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Integriertes kommunales Entwicklungskonzept (IKEK) 2030-offen für Neue und Neues!

Entwurf, Stand 01.07.2020

Integriertes Kommunales Entwicklungskonzept (IKEK) der Stadt Hatzfeld

Auftraggeber

Magistrat der Stadt Hatzfeld (Eder) Im Hain 1 35116 Hatzfeld (Eder)

Erstellt durch:

Planungsbüro Bioline GbR Orketalstraße 9 35104 Lichtenfels

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Inhalt

Abbildungsverzeichnis ...... 5 Bestands- und Funktionskarten ...... 5 Isometrie Verzeichnis ...... 6 Tabellenverzeichnis ...... 6 A Anlass, Aufbau und Zielsetzung ...... 7 A.1 Anlass und Zielsetzung ...... 7 A.2 Prozess und Beteiligung ...... 7 A.2.1 Ablauf des Prozesses ...... 8 B Gesamtkommunale Analyse und Ableitung des Handlungsbedarfs ...... 18 B.1 Bestandsaufnahme und Analyse der Ausgangssituation ...... 18 B.1.1 Rahmenbedingungen der Stadt Hatzfeld (Eder) ...... 18 B.1.2 Demografische Entwicklung ...... 20 B.1.3 Bürgerschaftliches Engagement und Beteiligung...... 26 B.1.4 Städtebauliche Entwicklung und Wohnen ...... 27 B.1.5 Soziale Infrastruktur und Daseinsvorsorge ...... 61 B.1.6 Mobilität und Erreichbarkeit ...... 63 B.1.7 Technische Infrastruktur ...... 65 B.1.8 Nahversorgung ...... 67 B.1.9 Arbeitsmarkt und wirtschaftliche Entwicklung ...... 69 B.1.10 Tourismus und Kultur ...... 71 B.1.11 Freizeiteinrichtungen, Treffpunkte und Sportangebote ...... 73 B.1.12 Land- und Forstwirtschaft ...... 75 B.1.13 Energie, Klima- und Naturschutz ...... 76 B.1.14 Gesamtkommunale Darstellung der zentralen Stadtteilfunktionen ...... 77 B.1.15 Interkommunale Zusammenarbeit, Regionalentwicklung und weitere Ansätze ...... 79 B.1.16 Zusammenfassende SWOT-Analyse für das Stadtgebiet nach Themenfeldern ...... 81 B.2 Bewertung zur Zukunftsfähigkeit und Vitalität der Ortsteile der Stadt Hatzfeld (Eder) ...... 87 B.3 Zusammenfassung der Analysedaten und Schlussfolgerung zu Zielen und Handlungsbedarfen 89 C Strategie und Umsetzungsplanung ...... 96 C.1 Räumliches und inhaltliches Leitbild ...... 97 C.2 Ziele und Handlungsfelder (Entwicklungsstrategie) ...... 99 C.2.1 Handlungsfeld I Familien- und generationenfreundliche Kommune ...... 101

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C.2.2 Handlungsfeld II Siedlungs- und Innenentwicklung ...... 103 C.2.3 Handlungsfeld III Kooperation, Kommunikation und Digitalisierung ...... 105 C.2.4 Handlungsfeld IV Versorgung und Infrastruktur ...... 107 C.2.5 Handlungsfeld V Tourismus und Wirtschaft ...... 109 C.2.6 Handlungsfeld Q Nachhaltigkeit ...... 111 C.3 Abgrenzung der Fördergebiete ...... 113 C.3.1 Fördergebietsabgrenzung Stadtteil Biebighausen ...... 114 C.3.2 Fördergebietsabgrenzung Stadtteil Eifa ...... 116 C.3.3 Fördergebietsabgrenzung Stadtteil Hatzfeld ...... 118 C.3.4 Fördergebietsabgrenzung Stadtteil Holzhausen ...... 121 C.3.5 Fördergebietsabgrenzung Weiler Lindenhof ...... 123 C.3.6 Fördergebietsabgrenzung Stadtteil Reddighausen ...... 125 C.3.7 Siedlungen im Außenbereich der Stadtteile ...... 127 C.4 Öffentliche Vorhaben mit Zeit, Kosten und Finanzierungsplan ...... 129 C.4.1 Beschreibung der Projekte ...... 140 C.4.2 Projekte mit gesamtkommunaler Wirkung ...... 195 C.4.3 Projekte mit lokaler Wirkung ...... 198 C.4.4 Überblick Gesamtmittelbedarf Dorfentwicklung Stadt Hatzfeld (Eder) ...... 199 C.4.5 Zeit- Kosten und Finanzierungsplan (ZKFP) ...... 201 C.5 Umsetzung und Verstetigung ...... 204 D Anhang ...... 206 D.1 Vorstellung der Bewertungskriterien zur Zukunftsfähigkeit der Dörfer ...... 206 D.2 Profile der Stadtteile und Bewertung der Zukunftsfähigkeit ...... 210 D.3 Kategorie A: Öffentliche Einrichtungen mit gesamtkommunale Funktionsangeboten ...... 233 D.4 Kategorie B: Öffentliche Einrichtungen und Treffpunkte mit lokalen Funktionsangeboten 234 D.5 Analysedaten zum Flächen und Leerstandsmanagement ...... 236 D.6 Projektbewertungsbogen der Steuerungsgruppe Dorfentwicklung Hatzfeld (Eder)...... 237 D.7 Literaturverzeichnis ...... 239 D.8 Bildverzeichnis ...... 240 D.9 Geschäftsordnung der Steuerungsgruppe Dorfentwicklung Hatzfeld ...... 244 D.10 Dokumentation Szenario – Management in der Dorfentwicklung Hatzfeld (Eder) ...... 248 D.11 Stellungnahme der LEADER-Region -Ederbergland ...... 255

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Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Prozessdarstellung Methode "Das ist unser Hatzfeld!" ...... 9 Abbildung 2: Prozessdokumentation "Zukunft Szenarien für die Stadt Hatzfeld (Eder) - Variante Worst- Case" ...... 12 Abbildung 3; Siedlungsstruktur der Stadt Hatzfeld (Eder) ...... 18 Abbildung 4: Bevölkerungsentwicklung der Stadt Hatzfeld zwischen 1987 und 2020 ...... 20 Abbildung 5: Wanderungsbilanz der Stadt Hatzfeld zwischen 2015 und 2019 ...... 21 Abbildung 6: Wanderungsbewegungen der unterschiedlichen Altersgruppen ...... 22 Abbildung 7: Wanderungsbewegungen in der Stadt Hatzfeld sortiert nach Alter für das Jahr 2019..... 23 Abbildung 8: Altersstruktur der Stadt Hatzfeld im regionalen und landesweiten Vergleich ...... 24 Abbildung 9: Verhältnis zwischen den Geburten und Todesfällen in der Stadt Hatzfeld (Eder) zwischen 2015 und 2019 ...... 25 Abbildung 10: Entwicklung der soz. Beschäftigung in der Stadt Hatzfeld (Eder) ...... 69 Abbildung 11: Projektbewertungsbogen IKEK Hatzfeld S. 1 ...... 237 Abbildung 12: Projektbewertungsbogen IKEK Hatzfeld S. 2 ...... 238

Bestands- und Funktionskarten

Bestands- und Funktionskarte 1: Leerstand und städtebauliche Problembereiche in der Stadt Hatzfeld (Eder) ...... 30 Bestands- und Funktionskarte 2: Soziale Infrastruktur in der Stadt Hatzfeld (Eder) - Bildungs- und Betreuungsangebote; Medizinische Versorgung ...... 62 Bestands- und Funktionskarte 3: Mobilität und Erreichbarkeit- ÖPNV-Angebot, Radwegenetz und fußläufige Erreichbarkeit ...... 64 Bestands- und Funktionskarte 4: Nahversorgungsangebote in der Stadt Hatzfeld (Eder) ...... 68 Bestands- und Funktionskarte 5: Lokale Verteilung der Unternehmen in der Stadt Hatzfeld (Eder) .... 70 Bestands- und Funktionskarte 6: Touristische Konzentration und lokale Besonderheiten ...... 72 Bestands- und Funktionskarte 7: Freizeiteinrichtungen und Treffpunkte in der Stadt Hatzfeld (Eder) 74 Bestands- und Funktionskarte 8: Gesamtkommunale Darstellung der zentralen Stadtteilfunktionen .. 78 Bestands- und Funktionskarte 9: Bewertung der Zukunftsfähigkeit der Stadtteile ...... 88

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Isometrie Verzeichnis

Isometrie 1: Städtebaulicher Problembereich Stadtteil Eifa ...... 36 Isometrie 2: Städtebaulicher Problembereich Kernstadt Hatzfeld ...... 44

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Analysedaten zum Flächen- und Leerstandsmanagement ...... 236

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A Anlass, Aufbau und Zielsetzung

A.1 Anlass und Zielsetzung

Der Erhalt und die Stärkung einer guten Wohn- und Lebensqualität sowie der Erhalt der besonderen lokalen bzw. regionalen Baukultur, das sind die übergeordneten Zielsetzungen dieses Integrierten kommunalen Entwicklungskonzeptes (IKEK) für die Stadt Hatzfeld (Eder). Die vorliegende kommunale Strategie bildet die Grundlage zum Erreichen dieser Zielsetzungen, welche auf einer fundierten Analyse der Ausgangslage, der Integration bestehender Konzepte (z.B. Regionales Entwicklungskonzept Burgwald – Ederbergland) und einem umfangreichen Bürgerbeteiligungsprozess basiert. Der übergeordnete Anspruch dieser Strategie ist es, Lösungsansätze zur Steigerung bzw. zum Erhalt der Attraktivität der Stadt Hatzfeld (Eder) aufzuzeigen, welche gleichzeitig den Zuzug von außen befördern können. Darüber hinaus gilt, es die aktuellen Herausforderungen des Klimawandels, der demografischen Entwicklung und der Digitalisierung mit einer integrierten Strategie zu begegnen und hierbei die zentralen Stärken und Schwächen der Kommune gewinnbringend einzusetzen und handlungsfeldübergreifend zu berücksichtigen.

A.2 Prozess und Beteiligung

Die Stadt Hatzfeld (Eder) wurde im September 2018 als Dorfentwicklungsschwerpunkt des Landes Hessen anerkannt. Zur Umsetzung des Prozesses wurde zunächst eine Steuerungsgruppe gegründet, welche den gesamten Prozess inhaltlich und organisatorisch begleitet hat. Für diese Steuerungsgruppe konnten Bürgerinnen und Bürger1, Mitglieder der Stadtverordneten- versammlung und der Stadtverwaltung gewonnen werden. Hinzu kommt der Bürgermeister der Stadt Hatzfeld (Eder), eine Stadträtin, welche als Sprecherin der Steuerungsgruppe gewählt wurde und ein Vertreter des Landkreises Waldeck-Frankenberg. Im Januar 2019 wurde das Planungsbüro BIOline aus Lichtenfels-Dalwigksthal mit der Erstellung des Integrierten kommunalen Entwicklungskonzeptes und der Durchführung des Bürgerbeteiligungs- prozesses beauftragt. Die einzelnen Veranstaltungen des Dorfentwicklungsprozesses wurden durch das Moderationsbüro BIOline vorbereitet, durchgeführt und nachbereitet. Zentrales Ziel der Veranstaltungen war es, die Teilnehmenden zu einer eigenständigen Bearbeitung unterschiedlicher Fragestellungen einzuladen bzw. zu motivieren. Wichtig für den gesamten Prozess und die Beteiligung war die kontinuierliche und transparente Information der Öffentlichkeit mittels der eigens für diesen Zweck erstellten Internetseite www.de- hatzfeld.de. Über diese Internetseite erhielten die interessierten Bürgerinnen und Bürger der Stadt Hatzfeld (Eder) einen Überblick zu den Ergebnissen der einzelnen Veranstaltungen, welche über ein Fotoprotokoll und eine Kurzdokumentation zusammengefasst wurden. Des Weiteren wurden aktuelle

1 Wegen der Lesbarkeit verzichten wir auf die gleichzeitige Verwendung weiblicher und männlicher Sprachformen. Alle Personenbezeichnungen gelten für beiderlei Geschlecht

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Termine und Veranstaltungsorte, eine Liste der Steuerungsgruppenmitglieder und eine Information zur privaten Förderung über die Internetseite veröffentlicht. Nach der offiziellen Abnahme des IKEKs durch die Stadtverordnetenversammlung Hatzfeld (Eder) wird das Konzept auf der Internetseite zum Download angeboten. Die Internetseite wurde bereits vor dem Beginn des Prozesses initiiert und entspricht dem aktuellen technischen Standard, auch was die Nutzung durch die mobilen Endgeräte betrifft. Des Weiteren wurden alle Termine des Bürgerbeteiligungsprozesses zusätzlich über die regionale Presse angekündigt. Für die Auftaktveranstaltung wurde ein Flyer erstellt, welcher haushaltsdeckend verteilt wurde. Während des Prozesses wurde ein E-Mail-Verteiler angelegt, welcher unter anderem für die Einladung zu den einzelnen Veranstaltungen genutzt wurde. Auf der Grundlage der bisherigen Erfahrungen des Moderationsbüros zur Beteiligung an einem gesamtkommunalen Dorfentwicklungsverfahren ist die Mitwirkung der Bürgerinnen und Bürger der Stadt Hatzfeld (Eder) sehr positiv verlaufen. Dies zeigte u.a. die Teilnahme an der Auftaktveranstaltung, zu der ca. 190 Personen den Weg in das Bürgerhaus der Stadt Hatzfeld (Eder) gefunden hatten, dies entspricht einem Bevölkerungsanteil von ca. 6,5%. Erfahrungsgemäß reduziert sich die Zahl der Teilnehmenden im Laufe des Dorfentwicklungsprozesses, dies war auch in der Stadt Hatzfeld (Eder) der Fall und wurde bei der Konzeption der IKEK-Foren berücksichtigt. Ungeachtet dessen, ist auch die Beteiligung an den IKEK-Foren vergleichsweise hoch ausgefallen. An diesen Veranstaltungen haben sich durchschnittlich 40 Personen beteiligt. Die einzelnen Veranstaltungen und deren Zielrichtung werden im folgenden Kapitel vorgestellt, in diesem Rahmen wird auch die Beteiligung aufgegriffen.

A.2.1 Ablauf des Prozesses

Mit der Beauftragung des Moderationsbüros wurde auch der Startpunkt für den Prozess der Dorfentwicklung in der Stadt Hatzfeld (Eder) gesetzt. Zunächst gab es ein Treffen mit der Verwaltung zur Klärung der benötigten Datengrundlagen für die Bestandserfassung zur Dorfentwicklung. Hierzu zählten unter anderem:  Daten des kommunalen Flächen- und Leerstandsmanagements,  Kommunale und Private Bauplätze (bzw. Baulücken) in den Stadtteilen und die  Bevölkerungsentwicklung und Altersstruktur der Stadtteile

Diese Grundlagen wurden ergänzt um die Daten der hessischen Gemeindestatistik, der Regionalstatistik und die bekannten Rahmenbedingungen der Kommune. Anschließend wurden diese für die erste Sitzung der Steuerungsgruppe Dorfentwicklung Hatzfeld (Eder) aufbereitet.

1. Sitzung der Steuerungsgruppe Dorfentwicklung am 07. März 2019 Im März 2019 wurde die erste Sitzung der Steuerungsgruppe Dorfentwicklung Hatzfeld (Eder) nach der Beauftragung des Büros durchgeführt. Nach einigen, kurzen Informationen zum Programm der Dorfentwicklung in Hessen wurde dieser Abend durch einen ersten „Mit-Mach-Part“ eingeleitet. Unter dem Titel „Das ist unser Hatzfeld!“ wurden die Mitglieder der Steuerungsgruppe mit einem imaginären

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Radtouristen konfrontiert, welcher auf seiner Tour über den Eder-Radweg in einem Hotel in Reddighausen übernachtet und hier eine Gruppe von Hatzfeldern zu den Stärken bzw. Schwächen ihres Wohnortes befragt (siehe Abbildung 1). Die einzelnen Fragen wurden nacheinander eingespielt und mit der Steuerungsgruppe diskutiert, auch weitergehende bzw. ergänzende Schwerpunkte für die Bestandserfassung wurden in diesem Rahmen aufgegriffen. Die einzelnen Antworten wurden auf einer Moderationswand festgehalten und werden im Folgenden benannt, wobei es sich um die Ergebnisse der ersten Veranstaltung handelt, welche noch keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben.

Abbildung 1: Prozessdarstellung Methode "Das ist unser Hatzfeld!" Stärken  Reges Vereinsleben, Schule/Kinderbetreuung gut, Einkaufen/sonstige Infrastruktur gut, Grundversorgung „Medizin“ gesichert, besondere Kirchengebäude (u.a. Emmauskapelle), Gute Wirtschaftsstruktur, viele Arbeitsplätze (Industrie – Schwerpunkt), Zentrale Lage in Deutschland – für mobile Generationen, AST- vorhanden (wenig bekannt), kommunale Wohnungen, Wohnraum günstig (Wohnungen, Bauplätze, Häuser), Energie. Schwächen  Vereinsleben bröckelt, fehlende private touristische Infrastruktur, Bekanntheitsgrad der Unternehmen, Mangel an Azubis und Facharbeitern, Ortsteile ohne Infrastruktur, Bewohner der Ortsteile müssen mobil sein, ÖPNV sehr schwierig/nicht ausreichend.

Im zweiten Abschnitt des Abends wurden die ersten Daten der Bestandserfassung zu den Themen Siedlungsentwicklung und Leerstand, Bevölkerungsentwicklung und die Wanderungsdaten vorgestellt und kurz diskutiert. Im Anschluss stellte das Moderationsbüro einen Entwurf für einen Zeitplan des Prozesses der Dorfentwicklung in der Stadt Hatzfeld (Eder) vor und stimmte diesen mit der Steuerungsgruppe ab. Ein Ergebnis dieser Abstimmung war, dass die Bestandserfassung zur lokalen Ausgangslage in den Stadtteilen durch Ortstermine ergänzt wird. Hierzu wurden fünf Termine für Ortsrundgänge mit den aktiven lokalen Akteuren vereinbart.

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Ortsrundgänge Die Ortsrundgänge zur Dorfentwicklung in der Stadt Hatzfeld (Eder) wurden im April 2019 durchgeführt. Insgesamt wurden fünf Ortsrundgänge in den Stadtteilen Eifa, Hatzfeld, Holzhausen sowie Reddighausen und in dem Weiler Lindenhof (Gemarkung Hatzfeld) durchgeführt. Die Ortsrundgänge wurden mit einer kleineren Gruppe aus aktiven Dorfbewohnern durchgeführt, in der Regel der aktuelle Ortsbeirat des Stadtteils. Ziel der Veranstaltung war, dass die Bewohner des Ortes über einen Rundgang die Möglichkeit erhalten ihr Dorf vorzustellen. Als Grundlage wurden Leitfragen bzw. Themen vorgestellt, welche bei dem Rundgang beachtet werden sollten. Hierzu beispielhaft erwähnt die Themen: Wichtige Einrichtungen und Aktivitäten, städtebauliche Problembereiche und Leerstand. Die Bild 1: Ortsbegehung im Stadtteil Reddighausen Rundgänge dauerten in der Regel 2 ½ Stunden. Im Anschluss trafen sich die Beteiligten noch einmal in einer öffentlichen Einrichtung des Ortes, um offene Themen bzw. Fragen zu klären. Dieser Abschnitt wurde in der Regel auch dazu genutzt die Neuerungen des hessischen Dorfentwicklungsprogramms in Kurzform darzustellen und den aktuellen Zeitplan für den Prozess in der Stadt Hatzfeld (Eder) vorzustellen. Die Ergebnisse der Ortsrundgänge wurden zur Ergänzung der SWOT-Analyse genutzt und für die zweite Sitzung der Steuerungsgruppe aufbereitet.2

2. Sitzung der Steuerungsgruppe 20.05.2019

Die zweite Sitzung der Steuerungsgruppe fand im Mai 2019 statt, eingeleitet wurde die Sitzung mit der Vorstellung der bisherigen Ergebnisse der ersten Sitzung der Steuerungsgruppe und der Ortsrundgänge. Hierzu wurde ein erster Entwurf für die kommunale SWOT-Analyse vorgestellt und mit der Steuerungsgruppe diskutiert. Im Anschluss wurden die Abfragen bzw. Schwerpunkte für die Auftaktveranstaltung zur Dorfentwicklung festgelegt, wobei die thematischen Ansätze des Leitfadens zur Dorfentwicklung in Hessen beachtet wurden. Zum Abschluss wurden offene Fragen zur Organisation bzw. Bewerbung der Auftaktveranstaltung geklärt.

Auftaktveranstaltung zur Dorfentwicklung 12.06.2019

Zum Auftakt des Bürgerbeteiligungsprozesses wurde eine Auftaktveranstaltung zur Dorfentwicklung im Bürgerhaus der Stadt Hatzfeld (Eder) geplant. Die Veranstaltung wurde haushaltsdeckend mit einem Flyer beworben und auch in der Presse angekündigt, was insgesamt zu einer sehr guten Beteiligung führte. Insgesamt haben ca. 190 Personen an der Auftaktveranstaltung teilgenommen. Ziel der Auftaktveranstaltung war es, die Bürger der Stadt Hatzfeld (Eder) für eine Beteiligung am Prozess der Dorfentwicklung zu gewinnen. Eingeleitet wurde die Veranstaltung durch einige

2 SWOT- Eine Zusammenstellung der Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken der Kommune

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Informationen zum Prozess der Dorfentwicklung. Im Anschluss wurden grundlegende Daten der Bestandserfassung vorgestellt, insbesondere auch die demografische Entwicklung. Im zweiten Abschnitt des Abends wurden die Teilnehmenden dazu aufgerufen, sich an einem „Rundgang zur Dorfentwicklung“ zu beteiligen. Hierzu wurden die beiden Seiten des Bürgerhauses mit unterschiedlichen Moderationswänden versehen. Auf der einen Seite wurden drei Wände aufgestellt, welche mit einem DIN A 0 – Plakat zu den unterschiedlichen Themen der Dorfentwicklung versehen wurden. Die einzelnen Themen konnten durch Klebepunkte bewertet werden. Auf der gegenüberliegenden Seite des Bürgerhauses wurden zwei A 0 – Karten der Stadt Hatzfeld (Eder) auf den Moderationswänden zur Verfügung gestellt, welche mit den zwei folgenden Abfragen versehen wurden:

 Welche Funktionen übernehmen die Stadtteile im gesamtkommunalen Kontext?  Welche Herausforderung sehen Sie in den einzelnen Stadtteilen? Bild 2: Prozessdokumentation "Herausforderungen von Stadtteilen und Kommune"

Nach diesem Rundgang wurde ein erster Entwurf zu den unterschiedlichen Funktionen der Stadtteile im gesamtkommunalen Kontext vorgestellt, welcher mit den Ergebnissen der Bürgerbeteiligung verglichen wurde. Im Anschluss folgte die Vorstellung eines Zeitplans für die Dorfentwicklung, wobei auch die folgenden Termine für die IKEK-Foren bekannt gegeben wurden. Zum Abschluss des Abends stellte das Moderationsbüro noch einige grundlegende Informationen zur privaten Förderung in der Dorfentwicklung vor. Im Nachgang wurden die Teilnehmenden gebeten, die Auftaktveranstaltung auf einem kurzen Fragebogen zu bewerten. Die Ergebnisse zeigen, dass mehr als zwei Drittel der Teilnehmenden angaben, ihre Erwartungen an die Veranstaltung seien erfüllt worden, die gesamte Konzeption wurde mit der Schulnote 2,2 bewertet.

3. Sitzung der Steuerungsgruppe 03.07.2019

Im Juli 2019 wurde die dritte Sitzung der Steuerungsgruppe Dorfentwicklung nach der Beauftragung des Fachbüros durchgeführt. Ziel dieser Sitzung war es, wichtige Ansätze und Themen für das kommunale Leitbild bzw. die Strategie zu erarbeiten. Grundlage für diese Leitbildentwicklung waren vier unterschiedliche Entwicklungsrichtungen bzw. Szenarien zur Zukunft der Stadt Hatzfeld (Eder), welche auf der Grundlage der folgenden Ausgangslage basierten:  Bevölkerung (Aktuelle Einwohnerzahl: 2.955 Personen)  Arbeit und Wirtschaft (1.138 soz. Beschäftigte am Arbeitsort, darunter 751 Einpendler)  Leerstand/Siedlungsentwicklung (Aktuell 25 leerstehende Gebäude in der gesamten Kommune – Stand März 2019)  Tourismus (Keine Übernachtungszahlen erfasst, es gibt einige Ferienwohnungen und ein Hotel)

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Insgesamt wurden vier verschiedenen Entwicklungsrichtungen konstruiert, welche dazu beitragen sollen, die Robustheit des Leitbildes gegenüber gesellschaftlichen Veränderungen zu erhöhen. Das erste Szenario an diesem Abend befasste sich mit einer negativen Entwicklung. In diesem Bild wurde davon ausgegangen, dass sich die Einwohnerzahl der Stadt Hatzfeld bis zum Jahr 2030 um weitere 10% reduziert. Des Weiteren wurde ein Verlust an Arbeitsplätzen und eine steigende Leerstandsquote beschrieben. Im touristischen Abbildung 2: Prozessdokumentation "Zukunft Bereich wurden keine Veränderungen genannt Szenarien für die Stadt Hatzfeld (Eder) - Variante (siehe Abbildung 2). Worst-Case"

Nach der Vorstellung wurden die Mitglieder der Steuerungsgruppe gebeten, die Auswirkungen auf die folgenden Themenfelder zu beschreiben und konkrete Ansätze für einen pro-aktiven Umgang mit der beschriebenen Entwicklung zu nennen.

 Soziale und Technische Infrastruktur (u.a. Kita, Schule, Bildung, Öffentliche Einrichtungen, Nahversorgung und Daseinsvorsorge)  Bürgerschaftliches Engagement (u.a. Attraktive Angebote für unterschiedliche Zielgruppen, Kultur, Brauchtum, Vereinswesen)  Siedlungsentwicklung und Wohnen (u.a. Neubaugebiete, Ortskerne, Leerstand)  Kooperation, Kommunikation und Digitalisierung (u.a. Zusammenarbeit zwischen den Stadtteilen)  Tourismus (Infrastruktur, Naturraum)

Im Anschluss wurden mögliche Verknüpfungen zwischen den einzelnen Szenarien geprüft und gebündelt. Die einzelnen Auswirkungen und Ansätze wurden stichwortartig notiert und zu einem späteren Zeitpunkt ausformuliert und per E-Mail an die Steuerungsgruppe zur Abstimmung geschickt. Eine Dokumentation der Ergebnisse befindet sich im Anhang dieses Werkes (siehe Kapitel D.10).

1. IKEK-Forum zur Dorfentwicklung 14.08.2019

Das erste IKEK-Forum zur Dorfentwicklung wurde im August 2019 im Dorfgemeinschaftshaus in Eifa durchgeführt. Zur Einführung in die Thematik wurden die Ergebnisse der Auftaktveranstaltung und die Ergebnisse der 3. Sitzung der Steuerungsgruppe vorgestellt. Zuvor wurde bereits ein Entwurf des Leitbildes per E-Mail an alle Mitwirkenden, deren E-Mail-Adresse bekannt war, versandt. Auf dieser Grundlage hat das Moderationsbüro sechs Handlungsfelder für die Dorfentwicklung Hatzfeld (Eder) abgeleitet und der Gruppe an diesem Abend vorgestellt. Nach dieser inhaltlichen Einführung

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wurden die Teilnehmenden gebeten, sich auf eines der sechs verschiedenen Handlungsfelder zu verteilen. In dieser Phase sollte zunächst die Bezeichnung des Handlungsfeldes und die Beschreibung der Unterthemen überprüft bzw. ergänzt werden. Gleiches galt für die Leitsätze bzw. das Leitbild, auch hier fand eine Vorsortierung statt. Anschließend wurde die zentrale Aufgabenstellung für das 1. IKEK-Forum durch das Büro erläutert. Im Vordergrund stand hierbei die Definition unterschiedlicher Entwicklungs- und Handlungsziele für die einzelnen Schwerpunktthemen. Des Weiteren wurden auch schon einzelne Projektideen und Maßnahmen benannt, um keine Bild 3: Prozessdokumentation 1. IKEK-Forum Projektideen im Laufe des Prozesses zu verlieren. Um diesen Prozess für die Teilnehmenden greifbarer zu gestalten wurde eine „Zielpyramide“ gezeigt, welche anhand von zwei konkreten Beispielen die Aufgabenstellung visualisierte. Jede Arbeitsgruppe erhielt ein DIN-A 0 Plakat als Hilfestellung. Des Weiteren unterstützte das Büro die einzelnen Arbeitsgruppen während der gesamten Veranstaltung. Die Veranstaltung wurde nach ca. 2 Stunden beendet und inhaltlich beim zweiten IKEK-Forum fortgesetzt, welches bereits 14 Tage später durchgeführt wurde.

