Ard-Morgenmagazin – Service 05.12.2014
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ARD-MORGENMAGAZIN – SERVICE 05.12.2014 THEMA: DIGITALE TRENDS Autor: Heinz Pohl EXPERTE IM STUDIO: ROBIN CUMPL Funktion: Morgenmagazin-Computerexperte _____________________________________________________________________ Grau oder blau? Dass dieser kleine und feine farbliche Unterschied die Netzgemeinde so sehr in Aufruhr versetzt, hätten sich die Macher der Instant-Messanger-App „WhatsApp“ sicher nicht träumen lassen. Dass nicht nur angezeigt wird, ob die Nachricht empfangen, sondern auch gelesen wurde, das ging vielen Nutzern einfach zu weit. Dabei ist das nur eine recht kleine Neuerung, die uns in der Welt der Kommunikation erwartet. Da gibt es noch viel mehr Spannendes zu entdecken. Verschlüsselung: Will jeder haben, aber die meisten sind zu bequem dazu Digitale Privatsphäre ist gerade für deutsche Nutzer ungemein wichtig. Klar, wer lässt sich schon gerne abhören oder sich in die Chatnachrichten schauen. Schnell wird da der Ruf nach verschlüsselter Kommunikation laut. Allgemeines Klagen, dass Chats so privat sind wie das Geschrei eines Marktschreiers und dass Konzerne uns ausspähen…. Dabei gibt es genug Möglichkeiten sich zu „schützen“ - man muss sie nur nutzen. Um es aber vorweg zu nehmen: Eine unknackbare Verschlüsselung ist kaum praktikabel – aber man kann es potentiellen Mitlesern schwerer machen, wenn man auf die richtigen Apps setzt. Beispielsweise wenn es um Instant-Messaging im Stile von „WhatsApp“ geht. Hier gibt es mitt- lerweile etliche Apps für unterschiedlichste Systeme, die die Nachrichten standardmäßig ver- schlüsseln. „Threema“, „Telegram“ oder „TextSecure“ sind hier nur drei Beispiele, mit denen man auf hohem Niveau ohne technisches Know-how Nachrichten gesichert austauschen kann. Solche Apps verschlüsseln Nachrichten nach dem „End-to-End“-Prinzip. Das heißt, die Daten werden auf dem Gerät des Senders kodiert und erst wieder auf dem Gerät des Empfängers dekodiert. Dazu müssen aber beide Geräte (meist) dieselbe Software oder App nutzen und das stellt für viele Nutzer das größte Hindernis beim Umstieg dar. Allerdings lohnt es sich für alle, die sicherstellen wollen, dass sie nur schwer abgehört oder ihre Nachrichten zu Werbezwecken mitgelesen werden können. „WhatsApp“ setzt bei Android-Geräten nun auch solch eine Ende- zu-Ende-Verschlüsselung ein. Bislang ist aber viel angekündigt (Stand 20.11.2014) und noch vieles unbekannt. „WhatsApp“ gibt aktuell an, nur die Direktnachrichten auf Android-Geräten zu verschlüsseln, nicht aber Gruppenchats, Fotos oder Metadaten. Außerdem weiß „WhatsApp“ - die übrigens mittlerweile Facebook gehört - auch noch immer, wer mit wem wann kommuniziert. Die Verschlüsselung ist vorerst nur für Android-Geräte geplant. Das mag auch die noch fehlen- de Verschlüsselung bei Gruppenchats erklären, da die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass hier auch iOS Nutzer mit dabei sind. Denn zwischen iOS und Android muss aktuell immer unver- schlüsselt übertragen werden. Wer also sicher gehen möchte, immer verschlüsselt zu chatten, sollte zu einer Spezial-App greifen. Während verschlüsseltes Chatten recht einfach ist, liegt das verschlüsselte