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Journal für Astronomie www.vds-astro.de ISSN 1615-0880

Nr. 72 1/2020 Zeitschrift der Vereinigung der Sternfreunde e.V.

Beobachten mit kleiner Öffnung AMATEURTELESKOPE Ein „g‘scheiter“ Refraktor 60/700 DEEP SKY Beobachtung von Planetarischen Nebeln KOMETEN 40 Jahre Kometenbeobachtung Canon EOS 200D & 2000D modifiziert für die Astrofotografie !

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Diese englischsprachige Buchreihe ist als mehrbändiges Werk angelegt, das Das seit zwei Jahrzehnten erfolgreiche Konzept die heutige Sicht auf alle Sternbilder des Himmels und die in Ihnen beobacht- hat inzwischen viele Nachahmer gefunden. baren Objekte darstellt. Deshalb achten Sie unbedingt darauf, dass Sie Die Gliederung erfolgt alphabetisch nach Sternbildern. Vergleichbar sind die auf der richtigen astro-shop Seite landen: Bücher mit "Burnham's Celestial Handbook" oder "Taschenatlas der Sternbilder“, eben aktualisiert auf den Wissens- und Technikstand von heute. Den Einstieg liefert das erste Drittel von Band 1, in dem Grundprinzipien vorgestellt werden Band 7 und vor allem die Begriffe erklärt werden, die die Bücher im weiteren Verlauf zur erschienen Beschreibung der Objekte verwenden. Begonnen wird mit dem kompletten Sternbild, für dieses gibt es eine Karte, die wichtigsten Daten zur Sichtbarkeit und eine Beschreibung. Danach stellen die Autoren einzelne Beobachtungsob- jekte vor, beginnend mit bemerkenswerten Sternen und Beschreibungen von Deep-Sky-Objekte, aufgeteilt in galaktische und extragalaktische Objekte. Die Darstellungen sind - wenn erforderlich - durch Detailkarten, Fotos, Zeichnungen und Datentabellen ergänzt. Für Doppelsterne erhalten sind grafische Darstellungen der Bahnen, für Veränderliche Sterne Bestellungen mit einem Mindestwert deren Lichtkurven und für Gasnebel oder Galaxien den zu erwartenden Anblick im kleinen Teleskop. von 20 Euro werden innerhalb Deutsch- Nach Meinung der ersten Nutzer „ein längst überfälliges Werk“, welches bei keiner versierten lands an Sie ohne Zusatzkosten geliefert. Beobachtungsvorbereitung fehlen sollte und in diesem Umfang ihresgleichen sucht. Aktuell sind die ersten beiden Bände erschienen, die weiteren erscheinen etwa im etwa sechsmonatigen Zahlung auf Rechnung oder mit PayPal. Intervall. 90 Band 1-7 je 32 www.astro-shop.com

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Liebe Sternfreundinnen, liebe Sternfreunde,

ein ereignisreiches Jahr liegt hinter uns: die VdS hatte eine Mitgliederumfrage durchgeführt, an der sich sehr viele Mitglieder beteiligt haben – dafür herzlichen Dank! Wie geht es nun weiter mit „unserer VdS“? Zunächst: Das VdS-Journal hat enormen Zuspruch erfahren, und wir sind stolz, Ihnen mit Ausgabe 72 wieder ein umfangreiches Heft mit tollen Artikeln aus der Amateuerastronomie und den Aktivitäten der Sternwarten und Vereine anbieten zu können. Zu unserem Titelbild Die VdS-Tagung und Mitgliederversammlung im Oktober war eine rundum gelungene Passend zum Schwerpunktthema Veranstaltung – lesen Sie dazu den Bericht ab Seite 116. Auf der Mitgliederversammlung „Beobachten mit kleiner Öffnung“ zeigt hat der VdS-Vorstand ein Zukunftskonzept für den Verein vorgestellt. Wir wollen unseren das Titelbild eine Zeichnung des Orion- Mitgliedern neben dem Journal weitere Leistungen anbieten und die VdS interessanter nebels von Uwe Pilz. Das Original wurde auch für jüngere Mitglieder machen. Um all diese Ideen umsetzen zu können, hat die Mitgliederversammlung einer Erhöhung des Beitrages um 5 Euro zugestimmt. mit schwarzem Stiift auf weißem Papier Ausgenommen davon ist der ermäßigte Beitrag (siehe dazu auch die Hinweise auf Seite 4). angefertigt und ist auf Seite 35 links Die letzte Beitragserhöhung fand übrigens vor neun Jahren statt. oben zu sehen. Uwe Pilz hat M 42 und M 43 mit einem 10 x 50-Fernglas beob- Was bringt uns das astronomische Jahr 2020? Dazu liegt dieser Ausgabe wie gewohnt achtet. In seinem Artikel ab Seite 34 die Broschüre „Astronomie 2020“ bei, in der alle wichtigen Himmelsereignisse vorgestellt Astronomietag 2020 gibt der erfahrene Beobachter viele werden. Und auf der Rückseite des Plakates zum ist wieder der „Astro-Planer“ von Sterne und Weltraum enthalten, so dass man das Himmelsgeschehen Tipps, wie man auch mit kleinen Gerät immer im Blick hat. Der Astronomietag findet in diesem Jahr am 28. März statt (siehe schwache Gasnebel sehen kann. dazu auch Seite 5); auf vielfachen Wunsch der Sternwarten wird die VdS im Herbst am 24. Oktober einen zweiten Astronomietag organisieren – sozusagen als „Saisoneröffnung“ für die Sternführungen in der dunklen Jahreshälfte.

Das Schwerpunktthema in diesem Heft ist sowohl für Einsteiger als auch für „alte Hasen“ interessant: Es geht um Beobachtungen mit kleiner Öffnung. Damit sind natürlich das bloße Auge, ein Fernglas oder kleines Fernrohr gemeint. Denn es muss nicht immer die schwere Montierung mit dem riesigen Teleskop, viel Technik und teuren Kameras sein, damit man Spaß mit Sternen und Planeten hat. Dem ein oder anderen wird der Aufwand auch langsam zu viel und er kramt wieder sein kleines Gerät raus, um nach Feierabend in aller Ruhe einen Blick an den Himmel zu werfen.

Vielleicht wird das spontane Beobachten mit kleinem Gerät oder bloßem Auge ein Gesprächsthema auf den Tagungen und Messen sein. Der Terminkalender nennt dazu zum Beispiel die 44. Würzburger Frühjahrstagung am 14. März. Neben den bekannten Treffen veranstalten auch die VdS-Fachgruppen ihre Jahrestagungen, um sich ein Wochenende lang ihrem Lieblingshobby zu widmen – das ist für Interessierte eine sehr gute Gelegenheit, die Kollegen der Fachgruppen kennen zu lernen und einmal tief in die Materie einzutauchen.

Herzliche Grüße,

Ihr Sven Melchert

Journal für Astronomie Nr. 72 | 1 Inhaltsverzeichnis

SCHWERPUNKTTHEMA Beobachten mit kleiner Öffnung KINDERSEITEN 6 Haufenweise Sterne 50

1 EDITORIAL FACHGRUPPENBEITRÄGE AMATEURTELESKOPE/SELBSTBAU NACH REDAKTIONSSCHLUSS 53 Ein „g‘scheiter“ Refraktor 60/700 4 Mitgliedsbeiträge und Bezugskosten von „Sterne und 57 Eine Knicksäule für die Montierung ALT-5-ADN Weltraum“ 60 Eine einfache und praktische Dobson-Garage 4 Hinweise zur Beitragsrechnung 2020 5 Der Astronomietag 2020 ASTROFOTOGRAFIE 62 DeepSkyCamera-App für Android BEOBACHTEN MIT KLEINER ÖFFNUNG 67 Zwei auf einen Streich 6 Zum Schwerpunktthema 6 Beobachten mit kleiner Öffnung ASTRONOMISCHE VEREINIGUNGEN 8 Astroscan – ein Fernrohr für jede Gelegenheit 68 Ein halbes Jahrhundert Volkssternwarte Darmstadt e.V. 9 Das 50er-Astrobinokular 71 Neuntes Norddeutsches Sternwartentreffen in 11 Solarigraphie Hermannsburg 14 Bau einer Lochkamera für Solarigraphie 74 Fünf Monde, ein Ringsystem und eine Rakete 17 Die kleinste mögliche Öffnung – Beobachtung von 76 Erlebtes rund um den Astronomietag 2019 Sonnenflecken mit bloßem Auge 20 40 Jahre Sonnenbeobachtung mit einem kleinen ATMOSPHÄRISCHE ERSCHEINUNGEN Refraktor 80 Fichten- und Kiefernpollenkoronen 2018 – Beobachtun- 24 Die Sonne mit kleiner Öffnung aus dem Weltraum gen und Simulationen, Teil 1 28 Mons Rümker – eine persönliche Entdeckungsreise 29 Das Galaxienreich des Löwen mit 80 Millimeter ASTROPHYSIK & ALGORITHMEN 32 Zeichnungen offener Sternhaufen 82 Azimutale Kartenprojektionen 34 Beobachtung von Gasnebeln mit dem Fernglas

SCHWERPUNKTTHEMA 36 Schülerbeobachtungen an einem kleinen Refraktor DEEP SKY das Observatoriums Hoher List 85 Beobachtung von Planetarischen Nebeln mit 10- und 40 Kometenbeobachtung mit kleinen Fernrohren 21-Zoll-Teleskopen 43 Fotografie des relativistischen Jets von M 87 88 Skyguide 2019 – 4 (Winter) 44 Die Perseus-Molekülwolke 45 Neue CMOS-Technik mit kleiner Öffnung KLEINE PLANETEN 92 Neues aus der FG Kleine Planeten 50 Kinderseiten: „Haufenweise Sterne“ 93 Nummerierte Kleinplaneten in der MPCOrb.dat 95 Kosmische Begegnungen

2 | Journal für Astronomie Nr. 72 Inhaltsverzeichnis

ASTRONOMISCHE VEREINIGUNGEN Erlebtes rund um den Astronomietag 2019 76

METEORE Selbstbau einer automa- ASTROFOTOGRAFIE tisierten Meteo(r)- DeepSkyCamera-App für Android Himmelsüberwachung 62 102

KOMETEN BEOBACHTERFORUM 97 Auffallende Kometen des zweiten Quartals 2019 132 Astro-Trip zu den Malediven 98 40 Jahre Kometenbeobachtung – 1000 Kometen 133 Himmel und Erde sind nicht genug 134 Totale Sonnenfinsternis in Chile METEORE 135 Totale Sonnenfinsternis am südamerikanischen Strand 136 Eine informative Astronomie-App 102 Selbstbau einer automatisierten Meteo(r)- Himmelsüberwachung 136 Totale Sonnenfinsternis in Argentinien 140 Totale Sonnenfinsternis über La Silla PLANETEN 106 Neue Planetenbilder REZENSIONEN 141 Vom Urknall bis zum Menschen – eine Kurzfassung RADIOASTRONOMIE 108 Fotografie der Sonnenfinsternis am 2. Juli 2019 aus VORSCHAU dem Mondorbit 142 Vorschau auf astronomische Veranstaltungen ab Januar 2020 STERNBEDECKUNGEN 109 Die Fachgruppe Sternbedeckungen aktuell LESERBRIEFE 110 Unsere erste streifende Sternbedeckung durch den Mond 144 Endlich … Oder: wenn zwei Dinge zusammen 111 Streifende Sternbedeckungen durch den Mond im erscheinen! 1. Quartal 2020 144 Zum Thema Starlink-Satelliten VDS-NACHRICHTEN 115 Wir begrüßen neue Mitglieder IMPRESSIONEN 116 Die 34. VdS-Tagung und Mitgliederversammlung 26 Sommersterne 122 Besuch der Dieterskirchener Sternwarte 61 Tiefe Belichtung 91 Raumstation vor dem Mond VDS-NOSTALGIE 94 Mond trifft Jupiter 124 Das war‘n noch Zeiten, Folge 37 VDS VOR ORT/TAGUNGSBERICHTE HINWEISE 126 6. Norddeutsche Tagung der Planetenfotografen (NTP) 4 Ihr Beitrag im VdS-Journal für Astronomie in Bremervörde 34 Inserentenverzeichnis SERVICE 73 Impressum 143 VdS-Fachgruppen-Adressen 129 Himmelsvorschau Januar – März 2020

Journal für Astronomie Nr. 72 | 3 Nach Redaktionsschluss

Mitgliedsbeiträge und Bezugskosten von „Sterne und Weltraum“ von Sven Melchert, VdS-Vorsitzender

Die Mitgliederversammlung hat am 19. Oktober 2019 in Neunburg Die Mitgliedsbeiträge für 2020 betragen: vorm Wald über die Beiträge beraten und beschlossen, dass die Normalbeitrag Inland und EU EUR 40,00 Mitgliedsbeiträge ab 2020 um 5 € erhöht werden. Ausgenom- für Schüler, Studenten und Auszubildende EUR 25,00 men davon ist der ermäßigte Mitgliedsbeitrag für Schüler, Studen- für Sternfreunde außerhalb der EU EUR 45,00 ten und Auszubildende. Im Mitgliedsbeitrag ist der Bezug der Ver- einmalige Aufnahmegebühr EUR 7,00 einszeitschrift „VdS-Journal für Astronomie“ weiterhin enthalten.

VdS-Mitglieder können die monatlich erscheinende Zeitschrift „Sterne und Weltraum“ zu deutlich ermäßigten Bezugs- kosten über die VdS abonnieren. Mit der Ausgabe 5/2019 hat die Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH die Preise für die Zeitschrift Sterne und Weltraum erhöht. VdS-Mitglieder zahlen erst ab dem Jahr 2020 etwas mehr: das Abo Inland kostet statt aktuell 69,40 € dann 70,20 €, der ermäßigte Abopreis bleibt unverändert: Abo Inland: EUR 93,00 für VdS-Mitglieder: EUR 70,20 Abo Inland ermäßigt: EUR 69,60 für VdS-Mitglieder: EUR 57,00 Abo Ausland: EUR 101,40 für VdS-Mitglieder: EUR 78,60 Abo Ausland ermäßigt: EUR 78,00 für VdS-Mitglieder: EUR 65,40

Ihr Beitrag im VdS-Journal für Astronomie Hinweise zur Beitragsrechnung Nachdem wir unser Schwerpunktthema für das Journal 73 für das Kalenderjahr 2020 „Automatisierte und Remote-Beobachtungen“ abgeschlossen von Andreas Klug, VdS-Vorstand haben, möchten wir gerne auf unsere zukünftigen Schwerpunkt- themen hinweisen: Dieser Ausgabe des Journals ist wieder eine Beitragsrechnung „Merkur und Merkurtransit“ in Journal Nr. 74 beigefügt. Der Versand des Journals erfolgte in einer Fensterver- Redaktionsschluss: 01.02.2020 sandtasche, dabei diente das Adressfeld auf der Beitragsrechnung Redakteur: Sven Melchert, [email protected] gleichzeitig dem Versand. Wer diese Hinweise liest, hat auch eine Beitragsrechnung erhalten. „Infrarotastronomie“ in Journal Nr. 75 Redaktionsschluss: 15.04.2020 Bitte gleichen Sie den Betrag der Beitragsrechnung möglichst um- Redakteure: Werner Celnik, [email protected] gehend aus. Soweit eine Lastschriftvollmacht vorliegt, ist dies auf Peter Riepe, [email protected] der Rechnung vermerkt. Bei Zahlungen geben Sie bitte unbedingt Zur Gestaltung unserer Journale benötigen wir Beiträge der Ihre Mitgliedsnummer an. Mitglieder. Dies kann sowohl ein wissenschaftlich fundier- Bei SEPA-Überweisungen sind folgende ter Artikel als auch ein einfaches Beobachtungserlebnis sein. Außerdem soll es möglichst regelmäßig eine Galerie von Foto- Angaben notwendig: grafien und Zeichnungen geben. Wer nicht gerne schreibt, kann Sparkasse Starkenburg also auch auf diese Weise vertreten sein! Wir freuen uns über IBAN = DE79 5095 1469 0000 0117 45 alle Einsendungen! BIC/SWIFT-Code = HELADEF1HEP

Beiträge sollen an die zuständigen Redakteure (siehe auch Sollen die Beiträge ab 2020 eingezogen werden, kann das Last- Liste der VdS-Fachgruppen-Redakteure) oder an die VdS- schriftverfahren vereinbart werden. Setzen Sie sich in diesem Fall Geschäftsstelle (Mail/Postadresse) geschickt werden. Vorher bitte mit der Geschäftsstelle in Verbindung. Lastschrifteneinzüge empfehlen wir, als Hilfestellung die Autorenhinweise zu nutzen werden dann schon für das Beitragsjahr 2020 ausgeführt. (siehe www.vds-astro.de/index.php?id=307). Dort finden Sie in der rechten Randspalte auch einen Musterartikel als Vorbild Um die Beiträge in der Steuererklärung geltend zu machen, be- und das Artikeldeckblatt zum Eintragen der wichtigsten Daten. darf es keiner gesonderten Zuwendungsbestätigung. Bis zu einem Mit dem Einsenden gibt jeder Autor gleichzeitig sein Ein­ Betrag (Beitrag/Spende) von nicht mehr als 200,00 EUR reicht der verständnis zum Abdruck im „VdS-Journal für Astronomie“ Zahlungsnachweis in Verbindung mit der auf der Beitragsrech- und zur Veröffentlichung auf den Webseiten der VdS. Es besteht nung abgedruckten Bestätigung. jedoch keine Veröffentlichungspflicht. Die Redaktion behält sich vor, Beiträge gar nicht oder in gekürzter Form abzudrucken. Das Bei Fragen im Zusammenhang mit der Beitragszahlung können Sie Copyright obliegt den jeweiligen Autoren. Die Texte geben nicht sich direkt an mich wenden, am besten per E-Mail unter schatz unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. [email protected]. Bitte geben Sie dabei eine Telefonnummer Die Redaktion an, da sich viele Fragen telefonisch schneller klären lassen.

4 | Journal für Astronomie Nr. 72 Nach Redaktionsschluss

Der Astronomietag 2020 Der Astronomietag findet in diesem Jahr ger Vergrößerung zu bestaunen – und den ßen Hund. Auf dem Rückweg nach oben am 28. März statt – wie immer ein Samstag Besuchern zu erläutern, wie es zustande begegnen wir Prokyon im Kleinen Hund, und die Nacht, in der die Uhren auf Som- kommt. Auf der hellen Mondsichel sind das bevor sich mit Kastor und Pollux das Win- merzeit umgestellt werden. Passend zum Mare Crisium („Meer der Gefahren“) und tersechseck schließt. Wer dann noch nicht Himmelsanblick lautet das Motto „Venus, das Mare Fecunditatis („Meer der Frucht- genug von offenen Sternhaufen hat, kann Mond und die sieben Schwestern“. Außer- barkeit“) als dunkle Gebiete auszumachen. anschließend die Praesepe im Krebs den dem ruft der WWF an diesem Abend von Venus und Mond sind bereits in der Däm- Besuchern zeigen. 20:30 bis 21:30 Uhr zur weltweiten „Earth merung sichtbar. Die Sonne geht etwa um hour“ auf: Vielerorts wird in dieser Stunde 19 Uhr unter, gegen 19:30 Uhr machen sich Die anderen hellen Planeten halten sich im die Beleuchtung reduziert. neben Venus und Mond die ersten Sterne Frühjahr am Morgenhimmel auf. Wer die bemerkbar. Zu Beginn der Earth hour um Nacht durchhält oder früh aufsteht, kann Was gibt es am Astronomietag 20:30 Uhr ist es astronomisch völlig dun- Mars, Jupiter und Saturn in enger Nachbar- zu sehen? kel. An sehr dunklen Orten ist vielleicht der schaft über dem südwestlichen Horizont Venus erreicht am 24. März ihre größte Lichtkegel des Zodiakallichts zu erkennen. begrüßen. östliche Elongation von der Sonne. Sie ist Wenn es dunkel wird, zeigen sich auch die strahlender Abendstern und kann bei sehr im Motto genannten „sieben Schwestern“ Auf unserer Seite www.astronomietag.de klarem Himmel bereits am nachmittägli- über Venus und Mond; gemeint ist natür- können Veranstaltungen eingetragen sowie chen Taghimmel aufgesucht werden. Am lich der offene Sternhaufen der Plejaden im Plakate und Broschüren bestellt werden. 27. März zeigt sich Venus exakt halb be- Sternbild Stier. Nach einem Besuch beim leuchtet; das wird für Besucher ein echter Siebengestirn sollten die benachbarten Hy- Klaren Himmel und viel Erfolg „Hingucker“, die Venus wie einen kleinen aden rund um Aldebaran auch einen Blick zum Astronomietag! Halbmond im Teleskop zu sehen! wert sein.

Knapp sieben Grad – eine gute Handbreit – Im Süden sind abends noch die Winter- PS: Auf Wunsch der Sternwarten und Ver- neben Venus schmückt die schmale Sichel sternbilder mit ihren zahlreichen hellen eine wird am 24. Oktober ein zweiter Astro­ des zunehmenden Mondes den abendli- Sternen zu sehen: weit oben funkelt Kapella nomietag stattfinden. Motto: „Die lange chen Himmelsanblick. Das ist eine gute Ge- im Fuhrmann, im Uhrzeigersinn folgt Al- Nacht der Sterne“ – mit Jupiter, Saturn und legenheit, um das aschgraue Licht des Mon- debaran im Stier, darunter prangt Orion Mond am Abendhimmel – und Mars zehn des im Fernglas oder Fernrohr mit niedri- und noch etwas tiefer strahlt Sirius im Gro- Tage nach seiner Opposition als Highlight.

Journal für Astronomie Nr. 72 | 5 Beobachten mit kleiner Öffnung

Zum Schwerpunktthema

Fast jeden Amateur erwischt irgendwann Aber es geht ja nicht nur um Entdeckun- einige. Der Blick in einen gut gefertigten das Öffnungsfieber. Ein Instrument löst gen, sondern vor allem um Beobach- kleinen Refraktor hat eine Ästhetik, die das nächste ab, jedes ist größer als der tungsfreude und Teilhabe an astronomi- aus meiner Sicht von keinem anderen Vorgänger. Was dabei übersehen wird, schen Ereignissen. Kleine Instrumente Instrument erreicht wird. Da hindurch- sind die Leistungsfähigkeit und die Ein- haben große Vorteile: Sie sind leicht zuschauen – das ist Beobachtungsfreude satzmöglichkeiten kleiner Optiken. transportabel, schnell aufgebaut und pur! rasch ausgekühlt. Kurz: Sie sind in we- Die weit bekannten Entdeckungen der nigen Momenten einsatzbereit. Sie sind Das Thema Beobachten mit kleiner Öff- Vergangenheit sind fast ausnahmslos damit „sozialverträglich“, die Beobach- nung war als Schwerpunktthema lange mit bescheidenen Optiken entstanden. tungen lassen sich mit einem Berufsalltag fällig. Ich freue mich, dass es so viele Zu- Man denke an die Entdeckung der Jupi- leicht vereinbaren. sendungen gab, die ganz unterschiedliche termonde (ein Zoll Öffnung), den Plane- Gebiete unseres schönen Hobbys abde- ten Uranus (sechs Zoll Öffnung) und die Es ist technisch viel einfacher und über- cken. Ich wünsche euch allen viel Freude Messier­objekte (vier Zoll Öffnung). Auch haupt bezahlbar, ein kleines Instrument bei der Lektüre. im 20. Jahrhundert wurden Himmels- optisch nahezu perfekt zu fertigen. Große Euer Uwe Pilz objekte mit überraschend kleinen Inst- Instrumente enthalten in dieser Hinsicht rumenten entdeckt. Mein verstorbener immer Kompromisse: Zentrale Obstruk- Freund Fritz Gerber entdeckte 1964 einen tion, außeraxiale Bildfehler und Unzu- Kometen mit einem 8 x 24-Fernglas! länglichkeiten der Kollimation sind nur

Beobachten mit kleiner Öffnung – zwei Irrtümer von Thomas Eversberg

Je größer das Teleskop, desto besser – so ist oder ob man nicht mit seinem kleinen sich ein größeres und teureres Gerät ange- hört man es immer wieder. Da wird von 20 Gerät ebenso glücklich werden kann. schafft haben. Alles sei viel besser aufgelöst. cm Öffnung auf 30 cm aufgerüstet, was das Das geometrische Auflösungsvermögen Zeug hält, und irgendwann reichen auch Bei diversen Gesprächen werde ich immer Φ einer Optik berechnet sich bei kleinen 60 cm nicht mehr – ein Teleskop mit 70 cm wieder mit zwei zentralen Argumenten für Winkeln zu Öffnung muss her. Habe ich so erlebt! große Teleskope konfrontiert. A) Ein grö- , ßerer Optikdurchmesser liefert ein höheres Dummerweise gibt es eine Untersuchung geometrisches Auflösungsvermögen und mit Φ in Bogenmaß, λ die Wellenlänge in der Firma ZEISS. Demnach steigen die B) die optische Empfindlichkeit wächst Metern und D die Teleskopöffnung in Me- Kosten eines Profifernrohres mit der drit- glücklicherweise mit der Optikfläche, also tern. Wählt man nun λ = 500 Nanometer für ten bis vierten Potenz der Teleskopöffnung quadratisch mit dem Durchmesser. Hört grünes Licht, weil es im zentralen Bereich (Apertur). Verdopple ich also dessen Öff- sich überzeugend an. Doch andererseits des optischen Spektrums liegt, so liefert ein nung, muss ich für das größere Gerat etwa gibt es eben die Untersuchung der Firma 5-cm-Teleskop ein Auflösungsvermögen 8- bis 16-mal mehr zahlen als für das klei- ZEISS. von rund 2,5 Bogensekunden. Für Öffnun- nere Gerät. Und das stimmt leider auch für gen von 10 cm und 20 cm sind das etwa 1,25 Amateurfernrohre aus dem Handel. Will A) Mit einem größeren Teleskop kann und 0,62 Bogensekunden. Leider muss das man also Licht sammeln oder angeben, man Objekte viel besser auflösen. Sternlicht jedoch durch die Erdatmosphäre wird man zwangsläufig arm. Wer Geld je- Regelmäßig erlebe ich, wie Kolleginnen und deren Seeing verschlechtert die Leis- doch auch noch für andere Freuden des Le- und Kollegen in der Praxis von einer deut- tung aller Optiken. Das wiederum heißt, bens übrighaben möchte, sollte prüfen, ob lichen Verbesserung der geometrischen dass das in unseren Breiten typische Seeing ein größeres Teleskop überhaupt sinnvoll Auflösungsqualität berichten, nachdem sie von zwei Bogensekunden die geometrische

6 | Journal für Astronomie Nr. 72 Beobachten mit kleiner Öffnung

Abbildungsqualität ab einer Apertur von spricht der Apertur. Die entsprechenden fünf bis zehn Zentimetern quasi „einfriert“. Proportionalitäten lauten daher: Man kann nicht besser auflösen. Bei kurz- zeitig besserer Luftruhe gilt das für etwas größere Aperturen bis etwa 20 Zentimeter, mit der Lichtintensität S, dem Photonen- doch besser wird es nicht. Größere Telesko- rauschen N, der Photonenanzahl Ne, der pe können die geometrische Abbildungs- Optikfläche A und der Apertur D. Wenn qualität also prinzipiell nicht verbessern! man also seine Apertur (also den Spiegel- Solange man keine Videokamera oder ad- durchmesser) verdoppelt, sieht man theo- aptiven Optiken einsetzt, die das Seeing eli- retisch nicht viermal schwächere Objekte, minieren, ist es hinsichtlich des geometri- sondern nur zweimal schwächere. Und da schen Auflösungsvermögens egal, ob ich ein sich zwei Magnituden etwa um den Hellig- 20-cm- oder ein 200-cm-Teleskop einsetze. keitsfaktor 2,5 unterscheiden, kommt man zu dem ernüchternden Schluss, dass man B) Weil die Fläche einer Optik quadra- für eine irgendwas zwischen 1 Jupiter am 16. Juli 2019, 21:47 h UT tisch mit ihrem Durchmesser ansteigt, 15- und 40-mal mehr Geld ausgeben muss. (während der Mondfinsternis). Instrument: sammelt ein doppelt so großes Teleskop 130-mm-Newton, f/5, Kamera ASI290MM gleich viermal mehr Licht und man sieht Das erscheint auf den ersten Blick ziemlich im L-RGB-Modus. Es wurden 2000 Bilder je viermal schwächere Objekte. frustrierend, doch glücklicherweise kann Kanal benutzt, die Belichtungszeit betrug je Richtig, die Teleskopöffnung ist hinsicht- man eine kleine Apertur durch längere Be- 10 ms. Bildautor: Volker Heinz lich der maximal erreichbaren Magnitu- lichtungszeiten zwanglos kompensieren. den entscheidend. In der obigen Aussage Belichtungszeiten von vielen Stunden und ist deren quadratische Skalierung jedoch Tagen sind durch die Addition vieler Auf- lischen Sinn und ich bezahle einen entspre- falsch. Der entscheidende Parameter für nahmen heutzutage problemlos möglich chenden Preis für mein Seelenglück. die visuelle oder fotografische Empfind- und werden auch von einigen Amateuren lichkeit ist nicht die reine Anzahl detek- spektakulär umgesetzt. Dabei kommen Daher … tierter Photonen, sondern der erzielte dann plötzlich Sternspuren von Gezei- … reduziert sich die optische Überlegen- Bildkontrast (das Signal-zu-Rausch-Ver- tenwechselwirkungen bei Galaxien oder heit großer Teleskope im Wesentlichen auf hältnis). Schwache Objekte müssen nicht schwache Außenbereiche Planetarischer drei Punkte: a) die Qualität ihrer Optiken, nur erfasst werden, deren Signal darf dar- Nebel zum Vorschein. Solche Objekte kön- b) eine effizientere Nutzung der Beobach- über hinaus nicht in „flauen“ Bildern ge- nen mit extremen Belichtungszeiten auf- tungszeit durch kürzere Belichtungszeiten ringen Kontrastes, also in deren Rauschen, genommen werden, weil sich ihre sichtbare und c) dem hervorragenden lokalen See­ing untergehen. Voraussetzung für eindeu- Struktur geometrisch und optisch in sehr beim gleichzeitigen Einsatz adaptiver Tech- tig identifizierbare Objekte ist ein hoher viel größeren Zeitskalen verändert als z.B. niken. Den ersten Punkt kann man ver- Kontrast. Und der hängt nicht von der die Belichtungszeiten von mehreren Wo- nachlässigen, weil Amateuroptiken mittler- Optikfläche, sondern leider nur von ihrem chen (z.B. zur Kompensation sehr kleiner weile beugungsbegrenzt hergestellt werden Durchmesser ab. Die Intensität eines Bild- Aperturen). können. Außerdem stehen Amateure nicht signals hängt zwar linear von der Anzahl unter einem Zeitdruck wie die Profis, so der einfallenden Photonen ab, das Licht- Nur wenn man sich zeitlich schnell än- dass auch der zweite Punkt untergeordnet bzw. Photonenrauschen gemäß Photonen- dernde Phänomene beobachten möchte, ist. Einzig der Einsatz adaptiver Optiken in statistik jedoch von der Wurzel aller ein- kommt man kaum um größere Teleskope der Spitzenforschung übertrifft Amateur- fallenden Lichtquanten. Als Konsequenz herum. Ich beschäftige mich mit spektralen beobachtungen, dann jedoch erheblich. Es hängt der Kontrast, also das Verhältnis von Veränderungen bei massereichen Sternen gibt für den Amateur also eigentlich nur Signal und Rauschen, von der Wurzel der im Minutenbereich. Und das bei möglichst wenige physikalische Gründe, sich mit ei- Photonenzahl ab und somit von der Wurzel hohem Kontrast. In diesem Feld macht eine nem großen Teleskop in extreme Unkosten der Optikfläche. Und das wiederum ent- Vergrößerung der Öffnung einen physika- zu stürzen.

Journal für Astronomie Nr. 72 | 7 Beobachten mit kleiner Öffnung

1 Mein Astroscan auf dem Balkon, Bildautor: Wolfgang Vollmann

Astroscan – ein Fernrohr für jede Gelegenheit von Wolfgang Vollmann

Im April 1986 sah ich im Schaufenster einer ein Blechstück mit Visierlöchern sehr gut deckung eines hellen Sterns. Selbst im Pla- Wiener Fotohandlung ein merkwürdiges, geeignet – es kann ja nicht über den Tubus netensystem gibt es mit dem Astroscan viel rotes Fernrohr, dessen Form mich an eine visiert werden. Meistens benutze ich das zu entdecken: die Phasen der Venus und des Wackelpuppe erinnerte. Es war ein sog. Astroscan bei geringer Vergrößerung zwi- Merkur, ein paar klitzekleine dunkle Flecke Astroscan, ein Newton mit 105 mm Durch- schen 15- und 25-fach. Damit bereitet das auf Mars und seine Polkappen, die Äquator- messer und 445 mm Brennweite. Das Be- Auffinden von vielen Objekten kein Prob- streifen auf Jupiter und seine vier hellen Ga- sondere war die Tubusform mit der Kugel lem. Besonders oft benutze ich ein 24-mm- lileischen Monde, der Ring des Saturns und am Ende, die in einer Halterung eine freie Weitwinkelokular, das 19-fache Vergröße- sein Mond Titan, Uranus und Neptun usw. Beweglichkeit des Teleskops in allen Rich- rung und ein Gesichtsfeld von drei Grad tungen ermöglichte. Trotz all seiner Be- liefert. Für genauere Inspektionen ist auch Seit vielen Jahren beobachte ich damit auch schränkungen ist das Astroscan seither ein 7-mm-Weitwinkelokular mit 64-facher den Lichtwechsel von veränderlichen Ster- mein bei Weitem am häufigsten benutztes Vergrößerung und etwas über einem Grad nen. Das Astroscan erlaubt mir dabei sehr Fernrohr. Innerhalb weniger Sekunden auf Feld nützlich. Das ist auch etwa die Ober- bequem, die Sterne zwischen 6. und 11. einem Tisch, Fensterbrett, Balkongeländer, grenze der Vergrößerung, bei der Montie- Größe zu beobachten. Sogar in IAU-Zir- einer Parkbank, liegend auf einer Matte am rung und Optik noch gut mithalten kön- kulare haben es einige Astroscan-Beob- Boden oder einfach im Arm gehalten ein- nen. achtungen von neu entdeckten Novae ge- satzbereit, begleitet es mich bei meinem schafft, so z.B. der Nova Cygni 2008 (V2491 Hobby seit 1986. Das Astroscan ist ein unkompliziertes Cygni) [1]. Für einige Beobachtungen sind Weitwinkelfernrohr. Besonders schön ist natürlich größere (und damit sperrige- Seine Montierung ist sehr stabil und trotz- damit die der Milchstra- re) Fernrohre notwendig. Ich möchte das dem leicht in alle Richtungen beweglich. ße möglich mit ihren Sternwolken, Stern- Astro­scan aber nicht missen und werde es Sogar einen Vorüberflug der Internationa- haufen, hellen und dunklen Nebeln unter auch in der Zukunft weiter verwenden. len Raumstation ISS konnte ich damit bei dunklem Himmel. Hellere Kometen, mög- 30-facher Vergrößerung verfolgen und so- lichst mit Schweif, sind ebenfalls besonders gar deren Form mit den Sonnenzellen-Pa- gute Beobachtungsobjekte. Aber auch den Internetlink (Stand Oktober 2019): neelen dabei erkennen. Gleichzeitig ist die Mond finde ich bei geringer Vergrößerung [1] http://adsabs.harvard.edu/ Montierung des Astroscan sehr leicht und sehenswert, seien es seine großen Im- abs/2008IAUC.8935....2W bzw. bedarf lediglich einer stabilen Unterlage. pakt-Strukturen der Maria, das Erdlicht, www.cbat.eps.harvard.edu/ Zum Anvisieren von Himmelsobjekten ist eine (totale) Mondfinsternis oder die Be- iauc/08900/08935.html

8 | Journal für Astronomie Nr. 72 Beobachten mit kleiner Öffnung

Das 50er-Astrobinokular von Herbert Zellhuber

Mit einem gewöhnlichen Feldstecher las- sen sich durchaus lohnende Himmelsbeob- achtungen durchführen. Was mich daran aber immer stört, ist das Wackeln bei der Freihandbeobachtung. Man kann das Fern- glas zwar an ein Fotostativ montieren, aber in Zenitnähe bleibt das lästige Einblickver- halten. Die Lösung wäre ein Instrument mit 90°-Einblick. Allerdings muss auch das Bild aufrecht und seitenrichtig stehen. Übliche Zenitprismen scheiden deshalb aus, man benötigt dazu Dachkantprismen. Als ich solche Prismen auf einem Teleskoptreffen erstehen konnte, war der Entschluss ge- fasst: Ich baue mir aus 50-mm-Fernglas- objektiven ein kleines Astrobinokular! Das Zoom-Fernglas 8-20x50 benutze ich selten und wenn dann nur mit 8-facher Vergrö- ßerung. Bei höherer Vergrößerung gehört 1 Das selbstgebaute 50er-Astrobinokular mit 90°-Einblick. das Fernglas auf ein Stativ und außerdem muss beim Zoomen laufend nachfokussiert werden, damit beide Seiten scharf zu sehen Verschieben der Okulare scharf gestellt und hergestellt werden. Um den Augenabstand sind. Also schraubte ich die Objektive samt mit einer Rändelschraube geklemmt wer- einstellen zu können, wird das rechte Teil Fassung ab. Prinzipiell könnte ich das Fern- den. Alle hierfür notwendigen Teile stellte seitlich verschoben und mit einer Rändel- glas also wieder verwenden, ich bräuchte ich mit Hilfe meiner Drehbank mit Fräs- schraube geklemmt. Aus fünf Millimeter nur die Objektive wieder anzuschrauben aufsatz her. Da etliche Gewinde M2 zu fer- dicken Aluminiumplatten stellte ich eine tigen waren, war Feingefühl beim Gewin- azimutale Gabelmontierung her, die auf Zuerst konstruierte ich die Fassungen für deschneiden gefragt! Als die Halterungen ein Fotostativ gesetzt wurde. Die Höhen- die Okulare und die Prismenhalter. Auf ei- fertig waren, wurde der exakte Lichtweg des lagerung wird in Teflonklötzchen geführt ne aufwändige Fokussiereinrichtung wollte Objektivs gemessen. Danach konnten die und mit kleinen Schräubchen kann der An- ich verzichten, denn es sollte einfach durch Hauptkörper aus grauem PVC-Kunststoff druck angepasst werden (Abb. 1).

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Journal für Astronomie Nr. 72 | 9 Beobachten mit kleiner Öffnung

Öffnung stechen diese Objekte natürlich nicht direkt ins Auge, aber es sind immer- hin mehr oder weniger kleine matschige Fleckchen. Auch die Sommermilchstraße im Sternbild Schütze hat einiges zu bieten. Besonderen Spaß macht es, die Milchstraße entlang zu fahren. Immer wieder begegnen einem bekannte Objekte wie der Lagunen- nebel, nördlich davon M 20 und M 21. Ein schönes Bild ergibt M 24, die große Stern- wolke. Etwas oberhalb davon M 17 und M 16; links und rechts von M 24 die bei- 2 Zur Aufbewahrung erhielt das Binokular noch ein kleines Köfferchen. den Sternhaufen M 23 und M 25. Auch die Schildwolke mit M 11 und M 26 ist reizend. M 6 und M 7, oberhalb des Skorpionsta- Sehr gespannt war ich auf den ersten Blick Der Nordamerikanebel stach förmlich ins chels, sind beide leicht zu finden. durchs Okular. Ob es wohl meinen Erwar- Auge! Es war wahrlich ein Genuss, auch tungen entsprechen würde? Zuvor musste entlang der Milchstraße zu beobachten. Im Sternbild Schütze sind auch noch etli- das Instrument aber noch sauber justiert Und die Plejaden ... Messier 33 ... Kembles che andere Messier-Objekte, die ich alle werden, wobei mir das Chesire-Justier- Kaskade ... Leider war schon bald Schluss mit diesem Gerät beobachten konnte. Das okular eine große Hilfe war. Dann testete mit der Beobachtungsnacht, denn die Ob- neue Binokular ist beim Beobachten immer ich bei Tag die verschiedenen Okulare. Mit jektive beschlugen langsam aber sicher mit dabei und ich bin oft erstaunt, welch dem 20-mm-Okular hat man eine Aus- durch Tau. schöne Beobachtungen mit diesem kleinen trittspupille von fünf Millimetern. Bei einer Instrument möglich sind. Mittlerweile ha- Objektivbrennweite von 200 mm ergibt Am nächsten Tag bastelte ich mir deshalb be ich auch ein passendes Köfferchen für sich eine 10-fache Vergrößerung. Vor der noch zwei Taukappen aus 0,35 Millime- die Aufbewahrung gefunden: Aus einem Endmontage schwärzte ich die Innenseiten ter dicker Kunststofffolie, in die ich innen Schrott-Container fischte ich einen nagel- mit Schultafellack und den Hauptkörper Veloursfolie klebte. Um das Instrument neuen Schminkkoffer heraus. Das Binoku- kleidete ich mit schwarzem Tonpapier aus. leichter ausrichten zu können, montierte lar ist in einer Plastiktüte, daneben haben Dann kam die erste Beobachtungsnacht: ich noch einen Peiler. Dieser erinnert zwar darin auch noch die Taukappen und zwei Um bei der Beobachtung sitzen zu können, an die Visiereinrichtung einer Schusswaffe Okulare Platz (Abb. 2). benutzte ich einen einfachen Camping- - funktioniert aber recht gut, wenn Kimme Klappstuhl. Je nach Einblickhöhe wird und Korn mit einer Rotlichtlampe beleuch- das Stativ in der Höhe verstellt. Als erstes tet werden. Mittlerweile ist das 50er-Astro­ peilte ich mit den 20-mm-Okularen die binokular bei jeder meiner Beobachtungen Andromedagalaxie an – was ein herrlicher dabei. Als der Große Wagen im Zenit stand, Anblick! Wie viel entspannter ist es, wenn versuchte ich mich an M 108. Bei 10-facher man absolut wackelfrei und ohne den Na- Vergrößerung konnte ich sie mit M 97 se- cken zu strapazieren beobachten kann. Ein hen – wenn auch nur schwach. M 109 war Schwenk zum offenen Doppelsternhaufen ebenfalls schwierig. Ich versuchte deshalb h & χ im Perseus, mit dem großen Stern- eine höhere Vergrößerung – mit einem haufen Stock 2 begeisterte mich. Wie wohl 10-mm-Okular erreichte ich immerhin der Nordamerikanebel im UHC-Filter aus- knapp 20-fach ... Ha! Tatsächlich, sie war sehen würde? Ich schraubte die zwei Filter einwandfrei zu erkennen! Nun versuchte in die 26-mm-Okulare und ... mich haute ich mich an den Galaxien in den Stern- es fast um! Waaahnsinn - dieser Anblick! bildern Löwe und Jungfrau. Mit dieser

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Solarigraphie – Astronomie mit 0,5 Millimeter Öffnung von Uwe Pilz

Solarigraphie ist die Aufzeichnung der scheinbaren Sonnenbahn im Jahreslauf mit Hilfe einer Lochkamera. Aufnahme­ medium ist Schwarzweiß-Fotopapier (Ver- größerungspapier): also das lichtempfind- liche Papier für die klassische Schwarz- Weiß-Foto­grafie, kein Glanzpapier für das Ausdrucken digitaler Fotos. Dieses Mate- rial verfärbt sich bei Lichteinwirkung, wie das einfache Fotogramm in Abb. 1 zeigt. Es sind keine Chemikalien notwendig, nur das Papier selbst. In einem weiteren Aufsatz ge- be ich Hinweise für den Bau von Kameras.

Die direkte lichtempfindliche Wirkung des 1 Das Blatt lag für einige Fotopapiers wird für die Aufnahme be- Minuten auf einem Stück nutzt. Das Sonnenbild, was eine Lochka- Fotopapier in der Sonne. Das mera entwirft, ist hell genug, um eine sicht- Papier hat sich violett verfärbt bare Spur darauf zu hinterlassen. Um den und ein sogenanntes Foto- Lauf der Sonne zu verschiedenen Jahreszei- gramm des Blattes hinter- ten aufzunehmen, muss viele Wochen lang lassen. belichtet werden, am günstigsten ist ein halbes Jahr zwischen zwei Sonnenwenden. Diese lange Belichtungszeit wird auch die Umgebung aufnehmen, nicht nur die Son- ne selbst. Für rein astronomische Zwecke ist ein freier Blick zum Himmel sinnvoll, wie in Abb. 2 zu sehen. Ästhetisch sehr an- sprechend ist es auch, die Umgebung in das Bild einzubeziehen.

Die Abb. 3 zeigt, was uns erwartet, wenn wir die Kamera nach einigen Wochen bis Monaten öffnen. Wie schon im Fotogramm zu erkennen: Das Schwarz-Weiß-Fotopa- pier ergibt ein farbiges Bild! Natürlich nicht in den Originalfarben. Das Fotopapier ist aber nach wie vor lichtempfindlich. Es darf nur kurz und bei sehr gedämpftem Licht betrachtet werden, und sollte ansonsten in einem lichtdichten Behältnis aufbewahrt werden. So ist es jahrelang haltbar.

Nach der Entnahme aus der Kamera ist 2 Ich habe drei Lochkameras mit Heißkleber an den Dachüberhang das Bild zunächst stark gebogen und mög- meiner Gartenlaube geklebt, wodurch ein freier Blick zum Horizont licherweise feucht. Es muss im Dunkeln (hier: Süden) gegeben ist.

Journal für Astronomie Nr. 72 | 11 Beobachten mit kleiner Öffnung

getrocknet und geglättet werden. Danach 3 Solarigramm nach Osten, aufgenommen sollte man unbedingt eine Art „Sicherungs- in einer „Bonbondosenkamera“. Das Bild ist kopie“ anfertigen. Entweder durch Abfoto- seitenverkehrt. Im Bild sind kleine Beschädi- grafieren in gedämpften Licht, besser aber gungen des Fotopapiers zu erkennen. durch Einscannen. Das Scannen selbst be- lichtet das Bild zusätzlich, mehrere Scan- Versuche führen zu einer Bildverschlech- terung. Ich empfehle, den Scanner in einer Auflösung zu benutzen, in welcher er noch zügig und ohne zwischendrin zu stoppen arbeitet. Eine Vorschau habe ich vermie- den, und die Anpassungen dann lieber am elektronischen Bild vorgenommen. Das Bild muss elektronisch horizontal gespiegelt werden, außerdem sollte es in ein Positiv umgewandelt werden. Man kann auch den Kontrast und die Sättigung erhöhen.

Mit solchen Aufnahmen kann man den Sonnenstand im Verlauf der Jahreszeiten gut dokumentieren. Aufnahmen um die Sonnenwenden herum sind sehenswert oder aber ein gesamter Sonnenlauf, der sich über ein halbes Jahr erstreckt (Abb. 4). Es ist gut zu erkennen, dass im Winter ein schärferes Bild erreicht wird, weil der Licht- 4 Die Sonne zwischen zwei Sonnenwenden: Wintersonnenwende (links) und Sommer- strahl einen kürzeren Weg zurücklegt und sonnenwende (rechts) wurde mit der hochwertigen Bonbondosenkamera aufgezeichnet, der sich die Beugung am Lochobjektiv weniger gesamte Sonnenlauf mit einer primitiven Filmdosenkamera (Inset). Die Artefakte links und stark auswirkt. rechts oben im Filmdosenbild sind durch interne Reflexe entstanden.

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12 | Journal für Astronomie Nr. 72 Beobachten mit kleiner Öffnung

Ich habe versucht, die Solarigraphien che- misch zu fixieren, mit dem für diese Zwecke verwendeten Thiosulfat. Leider werden die Bilder dadurch sehr blass und sind weniger farbig. Aber sie werden dauerhaft lichtun- empfindlich und können z.B. in einer Aus- stellung gezeigt werden. Dennoch rate ich davon ab und empfehle für eine Ausstellung Kopien der Solarigraphien anzufertigen. Chemisch entwickelt werden dürfen die Bilder auf gar keinen Fall, das Ergebnis ist ein einheitlich tiefschwarzes Blatt.

Während der gesamten Belichtungszeit von mehreren Monaten muss die Kame- ra unverrückbar fest an einem Ort stehen. Das geht am einfachsten in der eigenen Wohnumgebung. Man kann Kameras auf die Außen-Fensterbretter kleben. Hierzu eignen sich Heißkleber oder sogenannte 5 Solarigraphie im öffentlichen Raum. Auf dem Bild sind interne Reflexionen zu erkennen. Power-Strip-Klebestreifen. Man kann aber auch versuchen, Kameras im öffentlichen Raum zu platzieren: Die Kameras sind bil- dann sogar ein Solarigramm mit dem Bran- derselben Kamera aufzunehmen. An den lig, so dass man auch einen Verlust in Kauf denburger Tor oder dem Eifelturm im Bild! Extremstandorten Äquator und Nordpol nehmen kann. In Städten ist es sehr schwer, genügt schon ein einziger Tag, um den dor- Orte zu finden, wo die Dosen über Monate In einem Solarigramm sind die Verschie- tigen, charakteristischen Sonnenlauf zu er- unbehelligt stehen können. Sie sollten wirk- bung der Auf- und Untergangspunkte sowie fassen. lich kaum zu sehen sein: Nicht nur Sicher- der Verlauf der Zenithöhe gut zu erkennen. heitsfirmen entdecken zylindrische Behälter Ein reizvolles Projekt ist es, Solarigramme schnell, auch Geocacher sind eine Gefahr. verschiedener geografischer Breiten mit

Anzeige Am unproblematischsten sind die sog. Filmdosenkameras zu handhaben. Sie sind sehr klein und leicht und können besser versteckt werden. Die Kamera von Abb. 5 habe ich mit Posterstrips an einer Eisen- bahnbrücke befestigt. Diese Kamera hat ein halbes Jahr durchgehalten, einige an- dere gingen verloren. Es ist eine gute Idee, immer einmal nach unseren Döschen zu schauen. Mitunter findet man eine Kamera irgendwo herumliegen, für die sich schon jemand „interessiert“ hat. Es ist auch zu er- wägen, solche Kameras nicht viele Monate, sondern eventuell nur wenige Wochen oder gar Tage anzubringen. Vielleicht gelingt

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Bau einer Lochkamera für die Solarigraphie von Uwe Pilz

Man kann Solarigraphie-Kameras aus je- 1 Zubehör für eine Filmdosenkamera: dem lichtdichten Behältnis herstellen, der eine schwarze Dose, eine Pinnbrettnadel, Fantasie sind dabei wenig Grenzen gesetzt. eine Kerze und ein Stück Fotopapier Ich beschreibe hier eine ganz einfache Ka- mera aus einer Filmdose sowie eine auf- wendigere Blechbüchsenkamera. Je größer die Kamera und je mehr Sorgfalt auf das Lochobjektiv gelegt wird, desto besser fal- len die Ergebnisse aus.

Filmdosen sind meist schwarz, es gibt aber auch transparente. Wir benötigen die licht- dichte Version (Abb. 1), und außerdem einiges, was sich in einem Haushalt leicht 2 Bestückte Filmdosenkamera. Nur auffinden lässt. Das wichtigste Qualitäts- noch den Deckel aufdrücken und sie ist merkmal einer Lochkamera ist das Lochob- gebrauchsfertig. jektiv. Es gibt Formeln, die in Abhängigkeit der Bildweite die Lochgröße beschreiben, welche die schärfste Abbildung ergibt. Im Falle einer Filmdose liegt die Brennwei- 3 Zubehör für eine Blechdosenkamera: te bei ca. 40 Millimeter. Es ergibt sich ein Neben der Dose werden Alufolie von Tee- Lochdurchmesser von etwa 0,2 Millimeter. lichten, Schleifpapier, mattes schwarzes Solch kleine Öffnungen sind mit Haus- Papier und das Fotopapier benötigt. Auf haltsmitteln nur sehr schwer in ordent- dem schwarzen Papier liegt bereits das licher Qualität herzustellen. Nach meiner fertiggestellte Lochobjektiv. Erfahrung ist es wesentlich wichtiger, ein wirklich rundes Objektiv zu haben, als skla- visch die exakte Größe einzuhalten. In die so vorbereitetete Dose kommt ein bringen und nicht im Zentrum. Von der Stück Fotopapier der Größe 45x50 mm² Landschaft wird dann entsprechend weni- Anlass der Unschärfe ist die Beugung am (Abb. 2). Die 45 Millimeter sind durch die ger wiedergegeben. Lochobjektiv, ausgefranste Löcher ergeben Höhe der Dose bestimmt. In der anderen deutlich unscharfe Fotos. Für den ersten Richtung kann man auch größeres Papier Blechdosenkameras baut man am besten Schritt empfehle ich Löcher, welche mit einlegen - dies ist insbesondere dann sinn- aus Kaffeedosen. Die meisten besitzen einer Pinnwandnadel angefertigt werden. voll, wenn man eine Filmdose mit einem einen Schnappverschluss-Deckel, welcher Der Lochdurchmesser beträgt ca. einen hochwertigen Lochobjektiv versieht, wie eine Gummidichtung hat. Man muss nur Millimeter. Das Loch kann direkt in die es für die Blechdosenkamera beschrieben aufpassen, dass ein solcher Deckel auch Filmdose gestochen werden. Einfach hin- ist. Es wird dann ein größerer horizontaler wirklich lichtdicht ist. Nicht alle Kunst- einstechen ist jedoch keine gute Idee, weil Bildwinkel aufgenommen. Filmdosen sind stoffdeckel erfüllen diese Bedingung. Ich die Filmdose dann nach innen einen Grat wasserdicht, es genügt, den Deckel aufzu- habe eine Bonbondose benutzt (Abb. 3), in aufweist, welcher die Lochdicke erhöht. Ich drücken und fertig ist die Kamera! welcher das Papier nicht so stark gebogen habe die Nadel vorher mit einem Teelicht werden muss. In die Dose wird zunächst erwärmt, das ging gut. Gelegentlich blieb Die Sonnenbahn überstreicht während ein relativ großes Loch gebohrt. Wie ich außen geschmolzenes Material zurück, des Jahreslaufs einen sehr großen vertika- schon bei der Filmdosenkamera erwähnte, welches sich aber mit dem Fingernagel len Winkel. Um davon wirklich alles auf habe ich dieses Loch im oberen Drittel an- leicht entfernen ließ. das Bild zu bekommen, ist es besser, das gebracht. Das Fotopapier kommt dem Loch Loch im oberen Drittel der Dose anzu- gegenüber. Da die Blechdose innen glänzt,

14 | Journal für Astronomie Nr. 72 Der Sternenhimmel — im Jahreslauf

— Das »Kosmos Himmelsjahr« bietet Himmels- schauspiele, zuverlässige kalendarische Angaben und die beliebten Monatsthemen — Im Jahr 2020 sind die Wandelsterne besonders schön zu sehen: Venus als glänzender Morgen- und Abendstern. Mars kommt im Herbst in Erdnähe. Und am 21. Dezember ist ein „Weihnachtsstern“ zu sehen, wenn sich Jupiter und Saturn sehr nah begegnen.

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KOSMOS_Anz_VDS_72.indd 1 21.11.19 10:22 wird auf die Lochseite ein Bogen schwar- zes Papier geklebt, der freilich auch einen Lichtdurchlass benötigt.

