation der Waldschädigungsfaktoren nach Angaben der Bezirksforstinspektionen (und vorausgegangene Erhebungen) 2800 2600 2400 2200 2000 1800 1600 1400 1200 1000 800 600 400 200 0 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018

Abbildung 4: Schadholz - mengen (in 1000 Vfm) durch Borkenkäfer in den Bundesländern für den Zeitraum 1988 bis 2019.

Figure 4: Damage (in 1000 m³) by bark beetles in the Austrian federal provinces in the period 1988 to 2019.

Abbildung 5: Adulte Käfer im Vergleich: oben der Nordische Fichtenborken - käfer ( Ips duplicatus ) und unten der Buchdrucker (Ips typographus ).

Figure 5: Adult beetles in comparison: double- spined spruce bark beetle, Ips duplicatus (top) and Eurasian spruce bark beetle, Ips typographus (bottom).

Forstschutz Aktuell 64 37 Nach ersten Beobachtungen von Ste - hendbefall im Jahr 2018 in Niederöster - reich wurde 2019 zusätzlich auch in Oberösterreich Befall an Fichte mit Be - teiligung von I. duplicatus in Waldbe - ständen beobachtet (Abbildung 6). Auch an oben erwähnten Spirken im Moor in Vorarlberg wurde I. duplicatus zusammen mit dem Buchdrucker entdeckt.

Sonstige Schadinsekten: Schwammspinner- Massenvermehrung bekommt neuen Gegenspieler Die Massenvermehrung des Schwamm - spinners ( Lymantria dispar ) im Weinvier - tel und weiteren kleineren Befallsflächen im niederösterreichischen Zentralraum hielt weiter an. Es kam auch 2019 wieder Abbildung 6: Brutbilder Seit 2013 wird der Nordische zu Kahlfraß. Der Höhepunkt der Massen - des Nordischen Fichten - Fichten borkenkäfer ( Ips duplicatus ; Ab - vermehrung dürfte aber überschritten borkenkäfers ( Ips duplicatus ) bildung 5) regelmäßig in Waldbeständen sein. Erstmals wurde 2019 der insekten - von einem Stehendbefall gefunden. Ein bundesweites Monitoring pathogene Pilz Entomophaga maimaiga in Niederösterreich, 2019. im Jahr 2017 bestätigte, dass I. duplica - – bislang nicht Teil des Schwamm- Figure 6: Breeding galleries tus in allen Bundesländern abseits von spinner-Gegenspielerkomplexes in Öster - of the double-spined Importholz-Lagerplätzen vorhanden ist. reich – in zwei Populationen des spruce bark beetle ( Ips Schwammspinners in Niederösterreich duplicatus ) in an infested nachgewiesen. Dieser Krankheitserreger spruce stand in Lower stammt aus Ostasien und ist auf den Austria, 2019. Schwammspinner spezialisiert. Er wurde zur biologischen Kontrolle in Bulgarien erstmals 1999 freigelassen. In der Folge hat sich der Pilz in den letzten Jahren rasch über die Balkanhalbinsel nach Süd - ost- und Mitteleuropa ausgebreitet. Die lichtmikroskopische Untersuchung von toten Schwammspinner-Raupen (Abbil - dung 7), die in einem kahlgefressenen Wald bei Eggenburg gesammelt wurden, zeigten in 64,8 % der Fälle Infektionen Abbildung 7: Tote mit E. maimaiga . Untersuchte tote Schwammspinner-Larve, Raupen aus einem Wald bei Ebergassing infiziert mit dem insekten - waren zu 100 % infiziert. Zukünftig pathogenen Pilz dürfte E. maimaiga als ein weiterer, sehr Entomophaga maimaiga . wirksamer natürlicher Gegenspieler Figure 7: Dead Lymantria merkbare Auswirkungen auf die Popu - dispar larva, infected with lationsdynamik von Schwammspinnern the entomopathogenic in Österreichs Eichenwäldern haben. fungi Entomophaga Der Eichenprozessionsspinner ( Thau - maimaiga . metopoea processionea ) war weiterhin

38 Forstschutz Aktuell 64 lokal im Wiener Raum an Zerreiche be - deutend, weitere Vorkommen wurden aus dem Waldviertel und dem Burgen - land gemeldet. Die Population des Pinien prozessionsspinners ( Thaumeto - poea pityocampa ) ist nicht nur am Süd - hang des Kärntner Dobratsch etabliert, sondern hat sich 2019 auch in Tallagen entlang der Südautobahn bei Arnoldstein ausgebreitet. Die Vermehrung des Gold - afters ( Euproctis chrysorrhoea ) hielt an. In Niederösterreich wurden entlang ei - nes 20 km langen Abschnittes der West - autobahn zahlreiche Laubgehölze, vor allem Vogelkirsche, Ahorn sowie Eiche, kahlgefressen. Der Große braune Rüsselkäfer (Hylobius abietis ) zeigte in jenen Ge- bieten des Bundesgebietes, in denen nach Borkenkäfer- und Sturmschäden größere Flächen aufzuforsten waren, zu - nehmende Bedeutung. In diesen Regio - nen ist auch weiterhin mit Schäden zu rechnen. Nicht wie meist in Christbaum- kulturen, sondern in tannenreichen Wäldern nahmen 2019 die Schäden durch Tannenläuse, vor allem durch die Weißtannentrieblaus ( Dreyfusia nord - mannianae ), massiv zu. Die Schäden beschränkten sich dabei nicht nur auf Kulturen und Jungwüchse, sondern be - trafen auch Dickungen und Stangen- hölzer, die infolge von Kalamitäts- nutzungen frühzeitig freigestellt worden waren. Von intensiven Nadelschäden, über absterbende Wipfel bis zum Total - ausfall bei intensivem Befall reichte die berichtet. Die Nadelschütte der Tanne Abbildung 8: Sporen - Symptomatik. (Rhizoctonia butinii) wurde in Vorarlberg schicht von Cryptostroma sowie in der Steiermark bei Weißtannen corticale unter der Borke Pilzkrankheiten nachgewiesen. eines Bergahornes. Weite Teile Österreichs waren im Früh - Die Dothistroma-Nadelkrankheit der Figure 8: Spore layer of jahr 2019 von Niederschlagsdefiziten be - Kiefer ( Dothistroma sp.) hatte 2019 bei Cryptostroma corticale troffen. Dies dürfte wie schon im Vorjahr Zirben ( Pinus cembra ) im Lungau, Salz - beneath the bark of a zu einem Rückgang von Infektionen burg, massive Nadelverluste zur Folge. Sycamore maple. durch Nadel- und Blattpilze geführt Latschen ( Pinus mugo ) und Zirben waren haben. So meldeten etwa zwei Drittel 2019 im Alpenraum mit Ausnahme der aller Bezirksforstdienste eine Ver- ganz westlichen und der südlichen ringerung von Fichtenschütten, nur aus Gebirgsregionen von Schneeschimmel der Steiermark wurde von einem Anstieg (Phacidium infestans, Herpotrichia nigra )

