Der Optimierte Körper, Artikel MOZ, Von Thomas Klatt
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
22 Kultur Mittwoch, 3. September 2014 MOZ Symposium zur Kolumne Relevanz von DDR-Literatur Claudia Seiring Neubrandenburg (dpa) Mit In der Flut einer internationalen Kon- ferenz wollen die Universität der Bilder Wuppertal und die Brigitte- Reimann-Gesellschaft die For- ertrunken schung zur DDR-Literatur und ihrer Akzeptanz neu beleben. Dazu werden ab 6. Novem- rüher – ein Wort, das in die- otoalben? Vorbei. Ja, Foto- ber Forscher aus fünf Ländern Fsem Fall nicht einmal ein Fbücher, das ist der Trend in Neubrandenburg erwartet, Jahrzehnt umspannt und so- – aber die Auswahl aus den sagte Erika Becker als Leiterin mit eigentlich durch ein „eben insgesamt 2357 Bildern des des Brigitte-Reimann-Litera- noch“ ersetzt werden müsste zweiwöchigen Urlaubs dauert turhauses am Dienstag. „Wir – früher also, war diese Zeit noch einmal genauso lange wollen ergründen, was junge nach den großen Ferien an- wie die Ferien selbst. Also Leute heute noch an Texten gefüllt mit einem kleinen, das werden ein paar Fotos aus- von Reimann, Erwin Stritt- Glück des Sommers noch ein gedruckt und als Beispiele matter oder Christa Wolf in- wenig weitertragenden Erwar- für den schönen Strand/das teressiert.“ tungsgefühl: Das Abholen der Hotel/die Berge bei Freun- Forscher aus Deutschland, Urlaubsfilme aus einem Foto- den und Verwandten herum- England, Polen, Spanien und labor oder beim Drogeriemarkt gezeigt. Wer Glück hat, kann Frankreich sollen darstel- um die Ecke stand bevor. Nur seinen Nachwuchs darauf so- len, wie Leser im Osten und noch nostalgische Erinne- gar in natürlicher Haltung be- Westen damals und heute auf rung sind in Zeiten der digi- trachten – aber das sind Aus- Werke Erik Neutschs, Walter talen Fotografie die farblich nahmen. Kempowskis und Maxie Wan- und nach Zahlen geordneten ders reagierten. Umschläge, enn abge- zwischen de- Wer schafft es, Dsehen von nen der Ex-Ur- der digitalen Survivor-Sänger lauber nach Hunderte Fotos Bilderflut, in seinen Papier- nach dem Urlaub der wir ertrin- Jimi Jamison bildern wühlte. zu sortieren? ken, hat das Um sich wenig „Selfie“ vor al- gestorben später von den lem die Jugend Ergebnissen seiner laienhaf- total verdreht. Wie Selbst-Pa- Memphis (dpa) Der Sän- ten Fotografierkunst über- parazzi fotografieren sie sich, ger der Rockband Survi- raschen zu lassen. unersättlich und wahllos. Als vor, Jimi Jamison, ist im Al- Denkleistung: Halbkugeln als Gehirnhälften in Stein zeigt der Potsdamer Künstler Chris Hinze in der Ausstellung „Transformationen“ im wären sie auf dem Laufsteg ter von 63 Jahren gestorben. Dieselkraftwerk Cottbus. Foto: MOZ/Thomas Klatt ein bereits Millisekunden bei Heidi Klum, posieren vor „Die ganze Survivor-Familie Knach dem Abdrücken in allem Mädchen und junge ist sehr geschockt und trau- Augenschein genommenes Frauen dabei ständig und be- rig über den Tod unseres Bru- Foto, kein quengelndes „Lass rauben sich so jeglicher Indivi- ders Jimi Jamison“, hieß es Deroptimierte Körper mich mal sehen!