Lochobjektive stelle ich immer aus der Alu- minium-Folie her, in denen die Teelichte stecken. In die Alufolie steche ich mit einer Nähnadel ein Loch. Für Kaffeedosenkame- ras sind 0,4 Millimeter Lochdurchmesser ideal, und dieser lässt sich auch ohne allzu große Mühe erreichen. Beim Durchste- chen entsteht ein Grat, der unbedingt mit Schleifpapier entfernt werden muss. Durch dieses Abschleifen wird das Loch ausge- franst und somit optisch minderwertig. Ich beseitige diese Fransen immer durch vor- sichtiges Ausreiben mit der Nähnadel. Mit einer starken Lupe, einem Mikroskop oder einem Diaprojektor kann man die Güte der Lochobjektive beurteilen (Abb. 4). 4 Lochobjektiv unter dem Mikroskop. Es ist ein Lineal mit im Bild, welches die Abschätzung der Lochgröße erlaubt. Man kann auch die dünne Verpackungs-­ Alufolie für Lochobjektive nehmen – der dentliche runde Löcher lassen sich nur Teelicht-Objektiv hergestellt wurde. Man Vorteil ist ein größerer erreichbarer Bild- schwer herstellen. Dennoch spricht auch erkennt, dass die Dicke des Materials den winkel, der fast an 180 Grad herankommt. einiges für diese Lösung: In Abb. 5 ist ein nutzbaren Bildwinkel begrenzt. Ein kleiner Allerdings ist diese Folie sehr fragil, or- Solarigramm zu sehen, welches mit einem Riss in der Folie ließ ziemlich genau im Sü-

Journal für Astronomie Nr. 72 | 15 Beobachten mit kleiner Öffnung

Nicht alle Blechdosen sind wasserdicht. Kaffeedosen sind es, meine Bonbondose habe ich mit Klebeband gesichert. Preis- günstig und leicht zu beschaffen sind Ge- tränkedosen. Ich habe es nie geschafft, diese wirklich wasserdicht zu bekommen. Versucht habe ich das Aufkleben eines schwarzen Plastikdeckels mit Heißkleber oder schwarzem Klebeband. Manch ande- 5 Solarigramm nach Süden ren ist dies jedoch gelungen, so dass auch mit einer Blechdosenkamera. diese Variante einen Versuch wert ist. Das Das Loch war zu eng für den Fotopapier hält zwar Nässe aus, aber nicht Himmelsausschnitt. Ein kleiner monatelang. Abb. 6 zeigt ein stark beschä- Riss am Rand des Loches führt digtes Solarigramm aus einer Getränkedo- zu einem Ausschnitt, wo die se. Die hellen Streifen im Bildzentrum sind Sonnenbahn in größerer Höhe übrigens keine Sonnenbahnen, sondern abgelichtet wird. die Oberleitungen einer Eisenbahnstrecke.

den etwas mehr Raum für die Sonnenbahn. Das Bild ist auch ein gutes Beispiel dafür, dass Bäume als Bildinhalt schlecht geeignet sind: Sie bewegen sich und treiben aus und werden dadurch unscharf. Mit der dünnen Verpackungsfolie hat man die Sorgen mit dem Bildwinkel nicht, muss sich aber mit Löchern geringerer Abbildungsqualität zu- frieden geben.

Das Lochobjektiv wird von außen mit Klebeband an der Kamera befestigt. Es ist empfehlenswert, dabei so wenig Alufolie wie möglich herausschauen zu lassen. Es gibt Berichte, wonach sich Vögel für das glänzende Stück interessieren und hinein- hacken. Mir ist das noch nie passiert, aber es lohnt nicht, ein Risiko einzugehen.

6 Beschädigtes Solarigramm aus einer Getränkedose. Belichtungs- zeit ein halbes Jahr nach Westen. Das Bild ist seitenverkehrt, wie es aus der Kamera kam.

16 | Journal für Astronomie Nr. 72 Beobachten mit kleiner Öffnung

Die kleinste mögliche Öffnung – Beobachtung von Sonnenflecken mit bloßem Auge von Steffen Fritsche

Als ich vom Schwerpunktthema „Beobach- Beobachtungsergebnisse Prognose in Abb.1 gestrichelt dargestellt. ten mit kleiner Öffnung“ hörte, kam mir Abbildung 1 zeigt die Ergebnisse des A- Daher ergeben sich zwei mögliche Szena- gleich das A-Netz der Fachgruppe Sonne Netzes seit 1984. Die breite Kurve entsteht rien. Entweder ist das Minimum bereits im der VdS in den Sinn. Was sollte eine kleine- durch Glättung der Monatsmittel nach der Sommer 2018 eingetreten, dann sollten in re Öffnung haben als das freie Auge selbst! P-17-Methode (siehe [1]). Da im April und den nächsten Monaten wieder vermehrt Im A-Netz werden Beobachtungen von Mai 2019 jeweils ein Fleck einige Tage lang Flecken mit bloßem Auge sichtbar werden. Sonnenflecken mit freiem Auge mit Hilfe mit bloßem Auge sichtbar war, steigt die- Gerade die Anstiege nach den vergangenen eines geeigneten Schutzfilters gesammelt ses P-17-Mittel gerade wieder leicht an. Es drei Minima verliefen immer recht steil. Da und ausgewertet. Man kann die bekannten wird auch dann noch steigen, wenn bis En- aktuell aber kaum Flecken des neuen Zyklus SoFi-Brillen verwenden, einen vorhande- de 2021 keine Sonnenflecken mit bloßem mit umgekehrter Polarität aufgetreten sind, nen Sonnenfilter für das Objektiv oder auch Auge sichtbar sein sollten. Dieser Fall ist als halte ich diesen Fall für unwahrscheinlich. Schweißerschutzgläser mit mindestens DIN Schutzstufe 14 oder höher mit ein- seitiger Verspiegelung. Weitere Hilfsmittel werden nicht eingesetzt! Seit 1984 arbeiten Beobachter in diesem Netz zusammen, das weniger Aufwand nicht erfordern könnte. Ich habe meine Sonnenfilter gut verteilt zu Hause, im Auto, am Arbeitsplatz und in der Fototasche. Auch wenn ich es nicht schaffe, die Sonne mit meinem Fernrohr zu beob- achten – ein Blick nur mit Filter geht immer! Bereits 2011 und 2013 wurde im VdS-Jour- nal für Astronomie vom A-Netz berichtet ([2] und [3]). 21 Beobachter arbeiten der- zeit zusammen und ermöglichen eine meist lückenlose Beobachtung der Sonne mit bloßem Auge. Dabei gibt jeder Beobachter für den entsprechenden Tag an, wie viele 1 Die Monatsmittel und das gleitende P-17-Mittel des A-Netzes von 1984 bis 2019. Flecken er (unter Zuhilfenahme des Filters) erkennen konnte. Diese Zahl wird „A“ (für Auge) genannt. Wichtig sind nicht nur die Tage, an denen Flecken erkannt werden konnten, sondern auch die fleckenfreien Ta- ge. Zum einen spielen sie eine wichtige Rolle bei der Ermittlung des Mittelwertes der A- Zahl für jeden Tag eines Jahres, zum ande- ren lässt sich die Sonnenaktivität auch an der Zahl der fleckenfreien Tage verfolgen.

Die Beobachter senden ihre Ergebnisse zur Auswertung am besten per E-Mail oder tra- gen die Werte selbst im Onlineformular auf der Webseite der Fachgruppe SONNE ein [4]. Man findet das Onlineformular unter Dateneingabe/A-Netz. 2 Vergleich der P-17-Mittel von Relativzahlnetz SONNE und A-Netz.

Journal für Astronomie Nr. 72 | 17 Beobachten mit kleiner Öffnung

Vergleicht man die Ergebnisse der Beobachtungen der Wolf’schen Relativzahl des SONNE-Netzes mit denen des A-Netzes (Abb. 2), erkennt man die hervorra- gende Übereinstimmung. Da die Werte im A-Netz sehr klein sind, wurden sie einfach mit dem Faktor 100 multipliziert. Auch Abb. 3 stützt diese Übereinstim- mung. Im direkten Vergleich der Monatsmittel beider Netze zeigt sich, dass auch bei kleinen Relativzahlen durchaus Sonnen- flecken mit bloßem Auge sicht- bar werden. Wie zu erwarten, gilt aber: Je höher das Monats-

3 Direkter Vergleich der Monatsmittel von SONNE und A-Netz.

Vermutlich wird die Aktivität weiter sehr niedrig ausfallen und das Mi- nimum nicht vor dem Jahreswechsel 2019/20 eintreten. Das dürfte da- zu führen, dass mit bloßem Auge weiterhin kaum Flecken sichtbar sein werden. Aber wie lange und wie tief wird das Minimum ausfallen? Das lässt sich auch mit bloßem Auge verfolgen, wenn man etwas Ausdauer für regelmäßige Beobachtungen hat und sich auch von einer flecken- freien Sonne nicht entmutigen lässt.

4 Bestimmung der Fleckenfläche mit „Sunmap 1.3“.

mittel der Wolf’schen Relativzahl, desto höher ist auch das Monatsmittel im A-Netz. Wegen dieser sehr guten Übereinstimmung sind auch Profi- astronomen an unseren Ergebnissen interessiert. Es geht vor allem um die Rekonstruktion der Sonnenaktivität in vergangenen Jahrhunderten aus alten Sonnenbeobachtungen mit dem bloßem Auge. Bereits auf zwei Sonne­ tagungen konnten wir uns direkt mit Prof. R. Neuhäuser und M. Geymeier 5 Tagesmittel im A-Netz in Abhängigkeit der effektiven Fleckenfläche des größten vom Astrophysikalischen Institut der sichtbaren Flecks. Uni Jena darüber austauschen.

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6 Sonne am 10.05.2019 um 12:10 Uhr UT, OmniXLT127 mit Baader-Astrosolarfolie (fotografisch) und Canon EOS 700da, 26 x 1/4000 s, ISO 100. Bildautor: S. Fritsche, Köditz.

Aber wann werden Sonnenflecken für das dieser effektiven Fleckenfläche des größten dran bleibt, lassen sich in der Gruppe durch bloße Auge eigentlich sichtbar? Dieser Fra- sichtbaren Sonnenflecks. Es zeigt sich, dass Mittelwertbildung erstaunliche Ergebnisse ge wurde schon mehrfach nachgegangen, die Fläche eines Sonnenflecks größer als erzielen. Bei Interesse oder wenn Sie Fragen unter anderem in [1] und [5]. Danach liegt 175 MH sein muss, damit er zumindest für haben, so wenden Sie sich bitte an den Autor, „ die Sichtbarkeitsgrenze im Mittel bei 30 . einen Teil der Beobachter sichtbar ist. am besten per E-Mail: a-netz@vds-sonne. Sie dürfte aber von vielen Faktoren abhän- de. Weitere Informationen findet man im gen, z.B. Wetterbedingungen, Visus des Be- Als Beispiel möchte ich genauer auf den Internet unter [4]. obachters, verwendeter Schutzfilter, Fläche Fleck eingehen, der am 10.05.2019 sichtbar und Form der Umbra und Penumbra usw. war (Abb. 6). Mit Sunmap bestimmte ich die Fläche zu etwa 300 MH, nach der Korrektur Ich habe mit den Ergebnissen das A-Netzes wegen der perspektivischen Verkürzung er- versucht abzuschätzen, welche Fleckenflä- gaben sich effektiv noch 250 MH. An die- Literaturhinweise und Internetlinks che notwendig ist, damit der Fleck mit blo- sem Tag haben insgesamt 13 Beobachter die (Stand 30.07.2019): ßem Auge sichtbar wird. Dazu verwendete Sonne mit bloßem Auge angesehen und ihr [1] Reinsch, K.; Beck, R.; Hilbrecht, H.; ich die Software „Sunmap 1.3“ von Ralph Ergebnis an das A-Netz eingesendet. Sie- Völker, P., 1999: Die SONNE beob- Pagenkopp [6] und wertete meine eigenen ben Beobachter erkannten den Fleck und achten, Verlag Sterne und Weltraum, Sonnenaufnahmen seit dem Jahr 2017 aus meldeten A = 1. Sechs Beobachtern blieb Heidelberg (Abb. 4). Mit Sunmap lässt sich nicht nur der Fleck verborgen. Damit ergab sich ein [2] Fritsche, S., 2011: Sonnenbeobachtung die Position der Sonnenflecken bestimmen, Tagesmittel von 0,5 und der Fleck war rela- ohne großen Aufwand – das A-Netz, sondern auch die Fleckenfläche in MH tiv gut sichtbar, obwohl er in der Nähe der VdS-Journal für Astronomie 39, S. 14 (Millionstel Hemisphäre). Nähere Angaben Sichtbarkeitsgrenze lag. [3] Fritsche, S., 2013: Sonnenbeobach- zu dieser Einheit findet man in [1]. Da die tung mit bloßem Auge – das A-Netz, Software die perspektivische Verkürzung Die Beobachtungen im Rahmen des A-Net- VdS-Journal für Astronomie 47, S. 7 der Flecken in der Nähe des Sonnenrandes zes erfordern keinen großen Aufwand und [4] Website der Fachgruppe Sonne: berücksichtigt, rechnete ich diese wieder lassen sich in jeder freien Minute schnell www.vds-sonne.de heraus. Für die Sichtbarkeit des Flecks ist die durchführen. Man benötigt nur ein geeig- [5] Keller, H. U. und Bulling, A., 1994: scheinbare Fläche aus Richtung des Beob- netes Schutzfilter. Wenn man dann regel- Der Heilbronner Sehtest, SONNE 71, achters entscheidend. Abbildung 5 zeigt das mäßig beobachtet und auch bei nur selten S. 210- 213 Tagesmittel des A-Netzes in Abhängigkeit sichtbaren Sonnenflecken im Minimum [6] http://ralfpagenkopp.de/sunmap.html

Journal für Astronomie Nr. 72 | 19 Beobachten mit kleiner Öffnung

40 Jahre Sonnenbeobachtung mit einem kleinen Refraktor von Andreas Viertel

Mein allererstes Teleskop war 1977 die Zeiss-Jena-Basteloptik 50/540. In einem dickwandigen und mit Innenblenden ausgestatteten Plasterohr untergebracht (Abb. 1), zeigte es mir nach jahrelanger Beobachtung mit Ferngläsern die Objekte des Sonnensystems viel detailreicher. Ich wollte damit nicht nur spazieren schauen, sondern etwas Sinnvolles machen. Die Son- nenbeobachtung bot sich da förmlich an. Tagsüber findet sich immer mal eine Gele- genheit und man muss nicht am nächsten Tag unausgeschlafen zur Arbeit. Zum Gerät wurde noch Zubehör angeschafft: Zenit- prisma, bessere Okulare (alle Zeiss Orthos), Objektivsonnenfilter, Eigenbau-Herschel- keil, T-Montierung mit Stativ. Damals war Zeiss das Normale, heute ist es ein Privileg!

Am 16.9.1978 begann ich mit dieser Aus­ rüstung meine möglichst täglichen Sonnen­ 1 Teleskop aus der sog. Zeiss-Basteloptik 50/540 beobachtungen im Weißlicht. Das mache ich auch heute noch mit dem gleichen Instru­mentarium. Konstanz bei Teleskop, Natürlich zeigt das Teleskop weniger De- Monatsmittel. Selbst diese ergäben bei der Okular und Dämpfungsmethode sind tails als größere Instrumente, aber jeder Auswertung noch viel zu wilde Zacken. wichtig, wenn man eine Beobachtungsrei- ernsthaft Interessierte weiß, dass es nicht Man muss also weiter mitteln. he sinnvoll auswerten möchte. Mittlerweile auf eine möglichst genaue Übereinstim- haben sich bei mir fast 7000 Beobachtungs- mung mit der internationalen Relativzahl International üblich ist ein 13-Monats- tage mit kleinen Sonnenzeichnungen ange- ankommt, sondern auf die Konstanz des Mittel, bei dem der erste und letzte Monat sammelt. Das sind zwei Körbe Papier! Erste Korrekturfaktors zu dieser! Die Sonnen- nur mit halbem Gewicht eingehen. So er- Schritte zur Digitalisierung sind eingeleitet. fleckenrelativzahl bestimmte ich nach der hält man den Mittelwert für den siebenten Im Laufe der Zeit kamen zum kleinen Re- altbekannten Formel Monat. Man ist also immer ein halbes Jahr fraktor immer größere Instrumente hinzu. R = k * (10 * g + f) hinter den aktuellen Werten zurück. Die Warum aber das Festhalten am 50/540 für Dabei ist g die Anzahl der Gruppen und Fachgruppe Sonne verwendet eine kom- die Sonnenfleckenstatistik? Das Instrument f die Anzahl der Flecken. Will man seine pliziertere Mittelung über 17 Monate mit hat mehrere Vorteile: Beobachtungen mit denen anderer Beob- gleitender Gewichtung. Ich selbst habe auf – schneller Auf- und Abbau, Nutzung grö- achter vergleichen, kommt der Korrektur- Anregung des Meteorologen Franz Baur ßerer Wolkenlücken faktor k hinzu. Das lohnt sich aber nur für immer 9-er-Mittel verwendet, das sind – das Teleskop muss selbst im Winter kaum längere Beobachtungsreihen, für die tägli- ziemlich genau zehn Sonnenrotationen. austemperieren che Beobachtung macht es keinen Sinn. Das 13-er-Mittel beinhaltet 14,5 Sonnen- – keine Überforderung durch zu viele De- rotationen. Abb. 2 zeigt die Relativzahlen tails, ohne aber zu wenig zu zeigen Eine Auswertung nach täglichen Relativ- nach meinen Beobachtungen mit einem – Transportabilität (hat jede Urlaubsreise zahlen ergäbe eine wild gezackte Kurve, 9-er-Mittel. Sie zeigt die typischen Minima mitgemacht, lag manchmal wochenlang deshalb addiert man die Beobachtungen und Maxima mit ihren Eigenheiten. Etwas im Kofferraum) eines Monats und dividiert sie durch die Besonderes ist der Anstieg im Jahr 1988, – wenig empfindlich gegen unruhige Luft Anzahl der Beobachtungstage. Das ist ein dem steilsten seit 300 Jahren!

20 | Journal für Astronomie Nr. 72 Beobachten mit kleiner Öffnung

2 Sonnenaktivität aus eigenen Beobachtungen

3 Sonnenaktivität, getrennt für die Nord- und Südhemisphäre

4 Flecken eines frischen Zyklus` entstehen in höheren heliographischen Breiten.

Eine separate Auswertung der Sonnen- ren zustande. Auf meinen Zeichnungen wandern im Verlaufe eines Zyklus immer Nord- bzw. Südhemisphäre zeigt Abbildung kann ich auch Fleckenpositionen auf 2-3 mehr in Richtung Äquator. Dadurch kann 3. Man sieht sehr deutlich, dass die beiden Grad genau bestimmen. Allgemein bekannt man gut die ersten Gruppen eines neuen Hemisphären im Verlaufe eines Zyklus fast ist, dass die ersten Flecken eines neuen Zyk- Zyklus von denen des alten unterscheiden. immer unterschiedliche Aktivitäten zeigen. lus in höheren heliografischen Breiten (ca. Diese Wanderungskurve zeigt Abbildung 4. Doppelmaxima kommen z.B. durch die 25°-35°) entstehen als die letzten eines Zy- zeitverzögerten Maxima beider Hemisphä- klus (ca. 8°-12°). Diese Entstehungsherde

Journal für Astronomie Nr. 72 | 21 Beobachten mit kleiner Öffnung

Ist man einmal so weit, kann man auch ein Zwei der drei Scheineffekte nach Gleiß- 5 Schmetterlingsdiagramm aus eigenen sogenanntes Schmetterlingsdiagramm er- berg traten auch in meinen Beobachtun- Beobachtungen stellen. Dieses zeigt Abbildung 5 nach mei- gen deutlich heraus: nen Beobachtungen. Ein Millimeter waa- 1. Auf der Osthemisphäre der Sonne ent- SDO- bzw. SOHO-Aufnahmen sind so gerecht entspricht einer Sonnenrotation, stehen mehr Gruppen als auf der Westhe- orientiert. ein Millimeter senkrecht einem Grad he- misphäre. Die Verhältnisse zeigt Tabelle liozentrischer Breite, und ein Punkt ist eine 1. In den letzten 37 Jahren trat nach mei- Fazit: beobachtete Fleckengruppe. Kein Zyklus nen Beobachtungen dieser Effekt nur in – Mein kleinstes Fernrohr hat die meiste gleicht dem anderen! Mittels eines Faden- drei Jahren nicht auf, wobei das Jahr 1996 Arbeit geleistet (ohne dass ich die ande- kreuz-Okulares und der Durchlaufmetho- grenzwertig ist! ren Geräte missen möchte). de habe ich Hunderte Fleckendurchmesser 2. Am Ostrand kommen mehr Gruppen zum – Neuentdeckungen auf der Sonne finden und Gruppenausdehnungen gemessen, die Vorschein, als am Westrand verschwinden. kaum statt, aber es gibt immer mal wie- längste Gruppe war 1991 eine mit 270.000 3. Die Anzahl der Flecken und ihre Flä- der Überraschendes und Beeindrucken- Kilometern, ein Einzelfleck des Jahres 1989 chensumme sind auf der Osthemisphäre des. wurde mit über 85.000 Kilometer Durch- größer als auf der Westhemisphäre. Die- – Die Verfolgung der Sonnenfleckenakti- messer bestimmt. sen Effekt habe ich noch nicht genauer vität aus eigener Anschauung verschafft untersucht. Ein guter Indikator für die viel tiefere Einsichten in die Materie als In meinem angehäuften Beobachtungsmate- Fleckenfläche wäre der CV-Wert nach nur gelegentlich Sonnenbilder anzuse- rial steckt aber noch viel mehr. So konnte ich Kjell Inge Malde [1]. Es gibt also noch hen. die Stellung der drei beobachteten Zyklen im einiges zu tun! – Sonnenbeobachtung ist am Tage möglich ca. 80- bis 100-jährigen Gleißberg-Zyklus und passt besser zum menschlichen Bio- nachweisen. Im unmittelbar bevorstehen- Was ich anderen Beobachtern ans rhythmus. den Minimum des Gleißberg-Zyklus sollten Herz legen möchte: – Sonnenbeobachtung ist gesundheitlich beide Hemisphären etwa gleich aktiv sein, – Eine Gruppenzuordnung ohne genaue unbedenklich. die nördlichen Gruppen aber etwas äquator- Kenntnis der Himmelsrichtungen auf näher stehen. Außerdem sollte die Asymme- der Sonne ist so gut wie unmöglich. Ich habe mein rechtes Auge insgesamt ca. trie des Zyklus abnehmen. Der Anstieg zum – Beobachtet man mit Zenitspiegel, muss 1500 Stunden der Sonne hinter Baaderfolie Maximum erfolgt bekanntermaßen steiler man das bei der Auswertung berücksich- ND 5 (ca. 5%), Zeiss Objektivfilter (ca. 30%) als der Abstieg ins Minimum. Beides stimmt tigen bzw. mit angeben! und einem Eigenbau-Polarisationshelio- und ich kann dies mit meinen Beobachtun- – Um eine Weißlichtaufnahme bzw. Zeich- skop ähnlich einem Herschelkeil (65%) gen bestätigen. nung mit einem etwa zeitgleichen Ha- ausgesetzt. Beim Augenarzt kommt es auf Bild zu vergleichen, müssen beide auch 80-100 % Sehschärfe und eine ganz geringe, Meine Werte: gleich orientiert sein. Die Details in Ha im Alltag nur bei nächtlichen Autofahrten Zyklus Asymmetrie des Maximums weichen oftmals derart von denen im im Regen bemerkbare Linsentrübung, wie bei Phase Weißlicht ab, dass man einen Vergleich bei älteren Menschen nicht unüblich. Mein 22 0,33 nur mit genauer Kenntnis der Himmels- linkes Auge, mit dem ich nie die Sonne be- 23 0,36 richtungen anstellen kann. Norden sollte obachtete, hat seinen Dienst vor einem Jahr 24 0,39 (vorläufig) möglichst oben sein, Osten links. Alle ganz aufgegeben.

22 | Journal für Astronomie Nr. 72 Beobachten mit kleiner Öffnung

Tabelle 1

Beobachtete Entstehung von Fleckengruppen, getrennt nach Ost- und Westhemisphäre n ist die Anzahl der Tage, an denen die Sonne beobachtet werden konnte.

Jahr Ost Ost (%) West West (%) n 1981 37 61,7 23 38,3 99 1982 6 54,5 5 45,5 51 1983 17 53,1 15 46,9 75 1984 10 62,5 6 37,5 100 1985 10 43,5 13 56,3 135 1986 3 60,0 2 40,0 105 1987 19 50,0 19 50,0 176 1988 42 40,0 63 60,0 173 1989 143 57,2 107 42,8 204 1990 178 63,1 104 36,9 192 1991 94 56,3 73 43,7 207 1992 44 53,7 38 46,3 186 1993 38 52,7 34 47,2 247 1994 28 52,8 25 47,2 233 1995 13 86,7 2 13,3 169 1996 2 40,0 3 60,0 166 1997 17 58,6 12 41,4 228 1998 60 83,3 12 16,7 248 1999 55 56,1 43 43,9 208 2000 67 50,8 65 49,2 213 2001 48 48,0 52 52,0 182 2002 38 59,4 26 40,6 148 2003 49 55,7 39 44,3 190 2004 18 52,9 16 47,1 191 2005 19 55,9 15 44,1 205 2006 10 76,9 3 23,1 222 2007 7 77,8 2 22,2 179 2008 0 0 1 100 171 2009 2 100 0 0 189 2010 10 52,6 9 47,4 165 2011 48 57,1 36 42,9 234 2012 45 57,0 34 43,0 236 2013 28 59,6 19 40,4 156 2014 34 54,0 29 46,0 229 2015 29 67,4 14 32,6 213 2016 19 63,3 11 36,7 187 2017 8 80,0 2 20,0 157

Bedauerlich ist, dass die Sonnenbeob- Aber sie erzieht zu Kontinuität und Sys- Internethinweis (Stand: 15.11.2018): achtung im Weißlicht in den letzten tematik bei der Beobachtung. Sie ist das [1] CV – CLASSIFICATION VALUES Jahren gegenüber der Ha-Beobachtung richtige für Leute wie mich, die ohne den after Malde, the ultimate measure stark ins Hintertreffen geraten ist. Man täglichen Einsatz ihres Fernrohres nicht of Solar activity: www.cv-helios. kann mit ihr eben keine schnellen Er- leben können! net/cv_eng_1.html folge oder Aufmerksamkeit erreichen.

Journal für Astronomie Nr. 72 | 23 Beobachten mit kleiner Öffnung

Die Sonne mit kleiner Öffnung – aus dem Weltraum von Heinz Hilbrecht

Sonnenbeobachter können gratis und in Echtzeit ein Weltraumteleskop mit kleiner Öffnung nutzen. Das „Solar Dynamics Observatory“ (SDO) der NASA beobach- tet seit 2010 mit Vierzöllern die komplette Sonne (Abb. 1). Für jeden erfassten Spekt- ralbereich gibt es alle 10 bis 12 Sekunden ein Bild. Das sind rund 1,5 Terabyte an Daten, jeden Tag. Diese Bilder stehen via Internet öffentlich und frei (fast) in Echtzeit zur Ver- fügung. Sonnenbeobachter brauchen also kein eigenes Teleskop, wenn knappes Geld, fehlender Platz oder schlechte Beobach- tungsbedingungen das verhindern (Abb. 2). So kommt die Sonne übrigens auch in die Schulen – mit vielen Möglichkeiten für Phy- 1 Das Solar Dynamics Observatory befindet sich in einem geosynchronen Orbit, mit perma- sik zum Selbermachen. nentem Blick auf die Sonne und Verbindung zur eigenen Bodenstation in den USA. Bild: NASA.

Für Amateurastronomen besonders inte- ressant sind die Bilder des „Helioseismic (Zählung der Sonnenflecken) ist die Unter- Amateurastronomen können ihre eigenen and Magnetic Imagers“ (HMI). Er zeigt die scheidung von nahe beieinander stehen- Beobachtungen mit SDO auch hinterfra- komplette Sonnenscheibe in einem Spek- den Fleckengruppen nicht immer leicht. gen: „Was sehe ich im Teleskop und was tralbereich, der sie wie im „Weißlicht“ im Gruppen werden aber mit dem Faktor kann ich im Nachhinein mit dem SDO- ganz normalen Teleskop erscheinen lässt. zehn gewichtet, sie richtig zu erkennen ist Bild bestätigen?“ Das ist eine spannende Die Auflösung beträgt 0,8 Bogensekunden also wichtig. Hier hilft das Magnetogramm Schule für Beobachter, die einen gewissen pro Pixel bei 4096 Pixeln Kantenlänge der entscheidend und bringt physikalische Ge- Anspruch an sich haben und kritisch sein Bilder. Dazu erhält man im gleichen Zehn- wissheit in die Klassifikation. Außerdem wollen. Sekunden-Takt das Magnetogramm der liefert das Magnetogramm einen wirklich ganzen Sonnenscheibe. Bilder im nahen tiefen Blick ins Teleskop, denn Sonnenfle- Die Bilder aus dem Weltraum sind nicht Ultraviolett sind perfekt für Fackelgebiete. cken sind die sichtbaren Effekte der Mag- durch Seeing gestört. Für die Arbeit am [1, 2, 3, 4] netfelder in den aktiven Gebieten. eigenen Teleskop liefert SDO deshalb eine wertvolle Referenz. Aus diesem Grund Wozu brauchen Amateure dieses Observa- Sehr empfehlenswert sind die SDO-Bilder kann unsere Standardsoftware für Posi- torium? Im Prinzip für alles, was man mit auch zum Training, wenn jemand ein wirk- tionsbestimmungen auf der Sonne – „- dem eigenen Vierzöller auch tun kann – lich guter Sonnenbeobachter werden will. Map“ programmiert von Ralf Pagenkopp nur ohne Luftunruhe. Die Vergleichbarkeit Neben dem irdischen Teleskop kann jeder (Hamburg) – auch SDO-HMI-Bilder ver- mit Amateurgeräten ist eine große Stärke Computer, jedes Handy mit Internet-Ver- messen [5]. von SDO. Selten stört eine Sonnenfinster- bindung das Vergleichsbild aus dem Welt- nis oder ein Wartungsintervall. Im Prinzip raum liefern. Was sehe ich eigentlich in Wir haben eigene Positionsfotos mit Er- laufen die Teleskope 24 Stunden täglich, meinem Teleskop, was würde ich ohne Luft- gebnissen aus SDO-Bildern verglichen [1]. 365 Tage im Jahr. unruhe sehen? Dieser Abgleich schärft den Positionsfotos sind Doppelbelichtungen, Blick für die Wahrnehmung von Strukturen die einzelnen Bilder sind nicht gestackt. In der Fachgruppe Sonne wird SDO inten- ungemein. Wir sehen mehr und sicherer Sonnenflecken sehen darauf aus wie in den siv genutzt, auch während der täglichen mit dem eigenen Teleskop, wenn wir mit schlimmsten Zeiten der Analog-Fotogra- Beobachtung neben dem eigenen Teleskop. SDO unsere Wahrnehmung „kalibrieren“. fie: völlig unscharfe Flecken, innen etwas Schon bei der Bestimmung der Relativzahl dunkler. Sie wecken keinerlei Vertrauen in

24 | Journal für Astronomie Nr. 72 Beobachten mit kleiner Öffnung

ihren Wert für die Positionsbestimmung. Allerdings stellt sich heraus, dass die Luft- unruhe sich an die physikalischen Regeln hält. Sie lässt Sonnenflecken in alle Rich- tungen wackeln und folgt dabei einer sta- tistischen Verteilungsfunktion. Das dunkle Zentrum im verwaschenen Fleckenbild entspricht dem Schwerpunkt des Sonnen- flecks, den wir vermessen wollen. Der Un- terschied zwischen Positionsmessungen an SDO-Bildern und an Doppelbelichtungen mit einem kleinen Amateurteleskop liegt im Mittel bei 0,3 Grad in Länge und Breite auf der Sonne. Das ist ein sehr gutes Ergeb- nis. Der maximale Unterschied liegt bei 0,8 Grad auf der Sonne. Diese Genauigkeit mit 2 SDO hat auch den Merkurtransit am 9. Mai 2016 vollständig verfolgt. Den nächsten, einfach „abgeschossenen“ Routine-Fotos am 11. November 2019, konnten europäische Beobachter nur unvollständig und mit lässt Positionsbestimmungen auf der Son- November-Wetterchancen sehen. Mit dem Weltraumteleskop ist das alles kein Problem. ne zur Routine werden. Den Beweis hat der Bild: NASA/SDO/HMI. Vergleich mit SDO gebracht [6].

Schulen brauchen für die Sonne keine und professionelle Bildverarbeitung sind kompletten Sonnenfleckenzyklus 24 vor. Schulsternwarte, sondern Internet und gratis und schülertauglich [6, 7]. Wer sich für das Mitmachen interessiert, ist SDO. Konkrete Messungen der Positionen, herzlich eingeladen. Es braucht nur einen der Helligkeitsverläufe und Kontraste auf Die FG Sonne denkt auch an die nachträgli- Internet-Anschluss, das tägliche Einzel- der Sonne liefern eine Physik zum Anfassen che Auswertung der SDO-Bilder. Seit 2010 bild von SDO belegt im Jpeg-Format nur und zum Selbermachen. Software, Bilder liegen dort nämlich die Daten des praktisch 2,5 Megabyte. Die Vorschläge und Kontak-

3 Der Autor an seinem Beobachtungs- platz. Der Vierzöller auf der betonierten Säule ist bei durchschnittlichen Luftbedin- gungen für die Sonne ideal. Der rollbare Computerarbeitsplatz war einmal ein kleiner Küchentisch. Der Kasten und die Blende oben schützen vor der Sonne und verbes- sern den Kontrast auf dem Bildschirm. Das Magnetogramm von SDO kommt per WLAN. Unten ist Platz für den Okularkasten. Bildautor: Heinz Hilbrecht.

Journal für Astronomie Nr. 72 | 25 Beobachten mit kleiner Öffnung

te stehen auf der Webseite der Fachgruppe [5] Die Software SunMap: http:// Am Anfang Bitte schenken Sie uns einige Sonne im Menü „SDO-Projekt“ [8]. Für ralfpagenkopp.de/sunmap.html Minuten Ihrer wertvollen Zeit. Diskussion, Planung und Fragen treffen [6] K.-P. Daub. H. Hilbrecht, 2017: „Posi- wir uns im Internet-Forum, Unter-Forum tionsbestimmungen mit SunMap: An- Unsere Frage: steht die „Sonne“: forum.vdsastro.de . wendungen und Genauigkeit“, SONNE Wie stark hängt die Ermittlung der Re- 140, Jg. 41, S. 19 (www.vds-sonne. lativzahl für die Sonnenaktivität vom Literatur- und Internethinweise de/Archiv/Sonne/so140.pdf) einzelnen Beobachter ab? Auf der Web- Neugier. (Stand: 31.07.2019): [7] Die Software ImageJ/AstroImageJ seite der FG Sonne – www.vds-sonne. [1] Information zum SDO: www.nasa. ist gratis, erfüllt professionelle Stan- de, Menü Themengebiete – SDO Pro- gov/pdf/417176main_SDO_Guide_ dards und läuft auf allen Plattformen: jekt – finden Sie ein Sonnenbild von CMR.pdf imagej.nih.gov/ij/download.html und SDO. Dazu eine kurze Anleitung zur [2] Echtzeit-Bilder vom SDO: sdo.gsfc. www.astro.louisville.edu/software/ Bestimmung der Relativzahl und ein nasa.gov/data/ astroimagej/ Web-Formular, damit Sie uns Ihre Er- [3] Archivierte Bilder im jpeg-Format: [8] Webseite der FG Sonne mit Infor- gebnisse gleich schicken können. Bitte sdo.gsfc.nasa.gov/assets/img/ mationen und Links für Beobachter: machen Sie mit. Das Ergebnis könnte browse/ www.vds-sonne.de viele Fragen beantworten. Wir werden [4] Videos vom Helioviewer: im VdS-Journal darüber berichten. www.helioviewer.org/

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Mons Rümker – eine persönliche Entdeckungsreise von Robert Zebahl

Am Abend des 17. Februar 2019 stand ich auf einem Gehweg in Leipzig und er- kundete mit Freude den Mond. Ich nutzte für meine Beobachtung einen Zeiss-Tele- mentor (63/840 mm) bei Vergrößerungen zwischen 65-fach und 93-fach. Neben Val- lis Schröteri fiel mir inmitten des Ozeans der Stürme (Oceanus Procellarum) eine Struktur auf, welche mein Interesse weck- te. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht genau, um was es sich handelte. Le- diglich der Name, Mons Rümker, war mir bekannt. Dennoch zückte ich meinen Blei- stift und begann zu zeichnen. Nachdem ich die Zeichnung fertiggestellt hatte, war ich doch recht überrascht davon, was ich alles zu Papier gebracht hatte, denn ein kurzer Blick durch das Okular zeigte weit weniger Details. Ich verbrachte an diesem Abend insgesamt fast eine Stunde auf dem Mond und ging danach zufrieden nach Hause.

Mons Rümker, ein Vulkanberg weitab von markanten Kratern auf der westlichen Seite des Mondes, ist ein Bergmassiv, welches bis zu 1100 Meter über die Mondebene heraus- ragt und eine Ausdehnung von fast 70 Ki- lometer erreicht. Er wurde nach dem deut- schen Astronomen Karl Rümker (1788- 1862) benannt. Es handelt sich dabei nicht nur um einen einzelnen Berg, sondern auch um gut 30 kleinere Dome. Besonders in la- vaüberfluteten Mondgebieten treten solche Dome auf, welche vulkanischen Ursprungs und mit irdischen Schildvulkanen ver- gleichbar sind. Da es sich meist um Erhe- bungen von vergleichsweise geringer Höhe handelt, ist die visuelle Beobachtung etwas schwieriger, da sie sich nur mit wenig Kon- trast zeigen. Es empfiehlt sich daher, in der 1 Mons Rümker, gezeichnet am 63-mm-Refraktor, V = 93-fach. Nähe des Terminators zu beobachten.

Doch selbst mit so kleiner Öffnung offen- bart uns der Mond ein Stück seiner Ent- stehungsgeschichte und zeigt, dass er vor langer Zeit ein sehr aktiver Begleiter der Erde war.

28 | Journal für Astronomie Nr. 72 Beobachten mit kleiner Öffnung

Das Galaxienreich des Löwen mit 80 Millimeter von Torsten Güths

Die gern von Sternfreunden verbreitete Ein- Ursprünglich wollte ich auch den Zuge- 21,1 mag/arcsec² im Zenit, die schlechtere stellung, dass eine Öffnung von 80 Millime- winn an Details durch die Beobachtung in Transparenz blockte das Licht der fernen ter nicht für Deep-Sky Beobachtungen taugt, einer weniger lichtverschmutzten Gegend Galaxien jedoch ab. ist widersprüchlich. Zum einen streben zwar (Taunus) beschreiben, doch waren in den viele nach Teleskopen mit großen Öffnun- zwei Nächten, in denen diese Beschreibun- Beginnen möchte ich mit den hellsten Klas- gen jenseits von 20 Zentimeter, die detaillier- gen entstanden, die Bedingungen dort der- sikern im östlichen Teil des Löwen, den te Sichtungen einer Vielzahl von Objekten art, dass der Taunus zwar deutlich dunkler, Messiergalaxien M 65 und M 66. Sie befin- zulassen, zum anderen werden Ferngläser die Atmosphäre jedoch weniger transpa- den sich östlich einer kleinen Dreierkette schon mit Öffnungen von 50 Millimeter als rent war, so dass die Eindrücke durch das von Sternen, die mit 5,3 bis 6,8 mag Hellig- für die Astronomie tauglich angeboten. Teleskop einen nur geringen Zugewinn er- keit im 6x30-Sucher gut sichtbar sind. Die brachten. auffallendere von beiden ist M 66, die mit Letztlich ist die Deep-Sky-Beobachtung ihrem helleren ovalen Zentrum und einem abhängig von der Dunkelheit und Transpa- So wirkten die Angaben des SQM-L in die- 9,8 mag hellen Vordergrundstern am Rand renz des Himmels sowie der verwendeten ser zweiten Nacht zwar optimistisch: 20,7 sowie drei weiteren Sternen von rund 11 Objektivöffnung, Vergrößerung und der mag/arcsec² in Richtung des Löwen und mag Helligkeit auch für ein 80-Millime- Qualität des Instruments. Die Übergänge sind hier fließend und es wächst mit zuneh- mender Öffnung und Himmelsqualität die Anzahl erkennbarer Objekte und bei vielen davon lassen sich mit größerer Öffnung auch mehr Strukturen erkennen. Eine pau- schale Angabe von Grenzen für die Deep- Sky-Eignung, wie den Durchmesser einer Optik oder die Dunkelheit eines Beobach- tungsstandorts, ist daher nicht sinnvoll.

Für die im Folgenden beschriebenen Beob- achtungen wurde ein einfacher achromati- scher Refraktor mit 80 Millimeter Öffnung und 600 Millimeter Brennweite verwendet. Als Okulare kamen Plössl (28 mm/15 mm) und auch Televue Nagler (16 mm/11 mm/ 7 mm) zum Einsatz.

Ich führte meine Beobachtungen am 28. und 30. April 2019 durch. Zum einen vom heimischen Balkon (in der Nähe von zwei Kleinstädten) aus, zum anderen aus dem Taunus. In der ersten Nacht auf dem Balkon ermittelte das SQM-L in Richtung des halb- hoch stehenden Sternbild Löwen 20,2 mag/ arcsec² und im Zenit 20,6 mag/arcsec². Leider hellt im Süden die 35 Kilometer ent- fernte Großstadt Frankfurt am Main den Himmel stark auf. Der Eindruck entspricht 1 Das Löwentriplett im 80-mm-Fernrohr bei 55-facher Vergrößerung ungefähr Bortle 5. [1] (Norden ist oben, Westen ist links). Sterne bis 11,3 mag sind erreichbar.

Journal für Astronomie Nr. 72 | 29 Beobachten mit kleiner Öffnung

lerdings war unter diesen Sichtbedingun- gen NGC 3810 erst mit höheren Vergröße- rungen ab 50-fach erkennbar. Das Objekt bleibt jedoch eine strukturlose und sehr lichtschwache Aufhellung ohne Zentrum.

Ungefähr halbwegs zwischen Regulus und Theta Leonis stoßen wir auf einen mit 5,5 mag gerade so mit bloßen Augen sichtbaren Stern, von dem 1,5 Grad südlich die Gruppe M 105 mit NGC 3384 und NGC 3389 liegt. Die 37 Millionen Lichtjahre weit entfernte M 105 bildet mit der 10 mag hellen NGC 3384 ein hübsches Nebelpärchen ein halbes Grad östlich des 7 mag hellen Sterns SAO 99280. Auch in der Realität liegen diese beiden Galaxien beieinander. Leider blieb die doppelt so weit entfernte und 11,9 mag lichtschwache NGC 3389 im 80-Millime- ter-Fernrohr unsichtbar.

2 Vier Galaxien gleichzeitig im Sichtfeld bei 38-facher Vergrößerung im Weitwinkelokular Bewegen wir das Teleskop ein knappes Grad (Norden ist oben, Westen ist links). südlich des Sterns SAO 99280, so treffen wir auf die Galaxie M 96, die uns als rundliches Nebelchen mit zentraler Aufhellung aus 36 ter-Fernrohr eine attraktive Erscheinung Obwohl sie mit 9,6 mag nicht so viel licht- Millionen Lichtjahren entgegenglimmt. darstellt. M 65 ist ebenfalls gut erkennbar, schwächer als M 65/66 ist, verteilt sich ihr besitzt allerdings ein weniger ausgeprägtes Licht auf eine größere Fläche, was die Sicht- M 95 befindet sich nur weitere 40 Bogenmi- Zentrum. Beide Galaxien sind längliche barkeit erschwert (Abb. 1). nuten westlich, ist weniger leicht erkennbar Objekte und befinden sich in gut 30 Millio- als M 96 und ohne zentrale Aufhellung im nen Lichtjahren Entfernung von uns. Die NGC 3593 liegt nur 20 Bogenminuten 80-Millimeter-Refraktor bei 55-facher Ver- Helligkeit für M 66 beträgt 8,9 mag und für westlich des mittleren Sterns der Sternen- größerung. M 65 9,3 mag. Dreierkette und benötigte schon 55-fache Vergrößerung für eine Sichtung. Sie bildet In einem 16-Millimeter-Nagler erschei- M 65 und M 66 bilden mit der 0,5 Grad eine kleine Raute mit drei weiteren Ster- nen bei 38-fach alle vier Galaxien in einem nördlicher gelegenen NGC 3628 das Leo- nen, ist rund 11 mag hell und 24 Millionen Sichtfeld. Ein wunderschöner Anblick von Triplett. Die zwar immerhin 9,6 mag hel- Lichtjahre entfernt. Licht aus vielen Millionen Lichtjahren Dis- le, aber stärker ausgedehnte Edge-On tanz (Abb. 2)! (Kantenlage) Galaxie NGC 3628 ist sehr Die rund 10,6 mag helle und nur ein bis lichtschwach und war bei 21-facher Ver- zwei Bogenminuten durchmessende Ga- Abschließen möchte ich mit dem bekann- größerung unter diesen Bedingungen nicht laxie NGC 3810 befindet sich 80 Bogen- ten Doppelstern Algieba (Gamma Leonis), erkennbar. Erst ab 40-facher Vergrößerung minuten östlich eines kleinen Dreiecks aus der aus zwei Komponenten besteht, die zeigte sie sich als geisterhafte Aufhellung, 6,5 mag hellen Sternen, das sich wiederum 2,2 und 3,5 mag hell sind und ihr Licht aus die bei 55-fach eine deutlich längliche Form 4,5° südöstlich des Löwentripletts aufhält. rund 125 Lichtjahren Distanz zu uns schi- annahm. Im 28-Millimeter-Plössl sind das Dreieck cken. Derzeit sind die Sterne 4,7 Bogense- und die Galaxie im gleichen Sichtfeld. Al- kunden getrennt. Ihre Umlaufzeit beträgt

30 | Journal für Astronomie Nr. 72 Beobachten mit kleiner Öffnung

Tabelle 1

Tabelle der Objekte Objekt Messier- Größe Helligkeit Flächenhelligkeit Sichtbarkeit Nr. [Bogenminuten] [mag] [mag/Quadratbogensekunde] im Text beschrieben

NGC 3190 4,1 x 1,6 11,2 13,0 mittel NGC 3193 2,5 x 2,5 10,9 12,7 „übersehen“ NGC 3227 6,9 x 5,4 10,3 14,1 schwierig NGC 3593 5,3 x 2,2 10,9 13,4 schwierig NGC 3810 3,8 x 2,6 10,8 13,1 schwierig NGC 3628 14 x 4 9,5 13,7 schwierig NGC 3623 M 65 8,7 x 2,2 9,3 12,4 leicht NGC 3627 M 66 8,2 x 3,9 8,9 12,5 leicht NGC 3351 M 95 7,8 x 4,6 9,7 13,5 mittel NGC 3368 M 96 6,9 x 4,6 9,2 12,9 mittel NGC 3379 M 105 3,9 x 3,9 9,3 12,1 leicht NGC 3384 5,5 x 2,9 9,9 12,8 leicht

rund 500 Jahre. Ab 55-facher Vergrößerung Da ich für dieses Objekt keine Karte ver- war Algieba als schönes gelbliches Sternen- wendete („Ich kenne ja dieses Objekt in grö- paar trennbar. Bei 85-fach waren zwei Ai- ßeren Instrumenten ...“), allerdings nicht die ryscheibchen durch eine deutliche Lücke Beobachtung im aufrechten und seitenver- getrennt. Algieba führt uns auch zu den kehrten Bild des lichtschwächeren Refrak- nächsten Galaxien. tors gewohnt war, habe ich fälschlicherweise NGC 3193 bei dem 7,6 mag hellen Stern NGC 3227 liegt nur 50 Bogenminuten öst- SAO 81276 gesucht anstatt beim 9,6 mag lich von Algieba, 10,4 mag in 48 Millionen hellen SAO 81279. Somit übersah ich sie Lichtjahren Entfernung. Idealerweise sollte vermutlich. Das möge den geneigten Leser eine Vergrößerung so hoch sein, dass man aber motivieren, es selbst mit einem kleinen Algieba aus dem Gesichtsfeld bekommt, Instrument zu versuchen – allerdings mit damit sein helles Licht nicht mehr blendet einer besseren Vorbereitung, als ich es tat. oder eine Streuung im Okular erzeugt. Viel Spaß bei der Tour durch das Galaxien- Hickson 44 ist eine kleine Gruppe be- reich des Löwen! stehend aus vier Galaxien in rund 50-60 Millionen Lichtjahren Entfernung und liegt leicht aufspürbar halbwegs zwischen Literaturhinweise: Algieba und Zeta Leonis südlich zweier im [1] Sky & Telescope, Januar 2001 Sucher sichtbarer Sterne von 7,6 mag Hel- [2] Galaxienhelligkeiten entnommen aus: ligkeit. The Deep Sky Field Guide to Uranometria 2000.0, Willmann-Bell Erkannt habe ich davon nur die 11,9 mag Inc., 1993 schwache NGC 3190, aber nicht die in etwa [3] Sternhelligkeiten entnommen aus der gleich helle NGC 3193. Software „The Sky IV“

Journal für Astronomie Nr. 72 | 31 Beobachten mit kleiner Öffnung

Zeichnungen offener Sternhaufen von Robert Zebahl

Offene Sternhaufen sind neben Galaxien und Gasnebeln ein beliebtes Ziel und vor allem für Stadtbeobachter oder Besitzer kleinerer Teleskope sehr empfehlenswer- te Beobachtungsobjekte. Natürlich gibt es auch hier einige herausfordernde Ziele, doch finden sich über das Jahr hinweg ge- nügend helle Sternhaufen, die man ausgie- big am Okular studieren kann. Auch wenn die Brillanz unter einem aufgehellten Him- mel etwas leidet, lohnt sich ein Blick immer. Als ich mit dem Zeichnen von Deepsky-­ Objekten begonnen hatte, standen irgend- wann auch Sternhaufen auf meiner Liste. Rein technisch betrachtet ist das Zeichnen von offenen Sternhaufen recht einfach: Man muss einfach verschieden starke Punkte auf das Papier bringen. Die größte Schwierig- keit besteht nur darin, die richtigen Positio- nen der Sterne zueinander zu zeichnen. Ich empfehle, mit helleren Sternen anzufan- gen, die in größerem Abstand zueinander stehen. Ein gut gespitzter Bleistift mit einer schönen, runden Mine ist hilfreich, damit 1 M 45, Plejaden, gezeichnet am 55-mm-Refraktor, V = 25x die Sterne auch halbwegs rund bleiben.

Mein erster Blick auf den Doppelsternhau- fen im Perseus (NGC 869 und NGC 884) aus Leipzig heraus (Bortle 6, Grenzgröße ca. 5 mag) durch einen kleinen Refraktor mit 55 Millimeter Öffnung zeigte bereits so viele, feine Sterne, dass ich mich bis heute scheute, diesen zu zeichnen. Unter einem dunklen Landhimmel mit größerer Öff- nung wird es nicht einfacher. Ich suchte also gezielt nach Sternhaufen, welche mit kleiner Öffnung unter einem Vorstadthimmel recht einfach zu zeichnen waren. Ich habe mich unter anderem den Objekten M 44, M 45 sowie M 36 zugewandt. Beobachtet habe ich diese Sternhaufen unter vorstädtischen Be- dingungen (Bortle 6) in Leipzig.

2 M 36, gezeichnet am 63-mm-Refraktor, V = 42x

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M 45 (Plejaden) ist der vierte offene Stern- haufen, den ich gezeichnet habe, und er beschäftigte mich knapp eine Stunde. Man mag denken, dass unter städtischem Him- mel bei einer Teleskopöffnung von 55 Milli­ meter nicht so viele Sterne zu sehen sind. Doch ein Blick auf die fertige Zeichnung zeigte mir, dass genaues Beobachten weit mehr zeigt, als auf den ersten Blick durchs Teleskop zu sehen ist (Abb. 1). Genau das ist der Vorteil des Zeichnens: Man beobachtet ein Objekt viel konzentrierter und länger.

Durch die vergleichsweise geringe Winkel- ausdehnung von M 36 nutzte ich hierfür einen Zeiss-Telementor I (63/840-mm- Refraktor). Zuerst waren nur recht wenige mittelhelle Sterne sichtbar. Nach länge- rer Beobachtung traten dann auch einige schwache Sterne hervor (Abb. 2).

Für M 44 (Praesepe, Abb. 3) wählte ich dies- mal eine andere Zeichentechnik. Anstatt mit Bleistift auf weißem Papier zu zeichnen, nutzte ich einen weißen Buntstift (Faber- Castell, Polychromos) auf schwarzem Foto- karton. Allerdings ist das Weiß nicht über- mäßig kräftig, sodass am Computer beim Invertieren der Bilddatei die Sterne eher grau erscheinen. Ich habe hier nachträg- 3 M 44, Praesepe, gezeichnet am 70-mm-Refraktor, V = 10x lich die Helligkeit angepasst. Aus diesem Grund zeichne ich vorzugsweise mit einem Bleistift, da der Kontrast zum Hintergrund um auch an diesem Objekt eine Stunde zu besser ist. Ähnlich wie M 45 ist auch dieser verweilen. Die Sterne von M 44 zeigen üb- Sternhaufen in seiner scheinbaren Aus- rigens recht unterschiedliche Farben, die dehnung recht groß und eine geringe Ver- bei genauem Hinschauen auffallen. Das größerung von großem Vorteil. Ich nutzte zeichnerisch festzuhalten, ist allerdings daher einen ED-Refraktor (70/400 mm) bei aufwendig. 10-facher Vergrößerung. Das erreichbare Gesichtsfeld liegt in meinem Fall bei über Kleine Teleskope, insbesondere Refrakto- 6° am Himmel. Besonders gut gefällt mir an ren, eignen sich hervorragend, um helle- diesem Sternhaufen, dass einige seiner Mit- re, offene Sternhaufen auch unter weniger glieder kleine, aber markante Zweier- oder dunklem Himmel genauer zu beobachten. Dreiergruppen bilden. Das sieht man visu- Wer diese auch noch zeichnet, kann damit ell deutlicher als auf meiner Zeichnung. Die ganze Abende füllen. Anzahl sichtbarer Sterne war ausreichend,

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Beobachtung von Gasnebeln mit dem Fernglas von Uwe Pilz

Viele der Gasnebel, die heute zum norma- sein. Das ist aber problematisch, da man (Abb. 5). Im Gegensatz zu den meisten Te- len Repertoire auf Teleskoptreffen gehören, den Gasnebel nicht von der Sternenwolke leskopen sieht man im Fernglas den Kom- galten vor 50 Jahren noch als visuell un- unterscheiden kann. Mit einem [OIII]-Fil- plex als Ganzes. Sogar Pickerings Dreiecks- beobachtbar. Dies trifft vor allem für die ter vor dem Auge kann ich ihn jedoch iden- fetzen konnte ich ansatzweise erkennen. Emissionsnebel zu, welche erst durch den tifizieren. In einem kleinen Fernglas sieht Einsatz von Linienfiltern erheblich an Kon- das viel besser aus. Auch ohne Nebelfilter Den riesigen Californianebel empfinde ich trast gewinnen. Außerdem wird für Gas- ist der kontrastreiche „Golf von Mexiko“ als den am schwersten sichtbaren großen nebel meist eine große Öffnung empfohlen. auffallend. Als Aufsuchhilfe kann man das Gasnebel. Er ist so ausgedehnt, dass er selbst In diesem Beitrag habe ich meine Beob- bekannte orionähnliche Sternmuster be- im Fernglas weite Teile des Gesichtsfeldes achtungen von Gasnebeln mit Ferngläsern nutzen, das im Fernglas leicht gefunden einnimmt und sich kaum vom Hintergrund zusammengetragen. Auf den Einsatz von werden kann. Die Ostseite des Nebels ist trennt – trotz des Einsatzes von Nebelfil- Interferenzfiltern konnte ich hier jedoch weit weniger scharf konturiert und läuft tern (Abb. 6). An meinem alten Dekarem auch nicht immer verzichten. In dieser Zu- allmählich aus. Bei genauem Hinsehen ist hatte ich diese mit Klebeband vor den Ob- sammenstellung war es für mich überra- sogar ein kleiner Teil des Pelikannebels er- jektiven befestigt. So präpariert, kann man schend, welche Details mit bescheidenem kennbar (Abb. 4). den Nebel aber von einem normalen länd- Instrumentarium erreichbar sind. lichen Beobachtungsplatz auffinden. Vor Erfindung der Nebelfilter galt der Cir- Der am einfachsten zu sehende Gasnebel ist rusnebel als sehr schwer beobachtbar. Auch Auf der Suche nach einem Standort für der Orionnebel. Schon mit freiem Auge ist mit dem Fernglas habe ich ihn ohne Filter das Herzberger Teleskoptreffen habe ich er gut erkennbar. Er ist hell und kontrast- nicht finden können. Mein 7x50-Glas ist vor vielen Jahren einmal einen spätherbst- reich und offenbart auch ohne Filterein- gummiarmiert, und ich kann Nebelfilter lichen Beobachtungsabend auf dem Flug- satz ein großes Maß an Einzelheiten (Abb. vor die Objektive stecken – sie fallen auch platz Lönnewitz miterlebt. Unter dem dor- 1). Das Trapez ist mit 10-facher Vergröße- nicht heraus. Wobei ich nicht probiert habe, tigen sehr dunklen Himmel gelang mir die rung nicht auflösbar, aber der Dunkelnebel was passiert, wenn man die Objektive nach Sichtung des Californianebels ohne Filter, des Fischmauls hebt sich kontrastreich ab. unten hält und schüttelt. So präpariert, nur mit einem 10x50-Fernglas. Das ist mir Auch M 43 ist deutlich zu sehen. konnte ich den Cirrusnebel leicht erkennen bislang nicht wieder geglückt.

