Das Taublatt 78 (1/2014) 1 G.F.P. im Überblick

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2 Das Taublatt 78 (1/2014) Inhalt

Dr. Rudolf Schmid-Hollinger: Drosophyllum: Gewinner, Verlierer und Glückliche 4 David Marwinski: Eine Expedition nach West-Papua 11 Andreas Wistuba et. al.: Hydnophytum caminiferum 49

Liebe Mitglieder, mit ein wenig Verzögerung erhaltet Ihr nun das erste Taublatt für das Jahr 2014.

Eine Besonderheit dieser Ausgabe ist der Artikel von Dr. Rudolf Schmid-Hollinger, der nicht nur auf die Fangmethode von Drosophyllum eingeht, sondern auch seine Beobach- tungen über die Gesellschaft mit verschiedenen Bienenarten beschreibt.

David Marwinski entführt uns in seinem Bericht in den Westen der Insel Neuguinea, in dem viele interessante -Arten zu finden sind. Hier haben die Reisenden nach einer abenteuerlichen Durchquerung des Dschungels die verschollene Nepenthes panicu- lata wiederentdeckt.

Auch in dieser Ausgabe haben wir wieder eine Beschreibung einer neuen Pflanzenart da- bei. Diesmal zwar nicht direkt aus dem Reich der Karnivoren, jedoch mindestens ge- nauso faszinierend. Die Gattung Hydnophytum, die auch Ameisenpflanze genannt wird, erfreut sich aufgrund ihrer spannenden Symbiose zunehmender Beliebtheit unter Karni- voren-Liebhabern und hat bereits viele Sammlungen als Begleitpflanze erobert.

An dieser Stelle möchten wir noch einmal alle Leser dazu ermutigen, sich mit einem Ar- tikel an einer der folgenden Taublatt-Ausgaben zu beteiligen.

Wir wünschen Euch viel Spaß beim Lesen dieser Ausgabe.

Markus & Marcus

Das Taublatt 78 (1/2014) 3 Drosophyllum: Gewinner, Verlierer und Glückliche Dr. Rudolf Schmid-Hollinger

rosophyllum lusitanicum wächst ert. Da mehrere Flüge für die Verproviantie- vorwiegend an offenen, sonnigen rung einer Zelle nötig sind, ist es einsichtig, Dund sandig-sauren Stellen. Typisch dass Panurgus nur wenige Zellen (10 bis für diese Biotop-Eigenschaften ist z.B. das höchstens 30) anlegen kann. Stauracantho-Drosophylletum („Kreuz- Stechginster - Taublatt“- Gesellschaft) der Die Panurgus-Männchen beteiligen sich Alcornocales (Abb.1). Charakteristische weder am Bau des Ganges noch an der Ver- Insekten dieser Gesellschaft sind Wildbie- proviantierung. Sie sitzen meist am Blü- nen (Apidae), die eben solch offen-sonnige, tenrand und warten auf eine Begattungs- sandige Stellen bevorzugen. Man könnte möglichkeit. Die Weibchen sammeln in deshalb durchaus von einer „Wildbienen ─ den Blüten in einer bestimmten Lage: Sie Kreuz-Stechginster ─ Taublatt“ - Biozönose kriechen seitlich liegend durch die Blüte sprechen. (Abb.3-5).

Gewinner Pollenkörner werden meist nur von nah verwandten Pflanzen (z.B. von Korbblüt- Drosophyllum bildet reichlich Pollen, gilt lern) gesammelt (= oligolektisch). Es ist aber eigentlich als vorwiegend selbstbestäu- durchaus wahrscheinlich, dass Panurgus in bend. Pollen ist natürlich begehrt, beson- Südwesteuropa polylektisch ist, denn Dro- ders von pollensammelnden Wildbienen. sophyllum tritt oft engbeschränkt lokal auf. Panurgus spec. (Zottelbienen) sind solitäre Viel häufiger sind pollenreiche, gelbe Cis- Wildbienen, die an ihren Hinterschienen taceen. Nektar wird – im Gegensatz zu den und Hinterfersen grosse Pollenmengen Pollenkörnern – bei durchaus verschiedenen sammeln (Abb.2). Panurgus-Arten sind Blüten aufgenommen. glänzend tiefschwarz und nur wenige Mil- limeter lang. Nordafrika und die Iberische Panurgus ist nicht unbelästigt: Kuckucks- Halbinsel bilden das Zentrum dieser etwa bienen legen ihre Eier in eine noch nicht 35 Arten umfassenden Gattung. Panurgus- zugemauerte Zelle. Die daraus schlüpfende Weibchen graben einen senkrechten Gang, Larve frisst Vorrat und eventuell die Larve der einige Dezimeter tief sein kann. Von der Panurgus-Art auf. diesem Hauptgang zweigen waagerechte Seitengänge ab, in denen Pollen und Nektar Olivencia et al. (1995) fanden als Haupt- als Vorrat für die Larven deponiert werden. bestäuber von Drosophyllum Zottelbienen: Pollenmasse und Nektar samt dem dazu ge- 46,5% der beobachteten Blütenbesucher ge- legten Ei werden in einer „Zelle“ zugemau- hörten zu einer Panurgus-Art! Dies können

4 Das Taublatt 78 (1/2014) Abb. 1 Abb. 2

Stauracanthus boivinii und Drosophyllum (Stauracantho- Zottelbiene (Panurgus spec.) mit Pollen-Bürste an Hinter- Drosophylletum) schiene

