DIE MONATSZEITUNG FÜR SELBSTORGANISATION

POSTFACH 10 45 20 – 69035 HEIDELBERG E-MAIL: [email protected] 26. JAHRGANG 50 296 Mai 2009 4

AUS DEM INHALT: NACHLESE ZUM WIENER KONGRESS 30 JAHRE UFA-FABRIK BERLIN Das »Gesamtkunstwerk« ufaFabrik, das sich seit 1979 in Berlin etablieren konnte, genießt weltweite Anerkennung als gelungenes Experiment, Arbeit und Solidarische Ökonomie Lebensqualität im städtischen Raum zu fördern und zu gestalten und dabei kulturelle, soziale und wirt- schaftliche Aspekte zu verbinden. Anfang Juni wird Wien war vom 20.-22. Februar Schauplatz eines das Jubiläum mit einer Festwoche gefeiert. Seite 3 internationalen Solidarische Ökonomie Kongresses. Als bunte Gruppe von Engagierten, die vom Berliner GEMEINSCHAFTEN Kongress 2006 inspiriert wurden, konnten wir uns Schafe im Sommer auf der Alp zu weiden und anson- nach eineinhalbjähriger Vorbereitungszeit über regen sten im Hügelland der Provence zu hüten, hat in Süd- Zuspruch freuen: Sowohl die inhaltliche Vielfalt frankreich Tradition. Drei Stunden benötigt der Last- kraftwagen normalerweise für den Transport der (120 Programmpunkte) als auch ca. 1.000 Schafherde der Longo maï-Kooperative Grange TeilnehmerInnen zeugen vom verbreiteten Wunsch, Neuve. 20 Tage hingegen, wenn der Transport zu Fuß neue Formen des – nicht nur wirtschaftlichen – stattfindet. Die Kooperative unternahm den Versuch, Miteinanders kennenzulernen, zu diskutieren und sich ihrer Herde die Möglichkeit zu geben, sich langsam diesbezüglich zu vernetzen. an die verschiedenen Vegetationen anzupassen und ist nach dieser Erfahrung fest entschlossen, den LKW zukünftig in der Garage stehen zu lassen. Ergänzt Vom Kongress-Vorbereitungsteam Die Kongressvorbe- wird dieser Beitrag mit einem Bericht über die Grün- reitung und -organisation selber lässt sich als über dung des regionalen Vereins »Laines d’ici«, der sich weite Strecken gelungener offener, partizipativer Pro- für eine sinnvolle Nutzung der Ressource Schafwolle zess beschreiben. Von Beginn an wurden egalitäre einsetzt. Seite 4 Formen sowohl in der Struktur als auch in der Orga- nisation des Kongresses ausprobiert. Alle Beiträge MIKROBLOGGING sollten gleich behandelt werden. Der Aufruf, einzelne »Selbstorganisation im Social Web« war Schwer- Programmpunkte einzureichen, ging wiederholt punktthema in unserer Märzausgabe, Timo Luth- über verschiedene Kanäle, um möglichst viele Inter- mann ergänzt mit seinem Beitrag das Thema mit der essierte einzubinden. So entstanden schließlich die Eine Ökonomie aus vielen Handschriften – Wandmalerei bei Anarchafeministischem Workshop auf dem Kongress Foto: Nathalie Deewan Frage, ob Mikroblogging sinnvoll von Sozialen Bewe- 120 Programmpunkte. gungen und für Selbstorganisationsprozesse einge- viel Positives bewirkt: so erfuhren zahlreiche Initiati- esse für den Begriff und die vielfältigen Ansätze soli- setzt werden kann. Seite 5 Darüber hinaus war von Anfang an vorgesehen, ven und Personen von einander oder haben sich ver- darischen Wirtschaftens geweckt werden. am Kongress auch »Prozessräume« für spontane netzt; und so konnte bereits im Vorfeld vielfach Inter- Vor dem Hintergrund einer lebendigen und globa- Treffen und zusätzliche Angebote bereitzustellen. AMBULANTE DIENSTE BERLIN lisierungskritischen Bewegung und nicht zuletzt an- Die Plena bzw. die Vernetzungs- & Reflexion-Open- gesichts der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise Spaces dienten der Unterstützung dieser offenen und