Ganz erstaunlich war meine Beobachtung des nahegelegenen Flammennebels NGC 101 APM Telescopes, Rehlingen 2024. Zuerst sah ich von ihm in meinem 59 astronomie.de, Neunkirchen 7-cm-Fernglas nur einen schwachen Hauch, bei längerem Hinsehen traten jedoch die U2 Vesting e. K., Fachhandel für Astronomie, Hamburg Dunkelstrukturen deutlich hervor, welche U4 Baader Planetarium, Mammendorf den Nebel durchziehen (Abb. 2). Jeden Win- 9 Gerd Neumann jr. Entwicklung und Herstellung ter sehe ich mir diesen Nebel im Fernglas an. feinmechanischer & optischer Instrumente 13 Sahara Sky, Fritz G. Koring, Marokko Ebenfalls am Winterhimmel steht der Su- pernova-Rest M 1, der Krebsnebel. In mitt- 12 Kiripotib Astrofarm, Windhoek, Namibia leren Instrumenten ist dieser oft enttäu- 15 Kosmos Verlag, Stuttgart schend, da sich seine innere Struktur kaum 107 Nimax GmbH, Landsberg offenbart. In meinem 16x70-Fernglas ist er U3 Optical Vision Limited, UK leicht zu entdecken, allerdings bleibt er ein 52 Optische Geräte Wolfgang Lille, Heinbockel strukturloser Klecks (Abb. 3). 27 Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH, Heidelberg Den Reigen der leicht beobachtbaren Ne- 49 Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH, Heidelberg bel beschließt der Nordamerikanebel. Er 75 Verein zur Förderung der Raumfahrt VFR e.V., München Space 2019 INSERENTEN soll schon mit dem freien Auge sichtbar

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1 Orionnebel im 10x50-Fernglas 2 Flammennebel im 16x70-Fernglas

3 Krebsnebel im 16x70-Fernglas 4 Nordamerikanebel im 10x50-Fernglas

5 Cirrusnebel im 7x50-Fernglas mit Nebelfiltern 6 Californianebel im 10x50-Fernglas mit Nebelfiltern

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Schülerbeobachtungen an einem kleinen Refraktor des Observatoriums Hoher List von Michael Geffert

Sternwarten besitzen neben ihren für die aktuelle Forschung bedeutenden Teleskopen auch noch kleinere Geräte, für die es heute oft schwierig ist, wissenschaftliche Projekte zu definieren. Deswegen muss man sich vom Zwang lösen, mit solchen Geräten unbe- dingt noch Beiträge zur aktuellen Wissenschaft leisten zu wollen. Dann lassen sich im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit oder Ausbildung geeignete Aufgaben für solche Geräte finden. Die kleineren – z.T. historischen – Instrumente am Observatorium Hoher List der Sternwarte der Universität Bonn (heute Argelander-Institut der Universität Bonn) er- hielten eine neue Bedeutung durch die Beobachtungspraktika für Studenten, die ab 1984 zuerst nur sporadisch und ab 1986 regelmäßig zweimal im Jahr abgehalten werden. Das Observatorium Hoher List besitzt mit vier kleineren Teleskopen, der Übernachtungs- möglichkeit für 12 Personen sowie technischem Personal optimale Voraussetzungen für Praktika, die allerdings bisher nur während zwei Wochen pro Jahr genutzt wurden und damit nur einen Bruchteil der Kapazitäten der Sternwarte ausfüllten.

Schülerarbeit Die Idee zu einer umfangreicheren Nut- Mit ihm hatte z.B. Frau Seitter die Spek­ zung der gesamten Beobachtungsstation tren des legendären Bonner Spektral Atlas führte im Jahre 2005 zu einem ersten Kon- aufgenommen. Eine Modernisierung und zept, bei dem die zusätzliche Nutzung der Umrüstung auf CCD-Beobachtungen er- kleineren Teleskope des Observatoriums schien den Verantwortlichen wegen an- 2 Das Schmidt-Teleskop am Observato- für Schülerarbeiten ein wichtiger Bestand- derer Prioritäten für die Werkstatt (Auto- rium Hoher List mit Leitrohr (links) und dem teil war. Eines dieser kleineren Teleskope matisierung des 1-m-Teleskops, Shutterbau aufmontierten Lichtenknecker-Refraktor war ein Schmidt-Teleskop mit 34 Zentime- für auswärtige Großteleskope) nicht mög- (rechts). ter Öffnung, das seit 1954 am Observato- lich. Aus diesem Grunde wurde 2011 der rium Hoher List betrieben wurde (Abb. 1). Beschluss gefasst, das Teleskop an einen Liebhaber abzugeben, was ab 2012 auch in die Tat umgesetzt wurde. In der Zeit zwi- schen 2005 und 2010 aber konnte mit der Installation eines (D = 15 cm, f = 150 cm) Refraktors der Firma Lichtenknecker (Abb. 2) mit einer SBIG-ST-7-Kamera an die Stel- le eines der beiden Leitrohre ein einfach zu bedienendes Teleskop für Schülerarbeit zur Verfügung gestellt werden.

Die Beobachtungen sollten vor allem eine einfache astronomische Auswertung er- möglichen. Von 2005 bis 2010 wurden am Observatorium Hoher List mit diesem Gerät regelmäßig Beobachtungen durch- geführt. Das gesammelte Beobachtungs- material diente als Grundlage für Schüler- praktika, die in den Jahren 2005 bis 2018 1 Kuppel des Schmidt-Teleskops am Observatorium Hoher List. In dieser Kuppel befand am Argelander-Institut der Universität sich von 2005 bis 2010 der Lichtenknecker-Refraktor. Bonn stattfanden. Insgesamt haben wäh-

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rend dieser Jahre dort mehr als 150 Jugend- liche ihr Praktikum absolviert und teilweise mit diesem Material gearbeitet oder sogar selbst mitbeobachtet. In diesem Artikel sollen drei kleinere Beobachtungsprojekte kurz umrissen werden, weil sie exempla- risch den Wert eines solchen Teleskops für Ausbildungszwecke demonstrieren.

Technische Einzelheiten Die Aufnahmen am Lichtenknecker- Refrak­tor hatten bei Verwendung der SBIG 3 Falschfarbenaufnahme des Kometen 17P/Holmes. Dieses Gesamtbild entstand aus ST-7-Kamera ein Feld von 10' x 15'. Um ei- 120 Einzelaufnahmen mit jeweils 30 Sekunden Belichtungszeit. ne bessere Reichweite zu erzielen, verzich- teten wir auf die Verwendung von Filtern. Die Bilddefinition erschien aber trotzdem für die meisten Zwecke ausreichend. Für die Reduktion der Aufnahmen wurde das Programm „Astroart 4.0“ verwendet. Nach unseren Erfahrungen können Schülerin- nen und Schüler sich kurzfristig in die Aus- wertung von CCD-Aufnahmen einarbeiten und dann einfache Operationen wie Flat- fielding, Aufsummieren von Einzelaufnah- men bis zu Positions- und Helligkeitsmes- sungen selbstständig durchführen. Verglei- che unterschiedlicher Aufnahmen eines Sternfeldes zeigten, dass eine Positions- genauigkeit von 0,1" pro Einzelaufnahme möglich ist. Von besonderem Interesse sind Helligkeitsänderungen z.B. bei veränderli- chen Sternen, da sie ein dynamischeres Bild des Sternhimmels vermitteln. Hier lassen sich selbst bei Sternen der Helligkeiten um 4 Die gleiche Aufnahme, die auch Abbildung 3 zugrundeliegt, in einer anderen 15 mag Genauigkeiten von wenigen Hun- Farbdarstellung. Hier sind Ansätze eines Schweifes zu erkennen. dertstel mag erreichen. Allerdings kann man wegen der mangelnden Filter nur re- lative Helligkeitsänderungen nachweisen. Holmes, der Ende Oktober 2007 aufge- es auch, die Einzelaufnahmen an Hand des nommen werden konnte. Die Beobachtun- Kometenkopfes zu positionieren. Damit Kometen gen von Kometen verliefen immer so, dass entsteht ein verbessertes Bild des Kometen, Da es keine weiteren Interessenten für die man von einem Objekt zunächst Serien während die Sterne als Striche erscheinen Beobachtung mit diesem Teleskop gab, mit kurzen Belichtungszeiten z.B. mit 30 (Abb. 3 und Abb. 4). Die Falschfarbendar- konnte man dieses auch spontan nutzen. Sekunden herstellte. Mit dem Programm stellung wurde gewählt, um Einzelheiten Damit war es möglich, auf aktuelle Ereig- „Astroart“ war es dann möglich, diese ein- der inneren und äußeren Struktur in einem nisse zu reagieren. Ein Beispiel war der zelnen Belichtungen zu einem Gesamtbild Bild darzustellen. In fünf Jahren konnten Helligkeitsausbruch des Kometen 17P/ zusammensetzen. Das Programm gestattet insgesamt etwa 15 Kometen mit dieser Te-

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leskop-Kamera-Kombination aufgenom- 5 Aufnahme des sonnennahen men werden. Für einige Kometen wurden Sterns SO 0253+1652 vom sogar Positionen bestimmt und an das Mi- August 2005. nor Planet Center in Cambridge/USA ge- schickt. Bei Youtube existiert inzwischen auch ein Video, in dem Kometenbilder und kleine Filmanimationen aus dieser Zeit zu sehen sind [1].

Beobachtung eines sonnennahen Sterns Seit der ersten Bestimmung einer Sternent- fernung gelten Nachbarsterne unserer Son- ne als besonders interessante Forschungs- objekte. Aufgrund der Möglichkeit, ihre Entfernung genau abzuleiten, können phy- sikalische Parameter wie z.B. ihre Leucht- kraft sehr präzise ermittelt werden. Da die Entfernungsbestimmung solcher Sterne aufwändig ist, erfolgte bei der Suche nach diesen Objekten zunächst eine Vorauswahl nach hohen Eigenbewegungen. Eine ho- he Eigenbewegung bedeutet entweder ein dynamisch ungewöhnliches Objekt – oder eben einen nahen Stern.

Im Jahre 2003 wurde bei der Suche nach erdnahen Asteroiden als Nebenpro- 6 Aufnahme des sonnennahen Sterns SO 0253+1652 vom September 2008. Durch dukt im Sternbild Widder ein Stern (SO Vergleich mit Abbildung 5 lässt sich der Stern an Hand seiner Positionsverschiebung 0253+1652) mit einer Eigenbewegung gut erkennen. Es ist der helle Stern links unterhalb der Mitte des Bildes. von mehr als 4" pro Jahr entdeckt [2]. Die nachfolgende erste Parallaxenmessung er- gab einen Wert von 0,46", was einer Entfer- des Objekts konnte mit Messungen eini- RR-Lyrae-Sterne nung von 7,5 Lichtjahren entspricht. Damit ger Aufnahmen gut reproduziert werden. Kugelsternhaufen sind auch für kleinere schien dieses Objekt der drittnächste Stern Sie ist durch Vergleich der Abbildungen Teleskope reizvolle Objekte. Sie sind aber von der Sonne aus zu sein und eine Bestim- mit freiem Auge gut zu erkennen. In Fach- nicht nur wegen ihres Aussehens interes- mung von Eigenbewegung und Parallaxe arbeiten für Schüler bestätigte sich auch die sant, sondern bieten auch für elementares auch mit einfachen Mitteln möglich. Auch neu bestimmte, größere Entfernung des astronomisches Arbeiten gute Möglichkei- wenn sich bald an der geringen Entfernung Objekts. Das umfangreiche Beobachtungs- ten. Abbildung 7 zeigt eine Aufnahme des Zweifel ergaben, war für uns dieses Objekt material erlaubte auch, einer möglichen Kugelsternhaufens M 15, ein Objekt, das wegen seiner Aktualität für Jugendliche in- Variabilität des Objektes nachzugehen. Bei man mit einem Fernglas selber als nebli- teressant. Deswegen entstanden in den Jah- der Auswertung des Materials zeigte sich ges Fleckchen aufsuchen kann. Für Heran- ren 2005 bis 2008 mit dem Lichtenknecker- bisher aber keine Helligkeitsänderung des wachsende ist es spannend, von der Beob- Refraktor am Observatorium Hoher List Objekts, die größer als 0,03 mag war. Das achtung mit einem Fernglas zu der Beob- etliche Aufnahmen dieses Objekts (Abb. Objekt ist also kein variabler Stern. achtung mit einem Teleskop überzugehen. 5 und Abb. 6). Die hohe Eigenbewegung Außerdem lassen sich leicht Helligkeitsän-

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derungen von RR-Lyrae-Sternen aufspüren (Abb. 8 und Abb. 9). Diese Sterne haben den Vorteil, dass man ihre Helligkeitsände- rung schon während einer Nacht nachwei- sen kann. Auf diese Weise ist es möglich, innerhalb kürzester Zeit eine Lichtkurve zu erstellen. Ein besonders lohnendes Objekt ist der Kugelsternhaufen M 3, da er etliche RR-Lyrae-Sterne besitzt.

Ausblick Kleinere Teleskope bieten zahlreiche 7 Aufnahme des Kugelsternhaufens M 15 aus der Nacht vom 17. auf den 18. August 2005. Möglichkeiten – nicht nur für die Öffent- Das Bild wurde aus etwa 100 Einzelaufnahmen mit je 60 Sekunden zusammengesetzt. lichkeitsarbeit, sondern auch für erstes astronomisches Arbeiten. Dieser Artikel präsentiert nur einen kleinen Ausschnitt der Arbeiten, die an solchen Geräten mög- lich sind. Trotz unserer guten Erfahrungen und trotz eines weiteren Konzepts im Jahre 2010 war es damals nicht möglich, Schul- projekte als ein zukünftiges Arbeitsgebiet des Observatoriums zu etablieren. Zu ent- fernt von den Aufgaben einer Universi- tätssternwarte schienen manchem solche Aktivitäten. Vielleicht ist es mit diesem Ar- tikel aber doch möglich, Betreiber von ähn- lichen Geräten zu motivieren, den Kontakt zu Schulen zu suchen. Denn die oft profes- sionell arbeitenden Amateurastronomen haben gute Möglichkeiten, um Jugendliche mit beobachtender Astronomie in Kontakt zu bringen. So könnte man zum Beispiel im Rahmen eines kleinen Projektes mit der As- trogruppe einer Schule zusammenarbeiten. 8 Ausschnitt einer Aufnahme des Kugel- 9 Ausschnitt einer Aufnahme des Kugel- Letztlich profitieren von solchen Aktivitä- sternhaufens M 15 in der Nacht vom 17. auf sternhaufens M 15 in der Nacht vom 17. auf ten alle Beteiligten. den 18. August 2005 um 22:13 Uhr MESZ den 18. August 2005 um 23:17 Uhr MESZ

Internet- und Literaturhinweise: [1] www.youtube.com/watch?v= qZiPbX5hphI (Stand: Juli 2019) Danke! [2] B. J. Teegarden, S. H. Pravdo, Wir danken dem Projekt „Zukunft durch Innovation“ (ZdI) für finanzielle M. Hicks, S. B. Shaklan, K. Covey, O. Unterstützung, ohne die dieses Projekt nicht möglich gewesen wäre. Den Fraser, S. L. Hawley, T. McGlynn, I. Mitgliedern der Werkstatt des Observatoriums sei für mechanische Arbeiten N. Reid (2003): "Discovery of a New zur Installation des Refraktors und der Kamera gedankt. Nearby ", Astrophysical Journal, 589, L51-L53

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Kometenbeobachtung mit 1 C/2014 Q2 (Lovejoy), 10. Januar 2015, 18:40 Uhr UT. Instrument: 66-mm-Refraktor, kleinen Fernrohren f/4,8, 240 Sekunden mit NIKON D5100, ISO 1250, Bildautor: Frank Wächter. von Frank Wächter

Es ist unbestritten, dass der Anblick eines meten komplett anders. Gerade hellere keinerlei Zweifel. Zum Einsatz kommt helleren Kometen durch ein richtig großes Objekte standen in den letzten Jahren tief meist ein altehrwürdiger Vixen ED 81/625, Fernrohr, mit vielen aufgelösten Details in am Abend- oder Morgenhimmel und die auf der Gegengewichtsseite kann soweit er- Kern- und Schweifregion, ein unvergess- Dämmerung sowie die unvermeidliche Ex- forderlich ein ED 66/400 oder Apo 72/400 liches Erlebnis ist. Ich erinnere da an die tinktion in Horizontnähe taten ihr Übriges. montiert werden. Zum Aufsuchen der er- Enveloppen von Hale-Bopp! In diesem Zu- In solchen Situationen schrumpft das Be- sehnten Kometen haben wir meist noch di- sammenhang möchte ich aber erst einmal obachtungsfenster auch schon mal auf eine verse Ferngläser (10x50, 16x70) dabei und klären, was für mich persönlich kleine und halbe Stunde. Dazu kommt das von allen so natürlich eine aktuelle Aufsuchkarte. große Fernrohre sind: Groß beginnt bei mir geschätzte mitteleuropäische Wetter ein- so ab sechs bis acht Zoll Öffnung. Bei mir ist schließlich der unvermeidlichen Cirren aus Vor jedem Versuch, die Kometen der Be- also alles klein, was weniger als sechs Zoll den allgegenwärtigen Kondensstreifen. gierde zu fotografieren, steht fast immer Öffnung hat. erst einmal die visuelle Beobachtung! Wir Für Kometen, die niedriger als 30° hoch möchten den wirklichen Anblick des Ko- Seit dem großen Rummel um die Wieder- stehen, bietet unser Wohngrundstück im meten genießen und uns einen Eindruck kehr des berühmten Kometen Halley 1986 Elbtal nahe Dresden keine günstigen Vo- von seiner Erscheinung machen. Der bin ich mit dem Kometenvirus infiziert. raussetzungen. Will heißen, wir müssen 81-mm-Vixen mit einem 32-mm-Über- Ging es anfangs eher darum, diese Dinger mit Sack und Pack hinaus in das Umland sichtsokular und einer Austrittspupille von am Himmel überhaupt zu finden und im fahren. Also das ganze Gerassel in das Auto reichlich vier Millimeter macht dabei im- Okular zu betrachten, rückte später zuneh- packen (und nach dem Beobachten wieder mer eine gute Figur. mend auch deren Fotografie in den Mittel- ausladen). In dieser Situation kommt dann punkt meines Interesses. die angeborene Faulheit zum Tragen, man Dann geht es an das Fotografieren: Je nach nimmt dementsprechend so wenig wie scheinbarer Ausdehnung des Kometen Viele Beobachter kennen das leidige Pro- nötig und möglich mit. Als Standardaus- kommen nun Brennweiten von 400 bis 625 blem bei der Kometenbeobachtung: Das rüstung hat sich bei uns im Laufe der Zeit Millimeter zum Einsatz, im Bedarfsfall mit Zeitfenster für eine sinnvolle Beobachtung die Montierung Vixen GP auf einem daran Reducer- oder Barlowelement. Üblicher- ist generell recht klein, eine monatelange angepassten Telementor-Stativ, ein frisch weise kann ich die Montierung ohne Nach- Präsenz von Kometen am Himmel eher gefüllter Batteriepack und die simple DD1- führkontrolle laufen lassen – ein Vorteil die große Ausnahme. Während man bei Steuerung von Vixen erwiesen. Alles ist kleiner Fernrohre mit kurzen Brennweiten. Deep-Sky-Objekten meist ganz entspannt unkompliziert und schnell aufzubauen, an Je nach Genauigkeit der Aufstellung der sagen kann „Egal, warte ich eben auf die der Zuverlässigkeit des Equipments besteht Montierung lassen sich bis zu 2,5 Minuten nächste Neumondperiode“, ist das bei Ko- auch nach über 20 Jahren häufigen Betriebs Belichtungszeit bei den kurzen Brennwei-

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2 C/2011 L4 (Panstarrs), 16.03.2013. Instrument: Nikkor 18–105, f = 18 mm, 30 Sekunden ten und bis zu 1,5 Minuten bei den länge- mit Nikon D90; Bildautor: Frank Wächter. ren Brennweiten realisieren, ohne dass die Ausschussrate zu groß wird. Sind längere Belichtungszeiten erforderlich, wird eines hier im Elbtal durchziehen! Wenn Du in zur Astrogymnastik unter das Fernrohr – der beiden Fernrohre in klassischer Manier zehn Minuten wenigstens die Montierung der Komet stand ziemlich hoch im Nord- mit einem beleuchteten Fadenkreuzokular zum Einnorden draußen hättest …“ westen. Schnell Kamera dahin ausrichten bestückt und die Korrektur dann über die und eine Testaufnahme. Aha, er ist im Bild, Steuerungstasten der Handsteuerbox vorge- Nun ja, das lässt man sich nicht zweimal aber noch nicht schön im Zentrum, noch nommen. Das ist etwas unbequem und alt- sagen, und in zehn Minuten stand die GP ein bisschen korrigieren. „Mach hin, ganz modisch, geht aber schnell und funktioniert im Garten und ich wartete auf die Sicht- im Norden kommen schon wieder Wol- eigentlich immer. Wenn alles glatt läuft, ist barkeit des Polarsterns. Die Wolkenlücke ken!“ Dann galt es, für weitere Testaufnah- einschließlich des Aufbaus, nach einer Stun- kam auch (leider kleiner als erwartet), es men war keine Zeit mehr, jede Aufnahme de die Beobachtung in Sack und Tüten. reichte aber irgendwie gerade so zum Aus- musste jetzt sitzen. Wir konnten dann die richten der Montierung. „Wieviel Zeit ist Aufnahmeserie starten, so viele Aufnah- Ein weiterer Vorteil der eingesetzten klei- jetzt bis zur nächsten Lücke?“ „Die könnte men wie möglich, ISO 1250 und immer 30 nen Fernrohre ist, dass kein lästiges Jus- wieder so in zehn Minuten hier sein, viel- Sekunden einschließlich des nervtötenden tieren der Optiken vor dem Beobachten leicht sogar etwas eher. Und dann hätten Dunkelbildabzuges. Nach jedem Bild notwendig ist und dass die Auskühlzeiten wir mit etwas Glück 15 bis 20 Minuten Zeit, ein banger Blick auf die näherkommen- meist kurz genug sind, um unmittelbar die zweite Lücke ist wahrscheinlich etwas de Wolkenwand: Reicht es noch für eine nach dem Aufbau mit dem Beobachten be- größer, danach dürfte es das dann aber für Aufnahme? Nach reichlich zehn Minuten ginnen zu können. heute gewesen sein.“ Also schnell noch den war Schluss, es zog wieder zu. Doch wir ED 66/400 geschnappt, Nikon D5100 dran, hatten den Kometen im Kasten, selbst der Ich kann mich noch gut an eine Beobach- Infrarotauslöser aktiviert, das Ganze auf Schweif war bereits auf dem Display der tung des (sehr schönen) Kometen Love- die Montierung gesetzt, Nachführelektrik Nikon schön zu erkennen! Zwischendurch joy C/2014 Q2 (Abb. 1) zu Beginn seiner angestöpselt und in Betrieb genommen. reichte die Zeit sogar für ein abwechselndes Sichtbarkeitsperiode im Januar 2015 er- „Wie viel Zeit ist noch?“ „Die Lücke müsste Betrachten des Kometen im Fernglas, mit innern: Einige kurze Sichtungen in Wol- gleich hier reinziehen!“ Schweifansatz visuell! Wir waren glück- kenlücken am Abendhimmel ließen auf lich über die gelungene Beobachtung. Vom einen eindrucksvollen Kometen hoffen. In der Zwischenzeit versuchte ich noch ersten Alarmgeschrei meiner Frau bis zum Leider spielte, wie so oft, das Wetter nicht schnell, in vereinzelten Miniwolkenlücken letzten Dunkelbild waren keine 30 Minu- wie gewünscht mit. Am 10.01.2015 kam die Kamera sauber an den aufblinkenden ten vergangen, mit größerem Equipment dann die Ansage von meiner Frau Sabine: Sternen zu fokussieren und bereits in Rich- hätten wir mit ziemlicher Sicherheit keine „Also, wenn wir Glück haben, kommen in tung des Kometenstandortes zu positionie- Chance gehabt. Weniger ist also manchmal der nächsten halben Stunde zwei größere ren. Kurze Zeit später riss die Wolkendecke mehr. Beim Abbau der Technik fing es dann Wolkenlücken auf uns zu. Rausfahren lohnt tatsächlich auf. Kontrollblick durch das übrigens schon wieder zu schneien und zu sicher nicht, eigentlich müssten die genau 10x50, ja, das müsste er sein. Abtauchen graupeln an.

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hainer Berge bei Görlitz. Zum Glück war die Autobahn am Sonnabendnachmittag ziemlich leer und so starteten wir den Ver- suchsballon. Nervig, wenn im Rückspiegel auch nach 30 Minuten Fahrzeit immer noch eine kompakte Cirruswand von 10° Höhe als Motivationskiller hinterherlächelt. Erst in der Region Bautzen hatten wir dann das Gefühl, dass unser kleiner Skoda Fabia eben doch schneller war als der Wolkensudel.

Am Rande der Königshainer Berge fanden wir dann einen schönen Beobachtungs- platz mit freier Sicht nach Westen. Im Schnee bei -8 °C erfolgte der Aufbau der Technik. Eine Ausrichtung der Montierung grob per Kompass musste reichen. Wenn die fortschreitende Dunkelheit längere Be- lichtungszeiten erlauben würde, war das Objekt der Begierde ohnehin längst unter- gegangen.

Der Vixen ED 81/625 auf der GP, die Spie- gelreflex daran, ein zweites Stativ ebenfalls mit einer Spiegelreflex für Stimmungsauf- nahmen und zwei 10x50-Ferngläser stan- den in Windeseile bereit. Während ich am Sirius mit dem 81iger-Vixen und der Nikon 3 C/2011 L4 (Panstarrs), 16.03.2013. Instrument: 81-mm-Refraktor, f/7,7, mit Nikon D5100; D5100 noch den richtigen Fokuspunkt ein- Bildautor: Frank Wächter. stellte, kam von meiner Frau schon das be- ruhigende: „Ich hab ihn schon, schööön!“ Und tatsächlich, der Komet stand tief am Ähnlich knapp war das Beobachtungs- lich war nur ein Kurztrip aus dem Elbtal Westhimmel in der rötlichvioletten Däm- fenster für den Kometen C/2011 L4 (Pans- heraus an einen Standort mit freier Hori- merungszone und, Gott sei Dank, noch tarrs) im März 2013 (Abb. 2). Der Komet zontsicht nach Westen vorgesehen. Die im blutdrucksenkend entfernt von der be- versprach eine eindrucksvolle Erscheinung Internet zu Rate gezogene Wolkenprogno- drohlichen Wolkenwand. Gelblichweiß, am westlichen Abendhimmel zu werden, se zeigte mit Beginn des Sichtbarkeitszeit- mit konzentrierter Koma einschließlich trotz seiner Horizontnähe. Am 16.03.2013 raumes aber im Westen bereits 100% Be- hellem Kern und schönem Schweifansatz schienen die meteorologischen Bedingun- deckung bis 15° Höhe – also keine Chance, war er ein wirklich attraktiver Komet. Bei gen günstig, den ganzen Tag über tiefblauer da etwas zu sehen. Die Alternative: Auf der rasch zunehmender Dunkelheit konnten Himmel. Das Astrozeugs wanderte schon Autobahn schnurstracks gen Osten. Zug- wir ganz entspannt die ersten Aufnahmen gen Auto, weil wegen der tiefen Erschei- geschwindigkeit der Cirren und erhoffte anfertigen. Zwischendurch war immer ge- nung eine Beobachtung aus dem heimi- Auflösung am östlichen Rand des Wolken- nügend Zeit, um den Anblick im Fernglas schen Garten heraus ausgeschlossen war. feldes mit untergehender Sonne boten eine zu genießen. Nachdem die Fotos auf der Am späten Nachmittag zeigten sich erste ausreichende Sichtbarkeitsmöglichkeit von Speicherkarte waren, blieben sogar noch dichtere Cirren genau im Westen. Eigent- 30 bis 40 Minuten in Höhe der Königs- einige Minuten, um den Kometen im Vixen

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visuell zu betrachten: Breit aufgefächerter gern unsere bewährte kleine Ausrüstung plizierte Handhabung schlagen Öffnung Staubschweif, Strukturen in Kernnähe, ein- wieder ein. eben meistens. Was nützen acht Zoll Öff- fach toll! Bevor der Komet dann schließlich nung, wenn nach rumpeliger Autofahrt doch in die Wolkenbank eintauchte, gönnte Zusammenfassend können wir sagen: Die und knappem Zeitfenster nicht mehr ge- er uns zum Abschied sogar noch eine Sich- meisten Kometenbeobachtungen haben nügend Zeit für eine saubere Justage des tung mit freiem Auge. Froh über unseren wir tatsächlich mit den kleinen Teleskopen Spiegels bleibt und uns nach der ersten Entschluss, die Fahrt gen Osten angetreten durchgeführt. Enttäuscht wurden wir dabei Probeaufnahme vom Kameradisplay nicht zu haben sowie glücklich und dankbar über selten. Sicher: Manchmal hätten wir gern nur ein großer Komet, sondern noch viele das Schauspiel, welches uns der Komet ge- mehr Öffnung zur Verfügung gehabt, aber Dutzend ganz kleine „Kometen“ hämisch boten hatte, packen wir mit eiskalten Fin- Geschwindigkeit, Robustheit und unkom- angrinsen … Fotografie des relativistischen Jets von M 87 von Stefan Kunz

Im Zentrum des aktiven Galaxien- kerns vom M 87 befindet sich ein so- genanntes supermassives Schwarzes Loch, dessen Masse auf zwei Milliar- den Sonnenmassen geschätzt wird. Dessen Schatten konnte Anfang Ap- ril erstmals mittels eines Verbundes von Radioteleskopen aufgenommen werden. Das Schwarze Loch erzeugt einen Jet von 5000 Lichtjahren Länge. Die Aufnahmen dieses Jets wurden mit dem Hubble-Space-Telescope aufgenommen.

Mir gelang nun die Abbildung dieses Jets mit einem Teleskop von nur zwölf Zentimeter Öffnung und 900 Milli- meter Brennweite (Takahashi TSA 120). Von Vorteil war der sehr dunkle Himmel beim Forsthaus Todtenrode im Harz. Ich habe das Rohbild der Kamera einmal vermessen, um zu zeigen, wie winzig die Details bei 900 Millimeter Brennweite sind: M 87 hat 1 Galaxie M 87 mit Jet, 29. März 2019, 21 Uhr UT. Instrument: 120-mm-Refraktor, f/7,5, nur 0,6 Millimeter und der Jet gar nur 65 Minuten mit Nikon D810. Südlich von M 87 sind UGC 7652 und UGC 7652B zu sehen. 0,08 Millimeter Ausdehnung auf dem Im Ostsüdosten stehen LEDA 139931 und 139932. Alle diese Galaxien haben Magnituden Kamerachip. Trotzdem ist der Jet nach von etwa 17. der Bildbearbeitung mit dem Pro- gramm „Fitswork“ gut zu erkennen. Erstaunlich, was heutige Amateur­ kameras leisten.

Journal für Astronomie Nr. 72 | 43 Die Perseus-Molekülwolke 1 Die Aufnahmen für das Bild entstanden – ein lohnendes fotografisches Objekt für kurzbrennweitige in den Jahren 2016/17 in Silbertal/Monta- fon auf ca. 1400 m Höhe. Kamera war eine Teleobjektive astromodifizierte Canon EOS 1100D. Be- von Hans Jürgen Mayer lichtet wurden insgesamt knapp 24 Stunden (jeweils in 10-minütigen Einzelaufnahmen). Für die Bildbearbeitungen kamen die Pro- Etwa auf halbem Weg zwischen den Ple- C-Sensor. Dies ergibt gerade ein Bildfeld gramme „Theli“ [1,2] und „Photoshop“ zum jaden und dem Kaliforniennebel liegt die von etwa 4° x 6°. So entstand die Aufnahme Einsatz. Perseus-Molekülwolke, eine Kinderstube auch mit dem unter Astrofotografen belieb- hunderter junger Sterne. Sie ist die bei Wei- ten Canon EF 200 mm/2,8 bei Blende 3,5, tem aktivste Sternentstehungsregion in der entsprechend einer effektiven Öffnung von unmittelbaren Nachbarschaft unserer Son- knapp sechs Zentimeter. mit wachsender Öffnung bei gleichem Öff- ne. In weniger als 1000 Lichtjahren Entfer- nungsverhältnis wird aber immer mehr nung konzentriert sich das Geburtsgesche- Im Rahmen der Deep-Sky-Fotografie ist Licht auf gleicher Fläche konzentriert. hen dabei vornehmlich auf zwei Bereiche das Öffnungsverhältnis häufig die wesent- in der Wolke: die auffällige, äußerst aktive lichere Größe im Vergleich zur absoluten Sternentstehungsregion NGC 1333 inmit- Öffnung der Optik, entscheidet sie bei Literaturhinweise: ten des westlichen Teils (im Bild rechts) gegebener Belichtungszeit doch über die [1] M. Schirmer (2013): „THELI GUI Con- und den in einen ausgedehnten Reflexions- Grenzhelligkeit der schwächsten noch ab- venient reduction of optical, near- and nebel gehüllten offenen Sternhaufen IC 348 gebildeten, flächenartigen Objekte. Des- mid-infrared imaging data“, Astro- am östlichen Rand der Wolke. Hier ist die halb lassen sich auch mit kleinen Optiken phys. J. Suppl. 209, 21 Sternentstehung allerdings bereits weitge- sehr tiefe Aufnahmen erzielen. Die er- [2] T. Erben, M. Schirmer, J. Dietrich hend abgeschlossen. reichbare Grenzgröße bei der Abbildung et al. (2005): „GaBoDS: The Garching- von Sternen (punktartige Objekte) wächst Bonn Deep Survey. IV. Methods for Die gesamte Struktur erstreckt sich über allerdings doch mit dem absoluten Durch- the image reduction of multi-chip einen Bereich von ca. 1,5° x 5° am Himmel, messer des Objektivs. Zwar wird die Grö- cameras demonstrated on data from ideal für eine Brennweite von 200 Milli- ße des Beugungsscheibchens ebenfalls nur the ESO Wide-Field Imager“, Astrono- meter und eine Digitalkamera mit APS- durch das Öffnungsverhältnis bestimmt, mische Nachrichten 326, 432

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Neue CMOS-Technik mit kleiner Öffnung Oder: was heute alles mit kleinem Gerät möglich ist von Kai-Oliver Detken

Die Entwicklung der CCD- und CMOS- Belieben einen Original White Balance lässt sich bequem eine ganze Bibliothek an- Kameras schreitet unaufhörlich voran und (OWB)-Filter für Tag- und einen CLS-Fil- fertigen, die für verschiedene Aufnahme- eröffnete Hobbyastronomen in der Vergan- ter für Nachtaufnahmen einsetzen kann. zeiten erstellt werden kann. Zusätzlich ist genheit bereits einige neue Möglichkeiten. Alle Kameraobjektive können damit ganz die Lichtempfindlichkeit bei den gekühl- So hatte die Digitalisierung der Spiegelre- normal verwendet werden. ten CMOS-Kameras noch höher, abhängig flexkameras einen enormen Einfluss auf die vom verwendeten Typ, so dass sich oftmals Qualität der Bilder und die darauffolgende Trotz der immer besseren CMOS-Chips in im Live-View-Bild des Monitors bereits Bildverarbeitung. Die Webcam- bzw. CCD- den DSLR-Kameras kommt irgendwann das Fotoobjekt erkennen und positionie- Technik mit „Lucky Imaging“ brachte für der Wunsch auf, sich eine gekühlte Astro- ren lässt. Hinzu kommt, dass oftmals auch die Planetenfotografen ebenfalls einen gro- Kamera zu gönnen. Der Vorteil liegt dabei größere Fotochips mit kleineren Pixeln ßen Sprung nach vorne. Aber auch die Foto- auf der Hand: Der Chip kann kontinuier- angeboten werden als bei den CCD-Deri- chips selbst wurden immer leistungsfähiger lich auf eine festgelegte Temperatur herun- vaten. Da sie auf kurzbelichte Aufnahmen und deren Pixel immer kleiner. So lassen tergekühlt werden, wodurch das Rauschen spezialisiert sind, steigt damit allerdings sich heute bereits mit modernen CCD- minimiert wird. Auch kann man Dunkel- auch die Datenmenge rapide an. Durch oder CMOS-Kameras mit vergleichsweiser bilder am Tag anlegen, ohne wertvolle Be- die kleineren Pixel kommt man aber auch geringer Brennweite und kleiner Öffnung lichtungszeit in der Nacht zu verlieren. So mit kleineren Brennweiten näher an das erstaunliche Resultate erzielen, die früher nur großen Observatorien vorbehalten waren.

Die Entwicklung der Kameratechnik hat bereits bei DSLR-Kameras Erstaunliches hervorgebracht. Sie lassen sich heute ohne Probleme für die Astrofotografie verwen- den, obwohl sie im Normalfall ohne ge- regelte Kühlung auskommen müssen. Das Rauschverhalten hat sich aber, speziell bei den Vollformatkameras, so stark verbes- sert, dass mittels entsprechender Dunkel- bilder (Darkframes) und dem Einsatz von Dithering (leichtes Versetzen der Kamera bei jeder Aufnahme) die Bilder einen De- tailgrad erreicht haben, der früher nur mit CCD-Technik möglich gewesen wäre. Farb-CMOS-Chips ermöglichen zudem die direkte Bildverwertung, ohne das auf- wendige L-RGB-Verfahren monochromer CCD-Kameras verwenden zu müssen.

Durch den Ausbau des Infrarot-Sperrfilters sind DSLR-Kameras zusätzlich auch für HII-Gebiete sehr empfindlich und können für Wasserstoffregionen sehr gut verwen- det werden. Für die Nutzung der Kamera am Tage bietet sich das Clip-Filtersystem 1 C11-HyperStar (280/2800 mm, Montierung: iOptron CEM60) mit Kamera ASI 183MCpro von Astronomik [1] an, wodurch man nach und Tauschutzkappe

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2 Pferdekopfnebel B 33. Instrument C11-HyperStar, f = 560 mm, 2 h belichtet mit ASI 071MC Objekt heran. Und durch die höhere Licht- und IDAS-Nebelfilter LPS-P2-48 empfindlichkeit muss auch die Öffnung des Teleskops nicht überdimensioniert werden. Brennweite fand ich heraus, dass eine Pixel- besitzt und mit einem zweistufigen Kühl- Bei der Kamera-Auswahl ist auf jeden Fall größe von 4,78 Mikrometer universell an system ausgestattet ist (inkl. Anti-Tauhei- zu beachten, dass man kein Over- oder Un- beiden Teleskopen eingesetzt werden kann. zung gegen Vereisung des Chips), bietet die dersampling erhält. Im erstgenannten Fall Aber auch die Hälfte der Pixelgröße von 2,4 ASI 183MCpro mit dem neuen Exmor-R- würde sich ein Stern auf viele Pixel verteilen Mikrometer lässt sich mit beiden Varian- Sensor von Sony einen Back-Illuminated- (der Stern wirkt verwaschen) und im zweit- ten verwenden, auch wenn die geringere Typ mit einer sehr hohen Quanteneffizienz genannten Fall würde ein Stern nur auf Brennweite von 560 Millimeter wesentlich (84 %). Das Rauschverhalten ist bei beiden einem einzelnen Pixel abgebildet werden besser bei mittlerem und gutem Seeing und Kameras sehr gut und wesentlich besser als (der Stern wirkt eckig). Die Kamera sollte einer Auflösung von 0,88 "/Pixel passt. bei jeder ungekühlten DSLR-Kamera. daher zu dem Teleskop bzw. dessen Brenn- weite sowie zu den Seeing-Bedingungen Daher wurden die beiden gekühlten Farb- Abbildungen 2 und 3 zeigen ganz gut die passen. Um das Optimum herauszufinden, CMOS-Kameras ASI 071MCpro (4,78 µm) unterschiedlichen Bildergebnisse beider bietet sich der „CCD Suitability Calculator“ und ASI 183MCpro (2,4 µm) von ZW Op- Kameras am Beispiel des Pferdekopfnebels [2] im Internet an, in den man bequem sei- tical am C11-HyperStar einem ausgiebigem B 33 mit seiner Umgebung, dem Emissions- ne technischen Randdaten eingeben kann. Test unterworfen. Abbildung 1 zeigt das nebel IC 434 und dem Flammennebel NGC Im Falle eines C11-HyperStars mit 560 Mil- Equipment am C11-HyperStar­ mit Tau­ 2024. In beiden Fällen kam am gleichen Te- limeter Brennweite und eines TS Photoline schutzkappe. Während die ASI 071MCpro leskop die gleiche Brennweite zum Einsatz. 130-mm-Triplett-APO mit 910 Millimeter einen Front-Illuminated-Sensor von Sony Durch die kleinen Pixel von 2,4 Mikrometer

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3 Pferdekopfnebel B 33. Instrument: C11-HyperStar, f = 560 mm, 2,5 h belichtet mit ASI Größe kommt man mit der ASI 183MCpro 183MCpro und IDAS-Nebelfilter LPS-P2-48 aber noch näher an das Deep-Sky-Objekt heran. Das kann man noch deutlicher an der Galaxie M 51 im Sternbild Jagdhunde nun bereits durch die Kamera-Entwicklung das Gesichtsfeld einer DSLR-Halbformat- in Abbildung 4 ausmachen. Hier lassen sich auch bei kleinerem Equipment machbar. kamera, eine Anti-Tau-Heizung, eine kräf- sehr detailliert Strukturen und die Wech- tigere Farbdarstellung und eine geringere selwirkung mit der Nachbargalaxie NGC Wenn man beide Kameras miteinander Vignettierung. Hinzu kommt, dass kein 5195 erkennen. Was früher nur mit wesent- vergleicht, besitzen beide Typen ihre Vor- Verstärkerglühen auszumachen ist, was licher größerer Brennweite möglich war, ist und Nachteile. Die ASI 071MCpro bietet für saubere Dunkelbilder sorgt. Nachtei-

Journal für Astronomie Nr. 72 | 47 Beobachten mit kleiner Öffnung JETZT ZUM VORZUGSPREIS ABONNIEREN! Nutzen Sie Ihre Vorteile als VdS-Mitglied!

4 Whirlpool-Galaxie M 51. Instrument: C11-HyperStar, f = 560 mm, 2 h belichtet mit ASI 183MCpro und IDAS-Nebelfilter LPS-P2-48

Ersparnis für VDS-Mitglieder: 12 x im Jahr Sterne und Weltraum lig ist nur das etwas größere Gewicht und sonders für Detailaufnahmen interessant. was der Bildqualität zu Gute kommt. Es ist für nur € 72,– (ermäßigt auf Nach- der höhere Kaufpreis. Sie kann durch ihre Die aufgezählten Nachteile können durch daher spannend zu verfolgen, wie sich die weis € 57,–) portofrei ins Haus. Pixelgröße von 4,78 Mikrometer an vielen die richtigen Einstellungen und eine ent- Kameratechnik in Zukunft noch weiter ent- Sie sparen mehr als € 20,– gegen- Optiken, auch mit größerer Brennweite, sprechende Bildverarbeitung kompensiert wickeln wird. über dem Normalabopreis. gut eingesetzt werden. Die ASI 183MCpro werden. Sie spielt ihre Vorteile bei kurzen ist hingegen noch lichtempfindlicher, be- Belichtungszeiten aus und kann auch bei sitzt ein geringes Rauschen und bietet mit Videoaufnahmen von Planeten überzeu- Internethinweise (Stand: 20.5.2019): einer Sensorgröße von 1" ebenfalls ein recht gen. Daher haben beide Kameras an der [1] Astronomik, Clip-Filter-System für großes Gesichtsfeld. Die Vignettierung ist gleichen Optik durchaus ihre Berechtigung. Canon-EOS-Kameras, bei ihr auffälliger, kann jedoch durch Flat- www.astronomik.com/de/clip- Bestellen frames kompensiert werden. Allerdings be- Resümee: Der Fortschritt der Kamera- filter-system.html Sie noch heute sitzt sie ein ausgeprägtes Verstärkerglühen, chips macht es möglich, auch mit kleine- [2] CCD Suitability, astronomy.tools/ über die VDS- calculators/ccd_suitability welches sich besonders bei Belichtungen rer Brennweite und geringerer Öffnung Geschäftsstelle! von mehreren Minuten bemerkbar macht weiter in den Nachthimmel vorzudringen. Das Magazin für Astronomie und nicht immer komplett kompensiert Was früher nur größerem Equipment oder und Weltraumforschung! werden kann. Dies scheint am Back-Illu- Sternwarten vorbehalten war, kann nun minated-Sensor zu liegen, denn auch an- mit geringerem Aufwand erreicht werden. dere Kameras dieses Typs weisen ähnliche Durch die CMOS-Kameras, die auf Kurz- Erscheinungen auf. Hinzu kommt bei der belichtungszeiten spezialisiert sind, wer- Einstellung Gain = 0 ein manchmal auf- den zudem auch nicht mehr die gleichen tretender Banding-Effekt und eine mattere Anforderungen an die Montierung gestellt. Farbwiedergabe. Die kleine Pixelgröße von Es können also wesentlich mehr Aufnah- www.sterne-und-weltraum.de 2,4 Mikrometer macht die Kamera aber be- men im gleichen Zeitraum erstellt werden,

48 | Journal für Astronomie Nr. 72 UNSPLASH / MANUEL WILL (https://unsplash.com/photos/gd3t5Dtbwkw) JETZT ZUM VORZUGSPREIS ABONNIEREN! Nutzen Sie Ihre Vorteile als VdS-Mitglied!

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www.sterne-und-weltraum.de UNSPLASH / MANUEL WILL (https://unsplash.com/photos/gd3t5Dtbwkw) KI NDERSEITEN Haufenweise Sterne von Peter Köchling

Wenn Du nachts zum Sternenhimmel schaust, so schei- nen die Sterne ziemlich durcheinander zu stehen. An manchen Stellen gibt es nur wenig Sterne. Aber in den Sternbildern der Milchstraße siehst du viele Sterne dicht zusammen. An einigen Stellen stehen gleich mehrere Sterne eng in Gruppen beieinander. Solche Gruppen von Sternen nennt man auch Sternhaufen. Es scheint, als ob jemand die Sterne wie einen Sandhaufen zusam- mengelegt hätte.

Der schönste Haufen des Herbst- und Winterhimmels 1 Die Plejaden M 45 im Stier ist das Siebengestirn im Sternbild Stier. Mit bloßen Au- gen erkennt man rund sieben kleine Sterne. Die alten Griechen nannten diesen Sternhaufen auch „Plejaden“. Er ist von der Erde aus etwa 450 Lichtjahre (Lj) entfernt. Was ein Lj ist, erfährst Du im Kasten „Entfernungen im Weltall“. Wer die Plejaden mit einem großen Objektiv oder Teleskop fotografiert, kann viel mehr Sterne auf dem Foto sehen als mit bloßem Auge (Abb. 1). Über 500 Sterne sind nachweisbar. Der wissenschaftliche Name für die Plejaden lautet M 45. Was dahinter steckt, liest du im Kasten „Sternenkataloge“.

Viele Sternhaufen am Himmel sind so weit weg und da- mit für uns so klein und dunkel, dass einzelne Sterne mit dem Auge nicht mehr zu sehen sind. Dennoch er- scheinen sie am Himmel in ihrer Gesamtheit als neb- liger Fleck. So ist im Frühling im Sternbild Krebs der Sternhaufen M 44, die „Krippe“, mit bloßen Augen gut sichtbar (Abb. 2). M 44 ist rund 580 Lj von uns weg.

2 M 44, die „Krippe“ im Krebs

Entfernungen im Weltall Von der Erde bis zu den Sternen ist es so weit, dass eine Entfernungsangabe in Kilometern unsere Vorstellungskraft weit übersteigt. Um die Zahlenwerte übersichtlich zu halten, verwenden die Astronomen das Lichtjahr (Lj). Darunter versteht man keine Zeitspanne, sondern eine Strecke. Info für dich: In einer Sekunde legt ein Lichtstrahl im All 300.000 km zurück, das wäre 7,5-mal um die Erde. Im selben Zeitraum schafft das Auto deiner Eltern auf der Autobahn etwa 33 Meter. Jetzt stelle dir vor, der Lichtstrahl würde nicht nur eine Sekunde weit hinaus ins All laufen, sondern ein Jahr lang. Die dann zurückgelegte Strecke wird als Lichtjahr bezeichnet, was rund 9,5 Billionen Kilometern entspricht.

50 | Journal für Astronomie Nr. 72 TEN KINDERSEI

Zwischen den Sternbildern Perseus und Cassiopeia sind von Mitteleuropa aus zwei Sternhaufen dicht nebeneinander als schwache Flecken zu sehen. Die beiden Sternhaufen heißen h/χ Persei. Das sind Buch- staben, einer aus dem griechischen Alphabet. Das an- gehängte lateinische Wort „Persei“ bedeutet „aus dem Perseus“. Abb. 3 zeigt diesen rund 7.300 Lj entfernten doppelten Sternhaufen h/χ Persei.

Manche Sternhaufen erscheinen am Himmel so groß, 3 Der doppelte Sternhaufen h/χ Persei dass sie gar nicht ganz in das Blickfeld des Fernrohres passen, so zum Beispiel M 44 und M 45. Die Stern- haufen M 67 (2.700 Lj entfernt, Abb. 4) und NGC 1245 (Entfernung 8.200 Lj, Abb. 5) passen aber gut ins Blickfeld, weil sie viel weiter entfernt sind als M 44 oder M 45 und daher viel kleiner wirken.

Bisher habe ich Euch nur so genannte „offene Stern- haufen“ erklärt. In ihnen sind die Sterne recht locker angeordnet. Es gibt dann noch die Kugelsternhau- fen. Ihre Sterne stehen dicht gedrängt zusammen und konzentrieren sich zum Zentrum immer stärker. Ein bekannter Kugelsternhaufen ist der rund 25.000 Lj entfernte M 13 im Sternbild Herkules mit rund 100.000 Sternen (Abb. 6). Stell dir jetzt vor, unsere Er- de stünde mitten in einem solchen Kugelsternhaufen. Dann wäre der Nachthimmel für dich fast so hell wie der Tag und du könntest außer den hellen Nachbar- sternen des Kugelsternhaufens fast nichts anderes am Nachthimmel sehen.

4 M 67, auch im Krebs Sternenkataloge Vor über 200 Jahren hat der französische Astronom (im deutschen „Messjeh“ gesprochen) viele neblige Objekte am Sternhimmel beobachtet, sie in einem Katalog erfasst und veröffentlicht. Die Katalogobjekte hat Messier durchnummeriert und ein M für seinen Namen davorgesetzt: M 1, M 2, M 3 und so weiter. Insgesamt sind 103 Objekte im „Messier-Katalog“ erfasst. Der Sternhaufen Krippe hat die Katalognummer M 44, die Plejaden die Nummer M 45. Der Kugelsternhaufen im Herkules ist als M 13 bekannt. Irgendwann hatte man aber so viele Objekte am Himmel entdeckt, dass der Katalog von Charles Messier nicht mehr ausreichte. Also erstellten Astronomen vor über hundert Jahren einen neuen Katalog mit dem englischen Namen „“ (NGC). Er umfasst mehrere Tausend Sternhaufen, Nebel und Galaxien.

50 | Journal für Astronomie Nr. 72 Journal für Astronomie Nr. 72 | 51 KI NDERSEITEN

Lange Zeit rätselten die Astronomen, warum Sterne nicht nur einzeln vorkommen, sondern auch in Stern- haufen zusammenstehen. Heute weiß man, dass alle Sterne eines Haufens etwa gleichzeitig dort entstanden sind und durch starke Anziehungskräfte (Gravitation) zusammenhalten. Daher sind alle Haufensterne auch gleich alt. Es gibt junge und alte Sternhaufen. Zudem wandern alle Sternhaufen mit ihren Sternen ganz lang- sam über den Himmel. Ein Sternhaufen ist also mit einer großen Familie vergleichbar, alle Geschwister wurden am selben Ort geboren. 5 NGC 1245 im Perseus Mit einem Teleskop erkennst Du in einem Sternhaufen viele Einzelsterne, die sich deutlich voneinander unter- scheiden. Die hier gezeigten Bilder sind so stark ver- größert, dass der Vollmond dreimal ins Bild passt. Ich fotografierte diese Sternhaufen mit einer Spiegelreflex- kamera Canon EOS 60D durch mein Teleskop – es ist ein Celestron 11 mit sehr lichtstarker Optik. Mit diesem Teleskop hole ich die Himmelsobjekte stark vergrößert heran und sammle mehr als 1000-mal soviel Licht wie mit dem bloßen Auge. Während einer mehrstündigen Belichtung lassen sich dadurch auch sehr lichtschwache Sterne fotografieren.

6 Kugelsternhaufen M 13

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52 | Journal für Astronomie Nr. 72 Amateurteleskope / Selbstbau

Ein „g’scheiter“ Refraktor 60/700 von Herbert Zellhuber

Mittlerweile sind fast 20 Jahre vergangen, seit ich von einem älteren Herrn einen Kauf- haus-Refraktor 60/700 geschenkt bekam [1]. Er kam mit dem Gerät nicht zurecht und meinte, ich solle mir irgendwann ein „g’scheites“ Fernrohr daraus bauen. Dieses Projekt habe ich dann letzten Winter in An- griff genommen. Bei der Planung stellte ich erfreut fest, dass sämtliches Material (vor- wiegend Aluminium und Edelstahl) für die Herstellung in meinem Materiallager vorhanden war. Erste Überlegungen, das Instrument aus Messing anzufertigen, ließ ich also fallen. Mir fehlt für dieses Material auch die günstige Bezugsquelle.

