Stenografisches Protokoll Zur Verabschiedung Von
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BEENDIGUNG DER AMTSZEIT VON BUNDESPRÄSIDENT DR. HEINZ FISCHER Freitag, 8. Juli 2016 GEMEINSAME FESTSITZUNG DES NATIONALRATES UND DES BUNDESRATES AUS ANLASS DER BEENDIGUNG DER AMTSZEIT VON BUNDESPRÄSIDENT DR. HEINZ FISCHER Freitag, 8. Juli 2016 Stenographisches Protokoll Am 8. Juli 2016 treten der Nationalrat und der Bundesrat im Sitzungssaal der Bundesversammlung zur gemein- samen Festsitzung aus Anlass der Beendigung der Amtszeit von Bundespräsident Dr. Heinz Fischer zusammen. Der Sitzungssaal ist mit roten Blumenarrangements an den Säulen sowie vor der Regierungsbank mit Grünpflanzen geschmückt. An der Stirnwand über dem Präsidium prangt die Fahne Rot-Weiß-Rot mit dem Wappen der Republik. Auf der Regierungsbank nehmen die Mitglieder der Bundesregierung und die Staatssekretäre Platz. In den vorderen Bankreihen des Halbrunds sitzen die Abgeordneten zum Nationalrat und die Mitglieder des Bundesrates; dahinter als Festgäste Präsidenten der Höchstgerichte, die Präsidentin des Rechnungshofes, Volksanwälte, Landeshauptleute, Landtagspräsidenten, Mitglieder der Landesregierungen und Mitglieder der gesetzgebenden Körperschaften. In den Balkonlogen haben sich weitere geladene Gäste, Vertreter des Diplomatischen Corps, hohe kirch- liche Würdenträger sowie ehemalige Mitglieder der Bundesregierung eingefunden. Die Galerie ist mit Repräsentanten von Interessenvertretungen, hochrangigen Persönlichkeiten aus Bereichen des öffentlichen Lebens und weiteren Besucherinnen und Besuchern voll besetzt. Um 10 Uhr betritt Bundespräsident Dr. Heinz Fischer – unter den Klängen der von Mitgliedern der Wiener Philharmoniker vorgetragenen Festfanfare von Karl Pilss – den Saal. Er wird von der Vorsitzenden der Bundesversammlung, Nationalratspräsidentin Doris Bures, zu seinem Sitzplatz in der Mitte des Saales vor den Abgeordnetenbänken geleitet. Das Präsidium nimmt auf der Estrade Platz. Die Präsidentin des Nationalrates Doris Bures führt den Vorsitz in der Bundesversammlung. Rechts und links von ihr sitzen der Präsident des Bundesrates Mario Lindner, der Zweite Präsident des Nationalrates Karlheinz Kopf, der Dritte Präsident des Nationalrates Ing. Norbert Hofer, die Vizepräsidentin des Bundesrates Ingrid Winkler, der Vizepräsident des Bundesrates Mag. Ernst Gödl sowie Parlamentsdirektor Dr. Harald Dossi. GEMEINSAME FESTSITZUNG, XXV. GP Beginn der Sitzung: 10 Uhr Vorsitzende: Präsidentin des Nationalrates Doris Bures Ansprache der Präsidentin des Nationalrates Doris Bures ochverehrter Herr Bundes- Herzlich willkommen heiße ich deren Ausmaß auch ein Präsident für präsident! Der Nationalrat die Mitglieder der gesetzgeben- die Minderheit, die Schwachen und undH der Bundesrat der Republik den Körperschaften, die Vertreter Schwächsten in unserer Gesellschaft Österreich haben beschlossen, aus der Höchstgerichte, die Mitglieder – das wollte Bundespräsident Fischer Anlass der Beendigung Ihrer Amtszeit des Diplomatischen Corps, die sein. Und dieser Maxime ist Heinz zu dieser gemeinsamen festlichen Vertreterinnen und Vertreter der Fischer bis heute treu geblieben. Sitzung zusammenzutreten. Bundesländer, die Rechnungs- hofpräsidentin und die Volksanwälte, Sein Bekenntnis zum sozialen wie auch die Repräsentantinnen und Zusammenhalt, zum engagierten Repräsentanten der Kirchen und Schutz von Menschen- und Minder- Religionsgesellschaften mit Kardinal heitenrechten geriet dabei nie- Christoph Schönborn an ihrer Spitze. mals in Widerspruch zur gebo- (Beifall.) tenen Überparteilichkeit, für die der Bundespräsident über alle Ich freue mich, dass auch ehe- Parteigrenzen hinweg geschätzt wird. malige Bundeskanzler und Denn objektiv und unparteiisch zu Regierungsmitglieder unserer sein, hieß für ihn nicht, auf Grundsätze Einladung heute gefolgt sind. und Prinzipien zu verzichten. Stellvertretend möchte ich jenen Bundeskanzler begrüßen, der wäh- Sehr geehrte Damen und Herren! rend eines überwiegenden Teils „Die stärksten Waffen eines der Amtszeit von Dr. Heinz Fischer, Bundespräsidenten sind die nämlich in acht von zwölf Jahren, Verfassung und seine moralische die Staatsgeschicke in besonders Autorität.“ – Diese Einschätzung herausfordernden Zeiten gelenkt stammt vom scheidenden hat. Herzlich willkommen, Werner Bundespräsidenten selbst. Folgt man Faymann! (Beifall.) ihr, kommt man unweigerlich zum Schluss, dass der friedliebende Heinz Hohe festliche Versammlung! Fischer ganz hervorragend für dieses „Die Amtsperiode eines Amt gewappnet war! Nicht nur weil er Bundespräsidenten ist eine Reise ein profunder Kenner der heimischen von fast 2.200 Tagen.“ – So hat es Verfassung ist, sondern auch weil er Heinz Fischer am Beginn seiner ersten – wie kaum ein anderer – moralische Es ist dies Ausdruck der ganz beson- Amtszeit Autorität ver- deren Wertschätzung, die die formuliert – körpert. Republik Ihnen, sehr geehrter Herr noch nicht Die stärksten Waffen Bundespräsident, entgegenbringt, wissend, dass Moralische und es ist Ausdruck der Dankbarkeit, seine Reise eines Bundespräsidenten Autorität wird die wir empfinden. doppelt so einem weder lange dauern sind die Verfassung und in die Wiege Sehr geehrter Herr Bundespräsident! wird. Zwölf seine moralische Autorität. gelegt noch Seien Sie herzlich willkommen in unse- Jahre lang hat mit einem rer Mitte! (Lang anhaltender Beifall.) Heinz Fischer hohen Amt ver- als Bundespräsident unserer Republik liehen. Sie wird ausschließlich durch Ein ebenso herzlicher Gruß gilt Ihrer im besten Sinne des Wortes gedient. das eigene Tun und Handeln erwor- Frau. Sehr geehrte Frau Margit Fischer! An seinem ersten Arbeitstag als ben, durch Erfahrung und Weitsicht, Herzlich willkommen! (Beifall.) Bundespräsident am 9. Juli 2004 Integrität und Glaubwürdigkeit – hat Heinz Fischer ein programma- Attribute, die Heinz Fischer in bei- Ich begrüße die Mitglieder der öster- tisches Zeichen gesetzt: Die ersten spielloser Weise in sich vereint. reichischen Bundesregierung, an Gäste, die er in die Hofburg einge- deren Spitze Herrn Bundeskanzler laden hat, waren Vertreterinnen und Deshalb hatten und haben seine Worte Mag. Christian Kern und Herrn Vertreter von Caritas, Diakonie und großes Gewicht. Als Bundespräsident Vizekanzler Dr. Reinhold Mitterlehner. der Volkshilfe. Ein Präsident nicht nur hat er sie maßvoll eingesetzt und mit (Beifall.) für die Mehrheit, sondern im beson- Bedacht gewählt: niemals mit der 2 Am Präsidium: v.li.: Mario Lindner, Bundesratspräsident; Doris Bures, Präsidentin des Nationalrates; Karlheinz Kopf, Zweiter Präsident des Nationalrates. Auf der Regierungsbank: Sebastian Kurz, Außenminister; Reinhold Mitterlehner, Vizekanzler; Christian Kern, Bundeskanzler; Alois Stöger, Sozialminister; Andrä Rupprechter, Landwirtschaftsminister Faust - auf den Tisch, sondern immer Unmissverständlich war Bundes rund 450 ausländische Staatsgäste alle Argumente sorgsam abwägend präsident Fischer auch immer dann, empfangen hat. und Kompromisse suchend – so, wenn es um die jüngere Geschichte wie es seinem Wesen und seiner unseres Landes und die daraus resul- Bundespräsident Heinz Fischer Lebensphilosophie entspricht. tierende Verantwortung Österreichs war dabei stets ein Brückenbauer ging. im Dienste des Dialogs und des Frei nach Karl Popper, formuliert „Man muss die Geschichte des Friedens. Er ließ nie Zweifel an sei- Heinz Fischer seine Überzeugung Landes, für das man arbeitet, ken- gerne so: „Ich kann recht haben, Du nen und zu dieser Geschichte auch kannst recht haben, aber beide sind eine Meinung haben.“ – So hat es wir verpflichtet, uns auf die Spur der der Bundespräsident selbst anläss- Wahrheit zu begeben.“ lich des 60. Geburtstages unserer Republik formuliert. Und er ist diesem Als Staatsoberhaupt hat es Heinz Anspruch in bester Weise gerecht Fischer nicht als seine Aufgabe geworden. gesehen, die Tagespolitik und die Arbeit der jeweiligen Regierung fort- Hohe festliche Versammlung! Die während zu kommentieren oder zu Jahre zwischen 2004 und heute bewerten. Ratschläge erteilte er hin- waren eine Zeit großer internationa- ter verschlossener Tür. ler Herausforderungen. Eine Vielzahl von Krisen und Konflikten haben die Wenn er aber Entwicklungen im internationale Staatengemeinschaft, Konflikt mit der Rechtsstaatlichkeit haben Europa – und infolge auch oder den Grundwerten unseres Österreich – in besonderer Intensität Zusammenlebens wähnte, hat er stets aufs Neue gefordert. Es waren es als seine Pflicht angesehen, das also gewiss keine leichten Jahre, in Wort zu ergreifen, das Gewicht seiner denen unser Bundespräsident fast Worte in die Waagschale zu werfen. 200 Auslandsreisen absolviert und 3 GEMEINSAME FESTSITZUNG, XXV. GP nem Bekenntnis zur Rolle Österreichs diesem Land gefunden. In all den Und es liegt wohl auch daran, dass in der Europäischen Union und er hat Jahren haben Sie das in Sie gesetzte er mit seiner Frau Margit in all den sich außerdem schier unermüdlich Vertrauen nicht nur voll gerechtfer- Jahren einen wunderbaren Menschen als Türöffner in den Dienst der heimi- tigt, sondern es in beeindruckender als Stütze an seiner Seite hatte. Durch schen Exportwirtschaft gestellt. Weise vermehrt. ihre liebenswürdige Persönlichkeit und ihre vornehme Bescheidenheit Nicht zuletzt hat er uns mit seinen Sehr geehrte Damen und Herren! hat Margit Fischer das harmonische internationalen Freundschaften immer Hohe Festversammlung! Dass Heinz Bild der Hofburg ganz wesentlich mit- wieder die menschliche und persön- Fischer nun am Ende seiner 4.400 geprägt. liche Dimension von Außenpolitik vor Tage währenden Reise alles andere Die letzten zwölf Jahre haben sicher- Augen