SCHWERPUNKTTHEMA Arbeitskämpfe in selbstverwalteten Einrichtungen gilt unsere Hoffnung der Stärkung und Vernetzung kann mensch sich nicht vorstellen. Wenn es zu so et- egalitären Arbeitsweise. Sie wurden moderiert und aller Initiativen, die kritische Theorien und prakti- was kommt, dann haben sich die Menschen in der sollten zum Kennenlernen, zur Reflexion und zur Konsens und Open Space Einrichtung schon vor längerer Zeit von der Selbstver- Von der Vorbereitung zum Kongress Seite 7 sche Projekte verbinden. Neben dem Aufzeigen von Vernetzung beitragen. Elemente der Methode »open Projekten auf lokaler, regionaler und globaler Ebene waltung verabschiedet. So geschehen bei den 1981 space« fanden sich in die gesamte Kongressstruktur Persönliches zum »Abenteuer Kongress« wollten wir mit dem Kongress den Begriff »Solidari- gegründeten »ambulanten diensten e.V.« mit derzeit integriert. Wie ich von den Menschen überrascht wurde Seite 7 sche Ökonomie« im deutschen Sprachraum bekann- 600 Beschäftigten in Berlin, bei dem 10 Jahre nach Für Solidarische Ökonomie ist die Selbstorganisa- der Gründung eine zunehmende Institutionalisie- Und es gibt sie doch noch: Die WeltverbesserInnen Seite 7 ter machen, den Austausch, die Auseinandersetzung rung und Bürokratisierung mit einer damit verbunde- tion zentral. So wurde die Vorbereitung wie auch die und Vernetzung in Theorie und Praxis stärken und Durchführung des Kongresses ehrenamtlich von Kapazitäten und Grenzen nen Hierarchisierung einsetzte – das Ende jeglicher nicht zuletzt motivieren, in diesem Sinn aktiv zu wer- Selbstverwaltung. Elisabeth Voß sprach mit den Be- zahlreichen engagierten Personen bewältigt. Alle Regionale Gutscheinsysteme Seite 8 den. Unser Verständnis von »Solidarischer Ökono- TeilnehmerInnen wurden herzlich eingeladen, zum triebsrätInnen über die Arbeitskämpfe in »Selbstbe- Fehlerhafte Analyse –falsche Strategie mie«ist dabei breit angelegt, alsobezogen auf Solida- stimmt Leben«-Projekten. Seite 11/12 Gelingen des Kongresses beizutragen und nicht wie Sackgasse Regionalwährung Seite 8 rität als gegenseitige Unterstützung und eine Ökono- üblich eine »Serviceleistung« zu erwarten. Dabei Pay as you wish: Der Wiener Deewan Seite 9 mie, die sich an den menschlichen Bedürfnissen GEMEINWESENÖKONOMIE galt das Prinzip, je mehr jede/r am Kongress über- orientiert und nicht umgekehrt. nimmt, desto weniger haben die Einzelnen zu tun. TÜWI, Dumpster und vegan Seite 9 Auf den vier Seiten dieses CONTRASTE-Schwer- Die Wohnungsgenossenschaft »Am Beutelweg eG« gilt Um die Teilnahme möglichst vielen Menschen zu als bundesweites Modell für gelungene Quartiersent- Subventionsstrategien und Vereinsgründung Seite 9 punktes könnt ihr Organisatorisches und Atmosphä- ermöglichen, gab es keine fixen Teilnahmegebüh- risches zum Kongress nachlesen, Berichte von einzel- wicklung verbunden mit neuen Formen der Gemeinwe- ren, sondern freiwillige Beiträge nach Selbsteinschät- Lateinamerikanische Erfahrungen senökonomie. Erweitert wird dieser jahrelang unter nen Workshops und ein Pro- und Contra zu Regio- schwierigen Bedingungen arbeitende Ansatz seit Neu- zung. Diese dienten dazu, anfallende Kosten abzu- Fernreisen ins Naheliegende Seite 10 geld in der Solidarischen Wirtschaft. decken wie auch Fahrtkostenzuschüsse für Veranstal- em mit einer beispielhaften Ergänzung: einer Private- terInnen der Programmpunkte zu gewähren. Neben Solidarität mit den ArbeiterInnen von Sinvoz Seite 10 Weitere Dokumentationen, Fotos und Filme fin- Public-Partnership-Strategie zwischen Wohnungsge- den Subventionen waren diese Beiträge für das finan- Workshop Generationsübergreifende Wohnprojekte det Ihr auf der Startseite von nossenschaft und der Stadt Trier. Seite 13 zielle Gelingen des Kongresses sehr wichtig. Ausgeprägte nachbarschaftliche Hilfe Seite 10 www.solidarische-oekonomie.at Bereits der Entstehungsprozess des Kongresses hat Schwerpunktthema Seite 7 bis 10 www.contraste.org