Bei der Planung wurde berücksichtigt, dass auch mein vorhandenes Zubehör weiterhin 1 Dieses Zubehör muss auch am Refraktor 60/700 verwendet werden können: Porroprisma benutzt werden kann (Bild 1). Vor allem und Binokularansatz für 1,25-Zoll-Okulare, Zenitspiegel und Dachkantprismen für 2- und musste das Instrument einen 2-Zoll-Oku- 1,25-Zoll-Okulare. larauszug haben. Da ich beim Refraktor 80/500 [2] schon gute Erfahrungen mit einem Auszug mit Friktionstrieb gemacht hatte, wollte ich auch hier einen solchen wieder anbauen. Die vorhandene primitive Objektivfassung wollte ich aber keinesfalls weiter verwenden. Dort werden die Linsen nur durch einen ausgestanzten 0,5 mm di- cken Kunststoffring auf Abstand gehalten. Außerdem haben die Glaslinsen in der Fas- sung seitlich ca. einen halben Millimeter Spiel. Die Linsen sind nur durch einen Ge- windering gehalten und müssen beim Ein- bau etwas Spiel haben, um Verspannungen zu vermeiden. Deshalb wollte ich die Ob- jektivfassung unbedingt neu herstellen. Als Vorbild diente mir ein 80-mm-Objektiv mit 500 mm Brennweite von Zeiss. Dabei wer- den die beiden Glaslinsen von drei dünnen Blechen auf Abstand gehalten. Probehalber nahm ich 0,15 mm starkes Kupferblech 2 Zwischen den Glaslinsen sind die 3 Beim Anpressen der Schenkel an (Bild 2). Da ich mit der Abbildungsleistung drei dünnen Kupferbleche eingelegt. Die einen Uhrenmessschieber kann man zufrieden bin, lasse ich es vorerst dabei. Der Fassung wird von unten eingefädelt. Dazu das Federverhalten des Federringes Federring (Bild 3) wird von einem Gewin- braucht man etwas Geduld und eine ruhige abschätzen. dering (Bild 4) angepresst. Hand. Bei mir jedenfalls waren mehrere Ver- suche nötig ...

52 | Journal für Astronomie Nr. 72 Journal für Astronomie Nr. 72 | 53 Amateurteleskope / Selbstbau

Selbstbaumikroskop verwendet. Falls nö- tig, kann man den Raum zwischen Objektiv und Okularauszug mit Pappe oder Tüchern abdecken, dann wird der Kontrast besser. Nun baute ich das Zubehör an und ermit- telte die erforderliche Tubuslänge. Der Bi- nokularansatz und das Porroprisma haben einen relativ langen Lichtweg. Möchte ich alles Zubehör verwenden, so hätte ich einen Okularauszug mit mindestens 150 mm Ver- stellweg bauen müssen. Das war mir zu lang und ich entschloss mich, ein schon vor- handenes Okularauszugsrohr mit 80 mm Verfahrweg und einen Tubus-Zwischen- 4 In der Objektivfassung sind die Glaslinsen schon eingebaut. Ein Hilfswerkzeug hält ring mit ebenfalls 80 mm zu verwenden. Ist den Federring in seiner Position, damit sich dieser beim Anziehen des Gewinderings nicht der Binokularansatz oder das Porroprisma mitdrehen kann. Der Gewindering hat zwei kleine Nuten, dort wird ein abgewinkeltes Blech angebaut, ist kein Zwischenring nötig. Ich angesetzt und es kann somit sehr gefühlvoll angezogen werden. entschloss mich für eine Schraubverbin- dung mit Gewinde M 65x1.

Das Objektiv wurde dann in die optische nenten auf und können auf 12-mm-Rund- Als Stativ verwende ich das von meinem Bank eingesetzt (Bild 5). Die Aluminium- stangen beliebig verschoben werden. Der MUM-Astrobino 80/500 [3]. Die Kurzga- platten nehmen die optischen Kompo- Okularauszug wird gewöhnlich für mein belmontierung kann schnell und einfach

5 In der optischen Bank wurde das vorhandene Zubehör eingebaut (hier das 30-mm-Okular mit 2-Zoll-Dachkantprisma). So konnte ich ohne große Umstände die nötige Tubuslänge ermitteln.

54 | Journal für Astronomie Nr. 72 Amateurteleskope / Selbstbau

durch eine Zentralmutter mit Federring angebaut werden (Bild 6). Sowohl die Hö- hen- als auch die Seitenlager sind jeweils drei Teflonlager. Der Tubus ist in einer Vierkantwiege geklemmt. Nach dem Lö- sen der oberen Rändelschraube, an der ein Klemmstück angebaut ist, kann der Tubus verschoben, verdreht und entsprechend austariert werden.

Der Binokularansatz (Bild 7) und das 2-Zoll-Zubehör sind relativ schwer. Ab einer gewissen Schräglage des Fernrohrs entsteht ein Kippmoment, das sich mit den Teflonlagern nicht mehr ausgleichen lässt. Deshalb baute ich noch eine mit einer Rändelmutter einstellbare Bremse an (Bild 8). An den beiden Aluminiumleisten sind kleine Messingklötzchen eingesetzt, die das Edelstahl-Höhenlager je nach Anpresskraft schwergängig machen oder klemmen lassen.

Bei einem 2-Zoll-Okular mit 40 mm 6 Oben: Die Kurzgabelmontierung kann Brennweite und dem Dachkantprisma hat schnell mit Hilfe der Zentralmutter und dem man eine Vergrößerung von 17,5-fach. Federring ans Dreibein angebaut werden. Die Austrittspupille beträgt dabei 3,4 mm Der Anpressdruck der Teflonlager wird bei einem Gesichtsfeld von fast 4°. Da das durch entsprechendes Anziehen der Zentral- 2-Zoll-Dachkantprisma seitenrichtige mutter eingestellt. und aufrechte Bilder liefert, kann man es als Spektiv verwenden. Bei der astronomi- schen Beobachtung nehme ich allerdings den Zenitspiegel, da meine Aufsuchkar- Durch die vielseitige Verwendbarkeit ten entsprechend ausgelegt sind. Der Bin- (astro­nomisch, terrestrisch und foto- okularansatz kann natürlich auch mit den grafisch) ist es ein „g’scheites“ Fernrohr Dachkantprismen kombiniert werden. geworden. Natürlich bleibt durch die rela- Dann hat man ein Spektiv und kann noch tiv kleine Öffnung bei der Deep-Sky-Be- dazu mit beiden Augen beobachten! Mit obachtung die Anzahl der beobachtbaren 26-mm-Okularen habe ich eine 27-fache Objekte begrenzt. Trotzdem würde man es Vergrößerung bei knapp 2° Gesichtsfeld. oft nicht für möglich halten, was von einem Mit dem Porroprisma ist das Instrument als erfahrenen Beobachter mit guten Aufsuch- geradsichtiges Spektiv verwendbar (Bild 9). karten und einem dunklen Himmel gese- Natürlich lässt sich das Fernrohr auch als hen werden kann. Teleobjektiv verwenden (Bild 10). Bei einer 7 Der Autor bei der Sonnenbeobachtung mit Blende von 11,6 hat es sowohl eine gute dem Binokularansatz. Vor dem Objektiv ist Die Planung und Fertigung des Fernrohrs Randschärfe als auch genügend Schärfen- eine Sonnenfilterfolie, die in einer selbst ge- haben schon Spaß gemacht, wenn auch tiefe. bastelten Fassung aus Pappe eingebaut ist. manches nicht gleich auf Anhieb zur Zu-

Journal für Astronomie Nr. 72 | 55 Amateurteleskope / Selbstbau

friedenheit funktioniert hat. Vor allem waren die Drehmaschine und die Fräse im Einsatz. Nur die Oberflächenbehandlung der Aluminiumteile war reine Handarbeit. Zuerst wurde die Oberfläche durch krei- sende Bewegungen mit feinem Schmirgel- papier bearbeitet. Danach nahm ich Stahl- wolle, ebenfalls wieder mit kreisenden Bewegungen. Sollte die Oberfläche nach einigen Jahren des Gebrauchs mal an eini- gen Stellen, z.B. durch Kratzer, unansehn- lich werden, nehme ich eben noch einmal Schmirgelpapier und Stahlwolle zur Hand.

Literaturhinweise: [1] H. Zellhuber: „Wie gut sind Kaufhaus- 8 Hier ist das 30-mm-Okular mit dem 2-Zoll-Zenitspiegel angebaut. Beim schräg gestellten teleskope?“; VdS-Journal I/2002 Fernrohr entsteht ein Kippmoment. Mit einer stufenlos einstellbaren Bremse kann das Hö- (S. 33) henlager geklemmt werden. [2] H. Zellhuber: „Der Bau eines Refrak- tors 80/500 und erste Beobachtungs- eindrücke“; interstellarum 2 (Feb. 1995) [3] H. Zellhuber: „Das MUM-Astrobino 80/500“; Sterne und Weltraum 10/1999 (S. 884)

9 Mit dem Porroprisma ist das Instrument als geradsichtiges Spektiv verwendbar. Das 20-mm-Okular liefert eine 35-fache Vergrößerung.

10 Der Refraktor 60/700 als Teleobjektiv mit angebauter digitaler Spiegelreflexkamera.

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Eine Knicksäule für die Montierung ALT-5-ADN von Jürgen Dirscherl

Der Montierung eines Teleskops kommt gerade bei der Astrofotografie eine über- ragende Bedeutung zu. Für lange Belich- tungszeiten sind parallaktische Montierun- gen vorteilhaft, da keine Bildfelddrehung auftritt (genauer gesagt, hängt die verblei- bende Bildfelddrehung von der Genauig- keit der Ausrichtung der Rektaszensions- achse auf den Himmelspol ab). Gerade für lang gebaute Teleskoptuben hat sich die Deutsche Montierung aufgrund ihrer Kompaktheit und Stabilität sehr bewährt. Für die Präzision ist es vorteilhaft, wenn die Lager einer Achse möglichst weit auseinan- der liegen. Für die lang belichtete Astrofo- tografie ist eine hohe Präzision der Achsen- lagerung sowie des Nachführungsgetriebes wichtig. Ein großer Nachteil der Deutschen Montierung ist, dass der Tubus (vor allem ein langer Tubus wie bei einem Refraktor) bei Ausrichtung des Teleskops in Zenitnä- he oder nördlich davon an die Montierung oder an die Säule, auf der die Montierung angebracht ist, anschlagen kann. Dies führt nicht nur dazu, dass zenitnahe Himmels- areale teilweise gar nicht zugänglich sind, sondern auch, dass beim Meridiandurch- 1 Knicksäule mit ALT-5 und Refraktor (Astrophysics Starfire) gang das Teleskop meist auf die andere Seite umgeschwenkt werden muss. Bei visuellen Beobachtungen ist dies noch zu verschmer- schen Refraktor (Astrophysics Starfire) mit bei fotografischem Einsatz war bei steil zen, bei fotografischen Aufnahmen jedoch Öffnung 152 mm und 1370 mm Brennwei- stehenden Objekten noch vor dem Me- sehr störend. Für das Umschwenken muss te auf einer ALT-5-ADN-Montierung (im ridiandurchgang ein sehr umständliches mitunter die gesamte Verkabelung gelöst Folgetext nur noch Alt-5 genannt, Abb. 1). Umschwenken nötig. Darüber hinaus war und ggf. sogar das Leitrohr für die Nach- Dieser Aufbau ist für die Astrofotografie es nicht möglich, einen größeren Astrogra- führung umgebaut werden. Bis alles wieder mit dem Refraktor selbst oder mit einem phen anstelle der Gegengewichtsstange zu eingerichtet ist, ist viel wertvolle Belich- parallel montierten Astrografen (ein für montieren, da dieser den Schwenkbereich tungszeit verloren. die Fotografie ausgelegtes Teleskop) her- auch von der anderen Seite beschränkt hät- vorragend geeignet. Der Refraktor kann te (außer vielleicht für sehr flach stehende Mit diesem Problem sahen wir uns auch in diesem Fall als Leitrohr für die Nach- Objekte). an der Johann-Kern-Sternwarte Wertheim führung dienen. Die ALT-5 war aus Stabili- konfrontiert. Neben dem von Johann Kern tätsgründen auf einem stählernen Dreibein Zur Lösung des Problems machten wir uns gebauten, schon historisch zu nennenden aufgebaut. Sowohl die Montierung selbst auf die Suche nach einem Anbieter von 24-zölligen Newton-Teleskop (ca. 610 mm als auch das Dreibein beschränkten den Knick­säulen für die ALT-5. Bei Knicksäulen Öffnung und 3050 mm Brennweite) auf Schwenkbereich des Refraktors erheblich. folgt der obere Teil der Säule (direkt unter- einer englischen Montierung verfügt die Wie oben geschildert waren zenitnahe Be- halb der Montierung) der Verlängerung der Sternwarte auch über einen apochromati- reiche des Himmels kaum zugänglich, und Rektaszensionsachse, so dass der Bereich

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2 Detailansicht des oberen Aufbaus der Knicksäule­ aus Nordwes- 3 Detailansicht des oberen Aufbaus der Knicksäule von ten. Die Krafteinleitung durch die Halteplatte der Montierung (links Süden. Das Klemmrad der Rektaszensionsachse­ ist weiterhin gut oben im Bild) wird zuerst über eine Strebe und weiter unten über ein zugänglich. keilförmiges Schweißteil direkt in die Säule abgeleitet.

unter der Montierung frei für das Durch- zu konstruieren, beruhend auf passend des Refraktors zu erreichen, musste der schwenken des Teleskops wird. Erst außer- dimensionierten Stahlrohren, und groß Tubus mit Hilfe eines Abstandhalters um halb der „Reichweite“ des Tubus knickt die genug, um das Rektaszensionsantriebsge- 70 mm weiter nach außen versetzt wer- Säule zurück, um im Schwerpunkt der ge- häuse zu umschließen. Für das Tragen der den. Eine weitere Herausforderung war der samten Anordnung die Bodenverankerung Montierung selbst war eine 30 mm starke Wunsch nach einer Montagemöglichkeit zu erreichen. Knicksäulen stellen erhebli- Stahlplatte geplant. Mit diesem ersten Ent- eines Astrographen­ auf der gegenüberlie- che Anforderungen an den mechanischen wurf wandten wir uns an einen bekannten genden Seite der Deklinationsachse, also Aufbau, da der Knick in der Säule für die Anbieter von Knicksäulen, die Firma JD- anstelle der Gegengewichtsstange. Einziger Steifigkeit sehr nachteilig ist. Die Suche Astronomie. Herr Runschke (an dieser Stel- „Angriffspunkt“ dafür ist an der ALT-5 ein nach Knicksäulen für ALT-5 im Internet le nochmals Dank für die Arbeiten) ging M16-Außengewinde. Doch auch hierfür blieb leider erfolglos. Auch der Hersteller sofort auf unsere Anfrage ein und begann wurde eine Lösung (mit massiven Dreh- (Astronomische Instrumente Eckhard Alt) unseren Entwurf zu überarbeiten, und zwar und Frästeilen aus Edelstahl) gefunden. selbst konnte uns hier nicht weiterhelfen. insbesondere in Bezug auf Herstellbarkeit Damit ist nun das freie Durchschwenken Daher machte sich der Autor selbst an die und Kostensenkung. Dazu konstruierte er sowohl des Refraktors als auch eines ge- Konstruktion einer solchen Säule. einen Aufbau aus Stahlplatten zum „Um- genüberliegend montierten Astrographen schließen“ der ALT-5, so dass auf die über- möglich und damit unterbrechungsfreie Als Hauptproblem stellte sich dabei der großen Metallrohre sowie auf die aufwen- Aufnahmesequenzen praktisch in alle geometrische Aufbau der Montierung her- dige 30-mm-Stahlplatte verzichtet werden Himmelsrichtungen. aus. Die ALT-5 ist bekannt für ihre hervor- konnte. In enger Abstimmung mit dem Au- ragende mechanische Verarbeitung, Stei- tor arbeitete Herr Runschke einen allseits Abbildung 1 zeigt den Gesamtaufbau der figkeit und Nachführgenauigkeit. Der groß zufriedenstellenden CAD-Entwurf aus und Knicksäule mit montiertem Refraktor. Die dimensionierte Rektaszensionsantrieb ist führte Finite-Elemente-Berechnungen der Knicksäule ist unten auf eine 20 mm dicke in einem entsprechend voluminösen Me- zu erwartenden Durchbiegungen der Säule Stahlplatte mit großzügigen, kreisförmigen tallgehäuse am unteren Ende der Montie- unter Last durch. Langlöchern für die Bodenverschraubung rung angebracht. Dort steht er jedoch dem und Gewinden für Stehbolzen geschweißt. oberen Teil der Knicksäule, der ja in der Nach weiteren Optimierungen ging die Die Säule ist über Betondübel mit dem vom Verlängerung der Rektaszensionsachse die Säule in Bau, wurde mit Korrosionsschutz Gebäude getrennten Betonfundament ver- Kräfte aufnehmen soll, im Weg. Ein weite- versehen und nach Wertheim geliefert. schraubt. Die Säule selbst besteht aus Stahl- res Problem ist die weit nach unten geführ- Aufstellung und Inbetriebnahme verliefen rohren (Außendurchmesser 193,7 mm, te Halteplatte der Montierung, die deutlich problemlos. Die Säule wurde zur Schwin- Wandstärke 6,3 mm). Der Knickwinkel von der Rektaszensionsachse absteht. Den- gungsdämpfung mit gereinigtem und ge- beträgt 100° und ist für den geografischen noch gelang es, mit computerunterstütz- trocknetem Spezialsand gefüllt. Um das Standort in Wertheim (~ 50° nördl. Brei- tem Zeichnen (CAD) einen ersten Entwurf Ziel eines völlig freien Durchschwenkens te) optimiert. Der obere Aufbau aus ver-

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4 Knicksäule mit zwei Teleskopen gegenüberliegend auf der Deklinationsachse montiert. Dank der Knicksäule lassen sich die Teleskope völlig frei in alle Richtungen schwenken.

schraubten Stahlplatten (alle 20 mm stark) Abbildung 3 zeigt den oberen Aufbau aus umschließt die Montierung und stützt die Süden. Rückseitig ist das Klemmrad für Halteplatte der Montierung seitlich und die Rektaszensionsachse weiterhin gut nach unten ab. Die Stahlplatten wurden zugänglich. In der Mitte des Stahlplatten- lasergeschnitten und anschließend auf ex- aufbaus ist die Einfüllöffnung für Sand in aktes Maß gefräst. die Säule zu erkennen. In Abbildung 4 ist an die Knicksäule ein Astrograph (privates Dieser obere Aufbau ist in Abbildung 2 250-mm-Newtonteleskop mit 1000 mm im Detail mit Blickrichtung aus Nord- Brennweite) anstelle der Gegengewichts- westen gezeigt. Die Krafteinwirkung über stange montiert. Die Anordnung mit dem die Halteplatte der Montierung wird di- Refraktor auf der einen und dem Newton- rekt nach unten auf die Stahlrohre der teleskop auf der anderen Seite der ALT-5 Knicksäule abgeleitet. Der Aufbau ist in ist nahezu perfekt ausbalanciert. Die neue diesem Bereich durch eine keilförmige Säule erlaubt völlig freies Durchschwenken Gestaltung für möglichst geringe Breite beider Teleskope in praktisch alle Richtun- optimiert, um den Schwenkbereich der gen und damit unterbrechungsfreie Auf- Teleskope wenig einzuschränken, oder nahmen auch über den Meridiandurch- anders gesagt, um die Teleskope so we- gang - selbst für zenit- oder sogar polnahe nig wie möglich nach außen versetzen Ziele. Die Säule konnte ihre hervorragende zu müssen, was der Stabilität zu Gute Stabilität bereits in ersten Testaufnahmen kommt. Für den groß dimensionierten am Mond und am Zwergplaneten Eris Rektaszensionsmotor (rechteckiger Kas- (siehe: http://www.sternwarte-wertheim. ten mittig) ist eine spezielle Aussparung de) unter Beweis stellen. Für die Aufnah- im Aufbau nötig. Die Motoranschlüsse me der Strichspur von Eris wurden über daran sind frei zugänglich. fast fünf Stunden hinweg ununterbrochen Aufnahmen erstellt, was ohne Knicksäule nicht möglich gewesen wäre.

Journal für Astronomie Nr. 72 | 59 Amateurteleskope / Selbstbau

Eine einfache und praktische Dobson-Garage von Hubert Hermelingmeier

Ich beobachte seit vielen, vielen Jahren von meiner Sternwarte aus mit einem Refrak- tor von 150 mm Öffnung und 2.300 mm Brennweite und einem weiteren Refraktor von 100 mm Öffnung und 600 mm Brenn- weite. Mit dem 150-mm-Refraktor beob- achte ich sehr viel die Objekte des Sonnen- systems. Für dieses Teleskop habe ich auch ein Hα-Filtersystem (auf 75 mm Öffnung reduziert). Der 100-mm-Refraktor wurde vorrangig als Reiseteleskop konzipiert. In Verbindung mit einem Binokularansatz ist es auch ein tolles Großfeldinstrument. Bei- de Teleskope befinden sich in meiner Dach- sternwarte [1]. Meine letzte größere Inves- tition war ein 14-zölliger Martini-Dobson (Newton-Spiegelteleskop). Dieses Tele- skop wird überwiegend im Garten für die Deep-Sky-Beobachtung und für Exkursio- nen mit anderen Sternfreunden eingesetzt. Es ist in der Größe eine gute Ergänzung zu meinem 150-mm-Refraktor. Der Dobson hat keinen Platz mehr in meiner Sternwar- 1 Das Dobson-Teleskop unter der an der 2 Der Dobson wird nach vorn geneigt und te, daher musste eine andere Lösung für die Decke aufgehängten Schutzhaube. mit dem Rollwagen unter der Schutzhaube Unterbringung gefunden werden. weggezogen.

3 Seitenansicht der abgesenkten Plattform

60 | Journal für Astronomie Nr. 72 Amateurteleskope / Selbstbau

Als Schutz vor Staub und Feuchtigkeit habe lässt sich bequem öffnen, das Teleskop nach Plattform, dass die Rockerboxfüße über ich die Haube eines Heizpilzes (Gasheizung vorne klappen und einfach herausziehen. den Kunststofffüßen der Plattform stehen. für den Außenbereich) darüber gestülpt. So Die Handhabung ist jetzt deutlich einfacher Dadurch erreicht das System einen guten fand es seinen Platz im Gartenhaus bei den und die Schutzhülle bleibt sauber (Abb. 2). und festen Stand. Fahrrädern. Während der Beobachtung Die Plattform besteht aus Holz. Die Kompo- hatte ich für die Schutzhaube nie einen nenten habe ich mir im Baumarkt passend Die Beobachtung mit dem Dobson macht sauberen Platz, wo ich sie ablegen konnte. zuschneiden lassen, sodass nur noch der jetzt viel mehr Freude, weil die Aufbauzeit Das war ziemlich lästig. Ich habe dann die Zusammenbau und der Anstrich von mir deutlich kürzer ist. Die „Dobson-Garage“ Haube an einem Holzlatten-Gerüst befes- vorgenommen werden mussten. Die Rollen hat sich bisher bestens bewährt. Selbst ra- tigt und an vier einfachen Ketten an die De- sind seitlich an der Plattform befestigt und sche Temperaturwechsel im Winter mit cke des Gartenhauses gehängt (Abb. 1). Das können hochgeklappt werden (Abb. 3). Die hoher Luftfeuchtigkeit sind kein Problem. Dobson-Teleskop steht außerdem jetzt auch Plattform steht dann bei der Beobachtung auf einer absenkbaren, fahrbaren Plattform. nicht mehr auf den Rollen, sondern auf Für den Beobachtungsstuhl ist darüber hin- drei flachen Kunststoff-Füßen. Die Rocker- Internetlink (Stand August 2019): aus auch noch ausreichend Platz. Die Haube box des Dobson-Teleskops steht so auf der [1] www.privatsternwarte.net

Impression Tiefe Belichtung

Die „Feuerwerksgalaxie“ NGC 6946 am 06.08.2019, Aufnahmeort: Verclause (Südfrankreich), Lacerta-Newton 250 mm/1000 mm, Kamera: Starlight Xpress Trius 694, Belichtungszeit: L 46 x 10 min, RGB je 25 x 10 min, gesamt 20 h. Bildautor: Markus Blauensteiner.

Journal für Astronomie Nr. 72 | 61 Astrofotografie

DeepSkyCamera-App für Android Astrofotografie mit dem Smartphone (Teil 1) von Michael Seeboerger-Weichselbaum

Als Mitglied der Astronomischen Gesellschaft Orion Bad Homburg habe ich mit einer mera-Apps sind gut für Einzelbilder, aber Android-App für Astrofotografie begonnen. Hier beschreibe ich den aktuellen Stand der in der Astrofotografie brauchen wir eine App auch einmal für das VdS-Journal für Astronomie. Im Teil 1 werden die Hard- und Vielzahl von Bildern, die gestackt und pro- Software-Grundlagen vorgestellt, Teil 2 geht auf die astrofotografischen Techniken und zessiert werden müssen. Es fehlte bisher ein die Diskussion der Bildergebnisse ein. Aufnahmeprogramm, bei dem man viele Bilder timergesteuert aufnehmen und für die Astrofotografie nutzen kann. Bei Smartphones denkt man zwar an gute Bilder für den täglichen Gebrauch. Aber Es geht los Astrofotografie? Nebel? Galaxien? Stern- Als ich Anfang 2018 mit der App DeepSky- haufen? Eine sehr schwierige Disziplin! Camera für Android [1] angefangen hatte, Auf den ersten Blick scheint alles gegen ein war ich selbst erstaunt, dass es noch keine Smartphone zu sprechen: keine Wechsel- Astrofotografie-App im Google-Playstore objektive, keine vernünftige Anbringung gab. Nach ungefähr einem Monat Entwick- am Teleskop, kleine Sensoren (in der Regel lungszeit hatte ich eine erste rudimentäre mit Diagonalen von maximal 6 mm) und Fassung der DeepSkyCamera-App fertig ebenso kleine Pixel (oft zwischen 0,8 und 2 programmiert und stellte sie im Playstore μm) bei 12 bis 50 Megapixeln. Und wie ist ein [2]. Im gleichen Monat konnte ich ers- die Linse vor dem Sensor ausgestattet? Oft te Tests durchführen. Und – es haute mich sieht es nach Plastik aus, und es drängt sich glatt um. Die ersten Ergebnisse waren fan- der Vergleich zu den chinesischen Farbwer- tastisch und ich arbeitete weiter an der App. fern auf. Immerhin werben Huawei bei vie- Nach einem Jahr stehen wir bei der Version len Modellen mit Leica-Linsen und Nokia 1.2.8. mit Zeiss-Glas. Können die Smartphones auch etwas in der Astrofotografie leisten? Wer schon Astrofotografie macht, ist in Kurz gesagt: ja, und zwar eine ganze Menge, der App gleich heimisch. In der Oberflä- wie die Bilder in diesem Beitrag zeigen. Seit che kann man vor einer Aufnahmeserie das Android 5.0 (2014 von Google eingeführt) Format wählen (RAW, RAW+JPEG oder ist es für uns Astrofotografen besonders in- nur JPEG) sowie den Aufnahmetyp (Lights, teressant: Darks, Bias, Flats). Als nächstes wählt man – Einfacheres Ansprechen des Kamerasen- die Anzahl der Bilder aus (Default ist 100) sors über die so genannte Camera2API. und die Belichtungszeit. Viele Telefone bie- – Fokus, Belichtungszeit, ISO, Weißab- ten hier als maximale Belichtungszeit um gleich und Farbtemperatur – alles indi- 1 Oberfläche der DeepSkyCamera-App im die 30 Sekunden an. Einige (z.B. die Huawei viduell einstellbar, wenn es das Telefon Nachtmodus P Lite) kommen auf maximal 8 Sekunden. unterstützt. Für die Astrofotografie empfiehlt es sich – Aufnahmen können im RAW-Format auf die maximal mögliche Belichtungszeit gespeichert werden (bei vielen Modellen nere Modelle wie LG G und V, Huawei P zu gehen und das Maximum auszureizen. auch RAW10 und RAW12, das die jewei- 9/10/20/30 Lite, OnePlus ab 3, Xiaomi (ab Es gibt Telefone, die schaffen sogar 48 Se- lige Bittiefe angibt). JPEG ist selbstver- Mi 8, Pocophone und Redmi Note 7), Ho- kunden (OnePlus 5T). Dann wählt man ständlich. nor, Google Pixel, HTC und Sony. Samsung den ISO-Wert aus. Hier haben meine Tests ist hier etwas spezieller, dazu später mehr. ergeben, dass man für die Aufnahmen nicht Viele aktuelle Telefone unterstützen die- Selbst die in den Telefonen enthaltenen Ka- über ISO 800 gehen sollte – dies liegt haupt- se Funktionen – dazu gehören nicht nur mera-Apps sind schon leistungsfähig, ins- sächlich an der Lichtverschmutzung, die Flagschiffmodelle wie Huawei P 30 Pro und besondere von Huawei P20 Pro, P30 Pro, sich stark auswirkt, da die Optik des Smart- Huawei Mate 20 Pro, sondern auch klei- Mate 20 Pro und Google Pixel. Diese Ka- phones eine Art Weitwinkel ist und oftmals

62 | Journal für Astronomie Nr. 72 Astrofotografie

eine große Blende besitzt (oft zwischen 1,5 und 2,5). Das wäre es auch fast – theoretisch könnte man jetzt die Serie mit einem Klick auf „Start“ beginnen. Vorher sollte man aber noch vier weitere Dinge durchführen: – Die aufgenommenen Bilder werden in einem Standardpfad auf dem Telefon ge- speichert (Android/data/de.seebi.deeps- kycamera/files/Pictures). Dieser kann im Menü der App „Einstellungen“ geändert werden, z.B. nach DCIM, wo auch die eingebaute Kamera-App die Bilder ab- legt. – Ebenfalls im Menü „Einstellungen“ ist eine Verzögerung vor dem ersten Bild einstellbar. Dies empfiehlt sich unbe- dingt, da ansonsten direkt beim Klick auf „Start“ der Aufnahmeprozess beginnt 2 Mond mit Xiaomi Pocophone F1 durchs Okular (Explore Scientific 6,7 mm am und durch das Anklicken das Telefon Takahashi FS 60), 300 DNG-Dateien, ISO 100, Belichtungszeit 1/300 s. Prozessiert mit verrutschen könnte. Ich stelle immer 10 PIPP, AutoStakkert, Registax und Photoshop. Sekunden Verzögerung ein. – Im Menü „Einstellungen“ kann man die App auf Nachtmodus umschalten Jetzt kann`s losgehen – mit einem Klick (schwarzer Hintergrund, rote Schrift). auf Start beginnt die Aufnahmeserie. Auf Dies ist sehr zu empfehlen, da der Tag- der Startseite der App wird unten der Sta- modus sehr grell ist und man dadurch in tus angezeigt sowie das geplante Ende der der Nacht stark geblendet wird. Aufnahmen. Zwischen den einzelnen Auf- – Auf der Startseite ist die Pause zwischen nahmen sowie am Ende der Bilderserie gibt den Aufnahmen einstellbar. Es sollte es ein akustisches Signal, das optional aus- unbedingt eine Pause eingebaut werden geschaltet werden kann. (Default: 5 Sekunden), damit die App ge- nügend Zeit hat, die Daten aus dem Sen- Darks, Bias, Flats sor zu lesen und diese als RAW und JPEG Der gestandene Astrofotograf braucht na- zu speichern. Einige Telefone (OnePlus, türlich Dark-Frames und Bias-Frames, um Xiaomi) brauchen eine längere Pause. Ist das Rauschen zu reduzieren. Flat-Frames die Pause zu kurz, werden die Bilddateien werden benötigt, um die Vignettierung her- nicht geschrieben, da der Sensor schon auszurechnen. Die Linsen der Smartphones mit der nächsten Aufnahme beschäftigt vignettieren sehr stark. Flecken auf dem ist. Sollten keine Bilder gespeichert wor- Sensor sind vernachlässigbar, da die Telefo- den sein, muss man die Pausenzeit ein- ne ja keine Wechselobjektive besitzen. 3 Sonne und Sonnenfleck NOAA 12738 fach verlängern und ausprobieren. mit Lichtbrücke, Aufnahme mit Xiaomi – Manuelles Fokussieren geschieht auf der Darks werden wie bekannt aufgenommen: Pocophone­ F1 in Okularprojektion (Explore- Startseite der App: Mit den Fingern ei- gleiche Belichtungszeit und ISO. Da ein Scientific-6,7-mm-Okular­ am Takahashi FS nen hellen Stern heranzoomen und den Smartphone keinen Objektivdeckel besitzt, 60). 300 DNG-Dateien, ISO 100, Belichtungs- Schieberegler auf der rechten Seite solan- verpacke ich es in eine Handytasche und zeit 1/2000 s. Prozessiert mit PIPP, Auto- ge bewegen, bis der Fokus passt. lege es im Keller in einen Koffer. Die App Stakkert, Registax und Photoshop.

Journal für Astronomie Nr. 72 | 63 Astrofotografie

4 Orion und Stier, aufgenommen mit einem LG G6, 129 Frames à 33 s, ISO 800, Gesamtbelichtungszeit 60 min. Prozessiert mit Sequator.

nimmt so die Darks auf. Auf der Startseite 1997 spezifiziert) vor, das im Endeffekt ein Auf welchen Smartphones läuft die kann man auch den Aufnahmetyp „Darks“ Unterformat von TIFF ist, ohne die zahl- App? auswählen – dies ist eigentlich nur für den losen Sonderformate von TIFF zu besitzen. Die App läuft auf sehr, sehr vielen Tele- Dateinamen bestimmt, damit man später Die DNG-Bilder (Lights, Darks, Bias, Flats) fonen, u.a. auf Huawei, LG, Honor, HTC, die einzelnen Aufnahmen auseinanderhal- werden vom Telefon per USB herunter ko- OnePlus, Google. Es gibt aber Telefone, auf ten kann. piert. Mit einem klassischen Stacking-Pro- denen kann die App nicht richtig genutzt gramm (DSS, StarTools, PixInsight) kann werden, weil das Telefon beispielsweise Die Bias-Frames werden nach dem glei- man dann die Aufnahmen wie die „norma- keine manuelle Belichtungszeit unterstützt chen Muster angefertigt. Für die Flat- len“ Bilder aus der Astrocam stacken und (z.B. Nokia 1, Nokia 3). Diese so genannten Frames braucht man eine Flatfieldfolie anschließend prozessieren (Photoshop, Legacy-Devices bieten nur eine Grundaus- oder Flatfieldbox. Einfach das Telefon auf Lightroom …). stattung an (JPEG, Auto-ISO, Auto-Belich- die Flatfieldbox legen, als Belichtungszeit tungszeit). Da kann ich zunächst auch als „Auto“ auswählen und die gleiche Anzahl Nach zahllosen Tests scheint der Stacker Entwickler nichts mehr machen. Auf der an Frames wie die Lights auswählen. Es „Sequator“ [3] vom chinesischen Entwick- begleitenden Webseite und in der App pfle- sieht zwar etwas lustig aus, wenn ein klei- ler Yi-Ruei Wu am besten geeignet zu sein. ge ich eine Kompatibilitätsliste [4]. nes Smartphone auf einer Flatfieldbox liegt, Dieser ist nicht nur schnell, sondern kann aber es funktioniert! auch von sich aus die Lichtverschmutzung Der größte Problemfall ist Samsung. Die herausrechnen – alle Fotos hier im Beitrag eingebaute Kamera-App bietet maximal Auf zum fröhlichen Prozessieren sind zwar mit verschiedenen Smartphones 10 Sekunden Belichtungszeit an. Leider Die RAW-Bilder liegen im so genannten erstellt worden, aber alle wurden mit Se- will Samsung seinen Kamerasensor Dritt- DNG-Format (Digital Negative, von Adobe quator und Photoshop bearbeitet. entwicklern nicht öffnen und verschleiert

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5 Plejaden und Hyaden, LG G6, Dezember 2018. 120 Frames à 33 s, ISO 800, Gesamtbelichtungszeit 60 min. Prozessiert mit Sequator.

den Zugriff auf den Sensor. Generell läuft Wo geht die Reise hin? den Fall auf ihre Kosten kommen und kön- die App unter Samsung-Smartphones. Nur Die aktuelle Version 1.2.8 bietet schon fast nen sich auf tolle Updates der App freuen. unter S6, S7, S8, Note 5 und ein paar Tablets alles, was der Astrofotograf benötigt. Es wird Die Zukunft hat mal wieder begonnen. kann die App die maximale Belichtungszeit noch weitere Updates geben, eine Fassung von 10 Sekunden anbieten. Mit S9 und Note auch immer kostenlos. Ich plane zusätzlich Internetlinks (Stand Juli 2019): 9 hat Samsung den Zugriff auf den Kamera- eine Pro-Version mit weiteren Funktionen: [1] Die App DeepSkyCamera für Android, sensor erneut verändert – ich konnte dies Live-Stacking der Aufnahmen, Upload der www.deepskycamera.de/ noch nicht lösen. Ich arbeite hart daran, Aufnahmen in die eigene Cloud (Dropbox, [2] Google-Playstore, https://play. auch auf S9, Note 9 und S10 die 10 Sekun- Google Drive …) oder auf den eigenen google.com/store/apps/details? den Belichtungszeit anzubieten, kann aber HTTPS-Webserver, Dithering und Zusam- id=de.seebi.deepskycamera noch nicht sagen, mit welcher Version dies menarbeit mit PHDGuiding, eine eingebau- [3] Der Stacker „Sequator“, https:sites. umgesetzt wird. Ein ähnliches Problem be- te Zeitrafferfunktion, die automatisch Vi- google.com/site/sequatorglobal/ steht auch auf Nokia 6, 7 und 8 sowie den deos erstellt. Eine Startrails-Funktion steht [4] Kompatibilitätsliste, www. Asus Zenfones. Im Endeffekt muss die App auch auf der Feature-Liste, die auch animier- deepskycamera.de/smartphones.php an alle diese Telefone (und noch weitere) bar sein soll. Das Aufzeichnen von RAW-Vi- kontinuierlich angepasst werden. Dadurch, deos ist auf der Agenda, damit auch das Lu- dass immer wieder neue Modelle auf dem cky-Imaging in der App möglich wird. Markt erscheinen mit neuen Besonderhei- 6 Nächste Seite: Sternstrichspuren vom ten und Features, ist der Entwicklungsauf- Derzeit gibt es knapp 4000 Beta-Tester, die 31.03.2019 mit Honor View 10, 1100 Bilder à wand natürlich enorm, aber meiner Mei- mir viele Anregungen und Erweiterungen 15 s und ISO 1600, 15 s Pause zwischen den nung nach lohnt es sich. vorgeschlagen haben. Diese werden auf je- Bildern.

Journal für Astronomie Nr. 72 | 65 Astrofotografie Astrofotografie

Zwei auf einen Streich von Manfred Mrotzek

Die Geschichte zu diesem Bild begann recht unspektakulär. Am 13.04.2019 fand ein amerikanisches Supernovasuchpro- gramm die Supernova SN2019dod in der Galaxie LEDA 46980. Acht Tage später war der Himmel über Buxtehude zwar wol- kenfrei, aber dunstig, und der aufgehende Mond tat ein Übriges zur Himmelsaufhel- lung. Um solche Nächte überhaupt nutzen zu können, versuche ich dann helle Super- novae nachzuweisen. LEDA 46980 und ihr Umfeld im Sternbild Jagdhunde ma- chen zwar nicht viel her, aber die Galaxie stand in einer für mich günstigen Position. SN2019dod stand nordöstlich vom hellsten Teil der Galaxienscheibe und weit genug entfernt, um leicht erkennbar zu sein. So weit, so gut. Die Daten für den Nachweis der Supernova hatte ich in einer guten hal- ben Stunde „im Kasten“. SN2019dod war live auf den Einzelbildern zu erkennen. Die Aufnahme wurde rasch bearbeitet (Abb. 1), der Ausschnitt mit LEDA 46980 auf meine Webseite geladen und David Bishop, der die Webseite Latest Supernovae [1] betreut, der Link zum Bild mitgeteilt.

Ein Vierteljahr später wollte ich das Foto auf meiner Webseite [2] noch mit ein biss- chen ergänzendem Text und Erklärungen 1 Ausschnitt aus der auf LEDA 46980 zentrierten Aufnahme vom 21.04.2019 um 23:51 Uhr präsentieren. Dazu recherchierte ich auf MESZ, Refraktor TEC 140 mit Riccardi-Reducer, f = 750 mm (f/5,4), Kamera: Atik 460EX, der Internetseite Latest Supernovae die Da- Gesamtbelichtungszeit 36 min (Einzelbilder: 180 Sekunden). ten zu SN2019dod und entdeckte zu mei- ner Überraschung, dass es mit SN2019bvs noch eine zweite Supernova in LEDA 46980 Und tatsächlich war dort auch auf meiner Geschwindigkeit ins All schleudert. Zurück geben sollte, die am 16.03.2019 durch ein Aufnahme ein Stern sichtbar, der mir zuvor bleibt in der Regel ein Neutronenstern, anderes amerikanisches Supernovasuch- entgangen war, weil ich nur auf SN2019dod manchmal aber auch ein stellares Schwar- programm gefunden worden war. Mein geachtet hatte (Abb. 2). Es leuchteten in der zes Loch, wenn die Masse des verbleiben- erster Gedanke war: eine Doppelentde- Tat zwei Supernovae zur selben Zeit in einer den Kerns zu groß ist und auch der Neutro- ckung ein und derselben Supernova. Doch Galaxie! Ein so seltenes Ereignis hatte ich nenstern implodiert. weit gefehlt! Bei der Überprüfung meiner erst einmal zu Beginn des Jahres 2008 in Theorie zeigten die Aufsuchkarten des NGC 2770 erlebt. Das 1,2-m-Samuel-Oschin-Schmidt-Tele- Transient Name Servers (TNS) [3] der Su- skop auf dem Mount Palomar, mit dem in pernova Working Group der IAU, dass sich Beide Supernovae waren vom Typ II, bei den fünfziger und neunziger Jahren des SN2019bvs ganz woanders als SN2019dod dem ein massereicher Stern einen Kern- letzten Jahrhunderts die Fotoplatten für die befand, nämlich südlich des Galaxienkerns. kollaps erleidet und seine Hülle mit hoher Himmelsdurchmusterungen POSS I und

Journal für Astronomie Nr. 72 | 67 Astronomische Vereinigungen

2 Vergrößerte Darstellung von LEDA 46980

450 Millionen Lichtjahre entfernte Spiral- Quellen (Stand August 2019): galaxie. Mein Equipment und das bei mir [1] Webseite Latest Supernovae, typischerweise herrschende Seeing reichen www.rochesterastronomy.org/ nicht aus, um die Spiralarme aufzulösen. supernova.html [2] LEDA 46980 auf der Webseite des Ich fragte mich natürlich, warum ich den Autors, www.astro-photos.net/CCD/ Hinweis auf SN2019bvs nicht eher entdeckt CCD2/LEDA46980_ccd.html POSS II belichtet wurden, ist heute mit einer hatte, weil ich mich normalerweise auf der [3] Transient Name Server, https:// CCD-Kamera ausgerüstet und wird für die Webseite Latest Supernovae über die ak- wis-tns.weizmann.ac.il/search Suche nach Supernovae und ihrer Überwa- tuell sichtbaren Supernovae informiere. [4] E. C. Belm et al. 2019: „The Zwicky chung genutzt [4]. Zehn Tage nach meiner In diesem Fall hatte ich aber die Webseite Transient Facility: System Overview, Aufnahme wurden mit diesem Teleskop die des TNS konsultiert und dort ein paar Ta- Performance, and First Results“, Helligkeiten mit 18,9 mag für SN2019bvs ge zuvor SN2019dod entdeckt. Das Daten- draft Version, https://arxiv.org/ und mit 18,4 mag für SN2019dod gemes- format des TNS sieht leider keine Hinweise pdf/1902.01932.pdf sen [5]. Andere Aufnahmen der beiden auf weitere Supernovae in den betroffenen [5] Lasair Transits and Variables, Uni- Supernovae in LEDA 46980 habe ich nicht Galaxien vor. versitäten Edinburgh und Belfast, im Internet gefunden. Die Heimatgalaxie https://lasair.roe.ac.uk/object/ der Supernovae, LEDA 46980, ist eine etwa ZTF19aaqdkrm/

Ein halbes Jahrhundert Volkssternwarte Darmstadt e.V. von Wolfgang Grimm

Es war einmal vor gar nicht langer Zeit (nach wurden die beiden Tage des 4. und 5. Mai als die Räumlichkeiten sowie das Instrumenta- galaktischen Maßstäben), in einer kleinen „Tage der offenen Sternwarte“ betitelt. rium der Sternwarte und informierten über Großstadt auf dem 3. Planeten einer ganz die Aktivitäten des Vereins. normalen Sonne, dass sich etwa ein Dut- Bereits im Laufe des 3. Mai 2019 wurde eine zend der Einwohner zusammenschlossen der Hauptattraktionen für die folgenden Nach Grußworten des 1. Vorsitzenden mit dem Ziel, der Allgemeinheit eine Mög- Tage angeliefert: ein im Maßstab 3:2 erfolg- Bernhard Schlesier, der Stadträtin Iris Behr lichkeit zur besseren Beobachtung der Pla- ter Nachbau der Apollo-13-Raumkapsel in Vertretung des Oberbürgermeisters, neten und Sterne zu errichten. Also wurde mit ihrem Kommando- und Servicemo- ebenfalls von Professor Karlheinz Langan- dafür ein Verein gegründet, der den Namen dul. Dieser wurde auf einem Platz gegen- ke von der Technischen Universität Darm- „Volkssternwarte Darmstadt e.V.“ erhielt. über der Sternwarte aufgestellt. Da man in stadt (TU) und der Gesellschaft für Schwer- Am 28.04.1969 erfolgte der Eintrag ins Ver- das Kommandomodul der Kapsel klettern ionenforschung (GSI) sowie Dr. Rolando einsregister. Einige Jahre später wurde auf konnte, wurde diese in den beiden folgen- Dölling von der Vereinigung der Stern- der Ludwigshöhe, einer Anhöhe oberhalb den Tagen eine der Hauptattraktionen für freunde e.V. (VdS) wurde den Besuchern Darmstadts, die Sternwarte gebaut. kleine und auch große Kinder. ein Gastvortrag durch die Astrophysikerin Dr. Ilka Petermann geboten. Seit der Vereinsgründung ist ein halbes Jahr- Am Abend des 3. Mai startete die Ver- hundert vergangen und vom 3. bis 5. Mai anstaltungsreihe mit einer akademischen An beiden Tagen konnten alle Tätigkeitsbe- 2019 wurde dieses Jubiläum mit vielen ver- Feier, zu der Vertreter aus Wissenschaft, reiche der Sternwarte präsentiert werden. schiedenen Angeboten für Interessenten aus Politik und Wirtschaft eingeladen waren. Natürlich waren die Teleskope auf der Be- Darmstadt und Umgebung gefeiert. Dabei Die Vereinsmitglieder zeigten den Gästen obachtungsplattform eine der Hauptattrak-

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1 Luftbild der Sternwarte. Das Gebäude beinhaltet zwei Bereiche: links die Teleskop-Plattform, wobei das Dach nach hinten abgeschoben ist, und der Turm mit Kuppel, rechts unter der freien Plattform der Vortragssaal mit Nebenräumen (Bibliothek, Toiletten, kleine Aufenthaltsräume, Werkstatt). Auf der Plattform befindet sich ein Newton-Teleskop mit 35 cm Öffnung und 160 cm Brennweite (vorne rechts), einige kleinere Re- fraktoren (links daneben) sowie weitere Fernrohre zum Teil von Vereinsmitgliedern. In der Kuppel befindet sich ein Nemec-Faltrefraktor mit 20 cm Öffnung und 4 m Brennweite. tionen. Es wurde die Funktionsweise der verschiedenen Fernrohrtypen erläutert sowie deren bevorzugte Einsatzbereiche. Natürlich gab es die üblichen Fragen zu Vergrößerung, Auflösung, Sichtbarkeit von Objekten usw., die soweit wie möglich beantwortet wurden. Leider war das Wet- ter an beiden Tagen meist nicht dazu geeignet, die Plattform komplett zu öffnen und die dortigen Teleskope für Beobachtungen einzusetzen – mit Ausnahme einiger entfernter Baumwipfel.

Dazu fanden viele verschiedene Aktionen für die Besucher aus Darmstadt und Umgebung statt. Im Vortragssaal wurden mehrmals am Tag Vorträge zu astronomischen Themen angeboten. Ein Teil der Berichte war explizit für Kinder ausgelegt. Außerdem wurden für Kinder weitere Aktionen wie Malen, Basteln von drehbaren Sternkarten usw. angeboten. Neben der Apollo-Kapsel fand auch eine Rakete mit Wasserantrieb viel Zuspruch.

Ebenfalls speziell für Kinder wurde an beiden Tagen eine „Sternwar- 2 Apollo-13-Nachbau vor der Kuppel der Sternwarte tenrallye“ angeboten: Dies war ein Fragebogen mit 10 Fragen rund um Raumfahrt, Astronomie und Sternwarte wie z.B. „Wie hieß der letz- te Besucher auf dem Mond?“ oder „In welchem Jahr wurde der Verein gegründet?“ Die Antworten waren auf Info-Tafeln in der Sternwarte zu finden. Für richtige Antworten konnten zahlreiche Preise wie z.B. mit einem 3D-Drucker erzeugte Modelle des Mondes sowie astronomische Literatur gewonnen werden. Am Sonntagabend wurden dann noch vier Sonderpreise verlost, darunter ein nagelneues Dobson-Teleskop, das von der Firma Teleskop-Technica aus Frankfurt gespendet wurde.

Am Abend des Samstags stand dann das Highlight des öffentlichen Fest- programms auf dem Zeitplan. Die Sternwarte wurde durch den Besuch des Generaldirektors der Europäischen Weltraumorganisation ESA, Dr. Johann-Dietrich „Jan“ Wörner geehrt. Im vollen Vortragssaal nahm er die Zuhörer dann unter dem Titel „Sonne, Mond und Sterne: Space 4.0“ mit auf eine Reise zu den zahlreichen Handlungsfeldern der ESA. Für seinen 3 Erklärung der verschiedenen Fernrohre

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5 ESA-Generaldirektor Johann-Dietrich Wörner (rechts)

4 Die jungen Besucher erhalten speziell auf sie abgestimmte Erläuterungen.

6 Die Star-Wars-Charaktere mit ihren Fans 7 Darth Vader ist gerade aus Apollo 13 gestiegen sehr informativen und lebendigen Vortrag ren Eindruck machte jedoch ein rund 160 cher sind dann, wie auch erhofft, spontan erhielt er lang anhaltenden Beifall. kg schwerer Eisenmeteorit, der 1947 im dem Verein beigetreten, worüber wir uns Sikhote-Alin-Gebirge in Ostsibirien auf sehr freuen! Zum Schluss: Autorenschaft Für Unterstützung der Vereinsmitglieder die Erde gefallen war und danach benannt für alle Bilder hat die Volkssternwarte sorgten Charaktere aus den Star-Wars-Fil- wurde. Er wurde als Leihgabe eines Unter- Darmstadt. men. Dies waren Mitglieder der German stützers des Vereins für die Veranstaltung Garrison der 501st Legion bzw. der German zur Verfügung gestellt. Base Yavin. Die Sternenkrieger kamen mit perfekten Kostümen und Requisiten und Auch für das leibliche Wohl der Besucher sorgten so bei manchem Besucher kurz- war gesorgt. So wurde die Cafeteria der zeitig für Verwirrung. Es wurden sicher Sternwarte an beiden Tagen stark frequen- Hunderte Fotos von kleinen und großen tiert. Für die insgesamt ca. 800 Besucherin- Kindern mit Darth Vader, Luke Skywalker, nen und Besucher gab es neben Kaffee und Prinzessin Leia und all ihren Begleitern ge- Kuchen auch herzhafte Eintöpfe, Wurst schossen. und Kartoffelsalat – zum Glück hatten wir genügend vorbereitet! Große Aufmerksamkeit erzeugte auch die Sammlung von Meteoriten unterschiedli- Den fast vierzig aktiven Vereinsmitgliedern cher Größe, Herkunft und Zusammenset- hat es an allen drei Tagen viel Spaß gemacht, zung. Die meisten ausgestellten Meteoriten ihre Begeisterung für die Astronomie an die 8 Besucher vor dem Sikhote-Alin- sind nur einige Zentimeter groß. Besonde- vielen Gäste weiterzugeben. Einige Besu- Eisenmeteoriten

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Neuntes Norddeutsches Sternwartentreffen in Hermannsburg von Julia Bienert

Am Samstag, dem 1.6.2019, konnte der Verein Sternwarte Südheide über 50 Be- sucher aus ganz Norddeutschland in der Aula des Christian-Gymnasiums in Her- mannsburg zum neunten Norddeutschen Sternwartentreffen (NST) begrüßen [1, 3]. Die jährlichen Treffen der Vereinigung der Sternfreunde e.V. (VdS) dienen astronomi- schen Vereinen zur Vernetzung und zum Austausch rund um die Vereins- und Öf- fentlichkeitsarbeit.

„Wir brauchen in Deutschland Jugendliche, die motiviert sind, naturwissenschaftliche Berufe zu ergreifen. Sternwarten können dazu einen wichtigen Beitrag leisten“, be- 1 Auf solchen Fishbowl-Aufnahmen wie im Vortrag erkennt man Regionen ungeschickter tonte André Bock, Vorsitzender des Nie- künstlicher Beleuchtung schnell. Foto: Julia Bienert dersächsischen Kultusausschusses bei der Eröffnung der Veranstaltung. Das kann aber nur gelingen, wenn die Vereine, Kom- munen und Schulen zusammenarbeiten. Wie die Gemeinde Südheide da mit gutem Beispiel voranging, beschrieb ihr Bürger- meister Axel Flader in seinen Grußworten zu Beginn, denn auch die Sternwarte in Hermannsburg konnte erst durch die ge- meinsamen Bestrebungen vieler engagier- ter Akteure realisiert werden.

Ein zentraler Impuls kam dabei auch von der Radioastronomie-AG des Christian- Gymnasiums, woran Michael Zilk, Schul- leiter des Gymnasiums, erinnerte. Er fühle sich geehrt, dass das Treffen hier stattfinden könne und sei gespannt auf die Veranstal- 2 Thomas Biedermann erklärt den Besuchern die Steuerung des vollbeweglichen 4-m- tung. Der Verein Sternwarte Südheide hatte Radioteleskops. Foto: Michael Schomann die Treffen der Fachgruppe Astronomische Vereinigungen Region Nord der VdS bereits im letzten Jahr in Bremen kennenlernen untereinander wichtig. Zur Orientierung Besonderes Augenmerk legte er dabei auch dürfen und war dieses Jahr nun mit freund- stellte Michael Schomann von den Stern- auf die Jugendarbeit, denn in Zukunft soll licher Unterstützung durch das Christian- freunden Braunschweig-Hondelage des- es neben einer zuständigen Person für Ju- Gymnasium selbst Gastgeber. halb zu Beginn zunächst die Struktur der gendarbeit auch einen Jugendstellvertreter VdS-Fachgruppe „Astronomische Ver- für jede Region geben. Im Anschluss daran Neben einer guten Zusammenarbeit mit einigungen“ vor und gab einen Überblick stellten Vertreter der verschiedenen Verei- anderen Einrichtungen ist auch eine Ver- über die aktuellen Ereignisse und Veran- ne Projekte und Neuigkeiten aus ihrer aktu- netzung der Sternwarten und Vereine staltungen in den fünf Regionalgruppen. ellen Arbeit vor.