Forstschutz Aktuell 64 39 befallen. Überall in der alpinen Höhen - das Weinviertel in Niederösterreich sowie stufe wurden häufigere Beobachtungen Wien, wo sowohl Berg- wie Spitzahorn- gemeldet. Die lange und ausgedehnte Bäume das charakteristische Schad bild, Schneebedeckung im Winter 2018/2019 Rindenablösungen am Stamm und war eine Voraussetzung für die In- schwarze Sporenmassen (Abbildung 8), fektionen. erkennen ließen. Die Wurzelhalsfäule der Beim Eschentriebsterben ( Hymenos - Erlen ( Phytophthora alni s.l.) nahm laut cyphus fraxineus ) meldeten 62 % der Be - DWF im südlichen Kärnten, der Südost - zirksforstinspektionen Österreichs einen steiermark, dem Waldviertel und in Tirol Rückgang und 38 % einen Anstieg der gegenüber 2018 geringfügig zu. Befallsintensität. Die Verteilung zeigte Die Häufigkeit von Wurzelfäule durch kein regionales Muster. Die für den In - Hallimasch ( Armillaria spp.) stieg 2019 fektionserfolg entscheidenden Sommer - laut DWF mehrheitlich an. Bei den monate 2018 waren vielerorts nieder - Nadelholz-Jungbeständen waren zwei schlagsarm und überall deutlich wärmer Schwerpunkte erkennbar: im nördlichen als der dreißigjährige Durchschnitt (1981- Oberösterreich, in der Oststeiermark so - 2010), was den Erfolg von Neuinfektio - wie in Unterkärnten. In älteren Laub - nen sichtlich herabsetzte. Darüber hinaus holzbeständen hatte Hallimasch-Befall schritt die Fällung geschädigter In - 2019 bei den Eschen die größte Bedeu - dividuen und Bestände weiter voran, was tung, es wurden aber auch Fälle an Bu - sich zusätzlich in einer statistisch ver - chen sowie verschiedenen Eichenarten ringerten Befallsintensität niederschlägt. festgestellt. Bei den Wurzel- und Wund - Im sommerwarmen Osten Österreichs fäulen an Nadelholz ( Heterobasidion trat 2019 die Russrindenkrankheit des annosum , etc.) wurde laut DWF vor Ahorn ( Cryptostroma corticale ) in meh - allem in Salzburg, Oberösterreich, Tirol, reren Waldgebieten sowie in urbanen Kärnten und in der Steiermark eine Zu - Bereichen auf. Betroffen war vor allem nahme der Schäden beobachtet.

Abbildung 9: Komplexe, im Kronenbereich be - ginnende Schäden an Douglasien im Waldviertel, Niederösterreich, 2019.

Figure 9: Complex damage of Douglas firs, beginning in the crown area observed in the region Waldviertel, Lower Austria, 2019.

40 Komplexkrankheiten reich waren symptomatisch für den Be - Abbildung 10: Im Ast- Beim Zurücksterben von Nadelgehölzen fall. Der Furchenflügelige Fichtenborken - und Wipfelbereich stand 2019 die Diplodia-Krankheit der käfer ( Pityophthorus pityographus ) und beginnender, starker Kiefern ( Diplodia sapinea ) im Vorder - der Kupferstecher besiedelten sekundär Befall durch den Sechs - grund. Eine Besonderheit stellt die Be - die absterbenden Kronen. In anderen, zähnigen Kiefernborken- käfer an absterbender teiligung von D. sapinea am Absterben durchwegs jüngeren Beständen war der Douglasie im Weinviertel, eines Spirkenbestandes in einem Moor Borkenkäferbefall bedeutender. Hier Niederösterreich, 2019. im Waldviertel dar. Seit vielen Jahrzehn - wiesen die Douglasien, außer durch ten ist dieser Krankheitserreger in Öster - Trocken stress, keine Vorschädigung auf. Figure 10: Severe reich vor allem bei Schwarzkiefern weit Auf diesen Standorten war neben ande - infestation by Ips verbreitet, 2019 trat er in auffälligem ren Fichten- und Kiefernborkenkäfern acuminatus , beginning in the branch and crown Ausmaß auch bei anderen Koniferen auf. der Sechszähnige Kiefernborkenkäfer area, on dying Douglas fir So wurde der Pilz auch bei Colorado- massiv beteiligt. Der Befall begann in in the region Weinviertel, Tannen ( Abies concolor ) im Wiener Raum Seitenästen oder im Wipfelbereich und Lower Austria, 2019. nachgewiesen. Obwohl die zunehmende führte zum Absterben (Abbildung 10). Bedeutung des Diplodia-Triebsterbens Lediglich im untersten Stammbereich zweifellos mit den steigenden Tempera - waren die Bruten trotz zahlreicher Ein - turen und den Niederschlagsdefiziten zu - bohrversuche nicht erfolgreich. sammenhängt, führte 2019 auch Hagel - schlag zu Verletzungen, die als Eintritts - Wirbeltiere pforte für den Erreger dienen und damit Entsprechend der starken Zunahme der die Krankheit auslösen können. Mäusepopulation nahm 2019 auch der Bei dem in den trocken-warmen Mäusefraß an Kulturen und Jung- Wäldern Niederösterreichs seit 2018 be - wüchsen im gesamten Bundesgebiet, obachteten komplexhaften Absterben Ausmaß und Verbreitung betreffend, von Douglasien war D. sapinea an einigen stark zu. Nur einzelne Gebiete im Standorten stark beteiligt (Abbildung 9). äußersten Westen und im Süden Öster - Starker Harzfluss, Risse und Verfärbun - reichs waren gering betroffen. gen im Kronen- und oberen Stammbe -

