1 Bilder bearbeiten

Im Internet finden Sie viele gute Tutorials für die Bildbearbeitung mit Photoshop oder Lightroom, aber mittlerweile sind viele Anwender auf der Suche nach Alternativen. In diesem Skript gehe ich deshalb einen etwas anderen Weg und zeige Ihnen die Gemeinsamkeiten aber auch die Unterschiede unterschiedlicher Software-Produkte. Diese Veröffentlichung wurde nicht von Software-Herstellern gesponsert. Ich habe die Programme nach freiem Ermessen ausgewählt und die kostenlosen Testversionen 30 Tage lang parallel genutzt. Mein Fazit: Im Amateurbereich kann man wunderbar ohne Adobe-Produkte auskommen. Zunächst erhalten Sie einen kurzen Überblick über die grundlegenden Bearbeitungskonzepte. Bei den Anleitungen für die wichtigsten Bearbeitungsschritte verwende ich ganz bewusst Screenshots aus verschiedenen Programmen. Es mag anfangs verwirrend erscheinen, wenn Sie nicht jeden Schritt sofort 1:1 nachmachen können, aber Ihr Verständnis für das Prinzip der Bildbearbeitung wird sich schärfen. Dadurch wird ein Wechsel zu einem anderen Software-Anbieter einfacher. Wenn Sie meine Arbeit unterstützen wollen, freue ich mich über eine Spende auf meinen Paypal-Account. Für Lob oder Kritik erreichen Sie mich per Mail: .

Und nun viel Spaß beim Lesen!

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Inhalt 1 Bilder bearbeiten 1 1.1 Welche Software ist die richtige für mich? 3 1.1.1 Unterschiedliche Behandlung von RAW und JPEG 4 1.1.2 Das Konzept von Lightroom und 6 1.1.3 Klassische Bildbearbeitungsprogramme 10 1.1.4 Das Grundprinzip der Bildbearbeitung 12 1.2 Grundlegende Korrekturen 17 1.2.1 Ausrichtung anpassen 17 1.2.2 Bildausschnitt korrigieren 20 1.2.3 Helligkeit und Kontrast korrigieren 22 1.2.4 Farbkorrekturen 23 1.3 Störende Elemente retuschieren 26 1.3.1 Flecken, Staub und Kratzer entfernen 26 1.3.2 Mit den Werkzeugen arbeiten 29 1.4 Rote-Augen-Korrektur 30 1.5 Text auf Bilder schreiben 32 1.5.1 Schriftgröße 32 1.5.2 Schriftfarbe 34 1.6 Bildauflösung anpassen 36 1.7 Bilder richtig schärfen 39 1.8 Schnelle erste Hilfe: 42 1.8.1 Generelles Vorgehen 42 1.8.2 Ein Praxisbeispiel 43

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1.1 Welche Software ist die richtige für mich? Auf jedem Rechner sind systemspezifische Programme zum Betrachten von Foto- und Grafikdateien vorinstalliert. Diese sogenannten Viewer verfügen oft nur über einfache oder eingeschränkte Funktionen für die Bearbeitung von Bildern. Bildbearbeitungs-Apps sind sehr einfach zu bedienen und optimieren Fotos in Sekundenschnelle. Damit können Sie Ihren Bildern einen interessanten „Look“ verleihen. Als klassisches Bildbearbeitungsprogramm bezeichne ich Software, mit der Sie Ihre Fotos detailliert retuschieren oder komplexe Bildmontagen erstellen können. Solche Programme bestehen heutzutage meist aus mehreren Modulen: eines dient der Bildverwaltung, das andere der Bearbeitung, ein drittes enthält vielleicht umfangreiche Funktionen zum Drucken oder für die Erstellung von Buch-Layouts und Internetgalerien. Eine direkte Anbindung an soziale Medien, Cloud-Datenspeicher oder E-Mail- Programme gehören mittlerweile auch zum Standard. Die Installation der meisten Programme erfolgt über einen Download aus dem Internet. Bei kostenpflichtiger Software erhalten Sie nach Zahlungseingang einen Lizenzschlüssel, den Sie beim Installationsvorgang in ein Dialogfenster eintragen und danach gut aufbewahren müssen. Beim Neukauf eines Computers muss die Lizenz auf dem alten Gerät deaktiviert werden, damit Sie die bezahlte Software auf einem neuen Rechner wieder installieren können. Aus diesem Grund müssen Sie auch bei vielen Software-Herstellern ein Benutzerkonto anlegen. Achten Sie dabei auf die Datenschutzhinweise des jeweiligen Anbieters. Die bekanntesten Bildbearbeitungsprogramme sind Photoshop und Lightroom von Adobe. Weil es die neuesten Versionen nur noch im Abonnement gibt, bei dem die Gebühren monatlich oder jährlich im Voraus zu entrichten sind, bleiben viele Anwender bei den älteren Versionen, die meist noch von einer CD/DVD installiert wird. Solange Sie nur mit Dateien im JPEG oder TIFF-Format arbeiten, ist die Nutzung alter Software kein Problem. Wenn Sie aber Bilder im Rohdatenformat fotografieren, müssen Sie beim Kauf einer aktuellen Kamera damit rechnen, dass Ihre Rohdateien mit den alten Programmen nicht mehr geöffnet werden können. Durch diese Entwicklung sind andere Softwareprodukte wieder interessanter geworden. Bei Photoshop Elements handelt es sich um eine vereinfachte Version von Photoshop CC, das im professionellen Bereich immer noch die Standardanwendung ist. Elements enthält separates Modul für Einsteiger. Es ist übersichtlicher und hat weniger Funktionen, dadurch kann man sich schneller einarbeiten. Die einmalig anfallende Lizenzgebühr ist niedriger als beim Abonnement und das Programm kann mehrere Jahre ohne Zusatzkosten eingesetzt werden. Das gleiche gilt für Programme wie , ACDSee oder Corel Paint Shop Pro. In diesem Dokument verwende ich Screenshots aus diesen Programmen und gebe in Klammern jeweils an, aus welchem der Screenshot stammt. Identische oder vergleichbare Funktionen finden Sie aber auch in anderen Programmen, auch in Softwareprodukten, die hier nicht beschrieben werden.

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Kostenlos testen Bevor Sie sich für ein Programm entscheiden, probieren Sie die Testversion 30 Tage lang aus. (ACDSee Photo Studio Standard)

Das kostenlose Programm GIMP hat ebenfalls einen sehr großen Funktionsumfang, ist in der Handhabung aber wenig intuitiv und für Anfänger ohne Vorkenntnisse genauso herausfordernd wie Photoshop. Eine kostenlose Alternative zu Lightroom ist Darktable. Es hat erheblich weniger Funktionen, arbeitet nicht so schnell und der Aufbau der Menüs ist für Umsteiger von Lightroom gewöhnungsbedürftig. Für den GIMP gibt es sehr viele Tutorials und Hilfeinformationen kostenlos im Netz, für das neuere Darktable sind die Anleitungen derzeit noch dürftig. Professionelle Studio- und Porträtfotografen nutzen Capture One als Alternative zu Lightroom, die Anschaffungskosten (Abo) sind allerdings ebenso hoch. Für komplexe Bildmontagen aus mehreren Fotos benötigen Sie ein Programm, das die sogenannte Ebenen-Technik unterstützt. Lightroom und Darktable haben diese Funktion nicht, mit dem GIMP können Sie sie kostenlos ausprobieren. Bei anderen Programmen gibt es manchmal unterschiedliche Varianten mit mehr oder weniger großem Funktionsumfang (ACDSee).

1.1.1 Unterschiedliche Behandlung von RAW und JPEG Ein wichtiges Kaufkriterium beim Erwerb von Software ist die Frage, ob Sie überwiegend JPEG- oder RAW-Dateien verwenden. Lightroom und Darktable sind für das Arbeiten mit dem Rohdatenformat konzipiert, verarbeiten aber auch JPEG-Dateien. Mit klassischen Bildbearbeitungsprogrammen können Sie RAW-Dateien ebenfalls öffnen und bearbeiten. Dabei wird für jedes Foto eine Datei mit der Endung .xmp im Bildordner abgelegt. Diese XMP-Dateien enthalten die Bearbeitungs- und Verwaltungsinformationen zu Ihren Fotos und sollten nicht gelöscht werden. Beim erneuten Öffnen derselben Rohdatei erkennt das Programm am Vorhandensein der XMP-Datei, dass dieses Bild

4 © Jacqueline Esen | www.fotonanny.de schon einmal bearbeitet wurde und wendet alle bisherigen Einstellungen erneut an. Diese Korrekturen am Bild können Sie dann beibehalten oder abändern. Wenn Sie das Foto beim zweiten Öffnen anders ausarbeiten als beim ersten Mal wird die XMP-Datei automatisch aktualisiert. Auch für JPEG-Dateien werden von manchen Programmen XMP-Dateien angelegt. In diesem Fall enthält das XMP Informationen aus dem Bildverwaltungsmodul.

