Bürger Künste Wissenschaft Citizen
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Oswald – Smolarski Bürger Künste Wissenschaft Kristin Oswald / René Smolarski (Hrsg.) Bürger Künste Wissenschaft Citizen Science in Kultur und Geisteswissenschaften Computus Druck Satz & Verlag Die dem Buch zugrunde liegende Tagung fand vom 21. bis 23. September 2015 an der Universität Erfurt statt und wurde von der Ernst-Abbe-Stift ung Jena, der Forschungsbibliothek Gotha, den Geschichtsmuseen der Stadt Erfurt, der Deutschen Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte sowie der Plattform „Bürger schaff en Wissen“ unterstützt. Bibliografi sche Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deut- schen Nationalbibliografi e; detaillierte bibliografi sche Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufb ar. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages nicht gestattet und strafb ar. Dies betrifft vor allem Vervielfältigungen jeder Art, Übersetzungen, Mikroverfi lmungen, die Einspei- cherung in elektronische Systeme und heute noch unbekannte Arten der elek- tronischen Datenverarbeitung. Die Online-Ausgaben (PDF/EPUB) der Beiträge (urheberrechtlich „Werke“ genannt) unterliegen der Creative Commons Lizenz 4.0. (CC-BY-NC-ND). Alle Rechte vorbehalten, Computus druck satz & verlag, 2016. Satz: Computus druck satz & verlag, Hauptstr. 60, 55595 Gutenberg Herstellung: Strauss GmbH, Robert-Bosch-Str. 6-8, 69509 Mörlenbach Gedruckt auf säurefreiem, chlorfrei gebleichtem, alterungsbeständigem Papier ISBN (Print): 978-3-940598-31-8 ISBN (PDF): 978-3-940598-32-5 ISBN (EPUB): 978-3-940598-33-2 INHALT I Einleitung Einführung: Citizen Science in Kultur und Geisteswissenschaft en René Smolarski / Kristin Oswald .............................. 9 II Grundlagen – Wissenschaft und Bürger Citizen Science und die Rolle der Geisteswissenschaft en für die Zukunft der Wissenschaft sdebatte Peter Finke ................................................. 31 Citizen Science: Bürgerforschung in den Geistes- und Kulturwissenschaft en Lisa Pettibone / David Ziegler ................................ 57 Der Gothaer Missionskartograph – Ein historisches Beispiel für „Crowdsourcing“ und „Citizen Science“ im 19. Jahrhundert René Smolarski ............................................. 71 III Bürgerwissen sichern Citizen Science im Wikiversum Julia Kloppenburg / Christopher Schwarzkopf ................. 91 30 Jahre Heimatforscherfortbildung in Niedersachsen. Bilanz und Ausblick Karl H. Schneider / Anna Quell ............................. 103 Public History und historische Grundlagenforschung. Das Projekt „Die Geschichte der Landesministerien in Baden und Württemberg in der Zeit des Nationalsozialismus“ Sina Speit .................................................. 119 Inhalt Aneignung und Teilhabe bei der Erforschung von Geschichte. Formen des Reenactments als Möglichkeiten der gesellschaft lichen Partizipation an Wissenschaft ? Andrea Sieber ............................................. 139 IV Bürgerwissen und Museum Maritimes Erinnerungswissen im Forschungsmuseum? Partizipationsformen in der geplanten Ausstellung des Deutschen Schiff ahrtsmuseums Ruth Schilling ............................................. 151 Dokumentation crowdgesourct? Social Tagging im Museum Julia Weinhold ............................................. 163 Bürgerwissenschaft und Stadtmuseum. Anmerkungen aus der Museumspraxis Anselm Hartinger .......................................... 183 V Weiternutzung von Bürgerwissen Segrada: eine Semantische Graphdatenbank als Werkzeug für Citizen Science Maximilian Kalus .......................................... 201 E-Didaktische Gestaltungsaspekte für Citizen Science Max Liebscht / Ulrike Schumacher / Matthias Ohler / Sebastian Wahren .......................................... 217 Die Autorinnen und Autoren ............................... 243 6 I EINLEITUNG EINFÜHRUNG: CITIZEN SCIENCE IN KULTUR UND GEISTESWISSENSCHAFTEN René Smolarski / Kristin Oswald Bürgerforschung ist etwas Altes und Neues zugleich (Finke 2014)1, denn auch die professionalisierte Wissenschaft , wie wir sie heute kennen, konn- te nur entstehen, weil sich noch nicht institutionell organisierte Bürge- rinnen und Bürger - und damit aus heutiger Sicht „Laien“ – für spezielle Phänomene und konkrete wissenschaft liche Fragestellungen interessier- ten und versuchten, diesen auf den Grund zu gehen, sie zu verstehen und einzuordnen. Bis zum 18. Jahrhundert waren es gerade Laien, die histo- rische Informationen erfassten, sie in Katalogen und Veröff entlichungen aufb ereiteten, die archäologische und kunsthistorische Typologien ent- wickelten und die mit ihnen verbundenen Objekte in sogenannten Wun- derkammern oder bürgerlichen