Abb. 3 Abb. 4

Panurgus: Seitlich liegend beim Pollensammeln; Begattung

Das Taublatt 78 (1/2014) 5 wir im Stauracantho-Drosophylletum der Verlierer Alcornocales bestätigen. Es ist somit kaum verfehlt, von einer „Panurgus ─ Stauracan- Drosophyllum ist ein altbekannter Fliegen- thus ─ Drosophyllum“ – Biozönose zu spre- fänger (Abb.12-13). Im Alentejo konnten chen. wir den Fang und die Folgen direkt beob- achten: Eine Fliege sieht sich plötzlich in In gelichteten Stellen eines Korkeichen- ungemütlicher Lage. Mit ihren leichten waldes (Alentejo) fanden wir eine andere Flügeln versucht sie abzuheben, aber ihre Wildbiene: Dasypoda spec. (Abb.6). Diese Beine sind bereits von Fangschleim umge- Hosenbiene ist größer als die Zottelbienen ben. Die Fliege versucht nun, sich mit sehr und stark behaart. Ohne Flügelmerkmale schnellen Bewegungen zu befreien. Sie (Vorderflügel mit 2 Cubitalzellen) sind die dreht sich rasend schnell um das Fangblatt Männchen von anderen Wildbienen kaum herum und braucht dabei übermäßig Eigen- zu unterscheiden! Die ähnlich aussehenden energie. Nach wenigen Minuten ist die Flie- Wildbienen Melitta und Andrena weisen ge erschöpft und stirbt. im Vorderflügel 3 Cubitalzellen auf. Dasy- poda lebt ebenfalls solitär, ist Beinsammler Ähnliches geschieht einem Kleinschmet- und nistet im Boden, wobei die senkrechten terling. Diese stark pelzig-haarige Sackträ- Gänge bis 1 m Tiefe erreichen können. germotte (Abb.14) dreht sich wie wild um das Fangblatt und gibt ebenfalls den Kampf Ende Mai fällt in der „Kreuz-Stechginster ─ nach wenigen Minuten auf. Taublatt“ - Gesellschaft ein anderes Insekt auf: Usia spec. (Abb.7-8). Dieser geschickt- Langbeinige Insekten, z.B. Schnaken, sind wendige Schweber (Diptera, Bombyliidae) gefährdet. Recht oft werden erstaunlich fliegt sehr rasch und gezielt. Der vorge- große Motten gefangen (Abb.15-16). Die streckte Rüssel weist Usia als Nektarsauger äußeren Enden ihrer vier Flügel werden aus. Die Larven dieses Schwebers entwi- durch die Tentakeln festgeklebt. Ihre schwa- ckeln sich als Parasiten, sogar nicht selten chen Mundwerkzeuge sind dagegen wohl an Wildbienen! Oft beobachtet man Usia frei, aber sie sind nicht stark genug um sich wie abwartend an Drosophyllum-Kronblät- zu befreien. tern: Der Verdacht kommt auf, Usia warte auf eine Gelegenheit, die eigenen Eier Rich- Glückliche tung Panurgus-Nesteingang zu schiessen. Parasitiert eine Bombyliiden-Larve eine Käfer haben – anders als Zweiflügler, klei- vorher eingeschmuggelte Kuckucksbienen- nere Hautflügler und Kleinschmetterlinge larve (auch ein Parasit) spricht man von Hy- – durchaus die Möglichkeit zur Flucht. Ihre perparasitismus. harten Flügeldecken schützen die häutigen Flugflügel. Von ihrem Bau hängt wahr- Viele weitere Gäste, darunter viele Zu- scheinlich auch ihr Verhalten ab: Käfer wir- fallsgäste, verköstigen sich bei Drosophyl- ken geradezu bedächtig. Das wilde Schwir- lum. Besonders Käfer fressen gerne Pollen ren und Drehen fehlt bei ihnen. (Abb.9-11). Olivencia et al. geben den Kä- fer Homaloplia in ihrer Untersuchung als Eine Selbst-Befreiungsaktion konnten wir zweitmeisten Besucher an. in den Alcornocales beobachten (siehe Das

6 Das Taublatt 78 (1/2014) Abb. 5 Abb. 6

Hosenbiene (Dasypoda spec.)

Abb. 7 Abb. 8

Schweber (Bombyliidae) mit Saugrüssel (Usia spec.)

Abb. 9 Abb. 10

Käfer fressen gerne Pollen Taublatt 63, 1/2009). Einem Wollhaarkäfer Literatur gelang es nach einigen Versuchen, sich fal- Amiet F., Krebs A. (2012) : Bienen Mitteleuropas, len zu lassen. Gattungen, Lebensweise, Beobachtung. Bern, Stutt- gart, Wien, Haupt. Diesmal gelang uns eine erneute Beob- Jacobs W., Renner M. (1974): Taschenlexikon zur Bio- achtung in den Alcornocales. Ein Ölkäfer logie der Insekten. Gustav Fischer Verlag, Stuttgart. (Mylabris quadripunctata) geriet auf ein Müller J., Deil U. (2001): Ecology and structure of Fangblatt von Drosophyllum. Offensichtlich Drosophyllum lusitanicum (L.) Link populations in the south-west of the Iberian Peninsula. Acta Botanica bekam er Probleme mit den Fußgliedern Malacitana 26. (Tarsen). Dann gelang es ihm, die Lage zu verändern. Schaute er anfänglich Rich- Olivencia A.O., Jacinto P., Claver C. and J.A.D. Alcaraz (1995) : Floral and reproductive biology of tung Fangblattbasis, gelang ihm aber trotz Drosophyllum lusitanicum (L.) Link (Droseraceae). Fangschleim eine Drehung Richtung Fang- Bot. Journal of the Linn.Soc. 118. blattspitze. Es folgte minutenlanges Warten Ortega-Olivencia A., López Paredes J.A., Rodríguez- ohne dramatische Reaktionen. Plötzlich fiel Riaño T. and Devesa J.A. (1998) : Modes of Self- Mylabris zu Boden wie damals der Woll- Pollination of Cryptic Self-Incompatibility in haarkäfer. Nun blieb er kurze Zeit regungs- Drosophyllum lusitanicum (Droseraceae). Bot. Acta 111. los am Boden und flog anschließend davon (Abb.17-19). ■ Schmid-Hollinger R. (2009) : Beobachtungen am Taublatt (Drosophyllum lusitanicum (L.) Link). Das Taublatt 63. The locality oft the association of Staura- canthus boivinii and Drosophyllum lusi- Zurbuchen A., Müller A. (2012): Wildbienenschutz –von der Wissenschaft zur Praxis. Zürich, Bristol- tanicum (Stauracantho-Drosophylletum) is Stiftung; Bern, Stuttgart, Wien, Haupt. an open, sunny, sandy and acid place. Wild bees like these conditions. Bees oft the ge- nus Panurgus collect pollen and mate in Dank the flowers of Drosophyllum. Therefore it Herrn Dr. Andreas Müller, ETH Zürich, Institut für is possible to name this community: „Pan- Agrarwissenschaften und Angewandte Entomologie, urgus – Stauracanthus – Drosophyllum“ ─ danke ich bestens für die Bestätigung der Bestimmun- gen von Panurgus und Dasypoda. biocenose. Other visitors of Drosophyllum are : Da- sypoda (Hymenoptera, Apidae), Usia (Di- ptera, Bombyliidae) and a lot of different beetles feeding on pollen. A beetle (Mylabris) was able to escape from a leaf of Drosophyllum.

Dr. Rudolf Schmid-Hollinger, Quellmattstrasse 28, CH-5035 Unterentfelden, www.bio-schmidhol.ch

8 Das Taublatt 78 (1/2014) Abb. 11 Abb. 15

Schnake

Abb. 13 Abb. 16

Fliegen: Hauptbeute von Drosophyllum Motte

Abb. 17 Abb. 18

Ein Ölkäfer (Mylabris) befreit sich Abb. 19 Abb. 14 Pelzig-haarige Sackträgermotte

Fotos: Dr. Rudolf Schmid-Hollinger Abb. 12

10 Das Taublatt 78 (1/2014) Eine Expedition nach West-Papua oder Auf den Spuren von Nepenthes paniculata David Marwinski

ls Andreas Wistuba mich Ende 2012 Land und Leute fragte, ob ich im Sommer 2013 auf Aeine von ihm organisierte Reise nach Neuguinea ist die zweitgrößte Insel der Welt, West-Papua, dem indonesisch besetzten Teil sie ist beinahe komplett mit dem größten Neuguineas (auf Indonesisch „Irian Jaya“) Tropenwald Australasiens bedeckt und bie- mitkommen wollte, habe ich lange gezögert: tet die reichste Biodiversität außerhalb des Zwar hatte ich mit Thomas Gronemeyer bereits Amazonas. Man kann tatsächlich stunden- einige Monate zuvor die Möglichkeit einer sol- lang mit dem Jet in eine Richtung fliegen chen Reise erörtert, doch es würde sicherlich und trotzdem bis zum Horizont nur unbe- ein gefährliches Abenteuer, und plötzlich war rührten Wald, Flüsse und Sümpfe ohne eine ich mir nicht mehr sicher, ob es das Risiko wert Spur von Menschen sehen. war, oder ob ich dem gewachsen sein würde. Nach einigem Zögern stimmte ich dann doch Während Papua-Neuguinea, der Ostteil der zu, und obwohl wir tatsächlich in so manch Insel, seit 1975 vollkommen unabhängig ist, brenzlige Situation gekommen sind, bin ich steht der Westen, also der Teil, in den wir ge- rückblickend froh, dass ich bei einer solch reist sind, seit 1963 unter indonesischer Ver- außergewöhnlichen Expedition mit dabei sein waltung. Im Rahmen der 1969 gestarteten durfte. Mutiger als ich waren Holger Goßner, indonesischen Transmigrasi-Politik wurden Thomas Gronemeyer, Marius Micheler, Joa- viele Ureinwohner vertrieben, um malaiische chim Nerz und Urs Zimmermann, die gleich Indonesier anzusiedeln. Über ein Drittel der begeistert mit dabei waren. Etwas später Ureinwohner haben bis heute durch Vertrei- gesellte sich auch noch Stewart McPherson bung und Verfolgung ihr Leben verloren, dazu – es war eine richtig tolle Truppe, deren was zur Entstehung einer Rebellenbewegung Zusammenhalt sich auch in schwierigeren beigetragen hat, die bis heute gegen die in- Momenten bewähren sollte. donesische Armee kämpft. Die Situation der Ureinwohner ist prekär, Menschenrechtsver- Um nicht den Rahmen des Taublatts zu letzungen bleiben oft von der Weltöffentlich- sprengen, will ich hier keinen detaillierten keit unbemerkt. Reisebericht liefern, sondern nach einer kur- zen allgemeinen Einleitung mit ein paar wis- Insgesamt gibt es über 200 verschiedene senswerten Fakten zu der Insel gezielt auf Ureinwohnerstämme allein auf West-Papua. die wesentlichsten botanischen bzw. karnivo- Ein Großteil von ihnen ist durch intensive ren Entdeckungen der Reise eingehen. Missionierungsarbeit formell zum Chri- stentum übergetreten, jedoch werden häu-

Das Taublatt 78 (1/2014) 11 fig parallel weiterhin animistische Bräuche Nepenthes neoguineensis bekamen wir leider gepflegt. Einige wenige Stämme in den nur Jungpflanzen zu sehen, da die spektaku- unzugänglichen Wäldern im Süden der In- lärsten Pflanzen leider in großer Höhe in den sel pflegen noch einen sehr naturnahen und Baumkronen wuchsen. Doch diese Art sollte ursprünglichen Lebensstil auf Steinzeit- uns noch einmal am Ende der Reise begeg- Niveau: Sie benutzen Stein- und Holzwerk- nen… zeuge und leben weitestgehend nackt; Stoff und Metall sind nicht bekannt. Wie uns unser Unser erstes Ziel waren die nebligen und Guide glaubhaft versicherte, wird bei einem unwirklichen Sümpfe des Lake Habbema, Stamm, den Stein-Korowai, auch heute noch einem auf 3224 Metern liegendem Bergsee. ritueller Kannibalismus praktiziert. Wahr- Da eine Straße dort hinaufführte, konnten scheinlich gibt es in den Wäldern sogar noch wir uns in Geländewagen mehr oder weni- unentdeckte Stämme. ger bequem dort hinfahren lassen. Bei unse- rem ersten Zwischenstopp fanden wir bereits Bei den Stämmen, die missioniert wurden neben ersten wilden Rhododendren ein paar und die Kontakt zur Außenwelt pflegen, hat typische Nepenthes maxima. Der See selbst sich gebrauchte westliche Kleidung wie T- überwältigte uns mit seinen wilden, urtüm- Shirts und Shorts teilweise von Dorf zu Dorf lichen Landschaften voller ausgefallener bis tief in den Urwald hinein verbreitet. Un- Pflanzen vor der ehrfurchtgebietenden Ku- ser Guide erklärte uns, dass die Männer des lisse des gewaltigen und noch vor wenigen Volkes der Dani (mit denen wir es primär zu Jahrzehnten schneebedeckten Puncak Triko- tun hatten) und der Asmath außerhalb der ra – mit 4730 Metern der zweithöchste Gip- Städte trotz Missionierung immer noch poly- fel der Insel. Die weitläufigen Sumpfwiesen gam und bisexuell leben. Männer und Frauen im Tal des Sees und die kleinen Baumfarn- wohnen nach Geschlechtern getrennt in eige- wäldchen erinnerten uns an Jurassic Park: Es nen Hütten, wobei die Kinder mit den Frauen hätte uns nicht überrascht, eine Herde Diplo- leben. Auf unserer Urwald-Tour durchquer- dokus dort anzutreffen oder flinke Raptoren ten wir viele Dörfer, deren Einwohner noch um die Baumfarne wieseln zu sehen. Die nie zuvor Weiße gesehen hatten. Farben waren ebenfalls einmalig: In dieser an Moosen und Flechten reichen Landschaft Erste Karnivoren! dominierten die Töne beige, grau und ein zartes Pastell-Orange. Weiße Flechten be- Gleich am ersten Tag führten uns die Kinder deckten ganze Flächen und sahen aus der einer Siedlung im Wald in einem Vorort von Ferne wie Schnee aus, und an den Bäumen Jayapura, wo sich der größte internationale hingen weiße Nebelmelkergewächse, deren Flughafen West Papuas befindet, zu einem Fetzen sich sanft und leicht im Wind wieg- Standort mit wunderschönen Nepenthes am- ten. Seltsame Orchideen und teils riesige pullaria sowie einigen Nepenthes neogui- Ameisenpflanzen, die übrigens auch in der neensis, nachdem wir ihnen zuvor ein paar lokalen Volksmedizin zum Einsatz kommen, Fotos der Pflanzen gezeigt hatten. Die mei- komplettierten den surrealen, außerirdischen sten Nepenthes ampullaria waren sehr schön Touch dieses bemerkenswerten Ökosystems, ausgefärbt und bemustert, zum Beispiel rost- der auf Fotos leider nicht wiederzugeben braun mit dunkleren Flecken und postgel- ist. Leider fanden wir dort oben entgegen bem Peristom oder gar dreifarbig. Von den der Aussagen unseres Guides keine Nepen-