XMP-Dateien zum RAW Die Dateien benötigen wenig Speicherplatz, enthalten aber wichtige Informationen.

In Programmen wie Lightroom oder Darktable werden diese Bearbeitungsinformationen innerhalb einer eigenen Datenbank (KATALOG) getrennt von den Dateien gespeichert und verwaltet. Der Anwender muss nicht zwischenspeichern, sollte aber die Datenbanken regelmäßig sichern. Die Bearbeitung an einem Foto (RAW und JPEG) kann beliebig oft verändert werden, ohne dass das Original dabei angefasst wird. Erst wenn ein expliziter Exportvorgang durchgeführt wird, erzeugen solche Programme eine neue Datei mit allen Bearbeitungen. JPEG-Dateien sind weniger kompliziert in der Handhabung und sie benötigen weniger Speicherplatz. Leider handelt es sich um ein stark komprimiertes Datenformat, was besonders bei der Bildbearbeitung Nachteile hat: Die Dateien enthalten weniger Informationen und können nicht so intensiv bearbeitet werden wie Rohdateien. Was die wenigsten Anwender wissen: Je häufiger Sie eine JPEG-Datei in einem klassischen Bildbearbeitungsprogramm, bearbeiten und wieder speichern desto schlechter wird die Bildqualität. Sie sollten deshalb alle notwendigen Bearbeitungsschritte beim JPEG in einer Arbeitssitzung abschließen. In Lightroom und Darktable müssen Sie sich über dieses Problem keine Gedanken machen. Tipps 1. Überprüfen Sie beim Erwerb neuer Software generell, ob diese das Rohdatenformat Ihrer Kamera unterstützt. 2. Wenn Sie noch keine andere Software haben, oder wenn Ihr Programm Rohdateien aus einer aktuellen Kamera nicht öffnen kann, laden Sie sich die zu Ihrer Marke passende Software kostenlos aus dem Netz herunter. Sie umfasst auch einen sogenannten Rohdatenkonverter, mit dem Sie Ihre RAW-Dateien in das von allen Geräten und Programmen lesbare JPEG-Format oder in ein TIFF für die weitere Bearbeitung umwandeln können.

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1.1.2 Das Konzept von Lightroom und Darktable Lightroom und Darktable behandeln RAW- und JPEG-Dateien nahezu gleich. Sie werden beim Bearbeiten kaum einen Unterschied bemerken. Das Verwalten großer Bildarchive ist vor allem eine Stärke von Lightroom. Der wichtigste Unterschied zum klassischen Bildbearbeitungsprogramm besteht darin, dass die Fotodateien zunächst ins Programm importiert werden müssen. Dabei legt die Software einen sogenannten KATALOG an, in dem sich verkleinerte Kopien der Originale befinden. Zusammen mit diesen Vorschaudateien speichert die Software jeden Bearbeitungsschritt vollautomatisch. Damit die Zuordnung zu den Originalen funktioniert, dürfen Sie Ihre importierten Fotos nur innerhalb des Programms umbenennen oder löschen. Das jeweils in Arbeit befindliche Foto bleibt immer unverändert als Original erhalten, selbst wenn Sie am Bildschirm etwas anderes sehen. Erst wenn die bearbeitete Version als neue Datei exportiert wird, liegt sie als eigene Fotodatei auf Ihrer Festplatte.

Bildimport Nur Fotos, die Sie importieren, werden im Programm angezeigt.

Importieren – Exportieren vs. Öffnen – Speichern unter . Bei Programmen wie Lightroom und Darktable müssen die Fotos zunächst IMPORTIERT werden, dann erfolgt die Bearbeitung, die jederzeit korrigiert und in beinahe beliebiger Reihenfolge durchgeführt werden kann. Das Original bleibt unangetastet. Sie können das Programm schließen ohne zu speichern, die Bearbeitungen bleiben dennoch in der programminternen Datenbank gespeichert. Erst beim EXPORTIEREN entsteht eine neue Bilddatei, die alle Bearbeitungen enthält. . Bei der „klassischen Bildbearbeitung“ wird die Originaldatei vom Speicherort (meistens die Festplatte) geöffnet. Die Software wendet alle Befehle sofort auf das Originalbild an. Wenn Sie das Programm verlassen oder das Bild schließen, müssen Sie es speichern: Der Befehl „DATEI * SPEICHERN UNTER legt eine bearbeitete Kopie des Originals an. Vorsicht: Wenn Sie nur den Befehl SPEICHERN verwenden, wird die Originaldatei möglicherweise überschrieben und ist für immer verloren. Nicht alle Programme schalten ein Dialogfenster dazwischen, in dem Sie gefragt werden, unter welchem (neuen) Namen Sie Ihr bearbeitetes Foto speichern wollen.

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Entwickeln: Lightroom vs. Darktable Die Benutzeroberfläche der Programme ist ähnlich aufgebaut, Lightroom strotzt vor Funktionen, Darktable kommt schlichter daher.

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Bildverwaltung Die Bibliothek von Lightroom. Andere Programme sind ähnlich aufgebaut.

Beim ersten Start der Software ist die Arbeitsfläche in der Mitte noch leer. Sie sehen zunächst den Leuchttisch beziehungsweise die Bibliothek, die der Bildverwaltung dienen. Den Befehl zum IMPORTIEREN finden Sie in der linken Spalte. Die importierten Fotos füllen danach die Arbeitsfläche, die Größe der Miniaturen wird mit dem Schieberegler rechts unter den Miniaturen gesteuert. Das Bildverwaltungsmodul dient vor allem dem Sortieren, Verschlagworten und Bewerten von Fotos. Diese Funktionen finden Sie in der rechten Spalte. Hier können Sie auch die Aufnahmedaten () Ihrer Bilder sehen. Die typischen Bearbeitungsfunktionen finden Sie im Modul Dunkelkammer (Darktable) beziehungsweise Entwickeln (Lightroom). Um zu diesem Modul zu wechseln, klicken Sie oben rechts auf den gleichnamigen Schriftzug. Mit den zahllosen kleinen weißen Pfeilen werden Untermenüs und Spalten auf- und zugeklappt.

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Lightroom verfügt über insgesamt sechs Module (rechts). Oben sehen Sie die Befehlszeile für weitere Funktionen. Darkroom und andere Programme sind ähnlich aufgebaut.

Beim Wechsel zum Bearbeitungsmodul (Entwickeln, Dunkelkammer) verändern sich die Inhalte der seitlichen Spalten und Sie können mit der Bearbeitung beginnen. Bei der Aufteilung und Anordnung der verschiedenen Befehle gehen Lightroom und Darktable unterschiedliche Wege. Lightroom erscheint mir trotz der großen Funktionsfülle übersichtlicher und kontextorientierter, aber das ist eine Frage der Gewohnheit. In Darktable kann man sich die am häufigsten verwendeten Befehle als Favoriten in einen eigenen Reiter legen. Der wichtigste Grund, weshalb es sich lohnt ein Programm wie Lightroom oder Darktable zu benutzen, besteht darin, dass Sie enorm viel Zeit bei der Bearbeitung sparen: Sie können mehrere Fotos gleichzeitig bearbeiten (Lightroom) oder sogenannte VORGABEN anwenden und speichern. Diese lassen sich mit einem Mausklick auf andere Bilder übertragen. Auch mit den Schaltflächen VORHERIGE oder KOPIEREN / EINFÜGEN werden die Bearbeitungen von einem Motiv auf ein anderes übertragen. Danach können Sie weitere Feinanpassungen durchführen. Deshalb sind diese Programme optimal für Anwender, die viel fotografieren und häufig Bilder bearbeiten.

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Grundlegende Anpassungen In Darktable kann man die Bearbeitungsbefehle per Button nur nacheinander durchschalten und muss weitere Untermenüs aufklappen. In Lightroom sind die wichtigsten Regler sofort erreichbar, das spart Zeit.