Telefonieren für viele noch in weiter Ferne. Hohe Kosten und undurchsichtige Technik schrecken hier ab. Dabei gibt es gute Apps wie „SeeCrypt“, mit denen man mit seinem Smartphone auf recht hohem Ni- veau verschlüsselt telefonieren kann. Die Sprache wird auf dem Handy mit der App verschlüs- selt, übertragen und dann wieder entschlüsselt. Die Sprachqualität ist tatsächlich gut und die Verzögerung in der Übertragung der Sprache kaum zu bemerken. ARD-MORGENMAGAZIN – SERVICE 05.12.2014 - 2 - Als echter Geheimtipp kann die Chat-App „Telegram“ gelten. Diese ist für iOS und Android zu bekommen. Das Gute daran: Man kann zwischen verschiedenen Modi wählen. Beispielsweise lassen sich „selbstzerstörende“ Nachrichten verschicken, also Nachrichten, die nur eine be- grenzte Lebenserwartung haben. Es ist außerdem möglich, eine Nachricht zeitversetzt abzu- schicken. Ein weiterer Vorteil: Die Kommunikation ist auf Wunsch End-to-End verschlüsselt. Die Nachrichten werden dabei in der Cloud und nicht auf dem Smartphone oder Tablet gespeichert. ACHTUNG: Trittbrettfahrer versuchen bei Telegram LLC aufzuspringen und bieten Apps unter ähnlichen Namen wie „Telegram+“, „TelegramLite“ etc. an. Kommunikation 2.0 Unabhängig von der Frage nach der Verschlüsselung gibt es heute viele Möglichkeiten zu kommunizieren. Neben Telefonie ist das sogenannte Instant-Messaging die beliebteste Metho- de. Dazu lassen sich SMS ebenso zählen wie WhatsApp & Co. See you: Videochat Bei Videochats bzw. Videotelefonie scheinen die User hierzulande noch etwas zurückhaltend zu sein, dabei gibt es genug Angebote wie „Skype“, „Facetime“ und Google „Hangouts“. In an- deren Regionen wie Asien ist die Videotelefonie via Smartphone schon viel verbreiteter. Wer sich für das Ausprobieren entscheidet, sieht sich wieder vor dem Problem, dass bei allen Betei- ligten dieselbe App installiert sein muss. Apple-User nutzen daher untereinander gerne „Face- Time“, Android-User das bei vielen Android-Geräten vorinstallierte „Hangouts“. „Skype“ zählt zu den ältesten Anwendungen, hat es aber geschafft, sich immer weiter zu entwickeln Zu beachten ist, dass man Videotelefonie möglichst über sein eigenes oder ein WLAN-Netzwerk machen sollte. Die Datenmengen sind deutlich größer, als wenn man nur chattet oder mit einer App tele- foniert, also „Voice over IP“ nutzt. Nutzt man daher Videotelefonie im Mobilfunknetz, kann das Datenvolumen schnell erschöpft sein. Manche Mobilfunk-Anbieter blockieren sogar Videotele- fonie oder „Voice over IP“ mit dem Smart-Phone. Bei manchen muss man es erst, teils kosten- pflichtig, freischalten lassen. Frei und unabhängig: Ein „Draht“ zu allen Ein wichtiger Punkt solcher Apps und Angebote: Wenn sie schon nicht untereinander kompati- bel sind, dann sollten sie doch zumindest auf allen gängigen Plattformen laufen. Das ist der entscheidende Nachteil von Apples „Facetime“: Das läuft nämlich nur auf Geräten des besagten Herstellers. Die Apps „Hangouts“ und „Skype“ laufen dagegen nicht nur unter Android, iOS und diversen weiteren mobilen Betriebssystemen, sondern auch auf dem PC, Mac OS und teils auch auf Linux. Daher sind sie die bessere Wahl, wenn es darum geht, mit möglichst vielen Menschen in Kontakt treten zu können. Telefonieren