ZOBODAT - www.zobodat.at

Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database

Digitale Literatur/Digital Literature

Zeitschrift/Journal: Der steirische Mineralog

Jahr/Year: 2003

Band/Volume: 13-18_2003

Autor(en)/Author(s): Offenbacher Helmut

Artikel/Article: Exkursionen 2003: Fahrt ins mittlere und südliche 44-45 ©Vereinigung Steirischer Mineralien- und Fossiliensammler; download www.zobodat.at

Abb. 1 : Im alten Steinbruch am Tobajer Kogel. EXKURSIONEN 2003: Abb. 2: Im Bienenhüttensteinbruch FAHRT INS MITTLERE östlich von Bernstein. Abb. 3: In der großen Sandgrube nördlich UND SÜDLICHE BURGENLAND. Wiesfleck bei . Alle Fotos: H. Offenbacher, Graz. Helmut OFFENBACHER

Das südliche und mittlere Burgen­ Früh am Morgen des 25. Mai setzte „Hydrogrossular” - ihm zu liebe land ist, obwohl es an den Alpen nur sich der fast vollbesetzte Reisebus waren wohl viele gekommen. Für wenig Anteil hat, mineralogisch der Firma Ofner in Richtung Granatsammler war dies eine einma­ gesehen recht interessant. Für die Güssing in Bewegung. In Tobaj, lige Gelegenheit, diesen speziellen paläontologisch Interessierten gibt es unserem ersten Exkursionsziel, Kalktongranat nicht nur zu suchen, eine Reihe von guten Aufschlüssen, konnten wir jene Gäste begrüßen, sondern auch in netten Stufen aufzu­ die einen schönen Einblick in die die mit privatem Pkw aus Wien und sammeln. marinen Ablagerungen des Tertiär Niederösterreich angereist waren. „Edelserpentin”, ein feinkristalliner ermöglichen. Bezüglich Mineralogie Eine Familie aus Graz, die gerade im 14-Ängström-Chlorit, der im hatte das südliche und mittlere Bur­ Burgenland urlaubte, gesellte sich Serpentingestein gangartige Partien, genland bis in die jüngere Vergan­ ebenfalls zu uns. Linsen und Abquetschungen bildet, genheit immer wieder von sich hören Das Wetter war prächtig und es konnte in allen Farbschattierungen lassen. Schöne Antimonitstufen vom dauerte nicht lange, da begann auch von dunkelgrün bis hellgraugrün erst kürzlich heimgesagten Antimon­ schon kräftiges Hämmern und gefunden werden. Chrysotil und bergbau bei Schlaining sind begehrte Graben im Bereich der Halde unter Antigorit in schönen fasrig stänge- Sammelstücke. Viel besucht waren der Tuffwand des Tobajer Kogels ligen Aggregaten, aber auch in Form die Fundstellen unweit Rumpersdorf, (Abb.l). Eine doppelfaustgroße saftig grüner, mit Harnischpolituren , Bernstein und Csater- Olivinbombe, sowie ein apfelgroßer versehener Gangfüllungen, die Ser­ berg bei , sowie der Tuff­ Hornblendeauswürfling waren bald pentinknauer zu umfließen scheinen, schlot von Tobaj bei Güssing. gefunden und so kannte der Enthu­ konnten reichlich aufgelesen werden. Beim Nachdenken über mögliche siasmus keine Grenzen mehr. Die Im oberen Bruchteil waren große Exkursionsziele für das Jahr 2003, Fundchancen für die zumeist mit Blöcke gelagert, die im wesentlichen fiel uns gerade dieser, mittlerweile einer Basalt-Schmelzrinde umman­ aus hellem Edelserpentin und schlie­ wenig besammelte Teil unserer telten paragasitischen Hornblende­ rig bis lagig beigemengten, beige Heimat ein. Bereits im Herbst 2001 kristalle waren gerade im Blockwerk gefärbten Granatfelspartien bestan­ fand anlässlich der Herbstfachtagung der Haldenbasis nahe der stark ver­ den (Abb. 2). In den Bereichen des der Erdwissenschaftlichen Referate wachsenen Bruchsohle gut und es Gesteins, wo der Hydrogrossular bis am Landesmuseum Joanneum, des dauerte nicht lange, da hatte jeder mehrere Zentimeter breite Lagen Joanneum-Vereins und der Öster­ einige Stücke davon im Rucksack. bildet, traf man ihn sowohl in Form reichischen Mineralogischen Gesell­ Die Olivinbomben waren weit selte­ kantengerundeter, rhombendode- schaft eine Exkursion statt, die Tobaj ner anzutreffen, auch sind sie stets kaedrischer Kristalle als auch als und Bernstein zum Ziel hatte. Die feinkörniger als jene von Kapfenstein hypidiomorphe Körner von knapp an sich guten Fundchancen beweg­ und vor allem ausnahmslos korro­ 1 Zentimeter Größe an (s. Abb.4). ten uns dazu, diese beiden Fundge­ diert. Nach knapp 2-stündigem Die Hydrogrossulare sind, wenn sie biete in Kombination mit Fossil­ Klopfen und Graben verließen wir kristallographisch gut ausgebildet fundstellen in den Sandgruben rund Tobaj in Richtung Bernstein. Ziel sind, durchscheinend beige gefärbt. um Wiesfleck bei Pinkafeld in unser war der wenige Kilometer östlich Zwischen den Kristallen befindet Exkursionsprogramm aufzunehmen. von Bernstein gelegene Bienen­ sich als Zwickelfüllung nicht selten hüttensteinbruch, von dem wir grobkristalliner bis blättriger, hell uns einige Hydrogrossularfunde graugrüner Klinochlor. An den hier erhofften. gelagerten Gesteinsbrocken konnte

44 DER STEIRISCHE MINERALOG ©Vereinigung Steirischer Mineralien- und Fossiliensammler; download www.zobodat.at

Abb. 1: An einem Stand der norischen Mineralienbörse in Knappenberg wurden unter anderem bizarre Eisenblüten vom Steirischen Erzberg angeboten. Foto: H. Offenbacher, Graz.