1.1.3 Klassische Bildbearbeitungsprogramme Weil die Bildbearbeitung sehr komplex ist, haben die Softwarehersteller entsprechend reagiert: In Photoshop Elements und Paint Shop Pro gibt es speziell für Einsteiger vereinfachte Benutzeroberflächen. Sie enthalten weniger Funktionen und Werkzeuge und punkten mit einfach zu bedienenden Auto-Korrekturen. Mit zunehmender Erfahrung kann man jederzeit auf eine Ansicht mit vollem Funktionsumfang wechseln. Andere Produkte wie ACDSee gibt es in preislich abgestuften Varianten. Wer mehr will als das Basispaket, kann später ein Upgrade durchführen. Die genannten Programme sind primär für die Bildbearbeitung konzipiert, beinhalten aber auch ein Modul für die Bildverwaltung. Auch dort können Sie Ihre Fotos importieren, verschlagworten und Favoriten markieren. Bei sehr großen Archiven von mehr als 10.000 Fotos werden die Programme langsamer. Auch hier gilt: Damit die Zuordnung funktioniert, dürfen Sie Ihre in den Katalog importierten Fotos auf der Festplatte nicht verschieben, umbenennen oder löschen. Wenn Ihnen die Bildverwaltung zu kompliziert erscheint, benutzen Sie nur das Bearbeitungsmodul und starten Sie mit der einfachen Oberfläche. Dort haben Sie auch ohne vorherigen Importvorgang direkten Zugriff auf alle Ihre Fotos. Ob importiert oder nicht: diese Art von Software greift stets auf die Originaldateien zu. Alle Änderungen am Bild werden nur während der laufenden Arbeitssitzung protokolliert und lassen sich nicht oder nur teilweise rückgängig machen. Deshalb sollten Sie sich bei solchen Programmen angewöhnen, nur mit einer Kopie Ihres Originalfotos zu arbeiten, das gilt insbesondere für das JPEG-Format. Beim Verlassen eines Dialogfensters oder beim Schließen des Programms werden Sie gefragt, ob Sie die Änderungen speichern wollen. Wählen Sie dabei einen neuen Dateinamen, um Ihr Original nicht versehentlich zu überschreiben.

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Grundelemente oder komplett? Wählen Sie beim Programmstart die Benutzeroberfläche, mit der Sie besser zurechtkommen. (Paint Shop Pro)

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1.1.4 Das Grundprinzip der Bildbearbeitung Die wichtigsten Funktionen, die Sie für den Feinschliff Ihrer Fotos benötigen, finden Sie in jeder Software. In den nachfolgenden Abschnitten erfahren Sie, welche wichtigen Korrekturen Sie kennen sollten und wie Sie diese anwenden. Investieren Sie etwas Zeit, bis Sie mit dem Programm Ihrer Wahl vertraut sind. Wenn Sie später einmal auf eine andere Software wechseln, wird es Ihnen leichter fallen, diese typischen Funktionen zu finden und zu benutzen.

Orientierung im Programm Die Anordnung der Bedienelemente variiert je nach Softwarehersteller, folgt aber einem Grundschema.

Viele grundlegende Bearbeitungsschritte wirken sich grundsätzlich auf das gesamte Bild aus. Hierzu gehören Befehle zur Änderung von Farben, Helligkeit, Kontrast oder Schärfe. Entweder finden Sie diese Befehle in der oberen Leiste Ihres Programms (DATEI, BEARBEITEN, BILD, ÜBERARBEITEN usw.) oder es gibt intuitiv bedienbare Schieberegler. Bei einigen Programmen sind alle wichtigen Regler in Fenstern oder Reitern direkt neben der Arbeitsfläche angeordnet und die Untermenüs können mit kleinen Pfeilen ein- und ausgeklappt werden. Andere Programme oder bestimmte Korrekturen sind so konzipiert, dass sich für einen Bearbeitungsschritt ein eigenes Dialogfenster öffnet. Dort müssen Sie die Änderungen durch einen expliziten Klick auf OK oder FERTIG bestätigen oder die Korrekturen verwerfen, indem Sie auf ABBRECHEN / VERWERFEN klicken. Etwas komplexer wird die Bearbeitung, wenn Sie nur einen Teilbereich Ihres Motivs verändern wollen. Dazu gibt es verschiedene Werkzeuge, die sich zumeist in der sogenannten WERKZEUGLEISTE befinden. Zunächst muss das benötigte Werkzeug angeklickt werden, um es zu aktivieren. Dann legen Sie die Eigenschaften für das Werkzeug fest. Dazu gehören zum Beispiel die Pinselgröße, die Weichheit der Form und die Intensität (Druckstärke, Transparenz), mit der das Werkzeug arbeiten soll.

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Anschließend beginnt der Bearbeitungsvorgang, bei dem Sie mit der Maus auf dem geöffneten Bild arbeiten. Eine Auswahl ist ein Bereich im Foto, den Sie mit einem Auswahlwerkzeug festlegen. Die Auswahl kann rund oder eckig sein oder mit einem Lassowerkzeug beliebige Formen annehmen. Die Auswahl wird im Foto mit einem feinen Rahmen markiert. Wenn Sie danach einen Befehl anwenden oder mit einem anderen Werkzeug auf dem Bild arbeiten, wirken sich die Korrekturen nur auf den ausgewählten Bereich aus. Ebenen-Technik Das Arbeiten mit Ebenen ist die Grundlage für komplexe Bearbeitungen und Montagen aus mehreren Fotos. Wenn Ihr Programm Ebenen unterstützt, finden Sie im gleichnamigen Menü wichtige Befehle und Funktionen.

Kurzbefehle nutzen. Befehle finden Sie stets in der oberen Navigationsleiste. Die Tastaturkürzel (Alt+X oder Q) erleichtern in allen Programmen das Arbeiten. (ACDSee)

Korrekturen anwenden, Beispiel Weißabgleich Wenn Sie an den Reglern ziehen, ändert sich das Aussehen des gesamten Bildes.

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Intuitives Arbeiten Die Regler in den verschiedenen Programmen sind unterschiedlich gestaltet, haben aber die gleiche Funktion (1 Darktable, 2 Lightroom, 3 ACDSee).

Speziell beim Weißabgleich gibt es einen gravierenden Unterschied zwischen Rohdateien und dem JPEG-Format: Bei Rohdateien können Sie in einem Dropdown Menü verschiedene Standardeinstellungen auswählen und auf Ihr Bild anwenden. Bei JPEG- Dateien fehlt dieses Menü oder es ist verkürzt. Um die Farbtemperatur anzupassen, müssen Sie gegebenenfalls die anderen Farbregler benutzen, die Sie in Abschnitt 1.2.4 kennenlernen.

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Werkzeug wählen Die Werkzeuge finden Sie meistens am linken Bildrand in einer Leiste. Eine zweite, meist horizontale Leiste mit Einstellungsoptionen befindet sich ober- oder unterhalb der Arbeitsfläche. Diese Leiste verändert sich mit dem jeweils gewählten Werkzeug.

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Hilfe bei der Werkzeugsuche Fahren Sie langsam mit der Maus über die Symbole in der Werkzeugleiste, dann wird der Name des Werkzeugs eingeblendet. Ein kleiner weißer oder grauer Pfeil neben einem Werkzeugsymbol bedeutet, dass es ein Aufklappmenü mit weiteren Varianten dieses Werkzeugs gibt.

Abbildung 1.1: Auswahlen erstellen Nachdem Sie mit dem Auswahlwerkzeug eine Auswahl erstellt haben, können Sie diesen Bereich separat bearbeiten. Die erstellte Auswahl erkennen Sie im Bild an den feinen, weiß gestrichelten Linien. (ACDSee)

Je mehr Sie mit Ihrem Programm arbeiten, desto mehr lohnt es sich, die Programmoberfläche individuell zu konfigurieren. Sie können einzelne Zeilen oder ganze Spalten ein- und ausblenden, selten benutzte Fenster oder Reiter gegen solche austauschen, die Sie häufig verwenden oder die Reiter neu sortieren. Unter Menüpunkten wie ANSICHT oder FENSTER finden Sie entsprechende Optionen.

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1.2 Grundlegende Korrekturen Die Bilder aus Ihrer Kamera sind bereits bearbeitet. Das gilt umso mehr, wenn Sie JPEG- Dateien und bestimmte Kamerafunktionen verwenden. Die Rote-Augen-Korrektur beim Blitzen, der Weißabgleich, HDR- Funktionen, Kreativfilter und alle Motivprogramme sorgen durch eine kamerainterne Bearbeitung für ein optimales Bildergebnis. Trotzdem sehen manche Bilder flau aus, manchmal ist der Horizont schief oder der Bildausschnitt könnte besser gewählt sein. Wenn Sie anfangen Ihre Fotos zu bearbeiten, werden Sie feststellen, dass manche Fehler mehr, andere weniger aufwändig zu korrigieren sind. Je besser Sie fotografieren, desto weniger müssen Sie reparieren.

1.2.1 Ausrichtung anpassen Einer der häufigsten Fehler, die man bei der Aufnahme nicht sofort bemerkt, sind schräge Linien. Kippende Horizonte sieht man am Bildschirm oder in einem viereckigen Bilderrahmen besonders deutlich. Deshalb ist es sinnvoll, Fotos gerade auszurichten. Nach dem Drehen haben die Fotos eine Schräglage und müssen zugeschnitten werden. Dabei gehen leider auch Bereiche am Rand des Motivs verloren. Für das Drehen gibt es unterschiedliche Methoden: Manche Programme können Bilder automatisch geraderichten und schneiden sie dabei auch gleich aufs neue Format zurecht. Mit komplexeren Motiven, die aus vielen Linien bestehen, wie es bei Architekturbildern oft der Fall ist, hat die Automatik Probleme. Hier ist manchmal nicht eine schief gehaltene Kamera, sondern vielmehr eine perspektivische Verzeichnung die Ursache. Dafür gibt es eigene Korrekturwerkzeuge. Wenn es nur um das Geraderichten geht, ist das Ziehen an einem Regler eher ungenau. Die Eingabe des Drehwinkels über die Tastatur ermöglicht Feinkorrekturen. Am einfachsten ist es, wenn Sie eine Hilfslinie über das Motiv ziehen. Orientieren Sie sich dabei an einer geraden Linie im Motiv, die exakt ausgerichtet sein soll. Das Programm erledigt dann den Rest. Sehr oft wird auch das sogenannte Freistellungswerkzeug zum Ausrichten verwendet. Dabei ziehen Sie einen rechteckigen Rahmen über das Motiv und in der Vorschau erscheint ein Raster aus kleinen Quadraten. Sie erlauben eine genaue visuelle Kontrolle. Der Vorgang des Geraderichtens muss danach meistens noch einmal bestätigt werden.

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Schiefer Horizont Das leichte Kippen des Horizonts wird mit dem Befehl DREHEN korrigiert. Hier in der einfachen Version von ACDSee können Sie eine Linie über das Bild ziehen oder einen Schieberegler benutzen.

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Drehen und Zuschneiden kombiniert (Lightroom) In anderen Programmen funktioniert das Freistellen-Werkzeug etwas anders: Sie ziehen mit der Maus einen Rahmen auf das Bild und drehen das Motiv mit der, indem Sie die Ecken des Rahmens mit gehaltener Maustaste in die gewünschte Richtung ziehen. In Photoshop und Lightroom wird das Bild nach dem Drehen automatisch zugeschnitten. Manchmal muss zur Bestätigung noch ein OK oder Häkchen oder ein Anwenden-Button angeklickt werden.

Farbenspiel? Wenn Ihr Foto nach dem Drehen farbige Kanten hat, dann liegt dies an den Einstellungen des Freistellen-Werkzeugs. Die Farbe wird aus dem Farbregler für die Hintergrundfarbe (Werkzeugleiste) übernommen.

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1.2.2 Bildausschnitt korrigieren Das ZUSCHNEIDEN oder FREISTELLEN-WERKZEUG benötigen Sie nicht nur zum Geraderichten, sondern immer dann, wenn Sie für Ihr Motiv einen engeren Bildausschnitt wählen wollen. Wählen Sie bei den Werkzeugeinstellungen möglichst ein Standard- Seitenverhältnis aus der Dropdown-Liste: ORIGINAL (wie Aufnahme) oder eines der klassischen Seitenverhältnisse (2:3, 3:4, 16:9 oder 1:1). Sie können Ihr Bild auch nach eigenem Gutdünken (OHNE, BENUTZERDEFINIERT) zurechtschneiden und jedes beliebige Seitenverhältnis verwenden. Bei späteren Präsentationen, Ausdrucken oder Fotoabzügen bekommen Sie unter Umständen viel Verschnitt (weiße Ränder). Im schlimmsten Fall werden bei einer Posterbestellung Teile des Bildes abgeschnitten. Je kleiner der Ausschnitt ist, den Sie wählen, desto weniger Pixel enthält Ihr späteres Foto. Bei starken Ausschnittvergrößerungen verringert sich die Bildschärfe und Sie können das Foto nicht mehr so groß drucken. Ziehen Sie mit der Maus einen Rahmen, der alle bildwichtigen Teile enthält. Alles, was weggeschnitten wird, erscheint am Bildschirm abgedunkelt. Sobald die Größe des Rahmens definiert ist, können Sie die Maustaste loslassen und erneut in den Rahmen klicken, um ihn mit gehaltener Maustaste noch einmal zu verschieben. Erst wenn Sie die Auswahl bestätigen, wird das Foto endgültig zurechtgeschnitten.

Zuschneiden / Freistellen Verwenden Sie möglichst die originalen Bildproportionen oder ein klassisches Seitenverhältnis. (ACDSee)

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Rahmen aufziehen Das eingeblendete Raster hilft bei der Ausrichtung nach der Drittelregel.

Korrektur Falls Sie versehentlich auf OK geklickt haben, benutzen Sie den RÜCKGÄNGIG-Befehl oder das RÜCKGÄNGIG-PROTOKOLL. (Photoshop / Elements)

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1.2.3 Helligkeit und Kontrast korrigieren An trüben Tagen sind die Farben im Foto generell zurückhaltender als bei Sonnenschein, bei Nebel oder Dunst wirken viele Bilder flau. Auch bei Spiegelungen auf Glas oder Wasseroberflächen entsteht oft ein Grauschleier. Wenn Sie keinen Polfilter benutzt haben, können Sie auch dieses Problem mit den Helligkeits- und Kontrastkorrekturen in den Griff bekommen und Ihre Motive aufpeppen. Die AUTOMATISCHE TONWERTKORREKTUR hilft in vielen Fällen, liegt aber bei Sonnenuntergangsmotiven oft schwer daneben. Sehr hilfreich sind Korrekturfunktionen, bei denen Sie mit Schiebereglern arbeiten. Um Bilder manuell zu korrigieren, verwenden Sie Menüpunkte wie TONWERTKORREKTUR, BELICHTUNG oder HELLIGKEIT/KONTRAST. Mehr Kontrast führt dazu, dass die Farben intensiver werden, dabei werden aber auch die Schattenbereiche dunkler. Weniger Kontrast oder mehr Helligkeit lässt Ihr Bild flauer aussehen. Diese beiden Regler sollten Sie deshalb immer in Kombination benutzen. Aufnahmen, bei denen sich ein Teil des Motivs in der Sonne und ein anderer Teil im Schatten befindet, müssen selektiv korrigiert werden: Die Schatten sollen meist heller, die Lichter unangetastet bleiben oder dunkler werden. Dafür gibt es die sogenannte Tiefen- Lichter-Korrektur beziehungsweise die Regler für LICHTER und SCHATTEN. Wenn Ihr Programm zusätzlich Regler für SCHWARZ und WEIß hat, nutzen Sie auch diese.

Intelligente Korrektur Mit den Reglern und einer Vorher-Nachher-Ansicht ist die Bearbeitung sehr einfach. (Paint Shop Pro)

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Alles in einem Eine praktische Korrekturfunktion ist die GRADATIONSKURVE. Durch Ziehen an der Kurve verändern Sie das Aussehen Ihres Motivs, bis es Ihren Vorstellungen entspricht. (Paint Shop Pro)

Für stärkere Effekte gibt es in einigen Programmen den Befehl DUNST ENTFERNEN oder KLARHEIT. Bei allen Befehlen, mit denen Sie die Helligkeit und den Kontrast Ihres Fotos verändern, ändern sich auch der Farb- und Schärfeeindruck. Das starke Aufhellen von dunklen Bildbereichen verstärkt das Bildrauschen und reduziert die Bildschärfe. Extrem helle und überbelichtete Bereiche im Motiv lassen sich kaum bis gar nicht abdunkeln. Deshalb sollten Fotos schon in der Kamera so korrekt wie möglich belichtet werden.

1.2.4 Farbkorrekturen Wenn die Fotos extrem blau oder gelborange aussehen, liegt meist ein Fehler des Weißabgleichs vor. Bei RAW-Dateien können Sie im Dropdown Menü unter WEIßABGLEICH einfach die gewünschte Einstellung nachträglich anwenden. Für JPEG- Dateien stehen diese Optionen nicht in allen Bearbeitungsprogrammen zur Verfügung, aber mit den Reglern oder Befehlen für TEMPERATUR und Farbton gelingt die Korrektur ebenfalls.

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Farbstich entfernen oder hinzufügen kühles blau, entstanden durch den automatischen Weißabgleich (links). Nach der Bearbeitung sieht das Motiv so aus, wie man sich sonnigen Nachmittag vorstellt (rechts). (Lightroom)

Manchmal sind die Farben im Bild nicht so kräftig, wie man sie bei der Aufnahme wahrgenommen hat. Durch das Erhöhen der Sättigung werden Ihre Fotos bunter und plakativer. Ziehen Sie den Regler SÄTTIGUNG für intensivere Farben nach rechts. In komplexeren Programmen finden Sie diesen Befehl in der oberen Menüleiste unter Begriffen wie ÜBERARBEITEN, BILD EINSTELLEN und müssen sich dann über das Dropdown Menü zu FARBE oder FARBTON/SÄTTIGUNG durchklicken. Beim Reduzieren der Farben wird der Regler SÄTTIGUNG nach links geschoben. Das Entsättigen erzielt eher künstlerische Effekte und dient seltener als Korrekturmaßnahme. Bilder, die eigentlich sehr bunt sind, können auf Alt getrimmt werden, wenn man ihre Farbigkeit zurücknimmt. Der Unterschied zwischen den Reglern SÄTTIGUNG und DYNAMIK besteht darin, dass Dynamik (manchmal auch „Resonanz“) nur solche Farben verstärkt, die im Motiv bereits besonders kräftig zu sehen sind.

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Sättigung erhöhen Mit dem Regler SÄTTIGUNG intensivieren Sie alle Farben. Je nach Programm finden Sie weitere Optionen für die Aussteuerung der Farben. (Photoshop Elements, Paint Shop Pro, Lightroom).

Selektive Korrektur Wenn Sie nur einzelne Farben in Ihrem Bild verändern wollen, nutzen Sie die Dropdown Menüs in den Dialogfenstern. (links: Photoshop Elements, Paint Shop Pro; rechts: Lightroom)

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1.3 Störende Elemente retuschieren Telegrafendrähte, Zigarettenkippen und Papierschnipsel am Boden oder Personen, die versehentlich ins Bild gelaufen sind – alles dies kann den Bildgenuss trüben. Um solche störenden Elemente zu entfernen, gibt es für die Retusche- die Reparaturwerkzeuge. Sie finden Sie unter den Bezeichnungen KOPIER- oder KLONSTEMPEL, REPARATUR-PINSEL, BEREICHSREPARATUR-PINSEL oder es gibt einen Menüpunkt REPARIEREN. Manchmal genügt auch schon der RADIERGUMMI. Bei einem Himmel, der fast weiß ist, könnte man die störenden Pixel auch einfach wegradieren. Sobald aber nur ein ganz feiner Grauschleier erkennbar ist, würde man die Korrektur bemerken. Ziel jeder Bearbeitung ist, dass man keinerlei Spuren der Retusche sieht. Günstiger ist deshalb meistens der REPARATURPINSEL oder, für sehr feine und komplexe Retuschearbeiten, der KOPIERSTEMPEL. Die Handhabung dieser Werkzeuge ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, aber sie leisten sehr gute Dienste.

Staub und Kratzer entfernen In älteren Bildbearbeitungsprogrammen war die Retusche oft mühsam, mit aktueller Software ist sie schneller erledigt.

1.3.1 Flecken, Staub und Kratzer entfernen Vielleicht haben Sie alte Dias eingescannt, auf denen es vor Kratzern und Staub nur so wimmelt. Auch bei digitalen Fotos gibt es manchmal sogenannte Sensorflecken. Dabei handelt es sich um kleine Staubkörner, die sich auf dem Sensor festgesetzt haben und im Foto als diffuse oder graue Flecken sichtbar werden.

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Telegrafendrähte entfernen Mit dem inhaltsbasiert eingestellten Bereichsreparaturpinsel müssen Sie die Drähte nur mit der Maus markieren, hier erledigt Photoshop Elements den Rest.

Für komplexere Korrekturen ist es gut, wenn Sie wissen, wie der KOPIERSTEMPEL funktioniert. Öffnen Sie das zu bearbeitende Bild und vergrößern Sie die Ansicht. Am einfachsten geht das mit gehaltener ALT oder STRG-Taste und einem Dreh am Mausrad. Bewegen Sie die Auswahl an die Stelle, die Sie retuschieren wollen. Wählen Sie den REPARATUR- oder KLONSTEMPEL Ihres Programms und stellen Sie die Werkzeugspitze auf die Größe des Flecks ein, den Sie entfernen wollen. Ein runder Pinsel mit weicher Kante ist meist am besten. Wenn die Auswahl anfangs noch nicht ganz passt, können Sie sie während des Arbeitens jederzeit nachkorrigieren.

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Klonen oder Stempeln Wählen Sie das Werkzeug (oben) und stellen Sie die passende Größe und Form der Pinselspitze ein (unten). Welche Einstellungen Sie benötigen, hängt von Ihrem Motiv ab.

Quellpunkt setzen Der Quellpunkt ist eine Stelle im Bild, die farblich genau passen muss (x), damit sie anschließend über die fehlerhafte Stelle (Kreis) kopiert werden kann.

Retuschieren Klicken Sie auf die fehlerhafte Stellen. Dabei wandert der Quellpunkt (x) mit und muss bei Bedarf neu gesetzt werden.

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1.3.2 Mit den Werkzeugen arbeiten Bei allen Retuschearbeiten kommt es auf Genauigkeit an. Wählen Sie daher für die Werkzeuge die jeweils passende Größe, Form und Weichheit der Pinselspitze. Das Arbeiten mit den Stempelwerkzeugen ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, denn man muss zunächst selbst festlegen, von wo die Pixel kopiert werden sollen. Diesen Vorgang bezeichnet man als Quellpunkt festlegen. Die genaue Vorgehensweise ist bei verschiedenen Programmen etwas unterschiedlich. Sobald die Quellpixel markiert sind, klicken Sie mit der Maus auf die fehlerhafte Stelle. Mit jedem Klick werden die Pixel vom Quellpunkt auf den Zielpunkt übertragen. Dabei wandert der Quellpunkt mit: Wenn Sie die Maus nach rechts bewegen, folgt der Quellpunkt und bewegt sich im gleichen Abstand nach rechts weiter. Irgendwann erreicht der Quellpunkt eine Stelle, die nicht mehr geeignet ist, und es werden falsche Pixel dupliziert. Bei größeren Retuscheflächen müssen Sie den Quellpunkt mehrmals neu definieren und gegebenenfalls zwischendurch auch die Größe der Werkzeugspitze ändern. Das wiederholte Einkopieren der gleichen Pixel kann zu Ergebnissen führen, denen man die Bearbeitung deutlich ansieht. Arbeiten Sie beim Retuschieren mit einer starken Vergrößerung, schalten Sie zwischendurch aber immer wieder zurück in die Normalansicht des Motivs, um etwaige Fehler frühzeitig zu erkennen.

Stempel Der KOPIERSTEMPEL überdeckt störende Stellen mit benachbarten Pixeln. Dazu legen Sie selbst fest, welche Pixel Sie kopieren wollen.

Pinsel Der BEREICHSREPARATUR-PINSEL versucht, die störende Stelle automatisch mit passenden Pixeln aus der Umgebung zu füllen. Bei einigen Programmen müssen Sie die Quellpixel selbst definieren, andere erledigen den Vorgang vollautomatisch.

Radiergummi Der RADIERGUMMI entfernt Pixel beziehungsweise färbt sie mit der eingestellten Hintergrundfarbe ein.

Die Retusche dient dem Korrigieren von Fehlern, es eröffnen sich damit aber auch sehr schnell kreative Spielräume. Alles ist möglich, ein Bild muss heute nicht mehr nur die Wirklichkeit zeigen.

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1.4 Rote-Augen-Korrektur Rote Pupillen bei Personenfotos sind der wohl unangenehmste Nebeneffekt des Blitzlichts. Wo man früher oft noch mühevoll retuschieren musste, gibt es mittlerweile schon in der Kamera eine Bildkorrektur. Falls Sie noch alte Fotos haben, finden Sie auch im Bearbeitungsprogramm einfach zu bedienende Korrekturfunktionen. Öffnen Sie zunächst das Foto, das Sie korrigieren wollen. Wählen Sie dann das Werkzeug oder den Befehl für die ROTE-AUGEN-KORREKTUR. Nun klicken Sie auf die Mitte der Pupille oder ziehen Sie mit der Maustaste ein kreisförmiges Werkzeug über die roten Bereiche. Einige Programme erkennen die Größe automatisch, bei anderen müssen Sie selbst Hand anlegen. Am einfachsten geht es, wenn Sie mit Reglern für GRÖßE und ABDUNKELN arbeiten können. Passen Sie die Form und Stärke der Korrektur ans jeweilige Motiv an. Wiederholen Sie diesen Vorgang für das zweite Auge oder, wenn mehrere Personen im Bild zu sehen sind, entsprechend oft. Beenden Sie den Vorgang, indem Sie das Dialogfenster mit FERTIG oder OK schließen.

Die Rote-Augen-Korrektur ist im Handumdrehen erledigt. (ACDSee)

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Bei Haustieren leuchten die Augen nicht rot, sondern oft unnatürlich blau, manchmal auch gelb. In einigen Programmen gibt es auch die Option TIERAUGE. Falls die automatische Korrektur versagt, gibt es andere Lösungen. Meist genügt es, die Helligkeit der Augen zu verringern. Dazu benötigen Sie einen kreisförmigen Pinsel, mit dem Sie die Helligkeit punktuell abdunkeln können (NACHBELICHTEN). Stellen Sie die Pinselgröße (Strichstärke) und die Weichheit der Kanten so ein, dass sie etwa so groß ist wie der zu korrigierende Bereich. Je nach Programm malen Sie mit diesem Pinsel mehrmals über die leuchtenden Augen, bis sich deren Helligkeit sichtbar verringert. Bei ACDSee müssen Sie lediglich den Pinsel passend einstellen und anschließend den Regler für die Belichtung nach links ziehen.

Bei Tieren funktioniert die Rote-Augen-Korrektur nicht. Hier kommen Sie mit dem Pinselwerkzeug weiter oder Sie legen eine runde Auswahl fest und verringern die Belichtung lokal. (ACDSee)

In Lightroom gibt es angepasste Korrekturen für Mensch und Tier.

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1.5 Text auf Bilder schreiben Programme wie Lightroom und Darktable sind nicht für Textanwendungen konzipiert, auch wenn es prinzipiell möglich ist, einen Copyright-Vermerk auf Bildern anzubringen. Bei Programmen, die die sogenannte Ebenen-Technik nicht unterstützen, ist das Anbringen von Texten generell stark eingeschränkt. Sie können Texte möglicherweise anbringen, später aber nicht mehr bearbeiten oder entfernen. Speichern Sie beschriftete Fotos generell unter einem neuen Namen, um böse Überraschungen zu vermeiden. Wenn Ihr Programm die Ebenen-Technik unterstützt, gibt es auch die Möglichkeit, das programmspezifische Dateiformat beim Speichern zu wählen. Bei Photoshop wird aus Ihrer JPEG-Datei eine Datei mit der Endung .psd, bei Paint Shop Pro ergänzt die Endung .pspimage. Solche Dateien können Sie nur innerhalb der jeweiligen Software verwenden und die Datenmenge ist deutlich größer. Der Vorteil besteht aber darin, dass die Textebene nicht unwiderruflich mit den Bildpixeln verschmolzen wird. Sie können die Datei später wieder öffnen und den Text abändern. Diese Methode eignet sich beispielsweise für Kartenmotive, bei denen Sie den Grußtext beibehalten, aber den Namen von Personen ändern wollen. Für den Mailversand oder den Upload in soziale Medien müssen Sie beim Speichern das JPEG-Format wählen. Dabei entsteht Verbindung von Text- und Bildpixeln, die nicht mehr rückgängig gemacht werden kann.

Auf die Endung kommt es an Wenn Sie mehrere Programme ausprobieren, kann ein Foto mit gleichem Dateinamen unterschiedliche Endungen haben. Beachten Sie den Größenunterschied zwischen dem JPEG und den Formaten mit Ebenen.

1.5.1 Schriftgröße Klassische Bildbearbeitungsprogramme verfügen über ein Textwerkzeug , das Sie in der Werkzeugleiste aktivieren. Anschließend auf klicken Sie auf die Stelle im Bild, an welcher die Beschriftung später erscheinen soll. Wenn Sie Text auf ein Bild schreiben, das in voller Auflösung vorliegt, kann es zunächst passieren, dass Sie die Buchstaben gar nicht sehen. Die Größe der Buchstaben wird häufig wie bei Textverarbeitungsprogrammen in „Punkt“ angegeben. Während eine Schriftgröße von 14 oder 16 Punkt normalerweise ein eher großes Schriftbild erzeugt, sind diese Maße beim Beschriften von Bildern oft winzig. Ändern Sie die Schriftgröße bei den Werkzeug-Optionen. Falls die Größe im Dropdown-Menü nicht reicht und Ihr Text immer noch zu klein ist, können Sie in vielen Programmen die Zahlenangabe mit der Maus markieren und die benötigte Größe über die Tastatur eingeben. Falls Sie Ihr Foto für eine Internetanwendung oder für den Mailversand beschriften, muss das Foto nicht in voller Auflösung vorliegen. Verkleinern Sie das Bild auf die gewünschten Maße, speichern Sie es als Kopie und beschriften Sie diese. Mehr Informationen zum Verkleinern finden Sie im Abschnitt 1.6.

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Einfaches Schriftwerkzeug Der Text wird in ein Feld (links oben) eingetippt, die weiteren Einstellungen befinden sich darunter. Ein leichter Schattenwurf unter dem Text verbessert oft die Lesbarkeit. (ACDSee)

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Ebenentechnik In komplexeren Programmen liegt der Text als separate Ebene auf dem Foto, kann mit der Maus markiert 1, gedreht und verschoben werden. Dazu müssen Sie gegebenenfalls das Bewegen-Werkzeug aktivieren 2. (Paint Shop Pro).

1.5.2 Schriftfarbe Um den Schriftzug zu verändern, markieren Sie falls nötig den Text mit der Maus. Danach können Sie Schriftart, Größe, Ausrichtung, Fett-/Kursiv-Auszeichnungen und die Farbe bearbeiten. Um die Farbe zu wählen, klicken Sie in das Farbfeld der Werkzeug- Optionen. Es öffnet sich ein Dialogfenster zur Farbauswahl, das unterschiedlich aussehen kann. Wenn Ihnen nur die stark abgestuften Standardfarben angeboten werden, suchen Sie nach weiteren Optionen (Benutzerdefiniert). Wenn Ihr Programm ein Pipettenwerkzeug hat, können Sie es anklicken und danach mit der Maus über das Foto fahren, um sich von dort eine Farbe zu holen. Anderenfalls klicken Sie in das angezeigte Farbfeld, oder Sie ziehen die kleinen weißen Dreiecke nach oben/unten, um zum gewünschten Farbbereich zu gelangen. Wenn Sie ganz bestimmte Farben verwenden möchten und deren RGB-Werte kennen, können Sie diese auch in die Felder eintippen. Bestätigen Sie die Auswahl der Farbe mit OK.

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Farbwahl Die Farbwahl kann durch Anklicken des Farbfelds erfolgen. Experten können im Dialofenster genaue Zahlenwerte eintippen. Mit der Pipette holen Sie die Farbe direkt aus dem Foto. (ACDSee)

Auf Bildbereichen, die viele Details oder Strukturen enthalten ist Text nur schwer lesbar. Wählen oder fotografieren Sie für Ihre Gruß- und Textbilder Motive mit größeren, gleichmäßigen Farbflächen. Wählen Sie eine gut lesbare Schrift. Ein leichter Schlagschatten („Fallschatten“) hebt den Text bei Bedarf leicht hervor. Bei Copyright- Einblendungen können Sie die Deckkraft der Schrift verringern, damit das Logo im Bild nicht störend wirkt.

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1.6 Bildauflösung anpassen Der Befehl um ein Foto zu verkleinern findet sich meistens in der oberen Befehlszeile im Menü BILD oder BEARBEITEN. Suchen Sie nach Begriffen wie SKALIEREN, BILDGRÖSSE oder GRÖßENÄNDERUNG. Im Dialogfenster legen Sie die Ausgabegröße fest. Entweder geben Sie die gewünschte Anzahl Pixel für eine der Kanten über die Tastatur ein oder Sie wählen eine der Standardgrößen aus dem Dropdown-Menü.

Größenangaben Geben Sie die Höhe oder Breite ein, die Ihr Foto haben soll und achten Sie darauf, dass die Proportionen (Seitenverhältnis) beibehalten werden.

