Entomologische Zeitung Stettin
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ZOBODAT - www.zobodat.at Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database Digitale Literatur/Digital Literature Zeitschrift/Journal: Entomologische Zeitung Stettin Jahr/Year: 1891 Band/Volume: 52 Autor(en)/Author(s): Büttner Friedrich Otto Artikel/Article: Ergänzungen und Berichtigungen 135-227 ©Biodiversity Heritage Library, www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 135 Ergiinzungeii und Bericlitigungen zu F. O. Büttner*» Poniiuerselien Hikrolepidopteren (Stett. ent. Ztti'. 1880 pag. 383 -i73). Die Büttner'sche Territoiiallauna erschien vor eilf Jahren fast unmittelbar vor seinem Tode als eine später oft citirte Uebersicht des von ihm imd seinen Mitarbeitern auf diesem speziellen Gebiet bis dahin Geleisteten. Ueber den Werth von Loital- bez. Territorialfaunen an und für sich, über den Werth der ihnen zu Grunde lieoenden Terrains und über die Art ihrer Nutzbarmachung für die Wissen- schaft ist schon Manches auch in unsrer Zeitung gesagt vi'orden. Man sollte meines Erachtens bei ihrer Beurtheilung namentlich nicht die Erwägung außer Acht lassen, daß sie in erster Linie für den Liebhaber geschrieben sind, für denjenigen, der in der Beschäftigung mit der Entomologie eine Erholung sucht von abspannenden BerutVgeschäften, in ihr ein Mittel sieht, auf wenig kostspielige Weise und ohne ein großes Rüstzeug wissenschaftlicher Vorkenntnisse in bescheidenen Grenzen der Naturerkenntuiß näher zu treten. Für die Wissenschaft und deren Zwecke besitzen sie danach zunächst nur einen mittel- baren Werth. bedingt durch die Individualität des Darstellers und durch die Form der Darstellung, und sind für sie gleich- wohl auch so von Bedeutung, sofern sie nicht lediglich Namens- verzeichnisse auf Grund wenig umfangreicher Beobachtungen bieten. — So wenig die Wissenschaft und deren Vertreter den Sammler und Liebhaber entbehren können, so wenig können letztere ohne Lokalfaunen und ohne das Interesse für dieselben existiren. Das Vorhandensein derselben ist schon für Manchen Veranlassung gewesen, sich mit der in ihnen behandelten Spezialität zu beschäftigen und ihm damit zur Quelle reiner und unerschöpflicher Freuden geworden, wie sie sonst kaum die dilettirende Ausübung einer Kunst, geschweige denn irgend welche andere, meist kostspielige sogenannte Passion gewährt. Es giebt schwerlich ein schöneres, treffenderes und wahreres Wort in diesem Belang, als dasjenige, welches unser Aller Meister am 26. 4. 1784 seinem fürstliehen Freund und Zög- ling über die Naturlehre und die Beschäftigung mit und in stett. entomol. Zeit. 1891. \Q : ©Biodiversity Heritage Library, www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 1 Sp- ill 1- sehriel). Wie weai,ue vci-dieiite e.s, als Motto naJiirwisscn- ^ic•haftliche^ Zeitseiirii'teu verwerÜiet zu werden, um ^-o ('ine monunientale Bedeutung lür die Leser zu gewinnen ,.Diese Wis.sensehait liotleieh soll ihm (Knebel) v<ui großem Nutzen f^ein. Sie iwt sicher, wahr, mannigl'altig, lebendig; man man viel oder wenig in ihr Ihun, !-ieh an einen Theil halten oder aufs Ganze ausgehen, leicht oder tief, zum Scherz oder Ernst sie ti-eiben, immer ist sie befriedigend und bleibt doch immer unendlich. Uer Beobachter und der Denker, der Ruhige und Streliende, jeder tiudet seine Nahrung. Im Anlang kam sie ihm fremd vor, jetzt aber wird ihm nach und luich der Sinn aulgeschlossen, mit dem man die alle Muller verehren muß." Das ist groß gedacht wie empfunden, läßt bei voller Behcrziguug nimmer zu, daß der Große den Kleinen gering- schätzig über die Achsel ansieht, nicht auch in ihm einen Mitarbeiter anerkennt an dem großen Bau der Naturerkemitniß und der Naturwissenschaft. Schwerlich wird der verstorbene Büttner dies goldene Goetiie'sehe Wort gekannt haben; nach dem, ^\•as unser Herr Ehrenpräsident uns darüber mitgetheilt hat, vermuthlich auch nicht sein ihn .so weit überragender Exkursionsgenosse, Brofessor Zeller. Ich stelle beide in ihrer Art wcrthvolle Männer absichtlich zusanmien, weil es mich bei größter Hochschälzung Zeller's verdrossen hat, als ich bald nach seinem Hinscheiden, in seiner Corresi>ondenz mit einem beiderseitigen Freunde über Büttner's Fauna ungefähr folgenden Passus fand: ..Als ich das gelesen hatte, was B. über Gnu-i/aria -si/riii' (jdki und ihre Naturgeschichte zu berichten weiß, halle ich genug von der ganzen Arbeit und hielt es nicht iür tler Mühe werth, sie noch weiter anzusehen.'" Unwillkürlich tief mir beim Lesen dieser unliebsam-kalhe- drisehen Abfertigung jenes herrliche und milde Goethe sclie Wort ein. Was würde unser unübertretflicher Tineinen-Professor von deren Härte haben zurückstecken müssen, hiitte er es als Maaßstab für ihren Werth gekannt, hätte er gewußt und empfunden, was Jener empfand, dem auf so vielen und mannigartigen Gebieten