2. IKEK Forum zur Dorfentwicklung 28.08.2019

Für das zweite IKEK-Forum zur Dorfentwicklung wurde die Festhalle Reddighausen als Veranstaltungsort ausgewählt, auch bei dieser Veranstaltung wurde zunächst ein inhaltlicher Rückblick auf das 1. IKEK- Forum gegeben. Die Ergebnisse der ersten Veranstaltung wurden digital aufbereitet und für die einzelnen Arbeitsgruppen auf einem DIN-A0 Plakat dargestellt. Ziel des 2. IKEK-Forums war die Fortsetzung der Arbeit in den Handlungsfeldern, welche zwischenzeitlich noch einmal redaktionell überarbeitet wurden. Des Weiteren wurden die Handlungsfelder auf ihre Vollständigkeit hin überprüft, potenziell fehlende Themen wurden durch das Moderationsbüro erfasst und auf einer Tischvorlage eingebracht. Vor der eigentlichen Gruppenarbeitsphase wurden die Handlungsfelder noch einmal vorgestellt und die Bild 4: Prozessdokumentation "2. IKEK-Forum" Aufgabenstellung erläutert. Im Anschluss wurden die festgehaltenen Entwicklungs- und Handlungsziele durch die einzelnen Gruppen diskutiert, ergänzt und umformuliert. Diese Phase dauerte ca. 60 Minuten. Der zweite Abschnitt des Abends war für die Entwicklung von ersten Projektideen und Maßnahmen vorgesehen, zu diesem Arbeitsschritt gab es eine kurze inhaltliche Einführung durch das Fachbüro.

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Für diesen Arbeitsschritt erhielten die Teilnehmenden ein Projektentwicklungsformular, welches im Nachgang allen Mitwirkenden per E-Mail zur Verfügung gestellt wurde. Zum Abschluss des Abends wurden alle Teilnehmenden dazu aufgerufen einen kurzen Rundgang durchzuführen und die Entwicklungs- bzw. Handlungsziele zu priorisieren. Für diese Priorisierung erhielt jede Person drei Klebepunkte. Die Veranstaltung wurde nach ca. 2 Stunden beendet. Die Projektentwicklung beim 3. IKEK-Forum fortgesetzt.

Veranstaltungen für Jugendliche am 06.09.2019 und 17.09.2019

Die Einbindung unterschiedlicher Alters- und Bewohnergruppen ist eine wichtige Grundlage für die erfolgreiche Konzeptentwicklung bzw. Umsetzung der Dorfentwicklung in einer Kommune. Aus diesem Grund wurden in der Bürgerbeteiligung auch zwei Veranstaltungen für junge Menschen, insbesondere Jugendliche organisiert. Die erste Veranstaltung wurde gemeinsam mit den Burschen- bzw. Jugendclubs aus Hatzfeld, Holzhausen und Reddighausen initiiert. Unter dem Motto „Hatzfeld 2030 – gestalte die Zukunft deiner Stadt!“ wurde zunächst ein „World-Café zur Dorfentwicklung“ durch das Moderationsbüro organisiert, wobei die teilnehmenden Jugendlichen zunächst gebeten wurden die zwei folgenden Fragestellungen zu bearbeiten:  Was gefällt euch in eurem Ortsteil bzw. in der gesamten Stadt Hatzfeld besonders gut, an welchen Orten haltet ihr euch gerne auf? (Stärken)  Was gefällt euch in eurem Ortsteil bzw. in der gesamten Stadt Hatzfeld nicht, an welchen Orten haltet ihr euch nicht gerne auf? (Schwächen)

Bild 5: Prozessdokumentation: World-Café zur Dorfentwicklung in einem Jugendworkshop Die Ergebnisse wurden auf sechs verschiedenen Tischdecken als Moderationspapier festgehalten. Auf der positiven Seite wurden u.a. die öffentlichen Räumlichkeiten der Kommune, (u.a. Jugendclubs, Sportplätze und Grillplätze), die Grundversorgung der Kernstadt und die Lage direkt an der Eder festgehalten. Auf der negativen Seite bemängelten die Jugendlichen u.a. das Fehlen von geeigneten Verweilmöglichkeiten an der Eder, die Technische Infrastruktur (insbesondere das mangelhafte Breitband- bzw. Mobilfunkangebot) und das ÖPNV-Angebot, aber auch die geringe Kooperation zwischen den einzelnen Jugendclubs. Nach ca. 40 Minuten wurde der zweite Abschnitt der Veranstaltung eingeläutet. In dieser Phase sollten Lösungsansätze für einen pro-aktiven Umgang mit den benannten Stärken und Schwächen erarbeitet werden. Auch hier wurden zwei Runden durchgeführt, wobei die folgenden Fragen bearbeitet werden sollten:  Welche Stärken bzw. Angebote sind besonders wichtig für die Zukunft der Stadt Hatzfeld bzw. die Zukunft der Dörfer, wie können diese Angebote verbessert werden?

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 Welche Schwächen bzw. Herausforderungen sollten in Zukunft behoben werden und wie?

Das Ergebnis dieser Arbeitsphase sind ca. 20 verschieden Lösungsansätze bzw. Projektideen für die jungen Menschen in der Stadt Hatzfeld (Eder), welche im Nachgang durch die Teilnehmenden vorgestellt und priorisiert wurden. Diese abschließende Bewertung zeigte, dass die Verbesserung der Kooperation zwischen den Jugendclubs (z. B. durch einen gemeinsamen Terminplan und gemeinsame Veranstaltungen) als Lösungsansatz die höchste Bewertung durch die Teilnehmenden erhielt. Eine Maßnahme, die ohne größeren finanziellen Einsatz umgesetzt werden kann. Die weiteren Ergebnisse wurden für das 3. IKEK- Forum zusammengefasst und in die entsprechenden Arbeitsgruppen eingespielt. Aus terminlichen Gründen wurde eine weitere Veranstaltung mit der Burschen- bzw. Mädchenschaft des Stadtteils Eifa am 17.09.2019 durchgeführt, wobei die Methode nur geringfügig verändert wurde. Die Ergebnisse dieser Veranstaltung wurden der Steuerungsgruppe zur weiteren Bearbeitung vorgelegt.

3. IKEK-Forum zur Dorfentwicklung 11.09.2019

Das dritte IKEK-Forum zur Dorfentwicklung in der Stadt Hatzfeld wurde im Dorfgemeinschaftshaus in Holzhausen durchgeführt. Ziel dieses Abends war es, die bereits vorliegenden Projektideen weiter zu konkretisieren und neue Projektideen zu entwickeln. Hierbei war eine stetige Rückkopplung der einzelnen Ideen und Maßnahmen mit den Handlungsfeldern, den Entwicklungs- und Handlungszielen und dem kommunalen Leitbild wichtig. Zur Einführung in die Thematik wurden noch einmal einige wichtige Kennzahlen zur kommunalen Ausgangslage durch das Moderationsbüro vorgestellt, auch die Ergebnisse der SWOT-Analyse wurden hierbei noch einmal in Kurzform präsentiert. Zum Einstieg in die Arbeitsphase wurden auch die Ergebnisse der Jugendbeteiligung zur weiteren Verwendung vorgestellt, wobei das folgende Zitat „Das alles bringt nichts, wenn es nicht genutzt wird“ als wichtige Anregung für die Projektentwicklung eingebracht wurde. Für die Projektentwicklung wurden auch an diesem Abend sechs Moderationswände vorbereitet, welche über eine Zielpyramide die konsequente Ableitung der Projektideen und Maßnahmen aus den Zielsetzungen der Strategie ermöglichte. Die eigentliche Gruppenarbeitsphase dauerte ca. 75 Minuten. Im Anschluss erläuterte das Moderationsbüro die folgenden Schritte bis zur Fertgstellung des IKEKs der Stadt Hatzfeld (Eder) stichwortartig und stellte den Teilnehmenden erneut jeweils drei Klebepunkte für die Priorisierung der Ergebnisse zur Verfügung. In dieser Veranstaltung standen jedoch, im Gegensatz zum 2. IKEK-Forum, die Bild 6: Prozessdokumentation: 3. IKEK Forum im Dorfgemeinschaftshaus Holzhausen Projektideen und Maßnahmen im Vordergrund. Eine abschließende Diskussion der Ergebnisse im großen Plenum zeigte, dass die Arbeitsgruppe „Familien- und generationenfreundliche Kommune“ eine weitere Arbeitsphase zur Konkretisierung ihrer Ergebnisse benötigt. Es wurde daher ein weiteres Treffen mit den interessierten Teilnehmenden

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dieser Gruppe im VDK- Begegnungszentrum Holzhausen beschlossen. Alle übrigen Ergebnisse wurden bereits für die folgende Sitzung der Steuerungsgruppe Dorfentwicklung Hatzfeld (Eder) vorbereitet.

6. Sitzung der Steuerungsgruppe 21.09.2019

Vor dem Hintergrund der großen Anzahl der vorliegeden Projektideen und Ansätze des 3. IKEK-Forums legte die Steuerungsgruppe Dorfentwicklung Hatzfeld (Eder) fest, dass diese zentral an einem Tag durch die Mitglieder disktuiert bzw. bewertet werden sollen. Für diese ganztägige Sitzung wurde ein Samstag ausgewählt, als Sitzungsort diente der Medienraum in der Grundschule. Zur Vorbereitung auf die Sitzung wurde durch das Büro ein Projektbewertungsbogen entworfen, welcher eine objektive Bewertung der vorliegenden Projektideen und Maßnahmen ermöglichte. Im Vordergrund stand hierbei die Frage, welche Auswirkungen die Umsetzung einer Maßnahme auf die Zielsetzungen des Leitbildes bzw. der Strategie hat. Auch die kommunale Wirkung des Projektes wurde abgefragt, wobei Projekte mit gesamtkommunaler Wirkung einen höheren Punktwert erhielten, als die Projekte mit ausschließlich lokaler Wirkung. Für jedes Projekt galt eine Mindestpunktzahl von 8 Punkten, wobei theoretisch 49 Punkte möglich waren. Die Bewertung wurde in einer Live-Excel Tabelle durch eine Mitarbeiterin des Büros vorgenommen, wobei die Wirkung jedes einzelnen Projektes auf die festgelegten Zielsetzungen in der Gruppe diskutiert und festgelegt wurden. Der Projektbewertungsbogen befindet sich im Anhang dieses Werks, die ausgewählten Projekte werden im Kapitel „Öffentliche Vorhaben mit Zeit, Kosten und Finanzierungsplan“ vorgestellt. (siehe Anhang und Kap. C4) Diese Vorgehensweise wurde auch für die siebte Sitzung der Steuerungsgruppe gewählt.

Arbeitsgruppe Familiengerechte Kommune 23.09.2019

Zur Abschließenden Bearbeitung der Themenfelder des Handlungsfeldes „Familien- und generationenfreundliche Kommune“ wurde eine separate Arbeitsgruppe mit den interessierten Akteuren der IKEK-Foren festgelegt. Die Sitzung wurde im VDK-Begegnungszentrum in Holzhausen durchgeführt. Ziel dieses Abends war es die festgelegten Projektideen abschließend zu diskutieren bzw. zu ergänzen. Zur Vorbereitung wurden die bisherigen Ergebnisse auf einer Moderationswand dargestellt und durch eine Mitarbeiterin des Büros vorgestellt. Es wurden einige Ergänzungen vorgenommen, welche in der 7. Sitzung der Steuerungsgruppe noch einmal beraten wurden.

7. Sitzung Steuerungsgruppe 24.09.2019

Ein Großteil der Projektideen für die Dorfentwicklung in der Stadt Hatzfeld (Eder) konnte während der sechsten Sitzung der Steuerungsgruppe diskutiert und bewertet werden. Einige Projektideen wurden jedoch wegen ungeklärter Fragen auf die siebte Sitzung verschoben, welche auch zur Bearbeitung der Ergebnisse der Arbeitsgruppe „Familien- und generationenfreundliche Kommune“ bereits frühzeitig festgelegt wurde.

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Zur Einführung wurde zunächst ein Überblick zu den bisher priorisierten Projektideen gegeben, wobei die einzelnen Ansätze jeweils kurz beschrieben wurden. Im Anschluss wurde der bereits vorgestellte Projektbewertungsbogen für die Bearbeitung der offenen Projektideen verwand.

Sitzung des Ortsbeirates Reddighausen 22.10.2019

Am 22.10.2019 wurde die Dorfentwicklung in der Stadt Hatzfeld (Eder) als Tagesordnungspunkt in einer Sitzung des Ortsbeirates in Reddighausen behandelt. Zur Einführung in die Thematik stellte ein Mitglied der Stadtverordnetenversammlung zunächst alle vorliegenden Projektideen vor und erläuterte den aktuellen Stand. Im Anschluss erörterte eine Mitarbeiterin des Büros die offenen Fragen zu den vorliegenden Projektideen und Maßnahmen für den Ortsteil Reddighausen. Ein wichtiger Punkt in diesem Zusammenhang war der künftige Umgang mit dem Dorfgemeinschaftshaus in Reddighausen. Hierbei handelt es sich um ein stark sanierungsbedürftiges Gebäude mit einer geringen Auslastung und schwach ausgeprägten Entwicklungsmöglichkeiten. Auch ein Verkauf des Dorfgemeinschaftshauses an einen privaten Investor wurde diskutiert.

Controllingtermin 19.11.2019 in Eifa

Im November 2019 wurde ein prozessbegleitender Controllingtermin durchgeführt. An diesem Termin beteiligten sich die Mitglieder der Steuerungsgruppe Dorfentwicklung, die Mitarbeiter der Stadtverwaltung, die Vertreter des Landkreises Waldeck-Frankenberg und die Vertreterinnen der Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen sowie das Moderationsbüro. Ziel dieses Arbeitstreffens war eine Beurteilung des bisherigen Prozessverlaufs, auf der Grundlage eines einführenden Vortrages zu den bisherigen Ergebnissen und einem Entwurf des IKEKs für die Stadt Hatzfeld (Eder). Vorgestellt wurde der Ablauf des Prozesses der Dorfentwicklung, die Bestandserfassung und Stärken und Schwächen Analyse sowie die Siedlungsentwicklung und die strategische Herleitung der Fördergebietsabgrenzung in den einzelnen Stadtteilen.

Vorstellung des IKEK-Entwurfs in Stadtverordnetenversammlung 11.12.2020

Zum Abschluss des Prozesses der Bürgerbeteiligung wurde das Büro gebeten, den Prozessverlauf, die Bestandserfassung und die gesamtkommunale Strategie in einer Sitzung der Stadtverordneten- versammlung Hatzfeld (Eder) vorzustellen. Neben den Stadtverordneten und den Mitgliedern Magistrats nahmen auch zahlreiche Zuschauer an dieser Veranstaltung teil. 4. IKEK-Forum (Abschlussveranstaltung)

Zum Abschluss des Prozesses wird es ein viertes IKEK-Forum in der Stadt Hatzfeld (Eder) geben. Ziel dieser Veranstaltung ist, die Vorstellung des gesamten Konzeptes inkl. der Fördergebietsabgrenzung in den einzelnen Ortsteilen. Zudem wird der weitere Verlauf der Dorfentwicklung bis zur erfolgreichen Umsetzung der gesamtkommunalen Strategie vorgestellt. Der Termin ist noch offen.

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B Gesamtkommunale Analyse und Ableitung des Handlungsbedarfs

B.1 Bestandsaufnahme und Analyse der Ausgangssituation

B.1.1 Rahmenbedingungen der Stadt Hatzfeld (Eder)

Die Stadt Hatzfeld (Eder), mit ihren ca. 3.000 Einwohnern, zählt zu den kleineren Kommunen des nordhessischen Landkreises Waldeck-Frankenberg. Die Kommune liegt an der südlichen Grenze des Landkreises, in westlicher Richtung grenzt die Stadt Hatzfeld (Eder) an die nordrhein-westfälische Stadt Bad Berleburg, weitere Nachbarkommunen sind die Stadt Battenberg (Eder), ebenfalls im Landkreis Waldeck-Frankenberg, und die Stadt , im Landkreis Marburg-Biedenkopf. Die Kommune besteht seit der hessischen Gebietsreform in den 1970er Jahren aus dem Kernort Hatzfeld und den Stadtteilen Biebighausen, Eifa, Holzhausen und Reddighausen, hinzu kommen die größeren Weiler Ebenfeld, Hof Rhoda und Lindenhof.

Abbildung 3; Siedlungsstruktur der Stadt Hatzfeld (Eder)

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Das Bundesamt für Raumforschung beschreibt die Stadt Hatzfeld (Eder) als Landgemeinde in ländlich peripherer Lage.3 Die Stadt Hatzfeld (Eder) gilt als Grundzentrum des ländlichen Raumes, die nächstgelegenen Mittelzentren sind die Städte Biedenkopf, Frankenberg (Eder) und die Stadt Bad Berleburg. Des Weiteren gelten die Städte Allendorf (Eder) und Battenberg (Eder) als Mittelzentrum mit Funktionsergänzung.4 Die Stadt Hatzfeld (Eder) erstreckt sich über eine Fläche von 58,51 km², die Bevölkerungsdichte liegt aktuell bei ca. 51 Personen/km².5 Die Kommune gilt als Anrainerkommune des Eder-Flusses, was bereits an dem Namenzusatz zu erkennen ist. Ausgehend vom nordrhein-westfälischen Beddelhausen, einem Stadtteil von Bad Berleburg, fließt die Eder schleifenartig entlang der Stadtteile Hatzfeld, Holzhausen sowie Reddighausen und erreicht im Anschluss die Stadt Battenberg (Eder). Im südlichen Bereich der Stadt Hatzfeld (Eder) befindet sich die sogenannte „“, eine der höchsten Erhebungen des Rothaargebirges, welche sich überwiegend auf dem Gebiet der Stadt Biedenkopf befindet. Zu der Gemarkung der Stadt Hatzfeld (Eder) zählt der überregional bekannte fünfgeschossige „Fürst- Bismarck-Turm“ auch „Kaiser Wilhelm-II-Turm“ genannt, welcher mit einer Höhe von ca. 25m die Aussicht über das Rothaargebirge ermöglicht. 6 Bild 7: "Fürst-Bismarck-Turm" auf der Sackpfeiffe

Die Kernstadt Hatzfeld ist der größte Stadtteil der Kommune, hier befinden sich der Sitz der Stadtverwaltung sowie weitere zentrale infrastrukturelle Angebote aus den Bereichen Nahversorgung, Bildung und Betreuung und medizinische Versorgung. Die Kernstadt zählt aktuell ca. 1450 Einwohner. Eine lokale Besonderheit ist die historische Altstadt mit zahlreichen Fachwerkwohnhäusern, welche zwischen dem 18. Jahrhundert und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts errichtet wurden, die evangelische Stadtkirche St. Johannes, welche sich ortsbildprägend oberhalb der Altstadt befindet, und die ehemalige Burganlage. 7 In der Kernstadt Hatzfeld befinden sich mehrere kleine und mittelständische Betriebe, darunter auch ein internationaler Hersteller für Papier- und Filtermedien. Ein weiterer wirtschaftlicher Schwerpunkt der Stadt Hatzfeld (Eder) befindet sich im zweitgrößten Stadtteil Reddighausen, auch hier gibt es mehrere kleine und mittelständische Unternehmen, welche, wie in der Kernstadt Hatzfeld, zum Teil mit internationalem Renommee. In den Stadtteilen Holzhausen und Eifa gibt es weitere Unternehmen, insbesondere im handwerklichen Bereich. Im Stadtteil Eifa befand sich in den 1990er Jahren eine Fachklinik für Suchtkranke, welche 2007 geschlossen wurde. Die ehemalige Fachklinik befindet sich in zentraler Lage im Ortskern von Eifa. Hierbei handelt sich um einen überdimensionierten, leerstehenden Gebäudekomplex, welcher derzeit als städtebaulicher Missstand mit gesamtkommunaler Bedeutung bezeichnet werden können. Die weiteren Rahmenbedingungen der Stadt Hatzfeld (Eder) werden in den folgenden Kapiteln ausführlich dargestellt und bilden eine wichtige Grundlage dieser kommunalen Strategie.

3 www.bbsr.bund.de 4 Regionalplan Nordhessen 2009 5 www.statistik-hessen.de 6 Denkmaltopografie; S. 620; 2015. 7 Dehio; 2008; S. 383ff

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B.1.2 Demografische Entwicklung

Die Stadt Hatzfeld (Eder) zählt aktuell 2.970 Einwohner, wobei die Hälfte der Bevölkerung, aktuell ca. 1.450 Personen, in der Kernstadt Hatzfeld, dem größten Stadtteil der Kommune, lebt. An zweiter Stelle folgt der Stadtteil Reddighausen, hier leben weitere 780 Einwohner, gefolgt von den Stadtteilen Holzhausen (ca. 430 Einwohner) und Eifa (ca. 300 Einwohner). Der Ort Biebighausen ist der kleinste Stadtteil von Hatzfeld (Eder) und zählt aktuell ca. 15 Einwohner. Biebighausen zählte vor der Gebietsreform zu den kleinsten selbstständigen Gemeinden in Deutschland und hatte zu diesem Zeitpunkt ca. 60 Bewohner. Eine Besonderheit der Stadt Hatzfeld (Eder) sind die Weiler Ebenfeld, Hof Rhoda und Lindenhof. Letzterer zählt aktuell ca. 60 Bewohner und gehört zur Gemarkung des Stadtteils Hatzfeld, gleiches gilt für die Weiler Ebenfeld und Hof Rhoda. Die Bevölkerungsentwicklung der Gesamtkommune Hatzfeld (Eder) unterlag in den letzten 30 Jahren nennenswerten Schwankungen. In den letzten beiden Jahren vor der Wiedervereinigung lag die Bevölkerungszahl der Kommune bei ca. 3.250 Personen. Mit der deutschen Einheit ist auch in der Stadt Hatzfeld (Eder), eine für die nordhessischen Kommunen typische Entwicklung eingetreten, die Bevölkerungszahl hat sich zwischen 1987 und 1990 auf 3.339 Personen erhöht, dies entspricht einem Anstieg von 2,6 %. In den darauffolgenden fünf Jahren ist ein weiterer Anstieg von 1,5 % erkennbar. Diese kurzfristige positive Entwicklung hat sich jedoch nicht langfristig auf die Einwohnerzahlen der Kommune ausgewirkt, zwischen 1995 und 2000 hat sich die Einwohnerzahl bereits um 2,0 % reduziert (siehe Abbildung 4).

Bevölkerungsentwicklung der Stadt Hatzfeld (Eder) zwischen 1987 und 2020 4.000

3.500 3.387 3.000 3.253 3.339 3.319 3.241 3.103 3.037 2.960 2.955 2970 2.500

2.000 1987 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2018 2019 2020

Einwohnerzahl (Gesamt)

Abbildung 4: Bevölkerungsentwicklung der Stadt Hatzfeld zwischen 1987 und 2020

Diese im regionalen Vergleich ungewöhnlichen Schwankungen zwischen 1990 und 2000 lassen sich auf zwei besondere Entwicklungen in den Stadtteilen Holzhausen zurückführen. Im Stadtteil Holzhausen befand sich in dieser Zeit eine Asylbewerberunterkunft für ca. 60 Personen, welche jedoch nicht für den Dauerbetrieb eingerichtet wurde. Die Bewohner der Einrichtung haben sich daher nur kurzfristig auf die Bevölkerungszahl der Kommune ausgewirkt, wobei die Einwohnerzahlen des Stadtteils für die Jahre 1990 und 2000 diese Veränderung deutlich aufzeigen (siehe Steckbrief Holzhausen).

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In den Stadtteilen Eifa, Hatzfeld und Reddighausen haben sich die Bevölkerungszahlen in den 1990er Jahren nur in einem geringen Maß verändert. Mit dem Beginn der 2000er Jahre ist eine negative Bevölkerungsentwicklung in der Stadt Hatzfeld (Eder) erkennbar, die Bevölkerungszahl hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten um ca. 10,5% reduziert. In diesem Zeitabschnitt fällt die Schließung der beiden Fachkliniken in Eifa und Reddighausen. Im Jahr 2007 wurde zunächst die Fachklinik im Stadtteil Eifa geschlossen. Diese Begebenheit hat neben den städtebaulichen und strukturellen Folgen für den Ort und die Kommune auch zu einer Reduzierung der Einwohnerzahlen geführt. Die Bewohner der Fachklinik Eifa waren, je nach Aufenthaltsdauer, zumeist mit ihrem ersten Wohnsitz im Stadtteil Eifa gemeldet, mit Schließung der Fachklinik sind daher nicht nur die Arbeitsplätze, sondern auch die Bewohner weggefallen. Die Fachklinik im Stadtteil Reddighausen wurde im Jahr 2018 geschlossen. Aktuell kann davon ausgegangen werden, dass eine vergleichbare städtebauliche Entwicklung in diesem Stadtteil vermieden werden konnte. Ungeachtet dessen sind die Auswirkungen auf die Bevölkerungsentwicklung der Kommune mit der Schließung der ersten Fachklinik in Eifa vergleichbar. Zusammenfassend kann somit eine negative Entwicklung der Bevölkerungszahlen für die Stadt Hatzfeld (Eder) festgehalten werden, welche sich ab dem Jahr 2000 deutlich zeigte. In den letzten drei Jahrzehnten, seit dem Jahr 1987, hat sich die Einwohnerzahl der Kommune um insgesamt um 8,7% reduziert. Kurzfristige Schwankungen haben sich durch einen positiven Wanderungssaldo in den 1990er Jahren ergeben, welcher auf die deutsche Wiedervereinigung und die wachsende Anzahl geflüchteter Menschen in der Mitte der neunziger Jahre zurückgeführt werden kann. Signifikante Veränderungen sind auch durch die Schließung der beiden Fachkliniken in Eifa und Reddighausen eingetreten, welche im Besonderen die Wanderungsbilanz der Kommune beeinflusst haben. Eine detaillierte Betrachtung des Verhältnisses von Zu- und Fortzügen in den letzten fünf Jahren zeigt, dass die Stadt Hatzfeld (Eder) in diesem Zeitraum insgesamt 11 Einwohner durch eine negative Wanderungsbilanz verloren hat. Die vorliegenden Daten können jedoch keiner eindeutigen Entwicklungsrichtung zugeordnet werden. Im Jahr 2015 sind nur geringe Unterschiede zwischen den Zuzügen bzw. Fortzügen zu erkennen. Im folgenden Jahr 2016 lag die Zahl der Zuzüge höher als die Zahl der Wegzüge. In den beiden daraufffolgenden Jahren ist eine andere Entwicklung zu erkennen, zwischen 2017 und 2018 muss eine neagtive Wanderungsbilanz beschrieben werden. In diesem Zeitraum lag die Zahl der wegziehenden Personen höher. Im Jahr 2019 ist eine positive Ausgangslage erkennbar, in diesem Jahr sind 14 Personen mehr zu- als weggezogen.