12 Das Taublatt 78 (1/2014) N. ampullaria mit Spinnennetz bei Jayapura

Dreifarbige N. ampullaria bei Jayapura Foto wenn nicht anders genannt: Thomas Gronemeyer Das Taublatt 78 (1/2014) 13 thes. Die einzigen Karnivoren, die wir dort ten Versuche hatte kämpfen müssen, erspart entdeckten, waren wunderschöne, knallrote bleiben würde. Drosera peltata, deren erste Exemplare Urs direkt neben unserem Camp fand. Zuvor jedoch machten wir einen Abstecher ins Baliem-Tal, wo wir in der Nähe von ma- Ursprünglich war als nächstes Ziel Enarota- lerischen Ureinwohnerdörfern Nepenthes ob- li mit seinen Nepenthes klossii und Drosera lanceolata fanden, sowie eine gelb- und eine eingeplant, aber leider erhielt unser Guide blaublühende Utricularia-Art. Die Nepen- die Nachricht, dass es dort zu Schießereien thes wuchsen an diesem Standort sehr nass zwischen Armee und Rebellen gekommen in einem Moor – bemerkenswert, wenn man sei. Bald schon entbrannte die Diskussion, bedenkt, dass kultivierte Pflanzen unter sol- ob wir nicht die durch den Entfall dieses Zie- chen Bedingungen in der Regel an Wurzel- les gewonnene Zeit dazu einsetzen sollten, fäulnis erkranken und absterben. unser drittes Ziel, den Mount Anggemuk, statt über die Südflanke vom Baliem Tal Die Wiederentdeckung von Nepenthes aus, über den Norden zu erklimmen. Damit paniculata würden wir den Spuren der niederländischen Van Overeem Expedition von 1920 folgen, Tags darauf charterten wir ein Propellerflug- in deren Verlauf der holländische Botani- zeug und ließen uns in besagtes Dorf am ker Herman Johannes Lam die seitdem ver- Rand der Sümpfe fliegen. Dort rekrutierte schollene Nepenthes paniculata entdeckt unser Guide einige Träger. Leider gab es dort hatte. Diese Pflanze wurde seitdem nur ein weniger Nahrungsmittel zu kaufen als ge- einziges Mal dokumentiert, allerdings mehr dacht, was im Laufe der Expedition zu Pro- oder weniger zufällig von Steve Rose, einem blemen führen sollte. Generell war die Suche Geologen, der Ende der 80er Jahre mit einem nach Nepenthes paniculata von vielen, teil- Hubschrauber dort irgendwo in der Nähe ge- weise gefährlichen Rückschlägen geprägt. landet war und genau 7 Fotos der Pflanze ge- Erst verließen uns einige Träger wegen des schossen hatte, allerdings kein einziges Bild Mangels an Nahrungsmitteln, so dass wir ei- von den Bodenkannen. Auch in der 1928 von nen Teil des Gepäcks zurücklassen mussten, Danser auf Basis des Herbarmaterials ange- dann führten unglückliche Umstände da- fertigten Zeichnung sind keine Bodenkannen zu, dass wir nicht rechtzeitig in das nächste zu sehen. Andreas und Joachim hatten in Dorf kamen und bis tief in die Nacht hungrig vergangenen Expeditionen bereits mehrfach durch den Dschungel laufen mussten. Späte- erfolglos versucht, diese praktisch unbekann- stens als in der Ferne erste Gewitter grollten te Pflanze zu finden. Wir überlegten lange, und unser Guide Mutter Erde um Gnade an- denn ein so kurzfristiges Umplanen ist nicht flehte, wurde mir mulmig zumute. Weitere ohne Risiko (zumal unser Guide nicht die schwierige Situationen folgten, schmerzhaft Zeit hatte, sich vorab mit diesem Gebiet ver- entzündete Wunden und fiebrige Angina be- traut zu machen), entschieden uns letztlich gleiteten einige von uns die ganze Zeit, und aber doch zugunsten der Routenänderung, wir waren froh, genug Breitband-Antibiotika da unser Guide erklärte, eines der Dörfer dort mitgenommen zu haben. Im Nachhinein er- habe eine Landepiste, so dass uns das ge- wiesen sich die angeblich krokodilfreien fährliche, krokodilbevölkerte Sumpfgebiet, Flüsse, die wir durchqueren mussten oder durch das Andreas sich bei einem seiner letz- in denen wir gebadet und unsere Wäsche