der Geringsten Keiner zu gering war! — Büttner so gut, wie unser jetziger Mikro-Senior Schleich, wie ferner die vor Zeiten erfreulich große Zahl hiesiger Beob- achter der Kleinfalter, waren jahrelang nocli des unschätzbaren Vortheils theilhaftig gewesen, in Zeller "s Gesellschaft Ausflüge zu machen, dessen weitumfassende Kenntniß, Erfahrung , und kritischen Blick auf unserm Gebiet anregend und fördernd auf SteU. entomol. Zeit. 1S91. ©Biodiversity Heritage Library, www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 137 sicli wirken zu lassen; ich möchte behaupten, daß man fast auf jed?i- Seite der Fauna die Wirkung hiervon verspüren kann. Leider ist aber aueh bemerkbar, daß aus gewissem Ursachen })ersönlicher Natur, wie sie schon in dem angeführten Urtlieil angedeutet liegen, Zeller's direkte Hilfe dem Werkchen so gut wie ganz gcfelilt hat, wie denn auch schon auf dem Titel sein Name nicht genannt wird. Büttner, als Sammler von einer fast unbegreiflichen Rührigkeit, wenn man weiß, wie eingeschränkt für ihn die Mußestunden waren, war be- dauerlicher Weise nur Sammler, dem es darauf ankam, im Verlauf der Saison möglichst viel Exkursionen zu machen mid •auf denselben — ,.lür seinen Schacher-, wie Zeller es nannte — so viel Exemplare gangbarer Arten', als nur immer möglicti zu ge^\•innen und in musterhafter Weise für Tausch und Ver- kauf zu präpariren. Sein spontanes Interesse an biologischen Beobachtungen wie jedwede sonstige, mehr wissenschaftliche "Auffassung der entomologischen Thätigkeit wurde diesem Haupt- zweck durchaus untergeordnet. Das ttber war Zeller'n höchst unsympathisch, seinen eignen Tendenzen schnurstracks wider- sprechend und hat ihm öfters sarkastische Bemerkungen entlockt z. B. wenn B. wunderlicher Weise lädirte Faltci- auch der seltensten Arten, die ihm ins Netz gekommen waren, brevi manu lödtete, nur um nicht noch einmal von ihnen aufgehalten zu werden, oder wenn er zum großen Kummer des Entdeckers ihres Fundplatzes, Schleich, eine Art wie Lioplihis inukie Z. recht eigentlich „mit Stumpf und Stiel-'- d. h. mit der Futter- pflanze so gründlich auszurotten im Stande war, daß das Thier seitdem noch nicht wieder von uns aufgefunden werden konnte. Immerhin l)leibt es zu bedauern und zu beklagen, daß Zeller aus diesen und noch anderen Motiven seine Mitarbeiterschaft an der Arbeit so ganz versagt hat. Zweifellos würde der Nutzen derselben für die Wissenschaft und ebenso für spätere Sammler ein wesentlich höherer geworden sein. Die Erfahrung hat uns aber auch gelehrt, wie schätzenswerth selbst in der von Büttner gewählten knappsten Form eine derartige faunistische Zusammenstellung für die Nachlebenden werden kann, wie unentbehrlich sogar als Anhalt und Nachschlagewerk für die Auswahl der Exkursionen u. dgl. mehr. Diese Erkenntniß u. A, gab mir die Anregung, sie im Nachstehenden zu ergänzen und, soweit uöthig, einige Berichtigungen zU liefern. ^ Die gewiß stattliche Zahl von beinahe 300 seit 1880 der Fauna als neu hinzugetretenen Arten motivirt an sich schon pin derartiges Unternehmen, wenn auch die, alljährlich sich wiederholende Erfahrung, daß wieder jede Saison eine;, oder Stett. entomol. Zeit. 1891. \Qt- . ©Biodiversity Heritage Library, www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 138 mehrere Novitäten einbringt, noch auf Zurückhaltung hinweisen möchte. Wer kann aber sagen, wann jemals der geeignete Moment für die Veröffentlichung gekommen sei? Daß ich die Umgebung von Friedland in Mecklenburg mit in unsere Fauna einbezogen habe, wird schon dadurch gerechtfertigt, daß die dortige Gegend nach Klima, Boden- beschatTenheit u. s. w. der hiesigen durchaus conform ist, ganz abgesehen von dem unwesentlicheren Umstand, daß von den durch H. Oberlehrer Stange dort durchforschten Terrains gerade die interessantesten noch auf Pommerschem Gebiet liegen. Die Gesammtzahl der in unserm Faunengebiet aufgefun- denen Mikrolepidopteren ist nach Hinzurechnung der seit 1880 aufgefundenen 281 Arten auf 1198 gestiegen. Es dürfte von Interesse sein, die Zahlen der einzelnen Familien mit denen anderer Territorialfaunen zu vergleichen, soweit das nach Maßgabe der Verschiedenartigkeit der dabfei mitsprechenden Faktoren überhaupt zulässig ist. Diese Faktoren im Einzelnen zu erörtern, möchte über den Zweck dieser Zusammenstellung hinausgehen. Ich erwähne daher nur, daß einerseits unserm Gebiet alle Gebirgs- und submontanen Formen fehlen und daß andrerseits dasselbe seither gründlicher nur in der Umgegend von Stettin—Alt Damm und Friedland durch- forscht wurde, zeitweise in der von Misdroy und Gartz a. 0., daß im Uebrigen mehr oder weniger sporadisch hei Swine- münde, Stralsund, auf der Insel Rügen und in der ganzen östlichen Hälfte des Gesammt - Territoriums gesammelt worden ist. Es wurden zum Vergleich herangezogen: 1 Die Wiener Gegend nach den „Beiträgen zur Kenntniß der