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MA-Verlag Elektronische Zeitung Schattenblick Donnerstag, 13. November 2014

BÜRGER / REPORT Aufbruchtage -

Aufbruchtage - globalisierungs- und kapitalismusfreie Demokratie Gartenbrot und Schrebernot ... Kollektiver urbaner Landbau als Radikal­ökologische Demokratie ­ ein Zukunftsentwurf aus Indien soziale Bewegung Workshop an der Universität Leipzig Referat von Ashish Kothari am 4.9.2014 an der Universität Leipzig am 4. September 2014 "Ist ein solidarisches Eßverhalten möglich?" Die im Diskussionswork- shop der Referentin Elisabeth Mey- er-Renschhausen im Rahmen der In- ternationalen Degrowth-Konferenz am 4. September in Leipzig aufge- worfene Frage hätte zeitgemäßer nicht sein können ... (Seite 7)

Kooperationspartner / IPS

S. 5 POLITIK - KRIEG: Pakistan - Zivilisten im Norden in der Schus- slinie von Extremisten und Armee (IPS) S. 17 POLITIK - WIRTSCHAFT: Rückschlag für Transpazifisches Partnerschaftsabkommen - Erneut Frist verfehlt (IPS) zu tun sei, vertraut machten. Das ur- S. 22 UMWELT - INTERNATIO- Ashish Kothari Foto: © 2014 by Schattenblick sprünglich aus den Andenstaaten NALES: Warum die G20-Staaten stammende Prinzip "Buen Vivir" läßt den Klimawandel subventionieren "Buen vivir and radical ecological sich mit einem "guten Leben" nur (IPS) democracy" (Gutes Leben und radi- unzureichend übersetzen und hat mit kal-ökologische Demokratie) - unter Vorstellungen eines individualisier- diesem Titel fand auf der 4. Interna- ten Wohlstands wenig bis nichts ge- SPORT / BOXEN tionalen Degrowth-Konferenz in mein. Mit dem ursprünglich aus den Leipzig eine wissenschaftliche Dis- indigenen Sprachen Boliviens und kussionsveranstaltung statt mit Wis- Ecuadors stammenden Begriff "Buen Geburt einer neuen Ära im Halb- senschaftlern aus Ländern des globa- Vivir" wird eine fundamentale Ab- schwergewicht len Südens, die den überwiegend aus kehr westlich geprägter Wirtschafts- Sergei Kowaljow fehlt nur noch Ste­ dem Norden stammenden Konfe- konzepte verbunden; er gilt, wie Ka- vensons Gürtel renzteilnehmenden die Klimawan- rin Gabbert, die Leiterin des Refera- (SB) ­ Mit seinem klaren Punktsieg delproblematik aus ihrer Sicht nahe- tes Lateinamerika der Rosa-Luxem- über Bernard Hopkins hat Sergei brachten und mit dem Stand der For- burg-Stiftung es formulierte, als "ge- Kowaljow am vergangenen ... (S. 24) schung in Hinsicht auf die Frage, was genhegemoniales Denken" [1]. Elektronische Zeitung Schattenblick

Durch die Ablehnung des weltweit Dem nachfolgenden Bericht über besagt, daß 42 Prozent der Kinder vorherrschenden Wachstumszwangs dieses Referat sei an dieser Stelle ein unterernährt sind, weitere 17 Prozent und der Frage nach einem funda- kleiner Exkurs über die soziale, öko- sind infolge der Mangelernährung in mental anderen Leben, was völlig logische und politische Situation In- ihrer Entwicklung zurückgeblieben. neue Formen von Produktion und diens vorangestellt, um - was dem Der von der indischen Regierung in Konsumtion, von Verteilung und Ei- Referenten angesichts der Kürze der Auftrag gegebenen Nationalen Stu- gentum, Ge- und Verbrauch ein- ihm zur Verfügung stehenden Zeit si- die zur Familiengesundheit (Natio- schließen würde, besteht eine starke cherlich nicht möglich war - hiesigen nal Family Health Survey) zufolge Verwandtschaft zu dem Degrowth- Interessierten ggf. das Verständnis ist die Hälfte aller Todesfälle von Konzept, das in zunehmendem Ma- dafür zu erleichtern, wie brandaktu- Kindern unter 5 Jahren auf Mange- ße in vielen Regionen der Welt von ell in einem Land wie Indien heute lernährung zurückzuführen. Pro Jahr Aktivistinnen und Aktivisten, kriti- schon die Fragen des Klimawandels verhungern in Indien eine halbe Mil- schen Wissenschaftlerinnen und sind. lion Kinder. Die verheerenden Aus- Wissenschaftlern aufgegriffen und wirkungen des Hungers auf die Ge- im wechselseitigen Austausch wei- sundheit der Erwachsenen sind terzuentwickeln versucht wird. Viel- Menschen in Not - Armut, Hunger, ebenfalls bekannt. Nach Angaben fach wurde auf der Leipziger De- Überschwemmungen und Dürren des Nationalen Büros zur Kontrolle growth-Konferenz in Vorträgen, Re- in Indien der Ernährungssituation (National feraten, Arbeitsgruppen und Diskus- Nutrition Monitoring Bureau - sionen auf "Buen Vivir" Bezug ge- Einer Studie des "Intergovernmental NNMB) wurden bei 55 Prozent der nommen. Dieses aus amerikanischen Panel on Climate Change" [2] zufol- Männer und 70 Prozent der Frauen Kulturen stammende Prinzip ist ge gehört Indien zu den 50 durch den Anämie (Blutarmut) sowie ein er- nicht der einzige Impuls aus den Klimawandel besonders gefährdeten heblicher Mangel an Vitaminen, Mi- Ländern des globalen Südens zu der Staaten. Den Prognosen zufolge neral- und weiteren wichtigen Nähr- weltweiten Debatte darüber, wie dem werden sich die Wasserressourcen stoffen nachgewiesen, 35 Prozent der Wachstumsdiktat mit Blick auf die Indiens noch mehr verknappen als Bevölkerung Indiens gelten als un- Abwendung der drohenden Klima- sie es jetzt schon sind, die nutzbaren tergewichtig. katastrophen beizukommen ist. Ackerflächen werden weiter zurück- gehen mit der Folge zusätzlicher Weltweit gehört Indien zu den weni- In Indien arbeiten Umweltschütze- Einschränkungen der landwirtschaft- gen Staaten, die ein Wirtschafts- rinnen und -schützer schon seit ge- lichen Produktion, wodurch die Nah- wachstum aufweisen. Müßte dann raumer Zeit an der Idee einer "radi- rungssicherheit für Millionen Men- nicht, wenn das Wachstumsverspre- kal-ökologischen Demokratie". Um schen gefährdet wird. Angesichts des chen auch nur einen Funken Sub- sie einer breiteren interessierten Öf- Hungers, der heute schon in vielen stanz hätte, eine Verringerung des fentlichkeit bekanntzumachen, wozu Teilen Indiens herrscht, kann von ei- Hungers und gravierenden Nah- die Leipziger Konferenz eine will- ner ausreichenden Versorgung der rungsmangels festzustellen sein? kommene Gelegenheit bot, war der 1,2 Milliarden Menschen zählenden Tatsächlich haben sich die im ver- indische Soziologe Ashish Kothari Bevölkerung ohnehin nicht die Rede gangenen Jahr von der Regierung per nach Deutschland gekommen. Schon sein. Wie einer Publikation der Bun- Gesetz ergriffenen Maßnahmen zur in den 1990er Jahren hatte er Um- deszentrale für politische Bildung zu Gewährleistung der Ernährungssi- welttechnik am Indischen Institut für entnehmen ist, leben große Teile der cherheit als weitgehend wirkungslos Öffentliche Verwaltung unterrichtet, indischen Bevölkerung ohne Aus- erwiesen, das Sozialsystem Indiens als Gastdozent war er an vielen Uni- sicht auf Verbesserungen in bitterster gilt als repressiv, da es die Menschen versitäten, Instituten und For- Armut, der wirtschaftliche Auf- der untersten Schichten bzw. Kasten schungskollegs tätig. Kothari ist schwung habe ihre Not vielfach so- benachteiligt. Immer mehr Klein- Gründungsmitglied der indischen gar noch verstärkt. [3] bauern verlieren ihr Land, ein vor- Umweltgruppe Kalpavriksh und ist geblich zu ihrem Schutz erlassenes im Vorstand von Greenpeace Interna- Einem UN-Bericht zur menschlichen Gesetz (Forest Rights Act) erbrachte tional India aktiv, er hat über 30 Bü- Entwicklung von 2013 zufolge leben nicht die versprochene Wirkung. cher verfaßt oder herausgegeben. Ra- 28,6 Prozent der indischen Bevölke- dikal-ökologische Demokratie ist rung in extremer Armut, weitere 16,4 Diese Realität Indiens wird durch die sein aktueller Arbeitsschwerpunkt, Prozent gelten als armutsgefährdet - Folgen des Klimawandels noch ver- zu diesem Thema sprach er am 4. das sind rund 540 Millionen Men- schärft, und zwar nicht erst morgen, September an der Leipziger Univer- schen. Eine im Jahre 2012 von der sondern schon heute. Anläßlich der sität in der Veranstaltung "Buen vivir regierungsunabhängigen Nandi UN-Klimakonferenz, die am 23. and radical ecological democracy". Foundation veröffentlichte Studie September in New York begonnen

Seite 2 www.schattenblick.de Do, 13. November 2014 Elektronische Zeitung Schattenblick hatte, war in Neu-Dehli für die Ret- Bis heute machen Vertreter des Hin­ nen seiner BJP ein Einreiseverbot tung des Planeten demonstriert und dunationalismus kein Hehl aus ihrer verhängt. von der indischen Regierung ein Bewunderung für Mussolini und Hit­ schnelles und umsichtiges Handeln ler. Sie sind zudem getrieben von der Nach den ersten hundert Tagen der gefordert worden. Der im Mai neu- Idee, eine Hindu­Nation zu schaffen, Regierung Modi äußerte Ashish gewählte indische Regierungschef die sich von der 1947 in die staatli­ Kothari deutliche Kritik. Diese hun- Narendra Modi ließ sich auf dem che Unabhängigkeit entlassenen sä­ dert Tage hätten Indien dem ökolo- Klimagipfel von Umweltminister kularen und demokratischen Repu­ gischen und sozialen Selbstmord Prakash Javedekar vertreten. An ih- blik Indien unterscheidet. Ein Ver­ nähergebracht, so seine am 27. Sep- rer Marschroute ließ die neue hindu- such, den Weg in diese Richtung zu tember veröffentlichte Einschät- nationalistische Regierung keinen ebnen, war die Ermordung Mahatma zung. Der Umweltwissenschaftler Zweifel, hatte sie doch erklärt, die Gandhis am 30. Januar 1948 durch begründete dies mit einem systema- wirtschaftliche Entwicklung des einen Hindunationalisten. Gandhi tischen und breitangelegten Angriff Landes sei wichtiger als der Um- galt als Mann des Friedens und der der neuen Regierung auf dem weltschutzaspekt. Am Wachstums- Gewaltfreiheit. Schutz der Umwelt gewidmete Ge- konzept wird sie rigoros festhalten, setze, Vereinbarungen und Institu- ungeachtet der katastrophalen Er- Am 9. September stattete Bun- tionen, weitere Maßnahmen dieser nährungslage der indischen Bevöl- desaußenminister Frank-Walter Art würden noch folgen. Kothari kerung und der absehbaren Folgen Steinmeier Indien einen Besuch ab zufolge gehen die indische Zentral- des Klimawandels. Auf der Klima- mit dem Ziel, die Beziehungen regierung wie auch die der Einzel- kundgebung in Delhi hatten Überle- Deutschlands zu dem Land, das zu staaten auf mehreren Ebenen gezielt bende der Überflutungen in Jammu China in Rivalität steht, zu intensi- gegen Nichtregierungsorganisatio- und Kaschmir gesprochen, die noch vieren. Das wirtschaftliche Interes- nen vor, die sich für soziale oder völlig unter den Eindruck des Erleb- se lag in der Sicherung neuer Ab- Umwelt-Belange engagieren. [5] ten standen. Wie 80.000 ihrer Lands- leute hatten sie alles verloren durch eine Wasserwalze, die 2500 Dörfer vernichtete. Die indische Menschen- rechtsaktivistin Vandana Shiva kriti- sierte Politik und Medien, weil Über- flutungen, Erdrutsche und ähnliches als "Naturkatastrophen" bagatelli- siert werden, obwohl sie von Men- schen gemacht sind, die im Namen der wirtschaftlichen Entwicklung Raubbau an der Natur betreiben.

Doch Indien "brennt" nicht nur in so- zialer wie ökologischer Hinsicht. Nach den Parlamentswahlen im Mai übernahm mit der Indischen Volks- vereinigung (Bharatiya Jana Sangh, BJS) eine Partei die Regierung, die als politischer Arm der hindunatio- nalistischen Bewegung gilt, in der die Bundeszentrale für politische satzmärkte für deutsche Unterneh- Von Indien lernen ... Bildung eine Gefahr für die Demo- men, außen- wie militärpolitisch Foto: 2014 by Schattenblick kratie Indiens zu sehen scheint [4]: zielt die von Berlin verfolgte Poli- tik auf eine Einbindung Indiens in Es lässt sich also festhalten, dass der das westliche Bündnis ab. 2002 hat- Radikal-ökologische Demokratie - Hindunationalismus ­ der sich in den ten die USA und die EU im Zusam- ein Vorschlag aus Indien für eine 30er und 40er Jahren stark am euro­ menhang mit Pogromen in dem da- nachhaltige und sozialgerechte päischen Faschismus und National­ mals von ihm regierten Bundesstaat Zukunft sozialismus orientierte ­ keineswegs Gujarat gegen den jetzigen Mini- auf einer friedfertigen Philosophie sterpräsidenten Narendra Modi we- Unter dem Titel "Churning the aufbaut. gen der antimuslimischen Positio- Earth" [6] hat Ashish Kothari ge-