ins und aus dem Ausland: So geht’s günstig Wer Urlaub im Ausland macht, sich die teuren Roaming-Gebühren für Anrufe ins heimische Handynetz oder Festnetz aber weitgehend ersparen möchte und am Aufenthaltsort WLAN hat, sollte sich eine App besorgen, mit der man günstig in diese Netze telefonieren kann. „Skype“ ist hier beispielsweise ein guter Anbieter. Man kauft einfach ein Guthaben bei Skype und kann dieses dann abtelefonieren. Kostenbeispiel: Für rund 3,50 Euro kann man einen Monat unbe- grenzte Telefonate nach Deutschland von überall auf der Welt führen. Ist man dort mit einem kostenfreien WLAN verbunden, entstehen keine weiteren Kosten. ARD-MORGENMAGAZIN – SERVICE 05.12.2014 - 3 - Umgekehrt bieten manche Anbieter auch eine eigene App-Rufnummer an. Diese muss teilwei- se gekauft werden. Telefoniert man allerdings von Skype zu Skype und befinden sich beide Gesprächspartner in gebührenfreien Netzen, ist es kostenfrei. Telefonieren und Chatten via Apps: Unter-brechungen Wer über Apps oder Computerprogramme chattet, telefoniert (VoiP, Voice over IP) und Video- anrufe tätigt, macht das in der Regel (bis auf sehr wenige Ausnahmen) über das Internet. Hier ist vieles kostenlos. Der Nachteil ist aber, dass es auch zu Sprachaussetzern kommen kann, denn die Leitung teilt man sich immer mit anderen Internet-Teilnehmern. Ist gerade viel „Ver- kehr“, muss das Datenpaket, das Video oder Sprachdaten transportiert, warten und es kommt zu hör- und sichtbaren Aussetzern. Mit einer schlechteren Sprachqualität als bei der normalen Festnetz- und Mobilfunktelefonie muss man also rechnen. Insgesamt ist die Qualität aber be- reits auf einem hohen Niveau. Die Apps - die Unterschiede (eine Auswahl) Google-Hangouts Skype Whatsapp Facetime + Große Funktionsviel- + Hoher Verbreitungs- + Quasi-Standard bei + Voll integriert in iOS falt grad, quasi Standard Chats + Praktisch, da über + Teilweise Aussetzer bei Videotelefonie + Hoher Verbreitungs- Apple-ID oder Telefon- bei Video und Sprache + Gute Qualität grad nummer erreichbar + Videochat für bis zu zehn Teilnehmer + Kostenlos - Google-Mailadresse - Manche Funktionen - (Noch) Keine VoiP - nicht plattformüber- notwendig nur gegen Bezahlung und kein Videochat greifend - Geringe Auflösung - (Noch) Keine Ende- - geringer Funktions- der Videos zu-Ende- umfang (nur Video) Verschlüsselung Teilweise Verschlüsse- Teilweise Verschlüsse- Ende-zu-Ende- Verschlüsselt lung lung Verschlüsselung (aktu- (es wird aber viel dis- ell erst sehr einge- kutiert, ob diese Ver- schränkt!) schlüsselung sicher ist) Kommunikationsnetze der Zukunft Die wohl spannendste Entwicklung für unsere Kommunikation sind neue Formen von Kommu- nikationsnetzen. Bislang stellen Anbieter zentrale Kommunikationsnetze, beispielsweise Mobil- funknetze, zur Verfügung. Wer mitmachen möchte, muss Teil dieses Netzes sein. Wird das Netz deaktiviert, herrscht (Funk)-Stille. Mit der massiven Verbreitung von Smartphones können Kommunikationsnetze aber auch anders funktionieren, die sogenannte „Pear-to-Pear“- Netzwerk-Technik (P2P) macht es möglich. Dabei bauen die Smartphones via Bluetooth oder WLAN untereinander ein eigenes Netzwerk auf, in dem die Daten ausgetauscht werden. Stu- denten in Hongkong organisierten