Forstschutz Aktuell 64 41 Abbildung 11: Harzende, Stadtbaumschäden sich bei heißer Sommerwitterung vor al - krebsartige Stellen an Äs - Im Stadtbereich waren 2019 weitere lem dann ausbreiten, wenn die Tempe - ten eines Riesenmammut - baumes, verursacht durch Pilzkrankheiten auffällig, die als Nutz - raturdifferenz zwischen Tag und Nacht den Befall durch Botry - nießer der zunehmenden Temperaturen gering ist (wie bei Tropennächten) und osphaeria dothidea , Bad anzusehen sind: Die Botryosphaeria- wenn wiederholt hohe infektionsför - Vöslau, Niederösterreich. Krankheit des Riesenmammutbaumes dernde Luftfeuchtigkeit herrscht. (Botryosphaeria dothidea ) verursachte Auch die Anthostoma-Rindenkrank - Figure 11: Resinous Absterben von Kronenteilen an Riesen - heit der Hainbuche ( Anthostoma deci - cankers on branches of a giant sequoia ( Sequoiaden - mammutbäumen ( Sequoiadendron gigan - piens ) war 2019 besonders im Raum dron giganteum ) caused by teum ) in Bad Vöslau, Niederösterreich. Linz, Oberösterreich, auffällig. Die Pla - infestation by Charakteristisch waren dabei die harzen - tanenblattbräune ( Apiognomonia veneta ) Botryosphaeria dothidea , den, krebsigen Stellen an den Ästen (Ab - wurde lokal im Raum Graz und im südli - Bad Vöslau, Lower Austria. bildung 11). Der pathogene Pilz kann chen Niederösterreich beobachtet.

Invasive Schadorganismen: Eichennetzwanze in Österreich gefunden Die Amerikanische Eichennetzwanze (Corythucha arcuata ) verursacht in ihrem europäischen Verbreitungsgebiet groß - flächige Schädigungen von Eichenwäl - Abbildung 12: Adulte dern. Ihre Verschleppung nach Europa Amerikanische Eichen - wurde 2000 festgestellt. Im Jahr 2013 netzwanze ( Corythucha wurde sie erstmals in Ungarn und Kroa - arcuata ), 2019 erstmals in tien nachgewiesen, wo sie seitdem groß - Österreich entdeckt (Foto: flächig Eichenwälder schädigt. Im Jahr James Connell, BFW). 2019 wurde die Amerikanische Eichen - Figure 12: Adult oak lace netzwanze erstmals in Österreich an 21 bug ( Corythucha arcuata ), Standorten in der südöstlichen Steier - first reported in Austria in mark und im Südburgenland in allen Sta - 2019 (photo: James dien, als Ei, Larve, Imago (Abbildung 12) Connell, BFW). gefunden. Vermutlich erfolgte die Aus -

42 Forstschutz Aktuell 64 Abbildung 13: Die Saugtätigkeit der Amerikanischen Eichen - netzwanze ( Corythucha arcuata ) verursachte im Sommer 2019 in der süd - östlichen Steiermark und dem Südburgenland Blatt - vergilbungen an Eichen in unterschiedlichem Ausmaß (Foto: Markus Sallmanns - hofer, BFW).

Figure 13: Sucking by the oak lace bug ( Corythucha arcuata ) caused oak leaf yellowing in varying degrees in south-eastern Styria and southern Burgenland in summer 2019 (photo: Markus Sall - mannshofer, BFW). breitung zunächst entlang der Hauptver - und Forstbaumschulen erbrachte keinen kehrsachsen. Die Befallsintensität war Nachweis dieser Quarantänekrankheit. sehr unterschiedlich und schwankte zwi - Auch der Erreger des Pechkrebses der schen 1 % und 95 % der Blätter pro Kiefer ( Gibberella circinata ) wurde nicht Baum. Durch die Saugtätigkeit der Wan - nachgewiesen. zen zeigten die Blätter typische, zunächst Bei der Lecanosticta-Krankheit der eher im Blattzentrum beginnende, fahle Kiefern ( Lecanosticta acicola ) wurden Blattvergilbungen mit einem diffus ge - 2019 Befallsherde in weiteren Mooren sprenkelten, zusammenhängenden Mus - in der Steiermark festgestellt. Wie ter (Abbildung 13). Beobachtungen in im Zuge des EUPHRESCO-Projektes Kroatien zeigten, dass bei massivem Auf - „Brownspotrisk“ erhoben wurde, lag der treten die Blätter der Eichen so stark ge - Anteil von Mooren, in denen Befall schädigt werden, dass es im Sommer durch Lecanosticta acicola nachgewiesen zum vollständigen Verlust der Assimila - wurde, österreichweit bei 27,7 %. tionsmasse kommt. Es ist auch in Öster - reich mit massiven Saugschäden an Bioindikatornetz – Eichen in den kommenden Jahren zu Schwefelanalyse 2019 rechnen. In Österreich werden die Schwefel- Im Befallsgebiet des Asiatischen immissionseinwirkungen auf Waldbäume Laubholzbockkäfers ( Anoplophora glabri - seit 1983 mit dem österreichischen Bio - pennis ) in Gallspach, Oberösterreich, indikatornetz erfasst. Die jährliche Pro - wurden 2019 bei den Überwachungs - benahme ermöglicht eine exakte Dar - maßnahmen keine befallenen Bäume ge - stellung der zeitlichen und räumlichen funden. Somit war das dritte Jahr in Entwicklung der Einwirkung auf Grund - Folge ohne Neubefall zu verzeichnen. lage der gesetzlichen Grenzwerte. Traten Der 2019 durchgeführte Survey zur noch Mitte der 1980er-Jahre bis Anfang Erfassung möglicher Auftreten von Phy - der 1990er-Jahre an bis über 25 % der tophthora ramorum in Waldbeständen Punkte Grenzwertüberschreitungen auf,

