Spezialisierung Als Marktstrategie. Die Hundebilder Des Münchner Tiermalers Richard Strebel (1861 – 1940)
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Spezialisierung als Marktstrategie. Die Hundebilder des Münchner Tiermalers Richard Strebel (1861 – 1940) Band I Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Philosophischen Fakultät I der Julius-Maximilians-Universität Würzburg Vorgelegt von Ines Pelzl aus Nürnberg Würzburg 2013 Erstgutachter: Professor Dr. Josef Kern Zweitgutachter: Professor Dr. Anja Grebe Tag des Kolloquiums: 9.5.2014 Inhaltsverzeichnis 1 Einführung: Forschungsgegenstand, -bericht und -ziel ............................... 5 2 Der Kunststandort München: seine wirtschaftlichen, sozialen und künstlerischen Rahmenbedingungen ........................................................... 17 2.1 Königliche und staatliche Kunstpolitik und Kunstfinanzierung im 19. Jahrhundert .............................................................................................. 17 2.2 Der Kunstbetrieb am Ende des 19. Jahrhunderts .................................... 27 2.3 Der Münchner Kunstmarkt und seine Absatzorgane .............................. 47 2.4 Die wirtschaftliche Situation der Künstler .............................................. 56 3 Richard Strebel und seine Strategie: Spezialisierung als Marktchance ... 77 3.1 Herkunft, künstlerischer Werdegang und personales Umfeld ................ 77 3.2 Möglichkeiten der Positionierung auf einem wettbewerbsintensiven Kunstmarkt .............................................................................................. 88 3.3 Münchens Standortdeterminanten........................................................... 96 3.3.1 Entwicklung und Bedeutung des Marktsegments Tiermalerei .... 96 3.3.2 Chancenwanderung und persönliche Präferenzen ..................... 105 3.4 Die Marktnische Hundebild und ihre Entstehung ................................. 107 3.4.1 Die malerische Tradition des Bildmotivs Hund als Ausdruck der Mensch-Tier-Beziehung ............................................................. 108 3.4.2 Das englische Hundebild des 18. und 19. Jahrhunderts im kultur- und sozialgeschichtlichen Kontext ............................................. 114 3.4.3 Entwicklung der Rassehundezucht und Kynologie im deutschen Sprachraum ................................................................................ 119 3.5 Spezialisierung als Prozess ................................................................... 125 3.6 Öffentlichkeitsarbeit und Inszenierung ................................................. 139 4 Hundebilder als Spezialprodukte auf dem Kunstmarkt .......................... 150 4.1 Hundebilder zwischen Produktinnovation und -verbesserung ............. 151 4.1.1 Kundenanalyse und -erwartungen an das Produkt ..................... 153 4.1.2 Die Augmentation des Produkts durch den Künstler ................. 164 4.1.2.1 Zeichnung und Wissenschaftlichkeit als Ausdruck von Qualität ............................................................................ 164 4.1.2.2 Marktakzeptanz durch Stiladaption ................................ 176 4.1.2.3 Fachmännischer Service: Züchter, Richter und Jäger ..... 186 4.2 Produkttypen und ihre Modifikation ..................................................... 192 4.2.1 Das individuelle Hundeporträt ................................................... 193 4.2.2 Das Rasseporträt......................................................................... 202 4.2.3 Das Rassegruppenporträt ........................................................... 205 4.2.4 Das Jagdhundporträt .................................................................. 212 4.2.5 Das Hundegenre ......................................................................... 218 5 Der Künstler in der Defensive: Spezialisierung als Marktrisiko ............ 226 5.1 Analyse der Ursachen sinkender Produktnachfrage ............................. 227 5.1.1 Künstlerimmanente Ursachen .................................................... 228 5.1.2 Substitutionsprodukt Fotografie ................................................. 235 5.1.3 Wirtschaftskonjunktur in München ........................................... 240 5.2 Marktstrategien zur Bewältigung der Krise .......................................... 242 5.2.1 Veränderung der Absatzpolitik .................................................. 244 5.2.2 Neue Geschäftsfelder ................................................................. 253 5.3 Marktrückzug und Produktelimination ................................................. 257 6 Ergebnis: Kunst, Spezialisierung und Markt – eine symbiotische Beziehung ...................................................................................................... 