Wanderungsbilanz der Stadt Hatzfeld (Eder) zwischen 2015 und 2019

250 201 214 185 200 173 176 167 147 153 147 150 133 100 50 0 2015 2016 2017 2018 2019 Zuzüge Fortzüge

Abbildung 5: Wanderungsbilanz der Stadt Hatzfeld zwischen 2015 und 2019

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In diesem Zusammenhang ist auch die Veränderung der Bevölkerungsstruktur der Kommunen zu beachten, welche durch den Zuzug der geflüchteten Menschen zwischen 2015 und 2016 bewirkt wurde. Im Jahr 2016 lebten ca. 80 geflüchtete Menschen in der Stadt Hatzfeld (Eder), diese Entwicklung ist auch in der positiven Wanderungsbilanz für diesen Zeitraum erkennbar. Dieser Wert hat sich in den folgenden zwei Jahren wieder sukzessive reduziert. Im Februar 2018 lebten noch 63 geflüchtete Menschen in der Stadt Hatzfeld (Eder), aktuell werden durch die Stadt Hatzfeld (Eder) keine Wohnungen mehr für geflüchtete Personen vorgehalten. Der Anteil dieser Personengruppe an der Gesamtbevölkerung dürfte daher nur gering ausfallen, kann jedoch nicht exakt beziffert werden. Diese Entwicklungen im Bereich Fluchtmigration und die Schließung der Fachklinik Reddighausen gilt es auch vor dem Hintergrund der Größe der Kommune zu betrachten. Vor dem Hintergrund der aktuellen Einwohnerzahl der Stadt Hatzfeld (Eder) sind die relativen Auswirkungen auf die Bevölkerungsentwicklung, die durch den Wegfall der Fachklinik und den kurzfristigen Zu- bzw. Wegzug von geflüchteten Menschen entstehen, wesentlich auffälliger als in einem Mittelzentrum. Aus diesem Grund kann die langfristige Wanderungsbilanz der unterschiedlichen Altersgruppen eine wesentlich aussagekräftigere Analyse der Bevölkerungsentwicklung der Stadt Hatzfeld (Eder) bieten. (siehe Abbildung 6). Auf der Grundlage von zuvor definierten Alterskategorien, z.B. Familienwanderung, Bildungswanderung, wird daher im Folgenden eine detaillierte Darstellung zu den Wanderungsbewegungen der unterschiedlichen Altersgruppen vorgenommen. 8

Wanderungssaldo der Stadt Hatzfeld (Eder) in unterschiedlichen Altersgruppen zw. 2014-2017 (Durchschnittswert)

Bildungswanderung (18 bis unter 25 Jahre) -6

Arbeitsmarktwanderung (25 bis unter 30 Jahre) -2

Familienwanderung (unter 18; 30 bis unter 50… 17

Zweite Lebenshälfte und Alterswanderung (50 bis… 2

Alterswanderung (65 Jahre und Älter) -7

-20 -15 -10 -5 0 5 10 15 20 25 Wanderungsbewegung (allgemein)

Abbildung 6: Wanderungsbewegungen der unterschiedlichen Altersgruppen

Diese Wanderungsdaten zeigen auf, dass in der Kategorie Bildungswanderung die höchsten Verluste verzeichnet wurden. Hier zeigen die Daten, dass zwischen 2014 und 2017 durchschnittlich 6 Personen aus der Altersgruppe der 18 bis unter 25-jährigen pro Jahr weggezogen sind. Dies entspricht einem Verlust von ca. 2,8 %, bezogen auf die Größe der Altersgruppe.

8 Vor dem Hintergrund der geringen Fallzahlen wurde aus methodischen Gründen im Folgenden auf einen Bezug zur Größe der Altersgruppe bzw. auf die Relation zu einer Einheitsgröße verzichtet. Es wurde daher lediglich mit den Durchschnittswerten der Regionalstatistik gearbeitet, die Gruppengröße wird jeweils separat angegeben.

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Die Daten zu Arbeitsmarktwanderungen (25. bis unter 30. Lebensjahr) zeigen ebenfalls einen Verlust, wobei dieser mit zwei Personen bzw. 1,2 % pro Jahr geringer ausgefallen ist. Eine positive Ausgangslage ist im Bereich der Familienwanderung zu erkennen, hier zeigen die Daten einen durchschnittlichen Bevölkerungszuwachs von 17 Personen pro Jahr, diese Altersgruppe weist eine Gruppenstärke von ca. 1260 Personen auf, der relative Zuwachs liegt daher bei 1,3 %. Auffällig sind die Werte der über 65-jährigen, hier zeigt sich, dass durchschnittlich 7 Personen bzw. 1,1 % pro Jahr die Kommune verlassen und sich einen anderen Wohnort suchen. Dieser Wert erklärt sich auch durch das Fehlen einer Wohneinrichtung für pflegebedürftige Menschen in der Stadt Hatzfeld (Eder), ein Problemfeld, welches durch die Kommune bereits pro-aktiv angegangen wird. Wie Zuvor bereits erwähnt, wurden die Wanderungsbewegungen der Stadt Hatzfeld (Eder) zwischen 2014 und 2017 signifikant durch Migration im Kontext der Fluchtmigration und die Schließung der Fachklinik in Reddighausen beeinflusst. Aufgrund dessen wurde im Zuge der Strategieentwicklung eine aktuelle Auswertung zu den Wanderungsdaten der unterschiedlichen Altersgruppen durch die Stadtverwaltung Hatzfeld (Eder) erstellt, welche einen Einblick in die Ausgangslage für das Jahr 2019 ermöglicht. Für die hier vorliegenden Daten wurden fünf verschiedene Alterskategorien gebildet. Die Ergebnisse zeigen, dass die Stadt Hatzfeld (Eder) in den Altersgruppen bis zum 60. Lebensjahr durchweg eine positive Wanderungsbilanz aufzeigte. Besonders deutlich wird dieser Unterschied bei den 20 bis 39- jährigen. Hier zeigen die Zahlen für das Jahr 2019 einen Zuzug von 80 Personen in dieser Altersgruppe, die Zahl der Wegziehenden lag bei nur 56 Personen. Vor dem Hintergrund der Datenlage zur Bildungs- und Familienwanderung lässt sich dies wie folgt interpretieren: In der Stadt Hatzfeld (Eder) gibt es, wie in vielen ländlichen Kommunen, eine höhere Abwanderung der jüngeren Bevölkerung (Bildungswanderung), welche jedoch durch den Rückzug der Personen über dem 30. Lebensjahr (Familienwanderung) aufgefangen wird.

Wanderungsbewegungen in der Stadt Hatzfeld (Eder) sortiert nach Alter in 2019 100 80

56 50 37 31 22 21 11 14 4 0 0 Unter 20 Jahre 20 bis 39 Jahre 40 bis 59 Jahre 60 bis 79 Jahre Über 80 Jahre Zuzüge Wegzüge

Abbildung 7: Wanderungsbewegungen in der Stadt Hatzfeld sortiert nach Alter für das Jahr 2019

Ungewöhnlich sind die Werte in den Altersgruppen der 60 bis 79-jährigen bzw. über 80-jährigen, in beiden Kategorien liegt eine negative Wanderungsbilanz vor. Eine vergleichbare Ausgangslage ist auch in den Vorjahren erkennbar und zeigt sich auch an der Altersstruktur der Stadt Hatzfeld (Eder). Im regionalen Vergleich zeigt sich, dass der Anteil der über 65-jährigen mit 22,46 % in der Kommune geringer ausfällt als im Landkreis Waldeck-Frankenberg oder im Regierungsbezirk Kassel. Lediglich auf der Ebene des Landes Hessen ist der Anteil dieser Altersgruppe geringer ausgeprägt.

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Altersstruktur der Stadt Hatzfeld (Eder) im regionalen Vergleich (Stand: 31.12.2018)

22,46% 23,13% 65 Jahre und Älter 22,79% 20,63%

27,25% 24,78% 50 bis unter 65 Jahre 23,50% 22,44%

23,24% 23,06% 30 bis unter 50 Jahre 23,82% 25,83%

4,36% 5,42% 25 bis unter 30 Jahre 6,07% 6,44%

6,77% 7,33% 18 bis unter 25 Jahre 7,85% 7,93%

15,92% 16,28% unter 18 Jahre 15,98% 16,72%

0,00% 5,00% 10,00% 15,00% 20,00% 25,00% 30,00%

Hatzfeld (Eder) Lk Waldeck-Frankenberg RP Kassel Land Hessen

Abbildung 8: Altersstruktur der Stadt Hatzfeld im regionalen und landesweiten Vergleich

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Die weiteren Strukturdaten zeigen, dass sich die Altersstruktur der Stadt Hatzfeld (Eder) häufig innerhalb der regionalen- bzw. landesweiten Durchschnittswerte bewegt. Auffällig ist, dass die Altersgruppe der 18- bis 30-jährigen in der Stadt Hatzfeld (Eder) vergleichsweise gering ausgeprägt ist, eine Ausgangslage, die sich bereits in den Wanderungsdaten angedeutet hat. Dem gegenüber steht, dass der Anteil der 50 bis 65-jährigen wesentlich stärker ausgeprägt ist. Hier liegt der Wert der Stadt Hatzfeld (Eder) mit 27,25% wesentlich über den regionalen und landesweiten Durchschnittswerten. Zur Vollständigkeit der Analyse gilt es daher auch, die natürliche Bevölkerungsbewegung zu analysieren. Vor dem Hintergrund der Größe der Kommune und der Bedeutung einzelner Bevölkerungsbewegungen in der Gesamtstatistik ist es ratsam, die natürliche Bevölkerungsbewegung der Kommune ebenfalls über einen längeren Zeitraum zu analysieren. In den letzten fünf Jahren wurden in der Stadt Hatzfeld (Eder) durchschnittlich 21 Kinder pro Jahr geboren, in den einzelnen Jahren sind starke Schwankungen erkennbar. Dem gegenüber stehen durchschnittlich 31 Sterbefälle, auch hier zeigen sich größere Schwankungen (siehe Abbildung 9).

Verhältnis zwischen den Geburten und den Todesfällen in der Stadt Hatzfeld (Eder) zwischen 2015 und 2019

50 39 40 35 33 31 27 30 24 21 19 18 18 20

10

0 2015 2016 2017 2018 2019 Geburten Todesfälle

Abbildung 9: Verhältnis zwischen den Geburten und Todesfällen in der Stadt Hatzfeld (Eder) zwischen 2015 und 2019

Auf jedes lebend geborene Kind in der Stadt Hatzfeld (Eder) kommen somit durchschnittlich 1,5 Sterbefälle, das Verhältnis ist somit nicht ausgeglichen. Ausgehend von den Durchschnittswerten der letzten fünf Jahre zeigt sich somit, dass sich die negative Bevölkerungsentwicklung der Stadt Hatzfeld (Eder) wesentlich stärker auf die natürliche Bevölkerungsentwicklung zurückgeführt werden kann als auf die Wanderungsbewegungen. Im Vergleichszeitraum hat das nicht ausgeglichene Verhältnis der Geburten zu den Sterbefällen zu einem Bevölkerungsverlust von ca. 10 Personen pro Jahr geführt. Die allgemeinen Daten zur Bevölkerungsentwicklung zeigen, dass sich die Einwohnerzahl zwischen 2015 und 2020 insgesamt um durchschnittlich 13 Personen pro Jahr reduziert hat. Das heißt, der Bevölkerungsverlust durch den Wegzug einzelner Person befindet sich im niedrigen einstelligen Bereich. Problematisch ist dahingegen, dass nicht ausgeglichene Verhältnis der Geburten zu den Sterbefällen. Die demografische Entwicklung der Stadt Hatzfeld (Eder) kann somit wie folgt zusammengefasst werden.

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Die Bevölkerungszahl der Stadt Hatzfeld (Eder) hat sich in den vergangenen drei Jahrzehnten kontinuierlich reduziert. Die Darstellung von Altersstruktur, Wanderungsbewegung und natürlicher Bevölkerungsbewegung zeigen, dass die Wanderungsverluste der Stadt Hatzfeld (Eder) keine ausreichende Erklärung für die Bevölkerungsentwicklung der Kommune liefern. Die demografische Herausforderung der Stadt Hatzfeld (Eder) hinsichtlich des demografischen Wandels ist daher die natürliche Bevölkerungsentwicklung, wobei es nur wenige direkte Ansatzpunkte für die Kommune gibt. Auf der indirekten Ebene zeigen jedoch die bisherigen familienpolitischen Maßnahmen auf der Bundes-, Landes- und kommunalen Ebene (z.B. im Bereich der Kindertagesbetreuung), eine langfristige Verbesserung der Ausgangslage.

B.1.3 Bürgerschaftliches Engagement und Beteiligung

In der Stadt Hatzfeld (Eder) ist, wie in vielen ländlichen Kommunen das Vereinswesen und das bürgerschaftliche Engagement ein wichtiger Eckpfeiler für das soziale, kulturelle und sportliche Angebot. Aktuell gibt es ca. 50 verschiedene Vereine und Gruppen mit unterschiedlichen Ausrichtungen und Angeboten. Die Kommune unterstützt die Tätigkeiten der Vereine durch ein breites Angebot an öffentlichen Räumlichkeiten und Plätzen, welches durch die Vereine, Verbände und Gruppen unentgeltlich genutzt werden können. Der älteste der Verein der Stadt Hatzfeld (Eder) ist der „Kinderfreundeverein 1844 e.V.“, welcher bereits seit seiner Gründung im 19. Jahrhundert die Zielsetzung verfolgt den Kindern in der Stadt eine Freude zu machen. Der Kinderfreundeverein organisiert unterschiedliche Veranstaltungen. Eine Besonderheit ist das traditionelle „Kinderfest“, welches in der Kernstadt einmal pro Jahr durchgeführt wird. Zu den weiteren Angeboten zählt eine Schultüte für alle Erstklässler, eine Nikolausfeier und die Unterstützung der Jugendarbeit der weiteren Vereine. Weitere Besonderheiten für Kinder- und Jugendliche gibt es auch in den Stadtteilen, z.B. der Kindergottesdienst in Holzhausen und Reddighausen sowie die Jugendclubs (bzw. eine Burschen- oder Mädchenschaft), welche ebenfalls in allen größeren Stadtteilen zu finden sind. Hervorzuheben sind auch bestimmte sportliche Angebote im Bereich der Eder, z.B. einen Kanu Club oder Angelsportverein oder der Verein für Burg- und Heimatgeschichte Hatzfeld e.V. Letzterer hat sich die Erforschung und den Erhalt der Burgruine Hatzfeld zum Ziel gesetzt und hier bereits mehrere Ausgrabungs- und Sanierungsarbeiten begleitet. Im Jahr 2013 wurde in der Stadt Hatzfeld (Eder) ein Projekt mit dem Titel „Zukunftssicherung Hatzfeld“ initiiert. Ziel des Projektes war es die Lebensqualität in Hatzfeld (Eder) langfristig für alle Alters- und Bewohnergruppen sicherzustellen bzw. zu erhöhen. In einer breit angelegten Bürgerbefragung wurden Stärken und Schwächen identifiziert, Handlungsempfehlungen benannt und Projektgruppen zu unterschiedlichen Themen, z.B. Städtebauliche Entwicklung sowie Leerstand, gegründet. Bemerkenswert sind auch die Aktivitäten der Ortsbeiräte in der Stadt Hatzfeld, wenn es um die Förderung des Zusammenlebens zwischen Einheimischen und Zugezogenen geht. Hierzu wurde im Jahr 2018 unter anderem eine Neubürger-Broschüre für die Stadt Hatzfeld erstellt. Darin enthalten ist eine Auflistung der Vereine und Verbände, die Geschichte der Orte und Weiler, lokale Besonderheiten und

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Freizeitmöglichkeiten. Die Broschüre wurde auf ehrenamtlicher Basis erstellt und durch die Kommune gedruckt. Im Stadtteil Eifa wurde im Jahr 2018 das Projekt der sogenannten Baumelbank entwickelt. Diese Initiative geht auf die Mitwirkung einer Bewohnerin an einem Projekt der evangelischen Landeskirche mit der Bezeichnung „Dorf Mooc“ zurück. Hierbei handelte es sich um einen offenen Online-Kurs, mit dem Ziel unterschiedliche Ideen für das Dorfleben zu entwickeln. In diesem Format wurde eine der zentralen Herausforderungen des Ortes, die fehlende „alltägliche“ Kommunikation zwischen den unterschiedlichen Gruppen aufgegriffen. Die Lösung: Ein monatliches Treffen an wechselnden Orten im Dorf auf einer sogenannten „Baumelbank“, welches inzwischen auch durch die sozialen Netzwerke begleitet wird. Vertreter der einzelnen Gruppen haben sich auch am Prozess der Dorfentwicklung aktiv beteiligt. Darüber hinaus konnten auch neue Akteure für eine Beteiligung am Prozess der Dorfentwicklung gewonnen werden, dies bewirkte insgesamt eine gute Beteiligungsquote an den einzelnen Veranstaltungen.

B.1.4 Städtebauliche Entwicklung und Wohnen

Die Stadt Hatzfeld (Eder) mit ihren Stadtteilen und Weilern zeichnet sich durch eine vielgestaltige Siedlungsstruktur aus. Der größte Ort der Kommune, die Kernstadt Hatzfeld, zeichnet sich durch einen ländlich geprägten, kleinstädtischen Siedlungscharakter aus Die größeren Stadtteile Eifa, Holzhausen und Reddighausen weisen dahingegen einen eher dörflichen Siedlungscharakter auf. Eine Besonderheit der Kommune ist die Verteilung von mehreren Weilern und Siedlungen über das gesamte Stadtgebiet, aber auch der Stadtteil Biebighausen, welcher einst zu den kleinsten Gemeinden Hessens zählte und derzeit ca. 15 Einwohner hat.9 Die Stadt Hatzfeld (Eder) wird in der Veröffentlichung „Bauen im ländlichen Raum- Grundlagen zur Dorfentwicklung“ der Teilregion “Nordhessisches Hügelland und Niederungen“ zugerechnet, die Erfassung zur lokalen Baukultur der Kommune zeigte jedoch auch einen stärkeren Einfluss der Sauerlandregion, was u.a. an der Schieferverkleidung und der Dacheindeckung der Gebäude zu erkennen ist. Die Erfassung der lokalen Baustruktur zeigt zahlreiche Fachwerkgebäude in den historischen Ortslagen der Stadtteile, häufig in zweigeschossiger Bauweise. In der Altstadt Hatzfeld befinden sich einzelne Gebäude in dreigeschossiger Bauweise, überwiegend an den Hauptstraßen, häufig mit einer ebenerdigen Ladenzeile, welche durch die Handwerksbetriebe (u.a. Metzgereien) mit Verkaufstheke genutzt werden. In den dörflich geprägten Stadtteilen und in den Randbereichen der historischen Altstadt zeigen die Art der Bauweise, die Gebäudeproportionen und die Bild 8: Blick in die Untergasse (Altstadt Hatzfeld) Siedlungsstruktur eine stark landwirtschaftliche Prägung.

9 Bevölkerungszahlen der Stadt Hatzfeld – Stand 19.02.2020

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Die Siedlungsstruktur der größeren Stadtteile lässt sich grundsätzlich wie folgt beschreiben, es gibt einen historischen Ortskern, welcher in der Regel als Gesamtanlage unter Denkmalschutz steht. In diesen Ortslagen befinden sich überwiegend Gebäude, die als Einzeldenkmal geführt werden oder eine erhaltenswerte Bausubstanz aufweisen. In der jüngeren Vergangenheit wurden einzelne Baulücken in den historischen Ortslagen geschlossen, diese Gebäude fügen sich in der Regel strukturbildend in das Ortsbild ein. Die ersten Siedlungserweiterungen wurden entweder radial (z.B. Reddighausen) um den Ortskern herum durchgeführt oder punktuell an den Ort angegliedert (z.B. Eifa). Die Gebäude- und Siedlungsstruktur der Stadtteile ist überwiegend durch freistehende zweigeschossige Wohngebäude geprägt. Vereinzelt gibt es Doppelhäuser und Mehrfamilienhäuser, welche jedoch ebenfalls maximal drei Vollgeschosse aufweisen. Die Daten der hessischen Gemeindestatistik für das Jahr 2017 zeigen, dass es in der gesamten Kommune ca. 1.500 Wohnungen gibt.10 Auf der Grundlage der Ergebnisse der Zensus -Erhebung kann festgehalten werden, dass sich diese Wohnungen zu ca. 90 % in Privateigentum befinden. Dieser Wert liegt geringfügig unter dem Vergleichswert des Landkreises Waldeck-Frankenberg (93,3%). Auffällig ist, dass sich in den Kommunen mit einer vergleichbaren Größe und Struktur mehr Wohnungen im Privatbesitz befinden, als dies in der Stadt Hatzfeld (Eder) der Fall ist. Dies liegt auch daran, dass sich in der Stadt Hatzfeld (Eder) ca. 1% der Wohnungen im kommunalen Besitz befinden, hierbei handelt es sich um den höchsten Wert im Landkreis Waldeck-Frankenberg.11 Diese kommunalen Wohnungen (bzw. Mietwohnungen) befinden sich überwiegend in der Kernstadt und dem Stadtteil Reddighausen. In den Jahren 2017 und 2018 wurden in der Stadt Hatzfeld (Eder) drei Baugenehmigungen für die Errichtung eines Einfamilienhauses erteilt, im Jahr 2016 gab es lediglich eine Baugenehmigung und zwischen 2014 und 2015 wurde in der gesamten Kommune keine Baugenehmigung für ein Wohngebäude erteilt.12 Die Stadtverwaltung Hatzfeld (Eder) verfügt über eine sehr detaillierte Aufstellung zu den einzelnen freien Bauplätzen in der gesamten Kommune, die einzelnen Flächen wurden jeweils in Karten zur Siedlungsentwicklung der Stadtteile und der Darstellung der Siedlungsentwicklung berücksichtigt. Vor ab hierzu jedoch der folgende Hinweis zu den Daten. Die folgende Beschreibung orientiert sich an den freien Flurstücken, deren Fläche und Zuschnitt nicht automatisch eine „einzelne Nutzung“ als Bild 9: Mietwohnungen in der Kernstadt Hatzfeld Bauplatz gewährleisten. Die kleineren Flurstücke haben z.B. nur eine Größe von 250m², derartige Flächengrößen reichen den bauwilligen Personen in der Regel nicht. In diesen Fällen müssen Flurstücke zusammengefasst werden. Des Weiteren kann diese Auflistung nur begrenzt eine Auskunft über die Genehmigungsfähigkeit des einzelnen Vorhabens liefern, denn nicht in allen Fällen kann die Bebauung gemäß §34BauGB in die vorhandenen Strukturen integriert werden. Zum Teil ist auch die Ausweisung eines B-Planes zur Innenentwicklung nach § 13a BauGB erforderlich.

10 Hessische Gemeindestatistik 2014-2019; Abschnitt Gebäude und Wohnungen 11 https://ergebnisse.zensus2011.de/#MapContent:066350014014,G154,m, 17.10.2019 12 Hessische Gemeindestatistik 2016-2019; Abschnitt Gebäude und Wohnungen

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In der Kernstadt Hatzfeld wurden im Februar 2020 ca. 50 Flurstücke erfasst, welche sich (bis auf eine Ausnahme) im Privatbesitz befinden und grundsätzlich für eine Bebauung genutzt werden könnten. Die einzelnen Flurstücke verteilen sich über die gesamte Kommune, wobei der Großteil sich in dem Siedlungsbereich westlich der Altstadt befindet. Im Stadtteil Eifa stehen aktuell noch 10 Flurstücke für eine Bebauung zur Verfügung, davon befinden sich drei Grundstücke im Besitz der Stadt Hatzfeld. Auch im Stadtteil Eifa handelt es sich überwiegend um Baulücken in den bestehenden Siedlungsstrukturen. Im Stadtteil Holzhausen wurden 13 bebaubare Flurstücke erfasst, diese konzentrieren sich auf das Neubaugebiet „Im Gleichenfeld“, hinzu kommt drei weitere Baulücken in der Ortslage. Weitere 23 Baulücken bzw. Flurstücke wurden im Stadtteil Reddighausen erfasst, auch hier verteilen sich die Baulücken über die gesamte Ortslage.13 In der Stadt Hatzfeld (Eder) gibt es aktuell 23 leerstehende Wohngebäude, die Leerstandsquote liegt somit bei 1,5 Leerständen pro 200 Einwohner. Darunter befinden sich 17 Leerstände in der Kernstadt, drei Leerstände im Stadtteil Holzhausen und zwei Leerstände im Stadtteil Reddighausen. Im Stadtteil Eifa gibt es einen Leerstand, hierbei handelt es sich um eine Fachklinik, welche in den 90er Jahren geschlossen wurde und seither nicht mehr bewohnt bzw. genutzt wird. Die ehemalige Fachklinik muss Bild 10: Leerstehende Wohngebäude in der inzwischen als städtebaulichen Missstand bezeichnet Kernstadt Hatzfeld (rechts) in der Berleburger werden, denn die einzelnen Gebäude weisen insgesamt Straße einen sehr schlechten Erhaltungszustand auf. Die Leerstände in der Kernstadt konzentrieren sich überwiegend auf die historische Altstadt, wobei eine Häufung im Bereich der Berleburger Straße zu erkennen ist. Die einzelnen städtebaulichen Problembereiche werden stadtteilbezogen in den folgenden Kapiteln dargestellt. Die einzelnen Leerstände wurden in den Funktionskarten festgehalten. Eine weitere Herausforderung für die Stadt Hatzfeld (Eder) ist der Umgang mit den potenziellen Leerständen im Stadtgebiet, hier insbesondere an den Hauptstraßen in Eifa, Hatzfeld und Holzhausen. In den betroffenen Straßenzügen gibt es aktuell bereits einige leerstehende bzw. untergenutzte Gebäude. Hinzu kommen weitere bewohnte Gebäude mit einem schlechten Erhaltungszustand. (siehe auch Bestands- und Funktionskarte: Leerstand und Städtebauliche Problembereiche)

13 Kommunales Flächen- und Leerstandsmanagement; Stand: 04.02.2020

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Bestands- und Funktionskarte 1: Leerstand und städtebauliche Problembereiche in der Stadt Hatzfeld (Eder)

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Biebighausen

Der Stadtteil Biebighausen wurde im Jahr 1395 erstmals als „Hof Biebighausen“ erwähnt. Zu dieser Zeit wurde der halbe „Hof Biebighausen“ durch Siegfried von Biedenfeld und seine Frau an Johann von Hatzfeld übertragen, welche somit im Besitz des gesamten Hofes waren14. Bis heute ist eine starke Bindung zwischen dem Ort und der Kernstadt ersichtlich. Der kleinste Stadtteil von Hatzfeld (Eder) zählt aktuell ca. 15 Einwohner und zählte bis zur hessischen Gebietsreform im Jahr 1971 zu den kleinsten selbständigen Gemeinden in Hessen. In der Nachkriegszeit lag die Einwohnerzahl jedoch mit ca. 43 Personen im Jahr 1946 noch wesentlich höher. 15 Der Stadtteil Biebighausen gilt als Gehöftgruppe, eine lockere Streusiedlung, welche ursprünglich aus vier Hofstellen bestand und heute als Gesamtanlange unter Denkmalschutz steht. Die einzelnen Gebäude befinden sich an der Verbindungsstraße zwischen Reddighausen und Hatzfeld. Im nordwestlichen Bereich des Dorfes befindet sich ein Friedhof sowie drei weitere Wohngebäude. Die denkmalgeschützte Gesamtanlage Biebighausen erstreckt sich über den Friedhof (Kulturdenkmal Grünfläche) und einen Hakenhof, welcher durch eine durch linksseitige Gebäudeerweiterung auch die Charakteristik eines Kreuzgiebelhauses erfüllt. Hinzu kommt ein weiteres Gebäude in erhaltenswerter Bausubstanz am nordwestlichen Ortsrand und ein strukturbildendes Wohngebäude aus den siebziger Jahren. Im Außenbereich von Biebighausen befindet sich ein weiterer landwirtschaftlich genutzter Hof und eine Wochenend- und Ferienhausfläche.

Bild 11:Wohnhaus Biebighausen 3 Bild 12: Wohnhaus Biebighausen 4

Bild 13: Wohnhaus Biebighausen 5 Bild 14: Wohngebäude Biebighausen 2

14 Denkmaltopografie Waldeck-Frankenberg II, S: 621 15 https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/gsrec/current/1/sn/ol?q=biebighausen

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Bild 15: Wirtschaftsgebäude Biebighausen 2 Bild 16: Hof Debustal

Städtebauliche Problembereiche und Missstände

Im Stadtteil Biebighausen bestehen aktuell keine städtebaulichen Problembereiche oder Missstände. Bis zur Mitte des Jahres 2019 galt ein Wohn- und Wirtschaftsgebäude im Bereich der Hauptstraße als Problemleerstand, das Gebäude wurde inzwischen jedoch erworben und wird durch eine Privatperson saniert. Die bestehende Gebäudestruktur befindet sich insgesamt in einem ausreichendem bzw. befriedigendem Zustand. Der Prozess der Dorfentwicklung kann dazu beitragen, die Gebäudestruktur vor Ort aufzuwerten und leistet somit einen langfristigen Beitrag zur Leerstandsvermeidung.