14 Das Taublatt 78 (1/2014) N. maxima auf dem Weg zum Lake Habbema Baumfarne, Lake Habbema

Lake Habbema gewaschen hatten, als doch nicht so ganz die Pflanze nicht eindeutig identifizieren, krokodilfrei… Auch der Kontakt mit den Ur- und die Euphorie wich teilweise wieder einwohnern verlief nicht immer so problem- dem Pessimismus: Vielleicht war es ja doch los, wie man es sich gewünscht hätte, und es nur wieder eine Farbvariante von Nepenthes bedurfte einiger Diplomatie, um manche Si- maxima, schließlich waren wir noch viel tuationen zu entschärfen: Als zum Beispiel in zu tief, glaubte man der Beschreibung der einem der Dörfer, in dem wir ein paar Tage Expedition, laut derer die Pflanze erst auf verbrachten, plötzlich behauptet wurde, ein 1.200 Metern zu finden sein sollte. Als wir Dämon hätte am Berg, auf den wir wollten, schließlich auf ca. 1.000 Metern Höhe auf einen Mann in Stücke gerissen, wurde die einem Bergrücken unser Lager aufschlugen, Stimmung recht bedrohlich – in Wirklichkeit bemerkten wir neben Nepenthes papuana die wurde der Mann vermutlich am Fluss von ei- Bodenrosetten einer unbekannten Nepenthes, nem Krokodil erwischt. Seine Leiche wurde deren Bodenkannen stark an N. merrilliana in einer Hütte unweit unserer Zelte aufge- erinnerten. War dies vielleicht schon Nep- bahrt. Teilweise schien der Abbruch der Ex- enthes paniculata, deren Bodenkannen zu- pedition alternativlos, doch in letzter Sekun- vor ja noch nie jemand gesehen hatte? Oder de ergab sich irgendwie immer eine Lösung vielleicht eine ganz neue Art? Urs hatte als – in besagtem Fall war es die Mutter eines einziger den Mut, mit einigen Trägern noch Kindes, das wir erfolgreich gegen Malaria etwas weiter zu laufen, während der Rest behandelt hatten, die die Situation entschärf- von uns sich entschied, erst einmal die völ- te. Trotzdem verließen wir dieses Dorf auf lig durchnässte Kleidung abzulegen und die Anraten unseres Guides so rasch es nur ging. Beine etwas hochzulegen. Als wenig später vom Berg ein furchtbarer, nicht mensch- Im Team schwankte die Stimmung zwischen licher, markerschütternder Schrei ertönte, Optimismus und tiefstem Defaitismus, wo- dachte ich erst an den angekündigten Dä- bei Andreas uns trotz seiner schmerzhaft mon, doch dann verstand ich, was da gebrüllt entzündeten Wunden immer wieder erklär- wurde: „paniculata, paniculata“! Es überkam te, dass es aus Erfahrung eigentlich immer mich eine große Erleichterung, dass wir die- dann sei, wenn die Verzweiflung am Größten se ganzen Gefahren und Strapazen nicht ist, dass man kurz vor einer großen Entdec- umsonst auf uns genommen hatten, und ich kung stehe – er sollte Recht behalten. Nach dachte mir triumphierend „endlich haben wir zahlreichen entbehrungsreichen Tagen und dich“! Bald schon kam Urs mit den Trägern dem Überqueren von reißenden Flüssen in ins Lager zurück, die ohne unser Zutun ein schwindelerregender Höhe auf umgestürz- paar Triebe abgeschnitten und mitgebracht ten Baumstämmen entdeckten wir eine erste hatten. Kein Zweifel: Es handelte sich um Nepenthes insignis. Es folgten zahlreiche, Nepenthes paniculata! Tatsächlich gehörten sehr schön rostbraun gefärbte, riesige N. die nicht identifizierten Bodenrosetten beim ampullaria, von denen Stewart sagte, es sei- Lager auch zu Nepenthes paniculata. Es war en die größten, die er je gesehen habe, und interessant zu sehen, dass es bei den oberen einige Nepenthes maxima. Und dann, hoch Kannen einen bemerkenswerten Dimorphis- oben in einer Baumkrone, eine aufregende mus gibt, der auch schon auf den Fotos von Entdeckung: Eine Pflanze, die Nepenthes Steve Rose zu erkennen ist: Neben der sehr paniculata sein konnte! Leider konnten wir ausgefallenen, toilettenschüsselförmigen wegen der großen Höhe trotz Feldstecher Kanne mit abgeflachter Front gibt es auch

16 Das Taublatt 78 (1/2014) D. peltata beim Lake Habbema.jpg Sumpfgebiet, Lake Habbema

Myrmecodia lamii beim Lake Habbema eine obere Kanne, die aussieht wie bei N. ven Mücken sehr anstrengenden Foto-Sessi- treubiana, also trichterförmig und ohne Flü- on machten wir uns wieder an die Rückkehr. gelleisten. Handelt es sich dabei um Hybri- den mit N. papuana? Oder bildet die Pflan- Nepenthes neoguineensis bei Jayapura ze einfach nur sehr lange Zeit intermediäre Kannen aus? Zur Klärung dieser Frage wird Nach unserer Rückkehr machten wir Zwi- eine längere Beobachtung der Pflanze nötig schenstation in Jayapura, um unsere Wunden sein. Für die Theorie der intermediären Kan- zu pflegen und wieder zu Kräften zu kom- nen spricht trotz Abwesenheit von Flügel- men. Urs, Joachim und ich begleiteten Ste- leisten allerdings, dass die unteren Kannen wart zu einem hervorragenden Standort von immer identisch sind, und dass wir an man- Nepenthes neoguineensis, von der wir am chen der Pflanzen vor Ort ein paar eindeuti- Anfang der Reise ja bereits in der Nähe ei- ge intermediäre Kannen mit kleineren Flü- nige Jungpflanzen gesehen hatten. Der Groß- gelleisten finden konnten, die bis auf dieses teil des Standortes war seit Stewarts letztem Detail genauso aussahen. Die intermediären Besuch leider in eine Ananasplantage ver- und oberen Kannen besitzen eine extrem zä- wandelt worden, doch nach einigem Suchen he Kannenflüssigkeit, die meterlange Fäden fanden wir äußerst beeindruckende Horste zieht. Wie auch bei anderen Nepenthesarten von Nepenthes neoguineensis. Herauste- mit trichterförmigen oberen Kannen erlaubt chendstes Merkmal dieser recht einfachen, sie der Pflanze vermutlich, Fluginsekten ef- aber dennoch wunderschönen Pflanze sind fizienter zu fangen. In vielen Kannen war die die oberen Kannen, die recht früh gebildet Flüssigkeit außerdem erstaunlich orange ge- werden und deren üppige Flügelleisten der färbt, woher diese Färbung jedoch stammte, hornförmigen Kannenform folgen. Obwohl blieb uns ein Rätsel (eine solche Färbung der das gesamte Gebiet abgeholzt und der Boden Kannenflüssigkeit am Naturstandort ist aller- mit Bulldozern umgegraben worden war, dings auch von anderen Nepenthes bekannt hatte der unbekannte Bauarbeiter die Nepen- – zum ersten Mal hatte ich eine solche Fär- theshorste immer umfahren und geschont, et- bung der Kannenflüssigkeit einige Jahre zu- was, wofür wir ihm sehr dankbar waren. Die vor bei N. ceciliae gesehen). All dies konnten Pflanzen wuchsen in absolut unerträglicher wir am nächsten Tag beobachten, als wir uns Hitze in vollem Sonnenlicht. Der Boden war nach einer sehr kalten und nassen Nacht un- zumindest oberflächlich an diesem Tag sehr ter einer durchlöcherten Plastikplane auf ab- trocken, und nur an manchen Stellen konnte schüssigem Terrain auf den Weg zum Fund- sich etwas Feuchtigkeit in der umgegrabe- ort machten. Wie in dem Expeditionsbericht nen, mineralischen, roten Erde halten – dort von 1920 beschrieben, kamen wir bald in ei- fanden wir auch einige winzige bis mittel- nen Moosnebelwald, der sich auf solch einer große Sämlinge. geringen Höhe nur durch einen Massenerhe- bungseffekt erklären lässt. Neben Nepenthes Die Nepenthes maxima der Anggi Lakes papuana und sehr schönen N. maxima fan- den wir auch eine einzelne N. insignis. Der Zum Abschluss fuhren wir noch mit Ge- Fundort von Nepenthes paniculata war eine ländewagen zu den Anggi Lakes, zwei auf besonders lichte Stelle, an der ein Erdrutsch 1877 bzw. 1940 Metern gelegenen Bergseen, den Hang von Bäumen befreit hatte. Nach ei- da Andreas dort bei seinem letzten Besuch ner wegen der zahlreichen, äußerst aggressi- nicht nur eine große Vielfalt an Nepenthes