ERFURT: KAMPF UM BESETZTES HAUS GEHT WEITER D 8008 »Das Zentrum soll Freiraum sein...« Hier ist ein, andere gründeten sich usw. usf.. gung zu stellen. Danach geschah nichts tonklotz angekettet waren, die Räu- und deren faschistische Umtriebe. 1998 waren davon in Erfurt noch und die Verhandlungen wurden schließ- In den Morgenstunden des zwei Projekte übrig. Das autonome Ju- lich als gescheitert angesehen. Die Beset- mung für einige Zeit behindern. Gegen Nicht zuletzt befand sich auf dem Pro- Platz für 16. April, vier Tage nach dem 9.30 Uhr waren dann endgültig alle Per- gendzentrum, in dem momentan poli- zerInnen entschlossen sich, das Problem 8. Geburtstag des besetzten jekt Wohnraum, ein Wagenplatz, eine Le- tisch nichts mehr möglich ist und das selbst in die Hand zu nehmen und besetz- sonen auf dem besetzten Gelände ge- secafe und ein Umsonstladen. Regelmä- räumt. eher einen (linken) Jugendclub darstellt ten am 12. April 2001 ein Haus auf dem Anzeigen Hauses auf dem ehemaligen ßig fanden Parties und Konzerte statt, und das »Korax" – ein Jugendzentrum ehemaligen Gelände der Firma »Topf & »Topf&Söhne-Gelände« in Erfurt, Das besetzte Haus Erfurt war ein seit die von vielen Menschen besucht wur- in Selbstverwaltung, das aber 1998 ge- Söhne«. von Projekten, wurde das selbstverwaltete acht Jahren bestehendes sozial-poli- den. Da es trotz längerer Suche kein Alter- schlossen wurde. Auf der Fläche des abge- Die Räumung in Erfurt reiht sich in tisch-kulturelles Zentrum. Auf dem Areal nativobjekt gibt, wird eine Lücke entste- rissenen Hauses entstand ein Parkplatz. eine völlig ausufernde, repressive Stadt- Zentrum »Topf-Squat« von der der ehemaligen Krematorienbauer von hen. Dennoch wird die Forderung nach Seitdem kam es immer wieder zu umstrukturierungspolitik ein, wie sie Betrieben, Polizei geräumt. Auschwitz wurde sich aktiv mit der Ge- einem selbstverwalteten Projekt durch Hausbesetzungen, um ein autonomes kürzlich auch in Münster, Köln und Ber- schichte der Firma »Topf & Söhne« aus- diese Räumung nicht verschwinden. Zentrum durchzusetzen. Erklärtes Ziel lin bei den Angriffen und Räumungen in Verlagen etc. einandergesetzt. Es fanden regelmäßig der BesetzerInnen war ein Zentrum ohne der Grevenerstraße, in der Neuerburgstra- diego Die Räumung begann gegen Vorträge, Kundgebungen und Infoveran- SozialarbeiterInnen, städtische Einmi- ße und in der Liebigstraße zum Aus- Format: sechs Uhr relativ überraschend mit dem staltungen zu geschichtspolitischen The- GESCHICHTE schung und mit einem emanzipativen druckkam. Nachwie vor gibt eskaumAk- Abseilen von Einsatzkräften auf Dächer men statt. Darüber hinaus mischte sich Anspruch – ein Zentrum, das Freiraum zeptanz für linke Freiräume. Solidaritäts- 36 x 90 mm des besetzten Geländes. Gleichzeitig wur- das Projekt aktiv mit gesellschaftskriti- Bereits 1989 kam es in Erfurt zur ersten sein soll ohne rassistische und sexisti- aktionen mit der Forderung: »Für mehr Preis: de sich mit einem Räumpanzer und Ab- scher Intention in öffentliche Auseinan- offenen Hausbesetzung. Damals – mit sche Anmachen, das unkommerziell ar- linke Häuser und Plätze in Erfurt und an- rissbaggern Zugang zum hinteren Teil dersetzungen ein und engagierte sich ge- dem Zusammenbruch der DDR und dem beitet und Ausgangspunkt linksradikaler derswo!«, gab es in der Folge in vielen 108 EUR Netto des besetzten Geländes verschafft. Die gen strukturelle Missstände, wie Rassis- Entstehen der neuen Bundesländer – Politik ist. Städten der Republik. Räumung wurde vom SEK unter Einsatz mus, Sexismus, Antisemitismus und Ka- gab es einen Freiraum, der in vielen Städ- Durch den erzeugten Druck kam es Kontakt: von Tränengasdurchgeführt. Inderober- pitalismus. Auch zeigte das besetzte Haus ten ähnlich genutzt wurde. Häuser wur- zu Verhandlungen zwischen dem Verein Info: www.topf.squat.net [email protected] sten Etage des besetzten Hauses konnten immer wieder sein Engagement und be- den besetzt, bewohnt und bezogen. Wie »Allerlei e.V.« und der Stadt. 1999 be- jedoch einige Personen, die an einen Be- teiligte sich an Aktionen gegen Neonazis üblich, gingen manche Projekte wieder schloss die Stadt, ein Haus zur Verfü- CONTRASTE Nr. 200, Mai 2001, Seite 5 2 SEITE CONTRASTE NACHRICHTEN MAI 2009

TICKER REPRESSION & RECHTSFÄLLE Spendenaufruf für Film: »Water makes money«

Platzverweise angreifen Was ist eigentlich mit Mannichl? Die wichtigen Dinge im Leben wissen die meisten Men- Dienste zurückzunehmen. Ende des Jahres müssen Überraschend erfolgreich waren AktivistInnen mit ei- Es war ein riesiges Medienspektakel: Der Polizeichef schen erst zu schätzen, wenn sie fehlen. Gutes Wasser Veolia und Suez in Paris die Koffer packen. Dann wird ner Idee, Platzverweise loszuwerden bzw. den nervi- im schwarzbraunen Passau – sicherlich nicht gerade ist so ein Ding. Derzeit klopfen überall auf der Welt, wo die Wasserversorgung von der Pariser Kommune ver- gen, nämlich wirksamen Teil davon. Dazu stellten sie einen farbigen Kontrast dazu darstellend – wird mit klamme Kommunen Geld suchen, die Weltwassergi- waltet. ganten Veolia & Suez an die Tür. Allein der Globalplay- einen Verwaltungsantrag gemäß § 80 IV VwGO (Ver- einem Messer schwer verwundet und berichtet, Nazis Der Film »Water makes money « wird zeigen, was waltungsgerichtsordnung) bei der Polizeistelle, die hätten ihn überfallen. Empörung, Medienhetze ge- er Veolia – 2003 als Nachgeburt des größten finanzpo- Paris und andere französische Gemeinden aus der litischen Crashs in der Geschichte Frankreichs entstan- den Platzverweis ausgestellt hatte: »Hiermit beantra- gen Rechte (nicht dass mensch Mitleid haben müss- Herrschaft von Veolia & Co gelernt haben und wie sie ge ich den sofortigen Vollzug, den Platzverweis und te), Linke demonstrieren für einen Polizeiführer – den – ist heute in mindestens 69 Ländern auf allen es schaffen, das Wasser in eigene Regie zurückzuho- fünf Kontinenten präsent. das Aufenthaltsverbot vom Datum gegen mich auszu- eine erstaunliche nationale Einheit gegen Nationale len. Beispiele aus Europa und Amerika ergänzen den setzen. Ich setzte Ihnen eine Frist von 3 Stunden um bildete sich. Dann erste Zweifel: War die ganze Story In Deutschland hat es der Weltkonzern in kürzester Film zu einem Lehrstück für die ganze Welt! »Water Zeit geschafft, mit Beteiligungen in 450 deutschen über diesen Antrag zu entscheiden.