Für den Bildschirm benötigen Sie 72 bis 96 dpi, für den Druck sind 300 dpi optimal. Wenn es im Dialogfenster dafür kein Feld gibt, wählen Sie die Option DRUCKGRÖßE und geben Sie anstelle der Pixel die Zentimeter-Maße ein. Um die Proportionen zu erhalten

36 © Jacqueline Esen | www.fotonanny.de muss entweder ein Häkchen gesetzt werden oder es gibt ein Schlosssymbol zum Anklicken 3. Wenn Sie vergessen das Häkchen zu setzen oder wenn das Schlosssymbol offen ist, wird das Foto beim Skalieren gestaucht und verzerrt. Bei der Neuberechnung des Bildes werden Übergänge optimiert, aber es erfolgt in der Standardeinstellung oft keine automatische Schärfung. Als letzter Arbeitsschritt wäre das jedoch sinnvoll. Wenn Sie keine weiteren Bearbeitungen am Foto vornehmen und das Schärfen nicht selbst vornehmen wollen, wählen Sie bei den erweiterten Einstellungen BIKUBISCH und SCHÄRFER beziehungsweise ziehen Sie am Regler für die Bildschärfe. Skalieren bedeutet verkleinern oder vergrößern. Wenn Sie ein Foto vergrößern, werden Pixel dazugerechnet. Dieser Vorgang ist nie ganz genau und liefert auch nicht den Detailreichtum und die Schärfe, die Sie von den „echten“ Pixeln aus der Kamera erhalten. Als Faustregel fürs Vergrößern gilt derzeit, dass Fotos auf bis zu 125 % ihrer Originalgröße „aufgeblasen“ werden können. Speichern Sie Ihr verkleinertes Bild danach unbedingt unter einem neuen Namen, damit Sie nicht versehentlich das große Original überschreiben (Befehl DATEI • SPEICHERN UNTER). In vielen Programmen gibt es auch die Möglichkeit, die Datenmenge, Qualität und Größe des Bildes mit Befehlen wie FÜR WEB SPEICHERN oder EXPORTIEREN noch weiter zu reduzieren.

FÜR WEB SPEICHERN / EXPORTIEREN Im Dialog stellen Sie die Qualität des ein. Eine starke Komprimierung beeinträchtigt die Bildqualität. Achten Sie auf die Vorschau. (Paint Shop Pro).

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In Lightroom und Darktable wird die Bildgröße beim Exportvorgang festgelegt. In Darktable befindet sich der Einstellungsdialog im Modul LEUCHTTISCH ganz unten rechts. In Lightroom lässt sich der EXPORTIEREN-Befehl in beiden Modulen aktivieren. Im Dialogfenster finden Sie links einige Standard-Vorgaben, die Sie beliebig abändern und als eigene Benutzervorgabe speichern können. Rechts geben Sie nicht nur die gewünschte Ausgabegröße ein, sondern legen auch den Ordner fest, in den die entwickelten Bilder abgelegt werden. Das automatische Umbenennen von Dateien ist eine nützliche Hilfe. Wenn Lightroom erkennt, dass es bereits eine Datei mit gleichem Namen gibt, können Sie das Programm so einstellen, dass Sie eine Rückfrage erhalten oder die Dateien automatisch unter neuem Namen gespeichert werden.

Bildexport in Lightroom und Darktable Auch hier geben Sie die Bildgröße und die Auflösung ein. Das Speichern der Einstellungen als eigene Benutzervorgabe spart Zeit.

Bildgröße Für die Anzeige an einem querformatigen Full-HD-Bildschirm benötigen Sie 1.920 × 1.080 Pixel, das heißt, für ein Hochformat genügen bereits 1.080 Pixel Höhe. Wenn Sie einen großen Bildschirm für den PC haben, sind es vielleicht um die 1.680 × 1.050 Pixel. Mehr als 2.000 Pixel Breite oder 1.200 Pixel Höhe braucht man nur für sehr große Monitore.

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1.7 Bilder richtig schärfen Zunächst müssen Sie wissen, welche Form von Unschärfe im Bild vorliegt. Handelt es sich um ein Problem der Schärfentiefe, ist es eine Verwacklung oder ein Wischeffekt, also Bewegungsunschärfe? Nicht alles lässt sich reparieren. Die nachträgliche Schärfung ist lediglich eine optische Aufbesserung des Bildes. An den Kanten eines fotografierten Objekts wird der Kontrast erhöht, dadurch sehen die Bilder schärfer aus. Wo es keine klaren Konturen gibt, kann die Kontrasterhöhung auch nicht richtig ansetzen. Leichte Bildunschärfe lässt sich am besten kaschieren, wenn Sie das Foto verkleinern und nachschärfen. Für Präsentationen auf einem kleinen Monitor können Sie solche Bilder retten. Je größer Sie ein Foto präsentieren, desto schärfer sollte die Originalaufnahme sein. Es gibt oft mehrere Schärfen-Befehle zur Auswahl. Bei einigen Programmen sind sie dem Menü FILTER zugeordnet. SELEKTIVES SCHARFZEICHNEN lässt Bereiche, in denen es keine Konturen gibt unangetastet und es entstehen keine unschönen Artefakte im Bild. SCHÄRFEN oder STÄRKER SCHARFZEICHNEN eignen sich am ehesten zur Druckvorbereitung von hochauflösenden Bildern. Beim UNSCHARF MASKIEREN können Sie den Vorgang am genauesten beeinflussen. Im Dialogfenster finden Sie mehrere Regler, mit denen Sie den RADIUS, die STÄRKE und den sogenannten SCHWELLENWERT festlegen, manchmal gibt es auch noch einen Regler für DETAILS. Der Radius bezieht sich auf die Pixelgröße und sollte eher klein sein. Die Stärke beeinflusst den Grad der Schärfung. Ein höherer Schwellenwert dämpft die Effekte der Schärfung ab und verhindert Artefakte. Details hebt Bildbereiche mit klaren Konturen stärker hervor. Nutzen Sie die Bildvorschau beziehungsweise die Vorher-Nachher- Ansicht, um die Wirkung der Einstellungen am Monitor zu überprüfen. Falls ein Foto mehrmals geschärft wird, sind höhere Schwellenwerte nützlich. Normalerweise sollten Sie Ihre Fotos aber nur einmal schärfen und diesen Arbeitsschritt ganz am Ende der Bearbeitungen durchführen.

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Bilder scharfzeichnen Ein guter Scharfzeichnungsfilter enthält mehrere Regler zur Feineinstellung. Nutzen Sie die Vorschau zur Beurteilung der Ausgabeschärfe. (ACDSee)

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Unscharf maskieren (Photoshop / Elements) In einigen Programmen gibt es den Befehl SCHÄRFEN und daneben UNSCHARF MASKIEREN. Benutzen Sie diese Funktion und achten Sie beim Ziehen an den Reglern darauf, dass um die Kanten des Motivs keine leuchtenden Ränder entstehen.

Das Schärfen ist ein sehr destruktiver Vorgang, der die Bildpixel massiv beansprucht. Wenn Sie ein geschärftes Foto wieder öffnen und weiterbearbeiten, vielleicht sogar erneut schärfen, nimmt die Bildqualität deutlich ab. Für den Druck ist ein stärkeres Schärfen notwendig als für Bilder, die nur am Rechner betrachtet werden. Ein großes, hochauflösendes Bild mit vielen Pixeln muss stärker geschärft werden als ein Foto, das fürs Web verkleinert wurde. Speichern Sie zunächst eine ungeschärfte Version des Bildes. Machen Sie davon weitere Kopien, zum Beispiel in verschiedenen Größen (Druck, Bildschirm) mit unterschiedlichen Schärfungsgraden.

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1.8 Schnelle erste Hilfe:

Welche Korrekturen braucht Ihr Bild?

Viele Bilder lassen sich mit wenigen Mausklicks optimieren. Manche Programme enthalten dafür einen Satz von Schnellkorrekturen. Die Bearbeitung erfolgt intuitiv per Schieberegler oder Sie sehen unterschiedlich bearbeitete Miniaturbilder, die Sie einfach nur anklicken müssen. Diese Schnellbearbeitung ist bequem, regt aber wenig zum Nachdenken an, warum die Korrektur überhaupt notwendig ist. Häufig wiederkehrende Bildfehler wie Unschärfe, eine ungenaue Belichtung oder matte Farben sind manchmal auf einen Defekt der Kamera zurückzuführen. Viel häufiger sind es falsche Einstellungen an der Kamera oder Flüchtigkeitsfehler beim Fotografieren. Finden Sie heraus, wodurch Fehler entstehen und verbessern Sie Ihre Fotografie, das erspart Ihnen langwierige Sitzungen am Computer.