“ der Kinder, dualität. Ob in Berlin, Belgrad am Dienstag in einem State- die mit ausgestreckten Armen oder Bozen – überall stehen ment auf der offiziellen Fa- nach der Kamera haschen, sie (mit leicht angewinkeltem cebook-Seite der Band. Der Cottbuser Kunstmuseum Dieselkraftwerk macht medizinische Experimente keine zwanzig Aufnahmen Spielbein), strecken ihr Kinn Musiker war Sonntagabend in vom Sonnenuntergang mit hervor und schürzen die Lip- seinem Haus in Memphis an Von Thomas KlaTT Die in Oberhavel wohnende vorwerfen: Dass es – nach Jah- bensmittelverpackungen werden immer derselben Perspektive. pen. Künstlich sieht das aus, einem Herzinfarkt gestorben. Fotografin Kathrin Karras zeigt ren des Stillstands – regionale der Tempelberg oder die Hagia Nein, einfach nur Urlaubs- überhaupt nicht entspannt Jamison stieß 1984 zur Cottbus (MOZ) Die Über- mit „Im Schacht“ eine Video- Kunst nicht präsentieren würde. Sophia. Die alte Synagoge in fotos, in Paketen zu 24 oder und vor allem wahnsinnig aus- Band, nachdem diese mit raschung liegt im Detail. In der Arbeit, in der sie offen mit ih- Im Gegenteil. Die Ausstellung Dresden verschmilzt mit dem 36 Stück, einige verwackelt, tauschbar. „Eye Of The Tiger“ aus dem aktuellen Ausstellung „Transfor- ren Ängste einer vergangenen bietet mit Sabo und Orlan ei- Grundriss der Frauenkirche. Re- unscharf oder mit langweili- Film „Rocky 3“ einen Welt- mationen“ des Cottbuser Kunst- Lebensphase umgeht. Ihre Be- nerseits international erfahrene ligiöse Abgrenzungen hebt Ro- gem Motiv. Aber immer auch atürlich haben sich die erfolg feierte. Er sang Hits museums Dieselkraftwerk (dkw) klemmungen formuliert sie in Künstler, die andererseits regio- thensee auf. die Schätze, die Momentauf- NMenschen zu allen Zeiten wie „Burning Heart“ und gibt es Ungewohntes zu sehen: Bildern der Erstickungsangst. nal-märkischen Vertretern wie Nicht alles in den drei nahmen, in denen die Por- für ein Foto inszeniert. Aber „The Search Is Over“. Nach riesige Hirnhälften, Porträts ei- Das Gefühl des Gefangenseins Elena Aquati und David Leh- neuen Ausstellungen (auch trätierten genauso eingefan- die heute mögliche Massen- einer mehrjährigen Auszeit, ner absichtsvoll bis zur unerträg- breitet sich im eigenen Körper mann, der 2013 den branden- „Tschintzsch“, die Arbeiten von gen waren, wie man es sich produktion digitaler Fotos, in der Jamison als Solokünst- lichen Hässlichkeit entstellten aus und es stellt sich die Frage, burgischen Kunst-Förderpreis Architekturstudenten, ist aktuali- beim Knipsen gedacht hatte, das Shooting im Sekunden- ler den „Baywatch“-Titelsong Französin und ein „vergesse- woher das kommt. Der Betrach- erhielt, gleichberechtigt gegen- siert), wirkt „gefällig.“ Und das Schnappschüsse und Fotos, takt, führt zu millionenfachem „I’m Always Here“ aufnahm, nes“ Handy im Hüftknochen. ter ahnt, dass Ängste im Alltag überstehen. Rumoren einiger regionaler Ma- die – auf den Schreibtisch ge- Datenmüll. Und es bleibt die stieß er 2011 wieder zur Band. „Transformationen“ zeigt die bei vielen Menschen so selten Ähnlich deutlich wird das auch lerfürsten ob der gelegentlich stellt – die Urlaubssehnsucht Frage – ob beim Selfie oder Die Rocker sind derzeit auf Wandelbarkeit des mensch- nicht sind. im „Gemisch- fehlenden zeichnerisch-hand- ein ganzes Jahr wachzuhal- dem Sonnenuntergang als Se- Tournee und planen im Okto- lichen