Bernhard Gander (*1969)
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BERNHARD GANDER (*1969) 1 - 15 Bunny Games (2006) 23:04 für Ensemble dem Klangforum Wien gewidmet 16 fluc ‘n‘ flex (2007) 10:54 für Akkordeon Krassimir Sterev gewidmet 17 ö (2005) 8:24 für Quintett Motörhead gewidmet 18 Peter Parker (2004) 10:09 für Klavier Hsin-Huei Huang gewidmet 19 fête.gare (2002) 10:44 für Ensemble TT: 63:15 18 Hsin-Huei Huang Klavier 16 Krassimir Sterev Akkordeon 1 - 15 Emilio Pomárico 17 Johannes Kalitzke 19 Sylvain Cambreling Klangforum Wien 1 - 15 Erste Bank Kompositionsauftrag Coverphoto: © Hans Labler 2 Klangforum Wien Eva Furrer Flöte 1 -15 , 17 Markus Deuter Oboe 1 -15 Bernhard Zachhuber Klarinette 17 , 19 Ernesto Molinari Klarinette 19 Donna Molinari Klarinette 19 Thomas Monod Klarinette 1 -15 Lorelei Dowling Fagott 1 -15 Christoph Walder Horn, Wagnertuba 1 -15 , 19 Anders Nyqvist Flügelhorn 1 -15 Jef Brothwell Trompete 19 Andreas Eberle Posaune, Tenorhorn 1 -15 , 19 Gunde Jäch-Micko Violine 1 -15 , 19 Annette Bik Violine 1 -15 Ivana Pristasova Violine 19 Dimitrios Polisoidis Viola 1 -15 Andrew Jezek Viola 1 -15 , 17 Benedikt Leitner Violoncello 1 -15 , 17 Andreas Lindenbaum Violoncello 1 -15 , 19 Uli Fussenegger Kontrabass 1 -15 , 19 Krassimir Sterev Akkordeon 16,17 , 19 Manuel de Roo E-Gitarre 1 -15 Florian Müller Klavier 1 -15 Lukas Schiske Schlagwerk 1 -15 , 19 Björn Wilker Schlagwerk 1 -15 Berndt Thurner Schlagwerk 19 3 Bernhard Gander bunny games (2006) ö (2005) 15 kurze stücke über ö…quintett für bassflöte, bassklarinette, akkordeon, verführung madonna abschied alkohol nähe wei- bratsche und cello ö…intensives musizieren, manch- nen 90-63-92 kotzen schöne worte schnelle autos mal so was ähnliches wie strophe und refrain, solos, playmate scarlatti flirten flüstern tanzen achterbahn duos, trios, mit und ohne begleitung ö…eine hom- verzweiflung teure uhren schreien parfum porno mage an die rockgruppe MOTÖRHEAD, deren kur- bahnhof playboy distanz nothing really matters ze und kräftige songs mich dazu verleitet haben kommen covergirl varèse after midnight sprechen unaussprechliches hasen mit langen ohren Peter Parker (2003) für Klavier solo fluc `n` flex (2007) Peter Parker: “Wer ich bin? Ich bin Spiderman.“ Die …es ist heiss, acht uhr abends, ich bin müde und Inspirationsquelle für dieses Klavierstück war das durstig. für heute habe ich genug gearbeitet. ich Comic und der Film „Spiderman“. Die Verwandlung studiere das fernsehprogramm und das dj-line-up des P.P. in einen Spinnenmann, die plastischen Dar- der nachtszene und entscheide mich den abend in stellungen des Körpers in Aktion, das Fliegen, das einer bar ausklingen zu lassen. Springen, … waren für mich so inspirierend, um mit ich werf mich in schale, verlasse meine wohnung dem Klang auf ähnliche Weise umzugehen. und geh in richtung der lokalmeile. schon von wei- tem höre ich die tiefen bässe von techno-musik. fête.gare (2002) meine schritte werden schneller, ich erreich das lo- …fête(Feier, Fest), weil Musik für mich grundsätz- kal und öffne die tür. lich was feierliches ist. dicke rauchschwaden knallen mir ins gesicht. es ist …gare(Bahnhof), weil ich von meinem Fenster aus düster, die grellen lichter