« Die Polizei kam wieder mal das, was von der Polizei ständig kommt – makes money « wird Mut machen: Wasser in Bürger- dem anstandslos nach. Lügen, Fälschungen, gerichtete Ermittlungen? Ausge- Kommunen zum größten Versorger im Trink- und Ab- hand ist möglich! Was ein derartiger Film an Aufklä- wasserbereich aufzusteigen. Zum Beispiel in Braun- Vorteilgegenüber einem Eilantragist bei dieser Me- rechnet linke Medien hielten Mannichl am längsten rung und Mobilisierung leisten kann, zeigen die letz- thode, das es keinerlei Gerichtskosten produziert, wei- die Stange. Bis klar war: Mannichl und die Polizei schweig: Den Kaufpreis und die Investitionen zahlen ten Filme von Leslie Franke und Herdolor Lorenz Braunschweigs Wasserkunden. Veolia wendet für die tere Schritte aber nicht ausschließt. Noch besser dürf- selbst sind der Skandal. Was aber ist nun eigentlich »Wasser unterm Hammer« und »Bahn unterm Ham- te sein, die Anträge nach § 80 IV VwGO und § 80 V herausgekommen? Wahrscheinlich wird das nie je- Neuerwerbung keinen Cent auf. Tag für Tag melden mer«. VwGO zu kombinieren. Aber überbewerten darf mand herausfinden. Weil schon lange niemand die französischen Globalplayer neue Eroberungen. Sie mensch die Vorgänge nicht: Der Antrag nach § 80 IV mehr nach der Antwort sucht. Googeln Sie mal nach versprechen Effektivität, günstigere Finanzierungs- Deshalb rufen wir auf: Helfen Sie mit, dass dieser so VwGO ist oft ein stumpfes Schwert. Keinesfalls darf »Mannichl« – da tut sich gar nichts mehr. Nachdem möglichkeiten und auch Nachhaltigkeit. Nur in der dringend benötigte Film zustande kommt. 90.000 auf diesen vertraut werden, was nicht bedeutet, dass die Show missglückte, soll Gras drüber wachsen ... Heimat der Konzerne, in Frankreich, glaubt ihnen EUR ist das minimale Budget, mit dem der Film herge- stellt werden kann. Wird das Minimalbudget nicht er- die Justiz in solchen Dingen vertrauenswürdiger ist. kaum noch jemand...... Wer die Politik anzeigt oder kritisiert, Ausgerechnet hier, wo Veolia und Suez 80 Prozent reicht, entsteht injedem Fall ein Film,der demvermin- Anlässlich des NATO-Gipfels reagierten die Polizeibe- kassiert schnell ein Verfahren derten Budget entsprechend ist. Deadline für das Errei- hörden auf den Antrag nach § 80 IV VwGO gegen die der Bevölkerung mit Wasser versorgen, wollen viele Ein dramatisches Ende nahm ein typisches Gerichts- Kommunen Veolia & Suez so schnell wie möglich los- chen des Budgets: 31.05.2009. Ausreiseverbote nicht. Erfreulicherweise hatten die verfahren, bei dem angeklagt wurde, wer eigentlich werden. Intransparenz, schlechte Wasserqualität, kon- Anträge nach § 80 V VwGO beim VG Stuttgart Erfolg. eine Anklage erreichen wollte. Aber es ist üblich: Straf- Water makes money. Ein Film von Leslie Franke tinuierliche Preissteigerungen und Monopolmiss- und Herdolor Lorenz Wären die gerichtlichen Anträge nicht gestellt wor- verfahren werden ganz schematisch eingeleitet gegen brauch lauten die Vorwürfe. Die Gemeinden haben den, hättedie Polizeibehörde vollendeteTatsachenge- alle, die sich über Polizeihandeln beschweren. Nun In Zusammenarbeit mit Jean Luc Touly, Marc Laimé, große Schwierigkeiten zu kontrollieren, ob beispiels- Christiane Hansen und AQUATTAC, 82 Min. schaffen. hat sich ein so Angegriffener umgebracht: »Der weise die Milliarden gezahlter Gebühren für die Sanie- Schritt des Suizid ist in meinem Fall eine Erlösung ge- Ein Film von unten – finanziert von denen, die ihn se- rung der Rohre auch wirklich dafür genutzt wurden. hen wollen, die damit aufklären wollen. Hohe Verurteilungen nach NATO-Protesten wesen«, begründete er seinen Schritt. Der ganze Fall