Sammlungen zur Schau stellten. Auch im Bereich literarischer Editionen waren sie aktiv. Ihre Leidenschaft und Neugier machten die Institutionalisierung sowohl der einzelnen geistes- wissenschaft lichen Disziplinen als auch der Museen und deren spezifi - scher Methoden und Gattungen sowie die Etablierung wissenschaft licher Publikationen als eigenständige Form der Wissensaufb ereitung, -weiter- gabe und -popularisierung2 überhaupt erst möglich (Mahr 2014). Trotzdem hat die Anerkennung bürgerliche Forschung seit der Institutio- nalisierung der Wissenschaft im 19. Jahrhundert scheinbar einen rapiden Abstieg erlebt. Dennoch ist die private Beschäft igung mit den verschie- denen Th emen und Fragestellungen aus dem heute unter dem Begrif- fen Geisteswissenschaft en und Kultur zusammengefassten Bereichen nie vollständig abgebrochen. Als ehrenamtliche Denkmalpfl eger oder Mit- glieder in Heimatvereinen und Freundeskreisen von Bibliotheken und Museen sind Bürgerforscher nach wie vor aktiv und mitunter auch wich- tige Partner und Impulsgeber für Denkmalämter und regionale wissen- schaft liche Institutionen. Für Universitäten und Hochschulen hingegen 1 Siehe dazu auch den Beitrag von René Smolarski in diesem Band. 2 Zur Bedeutung bürgerlicher Vereine im Kontext der Wissenspopularisierung siehe unter anderem Hein 2003, S. 147–169. René Smolarski / Kristin Oswald ist dies deutlich seltener der Fall, obwohl gerade der stete Rückgang der Finanzierungsmöglichkeiten und damit einhergehend die Verknappung personeller und zeitlicher Ressourcen an diesen Einrichtungen, eine en- gere Zusammenarbeit der professionellen Wissenschaft lerinnen und Wissenschaft lern mit „Laien“ nahelegt. Dennoch bestehen die Aufgaben der Bürgerforscher aus der Sicht der heutigen Wissenschaft primär da- rin, Informationen zusammen zu tragen, empirische Daten auszuwerten und diese der akademischen Forschung zur Verfügung zu stellen. Der Bürgerforscher ist somit zu einem Hilfsarbeiter akademischer Wissen- schaft degradiert. In dieser Situation erlebt die Bürgerforschung unter dem Schlagwort Ci- tizen Science zur Zeit einen neuen Aufschwung. Bedingt durch eine zu- nehmende Kritik an intransparenten Forschungsprozessen und zugleich befördert durch die technologischen Möglichkeiten – allen voran des Internets – entstehen nicht nur neue Strukturen für das Sammeln und Aufb ereiten von Forschungsdaten durch Bürgerwissenschaft ler, sondern auch für eine aktivere und lebendigere Kommunikation zwischen Bür- gern und Wissenschaft sowie für eine stärkere Einbindung von Citizen Scientists in die Entwicklung von Forschungsfragen und methodischen Zugängen. Denn Bürgerforscher, so das dahinterstehende Verständnis, sind nicht nur Datensammler im Dienste der Wissenschaft , sondern er- öff nen auch neue Perspektiven auf die Entstehung und Zirkulation von wissenschaft lichen Erkenntnissen sowie die öff entliche Wahrnehmung der Disziplinen. Zugleich bietet Citizen Science auch eine Bereicherung für die beteiligten Bürger selbst, indem es ihnen ermöglicht, durch die Einblicke in wissenschaft liche Methoden und Denkweisen vorhandene Fähigkeiten auszubauen oder neue zu entwickeln. Diese Möglichkeiten und die daran geknüpft en Diskussionen zu den Strukturen und Selbst- verständnissen der Disziplinen fi nden bisher aber außerhalb der Natur- wissenschaft en nur wenig Anklang. Aus diesem Grund beschlossen die Herausgeber dieses Bandes im Früh- jahr 2015, eine Tagung an der Universität Erfurt zu veranstalten, die sich mit den Potenzialen von Citizen Science, Bürgerforschung und gesell- schaft licher Neuverortung von Geisteswissenschaft en und Kulturein- richtungen beschäft igte. Unter dem Titel „Bürger Künste Wissenschaft “ trafen sich vom 21. bis 23. September erstmals Vertreter verschiedener 10 Einführung: Citizen Science in Kultur und Geisteswissenschaften geisteswissenschaft licher Disziplinen, Forschungseinrichtungen und In- stitutionen zur Wissenschaft svermittlung, um über Chancen und Hürden von Citizen Science in Kultur und Geisteswissenschaft en zu diskutieren. Dieser Band nun ist nicht nur die Verschrift lichung einer Auswahl der in Erfurt gehaltenen Vorträge, sondern spiegelt auch den intensiven in- terdisziplinären Austausch und die zentralen Aspekte, gemeinsamen Er- fahrungen und Interessen der Teilnehmer wider. Einige davon möchten wir auf den nächsten Seiten anreißen, um die einzelnen Beiträge in ei- nen Gesamtkontext einzuordnen und Ideen und Ansätze für die künf- tige Entwicklung von Citizen Science in Kultur und Geisteswissenschaf- ten zu liefern. Der digitale, demokratische Blick auf Bürgerforschung Ein zentraler Aspekt von Citizen Science ist Kommunikation! Bisher wurde die Öff entlichkeit in der Regel einseitig über wissenschaft