flackern im rhythmus der eine wundervolle Aussicht auf den Südbahnhof musik. ich hol mir ein bier und lass mich von den habe. starken beats der musik betäuben und auf das par- Ein Jahr lang habe ich immer wieder dieselbe Aus- kett ziehen. einige stunden und drinks später ver- sicht fotografiert und die Bilder analysiert. Je nach lasse ich beschwingt den ort. noch aus weiter ent- Jahreszeit, Tageszeit und Witterung verändert sich fernung höre ich die musik weiterpulsieren und… das Abgebildete: Konturen werden weicher oder das stück ist dem nächtlichen ausgehvergnügen, härter, verschiedene Elemente rücken in den Vor- den lokalen fluc und flex in wien und krassimir dergrund, werden beleuchtet und „verschwinden“ sterev gewidmet wieder oder werden verdeckt. 4 Georg Vinokic „Tischtuch mit zwei Sardinen“ Photo: © Michael Zechany 5 Biegen und Brechen auch im Feld realer handwerklicher Arbeit ansetzt: Der handfeste kreative Zugriff Gewindestangen aus Eisen, Blechplatten, Bauzie- des Bernhard Gander gel, Kunststoffkanister, Feilen, Bohrmaschinen („stark, mit Metallbohrkopf und Schlagbohrfunk- Daniel Ender tion, kein Akkubohrer“!), Hämmer und hängende Eisenteile, Schuhsohlen, Mülltonnen, Blechdosen Klopfen, Schlagen, Hämmern, Bohren: In der Musik und Ofenrohre gehören zu den musikalisch zweck- von Bernhard Gander geht es meistens recht hand- entfremdeten Utensilien; und auch da, wo die Musik greiflich zu. Die Zurichtung des Materials, die ande- ganz ohne solches Inventar auskommt, ist dieses re Komponisten gerne zu verbergen suchen – bei Ambiente ganz offenkundig mitgedacht. ihm tritt sie unmittelbar zu Tage. Die Gewalt, die Dann stehen plötzlich auch die von einer klassischen jeder Künstler seinem Material nolens volens stets Kammermusikbesetzung hervorgebrachten Klänge antut – indem er schon durch die Wahl bestimm- völlig unbehauen da und werden wie bizarre, un- ter Mittel andere ausschließt und das Ausgewählte gehobelte Fundstücke zäh bewegt, durchpulst von dann maßregelt und zivilisiert –, beschränkt sich bei repetitiven Gesten, ausfransenden Klangbändern den Kompositionen von Bernhard Gander nicht auf und durchsetzt mit tumultuarischen Solostellen. Als seine Werkstatt, sondern strahlt in die (Werk)Stücke müsse sich eine elementare, urwüchsige Kraft ein hinein. Ventil suchen, dominieren in diesen Partituren „Im- Das Eindringen des Rohen, Grobschlächtigen in pulsivität, gestische Prägnanz und Energie“ (Lothar seine Musik, das gelegentlich auch den Anschein Knessl), mit überschießender Wucht, ständiger Ten- des Unbearbeiteten erweckt, fällt auf; und es fällt denz auszuscheren und der Neigung, Verletzungen auch aus dem Rahmen der in der Neuen Musik üb- des Materials zu provozieren. licherweise als selbstverständlich vorausgesetzten Zwar meint Bernhard Gander selbst, man müsse Subtilität künstlerischer Artikulation. Unterdessen bei ihm „die Lyrismen mit der Lupe suchen“. Es erinnert der Gestus des vielfältigen Bearbeitens des gibt sie immerhin dennoch, jene verhaltenen, stillen Materials, des verändernden, formenden Eingriffs, Momente, deren filigrane Substanz oft freilich gleich daran, dass man den Künsten ursprünglich eine wieder von aggressiver Aktivität zugedeckt wird. wesentliche