Oder hat das Wassergeld nur die weltweite Konzernex- Im Zuge der Proteste gegen den Natogipfel wurden ist beschrieben auf pansion finanziert? Die Hauptstadt Paris und mehr als Weitere Infos: www.watermakesmoney.org mehrere hundert Menschen in Gewahrsam genom- http://bloegi.wordpress.com/2009/04/06/christian- hundert andere französische Gemeinden haben daher Konto: Water makes Money, HASPA, Konto-Nr: 1230 men und Hunderte zum Teil schwer verletzt. Von den schaffer-hat-sich-umgebracht/. beschlossen, die Kontrolle über diese lebenswichtigen 131 474, BLZ: 200 505 50 in Gewahrsam genommenen Menschen wurden acht DemonstrantInnen, die zwischen Donnerstag und Strafbefehle und Verfahren nach Jugendumweltkongress Freitag, also vor den großen Ausschreitungen am Nach Aktionen gegen den Flughafenausbau, an der AKTION 2009 Samstag festgenommen wurden, dem Haftrichter vor- Börse, vor dem Knast oder gegen Pelzhandel kam es geführt und zum Teil durch sogenannte Schnellver- rund um Silvester 2008/2009 in Frankfurt immer wie- Redaktion Heidelberg Aus Platzgründen nur eine denkonto: Volksbank Bergstraße, BLZ 509 601 01, Kon- fahren verurteilt. Zwei Deutsche wurden, am Montag der zu Polizeieinsätzen und Gewahrsamnahmen. Bei Kurzübersicht: Im Monat April gab es drei Neuabos to-Nr. 64076 (für Spenden bis 200 EUR ist der Einzah- den 06.04., zu jeweils sechs Monaten ohne Bewäh- Aktionen vor dem Polizeipräsidium, in dem zu dem und eine neue Fördermitgliedschaft über 65 EUR, lei- lungsbeleg für das Finanzamt ausreichend, bei höhe- rung und fünf Jahren Einreiseverbot, sowie einer zu Zeitpunkt mehrere Personen gefangen gehalten wur- der aber auch zwei Kündigungen. DasZiel unserer Abo- ren Beträgen versenden wir automatisch eine Spenden- drei Monaten auf Bewährung und fünf Jahren Einrei- den, wurde die Polizei mehrfach gewaltätig. Wie üb- kampagne liegt nun bei 143+. 143 Abos fehlen dem quittung). severbot verurteilt. Nach Verkündung der Urteile gab lich, entwickelten sich daraus Strafverfahren gegen Zeitungsprojekt, um auch ohne Spenden überleben zu Kostenlose Überdrucke für die Werbung auf Treffen es kurz Tumulte im Gerichtssaal, die Polizei warf die die Opfer der Polizeigewalt. Die hielten still, um erst können. & Tagungen können bestellt werden unter Leute umgehend raus und drängte die UnterstützerIn- einmal in den Besitz der Überwachungsfilme zu kom- Auf unserem Spendenkonto gingen 9,50 EUR ein. [email protected] nen anschließend aus dem Gebäude. Bürgerliche Me- men. Die zeigen deutlich, wie z.B. ein Uniformierter Wir benötigen nun noch 1.614 EUR in diesem Jahr. dien hatten ihre Kameras schon eingepackt. Mehr auf einen bereits verhafteten, am Boden liegenden Aktivi- Umstellungen von Normalabos auf Fördermitglied- http://de.indymedia.org/2009/04/246596.shtml. sten mehrfach schlägt. Jörg Bergstedt schaften (siehe Coupon auf dieser Seite, links unten) helfen, unser Projekt zu stabilisieren. SPENDEN- UND ABOZÄHLER 2009 Wir hoffen weiterhin auf Eure Unterstützung! Spen- AlternativUni 2009 in Jena Das Zeitungsprojekt Spendenkonto benötigt für 2009: 1.614 EUR Der LZaS (Loser Zusammenschluss aktiver Studen- offen. Ideen, Aktionen und Mitorganisation sind ge- Das Ziel der Contraste e.V., Volksbank Bergstraße Abokampagne: ten) veranstaltet vom 17. bis 23. Mai 2009 im Glas- wünscht, denn die AlterUni ist eine Plattform: Werk- BLZ 509 601 01, Kto-Nr. 64076 haus (Paradies Park) Jena zum vierten Mal eine Alter- stätten, Seminare, Diskussionen, Lesen, Musik, Kunst, 143+ Neuabos nativUni. Die VeranstalterInnen schreiben hierzu: Poesie ... vieles ist möglich. »Wir wollen einen freien Bildungsraum schaffen, da Planung und Diskussionen sind zu finden im Wiki wir der Meinung sind, dass solche Orte, an denen alle (www.lzas.de/wiki) und auf der homepage SUBVERSIVE KLANGWELTEN Menschen zusammenkommen und sich frei »bilden« (www.lzas.de). können, ein wichtiger Bestandteil in unser aller Leben sein sollte. Dabei wird es nicht darauf angelegt, den Leuten vorzuschreiben, wie und worüber sie sich bil- SCHNUPPERABO Sendepause den sollen, sondern das soll so frei wie möglich gesche- hen. Lernen kann überall stattfinden, beim Film guk- CONTRASTE zum Kennenlernen? Gegen 5 EUR in Ihr habt es sicher bemerkt, in der letzten Ausgabe Kraut-Elektronik und einem gehörigen Schuss Ita- ken, diskutieren, handwerkeln, spielen, lesen u.v.m. Briefmarken/ Schein (BRD) und 10 EUR im euro- fehlte diese Rubrik. Leider ist DJ Chaoz, der diese lo-Horror transformiert man die sinistren Psycho- Und so ist das Spektrum der AlterUni ausgelegt – all päischen Ausland bekommt ihr CONTRASTE drei Rubrik betreut, wegen mehrerer stressiger Jobs, die Siebziger als Ruine der verpufften 60erTräume ins Monate frei Haus. Das Schnupperabo ist befristet derbe Hier und Jetzt und kreiert eine wilde Sequen- das passt hier rein. Und dazu noch die Einsicht, dass es zum Überleben notwendig sind, derzeit nicht in der zer-Symphonie, die sich vortrefflich als Soundtrack die Menschen selber sind, die ihre Welt gestalten und und läuft automatisch aus. Also, das Geld mit Eurer Anschrift und dem Vermerk »Schnupperabo« an Lage, Besprechungen zu schicken. Deshalb an dieser zum Wahnsinn der Wirklichkeit eignet. Mit super also auch verstehen sollten.« Artwork. Die VeranstalterInnen befinden sich noch in der CONTRASTE e.V., Postfach 10 45 20, D-69035 Hei- Stelle einige kurze Besprechungen, die wir der terz, delberg, einsenden. der autonomen Stattzeitung für Politik und Kultur in IVANA SANTILLI: TONY (do right!) Wenn es schon et- Planungsphase und sind noch für Programmbeiträge was smarter und doch auch authentischer sein soll, Düsseldorf und Umgebung entnommen haben. ist das dritte Soloalbum der Italo-Kanadierin die ab- solute Wahl. Die Geschichten und die Energie von MATT BAUER: THE ISLAND MOVED IN THE STORM (modu- New York mischen sich mit der Referenz an ihre To- lor) Ein solches Song-Album von grandioser Inten- ronto-Wurzeln und einen Begriff von Pop, der noch JETZT CONTRASTE FÖRDERN ! sität und komplett frei von kitschloser Poesie er- populär bedeutete und nicht nur Verkauf, sagt San- scheint selten genug, also haltet es fest, bevor es vor- tilli, die bereits mit The Roots, , Tito Puen- O Ich werde Fördermitglied bei CONTRASTE – Verein zur Förderung von Selbstverwaltung und beigeht – es lohnt sich definitiv! Bauers Song-Zy- te, und tourte. Das defini- Ökologie, dafür erhalte ich CONTRASTE jeden Monat umsonst. klus ist lose von einer wahren Begebenheit inspi- tive Pop-Album des Monats ist eine herrliche Hom- O Mein Mitgliedsbeitrag beträgt ...... Euro pro Jahr. riert: 1968 wurde an einer Stra- mage an Old-School-Soul-Funk à la Hall&Oates, (mindestens 62 Euro für Einzelpersonen, mindestens 154 Euro für juristische Personen) ße in der Nähe vom Eagle Sade oder auch Jody Watley. Einfach nur gelungen. O Ich bin bereits CONTRASTE-AbonnentIn und kündige mit dem Eintritt in den CONTRASTE-Verein Creek bei Georgetown/Kentuk- ORCHESTRE POLY-RHYTHMO DE COTONOU: THE VODOUN