Abb. 4: Hydrogrossular vom Bienenhütten­ steinbruch östlich Bernstein. Der gut ausgebildete rhombendodekaedrische Kristall hat einen FAHRT NACH Durchmesser von knapp 1 cm. Fund und Foto: H. Offenbacher, Graz. KNAPPENBERG IN KÄRNTEN.

Helmut OFFENBACHER man auch sehr schön erkennen, dass von Clypeaster, konnte in Hangen­ Am 6. Juli 2003 fand die mittler­ der dichte „Edelserpentin” zu den den (Leithakalkhorizont) der nörd­ weile schon zur Tradition gewordene Granatfelslagen hin eine deutlich lichsten Sandgrube massenhaft Fahrt zur Norischen Mineralienbörse grobblättrige Struktur annimmt. Austernschill sowie diesen über­ in Knappenberg statt. 18 Teilnehmer Sowohl in den durch die Korngren­ lagernd, ein Korallenstockhorizont fuhren in den Morgenstunden mit zen der einzelnen Granatkristalle angetroffen werden (Abb.3). Von dem Bus der Fa. Ofner über die Pack vorgegebenen Rissen, als auch auf den opalisierten, oder besser gesagt in Richtung Hüttenberg. In Knap­ den Harnischflächen des „Edelser­ verkieselten Korallenresten, die hier penberg stießen noch 6 Gäste und pentin”, lassen sich immer wieder noch vor wenigen Jahren angetroffen Dr. Josef MÖRTL zu uns. Sepp Manganoxid-Dendriten beobachten. werden konnten, war nichts mehr zu hatte uns zugesagt, mit uns im Neben dem reichhaltigen Auftreten finden. Anschluss an den Börsenbesuch eine von Hydrogrossular und „Edel­ montanhistorische Wanderung auf Es war eine erfolgreiche Exkursions­ serpentin” hatte der Bruch auch dem den Hüttenberger Erzberg zu fahrt, bei der wohl jedem der Teil­ zoologisch Interessierten einiges zu machen. Nach kurzer Lagebespre­ nehmer etwas geboten werden bieten. Neben Blindschleichen und chung stand der Tagesplan fest. konnte. Hornblende und Olivin­ Eidechsen konnten in zahlreichen Auf Grund des schönen Wetters bomben, Hydrogrossular in bis zu Tümpeln und Biotopen auch Gelb­ waren außer dem Besuch der Börse, mehreren Kilogramm schweren Mas­ bauchunken, Gras- und Laubfrösche eine mineralogische Exkursion zur sen, gut gefärbter „Edelserpentin”, sowie Molche und, was für diese Jah­ Alberthalde, eine montanhistorische der eine oder andere interessante reszeit nicht verwunderlich war, jede Wanderung vom Andreaskreuz über und gut erhaltene Steinkern und Menge Kaulquappen beobachtet wer­ das Rudolfskreuz zurück zum Schau­ ein wirklich netter Clypeaster-Fund den. Dieser Umstand erfreute vor stollen sowie abschließend das Auf­ waren die Highlights dieses Sonn­ allem unsere jungen Teilnehmer, die lesen von „versteinerten Linsen” in tags. Vielseitig waren auch die land­ sich im Bereich der Feuchtbiotope Guttaring am Programm. schaftlichen Eindrücke, die uns das auf Entdeckungsreise begaben. frühsommerliche Burgenland bei Die Börse selbst lief im gewohnten Nach ausgiebiger Labung im Restau­ prächtigem Wetter bieten konnte. Rahmen ab, bot sowohl bei heimi­ rant Pannonia in Bernstein und dem scher, als auch internationaler Ware Besuch der Verkaufsausstellung beim ANSCHRIFT DES VERFASSERS: viel Abwechslung. Bei einem Stand Felsenmuseum fuhren wir in Rich­ Helmut OFFENBACHER wurden recht bizarre Eisenblüten tung Pinkafeld, wo wir unter der Prokesch Ostengasse 8 vom Steirischen Erzberg angeboten Führung von Hartmut HIDEN den A 8020 Graz (Abb.l). Recht interessante Mineral­ Sandgruben um Wiesfleck einen stufen aus Namibia, Brasilien, Russ­ Besuch abstatteten. land und China durften natürlich nicht fehlen, und natürlich gab es Im Bereich dieser Aufschlüsse treten auch die eine oder andere Seltenheit gering mächtige, den Sanden auflie­ aus der Umgebung von Hüttenberg gende Nulliporenkalke auf, die den zu erstehen. fossilen Rest einer Flachmeerbildung darstellen und stellenweise reich an Nach eingehendem Gustieren des für diese Formation typischen Fossi­ Dargebotenen begaben wir uns zur lien ist. Neben einer Reihe von Alberthalde (Abb. 4), wo man ent­ Molluskensteinkernen und Resten sprechend dem Kärntner Natur-

DER STEIRISCHE MINERALOG 45