Forstschutz Aktuell 64 43 Österreichisches Bioindikato rnetz Abbildung 14: Österreichisches Bio - Schwefel 2019 indikatornetz – Schwefel - Grenzwert deutlich unterschritten gehalte in Nadeln und Grenzwert unterschritten Blättern 2019 (grün und Grenzwert überschritten hellgrün: Gesamt - Grenzwert deutlich überschritten klassifikation 1 und 2 unter dem gesetzlichen Grenzwert; rosa und rot: Gesamtklassifikation 3 und 4 über dem gesetzlichen Grenzwert). Das Ergebnis für Tirol ist noch aus - ständig. 020406080100 km Figure 14: Austrian Bio- Indicator Grid - sulphur contents in needles and leaves in 2019 (green and light green: total classifi - so konnten diese ab 2000 nur mehr a dem Grenzwert), die Gesamtklassifi- cation 1 and 2 below legal bis zu 10 % der Punkte nachgewiesen kation 4 (deutlich über dem Grenzwert) threshold value, pink and werden. wurde an keinem Punkt festgestellt. red: total classification 3 Die Analyse der Proben der Herbst - Damit dürfte das Ergebnis der and 4 above legal threshold probenahme 2019 ist noch nicht abge - Schwefel analyse 2019 eines der besten value) . The result for Tyrol schlossen, beim Ergebnis fehlt noch das seit Beginn der Untersuchungen im Jahr is not available, yet. Bundesland Tirol. Bis zum jetzigen 1983 werden. Auswertungsstand ergab das Schwefel - In folgenden Bundesländern (ohne er gebnis 2019 für das Grundnetz Tirol) bzw. Bezirksforstinspektionen des Bioindikatornetzes Grenzwertüber - waren 2019 Schwefelimmissionsein- Gottfried Steyrer, schreitungen auf lediglich vier Punkten wirkungen nachweisbar (Abbildung 14): Thomas L. Cech, bzw. 0,9 % der Punkte (2018: 4,4 %). Burgenland (Burgenland Süd), Kärnten Alfred Fürst, Auf dem Netz 85, dem seit 1985 beern - (Völkermarkt und Wolfsberg), Nieder - Gernot Hoch, Bernhard Perny, teten und verdichteten Netz, konnte österreich (Bruck an der Leitha und Bundesforschungszentrum für 2019 bislang nur an elf Punkten, das ent - Horn), Oberösterreich (Ried im Innkreis), Wald, Institut für Waldschutz, spricht 1,8 % der Punkte Grenzwertüber - Steiermark (Deutschlandsberg, Graz-Um - Seckendorff-Gudent-Weg 8, schreitungen (2018: 4,7 %) nachge- gebung, Hartberg-Fürstenfeld und Süd - 1131 Wien, Tel.: +43-1-87838 1124, wiesen werden. Alle Überschreitungen oststeiermark) und in Wien. [email protected] lagen in der Gesamtklassifikation 3 (über

44 Forstschutz Aktuell 64 Dokumentation der Waldschädigungsfaktoren 2016-2019 Gottfried Steyrer, Heimo Schaffer, Wilhelm Nagy, Wilhelm Krenmayer

Kurzfassung | Die Dokumentation der Waldschädigungsfaktoren (DWF) erfasst Abstract jährlich die wichtigsten Schädlinge, Krankheiten und abiotischen Schädigungs - faktoren in allen Wäldern Österreichs, unabhängig von der Eigentumsart. Die Daten - Documentation of Forest Damage Factors 2016- erhebung basiert auf einem Schätzverfahren und wird durch Forstfachleute der 2019 Bezirks forstbehörden für jede Erhebungseinheit gesondert durchgeführt. Ange- The Documentation of sprochen wird dabei die physiologische Schädigung des Baumes und nicht der Forest Damage Factors wirtschaftliche Schaden. Für 72 forstliche Schädigungsfaktoren wurden im Berichts - (DWF) provides zeitraum 2016-2019 Parameter zu Volumen geschädigter Bäume und/oder comprehensive yearly records of the important Schädigungsflächen erfasst. Die Auswertung der DWF erfolgt auf der übergeordneten pests, diseases and abiotic Ebene der Bezirksforstinspektionen. Die Forstschutzsituation in Österreich und die damaging agents in all Entwicklung zum Vorjahr werden anhand von 66 Karten dargestellt, die für jeden private and public forests einzelnen Schädigungsfaktor Aussagen auf der Waldfläche der Bezirksforst- of Austria. Records are inspektionen zulassen. based on estimates for each unit provided by foresters of the district Schlüsselworte | Dokumentation der Waldschädigungsfaktoren, Österreich, Forst - forest authorities. The schädlinge, Krankheiten, abiotische Schäden estimates consider the physiological damage to the tree rather than an Methodik nicht. Somit ergeben sich auch wesent - economic damage. Parameters representing Für die Dokumentation der Wald- liche Unterschiede zur offiziellen Holz - the volume of damaged schädigungsfaktoren (DWF) erheben einschlagsmeldung (HEM) des Bundes - trees and/or the damaged Forstfachleute in den Bezirksforstdiens - ministeriums für Landwirtschaft, Regio - area are recorded for ten jährlich und österreichweit Wald - nen und Tourismus. Während diese 72 damaging agents for schäden, die durch die wichtigsten, forst - Schadholz als Volumen aus Kalamitäts - 2016-2019. Reporting and lich relevanten, biotischen (Schädlinge nutzungen erfasst, handelt es sich in der analysis of the damage is done on the level of und Krankheiten) und abiotischen Schä - DWF um das Volumen geschädigter district forest authorities; digungsfaktoren entstanden sind, in allen Bäume, egal ob diese genutzt werden 66 maps illustrate the privaten und öffentlichen Wäldern, un - oder im Wald verbleiben. volume and/or area abhängig von der Eigentumsart. Die Methodik der DWF und ihre damaged by each agent as Die Datenerfassung im DWF beruht Durchführung änderten sich im Berichts - well as the intensity of the damage and the change auf einem Schätzverfahren, damit mit ge - zeitraum 2016-2019 strukturell und in - compared to the previous ringem Ressourceneinsatz eine gute An - haltlich nicht. Dem Bundesforschungs - year. näherung an die vorhandene Wald - zentrum für Wald (BFW) oblag die Vor - schutzsituation erreicht werden kann bereitung, Koordination und Auswertung Keywords | Documenta - tion of forest damage und eine repräsentative Aussage über der DWF. Die Datenerhebungen wurden factors, Austria, forest das österreichische Bundesgebiet mög - von den Forstfachleuten der Bezirksforst - pests, diseases, abiotic lich ist. Ein wesentliches Kriterium der dienste, teilweise in Städten mit eigenem damages DWF ist, dass ausschließlich die physio - Statut innerhalb der zuständigen Magis - logische Schädigung des Baumes erfasst tratsabteilungen und im Falle von Wien wird, unabhängig davon, ob dadurch auch durch Forstleute der im Stadtgebiet wirtschaftlicher Schaden entsteht oder ansässigen Forstbetriebe durchgeführt.