Innenentwicklung und konkurrierende Baugebiete

Im Stadtteil Biebighausen wurde bislang kein Bebauungsplan aufgestellt. Die Bestandserfassung zeigt ein für den Ort angemessenes Potenzial im Bereich der Nachverdichtung, welches auch potenziell Zuziehenden angeboten werden kann. Aus fachlicher Sicht ist die Ausweisung eines konkurrierendes Baugebietes daher nicht notwendig und sollte im folgenden Strategiezeitraum vermieden werden.

Eifa

Der Stadtteil Eifa wurde erstmals im Jahr 1261 erwähnt und zählt heute 305 Einwohner. Der Ort gilt als geschlossenes Dorf mit einem einfachen Grundriss und lockerer Bebauung. Der historische Ortskern von Eifa verläuft entlang der heutigen Bundestraße 253, von seiner Grundanlage handelte es sich daher um ein Straßendorf mit vereinzelten Gabelungen auf beiden Seiten. Entlang der Hauptstraße befinden sich mehrere landwirtschaftliche Hofstellen, welche von Ihrer Struktur her überwiegend als Zweitseithöfe bzw. Hakenhöfe angelegt wurden. Ausgehend vom südlichen Ortseingang bis zur Einmündung in Richtung Hatzfeld handelt es sich hierbei überwiegend um Gebäude mit einer erhaltenswerten Bausubstanz. Dies trifft auch auf die in Teilen zur Gesamtanlage „Historischer Ortskern“ zählenden Einmündungen in die Straßen Kirchweg, Am Pflaster, Kirchwiesenstraße zu. Bemerkenswert ist, dass diese Straßen vergleichsweise schmal angelegt wurden. Im Gegensatz zur Dexbacher Straße, welche ebenfalls in Teilen zur Gesamtanlage historischer Ortskern gezählt wird.

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Im ausgehenden 19. Jahrhundert befanden sich bereits erste landwirtschaftliche Hofstellen im weiteren Verlauf der Dexbacher Straße. Dies wird auch durch die vorhandenen historischen Kartenwerke des landesgeschichtlichen Informationssystems belegt, hier sind bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts erste Gebäude südöstlich des Eifaer Bachs zu erkennen. 16 Die Erfassung der lokalen Baustruktur zeigte demnach, dass die ersten Siedlungserweiterungen in der Dexbacher Straße bereits auf das beginnende 20. Jahrhundert datiert werden können. Im weiteren Verlauf der Straße, im Bereich des Ortsausgangs in Richtung Dexbach, befinden sich die ersten „Siedlungshäuser“. Gleiches gilt für den oberen Teil der Kirchwiesenstraße. Die folgenden Siedlungserweiterungen in den Straßen Scheidweg und Sonnenweg haben sich ebenfalls strukturbildend in den Ortskern eingefügt, wobei hier zum Teil auf die Verwendung regionaltypischer Bausubstanz verzichtet wurde. Die Bestandserfassung im Stadtteil Eifa zeigt, dass ein Teil Gebäude im Bereich der Hauptstraße und in der Dexbacher Straße zur Bildung einer Raumkante beitragen, wobei einzelne Gebäude, u.a. die Hakenhöfe in der Hauptstraße 4 und 9 (siehe Bild 25), das Ortsbild im besonderen Maße prägen. In den weiteren Nebenstraßen Am Pflaster und Kirchweg, wird das Ortsbild maßgeblich durch die vergleichsweise schmale Straßenführung und die dichte Siedlungsstruktur geprägt. In diesem Bereich gilt evangelische Kirche, welche im Jahr 1711 errichtet wurde, als prägendes Gebäude hervorzuheben (siehe Bild 30).17

Bild 17: Hauptstraße Blickrichtung Ortsausgange Bild 18: Hauptstraße Blickrichtung Ortsausgang Biedenkopf Hatzfeld

Bild 19: Blick in die Wiesenstraße Bild 20: Blick in die Eichenstraße

16 https://www.lagis-hessen.de/img/hkw/s3/1_4.jpg, 17.10.2019 17 Dehio, S.199

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Bild 23: Hauptstraße Blickrichtung Straße Am Pflaster Bild 24; Wohnhaus in der Wiesenstraße 4

Bild 25: Wohnhaus in der Hauptstraße 2 Bild 26: Blick in die Straße Kirchweg

Bild 27: Blick in die Dexbacher Straße Bild 28: Wohn- u. Wirtschaftsgebäude Dexbacher Str. 26

Bild 29: Wohnhaus Hatzfelder Str. 4 Bild 30: Evangelische Kirche Eifa

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Städtebauliche Problembereich und Missstände

In der Ortslage von Eifa gibt es aktuell einen auffälligen städtebaulichen Problembereich. In zentraler Lage befindet sich eine ehemalige Fachklinik für suchtkranke Menschen, welche jedoch in den neunziger Jahren geschlossen wurde. Die einzelnen Gebäude werden seit mehr als zwei Jahrzehnten nicht mehr bewohnt bzw. genutzt. Zudem gibt es keine regelmäßige Wartung bzw. Instandhaltung der einzelnen Räumlichkeiten. Vereinzelt können die Fenster nicht mehr geschlossen werden oder wurden zerschlagen, eine Begebenheit, die auch zum Vandalismus in den Räumlichkeiten der ehemaligen Fachklinik geführt hat. (siehe Bild 31 bis 36) Die ehemalige Fachklinik besteht aus vier größeren und einem kleineren Gebäude, welche sich insgesamt in einem sehr schlechten Zustand befinden (siehe Isometrie 1). Die Bestandserfassung zur städtebaulichen Ausgangslage des Stadtteils Eifa zeigt inzwischen eine punktuelle Ausweitung des städtebaulichen Problembereichs der ehemaligen Fachkliniken auf die benachbarten Wohn- und Wirtschaftsgebäude. Diese punktuelle Erweiterung zeigt sich aktuell auf einem benachbarten Grundstück, einer ehemaligen Gärtnerei. Die hierzu markierten Gebäude haben ihre ursprüngliche Funktion verloren und weisen aktuell eine Unternutzung auf. Zudem weisen die betroffenen Gebäude (u.a. ein ehemaliges Gewächshaus) einen starken Sanierungsaufwand auf. Diese Begebenheit kann auch mit dem sogenannten „Broken-Window-Effekt“, nach James Q. Wilson und George L. Kelling, verglichen werden Der Broken-Window-Effekt besagt unter anderem, dass Gebäude mit einem schlechten Erhaltungszustand (z.B. zerbrochene Fenster) häufig eine Kettenreaktion auslösen und die benachbarten Immobilien negativ beeinflussen. Das heißt auch, dass städtebauliche Problembereiche dieser Größenordnung die Bereitschaft zur Sanierung einer benachbarten Immobilie häufig senken, da das Ortsbild und das Erscheinungsbild der eigenen Immobilie stets durch den benachbarten Problembereich negativ geprägt werden.

Bild 31: Ehem. Fachklinik Eifa (Eichenstr. 1) Bild 32: Ehem. Fachklinik Eifa (Gebäude Flurstück 47)

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Isometrie 1: Städtebaulicher Problembereich Stadtteil Eifa

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Bild 33: Ehem. Fachklinik Eifa (Eichenstr. 1 Rückseite) Bild 34. Ehem. Fachklinik - (Rückansicht Eichenstr. 1 aus Richtung Kirchwiesenstr.)

Bild 35: Ehem. Fachklinik Eifa (Rückansicht Gebäude Bild 36: Ehem. Fachklinik Eifa (Verwaltungsgebäude Flurstück 47 und 49) Eichenstr. 3)

Innenentwicklung und konkurrierende Baugebiete

Nach den Daten des kommunalen Flächenmanagements stehen im Stadtteil Eifa aktuell zehn Flurstücke grundsätzlich zum Verkauf bzw. für eine Bebauung zur Verfügung. Die Flurstücke weisen eine unterschiedliche Größe auf, das kleinste Grundstück hat eine Fläche von 250m². In diesem Fall sollte ein weiteres Grundstück in der Planung berücksichtigt werden, da die Fläche für eine Bebauung nicht ausreicht. Das größte angebotene Flurstück hat eine Fläche von ca. 5.300m², in diesem Fall gilt es die genehmigungsrechtlichen Hürden zu bedenken. Da sich die Flächen in dieser Größenordnung eher in den Randbereichen befinden und die Aufstellung eines Bebauungsplans erfordern. Vor dem Hintergrund des bestehenden Potenzials für eine Nachverdichtung in der Ortslage sollte die Ausweisung eines weiteren großflächigen Baugebietes im folgenden Strategiezeitraum unterlassen werden. Vielmehr gilt es, die bestehenden Potenziale für eine Nachverdichtung in der Ortslage zu nutzen und den Lückenschluss zwischen den einzelnen Siedlungsbereichen des Dorfes (z.B. zw. der Eichenstraße und der Hauptstraße) zu fördern. In diesem Zusammenhang besteht ein hohes Nachverdichtungspotenzial auf dem Gelände der ehemaligen Fachklinik, welches durch seinen derzeitigen Zustand zusätzlich die Attraktivität der bebaubaren Grundstücke im direkten Umfeld mindert.

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Hatzfeld (Eder)

Die Stadt Hatzfeld (Eder) galt einst als Stammsitz der Herren zu Hatzfeld, die Stadt zählt derzeit ca. 1450 Einwohner. Im Jahr 1340 erhielten die Herren zu Hatzfeld durch den bayerischen Kaiser Ludwig die Erlaubnis zur Gründung einer Stadt an ihrer Stammburg. Diese Burg wurde erstmals im Jahr 1282 urkundlich erwähnt, befand sich außerhalb der heutigen Ortslage und ist derzeit nur noch als Ruine erkennbar.18 Zuvor bestanden jedoch bereits zwei Siedlungen auf dem Gebiet der heutigen Stadt Hatzfeld. Nördlich der Bild 37: Blick von der Burgruine Hatzfeld auf die Eder befand sich am Zufluss der Elsoff die Siedlung Altstadt Oberhatzfeld bzw. Oberndorf19, ein bis dato besiedelter Bereich. Südwestlich der Eder, im Umfeld der heutigen Emmaus Kapelle, befand sich der Ort Niederhatzfeld, heute eine Wüstung. Die Gründung der Stadt Hatzfeld erfolgte unterhalb der Burgbergs. Die Talsiedlung wurde durch eine Stadtmauer und zwei Stadttore umschlossen. Diese beiden Bauwerke sind nicht mehr erhalten, zum Teil jedoch noch an den Straßennamen (z.B. Torstraße) zu erkennen.20 Der Verlauf der Stadtmauer kann heute nur grob anhand der vorliegenden Informationen der Denkmaltopografie und den Daten zum Straßenverlauf in der Altstadt im 19. Jahrhundert skizziert werden und dient im Folgenden zur Darstellung der Siedlungsentwicklung der Kernstadt Hatzfeld. Die Stadtmauer führte, ausgehend von der Burg Hatzfeld, im westlichen Bereich entlang der Straße Im Hain bis zur heutigen Berleburger Straße. Es wird vermutet, dass die Stadtmauer auf der Höhe des Gebäudes in der Berleburger Straße 3 in östlicher Richtung abknickte und anschließend entlang der Straße Am Graben verlief. Im Bereich der heutigen Wohnhäuser Im Graben 16 bzw. 20 soll die Stadtmauer in nördlicher Richtung, über die Torstraße, wieder zurück zur Burg Hatzfeld geführt haben.21 Die heutige Gesamtanlage der historischen Altstadt befindet sich zu großen Teilen innerhalb dieser einstigen Grenze der ehemaligen Stadtmauer. Die Topografie des Burgbergs und die südlich gelegene Eder begrenzten die Entwicklungsmöglichkeiten und beeinflussten die Siedlungsstruktur der Altstadt. In dem gesamten Bereich zeigt sich eine vergleichsweise dichte Bebauung. Besonders auffällig ist dies in den Straßen Obergasse, der Mittelstraße und der Untergasse sowie in der Straße Am Graben. Nur wenige Gebäude verfügen über einen Garten, zudem Bild 38: Blick in die Mittelstraße (Standort Hsnr. 26) wurden kleinere Freiräume in den letzten sieben

18 Dehio, S. 383 19 Das Landesgeschichtliche Informationssystem erläutert hierzu, dass der Ort Oberhatzfeld „vermutlich“ deckungsgleich ist mit dem Ort Oberndorf. „Oberndorf, Landkreis Waldeck-Frankenberg“, in: Historisches Ortslexikon (Stand: 5.10.2018) 20 Dehio, S. 383 21 Denkmaltopografie Waldeck-Frankenberg II, S. 596

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Jahrzehnten für Anbauten, Garagen oder ähnliches verwendet. Ungeachtet dessen, ist die Altstadt von Hatzfeld geprägt durch zahlreiche Fachwerkhäuser, wobei es sich in der Regel Einhäuser mit einer giebelständigen Bauweise handelt. Die Bestandserfassung zur lokalen Gebäudestruktur zeigte eine überschaubare Anzahl einzelner landwirtschaftlicher Gebäude. Häufiger anzutreffen waren Gebäude mit kleineren Anbauten, die auch eine landwirtschaftliche Nutzung zuließen. Zu den ortsbildprägenden Gebäuden in der Altstadt Hatzfeld zählt die über der Stadt liegende evangelische Kirche (siehe Bild 41), das aktuelle Rathaus (siehe Bild 42) und das ehemalige Rathaus in Obergasse 1 (heute Wohnhaus). Im frühen 19. Jahrhundert gründete der Unternehmer Johann Christian Carl Binzer eine Papiermühle im westlichen Bereich der Stadt, direkt an der Eder. Diese Unternehmensgründung bewirkte, dass ein Teil der Hatzfelder Bevölkerung erstmals einen Arbeitsplatz jenseits der Landwirtschaft und dem Kleingewerbe erhalten konnte. Diese Entwicklung beeinflusste auch die Gebäude- und Siedlungsstruktur der Stadt. Die räumlichen Erfordernisse der Landwirtschaft als Haupteinnahmequelle verloren bei der Gebäudekonstruktion zum Teil an Bedeutung. Bild 39: Berleburger Straße 37 und 39

Im 19. Jahrhundert wurden die ersten Siedlungserweiterung jenseits der Altstadt registriert, welche sich zunächst auf die Berleburger Straße konzentrierten. In diesem Bereich entstanden mehrere traufständig errichtete Einhäuser, welche das Straßenbild der Berleburger Straße prägen und als denkmalgeschützte Gesamtanlage II „Erste Stadterweiterung“ bezeichnet werden. Im weiteren Verlauf der Berleburger Straße entstanden im 20. Jahrhundert zudem die ersten Siedlungshäuser, welche zum Teil eine erhaltenswerte Baustruktur aufweisen.22 Im 19. Jahrhundert wurden auch im südlichen bzw. südwestlichen Bereich der Eder die ersten Siedlungserweiterungen registriert, welche sich zunächst auf die Edertalstraße konzentrierten. Besonders hervorzuheben sind in diesem Zusammenhang die „Alte Försterei“ aus dem 19. Jahrhundert und die nördlich gelegenen Wohn- und Geschäftshäuser, welche sich durch eine erhaltenswerte Baukultur auszeichnen, und als Gesamtanlage III „Edertalstraße“ unter Ensembleschutz stehen. Ein Großteil der Bebauung im Bereich der Edertalstraße wurde im frühen 20. Jahrhundert errichtet. In diesem gesamten Straßenzug befinden sich Gebäude die als Einzeldenkmal kategorisiert wurden. Hinzu kommen weitere Gebäude mit erhaltenswerter Bausubstanz. Als Ortsbildprägend gelten die Gebäude in der Edertalstraße 1 (siehe Bild 58), 13 und 15 (siehe Bild 40). Die Erfassung der lokalen Baustruktur zeigte, dass sich in diesem Bereich auch strukturbildende Bauten befinden, hinzu kommen weiteren Gebäude mit einer Bild 40: Edertalstraße 13 und 15 gewerblichen Nutzung (z.B.: Tankstelle, Supermarkt).

22 Denkmaltopografie Waldeck-Frankenberg II, S. 599

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In der Nachkriegszeit entstanden weitere Siedlungsbereiche nördlich und südlich der Eder. Die Erfassung der lokalen Baustruktur zeigt, dass ein Großteil der Gebäude in der Scheidstraße und der Gutenbergstraße (nördlich der Eder) eine erhaltenswerte Baustruktur aufzeigen. Gleiches gilt für die Friedhofstraße und die Straße Auf der Stedte. Die folgenden Siedlungserweiterungen fügten sich strukturbildend in das Ortsbild der Stadt Hatzfeld ein. Im folgenden Kapitel wird zunächst die städtebauliche Ausgangslage der Altstadt Hatzfeld aufgriffen und mit Blick auf mögliche städtebauliche Problembereiche bzw. Missstände dargestellt. Die Darstellung der Außenbereichssiedlungen und denkmalgeschützten Gebäude im Stadtrandbereich folgen im unteren Abschnitt dieses Kapitels.

Ansichten Kernstadt Hatzfeld und ortsbildprägende Gebäude (Stadtkern) Hinweis: Die Bilder 41 bis 57 decken den Siedlungsbereich der Altstadt (nördlich der Eder) ab, die Bilder 58 bis 65 den Siedlungsbereich südlich der Eder.

Bild 41: Gesamtansicht der Altstadt im oberen Bild 42: Rathaus der Stadt Hatzfeld (Eder) Bereich die evangelische Kirche

Bild 43: Wohnhaus in der Obergasse 1 (Ortsbildprägend) Bild 44: Standort Obergasse Blickrichtung Mittelstraße und Untergasse

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Bild 45: Blick in die Mittelstraße (Standort Bild 46: Blick in die Mittelstraße (im hinteren Mittelstraße 14) Bereich links die Obergasse 1)

Bild 47: Blick in die Obergasse (Standort Hsnr. 14) Bild 48: Wohnhaus in der Torstraße 28

Bild 49: Blick in die Torstraße (Standort Hsnr: 11) Bild 50: Wohngebäude in der Straße Im Graben

Bild 51: Blick in die Straße Im Graben (Standort Bild 52: Innerörtliche Fußwegeverbindung zw. den Hsnr: 14) Straßen Im Graben und Untergasse

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Bild 54: Blick in die Straße Im Hain (höhe Rathaus) Bild 55: Blick in den Burgweg (westl. des Rathauses)

Bild 56: Blick in die Mittelstraße (links) und die Bild 57: Wohnhaus in der Berleburger Str. 3 Berleburger Straße (rechts)

Bild 58: Wohnhaus mit Handwerksbetrieb Edertalstraße 1 Bild 59: Blick in die Edertalstraße

Bild 60: Wohnhaus mit Handwerksbetrieb Edertalstraße 2 Bild 61: Ehem. Oberförsterei- Auestr. 1

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Bild 64: Wohngebäude in der Friedhofstr. 2 Bild 65: Wohngebäude in der Friedhofstr. 3

Städtebauliche Problembereiche und Missstände in der Kernstadt Hatzfeld

Die Identifizierung eines kleinräumigen städtebaulichen Problembereichs in der Kernstadt Hatzfeld ist in Anbetracht der Ausgangslage nur bedingt möglich. In der Kernstadt Hatzfeld gibt es aktuell elf leerstehende Wohngebäude, diese verteilen sich auf den gesamten Siedlungsbereich der Altstadt und befinden sich nicht in direkter Nachbarschaft zueinander. Die Bestandserfassung zeigte, dass die einzelnen Gebäude einen unterschiedlichen Erhaltungs-zustand aufweisen. Nach den Daten des kommunalen Flächen- und Leerstandsmanagements liegt hierbei in vier Fällen eine problematische Ausgangssituation vor (siehe Isometrie 2).23 Das erste Beispiel für eine verfestigte Leerstandsproblematik befindet sich in der Obergasse 20. Im direkten Umfeld der evangelischen Kirche befindet sich ein denkmalgeschütztes Wohnhaus aus dem 18. Jahrhundert. Das Gebäude liegt am Hang des Burgbergs, das umliegende Grundstück ist durch seine Bild 66: Leerstand in der Obergasse 20 (Gebäude Topografie nur bedingt als privater Freizeit- und in der Mitte) Naherholungsraum nutzbar. Das Gebäude gilt seit vielen Jahren als leerstehend (siehe Bild 41). Ein weiteres Beispiel für einen verfestigten Leerstand ist ein Wohngebäude in der Mittelstraße 16, hierbei handelt es sich um einen traufständiges Einhaus mit einer schmalen Grundstücksparzelle. Der rechte Gebäudeteil (neben der Haustür) wurde um 1800 errichtet, der linke Gebäudeteil wurde zu einem späteren Zeitpunkt angefügt. Das ehemalige Wohn- und Wirtschaftsgebäude gilt seit vielen Jahren als leerstehend. (siehe Bild 42) Bild 67: Leerstand in der Mittelstraße 16

23 Kommunales Flächen- und Leerstandsmanagement; Stand 04.02.2020

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Isometrie 2: Städtebaulicher Problembereich Kernstadt Hatzfeld

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Der dritte problematische Wohngebäudeleerstand befindet sich in der Untergasse 12. Das Gebäude befindet sich auf einer schmalen Parzelle, wobei die Grundfläche fast vollständig überbaut ist. Nach den Angaben der Denkmaltopografie Waldeck- Frankenberg II wurden bei der Errichtung des Gebäudes zwei verschiedene Bauformen verwendet. Der Baukörper des giebelständigen Fachwerkgebäudes wurde zunächst in einer Ständerbauweise errichtet. Zur Straßenseite hin zeigt sich jedoch eine Stockwerk-bauweise, welche mit dem Bild 68: Leerstehendes Wohngebäude in der verbleibenden Baukörper verzimmert wurde. Das Untergasse 12 Gebäude in der Untergasse 12 ist das einzige Objekt in der Stadt Hatzfeld (Eder), welches auch einen „wissenschaftlichen“ Denkmalwert aufzeigt, dennoch gilt es seit vielen Jahren als leerstehend (siehe Bild 43). 24 Der vierte langfristige Leerstand befindet sich in der Torstraße 4. In diesem Fall handelt es sich um ein grundsätzlich erhaltenswertes Fachwerkgebäude, welches durch einen Anbau erweitert wurde. Das Gebäude befindet sich innerhalb der Gesamtanlage der historischen Altstadt und verfügt über einen Bild 69: Leerstehendes Wohngebäude in der kleinen Vorgarten (siehe Bild 44). Torstraße 4

Die dargestellten Gebäude sind über den freien Immobilienmarkt praktisch nicht vermittelbar. Die einzelnen Gebäude weisen zum Teil einen schlechten Erhaltungszustand auf, wobei der Sanierungsaufwand für die einzelnen Gebäude nicht abgeschätzt werden kann. Problematisch ist jedoch, dass die einzelnen Gebäude aller Voraussicht nach weiter verfallen werden. In zwei Fällen gelten die Gebäude als „Herrenlos“, diese Gebäude befinden sich daher im Eigentum des Landes Hessen. In den übrigen Fällen gibt es keine privaten Sanierungsbestrebungen. Mit der Folge, dass die Gebäude weiter an Attraktivität verlieren und ein Verkauf über den regulären Immobilienmarkt immer unwahrscheinlicher wird. In der Altstadt Hatzfeld befinden sich neben zuvor beschrieben Problemimmobilien sieben weitere Leerstände. In der Regel handelt es sich um Gebäude die über einen kurze bzw. mittleren Zeitraum als leerstehend gelten. Die einzelnen Gebäude zeigen aktuell keinen kritischen Erhaltungszustand auf, wobei der individuelle Sanierungsaufwand auch in diesem Fall nicht abgeschätzt werden kann. Hinzu kommt, dass auch die weniger problematischen Leerstände häufig eine geringe Grundstücksgröße haben und daher nicht für alle Zielgruppen attraktiv sind. Demzufolge ist ein Verfall der Gebäude kurzfristig nicht zu erwarten, ein mittleres Risikopotenzial ist dennoch vorhanden.

24 Denkmaltopografie Waldeck-Frankenberg II

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Es kann somit festgehalten werden, dass die städtebauliche Ausgangslage der Altstadt zum Teil problematisch ist. Die Zahl der leerstehenden Wohngebäude in diesem Siedlungsbereich ist vergleichsweise hoch. Vier Gebäude zeigen aktuell einen problematischen Erhaltungszustand und gelten als schwer vermittelbar. Hinzu kommen sieben weitere Leerstände mit einem mittlerem Risikopotenzial. Vor dem Hintergrund der Ausgangslage ist eine weitere Ausbreitung des städtebaulichen Problembereiches eine wichtige Herausforderung für die Kernstadt Hatzfeld.

Innenentwicklung und konkurrierende Baugebiete

In der Kernstadt Hatzfeld stehen den Daten des kommunalen Flächen- und Leerstandsmanagements aktuell ca. 50 Flurstücke für eine Wohnbebauung zur Verfügung. In einigen Fällen handelt es sich um kleinere Grundstücke, die zur Verwirklichung eines Bauvorhabens mit einem benachbarten Grundstück verknüpft werden müssten. Vier Baugrundstücke befinden sich aktuell im Besitz der Stadt Hatzfeld (Eder), in den übrigen Fällen handelt es sich um private Eigentümer. Die Bestandsdaten zeigen, dass es sich bei den Baulücken in der Ortslage und zum Teil um Grundstücke in den Randlagen handelt, in beiden Fällen sind unterschiedliche baurechtliche Aspekte zu beachten. Die Ausweisung eines weiteren Baugebietes im Außenbereich ist aktuell nicht vorgesehen und vor dem Hintergrund der bestehenden Baulücken mittelfristig nicht notwendig.

Siedlungen und Gebäude am Stadtrand und im Außenbereich der Stadt Hatzfeld

Eine baukulturelle Besonderheit der Stadt Hatzfeld sind die drei Weiler, die außenliegenden denkmalgeschützten Gesamtanlagen und Einzeldenkmale, welche sich über das gesamte Stadtgebiet verteilen. Hierzu beispielhaft erwähnt die vier ortsbildprägenden Einzeldenkmale Sophienhöhe (siehe Bild 70), Emmauskapelle (siehe Bild 71) und das Haus Waldfrieden (siehe Bild 72) und die katholische Kirche St. Hubertus (siehe Bild 73). Hinzu kommen die Weiler Ebenfeld, die Elsoffer Mühle, der Hof Rhoda, der Hof Schafhort und der Lindenhof. Der Weiler Lindenhof zählt aktuell 60 Einwohner und wird in einem separaten Kapitel vorgestellt. Die übrigen vier Weiler haben eine geringere Einwohnerzahl, weisen zum Teil jedoch eine erhaltenswerte Bausubstanz auf und verfügen über Gebäude, die als Einzeldenkmal kategorisiert wurden. Diese Außenbereichssiedlungen werden im folgenden Abschnitt dieses Kapitels vorgestellt.

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Bild 70: Sophienhöhe (Ortsausgang Richtung Bild 71: Emmauskapelle (Ortsausgang Richtung Holzhausen) Holzhausen)

Bild 72: Haus Waldfrieden (Ortsausgang Richtung Bild 73: Katholische Kirche St. Hubertus Holzhausen) (Ortsausgang in Richtung Lindenhof)

Elsoffer Mühle

Die Elsoffer Mühle wurde in der Zeit um 1900 errichtet und wird aktuell landwirtschaftlich genutzt. Die erstmalige Erwähnung einer Mühle in diesem Siedlungsbereich war jedoch bereits im Jahr 1341.25 Diese Außenbereichssiedlung besteht aus einem zweigeschossigen Fachwerkwohnhaus, einem winklig angebauten Wirtschaftsgebäude und einer weiteren Scheune, welche den Hof optisch abschließt. Alle drei Gebäude sind als Einzeldenkmale kategorisiert. Der Hof Elsoff liegt ca. 2,0 km entfernt vom Zentrum der Stadt Hatzfeld, an der Durchgangsstraße in Richtung Elsoff (Bad Berleburg; Nordrhein-Westfalen).26. Ein städtebaulicher Problembereich oder Missstand liegt nicht vor. Bild 74: Elsoffer Mühle (Außenbereich Hatzfeld)

25„Hof Elsoff, Landkreis Waldeck-Frankenberg“, in: Historisches Ortslexikon (Stand: 9.2.2018) 26 Denkmaltopografie Waldeck-Frankenberg II, S. 619

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Weiler Ebenfeld

Der Weiler Ebenfeld liegt ca. 2,0 km nördlich von der Stadt Hatzfeld und zählt aktuell 11 Bewohner. Diese Siedlung besteht aus vier Wohnhäusern und weiteren Wirtschafts- bzw. Nebengebäuden. Hervorzuheben ist das Forsthaus Ebenfeld, welches aus der Zeit um 1800 stammt. Hierbei handelt es sich um zweigeschossiges Fachwerkgebäude, welches als Einzeldenkmal kategorisiert wurde. Hinzu kommen weitere Fachwerkscheunen aus dem 19. Jahrhundert, welche zum Teil einen starken Sanierungsaufwand aufweisen. Langfristig ist die Entstehung eines kleinräumigen städtebaulichen Problembereichs daher nicht auszuschließen. Eine Besonderheit des Weilers ist, dass sich einer der wenigen touristischen Anbieter von Ferienwohnungen in der Gemarkung Ebenfeld befindet.