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3 Petra Petersens Vortrag über die Mondlandung wurde durch Frank Pfeifers selbstgebaute Raketenmodelle noch bereichert. Foto: Ulrich Aulenberg

jeder Einzelne mit einfachen Maßnahmen wie der Installation von Bewegungsmel- dern, Zeitschaltuhren und Abschirmungen in positiver Weise dazu beitragen kann, die Lichtverschmutzung zu reduzieren. Denn zu helle künstliche Beleuchtung stört nicht nur beim „Sternegucken“, sondern hat auch negative Auswirkungen auf die Tierwelt. eine aus kleinen Runden motivierter und So berichteten zum Beispiel die Vortragen- engagierter Mitstreiter entstehen können, Ein besonderes Highlight war auch der den aus Lübeck und Langwedel vom erfreu- lieferte Ute Katrin Niemann vom 2018 neu Vortrag von Andrea Sittig-Kramer aus lichen Wiederaufbau bzw. gelungenen Um- gegründeten Astronomischen Verein Wil- Uelzen, die von ihrem Mitflug bei SOFIA zug ihrer Sternwarten. Beide mussten jüngst helmshaven-Friesland in ihrem Vortrag. Sie – dem „Stratosphären-Observatorium für umziehen, da die jeweiligen Gebäude abge- beschrieb dabei den Weg zur Gründung des Infrarot-Astronomie“ berichtete. Dabei rissen wurden. Für den Arbeitskreis Stern- Vereins und die ersten Schritte in puncto handelt es sich um eine modifizierte Boe- freunde Lübeck e.V. sah es dabei zunächst Öffentlichkeitsarbeit. Ganz konkrete prak- ing 747, in der sich Teleskope für den Ein- düster aus, da sich die Finanzierung schwie- tische Tipps zur Ausrichtung langer Vor- satz im optischen und im infraroten Mess- rig gestaltete. Durch das Engagement des träge gab Bodo Hübner von der Sternwarte bereich befinden. Durch ein Auswahlver- Vereins und die Zusagen großzügiger För- Tornesch in seiner Präsentation. Er berich- fahren hatte sie sich zuvor zusammen mit derer wird die Sternwarte 2020 allerdings tete aber auch von den brandschutzbeding- drei weiteren Lehrkräften für einen Mitflug wieder aufgebaut werden können. Stand- ten Einschränkungen, denen die Sternwarte in den USA qualifiziert. Die Begeisterung, ort der „Sternwarte Lübeck 2.0“, wie Oliver Tornesch im Moment bedauerlicherweise mit der Frau Sittig-Kramer von ihren Er- Paulien mit Vorfreude in seinem Vortrag unterliegt. lebnissen berichtete, ist nicht nur bei ihr beschrieb, wird dabei erneut das Gelände spürbar. So wurde die Lehrerin von ihren einer Schule sein. Einen kürzeren Umzug Auch unter den besten strukturellen Be- Schülern schon damit begrüßt, ob „es stim- trat stattdessen die Sternwarte Langwedel dingungen kann man allerdings nur dann me, dass sie zum Mond geflogen sei“. „Das an: Vom Dach eines Schulgebäudes ging beobachten, wenn die Umgebung es auch natürlich nicht, aber so kommt man gut es zum nahegelegenen Sportplatz. Zuvor zulässt. Dr. Andreas Hänel erklärte daher ins Gespräch“, berichtete sie lachend. Der waren die Teleskope in Holzhütten mit roll- in seinem Vortrag, wie sich die Internatio- zweite Fachvortrag des Tages widmete sich barem Dach untergebracht, die allerdings nal Dark Sky Association (IDA) durch die dem Jubiläum der Mondlandung. Ange- nicht zum neuen Standort mitgenommen Vergabe von Zertifikaten für den Schutz fangen von der Entstehung unseres Erdtra- werden konnten. Mithilfe vieler tatkräfti- des Nachthimmels einsetzt. Vorausset- banten, über den Sputnik-Satelliten hin zu ger Helfer konnten am neuen Standort zwei zung für eine Zertifizierung eines Natur- der Reihe der Apollo-Missionen zeichnete Teleskopkuppeln errichtet werden, welche parks als „Dark-Sky-Park“ ist u.a., dass die die Vortragende Petra Petersen darin sehr von nun an die Instrumente beherbergen. nächtliche Beleuchtung sensibel geregelt detailreich den Weg der Menschheit zum ist und so z.B. ihre Helligkeit unter einem Mond nach. Die Besonderheiten einer barrierefrei- festgelegten Grenzwert bleibt. Die Krite- en Sternwarte stellte Utz Schmidtko von rien werden allerdings nach dem Prinzip Im Anschluss an die Vorträge konnten die der Sternwarte St. Andreasberg in seinem der Selbstverpflichtung umgesetzt, so dass Besucher vor dem gemeinsamen abschlie- Vortrag vor. Er beschrieb dabei nicht nur, engagierte Vertreter vor Ort eine weitere ßenden Abendessen dann noch die Stern- wie Menschen mit den verschiedens- Bedingung sind. Diese nehmen dann nicht warte in Hermannsburg besichtigen. Die ten Beeinträchtigungen ein Zugang zum nur regelmäßig Messungen der nächt- optische Beobachtungsstation, die zuvor Sternenhimmel ermöglicht werden kann, lichen Helligkeit vor, sondern betreiben in Langwedel stand, ist dort nun seit 2017 sondern warb auch für ein „Zentrum der auch Öffentlichkeitsarbeit zu den Themen im Rahmen öffentlicher Veranstaltungen Astronomie“ in Norddeutschland. Ein Bei- „Astronomie“ und „Lichtverschmutzung“. im Einsatz. Auch das vollbewegliche 4-m- spiel dafür, wie neue astronomische Ver- Dr. Hänel beschrieb aber auch, wie bereits Radioteleskop und seine Messmöglichkei-

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4 Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des neunten Norddeutschen Stern- wartentreffens in Hermannsburg. Foto: Karl Engeldinger

ten begeisterten die Besucher. Seitdem das Radioastronomie-Projekt der Fachgruppe Nord im letzten Jahr in Bremen vom Ver- antwortlichen Thomas Biedermann vor- gestellt worden war, hat sich einiges getan: Letzte Fehler in der Steuerung wurden behoben und die Software zur Positionie- rung und zur Aufnahme von Messungen in der Südheide“ [4]). Für diese Leistung Internetquellen (Stand Oktober 2019): so grundlegend erweitert, dass nach dem erzielte der 16-Jährige den Regionalsieg [1] Weitere Informationen zum NST „First Wave“ im April 2018 inzwischen beim letzten Jugend-forscht-Wettbewerb 2019: http://sternwarte-suedheide. umfangreichere Messungen im 1,42-GHz- und konnte sich auf dem anschließenden de/veranstaltungen/2019/06/01/ Bereich stattfinden konnten. Da ein Radio- Landeswettbewerb sogar für einen zweiten NST-2019-report/ teleskop im Gegensatz zu einem optischen Platz und einen Sonderpreis qualifizieren. [2] Weitere Berichte: https://astronomie- Teleskop immer nur ein „Pixel“ auf einmal Das nächste NST, das bereits das zehnte nord.de/tagungen/nst/ aufnehmen kann, sind neben Rasterkarten Treffen sein wird, findet im Sommer 2020 [3] Sternwarte Südheide e.V.: des Himmels vor allem Spektren der Ra- in Tornesch statt [2]. www.sternwarte-suedheide.de diostrahlung einzelner Himmelskörper in- [4] Radioastronomie in der Südheide: teressant, also Intensitätsverteilungen über www.biedermann-weesen.de/RA/ verschiedene Wellenlängen. Mit dem 4-m- index.htm Radioteleskop konnten nicht nur Messun- gen der Radiostrahlung der Sonne und des Mondes (Reflexion), sondern auch eine IMPRESSUM aufwendigere spektrale Untersuchung der VDS-JOURNAL FÜR ASTRONOMIE Milchstraße durchgeführt werden. Vereinszeitschrift der Vereinigung der Sternfreunde e.V. (VdS) Hier schreiben Sternfreunde für Sternfreunde. Letztere war das Jugend-forscht-Projekt eines Schülers des Christian-Gymnasiums, Herausgeber: Vereinigung der Sternfreunde e.V. (VdS) Philip Pohl, denn der Verein Sternwarte Geschäftsstelle: Postfach 1169 | 64629 Heppenheim | GERMANY Südheide hat es sich zum Ziel gesetzt, mit Telefon: +49 62 52 78 71 54 | Fax: +49 62 52 78 72 20 seiner Einrichtung zur optischen Astrono- [email protected] | www.vds-astro.de mie und zur Radioastronomie interessierte Redaktion: Dietmar Bannuscher, Dr. Werner E. Celnik, Otto Guthier, Jugendliche bei ihren Projekten zu unter- Sven Melchert, Peter Riepe. stützen. Über einen Zeitraum von 5 Mona- Redaktionelle Mitarbeit der VdS-Fachgruppen-Redakteure und VdS-Mitglieder ten hatte der 16-Jährige unter der Betreu- Bearbeitung von Bildern und Grafiken: Dr. Werner E. Celnik und die Autoren ung von Thomas Biedermann 64 Spektren Gestaltung/Layout: Bettina Gessinger, Dipl. Designerin von Quellen in vier verschiedenen Spiralar- Anzeigen: Kullmann & Matic GbR, [email protected] men unserer Heimatgalaxie aufgenommen Litho und Druck: Kullmann & Matic GbR, Stuttgart und jeweils die darin sichtbare Dopplerver- Vertrieb: Werner Teutsch GmbH, Laudenbach schiebung der HI-Linie (1,42 GHz) ausge- Bezug: „VdS-Journal für Astronomie“ erscheint viermal pro Jahr und ist im Mit- wertet. Auf diese Weise konnte er nicht nur gliedsbeitrag von 40,- E (EU) und 45,- E (außerhalb der EU) bzw. ermäßigt 25,- E die Rotation der Milchstraße nachweisen, pro Jahr enthalten. sondern auch die Richtung der Bewegung Beiträge: Beiträge für die Rubriken der VdS-Fachgruppen werden erbeten an die der einzelnen Arme identifizieren und so- Redakteure der Fachgruppen (Adressen siehe am Ende des Heftes und unter gar den Einfluss der Bewegung der Erde www.vds-astro.de). Andere Beiträge senden Sie bitte an die VdS-Geschäftsstelle, um die Sonne auf die Messergebnisse nach- Postfach 1169, 64629 Heppenheim, E-Mail: [email protected]. weisen (siehe auch Link „Radioastronomie

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Fünf Monde, ein Ringsystem und eine Rakete von Monika Müller (Vorsitzende des Fördervereins)

Der Förderverein der Schulsternwarte Zwi- ckau nahm das 50-jährige Jubiläum der erstmaligen Mondlandung von Menschen zum Anlass, eine Mondparty zu feiern. Wir wählten dazu bewusst den Starttag von Apollo 11 im Jahr 1969 aus. Passend zum Jubiläum wollte sich auch der Erdmond in der Nacht vom 16.7. zum 17.7.2019 mit einer partiellen Mondfinsternis ins rechte Licht rücken.

Es war ein Wagnis, einen Dienstag in den sächsischen Schulferien als öffentlichen Beobachtungsabend anzubieten, da wir nicht einschätzen konnten, wie viele Men- schen sich mitten in der Woche spät abends zur Sternwarte aufmachen würden. Zum 1 Monika Müller (Vereinsvors.) zeigt im Vortrag die Hasselbladkamera der Astronauten Glück war uns der „Wettergott“ wohlge- und zwei der damit gemachten Fotos. Bild: Jürgen Müller. sonnen und ließ zur rechten Zeit für eini- ge Stunden die Wolken verschwinden, d.h. bis 15 Uhr dicke Suppe. Ab da gab es eine langsame Wolkenauflösung und ab 18 Uhr bis Mitternacht fast wolkenfreien Himmel, danach recht schnell wieder aufziehende Bewölkung. Besser hätte man es nicht be- stellen können. So konnten wir ca. 60 Besu- cher begrüßen und auch die örtliche Presse war vertreten.

Um 21:30 Uhr gab es einen Vortrag zum Thema Raumfahrt. Angefangen von Dä- dalus und seinem tief gefallenen Sohn Ikarus über Jules Verne bis hin zu Sergej Koroljow, Wernher von Braun und Elon Musk wurde ein Bogen von der bisheri- gen bis zur zukünftigen Raumfahrt ge- spannt. Besondere Würdigung erfuhren dabei neben den deutschen Astronauten natürlich die Apollo­-Missionen der NASA. 2 Links unten: vormittäglicher Test des neuen Fernglases durch Monika Müller. Dahinter Danach war es dunkel genug, um sich den die Beobachtungskuppel (Standort der beiden ortsfesten Teleskope RC-Spiegelteleskop Beobachtungen zu widmen. Der sich im- und APO-Refraktor auf einer EQ8-Montierung) mit dem neuen Gerätehaus für bewegliche mer weiter verfinsternde Erdmond konnte Beobachtungsgeräte. Bild: Jürgen Müller. durch ein neu angeschafftes Fernglas APM Semi Bino 100x90° betrachtet werden. Im Dobson-Teleskop Skywatcher Skyliner 300P SynScan 12'' GoTo konnte Jupiter mit

74 | Journal für Astronomie Nr. 72 Anzeige

3 Oben: Aufbau der Beobachtungsgeräte am 16.7.19 gegen 21 Uhr, Blick nach Zwickau.

Das aktuelle Raumfahrtjahr mit Chronik 2019

4 Oben rechts: Der verfinsterte Mond am 16.7.19 um 23:42 Uhr MESZ, HDR-Bild aus 10 unterschiedlich belichteten Einzelauf- Die spannende Welt der nahmen am 140-mm-APO-Refraktor. Bild: Matthias Hillmann. Raumfahrt in der 17. Ausgabe des Weltraum-Klassikers. seinen Wolkenbildern sowie seinen vier himmels überbrückt. Zur maximalen Ver- Jetzt erschienen mit starken Galileischen Monden bestaunt werden. finsterung des Erdmondes gegen 23:30 Uhr 340 Seiten, komplett in Farbe Und unser größtes Instrument, das Rit- trat auch der rötliche Schein zu Tage. Gegen chey-Chretien-Teleskop mit einem Spiegel- 24 Uhr verließen die letzten Besucher die ISBN: 978-3-944819-20-4 durchmesser von 350 mm, hatte Saturn mit Sternwarte und wir als Förderverein konn- seinem Ringsystem im Visier. Wartezeiten ten ein positives Resümee ziehen. Alle Fotos für 16,90 € an den Teleskopen wurden durch Erklären von Mitgliedern des Fördervereins. erhältlich auf und Betrachten des sommerlichen Sternen- www.space-jahrbuch.de

sowieJournal auf für Astronomie Amazon Nr. und 72 | 75 im Buchhandel. Astronomische Vereinigungen

Erlebtes rund um den Astronomietag 2019

Der bundesweite Astronomietag ist mittlerweile fest etabliert. Und so fanden am 30. März 2019 wieder zahlreiche Veranstaltungen statt. Vier Sternwarten schreiben hier, was sich an ihrem Astronomietag ereignete. Lesen Sie selbst – vielleicht gibt es ja einige neue Anregungen, was Sie Ihren Gästen zum Astronomietag 2020 darbieten können.

1 Die 501. German Garrison im Grugapark. 1. Möge die Nacht mit uns sein Bild: Jörg Henkel – AT 2019 in Essen von Claudia Henkel

Das Motto des diesjährigen Astronomie­ che Auskünfte, um das Verständnis für un- Eröffnet wurde die Veranstaltung vom Es- tages war der Walter-Hohmann-Sternwarte seren Heimatstern zu festigen. Auch über sener Oberbürgermeister Thomas Kufen, e. V. (WHS) in Essen Befehl. Mit Hilfe der das Thema Lichtverschmutzung wurde mit der sich als Star-Wars-Fan und astrono- dunklen Seite der Macht standen Darth Va- interessierten Besuchern diskutiert. misch Interessierter outete. Inmitten von der und seine Storm-Trooper der WHS zur Darth Vader und Storm-Troopern (Abb. Seite (Abb. 1), um auf das Problem der Licht- verschmutzung aufmerksam zu machen.

Doch nicht nur 25 Mitglieder der legen- dären 501. German Garrison, des weltweit größten Star-Wars-Kostümclubs, sorgten für einen regen Besucherzulauf im Essener Grugapark. Trotz des kalten Wetters kamen 2.000 Besucher mehr als an einem norma- len Sonntag. Hier wurden, unterstützt von Astronomie.de, mit den Kindern Mond- krater im Modell hergestellt, gemalt und schließlich gab es noch ein Gewinnspiel der WHS, das regen Zulauf fand.

Einige Teleskope der WHS waren aufge- stellt worden, damit Interessierte gefahr- 2 Obere Reihe von links nach rechts: Frau Ihlenfeld vom Grugapark, Oberbürgermeister los die Sonne beobachten konnten. Unsere Thomas Kufen, Helmut Metz, Udo Siepmann. Unten links neben Darth Vader die Vereinsmitglieder gaben dazu gern fachli- 1. Vorsitzende der WHS, Claudia Henkel. Bild: Jörg Henkel

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2) überbrachte das Stadtoberhaupt seine Seit mehreren Jahrzehnten kooperieren aktion des Grugaparks. In den Osterferien Glückwünsche: „Der Blick in den Sternen- WHS und Grugapark zusammen. So hat erklärten Jörg Henkel und Mareike Apolte himmel ist ein Blick in die Geschichte un- die WHS eine Sonnenuhr im Grugapark in- den an der Ferienaktion teilnehmenden serer Lebenswelt“, so Thomas Kufen. „Seit stalliert und aktualisiert regelmäßig einen Kindern nicht nur, wie ein Teleskop funk- 50 Jahren gewährt die Walter-Homann- Info-Kasten mit astronomischen Neuigkei- tioniert, sondern auch Kindgerechtes rund Sternwarte Essen ihren Mitgliedern einen ten. Außerdem beteiligt sie sich an Veran- um das Thema Astronomie. Die 31 Kinder Blick in das Universum. Herzlichen Glück- staltungen der Stadt Essen, in diesem Jahr zwischen 6 und 12 Jahren waren jedenfalls wunsch zum 50-jährigen Jubiläum!“ auch zum ersten Mal als Partner der Ferien- begeistert.

2. Erfolgreicher Astronomietag 2019 in Göttingen am Hainberg-Observatorium von Matthias Elsen

Die Amateurastronomische Vereinigung Göttingen zählte am 30.03.2019 gut 100 Astronomiebegeisterte in beiden Gebäu- den des Hainberg-Observatoriums (Abb. 3 und 4). Der Astronomietag begann auf dem Göttinger Hainberg um 10:00 Uhr morgens mit der Beobachtung der Venus im 250-mm-Refraktor (f = 4130 mm) bis in den frühen Nachmittag. Gleichzeitig wurde mit kleineren Geräten die Sonne im Weißlicht und in Hα beobachtet (Abb. 5). Im Sonnenturm konnten die dortigen Besucher Spektrallinien des Sonnenspekt- rums per 40-Zoll-Monitor mit eigenen Au- 3 Der Göttinger Sonnenturm morgens um etwa 10:30 Uhr, kurz nach Start gen wahrnehmen. Die Sonne präsentierte unserer Veranstaltung. sich am Astronomietag allerdings als ein „blankes“ Bild und ohne jedwede sichtbare Aktivität.

In den Abendstunden wurde im Astrogra- phengebäude der 250-mm-Refraktor auf den galaxienreichen Frühlingshimmel aus- gerichtet. Zur Besucherlenkung kam auch die Dachterrasse des Hauses zum Einsatz. Erst um 23:45 Uhr schlossen wir das As- trographengebäude – insgesamt eine sehr gelungene Veranstaltung. Alle Bilder von Matthias Elsen.

4 Astrographengebäude mit Besuchern und geöffneter Kuppel.

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5 Die Presse besucht uns auf der Terrasse des Astrographengebäudes.

3. Astronomietag 2019 in München von Benjamin Mirwald

Die Münchner Volkssternwarte beging Das Besondere an diesem Tag war jedoch, Mit Andreas Hänels Präsentation zur Licht- den Astronomietag 2019 als ihren „Tag der womit bereits in den vergangenen Jahren verschmutzung wurden die Interessierten offenen Tür“. Fast 1000 Gäste nutzten das beobachtet werden konnte: In den aus- im Foyer darauf aufmerksam gemacht, dass schöne Wetter tagsüber zur Sonnenbeob- nahmsweise geöffneten Werkstätten führte die Nacht künftig wieder mit uns sein möge achtung (Abb. 6) und versuchten in den die Selbstbaugruppe vor, wie Spiegel ge- … Abendstunden, Details auf dem Planeten schliffen werden (Abb. 7) und daraus Tele- Mars zu erspähen. Die Besucher wurden skope entstehen. Dieser klassische Bereich im Planetarium mit Astro-Apps, Vorträgen der Amateurastronomie findet derzeit ver- und Filmen erfreut und stärkten sich gern stärktes Interesse - auch bei Jüngeren. am angebotenen Imbiss.

6 Sonnenbeobachtung auf dem Sternwartendach. 7 Beim Spiegelschleifen in unserer Werkstatt. Bild: Sternwarte München Bild: Sternwarte München

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4. Astronomietag 2019 der Sternfreunde Waghäusel von Wolfgang Stegmüller

Unsere Veranstaltung zum Astronomietag 2019 begann um 15:00 Uhr. Zwei Telesko- pe hatten wir auf die Sonne gerichtet, eines für die Weißlicht-Beobachtung und eines für die Hα-Beobachtung. Leider war auf der Sonne ganz wenig los. Es waren weder Sonnenflecken noch Protuberanzen oder Fackelgebiete erkennbar. Um 16:00 Uhr startete eine Serie von Vorträgen. Ernst Schröter referierte über das Thema: „Der Erdtrabant – Wissenswertes über den Mond“. Der Vortragsraum war zum Bers- ten voll besetzt. Sein hervorragender Vor- trag wurde von den Anwesenden begierig aufgenommen.

Um 17.00 Uhr folgte eine Führung unseres Ehrenvorsitzenden Rudolf Woll durch die 8 Sonnenbeobachtung in Waghäusel. Vereinsräume, von denen jeder ein anderes Thema zur Astronomie belegt. Unmittelbar nach der Führung folgte sein Vortrag: „Wie lange bleibt die Erde noch bewohnbar?“ Rudolf Woll thematisierte darin die Ent- wicklungsstadien unserer Sonne, die in den nächsten Milliarden Jahren zwar noch kon- stant strahlt, die sich dann aber zum Roten Riesen ausdehnt, bis irgendwann kein Le- ben auf der Erde mehr möglich sein wird.

Nach einer kurzen Pause füllte sich der Vortragsraum um 20:00 Uhr wieder. Unser Jungmitglied Sven Werchner hatte einen Vortrag mit dem Thema: „Exoplaneten – finden und untersuchen“ vorbereitet. Mit seinen Ausführungen entführte er die Zu- hörer im voll besetzten Raum in die Tiefen des Weltalls zu fernen Sonnensystemen. 9 Sven Werschner beim Vortrag über Exoplaneten.

Nach dem Ende der Vortragsreihe lud der klare Nachthimmel zur Beobachtung Okular präsentierte. Unsere immer noch ab und blickten auf einen anstrengenden, ein. Markus Villhauer hatte sein privates zahlreichen Gäste betrachteten alle darge- aber überaus erfolgreichen Astronomietag 10-Zoll-SC-Teleskop mit Goto-Steuerung botenen Objekte interessiert und stellten 2019 zurück. aufgebaut. Damit begann ein Streifzug viele Fragen dazu. Erst kurz vor Mitter- Beide Bilder: Wolfgang Stegmüller. über den Sternenhimmel, im Laufe dessen nacht, als es allmählich empfindlich kühl er Gasnebel, Offene Sternhaufen, Doppel- wurde, lichtete sich die Menge an Besu- sterne, Kugelsternhaufen und Galaxien im chern. Schließlich bauten wir gemeinsam

Journal für Astronomie Nr. 72 | 79 Atmosphärische Erscheinungen

Fichten- und Kiefernpollenkoronen 2018 – Beobachtungen und Simulationen, Teil 1 von Alexander Haußmann

Typische Beugungsphänomene in der At- Wassertröpfchen oder seltener an zufällig in Brandenburg) und die charakteristische mosphärischen Optik sind Kränze (auch ausgerichteten Eiskristallen verursacht. Pollenform mit den zwei Luftsäcken er- Höfe oder Koronen genannt) um Sonne Man kann auch die noch kleineren unregel- möglicht einen längerdauernden Flug als und Mond sowie Irisierende Wolken (sie- mäßigen Vulkanascheteilchen mitzählen, bei kugelförmigen Pollen. Diese deutlich he VdS-Journal Nr. 41, 44 und 45). Seltener die den Bishopschen Ring entstehen lassen. „unrunde“ Form ist auch dafür verantwort- und nur saisonal auftretend können auch Der „Hof“ in den klassischen Bauernregeln lich, dass bei Kiefernpollenkoronen die Un- Baumpollen besonders geformte farbige kann allerdings sowohl einen Kranz als terschiede zu normalen Kränzen bei tiefem Ringe entstehen lassen – die sogenannten auch einen Refraktionshalo mit größerem Sonnenstand besonders deutlich hervor- Pollenkoronen. Besonders intensiv traten Winkelradius meinen. treten: Die Beugungsringe sind nicht mehr sie Ende April und Anfang Mai 2018 durch kreisförmig und entlang ihres Umfangs Fichten- und Kiefernpollen in Erscheinung. In den letzten 30 Jahren sind durch weltwei- gibt es eine ungleiche Helligkeitsverteilung, Beide Baumarten zeigten das Phänomen te Beobachtungen Pollenkoronen an einer die typischen „Lichtknoten“. Ähnliches gilt der „Angstblüte“ bzw. des „Mastjahres“, Vielzahl von Pflanzenarten eindeutig nach- für Fichtenpollen, diese sind aber deutlich d.h. eine starke Pollenproduktion weit über gewiesen worden, so an Kiefer, Fichte, Bir- größer und ihre Koronen im Winkelradius dem Durchschnitt anderer Jahre. Auch im ke, Erle, Hasel, Hainbuche, Walnuss, Hop- dementsprechend kleiner. Frühjahr 2019 konnten bereits ausgeprägte fen, Eiche und Eibe in Deutschland, sowie Pollenkoronen an Erle, Hasel, Eibe und Bir- an Ginster oder Ratabäumen in Neusee- Die erste physikalische Theorie der Kränze ke beobachtet werden, möglicherweise als land, Ashes-Wacholder in Texas, Zedern- geht auf Fraunhofer im frühen 19. Jahrhun- Folge der außergewöhnlichen Witterungs- Wacholder auf La Palma, Sicheltannen in dert zurück. Dabei handelt es sich um eine bedingungen im letzten Jahr. Japan und Olivenbäumen in Andalusien. Näherung, die nur für Vorwärtsstreuung Mitunter waren die Erscheinungen nur gültig ist, d.h. für Effekte in geringem Win- Faszinierend an der Entdeckungsgeschich- sichtbar, wenn die Pollen durch Schütteln kelabstand zur Lichtquelle, und für nicht zu te der Pollenkoronen ist, dass sie erst in am Baum oder Strauch konzentriert frei- kleine Partikel (Durchmesser ca. > 10 µm). den späten 1980er-Jahren in Finnland gesetzt wurden. Unter diesen Bedingungen spielen ihre Zu- als eigenständige Erscheinungen erkannt sammensetzung oder Transparenz kaum worden sind, obwohl Kränze an sich seit Die ausgeprägtesten Pollenkoronen in eine Rolle. Lediglich Größe und Form bzw. babylonischer Zeit überliefert sind. Sie Deutschland stammen von Kiefern. Regio- die erlaubten Orientierungsmöglichkeiten werden durch Beugung an kugelförmigen nal gibt es sehr große Kiefernbestände (z.B. während des Schwebens oder Fallens sind

1 Kiefernpollenkorona bei einer Sonnenhöhe von 1,8° (06.05.2018, 20:17 Uhr MESZ, Hörlitz). a) Originalbild, b) Bearbeitung durch Division durch das Graubild und anschließende starke Kontrastanhebung. Die nachweisbaren Spuren des 5. Ringes sind durch Pfeile markiert. Die Aureole ist bereits komplett verdeckt, die innerste sichtbare Struktur ist der 2. Ring mit den klassischen Lichtknoten.

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2 Fotografierte Fichten- (a-d) und Kiefernpollenkoronen (e-h). Den Farbaufnahmen (a, c, e, g) ist jeweils die Differenz aus Rot- und Grünkanal (b, d, f, h) gegenübergestellt. a), b): Sonnenhöhe 10,4° (30.04.2018, 19:10 Uhr MESZ, Dresden), c), d): Sonnenhöhe 34,2° (30.04.2018, 16:36 Uhr MESZ, Dresden), e), f): Sonnenhöhe 4,6° (06.05.2018, 19:57 Uhr MESZ, Hörlitz), g), h): Sonnenhöhe 53,9° (05.05.2018, 13:40 Uhr MESZ, Hörlitz).

von Bedeutung. Für Pollenkoronen ist das malen Sonnenhöhe für beste Sichtbarkeit des 05. und 06. Mai bei einer Sonnenhöhe der passende Erklärungsansatz. Dies wur- ist mit qualitativen Argumenten folglich von etwa 2° visuell Abschnitte von vier Rin- de bereits in den frühen 1990er-Jahren von nicht möglich. Auch muss die Pollenan- gen der Kiefernpollenkorona oberhalb der E. Tränkle und B. Mielke an der FU Berlin sammlung möglichst „sortenrein“ sein, da Sonne direkt sichtbar („vierfacher Kranz“). gezeigt. sonst nur noch eine wenig auffällige diffuse Eine Analyse der Farbinformation der auf- Aufhellung um die Sonne resultiert – auch genommenen Digitalfotos zeigt, dass dabei Danach scheint die Frage der Simulation bei hoher Pollenkonzentration. Dieser Fall fotografisch auch Strukturen des 5. Ringes für kompliziertere Pollenformen, auch im scheint mir für den Gräserpollenflug im nachweisbar waren (Abb. 1), bei höherem Hinblick auf eine mögliche direkte Gegen- Frühsommer nach den klarer abgegrenzten oder noch tieferem Sonnenstand jedoch überstellung mit Fotos, nicht weiter verfolgt Baumblüten typisch. nicht. Ein anderes sehr nützliches Ana- worden zu sein. Allerdings wurden später lysewerkzeug ist die Differenzbildung aus die optischen Eigenschaften von Pollenan- Im Jahr 2018 konnte ich am 30. April in Rot- und Grünkanal. Die resultierenden sammlungen in der Luft mittels LIDAR in Dresden Fichtenpollenkoronen und vom Graustufenbilder ermöglichen eine bessere Alaska, Korea und Japan vermessen. Dabei 04.-07. Mai in Dresden und auch Hörlitz Beurteilung der bisher wenig untersuchten stellte sich heraus, dass die Pollenansamm- bei Senftenberg in der Niederlausitz Kie- äußeren Ringe der Pollenkoronen (Abb. 2). lungen bis zum Rand der atmosphärischen fernpollenkoronen unter fast idealen Be- Grenzschicht in 1,5 – 2 km Höhe reichen dingungen bei hohen (> 50°) und tiefen Daraus ergibt sich folgende Struktur der können. Grundsätzlich erwartet man die Sonnenständen (bis zum Sonnenunter- voll ausgeprägten Kiefernpollenkorona bei hellsten Pollenkoronen bei tiefem Sonnen- gang) visuell und fotografisch beobachten. tiefem Sonnenstand: längsovale Aureole stand, da der Lichtweg durch die Pollen- Eine erste interessante Frage war dabei, wie (Ring 1) mit azimutal wenig veränderlicher schicht dann am längsten ist. Dies trifft je- viele Beugungsringe überhaupt per Auge Lichtverteilung, ovaler Ring 2 mit vertika- doch ebenso auf alle anderen Aerosole zu, und Fotoauswertung nachgewiesen werden len und horizontalen Lichtknoten, Ring 3 wodurch sich der Kontrast der Pollenko- können. Zählt man die innere, rotumrande- mit wieder fast konstanter Helligkeit und rona zum diffusen Hintergrund nicht allzu te Scheibe (Aureole) wie traditionell üblich Breite entlang des Umfangs, aber etwa acht- stark steigert. Die Bestimmung einer opti- als ersten Ring, so waren an den Abenden eckiger Form, Ring 4 wieder mit Lichtkno-

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ten, jedoch angeordnet in einem typischen tikwert sowie mit 2 und 4 Stufen Unter- deckt und die Ränder des Schattenobjektes „Dreizackmuster“ oberhalb und unterhalb belichtung. Der Fokus sollte immer auf im Bild können Bearbeitungsfilter negativ der Sonne, sowie einer Fortsetzung dieser Unendlich liegen. Wichtig ist auch, ein Bild beeinflussen. Bei unabgedeckter Sonne da- Dreierstruktur in Ring 5. Im Gegensatz da- je Brennweite (Zoomeinstellung) mit einer gegen kann man wegen Beugungseffekten zu ist bei Fichtenpollenkoronen bei tiefem klar umrissenen (nicht breitgelaufenen) an der Blende eigentlich nur bei voller Öff- Sonnenstand der 3. Ring an den Seiten brei- Sonnenscheibe zur Brennweitenkalibrie- nung fotografieren, was dann einen Grau- ter und besitzt auch dunklere Stellen ober- rung aufzunehmen. filter (OD 1 bis OD 2) erfordert. Dadurch und unterhalb der verbreiterten Segmente, können wiederum aber leicht Geisterbilder was auf einen systematischen Formunter- Eine Abdeckung der Sonne hat Vor- und der Sonne durch Reflexionen entstehen. schied (unabhängig von der unterschiedli- Nachteile. Grundlegend vermeidet man da- Dass man einen klassischen Sucher dabei chen Größe) im Vergleich zu Kiefernpollen mit eine Kontrastverminderung durch dif- nur mit großer Vorsicht benutzen sollte, weist. fuse Überstrahlung, und auch Beugungsef- dürfte allgemein bekannt sein. fekte an den Blendenlamellen machen kei- Fotomaterial für weitere Untersuchungen ne Probleme mehr. Allerdings ist es dann Der zweite Teil dieses Artikels wird sich ist natürlich jederzeit willkommen. Da- auch schwieriger, bei einer Vermessung dann detaillierter mit den Computersi- zu ein paar Hinweise: Aufnahmen sollten das Ringzentrum zu verorten, auch steht mulationen beschäftigen und erscheint im im RAW-Modus erfolgen, am besten als keine Sonnenscheibe als Winkelmaßstab nächsten Heft. Belichtungsreihe startend beim Automa- zur Verfügung, Teile der Korona sind ver- Azimutale Kartenprojektionen von Uwe Pilz

Im ersten Teil meiner kleinen Kartenkunde habe ich Möglichkeiten vorgestellt, Karten mit Hilfe eines zwischengeschalteten Zy- linders zu entwerfen. Man kann aber die Erd- oder Himmelskugel auch direkt in eine Ebene bringen. Meist macht man das so, dass man diese Ebene auf einen der Pole auflegt (Abb. 1). Ebenso wie bei den recht- eckigen Karten kann man hier auch ab- standstreue, winkeltreue und flächentreue Varianten entwerfen. Die Erdkugel mit ih- ren vertrauten Umrissen eignet sich besser zur Illustration als Sternkarten. Dennoch werden gerade die azimutalen Projektionen häufig für Himmelskarten eingesetzt. Da sich hier automatisch Polarkoordinaten er- 1 Prinzip der geben, passt das gut zu den astronomischen azimutalen Projektionen Koordinatensystemen.

Orthografisch – die Welt aus der Entfernung betrachtet. Man sieht dann Äquator kommt (Kosinus-Funktion). In Ferne nur eine Seite. Von der Projektionsformel meinem kleinen Programm habe ich die Eine orthografische Projektion ergibt sich, bedeutet es, dass sich der Abstand vom Erde durchsichtig gemacht und habe auch wenn man einen Globus aus sehr großer Pol scheinbar verkürzt, je näher man dem die Linien der Rückseite mitgezeichnet, et-

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was feiner (Abb. 2). Das heute-Journal vom ZDF lässt eine solche Projektion im Raum schweben – auch hier sind die Ozeane durchsichtig.

Die mittelabstandstreue Azimutal- projektion Diese Projektion ist noch einfacher – die 2 Orthografische Projektion. Vergleichsbild: Lars H. Rohwedder, geografische Breite wird einfach als Ko- mit freundlicher Genehmigung ordinate aufgetragen. Man kann das bis zum entgegengesetzten Pol ausdehnen, der Die stereografische Projektion Ähnlich wie bei der Mercatorprojektion dann zur Kreislinie entartet. Alle Abstän- ist winkeltreu wird die Winkeltreue dadurch erreicht, de vom Pol können dann direkt aus dieser In einer azimutalen Projektion werden die dass man den Abstand der Breitenkreise im Karte entnommen werden. Wenn man die Breitenkreise immer länger, je weiter man selben Maß vergrößert, wie deren Länge zu Projektionsfläche an einem anderen Punkt sich vom Pol entfernt, und zwar stärker, groß ist. Das bedeutet, dass Erdteile weit- auflegt, bekommt man die Abstandstreue als dies ohnehin der Fall ist. Zur Verdeut- ab vom Pol ins Groteske vergrößert werden für jeden gewünschten Punkt errechnet. lichung: Jenseits vom Äquator verkürzen (Abb. 4). Kleine Ausschnitte jedoch sind Die Formeln sind dann etwas komplizier- sich die Breitenkreise wieder, in der Projek- sich selbst ähnlich, wie auch bei der Mer- ter. Sternkarten sind meist tion werden sie aber catorprojektion. Der entgegengesetzte Pol nach diesem Prinzip dennoch länger. lässt sich überhaupt nicht darstellen. Die entworfen stereografische Projektion eignet sich für (Abb. 3). Navigationskarten in den Polargebieten – hier kann ja Mercator nicht benutzt wer- den.

Die Lambertsche Azimutal- projektion ist flächentreu Hier kommt wieder dasselbe Prinzip zur Anwendung wie auch bei der Lam- bertschen rechteckigen Karte: Um die Flächentreue zu gewährleisten, wird der Abstand der Breitenkreise so ver- kürzt, dass deren Verlängerung aus- geglichen wird. Flächentreue Karten werden hauptsächlich als Weltkarten eingesetzt. Da sich die Azimutalpro- jektion hierfür schlecht eignet, wird sie kaum benutzt.

3 Diese drehbare Sternkarte benutzt mittelabstandstreue Projektion (Hans-Hellmuth Cuno, mit freundlicher Genehmigung)

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def plotN(x,y): penup() goto(x,y) pendown() dot(3) hideturtle()

def plot(x,y): penup() goto(x,y) pendown() dot(2) hideturtle() : : # Hauptprogramm 4 Zur Navigation geeignet: Die stereo- z=len(k) grafische Projektion. Vergleichsbild: tracer(0,0) # Bildschirmaktualisierung aus Lars H. Rohwedder, mit freundlicher for i in range(z): Genehmigung l= k[-i][0] f= k[-i][1]

## Orthografisch Das Python-Programm r=cos(f) Das Programm ist bis auf die Projektions- x=r*cos(l) formeln zu denen der vorigen Ausgaben y=r*sin(l) identisch. Modifizieren musste ich die Plot- if f>0: plotN(350*x,350*y) # dickere Punkte Routine, da ich für die orthografische Pro- if f<0: plot(350*x,350*y) jektion große und kleine Punkte benötige. Das drucke ich mit ab. Die Punkte werden ## mittelabstandstreue Azimutalprojektion in der vorletzten Zeile gesetzt – außer bei #f=pi/2-f der orthografischen Projektion. Bitte nicht #x=f*cos(l) vergessen, diese Zeile auszukommentieren, #y=f*sin(l) wenn man eine orthografische Welt haben will. Wie immer stelle ich das Programm ##Stereografisch, winkeltreu ins Forum, natürlich vollständig mit den ##f=pi/2-f # Südpol Koordinaten. #f=f-pi/2 # Nordpol #r=tan(f/2) #x=r*cos(l) #y=r*sin(l)

## Lambert, azimutal ##f=pi/2-f # Südpol #f=f-pi/2 # Nordpol #r=atan(f/2) #x=r*cos(l) #y=r*sin(l)

#plot(150*x,150*y) # Auskommentieren für orthografisch update() # Bildschirm anzeigen

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Beobachtung von Planetarischen Nebeln mit 10- und 21-Zoll-Teleskopen von Mathias Sawo

Der Sommer/Herbst 2018 zeichnete sich von hellen Sternen. Mit 21 Zoll war der An- Himmel. Trotz des niedrigen Standes im durch lange und häufige Schönwetterpe- blick spektakulär und zeigte eine gut defi- Sternbild Walfisch ist er selbst im mittleren rioden aus. Die Transparenz war meistens nierte Form, die mich an ein Fragezeichen Teleskopen und mit [OIII]-Filter als halb- gut und das Seeing recht häufig sogar sehr erinnerte, das von einer schwachen Blase offener Ring gut zu sehen, geschmückt mit gut. In dieser Zeit beobachtete ich u.a. sehr umgeben wird. Die Mitte der Form wirkte helleren Sternen. Bei meiner Beobachtung kleine bis relativ große Planetarische Nebel schlanker und das südliche Ende heller. Der mit meinem 21-Zoll-Teleskop hatte ich da- (PN). In den Bergen der Rhön (Wasser- hellste Teil des PN befand sich im nördli- zu noch sehr gute Horizontsicht, wodurch kuppe und Hohe Geba) beobachtete ich chen Bereich, in der Gestalt von zwei lin- sehr viele Details recht einfach zu sehen wa- mit meinem 10- und 21-Zoll-Teleskop. Die senförmige Knoten, die gut sichtbar und ren. Beobachtet habe ich mit einem [OIII]- Ergebnisse möchte ich hier anhand von Be- trennbar waren. Am östlichen Ende konnte Filter und 130-facher Vergrößerung. Deut- schreibungen und meinen dazugehörigen ich noch einen abgesetzten schwachen Ne- lich war damit ein heller hufeisenförmiger Zeichnungen präsentieren. bel erkennen. Sehr aufgewertet wurde das und gut begrenzter Rand zu erkennen, der Objekt durch drei Sterne im Nebel sowie ei- mit helleren Segmenten durchsetzt war. IC 2003 (10 Zoll, Wasserkuppe) nen helleren Doppelstern am südöstlichen Insgesamt sieben dieser hellen Bereiche Dieser helle PN im Perseus blieb aufgrund Ende. Ich habe deshalb auch ohne einen waren gut indirekt bis knapp direkt zu er- seiner geringen Größe lange stellar und Filter beobachtet. fassen, davon konnte ich am Nordost-Ende ich erkannte erst bei 360-fach eine deut- eine Verdickung mit drei hellen Knoten er- liche Scheibe mit ersten Strukturen. Mit NGC 6852 (21 Zoll, Hohe Geba) kennen. Ebenfalls recht gut zu sehen waren 500-fach konnte ich eine Schalenstruktur Im Sternbild Adler befindet sich dieser die zwei runden dunklen „Augen“, die dem erfassen. Die südliche Schale war deut- kleine ringförmige PN, der mir erst bei PN seinen Eigennamen gegeben haben. lich heller und besser greifbar und enthielt höherer Vergrößerung mehr Details zeigte Das schwierigste Detail waren schwache, einen helleren Knoten. Die nördliche Sei- und zunächst mit 130-fach nur als runde aufeinander zulaufende Spitzen, welche te wurde zum Rand heller und durch eine Scheibe zwischen zwei Sternen erschien. die zunächst halboffen wirkende östliche dunkle Einbuchtung im Westen hatte ich Bei 180-fach war die Ringstruktur schon Seite geschlossen haben. Neben den drei den Eindruck einer offenen Seite, was ich angedeutet. Mit 580-facher Vergrößerung hellen Sternen im Nebel konnte ich noch aber nur mit indirekten Blick und nur kurz- konnte ich noch recht einfach drei unter- einen weiteren schwachen Stern am östli- zeitig halten konnte. schiedlich helle Knoten am Rand der Ring- chen Ende erkennen. Enttäuschend war der form erkennen, einen Filter benötigte ich Anblick dagegen ohne Filter, wodurch der IC 2149 (10 Zoll, Wasserkuppe) dafür nicht. PN nur noch sehr blass und ohne Details Ebenfalls recht hell und sehr klein ist dieser erschien. PN, der im Sternbild Fuhrmann zu finden NGC 6751 (21 Zoll, Hohe Geba) ist. Ich kannte das Objekt schon von einer Im gleichen Sternbild beobachtete ich die- NGC 1514 (21 Zoll, Hohe Geba) früheren Beobachtung mit einem 18-Zoll- sen PN, der ebenfalls bei höherer Vergrö- Deutlich schwieriger in Bezug auf Details Teleskop. Mit 10 Zoll Öffnung konnte ich ßerung ringförmig erschien, aber deutlich war meine Beobachtung dieses schönen kaum weniger Details sehen. Bei 210-fach heller war als NGC 6852, dazu kam noch PN im Sternbild Stier. Er trägt den Eigen- und indirektem Blick war der PN bereits ein deutlicher Zentralstern. Mit 580-fach namen „Chrystal Ball“, obwohl er mich, länglich und bei weiterer Vergrößerung auf war der Ringcharakter sehr einfach zu se- nach abschließender Beobachtung, eher 360-fach zeigte sich die Form einer Pfeilspit- hen, wobei der nordwestliche Rand besser an eine offene Blüte erinnerte. Mit einem ze mit einem länglichen helleren Zentrum greifbar war. Dieser Rand wirkte unruhig Filter waren die Details schlechter zu er- und einem deutlichen Zentralstern. und ich konnte bei geduldiger Beobach- kennen und ich habe deswegen ohne Fil- tung und indirektem Blick hellere Knoten terung beobachtet. Zunächst hatte ich ein NGC 7008 (21 Zoll, Hohe Geba) wahrnehmen. sehr diffuses ungleichmäßiges Schimmern Der auch als „Fötus-Nebel“ bekannte PN um einen sehr hellen Zentralstern sehen gehört zu den schönsten Objekten seiner NGC 246 (21 Zoll, Wasserkuppe) können. Mit 360-facher Vergrößerung Art am Nordhimmel und befindet sich im Der auch als „Totenkopfnebel“ bekannte PN musste ich mich etwas länger einsehen, um Schwan. Schon mittlere Teleskope zeigen war für mich eine der schönsten Sichtun- daraus greifbare Strukturen herausarbeiten problemlos die gebogene Form, umgeben gen dieser Objektklasse unter heimischem zu können. Gut zu sehen war dagegen ein

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1 IC 2003 2 IC 2149

3 NGC 7008 4 NGC 6852

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5 NGC 6751 6 NGC 246

7 NGC 1514 8 Simeiz 22

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dunkler Bereich, der den PN in zwei hel- Simeiz 22 (21 Zoll, Hohe Geba) den Bogen noch ein Stück weiter verfolgen, lere Schalen zerteilte. Die östliche Schale Dieser PN im Sternbild Cassiopeia ist recht er lief dann diffus in den Himmelshinter- zeigte indirekt eine dunkle Einbuchtung ausgedehnt, wodurch er auch flächen- grund über. Ich hatte zeitweise den Ein- bzw. Trennung. Die westliche Schale war schwach ist. Im Sharpless-Katalog, der viele druck, eine zerfaserte Struktur im Bogen zu gebogen und das südliche Ende zeigte mit schwache Nebel enthält, ist er auch als Sh2- erkennen, was aber für mich nicht genauer indirektem Blick einen helleren abgesetzt 188 eingetragen. Bei meiner Sichtung mit greifbar war. Im Nebelbogen konnte ich wirkenden Bereich. Weitere Hell-Dunkel- meinem 21-Zoll-Teleskop hatte ich zum dazu noch drei schwache Sterne erkennen. Bereiche waren innerhalb des PN zu sehen, Zeitpunkt der Beobachtung gute Bedin- Ohne einen Filter verschwand der Nebel wenn auch kaum greifbar. An den Nord-, gungen. Dunkler und transparenter Him- fast völlig und war höchstens nur noch West-, Süd- und Ostseiten des PN konnte mel ist bei diesem Objekt besonders wich- schemenhaft zu erblicken. ich indirekt und mit „field sweeping“ run- tig, außerdem sollte man einen [OIII]-Filter de, sehr schwache Ausstülpungen sehen. verwenden. Mit 130-facher Vergrößerung Der Zentralstern störte mich während der sah ich recht gut einen hellen Bogen. Dieser Beobachtung durch seine große Hellig- Bogen wurde in Richtung Norden schmaler keit und erschwerte mir die Sichtung der und wirkte an diesem Ende mit indirektem schwachen Bereiche. Blick aufgefächert. Nach Westen konnte ich Skyguide 2019 – 4 (Winter) von Robert Zebahl und René Merting

Unser Skyguide soll in erster Linie Anre- melsqualität, der Teleskopöffnung und der vorhanden. Sie zeigt Sterne bis zu einer gungen für eigene Beobachtungen geben persönlichen Erfahrung. Größenklasse von ca. 8,0 mag. Telradkrei- und wird dabei jährlich für jede Jahreszeit 5 se (0,5°; 2°; 4°) auf der Karte markieren Objekte kurz beschreiben. Es werden dabei Zu jedem Objekt werden die wichtigsten die Position des Objekts. Im Allgemeinen sowohl leichte als auch schwierige Objekte Informationen in Kurzform und gegebe- empfehlen wir aber, eigene Aufsuchkarten ausgewählt, welche nach Schwierigkeits- nenfalls ein DSS-Bild (Digitized Sky Sur- zu erstellen. Die visuelle Beschreibung des grad sortiert sind. Wie schwierig ein Objekt vey) angegeben. Des Weiteren ist eine Kar- Objekts basiert weitestgehend auf eigenen letztlich ist, hängt natürlich von verschie- te, erstellt mit der freien Software Cartes du Beobachtungen und soll lediglich als An- denen Faktoren ab, vor allem von der Him- Ciel (Skychart), für die grobe Orientierung haltspunkt dienen.

Übersichtskarte der Objekte für Skyguide 2019-4 Karte erstellt mit Cartes du Ciel du Cartes mit erstellt Karte

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41 Aur (STF 845)

Typ: Doppelstern Der recht helle Doppelstern ist leicht zu finden und zeigt zwei Sterne mit Sternbild: Aur relativ geringem Helligkeitsunterschied. Bei einem Winkelabstand von 7,5 Bogense- Koordinaten (2000.0): 06h 11m 36,59s, kunden genügt bereits ein kleines Teleskop für die Beobachtung, selbst aus der Stadt +48° 42' 39,6'' heraus. Wer im Besitz eines Großfernglases ist, kann sich ebenfalls an diesem Doppel- Helligkeit: 6,16 / 6,86 mag stern versuchen, wobei ein Stativ dringend empfohlen wird. In einem kleinen Refrak- Winkelabstand: 7,5'' tor mit 55 mm Öffnung ist er schon bei 25-facher Vergrößerung trennbar, wobei beide Positionswinkel: 358° Komponenten noch ziemlich dicht beieinander stehen. Jahr: 2017

1 Aufsuchkarte für Doppelstern 41 Aur, Karte erstellt mit Cartes du Ciel theta Aur (37 Aur, STT 545)

Typ: Doppelstern überstrahlt wird oder sogar nur als Aufhellung im Sternbild: Aur Beugungsring der helleren Hauptkomponente liegt. Koordinaten (2000.0): 05h 59m 43,24s, Meist sind hohe Vergrößerungen nötig. Im Fall von +37° 12' 45,9'' beträgt der Helligkeitsunterschied Helligkeit: 2,6 / 7,2 mag mehr als 4 Größenklassen, wobei er ein schöner Ein- Winkelabstand: 4,2'' stieg in die Beobachtung ungleicher Doppelsterne Positionswinkel: 305° ist. Der Winkelabstand ist ausreichend groß, sodass Jahr: 2017 er mit etwas Geduld bereits mit einem Teleskop mit 70 mm Öffnung erfolgreich beobachtet werden kann. Neben Doppelsternen mit ähnlich hellen Komponen- Bei einer Vergrößerung von 133-fach zeigte sich der ten gibt es auch jene, deren Helligkeitsunterschiede sehr Begleiter als kleines, schwaches Sternchen. Die Beob- groß sind. Unter Doppelsternbeobachtern ist dies oft achtung von Doppelsternen, insbesondere von sehr eine Herausforderung, da die schwächere Komponente ungleichen Paaren, ist immer einen Blick wert.

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NGC 2281 (H 8.71, Broken Heart Cluster)

Typ: Offener Sternhaufen Sternbild: Aur Koordinaten (2000.0): 06h 48m 17s, +41° 04' 42'' Helligkeit: 5,4 mag Winkelausdehnung: 15' x 15'

NGC 2281 ist ein etwa 300 Millionen Jahre alter Sternhaufen, welcher laut einem in „Sterne und Weltraum“ erschienenen Artikel (12.2016, S. 68 f.) bereits seinen zweiten Umlauf um das Milchstra- ßenzentrum vollbringt und sich bei diesem ver- mutlich vollständig auflösen wird. Mit einer ge- schätzten Mitgliederzahl von 30 Sternen ist er eher sternarm, hebt sich aber dennoch gut von seiner Umgebung ab. Die helleren Sterne bilden mit et- was Fantasie eine Herzhälfte, was wohl dem Stern- haufen seinen Beinamen (Gebrochenes Herz) gab. Unter Vorstadtbedingungen zeigt sich der Stern- haufen mit 5 Zoll Teleskopöffnung bei geringer Vergrößerung bereits auffällig.

2 Offener Sternhaufen NGC 2281, Quelle: DSS, gemeinfrei

IC 2149 (PK 166+10.1)

Typ: Planetarischer Nebel Sternbild: Aur Koordinaten (2000.0): 05h 56m 23,86s, +46° 06' 17,5'' Helligkeit: 10,6 mag Winkelausdehnung: 0,2' x 0,1'

IC 2149 ist der hellste Planetarische Nebel im Fuhrmann. Die visuelle Helligkeit von 10,6 mag ergibt bei der angegebenen Winkelausdehnung eine recht hohe Flächenhelligkeit, sodass der Nebel gut aus der Stadt mit mittlerer Teleskop- öffnung beobachtet werden kann. Kleine Vergrö- ßerung zeigt den Nebel meist sternförmig. Unter städtischen Bedingungen (Bortle 7) kann bei 8 Zoll Teleskopöffnung und 150-facher Vergrö- ßerung durchaus die leicht ovale Form gesehen werden.