Forstschutz Aktuell 64 45 Die Forstschutzreferenten der Landes - basierte im Berichtszeitraum die DWF forstdienste koordinierten zwischen den gleichbleibend auf 241 Erhebungseinhei - Erhebenden auf Bezirksebene und dem ten (Forstaufsichtstationen etc.) und 71 BFW und waren für den Datentransfer Auswerteorten (Bezirksforstinspektionen). zuständig. Eine wichtige Aufgabe war, die In den Berichtsjahren 2016-2019 Bezirks- und Landesdaten im regionalen wurde in der DWF 72 Schädigungs- Bezug auf ihre Plausibilität zu prüfen. faktoren erfasst. In der Zusammen- Die Erhebungseinheiten wurden setzung der Schädigungsfaktoren gab es größtenteils durch die Gebiete der Forst - im vierjährigen Berichtszeitraum keine aufsichtsstationen innerhalb der Bezirks - Veränderungen. Beim Vorkommen forstinspektionen (fachspezifische Struk - mehrerer Schädigungsfaktoren am glei - turierung bei den Bezirksverwaltungsbe - chen Baum waren Mehrfachzuordnun - hörden) definiert. Abweichend von die - gen vorgesehen; das heißt, die quanti - ser Struktur waren das für das Bundes - tativen Schädigungsdaten waren in land Tirol die Gebiete der Försterbezirke diesem Fall auch mehrfach unterschied - und für Städte mit eigenem Statut die lichen Schädigungsfaktoren zuzuordnen. Gebiete der Magistrate. Die Auswertung Dies ist bei der Bildung von Summen der DWF erfolgte in Auswerteorten auf über mehrere Schädigungsfaktoren und der übergeordneten Ebene der Bezirks - insbesondere von Summen über Schädi - forstinspektionen und der Landesforst - gungsgruppen zu bedenken. inspektion im Falle von Wien. Sie sind Aufgrund der unterschiedlichen Fol - die Basis für die Auswertung und Dar - gen der Schädigungsfaktoren – nicht alle stellung in den Österreichkarten. führen zum Absterben –, der Schadens - Die Erhebungsdatenbank wurde vom verteilung sowie der grundsätzlichen Er - BFW erstellt. Für jede Erhebungseinheit hebbarkeit der gefragten Schadens- standen gesonderte Erhebungsdateien kennzahlen wurden für die Faktoren für die Datenerfassung zur Verfügung, unterschiedliche Parameter erhoben: zusätzliche Diagnosehilfen unterstützen Bei den Schädigungsfaktoren, die nicht die Erhebenden anhand von Beschrei - unbedingt ein Absterben verursachen, bungen der Schadorganismen und der wurde die Fläche mit geschädigten Schadenssymptome. Bäumen erfasst. Zu dieser Gruppe zählten Wegen Änderungen in der Organisa - 46 Schädigungsfaktoren, die erhobenen tionsstruktur der Bezirksforstbehörden Parameter sind: Vorkommen des Verur - waren Anpassungen in der Erhebungs - sachers, Schädigungsfläche, Anteil der datenbank erforderlich, um eine flächen- geschädigten Bäume und Intensität der idente Zeitreihe für die Erhebungsein - Schädigung. heiten und die Auswerteorte zu gewähr - Bei den üblicherweise zum Absterben leisten. Im Berichtszeitraum 2016-2019 von Bäumen führenden Schädigungs- wurden daher in der Datenbank 26 Er - faktoren wurde das Volumen der ge - hebungseinheiten aufgelöst und 26 neu schädigten Bäume erfasst. In diese angelegt. Bei den Auswerteorten betrafen Gruppe fielen 20 Schädigungsfaktoren, die Änderungen fünf Bezirksforstinspek - die erhobenen Parameter sind: Vorkom - tionen. Fünf Auflösungen bzw. gleich men des Verursachers, Schadholzmenge viele Neuanlagen waren infolge der Auf - und (räumliche) Verteilung der Schädi - lösung des Verwaltungsbezirkes Wien- gung. Da die Erhebungen in allen Wäl - Umgebung (2016) in Niederösterreich dern erfolgen, unabhängig davon, ob in - und Änderungen im Grenzverlauf folge der Schädigung eine Kalamitäts - zwischen den Bezirken Rohrbach und nutzung durchgeführt wird, sind die Fest - Urfahr-Umgebung (2018) in Oberöster - meterangaben in der DWF immer auf reich erforderlich. Trotz der Änderungen die gesamte Schädigung bezogen und

46 Forstschutz Aktuell 64 im Verhältnis zum Vorrat als Vorratsfest - in Berichten zur Waldschutzsituation in meter zu verstehen. Bei 16 Faktoren wur - Österreich veröffentlicht. Die Kern- den zusätzlich die Parameter für die ergebnisse, Daten über Schädigungs- Schädigungsfläche angegeben. faktorengruppen in den einzelnen Bun - Für sechs Schädigungsfaktoren wurde desländern, fließen auch in die jährliche nur das Vorkommen in der jeweiligen Forststatistik des Bundesministeriums Erhebungseinheit festgestellt. für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus ein und sind für die Jahre Ergebnisse 2016-2019 auszugsweise in den Tabellen Die Ergebnisse der DWF werden in ver - 1 bis 4 einzusehen. schiedenen Medien in Kartenform und

Nieder- Ober - Österreich Burgenland Kärnten Salzburg Steiermark Tirol Vorarlberg Wien österreich österreich Gesamt (ohne Fäulepilze) RSF [ha] 172.290 1.722 27.569 31.194 23.786 20.429 53.593 6.897 2.986 4.115 Biotische Schäden (ohne Fäulepilze) RSF [ha] 119.225 954 15.807 29.245 13.495 5.547 42.306 5.740 2.026 4.105 holz- und rindenbrütende Käfer VOL [m³] 2.636.025 144.910 332.693 1.181.670 343.286 110.260 390.595 114.915 17.661 35 RSF [ha] 13.306 749 1.132 5.256 1.055 648 3.988 404 73 2 sonstige Insekten RSF [ha] 22.894 0 5.293 415 445 757 15.563 413 9 0 Fäulepilze VOL [m³] 352.191 5.250 37.120 63.690 84.260 22.700 103.850 33.545 1.776 0 sonstige Pilze RSF [ha] 78.305 174 9.293 19.663 11.877 4.131 22.593 4.615 1.857 4.103 sonstige biotische Schäden RSF [ha] 4.720 31 90 3.911 118 11 164 309 87 0 Abiotische Schäden RSF [ha] 53.065 767 11.761 1.949 10.291 14.882 11.287 1.157 961 10 Sturm VOL [m³] 1.060.527 7.000 136.850 113.925 151.220 248.910 195.720 196.813 9.753 336 RSF [ha] 5.877 34 422 707 455 2.135 1.539 523 55 7 Schnee, Eis, Raureif, Lawinen inkl. Muren VOL [m³] 150.427 2.000 64.730 20.202 13.360 5.401 28.305 14.991 1.423 15 RSF [ha] 1.277 9 430 279 47 28 376 94 13 1 Waldbrände RSF [ha] 15,8 0,0 1,6 8,1 0,0 4,0 0,9 1,2 0,0 0,0 sonstige abiotische Schäden RSF [ha] 45.894 724 10.908 954 9.789 12.715 9.370 539 893 2 RSF [ha]…reduzierte Schädigungsfläche in Hektar VOL [m³]…Volumina der geschädigten Bäume in Vorratsfestmeter

Tabelle 1: Hauptergebnisse der Dokumentation der Waldschädigungsfaktoren 2016 für Schädigungsgruppen und Bundes - länder. Anmerkung: Die Daten beinhalten Schadholzanfall (genutzte Bäume) und Schäden im verbleibenden Bestand (nicht abge storbene bzw. nicht genutzte Bäume). Die Angabe erfolgt für Schadholzvolumina in Vorratsfestmeter und Schädigungs - flächen in Hektar. Eine Zuordnung zu mehreren Schädigungsfaktoren ist möglich, daher ist zu beachten, dass Summenangaben überschätzt sein können.