Bild 75: Ansicht Weiler Ebenfeld aus Richtung Bild 76: Wohnhaus Ebenfeld 1 Biebighausen

Weiler Hof Rhoda

Der Hof Rhoda befindet sich ca. 5km südwestlich von der Stadt Hatzfeld in direkter Nachbarschaft zum Weiler Lindenhof und zählt derzeit 15 Einwohner. Die ersten landwirtschaftlichen Höfe in dieser Siedlung entstanden im frühen 18. Jahrhundert27. Im Jahr 1874 wurde ein eingeschossiges Forsthaus mit einem Kreuzgiebel in dem Weiler errichtet, welches inzwischen als Einzeldenkmal geführt wird. Die weiteren Wohn- und Wirtschaftsgebäude im Hof Rhoda weisen überwiegend eine erhaltenswerte Baustruktur auf. Städtebauliche Problembereiche bzw. Missstände liegen nicht vor.

Bild 77: Ansicht Weiler "Hof Rhoda" Bild 78: Wohn- und Wirtschaftsgebäude Hof Rhoda 2

27 Denkmaltopografie Waldeck-Frankenberg II, S. 620

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Hof Schafhort

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich eine Siedlung bestehend aus drei landwirtschaftlichen Gehöften in der Gemarkung der Kernstadt Hatzfeld, der sogenannte Hof Schafhort liegt auf der Berleburger Straße ca. 2,0 Kilometer westlich von der Kernstadt und nahe der Grenze zu Nordrhein-Westfalen. Die einzelnen Wohngebäude werden von ihrer Gebäudestruktur als Einhäuser beschrieben, wobei die dazugehörigen Wirtschaftsgebäude zum Teil den Eindruck einer dreiseitigen Hofstelle erwecken. Die Lage der Wohnhäuser und die giebelständige Bauweise dieser Fachwerkhäuser bilden eine Raumkante und prägen das Straßenbild zwischen Hessen und Nordrhein-Westfalen. Der Hof Schafhort gilt es denkmalgeschützte Gesamtanlage IV- „Hof Schafhort“, wobei das Gebäude in der Straße Schafhort 1 als Einzeldenkmal gewertet wird. Vor dem Hintergrund der Lage des Hof Schafhort und der hohen Verkehrsbelastung, kann die Entstehung eines städtebaulichen Problembereichs kurz- bzw. mittelfristig nicht ausgeschlossen werden. Unklar ist auf welcher Ebene die denkmalgeschützte Gesamtanlage Hof Schafhort in den kommenden Jahren städtebaulichen gestärkt werden könnte.

Bild 79: Hof Schafhort 3 Bild 80: Hof Schafhort 1

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Holzhausen

Der Stadtteil Holzhausen hat ca. 430 Einwohner und wurde erstmals im Jahr 1274 urkundlich erwähnt. In dieser Zeit wurden mehrere Güter in dem Dorf an das Kloster Haina übertragen. In den folgenden Jahrhunderten ist das Dorf zunächst „Wüst“ gefallen und wurde, nach den Informationen Denkmaltopografie, erst im Jahr 1508 wieder besiedelt.28 Das an der Eder gelegene Holzhausen gilt als geschlossenes durch Hofreiten geprägtes Dorf mit einem unregelmäßigen Grundriss.29 Der historische Ortskern von Holzhausen verläuft beidseitig entlang der Hainstraße bzw. Albert-Wagner-Straße. Zudem verläuft der historische Ortskern entlang der Nebenstraßen Am Naugarten, Brunnenstraße, Feldstraße, dem Steinweg und dem Tannenweg. Die direkte Lage an der Eder hat auch die Siedlungsentwicklung des Ortes maßgeblich geprägt, insbesondere im Bereich der Eder-Schleife. Die ersten Siedlungserweiterungen, welche bereits auf das ausgehende 19. Jahrhundert datiert werden können, konzentrieren sich auf die Forsthausstraße und den weiteren Verlauf der Albert-Wagner-Straße bzw. Hainstraße. Hierbei handelt es sich in der Regel um zweiseitige Hofstellen mit einer erhaltenswerten Bausubstanz. In beiden Fällen handelt es sich um eine Durchgangsstraße. Die Gesamtanlage des historischen Ortskerns und die ersten punktuellen Siedlungserweiterungen bewirken, dass der Ort auch gegenwärtig noch Merkmale eines Straßendorfs aufweist. In der Nachkriegszeit wurden die ersten Siedlungserweiterungen in südlicher und südöstlicher Richtung durchgeführt, dies zeigt sich an den Straßen Am Köppel und in der Feldstraße. Zu einem späteren Zeitpunkt folgten die ersten Bebauungspläne. Zunächst im südlichen Bereich die Baugebiete „Im Naugarten“, „Im Feldchen“ und „Im Wieschen“. Nordwestlich der historischen Ortslage wurde zu einem späterem Zeitpunkt das Baugebiet „Im Gleichenfeld“ entwickelt. Eine Besonderheit des Ortes ist das Baugebiet „Am Brückweg“ (Am Brückenweg; Jahnstraße), hierbei handelt es sich um ein Ferienhausgebiet, welches in den siebziger Jahren direkt an der Eder umgesetzt wurde. In diesem Bereich wurden mehrere, zum Teil eingeschossige Holzferienhäuser, errichtet, welche einen Panoramablick auf die Eder bieten und gezielt für Wochenendurlauber bzw. Dauerferiengäste geplant wurden. Inzwischen gibt es auch zahlreiche Bewohner mit einem ersten Wohnsitz in diesem Ferienhausgebiet. In der Ortslage befinden sich mehrere ortsbildprägende Gebäude. Bemerkenswert ist besonders die evangelische Kirche des Dorfes, welche bereits im 13. Jahrhundert erbaut wurde und zentral in der Ortsmitte liegt (siehe Bild 58). Hervorzuheben ist auch die alte Schule (siehe Bild 58), das ehemalige Feuerwehrgerätehaus (siehe Bild 53) und das Backhaus (siehe Bild 54). Die Gebäude- und Siedlungsstrukturen entlang der Hauptstraßen bewirken zu dem, dass sich in den einzelnen Straßenzügen Raumkanten abbilden, welche durch die Gebäudeproportionen (überwiegend zweigeschossige zweiseitige Hofreiten) abgebildet werden. Am Ortsrand von Holzhausen befinden sich drei weitere denkmalgeschützte Einzelobjekte. Im unmittelbaren Umfeld des Ortes befindet sich die Obermühle, welche im frühen 20. Jahrhundert errichtet wurde. Des Weiteren befinden sich eine ehemalige Papiermühle und ein ehemaliger Bahnhof an der Hauptstraße zwischen Holzhausen und Hatzfeld.

28 Denkmaltopografie Waldeck-Frankenberg II, S. 628 29 https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/gsrec/current/5/sn/ol?q=Holzhausen, 24.01.2020

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Bild 82: Blick in den Tannenweg Bild 81: Blick in die Hainstr.

Bild 84: Blick in die Albert-Wagner-Straße -östliche Bild 83: Backhaus in der Feldstraße 3 Richtung (Standort Brückenweg)

Bild 85: Wohnhaus in der Hainstr. 22 Bild 86: Wohnhäuser Albert-Wagner-Str. 15 u. 17

Bild 87: Wohnhaus Albert-Wagner-Str. 2(alte Bild 88: Blick in die Albert-Wagner-Straße Schule) im Hintergrund die evangelische Kirche

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Bild 89: Blick in die Feldstr. Bild 90: Blick in den Steinweg

Bild 91: Blick in die Forsthausstr. Bild 92: Wohnhaus in der Forsthausstr. 3

Bild 93: Wohnhaus in der Forsthausstr. 5 Bild 94: Wohnhaus in der Albert-Wagner-Str. 24

Städtebauliche Problembereich und Missstände

Im Stadtteil Holzhausen befinden sich aktuell drei leerstehende Wohngebäude. In zwei Fällen befindet sich die Gebäude an den Hauptstraßen (Albert-Wagner-Straße und Hainstraße). Das dritte Gebäude befindet sich in der Straße Am Naugarten. Ein konzentrierter städtebaulicher Problembereich liegt aktuell nicht vor. Im Bereich der Durchgangstraßen befinden sich aktuell jedoch einige potenzielle Leerstände, welche durch ihre Lage einer erhöhten Verkehrsbelastung ausgesetzt sind.

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Ein Verkauf dieser Gebäude über den freien Immobilienmarkt ist daher zumindest erschwert. Ein Teil der aktuell noch bewohnten Gebäude in der Hainstraße zeigt bereits einen mittleren Sanierungsaufwand, welcher sich in den kommenden Jahren weiter erhöhen wird. Vor diesem Hintergrund ist die Entstehung eines städtebaulichen Problembereichs in der Ortslage von Holzhausen mittelfristig vorstellbar.

Bild 95: Wirtschaftsgebäude in der Hainstr. 8 Bild 96: Wohngebäude in der Hainstr. 10

Innenentwicklung und konkurrierende Baugebiete

Im Stadtteil Holzhausen stehen nach den Daten des kommunalen Flächenmanagements aktuell eine ausreichende Anzahl an Bauplätzen zur Verfügung, welche sich überwiegend im Baugebiet „Im Gleichenfeld“ befinden. Die Ausweisung eines weiteren Baugebiets ist im folgenden Strategiezeitraum nicht erforderlich. Das Potenzial für eine Nachverdichtung in der historischen Ortslage ist nach den Daten des kommunalen Flächenmanagements gering und besteht vor allem in der Umwandlung bzw. Weiterentwicklung der untergenutzten Wirtschaftsgebäude, im Bereich der historischen Gesamtanlage.

Lindenhof

Das landesgeschichtliche Informationssystem geht davon aus, dass es auf dem Gebiet des heutigen Weilers Lindenhof bereits in der frühgermanischen Zeit ein Gräberfeld aus der Augustiner Epoche gegeben hat.30 In der Neuzeit wird eine dauerhafte Besiedlung des Weilers ab dem Jahr 1693 beschrieben. Im 18. Jahrhundert wurden bereits sechs Haushalte in dem Weiler registriert, in der Folgezeit sind weitere Haushalte bzw. Gebäude hinzugekommen. Der Weiler Lindenhof liegt ca. 4,0 km südwestlich von der Kernstadt und zählt aktuell ca. 60 Bewohner. Ein Teil der historischen Ortslage des Weilers steht als Gesamtanlage V „Lindenhof“ unter Denkmalschutz.

30 „Lindenhof, Landkreis Waldeck-Frankenberg“, in: Historisches Ortslexikon (Stand: 1.10.2018)

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Ungeachtet der vergleichsweise hohen Einwohnerzahl, wird der Weiler zur Gemarkung der Stadt Hatzfeld gezählt. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang, ist dass der Ort Biebighausen trotz der geringen Einwohnerzahl als eigenständiger Stadtteil geführt wird. Eine überregional bekannte Besonderheit des Weilers ist die im Jahr 1990 errichtete Fachwerkkapelle, welche sich in der Ortsmitte befindet. Die Kapelle markiert den Eingang der historischen Ortslage und gilt trotz ihrer zweigeschossigen Bauweise, als eine der kleinsten Fachwerkkirchen in Hessen. Die Baumaterialien für der kleinen Fachwerkkirche wurden in Lichtenfels-Neukirchen abgetragen. Hier befand sich zuvor ein denkmalgeschütztes Wirtschaftsgebäude, welches durch seine Struktur eine baukulturelle Besonderheit für den gesamten Landkreis darstellte.31 Die kleine Kapelle ist ca. 26 qm groß und wurde im Jahr 2011 zur zweitschönsten Kirche in Hessen gewählt. 32 Der Weiler Lindenhof zeigt, im Vergleich zu den bereits dargestellten Außenbereichssiedlungen der Stadt Hatzfeld, die Prägung einer dörflichen Sozial- und Siedlungsstruktur. Der Bau der Kapelle, die regelmäßigen Gottesdienste und weitere gemeinschaftliche Aktivitäten und Veranstaltungen sind ein Beleg für die „eigenständigen“ dörflichen Sozialstrukturen, dieser Aspekt wird E.1.2. Profile der Stadtteile und Bewertung der Zukunftsfähigkeit – Sonderauswertung Lindenhof – vorgestellt. Die Siedlungsform des Weilers erfüllt die Charakteristik eines Straßendorfs. Ausgehend vom nördlichen Ortseingang aus Richtung Hatzfeld führt die Straße Lindenhof in eine südliche Richtung und teilt es sich einmalig auf der Höhe der kleinen Fachwerkapelle in eine schmale Gasse im westlichen Bereich und eine breitere Durchgangsstraße (in Richtung Weiffenbach/Biedenkopf) im östlichen Bereich. Die Bezeichnung der Straße (Lindenhof) bleibt gleich. Die Erfassung zur lokalen Baustruktur zeigt, dass sich die historische Bebauung des Weilers beidseitig an der schmalen Gasse im westlichen Bereich befindet. In diesem Bereich wurden überwiegend Einhäuser erfasst, welche sich giebelseitig an der Straße ausrichten. Die ersten Siedlungserweiterungen verliefen in nördlicher Richtung (ausgehend von der Kapelle) rechtsseitig entlang der einzigen Straße des Ortes. Hierbei handelt es sich überwiegend um Gebäude mit einer erhaltenswerten Baustruktur. In zwei Fällen wurde eine Baulücke zu einem späteren Zeitpunkt geschlossen, wobei sich die Gebäude strukturbildend einfügen und zur Vervollständigung der Raumkante an der Hauptstraße im Lindenhof beitragen. Die ersten Gebäude an der heutigen Durchgangsstraße in Richtung Weifenbach entstanden im frühen 20. Jahrhundert, hier wurden einzelne Gebäude mit einer erhaltenswerten Baustruktur erfasst. Erwähnenswert in diesem Zusammenhang ist die ehemalige Schule des Weilers, welche sich im letzten Gebäude des Ortes vor dem Ortsausgang in Richtung Weifenbach befand. Das Schulgebäude wurde in den vierziger Jahren des 20. Jahrhunderts errichtet und wurde bis zum Bau der Mittelpunktschule im Jahr 1965 genutzt. Nach der Schulschließung befand sich das Gebäude im Privatbesitz und fiel in den siebziger Jahren einer Brandstiftung zum Opfer. Der darauffolgende Neubau fügt sich lediglich strukturbildend in das Ortsbild ein, wobei der Bruchsteinsockel des ursprünglichen Gebäudes erhalten werden konnte. In den letzten sieben Jahrzehnten wurden weitere Neubauten im Weiler Lindenhof gestattet, diese befinden sich im nördlichen- bzw. nordwestlichen Bereich, u.a. am Ortsausgang in Richtung Hof Rhoda.

31 https://www.ev-kirche-hatzfeld.de/texte/seite.php?id=96430 32 https://www.seknews.de/2011/01/24/hr-fernsehen-sucht-die-schonsten-kirchen-hessens/

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Bild 97: Blick in die Straße Lindenhof (Standort Bild 98: Wohnhaus in der Straße Lindenhof 6 Lindenhof 3)

Bild 99: Wohnhaus in der Straße Lindenhof 8 Bild 100:Kapelle und Wohnhaus Lindenhof 7

Bild 101: Wohnhäuser Lindenhof 12,13 Bild 102: Wohnhaus Lindenhof 11

Bild 103: Blick in die Straße Lindenhof aus Richtung Bild 104: Wohnhaus Lindenhof 9 Weifenbach

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Städtebauliche Problembereich und Missstände

Im Weiler Lindenhof befinden sich aktuell ca. 22 Wohngebäude und weitere landwirtschaftliche Nebengebäude. Derzeit gibt es keine leerstehenden Gebäude. Ein Teil der landwirtschaftlichen Nebengebäude gilt jedoch als untergenutzt. Ein städtebaulicher Problembereich liegt aktuell nicht vor.

Innenentwicklung und konkurrierende Baugebiete Im Weiler Lindenhof gibt es aktuell keine freien Bauplätze. Die Erfassung der lokalen Baustruktur zeigte, dass die wenigen Baulücken im Innenbereich in den vergangenen Jahrzehnten sukzessive geschlossen werden konnten. Vor dem Hintergrund der Größe des Weilers ist davon auszugehen, dass es im Lindenhof einen geringen Wohnraumbedarf gibt. Die Erfassung der lokalen Baustruktur zeigte, dass dieser auch über die Umwandlung bzw. Sanierung von landwirtschaftlichen Nebengebäuden gedeckt werden könnte.

Reddighausen

Der Ort Reddighausen zählt aktuell ca. 760 Einwohner und ist somit der zweitgrößte Stadtteil in der Stadt Hatzfeld (Eder). Das Dorf wurde erstmals im Jahr 1278 erwähnt und befindet sich direkt an der Eder. Die Siedlungsform des historischen Ortskerns ist mit einem Haufendorf vergleichbar, wobei sich die Bebauung ringförmig um die zentral gelegene Kirche anordnet. Die Kirche des Dorfes wurde, nach den Daten der Denkmalpflege, vermutlich im Jahr 1495 errichtet und im Jahr 1696 erweitert. 33 Die zwei zentralen Verkehrsachsen im Bereich der historischen Ortslage sind die Ederstraße in Richtung Dodenau (Battenberg) und die Bahnhofstraße in Richtung Biebighausen, hinzu kommen fünf weitere Nebenstraßen (u.a. Bachweg, Eisbahn, Heckenweg). Die Siedlungsstruktur in diesem Bereich ist unregelmäßig. Die Straßen Im Hof, Bachweg, Querweg und Eisbahn sind schmal angelegt und zum Teil nicht für den PKW-Verkehr erschlossen. Dieser Bereich steht aktuell als „Gesamtanlage historischer Ortskern“ unter Denkmalschutz. Die Aufnahme der lokalen Baustruktur zeigt, dass sich im direkten Umfeld der historischen Ortslage weitere Gebäude mit einer erhaltenswerten Baustruktur befinden. Hierzu zählen unter anderem die ersten Wohngebäude in der Straße Friedensweg, Dreihausen und Im Brunkel. Vor dem Hintergrund der heutigen Ausdehnung des Ortsteils ist die vergleichsweise geringe Größe des historischen Ortskerns ungewöhnlich. In diesem Zusammenhang gilt es eine lokale Besonderheit zu beachten. In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde im südwestlichen Bereich von Reddighausen, der sogenannte Reddighäuser Hammer gegründet. Ein Unternehmen der Stahlproduktion, welches bis heute aktiv ist und zwischenzeitlich mehrfach erweitert wurde. Diese Unternehmensgründung und der Anschluss an das Eisenbahnnetz im Jahr 1908 führten zu einem wirtschaftlichen Aufschwung, mit

33 Denkmaltopografie Waldeck-Frankenberg II, S. 637ff

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positiven Auswirkungen auf das Stahlwerk und die weiteren Unternehmen (z.B. Ziegelei) und beeinflussten letztlich auch die Siedlungsentwicklung. Die ersten großflächigen Siedlungserweiterungen schließen direkt an die historische Ortslage an und können auf das frühe 20. Jahrhundert datiert werden, dies betrifft die Gebäudestruktur in den Straßen Lindenweg, Bahnhofstraße und Schulweg sowie Hammerweg. Hierzu zeigte die Bestandserfassung, dass diese Gebäude überwiegend in einer regionaltypischen Bauweise und unter der Verwendung von regionaltypischen Materialien errichtet wurden. In der Nachkriegszeit folgten weitere Siedlungserweiterungen im nördlichen und im südlichen Bereich der historischen Ortslage. Der erste Bebauungsplan wurde im Jahr 1973 beschlossen. Hierbei handelt es sich um das Wohngebiet „Auf dem Buhlet“ und das Wochenendhausgebiet „Schinderrasen“. In der historischen Gesamtanlage des Stadtteils Reddighausen befinden sich mehrere ortsbildprägende Gebäude. Neben der evangelischen Kirche sind hier im Besonderen die Gebäude in der Bahnhofstraße 8 und in der Straße Am Tor 2 und (siehe Bilder 105 bis 106). Außerhalb der historischen Ortslage hat das ehemalige Bahnhofsgebäude, auf der Höhe des Ortseingangs, aus Richtung Biebighausen eine ortsbild- und raumkantenprägende Funktion. Im Außenbereich von Reddighausen gibt es, neben dem bereits dargestellten Reddighäuser Hammer, keine weiteren Siedlungen.

Bild 105: Wohngebäude Bahnhofstr. 8 (Standort Bild 106: Wohnhaus in der Straße Am Tor 2 Bachweg)

Bild 107: Evangelische Kirche in der Ederstr. 26 Bild 108: Blick in die Straße Eisbahn

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Bild 109: Blick in die Edertalstraße (Höhe DGH) Bild 110: Blick in die Straße Am Tor

Bild 111: Blick in die Bahnhofstraße (Standort: Hsnr: 3) Bild 112: Ehem. Bahnhof Reddighausen

Bild 113: Wohnhäuser Birkenweg 6 bis 10 Bild 114: Wohnhaus Ederstr. 34

Bild 115: Wohnhaus in der Ederstr. 28 Bild 116: Blick in die Bahnhofstr. (Standort Querweg)

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Bild 117: Wohnhaus im Schulweg 5 Bild 118: Blick in den Schulweg (Standort Hsnr. 9)

Bild 119: Wohnhäuser Brunnenweg 3 und 6 Bild 120: Blick in die Straße Zum Brunkel

Bild 121: Wohnhaus Hammerweg 10 Bild 122: Wohnhäuser in der Bernhard-Rolfes-Str. 11-17

Bild 123: Wohnhäuser in der Bernhard-Rolfes-Str. Bild 124: Wohnhaus in der Ederstr. 10 21 und der Ederstr. 6

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Städtebauliche Problembereiche und Missstände Im Stadtteil Reddighausen gibt es seit dem Jahr 2007 einen auffälligen leerstehenden Gebäudekomplex. Hierbei handelt es sich um einen ehemaligen Landgasthof mit dem dazugehörigen Wohngebäude. Der ehemalige Landgasthof besteht aus einem traufständig zur Straße ausgerichteten Gebäude mit einem Anbau, welcher durch seine Größe und Raumaufteilung für eine Nutzung als Wohngebäude eher nicht geeignet ist. In direkter Nachbarschaft befindet sich das Wohngebäude der einstigen Besitzer des Landgasthofs, auch dieses Gebäude gilt seit 2007 als leerstehend. In beiden Fällen handelt es sich noch nicht um eine Schrottimmobilie, eine Sanierung ist daher grundsätzlich möglich. Der Zustand der Innenräume kann aktuell jedoch nicht beurteilt werden. Eine Ausbreitung dieses Problembereichs auf die benachbarten Gebäude kann derzeit nicht festgestellt werden. Demzufolge liegt im Stadtteil Reddighausen kein städtebaulicher Problembereich vor. Dessen ungeachtet gilt es, die Entwicklung des ehemaligen Landgasthofs und des benachbarten Wohngebäudes kritisch zu begleiten.

Bild 125: Städtebaulicher Problembereich Ederstr. Bild 126: Städtebaulicher Problembereich Ederstr. 32 (Landhaus Feisel) 32 (Landhaus Feisel)

Innenentwicklung und konkurrierende Baugebiete

Im Stadtteil Reddighausen stehen nach den Daten des kommunalen Flächenmanagements derzeit 23 Bauplätze für eine Wohnbebauung zur Verfügung, darunter befinden sich vier kommunale und 20 private Bauplätze. Die Erfassung der lokalen Siedlungsstruktur zeigt zudem, dass es in der Ortslage ein ausreichendes Potenzial für die Nachverdichtung bzw. Innenentwicklung gibt. Im kommenden Strategiezeitraum besteht daher kein Bedarf für die weitere Ausweisung eines Baugebiets in der Ortslage Reddighausen.

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B.1.5 Soziale Infrastruktur und Daseinsvorsorge

Die Bedeutung der Kernstadt Hatzfeld für die gesamte Kommune wurde bereits in den vorigen Kapiteln angedeutet. Diese Ausgangslage bestätigt sich im Besonderen in dem Themenschwerpunkt „Soziale Infrastruktur und Daseinsvorsorge“.

Bildungs- und Betreuungsangebote

In der Kernstadt gibt es ein zentrales Angebot im Bereich der Kindertagesbetreuung für alle Kinder ab dem 1. Lebensjahr, welches derzeit sehr gut ausgelastet ist. Die Kindertagesstätte wurde im Jahr 1996 an dem heutigen Standort errichtet und wurde im Jahr 2009 letztmalig um Kindergrippe erweitert. Zuvor gab es auch weitere Kindertagesstätten in den Stadtteilen, welche durch die Einrichtung der zentralen Kindertagesstätte in Hatzfeld weggefallen sind. Mit der Schaffung dieses zentralen Angebots wurde es möglich, ein qualitativ hochwertiges Betreuungsangebot, welches auch die aktuellen gesetzlichen Standards erfüllt, in den Nachmittagsstunden und für Kinder unter dem 3. Lebensjahr zu schaffen. Im direkten Umfeld der Kita befindet sich die Möllenbach - Grundschule, ebenfalls eine zentrale Einrichtung für die gesamte Kommune, welche derzeit von ca. 100 Kindern besucht wird. Die Möllenbach-Schule bietet für alle Schulkinder ein zusätzliches Betreuungsangebot zwischen 7:30 und 13:30 Uhr. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit den Schulkinderbetreuung in der benachbarten Kindertagesstätte zu besuchen. Die Stadt Hatzfeld (Eder) ist aktuell bemüht dieses Angebot qualitativ aufzuwerten und die Betreuung in den Nachmittagsstunden, gemeinsam mit der Möllenbachschule, auch inhaltlich weiterzuentwickeln. Mit dem Eintritt in die fünfte Schulklasse stehen den Schülern der Stadt Hatzfeld (Eder) unterschiedliche Möglichkeiten offen. In der Stadt Battenberg (Eder) befindet sich eine kooperative Gesamtschule für die Jahrgangstufen fünf bis zehn, welche von den Schülern der Stadt Hatzfeld (Eder) am häufigsten in Anspruch genommen wird. Weitere Angebote für die weiterführenden Schulformen befinden sich in den Städten Biedenkopf und Bad Berleburg sowie in Frankenberg (Eder).

Medizinische Versorgung und Daseinsvorsorge

Das Angebot der medizinischen Versorgung beschränkt sich in der Stadt Hatzfeld (Eder) auf einige „Basis-Angebote“, welche in der Kernstadt verortet sind. Es gibt eine Gemeinschaftspraxis mit zwei Allgemeinmedizinern, welche ihren Hauptstandort in der Stadt Gemünden (Wohra) hat. Es gibt einen Zahnarzt und eine Apotheke. Darüber hinaus gibt es zwei Physiotherapeuten und eine Naturheilpraxis. Aktuell in Planung ist die Einrichtung eines Seniorenwohnheims in der Kernstadt und die Einrichtung von seniorengerechten Wohnungen im Stadtteil Reddighausen. Des Weiteren gibt es im Stadtteil Holzhausen ein Begegnungszentrum des VDK – Ortsverbandes mit einem wöchentlichem Beratungsangebot zu den Themen Alter, Krankheit und Behinderung. Darüber hinaus befindet sich ein Stützpunkt des Deutschen Roten Kreuzes im Stadtteil Holzhausen, welcher eine angemessene Hilfsfrist in der gesamten Kommune gewährleistet. Die nächsten Krankenhäuser befinden sich in den Städten Biedenkopf, Bad Berleburg und Frankenberg (Eder).