3 Planetarischer Nebel IC 2149, Quelle: DSS, gemeinfrei

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NGC 1907 (H 7.39)

Typ: Offener Sternhaufen Sternbild: Aur Koordinaten (2000.0): 05h 28m 05s, +35° 19' 30'' Helligkeit: 8,2 mag Winkelausdehnung: 7' x 7'

In unmittelbarer Nähe zum bekannten Sternhaufen findet sich der deutlich schwächere Stern- haufen NGC 1907, welcher nach Trümpler als II1m klassifiziert wird. Robert Julius Trümpler (02.10.1886- 10.09.1956), ein aus der Schweiz stammender US- amerikanischer Astronom, entwickelte ein Schema zur Klassifizierung Offener Sternhaufen, welches üb- licherweise aus drei Angaben besteht: Eine römische Zahl (I-IV) gibt Konzentration und Kontrast zur Um- gebung an (stark bis schwach), die Ziffer (1-3) gibt die Helligkeitsunterscheide der Mitglieder untereinander an (gering bis stark) und ein Buchstabe gibt Auskunft über die Mitgliederzahl: p (poor, sternarm), m (me- dium) bzw. r (rich, sternreich). Visuell lässt sich der Sternhaufen bereits mit einem kleinen 8x40-mm- Fernglas unter dunklem Landhimmel beobachten, er zeigt sich als kleine, auffällige Aufhellung. 4 Offener Sternhaufen NGC 1907, Quelle: DSS, gemeinfrei

Impression Raumstation vor dem Am 14.09.19 um 21:06:11 Uhr MEZ sauste die ISS in Mond 600 Millisekunden über den Südbereich des Vollmon- des. Celestron C6 Schmidt- Cassegrain (150 mm/1500 mm) mit 0,63-fachem Reducer, ZWO ASI1600MC Pro cooled. Bildautor: Tim Lauenstein, Goppeln.

Journal für Astronomie Nr. 72 | 91 Kleine Planeten

Neues aus der FG Kleine Planeten von Gerhard Lehmann

Die Nächte werden im Winter wieder län- ger und vielleicht haben Sie auch Lust, einen Kleinplaneten zu beobachten. Es muss nicht immer die Astrometrie im Vordergrund stehen. Nahe scheinbare Be- gegnungen mit Deep-Sky-Objekten haben ebenfalls ihren Reiz. Unser FG-Mitglied Wolfgang Ries hat für den Winter solche Ereignisse zusammengestellt und ruft zur Beobachtung auf.

Nicht nur die Nächte werden länger, auch die Zahl der neu entdeckten Kleinplaneten wächst ständig. Dementsprechend vergrö- ßert sich auch die Anzahl der nummerier- ten Kleinplaneten. Was das für die Datei mit den Bahnelementen vom MPC bedeu- tet, lesen Sie auf den nächsten Seiten.

Nach der Wende im Herbst 1989 haben Dr. 1 Die Volkssternwarte und das Zeiss-Planetarium Drebach: links die große Beobachtungs- Schmadel (1942 – 2016) vom Astronomi- station mit Refraktoren von 180 mm f/9 bis 100 mm f/10, rechts ein Astrograph f/6,8 (Plane- schen Recheninstitut Heidelberg und Dr. Wave CDK20) noch auf einer Montierung ALT7-ADN, im Hintergrund links ein 20-zölliger RC Börngen vom Karl-Schwartzschild-Obser- in einer Baader-Kuppel. Mittig im Hintergrund eine 13-m-Kuppel, unter welcher sich eine 11-m- vatorium Tautenburg (*1930) gemeinsam Projektionskuppel für einen Planetariumsprojektor ZKP3 von Carl Zeiss inklusive VELVET-Pro- Kleinplaneten beobachtet und auch viele jektoren für die Ganzkuppelprojektion befindet. Bild: Jens Kandler neu entdeckt. Eine der Neuentdeckungen haben sie nach Dr. Joachim Ekrutt, dem heutigen Geschäftsführer der Gesellschaft In diesem Jahr wird die FG Kleine Planeten UNESCO-Weltkulturerbe. Weitere Infor- für volkstümliche Astronomie e.V. Ham- ihre 23. Kleinplanetentagung in der Volks- mationen entnehmen Sie bitte der Klein- burg, benannt. sternwarte und dem Zeiss-Planetarium planetenseite [2]. Drebach [1] durchführen. Der seit 1993 be- stehende Förderverein der Volkssternwarte Wenn Sie Lust bekommen haben, vielleicht Drebach e.V. lädt ebenfalls ein und wird die auch einmal Kleinplaneten zu beobachten, (24713) Ekrutt = 1991 RE4 Tagung tatkräftig unterstützen. Preiswerte dann sind Sie herzlich eingeladen. Als Mit- Unterkünfte sind im schönen Erzgebirge glied in der FG Kleine Planeten werden Sie Discovered 1991 Sept. 12 by L. D. Schmadel and F. Börngen für alle Teilnehmer reserviert. Seit 2019 Gleichgesinnte treffen und von den Erfah- at Tautenburg. gehört die Montanregion Erzgebirge zum rungen der anderen profitieren. Joachim Ekrutt (born 1948) is an en- thusiastic German amateur astro- nomer. A lawyer and tax consultant by profession, Ekrutt published some introductory astronomical booklets, especially „Die kleinen Planeten“ on Internethinweise (Stand Oktober 2019): minor planets. The name was sugge- [1] Sternwarte Drebach: www.sternwarte-drebach.de sted by the first discoverer. [2] Kleinplanetenseite: www.kleinplanetenseite.de

92 | Journal für Astronomie Nr. 72 Kleine Planeten

Nummerierte Kleinplaneten in der MPCOrb.dat von Gerhard Lehmann

Einleitung Das Center (MPC) in den USA stellt schon seit vielen, vielen Jahren eine Textdatei namens MPCOrb.dat [1] zur Verfügung, welche die Bahnelemente bekannter Kleinplaneten enthält. In der MPCOrb.dat vom 10. August 2019 finden sich insgesamt 796.359 Kleinplaneten, wo- von 541.128 nummeriert sind und der Rest noch provisorisch bezeichnet ist. Die An- zahl der nummerierten Kleinplaneten ist seit 1995 von 6.752 im Jahr 2018 auf 523.824 gestiegen. Das macht in 23 Jahren einen Zu- wachs um 517.072 oder eine Steigerung um fast 7.660% [2] aus. Diese Zuwächse, siehe 1 Verteilung der nummerierten Kleinplaneten auf die Beobachtungsjahre [2]. Abb. 1, bereiten Probleme. Bild: Gerhard Lehmann

MPCOrb.dat Wie schon erwähnt, ist MPCOrb.dat eine Textdatei mit 202 Spalten. Es soll jetzt nicht jede dieser Spalten erläutert werden, denn das ist nicht die Aufgabe dieser Zeilen und das MPC hat sie ausführlich im Internet [3] erklärt. Entscheidend ist, dass nur die ersten 5 von 202 Spalten für die Nummer des Kleinplaneten zur Verfügung stehen. Hat der Kleinplanet aber keine Nummer, also nur eine provisorische Bezeichnung, stehen dafür in gepackter Form die ersten 7 von 202 Spalten bereit. Also gehen 2 Spal- ten nach der Nummerierung verloren! Dies ist historisch so entstanden und vermutlich haben die Programmierer nie gedacht, dass es mehr als 99.999 Kleinplaneten im Son- nensystem gibt. So markiert also der Klein- planet (99999) 1981 FP, ein Hauptgürtelas- teroid, diese „magische“ Grenze.

Um sie zu überwinden, wird der Kleinpla- net (100000) Astronautica, ein Hungariaas- teroid, mit A0000 [4] auf den ersten 5 von 202 Spalten verewigt. Dies war im Jahr 2005 der Fall, was der rote Balken in der Abb. 1 verdeutlichen soll. Sind die Großbuchsta- ben in der ersten Spalte vergeben, beginnt 2 Minor Planet Electronic Circular vom 24. Juli 2019 [5], das Spielchen mit den Kleinbuchstaben von Bild: Gerhard Lehmann

Journal für Astronomie Nr. 72 | 93 Kleine Planeten

vorn. Durch dieses System können 619.999 tariumsprogramme und nicht zu verges- ten her. Eines ist aber sicher: Die Anzahl nummerierte Kleinplaneten mit ihren sen die Programme des MPCs nutzen die der neu entdeckten Kleinkörper, also der Bahnelementen gespeichert werden. MPCOrb.dat in der heutigen Form! Kleinplaneten und Kometen, wird sich auch dank neuer Teleskope und Suchstra- Die letzte Nummerierung von Kleinplane- Deshalb hat das MPC am 24. Juli 2019 ein tegien, erhöhen. Nur um wie viel – das weiß ten wurde zum Zeitpunkt des Verfassens Minor Planet Electronic Circular (M.P.E.C. niemand! dieser Zeilen am 18. Mai 2019 vom MPC 2019-O55) [5], siehe Abb. 2, veröffentlicht, veröffentlicht, woraus sich die schon ein- welches das Problem nicht löst, aber in die gangs erwähnten 541.128 nummerierten Zukunft verschiebt. Durch die Verwendung Internethinweise (Stand Oktober 2019): Kleinplaneten ergeben. Es fehlen also nur einer Tilde kann der Kleinplanet mit der [1] MPCOrb: www.minorplanetcenter. noch 78.871 zu nummerierende Kleinpla- Nummer 600.000 als (~0000) gespeichert net/iau/MPCORB.html neten, um mit (z9999) die wiederum „ma- werden. In Zukunft sind auch Groß- und [2] MPC Archive Statistics: https:// gische“ Grenze von 619.999 zu erreichen. Kleinbuchstaben gemischt in den Spalten 2 minorplanetcenter.net/iau/lists/ Das wird aller Voraussicht im Jahr 2021 der bis 5 zugelassen. Dadurch wird es möglich ArchiveStatistics.html Fall sein. sein, den Kleinplaneten mit der Nummer [3] Export Format for Minor-Planet 15.396.335 in codierter Form als (~zzzz) zu Orbits: https://minorplanetcenter.net/ Der Leser erkennt, wenn er denn wegen verewigen. iau/info/MPOrbitFormat.html der vielen Zahlen bis hierher weitergelesen [4] Packed Provisional and Permanent hat, das eigentliche Problem. Niemand Resümee Designations: https:// kann vorhersagen, wie viele Kleinplaneten Das MPC hat erneut eine „magische“ Gren- minorplanetcenter.net/iau/info/ es denn überhaupt im Sonnensystem gibt. ze gesetzt. Wann diese erreicht ist, kann PackedDes.html Konsequenterweise müsste ein völlig neues seriös nicht vorher gesagt werden. Spätes- [5] M.P.E.C. 2019-O55: https:// Dateiformat her oder mit anderen Worten, tens dann muss aber ein neues Format für minorplanetcenter.net/mpec/K19/ die Textdatei ist veraltet. Aber, viele Plane- die Bahnelemente bekannter Kleinplane- K19O55.html

Impression

Mond trifft Jupiter

Der Mond drei Tage nach Neu- mond mit Jupiter, 31.10.2019 um 17:16 Uhr MEZ. Kamera Canon 7DMII, Objektiv Canon EF 100 – 400 mm L IS II USM bei 400 mm, Blende 5,6 bei 1/40 s Belichtungszeit und ISO 200. Bildautor: Manfred Kiau.

94 | Journal für Astronomie Nr. 72 Kleine Planeten

Kosmische Begegnungen 1 Der offene Sternhaufen M 45 (Plejaden) und der Kleinplanet (647) Adelgunde am 17. von Klaus Hohmann und Wolfgang Ries November 2018. Aufgenommen mit einem Ab und zu findet man auf Astroaufnahmen seinem Garten, startete die Aufnahmeserie 130-mm-Newton f/5 und einer Canon EOS von Deep-Sky-Objekten kurze Strichspu- und fuhr mit seiner Frau noch Besorgun- 1200 Da. Bild: Jörg Nirschl ren. Der Verursacher ist meist ein Kleinpla- gen machen. Bei seiner Rückkehr fand er net, der sich während der Belichtungszeit sein Equipment stromlos vor. Seine Mädels ein kleines Stück auf seiner Bahn um die hatten während seiner Abwesenheit die Sonne weiterbewegt hat. Für viele Astrofo- Stromzufuhr gekappt. Aufgeben kam für aufnahm und dem nahen offenen Stern- tografen sind solche zufälligen kosmischen Jörg nicht in Frage, also wurde nochmals haufen einen wissenschaftlichen Touch Begegnungen eine Bereicherung des Bildes. gestartet. Nach Ende der Serie stellte sich verpasste. Der offene Sternhaufen ist ca. Besonders dann, wenn man nach einiger aber heraus, dass zwischenzeitlich für eini- 420 Lichtjahre von uns entfernt und beher- Recherche herausfindet, wer der Verursa- ge Bilder das Autoguiding ausgefallen war. bergt einige hundert Sterne. Die hellsten cher der Strichspur war. Nichtsdestotrotz wurden die restlichen Bil- konzentrieren sich auf ein Gebiet von ca. 7 der gestackt, auch wenn die Gesamtbelich- Lichtjahren Durchmesser, wobei aber Mit- Das heutige Bild [1] stellte uns Jörg Nirschl tungszeit kürzer als erhofft blieb. Jörg fiel glieder in einem 10-mal so großen Gebiet aus dem Isartal zur Verfügung. Seit seiner sofort eine kleine, unterbrochene Strich- gefunden wurden. Die bekannten blauen Schulzeit begeistert er sich für die Astrono- spur auf. Dank CalSKY konnte er den Ver- Reflexionsnebel sind keine Überbleibsel mie und ist dem Hobby nun fast 30 Jahre ursacher feststellen. Es handelt sich um den der Haufenentstehung, sondern die Ple- treu geblieben. Beobachtet wird visuell Kleinplaneten (647) Adelgunde, der dem jaden durchqueren gerade den Rand des vom heimischen Garten aus oder auch mit Siebengestirn einen Besuch abstattete. Taurus--Dunkelnebel-Komplexes einigen Freunden bei Touren in dunklere [2]. Der Zufall beschert uns also einen tol- Gegenden. Seit ca. 3 Jahren betreibt er auch Die Plejaden sind seit dem Altertum bei len freisichtigen offenen Sternhaufen, der Astrofotografie. Am 17. November 2018 vielen Völkern fester Bestandteil ihrer my- auf Fotografien in ein wunderbares blaues wollte er eine tiefe Aufnahme der Plejaden thologischen Überlieferungen. So sind sie Nebelgebiet eingebettet ist. Die Aufnahme machen. Dass es manchmal anders kom- die sieben Schwestern bei den alten Grie- heute zeigt zusätzlich noch einen kleinen men kann, weiß wohl jeder Astrofotograf chen, Subaru bei den Japanern oder die Besucher, der für Jörg das Bild, trotz der aus eigener Erfahrung. Jörg montierte al- Gluckhenne in Teilen Deutschlands, bis sie Schwierigkeiten, zu etwas Besonderem so seinen Newton f/5 auf die fixe Säule in Charles Messier als M 45 in seinen Katalog macht.

Journal für Astronomie Nr. 72 | 95 Kleine Planeten

Tabelle 1

Kosmische Begegnungen

Datum/Uhrzeit Kleinkörper mag Objekt Art mag Abstand

21.01.2020/21:00 (64163) 2001 TB49 15,5 NGC 2392 PN 9,1 2´ 22.01.2020/20:00 (656) Beagle 14,4 IC 443 SNR 12 1´ 19.02.2020/21:00 (1796) Riga 15,0 M 48 OC 5,8 7´ 26.02.2020/21:00 (474) Prudentia 15,3 NGC 2872/3/4 Gx 11,9/15,4/12,6 6´ 28.03.2020/22:00 (1684) Iguassu 15,7 M 105 Gx 9,5 5´ 31.03.2020/22:00 (538) Friederike 15,1 M 96 Gx 9,3 5´

Abkürzungen: OC = Offener Sternhaufen, PN = Planetarischer Nebel, Gx = Galaxie, SNR = Supernovaüberrest

Bei (647) Adelgunde handelt es sich um statt. Die Tabelle 1 enthält eine kleine Aus- Internethinweise (Stand Oktober 2019): einen ca. 10 km großen Asteroiden des wahl interessanter Begegnungen zwischen [1] Privatsternwarte von Wolfgang Ries: Hauptgürtels. Zum Zeitpunkt der Aufnah- Kleinplaneten und Deep-Sky-Objekten, die www.sternwarte-altschwendt.at/ me war er 13,2 mag hell und ca. 148 Mio. von uns erstellt wurde. Damit soll Ihnen Ihr JN_M45-Adelgunde_171118_Joerg_ km von der Erde entfernt. Für die Umrun- Weg zum persönlichen Bild einer kosmi- Nirschl_markiert_2000.jpg dung benötigt dieser Gesteinsasteroid nur schen Begegnung erleichtert werden. [2] R. Stoyan, 2006: „Atlas der Messier­ ca. 3,82 Jahre, da seine Bahn im inneren objekte“, Oculum Verlag Bereich des Hauptgürtels liegt. Das erklärt, Eine Möglichkeit, sich täglich über aktuelle [3] Adelgunde von Bayern, https://de. warum dieser relativ kleine Brocken sehr kosmische Begegnungen zu informieren, wikipedia.org/wiki/Adelgunde_von_ hell werden kann. finden Sie auf der Homepage von Klaus Bayern Hohmann [4]. Dort kann sich der interes- [4] Homepage von Klaus Hohmann: Entdeckt wurde (647) Adelgunde im Jahr sierte Astrofotograf in dem von Klaus ge- http://astrofotografie.hohmann-edv. 1907 vom deutschen Astronomen August schriebenen Tool kosmische Begegnungen de/aufnahmen/kosmische. Kopff in Heidelberg, der als Entdecker sehr anzeigen lassen. Interaktiv hat man die begegnungen.php erfolgreich war. Er fand einen Kometen und Möglichkeit, verschiedene Parameter wie 66 Kleinplaneten. Der Kleinplanet (647) die Helligkeit des Deep-Sky-Objektes oder Adelgunde ist einer von 120 Kleinplaneten, die Helligkeit des Kleinplaneten selbst aus- für die es keine offizielle Publikation über zuwählen, um eine passende Konjunktion die Benennung gibt. für sich zu finden.

Es gibt zwei Deutungen, woher der Name Wir möchten Sie im Namen der Fachgrup- kommt. Die eine bezieht sich auf die zwei pe Kleine Planeten der VdS bitten, Ihre Buchstaben AD in seiner provisorischen kosmische Begegnung einzusenden, um Bezeichnung nach der Entdeckung, die zukünftige Ausgaben des VdS-Journals mit 1907 AD lautete. Adelgunde fängt auch mit Ihren Bildern zu bereichern. Schicken Sie AD an. Die zweite Meinung lautet, dass als die Bilder per Mail mit dem Betreff „Kos- Namenpatronin Adelgunde Maria Augusta mische Begegnung“ an ries@sternwar- Therese, Prinzessin von Bayern, diente. Sie te-altschwendt.at. Bitte vergessen Sie nicht war eines von 13 Kindern von König Ludwig das Aufnahmedatum, die fotografierten III. von Bayern, dem letzten bayrischen Kö- Objekte und die Daten des Teleskops bzw. nig [3]. Vielleicht liegt ja die Wahrheit in der der Kamera mitzuteilen. Der Autor eines Mitte und August Kopff ließ sich von den ausgewählten Bildes wird anschließend ge- zwei Buchstaben seiner provisorischen De- beten, eine unkomprimierte Version des signation dazu inspirieren, seinen KP nach Bildes für den Druck zur Verfügung zu der bayrischen Prinzessin zu benennen. stellen. Kosmische Begegnungen finden täglich

96 | Journal für Astronomie Nr. 72 Kometen

Auffallende Kometen des zweiten Quartals 2019 von Uwe Pilz

Im zweiten Quartal erlebten wir eine regel- rechte Kometenflaute. Zum ersten Mal seit über fünf Jahren fiel es mir schwer, der „Ko- metenecke“ von Sterne und Weltraum an- gemessen Substanz zu geben.

Während des zweiten Quartals war C/2018 R3 (Lemmon) mit mittelgroßen Instru- menten erreichbar. Er zog eine Bahn vom Pegasus über Andromeda-Kassiopeia-Per- seus-Giraffe in den Luchs, stets niedrig am Nordhimmel. Die Helligkeit war recht konstant bei 11 mag. Das klingt gar nicht so schlecht, bedingt durch die niedrige Lage war die Sichtung dennoch eine beobach- terische Herausforderung. Die Aufnahme von Martin Nischang zeigt einen gasreichen Kometen (Abb. 1).

In den letzten Wochen des Quartals er- 1 C/2018 R3 (Lemmon), 29. Mai 2019, 23:50 Uhr UT, 12-Zoll-Astrograph (f/3,6), 35 Minuten reichte C/2018 W2 (Africano) beachtliche mit CCD-Kamera ALCCD12 (Martin Nischang). 12 mag. Seine Helligkeit stieg stärker an als erwartet. Dieser Komet wird sich um den Jahreswechsel 2019/2020 zum Fernglasko- meten entwickeln. Im Frühsommer 2019 waren mittelgroße Instrumente für die Sichtung notwendig. Die Aufnahme von Michael Jäger (Abb. 2) zeigt, dass auch die- ser Komet gasreich ist.

2 C/2018 W2 (Africano), 28. Juni 2019, 0:40 Uhr UT, 8-Zoll Astrograph (f/2,0), 83 Minuten mit CMOS-Kamera ASI-1600 (Michael Jäger).

Journal für Astronomie Nr. 72 | 97 Kometen

40 Jahre Kometenbeobachtung – 1000 Kometen sind nicht genug von Werner Hasubick

Am 22.11.2017 war es so weit. In der Volks- Angefangen hatte alles schon über 40 Jahre helle Kometen der Tageszeitung entneh- sternwarte Buchloe nahm ich mit dem vorher. Und es fing gleich mit einem Nega- men musste! 44-cm-Newton eine Serie von 20-Sekun- tiverlebnis an. Ich, der gerade im Septem- den-Aufnahmen des Kometen C/2015 H2 ber 1975 angefangen hatte, sich intensiver Erst am 5.10.1977 war es dann soweit. Mit PanSTARRS auf. Wie sich beim Vermessen mit der Astronomie zu beschäftigen, be- meinem 14x100-Feldstecher konnte ich der Aufnahmen mit Astrometrica zeigte, kam nichts von der zu erwartenden hellen meinen ersten Kometen, C/1977 R1 Kohler, wurde der Komet mit 18,8 mag nachgewie- Erscheinung des Kometen C/1975 V1 West beobachten. Danach folgten weitere Kome- sen. Er war damit der 1000. von mir beob- am Morgenhimmel im März 1976 mit! Man ten, die vor allem mit dem oben erwähnten achtete Komet. Ein langersehntes Ziel war kann sich das heute gar nicht mehr vorstel- Feldstecher (Wachter Gigant) beobachtet erreicht [1]. len, dass man damals Informationen über wurden. Einer der Meilensteine aus der An- fangszeit war mein erstes Kometenfoto von 2P/Encke in seiner sehr hellen Erscheinung 1980. Inzwischen (Stand November 2018) habe ich mit einer CCD-Beobachtung ei- nige Tage nach dem Apheldurchgang die Dokumentation des 10. Periheldurchgangs begonnen! In den nächsten Jahren wurde hauptsächlich visuell beobachtet, mit dem schon erwähnten Großfeldstecher, einem Celestron 5 und später einem Celestron 8. Später kam auch eine 5,5-Zoll-Schmidt- kamera für die fotografische Beobachtung schwächerer Kometen hinzu. Vom Kome- ten C/1983 H1 IRAS-Araki-Alcock erfuhr ich zwar auch nur aus der Tageszeitung, er war allerdings in großer Erdnähe nicht zu übersehen. Er war mit seiner Geschwin- „ digkeit von 100 /min der erste Komet, bei dem ich live im Okular die Bewegung se- hen konnte. Für die Beobachtung des be- rühmten Kometen 1P/Halley 1986 wurde sogar eine erste Beobachtungsexkursion nach Teneriffa unternommen. 1992 wurde der Ursprungskomet der Perseiden, 109P/ Swift-Tuttle, wiederentdeckt und konnte einige Male mit der Schmidtkamera auf Film fotografiert werden (Abb. 1).

Ab 1991 wurde auch am 44-cm-Newton der Volkssternwarte Buchloe beobachtet. Dabei konnte der Komet 95P/Chiron, der auch die Kleinplanetennummer 2060 trägt, in Perihelnähe mit 15,2 mag visuell be- obachtet werden. 1996 kam es dann zum nächsten Höhepunkt, dem sehr nahen Vor- 1 Komet 109P/Swift-Tuttle im Jahr 1992, C5-Schmidtkamera übergang des Kometen C/1996 Hyakutake

98 | Journal für Astronomie Nr. 72 Kometen

an der Erde mit seinem über 70° langem 2 Komet Hale-Bopp über dem 44-cm-Newton im Jahr 1997, DSLR Schweif. Er war bisher der einzige Komet, zu dessen Beobachtung ich ein Fischaugen- objektiv verwendet habe. Schon ein Jahr Rückblickend habe ich wirklich einige sehr Die in den letzten Jahren durchgeführte später folgte mit dem Kometen C/1995 schöne Kometenerscheinungen beobach- astrometrische Beobachtung aller Kome- O1 Hale-Bopp der nächste spektakuläre ten können, herausragend waren dabei si- ten heller als 20. Größe nördlich von -27° Schweifstern, der monatelang den Nacht- cher Hyakutake (nahe Passage, sehr langer Deklination lässt sich in mehrere Gruppen himmel dominierte (Abb. 2). Schweif), Hale-Bopp (sehr hell, monatelang einteilen. Da sind die „helleren“ Kome- auch mit bloßem Auge sichtbarer Schweif), ten (für das genutzte 44-cm-Teleskop mit Im Jahr 2001 begann mit einer Aufnahme- McNaught (sehr hell und nahe der Sonne CCD-Kamera SBIG ST-9XE sind das Ko- serie des Kometen C/2001 J2 Skiff die Ära zu sehen) und Holmes mit seinem fantas- meten heller als 18 mag), die z.T. auch bei der astrometrischen CCD-Beobachtung, tischen Ausbruch. Jetzt fehlt mir eigentlich Vollmond beobachtet werden können. Zu die das Hauptbeobachtungsgebiet bis heu- nur noch ein sehr heller Komet der Kreutz- ihnen zählen die periodischen Kometen. te geblieben ist. 2006 zogen die zwei hellen Gruppe in der Sammlung. Von ihnen konnten einige schon in fünf Bruchstücke B und C des Kometen 73P/ Periheldurchgängen beobachtet werden Schwassmann-Wachmann 3 mit sehr ähn- Weitere Höhepunkte meiner Kometenbe- (9P, 21P, 31P, 43P, 67P, 78P, 103P), andere lichen Schweifen an der Erde vorbei. Im obachterkarriere neben den hellen Kometen schon in sechs (10P, 19P, 46P). Spitzenreiter Jahr 2007 folgten die nächsten Höhepunk- waren die Recoveries (erste Beobachtung ist hier Komet 2P/Encke mit inzwischen 10 te. Zuerst war C/1996 P1 McNaught mit -5 eines periodischen Kometen bei seiner Wie- beobachteten Erscheinungen. Der in Ju- mag mit bloßem Auge 5° neben der Sonne derkehr) von 139P/Väisälä-Oterma 2007 piterentfernung umlaufende Komet 29P/ am Tag sichtbar, und zum Abschluss des und 30P/Reinmuth 2009 und die Schwassmann-Wachmann 1 konnte inzwi- Jahres gab es noch den spektakulären Aus- (Beobachtung vor der eigentlichen Entde- schen in 20 Oppositionen beobachtet wer- bruch des Kometen 17P/Holmes mit seiner ckung) des Kometen 230P/LINEAR 2009. den, manche Kometen sind während des geisterhaften Koma (Abb. 3). Der letzte gro- Ich hatte, wie zwei weitere Beobachter auch, gesamten Umlaufes für die CCD-Kamera ße Meilenstein vor dem 1000. Kometen war den Kometen (neben einem helleren Kome- sichtbar (2P, 65P, 74P, 158P). Insgesamt am 14.5.2013 die Nr. 750, der Komet P/2013 ten, dem eigentlichen Ziel der Aufnahme) habe ich nun (Stand: 30.4.2019) 338 der EW90 Tenagra. fotografiert, aber nicht als neu erkannt. 376 nummerierten periodischen Kometen

Journal für Astronomie Nr. 72 | 99 Kometen

Nacht möglich. Begrenzend ist dabei nicht die Anzahl der verfügbaren Kometen, son- dern die Summe der Integrationszeiten, die selbst eine lange Winternacht überschreitet. Bei meinem weiter unten erwähnten Mara- thon mit 51 Kometen am 28. Februar 2009 war ich fast 9 Stunden bei -5 °C im Einsatz.

Wenn man alle Beobachtungen betrachtet, dann habe ich Kometen von 21 mag bis -5 mag (Intensitätsverhältnis: 1:25 Mil- lionen) beobachtet, die Belichtungszeiten lagen zwischen 0,1 Sekunden und 20 Mi- nuten und es waren Brennweiten von 16 3 Ausbruchsverlauf des Kometen 17P/Holmes im Sternbild Perseus vom 28.10 bis bis 2000 mm im Einsatz (Film, DSLR und 25.12.2007, DSLR-Komposit mit Aufnahmen von 100 bis 400 mm CCD). In den langen Jahren der Kometen- beobachtung sind auch jede Menge an ex- tremen Sichtungen zusammengekommen. beobachtet. Einer davon, 85D/Boethin, ein gehöriges Maß an Beharrlichkeit, um Ich habe Kometen dicht neben der Sonne wurde inzwischen als verschwunden klas- zum Erfolg zu kommen. Bei einem Kome- (5° am Tag, in 22° Elongation bei Nacht), sifiziert, nachdem er in zwei Periheldurch- ten fuhr ich am frühen Morgen viermal in tief am Südhorizont, 6° neben dem Mond, gängen nicht mehr aufgefunden wurde. Ich die Sternwarte, bis ich das schwache Objekt bei -22 °C und aus 4000 m Höhe beobach- hatte ihn 1985 visuell beobachtet. Neben in der Milchstraße aufgefunden hatte. tet. In einer Nacht habe ich 37 Kometen den hellen Kometen umfasst mein Beob- beobachtet (14 andere wurden von mir in achtungsprogramm aber auch viele schwa- Von den vielen beobachtbaren Kometen ist dieser Nacht nicht aufgefunden). che Kometen, wie Abb. 4 zeigt. fast jeder auch einmal von der Nordhalbku- gel aus zu sehen, für die etwa fünf anderen Die Gesamtbilanz meiner nunmehr über Heutzutage ist es normal, dass Kometen müsste ich ein Remote-Teleskop einsetzen, 41-jährigen Kometenbeobachtertätigkeit entdeckt werden, wenn sie nur 19. bis 20. was ich bisher noch nicht getan habe. Mit sieht im Augenblick so aus: Visuell habe Größe haben, danach heißt es manchmal genauer Planung ist heutzutage in langen ich fast 300 Kometen mit über 1700 Hel- jahrelang warten, bis sie in Sonnennähe Winternächten die Beobachtung von nahe- ligkeitsschätzungen beobachtet, davon 25 heller werden. Um möglichst viele von den zu 100 Kometen bis zur 20. Größe in einer Kometen mit dem bloßen Auge. Astro- bis zu 55 neuen Kometen jedes Jahr zu be- obachten, ist schon einiger Aufwand nötig. So wurde meist in bis zu 45 Nächten pro Jahr beobachtet (davon ein Drittel am Mor- genhimmel), um bis zu 170 Kometen pro Jahr nachzuweisen. Damit war ich immer- hin zweimal weltweit der Beobachter mit den meisten beobachteten Kometen pro Jahr [2], für einen Amateur in Mitteleuropa doch eher überraschend. Bei unserem Wet- ter muss man dabei möglichst jede Wolken- lücke nutzen, was mit den heutigen Wetter- vorhersagen und Satellitenbildern immer besser klappt. Manchmal braucht man auch 4 Maximalhelligkeitsverteilung der im Jahr 2017 beobachteten Kometen

100 | Journal für Astronomie Nr. 72 Kometen

metrisch habe ich über 8000 Positionen an Refraktor, 44-cm-Newton) und gehe mit das MPC gemeldet. Die Gesamtzahl der be- der CCD-Kamera auf die Jagd. Die Ziele obachteten Kometen beträgt 1071 in 1440 gehen einem natürlich langsam aus, nahe- Erscheinungen (Stand: 30.4.2019). Ich war liegend wäre vielleicht noch, der erste Be- wohl überhaupt der erste Beobachter, der obachter (außer SOHO) zu sein, der 1000 1000 Kometen beobachtet hat. Kometen astrometriert hat (Stand: ca. 940 [3]). Mal sehen, welche Überraschungen die Wenn man sich so oft in der Sternwarte auf- Schweifsterne noch für mich bereithalten. hält, kann man manchmal auch gänzlich unerwartete Beobachtungen machen. So Abschließend möchte ich mich noch bei erlebte ich am Abend des 6.4.2002 den Fall meiner Ehefrau Elisabeth für die Unter- des Neuschwansteinmeteorits mit geschätz- stützung und die Akzeptanz der vielen Ab- ten -18 mag mit und in den Morgenstunden wesenheiten sowie der Astronomischen Ge- des 25.12.2017 konnte ich die spektakulä- sellschaft Buchloe für die häufige Nutzung re Erscheinung anlässlich des Starts einer des Hauptinstruments der Volkssternwarte russischen Interkontinentalrakete live mit- Buchloe bedanken, ohne die die obigen Be- erleben. Die das Sonnenlicht reflektieren- obachtungen nicht möglich gewesen wären. de Wolke dehnte sich ähnlich aus wie die Koma des Kometen Holmes im Jahr 2007, nur viel größer und viel schneller. Während Literatur- und Internethinweise (Stand der Nacht wusste ich natürlich noch nicht, Oktober 2019): dass eine Rakete diese Leuchterscheinung [1] Hasubick, W (2009): „500 Kometen verursacht hatte, das erfuhr ich erst aus dem und kein bisschen müde” VdS-Journal Internet am nächsten Tag. 1/2009, 77 [2] Count Obs by : minorplanetcenter. Da mir die Kometenbeobachtung immer net/iau/special/CountObsByYear.txt noch viel Spaß macht, beobachtete ich wei- [3] Orbit Home Page: jcometobs. terhin visuell (10x50-Feldstecher, 10-cm- web.fc2.com

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Journal für Astronomie Nr. 72 | 101 Meteore

Selbstbau einer automatisierten Meteo(r)- Himmelsüberwachung von Bernhard Suntinger

Der nächtliche Sternenhimmel hält für aufmerksame Beobachter viele Überraschungen be- denen Prozess in direkter Umgebung des reit. Wer schon einmal unter dunklem Himmel den Blick über einen längeren Zeitraum gen Beobachters in hörbare Schallwellen umge- Sternenzelt gerichtet hat, wird dabei die eine oder andere Sternschnuppe entdeckt haben. wandelt. Wissenschaftlich sind Synchron- Meteore gehören zu den schönsten Himmelsereignissen und jeder Mensch erfreut sich an schall-Ereignisse noch nicht gänzlich ver- ihrem spontanen Glanz. Als besonders spannend gestaltet sich die Suche nach besonders standen. Die weitere Messdatenerfassung hellen Meteoren, welche als Feuerkugeln (bzw. Boliden) bezeichnet werden. der Meteo-Station dient der Ermittlung der Himmelshelligkeit und der Aufzeichnung Angespornt von der Faszination der Meteorerscheinungen und dem Entdeckungsdrang ha- von Parametern für die Astrofotografie, die be ich mit geringen finanziellen Ausgaben und einfacher Bastelarbeit eine automatisierte das Bildergebnis beeinflussen. Meteor(r)-Station gebaut. Das „r“ steht in Klammern, da die Meteo(r)-Station im Kom- plettaufbau nicht nur Meteorereignisse aufzeichnet, sondern auch Wetter- und Himmels- Die Meteo(r)-Station erfasst folgende daten dokumentiert. Daten: – Video des Meteorereignisses (inkl. Ton- Komponenten der Meteo(r)-Station terweise nur mit einem Bruchteil der Licht- aufzeichnung) Die Meteo(r)-Station besteht aus zwei geschwindigkeit ausbreiten, widerspricht es – Summenbild der Meteorspur Hauptkomponenten, welche auch separat unserem physikalischen Verständnis, dass – Himmelshelligkeit, Mondverlauf und verwendet werden können (Abb. 1). besonders bei hellen Feuerkugeln immer Mondphase (Abb. 2) wieder von zeitgleichen Tongeräuschen – Fotodokumentation der Qualität des Hauptkomponente 1: Die Meteor-Video- berichtet wird. Ein zeitgleiches Auftreten Nachthimmels (Abb. 3) kamera mit lichtstarkem Weitwinkelobjek- würde eine Schallausbreitung mit Licht- – Luftdruck, Temperatur, Luftfeuchtigkeit tiv übernimmt die Videoüberwachung des geschwindigkeit bedeuten. Vermutet wird, und Taupunkt (Abb. 4) Nachthimmels. Bei der Videokamera han- dass im turbulenten Plasmabereich hin- delt es sich um eine äußerst lichtempfind- ter dem Meteoroiden elektromagnetische Zum Aufbau liche CMOS-Monochromkamera des Typs Wellen im niederfrequenten Radiowellen- Die Messeinheiten der Meteo-Station sind ZWO ASI120MM mit einer Pixelgröße von bereich (ELF) erzeugt werden. Diese brei- in einer Kunststoffbox untergebracht. 3,75 µm und einer Auflösung von 1280 x ten sich mit Lichtgeschwindigkeit aus und Damit die visuellen Erfassungseinheiten 960 Pixeln. Die Herstellerfirma ZWO bietet werden durch einen noch nicht verstan- immer exakt auf denselben Himmelsaus- speziell für dieses Kameramodell ein ge- eignetes Meteor-Objektiv an. Dieses zeich- net sich durch eine große Öffnung (F/1,4) sowie einen verstellbaren Brennweitenbe- reich zwischen 2,8-12 mm bei einem maxi- malen Bildfeld von ca. 100° aus.

Hauptkomponente 2: Die Meteo-Station ergänzt die Videodatenerfassung um die Aufzeichnung eines Audiotons im Fre- quenzbereich von 20 Hz-18 kHz. Ziel ist die Dokumentation von Tonereignissen im Zu- sammenhang mit Meteorerscheinungen, z.B. durch den Nachweis von Synchron- schall. Darunter versteht man die zeitglei- che visuelle und akustische Wahrnehmung eines Meteors. Da ein Meteor in Dutzenden Kilometern Höhe sein feuriges Finale zum Besten gibt und sich Schallwellen bekann- 1 Die zwei Komponenten der Meteo(r)-Station

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schnitt ausgerichtet sind, werden diese mittels Schnellwechselplattformen auf aus- gerichteten Stativaufsätzen eingeklipst. Um ein Betauen und Vereisen der Kameraob- jektivlinsen und des Schutzglases des Sky- QualityMeters zu verhindern, sind diese mit Heizmanschetten umwickelt. Diese be- sitzen ein USB-Anschlusskabel und werden über ein USB-Ladegerät gespeist.

Die Komponenten der Meteo(r)-Station 2 Grafische Darstellung der Himmelshelligkeit (NELM - visuelle Grenzgröße) und der werden über 2 USB-Verlängerungskabel an Mondhöhe im zeitlichen Verlauf der Beobachtungsnacht einer wassergeschützten Verbindungsdose am Balkon angesteckt (Abb. 5). Von die- ser Dose führen zwei USB-Datenleitungen (Länge 10 m) in das Kellerabteil. In diesem befindet sich ein leistungsstarker Com- puter, der die Echtzeit-Videoanalyse und Messdatenerfassung übernimmt (Abb. 6). Der PC besitzt keinen eigenen Bildschirm, sondern wird über das Heimnetzwerk per Remotebetrieb über einen Laptop gesteuert.

Meteor-Detektionssoftware Verwendet wird die zuverlässige Meteor- Detektionsoftware UFOCaptureHD2. Der Kaufpreis der Software beträgt etwas über 200 €. Die Belichtungszeit wurde auf 50 ms eingestellt, wodurch ruckelfreie Video- dateien mit einer Bildrate von ca. 20 Bildern pro Sekunde möglich sind. Der Gain-Wert wurde so gewählt, dass der Himmelshin- tergrund und die Helligkeit der hellsten Sterne und Meteore dem visuellen Ein- druck nahekommen. Dadurch erhält man eine gute Vorstellung von der Helligkeit der 3 Im Bild sind Mond und Bewölkung vorherrschend. Die Detektion heller Feuerkugeln wird Leuchterscheinung, auch wenn man diese dadurch aber kaum beeinflusst. nicht live beobachten konnte. Der Detek- tionsbereich wurde per Objektivbrenn- weitenverstellung auf die örtlichen Beob- tungen mittels einer virtuellen Maske von telliten oder blinkende Flugzeuge. Die Auf- achtungsgegebenheiten abgestimmt. Um der automatischen Detektion ausgenom- zeichnung startet 1 Sekunde vor und stoppt Fehlerkennungen vorzubeugen, wurden im men. Die Detektionsparameter wurden 10 Sekunden nach dem Meteorereignis. Erkennungsbereich befindliche Häuser mit mittels „Trial and Error“ so angepasst, dass UFOCapture speichert nicht nur ein un- beleuchteten Fenstern und Wänden sowie auch leuchtschwache und besonders kurze komprimiertes Video inklusive Ton von durch vorbeifahrende Autos beleuchtete Meteorereignisse aufgezeichnet werden, der Leuchterscheinung ab, sondern erstellt Sträucher und Bäume und Straßenbeleuch- nicht jedoch sich langsam bewegende Sa- zusätzlich aus den einzelnen Videoframes

Journal für Astronomie Nr. 72 | 103 Meteore

4 Luftdruck, Temperatur und Taupunkt im zeitlichen Verlauf der Beobachtungsnacht

ein Summenbild, das die gesamte Ereignis- dauer als einzelne Bilddatei wiedergibt. Mit diesen Detektionseinstellungen werden je nach Meteoraktivität pro Beobachtungs- nacht ein paar bis zu mehreren Dutzend Meteore aufgezeichnet. Mit den kosten- losen Programmen UFOAnalyzer und UFOOrbit erhält man die Möglichkeit, die Position des Meteors, dessen Geschwin- digkeit, Helligkeit, den Radianten, die Ur- sprungsrichtung und sogar die Zugehörig- keit zu einem Meteorschauer und dessen Orbit im Sonnensystem zu bestimmen.

Beobachtungsalltag Am späten Nachmittag checke ich via Me- teoblue-APP-Internetseite den Wetterbe- richt für die kommende Nacht. Wenn kein Regen und wenig Bewölkung zu erwar- ten sind, wird die Station kurz nach dem Einbruch der Dämmerung vom Wohn- zimmer auf den Balkon getragen, in die Schnellwechselplattformen eingeklipst und die USB-Verlängerungskabel an die Verbindungsdose angeschlossen. Von der 230-Volt-Balkonsteckdose wird ein Verlän- 5 Verbindungsdose mit 2 USB-Anschlüssen gerungskabel mit angeschlossenem 2-Port- USB-Ladegerät verlegt und daran die Heizmanschetten angesteckt. Im nächsten Schritt wird via Remotesteuerung auf den Computer im Keller zugegriffen. Es werden die Programme der Meteor-Videokamera, der Allsky-Kamera, des SkyQualityMeters und der Wetterstation gestartet. Um Hotpi- xeln und belichtungszeitabhängigem Rau- schen vorzubeugen, arbeiten die Kameras mit automatischem Dark-Abzug. Die Me- teo(r)-Station ist initialisiert und arbeitet von nun an eigenständig. In der Morgen- dämmerung starte ich erneut die Remo- teverbindung und schließe die zuvor akti- vierten Programme. Die Messdaten werden

6 Computer für Echtzeit-Videoanalyse und Messdatenerfassung

104 | Journal für Astronomie Nr. 72 Meteore

direkt in der voreingestellten Ordnerstruk- tur abgespeichert. Ich öffne diese Ordner, begutachte kurz die in der Beobachtungs- nacht gewonnenen Daten, scrolle mit dem kostenlosen Programm VirtualDub durch die Meteor-Videofiles und speichere die relevanten Aufzeichnungen in einer er- eignisorientierten, nach Datum sortierten Ordnerstruktur auf einer am Remote-PC angesteckten externen Festplatte ab. Ab- schließend werden die Komponenten der Meteo(r)-Station wieder abgebaut und im Wohnzimmerschrank verstaut. Der Auf- 7 Feuerkugel am 11.11.2018; 00:57:06 Uhr UTC, in unmittelbarer Nähe des Sternbilds Orion bau einschließlich Initialisierung, Daten- analyse und Abbau der Station dauert ca. 8-10 min pro Beobachtungsnacht. 8 Großansicht der Feuerkugel. Es ist eine Bei Sichtung einer spektakulären Feuerku- über die Flugstrecke zunehmende Hellig- gel (Abb. 7 und 8) wird diese über die Web- keitssteigerung erkennbar. Kurz vor dem site der VdS-Fachgruppe Meteore (www. Verglühen sind zwei rasante Helligkeits- meteoros.de) gemeldet. Man hat die Mög- zunahmen erkennbar. Ursache dafür ist ein lichkeit, Bild- und Videodaten hochzula- spontaner Anstieg der Materialabtragung. den und per innovativer Plugins weitere Beobachtungsparameter zu übermitteln. Eine Einsendung relevanter Beobachtungs- daten ist unbedingt zu empfehlen, da die- se von großem wissenschaftlichen Nutzen und öffentlichem Interesse sind.

Verwendete Programme und Weblinks (Stand: Oktober 2019): [1] Meteor-Detektionssoftware: UFOCaptureHD2, http://sonotaco.com [2] Fotodokumentation des Nachthimmels: FireCapture, www.firecapture.de/ [3] Aufzeichnungsprogramm für das SkyQualityMeter: SQM Reader Pro 3, http:// knightware.biz [4] Aufzeichnungsprogramm für die Astromi-Wetterstation, www.astromi.ch/ [5] RemoteControl-Software: UltraVNC, www.uvnc.com/ [6] Videoplayer, um Bild für Bild durch die Videodateien zu scrollen: www.virtualdub.org/ [7] Wetterdienst: Meteoblue, www.meteoblue.com [8] Feuerkugel melden: www.meteoros.de/feuerkugel/ [9] Website des Autors: www.unendlicheweiten.at

Journal für Astronomie Nr. 72 | 105 Planeten

Neue Planetenbilder zusammengestellt von Peter Riepe

Mit dieser kleinen Bildervorstellung soll gezeigt werden, dass außer den allseits be- kannten Planetenfotografen auch enga- gierte Mitglieder der Fachgruppe Astro- fotografie sehenswerte Bilder der Planeten hinbekommen. Meine Anregung: Wenn Sie als Leser ebenfalls Interesse an der Plane- tenfotografie haben, senden Sie uns doch 1 Merkursichel, Autor: Jens Leich Ihre Bildergebnisse! Gern stellen wir sie dann hier vor. Auf diese Weise möchten wir die Rubrik Planeten wieder ein wenig mehr 2 Jupiter am 18. August 2019 um 19:38 beleben. Uhr UT, Autor: Michael Nolle

Bild 1 stammt von Jens Leich aus Marienha- gen im Bergischen Land. An seiner Stern- warte nahm er die Sichel des Planeten Mer- kur am 4. August 2019 um 07:34 Uhr UT auf. Dazu nutzte er einen 130-mm-Apo- 3 Saturn am 18. August 2019 um 20:38 Uhr chromaten (Starfire von Astrophysics) mit UT, Autor: Michael Nolle Flatfield-Korrektor, IR-Pass-Filter und So- larkontinuumfilter. Mit einer Videokamera DMK 21 AU618.AS wurde bei ~ 3000 mm 24 ms pro Einzelbild (Software: FireCap- effektiver Brennweite eine Serie von 5402 ture). Dann wurden 50% der Einzelbilder Monochrombildern erstellt, Belichtungs- aus jedem Video mit AutoStakkert gestackt zeit 4,5 ms pro Bild. Etwa 50 der besten und vorgeschärft, anschließend mit WinJu- Einzelaufnahmen dieser Serie wurden mit pos derotiert und nochmals in Photoshop AviStack2 gestackt. geschärft. Zum Schluss wurde noch leicht mittels Giotto entrauscht. 4 Jupiter am 20. August 2019 um 19:39 Michael Nolle ist auf Malta beheimatet und Uhr UT, Autor: Michael Nolle betreibt von dort aus seine Astrofotografie. Eine Stunde später kam Saturn an die Reihe Für die Planeten setzt er einen 10-zölligen (Bild 3). Um 20:38 Uhr UT, als der Planet Meade ACF mit „Hyperion“-Barlowlinse 31° hoch über dem Horizont stand und das (Baader) ein. Als Kamera wird eine ZWO Seeing bei nachlassendem Wind recht or- Und noch ein Jupiterfoto von Michael Nolle ASI120MM in Kombination mit ZWO- dentlich war, gelang Michael Nolle eine gu- soll gezeigt werden, diesmal am 20. August RGB-Filtern betrieben. Alles sitzt auf einer te Fokussierung. Die anschließende Bildse- 2019 um 19:39 Uhr UT aufgenommen (Bild parallaktischen EQ6-Montierung. Am 18. rie erfolgte bei einer effektiven Brennweite 4). Das Seeing schwankte an diesem Abend August 2019 war das Seeing ordentlich, al- von 5,8 Metern mit 82 ms Belichtungszeit doch etwas stärker. Dennoch war geplant, lerdings wurde das Teleskop durch leichten pro Einzelbild (Software: FireCapture). Je- unbedingt Jupiter mit dem Großen Roten Wind manchmal zum Wackeln gebracht. des der drei RGB-Videos hatte eine Länge Fleck im Bild festzuhalten. Mit der zuvor Auch das Fokussieren bereitete im Blauka- von 120 Sekunden. 60% der Einzelbilder geschilderten Instrumentierung wurden nal einige Schwierigkeiten. Um 19:38 Uhr aus jedem Video wurden wieder mit Auto- bei einer Effektivbrennweite von 5,4 Metern UT stand Jupiter 28° über dem Horizont Stakkert gestackt und vorgeschärft, danach wieder drei Videos in R, G und B aufgenom- (Bild 2). Drei Bildserien wurden bei einer mittels WinJupos derotiert, anschließend men, jedes von 90 Sekunden Dauer, mit effektiven Brennweite von 5,5 Metern ge- kombiniert und weiter geschärft in Pho- 21 ms Belichtung pro Einzelbild. 35% der startet, jedes Video in R, G und B war 90 Se- toshop. Am Ende gab es noch eine leichte Einzelbilder wurden mit dem geschilderten kunden lang mit einer Belichtungszeit von Entrauschung mit Giotto. Prozess gestackt und weiter bearbeitet.

106 | Journal für Astronomie Nr. 72 Preisänderungen und Irrtümer vorbehalten. ERHÄLTLICH HÄNDLERN: FOLGENDEN BEI Filters. Etalon primären RichView™-Tuning des Einstellung exakte die erlaubt TUNING RICHVIEW™ visuelle Beobachtung. Sonnenfotografi die für Wichtig Fokussieren. die e und präzise das ermöglicht Bedienung benutzerfreundliche 2 Oberfl scharfe und Hintergründe ächendetails. dunkle für bereit sich Sie Machen Filtern. internen mit Modelle als Abbildungen schärfere Kontraste und ETALON H-APHA FILTER -FürEXTERNER stärkere oder 30 mm 30 Block-Filtern.oder Verfügbar mit einfachem (<0.7Å) doppeltem oder Bandpass (<0.5Å) sowie mit 10 mm, 15 mm IIISolarMax® sind 70 mm Refraktoren mm und mit 90 externen Wasserstoff Filtern.-Alpha (H-α) 08191 94049-1 08191 www.astroshop.de ASTROSHOP 70 mm SolarMax III BF15 <0.5Å Double Stack Double <0.5Å BF15 III SolarMax mm 70 Stack Double <0.5Å BF10 III SolarMax mm 70 <0.7Å BF15 III SolarMax mm 70 70 mm SolarMax III BF10 <0.7Å BF10 III SolarMax mm 70 " OKULARAUSZUG MIT 1:7 UNTERSETZUNG DIE NEUEN & VERBESSERTEN H-ALPHA SONNENTELESKOPE! &VERBESSERTEN NEUEN DIE SOLARMAX® III by by III SOLARMAX® Richard Keele Aufnahme mit - Das von Coronado patentierte patentierte von Coronado -Das 089 9922875-0 089 www.teleskop-express.de TELESKOP-SERVICE Art.-Nr. 59506 59508 59505 59507 UVP* in € in UVP* 2.990 3.890 3.090 - Die -Die 4.190 0711 95760-0 www.fernrohrland.de (PHOTOFERNROHRLAND UNIVERSAL) 90 mm SolarMax III BF30 <0.5Å Double Stack Double <0.5Å BF30 III SolarMax mm 90 90 mm SolarMax III BF15 <0.5Å Double Stack Double <0.5Å BF15 III SolarMax mm 90 <0.7Å BF30 III SolarMax mm 90 90 mm SolarMax III BF15 <0.7Å BF15 III SolarMax mm 90 * unverbindliche Preisempfehlung Art.-Nr. 59503 59502 59504 59501 06897 924929-0 www.apm-telescopes.de APM-TELESCOPES UVP* in € in UVP* auszug mit mit auszug 6.200 8.600 7.400 5.100 2" Okular- 2" 1:7 Unter- 1:7 setzung Radioastronomie

Fotografie der Sonnenfinsternis am 2. Juli 2019 aus dem Mondorbit von Frank Theede

Die Sonnenfinsternis am 2. Juli 2019 wur- der Mond nicht sichtbar war und daher 1 Mondschatten am 2. Juli 2019, Bild: de nicht nur von Sonnenfinsternis-Enthu- keine Funkverbindung zum Satelliten her- Harbin Institute of Technology, CAMRAS, siasten auf der Erde fotografiert, sondern gestellt werden konnte. DK5LA, mit freundlicher Genehmigung des auch Funkamateure und Radioastrono- HIT men (Amateure und Profis) aus Europa Der Befehl zum Download der Bilddaten und Asien waren am Entstehen eines ein- wurde am 3. Juli 2019 von Reinhard Kühn maligen, atemberaubenden Fotos (Abb. 1) [5] aus Sörup bei Flensburg im VHF-Band ter der ASTRON, Netherlands Institute for aus dem Weltall beteiligt: Der chinesische an den Satelliten übertragen. Seine Sen- Radio Astronomy). Bei ASTRON wurde Satellit Longjiang-2 (= DSLWP-B) [1], der deanlage (Abb. 2) war fester Bestandteil das Bild auch als „Daily Image“ publiziert u.a. auch für Messungen von Radioquellen der Mission durch HIT. Zuerst war daran [7]. Die Koordination der Befehle und Bild- aus dem Weltall im Bereich der niederfre- gedacht, dass Kühn nur in den Zeiten als daten erfolgte durch Wei Ming Chuan. quenten Radioastronomie diente, nahm Uplink-Station sendet, in denen sich der die erdabgewandte Seite des Mondes und Mond in China unter dem Horizont be- Das Foto und seine Geschichte fanden den Schatten des Mondes über dem süd- findet. Da seine Signale jedoch mit gerin- ein großes Echo in den Medien und sind lichen Pazifischen Ozean und Südamerika geren Fehlerraten als die Signale von HIT ein beeindruckendes Finale der Longji- auf. Der helle Kreis nordöstlich des Erd- bei Longjiang-2 ankamen, wurde Kühn von ang-2-Mission, die am 31. Juli 2019 mit schattens ist kein Artefakt der Aufnahme, Wei Ming Chuan gebeten, als Uplink-Bo- dem geplanten Absturz des Satelliten auf sondern der Hurrikan Barbara [2]. Der denstation die Sendeaufgaben ganz zu die Mondoberfläche endete. Zeitpunkt der Aufnahme wurde sehr prä- übernehmen. zise von Daniel Estevez [3] berechnet. Die Internetlinks (Stand August 2019): Befehle zum Auslösen wurden vorab von Nachdem der Download-Befehl beim Sa- [1] Information zu Longjiang-2 auf Wiki- Wei Ming Chuan vom chinesischen Har- telliten erfolgreich ankam, sendete dieser pedia: https://de.wikipedia.org/wiki/ bin Institute of Technology (HIT) [4] in die die gespeicherten Bilddaten auf UHF an die DSLWP-B Rechnersysteme des Satelliten übertragen, Bodenstationen. Empfangen wurden die [2] Webseite NASA, Hurricane Barbara: um die Aufnahmen zum perfekten Zeit- Bilddaten von den Radioteleskopen in Be- https://blogs.nasa.gov/hurricanes/ punkt zu ermöglichen. Eine Auslösung per jing (China) und in Dwingeloo (CAMRAS tag/barbara-2019/ Uplink-Befehl war von Schleswig-Holstein [6], Niederlande) mit den Operatoren Tam- [3] Webseite von Daniel Estevez: https:// aus zu diesem Zeitpunkt nicht möglich, da mo Jan Dijkema und Paul Boven (Mitarbei- destevez.net/

108 | Journal für Astronomie Nr. 72 Sternbedeckungen

[4] Harbin Institute of Technology: http:// en.hit.edu.cn/ [5] Informationen und Bilder der Station von Reinhard Kühn: www.qrz.com/ (sehr kompliziert aufgebaut; nach DK5LA suchen, Anmerkung der Redaktion) [6] Dwingeloo Radiotelescoop, C.A. Muller Radioastronomie Sta- tion (CAMRAS): www.camras.nl/ blog/2019/foto-zonsverduistering- vanaf-chinese-maansatelliet/ [7] ASTRON: www.astron.nl/dailyimage/ main.php?date=20190718

2 Antennenanlage von Reinhard Kühn in Sörup, Bild: Reinhard Kühn

Die Fachgruppe Sternbedeckungen +++aktuell +++ von Eberhard H. R. Bredner

Jeder Sternfreund in der Verantwortung bzw. bei der Betreuung ei- ner Fachgruppe wird sich bemühen, seinen Bereich so ansprechend wie möglich darzustellen. Damit werden „alte“ Mitglieder ermu- tigt und bestärkt in ihren Beobachtungen, aber vielleicht werden so auch „neue“ Mitglieder dafür interessiert.