Do, 13. November 2014 www.schattenblick.de Seite 3 Elektronische Zeitung Schattenblick meinsam mit dem indischen Um- eine neue Politik, sprich ein Modell dann auf größere Kreise einwirke. weltökonom Aseem Shrivastava ein direkter und radikaler Demokratie. Dies wäre eine "eingebettete" De- Buch veröffentlicht, in dem sie das Um ein Beispiel zu geben, schilder- mokratie, in der die Delegierten und vorherrschende Wachstums- wie te der Referent ein Dorf in Zentralin- Repräsentanten zwar wichtig, aber auch das Entwicklungskonzept glei- dien, in dem die Menschen sagen: den Menschen vor Ort verpflichtet chermaßen kritisieren und einen Vor- "Unsere Regierung ist die in Mum- seien, was durch das Recht auf Wi- schlag für eine radikal-ökologische bai, die wir gewählt haben, aber bei derruf und Beteiligung, öffentliche Demokratie in Indien unterbreiten. uns im Dorf sind wir die Regierung. Anhörungen, Bürgerbegehren und Dies war auch die Qintessenz von Niemand außer uns trifft hier eine dergleichen mehr gewährleistet wer- Kotharis auf der Leipziger Degrow- Entscheidung." Das gilt auch für de. th-Konferenz gehaltenem Referat Maßnahmen, die von einer Regie- unter dem Titel: "Radical Ecological rungsstelle beschlossen wurden und Die gegenwärtige Form der soge- Democracy: A South Asian Quest for das Dorf betreffen: Ohne Zustim- nannten Demokratie würde dadurch a Sustainable and Equitable Future" mung der Dorfversammlung sind sie vollkommen umgekrempelt werden. (Radikal-ökologische Demokratie - nicht gültig. Das funktioniert schon Ashish Kothari wies darauf hin, daß Erkenntnisse aus Indien für eine seit 30 Jahren so. Die Dorfversamm- ein solches direktdemokratisches nachhaltige und gleichberechtigte lung besteht aus allen Menschen, die Politikverständnis die derzeitigen Welt). in dem Ort leben, auch den Frauen politischen Machtverhältnisse her- und Kindern. Alle Entscheidungen ausfordern würde. Bei der Suche Für Ashish Kothari beinhalten die werden gemeinsam getroffen. nach einer in sozialer, kultureller wie Begriffe "Entwicklung" bzw. "Glo- ökologischer Hinsicht verantwor- balisierung" zwei Aspekte. Der eine Die Dorfversammlung stellt auch si- tungsbewußteren Regierungsform betrifft den Widerstand gegen die ge- cher, daß sie über die erforderlichen stelle sich die Frage, ob die beste- genwärtig vorherrschenden Ideolo- Informationen verfügt, um eine be- henden nationalstaatlichen Grenzen gien und Prozesse, durch den wir uns stimmte Entscheidung treffen zu überhaupt noch einen Sinn ergäben. den Raum und die Zeit verschaffen können. Dazu wird auf das eigene Sollten wir uns vom Konzept des können, um Alternativen, die den Wissen, die Traditionen vor Ort Nationalstaats verabschieden und zweiten Aspekt darstellten, zu erar- ebenso zurückgegriffen wie auf aus- darüber nachdenken, wie Entschei- beiten und aufzubauen. Es gäbe be- wärtige Experten, die eigens zu sol- dungen getroffen werden könnten reits viele Initiativen, die sich für die chen Zwecken eingeladen werden. In unter Berücksichtigung der Belange Erfüllung der Grundbedürfnisse en- dem genannten Dorf war es in den der vielen verschiedenen Völker, ih- gagierten. Er habe von ihnen lernen zurückliegenden Jahren auf diese rer Kultur und Herkunft? und ihre Arbeit dokumentieren kön- Weise gelungen, die Kontrolle über nen. Bei ihnen handelt es sich um einen großen Teil des umliegenden Die zweite Zutat für eine radikal- Gemeinschaften, die sagen: "Wir ha- Waldes vollständig zurückzugewin- ökologische Demokratie jenseits von ben lange genug gewartet, daß die nen und damit ein Kapitel kolonialer Entwicklung und Wachstum betrifft Regierung bzw. die Konzerne ihre Geschichte endgültig abzuschließen. die Wirtschaft. Kothari stellte Versprechen erfüllen, was sie - in den Jetzt befindet sich der 1800 Hektar "Earthshastra", eine Wortzusam- allermeisten Fällen - jedoch nicht große Wald in der Hand der kleinen menfügung aus Englisch und Hindi, tun. Deshalb werden wir selber ak- Gemeinschaft, die nun durch eine vor, was so viel wie "economics of tiv, fordern aber zugleich unsere Re- nachhaltige Bambus-Ernte für sich permanence" (auf deutsch in etwa: gierung auf, ihrer Verantwortung Geld verdienen kann. Über 10 Mil- dauerhafte Wirtschaft) bedeute, wie nachzukommen." Zu den Grundbe- lionen Rupien konnten eingenom- J. C. Kumarappa, ein als antiimpe- dürfnissen der Menschen gehört men und in einen Fonds eingezahlt rialistisch geltender indischer Öko- nicht allein die Versorgung mit werden, der dafür benutzt wird, die nom, der in den 1930er Jahren eng Trinkwasser und Nahrungsmitteln Ernährungs-, Wasser- und Energie- mit Mahatma Ghandi zusammenge- sowie ein Dach über dem Kopf und versorgung für alle sicherzustellen. arbeitet hatte, es formulierte. Kotha- medizinische Hilfe, sondern auch die ri erläuterte diese Idee einer neuen Möglichkeit zu lernen, die Stimme Von diesem Dorf ausgehend forder- Wirtschaft am Beispiel einer Textil- zu erheben und sich an politischen te der Referent die Zuhörenden auf, kooperative in Westindien. Mehrere Entscheidungen zu beteiligen. sich viele weitere Beispiele einer tausend Frauen haben eine Produkti- neuen Politik in Indien, aber auch onsfirma gegründet und in gewissem Da in Indien Essen sehr wichtig sei, weltweit vorzustellen, von einer di- Ausmaß die Kontrolle über den lo- habe er seinen Vorschlag in Form ei- rekten Demokratie, bei der die Macht kalen Markt übernommen. Die Ent- nes Rezeptes aufbereitet, so Kothari. von ländlichen wie städtischen Gras- scheidungen, beispielsweise über das Die erste und wichtigste Zutat wäre wurzel-Gemeinschaften ausgehe und Einkommen, das die Frauen erzielen,

Seite 4 www.schattenblick.de Do, 13. November 2014 Elektronische Zeitung Schattenblick werden demokratisch getroffen, d.h. seine Auffassung, daß die wirtschaft- einen gleichermaßen wirtschaftli- alle bekommen den gleichen Ver- liche von der sozialen Frage nicht zu chen, sozialen und politischen Wan- dienst. Viele Dörfer in Indien, die trennen sei. del. Auf diesem Weg entsteht eine teilweise schon halb verlassen wa- sozial gerechtere Gesellschaft. Als ren, haben sich aus eigener Kraft In Südindien gibt es eine von Klein- dritte Zutat benannte der Referent wieder aufgebaut, indem sie die lo- bäuerinnen aus rund 80 Dörfern ge- Gleichberechtigung zwischen Klas- kale, traditionelle Ökonomie wieder- bildete Kooperative, die kollektive sen, Kasten, den Geschlechtern und belebt oder auch neue Kooperativen Formen des Anbaus und der Nutzung verschiedenen ethnischen Gruppen, gebildet haben. von Ressourcen entwickelt und die den als behindert oder nicht behin- traditionelle Vielfalt des Saatguts dert geltenden Menschen sowie auch Die Landflucht konnte dadurch wiederentdeckt hat. In Abstimmung im Verhältnis zwischen den Men- schon vermindert oder sogar ge- mit den Konsumenten wird dort bio- schen und der übrigen Natur. Wissen stoppt werden. Die Migration vom logischer Anbau betrieben. Es ist ge- bzw. Bildung stellen Kotharis Dar- Land in die Stadt ist ein weltweites lungen, Land für die Bäuerinnen zu stellung zufolge die vierte und letzte Phänomen, es könne dazu kommen, erstreiten und in den Dörfern ein Zutat dar, wobei die Vielfalt sehr daß die meisten Menschen in Mega- Verteilungssystem zu schaffen, das wichtig sei. Den Kindern seien bis- cities leben. Die Beispiele aus Indi- auch arme Menschen mit relativ lang völlig falsche Dinge beige- en zeigen, daß diese Entwicklung preisgünstigen Nahrungsmitteln ver- bracht worden; sie lernten, daß "ich", nicht unvermeidlich ist. In den Dör- sorgt. Diese Kooperative hat einen "ich" und "meins" wichtig seien. fern können Lebensverhältnisse ge- umfassenden Wandel herbeigeführt Doch es gäbe bereits Beispiele dafür, schaffen werden, die das Wegziehen und die dörfliche Wirtschaft und Ge- wie versucht werde, daran etwas zu aus Gründen der Not reduzieren. Es meinschaft wiederbelebt. Der Status ändern und ein Denken und Handeln gibt sogar schon Dörfer, in die die dieser Bäuerinnen als Dalits, wie die im Kollektiv voranzubringen - Dor- Menschen aus den Städten zurück- sogenannten Unberührbaren und am fälteste beispielsweise, die die Kin- kehren, weil sie dort jetzt wirtschaft- meisten unterdrückten Menschen in der mit den Geschöpfen und Pflan- liche Optionen vorfinden, die ihnen der indischen Gesellschaft genannt zen des Waldes vertraut machten. ein Leben in Würde ermöglichen. werden, hat sich fundamental verän- Forschung und Technologie sollten Die neue Art zu wirtschaften bein- dert. Die Frauen dieser Kooperative auf demokratische Weise betrieben haltet eine Regionalisierung der Pro- sind inzwischen sogar Filmemache- werden, indem das Wissen allen zur duktion und, was die Grundbedürf- rinnen, sie betreiben ein Gemein- Verfügung gestellt und nicht mono- nisse betrifft, eine Selbstversorgung schaftsradio und unterhalten eigene polisiert werde. Auch dafür gäbe es in Eigenverantwortung, wobei in ei- Schulen. in Indien schon viele Beispiele. nem kollektiven Prozeß die Kontrol- le über Produktion und Konsumtion Es geht also nicht nur um eine nach- Keine Alternative ohne Widerstand übernommen werde. Dies habe zur haltige Landwirtschaft, sondern Foto: 2014 by Schattenblick Folge, daß wir alle an dem einen oder anderen Punkt gleichermaßen Kon- sumenten und Produzenten - also Prosumenten - werden.

Bei der neuen Wirtschaft gehe es auch um eine Demonetarisierung, was nicht bedeutet, Geld komplett abzuschaffen, aber seinen hegemo- nialen Auswirkungen entgegenzutre- ten. Dabei werde mehr Gewicht auf lokale Tauschsysteme und -währun- gen gelegt sowie auf Formen des Teilens und Bekümmerns, die nicht auf Geld beruhten. Selbstverständ- lich müßten auch die ökologischen Grenzen der Erde berücksichtigt werden. Mit dem Zitat "Wenn Men- schen hungern müssen, fehlt es nicht an Lebensmitteln, sondern an Ge- rechtigkeit" unterstrich der Referent

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Damit wären die Zutaten für "Eco- sung vieler Kollegen überein, daß würde. Dem stünde eine andere Ent- swaraj", das indische Wort für eine wir Wachstum bräuchten, so Kotha- wicklungsoption gegenüber, die ei- radikale und ökologische Demokra- ri. Es müsse eine eigenes Vokabular ne 5000jährige Geschichte aufwei- tie, beisammen, es fehlten nur noch entwickelt werden, wofür es bereits se. Auf einem Markt in Leipzig ha- die Gewürze. Radikal bedeutet nicht, eine Vielzahl konzeptioneller Vor- be er Mangos aus Indien gesehen. extrem zu sein, sondern zu den Wur- schläge und Begriffe gäbe wie zum Ein solcher Austausch, auch in kul- zeln zu gehen, und so drehe sich im Beispiel "post-growth" (Post-Wachs- tureller Hinsicht, sei doch phanta- Grunde alles darum, die Kontrolle tum) oder auch "a-growth" (Nicht- stisch, so Kothari. Die große Frage über die politische Entscheidungs- Wachstum), wie es der französische sei, wie wir die finanzregierte Glo- findung zu gewinnen und auf eine Ökonom und Philosoph Serge La- balisierung verändern und aus dem, ökologisch vernünftige und sozial touche, einer der Vorreiter von De- was wir im einzelnen bereits täten, gerechte Weise auszuüben. Anstelle growth, formulierte. Wichtig wäre eine so große politische Masse her- einer Regierung oder eines Unter- auch, erklärte Kothari, nicht um De- stellen können, daß eine breitere nehmens sollte die kollektive Ge- growth zu bitten und über alternati- Transformation ermöglicht und eine meinschaft im Mittelpunkt stehen. ve Wege zu einem "Eco-swaraj" bzw. andere Globalisierung wahr werden Die noch fehlenden "Gewürze" ver- dem "Guten Leben" zu sprechen. Je könne. ortete der Referent überall dort, wo Menschen anfingen, sich miteinan- der zu vernetzen und Werte bzw. Prinzipien wie die radikal-ökologi- sche Demokratie oder Degrowth, vielleicht auch noch etwas ganz an- deres aus einem noch anderen Teil der Welt, zu verfolgen.

Für Ashish Kothari besteht die wirk- mächtigste Idee in der weltweiten Verbindung all dieser Ansätze, die zwar aus den unterschiedlichsten ideologischen, ökologischen und po- litischen Zusammenhängen stamm- ten, aber gemein hätten, eine ganz- heitliche Transformation in Sachen Nachhaltigkeit, Gleichheit und Ge- rechtigkeit anzustreben, ohne sich mit einer grüngefärbten Ökonomie abspeisen zu lassen oder das bisheri- ge System zu akzeptieren. Wir nachdem, wie die Bedürfnisse des Credo einer Konferenz ­ bräuchten einen fundamentalen Menschen definiert werden, könne Aktionsdemo am 6. September 2014 Wandel über alle Grenzen zwischen dies aus Wachstum oder Degrowth in Leipzig rot und grün, Tradition und Moder- resultieren. Der indische Umwelt- Foto: © 2014 by Schattenblick ne, dem globalen Süden und dem wissenschaftler schlug einen Dialog Norden, zwischen Vernunft und Spi- über die unterschiedlichen Ansätze ritualität, zwischen indigenen und inklusive der Frage vor, ob es einen Anmerkungen: anderen Völkern hinweg. Bei einem Staat geben und wie er beschaffen solchen Dialog dürfe nicht außer sein sollte. Wer diesen gesellschaft- [1] Buen Vivir. Das Gute Leben jen- acht gelassen werden, daß es auch lichen Diskurs anführen würde, ob seits von Entwicklung und Wachs- gravierende Unterschiede gibt wie politische Aktivisten, Bürgerinitiati- tum. Von Eduardo Gudynas in einer die geradezu generalstabsmäßige ven, etablierte Parteien, Gewerk- Übersetzung von Birte Pedersen und Ausplünderung des Südens. schaften oder Wissenschaftler, ließ er Miriam Lang. Als Broschüre in der offen. Reihe "Analysen" der Rosa Luxem- Das sei auch der Grund, warum die burg Stiftung erschienen. Idee von Degrowth in den Ländern Der Referent erklärte, daß er die des globalen Südens keine nennens- Globalisierung nicht generell, son- [2] Das Intergovernmental Panel on werte Resonanz finden werde. Er dern in ihrer privatisierten, von der Climate Change (IPCC) ist die welt- selbst stimme nicht mit der Auffas- Finanzwelt regierten Form ablehnen weit führende internationale Einrich-

Seite 6 www.schattenblick.de Do, 13. November 2014 Elektronische Zeitung Schattenblick tung für die Beobachtung des Klima- wandels. Sie wurde 1988 vom Um- BÜRGER UND GESELLSCHAFT / REPORT / BERICHT weltprogramm der Vereinten Natio- nen (UNEP) und der Weltorganisati- on für Meteorologie (WMO) einge- Aufbruchtage - Gartenbrot und Schrebernot ... richtet und mit der Aufgabe betraut, aus wissenschaftlicher Sicht über den Kollektiver urbaner Landbau als soziale Bewegung aktuellen Wissensstand zum Thema Klimawandel und seinen möglichen Workshop an der Universität Leipzig am 4. September 2014 umweltbezogenen und sozio-ökono- mischen Folgen zu informieren. "Ist ein solidarisches Eßverhalten Waagschale einer klimaverträglichen [3] Große Armut und zunehmende möglich?" Die im Diskussionswork- Bilanz gelegt werden. Was die Ver- Ungleichheit. Die Kehrseite von shop der Referentin Elisabeth Meyer- fechter eines radikalen Umdenkens mit Wachstum und wirtschaftlicher Ent- Renschhausen im Rahmen der Inter- guten Argumenten plausibel machen wicklung in Indien. Von Bharat Do- nationalen Degrowth-Konferenz am können, erregt dennoch Besorgnis. gra, Übersetzung: Stefan Mentschel. 4. September in Leipzig aufgeworfe- Wie weit wird der Verzicht auf das Ge- Bundeszentrale für politische Bil- ne Frage hätte zeitgemäßer nicht sein wohnte gehen? Die Politiker be- dung, 29.3.2014 können. Angesichts der düsteren Pro- schwichtigen gern in dieser Frage, http://www.bpb.de/internationa- gnosen hinsichtlich der ökologischen wollen sie doch ihre Wahlklientel nicht les/asien/indien/189202/grosse-ar- Zukunft der Welt hat auch in den verschrecken, während Klimaexperten mut-und-zunehmende-ungleichheit westlichen Industrienationen ein Um- in TV-Diskussionsrunden eloquent zur denken begonnen. Im Strudel der Un- Eile drängen. Der Einsicht in die not- [4] Kampfansage an die Demokratie. sicherheiten werden plötzlich Fragen wendige Veränderung der Lebenswei- Hindunationalisten schüren Vorur- aufgeworfen, die vor einigen Jahr- se steht die keineswegs unbegründete teile gegen Minderheiten in Indien. zehnten zumindest in dieser Form Sorge gegenüber, daß diese Remedur Von Teesta Setalvad, Übersetzung: noch undenkbar gewesen wären: Ist am meisten zu Lasten erwerbsarmer Stefan Mentschel. Bundeszentrale der Kapitalismus mit seiner beden- und auf Sozialtransfers angewiesener für politische Bildung, 7.4.2014 kenlos ressourcenverschlingenden Menschen vorgenommen wird. Wer http://www.bpb.de/internationa- Verwertungslogik am Ende? Müssen schon jetzt nichts übrig hat, um Rück- les/asien/indien/44485/hindunatio- neue Wege der Ökonomie gedacht lagen für harte Zeiten zu bilden, son- nalisten und beschritten werden, die den ma- dern die Erfordernisse des alltäglichen teriellen Erfordernissen von Mensch Lebens gerade eben bestreiten kann, [5] http://www.epw.in/authors/ und Natur dienen, anstatt der Zurich- muß befürchten, die Hauptlast des ashish-kothari tung allen Lebens auf die Erwirtschaf- ökologischen Umbaus der Gesellschaft tung abstrakten Wertes? Wie könnte aufgebürdet zu bekommen. [6] Churning the Earth. The Making das drastische of Global India. Von Aseem Shriva- Absenken des stava und Ashish Kothari, Penguin ökologischen Books India, 15. Mai 2012 Fußabdrucks ei- nes jeden ein- zelnen gelingen, um den Klima- Bisherige Beiträge zur Degrowth­ tod des Planeten Konferenz in Leipzig im Schatten­ zu verhindern? blick unter www.schattenblick.de → INFOPOOL → BÜRGER/GESELL­ Es geht um SCHAFT → REPORT: http://www.schattenblick.de/info- Konsum und pool/buerger/ip_buerger_report_be- Verbrauch und richt.shtml um die Gewiß- http://www.schattenblick.de/info- heit, daß die pool/buerger/ip_buerger_report_in- vertraute Art, terview.shtml wie wir unser Leben bisher gestaltet Vor den Mauern der Stadt ... und organisiert haben, nicht mehr auf- Allmende­Kontor rechtzuerhalten ist. Jedes Detail mate- Gemeinschaftsgarten http://www.schattenblick.de/info­ rieller Daseinsbewältigung soll auf die Foto: © 2014 by Schattenblick pool/buerger/report/brrb0038.html