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Bestands- und Funktionskarte 2: Soziale Infrastruktur in der Stadt Hatzfeld (Eder) - Bildungs- und Betreuungsangebote; Medizinische Versorgung

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B.1.6 Mobilität und Erreichbarkeit

Das öffentliche Mobilitätsangebot in der Stadt Hatzfeld (Eder) beschränkt sich auf lokale Buslinien, welche zum Teil eine direkte Verbindung bis nach Frankenberg (Eder) und Bad Berleburg ermöglichen. Das Angebot orientiert sich in seiner Taktung an den Schulzeiten und ist in den Ferienzeiten zum Teil ausgedünnt. Die lokalen Buslinien werden ergänzt durch das Anrufsammeltaxi (AST), welches täglich zwischen 06:00 Uhr morgens und 2:00 Uhr nachts alle 60 Minuten genutzt werden kann, falls keine Busverbindung in dieser Zeit angeboten wird. Über das Anrufsammeltaxi wird eine direkte Verbindung bis zur Stadt Battenberg (Eder) möglich, eine direkte Erreichbarkeit der nächsten Mittelzentren ist nicht gegeben. Ausgehend von der Kernstadt Hatzfeld befinden sich die nächsten größeren Bahnhöfe in Bad Berleburg, Biedenkopf und Frankenberg (Eder), des Weiteren ist der Bahnhof in Münchhausen (Landkreis Marburg- Biedenkopf) noch in einem erreichbaren Umfeld, an dieser Station gibt es eine regionale Verbindung zwischen Frankenberg (Eder) und Marburg (Lahn). Eine besondere Herausforderung ist in den Weilern „Hof Rhoda“ und „Lindenhof“ gegeben. Hier gibt es keinen öffentlichen Personennahverkehr. Die ca. 75 Bewohner sind daher stets auf die Nutzung des eigenen PKWs oder ähnliches angewiesen. Der Individualverkehr im Hatzfelder Stadtgebiet ist durch ein gut ausgebautes Straßennetz aus Land-, Kreis- und Ortsstraßen möglich. Die Bundesstraße 253 befindet sich in unmittelbarer Nähe bzw. durchkreuzt den Stadtteil Eifa, was hier jedoch zu einer erhöhten Verkehrs- und Lärmbelastung für die Anwohner führt. Hinzu kommt, dass die Landesstraßen 3090 und 553 eine wichtige Verbindungsstrecke zwischen Hessen und Nordrhein-Westfalen darstellen, welche auch durch überregionale Verkehrsteilnehmer genutzt wird. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die ÖPNV – Angebote in der Stadt Hatzfeld (Eder) nur in geringem Maße ausreichend sind, der Verzicht auf den motorisierten Individualverkehr ist daher nur bedingt möglich. Zudem wurde im Zuge der Bestandserfassung für das IKEK der Stadt Hatzfeld (Eder) eine erhöhte Verkehrsbelastung in den Stadtteilen Eifa, Hatzfeld und Holzhausen festgestellt, welche nicht nur auf den lokalen und regionalen Individualverkehr zurückgeführt werden kann.

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Bestands- und Funktionskarte 3: Mobilität und Erreichbarkeit- ÖPNV-Angebot, Radwegenetz und fußläufige Erreichbarkeit

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B.1.7 Technische Infrastruktur

Die Bestandserfassung in diesem Themenfeld behandelt unterschiedliche Aspekte, es ist daher nur bedingt möglich eine zusammenfassende Bewertung der Ausgangslage vorzunehmen. Ein erster wichtiger Bereich der technischen Infrastruktur ist der Brandschutz in der Stadt Hatzfeld (Eder). Der Brandschutz wird aktuell durch die freiwilligen Feuerwehren der vier größeren Stadtteile abgedeckt, in jedem Stadtteil gibt es ein Feuerwehrgerätehaus und einen eigenen Löschgruppen. Unabhängig davon gibt es unterschiedliche Aktivitäten auf der gesamtkommunalen Ebene, die dazu beitragen sollen, die Zukunftsfähigkeit der Feuerwehren insgesamt zu erhöhen. Hierzu zählen unter anderem die Aktivitäten der Jugendfeuerwehren, aber auch die gemeinsamen Sitzungen und Übungen. Eine Schließung / Zusammenlegung von Stadtteilfeuerwehren ist gegenwärtig nicht notwendig bzw. geplant. Vor dem Hintergrund der Flächengröße der Stadt Hatzfeld (Eder) ist dies zudem nicht möglich, da die Hilfsfrist von 10 min in diesem Fall nicht gewährt wäre. Als Zwischenfazit kann somit eine grundsätzlich positive Ausgangslage im Bereich des Brandschutzes festgehalten werden, wobei die demografische Entwicklung und die Nachwuchsgewinnung eine dauerhafte Herausforderung für die Freiwilligen Feuerwehren darstellen. Eine vergleichbare Ausgangslage konnte im Bereich Trinkwasserversorgung hergestellt werden. Aufgrund längerer niederschlagsarmer Wetterperioden war die Wasserversorgung im gesamten Stadtgebiet nicht mehr sichergestellt. In den Jahren 2013 u. 2015 mussten zum Beispiel Maßnahmen zur Einschränkung des Trinkwasserverbrauchs angeordnet werden. Auf Grund dessen beschlossen die Parlamente der Städte Hatzfeld (Eder) und Bad Berleburg im Jahr 2015 eine interkommunale Zusammenarbeit zur Sicherstellung der Trinkwasserversorgung in beiden Kommunen. Im Rahmen dieser Zusammenarbeit wurde Hatzfeld an das Wassernetz Bad Berleburg angeschlossen. Dadurch wurde zunächst die Trinkwasserversorgung zuerst der Kernstadt und ab dem Jahr 2019 auch die Trinkwasserversorgung der Stadtteile Eifa, Holzhausen und Reddighausen sichergestellt. (Die Weiler und der Stadtteil Biebighausen gelten aktuell als „Selbstversorger“ im Bereich der Trinkwasserversorgung). Durch die gemeinschaftliche technische Betriebsführung unter Federführung der Stadtwerke Bad Berleburg konnten positive Synergieeffekte (Personal, Wirtschaftlichkeit, Betrieb) für beide Städte erreicht werden. Es kann somit festgehalten werden, dass diese interkommunale Zusammenarbeit im Bereich der Trinkwasserversorgung die Zukunftsfähigkeit der technischen Infrastruktur in der Kommune in einem Kernbereich der Daseinsvorsorge maßgeblich verbessert hat. Problematisch ist dahingegen der Ausbaugrad der Breitbandversorgung und Mobilfunkabdeckung in der Stadt Hatzfeld (Eder). Die Breitbandversorgung und Mobilfunkabdeckung ist mittlerweile der Daseinsvorsorge zuzuordnen und ist eine existentieller Faktor, vor allem im ländlichen Raum. Die Mobilfunkabdeckung im gesamten Stadtgebiet ist ungenügend. Eine Abdeckung durch einen Netzbetreiber existiert nicht. Auch bei einer kumulierten Abdeckung mit allen Netzbetreibern weist die Netzabdeckung in allen Funknetzen (2G – 4G) noch erhebliche Lücken auf. Durch die Breitbandinitiative Nordhessen wurden die Voraussetzungen geschaffen, Teile der Stadt mit einer Breitbandversorgung von bis zu 50 Mbit/s zu versorgen. Für die Gewerbegebiete Oberau (Kernstadt) und Im Struthfeld (Reddighausen) sowie Teile der Mischgebiete Kernstadt trifft dies nicht zu.

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Das Gewerbegebiet Oberau verfügt aktuell weder über eine ausreichende Breitbandversorgung noch über ein Kabelnetz oder eine ausreichende Mobilfunkabdeckung, so dass Neuansiedelungen von Gewerbebetrieben aktuell nicht möglich ist und die bisherigen Standorte bereits kurzfristig gefährdet sind. Durch die Eigeninitiative der Stadt Hatzfeld (Eder) konnte im März 2020 immerhin das Gewerbegebiet Im Struthfeld an eine FTTH-Breitbandversorgung mit Lichtwellenleiter sichergestellt werden. Es muss jedoch festgehalten, dass die Breitband- und Mobilfunk- versorgung für den gewerblichen Bereich ungenügend ist und die wirtschaftliche Entwicklung der Gesamtstadt gefährdet. Im privaten Sektor ist die Breitbandversorgung gegenwärtig grundsätzlich ausreichend. Kritisch ist die aktuelle Situation in den kleineren Weilern (z. B. Hof Rhoda, Ebenfeld) und dem Stadtteil Biebighausen, in Bild 127: Verlegung eines Breitbandkabels im diesen Ortslagen ist die Breitbandverfügbarkeit aktuell Gewerbegebiet „Im Struthfeld“ (Reddighausen) nicht ausreichend. 34 Die Mobilfunkversorgung ist in der Gesamtbetrachtung mangelhaft. Vor dem Hintergrund der zunehmenden Digitalisierung ist die gesamtkommunale Ausgangslage jedoch kritisch zu bewerten, da die zur Verfügung stehende Bandbereite von bis 50 Mbit/s in einem absehbarem Zeitraum nicht mehr ausreichen wird, um die unterschiedlichen Bedarfe (z.B. Home-Office; Home-Schooling) abzudecken. Dies zeigte sich im März 2020 im Zuge der unterschiedlichen Einschränkungen (z.B. Schulschließungen) die zur Bekämpfung des sogenannten „Corona Virus“ angeordnet wurden. Für die Stadt Hatzfeld (Eder) besteht im Bereich der bodengebundenen Breitbandversorgung und des Mobilfunks daher ein akuter Handlungsbedarf, um die Zukunftsfähigkeit der Kommune sicherzustellen.

34 https://portal-hesbis.de/HESBIS/AuthentificateAction.do#

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B.1.8 Nahversorgung

Die gesamtkommunale Funktion der Kernstadt Hatzfeld in den Themenfeldern Infrastruktur und Versorgung ist auch im Bereich der Nahversorgung erkennbar. Im Stadtteil Hatzfeld gibt es einen Supermarkt, drei Bäckereien, zwei Bankfilialen und weitere Angebote für Waren und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs. Diese Angebote konzentrieren sich im Stadtteil Hatzfeld überwiegend auf die Hauptverkehrsstraßen (Berleburger Straße, Edertalstraße) und sind untereinander gut erreichbar, so dass für die Bewohner der Kernstadt die fußläufige Erreichbarkeit der infrastrukturellen Angebote im Bereich Nahversorgung gegeben ist. In den übrigen Stadtteilen gibt es aktuell keine Nahversorgungsangebote mehr. Im Stadtteil Reddighausen gab es vor einigen Jahren noch einen Lebensmittelhandel, welcher jedoch inzwischen nicht mehr betrieben wird. Die ehemaligen Räumlichkeiten des Marktes werden aktuell anderweitig gewerblich genutzt. Aktuell gibt es in dem Ort noch einen Lebensmittelautomaten mit landwirtschaftlichen Produkten, welcher jedoch maximal als ergänzendes Angebot betrachten werden kann und eine Gaststätte. (siehe Kapitel B. 1. 9.) Eine weitere Besonderheit des Stadtteils Reddighausen ist die geringe Entfernung zu den Nahversorgungsangeboten des Battenberger Stadtteils Dodenau, welche auch über den Eder-Radweg erreicht werden können (ca. 10 Min, Radweg). Zur Verbesserung der Nahversorgung in den Stadtteilen bietet der lokale Supermarkt einen wöchentlichen Lieferservice für das gesamte Stadtgebiet an. Hier können Kunden telefonisch oder per Fax eine Lebensmittelbestellung bzw. Getränkelieferung durchgeben, welche vom Einzelhändler gegen einen geringen Aufpreis direkt ausgeliefert wird. Die Bestandserfassung für das IKEK der Stadt Hatzfeld (Eder) hat gezeigt, dass dieses Angebot bisher jedoch nur selten in Anspruch genommen wird. Eine mögliche Hürde könnte der geringe Aufpreis für die Lieferung der Lebensmittel sein, aber auch die fehlende Möglichkeit des sozialen Austauschs während des Einkaufes oder die fehlende Online-Bestellmöglichkeit. Hinzu kommen die weiteren mobilen Nahversorgungsangebote der Verkaufswagen (u.a. Bäckereien), welche jedoch nicht jeden Stadtteil bzw. Weiler anfahren. Die Grundversorgung mit den Waren und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs ist daher in der Kommune gegeben, die Bedeutung der umliegenden Städte und Gemeinden für die Verfügbarkeit von „nicht alltäglichen“ Waren und Dienstleistungen ist dennoch nicht unerheblich. Hier zeigt sich, dass die Orientierung der Bewohner von Hatzfeld (Eder) eher über die Landkreis- bzw. Landesgrenze (Biedenkopf und Bad Berleburg) hinaus geht und seltener in die Richtung der Stadt Frankenberg (Eder).

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Bestands- und Funktionskarte 4: Nahversorgungsangebote in der Stadt Hatzfeld (Eder)

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B.1.9 Arbeitsmarkt und wirtschaftliche Entwicklung

Die wirtschaftliche Ausgangslage der Stadt Hatzfeld (Eder) hat sich, vergleichbar zu den regionalen bzw. landesweiten Werten, positiv entwickelt. Es gibt mehrere kleine und mittelständische Unternehmen in unterschiedlichen Branchen, teilweise mit internationalem Renommee. Diese Ausgangslage zeigt sich u.a. an der Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung in der Stadt Hatzfeld (Eder). Im Jahr 2008 wurden in der Kommune bereits 976 sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse durch die unterschiedlichen Unternehmen vorgehalten. Die Werte für das Jahr 2018 zeigen, dass dieser Wert auf 1.138 Personen angestiegen ist. Dies entspricht einem Anstieg von 16,5%.

Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung in der Stadt Hatzfeld (Eder) zwischen 2008 und 2018 1500 1274 1273 1277 1287 1261 1300 1299 1232 1201 1248 1255 1250 1137 1138 1047 1045 1063 1086 1104 976 965 957 994 1000 750 500 250 0 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Soz. Beschäftgte am Wohnort Soz. Beschäftigte am Arbeitsort Abbildung 10: Entwicklung der soz. Beschäftigung in der Stadt Hatzfeld (Eder)

Ein Großteil der Beschäftigten ist in dem Wirtschaftsbereich des produzierenden Gewerbes tätig, im Jahr 2018 wurden ca. 76% der Arbeitsplätze in der Stadt Hatzfeld (Eder) in diesem Sektor vorgehalten.35 Zu den größeren Unternehmen des produzierenden Gewerbes in der Stadt Hatzfeld (Eder) zählt ein Hersteller für Papier- und Filtermedien, ein Unternehmen der Walz-.und Schmiedetechnik aber auch Produzenten von Kaminöfen und Modellbahnzubehör. Hinzukommen weitere Arbeitsplätze im Bereich des Dienstleistungssektors. Eine Besonderheit der Kommune ist die lokale Verteilung der unterschiedlichen Unternehmen, neben einigen gewerblichen Unternehmen in der Kernstadt Hatzfeld, gibt es auch im Stadtteil Reddighausen mehrere Betriebe. Diese Verteilung hat zum Teil historische Gründe, so wurde z.B. in Reddighausen im 19. Jahrhundert ein Stahlunternehmen gegründet, welches heute zu den führenden Anbietern im Bereich Landtechnik zählt. Der Unternehmenssitz wird auch noch als „Reddighäuser Hammer“ bezeichnet und befindet sich direkt an der Eder. Für das Jahr 2018 kann die Arbeitslosenquote der Stadt Hatzfeld (Eder) mit 3,0% angegeben werden, der Anteil der Empfänger von Leistungen nach dem zweiten Sozialgesetzbuch lag im Vergleichszeitraum bei 1,2%. Dies ist der zweitniedrigste Wert im Landkreis Waldeck-Frankenberg, auch die Arbeitslosenquote ist in vergangenen Jahren weiter gesunken.

35 Statistik der Bundesagentur für Arbeit; Tabellen, Arbeitsmarkt kommunal, Nürnberg, Januar 2019

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Bestands- und Funktionskarte 5: Lokale Verteilung der Unternehmen in der Stadt Hatzfeld (Eder)

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B.1.10 Tourismus und Kultur

Die Stadt Hatzfeld (Eder) befindet sich innerhalb des Gebietes der touristischen Arbeitsgemeinschaft „Ederbergland“ sowie innerhalb der Destination „Grimm Heimat Nordhessen“. In den siebziger und achtziger Jahren spielte der Tourismus in der Stadt Hatzfeld (Eder) eine bedeutsame Rolle. Die Lage an der Eder, die „Sackpfeife“ und weitere lokale Besonderheiten strahlten eine hohe Attraktivität aus und führten zu zahlreichen Besuchern bzw. Übernachtungsgästen, welche in erster Linie aus Nordrhein- Westfalen stammten. In den Stadtteilen Biebighausen, Hatzfeld und Holzhausen sowie Reddighausen wurden Wochenend- und Ferienhausflächen ausgewiesen und zum Teil bebaut. In den größeren Stadtteilen gab es gastronomische Angebote und Beherbergungsbetriebe. Ungeachtet des vorhandenen touristischen Potenzials ist die Bedeutung dieses Wirtschaftsbereichs in der Stadt Hatzfeld (Eder) stark zurückgegangen. Eine statistische Auswertung der touristischen Ausgangslage ist auf der Grundlage des durchschnittlichen Bettenangebots, der Ankünfte oder Übernachtungen nicht möglich, da für die Stadt Hatzfeld (Eder) keine Daten des statistischen Landesamtes Hessen vorliegen. Dies liegt an der geringen Anzahl der lokalen touristischen Anbieter, welche z.T. auch wegen der zu geringen Bettenanzahl nicht auskunftspflichtig sind. Die Bestandserfassung zeigt, dass es aktuell ca. 6 Ferienwohnungen bzw. Häuser in der Stadt Hatzfeld (Eder) gibt. Hinzu kommt eine Gaststätte inklusive Übernachtungsmöglichkeit im Stadtteil Reddighausen, im direkten Umfeld des Eder-Radweges. Die Tourismusintensität ist daher gesamtkommunal nur schwach ausgeprägt. Lediglich im Stadtteil Reddighausen kann eine mittlere Tourismusintensität festgestellt werden. Insgesamt muss jedoch festgehalten werden, dass das Angebot im Bereich der privaten, touristischen Infrastruktur ausbaufähig ist. Die kommunale Infrastruktur für die Zielgruppe der Rad- und Aktivtouristen befindet sich auf einem ausreichenden bis guten Niveau. Ein Beispiel hierfür ist der Eder-Radweg, welcher von der Quelle, im nordrhein-westfälischen Erndtebrück, bis zur Mündung, im hessischen Guxhagen, abgefahren werden kann. Der überregional bekannte Eder-Radweg durchquert die Stadt Hatzfeld auf einer Länge von ca. 13 km und wurde auf einer ehemaligen Bahnstrecke verwirklicht. Auf der Strecke haben Radfahrer die Möglichkeit, denkmalgeschützte Bahnbrücken und Bahntunnel aus dem frühen 20. Jahrhundert zu befahren und gleichzeitig den Naturraum des oberen Edertals zu erleben. Des Weiteren befindet sich die Stadt Hatzfeld (Eder) an dem Fernradweg „Oranier Fahrrad Route“, welcher ausgehend von Amsterdam mehrere Bundesländer in Deutschland durchkreuzt und sich überwiegend auf der Strecke des Eder-Radweges befindet. Hinzu kommt der hessische Radfernweg R8 zwischen Frankenberg und Heppenheim.36 Darüber hinaus gibt es in der Stadt Hatzfeld (Eder) drei Prädikatswanderwege. Im Umfeld der Kernstadt befindet sich unter anderem ein Panoramapfad, welcher unter anderem die Burgruine und die Altstadt streift. 37 Diese naturräumlichen und baukulturellen Besonderheiten stellen ein touristisches Potenzial für die Zielgruppen der Aktivurlauber und der Baukultur- bzw. Architekturinteressierten da. Ein besonderes kulturelles Angebot wird zudem in der Emmauskapelle in der Kernstadt Hatzfeld angeboten, hier finden regelmäßige Konzertreihen aus dem Bereich der „Alten Musik“ (Mittelalter, Renaissance, Barockzeit) statt, welche durch mitteltönig gestimmte denkmalgeschützte Rindt-Orgel (Baujahr 1706) der Emmauskapelle erst ermöglicht werden.

36 https://radroutenplaner.hessen.de/map 37 http://navigator.marburg-tourismus.de/thema-wandertouren.html

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Bestands- und Funktionskarte 6: Touristische Konzentration und lokale Besonderheiten

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B.1.11 Freizeiteinrichtungen, Treffpunkte und Sportangebote

Ein wichtiger Indikator für die Lebensqualität in einer Kommune sind die kulturellen, sozialen und sportlichen Angebote, welche in der Stadt Hatzfeld (Eder) maßgeblich durch die Vereine und Verbände gestaltet werden. Die Bereitstellung dieser Angebote ist jedoch auch an die Verfügbarkeit geeigneter Treffpunkte und Freizeiteinrichtungen gebunden. In der Stadt Hatzfeld (Eder) gibt es aktuell mehrere Freizeitangebote. In den vier größeren Stadtteilen gibt es jeweils einen Jugendraum, einen Sportplatz und einen Spielplatz. In der Kernstadt Hatzfeld (Eder) gibt es ein Bürgerhaus. Eine größere Festhalle befindet sich im Stadtteil Reddighausen. Hinzu kommen drei Dorfgemeinschaftshäuser in den Stadtteilen Eifa, Holzhausen und Reddighausen. Im Stadtteil Holzhausen gibt es zusätzlich ein kleines Backhaus. Das attraktive naturräumliche Umfeld und die Lage an der Eder bieten in der gesamten Kommune das Potenzial zur Durchführung von landschaftsgebundenen Freizeitaktivitäten, z. B. Radfahren oder Wandern. In der Kernstadt gibt es zudem einen Kanusportverein und im Stadtteil Reddighausen einen Wassererlebnisplatz. Zu den weiteren, besonderen Angeboten zählen aktuell ein Beachvolleyballplatz und eine Bücherei in der Kernstadt. Die kommunale Ausgangslage zur Intensität der Freizeitangebote zeigt, dass es in den größeren Stadtteilen ein breiteres Angebot gibt, welches vorwiegend die Sportinteressierten erreicht. Hinzu kommt, dass eine alltägliche bzw. nicht organisierte Nutzung der Freizeitangebote nicht in allen Fällen möglich ist, so ist zum Beispiel die Nutzung der Sportplätze zum Teil auf die Trainingszeiten der lokalen Vereine begrenzt. Die Treffpunkte bzw. öffentlichen Einrichtungen der Stadt Hatzfeld (Eder) lassen grundsätzlich in die folgenden Kategorien einordnen. 1. Öffentliche Einrichtungen mit gesamtkommunalen Funktionsangeboten 2. Treffpunkte der alltäglichen Begegnung mit lokalen Funktionsangeboten

Die drei Dorfgemeinschaftshäuser in Eifa, Holzhausen und Reddighausen und das Backhaus in Holzhausen dienen vorwiegend als Treffpunkt der alltäglichen Begegnung, eine gesamtkommunale Bedeutung ist auf der Grundlage der Bestandssituation nur in einem geringen Maß feststellbar. Dessen ungeachtet, muss festgehalten werden, dass die jeweiligen Einrichtungen für den einzelnen Stadtteil eine zentrale Bedeutung haben. Hinzu kommt, dass die Stadtverwaltung ein rotierendes System für gesamtkommunale Veranstaltung (z.B. jährlich mind. eine Stadtverordnetenversammlung in jedem größeren Stadtteil) verfolgt, wodurch die regelmäßige dezentrale Einbindung der Bürgerschaft in den demokratischen Prozess verbessert wird. Das Bürgerhaus in Hatzfeld und die Festhalle Reddighausen bieten dahingegen erweiterte Nutzungsmöglichkeiten (z.B. Tischtennis, Fußball, größere Konzerte) und gelten daher jeweils individuell als öffentliche Einrichtung mit einem gesamtkommunalen Funktionsangebot. Die einzelnen Einrichtungen, deren Nutzungsmöglichkeiten und Auslastung werden im Anhang D 1.3. und D.1.4 vorgestellt.

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Bestands- und Funktionskarte 7: Freizeiteinrichtungen und Treffpunkte in der Stadt Hatzfeld (Eder)

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B.1.12 Land- und Forstwirtschaft

Im Jahr 2016 wurden, nach den Daten des statistischen Landesamtes, in der Stadt Hatzfeld (Eder) insgesamt 38 landwirtschaftliche Betriebe im Haupt- oder Nebenerwerb registriert. Darunter befanden sich 29 Betriebe mit einer landwirtschaftlich genutzten Fläche zwischen fünf und 20 ha, hinzu kommen sechs Betriebe mit einer Fläche zwischen 20 und 100 ha und zwei Betriebe verfügen über eine landwirtschaftlich genutzte Fläche zwischen 100 und 200 ha. Lediglich ein Betrieb wurde in der Größenklasse unter 5 ha landwirtschaftliche genutzte Fläche registriert. Im Jahr 2016 wurden fünf Betriebe im Bereich des ökologischen Landbaus festgestellt, wobei die Größe der ökologisch bewirtschafteten Fläche bei 207 ha lag. Die weiteren Eckdaten zur Land- und Forstwirtschaft in der Stadt Hatzfeld (Eder) deuten darauf hin, dass die Viehhaltung in der Kommune eine höhere Bedeutung hat als der landwirtschaftliche Ackerbau. Ein Großteil der landwirtschaftlich genutzten Fläche wird, im Jahr 2016 handelte es sich 932 ha, als Dauergrünland geführt. Lediglich 7,7% des landwirtschaftlich genutzten Bodens werden für den Ackerbau genutzt. In diesem Zusammenhang muss beachtet werden, dass auch die Flächen der Streuobstwiesen, welche sich unter anderem oberhalb von der Stadt Hatzfeld befinden in der Statistik zum Dauergrünland gezählt werden. Des Weiteren zeigen die Daten des statistischen Landesamtes, dass 29 Betriebe in der Stadt Hatzfeld (Eder) in der Viehwirtschaft tätig sind, wobei es sich mehrheitlich um Betriebe mit Rindern handelte.38 Die Bestandserfassung zur Ausgangslage im Bereich der Land- und Forstwirtschaft zeigte, dass sich ein Teil der mittleren bzw. großen Betriebe im Außenbereich oder am Ortsrand befinden. Teilweise gibt es jedoch auch landwirtschaftliche Betriebe in den Ortslagen. Größere Angebote im Bereich der Direktvermarktung gibt es aktuell nicht. In Reddighausen gibt es jedoch die Möglichkeiten ausgewählte Lebensmittel in einem kleineren Verkaufshäuschen zu erwerben.