18 Das Taublatt 78 (1/2014) Rhododendron am Lake Habbema

Das Taublatt 78 (1/2014) 19 maxima, sondern auch interessante Ameisen- Rückblickend war diese Reise ein außerge- pflanzen gefunden hatte. Waren die entlang wöhnliches Erlebnis, das von einem ständi- der Straße gefundenen Nepenthes maxima gen Wechselbad der Gefühle gekennzeichnet noch „typisch“, fanden wir im Bergwald war. Der unendlich erscheinende Regenwald auf den Anhöhen um die Seen auf geschätzt mit seinen zahllosen Flüssen und Bächen so- ungefähr 2000 bis 2200 Metern Höhe neben wie die faszinierenden Ureinwohnerkulturen Ameisenpflanzen und Orchideen einige be- haben meinen Blick auf die Welt nachhal- merkenswerte Populationen von Nepenthes tig verändert und werden mir noch lange in maxima mit jeweils konsistenten morpholo- Erinnerung bleiben. Zum Abschluss jedoch gischen Eigenschaften, so dass sich die Frage noch ein paar zu Vorsicht mahnende Worte: stellte, ob es sich hier nicht schon um eigene Man sollte eine Reise nach Papua nicht un- Unterarten handelte. Neben recht typischen vorbereitet antreten. Papua ist das Land der Exemplaren im unteren Bergwald auf höch- sich magisch verdreifachenden Preise, so- stens 50 Metern über Seehöhe gab es in grö- bald klar wird, dass man auf etwas angewie- ßerer Höhe eine Population mit sehr eiförmi- sen ist, und die Sachen laufen selten so, wie gen Bodenkannen und breitem, an Nepenthes man es erwartet. Ohne einen einheimischen veitchii erinnerndem Peristom, eine Popula- Guide vor Ort geht nichts, und die Reisepla- tion mit zweizeilig angeordneten Blättern, nung sollte unbedingt mindestens ein Drei- wie man sie auch von anderen indonesischen vierteljahr im Voraus mit ihm besprochen Standorten kennt und deren Pflanzen uns an werden, unter anderem damit er alle Durch- die kletternden N. veitchii erinnerten, eine reise- und Aufenthaltserlaubnisse für die zu sehr zierliche Population mit äußerst gra- besuchenden Gegenden organisieren kann. zilen Kannen sowie eine mit extrem lang- Er kennt die Gefahren am besten, weiß, wo gestreckten Kannen. Auch in der Ökologie man zu dem Zeitpunkt der Reise hin kann unterschieden sich diese Varianten: Während und welche Orte man lieber meiden sollte – die eiförmige maxima im oberen Bergwald und er weiß, wie man mit korrupten Behör- vorkam, fanden wir die zweizeilige und die den und Rebellen am besten umgeht. ■ langgestreckte ausschließlich in offener Hei- delandschaft, in mineralischem Boden. In August 2013, a team consisting of Hol- ger Goßner, Thomas Gronemeyer, Stewart Für Thomas, Holger, Marius und mich soll- McPherson, Marius Micheler, Joachim ten dies die letzten Nepenthes dieser Reise Nerz, Andreas Wistuba, Urs Zimmermann sein, da wir kurz danach schon die Heimrei- and David Marwinski relocated Nepenthes se antraten. Andreas, Joachim und Urs sind paniculata in the jungle of West Papua. The noch etwas länger in Papua geblieben, um group also travelled to the Anggi Lakes and sich in Fakfak die küstennahen Nepenthes found several very distinct populations of treubiana-Populationen ansehen zu können. Nepenthes maxima.

David Marwinski, [email protected]

20 Das Taublatt 78 (1/2014) Orchidee, Lake Habbema Dorfältester der Dani

Urwalddorf der Dani Luftkanne von sumpfwachsender N. oblanceolata

22 Das Taublatt 78 (1/2014) Bodenkanne von N. oblanceolata

Das Taublatt 78 (1/2014) 23 Utricularia caerulea Foto: Joachim Nerz Mühsamer Gang durch den Sumpfwald

Ab in den tiefsten Dschungel! N. ampullaria im Urwald auf dem Weg zu N. paniculata

Brückenbau zwecks Flussüberquerung

Das Taublatt 78 (1/2014) 25 Ein weiterer Trost auf der Suche nach N. paniculata Besuch beim Lager - N. insignis

Lager im Urwald Bodenkanne von N. papuana N. papuana nahe dem N. paniculata - Fundort Luftkanne von N. papuana