Do, 13. November 2014 www.schattenblick.de Seite 7 Elektronische Zeitung Schattenblick

Ernährungsouveränität von unten Kosten gemeinsam tragen. Wie die- einen Einblick in die Auseinander- herstellen se Regelung letzten Endes ausfällt, setzungen um eine alternative, bäu- sei Verhandlungssache. Es könne ein erliche Landwirtschaft, die ihre Pro- Auf der Leipziger Degrowth-Konfe- Beitrag sein, der monatlich zu ent- dukte saisonal anbaut und regional renz wurde dieser Problematik um- richten ist, oder als Kombination ei- vertreibt. Die ökologische Belastung fassend Rechnung getragen, so auch ner monatlichen Umlage der Ge- durch den motorisierten Güterver- im Diskussionsworkshop "Mutter samtkosten mit einer Beteiligung an kehr kann weitgehend entfallen, Erde Essen", den Elisabeth Meyer- der Ernte oder anderen notwendigen wenn die Menschen konsumieren, Renschhausen anbot. Neben ihrer Arbeiten. Im Kern sollen die Risiken was sie unmittelbar zum Leben brau- Tätigkeit als Privatdozentin am Insti- von allem gemeinsam - eben solida- chen. Je kleinteiliger die Strukturen tut für Soziologie der FU Berlin ist risch - getragen werden. zwischen Erzeugung und Verbrauch die freischaffende Autorin als Leite- der Nahrung, desto geringer ist die rin der AG Kleinstlandwirtschaft, Vor allem jedoch soll einer bedarfsori- Gefahr, durch Transport, Lagerung Mitglied der attac-Gruppe Solidari- entiert produzierenden und lokal agie- und Verteilungskämpfe zerstöreri- sche Ökonomie sowie in der Initiati- renden kleinbäuerlichen Landwirt- sche Prozesse zu initiieren, an deren ve 100% Tempelhofer Feld aktiv. schaft der Rücken gestärkt werden ge- Ende Lebensmittel, die nicht ver- Um solidarisches Eßverhalten zu gen weltweit agierende Agrarkonzer- braucht werden, in Mülltonnen oder entwickeln, müßten wir unser Ernäh- ne und Tierfabriken. Die Monopolisie- Verbrennungsanlagen wandern. rungsverhalten verändern und ler- rung der Nahrungsmittelproduktion in Selbst die Kontrolle darüber zu ha- nen, unseren Planeten als Eine-Welt- den Händen weniger Lebensmittel- ben, was angebaut und gegessen Kontinuum zu sehen, in dem auch konzerne hat weitreichende Folgen. wird, ist der Kern des Gedankens, Tiere und Pflanzen als gleichwertige Indem sie riesige Ackerflächen und der Urban Gardening zu einer inzwi- Lebewesen ihren Platz haben, so das Weideland in allen Teilen der Welt schen bundesweit praktizierten Er- Credo der langjährigen Aktivistin. In aufkaufen, schwindet durch Monokul- gänzung herkömmlicher Lebensmit- ihrem Workshop stellte sie bereits tivierung nicht nur die Artenvielfalt, es telversorgung hat werden lassen. vorhandene Praktiken zur Ökologi- werden zudem zur Gewinnung neuen sierung unseres Eß- und Konsumver- Kulturlandes auch die letzten großen Das Gärtnern auf öffentlichen Flä- haltens vor und diskutierte allen vor- Waldgebiete mit ungeahnten Folgen chen inmitten der Großstadt könnte an die infrastrukturell kurzen Wege für die Ökosysteme und die davon be- durchaus ein Ausgangspunkt politi- einer solidarischen Landwirtschaft, troffenen Menschen gerodet. schen Handelns in dem Sinne sein, die sowohl im globalen Süden als auch im Norden in den letzten Jah- ren konträr zur Agrarindustrie ent- wickelt wurde. Solidarisches Eßver- halten sei keine Pflicht zum Verzicht, sondern werde von der persönlichen Einsicht getragen, daß das von uns Konsumierte anderen Menschen fehlt und die Übersättigung des Kon- sums überhaupt erst die Probleme der Nahrungsmittelproduktion und -verteilung bis hin zur global admi- nistrierten und ganz offensichtlich unzureichenden Hungerbekämpfung in der Welt geschaffen habe.

Elisabeth Meyer-Renschhausen mahnte in ihrem Vortrag denn auch keine Einbußen in der Lebensquali- tät an, sondern plädierte, exempla- Steinerne Ordnung daß Parallelstrukturen der Subsistenz risch gemacht am Modell der solida- Stadtacker vor Flughalle geschaffen werden und überhaupt rischen Landwirtschaft, dafür, daß auf Tempelhofer Feld ein Bewußtsein dafür entsteht, wo Konsumentinnen und Produzentin- Foto: © 2014 by Schattenblick die billigen Lebensmittel herkom- nen von Nahrungsmitteln den kon- men und welchen Preis andernorts kreten Bedarf selbst bestimmen und Anhand einiger Dias anschaulich ge- Menschen für die industriell organi- die für die Produktion anfallenden macht, vermittelte die Referentin sierte Landwirtschaft, für die Priva-

Seite 8 www.schattenblick.de Do, 13. November 2014 Elektronische Zeitung Schattenblick tisierung des Ackerbodens durch seit über zehn Jahren auch in Berlin mit diesem Bündnis gerechnet habe, Großinvestoren und die Ausbeutung organisiert werden, sowie den zumal Kleinbauern gemeinhin als natürlicher Rohstoffe wie etwa das Marsch der Landlosen mit verschie- konservativ gelten und eine Verstän- in Feldfrüchten enthaltene Trinkwas- denen Aktionen wie dem "Kartof- digung wie etwa zwischen indischen ser zu zahlen haben. Äpfel Hunderte feln pflanzen" auf dem Potsdamer und südamerikanischen Bauern nahe- von Kilometern auf Überlandstraßen Platz zu erfahren. zu ausgeschlossen schien. La Via Campesina setzt sich gegen den Ver- drängungswettbewerb auf dem Markt mit eigenen Strategien und Koopera- tionsformen zur Wehr und fordert ve- hement weitreichende Landreformen zu Lasten der kapital- und flächenin- tensiven industriellen Landwirtschaft. Um die Ernährungssouveränität der Menschen zu gewährleisten, wird der Nahrungsmittelanbau für die lokale Bevölkerung und der Ausbau regio- naler Handelsstrukturen propagiert. Ihre Forderungen werden durch den jüngsten, von 500 Wissenschaftlern im Auftrag der Vereinten Nationen und der Weltbank erarbeiteten Welta- grarbericht weitgehend gedeckt. Dort und Seewegen in hiesige Supermärk- Flugbetrieb für Bodenständige - war man zu dem Ergebnis gekommen, te zu transportieren, während neben- Windskater auf Rollbahn daß die industrielle Landwirtschaft, an auf altem Kulturland eine reiche Foto: © 2014 by Schattenblick insbesondere aufgrund ihres enormen Apfelernte eingefahren wird, ist öko- Ressourcenverbrauchs und der ko- logisch unverantwortlich und in Zei- Daß Widerstandsformen mitunter in stenlastigen Abhängigkeit von Kunst- ten weltweiter Hungerkatastrophen Reaktion auf die Preissenkungspolitik dünger und Pestiziden, nicht in der ethisch nicht zu rechtfertigen. entstehen, die im Rahmen supranatio- Lage ist, die gesamte Menschheit zu naler Handelsregimes durchgesetzt ernähren. Statt dessen empfiehlt der So berichtete die Referentin aus werden, erläuterte sie am Beispiel von Bericht die Wiederherstellung klein- Sicht ihrer 20jährigen Tätigkeit in La Via Campesina. Dieser weltweite bäuerlicher Strukturen, vor allem in der AG Kleinstlandwirtschaft und Zusammenschluß von Kleinbauern Asien, Afrika und Lateinamerika. Gärten in Stadt und Land über die und Landlosen wurde 1993 nahezu vielfältigen Kämpfe auf dem Gebiet zeitgleich mit der WTO gegründet. Urban Gardening eßbar gemacht - der Lebensmittelsouveränität, die es Dies war schon deswegen bemerkens- Hochbeet mit Rotkohl zurückzuerlangen gelte. Mit einer wert, so die Referentin, weil niemand Foto: © 2014 by Schattenblick Retrospektive eindrücklicher Bild- motive ließ sie auf der Leinwand Bürgerprotest Revue passieren, so die seit 2011 stattfindenden "Wir haben es satt!"-Demonstrationen gegen Agrarindustrie und Tierfabri- ken sowie den Protest gegen den Mega-Schlachthof in Wietze. Sie verwies dabei auf einen Aktivisten aus Griechenland, der auf dem Som- mercamp 2013 in Wietze die An- sicht vertrat, die Wirtschaftskrise in seinem Land sei mit kleinbäuerli- cher Landwirtschaft, kurzen Ver- triebswegen und Direktverkauf zu bewältigen. Aufschlußreiches war auch über die Demonstrationen für kleinbäuerliche Landwirtschaft, die

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Solidarische Landwirtschaft und Urban Gardening in Berlin

Auch die Formen solidarischer Landwirtschaft in der Stadt reihen sich mit ihren Local-Food-Strategi- en in die Kleinbauernopposition ein. Städtische Landwirtschaft neu zu entdecken und zu fördern, sei, so die Referentin, konkreter Widerstand gegen das Wachstumsparadigma. So böten ungenutztes Brachland und Freiflächen in der Stadt reichhaltige Möglichkeiten zur Selbstversorgung. In dem Zusammenhang nannte sie die Projekte Bauerngarten von Max von Grafenstein und SpeiseGut von Christian Heymann als Beispiele partizipativen und gemeinschaftsori- entierten Umgangs mit Nahrungsres- sourcen. Die angelegten Bauerngär- stehenden Prinzessinnengärten in Ausbruch der Aufständigen - ten werden dabei in Parzellen aufge- Kreuzberg fassen zahlreiche Ge- Grafitti in teilt und verpachtet. meinschafts- wie teilkommerzielle Düsseldorfer Bahnunterführung Initiativen zusammen und sind in- Foto: 2012 by Schattenblick Max von Grafenstein sorgt dabei le- zwischen in der Lage, sich durch ih- diglich für die erste Bestellung mit re Aktivitäten selbst zu finanzieren. Bio-Setzlingen im Frühjahr und für Mehr als 150 Freiwillige hatten in Widerstand gegen die Lebens- die Bewässerung, während der je- nur einer einzigen Saison eine ehe- feindlichkeit der Stadtfabrik weilige Pächter erntet und bereitge- malige Brachfläche von über 6000 stellte Setzlinge selbst nachpflanzt. Quadratmetern in ein blühendes Was die Menschen bewegt und an- Dagegen ist das Projekt SpeiseGut Gartenparadies verwandelt, das seit spornt, sich im Urban Gardening zu ein sogenanntes Community Sup- Sommer 2009 allen Besuchern frei engagieren, ist mehr als ein Hobby ported Agriculture-Projekt (CAS), zugänglich ist. Jeder, der durch das oder Freiluftaktivismus. Ob nun wo der Landwirt Obst und Gemüse Gartentor eintritt, kann Ideen ein- Graffiti oder Transition Town, Blu- lokal für eine bäuerliche Wirtschafts- bringen und an der Gestaltung mit- men oder farbige Kunstgemälde an gemeinschaft produziert und sich je- wirken. Dem Entfaltungsraum sind vergilbten Wänden, immer geht es der Teilnehmer zur regelmäßigen keine Grenzen gesetzt. So hält ein darum, daß sich Menschen gegen das Abnahme verpflichtet. Statt Ernte- Imker mitten in der Stadt seine Bie- Betongrau ihrer städtischen Wirk- überschüsse, wie in der Agrarwirt- nen und führt Schulkinder in die lichkeit auflehnen. Daß Abgase sich schaft üblich, zur Stabilisierung des Honigproduktion ein, während eine träge dahinschleppender Fahrzeug- Preises zu vernichten, werden sie an schwedische Künstlerin 16 ver- kolonnen, in den Himmel wachsen- Partnerorganisationen zur Verarbei- schiedene alte Kartoffelsorten an- de Türme aus Glas, Beton und Me- tung weitergegeben. Nach Meinung baut. Ein anderes Projekt aus der tall, Signalwelten aus Fußgängeram- der Referentin könnten sich diese Berliner Stadtbegrünungsbewe- peln, Bildschirmen und Reklameta- beiden Projekte bei einer Landnut- gung stellt der Park am Gleisdrei- feln eine Lebenskultur dominieren, zung von jeweils etwa zwei Hektar eck dar, den man sich als modernen die alles andere als menschenzuge- selbst tragen. Hingegen sei der nicht- Designerpark vorstellen muß. Dazu wandt ist, keinen Ort der Besinnung kommerzielle Versuch des Landwirt- gehören unter anderem der von bos- kennt und im Gleichschritt monoto- schaftsprojekts Karlshof bei Tem- nischen Flüchtlingsfrauen geführte ner Prozeßverläufe humane Appara- plin, wo man die Ernte gegen eine Interkulturelle Garten Rosenduft te hervorbringt, die über Reize ge- Geldspende verschenken wollte, sowie 16 Parzellen einer ehemali- steuert und durch Verbote einge- mangels Nachfrage gescheitert. gen Kleingartenanlage, wo Nach- schränkt werden, ist für sie nicht hin- barn ihre Hochzeiten oder Geburts- nehmbar. Schon bei der in Deutsch- Organisiertes Urban Gardening tage feiern oder offene Workshops land seit mindestens drei Jahrzehn- wird in Berlin seit etwa zehn Jahren zu Heilkräuterkunde veranstaltet ten praktizierten Graffiti-Kunst geht betrieben. Die seit fünf Jahren be- werden. es darum, der Konditionierung auf

Seite 1 0 www.schattenblick.de Do, 13. November 2014 Elektronische Zeitung Schattenblick die anonyme Stadtfabrik die Eigen- Brandenburg sei, wo nur noch etwa Überhaupt werde ein regelrechter ständigkeit und Freiheit durch den ein Drittel der Höfe Kernlandwirt- Behördenkrieg gegen die Berliner offiziellen Kulturbetrieb nicht regu- schaft betreibe und der Großteil de Gartenbewegung geführt. So seien lierter Kunst entgegenzustellen. facto der Energiewirtschaft zuge- die urbanen Gärtner dazu verpflich- Nichts anderes geschieht, wenn ein schlagen und von Banken und Inve- tet worden, in Kisten oder anderen Blumenbeet heimlich in der Nacht storen aufgekauft wurde. Auch in der Behältern anzubauen, weil der Bo- am Straßenrand angelegt wird, um Stadt müßten Kleingärtner gegen den angeblich zu schadstoffbelastet mit den Blütenfarben von Tausend- Bodenspekulanten und Börsenkurse sei. Die Referentin sah darin eine schön, Mädchenauge und Narzisse kämpfen. Wer die weltweite Bewe- Vorspiegelung falscher Tatsachen, die funktional durchformatierte Ar- gung des Kapitals aufmerksam ver- weil die Bodenbelastung einerseits chitektur der Betonwüsten und Stra- folge, so Meyer-Renschhausen, übertrieben werde und andererseits ßennetze aufzustören. komme schnell zu dem Schluß, daß bestimmte Pflanzen wie Topinambur das überschüssige Geld der Banken oder Sonnenblumen dem Boden in- Dem Prozeßcharakter einer Stadt- längst nicht mehr in Waffen und nerhalb von drei Jahren Schadstoffe landschaft, deren Abläufe der geld- Fonds investiert werde, sondern in entziehen würden. Auch habe die getriebenen Betriebsamkeit des Realien wie Immobilien oder Agrar- Luftverschmutzung, die vor 25 Jah- Wertschöpfungsprimats unterworfen flächen, was den Griff auf die Böden ren so hoch war, daß niemand ange- sind und die nur Kunden und Klien- extrem anheize. Die Politik argu- bautes Gemüse auf dem Balkon hät- ten, An- und Abfahrten zu kennen mentiere zwar gern mit Wohnungs- te verzehren wollen, inzwischen scheint, Leben abzuringen, wird notstand, aber zum einen wachse die deutlich abgenommen. Eine dichte auch mit der Schaffung von Gemein- Berliner Bevölkerung nicht so ra- Hecke um die jeweilige Anlage kön- schaftsgärten versucht. In ihnen sol- sant, wie unterstellt wird, und zum ne Lkw-Abgase sehr gut abhalten. len soziale Begegnungsmöglichkei- anderen werde gerade billiger Wohn- Sie räumte jedoch ein, daß Kleingär- ten und praktische Fertigkeiten wie- raum benötigt, den man durch eine ten in der Nähe von Ausfahrtstraßen, derentdeckt werden, die in einer auf Politik des Verkaufs sogenannter die seit Jahrzehnten bleispeiendem Konkurrenz um Arbeitsplätze und Liegenschaften an Meistbietende oh- Lkw-Verkehr ausgesetzt seien, nach Konsumgüter bestimmten Umwelt nehin nicht erhalte. Auf diese Weise wie vor mit erheblichen Problemen keinen Platz haben. Je vereinzelter trieben die Stadtherren die Boden- zu kämpfen hätten. der Mensch, desto beherrschbarer ist preise künstlich in die Höhe mit der er. Über den eigenen Tellerrand hin- Folge, daß Landwirtschaft in der Einen besonderen Lichtpunkt in den aus zu blicken und einen Sinn für die Stadt wie auch im bäuerlichen Um- Kämpfen um den städtischen Sozial- Stärke kollektiven Handelns zu ent- land kaum noch möglich sei. raum stellt nach Ansicht der Refe- wickeln, eröffnet ungekannte Hand- lungsmöglichkeiten. Wie kann es mir gutgehen, wenn es einem anderen schlecht geht, wenn er verfolgt, un- terdrückt und ausgebeutet wird?