Bild 128: SB-Hütte mit unterschiedlichen Bild 129: Hausgarten im Stadtteil Eifa Lebensmitteln im Stadtteil Reddighausen

38 Hessische Gemeindestatistik 2019 2.ka; Abschnitt „Landwirtschaft“.

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B.1.13 Energie, Klima- und Naturschutz

Die Stadt Hatzfeld (Eder) unterzeichnete am 28. Juli 2010 die Charta „100 Kommunen für den Klimaschutz“39, die Förderung der nachhaltigen Entwicklung zählt daher zu den kommunalen Handlungsschwerpunkten. Dies zeigt auch an den thematischen Schwerpunkten des „Bürgerprojektes – Zukunftssicherung Hatzfeld“, was auch zu der Gründung einer Projektgruppe mit dem Thema „Energie, Klima, Ressourcenschutz und Natur“ führte, welche sich in regelmäßigen Abständen trifft. Neben dieser Projektgruppe gibt es weitere zivilgesellschaftliche Aktivitäten zur Förderung des Klima- und Naturschutzes in der Stadt Hatzfeld (Eder). In den Stadtteilen Holzhausen und Reddighausen gab es vor wenigen Jahren verstärkt ehrenamtliche Anstrengungen zur Installation eines Nahwärmenetzes. Eine Machbarkeitsstudie, welche über die Regionalentwicklung gefördert wurde, liegt hierzu ebenfalls vor. Bis dato konnte dieses Projekt jedoch nicht umgesetzt werden. Des Weiteren gibt es in der Kernstadt Hatzfeld (Eder) eine Naturschutzgruppe und weitere Vereine, die sich der Verschönerung des Landschafts- und Ortsbildes widmen und in diesem Rahmen zum Beispiel einen „Tag der sauberen Landschaft“ organisieren. Die Bestandserfassung zum Themenfeld Energie zeigte, dass sich in der Stadt Hatzfeld (Eder) am 17.12.2019 insgesamt 127 Anlagen befanden, die über das Erneuerbare-Energien-Gesetz gefördert wurden. Sortiert nach Energieträger zeigen die Daten des hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen (HMWEVW), dass es sich hierbei um 124 Photovoltaikanlagen und drei Wasserkraft- anlagen handelte. Die elektrische Leistung dieser EEG- Anlagen beträgt derzeit 1,46 MW, wobei die Bild 130: Photovoltaik auf einem Stromerzeugung im Jahr 2018 geschätzt bei 1,37 GWh. Wirtschaftsgebäude im Stadtteil Biebighausen Zur Einordnung der aktuellen Ausgangslage im Bereich der regenerativen Stromerzeugung sind die installierten Leistungen je 1.000 Einwohner und je Hektar wichtige Gradmesser zur Darstellung der Bestandssituation. In der Stadt Hatzfeld (Eder) lag die installierte elektrische Leistung (kW) je 1.000 Einwohner bei 484 kW. Auf der Ebene der Fläche lag die installierte Leistung bei 0,3kW je ha. Im regionalen Vergleich zeigt sich, dass in der Stadt Hatzfeld (Eder) weniger Strom aus regenerativen Energien erzeugt wird als in den drei benachbarten hessischen Kommunen. In der Stadt Battenberg (Eder) lag die installierte elektrische Leistung zum Beispiel bei 1.157 kW je 1.000 Einwohner, in der Gemeinde Münchhausen (Marburg-Biedenkopf) wurden 1.801 kW je 1.000 Einwohner registriert und in der Stadt Biedenkopf 942 kW je 1.000 Einwohner. 40 Es ist daher anzunehmen, dass das aktuelle Potenzial für eine regenerative Energieerzeugung in der Stadt Hatzfeld (Eder) nicht vollständig ausgeschöpft wird, wobei die Entwicklungsmöglichkeiten durch die Topografie der Kommune eingeschränkt werden. Zu beachten ist jedoch, dass die Förderung einer nachhaltigen Entwicklung durch die Kommune auf unterschiedlichen Ebenen unterstützt wird. Neben der Unterzeichnung der Charta „100 Kommunen für den Klimaschutz“ ist hier zum Beispiel die Erstellung eines interkommunalen Klimaschutzkonzeptes der Arbeitsgemeinschaft Ederbergland41 im Jahr 2009,

39 Aktuell: „Hessen aktiv: Die Klima Kommunen“ 40 https://www.energieland.hessen.de/monitoring-karten 41 Arbeitsgemeinschaft Ederbergland: Allendorf (Eder), Battenberg (Eder), Bromskirchen und Hatzfeld (Eder)

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die Gründung einer Energiegenossenschaft auf der Ebene der Arbeitsgemeinschaft Ederbergland und das Regionale Entwicklungskonzept der LEADER-Region Burgwald-Ederbergland zu nennen. Auch hier zählt ein nachhaltiger Umgang mit den Ressourcen und der Erhalt der biologischen Vielfalt zu den wichtigen Kernthemen.42 In diesem Zusammenhang ist auch die naturschutzfachliche Ausgangslage der Stadt Hatzfeld (Eder) von Bedeutung. Nach den Daten des hessischen Landesamtes für Naturschutz befinden sich in der Stadt Hatzfeld mehrere Schutzgebiete mit unterschiedlichen Kategorien. Das größte zusammenhängende Schutzgebiet ist der Auenverbund Eder, welches auf der hessischen Seite von der Stadt Hatzfeld (Eder) bis zur Gemeinde Guxhagen als Landschaftsschutzgebiet anerkannt ist und hier lediglich durch den Edersee (Nationalpark Kellerwald-Edersee) unterbrochen wird. Die Obere Eder gilt zudem auch als FFH-Gebiet, ebenso wie die Sackpfeife. Des Weiteren befinden sich drei Natur- schutzgebiete in der Stadt Hatzfeld (Eder), wobei das Gebiet Lindenhöfer Bach mit 92ha das flächengrößte ist. Bild 131: Blick auf die Ederaue Eine der zentralen Stärken der Kommune ist somit die naturräumliche Umgebung, dies zeigt sich nicht nur an dem Landschaftsbild, sondern auch an den bestehenden Schutzgebieten. Die Stadt Hatzfeld (Eder) unterstützt daher unterschiedliche Maßnahmen und Aktivitäten zur Förderung der biologischen Vielfalt in der Kommune. Hierzu beispielhaft erwähnt ist die Renaturierung der Eder oder der Bau von Feldholzinseln auf den Grünland- bzw. Ackerflächen. Zudem wurden die Pachtverträge für die kommunalen Flächen im Jahr 2019 hinsichtlich ihrer einer umweltverträglicheren Nutzung der kommunalen Flächen angepasst.

B.1.14 Gesamtkommunale Darstellung der zentralen Stadtteilfunktionen

Die Bestandserfassung zur Dorfentwicklung in der Stadt Hatzfeld (Eder) verdeutlicht die unter- schiedliche Ausgangslage der einzelnen Stadtteile und Weiler, welche im gesamtkommunalen Kontext jeweils unterschiedliche Funktionen wahrnehmen. Die Kernstadt Hatzfeld übernimmt in diesem Gefüge unterschiedliche Funktionen von gesamt- kommunaler Bedeutung. In diesem Stadtteil befinden sich die Kindertagesstätte, die Grundschule und mehrere Einkaufsmöglichkeiten. Diese Angebote werden ausschließlich in der Kernstadt vorgehalten, wobei der lokale Supermarkt auch einen Lieferservice bzw. ein mobiles Nahversorgungsangebot gegen einen geringen Aufpreis vorhält. Zudem gibt es in der Kernstadt zwei Gewerbegebiete mit mehreren kleinen und einem mittelständischen Unternehmen. Eine lokale Besonderheit ist, dass sich die Gewerbegebiete in der Stadt Hatzfeld (Eder) nicht auf den Kernort konzentrieren. Im Stadtteil Reddighausen gibt es ebenfalls drei gewerbliche Siedlungsbereiche, inkl. des Reddighäuser Hammers. Im Stadtteil Holzhausen befindet sich unter anderem ein größerer Handwerksbetrieb. Die Funktion „Arbeit und Wirtschaft“ wird im gesamtkommunalen Kontext daher durch drei Stadtteile übernommen, wobei die Ausprägung dieses Aspektes unterschiedlich ist

42 REK Burgwald-Ederbergland 2014-2020, S. 38.

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Bestands- und Funktionskarte 8: Gesamtkommunale Darstellung der zentralen Stadtteilfunktionen

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Die Bestandserfassung hierzu zeigte, dass ein Großteil der Arbeitsplätze vor Ort in Hatzfeld und Reddighausen vorgehalten werden. Das Themenfeld Tourismus zeigt aktuell hohes Entwicklungs- potenzial in der Kommune. Lediglich im Stadtteil Reddighausen kann aktuell eine mittlere Tourismusintensität festgestellt werden. Die zentrale Funktion der Stadtteile und Weiler ist das Themenfeld „Wohnen“. Die Bestandserfassung zeigt, dass das Wohnraumangebot in drei verschiedene Kategorien eingeteilt werden kann. In der Kernstadt Hatzfeld liegt ein „kleinstädtisch“ geprägtes Wohnumfeld vor. Dies liegt nicht zwingend an der Größe der Kernstadt, kann jedoch an den infrastrukturellen Angeboten und der fußläufigen Erreichbarkeit zwischen den einzelnen Angeboten festgemacht werden. Der Grundansatz einer „Stadt der kurzen Wege“ liegt in der Kernstadt daher vor. In den größeren Stadtteilen Eifa, Holzhausen und Reddighausen sowie dem Weiler Lindenhof liegt eine dörfliche Siedlungsstruktur mit einem entsprechenden Wohnraumangebot vor. In diesen Orten sind konzentrierte Siedlungsbereiche identifizierbar, der Grad der Zersiedlung ist vergleichsweise gering. Im Gegensatz zu den kleineren Weilern und dem Stadtteil Biebighausen welche, mit Ausnahme des Hof Schafhort, eine größere Zersiedlung aufweisen.

B.1.15 Interkommunale Zusammenarbeit, Regionalentwicklung und weitere Ansätze

Die Stadt Hatzfeld (Eder) ist Teil unterschiedlicher interkommunaler Zusammenschlüsse, welche sich auf verschiedene Ebenen der Zusammenarbeit konzentrieren. Ein erstes Beispiel hierfür ist die Sicher- stellung der städtischen Wasserversorgung durch eine interkommunale Zusammenarbeit mit der Stadt Bad Berleburg (NRW) seit dem Jahr 2016. Im August 2017 wurde zudem ein gemeinsamer Standesamts- bezirk mit den Kommunen Allendorf (Eder), Battenberg (Eder), Bromskirchen und Burgwald gegründet. Sitz dieses neuen Standesamtes ist die Gemeinde Allendorf (Eder), die übrigen Standesämter wurden aufgelöst. Weitere Ebenen der interkommunalen Zusammenarbeit sind die Verwaltung im Allgemeinen, die Ver- und Entsorgung, die Informations- und Kommunikations-technologie, die Forstwirtschaft oder der Sport. Im aktuellen Haushalt der Stadt Hatzfeld (Eder) heißt es hierzu: „Ein ständiger Grundgedanke ist die engere Zusammenarbeit von Fachbereichen verschiedener Verwaltungen, bis hin zu einer Zusammenlegung, um das eigene Verwaltungshandeln effektiv und wirtschaftlich gestalten zu können. Diese Form der Zusammenarbeit ist eine Herausforderung, da sie teilweise jahrzehntelang, gewachsene Strukturen aufbricht und der Mensch nicht zu solch großen Veränderungen neigt. Es ist ein langwieriger Prozess, in dem auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von dem Vorhaben überzeugt werden müssen. Neben der emotionalen Ebene sind bei solch komplexen Vorhaben Verwaltungsabläufe und –Strukturen sowie Software zu standardisieren. Voraussetzung für eine erfolgreiche Umsetzung sind Offenheit, Vertrauen, Mut zu Veränderungen, Entscheidungsfreude, Durchsetzungs- und Führungswille. Dann können sowohl wirtschaftliche Aspekte als auch demokratische und kommunale Ziele wirksam miteinander verknüpft werden. Durch die Umorganisation der Stadtverwaltung und der Veränderung der Geschäftsverteilung im letzten Jahr hat die Verwaltung die Voraussetzung für eine engere Zusammenarbeit auf Sachgebiets- und Fachbereichsebene mit anderen Verwaltungen geschaffen.“43 Diese Formulierung zeigt, dass der Ausbau der interkommunalen Zusammenarbeit ein wichtiger strategischer Ansatz zur Sicherstellung der Zukunftsfähigkeit der Kommune ist. Dies hängt nicht nur mit

43 Stadt Hatzfeld; Haushaltsplan für das Haushaltsjahr 2020; S. 25

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der zunehmenden Komplexität der kommunalen Handlungsfelder zusammen, sondern ist auch unter dem Gesichtspunkt einer bereiteren Wirkung ausgewählter kommunaler Aktivitäten zu betrachten. Ein zentrales Thema in diesem Zusammenhang ist der Klimaschutz bzw. die Reduzierung des CO2- Ausstoßes. Ein Themenfeld von übergeordneter Relevanz, welches durch die Stadt Hatzfeld (Eder) im Jahr 2011 durch die „interkommunale Arbeitsgemeinschaft Ederbergland“ begleitet wurde. Ergebnis dieses Prozesses war unter anderem die Aufstellung eines integrierten kommunalen Klimaschutz- konzeptes für die Ederbergland Kommunen. Auf der Ebene der regionalen Entwicklung zählt die Stadt Hatzfeld (Eder) zu den 15 Mitgliedskommunen der LEADER-Region Burgwald-Ederbergland. Das Leitbild dieser Region wird unter dem Motto „Vielfalt & Lebensqualität – natürlich schützen & gemeinsam nutzen“ verfolgt, wobei ökologische, soziokulturelle und wirtschaftliche Dimensionen gleichermaßen bedacht werden. In dem Regionalen Entwicklungskonzept der LAG wurden drei zentrale Handlungsfelder (HF) festgehalten: „HF 1. Klimaschutz & Natur“ (Schwerpunkte: Nutzung und Entwicklung regenerativer Energien, Ausbau nachhaltiger Lebensstile, Erhalt der biologischen Vielfalt mit deren Lebensräumen durch Engagement, Verminderungen negativer Umwelteinwirkungen bei der Mobilität) „HF 2. Leben & Arbeit“ (Schwerpunkte: - Ortskernentwicklung, Sicherung der Nahversorgung und Mobilität- Stärkung des sozialen Zusammenhalts durch Engagement- Initiierung von Jugendprojekten, Schaffung neuer Arbeitsplätze durch regionale, sozial- und naturgerechte Wertschöpfung- Förderung von Ausbildung, Qualifizierung und lebenslangem Lernen) „HF 3. Tourismus & Regionalkultur“ (Weiterentwicklung und Markenbildung des nachhaltigen ländlichen Tourismus- Etablierung als Wanderqualitäts- und fahrradfreundliche Region- Verbesserung der Gastgeberqualität, Stärkung der regionalen Identität und Entwicklung der Zukunftsperspektiven- Schulung von Akteuren als Natur- und Kulturführer- Vernetzung der Europäischen Kulturroute- Zeitgemäße Pflege und Inwertsetzung des kulturellen Erbes- Entwicklung kultureller Aktivitäten mit Stadtentwicklung, Tourismus und Denkmalpflege)44 Im Jahr 2019 hat sich die Stadt Hatzfeld (Eder) einer interkommunalen Arbeitsgemeinschafts für die Entwicklung eines regionsweiten Mountainbike Wegenetzes angeschlossen. Der aktuelle Arbeitstitel für das Projekt ist „Grenztrail Waldeck-Frankenberg“. Hierbei handelt es sich ein touristischen Großprojekt, dass von 14 Kommunen des Landkreises Waldeck Frankenberg gemeinsam geplant, ausgeführt und betrieben werden soll. Die Fertigstellung ist für das Jahr 2025 angestrebt. Es handelt sich bei dem Grenztrail um ein Mountainbike Wegenetz von insgesamt ca. 300 km Länge, indem etwa 5 sogenannte Trailparks (besonders ausgebaute, vernetzte Streckenabschnitte mit unterschiedlichster Ausstattung und Schwierigkeitsgrad) integriert sind. Da es sich bei diesem Projekt um das aktuell größte Mountainbike Wegenetz in Europa handelt, wird von dem Projekt eine sehr hohe touristische Wertschöpfung erwartet Die genannten Schwerpunkte der interkommunalen und regionalen Entwicklung wurden bei der Aufstellung des integrierten kommunalen Entwicklungskonzeptes in den Diskussionsprozess eingeworfen. Gleiches gilt für die lokalen Ansätze und Konzepte zur Zukunftssicherung. In der folgenden Abbildung werden diese Themenfelder und Schwerpunkte noch einmal zusammenfassend dargestellt. Grundlage für diese Darstellung sind die Handlungsfelder, die in den vergangenen Jahren mit den Bürgern bearbeitet wurden, wobei es sich auf der lokalen Ebene häufig nicht um einen moderierten Prozess handelte.

44 Regionales Entwicklungskonzept der LEADER-Region Burgwald-Ederbergland S. 37ff)

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Klimaschutz, Naturschutz, Städtebauliche Ökologie Entwicklung, Technische Leerstand, Innen- Infrastruktur, entwicklung Mobilität (1,4) (1,2,4,6)

Soziale Tourismus, Freizeit, Infrastruktur, Kultur, Lokale Gesundheit, Kita Besonderheiten und Bildung (1,3,5,7,8) (4)

Begegnung, Bürger- Wirtschaftliche schaftliches Entwicklung, Engagement, Digitalisierung, Kommunikation (1,2,4,6,8) (1,4,5,7)

Zuordnung (jeweils in den Klammern) 1. LEADER-Region Burgwald-Ederbergland 2. Interkommunale Arbeitsgemeinschaft Ederbergland

3. Touristische Arbeitsgemeinschaft Ederbergland 4. Bürgerprojekt „Zukunftssicherung Hatzfeld“ 5. Programm „Unser Dorf“ 2015 in Hatzfeld

6. Nahwärmekonzept Holzhausen, Reddighausen 7. Projekt „Baumelbank/Dorf Mooc“ in Eifa 8. Interkommunale Arbeitsgemeinschaft „Grenztrail Waldeck-Frankenberg“

Abbildung 11: Themen die auf der lokalen, kommunalen oder regionalen Ebene bearbeitet und in Prozess der DorfentwicklungB.1.16 Zusammenfassende der Stadt Hatzfeld (Eder) SWOT integriert-Analyse wurden. für das Stadtgebiet nach Themenfeldern

81 Zentrale SWOT- Themen zu den Rahmenbedingungen der Kommune, Bevölkerungsentwicklung und Altersstruktur Stärken Chancen  Die Stadt Hatzfeld (Eder) zeichnet sich durch  Erhöhung der touristischen Wertschöpfung in attraktive Ortsbilder und naturräumliche der gesamten Kommune durch die Besonderheiten aus. (z. B. Sackpfeife) Ausweitung der kommunalen Aktivitäten im  In der Kernstadt Hatzfeld befinden sich die touristischen Sektor und die Unterstützung zentralen infrastrukturellen Angebote. bzw. Förderung der privaten Investitionen in  Das bürgerschaftliche Engagement in der Stadt diesem Sektor. ist gut ausgeprägt, die Beteiligung am Prozess  Verbesserung der städtebaulichen der Dorfentwicklung bewegte sich auf einem Ausgangslage und Förderung des Zuzugs von sehr hohem Niveau. außen durch innovative Konzepte zur  Die Daten zur Familienwanderung zeigen eine Schaffung von Wohnmöglichkeiten für positive Wanderungsbilanz, es sind mehr unterschiedliche Zielgruppen. Familien mit Kindern zugezogen.  Aufwertung der Freizeitinfrastruktur in der gesamten Kommune, mit dem Ziel die langfristige Abwanderung45 der jungen Menschen zu verhindern.

Schwächen Risiken

 Die Einwohnerzahl der Stadt Hatzfeld (Eder) hat  Eine weitere Ausbreitung der städtebaulichen sich in den vergangenen drei Jahrzehnten Problemlagen in der Altstadt Hatzfeld und in durchschnittlich um zehn Personen pro Jahr der Ortslage von Eifa kann die Ausgangslage reduziert. Die Altersgruppe der 18 bis 30- der gesamten Kommune negativ beeinflussen. jährigen ist geringer ausgeprägt.  Die Bevölkerungsentwicklung und der Erhalt  Es gibt zwei zentrale städtebauliche der infrastrukturellen Angebote bei sinkenden Problemlagen (Altstadt Hatzfeld und ehem. Einwohnerzahlen und gleichbleiben bzw. Fachklinik Eifa) steigenden Kosten.  Die Kommune hat ein hohes Potenzial im  Eine nicht ausgeglichene Altersstruktur und touristischen Sektor, dennoch gibt es nur ein die wachsende Vereinsamung älterer sehr eingeschränktes privates Angebot (z.B. Menschen, bedingt durch fehlende Gastronomie und Beherbergungsbetriebe) im barrierefreie Angebote. touristischen Bereich.

45 Langfristige Abwanderung: Die kurz- bzw. mittelfristige (max. 6 Jahre) Abwanderung der jungen Menschen durch eine Ausbildung bzw. ein Studium ist häufig nicht zu vermeiden. Der Begriff der langfristigen Abwanderung beschreibt jedoch die „Rückkehr“ dieser Zielgruppe nach dem erfolgreichem Abschluss einer beruflichen Qualifikation.

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Städtebauliche Entwicklung, Leerstand und Siedlungsentwicklung Stärken Chancen  In der Stadt Hatzfeld (Eder) gibt es  Gezielte Sanierung und Beseitigung von Wohnmöglichkeiten für unterschiedliche städtebaulichen Problembereichen. Zielgruppen. Bemerkenswert ist der hohe Anteil  Schaffung von Wohnraum für an Mietwohnraum im gesamten Stadtgebiet. unterschiedliche Zielgruppen und Förderung  Die Zahl der leerstehenden Wohngebäude ist der Innenentwicklung, insb. beim Vorliegen auf der gesamtkommunalen Ebene niedrig. eines städtebaulichen Missstandes (z.B. ehem.  Die Datengrundlage des kommunalen Flächen- Fachklinik Eifa) und Leerstandsmanagements ist  Aufwertung der historischen Ortsbilder durch außergewöhnlich gut. Freie Bauplätze und eine gezielte Sanierung der Bausubstanz über leerstehende Wohngebäude können die private Förderung in der Dorfentwicklung. vorhabensbezogen vermittelt werden.  Erhalt der historischen Gesamtanlage der Altstadt von Hatzfeld durch eine gezielte Nutzung des Entwicklungspotenzials der strukturbildenden Nebengebäude bzw. der dazugehörigen Flächen. Schwächen Risiken

 Aktuell gibt es 21 leerstehende Wohngebäude  „Broken-Window-Effekt“ (negative in der Stadt Hatzfeld (Eder). In der Kernstadt Kettenreaktion – eine verwahrloste Immobilie Hatzfeld gibt es 15 leerstehende beeinflusst auch die benachbarten Gebäude) im Besonderen in der Altstadt und im Wohngebäude, davon befinden sich 11 in der Ortskern Eifa historischen Gesamtanlage der Altstadt.  Anstieg leerstehender Wohngebäude in der  Ein besonderer städtebaulicher Problembereich gesamten Kommune insbesondere in den befindet sich in der Ortslage von Eifa, hier steht historischen Ortslagen durch einen eine ehemalige Fachklinik für Suchtkranke wachsenden Anteil an Einpersonenhaushalten Menschen seit den neunziger Jahren leer und und die zunehmende Verkehrsbelastung. verfällt zunehmend.

 Einige potenzielle Leerstände, häufig im Bereich der Hauptstraßen, wobei besonders die Gebäude in der historischen Ortslage des Stadtteils Eifa durch die Bundesstraße 253 (verläuft direkt durch den Ort), wenig attraktiv für zuziehende Personen sind.

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Bürgerschaftliches Engagement, Mitbestimmung und Teilhabe, Dorf- und Stadtleben, Freizeit- und Kulturangebote, Digitalisierung Stärken Chancen  Das bürgerschaftliche Engagement in den  Stärkung des Dorf- und Stadtlebens durch Stadtteilen ist gut ausgeprägt. Die Bewohner neue innovative Ansätze und die aktive der Orte beteiligen sich aktiv an der Einbindung von bisher passiven Bewohner- Entwicklung des eigenen Wohnortes und tragen bzw. Zielgruppen.- auch durch den Einsatz von Eigenleistung dazu  Die bestehenden Angebote im bei, dass Dorf- bzw. Stadtleben zu verbessern. ehrenamtlichen Bereich vernetzen und  Das Vereinswesen in den Stadtteilen ist gut gesamtkommunal erweitern. Nicht alle ausgeprägt. Es gibt verschiedene Angebote aus Angebote müssen in jedem Stadtteil dem sozialen, kulturellen und sportlichen vorgehalten werden. Eine gesamtkommunale Bereich sowie Freizeitangebote in den Vorgehensweise kann zum Erhalt bzw. der einzelnen Stadtteilen (z.B. Wassererlebnisplatz Erweiterung der bestehenden Angebote Reddighausen) beitragen.  Es gibt innovative Ansätze zur Förderung des  Die Digitalisierung kann eine Chance zur Ehrenamtes und der Kommunikation in den Verbesserung der Kommunikation und Orten (z.B. Baumelbank, Neubürgerbroschüre) Kooperation zwischen den Stadtteilen  Die dezentrale Ausrichtung der darstellen und zudem die kommunalpolitischen Veranstaltungen (z.B. Mitbestimmungsmöglichkeiten auf der lokalen Stadtverordnetenversammlung) in den und gesamtkommunalen Ebene erhöhen. einzelnen Stadtteilen trägt zur Transparenz bei  Aufwertung der kulturellen Angebote in der und erhöht die Teilhabemöglichkeiten der Stadt Hatzfeld (Eder) für neue Zielgruppen. Bevölkerung. Schwächen Risiken

 Das Vereinswesen ist insgesamt noch gut  Die Nachwuchsprobleme in den Vereinen aufgestellt, dennoch gibt es können sich langfristig auf den Bestand des Nachwuchsprobleme in einzelnen Vereinen Vereinswesens, die Angebotsvielfalt und bzw. Sparten (u.a. im kulturellen Bereich) damit auch auf das Dorf- und Stadtleben  Nicht alle Bewohnergruppen sind aktiv in das auswirken. Dorf- bzw. Stadtleben integriert.  Ein Wegfall der zahlreichen ehrenamtlichen  Die Bestandserfassung zu den bestehenden Aktivitäten (z.B. im kulturellen Bereich) kann Freizeit- bzw. Sportangeboten zeigte, dass es zu einem Rückgang der lokalen Bindung bzw. nur ein eingeschränktes Angebot für bestimmte Identifikation mit dem dörflichem Zielgruppen (z.B. Mädchen, junge Frauen, z.T. Lebensumfeld führen und die langfristige junge Familien und Senioren gibt) Abwanderung junger Menschen befördern.  Die Kooperation zwischen den Stadtteilen ist noch ausbaufähig.

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Soziale und Technische Infrastruktur, Öffentliche Einrichtungen, Daseinsvorsorge, Nahversorgung Stärken Chancen  Die Anzahl und Ausstattung der öffentlichen  Erhalt und Aufwertung der infrastrukturellen Einrichtungen in der Kommune sind Angebote im Bildungs- und Betreuungsbereich größtenteils bedarfsgerecht. durch die Profilierung der Angebote, zum  In der Kernstadt Hatzfeld werden die zentralen Beispiel in dem Themenfeld Bildung für infrastrukturellen Angebote für eine Kommune nachhaltige Entwicklung in dieser Größenordnung vorgehalten  Verbesserung der technischen Infrastruktur, (Nahversorgung, Kita, Schule, med. Versorgung) mit dem Ziel die Digitalisierung in den  Es gibt ein barrierefrei zugängliches unterschiedlichen Lebensbereich zu stärken. Beratungsangebot des VDK in Holzhausen.  Die zentralen Funktionen der öffentlichen  Das AST trägt zur Verbesserung des öffentlichen Einrichtungen identifizieren und qualifizieren Mobilitätsangebots in den Randzeiten bei. („Nicht alles, muss überall möglich sein.“) Die  Die technische Infrastruktur alltägliche Begegnung zwischen den (Trinkwasserversorgung) der Stadt konnte unterschiedlichen Bewohnergruppen fördern. durch eine interkommunale Zusammenarbeit mit der Stadt Bad Berleburg für die Zukunft sichergestellt werden. Schwächen Risiken

 Nicht alle Einrichtungen sind barrierefrei  Der Verlust der zentralen infrastrukturellen zugänglich, zum Teil gibt es Angebote (z.B. Nahversorgung, Grundschule) Ausstattungsdefizite. Die Auslastung der kann die Attraktivität der Kommune verringern Einrichtungen ist unterschiedlich, vereinzelt (Mittelfristig ist der Bestand der Einrichtungen liegt eine Unterauslastung vor. sichergestellt).  Die technische Infrastruktur ist stellenweise  Die mangelhafte technische Infrastruktur, mangelhaft bzw. ungenügend. Dies gilt für die insbesondere im Breitband bzw. Mobilfunk Breitband bzw. Mobilfunk Versorgung, aber Bereich kann langfristig zum Verlust von auch für die ÖPNV-Verbindungen über die Arbeitsplätzen und dem Wegzug von Teilen Landesgrenze. der Bevölkerung führen.  In den Weilern Rhoda und Lindenhof besteht  Eine zu geringe Auslastung der öffentlichen kein öffentliches Mobilitätsangebot. Mobilitätsangebote kann langfristig zu einer  Das bestehende dezentrale Verringerung des Angebots führen. Mit der Nahversorgungsangebot für die Stadtteile wird Folge, dass die mobilitätseingeschränkten aktuell kaum genutzt. Bewohnergruppen vor neue Herausforderungen gestellt werden.