Nähe zum Handwerk zuschrieb, die im Eine gar nicht so latente, aber domestizierte Zer- Akt des Hervorbringens, der Poiesis, wurzelte und störungswut bahnt sich dabei, nicht selten in me- auf der Beherrschung des Metiers, der Techne, be- chanistischer Bewegung, irritiert nur durch ihre ei- ruhte. gene Irregularität, ihre Wege durch das zum Klingen Die technischen Mittel und Werkzeuge zur Her- gebrachte Material, als ob dessen Konsistenz und vorbringung des Klanges lassen sich indessen im Aggregatzustände auf Biegen und Brechen unter- Fall von Bernhard Gander nicht bloß metaphorisch sucht würden. Allenthalben im Vordergrund stehen umschreiben, zumal seine kompositorische Arbeit dabei konkrete, unmittelbar fassbare Vorgänge mit 6 einer großen Nähe zum Haptischen, deren Greif- Helden, während das von Spider-Man verwendete bares allerdings immer wieder unterwandert wird – Spinnennetz die Inspiration für eine filigrane, ar- „zerbröselt“ würde Bernhard Gander sagen. peggioartige Figuration bildete, die im Crescendo Doppelbödig wird das Spiel auch durch die inhalt- gleichsam „anwächst“. Einen Bezug zur Vorlage lichen Bezugnahmen des Komponisten auf seine stellen auch die episodenartige Dramaturgie, die Inspirationsquellen. Unbelastet von jeglichem the- den Helden mehrere Abenteuer durchleben lässt, oretischen Konzept, behauptet er eine Transforma- sowie ein „Filmriss“ her, an dem das Geschehen vor tion der eigenen Lebenswelt und Alltagserfahrung einer energiegeladenen Steigerung und einem die durch seine Stücke auf eine ungewöhnlich direkte Virtuosität des Ganzen ins Irrwitzige übersteigertes (und ebenso direkt von ihm kommunizierte) Weise. Finale ins Stocken gerät. Seien es Erotikmagazine oder Comics, die Reno- Stockend beginnt auch das Ensemblewerk fête. vierung der eigenen Wohnung, eine U-Bahn-Fahrt gare (2002), wenn ein ächzender Kontrabass müh- oder der beobachtende Blick aus dem Fenster sam eine Geste wiederholt, die von trägen Klopfzei- – die schöpferischen Impulse von Bernhard Gander chen durchsetzt ist. Bruchstückhaft reiht sich dann scheinen keinerlei Berührungsängste mit der profa- auch hier eine kurze Episode an die andere, entfal- nen Realität zu kennen. ten sich mechanisch (und manchmal fast manisch) Dementsprechend kann es auch in künstlerischer wiederholte Klanggestalten. Der Blick auf den Wie- Hinsicht keine Scheuklappen geben: Kein ästhe- ner Südbahnhof aus der Wohnung des Komponis- tischer Gartenzaun verstellt den Blick auf populäre ten bildete den konzeptuellen Ausgangspunkt für Musik und Kultur, und wenn sich der Komponist nicht dieses Stück. Über ein Jahr lang waren Fotografien gleich im außermusikalischen Alltagsleben seine In- aus stets derselben Perspektive entstanden, die die spiration holt, sondern in kulturellen Phänomenen, langsamen Veränderungen auf den Gleisanlagen dann sucht er sie eher jenseits des sprichwörtlichen schlaglichtartig festhielten: „Je nach Jahreszeit, Elfenbeinturms der ausdifferenzierten, etablierten Tageszeit und Witterung verändert sich das Ab- Hochkultur. So suchte und fand Bernhard Gander gebildete: Konturen werden weicher oder härter, in Peter Parker, dem Alter Ego des Spider-Man aus verschiedene Elemente rücken in den