262 Literaturverzeichnis 1 Quellen ............................................................................................................... I 1.1 Ungedruckte Quellen ................................................................................. I 1.2 Gedruckte Quellen .................................................................................... II 2 Sekundärliteratur ........................................................................................ VII Einführung: Forschungsgegenstand, -bericht und -ziel 1 Einführung: Forschungsgegenstand, -bericht und -ziel „München – Musenstadt mit Hinterhöfen“.1 Bereits der Titel eines stadtgeschichtli- chen Forschungsprojekts zur bayerischen Hauptstadt in der Prinzregentenzeit zwi- schen 1886 und 1912 deutet auf die große Diskrepanz kultureller und künstlerischer städtischer Blüte auf der einen und sozialer Wirklichkeit und Not auf der anderen Seite hin, der ein Gros der Einwohnerschaft der expandierenden Stadt unmittelbar ausgesetzt war. Nicht nur Arbeiter und Dienstboten, die unter schwierigen Umstän- den im Zeitalter der Industrialisierung in München zu überleben suchten, waren die Betroffenen sozialen Elends. Auch ein Großteil der Künstler gehörte dazu, die man rückblickend eher als fest umgrenzte soziale Gruppe auf der Gewinnerseite vermu- tet, wo „Künstlerfürsten“ wie Franz von Lenbach oder Franz von Stuck die Realität künstlerischer Existenz verklären. Das annähernd hundertjährige königliche Mäzenatentum der Wittelsbacher hatte München zu einer Kunststadt erhoben, die Künstler auf der Suche nach Förderung und Erfolg aus ganz Europa anzog - allerdings weitaus mehr als der Kunstmarkt Münchens trotz hoher Nachfrage durch einen regen Kunsttourismus tragen konnte. Künstlerarmut und Existenzsorgen waren die Folge, die bereits zeitgenössische Journalisten und Kunstkritiker, aber auch Wirtschaftswissenschaftler zu Artikeln und Untersuchungen veranlassten, um auf diesen Missstand aufmerksam zu ma- chen. Was können Künstler in dieser Situation tun? Welche Strategien und Gestal- tungschancen bieten sich, um sich in der großen Gruppe der Konkurrenten auf dem Kunstmarkt zu behaupten und den Lebensunterhalt zu sichern? Die Suche nach und Spezialisierung auf die Anforderungen einer Marktnische mit kaufkräftigem Publi- kum ist eine Antwort darauf. Nicht nur Talent und Schöpferkraft, Kreativität und Fleiß, sondern ganz pragmatisch wirtschaftliches Verhalten sind auf dem Kunst- markt gefragt und überlebensnotwendig. Künstlerische Spezialisierung stellte im München der Prinzregentenzeit kein Einzelphänomen dar. Eine große Anzahl von 1 Prinz, Friedrich und Krauss, Marita (Hg.), München, Musenstadt mit Hinterhöfen. Die Prinzregentenzeit 1886 - 1912, München 1988. 5 Einführung: Forschungsgegenstand, -bericht und -ziel Malern konnte sich durch die Ausrichtung auf ein Marktsegment erfolgreich auf dem Kunstmarkt positionieren. Einer dieser „Spezialisten“ war der Hundemaler Richard Strebel, der zwischen 1886 und 1919 in München lebte. Heute kennt ihn nur noch ein kleiner Kreis interessier- ter Hundeliebhaber, Veterinärmediziner und Zoologen, die sich mit dem deutschen Rassehund beschäftigen. Doch um 1900 war er in München neben anderen auf ein- zelne Tierarten spezialisierten Malern wie dem „Katzen-Adam“ oder dem „Enten- Gräßel“ als der „Hunde-Strebel“ bekannt.2 Strebels Hundebilder bieten aufgrund des repetitiven tierischen Sujets und der vom Künstler angestrebten naturnahen Wiedergabe der Tiere nur eingeschränkt Material für eine stilgeschichtlich-ikonographische Analyse. Doch ist das Leben des Künst- lers ab Beginn seiner akademischen Ausbildung im Jahr 1880 bis zum Weggang aus München im Jahr 1919 weitgehend durch autobiographische Quellen dokumentiert, in denen sich neben seiner künstlerischen Entwicklung deutlich sein unternehmeri- sches Agieren auf dem Münchner Kunstmarkt abzeichnet. Für die Zeit vor 1890 liegen vereinzelt Briefe und ein von ihm verfasstes Fragment seiner Lebenserinnerungen vor. Zwischen 1897 und 1899 führte er ein Tagebuch, das neben persönlichen Einträgen auch Rückschlüsse über seine Vernetzung, seine Aufträge und sein Werk zulässt. Ein „Copir-Buch Kunst“ gibt auf 500 Seiten vom 29.1.1905 bis 16.3.1913 die gesamte eigene Geschäftskorrespondenz des Künstlers wieder. Die letzte Zeit der Münchner Phase decken die Briefe an seinen Bruder Otto ab. Dazu kam eine Vielzahl von Ausstellungskritiken aus der zeitgenössischen Presse, in denen Strebel und sein Œuvre erwähnt werden. In Hundezeitschriften konnten eigene Artikel des Künstlers und solche von Kynologen ausgehoben wer- den, die sich mit ihm und seinem Werk beschäftigen. Über seine wissenschaftliche 2 Im Münchner Kunstbetrieb war es Usus, die vorrangigen Sujets der populären Tiermaler zur schnelleren Unterscheidung als Zusatz vor den Familiennamen zu stellen. Julius Adam (1852 – 1913) stammte aus einer bekannten Münchner Malerfamilie und war