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Ökologische und Ökonomische Entwicklung, Nachhaltigkeit, Landwirtschaft und Tourismus Stärken Chancen  In der Stadt Hatzfeld (Eder) gibt es aktuell ca.  Die Bekanntheit der Unternehmen vor Ort 1.150 Arbeitsplätze, kleine und steigern, die attraktiven Lebensverhältnisse als mittelständische Unternehmen prägen die Pfand für die Fachkräftewerbung nutzen. wirtschaftliche Entwicklung der Kommune  Die lokalen Besonderheiten der Stadt Hatzfeld und weisen zum Teil ein internationales (Eder) und die naturräumlichen Besonderheiten Renommee auf. (z.B. Ederklippen) besser in Szene setzen und  Die kommunale Infrastruktur (Wanderwege, zur Förderung des touristischen Potenzials Radwege) ist gut ausgeprägt. Es gibt einsetzen. zahlreiche baukulturelle Besonderheiten und  Unterstützung der privaten Akteure bei der besondere Kulturveranstaltungen (z.B. in der Entwicklung von neuen touristischen Emmaus Kapelle) Angeboten, z.B. im Beherbergungsbereich.  Die Kulturlandschaft der Stadt Hatzfeld ist  Verbesserung der Profilbildung für ländlich geprägt, der Anteil der ökologisch Bildungsangebote im Themenbereich der bewirtschafteten Fläche ist im regionalen nachhaltigen Entwicklung innerhalb der Vergleich sehr hoch. Bildungs- und Betreuungsinfrastruktur.  Die Kommunalpolitik und die Zivilgesellschaft  Verbesserung der Energiebilanz der Kommune zeigen eine breite und lösungsorientierte durch eine Aufwertung bzw. energetische Auseinandersetzung mit dem Themenfeld Sanierung des öffentlichen und privaten Klima- und Naturschutz. Gebäudebestandes und innovative Mobilitätslösungen.  Stärkung des Landschaftsschutzes durch eine Förderung der Artenvielfalt. Schwächen Risiken  Der Fachkräftebedarf der lokalen  Der wachsende Fachkräftemangel kann zu Unternehmen wächst zunehmend, aktuell einem Verlust der kleinen und mittleren fehlen bereits qualifizierte Arbeitskräfte. Ein Unternehmen in der Stadt Hatzfeld führen. Grund hierfür ist, dass nur wenige junge  Verlust des mobilen Nahversorgungsangebotes Menschen um die Arbeitsmöglichkeiten in der in den Stadtteilen durch eine zu geringe Kommune bzw. der Region wissen und ihre Auslastung. Suche häufig auf die Ballungszentren  Die Pflege der Kulturlandschaft ist durch die beschränken. sinkende Anzahl der landwirtschaftlichen  Das touristische Potenzial der Kommune liegt Betriebe langfristig nicht gewährleistet. aktuell brach, es gibt nur wenige private  Die gesellschaftliche Herausforderung des Unterkünfte. Trotz der bestehenden Klimawandels bleibt auf allen Ebenen ein Risiko, kommunalen Infrastruktur. falls die Potenziale der Energieeinsparung nicht  Die Energiebilanz im Gebäude und genutzt werden bzw. der CO2-Ausstoß Mobilitätsbereich ist ausbaufähig. langfristig nicht reduziert werden kann.  Ein Impuls zur Installation eines  Wegfall der wenigen touristischen Angebote in Nahwärmenetzes in Holzhausen und der Stadt Hatzfeld (Eder) durch individuelle Reddighausen konnte nicht umgesetzt Umstände (z.B. Probleme bei der werden. Betriebsübergabe)

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B.2 Bewertung zur Zukunftsfähigkeit und Vitalität der Ortsteile der Stadt Hatzfeld (Eder)

Die Bewertung der Zukunftsfähigkeit der einzelnen Stadtteile ist ein fester Bestandteil des integrierten kommunalen Entwicklungskonzeptes der hessischen Dorfentwicklung. Grundlage dieser Analyse sind unterschiedliche quantitative Bestandsdaten der einzelnen Ortsteile, z.B. die Altersstruktur, die Bevölkerungsentwicklung oder der anteilige Wohnraumleerstand. Hinzu kommen unterschiedliche qualitative Merkmale, welche in der Regel innerhalb des Dorfentwicklungsprozesses erfasst werden. In diesem Zusammenhang ist die Bewertung der Ausgangslage durch die Bevölkerung der einzelnen Stadtteile unerlässlich. Im Besonderen der Parameter „Vitalität eines Dorfes“ kann nicht auf der Grundlage von quantitativen Daten bestimmt werden. Maßgeblich sind hier die Themen „Soziales Gefüge und Identifikation“ sowie die „Kulturelle Vielfalt“. Die verwendete Methode zur Bewertung der Zukunftsfähigkeit, wird im Kapitel .1.1 detailliert vorgestellt, zudem wird die Ausgangslage der einzelnen Stadtteile in den Stadtteil-Steckbriefen detailliert aufgegriffen. Auf der gesamtkommunalen Ebene kann zunächst eine gute Ausgangslage mit einem schwachen Zukunftsrisiko festgehalten werden. Hervorzuheben ist die Beteiligung der Bevölkerung am Dorfentwicklungsprozess. Diese bewegte sich in allen Stadtteilen und dem Weiler Lindenhof auf einem sehr guten Niveau. Eine gute Ausgangslage ist auch im Themenfeld der „Nahversorgung“ zu erkennen, diese wurde durch die Schaffung eines Lebensmittel Lieferservices für alle Stadtteile erheblich verbessert. Die Bewertung zur Zukunftsfähigkeit der Stadtteile zeigt ein unterschiedliches Bild. Nach den vorliegenden Kriterien zur Bewertung der Zukunftsfähigkeit der Stadtteile (siehe Anhang E.1.1) erhielt der Stadtteil Reddighausen die höchste Punktzahl. In diesem Stadtteil hat sich die Bevölkerungszahl in den letzten fünf Jahren geringfügig erhöht. Der Anteil der unter 18-jährigen liegt über dem kommunen Durchschnitt und die Zahl leerstehenden Wohngebäude ist gering. Die Bestandserfassung zeigte lediglich, dass die öffentlichen Einrichtungen in diesem Stadtteil zum Teil nicht bedarfsgerecht sind. Ein Aspekt, der im Zuge der Strategieentwicklung beachtet werden sollte. Die Bewertung zur Zukunftsfähigkeit zeigte, dass die Kernstadt Hatzfeld die zweithöchste Punktzahl erreichte. In diesem Stadtteil kann eine gute Ausgangslage festgehalten werden, was unter anderem an den bestehenden infrastrukturellen Angeboten liegt. Bei der Auswertung der Daten zur Kernstadt Hatzfeld wurden die einzelnen Weiler (z.B. Hof Rhoda, Lindenhof) ebenfalls berücksichtigt. In den zwei weiteren, größeren Stadtteilen zeigt Bestandserfassung eine mehrheitlich gute Ausgangslage mit einem etwas höheren Zukunftsrisiko. In beiden Stadtteilen gilt es die demografische Struktur in den Blick zu nehmen, hier können unterschiedliche Maßnahmen zur Verbesserung der Familienfreundlichkeit einen erheblichen Beitrag zur Zukunftssicherung leisten. Die niedrigste Bewertung erhielt der Stadtteil Biebighausen, dies liegt jedoch nicht an der demografischen Struktur des Ortes oder der Bevölkerungsentwicklung. Der Hauptgrund für dieses Ergebnis ist, dass die kulturelle Vielfalt oder das soziale Gefüge nur bedingt ausgewertet werden kann. In diesem Stadtteil gibt es beispielsweise aktuell keine öffentliche Einrichtung. Es kann daher nicht geprüft werden, ob diese bedarfsgerecht ist oder den örtlichen Erfordernissen entsprechen. Die gesamtkommunale Auswertung zur Zukunftsfähigkeit und Vitalität der einzelnen Stadtteile ist der folgenden Bestands- und Funktionskarte zu entnehmen.

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Bestands- und Funktionskarte 9: Bewertung der Zukunftsfähigkeit der Stadtteile

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B.3 Zusammenfassung der Analysedaten und Schlussfolgerung zu Zielen und Handlungsbedarfen

Die kommunale Bestandserfassung für die Stadt Hatzfeld (Eder) verdeutlicht die zentralen Stärken und Schwächen der Kommune und ermöglicht die Ableitung zentraler Handlungsfelder für die Entwicklung des integrierten kommunalen Entwicklungskonzeptes. Eine zentrale Stärke der Kommune ist das infrastrukturelle Angebot in der Kernstadt Hatzfeld, welches entscheidend zur Wohn- und Lebensqualität in der gesamten Kommune beiträgt. Dennoch gibt es zentrale Herausforderungen für die einzelnen Stadtteile und die Gesamtkommune, welche es künftig zu meistern gilt. In diesem Zusammenhang ist die integrierte Betrachtung der unterschiedlichen Handlungsfelder von zentraler Bedeutung. Auf diese Weise können Synergien zwischen den einzelnen strategischen Ansätzen, Zielsetzungen und Maßnahmen gewinnbringend zur Verbesserung der Wohn- und Lebensqualität eingesetzt werden. Vor diesem Hintergrund gilt es auch, die interkommunalen und regionalen Aktivitäten der Stadt Hatzfeld (Eder) entsprechend zu beachten. Nicht alle Handlungsfelder können auf der kommunalen Ebene abschließend bearbeitet werden: hier gilt es die eigenen kommunalen Grenzen zu verlassen und gemeinsame Lösungen für die unterschiedlichen Herausforderungen, z.B. den Klimaschutz oder die wirtschaftliche Entwicklung, zu finden. Eine detaillierte Vorstellung der kommunalen Ausgangslage ist bereits in den vorigen Kapiteln zu fin- den. Im Folgenden werden die zentralen Themen daher kurz aufgegriffen und zusammengefasst. Grundlage dieser Zusammenfassung sind zunächst die „Oberthemen“ des aktuellen Leitfadens zur Dorfentwicklung in Hessen, ergänzt um weitere strategisch relevante Themen.

Demografische Entwicklung

Die Bevölkerungszahl der Stadt Hatzfeld (Eder) hat sich in den letzten drei Jahrzehnten kontinuierlich in geringem Maße reduziert. Diese Begebenheit ist in allen fünf Stadtteilen und den Weilern eingetreten, wobei die Bevölkerungsabnahme in den einzelnen Stadtteilen unterschiedlich stark ausgefallen ist. In den Stadtteilen Holzhausen und Reddighausen hat sich die Einwohnerzahl nur im geringen Maße reduziert, hier lag der Bevölkerungsverlust in den letzten drei Jahrzehnten unter 5,0%. In der Kernstadt Hatzfeld und den Stadtteilen Biebighausen und Eifa liegt dieser Wert bei mind. 11% und max. 16%. Die Bestandserfassung zur demografischen Entwicklung ergibt, dass die Stadt Hatzfeld (Eder) in den letzten fünf Jahren nur geringe Verluste durch die Wanderungsbilanz zu verzeichnen hatte. Problematisch ist dahingegen die natürliche Bevölkerungsentwicklung. Die hier vorliegenden Daten zeigen, dass in der Stadt Hatzfeld (Eder) pro lebend- geborenen Kind ca. 1,5 Todesfälle registriert wurden. Zudem zeigen die Daten zur Altersstruktur der Stadtteile, dass lediglich im Stadtteil Biebighausen mehr als 20% der Bevölkerung unter dem 18. Lebensjahr sind. Vor dem Hintergrund der Größe des Stadtteils ist dies jedoch zu vernachlässigen. In den weiteren Stadtteilen liegt dieser Wert zwischen 13,4% und 16,8%, wobei in der gesamten Kommune ca. 15,8% der Bevölkerung unter dem 18. Lebensjahr ist. In der Bestandserfassung wurde zudem erläutert, dass der Anteil der Bevölkerung in der Stadt Hatzfeld (Eder) im regionalen bzw. landesweiten Vergleich niedriger ausfällt.

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Auffällig in diesem Zusammenhang ist die Wanderungsbilanz dieser Altersgruppe. Sie zeigt, dass die Zahl der Wegziehenden über dem 60. Lebensjahr höher liegt als die Zahl der Zuziehenden. Diese Begebenheit ist darauf zurückzuführen, dass es in der Stadt Hatzfeld (Eder) aktuell keine Einrichtung für pflegebedürftige Menschen gibt. Eine Situation die durch den Neubau einer Pflegeeinrichtung in der Kernstadt kurzfristig verbessert werden kann.

Zentrale Schlussfolgerungen und Handlungsbedarfe:  Förderung von familien- und generationenfreundlichen Angeboten und -Infrastrukturen in der gesamten Kommune.  Sicherstellung einer lokalen Bildungs- und Betreuungsinfrastruktur in der Kernstadt Hatzfeld.  Schaffung von Wohnmöglichkeiten für unterschiedliche Zielgruppen (u.a. Singles, Familien, Senioren).

Bürgerschaftliches Engagement Das Vereinswesen in der Stadt Hatzfeld (Eder) ist aktuell (noch) gut aufgestellt. Es gibt zahlreiche Angebote für unterschiedliche Zielgruppen aus dem kulturellen, sportlichen und sozialen Bereich. Die einzelnen Vereine wirken im gesamten Stadtgebiet, in jedem Stadtteil gibt es mindestens drei Vereine mit unterschiedlichen Ausrichtungen. Unterschiedliche gesellschaftliche Veränderungsprozesse, aber auch die demografische Entwicklung der Stadt Hatzfeld (Eder) beeinflussen jedoch auch die Zukunftsfähigkeit der Vereine. In zwei Fällen wurden die Angebote bereits eingestellt. Die Bestandserfassung zeigt, dass die Vereinsstrukturen in der Kommune eher in einem klassischen Ehrenamtsmodell verortet sind. Erste innovative Ansätze zur Verbesserung der Ausgangslage wurden jedoch bereits erprobt. Zwei Beispiele in diesem Zusammenhang sind die Baumelbank im Stadtteil Eifa, auch die Neubürgerbroschüre in der Kernstadt. Über den Prozess der Dorfentwicklung konnte zudem eine bessere Kooperation zwischen den Jugendclubs bzw. Burschenschaften angeregt werden. Hinzu kommt, dass die generelle Beteiligung am Prozess der Dorfentwicklung in der Stadt Hatzfeld (Eder) außerordentlich gut verlaufen ist. Dies betrifft zum einen die hohe Teilnahme an den unterschiedlichen Veranstaltungen zur Dorfentwicklung, aber auch die aktive Mitwirkung der Steuerungsgruppe während des gesamten Prozesses. Des Weiteren bewirkt die dezentrale Ausrichtung der kommunalen Gremiensitzungen eine bessere Teilhabe und eine höhere Transparenz zu den kommunalpolitischen Entscheidungen in der Bevölkerung.

Zentrale Schlussfolgerungen und Handlungsbedarfe:  Die Kommunikation und Kooperation zwischen den unterschiedlichen Vereinen und Gruppen verbessern.  Neue Wege für eine bessere Zusammenarbeit zwischen den Stadtteilen entwickeln, innovative Ansätze fördern.  Bedarfsgerechte Räumlichkeiten und Treffpunkte zur Förderung des bürgerschaftlichen Engagements vorhalten, die Teilhabe der Bevölkerung weiterhin ermöglichen und verbessern.

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Städtebauliche Entwicklung und Wohnen

In der Stadt Hatzfeld gibt es aktuell 23 leerstehende Wohngebäude. Dies entspricht einem Verhältnis von 1,5 leerstehenden Wohngebäuden pro 200 Einwohner. Aktuell gibt es in allen größeren Stadtteilen noch die Möglichkeit einen freien Bauplatz für einen Neubau zu erwerben. Diese Bauplätze befinden sich häufig in Privatbesitz und liegen zum Teil in den Ortskernen. Eine wichtige Informationsgrundlage in diesem Zusammenhang sind die Daten des kommunalen Flächen- und Leerstandsmanagements. In der Bestandserfassung wurden mögliche städtebauliche Problembereiche in den einzelnen Orten bereits detailliert vorgestellt. Auffällig sind hier vor allem die städtebaulichen Herausforderungen in den Stadtteilen Eifa und Hatzfeld. Im Stadtteil Eifa befindet sich ein leerstehendes Klinikgebäude, welches zunehmend verfällt und in seiner derzeitigen Form als überdimensioniert bezeichnet werden kann. Eine Ausgangslage, die sich inzwischen auch negativ auf die benachbarten Siedlungsbereiche ausgewirkt hat. In der Kernstadt Hatzfeld sind die Siedlungsgenese der Altstadt und die Verkehrsbelastung an der Berleburger Straße in Verbindung mit den leerstehenden Wohngebäuden eine zentrale Herausforderung für die städtebauliche Entwicklung. Die leerstehenden Wohngebäude in der Altstadt, so ein Ergebnis der Bestandserfassung, können häufig nicht mehr über den regulären Markt veräußert werden und gelten überwiegend seit vielen Jahren als leerstehend bzw. untergenutzt. Die Verkehrsbelastung an den Hauptstraßen ist auch in den Stadtteilen Eifa und Holzhausen eine Belastung für die (aktuellen) Bewohner und mindert die Attraktivität des Gebäudebestandes für potenziell Zuziehende. Diese Ausgangslage ist ein Risikofaktor für eine stärkere Innenentwicklung in der Stadt Hatzfeld (Eder).

Zentrale Schlussfolgerungen und Handlungsbedarfe:  Aufwertung des erhaltenswerten Gebäudebestandes in den historischen Ortslagen, insbesondere an den Hauptstraßen.  Stärkung der historischen Altstadt Hatzfeld durch eine konzeptionelle Aufwertung des denkmalgeschützten Gebäudebestandes.  Förderung der Innenentwicklung durch die Identifizierung von weiteren potenziellen Entwicklungsflächen im Innenbereich und die Beseitigung von städtebaulichen Problembereichen.  Reduzierung der leerstehenden bzw. untergenutzten Bausubstanz, Schaffung von Wohnraum für unterschiedliche Zielgruppen (u.a. zuziehende Fachkräfte, junge Familien).

Soziale Infrastruktur, Daseinsvorsorge und Nahversorgung

Die Angebotsvielfalt in diesem Themenfeld wird maßgeblich beeinflusst durch die Größe einer Kommune. Vor diesem Hintergrund ist das infrastrukturelle Angebote in der Stadt Hatzfeld (Eder) mehrheitlich positiv zu bewerten. In der Kernstadt Hatzfeld befinden sich eine Kindertagesstätte und eine Grundschule. Es gibt Angebote im Bereich der medizinischen Versorgung, eine Apotheke und weitere Angebote aus der Grund- und Nahversorgung. Der Bestand dieser Angebote ist mittelfristig sichergestellt. Unabhängig davon gilt es, die demografische Entwicklung der Kommune, in erster Linie

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die Entwicklung der Geburtenzahlen, zu berücksichtigen und die Robustheit der infrastrukturellen Gegebenheiten gegenüber möglichen negativen Veränderungen zu prüfen. Ein Großteil der Angebote aus diesem Themenfeld befindet sich in der Kernstadt Hatzfeld. Eine Verbesserung der dezentralen Nahversorgung in den Stadtteilen über einen Lieferservice wird durch einen lokalen Einzelhändler angeboten, bisher jedoch nur vereinzelt in Anspruch genommen.

Zentrale Schlussfolgerungen und Handlungsbedarfe  Erhalt, Anpassung und Aufwertung der bestehenden infrastrukturellen Angebote für die unterschiedlichen Altersgruppen.  Weiterentwicklung des bestehenden dezentralen Nahversorgungsangebotes für mobilitätseingeschränkte Personengruppen

Arbeit und Wirtschaft

In der Stadt Hatzfeld (Eder) gibt es mehrere kleine und mittelständische Unternehmen und derzeit mehr als 1.100 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte. Es kann daher eine grundsätzlich gute Ausgangslage in diesem Themenfeld festgehalten werden. Im Zuge des Prozesses der Dorfentwicklung wurde der Fachkräftebedarf der Unternehmen jedoch als eine zentrale Herausforderung für die lokale Wirtschaft beschrieben. In den mittelständischen Unternehmen hat sich zum Beispiel der personelle und zeitliche Aufwand für die Fachkräftewerbung merklich erhöht. Hinzu kommt, dass die sogenannten „weichen“ Standortfaktoren für zuziehende Fachkräfte eine wesentlich höhere Bedeutung einnehmen. In diesem Zusammenhang gilt es die Ausgangslage und das Potenzial der Stadt Hatzfeld (Eder) realistisch einzuschätzen. Das infrastrukturelle Angebot einer Kleinstadt, zum Beispiel im passiv-kulturellen46 Bereich, ist nur bedingt vergleichbar mit den Angeboten der Oberzentren. Die naturräumliche Umgebung, die Qualität der infrastrukturellen Angebote (u.a. im Bildungs- und Betreuungsbereich) und die Vielfalt des lokalen Vereinswesens zählen dahingegen zu den zentralen Stärken der Stadt Hatzfeld (Eder). Diese Ausgangslage gilt es zu erhalten und als Bestandteil einer lokalen Wirtschaftsförderung zu stärken. Ein weiterer Standortfaktor sind die infrastrukturellen Angebote im technischen Bereich, insbesondere die Breitbandversorgung und das Mobilfunknetz. Hier zeigt die Ausgangslage ein ungenügendes Angebot.

Zentrale Schlussfolgerungen und Handlungsbedarfe  Stärkung der weichen Standortfaktoren und Erhalt der zentralen Infrastrukturangebote.  Ausbau der technischen Infrastruktur zur Ausschöpfung des Potenzials der Digitalisierung.  Ausbau und Vernetzung der unterschiedlichen interkommunalen und regionalen Aktivitäten zur Fachkräftesicherung und zum Standortmarketing

46 „Passiv-Kultur“= Kulturelle Angebote (z. B. Kino, Theater) die eher auf den Konsum ausgerichtet sind. Zitiert nach Henkel; 1993; S.249

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Tourismus und Kultur Das touristische Potenzial der Stadt Hatzfeld (Eder) wird aktuell nur in geringem Maße ausgeschöpft. Die Bestandserfassung in diesem Themenfeld zeigt, dass sich die kommunale Infrastruktur in diesem Bereich auf einem mittleren Niveau bewegt. Es gibt mehrere Angebote für die Zielgruppe der Aktiv- und Naturtouristen, welche künftig durch die Umsetzung des Projektes „Grenztrail Waldeck-Frankenberg“ einen weiteren Anschub erfahren wird. Problematisch ist dahingegen die geringe Anzahl der privaten Angebote (z.B. Gastronomie, Beherbergungsbetriebe), die allerdings für eine weitere Nutzung des touristischen Potenzials der Kommune unerlässlich sind. Die kulturellen Angebote in der Stadt Hatzfeld (Eder) werden überwiegend durch die Vereine organisiert und getragen. In diesem Zusammenhang sind die unterschiedlichen lokalen Festivitäten (z.B. die Konzerte in der Emmaus Kapelle oder das Kinderfest in Hatzfeld) wichtige Veranstaltungen, die zur Identifikation der Bewohner mit ihrem dörflichen bzw. städtischen Lebensumfeld beitragen. Sie gelten daher als weiche Standortfaktoren.

Zentrale Schlussfolgerungen und Handlungsbedarfe  Erhebliche Verbesserung der Infrastruktur im Gastronomie- und Beherbergungsbereich zur Ausschöpfung des touristischen Potenzials der Kommune.  Erhalt und Weiterentwicklung der lokalen Besonderheiten im kulturellen Bereich als wichtige Grundlagen für die Stärkung der lokalen Bindung und zur Reduzierung der Abwanderungsbereitschaft.

Freizeitangebote und Treffpunkte

Die Bestandserfassung zu den öffentlichen Einrichtungen und Treffpunkten in der Hatzfelder Stadtteilen zeigt, dass diese grundsätzlich bedarfsgerecht vorgehalten werden. Ausgehend von einer gesamtkommunalen Betrachtungsweise sind die einzelnen Gebäude nicht überdimensioniert und ermöglichen unterschiedliche Nutzungen, z.B. im sportlichen oder kulturellen Bereich. Die Auslastung der öffentlichen Einrichtungen ist derzeit zufriedenstellend. Im Dorfgemeinschaftshaus in Holzhausen und in beiden Festhallen konnte eine gute bzw. hohe Auslastung festgestellt werden. In den Dorfgemeinschaftshäusern in Eifa und Reddighausen fiel die Auslastung im vergangenen Jahr geringer aus, wohingegen die lokalen Burschenschaften bzw. Jugendclubs die Nutzungshäufigkeit der Dorfgemeinschaftshäuser erheblich verbessern.47 Die Bestandserfassung in den einzelnen Stadtteilen zeigt zudem, dass die Jugendclubs inzwischen, diesbezüglich eine zentrale Funktion in den Orten wahrnehmen. Sie gelten als Treffpunkt für die jüngere Bevölkerung, stehen an ausgewählten Tagen aber auch allen Altersgruppen offen und fördern somit die alltägliche Begegnung. Die Kommunikation zwischen den unterschiedlichen Alters- und Bewohnergruppen wird daher eher durch die bedarfsgerechten Treffpunkte in den Stadtteilen gefördert. Neben den öffentlichen Einrichtungen bzw. Treffpunkten sind die Freizeitangebote in der Stadt Hatzfeld (Eder) ein wichtiger Faktor für die Attraktivität der Kommune. Im Allgemeinen kann zunächst festgehalten werden, dass der Naturraum der Stadt Hatzfeld (Eder) zahlreiche Ansätze für die

47 Die Auslastung der öffentlichen Einrichtungen wird im Kapitel E.1.3 und 4 vorgestellt.

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landschaftsgebundenen Freizeitaktivitäten (z. B. Radfahren, Wandern) bietet. Hinzu kommen die Sportplätze in den Stadtteilen und die Spielplätze. Die Bestandserfassung in diesem Themenfeld zeigt, dass die Mehrheit der Angebote durch die Vereine getragen werden und die Freizeitinfrastruktur (z.B. Sportplätze) häufig nur in diesem Kontext genutzt werden können. Darüber hinaus konzentrieren sich die bestehenden Freizeitangebote sehr stark auf den sportlichen Bereich. Neben den kulturellen Angeboten der Vereine (z.B. Konzerte in der Emmaus-Kapelle) wurde mit der Stadtbücherei in der Kernstadt Hatzfeld nur ein einziges alternatives Freizeitangebot erfasst, welches bis dato jedoch nicht über eine zeitgemäße Ausstattung (z.B. Einbindung neuer Medien) verfügt.

Zentrale Schlussfolgerungen und Handlungsbedarfe  Bedarfsgerechte Weiterentwicklung der öffentlichen Einrichtungen und Treffpunkte in der Stadt Hatzfeld (Eder).  Langfristige Stärkung der Burschenschaften und Jugendclubs durch eine bessere Kooperation zwischen den Stadtteilen und die Schaffung bzw. den Erhalt von geeigneten Räumlichkeiten.  Erweiterung und Aufwertung der alltäglich nutzbaren Freizeiteinrichtungen, auch jenseits des sportlichen Sektors.  Vernetzung der bestehenden Angebote zu deren Aufrechterhaltung.

Energie, Klima- und Naturschutz

Die Bestandserfassung in diesem Bereich stellt dar, dass es in der Stadt Hatzfeld (Eder) bereits mehrere Aktivitäten zur Förderung der biologischen Vielfalt gibt. Der Bau von Feldholzinseln oder die Förderung der ökologischen Bewirtschaftung der öffentlichen Agrarflächen sind nur zwei positive Beispiele für diese Aktivitäten. Im Mobilitätsbereich zeigt sich, dass die öffentlichen Mobilitätsangebote bislang nur selten in Anspruch genommen werden. Dies liegt auch am bestehenden Angebot, welches sich in seiner Taktung überwiegend an den Schul- bzw. Ferienzeiten orientiert. Eine Ausnahme stellt das AST dar, welches auch in den späten Abendstunden eine Verbindung gewährleistet. Es muss festgehalten werden, dass der eigene PKW für die Bewohner der Stadt Hatzfeld (Eder) nicht verzichtbar ist. Die Bestrebungen zur Installation eines Nahwärmenetzes in den Stadtteilen Holzhausen und Reddighausen und die Beschreibung der Ausgangslage zeigen auf, dass es grundsätzlich ein weiteres Potenzial für die regenerative Energiezeugung in der Stadt Hatzfeld (Eder) gibt. Dieses Potenzial wird jedoch durch die lokalen topographischen Gegebenheiten beeinflusst und ist daher nur mit Einschränkungen bzw. einem erhöhten Aufwand nutzbar. Insgesamt zeigt der Prozess der Dorfentwicklung, dass das Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz für die Bevölkerung ein zentrales Querschnittsthema darstellen.

Zentrale Schlussfolgerungen und Handlungsbedarfe  Nutzung der Potenziale im Bereich der Energieeinsparung und der regenerativen Energieerzeugung.  Fortsetzung der kommunalen Aktivitäten zum Erhalt der biologischen Vielfalt.

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 Erweiterung und Vernetzung der Bildungsangebote zur Förderung der nachhaltigen Entwicklung.  Konsequente Förderung einer nachhaltigen Entwicklung im Zuge des Dorfentwicklungsprozesses.

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