Diese (meine) Aufgabe unterstützt Robert Zebahl mit seinem Bei- trag „Unsere erste streifende Sternbedeckung durch den Mond“ vortrefflich. Lassen Sie sich durch seine Schilderung faszinieren. Dort wird auch eindringlich (Stichwort: vorherige Erkundung) die sorgfältige Planung, die Fixierung auf den Termin (u. U. in der Tief- Zum Antesten empfehle ich folgende totale Sternbedeckungen: schlafphase) und die große Abhängigkeit vom Wetter beschrieben. 09. Januar ~ 18 h: Tejat Posterior (My Geminorum) 04. Februar ~ 23 h: 106 Tauri (nördlich Frankfurt auch streifend) Dr. Eberhard Riedel hat für das 1. Quartal 2020 wieder einige relativ 29. Februar ~ 22 h: SAO 93276 einfach zu beobachtende streifende Sternbedeckungen zusammen- 04. März ~ 14 h: My Geminorum am Taghimmel (!) gestellt. Wenn eine dieser Linien für Sie erreichbar scheint, so soll- 18. März ~ 06 h: 49 Sagittarii ten Sie rechtzeitig Kontakt aufnehmen, um einen günstigen Stand- 29. März ~ 20 h: Ain (Epsilon Tauri) ort für interessante Kontakte zu finden. Für einen Neueinsteiger lohnt sich natürlich auch immer die mögliche Unterstützung durch „alte Hasen“. Haben Sie den Mut, ein interessantes Teilgebiet der Astronomie kennenzulernen, lassen Sie sich durch die erlebte Dynamik verzau- Angaben zum laufenden Wettbewerb BAST (Beobachtung aktuel- bern wie schon Ptolemäus vor nahezu 2.000 Jahren und beteiligen ler Sternbedeckungen) finden sich wie immer im Forum der VdS Sie sich damit an einer der längsten astronomischen Beobach- unter: forum.vdsastro.de/viewtopic.php?f=126 tungsreihen!

Journal für Astronomie Nr. 72 | 109 Sternbedeckungen

Unsere erste streifende Sternbedeckung durch den Mond von Robert Zebahl

Als ich vor einigen Jahren in die VdS ein- Er hatte seinen apochromatischen Refrak- vergingen ca. zwölf Sekunden. Und wie- getreten bin, lernte ich auch Dr. Eberhard tor (105/650 mm, TMB) dabei und brachte der verschwand der Stern. Nun wurde es Bredner (VdS-Fachgruppe Sternbedeckun- uns Kaffee mit. Ich selbst beobachtete mit zunehmend schwierig, den Stern von den gen) kennen, welcher immer wieder be- einem ED-Refraktor (102/1.122 mm). kleinen, beleuchteten Teilen des Mondes geistert von streifenden Sternbedeckungen zu unterscheiden. Dennoch konnte ich den durch den Mond berichtete. Seine Begeis- Bei dieser Bedeckung sollten der Stern Stern immer wieder erkennen. Nach gut terung hinterließ Spuren und nach einiger HD70827 (8,72 mag) vollständig und der einer Minute war das Schauspiel vorbei und Zeit beschäftigte ich mich etwas intensiver Stern HD70826 (7,34 mag) streifend be- der Stern entfernte sich vom Mondrand. mit diesem Thema. So experimentierte ich deckt werden. Gegen 21:45 Uhr konnten Einige Minuten später tauchte auch sein Anfang 2019 mit dem Programm „GRAZ- beide Sterne leicht beobachtet werden und schwächerer Begleiter wieder auf. PREP“ [1], mit welchem diese Ereignisse man sah, wie sie langsam Richtung Mond vorhergesagt werden können. Besonders wanderten. Beeindruckend fand ich, in Den Berechnungen zufolge sollte es ins- wichtig ist natürlich der Standort. Idealer- welch flachem Winkel dies geschah. Ab gesamt zehn Kontakte geben. Diese konn- weise sollte sich der Pfad für unsere Be- hier nutzte ich durchgehend eine Vergrö- te ich allerdings so nicht nachvollziehen. obachtung in der näheren Umgebung von ßerung von 125-fach. Gegen 22:30 Uhr war Dennoch hatten sich unsere Bemühungen meinem Wohnort Leipzig befinden. Für es soweit und der Stern HD70827 näherte ausgezahlt und wir freuen uns schon auf das Jahr 2019 gab es einige solcher Ereig- sich der sichtbaren, unbeleuchteten Seite weitere Beobachtungen. Die Freude von nisse. Doch am 10.05.2019 stand ein be- des Mondes sehr deutlich. Kurz vor dem Uwe während und kurz nach der Bede- sonderes Ereignis an, von welchem ich nun Verschwinden des Sterns sah es so aus, als ckung war nicht zu überhören. Ich hörte im berichten möchte. sei der Stern schon inmitten des Mondes. Hintergrund „Das ist stark, das ist stark, das Wenige Augenblicke später verschwand er ist stark!“ und ähnliche Ausrufe. Es war die totale und streifende Sternbede- schlagartig. Das ist immer wieder ein faszi- ckung eines weiten Doppelsterns (STT 191) nierendes Schauspiel. An dieser Stelle möchte ich mich bei Herrn durch den Mond. Sie sollte unsere erste Be- Dr. Eberhard Riedel für das Programm obachtung auf diesem Gebiet werden. Da Nun blieb nur noch der hellere Stern GRAZPREP, bei Dr. Eberhard Bredner für eine Abweichung des Standorts von weni- HD70826 übrig, der sich ebenfalls in ei- seine kurzfristige Unterstützung sowie bei gen 100 m deutlichen Einfluss hat, nahm die nem sehr flachen Winkel dem Mondrand Uwe Pilz bedanken, welcher für uns die Ge- Planung dabei einige Stunden in Anspruch. näherte. Der Mond zeigte dabei eine sehr gend mit dem Fahrrad erkundet hatte. Schlussendlich entschieden wir uns, mitten schmale, mehrfach unterbrochene Spitze von Wölkau aus zu beobachten. Uwe hatte der Sichel, auf welche der Stern direkt zu- am gleichen Tag noch mit dem Fahrrad die lief (Abb. 1). Plötzlich verdeckte eine noch Internetlink (Stand: Oktober 2019): Gegend erkundet, was sehr hilfreich war. im Schatten liegende Erhebung des Mondes [1] www.grazprep.com, Password: Die Wettervorhersagen waren durchwach- den Stern für ca. eine Sekunde. Was für ein IOTA/ES sen, doch wir entschieden uns, es zu ver- spektakulärer Anblick. Als er wieder auf- suchen. Und wir wurden für unsere Mühe tauchte und weiter auf die Spitze zulief, belohnt. Anfangs ein paar Wolkenfetzen, später ein paar Schleierwolken, die aber die Beobachtung nur geringfügig beeinträch- tigten. Teilweise war es sogar klar. Als ich ankam, war Frank schon fleißig am Aufbau des dritten Refraktors. Er war mit seiner Frau und drei achromatischen Refraktoren (80 mm, 100 mm und 127 mm Öffnung) vor Ort. Gegen 21:45 Uhr kam dann auch Uwe, welcher noch einen „Kampf“ mit sei- nem Garagentor hatte gewinnen müssen. 1 Uwe Pilz hat seinen Eindruck in einer Zeichnung dokumentiert.

110 | Journal für Astronomie Nr. 72 Sternbedeckungen

Streifende Sternbedeckungen durch den Mond im 1. Quartal 2020 von Eberhard Riedel

Karte mit den Grenzlinien der 9 Streifungsereignisse Das 1. Quartal des neuen Jahres bietet gleich neun sehenswerte streifende Bedeckungen von Sternen durch den Mond. Die Land- karte zeigt die Grenzlinien dieser Ereignis- se quer über Deutschland, die der mittlere nördliche oder südliche Mondrand wäh- rend des Vorbeizuges am Stern beschreibt. Von jedem Punkt in der Nähe dieser Linien ist zum richtigen Zeitpunkt das oft mehrfa- che Verschwinden und Wiederauftauchen des Sterns zu verfolgen. Alle Streifungen finden am unbeleuchteten Mondrand statt und sind bereits mit kleineren Fernrohren zu beobachten. Vier dieser Ereignisse sind im Folgenden auch grafisch dargestellt.

Allgemeines Grundlage der hier veröffentlichten Profil- daten sind Laser-Messungen des amerika- nischen Lunar Reconaissance Orbiters, die in ein dichtes Netz von librationsabhängi- gen Profilwerten umgerechnet wurden.

Um streifende Sternbedeckungen erfolg- reich beobachten zu können, werden eine ganze Reihe präziser Informationen benö- tigt. Die europäische Sektion der Internati- onal Timing Association (IO- TA/ES) stellt diese Daten zur Verfügung. Kernstück ist die Software „GRAZPREP“ des Autors, die sowohl eine komplette und stets aktualisierte Auflistung aller interes- santen Ereignisse als auch für jedes Ereignis die genauen Koordinaten der Grenzlinien und viele weitere Informationen liefert. Da- rüber hinaus kann von jedem Standort aus den, mit der es dann einfach ist, die besten die Meldung der Bedeckungszeiten, sind das Profil des Mondes und die zu erwarten- Beobachtungsstationen festzulegen. dort ebenfalls erhältlich. Die VdS-Fach- de Sternbahn grafisch in verschiedensten gruppe Sternbedeckungen informiert Vergrößerungen dargestellt werden, um so Die Software kann kostenlos unter www. ferner über Beobachtungs- und Aufzeich- den besten Beobachtungsstandort auswäh- grazprep.com heruntergeladen und instal- nungstechniken dieser eindrucksvollen Er- len zu können. Letzterer muss auch unter liert werden (Password: IOTA/ES). Zusätz- eignisse. Berücksichtigung der Höhe optimiert wer- lich benötigte Vorhersagedateien sind dort den, weil diese einen Einfluss auf den Blick- ebenfalls herunterzuladen oder direkt vom winkel zum Mond hat. Hierzu können hö- Autor ([email protected]) oder über die henkorrigierte Grenzlinien automatisch in IOTA/ES (www.iota-es.de) zu beziehen. eine Google-Earth-Karte übertragen wer- Weiterführende Informationen, z.B. über

Journal für Astronomie Nr. 72 | 111 Sternbedeckungen

Ereignis 1: 04.01.2020

Am frühen Abend des 4. Januar zieht ab 17:40 Uhr MEZ der zu 65% be- leuchtete zunehmende Mond mit sei- nem zerklüfteten Südrand am 6,7 mag hellen Stern SAO 110264 vorbei. Die Streifung ist im südöstlichen Bayern auf einer schmalen Linie vom Allgäu durch Ober- und Niederbayern zu sehen und läuft knapp südlich von München und Landshut vorbei.

Die Abb. 1 zeigt für die Länge 12° Ost, dass die scheinbare Sternbahn (blau- weiß gestrichelte Linie mit Minuten- angaben) den mittleren Mondrand (weiß gepunktet) in bequemem Ab- 1 Die scheinbare Sternbahn von SAO 110264 (blauweiß gestrichelte Linie) bei stand vom Terminator (rechter Bild- Beobachtung genau von der vorhergesagten Grenzlinie, mit 6-facher Mondhöhendehnung, rand) tangential berührt. Bei der Be- rote Begrenzungslinien bei ± 3 km obachtung von der Zentrallinie aus (hier berechnet für Meereshöhe) ver- schwindet der Stern bereits zweimal 50 Meter nach Norden gehen, wäre eine Einen erheblichen Einfluss auf die zu be- hinter den Mondbergen. Die roten zusätzliche kurze Bedeckung des Sterns obachtenden Kontakte hat auch die Höhe Begrenzungslinien geben den durch um 17:46:40 Uhr MEZ zu sehen. Mehrere des Beobachtungsortes, für die die aufzu- die Mondparallaxe verursachten Ver- Beobachter in verschiedenen Abständen suchende Beobachtungsposition korrigiert satz der scheinbaren Sternbahn an, senkrecht zur Streifungslinie hätten alle werden muss (zur Software s. S. 111). wenn man sich 3.000 Meter beidseits unterschiedliche Kontaktzeiten und -häu- „ von der Zentrallinie entfernt (jeweils figkeiten. Aus allen Daten ließe sich das SAO 110264 ist mit 0,1 ein sehr enger Dop- senkrecht zur Zentrallinie gerechnet). Mondrandprofil nachzeichnen. pelstern. Die Komponenten sind mit 7,9 Dadurch wird abschätzbar, wie sich mag gleich hell und stehen im Positions- die Anzahl der Kontakte abseits der In dieser Grafik ist das Mondrandprofil winkel von 90°, weshalb es zu einer stufen- Zentrallinie verändert. Würde man in 6-facher Überhöhung dargestellt, wes- weisen Bedeckung kommt. Jedoch dürfte an dieser Position nur 50 Meter nach halb auch die Krümmung der scheinbaren das zeitversetzte Verschwinden visuell nicht Süden ausweichen, wäre in einem Sternbahn grafisch erforderlich ist. Auf beobachtbar sein. Mondtal ein kurzes Erscheinen des diese Weise kann besser beurteilt werden, Sterns gegen 17:43:55 Uhr MEZ zu wann und wie viele Bedeckungsereignisse erwarten. Würde man hingegen nur im Einzelnen zu erwarten sind.

Ereignis 2: 17.01.2020

Am frühen Morgen des 17. Januar bedeckt der zu 54% beleuch- Kontakte des Mondrandes mit dem Stern sind wegen des tief- tete abnehmende Mond den 7,0 mag hellen Stern SAO 139322 liegenden Mondniveaus aber nur dann zu sehen, wenn man mit seinem unbeleuchteten Südrand. Die Streifungslinie zieht sich mindestens 3 km nordöstlich der vorhergesagten Strei- sich von Bremerhaven über Bispingen, nördlich an Magdeburg fungslinie positioniert. vorbei und über Finsterwalde bis nach Görlitz.

112 | Journal für Astronomie Nr. 72 Sternbedeckungen

Ereignis 3: 14.02.2020

Das Ereignis am 14. Februar ist erneut den Frühaufstehern Auch hier sind Kontakte des Mondrandes mit dem Stern wegen vorbehalten, sofern sie auf einer Linie nördlich von Trier, des tiefliegenden Mondniveaus aber nur dann zu sehen, wenn Neustadt an der Weinstraße und Göppingen bzw. südlich von man sich mindestens 2 km nordöstlich der vorhergesagten Augsburg und München leben. Dort bedeckt der zu 70% be- Streifungslinie positioniert. leuchtete abnehmende Mond den 6,6 mag hellen Stern SAO 139669 mit seinem unbeleuchteten Südrand.

Ereignis 4: 27.02.2020

Dieses Ereignis in den bequemen Abendstunden des 27. Februar ist auf einem Streifen von Ostfriesland über Bremen, südlich an Hamburg vorbei und über Parchim bis nach Neubran- denburg zu verfolgen.

Der auf dieser Linie bedeckte Stern ist der 7,4 mag helle SAO 109952. Der zunehmende Mond ist nur zu 14% beleuchtet, weshalb bei gleichfalls fernem Terminator die Beobachtung sehr leicht fallen dürfte.

Die Abb. 2 zeigt die Kontaktsituation 2 Die scheinbare Sternbahn von SAO 109952, 6-fache Mondhöhendehnung, auf einer Länge von 10° Ost, wenn rote Begrenzungslinien bei ±3 km man ca. 1400 Meter nach Norden aus- weicht, wo es ab 19:40 Uhr MEZ in- SAO 109952 ist nicht als Doppelstern nur teilweises Verschwinden und Wie- nerhalb von zwei Minuten zu 14 Kon- bekannt, weshalb sein Verschwinden derauftauchen des Sternlichtes. takten und mehr kommen kann. Die am Mondrand jeweils schlagartig erfol- roten Begrenzungslinien zeigen hier gen müsste. Nicht selten wurden jedoch den Versatz der scheinbaren Stern- bei Sternbedeckungen durch den Mond bahn in einem Abstand von ± 3.000 m enge Doppelsterne entdeckt. Zu beob- von der mittleren Streifungslinie an. achten wäre dann ein langsameres oder

Ereignis 5: 01.03.2020

Am späten Abend des 1. März wird der 6,8 mag helle Stern Ab ca. 22:12 Uhr MEZ kann die Streifung beginnend in Of- SAO 93662 vom 40% beleuchteten zunehmenden Mond am fenburg quer durch Baden-Württemberg und Bayern über Südrand bedeckt. Bereits auf der Zentralline für den mittleren Hechingen und Laupheim, Starnberg und Bad Aibling bis Bad Mondrand wird der Stern mehrfach bedeckt. Allerdings sind Reichenhall verfolgt werden. SAO 93662 ist ebenfalls nicht als die späteren Kontakte wegen der zunehmenden Nähe zum Doppelstern bekannt. Terminator nicht einfach zu verfolgen.

Journal für Astronomie Nr. 72 | 113 Sternbedeckungen

Ereignis 6: 03.03.2020 Nur zwei Tage später, am 3. März, kommt eine ganz ähnliche sind nur die früheren Kontaktzeiten gut zu sehen, da später der Region wie beim Ereignis 5 in den Genuss einer streifenden helle Terminator stören wird. Sternbedeckung. Der Stern ist der 6,4 mag helle Stern SAO 77358, der ab 21:50 Uhr MEZ vom 60% beleuchteten zuneh- Die Linie startet nördlich von Offenburg und verläuft dann menden Mond am Südrand bedeckt wird. Wie bei Ereignis 5 südlich von Reutlingen, Ulm und München bis nach Salzburg.

Ereignis 7: 13.03.2020 Am frühen Morgen des 13. März kann ab 4:10 Uhr MEZ im obachtet werden. Um Kontakte zu sehen, muss von der berech- nordwestlichsten Mecklenburg-Vorpommern und Branden- neten Streifungslinie mindestens um 3 km in östliche Richtung burg die Streifung des 6,2 mag hellen Sterns SAO 158677 am abgewichen werden. Südrand des zu 83% beleuchteten abnehmenden Mondes be-

Ereignis 8: 31.03.2020 Die Streifung des hellsten Sterns im 1. Quartal findet in der Nacht vom 30. auf den 31. März, beginnend um 1:03 Uhr MESZ, ebenfalls überwiegend in Mecklenburg-Vorpommern und im nördlichen Brandenburg statt. Schles- wig-Holstein wird knapp südlich von Feh- marn bei Heiligenhafen gestreift. Der Stern ist der 4,9 mag helle Omicron Tauri, der Mond ist zu 34% beleuchtet.

Die Abb. 3 zeigt für 12° östl. Länge die Streifung am Nordrand des Mondes nicht weit vom Ter- minator entfernt. Das Profil ist 12-fach über- 3 Die scheinbare Sternbahn von Omicron Tauri, 12-fache Mondhöhendehnung, höht dargestellt. Die roten Begrenzungslinien rote Begrenzungslinien bei ±1 km zeigen den Versatz der scheinbaren Sternbahn bei einer Abweichung von +/– 1 km.

Ereignis 9: 31.03.2020 Kurz vor Mitternacht des gleichen Tages star- tet eine weitere Streifungslinie in Offenburg und zieht quer durch Baden-Württemberg über Ravensburg nach Immenstadt im All- gäu. Ab 23:36 Uhr MESZ streift der inzwi- schen zu 44% beleuchtete zunehmende Mond den 7,0 mag hellen Stern 12 Geminorum.

Die Abb. 4 ist für eine Länge von 9° Ost ge- rechnet und zeigt die scheinbare Sternbahn ca. 850 Meter weiter südwestlich der vorher- gesagten Linie. Die Profilhöhen sind 12-fach 4 Die scheinbare Sternbahn von 12 Geminorum, 12-fache Mondhöhendehnung, gedehnt und die roten Begrenzungslinien bei rote Begrenzungslinien bei ± 1 km ± 1 km dargestellt. Zwischen ca. 23:36:55 und 23:38:33 Uhr MESZ wird mindestens 14-mal Die Grafik ist, wie alle anderen, für Meereshöhe gerechnet. Bei deutlich höher das Verschwinden und Wiederauftauchen gelegenen Beobachtungsstationen muss deren Höhe unbedingt in die Berech- des Sterns zu sehen sein. nung einbezogen werden, um eine genügend genaue Vorhersage zu erhalten (zur Software s. S. 111).

114 | Journal für Astronomie Nr. 72 VdS-Nachrichten Wir begrüßen neue Mitglieder

Mitgl.-Nr. Name Vorname Mitgl.-Nr. Name Vorname

21083 Plagmann Linda 21132 Steffen Gerd 21087 Mecklenburger Agrarkultur e.V. 21134 Hürtgen Theodor Herrn Dr. Heinrich Graf von Bassewitz 21135 Seng Karl 21088 Lerch Doris 21094 Wisskirchen Jan 21136 Lindauer Herta 21095 Arndt Peer 21137 Weinhold André 21096 Schlegel Rolf 21138 Runfeldt Sven 21097 Böhm-Schweizer Denise 21140 Klein Karl-Heinz 21098 Pleßamm Jochen 21141 Meßner Alexander 21099 Schipmann Thorsten 21142 Heck Bernhard 21100 Wiese Stefanie 21143 Weber Karl 21101 Beckmann Jan 21144 Hesse Petra 21102 Komp Lothar 21103 Grohmann Thomas 21145 Beck Jochen 21104 De Haas Freddy 21146 Wojaczek Philipp Maximilian 21105 Fricke Ulrich 21147 Volpert Michael 21106 Schreiber Dirk 21148 Füßling Lutz 21107 Barz Heinz 21149 Brida Marc 21108 Hübel Bernd 21150 Frommeyer Stephanie 21109 Schröder Reinhard 21151 Pittet Jean-Francois 21110 Wedekind Peter 21152 Fröhlingsdorf Stefan 21111 Weiss Axel 21112 Hallenberger André 21154 Behrendt Mathias 21113 Seipelt Martin 21157 Buntin Sebastian 21114 Oertel Peter 21158 Brem Alexander 21115 Stephan Lars 21160 Drozdzynski Henry 21116 Gehrke Horst 21117 Held Johannes 21118 Teunissen Johan 21119 Pirch Rolf 21120 Beobachtergruppe der SW Deutsches Museum 21121 Denkel Gerlinde 21122 Schierloh Marco 21123 Kolb Matthias 21124 Meulstee Jan 21125 Freund Sebastian Georg 21126 Demmert Oliver 21127 Koller Johannes 21129 Wiedemann Christoph 21130 Worringer Friedhelm 21131 Kurreck Volker

Journal für Astronomie Nr. 72 | 115 VdS-Nachrichten

Die 34. VdS-Tagung und Mitgliederversammlung von Astrid Gallus

„Es war meine erste VdS-Tagung – und ich war begeistert. Es war einfach alles perfekt: die Vorträge, die Stimmung, die Location (sowohl Neunburg als auch die Stadthalle), der Austausch mit anderen, das Wetter. Es war die (zugegeben) nicht gerade triviale Anreise aus dem Norden wert“, so schrieb mir Frank Theede aus Kiel, immer noch schwelgend, in der Woche nach der Mit- gliederversammlung.

Ja, für die meisten Teilnehmer war es in der Tat eine lange Anfahrt in eine für viele eher unbekannte Gegend Deutschlands, nicht mehr weit von der tschechischen Grenze entfernt. Die freundliche Aufnahme dort sowohl in den Hotels, als auch durch die Dieterskirchener Sternfreunde, die die Ta- gung bestens organisiert hatten, begleitet von zwei Bürgermeistern, war umso be- merkenswerter. Und es sollte auch in den nächsten Tagen so harmonisch bleiben. 1 Freundlicher Empfang bei der Anmeldung zur VdS-Tagung; Foto: Michael Schomann.

2 Das Foyer mit den Ständen der Fachgruppen; Foto: Michael Schomann.

116 | Journal für Astronomie Nr. 72 VdS-Nachrichten

3 Sternfreunde im Dialog; Foto: Michael Schomann.

Der Freitagabend vor einer Mitgliederver- sammlung gehört dem Wiedersehen und dem gemütlichen Austausch, er ist stets sehr beliebt. Dieses Mal jedoch hatten sich bereits 63 Teilnehmer hierfür angemeldet! Mit guter oberfränkischer Bewirtung und einem Grußwort samt Geschenken der zweiten Bürgermeisterin von Neunburg der Halle zur Verfügung standen. Sechs dass so viele Teilnehmer von sehr weit her vorm Wald startete also die 34. VdS-Ta- VdS-Fachgruppen (Astronomische Ver- ausgerechnet in ihr Neunburg vorm Wald gung und Mitgliederversammlung in ihr einigungen, Astrophysik & Algorithmen, gereist waren, um hier die VdS-Tagung zu Wochenende. Deep Sky, Kometen, Radioastronomie, erleben. Sonne) stellten ihre Tätigkeiten auf Stän- Die stattliche Schwarzachtalhalle bot neben den vor und konnten die Tagung zum An- Sven Melchert eröffnete dann offiziell sei- Ausstellungsplätzen für die Fachgruppen lass nehmen, neue Kontakte zu knüpfen. In ne erste VdS-Tagung und Mitgliederver- und einem Festsaal für die Vorträge und zwei Jahren hofft der Vorstand, dass es min- sammlung als Vorsitzender und stellte das Ehrungen noch genügend Raum für ein fei- destens doppelt so viele sein werden. Eine gut vorbereitete Tagungsprogramm vor. Es nes Catering für die Teilnehmer, welches in bessere Präsentation vor einem fachlich gehört bekanntlich zu den vornehmsten der Tagungsgebühr enthalten war, außer- interessierten Publikum ist kaum möglich. Pflichten des Vorstandes, für ein gutes Ta- dem noch ein Restaurant für den Abend, gungsprogramm im Rahmen einer Mitglie- so dass alles unter einem Dach vereint war. Margit Reichel, zweite Bürgermeisterin von derversammlung zu sorgen. Und so sah das Das war sehr entspannend für die Teilneh- Neunburg, begrüßte die Tagungsteilneh- Programm der 34. VdS-Tagung aus. mer, zumal genügend Parkplätze direkt vor mer am Samstag und freute sich sichtlich, Sirko Molau von der Fachgruppe Meteore erzählte von der spannenden Tätigkeit sei- ner Fachgruppe und stellte mit „FRIPON und Allsky6: zwei Feuerkugelkameras im Vergleich“ zwei Projekte zur fotografischen Aufzeichnung von Meteoren vor. Zudem zeigten er und sein Kollege Christian Fenn am Fachgruppenstand, wie flächendeckend Meteore und deren Einschläge beobachtet werden müssen, um sich an den genauen Fundort herantasten zu können.

Heinz Hilbrecht von der Fachgruppe Sonne hielt den sehr interessanten Vortrag „Polar- lichter auf dem Mond beobachten“. Später betrachtete man mit ganz anderen Augen die Ausstellungsstücke des Standes der Fachgruppe, der auch von Andreas Zunker betreut wurde und der den ganzen Tag für die vielen Fragen zur Verfügung stand.

Peter Riepe von der Fachgruppe Astrofo- tografie zeigte in seinem beeindruckenden 4 Der Vorsitzende Sven Melchert eröffnet die VdS-Tagung 2019; Foto: Michael Schomann. Bericht über den „Veränderlichen P Cygni

Journal für Astronomie Nr. 72 | 117 VdS-Nachrichten

5 Heinz Hilbrecht und Andreas Zunker vor ihrem Stand der Fachgruppe Sonne; Foto: Michael Schomann.

Leute auf die VdS von außen), Vorbereitung für ein „VdS-Einsteigerbrevier“, Konzepte mit „Mehrwert“ für die Fachgruppen und Mitglieder.

Schatzmeister Andreas Klug erläuterte seinen Wirtschaftsplan 2018, 2019, 2020 und sein Umfeld“, dass Fotos nicht nur der gab viele Resultate (die unter anderem auch sowie den Kassenbericht für 2017, 2018 Ästhetik und der heischenden Bewunde- erstaunten) und an deren Umsetzung die und 2019 und legte die Umstellung auf Bi- rung wegen betrachtet werden sollten, son- Fachgruppe und der Vorstand gemeinsam lanzierung dar. Der Wirtschaftsplan 2020 dern dass man aus Astrofotografien auch gehen werden. und 2021 wurde von ihm in zwei Versionen viel lernen kann. Anhand einer Fotografie vorgestellt, um aufzuzeigen, welche Pläne des Sternes P Cygni und dessen Umfeld Nach dem gemeinsamen Mittagessen be- der Vorstand für die Zukunft hat und wie erläuterte er, wie viel Wissenschaft und Er- gann die 34. Mitgliederversammlung, über diese finanziert werden sollen. Die Mit- kenntnis in der Analyse eines Bildes steckt. die es ein ausführliches Protokoll gibt, das gliederversammlung entlastete danach den unter www.vds-astro.de im Mitgliederbe- Vorstand einstimmig (mit Enthaltung der Rolando Dölling von der Fachgruppe reich den Mitgliedern zur Verfügung steht. Stimmen der Vorstandsmitglieder) und Astro­nomische Vereinigungen stellte die Die wichtigsten Ergebnisse seien hier kurz stimmte einstimmig für die Erhöhung des Ergebnisse des kürzlich in Frankfurt a. M. genannt: Der Vorsitzende Sven Melchert Mitgliedbeitrages von 35,00 Euro auf 40,00 abgehaltenen „Innovationsworkshops Ju- berichtete, dass sich der Vorstand in der Euro, wobei die Ermäßigungen für Jugend- gendliche in der Astronomie“ vor. Dort letzten Amtsperiode zu zwölf Sitzungen liche und Studenten hiervon nicht berührt hatte die FG AV in den Räumen des Physi­ und Workshops getroffen hat, in denen werden, hier bleibt es bei 25,00 Euro (För- kalischen Vereins einen ganzen Tag lang etliche neue Pläne angestoßen und auch derung des Nachwuchses). Diese Zahlen konzentriert an der Frage gearbeitet, wie bereits umgesetzt wurden: Mitgliederum- sind nur für Deutschland gültig. Die Aus- Jugendliche für Sternwarten und Astrono- frage, Studentische Forschung für ein neu- landsmitgliedschaften erhöhen sich ent- mie-Vereine gewonnen werden können. Es es Kommunikationskonzept (Blick junger sprechend.

6 Peter Riepe von der Fachruppe Astrofotografie beim Vortrag 7 Rolando Dölling berichtet zum Innovationsworkshop Jugend- über den Stern P Cygni; Foto: Michael Schomann. liche in der Astronomie; Foto: Michael Schomann.

118 | Journal für Astronomie Nr. 72 VdS-Nachrichten

8 David Janusch von den Sternfreunden Dieterskirchen stellt die 9 Uwe Pilz von der Fachgruppe Astrophysik & Algorithmen zum Volkssternwarte mit Planetarium vor; Foto: Michael Schomann. Dilemma der Landkartenzeichner; Foto: Michael Schomann.

Der an einer Teilnahme verhinderte Tho- chen, bevor es mit dem Nachmittagspro- Uwe Pilz von der Fachgruppe Astrophy- mas Keßler wurde für seine jahrelange gramm weiterging. Dominik Elsässer führ- sik & Algorithmen machte in seinem hoch- ehrenamtliche Tätigkeit als Schatzmeis- te, wie am Vormittag bereits, gut gelaunt interessanten Vortrag „Abstandstreu, win- ter zum Ehrenmitglied ernannt. Gerhard und kundig durch das Programm. keltreu oder flächentreu: das Dilemma der Lehmann wurde mit der VdS-Medaille Landkartenzeichner“ die Zuhörer auf das für seine erfolgreiche Arbeit und seinen David Janusch von den Sternenfreunden große Problem der Landkartenzeichner großen Einsatz in der Fachgruppe „Kleine Dieterskirchen präsentierte den Bau und aufmerksam. Er verstand es, ein kompli- Planeten“ geehrt; die anrührende Laudatio Betrieb des Planetariums und der Stern- ziertes und trockenes Thema zu einer un- hierzu hielt Andreas Viertel. Der Vorstand warte. Etliche der Anwesenden seufzten terhaltsamen Reise in ein unbekanntes Ge- wurde bis auf Otto Guthier, der nicht mehr über die außerordentliche Unterstützung, biet umzuwandeln. Man ist stets enttäuscht, kandidierte, einstimmig (mit Enthaltungen die dieser Verein von seinen Förderern wenn sein Vortrag zu einem Ende kommt der Vorstandsmitglieder) wiedergewählt; erhalten hat. Davon träumen viele Stern- und hätte gern noch eine Fortsetzung. Michael Schomann aus Hannover wurde freunde in Deutschland. Die Dieterskirche- neuer Beisitzer. ner Sternfreunde haben mit diesem Vortrag Den großen Abendvortrag leitete danach auch einen Weg aufgezeigt, wie man sich der Bürgermeister Martin Birner von Nach der Mitgliederversammlung erfrisch- seine Wünsche erfüllen kann. Neunburg vorm Wald mit launigen Worten ten sich die Teilnehmer bei Kaffee und Ku- ein und begrüßte Michael Janssen von der

10 Sven Melchert und Dominik Elsässer sprechen den lokalen 11 Martin Birner, Bürgermeister von Neunburg vorm Wald, begrüßt Veranstaltern Dank aus; Foto: Michael Schomann. die Tagungsteilnehmer; Foto: Torsten Güths.

Journal für Astronomie Nr. 72 | 119 12 Dominik Elsässer kündigt den Gastredner Michael Janßen zum Abendvortrag an; Foto: Michael Schomann.

Universität Radboud in Maastricht (NL). Raums, der Ablenkung des Lichtes, erklärte waren den verschiedenen Teleskopen zuge- Der junge angehende Doktor der Physik ge- die Physik eines Schwarzen Loches aus heu- ordnet worden und Michael Janssen zeigte hört zu den über die ganze Welt verteilten tiger Sicht, streifte die Quantentheorie und deren Fotos aus aller Welt. Den Gesichtern Teams, die in weltumspannender Zusam- kam dann zu ganz bodenständigen Über- konnte man ansehen, wie stolz sie waren, menarbeit das erste Foto eines Schwarzen legungen zurück, wie die Idee eines Fotos bei diesem Projekt mitzuwirken. Loches erstellt haben. Der Titel des Vor- desselben umgesetzt werden konnte. Dazu trages lautete demzufolge „Der Blick in die mussten die größten Teleskope der Welt an Die Auswertung der Messergebnisse fand Abgründe des Universums: Das erste Foto den verschiedensten, weit entlegenen Or- ebenfalls in den Teams statt, aber unter eines Schwarzen Lochs vom Event Hori- ten in der Welt koordiniert werden, damit dem Vorbehalt, dass diese drei Monate lang zon Telescope“. Michael Janssen erzählte die Winkelgenauigkeit und Präzision bei ohne Kontakt zu den anderen arbeiteten. Es in freier Rede mit Fotos aus erster Hand den Aufnahmen groß genug waren. Die Er- sollte wirklich jedes Team autark und ohne von diesem Projekt, von dem anfangs die gebnisse flossen in die zwei größten Com- Einfluss von außen zu einem eigenen Er- meisten glaubten, dass es niemals zustan- puter in Deutschland und in den USA, da- gebnis kommen. de käme. Er holte weit aus und begann bei mit diese schnell und vor allem unabhängig Einstein, erzählte von der Krümmung des voneinander rechnen konnten. Die Teams Und tatsächlich war es dann nach drei Mo-

13 Michael Janßen in seinem Vortrag zum ersten Foto eines 14 Gerhard Lehmann von der Fachgruppe „Kleine Planeten“ Schwarzen Lochs; Foto: Michael Schomann. (rechts) wird mit der VdS-Medaille geehrt; Foto: Michael Schomann.

120 | Journal für Astronomie Nr. 72 15 Andreas Viertel bei seiner Laudatio zur Verleihung der 16 Sven Melchert dankt Siegfried Roßkopf von den Sternfreunden VdS-Medaille an Gerhard Lehmann; Foto. Torsten Güths. Dieterskirchen für seine umfangreiche Unterstützung; Foto: Torsten Güths.

naten soweit, dass alle Teams ihre Ergebnisse offenlegten und dabei zu gleichen Ergebnissen kamen. Damit konnte der Weltöffentlichkeit das erste Foto eines Schwarzen Lo- ches (seines Ereignishorizontes) glaubhaft präsentiert wer- den.

Mit diesem hervorragenden Vortrag eines außerordentli- chen Ereignisses endete die 34. VdS-Tagung, aber die Teil- nehmer und der Referent gingen noch lange nicht nach Hause, sondern verbrachten noch einen langen und inten- siven Gesprächen gewidmeten Abend beim gemeinsamen Abendessen.

Am nächsten Tag besichtigten zahlreiche Teilnehmer noch die Sternwarte und das Planetarium Dieterskirchen, bevor sie die Heimreise antraten. 17 Der neu gewählte Vorstand (v.l.n.r.): Sven Melchert, Dr. Andreas Klug, Astrid Gallus, Dr. Dominik Elsässer, Torsten Güths, Dr. Carolin Liefke, Michael Schomann; Foto: Michael Schomann.

18 Gruppenfoto der Tagungsteilnehmer; Foto: Michael Schomann.

Journal für Astronomie Nr. 72 | 121 VdS-Nachrichten

Besuch der Dieterskirchener Sternwarte – krönender Abschluss der gelungenen 34. VdS-Tagung von Simon Wachter

Am Sonntagmorgen folgten noch etliche VdS-Mitglieder der Einladung der Dieterskirchener Sternfreunde zur Besichtigung ihrer Sternwarte und des Planetariums. Wir waren beeindruckt von der Hingabe und Leidenschaft des Vereins, den ganzen Ge- nehmigungs- und Antragsprozess auf sich zu nehmen, um end- lich die langersehnte Sternwarte bauen zu dürfen.

Nach der ausführlichen Vorstellung und einer Reise durch die Geschichte des Vereins durch den Vorsitzenden ging es für die eine Gruppe zur Planetariumsvorführung, wo sie Sternbilder und Planeten inklusive einer Reise durch die Galaxis bis fast an den Rand des Universums bewundern durfte. Die andere Grup- 1 Die Sternwarte pe konnte dank des guten Wetters durch die bereitgestellten Ge- Dieterskirchen wurde räte die Sonne und den Mond beobachten. Fritz Vahrenhorst und wird sehr von der erläuterte – wie schon zuvor in seinem Bericht geschehen –, dass Dr.-Heio-und-Brita- es in den letzten Monaten auf unserem Zentralgestirn sehr ruhig Steffens-Stiftung un- zugeht. terstützt; Foto: Simon Wachter.

2 Die Sternwarte Dieterskirchen ist mit Teleskopen hervorragend ausgestattet; Foto: Simon Wachter.

122 | Journal für Astronomie Nr. 72 VdS-Nachrichten

3 An der Gegengewichtsachse der Montierung ist ein Refraktor zur 4 Mit einem Dobson-Teleskop konnte der Mond beobachtet wer- Sonnenbeobachtung im Ha-Licht befestigt; Foto: Simon Wachter. den; Foto: Simon Wachter.

Folgende Geräte stehen der Sternwarte Dieterskirchen Wir wünschen allen Mitgliedern, Sternfreunden und an der Astro- zur Verfügung: nomie Interessierten eine gute Zeit und freuen uns auf das nächste – 700-mm-Cassegrain auf Montierung DDM 160 von ASA Treffen 2021 in Essen. Bleibt bis dahin gesund und munter, vor al- – 230-mm-Ha-Refraktor von LUNT lem aber weiterhin neugierig! – CCD-Kamera Microline 50100 der Firma FLI – Spektrograf BACHES von Baader Planetarium Allzeit Clear Skies – eure Mitglieder der Fachgruppe Abschließend, bevor es auf die Heimreise ging, ließen es sich einige „Astronomische Vereinigungen“ Mitglieder nicht nehmen, noch eine kleine, aber feine Mahlzeit in einem Restaurant zu sich zu nehmen.

5 Die Sternwarte bietet eine fantastische Rundumsicht bis zum 6 Neben einem großzügigen Vortragsraum bietet die Sternwarte Horizont; Foto: Simon Wachter. auch ein Kleinplanetarium, das viele Besucher anlockt; Foto: Simon Wachter.

Journal für Astronomie Nr. 72 | 123 VdS-Nostalgie

Ausgewählt und zusammengestellt von Peter Völker – Folge 37

„Sterne und Weltraum“ – Fluch oder Segen? Das Februarheft 1969 der VdS-Nachrichten stellt auf seiner Titelseite die Modalitäten des neuen Vereinsstatus „VdS-Mittelungsblatt“ mit oder ohne Bezug von „Sterne und Weltraum“ dar. Das Bibliographische Institut versprach, die VdS-Hefte zu drucken, sie der Gesamtauflage von „Sterne und Weltraum“ beizuheften und den Versand zu erledigen. Soviel Gutherzigkeit ohne Gegenleistung, denn das VdS-Heft sollte ja redaktionell unabhängig bleiben ...? Ein schaler Beigeschmack machte sich breit.

124 | Journal für Astronomie Nr. 72 VdS-Nostalgie

In den letzten eigenständigen VdS-Nachrichten, März 1969, formulierte Edgar Mädlow auf der Heftrückseite einen Dank an die Druckerei, die die VdS-Druckerzeugnisse bisher betreut hatte. Nicht ohne Wehmut geschrieben, ist in diesem Beitrag einiges über Vor-VdS-Zeiten zu erfahren. Viel Spaß beim Eintauchen in die Vereinsvergangenheit ...

Journal für Astronomie Nr. 72 | 125 VdS vor Ort / Tagungsberichte

6. Norddeutsche Tagung der Planeten- fotografen (NTP) in Bremervörde Große Herausforderungen bei tiefem Planetenstand von Kai-Oliver Detken

Im Januar 2019 fand in Bremervörde zum bereits sechsten Mal die Norddeutsche Tagung der Planetenfotografie (NTP) [1] statt. Und obwohl die Planeten in den letz- ten Jahren alles andere als hoch am Him- mel standen, musste der Veranstalter, Dr. Michael Schröder, die Tagung auf 40 Teil- nehmer begrenzen (Abb. 1). Es hätten an- sonsten noch weitere Sternfreunde den Weg auf sich genommen. Das Interesse an Mond- und Planetenaufnahmen ist also ungebrochen und lockte auch bekannte Hobbyastronomen wie Dr. Mario Weigand, Torsten Edelmann und Rainer Sparenberg nach Bremervörde.

Begonnen wurde traditionell mit einer 1 Gruppenbild aller Teilnehmer im Veranstaltungsgebäude der D. Schröder KG; kurzen Vorstellungsrunde. Dabei kam he- Bild Torsten Lietz. raus, dass viele Planetenfans ein C14-Tele- skop von Celestron ihr Eigen nennen. Ei- nige besitzen auch Sternwarten im Garten menbild meistens etwas flau aussieht. Die kann auf verschiedenen Schichten vor- oder bauen sogar ihre eigenen Optiken. Schärfung ist daher elementar für ein gutes genommen werden. Obwohl dieses Pro- Auch lassen sich viele Teilnehmer trotz der Ergebnis. Sie darf aber auch nicht übertrie- gramm seit 2012 nicht mehr weiterentwi- schlechten Bedingungen für Planeten in ben werden, um Artefakte zu vermeiden. ckelt wird, ist es nach wie vor häufig beim Deutschland nicht von ihrem Hobby ab- Referenten im Einsatz. Dabei wird von ihm bringen und nutzen die Zeit, um sich in der Um optimale Ergebnisse zu erzielen, soll die erste Schicht (Layer) anfangs getestet, Bildbearbeitung zu verbessern oder wei- erst einmal laut Weigand mit einem Weich- um die kleinste Struktur zu finden. Die Wa- chen in südlichere Gefilde aus. Zusätzlich zeichner gearbeitet werden, da die Diffe- velet-Filter für die höheren Schichten 4-6 wurden teilweise weite Anreisen in Kauf ge- renz vom Originalverlauf und der Weich- werden weitestgehend vermieden. nommen, um die Tagung zu besuchen, was zeichnung ein steileres Helligkeitsprofil für die Qualität der Veranstaltung spricht. ergibt und der lokale Kontrast erhöht wird. Ein weiteres Programm zur Bildverarbei- Es ergeben sich dabei kleinere Strukturen tung ist Fitswork, welches ebenfalls zur Danach ging es nahtlos zum ersten Vor- bei Photoshop, wenn man einen kleineren Schärfung mittels verschiedener Layer ver- trag von Dr. Mario Weigand [2] über, der Weichzeichner-Radius verwendet. Sehr wendet werden kann. Hier ist allerdings die Methoden der Bildverarbeitung zur große Filterradien wirken dagegen eher als auch noch eine andere Funktion sehr in- Schärfung von Mond- und Planetenauf- allgemeine Kontrastanhebung. Der Hoch- teressant, die sich „Deconvolution“ nennt nahmen analysierte und erläuterte. Dabei passfilter in Photoshop wird hingegen zur und mit Gauß-PSF arbeitet. Hierdurch soll wurde allgemein festgestellt, dass die Quali- Erstellung der Differenzbilder verwendet. die Konvolution ausgeglichen werden, die tät der Rohaufnahmen die wichtigste Basis Die Kombination des Hochpassfilters mit eine Verschlierung des Bildes durch das Se- ist. Dies wurde exemplarisch anhand einer weichem Licht ergibt laut Erfahrung des eing nach einer Verteilungsfunktion (Point einzelnen Sonnenprotuberanzaufnahme Referenten die besten Resultate. Eine an- Spread Function, PSF) bewirkt. Adaptive erkennbar, die wie ein Summenbild aussah dere Bildverarbeitung ermöglicht RegiStax, Optiken in der Profiastronomie können die (Abb. 2). So ein optimales Seeing ist norma- welches das Bild in sogenannte „Wavelet- PSF eines künstlichen Sterns aufnehmen lerweise nicht gegeben, weshalb das Sum- Filterbereiche“ unterteilt. Die Anwendung und umkehren, um das Seeing zu überlis-

126 | Journal für Astronomie Nr. 72 VdS vor Ort / Tagungsberichte

ten. Dies ist für Hobbyastronomen nicht möglich, so dass hier eine blinde Decon- volution durch die Annahme einer gauß- förmigen Verschmierung angewandt wird. Das Anpassen an Sampling und See­ing muss dabei durch einfaches Ausprobieren vorgenommen werden. Hierbei sind Fil- terradien von 0,7 bis 3 Pixeln anzuraten. Letztendlich gibt es aber kein Kochrezept, um die optimalen Filtereinstellungen für Planetenaufnahmen zu finden und vieles hängt auch vom Bildausgangsmaterial ab.

Im Anschluss an den Einführungsvortrag wurde über die atmosphärische Dispersion von Dr. Kai-Oliver Detken [3] referiert (sie- he Abb. 3). Dabei wurde auch auf Geschicht- liches eingegangen, denn das Grundpro­ blem ist bereits 1869 von Sir George Biddell 2 Mario Weigand zeigt sein Einzelbild einer Sonnenprotuberanz; Airy beobachtet worden. In Cambridge Bild Torsten Lietz. forschte er u.a. an der Lichtbrechung von Linsengläsern und entdeckte den Astigma- tismus des Auges. Die sogenannten Airy- wirken kontrastloser. Sie sind zusätzlich auch mobil mit einem Takahashi-Epsilon- Scheibchen (Beugungsscheibchen) werden unschärfer als Objekte, die höher stehen. Spiegel und der EQ6-Montierung unter- heute noch zur Beurteilung der Qualität Daher gestalten sich Beobachtungen oder wegs. Er machte für sich einen neuen Denk- von Teleskopen genutzt. Er und sein Assis- Fotografien von Objekten in Horizontnähe prozess durch, indem er nicht immer länger tent schlugen damals bereits verschiedene oftmals schwierig. Zur Kompensation kann belichten, sondern mittels Kurzbelichtun- Gegenmaßnahmen zur Eliminierung der ein Atmosphärischer Dispersionskorrek- gen schneller zum Ergebnis kommen woll- atmosphärischen Dispersion vor. Die Um- tor (ADC) verwendet werden, der zwei te. Ziel ist es, durch kurze Belichtungszeiten setzung blieb aber Giovanni Battista Amici Einzelprismen enthält, die gegeneinander der Luftunruhe ein Schnäppchen zu schla- vorbehalten, der im 19. Jahrhundert opti- verdreht werden können. Es wird dadurch gen und die kurze Belichtungszeit durch sche Instrumente in herausragender Qua- quasi ein negativer Farbfehler erzeugt, mit mehr Einzelaufnahmen zu kompensieren. lität herstellte. So werden auch heute noch dem die Dispersion korrigiert wird. Als Dieses Prinzip wird in der Planetenfotogra- zur Kompensation der atmosphärischen Nebeneffekt werden auch die Schärfe und fie bereits länger eingesetzt – warum also Dispersion Geradsichtprismen nach Amici der Kontrast gesteigert, was sich auch visu- nicht auch bei Deep-Sky-Objekten? Hin- eingesetzt. ell auswirkt. Allerdings kann man bei feh- zu kommt, dass Objekte wie beispielweise lerhaften Einstellungen die Negativeffekte Planetarische Nebel (PN) so hell sind, dass Grundsätzlich entsteht die atmosphäri- auch verstärken und durch die sich ändern- man diese früher für Planeten gehalten hat sche Dispersion dadurch, dass sich Licht de Höhe des Objekts muss immer wieder (daher auch ihr Name). Man könnte also in niedriger Horizonthöhe durch mehrere nachgeregelt werden. prinzipiell solche Objekte mit der gleichen Luftschichten hindurch seinen Weg zum Technik aufnehmen. Wie gut das geht, Beobachter bahnen muss. Dabei wird es je Wie man mit ungekühlten Planetenkame- konnte der Referent eindrucksvoll an di- nach Wellenlänge unterschiedlich stark ge- ras auch andere Himmelsobjekte mit hoher versen Bildergebnissen zeigen. brochen und erzeugt eine Farbaufspaltung Auflösung fotografieren kann, berichtete wie bei einem Prisma. Objekte in Horizont- danach Oliver Schneider [4]. Er besitzt eine nähe bekommen daher einen Farbrand und eigene Gartensternwarte (Abb. 4), ist aber

Journal für Astronomie Nr. 72 | 127 VdS vor Ort / Tagungsberichte

Nach seinem ersten Vortrag stellte Oliver Schneider noch einen Reisebericht von Namibia vor. Die Reise fand im Jahr 2017 statt, in der zwei Wochen lang der Sternen- himmel Südafrikas genossen wurde. Da es nur schöne Nächte gab, kam der Schlaf viel zu kurz und es wurden zu viele Auf- nahmen gemacht. Dadurch ist der Bezug zu den Bildern etwas verloren gegangen, 3 Erläuterungen zur atmosphärischen Dispersion von Kai-Oliver Detken; wie der Referent feststellte. Der Sternen- Bild Michael Schomann. himmel Namibias ist aber einmalig und das Land für Hobby-Astronomen optimal, da es durch seine dünne Besiedlung kaum Hobby-Astronomen dürfen diese Gerät- Zum Abschluss der langen Planetentagung unter Lichtverschmutzung leidet. Zudem schaften nicht verwenden. So konnten in gab es dann noch zum Ausklang ein ein- ist die Luft extrem trocken und es existiert einem Livebild von Saturn die Cassini-Tei- drucksvolles Zeitraffervideo von Rainer quasi keine Zeitverschiebung zu Mittel- lung und die Sechseckregion klar erkannt Sparenberg [7] zu sehen, der in Island und europa. Während des Urlaubs hatte man werden, was in unseren Breitengraden so Norwegen unterwegs war, um Polarlichter sich auf der Farm Hakos [5] niedergelassen, gut wie nie gelingt. Alle Planeten befanden aufzunehmen. Damit endete wieder eine die IAS-Mitgliedern [6] auch die Nutzung sich im Zenit, das waren optimale Bedin- sehr informative NTP-Veranstaltung, die größeren Equipments ermöglicht. Andere gungen. von Dr. Michael Schröder und seinem Team hervorragend organisiert worden war.

Internethinweise (Stand Oktober 2019): [1] Norddeutsche Tagung der Planeten- fotografen: www.norddeutsche- tagung-der-planetenfotografen.de [2] Homepage von Mario Weigand: www.skytrip.de [3] Homepage von Kai-Oliver Detken: www.detken.net [4] Homepage von Oliver Schneider: www.balkonsternwarte.de [5] Astrofarm Hakos in Namibia: www.hakos-astrofarm.com [6] Internationale Amateursternwarte e.V.: www.ias-observatory.org [7] Homepage von Rainer Sparenberg: 4 Oliver Schneider zeigt das Equipment seiner eigenen Sternwarte; Bild Torsten Lietz. www.airglow.de

128 | Journal für Astronomie Nr. 72 GROSSER GIRAFFE KASSIOPEIA BÄR

KLEINER LÖWE LUCHS Algol ANDROMEDA FUHRMANN PERSEUS PEGASUS DREIECK Castor

LÖWE Pollux ZWILLINGE WIDDER KREBS Plejaden Regulus FISCHE STIER Uranus Aldebaran KLEINER HUND ORION Procyon Beteigeuze

WASSER- SCHLANGE WALFISCH Alphard EINHORN

Rigel Sirius ERIDANUS

SÜDOST GROSSER HUND HASE

SÜDWEST Sternkarte exakt gültig für 15. Januar Vereinigung der Sternfreunde e.V. 22 Uhr MEZ SÜD www.sternfreunde.de Mondphasen im Januar 2020

Erstes Viertel Vollmond Letztes Viertel Neumond 3.1. 10.1. 17.1. 24.1.