Table 1: Documentation of Forest Damage Factors 2016 , compiled for groups of damaging agents and federal provinces. Note: Data include timber harvested (salvage logging) and damaged trees that remain in the forest (either not lethally damaged or not harvested) and are presented as volume of damaged trees and damaged area, respectively. Area or volume can be assigned to multiple damaging agents if these occur together, therefore calculated sums can overestimate the damage.

Forstschutz Aktuell 64 47 Nieder- Ober - Österreich Burgenland Kärnten Salzburg Steiermark Tirol Vorarlberg Wien österreich österreich Gesamt (ohne Fäulepilze) RSF [ha] 176.439 1.654 12.925 103.180 15.079 12.499 18.305 5.274 7.079 444 Biotische Schäden (ohne Fäulepilze) RSF [ha] 101.819 952 6.694 44.415 13.425 10.812 13.671 4.556 6.882 412 holz- und rindenbrütende Käfer VOL [m³] 3.534.479 139.840 340.990 1.910.245 511.884 183.130 298.920 130.734 18.706 30 RSF [ha] 23.400 692 1.433 12.726 2.280 684 3.760 1.357 469 0 sonstige Insekten RSF [ha] 6.372 9 1.374 78 413 701 3.442 343 10 1 Fäulepilze VOL [m³] 329.787 4.200 42.730 56.260 79.770 25.500 89.850 29.152 2.325 0 sonstige Pilze RSF [ha] 66.889 189 3.766 27.596 10.638 9.412 6.285 2.535 6.058 411 sonstige biotische Schäden RSF [ha] 5.159 62 122 4.016 95 15 184 321 344 0 Abiotische Schäden RSF [ha] 74.620 702 6.231 58.765 1.654 1.687 4.634 718 198 32 Sturm VOL [m³] 3.517.274 72.200 1.111.800 648.700 452.680 223.500 851.100 148.622 7.252 1.420 RSF [ha] 22.605 455 2.737 12.955 1.274 599 4.093 430 42 21 Schnee, Eis, Raureif, Lawinen inkl. Muren VOL [m³] 112.402 2.100 35.110 15.970 9.670 9.800 26.545 10.745 2.002 460 RSF [ha] 1.239 11 211 614 35 65 205 76 13 11 Waldbrände RSF [ha] 22,1 0,1 3,2 13,8 0,1 0,1 1,2 3,6 0,1 0,0 sonstige abiotische Schäden RSF [ha] 50.753 236 3.280 45.182 345 1.023 335 208 143 0

RSF [ha]…reduzierte Schädigungsfläche in Hektar VOL [m³]…Volumina der geschädigten Bäume in Vorratsfestmeter

Tabelle 2: Hauptergebnisse der Dokumentation der Waldschädigungsfaktoren 2017 für Schädigungsgruppen und Bundes - länder. Anmerkung: Die Daten beinhalten Schadholzanfall (genutzte Bäume) und Schäden im verbleibenden Bestand (nicht abge storbene bzw. nicht genutzte Bäume). Die Angabe erfolgt für Schadholzvolumina in Vorratsfestmeter und Schädigungs - flächen in Hektar. Eine Zuordnung zu mehreren Schädigungsfaktoren ist möglich, daher ist zu beachten, dass Summenangaben überschätzt sein können.

Table 2: Main results of the Documentation of Forest Damage Factors 2017 for damage groups and federal provinces. Note: Data include timber harvested (salvage logging) and damaged trees that remain in the forest (either not lethally damaged or not harvested) and are presented as volume of damaged trees and damaged area, respectively. Area or volume can be assigned to multiple damaging agents if these occur together, therefore calculated sums can overestimate the damage.

48 Forstschutz Aktuell 64 Nieder- Ober - Österreich Burgenland Kärnten Salzburg Steiermark Tirol Vorarlberg Wien österreich österreich Gesamt (ohne Fäulepilze) RSF [ha] 160.457 1.438 14.781 87.480 16.370 8.121 23.067 4.841 4.076 283 Biotische Schäden (ohne Fäulepilze) RSF [ha] 104.757 869 8.826 51.052 13.776 5.557 18.758 2.731 2.932 255 holz- und rindenbrütende Käfer VOL [m³] 5.228.044 130.835 274.368 3.325.893 957.170 120.400 263.160 118.384 37.476 358 RSF [ha] 31.585 567 1.224 20.970 3.655 336 4.389 328 111 5 sonstige Insekten RSF [ha] 10.584 14 1.647 4.369 701 1.100 2.382 353 16 2 Fäulepilze VOL [m³] 306.822 3.850 38.530 50.690 77.630 25.100 78.300 29.847 2.875 0 sonstige Pilze RSF [ha] 57.472 142 5.834 22.351 9.311 4.109 11.801 1.570 2.126 228 sonstige biotische Schäden RSF [ha] 5.116 147 121 3.363 109 12 186 479 680 20 Abiotische Schäden RSF [ha] 55.701 569 5.955 36.428 2.594 2.565 4.309 2.110 1.144 28 Sturm VOL [m³] 4.182.157 10.350 1.609.700 371.675 255.350 207.195 928.600 631.825 167.126 336 RSF [ha] 12.254 45 4.035 1.013 708 715 3.564 1.819 353 3 Schnee, Eis, Raureif, Lawinen inkl. Muren VOL [m³] 140.052 2.050 59.580 18.610 11.050 9.320 12.220 25.357 1.512 353 RSF [ha] 1.000 12 318 298 36 54 128 132 13 10 Waldbrände RSF [ha] 33,4 0,1 0,4 5,5 25,7 0,5 0,1 0,6 0,6 0,0 sonstige abiotische Schäden RSF [ha] 42.413 512 1.601 35.112 1.824 1.795 617 160 777 15

RSF [ha]…reduzierte Schädigungsfläche in Hektar VOL [m³]…Volumina der geschädigten Bäume in Vorratsfestmeter

Tabelle 3: Hauptergebnisse der Dokumentation der Waldschädigungsfaktoren 2018 für Schädigungsgruppen und Bundes - länder. Anmerkung: Die Daten beinhalten Schadholzanfall (genutzte Bäume) und Schäden im verbleibenden Bestand (nicht abge storbene bzw. nicht genutzte Bäume). Die Angabe erfolgt für Schadholzvolumina in Vorratsfestmeter und Schädigungs - flächen in Hektar. Eine Zuordnung zu mehreren Schädigungsfaktoren ist möglich, daher ist zu beachten, dass Summenangaben überschätzt sein können.