Unsere Träger mit N. paniculata

28 Das Taublatt 78 (1/2014) N. paniculata mit Bodenkanne N. maxima beim N. paniculata - Fundort

Luftkanne von N. paniculata, kleinere Form

Das Taublatt 78 (1/2014) 29 Bodenkanne von N. paniculata Foto: Marius Micheler

30 Das Taublatt 78 (1/2014) Luftkanne von N. paniculata

Das Taublatt 78 (1/2014) 31 N. paniculata mit Luftkannen Foto: Marius Micheler

Weniger stark toilettenförmig ausgeprägte Luftkannen von N. paniculata Foto: Marius Micheler 32 Das Taublatt 78 (1/2014) N. paniculata Foto: Marius Micheler

Nahrhaft und lecker - Kraft tanken auf dem Weg zurück Das Taublatt 78 (1/2014) 33 N. paniculata

34 Das Taublatt 78 (1/2014) N. paniculata Blüte

Das Taublatt 78 (1/2014) 35 Luftkanne von N. neoguineensis bei Jayapura Foto: Joachim Nerz

36 Das Taublatt 78 (1/2014) Luftkannen von N. neoguineensis bei Jayapura Foto: Joachim Nerz

Das Taublatt 78 (1/2014) 37 Auf dem Weg zu den Anggi Lakes

N. maxima bei den Anggi Lakes N. maxima, Anggi Lakes

Foto: Marius Micheler Foto: Marius Micheler Eiförmige Form von N. maxima, Anggi Lakes Foto: Marius Micheler

Foto: Marius Micheler Obere Kanne von N. maxima, Anggi Lakes

Eiförmige Form von N. maxima, Anggi lakes Foto: Marius Micheler

Das Taublatt 78 (1/2014) 39 Eiförmige Form von N. maxima, Anggi Lakes Foto: Marius Micheler

40 Das Taublatt 78 (1/2014) N. maxima, Anggi Lakes Foto: Marius Micheler

Das Taublatt 78 (1/2014) 41 Luftkannen von N. treubiana bei Fakfak Foto: Joachim Nerz

42 Das Taublatt 78 (1/2014) N. maxima Anggi Lakes

Das Taublatt 78 (1/2014) 43 N. maxima Anggi Lakes

44 Das Taublatt 78 (1/2014) Hydnophytum caminiferum, eine einzigartige neue Hydnophytum-Art von der Vogelkop-Halbinsel in West Papua (Indonesien)

Andreas Wistuba1*, Urs Zimmermann2, David Marwinski3 und Thomas Gronemeyer4

Friedhofweg 4, D-88437 Maselheim, Deutschland Kleinfeld 9, CH-4657 Dulliken, Schweiz In der Messe 27, 70327 Stuttgart, Deutschland Universität Ulm, Institut für Molekulare Genetik und Zellbiologie, 89081 Ulm, Deutschland

* Autor für Korrespondenz. E-Mail: [email protected]

Einleitung:

Wir beschreiben eine neue Art aus der Gattung Hydnophytum (Rubiaceae). Neben der englischsprachigen Differentialdiagnose werden die morphologischen Merkmale sowie Standortbeobachtungen vorgestellt. Das Taxon ist seit einiger Zeit in Kultur bekannt. Da allerdings nach unserer Kenntnis nur Jungpflanzen in Sammlungen vorhanden sind, lag unser Ziel darin, die Art am Stand- ort aufzufinden und mögliche Erklärungen für die innerhalb der Gattung Hydnophytum äußerst eigentümlichen morphologischen Besonderheiten zu finden. Die Art scheint verwandtschaftlich sehr isoliert innerhalb der Gattung zu stehen. Ledig- lich zu Hydnophytum vaccinifolium besteht eine gewisse Ähnlichkeit in Hinblick auf die Blatt-Form und Textur (Van Royen, 1983). Es handelt sich bei Hydnophytum caminiferum um eine ausschließlich terrestrisch wach- sende Art. Diagnosis:

Hydnophytum caminiferum Wistuba, U.Zimm., Gronem. & Marwinski, spec. nov.

Differs from Hydnophytum vaccinifolium van Royen on account of its leaves, being up to 4 cm long and 2 cm wide (1,5 cm long and 0,8 cm wide in H. vaccinifolium), its corolla, which is 16 mm long (20 mm long in H. vaccinifolium) and its tuber, which is up to 50 x 50 cm in size and irregularly cone to pyramid-shaped with an apical polarity (tuber up tp 10 x 25 cm in size, kidney-shaped and with lateral polarity in H. vaccinifolium). Type:

Branch of cultivated plant, 08.03.2014, A. Wistuba 2014-001, (holotype: M). Dimensions of adult plants were recorded in field studies from live specimens.

Das Taublatt 78 (1/2014) 45 Feldstudien:

Feldstudien wurden am Naturstandort von Hydnophytum caminiferum auf einer Hügel- kette östlich des Sees Anggi Gigi in den Arfak Bergen (West-Papua, Indonesien) am 15. 08.2013 und 16.08.2013 durchgeführt. Die in der Beschreibung verwendeten Dimensi- onen von ausgewachsenen Pflanzen wurden dort dokumentiert.

Namensgebung:

Der Name nimmt Bezug auf die kaminartigen Ausstülpungen der Knolle an deren Ende die Öffnungen liegen (lat. caminus = Kamin, lat. ferre = tragen)

Beschreibung:

Junge Pflanzen besitzen kegelförmige Knollen mit stark ausgeprägter apikaler Polarität.

Ältere Pflanzen bilden eine ca. 50 cm hohe Sprossknolle mit einem Durchmesser von bis zu 50 cm. Die Knolle ist sehr unregelmäßig geformt und setzt sich aus einer großen An- sammlung von miteinander verwachsenen schmalen Sprossknollen zusammen, die aus den unteren Bereichen der Zweige durch starkes Dickenwachstum entstehen. Innerhalb der Knollen werden für die Gattung Hydnophytum charakteristische Aushöhlungen ge- bildet. Die Höhlen sind nicht miteinander verbunden und besitzen jeweils 2 Öffnungen auf unterschiedlicher Höhe. Die Öffnungen haben einen Durchmesser von ca. 1-2 cm und sind oval bis nierenförmig, manchmal auch fast kreisrund. Sie sind entweder von einem mehrere Millimeter dicken Wulst begrenzt oder bilden die Spitze einer senkrecht nach oben gerichteten kaminartigen Ausstülpung.

Bei jungen Pflanzen entspringen die Äste hauptsächlich aus dem Spitzenbereich der Knollen, während die bis zu 50 cm langen Äste bei älteren Pflanzen relativ gleichmäßig verteilt aus der zerklüfteten und durchbrochenen Knollenoberseite emporwachsen. An der Basis einzelner Äste oder Astgruppen befindet sich meist eine kaminartige Ausstül- pung.