Körpers. Sieben Künst- Der Cottbuser Aus alten ten Doppel“, das werklichen Qualität ist unüber- ten vermochten. rienbild: Wer will das sehen? ber auch Konzerte in Karls- ler und Künstlerinnen – Elena Ex-Punk Chris zum wiederhol- hörbar. Dennoch ist das dkw auf ruhe und Köln. Ob diese nach Aquati, Kathrin Karras, Orlan, Hinze „baute“ Verpackungen werden ten Mal im dkw gutem Weg, sein Profil als wich- dem Tod des Sängers abgesagt Klaus Elle, Chris Hinze, David extra für die Cott- der Tempelberg oder als Stipendiaten- tiges Kunstmuseum, das in die werden, war zunächst nicht Lehmann, und Zsu Szabo – ha- buser Schau rie- die Hagia Sophia Präsentation „aus- Weiten des Landes hineinwirkt, Star-Regisseur KULTURNOTIZEN bekannt. ben sich dem Thema in unter- sige Gehirnhälf- getragen“ wird. zu schärfen. schiedlicher Form genähert. Sie ten, an denen man Diesmal sind es Bei den „Transformationen“ verklagt Ermittlungen gegen suchen Antworten auf solche durch ein Negativ-Relief-Verfah- die Essenerin Beate Rothensee ist Chefin Ulrike Kremeier eine Fragen: wo liegen die Grenzen ren medizinische Scans ablesen und der Potsdamer Rainer Grot- Kooperation mit dem Cottbuser Paris (AFP) Der französische Achenbachs Partner der Physis, wie lassen sich Iden- kann – wenn man sie „lesen“ temeier, die sich präsentieren. Carl-Thiem-Klinikum eingegan- Erfolgsregisseur Michel Ha- Düsseldorf (dpa) In der Affäre titäten, soziale Bindungen und kann. Bis zu 300 Kilogramm Grottemeier, von dem noch Au- gen, wo sie auf der neu besetz- zanavicius, der mit seinem um den Düsseldorfer Kunst- psychische Zustände darstellen? wiegt eine „Gehirnhälfte“. Die ßenwand-Schriftarbeiten zum ten Führungs-Etage auf eine auf- Stummfilm „The Artist“ fünf berater Helge Achenbach hat Spektakulär sind die Porträts klare Form der riesigen Halb- 300. Geburtstag von Friedrich II. geschlossene Ärzteschaft trifft. Oscars gewann, muss sich ei- die Staatsanwaltschaft die Er- der französischen Künstlerin Or- steine und ihre fast lässige Prä- in Erinnerung sind, sieht sich Ungewöhnlich ist das nicht. Es nem Plagiatsvorwurf stellen. mittlungen auf einen früheren land, die im Selbstversuch über sentation im Raum führt beim als Poet. Seine Lichtboxmodule zeigt aber auch, dass das Kunst- Der Drehbuchautor Christo- Geschäftspartner ausgeweitet. Jahrzehnte hinweg ihr Gesicht Betrachter zu einem starken ers- im dkw nennt Kuratorin Barbara museum in der Brandenburgi- phe Valdenaire reichte Klage Ihm werde gemeinschaftlicher in neun plastischen Operationen ten Eindruck, der bleibt. Martin „Zeichnungen aus Licht“, schen Kulturstiftung, verglichen gegen ihn und gegen die Betrug vorgeworfen. Er soll bis zur Unansehnlichkeit ent- Als Leitmotiv der Ausstel- die auf handelsüblichen See-und mit der großen Schwester, dem Produktionsfirma von „The zusammen mit Achenbach stellen ließ – bis hin zu einem lung könnte die Röntgenauf- Sternkarten basieren. Unter der Staatstheater, den weitaus ge- Artist“ ein, weil der Film „wissentlich“ an Kommis- Punkt, an dem sich in Frank- nahme der gebürtigen Ungarin Meeresoberfläche des mediterra- ringeren Teil des Etats zur Ver- „zahlreiche unbestreitbare sionsgeschäften mitgewirkt reich dafür kein Chirurg mehr Zsu Szabo herhalten: