Markt-Check Zur Reparaturfreundlichkeit Von Haushaltsgeräten
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Februar 2018 MARKT-CHECK ZUR REPARATURFREUNDLICHKEIT VON HAUSHALTSGERÄTEN Untersuchung der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen János Sebestyén, Philip Heldt, Dr. Jonas Grauel Herausgeber Verbraucherzentrale NRW Projekt MehrWert NRW Mintropstraße 27 40215 Düsseldorf Kontakt János Sebestyén E-Mail [email protected] Seite 2 von 19 Zusammenfassung Produkte möglichst lange zu nutzen kann einen wichtigen Beitrag zu Klima- und Ressourcenschutz sowie zur Abfallvermeidung leisten. Seit einiger Zeit ist jedoch ein Abnehmen der Nutzungsdauern von Elektrogeräten zu beobachten. Eine der Ursachen hierfür ist die ökonomische Obsoleszenz von Produkten, also die Unwirtschaftlichkeit von Reparaturen. Neben der Preisentwicklung spielt hier vor allem die Reparierbarkeit der Produkte eine entscheidende Rolle. Die Verbraucherzentrale NRW hat durch eine postalische Befragung bei 31 Herstellern von Haushaltsgeräten untersucht, wie verbraucherfreundlich die Reparaturmöglichkeiten bei 45 verschiedenen Haushaltsgerätemarken gestaltet sind. Es haben 15 Hersteller, die 25 Marken repräsentieren, darauf geantwortet. Abgefragt wurde in Bezug auf 13 verschiedene Produktgruppen, für welche Personenkreise Reparatur-Anleitungen zur Verfügung gestellt werden, ob und wie die Geräte zu öffnen sind, und welche Zielgruppen Ersatzteile beziehen können. Zugang zu Reparatur-Anleitungen Bei 18 von 25 Marken werden Reparatur-Anleitungen für sämtliche unter der jeweiligen Marke angebotenen Produkte ausschließlich für Vertragswerkstätten zur Verfügung gestellt. Die Marke Dirt Devil bietet gar keine Reparatur-Anleitungen an. Bei fünf Marken zeigt sich ein nach Produktgruppen gemischter Zugang: Reparatur-Anleitungen von größeren Geräten werden mindestens an Vertragswerkstätten und bei den Marken Hanseatic und Privileg auch an freie Werkstätten abgegeben. Für eine Reihe von Kleingeräten werden von diesen Marken hingegen gar keine Anleitungen zur Verfügung gestellt. Positiv sticht die Marke Cloer heraus, die Filterkaffeemaschinen, Wasserkocher und Toaster anbietet und für diese Produkte Reparatur-Anleitungen sowohl freien Werkstätten als auch Verbrauchern zur Verfügung stellt. Für jede der betrachteten Produktgruppen gibt es mindestens eine Marke, die grundsätzlich Reparatur-Anleitungen zur Verfügung stellt. Bei den größeren Geräten gibt es jeweils mindestens eine Marke, die Reparatur-Anleitungen auch an freie Werkstätten abgeben. Möglichkeit der Öffnung von Gerätegehäusen Ein leichtes Öffnen ist laut Herstellerauskunft bei allen Haushaltsgroßgeräten und den meisten Staubsaugern möglich. Bei den kleineren Elektrogeräten geben hingegen fünf Marken an, dass sich einige ihrer Produkte gar nicht öffnen lassen, bei weiteren vier Marken ist dazu Spezialwerkzeug erforderlich. Negativ fällt die Marke Grundig auf, bei der sich die Kleingeräte aus acht angebotenen Produktgruppen vom Föhn bis hin zum Toaster nicht öffnen lassen, ohne das Produkt zu beschädigen. Auch bei Philips lassen sich Geräte aus fünf Produktgruppen nicht ohne Beschädigung öffnen. Für jede Produktgruppe gibt es mindestens eine Marke, deren Produkte laut Herstellerauskunft leicht zu öffnen sind. Zugang zu Ersatzteilen für verschiedene Zielgruppen Ersatzteile werden bei 17 von 25 Marken für alle abgefragten Zielgruppen bis hin zu Endverbrauchern zur Verfügung gestellt. Bei den Marken Grundig und Philips werden für Kleingeräte aus verschiedenen Produktgruppen keine Ersatzteile angeboten. Die Marken Panasonic und Dyson bieten Ersatzteile lediglich für Vertragswerkstätten an, die Marken Hanseatic und Privileg zusätzlich auch für freie Werkstätten. Für alle Produktgruppen gibt es mindestens eine Marke, die grundsätzlich Ersatzteile anbietet. Mit Ausnahme von elektrischen Zahnbürsten gibt es für alle abgefragten Produktgruppen wenigstens zwei Marken, die Ersatzteile allen abgefragten Zielgruppen zur Verfügung stellen. Seite 3 von 19 Inhaltsverzeichnis Zusammenfassung ................................................................................................................. 2 Inhaltsverzeichnis ................................................................................................................... 3 1. Einleitung ........................................................................................................................... 4 1.1 Hintergrund .................................................................................................................. 4 1.2 Kriterien für Reparaturfreundlichkeit (Prüfungsgrundlage) ............................................ 5 2. Methodik ............................................................................................................................. 6 3. Ergebnisse ......................................................................................................................... 7 3.1 Rücklauf ....................................................................................................................... 7 3.2 Zugang zu Reparatur-Anleitungen ............................................................................... 8 3.3 Möglichkeit des Öffnens von Gerätegehäusen ........................................................... 10 3.4 Zugang zu Ersatzteilen .............................................................................................. 12 4. Fazit ................................................................................................................................. 14 5. Anmerkungen ................................................................................................................... 15 6. Quellen ............................................................................................................................. 16 Anhang: Fragebogen ............................................................................................................ 17 Seite 4 von 19 1. Einleitung 1.1 Hintergrund Produkte möglichst lange zu nutzen kann einen wichtigen Beitrag zu Klima- und Ressourcenschutz sowie zur Abfallvermeidung leisten. So liegt das Treibhausgaspotential, das bei der Produktion und Nutzung einer langlebigen Waschmaschine anfällt, beispielsweise um rund 30 Prozent bzw. 1,1 t CO 2-Äquivalent niedriger als das einer kurzlebigen Maschine (vgl. Öko-Institut 2016, S. 11-12). Mit Ausnahme von Elektrogeräten, bei denen sich die Energieeffizienz stark verbessert hat (beispielsweise Kühl- und Gefriergeräte, die älter als fünf bis zehn Jahre sind) lässt sich die Grundaussage auch auf andere Produkte übertragen (vgl. ebd., S. 12). Seit einiger Zeit ist jedoch ein Abnehmen der Nutzungsdauern von Elektrogeräten zu beobachten: Die Erst-Nutzungsdauer von Haushaltsgroßgeräten verringerte sich in Deutschland von 14,1 Jahren (2004) auf 13 Jahre (2012/2013), wobei besonders Geräte der Altersklasse unter fünf Jahren häufiger als früher aufgrund eines Defekts ausgetauscht wurden (ebd., S. 5-6). Verbraucherbeschwerden in den Beratungsstellen der Verbraucherzentrale NRW bestätigen diesen Trend. Als eine der Ursachen für kürzere Nutzungsdauern wird die ökonomische Obsoleszenz, also die Unwirtschaftlichkeit von Reparaturen, angesehen (ebd., S. 2). Ist eine Reparatur im Vergleich zum Kauf eines Neuprodukts zu teuer oder zu aufwändig, oder ist sie gar nicht möglich, führt dies in der Regel zum Austausch des defekten Produkts. Neben der Preisentwicklung von Neuprodukten und Reparaturdienstleistungen spielt hier vor allem die Reparierbarkeit der Produkte eine entscheidende Rolle. So geben Verbraucher mangelnde Reparierbarkeit nach finanziellen Erwägungen und dem Wunsch nach einem neuen Gerät am häufigsten als Grund für die Ablehnung einer Reparatur an (Jaeger-Erben et al. 2017, S. 17). Nicht nur das Produktdesign, sondern auch das Angebot an Reparaturdienstleistungen und die Möglichkeit der Nutzung von Reparaturangeboten in ehrenamtlich betriebenen Reparaturwerkstätten wie den RepairCafés spielen eine entscheidende Rolle für die Reparaturfreundlichkeit von Produkten. Hierfür ist ausschlaggebend, dass ehrenamtliche Werkstätten ebenfalls Zugang zu Ersatzteilen, Werkzeugen und Anleitungen haben. 1 Verbraucher wünschen sich eine Verbesserung der Reparaturbedingungen in diesem Sinne: Siebzig Prozent wäre ein Recht auf Reparatur wichtig, demzufolge Hersteller verpflichtet wären, Originalersatzteile, Diagnose- und Reparatur-Anleitungen auch an Verbraucher und unabhängige Dienstleister zu verkaufen (Verbraucherzentrale Bundesverband 2017, S. 4). Die Verbraucherzentrale NRW möchte mit dem vorliegenden Markt-Check erörtern, inwiefern Hersteller von Haushaltsgeräten die Rahmenbedingungen für die Reparatur ihrer Produkte verbraucherfreundlich ausgestalten. 1 Ehrenamtliche Reparaturwerkstätten unterliegen in Bezug auf den Zugang zu Ersatzteilen, Werkzeugen und Anleitungen in der Regel denselben Bedingungen wie Verbraucher und werden daher in der vorliegenden Untersuchung als Verbraucher behandelt. Seite 5 von 19 1.2 Kriterien für Reparaturfreundlichkeit (Prüfungsgrundlage) Für die vorliegende Untersuchung haben wir drei Kriterien herausgegriffen, die wir für die Reparaturfreundlichkeit als zentral erachten: Ein offener Zugang zu Reparatur-Anleitungen, eine einfache Möglichkeit der Öffnung von Gerätegehäusen und ein offener Zugang zu Ersatzteilen. Diese Kriterien sind objektiv, überprüfbar und produktneutral. Sie stellen die Prüfungsgrundlage für den vorliegenden Marktcheck dar. 1. Offener Zugang zu Reparatur-Anleitungen: Aus Verbrauchersicht ist es wünschenswert, wenn der Zugang zu Reparatur-Anleitungen