1.8.1 Generelles Vorgehen Analysieren Sie Ihr Bild, um herauszufinden, welche Korrekturen notwendig sind. Ein wichtiger Punkt: Die meisten Bilder, von denen wir seit Jahren umgeben sind, wurden stark nachbearbeitet. Darauf hat die Fotoindustrie reagiert und moderne Kameras so angepasst, dass die Fotos heute grundsätzlich bunter, brillanter und schärfer aus der Kamera kommen. Selbst diese Aufnahmen werden anschließend noch weiter optimiert oder mit Effekten versehen. Dabei entstehen oft völlig unnatürliche Fotos, die mit der Wirklichkeit bei der Aufnahme nicht mehr viel zu tun haben. Trotzdem sehen sie fantastisch aus. Wie weit Sie die Regler beim Bearbeiten ziehen und welche Apps Sie auf Ihre Bilder anwenden wird immer eine Frage des persönlichen Geschmacks bleiben. Wenn Sie mit klassischen Bearbeitungsprogrammen arbeiten, führen Sie alle Bearbeitungen in einer Arbeitssitzung durch. Wenden Sie den Befehl UNSCHARF MASKIEREN erst ganz am Schluss an. Speichern Sie das korrigierte Foto unter einem neuen Namen mit dem Befehl DATEI • SPEICHERN UNTER. Die SCHNELLKORREKTUR und Korrekturen per ASSISTENT enthalten stark vereinfachte und leicht zu bedienende Funktionen, die Sie benutzen können, wenn es schnell gehen soll. Das Arbeiten im Expertenmodus ist anspruchsvoller, führt aber zu genaueren Ergebnissen.

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Vorher – nachher Um aus einem beinahe schwarzen Motiv noch Licht und Farben herauszuholen, benötigen Sie RAW-Dateien.

1.8.2 Ein Praxisbeispiel Diese Detailaufnahme wurde ohne Polfilter durch die Windschutzscheibe eines geparkten Autos fotografiert. Der Bildausschnitt ist bewusst so angelegt, dass im Motiv eine große Fläche zur Verfügung steht, in die später ein Text eingefügt werden kann. Ziel der Bearbeitung ist es, den kleinen Turnschuh in kräftigen Farben und mit gut sichtbaren Strukturen vor einem schwarzen Hintergrund herauszuarbeiten. Anfangs wird der Bildausschnitt korrigiert und das Bild leicht gedreht. Zu Demonstrationszwecken entferne ich einen der beiden Schnüre, an denen der Schuh aufgehängt ist. Zum Schluss wird das Originalbild verkleinert und bekommt einen Text. Für die Bearbeitung verwende ich Paint Shop Pro in der Basisvariante, also mit eingeschränkten Funktionen.

Das Ausgangsmaterial Die Aufnahme ist prinzipiell scharf, aber der Grauschleier stört.

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Schritt 1: Bild drehen und den Ausschnitt anpassen Um das Motiv zu drehen und gleichzeitig den Ausschnitt zu korrigieren, ist das FREISTELLUNGSWERKZEUG am besten geeignet. Wenn Ihr Programm diese beiden Arbeitsschritte nicht auf einmal durchführen kann, müssen Sie das Bild zuerst drehen und anschließend zuschneiden. Achten Sie auf das Beibehalten der klassischen Proportionen.

Ausrichten und zuschneiden Feintuning bei der Linienkorrektur: Die Schnur oben rechts verläuft jetzt parallel zum Bildrand.

Schritt 2: Helligkeit und Farben korrigieren Die automatische oder intelligente Korrektur 1 führt meistens nicht zum optimalen Ergebnis, aber Sie können diese Einstellungen nutzen, um mit Ihren eigenen Korrekturen darauf aufzusetzen. Benutzen Sie die Regler für HELLIGKEIT/KONTRAST oder die GRADATIONSKURVE 2, um den Kontrast anzuheben. Eine S-förmige Gradationskurve intensiviert die Farben, sie dunkelt die Schatten ab 3 und lässt helle Bereiche überstrahlen 4, daher ist Fingerspitzengefühl gefragt. Achten Sie vor allem auf die Spitzlichter 5. Anschließend können Sie das Bild mit der TIEFEN-LICHTER-KORREKTUR 6 feintunen. Sollte es einen Farbstich geben, regeln Sie das mit den Einstellungen für WEIßABGLEICH oder FARBE 7.

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Intelligente Korrektur testen Die ungleichmäßigen Wolken und Flecken auf der Autoscheibe werden deutlicher sichtbar.

Gradationskurve Die Gradationskurve erhöht den Kontrast und intensiviert die Farben; der wolkige Schleier verschwindet im Schwarz.

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Tiefen-Lichter-Korrektur Korrigieren Sie die Schatten, Mitteltöne und Lichter so, wie es Ihr Motiv erfordert.

Farben feintunen Nach den ersten Korrekturen ist das Motiv zu bläulich. Mit etwas mehr Rot im Weißabgleich oder bei Farbe wird der Farbstich korrigiert.

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Schritt 3: Störende Elemente entfernen In diesem Motiv gibt es keine störenden Elemente, aber die Schnüre am oberen Bildrand könnten in einem anderen Motiv störende Telegrafendrähte oder Zigarettenkippen auf dem Boden sein. Zoomen Sie in das Bild hinein, um die Stelle besser sehen zu können, die Sie bearbeiten. Wählen Sie das STEMPELWERKZEUG (KLONPINSEL, BEREICHSREPARATURPINSEL) und definieren Sie die Einstellungen der Werkzeugspitze. Danach setzen Sie den Quellpunkt und überstempeln alles, was aus dem Bild verschwinden soll.

Retuschieren Mit dem Stempelwerkzeug (oder dem Reparaturpinsel) werden störende Elemente entfernt.

Schritt 4: Bild verkleinern und schärfen Um die Bearbeitungen im hochauflösenden Bild zu erhalten, speichern Sie das bearbeitete Motiv unter neuem Namen. Danach wird skaliert: Das Foto soll für den Mailversand und für die Internetseite in einer Auflösung von 96 dpi vorliegen und 800 Pixel breit sein. Mit dem Befehl BILD * GRÖßE ändern öffnet sich der Einstellungsdialog. Dort werden die gewünschten Maße eingetragen. OK startet den Verkleinerungsvorgang. Wenn Sie in Ihrem Dialogfenster keine erweiterten Optionen für das Schärfen haben oder die Details lieber selbst einstellen wollen, wählen Sie anschließend den Befehl UNSCHARF MASKIEREN.

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Skalieren und schärfen Denken Sie daran, dass stark verkleinerte Fotos nur moderat geschärft werden dürfen.

Schritt 5: Text auf das Bild schreiben Bevor Sie den Text anbringen, speichern Sie eine Kopie Ihres verkleinerten Fotos. Damit Sie die unterschiedlichen Versionen Ihres Fotos jederzeit voneinander unterscheiden können, ist eine Ergänzung zum Dateinamen sinnvoll, zum Beispiel Bildname_800px.jpg oder Bildname_fuer-web.jpg. Aktivieren Sie nun das Textwerkzeug und klicken Sie auf das Foto. Legen Sie bei den Werkzeugoptionen fest, wie die Schrift aussehen soll. Bei einem stark verkleinerten Bild muss die Schriftgröße deutlich kleiner gewählt werden. Fügen Sie Ihren Text so ein, dass er auf dem Hintergrund gut lesbar ist. Für mehrere Textpassagen an unterschiedlichen Stellen im Bild wiederholen Sie den Vorgang.

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Text einfügen Die Schriftgröße ist bei verkleinerten Bildern kleiner. Nutzen Sie die vorherrschenden Bildfarben bei der Gestaltung.

Wenn alles gut aussieht, ist es an der Zeit, das fertige Bild noch einmal als Kopie zu speichern. Für den Mailversand und fürs Internet brauchen Sie ein JPEG. Das bekommen Sie mit dem Befehl DATEI * SPEICHERN unter oder EXPORTIEREN beziehungsweise FÜR WEB SPEICHERN.

Bild als JPG speichern Wählen Sie bei der Qualität (Komprimierung) einen Wert mit geringer Komprimierung.

Ob Sie nun Bilder mit Sinnsprüchen mögen oder nicht – bei Facebook und Pinterest sind sie der Renner. Auf jeden Fall hoffe ich, dass Ihnen die Bildbearbeitung Freude macht, und dass Sie dabei entdecken, welches Potenzial in Ihren Bildern steckt.

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Impressum Jacqueline Esen Bergstr. 15 81539 München www.fotonanny.de | www.betrachtenswert.com E-Mail: Dieser Text ist urheberrechtlich geschützt und darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung der Autorin verwendet werden.

Sollten Sie Fehler entdecken, freue ich mich auf sachdienliche Hinweise.

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Erschienen 3/2019 – Verlag Vierfarben

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