Auch wenn die in solchen Fragen aufscheinende politische Perspekti- ve im Workshop zu solidarischem Eßverhalten lediglich gestreift wur- de, so gründete der große Zuspruch zu dieser Veranstaltung zweifellos auch in dem Wunsch, die Isolation des Marktsubjekts durch eine solida- rische Lebensweise zu überwinden. Es ist mehr als nur ein diffuses Ge- fühl, das Menschen dazu treibt, ge- gen die Kommerzialisierung ihrer Lebensräume und -grundlagen auf- zustehen. So wies die Referentin dar- auf hin, daß Landgrabbing und damit In guter Nachbarschaft ... rentin das Allmende-Kontor dar. All- der Ausverkauf der kleinbäuerlichen Mittelpunkt des Gemeinschaftsgar­ mende als ein altüberliefertes Modell Landwirtschaft nicht nur ein Pro- tens vor Häusersilhouette gemeinschaftlicher Sourcennutzung blem im globalen Süden oder in Foto: © 2014 by Schattenblick bezog sich früher auf in Gemeinde-

Do, 13. November 2014 www.schattenblick.de Seite 11 Elektronische Zeitung Schattenblick eigentum befindliches Weideland, schloß sie nicht aus, doch garantiere merzieller und spekulativer Interes- Wald und Wasser. Das Allmende- die Übereinkunft, daß das Tempelho- sen bietet, weil er möglicherweise zu Kontor ist eine der jüngsten Grün- fer Feld allen Berlinern gleicherma- viele Lücken und Interpretations- dungen der AG Kleinstlandwirt- ßen zur Verfügung stehe. So hatten spielräume enthält. schaft. Bei dem großen Gemein- die Bürger der Stadt im Mai 2014 in schaftsgarten auf dem Tempelhofer einem Volksentscheid klar für den So konnte die Stadtverwaltung Feld ginge es darum, dieses Prinzip Erhalt des Tempelhofer Feldes votiert durchsetzen, daß die Decke des Flug- des Gemeinwesens, das niemandem und damit dem strikten Wirtschafts- hafens nicht aufgebrochen werden und doch allen gehöre, wieder in die kurs des Berliner Senats, der das Are- durfte, so daß die Gartenanlage auf Lebenswelt der Menschen zurückzu- al des ehemaligen Flughafens zum Neuköllner Seite mit Hochbeeten be- bringen. In früheren Zeiten gehörte Bau neuer Wohnsiedlungen freigeben pflanzt werden mußte. Für die Gar- zur Allmende fast immer eine ge- wollte, eine Absage erteilt. tenaktivisten stellte dies jedoch kein schriebene Genossenschaftsverfas- Hindernis dar, da man in Berlin auf sung, die verhindern sollte, daß eini- Daß es überhaupt dazu kam, daß man eine jahrelange Erfahrung mit dem ge wenige Personen gemeinschaftli- das Tempelhofer Feld im Mai 2010 Urban Gardening zurückgreifen che Güter ohne Rücksicht auf die an- für die Bevölkerung freigegeben hat konnte. Alles, was sich zum Bepflan- deren verbrauchen oder schädigen. und für drei Areale Pionierprojekte zen eignet, ob nun Gefäße, Fleischer- Meyer-Renschhausen führte weiter ausgeschrieben wurden, war dem kisten, selbst alte Turnschuhe, wurde aus, daß es in vielen Städten traditio- kämpferischen Engagement der Ber- kunstvoll arrangiert und in eine an- nell in der Mitte einen Common, in liner geschuldet, die mit einer Viel- heimelnde Kulisse verwandelt. Men- der Regel eine gemeinschaftliche zahl von Demonstrationen, Eingaben schen verschiedenster Herkünfte und Kuhweide wie beispielsweise der und Protestaktionen die öffentliche Bekenntnisse aus Neukölln wie auch Boston Common, der heute als Park Nutzung des Gebietes einforderten. ganz Berlin widmeten sich der Ge- genutzt wird, gegeben habe. Das Land Berlin hatte das Gelände staltung des Gemeinschaftsgartens,

Weltumspannender Verkehr auf zwecks geplanter Neubebauung ab- so daß bereits innerhalb weniger Wo- Schrittmaß gebracht - gesperrt und erst einmal brachliegen chen ein blühendes Naherholungsge- Auf der Rollbahn zwischen Flugha­ lassen. Im Anschluß an die Freigabe biet mit Tausenden Blumen, bunten fengebäude und Neukölln entstand unter anderem das Projekt Gräsern und Zierbüschen hergerich- Fotos: © 2014 by Schattenblick Allmende-Kontor als angelegter Ge- tet werden konnte. Anders als bei den meinschaftsgarten unter dem Leitbild traditionsreichen Kleingärten ver- der Integration der Nachbarschaften zichtete das Allmende-Kontor auf Die Tempelhofer Freiheit - und des Dialogs der Religionen. das Aufrichten ausgrenzender Zäune. Lichtung im Dschungel der Stadt Nach dem Abstimmungsergebnis im Der Besucher betritt ein weites Are- Volksentscheid wurde ein vom Ver- al bunt zusammengewürfelter und Auch das Tempelhofer Feld sei ein ein "Demokratische Initiative 100% doch durch fließende Übergänge ein- Beispiel für Gemeingut, wobei die Tempelhofer Feld" vorgelegter Ge- ladend gemachter Gärten. Die indivi- einzelnen Gärten nach dem Allmen- setzentwurf angenommen, der Elisa- duelle Charakteristik der einzelnen deprinzip bewirtschaftet und von ei- beth Meyer-Renschhausen zufolge Beete hebt sich nicht in Konkurrenz ner konkreten Gruppe genossen- jedoch nicht dauerhaft die Gewähr zueinander ab, sondern vermittelt schaftlich betreut werden, erklärte für eine hundertprozentige gemein- ganz im Gegenteil den Eindruck ei- die Referentin. Nutzungskonflikte schaftliche Nutzung jenseits kom- nes organischen Gesamtkunstwerks.

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Es gibt Nischen mit Sitzmöglichkei- de über neue Formen der Landwirt- Kulturtechniken der gemeinschaftli- ten zum Plaudern, Begegnungsstät- schaft, kurze Vertriebswege und die chen Kooperation und das Wieder- ten, um sich kennenzulernen und Schaffung einer menschenfreundli- beleben des dem Stadtmenschen auszutauschen. chen Zukunft in der Stadt nachge- verlorengegangenen Wissens, wie man beispielsweise einen Kompost anlegt oder den Boden nachhaltig bewirtschaftet, würden so eine Re- naissance erfahren, deren praktischer Wert in Zeiten weltweiter Ernterück- gänge außer Frage stehe. So enga- giere sich im Allmende-Kontor eine erfahrene alte Landwirtin aus der Uckermark, die den jungen Men- schen der Arbeitsloseninitiative des Schillerkiez unter anderem das Kompostieren beibringe. Es sei, so die Referentin, ein großer Erfolg, daß die Allmendegärten im Tempel- hofgesetz verankert seien. Laut die- sem bleibt das Wiesenmeer in der Mitte zum Schutz der Feldlerchen ungenutzt, der äußere Ring ist hinge- gen Projekten für Sport und Spiel so- Orientierungshilfe im urbanen dacht. Entgegen dem selektiven wie urbanen Gärten und Landwirt- Wildwuchs Marktgesetz, das durch eine mono- schaft vorbehalten. Doch noch seien Karte des Allmende­Kontor­ kulturelle Begrenzung des Ange- viele Fragen offen. So werde man Gemeinschaftsgartens bots gekennzeichnet ist, um Ver- sich für einen neuen Flächennut- Foto: 2014 by Schattenblick fügbarkeiten und Handelsdominan- zungsplan und auf Bezirksebene für zen durchzusetzen, könnten in den neue Bebauungspläne einsetzen, um Nicht allein der erholsamen Kurz- Gärten auch alte Pflanzen einge- die fragliche Fläche als Landschafts- weil verpflichtet, stellt das Allmen- pflanzt und ausprobiert werden wie oder Naturschutzgebiet eintragen zu de-Kontor in den Augen der Refe- zum Beispiel die Melde als Spinat- lassen. Es müsse verhindert werden, rentin auch eine Art Labor für künf- baum. Dies wirke sich ungemein daß von seiten des Senats doch noch tige Anbauweisen und Ernährungs- motivierend auf eine neue Ernäh- eine Bebauung gegen die Interessen alternativen dar, quasi ein riesiges rungskultur aus und sei vor dem der Anwohner und Berliner Bevöl- Experimentierfeld, dessen Gemein- Hintergrund des allgemeinen Ar- kerung durchgemogelt werde, denn wohlansatz höchste Priorität ge- tenschwunds förderlich für den Er- das virtuelle Geld strebe danach, sich nießt. In den Allmendegärten wer- halt alter Sorten. in privatem Besitz zu materialisie- ren.

In der gesellschaftlichen Debatte hänge der städtischen Landwirt- schaft nach wie vor der Freizeitge- ruch an, als sei das gemeinschaftli- che Gärtnern nichts anderes als ein Hobby und kein ökologischer An- satz, die Ernährungsfrage auf eigene Füße zu stellen. So gebe es weder ei- ne staatliche Projektförderung noch eine hinreichende rechtliche Absi- cherung. Die Referentin vertrat die Ansicht, daß man der Politik klarma-

Grüne Gemütlichkeit - Flötenspieler und Gartenaktivisten Foto: © 2014 by Schattenblick

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und Handlungsnotständen zu unter- werfen. Dies im Blick zu behalten, wenn sich Menschen aufmachen, ih- re soziale Wirklichkeit samt der da- mit verbundenen Widersprüche in die eigenen Hände zu nehmen, selbst gestalterisch einzugreifen, wo an- sonsten behördliche Vorgaben und staatliche Direktiven Unterwerfung einfordern, ist im mindesten Falle ei- ne strategische Notwendigkeit. Die Wiederaneignung der eigenen Le- benssicherung durch gemeinschaft- liche und kommunale Selbstorgani- sation in Produktion und Distributi- on sind politische Anliegen, die de- sto mehr auf Widerstand stoßen wer- den, als sie das Interesse an überge- Im Buch der Natur ... könnte darüber hinaus auch ein An- ordneten Verfügungsverhältnissen in Leserin auf einer Gartenbank stoß sein für eine neue Essens- und Frage stellen. Zu antizipieren, was Foto: © 2014 by Schattenblick Lebenskultur. einem ansonsten auf die Füße fällt, chen müsse, daß der Anbau von Obst und Gemüse in der Stadt in Zu- kunft eine immer wichtigere Rolle spielen wird und muß, um die glo- bale Öko- und Energiekrise und da- mit einhergehend die zukünftigen Engpässe in der Ressourcensiche- rung zu bewältigen. Sie verwies da- bei auf Berechnungen, daß 30 Pro- zent des benötigten Gemüses von den stadteigenen Flächen kommen und 200 Quadratmeter eine ganze Familie - außer mit Brot, Fleisch und Milch - ernähren könnten. In den USA hätten sich schon zahlrei- che Städte dazu entschlossen, min- destens 15 Prozent ihrer Fläche der städtischen Landwirtschaft zur Ver- fügung zu stellen. In Berlin betrage Tempelhofer Freiheit postfossil sollte bei aller Freude am Gärtnern der Anteil derzeit gerade einmal 4,6 Foto: © 2014 by Schattenblick nicht vergessen werden. Prozent, in Frankfurt oder Hamburg hingegen sei er bedeutend größer. Zweifellos wirft die politische Orga- Doch müsse die innerstädtische Pro- nisation gesellschaftlicher Repro- duktion lokaler biologischer Nah- duktion Fragen auf, die nicht mit den rungsmittel stärker intensiviert wer- in Urban Gardening und solidarische den, um die Zukunftsprobleme in Landwirtschaft gesetzten Hoffnun- den Griff zu bekommen. Für die Re- gen übereinstimmen müssen oder ferentin ist das Community Garde- diesen sogar zuwiderlaufen. Die Ver- ning angesichts der Ressourcenkri- fügungsgewalt durch staatliche Ad- se und der Notwendigkeit, postfos- ministration und privatwirtschaftlich sile Überlebensmodelle zu ent- organisiertes Kapital über die Ernäh- Arrangement mit Blumen und aus­ wickeln, ein wichtiger Mosaikstein rung ist untrennbar mit dem Interes- rangierten Gegenständen hin zu einer kollektiven Weiterbil- se verknüpft, die Bevölkerung ver- Im Garten geheimer Kinderwünsche dung der Ernährungsfrage und meintlich objektiven Sachzwängen Foto: © 2014 by Schattenblick

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Bisherige Beiträge zur Degrowth­ BERICHT/035: Aufbruchtage - Stefan Meretz im Gespräch (SB) Konferenz in Leipzig im Schatten­ Die Praxis eines jeden ... (2) (SB) INTERVIEW/060: Aufbruchtage - blick unter www.schattenblick.de → BERICHT/036: Aufbruchtage - Neue Formen des Protestes ... INFOPOOL → BÜRGER/GESELL­ Die Praxis eines jeden ... (3) (SB) Bengi Akbulut im Gespräch (SB) SCHAFT → REPORT: BERICHT/037: Aufbruchtage - INTERVIEW/061: Aufbruchtage - die Weckruferin ... (SB) Gemeinschaft wecken ... BERICHT/028: Aufbruchtage - BERICHT/039: Aufbruchtage - Barbara Muraca im Gespräch (SB) Brauch- und Wuchskultur auf die Gartenbrot und Schrebernot ... (SB) INTERVIEW/062: Aufbruchtage - Gegenspur ... (SB) BERICHT/038: Aufbruchtage - Beweglich, demokratisch und global ... BERICHT/029: Aufbruchtage - globalisierungs- und kapitalismus- Maggie Klingler-Lauer im Gespräch Schuld und Lohn ... (SB) freie Demokratie (SB) (SB) BERICHT/030: Aufbruchtage - INTERVIEW/063: Aufbruchtage - Umkehr marsch ... (SB) INTERVIEW/056: Aufbruchtage - Mut zum großen Wandel ... BERICHT/031: Aufbruchtage - Hoffen auf den Neubeginn ... Hans Thie im Gespräch (SB) Kapital gezähmt ... (SB) Tadzio Müller im Gespräch (SB) INTERVIEW/064: Aufbruchtage - BERICHT/032: Aufbruchtage - INTERVIEW/057: Aufbruchtage - Marktplatz der Retter ... Quadratur des Kreises und wie es Zwei Seiten einer Medaille ... Clive Spash im Gespräch (SB) doch zu schaffen ist ... (SB) Nicola Bullard im Gespräch (SB) BERICHT/033: Aufbruchtage - INTERVIEW/058: Aufbruchtage - http://www.schattenblick.de/ Mensch- und umweltfreundlicher Sozialökonomie ... infopool/buerger/report/ Verkehr ... (SB) Éric Pineault im Gespräch (SB) brrb0039.html BERICHT/034: Aufbruchtage - INTERVIEW/059: Aufbruchtage - Die Praxis eines jeden ... (1) (SB) Entfremdungsfreies Schaffen ...