Die Stämme haben im oberen und mittleren Abschnitt einen Durchmesser von 3-5 mm. Die untersten 2-3 cm sind stark verdickt. Die Internodien sind 1-1,5 cm lang. Die Ober- fläche der Stämme ist mit ca. 3-4 mm breiten braunen, runzeligen Schuppen besetzt.

Die Nebenblätter fallen frühzeitig ab und sind nur an den jüngsten Blattpaaren sichtbar. Sie sind ca. 4 mm breit und 4 mm hoch, dreieckig und am Rand leicht mit braunen Haa- ren besetzt. Entlang der Mittelrippe befinden sich an der Blattunterseite 2-3 ca. 1-2 mm lange Fortsätze.

Die Blätter sind paarig angeordnet und besitzen ca. 2-3 mm lange Blattstiele. Die Blatt- stiele liegen den Ästen an, so dass die Blätter fast ungestielt und sitzend erscheinen. Sie

46 Das Taublatt 78 (1/2014) sind oval, bis zu 4 cm lang und 2 cm breit. Die Mittelrippe ist nahe der Blattbasis stark verdickt und geht in den kurzen dicken Blattstiel über, verjüngt sich bis zur Mitte des Blattes deutlich und ist im apikalen Drittel des Blattes nicht mehr erkennbar. Jedoch sind 5 seitliche Blattrippen sichtbar. Die Blattränder sind bei älteren Blättern deutlich nach hinten gerollt. Die Blattoberseite ist dunkelgrün und glänzend. Die Blattunterseite ist hellgrün und matt. Die Mittelrippe ist dunkler gefärbt und setzt sich farblich deutlich von der hellen Blattunterseite ab.

Die Infloreszenzen sind paarig angeordnet und sitzen in den Blattachseln in Vertiefungen des Stammes. Diese sind von zahlreichen abgestorbenen, braunen und stark zerfransten, ca. 3 mm langen und 2 mm breiten Nebenblättern umgeben, so dass die Blüten scheinbar aus kleinen haarigen Bechern entspringen.

Der Kelch der Blüte ist verwachsen und ca. 1 mm hoch. Die Ränder sind mit ca. 1-2 mm langen braunen Haaren besetzt. Die Corolla ist weiß, ca. 16 mm lang, die vier Kronlap- pen ca. 8 mm lang, 4 mm breit und zum Rücken hin eingerollt. Der Eingang der Kron- röhre ist stark behaart. Die Haare sind ca. 2 mm lang und weiß. Die Antheren sind ca. 2 mm und die Filamente ca. 3 mm lang. Die Filamente sind weiß, die Antheren und Pollen sind auffällig blass-violett gefärbt. Das Stigma erreicht nicht ganz den behaarten Bereich der Kronröhre.

Verwandtschaft zu anderen Arten und morphologische Besonderheiten:

Die Knollen bei den verschiedenen Gattungen der Hydnophytinae sind meist Hypokotyl- Knollen und im Falle weniger Hydnophytum-Arten auch Sekundärknollen, die vom Ge- webe stärkerer Wurzeln gebildet werden. Zumindest das spätere Wachstum der Knolle von Hydnophytum caminiferum ist jedoch auf die älteren Spross-Bereiche zurückzufüh- ren, die sich immer stärker verdicken. Die einzigen anderen Hydnophytinae, bei denen der Spross selbst eine Kammerbildung zeigt, sind verschiedene Myrmecodia-Arten aus der Verwandtschaft von Myrmecodia horrida (Huxley & Jebb, 1993). Demnach ist die Eigenschaft, Kammern innerhalb des Sprossgewebes zu bilden nach bisherigem Kennt- nisstand ein Alleinstellungsmerkmal innerhalb der Gattung Hydnophytum.

Die Blattform und Textur, die Blütenmorphologie sowie der terrestrische Wuchs von Hydnophytum caminiferum zeigen eine gewisse Ähnlichkeit zu Hydnophytum vaccinifo- lium und Hydnophytum crassicaule. Diese beiden Arten zeigen jedoch eine völlig abwei- chende Morphologie der Knolle, welche bei beiden Arten einen eher kriechenden Wuchs mit lateraler Polarität zeigt. Auch die Blüten dieser beiden Arten sind deutlich größer als die von Hydnophytum caminiferum und sie sind Bewohner feuchter Wiesen oberhalb der Baumgrenze des Doorman Massivs (Papua, Indonesien). Häufig sind die Knollen von Hydnophytum vaccinifolium und Hydnophytum crassicaule von Moos überwachsen oder im Gras verborgen, während die Knolle von Hydnophytum caminiferum stets freiliegt.

Das Taublatt 78 (1/2014) 47 Habitat, Ökologie und Verbreitung:

Hydnophytum caminiferum ist ausschließlich von den bewaldeten Höhenzügen um die beiden Seen Anggi Gigi und Anggi Gita der Vogelkop Halbinsel West Papuas bekannt. Die Art wächst verstreut auf eher offenen bis licht bewaldeten humosen Flächen, meist an Rändern dichter bewaldeter Areale.

Während die meisten im Tiefland vorkommenden Hydnophytum-Arten in Symbiose mit Ameisen leben (sogenannte „Ameisenpflanzen“), trifft dies für zahlreiche Arten aus hö- heren Lagen nicht zu, so auch nicht für Hydnophytum caminiferum. Wir fanden lediglich Regenwasser mit geringen Sedimentablagerungen in den von uns untersuchten Kam- mern. Da die Art in einer sehr niederschlagsreichen Region ausschließlich terrestrisch vorkommt, scheint das Sammeln von Regenwasser keine Vorteile zu bieten und eine mögliche Funktion der ungewöhnlich angeordneten Kammern bleibt unklar.

Danksagung

Unser besonderer Dank gilt unseren Führern, die die Exkursion in die Arfak-Berge mög- lich gemacht haben, allen voran Herrn Adri Terok.

Andreas Fleischmann danken wir für Durchsicht und kritische Anmerkungen zum Manu- skript.

Literatur:

Huxley, C. R.; Jebb, M. H. P. 1993. The tuberous epiphytes of the Rubiaceae 5: A revisi- on of Myrmecodia. Blumea. 37(2): 271-334

Van Royen, P. 1983. Alpine Fl. New Guinea 4: 2668-2672

48 Das Taublatt 78 (1/2014) Fotos: Andreas Wistuba 50 Das Taublatt 78 (1/2014) Das Taublatt

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