Table 3: Main results of the Documentation of Forest Damage Factors 2018 for damage groups and federal provinces. Note: Data include timber harvested (salvage logging) and damaged trees that remain in the forest (either not lethally damaged or not harvested) and are presented as volume of damaged trees and damaged area, respectively. Area or volume can be assigned to multiple damaging agents if these occur together, therefore calculated sums can overestimate the damage.

Forstschutz Aktuell 64 49 Nieder- Ober - Österreich Burgenland Kärnten Salzburg Steiermark Tirol Vorarlberg Wien österreich österreich Gesamt (ohne Fäulepilze) RSF [ha] 161.917 1.520 10.770 83.890 20.926 8.280 25.495 6.198 4.230 607 Biotische Schäden (ohne Fäulepilze) RSF [ha] 99.306 818 8.297 45.879 14.481 4.908 20.350 2.017 1.954 601 holz- und rindenbrütende Käfer VOL [m³] 4.708.267 137.880 238.225 2.942.910 874.424 83.670 313.590 54.982 61.526 1.060 RSF [ha] 35.517 602 1.213 14.520 3.506 263 13.559 190 1.660 4 sonstige Insekten RSF [ha] 11.445 9 3.334 4.058 1.364 1.235 1.207 197 5 36 Fäulepilze VOL [m³] 357.347 3.700 33.217 98.800 62.450 28.200 94.450 34.037 2.493 0 sonstige Pilze RSF [ha] 47.264 69 3.678 23.605 9.345 3.194 5.384 1.245 209 535 sonstige biotische Schäden RSF [ha] 5.080 139 72 3.696 266 216 200 385 81 26 Abiotische Schäden RSF [ha] 62.611 702 2.472 38.011 6.445 3.373 5.144 4.181 2.276 7 Sturm VOL [m³] 791.108 5.300 178.150 101.630 120.220 52.300 119.250 164.794 49.214 250 RSF [ha] 4.470 27 519 450 1.118 127 1.509 490 229 1 Schnee, Eis, Raureif, Lawinen inkl. Muren VOL [m³] 3.065.344 400 302.645 211.350 910.660 824.950 188.960 553.840 72.489 50 RSF [ha] 17.647 2 1.237 1.033 4.605 3.072 1.991 3.660 2.046 1 Waldbrände RSF [ha] 25,8 0,0 5,1 10,1 0,8 0,1 1,9 6,7 0,0 1,0 sonstige abiotische Schäden RSF [ha] 40.468 673 711 36.517 721 174 1.643 24 1 4

RSF [ha]…reduzierte Schädigungsfläche in Hektar VOL [m³]…Volumina der geschädigten Bäume in Vorratsfestmeter

Tabelle 4: Hauptergebnisse der Dokumentation der Waldschädigungsfaktoren 2019 für Schädigungsgruppen und Bundes- länder. Anmerkung: Die Daten beinhalten Schadholzanfall (genutzte Bäume) und Schäden im verbleibenden Bestand (nicht abgestorbene bzw. nicht genutzte Bäume). Die Angabe erfolgt für Schadholzvolumina in Vorratsfestmeter und Schädigungs - flächen in Hektar. Eine Zuordnung zu mehreren Schädigungsfaktoren ist möglich, daher ist zu beachten, dass Summenangaben überschätzt sein können.

Table 4: Main results of the Documentation of Forest Damage Factors 2019 for damage groups and federal provinces. Note: Data include timber harvested (salvage logging) and damaged trees that remain in the forest (either not lethally damaged or not harvested) and are presented as volume of damaged trees and damaged area, respectively. Area or volume can be assigned to multiple damaging agents if these occur together, therefore calculated sums can overestimate the damage.

50 Forstschutz Aktuell 64 Die Ergebniskarten sind ein wesentliches Produkt der DWF, um die Waldschutz - Windwurf , -bruch 2017 situation übersichtlich zu präsentieren. Windthro w and windbreak Damit die Ergebnisse rasch nach der Fertig stellung und vor der Publikation in flächig > 10000 m³ extensive Forstschutz Aktuell verfügbar sind und 1000 - 10000 m³ in Nes tern die Entwicklung einzelner Schadfaktoren sc a ered einz eln über die Jahre einfach vergleichen wer - < 1000 m³ individual den kann, ist auch eine DWF-Webseite Zunahme keine Schädigung (https://bfw.ac.at/rz/bfwcms.web?dok=9 increase no damage 605) eingerichtet, auf der die Karten in gleichbleibend ? keine Ang abe leicht interpretierbarer Form als SVG- ~ cons tan t no dat a Abnahme Grafik abrufbar sind. Sie werden decrease periodisch auch in Forstschutz Aktuell veröffentlicht. Die DWF-Ergebniskarten zu 66 Schädigungsfaktoren für die Jahre 2016-2019 werden im Anschluss an diesen Artikel dargestellt. Kufstein Bregenz Reutte Erklärungen zu den Dornbirn Kitzbühel Kartendarstellungen ~ Schwaz Innsbruck Zell/See Die Darstellung der DWF-Ergebniskarten Feldkirch Imst Bludenz erfolgt in Form von Österreichkarten auf Landeck Ebene der Bezirksforstinspektionen. Für Steinach den Berichtszeitraum 2016-2019 sind 71 Auswerteorten (Bezirksforstin spek - tionen) aktuell. Osttirol Bei Schädigungsfaktoren, die üblicher - weise ein Absterben von Bäumen ver- ursachen - unabhängig davon, ob auch Bei Schädigungsfaktoren, bei denen Abbildung 1: Beispiel einer tatsächlich eine Kalamitätsnutzung die Fläche mit geschädigten Bäumen DWF-Ergebniskarte für durchgeführt wird oder nicht -, ist das angegeben ist (vgl. Abbildung 2), werden Schädigungsfaktoren mit Volumen der geschädigten Bäume an - die reduzierten Schädigungsflächen als Angabe des Volumens der geschädigten Bäume in gegeben (vgl. Abbildung 1). Die Schad - prozentueller Anteil der geschädigten Vfm (Ausschnitt mit holzmenge in Vorratsfestmeter wird in Bäume an der gesamten Schädigungs- Legende). drei Größenklassen eingeteilt und diese fläche errechnet. Ein schematisiertes Bei - in drei Farben flächig in den Grenzen der spiel für den Zusammenhang zwischen Figure 1: Example of a Bezirksforstinspektionen dargestellt. Die der gesamten Schädigungsfläche und der DWF map indicating the räumliche Verteilung der Schädigung reduzierten Schädigungsfläche ist in Ab - volume of damaged trees in m³ (detail with legend). wird in drei Klassen angegeben: einzeln bildung 3 ersichtlich. Die reduzierten (Schädigung zerstreut an einzelnen oder Schädigungsflächen in Hektar werden zwei benachbarten Bäumen), in Nestern in drei Größenklassen eingeteilt und (Schädigung zerstreut in Nestern, be- diese in drei Farben flächig in den Gren - stehend aus bis zu 10 benachbarten zen der Bezirksforstinspektionen darge - Bäumen), flächig (Schädigung zusam - stellt. Die überwiegende Intensität der menhängend bei mehr als 10 benach - Schädigung der geschädigten Bäume barten Bäumen). Die überwiegende Zu - wird ebenfalls in Kreissektoren darge - ordnung der geschädigten Bäume wird stellt. anhand von Kreissektoren dargestellt Veränderung zum Vorjahreswert : (vgl. Abbildung 1). Eine Zunahme zum Vorjahreswert (Ver -