Ereignisse im Januar 0,921, Mond-S! 02. 3h Mond erdfern, 29,5’ 02. 21:00 Algol (β Persei), Min. 3,4 mag, Abstieg v. 2,1 mag in rd. 3 Std. 12. 19h Komet C/2017 T2 (Panstarrs, 9,4 mag?) 45’ N Stern η Per 03. 05:45 Erstes Viertel (3,7 mag), Sternbild Perseus 03. auf 04. Maximum Meteorschauer der Quadrantiden, 42 km/s, 13. 16h Saturn in Konjunktion zur Sonne bis 120/h 13. 21h Mond erdnah, 32,7’ 04. Streif. Sternbed. Mond – SAO 110264 (6,8 mag), Linie 13. 22h Mond 6,0° O Regulus (α Leo, 1,4 mag) Garmisch-Partenkirchen – München – Landshut – 17. Streif. Sternbed. Mond – SAO 139322 (7,0 mag), Linie Deggendorf Bremerhaven – Soltau - Gardelegen – Finsterwalde – 04. 22:20 R CMa, Min. 6,3 mag, Abstieg von 5,7 mag in rd. 1,5 Std. Görlitz 05. 9h Erde im Perihel 17. 6h Mond 6,6° N Spica (α Vir, 1,1 mag) 05. 23:00 U Cep, Min.-Mitte 9,1 mag, Dauer gleicher Helligkeit 17. 13:58 Letztes Viertel 2,3 Std., Abstieg von 6,8 mag in rd. 5 Std., zum Schluss 18. 06:30 Mars (1,5 mag, 4,6’’) 4,8° N Antares (α Sco, 1,1 mag) ganz schnell 20. 06:30 Mond 8,8° NW Antares (α Sco, 1,1 mag) 07. 20:50 Mond 2,5° N Aldebaran (α Tau, 1,0 mag) 20. 7h Mond 7,1° W Mars (1,5 mag, 4,6’’) 08. max. Libration Ost 21. max. Libration West 08. 06:30 Mars (1,5 mag, 4,4’’) zwischen β Sco (2,6 mag) und δ Sco 21. ca. 21:08 (669) Kypria (15,6 mag) bedeckt Stern HIP 22609 (2,3 mag), SO-Hor. (10,0 mag) für 4,9 s, Hell.-Abnahme 5,6 mag, Pfad O- 09. ab 17:54 Mond bedeckt μ Gem (2,9 mag), Zeitpunkt abh. v. Österr., SW- nach NW-Deutschld. Standort 22. 22:40 Algol (β Persei), Min. 3,4 mag, Abstieg v. 2,1 mag in rd. 09. ca. 18:27 (2000) Herschel (14,1 mag) bedeckt Stern TYC 2301- 3 Std. 1008-1 (9,7 mag) für 0,8 s, Hell.-Abnahme 4,4 mag, Pfad 24. 22:42 Neumond NW- nach O-Deutschld. 26. 20h Komet C/2017 T2 (Panstarrs, 9,2 mag?) zieht in ca. 30’ 09. 23h (4) Vesta (7,6 mag) 30’ SO Stern μ Cet (4,3 mag), Sternbild Abstand nördl. an h+χ vorbei, Sternbild Perseus, bis 30.1. Walfisch 27. 19h Venus (-4,1 mag, 14,9’’) 7,5’ SW Neptun (7,9 mag, 2,2’’) 10. 16h Merkur in ob. Konjunktion mit der Sonne 28. 18:20 Mond 4,9° SO Venus (-4,1 mag, 15,0’’)

10. 20:21 Vollmond, Halbschattenfinsternis 18:06-22:14, Größe 29. 22h Mond erdfern, 29,5’ der BAV, Berechnungen Pluto), mittels GUIDE (Project eigene Recherchen Observatory, Quellen: US Naval Riedel [GRAZPREP]), (Eberhard der IOTA/ES Berechnungen Preston), (Steve der IOTA Berechnungen (IMO). Homepage der International Meteor Organization

Journal für Astronomie Nr. 72 | 129 GIRAFFE JAGDHUNDE GROSSER BÄR PERSEUS ANDROMEDA

Algol Capella

DREIECK FUHRMANN HAAR DER LUCHS BERENIKE KLEINER LÖWE WIDDER Castor FISCHE Pollux ZWILLINGE Uranus LÖWE STIER KREBS Aldebaran JUNGFRAU Regulus

Beteigeuze ORION

Procyon KLEINER HUND WALFISCH SEXTANT

Alphard EINHORN Rigel BECHER Sirius ERIDANUS

SÜDOST WASSERSCHLANGE KOMPASS GROSSER HASE HUND

HINTERDECK SÜDWEST

Sternkarte exakt gültig für 15. Februar Vereinigung der Sternfreunde e.V. 22 Uhr MEZ SÜD www.sternfreunde.de Mondphasen im Februar 2020

Erstes Viertel Vollmond Letztes Viertel Neumond 2.2. 9.2. 15.2. 23.2. Ereignisse im Februar 13. 6h Mond 8,6° NW Spica (α Vir, 1,1 mag) 14. Streif. Sternbed. Mond – SAO 139669 (6,6 mag), Linie 01. 20h (29) Amphitrite (10,7 mag) 37’ S Stern η Psc (9,1 mag), nördlich von Prüm – Bernkastel-Kues – Speyer – Sternbild Fische, vgl. auch Folgetag Göppingen – Starenberg - Miesbach 02. 02:42 Erstes Viertel 15. ca. 21:39 (977) Philippa (14,5 mag) bedeckt TYC 2466-00499-1 02. 22:30 δ Cep, Max. 3,48 mag, An- und Abstieg in 5,36 Tagen, (9,4 mag) für 7,7 s, Hell.-Abnahme 5,1 mag, Pfad N- zirkumpolar Deutschld. 03. 24h Mond 5,2° W Aldebaran (α Tau, 1,0 mag) 15. 23:17 Letztes Viertel 04. 23:00 RZ Cas, Min. 7,7 mag, Abstieg von 6,2 in rd. 2 Std. 17. max. Libration West 05. max. Libration Ost 17. 05:30 Mond 7,0° NO Antares (α Sco, 1,1 mag) 05. 20h (29) Amphitrite (10,7 mag) 34’ S Galaxie M 74 (3,6 mag), 18. 6h Mond 3,8° W Mars (1,2 mag, 5,2’’) Sternbild Fische, vgl. auch Folgetag 18. 6h Mars zwischen Gasnebeln M 8 und M 20 06. ab 03:16 Mond bedeckt η Gem (3,3 mag), Zeitpunkt abh. v. Standort 19. 06:15 Mond 7,2° W Jupiter (-1,9 mag, 33,4’’) 07. 2h (6) Hebe (10,7 mag) 15’ SO Doppelstern 84 Vir (5,4 mag), 22. ca. 22:44 (3162) Nostalgia (16,0 mag) bedeckt TYC 1314-256-1 Sternbild Jungfrau (9,5 mag) für 3,3 s, Hell.-Abnahme 6,6 mag, Pfad SW- nach 09. 08:33 Vollmond O-Deutschld. 10. Mond erdnah, 33,2’ 23. 16:32 Neumond 10. 00:29 Mond 3,1° NO Regulus (α Leo, 1,4 mag) 26. 3h Merkur in unt. Konjunktion zur Sonne 10. 18:30 Merkur (-0,5 mag, 7,1’’) in größter östl. Elong., 18°, W-Hor. 26. 13h Mond erdfern, 29,4’ 10. 19h Neptun (8,0 mag, 2,2’’) 2,3’ NW Stern f Aqr (4,2 mag) 27. Streif. Sternbed. Mond – SAO 109952 (7,4 mag), Linie 11. ca. 23:02 (4) Vesta (8,1 mag) bedeckt HIP 14439 (5,3 mag, Sternbild Papenburg – Bremen – Lüneburg – Parchim – Neu- Widder) für 28 s, Hell.-Abnahme 2,8 mag, Pfad N- brandenburg Deutschld. 27. 20:19 Mond 6,1° SO Venus (-4,2 mag, 18,4’’) 12. ca. 22:08 (991) McDonalda (16,6 mag) bedeckt TYC 276-783-1 29. ca. 04:36 (628) Christine (14,3 mag) bedeckt HIP 82815 (8,9 mag) (9,2 mag) für 3,3 s, Hell.-Abnahme 7,4 mag, Pfad N- für 2,5 s, Hell.-Abnahme 5,4 mag, Pfad SW- nach O- Deutschld. Deutschld. 29. 05:30 Mars (1,1 mag, 5,4’’) 21’ NO Kugelhfn. M 22 Quester Dietmar Bannuscher und Wolfgang von E. Celnik, mit Beiträgen Werner von Zusammengestellt Klös (Sternbedeckungen Sternbedeckungen), Oliver Riedel (streifende Sterne), Eberhard (Veränderliche Kleinplaneten). durch

130 | Journal für Astronomie Nr. 72 Algol GIRAFFE JAGDHUNDE NÖRDL. KRONE PERSEUS GROSSER BÄR PERSEUS ANDROMEDA Capella

Algol Capella Gemma GROSSER BÄR FUHRMANN DREIECK LUCHS Plejaden BOOTES JAGDHUNDE FUHRMANN HAAR DER LUCHS BERENIKE KLEINER LÖWE WIDDER Arktur KLEINER LÖWE Castor Castor ZWILLINGE STIER FISCHE HAAR DER Pollux Pollux ZWILLINGE BERENIKE Aldebaran Uranus LÖWE STIER KREBS KREBS Aldebaran LÖWE ORION JUNGFRAU Regulus Regulus KLEINER Beteigeuze Beteigeuze ORION JUNGFRAU HUND Procyon Procyon KLEINER HUND WALFISCH EINHORN SEXTANT ERIDANUS SEXTANT Alphard EINHORN Rigel Rigel Spica Alphard BECHER BECHER Sirius ERIDANUS Sirius HASE RABE SÜDOST SÜDOST WASSERSCHLANGE WASSERSCHLANGE GROSSER KOMPASS GROSSER HASE HUND HUND KOMPASS HINTERDECK SÜDWEST HINTERDECK SÜDWEST Sternkarte exakt Sternkarte exakt gültig für 15. Februar Vereinigung der Sternfreunde e.V. gültig für 15. März Vereinigung der Sternfreunde e.V. 22 Uhr MEZ SÜD www.sternfreunde.de 22 Uhr MEZ SÜD www.sternfreunde.de Mondphasen im Februar 2020 Mondphasen im März 2020

Erstes Viertel Vollmond Letztes Viertel Neumond Erstes Viertel Vollmond Letztes Viertel Neumond 2.2. 9.2. 15.2. 23.2. 2.3. 9.3. 16.3. 24.3.

Ereignisse im März 16. 10:34 Letztes Viertel 17. 2h (6) Hebe (10,1 mag) 18’ SW Galaxie NGC 5248 (10,1 mag), 01. Streif. Sternbed. Mond – SAO 93662 (6,8 mag), Linie Sternbild Bärenhüter Offenburg – Rosenheim – Bad Reichenhall 18. 5h Mond 2,4° SW Mars (0,9 mag, 6,0’’) u. 3,8° SW Jupiter (-2,1 02. 19:30 Mond 3,3° NO Aldebaran (α Tau, 1,0 mag) mag, 35,6’’) 02. 20:57 Erstes Viertel 19. 05:30 Mond 3,8° SO Saturn (0,7 mag, 15,8’’) 03. Streif. Sternbed. Mond – SAO 77358 (6,4 mag), Linie 20. 04:50 Sonne im Frühlingspunkt, Frühlingstag- und -nachtgleiche Rottenburg am Neckar – Schwabmünchen – Gauting – 20. 5h Mars (0,9 mag, 6,0’’) 43’ S Jupiter (-2,1 mag, 35,8’’) Traunstein 23. 20h Venus (-4,4 mag, 23,5’’) in größter östl. Elong., 46°, W- 04. max. Libration Ost Himmel 05. ca. 03:10 (1568) Aisleen (16,0 mag) bedeckt HIP 47262 (7,6 mag) 24. Merkur in größter westl. Elong., 28° für 1,0 s, Hell.-Abnahme 8,0 mag, Pfad Österr., SO- nach 24. 10:28 Neumond O-Deutschld. 24. 16h Mond erdfern, 29,4’ 08. 4h Mond 5,8° NW Regulus (α Leo, 1,4 mag) 28. Astronomietag 08. 13h Neptun in Konjunktion mit der Sonne 28. 20h Mond 7,0° S Venus (-4,4 mag, 24,6’’) 08. 20h Venus (-4,3 mag, 20,1’’) 2,2° N Uranus (5,9 mag, 3,4’’) 29. 02:00 Umstellung von MEZ auf Sommerzeit MESZ, Uhr um 1 08. 22h Komet C/2017 T2 (Panstarrs, 8,7 mag?) ca. 2,5° W Stunde vorstellen Nebelgebiet um IC 1805, Sternbild Cassiopeia 29. ab 20:26 Mond bedeckt ε Tau (3,5 mag), bis ca. 21:32, Zeitpunkt 09. 18:48 Vollmond abh. v. Standort 10. 7h Mond erdnah, 33,5’ 29. 21h Mond 3,2° N Aldebaran (α Tau, 1,0 mag) 12. 02:07 Mond 6,1° NO Spica (α Vir, 1,1 mag) 30. Streif. Sternbed. Mond – ο Tau (SAO 77184) (4,9 mag), 13. Streif. Sternbed. Mond – SAO 158677 (6,2 mag), Linie Linie Heiligenhafen – Kühlungsborn – Feldberger Zingst – Strasburg (Uckermark) – Schwedt/Oder Seenlandschaft – Schöneberg 14. 22:40 (12) Victoria (11,4 mag) zieht durch den Doppelstern 31. Streif. Sternbed. Mond – 12 Gem (SAO 78225) (7,0 mag), SAO117649 (7,4 mag, Komp.-Abstand 59’’), Sternbild Linie Offenburg – Ravensburg – Bad Hindelang Wasserschlange 31. 5h Mars (0,8 mag, 6,4’’) 58’ S Saturn (0,7 mag, 16,1’’) 15. 04:45 Mond 5,8° N Antares (α Sco, 1,1 mag) Zusammengestellt von Werner E. Celnik, mit Beiträgen von Dietmar Bannuscher und Wolfgang Quester Dietmar Bannuscher und Wolfgang von E. Celnik, mit Beiträgen Werner von Zusammengestellt Klös (Sternbedeckungen Sternbedeckungen), Oliver Riedel (streifende Sterne), Eberhard (Veränderliche Kleinplaneten). durch 16. max. Libration West

Journal für Astronomie Nr. 72 | 131 Beobachterforum

Astro-Trip zu den Malediven von Wolfram Fischer

Wer auf den Malediven Urlaub macht, muss etwa 30° hoch nach Südsüdosten, so dass die Insel herumdrückte, um schwache Licht- nicht unbedingt nur faul in der Sonne lie- Große Magellansche Wolke und auch Cano- eindrücke zu beobachten, blendeten ande- gen, schnorcheln, essen und schlafen. Eine pus mit im Bild waren (s. Abb. 1). Die Milch- re mit ihren LED-Taschenlampen und er- besondere Attraktion einer Reise in äqua- straße war prachtvoll mit sehr dunklem freuten sich daran, die Krabben am Strand tornahe Gefilde bietet der Sternenhimmel, Himmelshintergrund! Ich belichtete sie mit aufzuscheuchen. Wenn sie die Lampe ein- der dort im Jahreslauf beide Hemisphären einem Tamron-Objektiv 1:3,5 / 17 mm und mal ausgemacht hätten, hätten sie eine un- nahezu komplett präsentiert! Meine Male- OWB-Filter bei ISO 1600, Serienaufnahme, fassbare Wintermilchstraße von rund 30° diven-Reise dauerte vom 2. bis 15. Februar Belichtungen je 30 s, Auslösung mit vielen Breite quer über den Himmel bis zum Hori- 2019. Es ging zur Insel Angaga im Ari-Atoll, Gummis und einem Plastikstück, das auf zont herab erkennen können. Die Insel war sie hat eine geografische Breite von +3,6°. den Auslöser drückte. Der Wind war leider natürlich kräftig beleuchtet, das Meer war zu heftig! Ich belichtete ca. 3 Stunden. Dann aber sehr dunkel, genau wie der Himmels- Am 04.02. wollte ich die Neumondnacht mit kam die Flut bedrohlich nahe. Die Batterie hintergrund. Nur ferne Inseln brachten Zeitrafferaufnahmen des südlichen Winter- hätte die ganze Nacht auch nicht durchge- einen schwachen Lichtschein. himmels im Sternbild Schiff nutzen. Ich lief halten - und ich auch nicht. nach dem Abendessen zur recht dunklen, Was ich von dort mitgebracht habe, ist auf sandigen Südspitze der Insel, wo noch Ebbe Es war nur für mich wieder einmal erschre- meiner Homepage (https://www.astro herrschte. Orion stand im Zenit, später Siri- ckend festzustellen, auch in den folgenden fotografie-wolfram-fischer.de/index.htm) us etwa 75° hoch im Süden. Ich benutzte das nutzbaren Nächten, dass sich für die astro- auf der Startseite unten und unter „Aktu- Sky-Watcher-Stativ mit Neiger und kurzen nomischen Möglichkeiten im Grunde fast elles“ zu sehen. Beinen, rammte es ca. 20 cm tief in den Sand. niemand interessiert. Während ich mich in Mailadresse des Autors: Die Kamera, eine Canon EOS 600D, schaute klaren Nächten in der dunkelsten Ecke der [email protected]

1 Wintermilchstraße von Centaurus über Carina und Vela bis Puppis. In der Bildmitte der Eta-Carinae-Nebel, rechts oben der helle Canopus, rechts am Bildrand die Große Magellansche Wolke. Aufnahmedaten im Text. Bild: Wolfram Fischer

132 | Journal für Astronomie Nr. 72 Beobachterforum

„Rejoice in the Sun“ – Aufnahme der untergehen- den Sonne im Hα-Licht am 15.08.2016 um 19:14 Uhr MESZ, Instrument: PST, Ort: Bad Tölz, Bild: F. X. Kohlhauf

Himmel und Stefan Binnewies gelang dieser überwältigende Blick vom Nordufer des Hopfensees (Schwaben) zu den Tannheimer Bergen in Tirol. Belichtung vom Abend des 16.03.2019 als dreifaches Panorama Erde mit einem 28-mm‐Objektiv (Blende 4) je 5 Sekunden für den Vordergrund und 10 x 12 Sekunden für den Sternenhimmel (Nachführung über eine kleine Reisemontierung) bei Mondlicht. Zum Ein- satz kam eine Canon EOS 6D bei ISO 1600. Mars steht am rechten Bildrand unterhalb der Plejaden, der Orion und Sirius haben ihre Kulmination schon hinter sich, und auch die Wintermilchstraße neigt sich bereits nach Westen, während ihr südlicher Fußpunkt ganz am linken Bildrand hinter einem kompakten kleinen Wolkenfeld verborgen bleibt.

Journal für Astronomie Nr. 72 | 133 Beobachterforum

Totale Sonnenfinsternis in Chile von Gabriele und Jörg Ackermann

Wir konnten bei sehr schönem Wetter die totale Sonnenfinsternis am 2. Juli 2019 im Elqui-Tal (Region 1 Panoramaaufnahme der Coquimbo) am Ostende des Puclaro-Stausees beobachten. Leider war das Seeing sehr unterschiedlich totalen Sonnenfinsternis mit und die Luftunruhe recht hoch. Zum Glück wurden die Bedingungen während der Totalität besser. Nach Canon EOS 5D Mark I, Canon Libyen im Jahr 2006 konnten wir zum zweiten Mal die fliegenden Schatten sehr deutlich sehen. Das EF 16–35mm f/2,8 L II USM Schauspiel dauerte ca. 30 Sekunden. (bei f = 16 mm) um 16:40 Uhr CLT (chilenische Standard- zeit).

2 Die Sonnenkorona: Auf- nahme mit einem Refraktor Takahashi FC-76D, Kamera Canon EOS 5D Mark IV. Kom- posit aus Belichtungszeiten von 1/1250 s bis 0,15 s um 16:40 Uhr CLT.

134 | Journal für Astronomie Nr. 72 Beobachterforum

Totale Sonnenfinsternis am südamerikanischen Strand von Siegfried Bergthal

Da wir Chile überwiegend mit Bussen ersten Kontakt bis nach der Finsternis in bereisen wollten, hatten wir das Gewicht das Bildfeld passte. Für die partielle Phase unserer Ausrüstung für die Sonnenfins- war das Objektiv mit Baader-Sonnenfolie ternis so weit wie möglich reduziert. Am abgedeckt. Die Aufnahmen wurden mit Strand von La Serena trug die Kamera da- manueller Einstellung bei 100 ISO, Blende her ein kleines Holzstativ von Berlebach. 8, 1/500 s alle vier Minuten gemacht. Ein Das wurde von den Besuchern leider oft Tuch um den Filter verhinderte Spiegelun- übersehen, immer wieder sind Personen gen an der Filterinnenseite, da das Bajonett durch das Gesichtsfeld gelaufen – was den für die Sonnenblende nicht lichtdicht ist. Bildern der Finsternis dann ihren eigenen Reiz verliehen hat. Für die Totalität wurde der Filter natürlich abgenommen, an der Kameraeinstellung Den Finsternisverlauf konnten wir vom 1. nur die Belichtungszeit verändert (auf 0,5 bis zum 4. Kontakt verfolgen. Der Wind s und 2 s während der Totalität). Das Ab- am Strand war richtig kalt, und es war nehmen und wieder Aufstecken des Filters 1 Sonnenfinsternis am Sandstrand: Walburga nicht einfach, bis zum Ende durchzuhal- musste sehr vorsichtig geschehen, um die und Siegfried Bergthal verfolgten und fotogra- ten – viele Schaulustige sind bereits kurz Brennweite und die Schärfe nicht zu ver- fierten die Sonnenfinsternis von La Serena aus. nach der Totalität wieder gegangen. Auf ändern. dem Stativ war eine Sony Alpha 6500 mit einem Zeiss-Objektiv 16 – 70 mm bei 24 Die Aufnahmen wurden anschließend in 2 Verlauf der Finsternis über dem pazifischen mm Brennweite montiert. Die Brenn- Photoshop übereinander gelegt, um den Ozean. Bei 24 mm Brennweite wurde dazu alle weite wurde erst kurz vor der Finsternis Verlauf der Finsternis zu zeigen. vier Minuten eine Aufnahme gemacht. festgelegt, damit die Sonne kurz vor dem

Journal für Astronomie Nr. 72 | 135 Beobachterforum

Eine informative Astronomie-App von Lutz Clausnitzer

Die App „AudioHimmelsführungen“ er- klärt das Wichtigste der Astronomie audio- visuell auf besondere Weise: Der Sprecher erläutert die Fakten und Zusammenhänge zwanglos auf sechs Himmelsspaziergän- gen, die man in natura oder auf dem Dis- play verfolgen kann. Dafür bekam die App 2017 auf der internationalen Erfindermesse iENA in Nürnberg eine Medaille. Nach der einfachen Folge 1 steigt der Schwierigkeits- grad von Folge zu Folge an, so dass der in- teressierte Nutzer in den höheren Folgen auch anspruchsvollere Themen zu erschlie- ßen vermag. Nutzer bezeichnen die App als sehr informativ. 1 Grafik der Folge 5. Bei einem Spaziergang am Winterhimmel geht es um die Sternentwick- Die App „AudioHimmelsführungen“ für lung und die chemische Evolution des Universums. Über extrasolare Planeten spannt sich der iOS und Android ist nicht mit einem Pla- Bogen bis zur Astrobiologie, die zu klären versucht, wie die Entstehung des Lebens in die Ent- netariumsprogramm zu verwechseln. Jede wicklung des Universums eingebunden ist. Folge widmet sich einem neuen Themen- bereich und zugleich auch einem anderen Himmelsgebiet. Wenn man diese Führun- der abendliche Frühlingshimmel auf dem Auf der Supportseite www.lutz-claus gen in der gegebenen Reihenfolge hören Display – unabhängig davon, zu welcher nitzer.de/sky/de/de.html steht für jede und als kompakten Astronomie-Kurs nut- Jahreszeit und Uhrzeit man sie hört. Die Folge ein kostenloses Arbeitsblatt zur Ver- zen möchte, muss man z. B. die Frühjahrs- statischen Sternkarten haben zudem den fügung, mit dem man das Gehörte festigen Folge 2 auch im Herbst hören können. Vorteil, dass sie von Hand übersichtlicher und vertiefen kann. Deshalb erscheint bei dieser Folge stets gestaltet werden können (Abb. 1). Totale Sonnenfinsternis in Argentinien Im Land der Gauchos auf SoFi-Exkursion von Kai-Oliver Detken

Nachdem vor fast zwei Jahren die amerika- nische Sonnenfinsternis ein ganzes Land begeistert hat und Millionen von Besu- chern ins Land strömten, konnte Anfang Juli die nächste totale SoFi in Südamerika beobachtet werden. Auch hier wurde mit vielen SoFi-Touristen gerechnet, bei un- gleich schlechterer Infrastruktur. Denn Chile und Argentinien hatten im Bereich des Kernschattens zwar Landstraßen, aber 1 Observatorien wenig Ausweichmöglichkeiten anzubieten. des Museu de Aufgrund der besser ausgebauten Straßen Astronomia (MAST)

136 | Journal für Astronomie Nr. 72 Beobachterforum

2 Kleine und Große Magellansche Wolke, aufgenommen bei San Agustin/Argentinien. Objektiv: Sigma 17-50 mm F2,8 EX DC OS HSM bei Blende 4, Montierung: Stativ mit AstroTrac TT320X-AG, Brennweite: 35 mm, Fokussierung: Live-View (manuell), Kamera: Canon 700Da (modifiziert), Filter: Klarglasfilter von Astronomik, Dunkelbilder: 11, Belichtung: 22 x 2 min bei ISO 800

und der großen Observatorien bei La Se- ten durch Südamerika geplant. Wir wollten entfernte Dorf San Agustin zur Beobach- rena entschlossen sich dabei wohl viele in Rio de Janeiro starten, danach zu den tung der Sonnenfinsternis fahren wollten. Besucher, Chile den Vorzug zu geben. Das großen Iguazú-Wasserfällen weiterfliegen, Abschließend sollte es zum Heimflug nach La-Silla-Observatorium bot bereits im No- um dort mit einem brasilianischen Taxi Mendoza gehen, wo der Mietwagen abge- vember 2017 ca. 700 Eintrittskarten mit die Grenze nach Argentinien zu überque- geben werden sollte. Es gab daher mal wie- Führungen für die Sonnenfinsternis an. ren und weiter nach Cordoba zu fliegen. der diverse Möglichkeiten, dass etwas nicht Die Karten waren aber nach ein paar Wo- Am Flughafen sollte dann der Mietwagen klappen könnte. Aber genau das macht eine chen ausverkauft und die Webseite konnte bereitstehen, mit dem wir in das 500 km SoFi-Reise nun mal auch aus. nicht mehr aufgerufen werden. Das ließ nichts Gutes erwarten, weshalb wir uns ge- gen Chile und für Argentinien entschieden.

Fernreisen zu Sonnenfinsternissen sind meistens dazu prädestiniert, auch Land und Leute kennenzulernen. So war es auch für Südamerika geplant, wofür zwei Wochen einkalkuliert wurden. Als erstes mussten aber die Flüge für zwei AVL-Teilnehmer [1] gesichtet und ausgewählt werden. Da wir in Rio de Janeiro in Brasilien ankommen und von Mendoza in Argentinien wieder zurückfliegen wollten, waren auch Inlands- flüge und ein Mietwagen einzuplanen. Ab- schließend wurden die Hotels gebucht, die, Gott sei Dank, nicht so schnell ausgebucht waren wie vor zwei Jahren in den USA. Im Vorfeld wurden unterschiedliche Reiserou- 3 Gedenktafel im Ortsmittelpunkt von San Agustin mit den beiden SoFi-Teilnehmern

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4 Sonnenfinsternis in Argentinien in der Totalitätsphase

Am 23. Juni ging es mit einem Nachtflug sucher geöffnet hat (Abb. 1). Das Museum Observatory ergab 1979 rund 1,9 Bogen- von Frankfurt nach Rio de Janeiro los. Dort bot eine Ausstellung zu Einstein an. Seine sekunden, da es immer wieder Zweifler angekommen, genossen wir erst einmal Allgemeine Relativitätstheorie konnte bei gab [3]. Die Allgemeine Relativitätstheorie den Strand der Copacabana. Zwischen- der SoFi 1919 in Brasilien erstmals bestä- wurde 1919 also bestätigt - ausgerechnet durch ausruhen oder schlafen war nicht tigt werden. So konnte anhand der bei der von englischen Wissenschaftlern, die kurz eingeplant, um sich gleich an die Ortszeit totalen SoFi vermessenen Abweichungen nach dem Zweiten Weltkrieg einem deut- gewöhnen zu können. An den insgesamt der Sternpositionen direkt neben der ver- schen Theoretiker Recht geben mussten. drei Tagen in Rio wurden natürlich die finsterten Sonne die Raumkrümmung Wahrzeichen der Stadt besucht. Bei der nachgewiesen werden. Heute ist das sogar Neben der Ausstellung konnten auf dem Jesusstatue Cristo Redentor (Christus der mit Amateurmitteln möglich. Am 8. März Gelände einige alte Observatorien besich- Erlöser) führt eine Zahnradbahn auf den 1919 starteten von England aus zwei Expe- tigt werden, wobei man sich stark an Ham- Berg Corcovado, der viel von Urwald um- ditionen: eine führte auf die Insel Príncipe, burg-Bergedorf erinnert fühlte. Meridian- geben ist. Von dort oben hat man einen die andere nach Sobral in Brasilien. Arthur Messungen und astronomische Forschung sehr schönen Blick über die gesamte Stadt. Eddington, berühmter Wissenschaftler im Allgemeinen wurden hier betrieben, Am Spätnachmittag fuhren wir hoch, um und Sekretär der Royal Astronomical So- bis die Lichtglocke der Stadt dies unmög- den Sonnenuntergang zu erleben. Je mehr ciety, koordinierte beide Teams. Während lich machte. Daher sind die historischen der Abend hereinbrach, desto mehr Ster- es auf Príncipe regnete, hatten die Forscher Geräte heute nur noch Ausstellungsstücke. ne waren zu sehen. So auch das „Kreuz des in Brasilien mehr Glück. Ihnen gelangen Trotzdem ein interessanter geschichtli- Südens“ und der aufstrebende Jupiter über sieben sehr gute Aufnahmen, die in der cher Anblick, zumal immer wieder Namen der Jesusstatue, leider aber nicht die Milch- Ausstellung zu sehen waren. Es konnte so deutscher Hersteller wie u.a. Carl Zeiss auf- straße – kein Wunder bei der vorhandenen – je nach Teleskop – eine Abweichung am tauchten. Lichtverschmutzung. Sonnenrand zwischen 1,70 bis 1,98 Bogen- sekunden (Fehler: ± 0,16 bis 0,18 Bogense- Nachdem auch die anderen Zwischen- Wir besuchten ebenfalls in Rio de Janeiro kunden) festgestellt werden. Dieses Ergeb- stopps auf unserer Reise durch Südamerika das Museu de Astronomia, kurz MAST [2], nis zeigte die Richtigkeit der Einsteinschen erfolgreich gemeistert wurden, hieß es am welches früher auch als Observatorium ge- Theorie. Eine erneute Vermessung mit 1. Juli, von Cordoba per Mietwagen das ar- nutzt wurde, heute aber nur noch für Be- moderneren Geräten am Royal Greenwich gentinische Dorf San Agustin zu erreichen.

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Die Fahrt dauerte über fünf Stunden und war anstrengend, auch wegen der Schotter- straße auf den letzten Kilometern. Trotz- dem rafften wir uns abends (nach einem Imbiss bei der einzigen Tankstelle im Dorf) noch einmal auf. Schließlich hatten wir bis- her nicht die Gelegenheit gehabt, den süd- lichen Sternenhimmel zu bewundern. Wir mussten dann auch ein gehöriges Stück hi- nausfahren, um den Lichtern auch hier zu 5 Untergehende, teilverfinsterte Sonne über den Anden entfliehen. Aber dann zeigte sich uns der wunderschöne Südsternhimmel mit bei- den Magellanschen Wolken. Der Versuch, Sonne leider keinen Sonnenfleck anbot. Am nächsten Tag hieß es Abschied neh- meine AstroTrac-Montierung parallak- Parallel bereiteten wir mein Smartphone men. Es ging mit dem Auto auf die letzte tisch auszurichten, gelang zuerst nicht. In für eine Zeitrafferaufnahme vor, um die Etappe nach Mendoza. Vorher versuchten der Südpolregion gibt es keinen markanten gesamten zwei Minuten mitzuschneiden. wir noch eine Zeitung zu bekommen, um Polarstern, denn Sigma Octantis hat nur Die Sonne wurde nun langsam vom Mond das SoFi-Ereignis nachzulesen. Aber es gab die fünfte Größenklasse. Deshalb wandte verschlungen, erste Bilder wurden ge- leider nur ein unverkäufliches Exemplar ich einen Trick an: Aus einer Strichspurauf- macht. Dann begann das Bangen um die und fast nur Fußballnachrichten vom Spiel nahme bestimmte ich die Südpolgegend. Totalitätsaufnahmen. Die Sonnenblende des Vortags, das Argentinien verloren hat- Das klappte hervorragend, und so konnte wurde aber rechtzeitig abgenommen, so te: Das ganze Land lag in Trauer. Wir hatten ich mir die beiden Magellanschen Wolken dass die Perl­schnureffekte leicht zu er- mit Argentinien aber die richtige Wahl ge- für ein Einzelbild vornehmen (Abb. 2). kennen waren (Abb. 4). Verschiedene troffen, denn bei La Serena in Chile waren Aufnahmeparameter wurden ausprobiert, alleine 300.000 Menschen am Strand ver- Am Tag der Sonnenfinsternis war der denn schließlich sind zweieinhalb Minu- sammelt gewesen. Da dort auch das Wetter Himmel strahlend blau ohne Wolken. Auf ten wenig Zeit. Die Landschaft tauchte in mitspielte, konnte man zwar ebenfalls das einem Fußballfeld wurde morgens bereits ein surreales Licht ein. Mitten in der Totali- SoFi-Ereignis genießen. Bei schlechterem für die Sonnenfinsternis aufgebaut. An- tätsphase fuhr ein Lastwagen an uns vorbei Wetter hätte es aber wahrscheinlich ein scheinend erwartete man viele Besucher. und feuerte uns mit seiner Hupe an. Auch Verkehrschaos gegeben. Der Ortskern enthielt nicht viel, aber im- durch das Fernglas sah die Sonne wieder merhin bereits eine SoFi-Gedenktafel sagenhaft aus: die Korona wurde sichtbar. (Abb. 3). Da sich San Agustin aber nur am Ein toller Anblick, der viel zu schnell vorbei Rande der Totalität befand, fuhren wir am war. Nachdem die Sonne hinter den Ber- frühen Nachmittag lieber 100 km weiter gen verschwand (Abb. 5), wurde abgebaut ins Landesinnere zu einem geeigneteren und zurückgefahren. Jetzt waren ein paar Standort. Auf halber Strecke erkannten wir Autos mehr unterwegs, die anscheinend einen weiteren Treffpunkt für SoFi-Fans. alle rechtzeitig zum Copa-America-Halbfi- Internetlinks (Stand Juli 2019): Sonnenteleskope sowie eine Bühne waren nale Argentinien gegen Brasilien zu Hause [1] Astronomische Vereinigung Lilienthal aufgebaut und die Polizei regelte den Ver- sein wollten. Beim Abendessen kamen wir (AVL): www.avl-lilienthal.de kehr. An einer einsamen Landstraße „gin- im Restaurant mit einer amerikanischen [2] Museu de Astronomia (MAST): gen wir vor Anker“: ein perfekter Ort mit Physikerin ins Gespräch, die auch wegen http://mast.br/pt-br/ den Bergen der Anden am Horizont als der SoFi hier war. Eine solche hatte sie erst- [3] Max-Planck-Gesellschaft: Eine Son- Hintergrundkulisse. mals 2017 in den USA gesehen und wollte nenfinsternis erhellt die Physik, 29. das noch einmal erleben. Wir verstanden Mai 2019. Webseite: Die manuelle Fokussierung wurde nun das voll und ganz: SoFi-Erlebnisse haben www.mpg.de/9236014/ über die Bergkette vorgenommen, da die schließlich Suchtcharakter. eddington-sonnenfinsternis-1919

Journal für Astronomie Nr. 72 | 139 Beobachterforum

Totale Sonnenfinsternis über La Silla

Auf dem Berg La Silla („der Sattel“) in den chilenischen Anden thront die bekannte Sternwarte der ESO – auch von dort aus war die totale Sonnenfinsternis am 2. Juli 2019 zu sehen. Markus Pössel vom Haus der Astronomie in Heidelberg hat sie mit einer Canon EOS 70D, Tele-Zoom bei 300 mm Brennweite und Blende 8 bei ISO 100 mit Belichtungszeiten von 1/250 s bis 1 s fotogra- fiert, nachgeführt auf einem „Star Adventurer“. Die anschließende Bildbearbeitung übernahm Dominik Elsässer mit Photomatix 6 Pro und dem Larson-Sekanina-Filter in Fitswork. Das Bild ist um 90 Grad nach rechts gedreht.

140 | Journal für Astronomie Nr. 72 Rezension

Vom Urknall bis zum Menschen – Eine Kurzfassung von Helmut Jarosch, Logos Verlag, Berlin 2019, Paperback, 250 Seiten, ISBN: 978-3-832548674

Ein ungewöhnliches und für einige Leser offenbar noch nicht alles verstanden – oder vielleicht auch verwirrendes Buch. Es ver- „Gott“ hat ihm noch nicht alles offenbart. sucht, in einer „Kurzfassung“ die gesamte Dazu schreibt der Autor im Vorwort: „Die Entwicklung des Universums „Vom Ur- Erscheinungen in unserer Welt, für die wir knall bis zum Menschen“ zu präsentieren. noch keine Erklärung gefunden haben oder Ein ambitioniertes Unterfangen, muss eine deren Erklärung zu kompliziert ist, um sie solche Gesamtschau doch Gebiete umfas- in der gebotenen Kürze darzulegen, konnte sen, die von der Kosmologie, Teilchenphy- ich auf diese Weise einfach als willkürliche sik, Astronomie, Chemie, Geologie, Bio- Festlegungen – gewissermaßen als die ‚Ge- logie und Evolution bis zur Menschheits- bote‘ – dieses fiktiven ‚Gottes‘ ausgeben.“ geschichte reichen. Helmut Jarosch – von Davon gibt es (oh Wunder) genau zehn! Hause aus Physiker, längere Zeit Professor für Wirtschaftsinformatik und heute als Der Autor zieht seine interessante Idee mos ist von Beginn an relativistisch und Wissenschaftsjournalist tätig – kennt sich konsequent durch und lässt „Gott“ in der führt ohne Umwege zu allem, was heute in den genannten Fachgebieten offenbar Ich-Form sprechen. Das Buch ist quasi das angesagt ist: Gravitation, Quantenfelder, hinreichend aus. „neueste“ Testament. Das erste Kapitel ist Schwarze Löcher, Galaxien, Dunkle Ma- überschrieben mit „Ich gestalte die Zeit und terie/Energie, Expansion, Kernfusion, Pe- Das breit angelegte Thema lässt sich auf den Raum“ und so geht es munter weiter. In riodensystem, Moleküle, Säugetiere, Intel- 250 Seiten sicher nicht in Form eines klas- Kapitel 8 („Ich setze Elementarteilchen in ligenz … sischen Lehrbuchs bewältigen. Der Autor meine Welt“) wird ein schönes Beispiel für verzichtet daher konsequent auf jede his- noch ausstehende Offenbarungen geboten. Der verständlich, sachlich und zuweilen torische Perspektive, also die Entwicklung Es geht um die (umstrittene) Stringtheorie: humorvoll geschriebene Text ist weitge- von Weltbildern und Theorien aus der Be- „Im Interesse der Einfachheit habe ich den hend frei gehalten von den üblichen Be- obachtung von Phänomenen und wissen- Elementarteilchen zunächst einmal keine griffen und Protagonisten. Diese sind in die schaftlichen Experimenten – mit all ihren Dimension zugebilligt. Sie sollten punkt- vielen Fußnoten verbannt („Urknall“, „ein Irrungen und Wirrungen. Sein Leitfaden ist förmig sein: ohne Ausdehnung in irgend- gewisser Herr Albert Einstein“). Statt Ge- nicht die Vorstellung von Entdeckern und einer Dimension. Später würde ich es ja schwindigkeit ist von „Tempo-Potenzial“ Entdeckungen, sondern die Beschreibung – bei Bedarf – immer noch mit einer Di- die Rede; ferner werden die „göttliche Zeit- des Gestaltungsprozesses, also die der Welt mension versuchen können. Dann könnten einheit“ (1 gZ = 1 Sekunde) und „göttliche zugrundeliegenden Entwicklungsprinzipi- beispielsweise vibrierende Fäden als die Längeneinheit“ (1 gL = 300.000 km) einge- en. Das bedingt die Annahme einer inneren fundamentalen Bausteine meiner Welt die- führt. Das ist sicher gewöhnungsbedürftig. Logik der kosmischen Evolution mit all ih- nen.“ Im letzten Kapitel („Ich bin stolz auf ren Bestandteilen, Prozessen und Gesetzen. mein Werk“) erfährt der Leser schließlich Die entscheidende Frage ist: Versucht das Wie lässt sich eine solche, naturgegebene das zehnte Gebot: „Du sollst meine Welt – Buch, die Natur theologisch zu deuten? Notwendigkeit begründen und darstellen? und insbesondere die Erde – vor Schaden Reiht es sich ein in die vergeblichen Ver- bewahren, sie schützen und zum Guten suche, Glauben und Wissen zu vereinigen? Jaroschs Idee: Er bemüht ein fiktives, zeit- entwickeln!“ Vielleicht halten sich ja außer- Dieser Eindruck kann auf den ersten Blick loses Wesen („Gott“), das sich tiefgründige irdische Intelligenzen daran, wir gehören entstehen, ist doch Jaroschs „Gott“ das kre- Gedanken darüber macht, wie eine Welt aus eher zu den Sündern. ative Agens in der ganzen Geschichte. Mei- dem Nichts heraus geschaffen werden kann, ne Antwort auf beide Fragen lautet jedoch: und diese so zu entwickeln, dass der heutige „Gott“ verfolgt bei seinem Werk stets den Nein. Dieser Schöpfer ist zu Recht fiktiv: Zustand resultiert. Die Gestaltung der Na- direkten Weg. So ignoriert er etwa Newtons Er ist nur das Hilfsmittel, um das – sicher tur scheint aus dieser Perspektive erklärbar. absoluten Raum, die absolute Zeit und be- diskussionswürdige – „logische Weltbild“ Das einzige Problem ist der Mensch: Er hat liebig hohe Geschwindigkeiten. Sein Kos- des Autors zu präsentieren. Dieser gibt sich

Journal für Astronomie Nr. 72 | 141 Vorschau

große Mühe, dem Leser zu erklären, warum absoluten Zufall gibt (übrigens ein Horror- diese Gesamtschau mit ihrer interdiszipli- sich die Realität auf Prinzipien und Struk- szenario für einen „echten“ Gott und seine nären Sicht der Dinge macht die Lektüre turen gründet, die Dinge also genau so „er- irdischen Vasallen). Aber bilden Sie sich lohnenswert. Viele Grafiken und Abbil- schaffen“ wurden und nicht anders. Für hierzu selbst eine Meinung. Wissen wird dungen sowie ein Register und ein Litera- mein Empfinden klingt die „deterministi- hier ganz bewusst auf eine alternative Art turverzeichnis runden das Buch ab. sche“ Begründung für die Existenz der Ob- vermittelt – ganz ohne „alternative Fakten“ jekte und Prozesse oftmals gewagt. Gerade zu bemühen. Man erfährt eine Menge aus Dr. Wolfgang Steinicke die Quantenphysik lehrt uns, dass es den den oben genannten Fachgebieten. Gerade

Vorschau auf astronomische Veranstaltungen ab Januar 2020 zusammengestellt von Werner E. Celnik aus vorliegenden Informationen (Angaben wie immer ohne Gewähr)

Aktuelle Informationen im Terminkalender der VdS unter www.vds-astro.de

Januar 2020 April 2020 Bis zum Redaktionsschluss lagen keine Informationen vor. SA, 04.04.2020 Februar 2020 Norddeutsches Astrofotografentreffen (NAFT) Bis zum Redaktionsschluss lagen keine Informationen vor. Ort: Traditionsschiff „Typ Frieden“ im Schmarl Dorf 40, 18106 Rostock. Ab 13 Uhr, Einlass ab 10 Uhr. Veranstalter: Astronomi- scher Verein Rostock e.V., Astrofotografen sind herzlich eingeladen März 2020 und können Fotos zeigen oder einen Vortrag halten, ohne Vor-An- meldung. Infos und Anmeldung zum gemütl. Abend (bis 15.03.): FR, 13.03. – SO, 15.03.2020 https://astronomie-nord.de/tagungen/naft 40. Frühjahrsseminar des Arbeitskreises Meteore e.V. (AKM) Ort: im Heiligenhof in Bad Kissingen. FR, 24.04. – SO, 26.04.2020 Veranstalter: Arbeitskreis Meteore e.V. (Träger der VdS-Fach- 8. Bergedorfer Teleskoptreffen und Lange Nacht der Museen gruppen „Meteore“ und „Atmosphärische Erscheinungen“). Ort: auf dem Gelände der Hamburger Sternwarte Bergedorf. Bei Inhalte: Meteore, Halos, Polarlichter, leuchtende Nachtwolken u.a. günstiger Wetterlage u. nach Absprache Anreise ab Donnerstag- Info: www.meteoros.de/akm/akm-treffen/2020 nachmittag. Freitag: Teleskoptreffen der Teilnehmer, Gäste sind herzlich willkommen. Samstag ab 18:00 Uhr: „Lange Nacht der SA, 14.03.2020 Museen“ mit idealen Voraussetzungen für amateurastronomische 44. Würzburger Frühjahrstagung 2020 Öffentlichkeitsarbeit. Ort: Aula des Friedrich-Koenig-Gymnasiums, Würzburg. Info: https://astronomie-nord.de/teleskoptreffen/btt/9 Vorträge und reichlich Gelegenheit zum direkten Austausch. Programm wird auf der Startseite der VdS-Homepage (www.vds-astro.de) veröffentlicht. Mai-Dezember 2020 Bis zum Redaktionsschluss lagen keine Informationen vor. SA, 28.03.2020 Astronomietag In Deutschland und in der Schweiz. Tagesthema: „Venus, Mond und die sieben Schwestern“, Info: www.astronomietag.de

142 | Journal für Astronomie Nr. 72 Hinweise

VdS-Fachgruppen-Redakteure Fachgruppe Name Vorname Straße PLZ Ort E-Mail Amateurteleskope/Selbstbau Berger Andreas Lützowstr. 180 42653 Solingen [email protected] Astrofotografie Riepe Peter Lortzingstr. 5 44789 Bochum [email protected] Astronomische Vereinigungen Gallus Astrid Singgasse 43 67150 Niederkirchen [email protected] Astrophysik und Algorithmen Dr. Pilz Uwe Pöppigstr. 35 04349 Leipzig [email protected] Atm. Erscheinungen Förster Kevin Carlsfelder Hauptstr. 80 08309 Eibenstock [email protected] Dark Sky Dr. Hänel Andreas Am Sportplatz 7 49124 Georgsmarienhütte [email protected] Geschichte Dr. Steinicke Wolfgang Gottenheimerstr. 18 79224 Umkirch [email protected] Jugendarbeit VEGA e.V. Beckmann Lisa [email protected] Kleine Planeten Lehmann Gerhard Persterstr. 6 h 09430 Drebach [email protected] Kometen Dr. Pilz Uwe Pöppigstr. 35 04349 Leipzig [email protected] Meteore Molau Sirko Abenstalstr. 13 b 84072 Seysdorf [email protected] Planeten Melchert Sven Lindenspürstraße 27 70176 Stuttgart [email protected] Radioastronomie Riepe Peter Lortzingstr. 5 44789 Bochum [email protected] Theede Frank Kiebitzweg 23 24211 Preetz [email protected] Sonne Zunker Andreas Mörikeweg 14 75015 Bretten [email protected] Spektroskopie Sablowski Daniel Erich-Weinert-Str. 19 14478 Potsdam [email protected] Sternbedeckungen/IOTA-ES Dr. Bredner Eberhard Ginsterweg 14 59229 Ahlen-Dolberg [email protected] VdS-Volkssternwarte Dr. Schulz Jürgen Arnstädter Str. 49 99334 Kirchheim [email protected] Veränderliche (BAV) Bannuscher Dietmar Burgstr. 10 56249 Herschbach [email protected] Visuelle Deep-Sky- Bannuscher Dietmar Burgstr. 10 56249 Herschbach [email protected] Beobachtung

VdS-Fachgruppen-Verantwortliche Fachgruppe Name Vorname Straße PLZ Ort E-Mail Amateurteleskope/Selbstbau Berger Andreas Lützowstr. 180 42653 Solingen [email protected] Astrofotografie Riepe Peter Lortzingstr. 5 44789 Bochum [email protected] Astronomische Vereinigungen Dr. Dölling Rolando Friedrich-Wolf-Weg 23 72379 Hechingen [email protected] Atm. Erscheinungen Hinz Wolfgang Oswaldtalstr. 9 08340 Schwarzenberg [email protected] Astrophysik und Algorithmen Dr. Pilz Uwe Pöppigstr. 35 04349 Leipzig [email protected] Dark Sky Dr. Hänel Andreas Am Sportplatz 7 49124 Georgsmarienhütte [email protected] Geschichte Dr. Steinicke Wolfgang Gottenheimer Str. 18 79244 Umkirch [email protected] Jugendarbeit/VEGA e.V. Haux Sonja Laubenweg 30 69123 Heidelberg [email protected] Kleine Planeten Lehmann Gerhard Persterstr. 6 h 09430 Drebach [email protected] Kometen Dr. Pilz Uwe Pöppigstr. 35 04349 Leipzig [email protected] Meteore Molau Sirko Abenstalstr. 13 b 84072 Seysdorf [email protected] Planeten Kowollik Silvia Adolf-Gesswein-Str. 6 71636 Ludwigsburg [email protected] Radioastronomie Schuller Katja u. Frederic Johannes-Niemeyer-Weg 23A 14109 Berlin [email protected] Sonne Zunker Andreas Munsterdamm 90 12169 Berlin [email protected] Spektroskopie Dr. Hunger Thomas Weinbergstraße 12 01129 Dresden [email protected] Sternbedeckungen/IOTA-ES Dr. Bredner Eberhard Ginsterweg 14 59229 Ahlen-Dolberg [email protected] VdS-Volkssternwarte Dr. Schulz Jürgen Arnstädter Str. 49 99334 Kirchheim [email protected] Veränderliche (BAV) Braune Werner Münchener Str. 26 10825 Berlin [email protected] Visuelle Deep-Sky-Beobachtung Zebahl Robert Industriestr. 22 04229 Leipzig [email protected]

Kontaktadressen Materialzentrale Heising Thomas Clara-Zetkin-Str. 59 39387 Oschersleben [email protected] [email protected] Vereinigung der Sternfreunde e.V. Geschäftsstelle Postfach 11 69 64629 Heppenheim [email protected] Vorsitzender Melchert Sven Lindenspürstraße 27 70176 Stuttgart [email protected] Homepage www.vds-astro.de

Journal für Astronomie Nr. 72 | 143 Leserbriefe

Endlich … Oder: Wenn zwei Dinge zusammen erscheinen!

Da ich die letzte Ausgabe unseres Journals mehr liefern. Trotzdem ist es mir – inzwi- reagieren, dann bedarf es wohl kaum einer vor wenigen Tagen erhalten habe, ist es mir schen berentet – immer ein Anliegen geblie- Erwähnung, dass der richtige Weg nur lau- in diesem Leserbrief ein Bedürfnis, die Re- ben, auch Kinder und Jugendliche für unser ten kann: Öffentlichkeitsarbeit, Informa- daktion einmal zu loben und anzuspornen. schönes Hobby zu begeistern. Ich kann des- tion und Förderung junger Amateure! Und In der Ausgabe 70 finden sich zwei Dinge halb die Redaktion nur ermutigen, auch Ar- selbst wenn manch kleiner Artikel dem vereint, die ich für ausgesprochen wichtig tikeln von jungen, ja vielleicht sehr jungen Redakteur sprachlich ungelenk erscheinen erachte: erstens das Schwerpunktthema Einsendern Raum zu verschaffen, die meist mag: Er gehört in unveränderter Form in des Heftes 72 „Kleine Öffnungen“, zweitens wohl – gezwungenermaßen – mit kleinen unser Journal! Dies dürfte der ideale An- nach der Einführung der „Kinderseiten“ Öffnungen beobachten. Ich weiß, welch er- sporn sein, jüngere und jüngste Mitglieder der Brief über Nachwuchsschwierigkeiten. mutigende und motivierende Wirkung eine unserer Vereinigung zu einer Wirksam- solche Veröffentlichung haben kann. keit „nach außen“ anzuspornen. So würde Ich habe selbst vor vielen Jahren einmal meines Erachtens nach ein Hauptziel unse- zwei oder drei (ich weiß es nicht mehr ge- Wenn man einmal gesehen hat, wie un- rer Vereinigung erfüllt: die Förderung der nau) Artikel in unserer Zeitschrift platzie- mittelbar begeistert Kinder und Jugend- astro­nomischen Bildung! ren können unter dem Titel „Deep Sky mit liche beispielsweise auf ein „Direktbild“ kleiner Öffnung“. Ich war damals schon in des Saturn – selbst am kleinsten Teleskop Mit besten Grüßen! mittleren Jahren und konnte aufgrund per- (ich verwende heute immer noch einen Gerhard Herzog sönlicher Umstände keine Fortsetzungen 60-mm-Refraktor aus meiner Schulzeit) – (seit 20 Jahren Mitglied)

Zum Thema Starlink-Satelliten

Liebe Sternfreunde, als Astrofotograf aus Bayern bin ich natürlich auch auf das The- ebenfalls einer sein: ma aufmerksam geworden und mache mir über die Zukunft https://t3n.de/news/amazon-jeff-bezos-will-riesige- meines Hobbys Sorgen, vor allem darüber, dass der von uns als satelliten-flotte-ins-all-schicken-1155806/ Gut so hoch bewertete dunkle und ungestörte Nachthimmel (Stand: Oktober 2019) bald völlig der Vergangenheit angehören wird. Diese Leute werden ihre Pläne umsetzen, ob uns der Nachthim- Umso mehr schätze ich die Stellungnahmen verschiedener Or- mel wichtig ist oder nicht. Die Frage bleibt also: ganisationen und auch die der VdS. Es ist aber zu befürchten, Was kann man noch tun? dass solche Satellitenpläne der Anfang einer Entwicklung sind, die uns gnadenlos überrollen wird. Man muss sich nur die Stel- Wie kann man auf Genehmigungsbehörden Einfluss nehmen, lungnahmen dazu einmal durchlesen: damit technische Vorgaben wie z.B. die Vermeidung von Refle- xionen an einer Satellitenhülle zwingend in die Konstruktion https://twitter.com/elonmusk/status/ einfließen müssen? Wie lassen sich die weltweiten Interessen 1132897322457636864 der Astronomen bündeln und an die entsprechenden Stellen (Stand: Oktober 2019) leiten?

Meist sind es milliardenschwere US-Unternehmer wie Elon Mit ratlosem Gruß, Musk, die der Menschheit gerne etwas Gutes tun möchten, aber Robert Walkmann eigentlich „Gott“ spielen wollen, und dafür ist der Erdorbit an- [email protected] scheinend das geeignete Ziel. Jeff Bezos von Amazon akzeptiert Elon Musk jedoch nicht als „einzigen Gott“, sondern möchte

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