POLITIK / KRIEG / KOLLATERAL

Pakistan: Tod an allen Fronten - Zivilisten im Norden in der Schusslinie von Extremisten und Armee

IPS­Inter Press Service Deutschland GmbH IPS­Tagesdienst vom 11. November 2014

von Ashfaq Yusufzai

Peshawar, Pakistan, 11. November (IPS) ­ Die Menschen in Khyber, ei- ner der sieben Verwaltungseinheiten, die die pakistanischen Stammesge- biete unter Bundesverwaltung (FA- TA) bilden, befinden sich in einer schier aussichtslosen Situation: Ganz gleich, wie sie sich verhalten, riskie- ren sie ihr Leben.

Während das Militär seine Offensi- ve gegen die islamistische Gruppe 'Tehreek-e-Taliban Pakistan' (TTP) von Nord-Waziristan in Richtung

Vertriebene kommen im Norden Pakistans in Zelten unter Bild: © Ashfaq Yusufzai/IPS

Do, 13. November 2014 www.schattenblick.de Seite 15 Elektronische Zeitung Schattenblick

Khyber ausweitet, müssen sich die kommen. Das werden wir jedoch So manches Gebiet entvölkert Zivilisten entscheiden, ob sie das von nicht tun, da wir um unser Leben den Taliban verhängte Reiseverbot fürchten müssten", sagt er. "Die Jahrelang war die Regierung macht- befolgen. Bleiben sie, laufen sie Ge- Menschen haben Angst vor den Ta- los gegen dieses inoffizielle Macht- fahr, bei Angriffen der Armee gegen liban, weil diese die Häuser von 50 zentrum, da zahlreiche Zivilisten die Terroristen getötet zu werden. Stammesangehörigen zerstört haben, mitten unter den Terroristen lebten. Fliehen sie, ziehen sie den Zorn der die vergangenes Jahr die Region ver- Mushtaq Khan von der Partei Ja- Extremisten auf sich, die sie als le- lassen hatten." Afridi zufolge sitzen maat-e-Islami erklärt, dass inzwi- bende Schutzschilde missbrauchen. die Menschen in Khyber in der Fal- schen auf fast 19 Prozent der Fläche le. Der einzige Ausweg sei die Emi- Nord-Waziristans keine Zivilisten Das Militär hat sich die Vernichtung gration. mehr lebten. Die Regierung führe der TTP in den pakistanisch-afgha- dort massive Angriffe durch, um al- nischen Grenzregionen auf die Fah- Die Zivilbevölkerung ist für die Isla- le Extremisten zu vertreiben. nen geschrieben. Dort treiben die misten unverzichtbar, weil sie ihnen selbsternannten Gotteskrieger seit als menschlicher Schutzschilde Die am 15. Juni begonnene Offen- ihrer Vertreibung von den Schalthe- dient. Khadim Hussain, Vorsitzender sive hat bisher mehr als 500.000 beln der Macht in Afghanistan im der Menschenrechtsorganisation Einwohner von Nord-Waziristan Jahr 2001 straffrei ihr Unwesen. BKTEF, spricht von einer wohlkal- in die Flucht geschlagen. Die kulierten Strategie der TTP, die Zivi- Menschen halten sich nun in La- Ende Oktober gaben TTP-Mitglieder listen in den Kampfgebieten festzu- gern in der benachbarten Provinz ein Verbot an die Bewohner von halten. Laut Hussain wenden die Ex- Khyber Pakhtunkhwa auf. Der Khyber aus, den Bezirk zu verlassen. tremisten "vielfältige Taktiken" an, Weg bis in die Zeltstädte ist äu- Sollten die Menschen den Evakuie- um ihre Machtposition zu erhalten. ßerst beschwerlich. Vielen Ver- rungsbefehlen der Armee Folge lei- Dazu gehörten Entführungen gegen triebenen haben die stundenlangen sten, würden ihre Häuser in die Luft Lösegeld, Erpressungen und Morde. Fußmärsche unter sengender Son- gesprengt, hieß es. ne das Leben gekostet. Die Tem- Der Einsatz menschlicher Schutz- peraturen in der Region können im Die Streitkräfte hatten im Vorfeld ei- schilde ist in der Region nichts Sommer bis zu 45 Grad Celsius nes dreitägigen Ultimatums an die Neues. Shams Rehman, Politologe erreichen. Taliban, sich zu ergeben, Flugblätter am Regierungscollege in Peshawar, aus Hubschraubern über Khyber ab- berichtet, dass die Taliban im Be- Oftmals werden die Vertriebenen geworfen, in denen die Zivilbevölke- zirk Swat in der Provinz Khyber von ihren Angehörigen getrennt. rung aufgefordert wurde, sich aus der Pakhtunkhwa ähnlich vorgegangen Diejenigen, die Bannu sicher errei- Schusslinie zu bringen. Die Zivili- seien, wo sie zwischen 2007 und chen, könnten sich glücklich schät- sten stehen nun vor der Wahl zwi- 2009 herrschten. Die von der Armee zen, wären die Lebensbedingungen schen Pest und Cholera. Einige hal- 2009 begonnene Militäroperation in in den Lagern nicht so grauenhaft. Es ten sich an die Anordnungen der Ta- Swat habe zunächst nicht zum Er- fehlt an Nahrungsmitteln, sauberem liban, während andere ihr Leben aufs folg geführt, weil sich die Taliban Wasser und sanitären Anlagen. Auch Spiel setzen, um die Kampfzone zu hinter den Einwohnern verschanzt die Verfügbarkeit von Ärzten, Pfle- verlassen. hätten. gepersonal und Medikamenten ist begrenzt. Zahir Afridi aus der Ortschaft Tirah Anfang 2010 forderte die Regie- in Khyber konnte sich vor kurzem rung die Bevölkerung im Vorfeld Den Bewohner von Khyber sind bis zu dem Flüchtlingslager Jallozai, einer Militäraktion schließlich dazu nun in einer ähnlich dramatischen etwa 35 Kilometer von Peshawar auf, in Lagern im nahegelegenen Lage. Muhammad Shad, der vor entfernt, durchschlagen. Wie er be- Bezirk Mardan Zuflucht zu suchen. kurzem mit seiner zwölfköpfigen richtet, ist seine zweijährige Tochter Auf diese Weise habe "die Regie- Familie Peshawar erreichte, berich- krank und dringend auf medizinische rung die Kämpfer isoliert und be- tet, dass man erst nach einem fünf- Hilfe angewiesen. siegt", sagt Rehman. Nach dem stündigen Fußmarsch von einem gleichen Muster geht sie derzeit in Fahrzeug mitgenommen worden Nord-Waziristan vor, wo während sei. "Wir fühlten uns alle bedroht", Zerstörung von Hab und Gut der vergangenen zehn Jahre Mit- sagt der 55-jährige Lohnarbeiter, glieder von TPP und des Terrornetz- der jetzt im Lager Jallozai lebt. Vie- "Die Taliban ließen uns unter der Be- werks Al Qaeda eine feste Basis ge- le Freunde und Nachbarn würden dingung gehen, dass wir nach der schaffen haben, von der aus sie ih- von den Taliban als Geiseln festge- Genesung unseres Kindes zurück- re Aktionen planen. halten.

Seite 1 6 www.schattenblick.de Do, 13. November 2014 Elektronische Zeitung Schattenblick

POLITIK / WIRTSCHAFT / INTERNATIONAL

IPS-Inter Press Service Handel: Rückschlag für Transpazifisches Deutschland GmbH Partnerschaftsabkommen - Erneut Frist verfehlt Kooperationspartner von Schattenblick IPS­Inter Press Service Deutschland GmbH Laut Shad machen die Extremisten IPS­Tagesdienst vom 11. November 2014 ihre Drohungen wahr. Mitte August habe die TPP in Khyber 20 Häuser von Carey L. Biron ehemaliger Kämpfer niedergebrannt, nachdem diese ihre Waffen der Ar- mee übergeben hätten. Bisher haben etwa 95.000 Menschen den Bezirk verlassen, um der Kontrolle der Isla- misten zu entkommen.

"Das Leben unter den Taliban ist nicht einfach", sagt Shahabuddin Khan aus Süd-Waziristan, der mit seiner Familie vor zwei Monaten nach Peshawar geflohen ist, um der Gewalt und den Drohungen der Isla- misten zu entkommen. Insgesamt sind mehr als eine Million Menschen im Norden Pakistans vertrieben wor- den und mussten in anderen Provin- zen Zuflucht suchen.

Militärsprecher Asim Bajwa zufolge Anti­TPP­Demo in Sydney am 25. und der öffentlichen Gesundheit in hat das "entschlossene Handeln" der Oktober 2014 den TPP-Ländern geht", erläutert Regierung zur Befreiung einiger Ge- Bild: © SumOfUs/cc by 2.0 Arthur Stamoulis von der TPP-kriti- biete geführt. Dort lebten die Men- schen 'Citizens Trade Campaign' in schen nun in Frieden. "Die Bevölke- Washington, 11. November (IPS) ­ Washington. "Die Bürger und die rung muss mit der Armee kooperie- Zum dritten Mal in Folge ist es den Abgeordneten in den Pazifikanrai- ren. Dann können wir die Milizio- US-Unterhändlern eines Transpazi- nerstaaten erkennen allmählich, dass näre für immer bekämpfen." fischen Partnerschaftsabkommens ein solches Abkommen für ihre (Ende/IPS/ck/2014) (TPP) nicht gelungen, die selbst ge- Staaten eine schlechte Nachricht wä- setzte Frist für den Abschluss der re." Gespräche einzuhalten. Da in den Pazifikanrainerstaaten der Wider- Die TPP-Unterhändler hatten am 10. Link: http://www.ipsnews.net/2014/11/ stand gegen den Freihandelsvertrag November auf einem Gipfeltreffen choosing-between-death-and-death- wächst und im kommenden Jahr in der Asiatisch-Pazifischen Wirt- in-pakistan/ den USA der neue Präsidentschafts- schaftskooperation (APEC) in Pe- wahlkampf beginnt, sind Kritiker king bekannt gegeben, die Frist für © IPS-Inter Press Service optimistisch, dass das TPP nicht zu- einen Abschluss der Gespräche nicht Deutschland GmbH stande kommt. einhalten zu können. "Der Grund, warum die Regierung Für Präsident Obama ist das TPP ein Quelle: IPS-Tagesdienst vom 11.11.2014 von Staatspräsident Barack Obama zentraler Bestandteil seiner Bemü- eine Frist nach der anderen versäumt, hungen, sich stärker auf die Region hat mit der extrem unpopulären Asien auszurichten und sich gleich- http://www.schattenblick.de/ Agenda zu tun, die nur einer Hand- zeitig von China, das an den TPP- infopool/politik/krieg/ voll Großkonzernen nutzt aber zu Gesprächen nicht teilnimmt, abzu- pkrk0022.html Lasten der Wirtschaft, der Umwelt grenzen. Der US-Staatschef räumte

Do, 13. November 2014 www.schattenblick.de Seite 17 Elektronische Zeitung Schattenblick auf dem Gipfel in Peking ein, dass sinkt und die Entscheidung auf frü- verse ausgelöst. So gibt es die Ab- offenbar mehr politischer Druck hestens 2017 verschoben wird. "Die geordneten, die sich traditionell für vonnöten sei, um den TPP-Prozess TPP-Befürworter wissen genau, dass die Big Business-Interessen der voranzubringen. ihnen die Zeit davonläuft", meint großen Konzerne einsetzen, und Stamoulis von der 'Citizen Trade diejenigen, die die Folgen der Glo- "In den letzten Wochen haben unse- Campaign'. "Der Widerstand gegen balisierung auf die US-Arbeitneh- re Verhandlungsteams bei der Klä- das TPP ist größer denn je und nimmt mer fürchten. rung etlicher Fragen, die dem Ab- immer weiter zu." kommen noch im Wege stehen, gute Die Polarisierung hat sich gerade seit Fortschritte erzielt", erklärte er ge- Die Kongresswahlen in den USA der Finanzkrise 2008 weiter ver- genüber den versammelten Handels- Anfang November haben der Dis- schärft. Wie Curtis Ellis, Sprecher ministern. "Heute haben wir Gele- kussion über eine für das TPP-Ab- der 'American Jobs Alliance' und genheit, auf politischer Ebene einige kommen entscheidende Frage - ob Geschäftsführer von 'ObamaTra- verbliebene Hindernisse zu beseiti- Präsident Obama unilateral aushan- de.com', einer konservativen Kon- gen." deln darf oder ob der Kongress trollorganisation, bemängelt, ist es punktweise seine Zustimmung geben der republikanische Flügel, dem die Das TPP soll zwölf Länder umfas- muss - eine neue Wendung gegeben. Großkonzerne nahestehen, der zu sen: Australien, Brunei, Chile, Japan, mehr Freihandel drängt. Kanada, Malaysia, Mexiko, Neusee- Da Handelsabkommen viele in- land, Peru, Singapur, die USA und nenpolitisch sensible Fragen be- "Wenn wir dazu übergehen, sämtli- Vietnam. Um einen Durchbruch bei rühren, mussten sich die US-Präsi- che US-Fabriken nach Übersee zu den Verhandlungen zu erzielen, müs- denten in der Vergangenheit die verlegen, zieht das amerikanische se den Menschen in den jeweiligen Zustimmung beschaffen, ohne die Volk den Kürzeren. Und selbst die Ländern der Nutzen des Abkommens Einwände der Abgeordneten ent- Befürworter des TPP haben inzwi- vor Augen geführt werden. Es be- scheiden zu dürfen. Ein solches schen eingeräumt, dass es weniger deute "mehr Handel, mehr gute Jobs 'Schnellverfahren' erlaubt dem um Handel als um Investitionen geht und höhere Einkommen für die Men- Kongress lediglich, für oder gegen - um die Sicherstellung übergreifen- schen der Region einschließlich der ein ausgehandeltes Handelsab- der Weltordnungsfragen im Bereich USA". kommen zu stimmen. der Investitionen", so Ellis.

Die Sorge um die Auswirkungen ei- Tatsächlich geht es in nur fünf der Zentrale Fragen ungeklärt nes TPP auf die einheimische Wirt- 29 vorgeschlagenen TPP-Kapitel schaft hat dazu geführt, dass beide direkt um Handel, wie die US- Auch wenn in einer Mitteilung der Häuser des US-Kongresses sich of- Verbraucherschutzorganisation zwölf Staaten von einem absehbaren fensichtlich schwer damit tun, das 'Public Citizen' bestätigt. Die nicht Abschluss der Verhandlungen die von Obama beantragte Schnellver- auf den Handel bezogenen Rege- Rede ist, sind es Unstimmigkeiten in fahren zu genehmigen. lungen hätten niedrigere Löhne, wichtigen Fragen des Agrarprotek- höhere Medikamentenpreise, un- tionismus, des Umweltschutzes, Ar- gesündere Nahrungsmittel und beitsrechts, der Arzneimittelpreise, Republikaner gespalten neue Rechte für ausländische In- des Patentrechts und der Möglichkeit vestoren zur Folge. Diese könnten für Unternehmen, sich über nationa- Die Frage könnte nun innerhalb der von Regierungen Entschädigungs- le Bestimmungen hinwegzusetzen, Republikanischen Partei, die ihre zahlungen für Bestimmungen ein- die dem TPP im Wege stehen. Mehrheit im Repräsentantenhaus fordern, die gegen die neuen Pri- vergrößern konnte und ab Januar den vilegien verstoßen, die ihnen Die Vielfalt der strittigen Themen Senat kontrollieren wird, einen Dis- durch das TPP verliehen werden, gibt den TPP-Kritikern Anlass zu sens schaffen. Während sich das Ab- warnt Lori Wallach, Leiterin des Hoffnung, dass der Widerstand der geordnetenhaus einem Schnellver- Public-Citizen-Programms 'Glo- Öffentlichkeit gegen dieses Handels- fahren für Obama widersetzt, hat der bal Trade Watch'. abkommen weiter wachsen und im von Republikanern dominierte Senat Vorfeld der nächsten Präsident- vorgeschlagen, einer solchen Rege- Trotz der Geheimniskrämerei, die schaftswahlen 2016 erfolgreich ab- lung Anfang nächsten Jahres Priori- die TPP-Verhandlungen umgebe, sei gewehrt wird. Erwartet wird, dass tät einzuräumen. sich die Öffentlichkeit in den TPP- bereits ab Mitte 2015 die Chance für Staaten zum Glück dieser Risiken ein Zustandekommen des Abkom- Die Entwicklung hat unter den zunehmend bewusst, sagt sie. mens durch die US-Gesetzgeber Konservativen eine heftige Kontro- (Ende/IPS/kb/2014)

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Link: http://www.ipsnews.net/2014/11/as- BOULEVARD / TEST & SPASS / TAGESSPALT tpp-trade-talks-miss-third-deadline- opponents-claim-momentum/ Kurzweiliges für Donnerstag, den 13. November 2014

© IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH Unglücklich

Quelle: Wer die Musik liebt, kann nie ganz IPS-Tagesdienst vom 11. November unglücklich werden ... 2014 (Franz Schubert) http://www.schattenblick.de/ ... genug jedoch, um diese Liebe zu erklären. infopool/politik/wirtsch/ HB pwi00236.html

BUCH / SACHBUCH / BUCHBESPRECHUNG Dominik Müller Indien. Die größte Demokratie Indien - Die größte Demokratie der Welt? der Welt? Marktmacht ­ Hindunationalismus ­ Marktmacht ­ Hindunationalismus ­ Widerstand Widerstand Assoziation A, Berlin/Hamburg 2014 von Dominik Müller 190 Seiten, 16 Euro ISBN­13: 9783862414338

(SB) ­ Als Dominik Müller sein ak- BJP kaum einen Sitz im indischen arden Menschen das zweit-bevölke- tuelles Buch "Indien - die größte De- Unterhaus, jetzt, nach dem Wahlsieg, rungsreichste Land der Erde ist, in mokratie der Welt?, Marktmacht - tritt sie im Parteienbündnis NDA näheren Augenschein zu nehmen. Hinduismus - Widerstand" veröf- (National Democratic Alliance) an, Noch immer verbucht Indien in der fentlichte, standen die Wahlen zum das zukünftig 336 von 545 Abgeord- ausschließlich auf Profit ausgerichte- Amt des neuen Premierministers in netensitzen stellt. Die bis dato regie- ten Wirtschaftswelt ein nicht zu ver- Indien kurz vor der Tür. Prognosen rende Kongreßpartei (Indian Natio- achtendes, jährliches Wirtschafts- über deren Ausgang haben sich be- nal Congress - INC) mußte erschüt- wachstum von rund 5 Prozent, wenn wahrheitet. Als Sieger ging am 16. ternde Verluste hinnehmen und er- auch mit rückläufigen Tendenzen. Mai 2014 der bisherige Ministerprä- hielt statt ihrer bisherigen 262 in ih- sident Gujarats, Narendra Modi, her- rem Parteienbündnis nurmehr 59 Sit- Müllers Sachbuch, das im Verlag vor. Unter anderem über dessen po- ze zugeteilt. Auch die Kommunisti- Assoziation A erschienen ist, erläu- litischen Aufstieg, Motivation, bis- schen Parteien erlitten deutliche Ver- tert, wie sich die Marktmechanismen herige Aktivitäten, Ziele und die luste, die Communist Party of India mit ihren als Fortschritt und Ent- weitreichende Unterstützung, die Marxist (CPM) erhielt noch neun wicklung titulierten Maßnahmen zu Modi, aus den unterschiedlichsten Sitze, die Communist Party of India Lasten großer Teile der Bevölkerung Interessen heraus, aus dem In- und Maoist (CPI) muß zukünftig der Lok auswirken, wie sich ein globaler Ausland erfahren hat, zeichnet der Saba fernbleiben. Handel mit dem Westen als moderne Autor ein deutliches Bild. Form von Kolonialismus erweist, Modis Wahlsieg bietet Anlaß, über was sich, nachvollzogen am Beispiel Narendra Modis hindu-kommunali- Indien als größte Demokratie der der 'größten' Demokratie der Welt, stische Bharatiya Janata Party (BJP) Welt zu reflektieren, aber auch die hinter der Konzeption dieser Herr- ist nun als erste Partei seit 30 Jahren zunehmende Bedeutung des Subkon- schaftsform verbirgt, wie es zum mit absoluter Parlamentsmehrheit in tinents, der mit 3,3 Millionen Qua- Sieg der hindu-kommunalistischen die Indische Lok Saba eingezogen. dratkilometern das siebtgrößte und Partei BJP kommen konnte und wel- Bis Ende der 1980er Jahre hatte die mit einer Bevölkerung von 1,2 Milli- che Auswirkungen dies auf das Zu-

Do, 13. November 2014 www.schattenblick.de Seite 19 Elektronische Zeitung Schattenblick sammenleben der sogenannten mul- [1] gab es bis in die 80er Jahre hin- Frage der Energiesicherheit klären tiethnischen, multikulturellen und ein über die Zielsetzungen wie und Wege beschreiten, um ausländi- multireligiösen indischen Bevölke- Nichtbeitritt zu Militärpakten, Nicht- sche Investoren nicht nur zu locken, rung hat. Einmischung in die Angelegenheiten sondern auch zu bedienen, ebenso anderer Staaten, deren Anerkenntnis wie es die solvente Mittelschicht Für den Autor ist die Frage entschei- auf Gleichberechtigung, Entkolonia- (200-300 Millionen Inder zählen sich dend, ob Indien das westliche Ent- lisierung, Eintritt gegen Rassendis- dazu) braucht und sucht, um sie als wicklungsmodell kopieren oder kriminierung und für gleichberech- Konsumenten zu binden. Es muß das einen anderen Weg einschlagen wird, tigte Wirtschaftsbeziehungen sowie immense Bevölkerungswachstum blieben doch die sozialen und politi- das Recht auf Entwicklung eigener einkalkulieren. Es sieht sich mit schen Spannungen, nicht nur wegen Staatlichkeit als wesentliche Voraus- wachsender Armut, einer immer grö- der Größe der Bevölkerung, sondern setzung für internationale Sicherheit ßer werdenden Schere zwischen arm auch aus ökologischem Blickwinkel, und Friedensordnung, Förderung des und reich konfrontiert und der Frage, nicht ohne Auswirkungen auf den Weltfriedens und freundschaftliche wieso ein Staat mit derart hohem Rest der Welt. Die zusammengetra- Beziehungen vor allem zu den Nach- Wirtschaftswachstum nachweisbar genen Fakten und die zahlreichen barstaaten in Indien einen nationalen keine Perspektive für die Millionen exemplarischen Beispiele machen Konsens. Prof. Weidemann sieht in hungernder Menschen vorweisen allerdings deutlich, daß diese Frage den damaligen Friedensbemühungen kann. Aufstrebendes Industrieland längst entschieden ist. Indiens ein Vorbild außer Konkur- und Agrargesellschaft (die Hälfte der renz. Die globalen politischen Verän- Bevölkerung lebt von der Landwirt- Als einstige Mitbegründerin der derungen nach Ende der Bipolarität, schaft, Fischerei und dem Sammeln Blockfreien-Bewegung sei Indien die Globalisierung von Wirtschaft von Nahrungsmitteln) stehen in mittlerweile zu einem 'Partner des und Handel hätten Indiens Regierun- krassem Widerspruch zueinander. Westens' geworden. Schade, daß im gen schließlich, wenn auch spät, erst Buch nicht deutlicher wird, welche Anfang der 90er Jahre zu einer Neu- Speziell in drei Kapiteln 'Indien den Ziele die Staatenkoalition der Block- orientierung und Neuformulierung Hindus', 'Wo Hitler ein Hit ist' und freien verfolgte und offiziell bis heu- ihrer thematischen (z.B. Fragen der 'Arische Verwandtschaften' wird ein te verfolgt. Nicht erwähnt wird, daß wirtschaftlichen Zusammenarbeit, deutliches Bild von der Massenmo- Indien neben seinen Handelsbezie- Energiesicherheit) und regionalen bilisierung durch die Hindu-Natio- hungen mit dem Westen Mitglied Schwerpunkte (Look East Politik, nalisten gezeichnet und eine Paralle- zahlreicher Wirtschafts-Bündnisse Gujral-Doktrin - Neudefinition der le zum europäischen Faschismus ge- im südasiatischen und südostasiati- Beziehungen zu den Nachbarstaaten) zogen. Schilderungen über Metho- schen Raum und darüber hinaus veranlaßt. den, Mittel und Wege des Sangh Pa- Partner etlicher weiterer Länder (z. rivar, eines Verbundes hindunationa- B. Brasilien, Südafrika) ist. Die Fülle an Sachverhalten, histori- listischer Organisationen, bilden ne- schen Belegen und Erläuterungen er- ben den Erläuterungen über die Zu- Die Blockfreien-Bewegung wurde möglichen dem Leser eine Sicht und sammenhänge zwischen Marktmacht 1955 durch Indiens ersten Minister- Deutung der politischen Entwick- und Armut im zweiten Teil von Do- präsidenten nach der Unabhängig- lung Indiens seit der Marktliberali- minik Müllers Buch einen Schwer- keit 1947, Jawarhalal Nehru, ge- sierung und nach der Wahl Narendra punkt. Die Hindu-Nationalisten stel- meinsam mit dem jugoslawischen Modis zum neuen Premierminister, len die hinduistische Mehrheitsge- Ministerpräsidenten Josip Tito initi- die nichts mehr von dem verheißt, sellschaft als durch andere Kulturen iert. Nehrus Engagement dürfte Fol- was Wünsche und Ziele der Regie- und Religionen bedroht dar. Müller ge der fast 200 Jahre andauernden rungen nach der Unabhängigkeit von weist darauf hin, daß der säkulare britischen Kolonialherrschaft gewe- den britischen Herrschern auszuma- Charakter der Verfassung wie auch sen sein. Das Wissen um die Grund- chen schien. der polytheistische Hinduismus der sätze dieser Bewegung, die 1961 in Hindutva-Ideologie [2] entgegen- Belgrad konstituiert wurde, ist be- Ganz offensichtlich befindet sich In- stünde, weshalb die Versuche einer deutsam für das Verständnis der in- dien in einer desaströsen Situation. Transformation der indischen Ge- dischen Außenpolitik bis Anfang der Es sucht, seinem Großmachtan- sellschaft "anfangs von wenig Erfolg 90er Jahre und macht den Wandel in spruch gemäß, eine unter strategi- gekrönt" waren. Der zitierte Kom- der indischen Politik seit der Markt- schen wie auch wirtschaftlichen und munalismus-Experte Ashgar Ali En- liberalisierung besonders deutlich. ökologischen Gesichtspunkten ange- gineer verdeutlicht, daß Religion als messene Position. Es muß aufgrund Instrument genutzt werde, "nicht Laut dem Asien- und Afrikawissen- der neuen Herausforderungen in der aber die Ursache der Konflikte sei" schaftler Prof. Diethelm Weidemann Wirtschaft gezwungenermaßen die [3]. Diese hätten vielmehr einen po-

Seite 20 www.schattenblick.de Do, 13. November 2014 Elektronische Zeitung Schattenblick litisch-ökonomischen Hintergrund, indische Landbevölkerung noch gien des Westens an deren Methoden der durch die beschleunigte Ent- nicht erreicht. orientiert und in dem Millionen von wicklung und der ihr innewohnenden Menschen den zunehmend auch in Konkurrenz hervorgerufen werde. "Indien - die größte Demokratie der Indien greifenden, kapitalorientier- Welt?" ist übersichtlich strukturiert, ten Staatsinteressen zum Opfer fal- Das Kapitel 'Wo sollen wir denn hin' die einzelnen Kapitelüberschriften len. Grüne Revolution, Marktwirt- bildet den dritten und letzten, recht ermöglichen je nach Interesse eine schaft und Reformen, die immer zu kurz gefaßten Teil des Buches, in Auswahl oder auch das gezielte Re- Lasten der Armen und bereits Be- dem es um den Widerstand gegen cherchieren. Jedem Kapitel sind pro nachteiligten gingen, hätten die herrschende Verhältnisse geht. Von und contra Stimmen vorangestellt, Hoffnungen auf Wohlstand begra- der gewerkschaftlichen Seite her sei was zur eigenen Stellungnahme an- ben. War es einst die britische Kolo- lediglich die 2006 gegründete NTUI regt. Müller hat das Land bereist, nialherrschaft, die den Keil zwischen (New Trade Union Initiative) be- über Jahre vor Ort recherchiert, zi- die moslemischen und hinduisti- müht, trotz repressiver Übergriffe tiert aus renommierten indischen schen Religionszugehörigkeiten dem Mangel an innerer Demokratie Medien wie der Wochenzeitung trieb, so gelingt es den Hindu-Natio- in den anderen Gewerkschaften mit 'Economic and Political Weekly', nalisten heute, auf dem Boden der einem basisdemokratischen Ansatz 'The Times of India', dem 'Indian wachsenden Unzufriedenheit mehr entgegenzuwirken. Als einzige Or- Broadcast Network', aus zahlloser und mehr Menschen für ihre Ideolo- ganisation geht sie Bündnisse mit englisch- wie deutschsprachiger Li- gie zu gewinnen. Dalits, Adivasi und Fraueninitiativen teratur, verfaßt von Persönlichkeiten ein. wie dem Inder Achin Vainaik, ehe- Nicht von ungefähr verbreitet der mals Professor für Internationale Be- neue Premier Narendra Modi neue Das Wahlergebnis 2014 hat eine ziehungen und Globale Politik an der Schlagwörter für ein enthusiasti- rückläufige Tendenz in der Linkspo- Universität Neu Delhi, dem briti- sches Publikum: 'e-governance' für sitionierung gezeigt. Nichtsdesto- schen Historiker und Autor politi- 'easy, effective and economic' oder trotz führt im Bundesstaat Chhattis- scher Essays, Perry Anderson oder 'make it in India' und schließlich garh die Peoples Liberation Guerilla auch der Rosa Luxemburg Stiftung. 'made in India'. "Come, make in In- Army (PLGA), der bewaffnete Arm dia!" lautet auch der Titel des 'Indo- der CPI (Maoisten) mit hohem Frau- Er traf mit zahlreichen Betroffenen German-Investment'-Gipfels, der am enanteil (ca. 45 Prozent) ihren be- wie dem indischen Anwalt und Men- 12. November in Berlin stattfindet, waffneten Kampf weiter, ebenso wie schenrechtsaktivisten Mukul Sinha wo Modi die indische Wirtschaft- die Bewegung der Naxaliten, die seit zusammen, der sich für überlebende strategie vorstellen und deutschen der Marktöffnung und dem Erstarken Opfer des Pogroms von 2002 und ih- Unternehmen Perspektiven unter- der Hindu-Nationalisten neuen Zu- re Unterstützer einsetzt, wie auch breiten will. lauf erhalten haben. Sie werden als dem Arzt Dr. Yaqoob Memon, der Staatsfeind Nr. 1 betrachtet und sind seit 20 Jahren im moslemischen Es heißt, Modi bezeichne, in der entsprechenden Repressionen ausge- Ghetto Ahmedabad unter einfachsten Wortwahl der westlichen christlich setzt. Bedingungen praktiziert. Der Autor geprägten Hemisphäre angepaßt, die hat mit ihres Landes enteigneten Per- säkulare Verfassung Indiens als sei- Widerstand findet sich aber auch auf sonen und mit von Vertreibung Be- ne "Bibel". Doch hat sich Indien, wie der gemäßigteren Seite. Viele Stu- drohten vor Ort gesprochen, wie sich nach der Lektüre eindeutig denten sympathisieren mit der eher auch mit muslimischen Familien, die zeigt, von seiner souveränen, säkula- moderaten CPI (ML-Marxisten Le- durch grausam ausgeübte Gewalt ren, sozialistischen und demokrati- ninisten). Zudem gibt es seit 2012 von Hindu-Nationalisten Opfer zu schen Staatsdoktrin längst weit ent- die Aam Adami Partei, die Partei der beklagen haben. fernt. Die Ideologien eines Mahatma "einfachen Leute", die sich unter ih- Gandhi [4] und Jawarhalal Nehru, rem ChefArvind Kejrival organisiert Dominik Müller schildert eine ande- die Grundsätze der Blockfreien hat und aus der Anti-Korruptionsbe- re Realität als die des touristischen Staaten, für die Indien Jahrzehnte wegung entstanden ist. "Indien lebt Indiens, das die Farbenpracht der eintrat, gehören der Vergangenheit in seinen Dörfern", so das Perspekti- Frauen in Saris, der prunkvollen Pa- an. Sollten Indiens Regierungen, venpapier der Partei. "Ohne die Ent- läste der einstigen Herrscher und der beispielsweise mit dem Staaten- wicklung und den Wohlstand der sonnendurchfluteten Landschaften bündnis der BRICS, je das Ziel ver- Dörfer kann Indien nicht gedeihen. präsentiert. Das Indien seines Bu- treten haben, den herrschenden Wenn wir unser Land retten wollen, ches steht als Beispiel für einen Machtverhältnissen entgegenzutre- müssen wir die Dörfer retten." (S. Staat, der sich im Zuge der Globali- ten, so wird die jetzige Regierung le- 178) Doch bisher habe die Partei die sierung und Vereinnahmungsstrate- diglich ihren Nutzen ziehen, um den

Do, 13. November 2014 www.schattenblick.de Seite 21 Elektronische Zeitung Schattenblick eigenen Großmachtanspruch durch- sollte durch seiner eigenen Hände Moslems ein Ende zu bereiten. Sein zusetzen. Arbeit seinen Lebensunterhalt ver- tiefster Wunsch, eine Teilung Indiens dienen. Die Trennung zwischen zu verhindern, ging nicht in Erfül- Dem Autor, der zum Thema auch das Hand- und Kopfarbeit war nach lung. Gandhi wurde am 30. Januar Feature 'Indien ganz rechts' verfaßt Gandhis Ideologie aufzuheben. Er 1948 ermordet. hat, das im DLF ausgestrahlt wurde, lebte dies vor und erklärte: "Mein ebenso wie den Beitrag 'Die Handel- Leben ist meine Botschaft". Gandhi http://www.schattenblick.de/ sinvasoren kommen', ist es offen- gelang es durch seinen Einsatz, dem infopool/buch/sachbuch/ sichtlich ein Anliegen, aufmerksam grausamen Morden von Hindus und busab140.html zu machen auf den bedenklichen und gefährlichen Weg, den Indien einge- schlagen hat. Es gelingt ihm durch- aus, mit seinen Schilderungen über die subtile und effektive Einflußnah- me hindunationalistischer Organisa- tionen und ihren Schattenwürfen UMWELT / INTERNATIONALES / KLIMA beim Leser eine spürbare Unruhe hervorzurufen und dunkle Ahnungen zu wecken. Klima: Warum die G20-Staaten den Klimawandel subventionieren Dominik Müller ist freier Journalist und Autor. IPS­Inter Press Service Deutschland GmbH IPS­Tagesdienst vom 11. November 2014 Anmerkungen: von Carey L. Biron [1] Prof. Dr. Diethelm Weidemann war bis zu seiner Emeritierung Di- rektor des Instituts für Asien- und Afrikawissenschaften an der Hum- boldt-Universität zu Berlin. Sein Schwerpunkt liegt im Bereich der In- ternationalen Beziehungen.

[2] Hindutva - wörtlich übersetzt: das Wesen des Hinduismus. Der Be- griff bezeichnet ein politisches Kon- zept; das Ziel ist das (Wieder-)Er- schaffen einer einzigen Hindu-Nati- on.

[3] Ashgar Ali Engineer, indischer islamischer Theologe und Gelehrter, aus: "Bombay - Bhiwandi Riots in National Political Perspective", Eco- Trotz ihrer Versprechen, den Über­ Kohlereserven im Boden zu belas- nomic and Political Weekly, Bombay gang zu sauberen Energien zu finan­ sen, zeigt ein neuer Bericht, dass die 21.07.1984 zieren, subventionieren Regierungen Regierungen diese Warnungen of- auch weiterhin die Exploration fos­ fenbar in den Wind schlagen und [4] Mohandas Karamchand Gandhi siler Brennstoffe auch weiterhin die Exploration fos- wurde am 02.10.1869 in Porbandar Bild: © Leszek Kozlowski/ Flickr siler Brennstoffe subventionieren. im Bundesstaat Gujarat geboren. Er lebte einige Jahre in Südafrika, wo er London, 12. November (IPS) ­ Kurz Der Report des 'Overseas Develop- zwei Kommunen gründete. Mahat- nachdem der Weltklimarat IPPC be- ment Institute' (ODI) und von 'Oil ma ist ein Ehrentitel, der 'Große See- sonders eindringlich auf die Notwen- Change International' (OCI) ver- le' bedeutet. Gandhi trat für ein ein- digkeit hingewiesen hat, den größten deutlicht, dass die G20-Regierungen faches, autarkes Leben ein, jeder Teil der vorhandenen Öl-, Gas- und mit Subventionen, staatlichen Inve-

Seite 22 www.schattenblick.de Do, 13. November 2014 Elektronische Zeitung Schattenblick stitionen und Steuergeldern die Ex- seien, aber in Ausnahmefällen mög- zung ist zunehmend unökonomisch. ploration von fossilen Brennstoffen lich sein sollten. Schließlich wird Außerdem werden Öl, Gas und Koh- mit rund 88 Milliarden US-Dollar im immer damit argumentiert, dass wir le die Energiebedürfnisse der Ärm- Jahr bezuschussen. Und das ist nur fossile Brennstoffe brauchen, um uns sten und Verletzlichen nicht decken. ein kleiner Teil der gesamten, auf den Zugang zu Energie zu sichern, jährlich 775 Milliarden Dollar ge- und wir Öl, Gas und Kohle ruhig schätzten staatlichen Ausgaben für weiter verfeuern können, solange wir G20-Staaten sollen zum Vorbild die Produktion und den Konsum fos- das CO2 auffangen und speichern. werden siler Brennstoffe. Doch das stimmt so nicht. Wie bis- Die G20-Staaten haben die Ressour- Die G20 stellt die der Öffentlichkeit her zu verfahren, heißt den gefährli- cen, um den Übergang hin zu den weitgehend verborgenen Subventio- chen Klimawandel weiter verstär- sauberen Energien zu gewährleisten. nen nach wie vor zur Verfügung, ob- ken. Es werden die Verletzlichsten in Sie könnten der Welt mit gutem Bei- wohl sie mehrfach versprochen hat, den armen Ländern und Regionen spiel vorangehen, indem sie ihre na- die Subventionen von fossilen Treib- sein, die als erste die Folgen zu spü- tionalen Subventionen, Investitionen stoffen auslaufen zu lassen, den Kli- ren bekommen. durch staatliche Unternehmen und mawandel zu bekämpfen und den öffentlichen Gelder nicht mehr für Übergang zu sauberen Energien zu Erstens gilt es anzumerken, dass die die Exploration fossiler Brennstoffe, fördern. Ärmsten ihren Heiz- und Strom- sondern für die Entwicklung der Er- bedarf weitgehend über die sauberen neuerbaren und für Energieeffizienz- Die von der G20 für die Exploration Energien decken werden. zwecke ausgeben. Ein Ende der Sub- fossiler Brennstoffe bereitgestellten ventionen für die Exploration fossi- Subventionen entsprechen fast den Der Internationalen Energiebehörde ler Brennstoffe wäre ein erster rich- globalen Gesamtfördermitteln zu- zufolge sollten die meisten neuen In- tiger Schritt. gunsten sauberer Energien (101 Mil- vestitionen in die dezentralisierte (Ende/IPS/kb/2014) liarden Dollar). Damit werden Öl, Energieversorgung investiert wer- Gas und Kohle bevorzugt. den. Dazu gehören Mini-Stromnetze und Insellösungen, die häufig auf er- * Shelagh Whitley ist Wissenschaft- neuerbare Energiequellen zurück- lerin am 'Overseas Development In- Abhängigkeit der Industrie greifen. Würden die G20-Staaten 49 stitute' (ODI) in London. Ihre For- Milliarden Dollar jährlich umvertei- schung konzentriert sich auf die pri- Der ODI-Bericht zeigt ferner, dass len - also etwas mehr als die Hälfte vate Klimafinanzierung und privat- die G20-Regierungen mehr als dop- von dem, was sie derzeit an Unter- wirtschaftliche Entwicklungsmodel- pelt so viel Geld für die Suche nach stützung für die Exploration fossiler le. In ihrem Kommentar im Vorfeld neuen Öl-, Gas- und Kohlelagern Brennstoffe ausgeben - könnten wir des G20-Jahresgipfels am dritten ausgeben wie die 20 größten Privat- bereits bis 2030 einen universellen Novemberwochenende im australi- unternehmen. Das legt nahe, dass die Energiezugang erreichen. schen Brisbane fordert sie ein Ende Explorationsaktivitäten der Konzer- der staatlichen Subventionen für die ne weitgehend von öffentlichen Gel- Zweitens muss gesagt werden, dass Exploration fossiler Brennstoffe. dern abhängen. die CO2-Sequestrierungstechnologie bisher äußerst selten angewandt Da die Förderung fossiler Brennstof- wird. Das bisher erste und einzige Link: fe immer riskanter, teurer und energi- 'kommerzielle' Industrieprojekt zur http://www.ips- eintensiver wird und die Preise für Öl, Sequestrierung und Speicherung von news.net/2014/11/why-are-g20-go- Gas und Kohle weiter fallen, wird sich CO2 wurde in diesem Jahr in Kana- vernments-subsidising-dangerous- die Abhängigkeit der Unternehmen da eröffnet. Die entsprechenden climate-change/ vom Geld der Steuerzahler erhöhen. Emissionszertifikate werden an die Dieser Trend wurde bereits durch die Ölindustrie verkauft, wodurch diese © IPS-Inter Press Service Deutsch- Anfrage der britischen Erdöl- und Ga- noch mehr fossile Brennstoffe pro- land GmbH sindustrie um weitere Steuersenkun- duzieren darf. Das ist kein nachhal- gen ersichtlich, mit denen die steigen- tiges Modell. Quelle: den Operationskosten in der Nordsee IPS-Tagesdienst vom 12. November kompensiert werden sollen. Um es kurz zu machen: Die Subven- 2014 tionierung der Exploration fossiler Es gibt Stimmen, die sagen, dass die Brennstoffe befeuert den gefährli- http://www.schattenblick.de/info­ Subventionen zwar unökonomisch chen Klimawandel. Diese Unterstüt- pool/umwelt/internat/uikl0348.html

Do, 13. November 2014 www.schattenblick.de Seite 23 Elektronische Zeitung Schattenblick

SPORT / BOXEN / MELDUNG

Geburt einer neuen Ära im Halbschwergewicht Sergei Kowaljow fehlt nur noch Stevensons Gürtel

(SB) ­ Mit seinem klaren Punktsieg von Julio Cesar Chavez und Brian Techniker, hat aber offensichtlich über Bernard Hopkins hat Sergei Ko- Vera, die am 1. März durchschnitt- das Potential, über seine gefürchtete waljow am vergangenen Wochenen- lich 1,390 Fans in ihren Bann ge- Schlagwirkung mit beiden Händen de ein Meisterstück abgeliefert. schlagen hatten. hinaus dazuzulernen. Gegen den mit Wenngleich der 31 Jahre alte Russe allen Wassern gewaschenen Hopkins im Vorfeld stets betont hatte, er gehe Zu Amateurzeiten hat Kowaljow 195 boxte er taktisch gut eingestellt und ohne jedes taktische Konzept in die- Kämpfe gewonnen und nur 18 verlo- klug, ohne deshalb an Angriffsdruck sen Kampf, war das Gegenteil der ren, was zweifellos für eine fundier- einzubüßen. Und obwohl er noch nie Fall. Seit Jahren ist es keinem Boxer te Ausbildung und bemerkenswerte länger als acht Runden gekämpft mehr gelungen, Hopkins derart zu Qualitäten spricht. Im Profilager hat hatte, ließ er bis zum Schlußgong dominieren und ihn aller Mittel zu er gekämpft, wo immer es sich an- keine Müdigkeit erkennen. John Da- berauben, den Gegner zu stören, zu bot, und dabei keinen Gegner ge- vid Jackson hatte den Plan entwor- neutralisieren und schließlich auszu- scheut. Frühzeitig in seiner profes- fen, wie dem erfahrenen Strategen kontern. Kowaljow hielt sich den sionellen Laufbahn konnte er sich Hopkins beizukommen sei, und sein 49jährigen stets vom Leib, ging vol- gegen Darnell Boone nur knapp nach Schützling setzte das Vorhaben dis- le zwölf Runden lang ein hohes Tem- Punkten durchsetzen, was jedoch bei zipliniert, geduldig und überzeugend po und landete zahlreiche Treffer. diesem Kontrahenten nicht verwun- um. Das Duell hatte mit einem Nieder- derlich war. Boone hat ungeachtet schlag in der ersten Runde begonnen seiner durchwachsenen Bilanz fast Im Unterschied zu dem Lautsprecher und endete um ein Haar mit einem jedem Gegner Probleme bereitet und , der ihn für zweit- zweiten und entscheidenden Voll- dessen einzigen Nieder- klassig erklärt, aber dennoch gemie- treffer im letzten Durchgang. Nur schlag verpaßt, Adonis Stevenson ins den hat, wirkt Kowaljow so boden- dank seiner ausgezeichneten Defen- Reich der Träume geschickt und Ga- ständig, als habe er nicht vergessen, sive und eines unerhörten Durchhal- briel Rosado, und Eris- was er kann und was ihm noch fehlt. tevermögens verhinderte Hopkins landy Lara nach Kräften geärgert. Und da das Duell mit Hopkins die die erste vorzeitige Niederlage seiner lang anhaltende Spaltung des US- Karriere. Als Kowaljow dringend einen Pro- amerikanischen Boxgeschäfts in moter suchte, um seine Karriere zu zwei verfeindete Lager erstmals auf Hatten viele Sergei Kowaljow für beflügeln, packte Kathy Duva von hohem Niveau überwunden hat, einen Haudrauf gehalten, der außer Main Events die Gelegenheit beim dürften dem Kanadier bald die Argu- gewaltigem Dampf in den Fäusten Schopf. Um einen Vertrag zu bekom- mente ausgehen, den nun allseits ge- nichts zu bieten habe, so hat der Rus- men, mußte der Russe eine Revan- forderten Kampf gegen den Russen se alle Kritiker eines Besseren be- che gegen Darnell Boone gewinnen, weiter zu meiden. Sollte es endlich lehrt. Er ist nach diesem souverän er- was ihm binnen zwei Runden gelang. dazu kommen und Kowaljow die kämpften Erfolg Superchampion der Mit seinem Manager Egis Klimas, Oberhand behalten, was ihm durch- WBA sowie Weltmeister der IBF und dem Trainer John David Jackson und aus zuzutrauen ist, wäre ihm das WBO im Halbschwergewicht, womit Promoterin Kathy Duva sieht sich Kunststück gelungen, das Bernard er noch vor dem kanadischen WBC- der Russe seither von einem hervor- Hopkins im Halbschwergewicht ver- Champion Adonis Stevenson als ragenden Team umgeben, das seinen wehrt blieb: Weltmeister aller vier führender Akteur seiner Gewichts- Interessen zur Durchsetzung verhilft. maßgeblichen Verbände zu werden. klasse firmiert. Beim Publikum kam das Duell in Atlantic City sehr gut Er schaltete einen Gegner nach dem Hopkins, der vor vielen Jahren alle an, verbuchte der übertragende Sen- andern vorzeitig aus und hat nun 26 Titel im Mittelgewicht zusammen- der HBO doch das zweitbeste Ergeb- Kämpfe gewonnen und einen unent- geführt hatte, bleibt ungeachtet der nis des Jahres. Im Durchschnitt schieden beendet, wobei nur zwei Niederlage in Atlantic City eine Le- 1,328 Millionen und in der Spitze seiner Kontrahenten die vereinbarte gende, ob er seine Karriere beendet 1,397 Millionen Zuschauer waren Rundenzahl überstanden. Kowaljow oder noch als 50jähriger Furore mit von der Partie, nur übertroffen ist nach wie vor kein glänzender macht. Mit seinem Mut, sich dem

Seite 24 www.schattenblick.de Do, 13. November 2014 Elektronische Zeitung Schattenblick gefürchteten Russen zu stellen, hat er Kowaljow einen unschätzbaren SCHACH UND SPIELE / SCHACH / SCHACH-SPHINX Dienst erwiesen. Andere werden we- niger großzügig vorgehen und ihn in der Hoffnung hinhalten, er werde Land der Gysire und Poeten über einen anderen Gegner stolpern. Da das derzeit im Halbschwerge- wicht schwer vorstellbar ist, wird uns (SB) ­ Die isländische Zunge ist far- die Ära dieses Champions wohl noch benfroh, geschmeidig, reich an poe- geraume Zeit begleiten. [1] tischen Bildern, und man irrt sich nicht, wenn man vermutet, daß im Land der Gysire und kalten, klirrend- Anmerkung: heulenden Eiswinde auch das Schachspiel schon früh im Mittelal- [1] http://www.boxingnews24.- ter beheimatet war. Die Bühne inter- com/2014/11/sergey-kovalev-the- nationaler Turniere betraten die is- new-era-of-the-light-heavyweight- ländischen Meister jedoch erst sehr division/#more-184151 spät, und einer ihrer größten Köpfe war mit Sicherheit der 1952 zum http://www.schattenblick.de/ Landesmeister avancierte Fridrik infopool/sport/boxen/ Olafsson. Sein Wissen um die sbxm1553.html schachlichen Tiefen war jedenfalls Rodriguez - Olafsson ausgeprägt genug, daß er 1970 in Rejkjavik 1978 Belgrad bei der Weltauswahl in Run- de 4 am 6. Brett gegen den sowjeti- schen Ex-Weltmeister Wassilij Smy- Auflösung letztes Sphinx­Rätsel: slow spielte, leider jedoch verlor. 1978 ernannte ihn der Weltschach- Dem Angriff der schwarzen Armee bund FIDE zum Präsidenten. Das po- konnte der weiße König nicht ent- litische Lavieren behagte ihm jedoch kommen, und als der für seinen nicht, so daß er recht früh das Amt Humor berüchtigte Münchner niederlegte und seinem Anwaltsberuf Großmeister Wolfgang Unzicker wieder nachging. Lange Zeit hörte mit 1...Lc8xg4! die Palisadenfront IPS-Inter Press Service und sah man nichts von ihm, bis er der weißen Majestät niederriß, gab Deutschland GmbH 1993 überraschend als 58jähriger im Meister Torre wohlwissend sofort Kooperationspartner Duell der Großmeistersenioren gegen auf, denn nach 2.f3xg4 Dd6-h2+ von Schattenblick die besten Schachdamen der Welt 3.Kg1-f2 Sf6-e4+ 4.Kf2-f3 Se4- wieder von sich reden machte. 1978, g5+ 5.Kf3-f2 Sg5xh3+ 6.Kf2-f3 IPS-Inter Press Service Deutsch- Sh3-g5+ 7.Kf3-f2 Dh2-h4+ wäre land GmbH berichtet seit 30 Jah- in seinem FIDE-Amtsjahr, spielte er ren über die Belange der Men- gegen Oscar Rodriguez eine glänzen- er in wenigen Zügen mattgesetzt schen in Afrika, Asien, Latein- de, ja poetisch-schöne Partie mit den worden. amerika und Nahost. Schwerpunkt schwarzen Steinen. Als Liebhaber der Nachrichtenagentur sind The- der Poesie - und ist das Schach nicht http://www.schattenblick.de/ men der menschenwürdigen und eine Spielart des poetischen Gedan- infopool/schach/schach/ nachhaltigen Entwicklung, der kens? - wird dir, Wanderer, das heu- sph05291.html Völkerverständigung sowie der tige Rätsel der Sphinx sicherlich ans internationalen Zusammen-arbeit Herz gehen. Olafsson bezauberte hier für eine 'faire Globalisierung'. mit einer gestochen scharfen Matt- kombination. IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH Marienstr. 19/20, 10117 Berlin Telefon: 030 / 54 81 45 31, Weitere Schach­Sphinx finden Sie unter: Fax: 030 / 54 82 26 25 Schattenblick → INFOPOOL → SCHACH UND SPIELE → SCHACH E-Mail: [email protected] http://www.schattenblick.de/infopool/schach/ip_schach_schach_schach­ Internet: www.ipsnews.de sphinx.shtml

Do, 13. November 2014 www.schattenblick.de Seite 25 Elektronische Zeitung Schattenblick

UNTERHALTUNG / PERRY RHODAN / ERSTAUFLAGE

Inhaltliche Zusammenfassung von Perry Rhodan Nr. 2777 Flucht aus Allerorten von Michael Marcus Thurner Reginald Bull, Toio Zindher und serwerb und Wissensverwaltung, wertvolle Informationen verfügen. Quick Silver gelingt es mit Hilfe des nicht gerade zufrieden. Und über die Eine von ihnen kann Reginald Bull Portalwächters von Sigolat, Khufer- Anwesenheit Reginald Bulls, eines die genauen Koordinaten von Wan- chosdd, nach Pha Gashapar, der Terraners ohne gültiges Passepartout, derer verraten. Man kann die Kunst- Stadt Allerorten, zu gelangen. Zwar dessen Inneres man nicht mag, nicht welt von ES, auf der sich Atlan be- tragen sie ihre SERUNs, doch da die gerade erfreut. Gäste wie Toio Zind- finden soll, von der Breviatur des Intotroniken von Pha Gashapar nicht her sind ohnehin nicht gern gesehen. Planeten Tann in Andro-Gamma aus zulassen, daß die Geheimnisse der Quick Silvers Status ist in der Schwe- erreichen. Stadt enträtselt werden, beschränken be, da man nicht genau weiß, woran sie ihre Funktionstüchtigkeit. Die man bei ihm ist und Pha Gashapars Doch bevor sie eine Breviatur, die zu Grundversorgung wird zwar gewähr- Sicherheit oberste Priorität hat. Das diesem Planeten führt, aufsuchen, leistet, mehr aber auch nicht. Protokoll Defensive fordert die drei will Quick Silver herausfinden, was also auf, zu einer Befragung zu er- mit dem Weißen Saal aus der JULES Pha Gashapars Stadtteile sind über scheinen. Quick Silver erklärt sich VERNE geschehen ist. Der Saal wi- das ganze Universum und auf ver- einverstanden, hat aber nicht die Ab- dersetzt sich immer noch jeglicher schiedene Zeitebenen verteilt. Daher sicht, der Aufforderung nachzukom- Erforschung und soll deshalb bald in kann es sein, daß man am Ende einer men. Um ihre Spuren zu verwischen, einem Depot abgelegt werden. Das Treppe plötzlich an einen Lichtjahre löst er aus seinem Körpergewebe drei würde Quick Silvers Ruf als Außen- entfernten Ort gelangt. Und so landen kleine Kugeln, die er anhaucht. Dann dienstmitarbeiter weiter schädigen. Reginald Bull, Toio Zindher und haucht er auch Reginald Bull und Toio Als Toio Zindher das Relikt zu sehen Quick Silver, nachdem sie eine Tür Zindher ins Gesicht, worauf sie ein bekommt, entdeckt sie einen dunklen durchquert haben, in einer wüsten- Kältegefühl unter ihrer Haut empfin- Fleck oben an der Längsseite des ähnlichen Landschaft, in der mehr als den, so als umschließe sie innerlich Saales. Sie fühlt, daß da etwas ist, das 40 Grad herrschen. Dort stoßen sie eine zweite Haut. Dann schickt Quick sich rasend schnell ausbreitet. Regi- nicht nur auf Mos-Chuks, kleine Ma- Silver die drei Kugeln, die die biolo- nald Bull meint auch plötzlich, etwas schinengeschöpfe, die sich ständig gischen Funktionen von Quick Silver, wahrzunehmen, das in seinem Innern vermehren und allen organischen We- Reginald Bull und Toio Zindher wi- ein Gefühl des Unwohlseins auslöst. sen auf die Pelle rücken, um deren derspiegeln und die Intotroniken auf Etwas, das ihm Angst einflößt und Emotionen zu imitieren, sondern auch eine falsche Fährte locken werden, auf ihm regelrecht verhaßt zu sein auf die Spiegelung der Stadt Poregast, Wanderschaft. Sie selbst werden für scheint. Getrieben von Gefühlen, ge- die sich ganz am "Ende" des Univer- die Protokolle von Allerorten eine gen die er nichts auszurichten ver- sums befindet. Diese Spiegelung exi- Zeit lang unsichtbar sein. mag, versucht er zu fliehen. Die Dun- stiert in vier verschiedenen Dimensio- kelheit, die er als böse und widerlich nen und ist zugleich das Ebenbild ei- Quick Silver sucht Stapax Neutau, empfindet, nähert sich ihm und ver- ner Akademie der Chaotarchen, wes- einen alten Bürgen von ihm, auf. Der sucht, mit ihm zu interagieren. halb sich das Protokoll Wissenser- Symbiontenkrieger ist zu schwach, werb und Wissensverwaltung seit ge- um sich einen neuen Wirtskörper zu Toio Zindher spürt, daß vom Weißen raumer Zeit dafür interessiert. suchen, in den er sich hineinfressen Saal Emotionen ausgehen. Reginald kann. Er bietet sich als Verbündeter Bull erinnert sich, daß er sich kurz Quick Silver hat zu seiner Überra- an, wenn Quick Silver bereit ist, ihn vor dem Untergang der JULES schung keinen automatischen Zugang auf seinen Schultern zu tragen. Sta- VERNE, als er Schutz im Weißen zu den Intotroniken der Stadt Alleror- pax Neutau weiß wesentlich mehr Saal gesucht hatte, mit einer Stimme ten mehr. Er muß ein Informations- über Pha Gashapar als der Androide unterhalten hatte, die wohl vom portal kontaktieren, über das er Zu- und er hat weitaus besseren Zugang steuernden Element des Weißen Saa- griff auf die Intotroniken bekommt. zu den Intotroniken. Außerdem les ausgegangen war. Damals war Doch was er dort erfährt, ist wenig er- kennt er andere meist zwielichtige diese Stimme ihm wohlgesonnen ge- freulich. Man ist mit Quick Silver, Gestalten, die in Pha Gashapar ein wesen. Nun aber reagiert sie aggres- dem Agenten des Protokolls Wissen- Schattendasein führen, aber über siv und spürbar bösartig, was nur

Seite 26 www.schattenblick.de Do, 13. November 2014 Elektronische Zeitung Schattenblick daran liegen kann, daß Reginald dem aus Geistes- und Naturwissen- straße anzuweisen, eine Expedition Bulls Zellaktivator inzwischen eine schaftler die Geschehnisse auf Tann nach Tann zu schicken und dort für Umprägung erfahren hat. Er trägt beobachten und eine Langzeitstudie Ordnung zu sorgen. Gaizka Arriba- nun das Signet der Chaotarchen. Der erstellen. Der Kontakt zu diesem chea nutzt die Situation erfolgreich Weiße Saal spürt das feindliche Ele- Stützpunkt ging jedoch mit dem Hy- für seine Zwecke aus, lastet alle Ver- ment in Reginald Bull und greift an. perimpedanzschock verloren. fehlungen der Vergangenheit dem Bull flieht, doch Schwärze legt sich Botschafter an, setzt ihn kurzerhand über den gesamten Bereich, in dem Seit mehr als dreißig Jahren verrichtet ab und übernimmt selbst den Posten. der Weiße Saal eingelagert war. Gaizka Arribachea seinen Dienst als Er beteuert, für Besserung zu sorgen Plötzlich heult ein Alarm los. Sekretär des LFT-Botschafters, der nur und läßt sich von den Laameres als an lukrativen Geschäften interessiert Held feiern, der ihnen den Frieden Der Schutzschirm, der den Weißen ist, um sich zu bereichern, wozu auch bringen wird. Insgeheim hofft er, ge- Saal umgibt, erlischt mit einem lauten Sklavenhandel gehört. Seine Geschäf- nauso weitermachen zu können wie Knall. Chaos und Panik bricht aus. te basieren auf Lug und Trug. Er han- bisher und glaubt, daß eine Mission Explosionen sind zu hören, während delt mit dem Wissen über die Zeit vor aus der Milchstraße entweder gar Reginald Bull und seine Begleiter so dem Hyperimpedanzschock, der dazu nicht oder erst in fünfzig Jahren nach schnell wie möglich aus dem Gefah- geführt hat, daß Tann für viele Plane- Tann kommt. Bull will sich auf seine renbereich fliehen. Die Schutzschir- ten unerreichbar geworden ist und sich Beteuerungen jedoch nicht verlassen me, die um andere Relikte errichtet niemand mehr für diesen unbedeuten- und hinterläßt einige Spionsonden, worden waren, brechen zusammen den Außenposten der Liga Freier Ter- die über Gaizka Arribachea wachen und geben seltsame Geräte frei. Von raner in Andro-Gamma interessiert. werden und ihm bis zur ordentlichen einigen, vermutlich chaotarchischer Die Botschaftsangehörigen mußten Übergabe an die LFT mit Rat und Tat Herkunft, fühlt sich Reginald Bull wie sich mit den veränderten Bedingungen zur Seite stehen werden. magisch angezogen. Während der arrangieren und machten das Beste aus Weiße Saal unbeschädigt hinter ihnen ihrer Situation. Der Botschafter er- Da über ein Hyperfunkgerät die Bot- zurückbleibt, fallen andere Objekte klärte die terranische Botschaft zur schaftsangehörigen Kontakt zu an- der Zerstörung anheim. Quick Silver Enklave und läßt dem primitiven Volk deren Völkern in Andro-Gamma beklagt den Verlust all der durch har- für viel Geld kleinste Wissenshäpp- aufrechterhalten, landen diese ab und ten Kampf erbeuteten Relikte und chen zukommen: Informationen über zu mit Raumschiffen auf Tann und kann sich vor Entsetzen kaum von den militärischen Status der Nachbar- betreiben Handel. Die Apukamuy dem Anblick lösen. Selbst als sich Ro- länder oder solche, wie Landwirt- werden in den nächsten Stunden an- boter auf der Suche nach den Verursa- schaftserträge erhöht werden können, kommen und Reginald Bull hofft, sie chern dieser Katastrophe nähern, kann die man mit Hilfe von Satellitenauf- dazu bewegen zu können, ihn und Reginald Bull ihn nicht aus seiner nahmen gewinnt, die nur die Bot- seine Begleiter mitzunehmen und Schockstarre befreien. Erst der Hin- schaftsangehörigen auswerten dürfen. nach Wanderer zu fliegen. Doch be- weis, daß Quick Silvers einzige Chan- Auch die Lage von Erzvorkommen vor sie überhaupt die Gelegenheit ce, sich zu rehabilitieren, aufWande- gehört zu jenen Informationen, die die dazu bekommen, tauchen aus der rer befindet, bringt ihn in Bewegung. Botschaft verkauft. Für entsprechende Breviatur Bulls Verfolger aus Pha Nur mit knapper Not - und auch nur, Bestechungsgelder spielt der Bot- Gashapar auf und fragen nach ihnen. weil Stapax Neutau darauf besteht, schafter gewinnbringend ein Volk ge- Gaizka Arribachea rät ihnen, sich als sich absetzen zu lassen und die an- gen das andere aus und forciert Krie- Unterhändler der LFT zu verkleiden, greifenden Roboter bis zu seinem ei- ge zwischen ihnen. Damit sie sich das Geschäft mit dem bereits ange- genen Untergang unter Beschuß zu nicht gegen ihre Ausbeuter wehren, kündigten Apukamuy-Spediteur nehmen -, erreichen sie eine Brevia- sorgt er dafür, daß die Bewohner des Omwayd abzuwickeln und ihn in tur, über die sie nach Tann gelangen. Planeten keine Bildung erhalten. dem Zuge um eine Passage zu bitten. Während er dem Luxus frönt, hat Gaizka Arribachea wäre dann seine Tann ist eine Welt im schmalen Band Gaizka Arribachea die meiste Arbeit Gäste los und da die Gesandten der des für Humanoide geeigneten Sied- zu verrichten. Stadt Allerorten sich aus innerplane- lungsgebiets von Andro-Gamma. Der tarischen Angelegenheiten heraus- Planet wird von den Laameres, Tefro- Als plötzlich Terraner auf Tann auf- halten, hätte er von ihnen auch nichts der-Nachfahren, bewohnt, die sich aus tauchen, versetzt ihn das in Panik. zu befürchten. ungeklärten Gründen schon seit meh- Reginald Bull erkennt schnell, welch reren Jahrhunderten zu einer vorindu- niederträchtige Rolle die LFT-Bot- http://www.schattenblick.de/ striellen Gesellschaft rückentwickeln. schaft auf Tann spielt und beschließt, infopool/unterhlt/perry/ Seit dem Jahr 373 NGZ hat die LFT sobald sich die Gelegenheit ergibt, pr2777.html einen Stützpunkt auf dieser Welt, von die Verantwortlichen in der Milch-

Do, 13. November 2014 www.schattenblick.de Seite 27 Elektronische Zeitung Schattenblick

______I n h a l t______Ausgabe 1280 / Donnerstag, den 13. November 2014______

BÜRGER - REPORT Aufbruchtage - globalisierungs- und kapitalismusfreie Demokratie Seite 1 BÜRGER - REPORT Aufbruchtage - Gartenbrot und Schrebernot ... Seite 7 POLITIK - KRIEG Pakistan - Zivilisten im Norden in der Schusslinie von Extremisten und Armee (IPS) Seite 15 POLITIK - WIRTSCHAFT Rückschlag für Transpazifisches Partnerschaftsabkommen - Erneut Frist verfehlt (IPS) Seite 17 TAGESSPALT Kurzweiliges für den 13.11.2014 - Unglücklich Seite 19 BUCH - SACHBUCH Dominik Müller - Indien, die größte Demokratie der Welt? Seite 19 UMWELT - INTERNATIONALES Warum die G20-Staaten den Klimawandel subventionieren (IPS) Seite 22 SPORT - BOXEN Geburt einer neuen Ära im Halbschwergewicht Seite 24 SCHACH-SPHINX Land der Gysire und Poeten Seite 25 PERRY-RHODAN Inhaltliche Zusammenfassung von Nr. 2777 Seite 26 DIENSTE - WETTER Und morgen, den 13. November 2014 Seite 28

DIENSTE / WETTER / AUSSICHTEN Und morgen, den 13. November 2014 +++ Vorhersage für den 13.11.2014 bis zum 14.11.2014 +++

Wolkenschwer und etwas trübe wiederholt der Himmel sich. Jean-Luc sucht die Nieselschübe, doch das Glück läßt ihn im Stich.

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