Forstschutz Aktuell 64 51 Abbildung 2: Beispiel einer Fich tennadelpilz e 2018 DWF-Ergebniskarte für Schädigungsfaktoren mit Lirula macrospora, Lophodermium pic eae , Angabe der Schädigungs - Tiarosporella parc a, Rhi zosphae ra k alkhoffii fläche in ha (Ausschnitt > 500 ha In tensit ät hoch mit Legende). Die Kreis - In tensity high In tensit ät mi el sektoren repräsentieren 100 - 500 ha In tensity in terme diat e die Intensität der < 100 ha In tensit ät g ering Schädigung: gering = bis In tensity lo w zu 33 % der potenziell zu Zunahme keine Schädigung schädigenden Pflanzen - incre ase no damage teile sind geschädigt; gleichbleibend keine Ang abe cons tan t ? no dat a mittel = zwischen 33 % ~ Braunau/Inn Abnahme und 66 % der potenziell decre ase zu schädigenden Pflanzen - teile sind geschädigt; hoch = mehr als 66 % der Salzburg potenziell zu schädigen - den Pflanzenteile sind ge - schädigt. ~ Hallein Kufstein ? Bregenz Figure 2: Example of a Reutte Dornbirn DWF map indicating the Kitzbühel Schwaz St.Johann/Pongau damaged forest area in Innsbruck Zell/See hectares (detail with Feldkirch Imst Bludenz ~ legend). Sectors of white Landeck circles represent the inten - Steinach sity of damage: low = up to 33 % of susceptible parts of the plant are da - Osttirol maged; intermediate = between 33 % and 66 % of susceptible parts of the plant are damaged; high = more than 66 % of sus - ceptible parts of the plant are damaged.

Gottfried Steyrer, schlechterung) wird durch einen roten, Symptome fehlen. Ein rotes Fragezeichen Bundesforschungszentrum für nach oben gerichteten Pfeil und eine Ab - steht für die Fälle, bei denen von den Wald, Institut für Waldschutz nahme (Verbesserung) durch einen Bezirksforstdiensten entweder der Heimo Schaffer, grünen, nach unten gerichteten Pfeil im Datensatz leer gelassen oder die Eingabe Wilhelm Nagy, Wilhelm Krenmayer, Bereich der Bezeichnung der Bezirks - „keine Angabe“ gewählt wurde. Bundesforschungszentrum für forstinspektion angezeigt. Bewegt sich Wald, Fachbereich die Veränderung innerhalb einer 5 %- Informationstechnologie, Seckendorff-Gudent-Weg 8, Grenze, so wird dies durch ein graues 1131 Wien, Tildenzeichen als „gleichbleibend“ ver - Tel.: +43-1-87838 1124, deutlicht. [email protected] Keine Schädigung : Ein kleines, weißes Kreissymbol bedeutet, dass der Schädigungsfaktor oder zuordenbare

52 Forstschutz Aktuell 64

nicht geschädigt ges chädigt

12 ha 12 ha

3,5 ha 3,5 ha Fl 2 4,5 ha 4,5 ha

6 ha 6 ha

Fl 1

14 ha 14 ha

Eingabe aller (inkl. nicht geschädigter) Flächen in einem Datensatz: Eingabe nur der geschädigten Flächen, getrennt in zwei Datensätze: 1 Schaden in Festmeter = 2700 fm Schaden in Festmeter = 2400 fm 2 Schaden in Festmeter = 300 fm

l Schaden in Hektar (gesamt) = 40 ha Schaden in Hektar (gesamt) = 25 ha l Schaden in Hektar (gesamt) = 12 ha F F Anteil geschädigter Bäume = 25 % Anteil geschädigter Bäume = 35 % Anteil geschädigter Bäume = 10 % Reduzierte Fläche = 10 ha [ERGEBNIS] Reduzierte Fläche = 8,8 ha [ERGEBNIS] Reduzierte Fläche = 1,2 ha [ERGEBNIS] Vorrat = 270 fm/ha [ERGEBNIS] Vorrat = 274 fm/ha [ERGEBNIS] Vorrat = 250 fm/ha [ERGEBNIS]

DARST ELLUNG DER "REDUZIERTEN FLÄCHE" (Flächenanteil der betroffenen Bäume)

Reduzierte Fläche = 10 ha [ERGEBNIS] Reduzierte Fläche = 10 ha [ERGEBNIS] Vorrat = 270 fm/ha [ERGEBNIS] Vorrat = 270 fm/ha [ERGEBNIS]

Abbildung 3: Beispiel für den Zusammenhang zwischen gesamter Schädigungsfläche und reduzierter Schädigungsfläche. Figure 3: Example for the relation of damaged forest area in total and the reduced area (portion of area of affected trees).

KARTEN

Forstschutz Aktuell 64 53