mein Abo. ky die in eine Zeltplane einge- EFFECT (analog africa) Kommen wir zu einem weite- O Meine Mitgliedschaft soll sofort beginnen, ich zahle den Differenzbetrag zum Abo. wickelte Leiche einer jungen ren musikalischen Herz dieses Monats: dieses Al- O Meine Mitgliedschaft soll sofort beginnen, ich zahle den vollen Mitgliedsbeitrag. Frau gefunden. Bauer nimmt bum ist eine sagenhafte Entdeckung, nicht nur für O Meine Mitgliedschaft soll mit Ablauf meines Abos beginnen. die Geschichte vom »Zelt-Mädchen« – das Cover Samy Redjeb von Analog Africa, dem es auf seinen O Schickt mir erst mal Eure Satzung. zeigt ihn mit ihr in nachgesteller Szene – als Anlass, zahlreichen Reisen nach Benin gelungen ist, an die über die Vergänglichkeit zu raisonnieren. Das musi- 500 Titel aufzustöbern, die diese großartige Band Name, Vorname kalische Personal ist gewaltig, der Klang dieses Westafrikas zwischen 1970 und 1983 aufgenom- überall und im Nirgendwo aufgenommenen Klein- men hat. Diese 14 Tracks begeistern durch eine mit- reißende und oberoriginelle rhythmische Fusion Straße ods hingegen ist warm, intim und voller fragiler Kraft. Beeindruckend großartig, um zu sagen: ein aus Funk, Soul, Psych und den eigenartigen hoch- komplexen Polyrhythmen Sato und Sakpata, die un- Wohnort Meisterwerk. EVIL MADNESS: DEMONI PARADISO (12 tónar) Diese trennbar mit der Voodoo-Religion, für die Benin als die Geburtsstadt gilt, verbunden sind. Die primitive Datum Abo-Nr.: vier frostgewöhnten Isländer lässt die Wirtschafts- krise erstmal kalt: wozu sich über banale Groß- Aufnahmetechnik ist erstaunlich druckvoll und satt gemastert worden, so dass es vollen Hörgenuss Unterschrift spur-BankerInnen von gestern aufregen, wenn die bösen Kräfte des Universums eh universal-underco- gibt. 1A. Coupon ausschneiden und einsenden an: CONTRASTE e.V.· Postfach 10 45 20 · D-69035 Heidelberg ver wirksam sind? Mit herrlich nachgefühlter honker 2009 MAI PROJEKTE CONTRASTE SEITE 3

INTERNATIONALES KULTUR CENTRUM ufaFabrik BERLIN Ein multikultureller Ort der Begegnung

Das »Gesamtkunstwerk« ufaFabrik, das sich seit nach einem flexiblen Zeitplan von Berliner Künstlern gesundheitliche und sozialkulturelle Aktivitäten von, rope Halles Kultur-Netzwerk, res artis – einer weltwei- 1979 in Berlin etablieren konnte, genießt weltweite genutzt werden und ebenso von internationalen Gä- mit und für Menschen im Kiez und den angrenzenden ten Organisation von Häusern, die Künstlern zeitlich Anerkennung als gelungenes Experiment, Arbeit und sten, die für einzelne Projekte eingeladen werden. Bezirken. Es entstand aus dem Gedanken der Selbsthil- befristete Arbeitsmöglichkeiten bieten, und dem IFS – Das Selbstverständnis der MitarbeiterInnen des Kul- fe, Verantwortung für die Erfüllung der eigenen Be- der Internationalen Föderation der Nachbarschafts- Lebensqualität im städtischen Raum zu fördern und turcentrums beinhaltet die engagierte Betreuung der dürfnisse zu übernehmen. Neben Freizeitaktivitäten häuser. zu gestalten und dabei kulturelle, soziale Künstler, egal ob sie Profis oder Laien sind, in allen or- in Bewegung, Musik und Sport gibt es soziale und und wirtschaftlich Aspekte zu verbinden. ganisatorischen Fragen und die Unterstützung bei Pro- rechtliche Beratung und Weiterbildung für junge Fa- Was bringt die Zukunft? jektentwicklung, Bühnentechnik, Pressearbeit und Pu- milien, Kurse zu Geburt und Kindheit, Sprachtrai- blikumsbildung. nings, Feste, Trödelmärkte und einen Pflegedienst. Als Anerkennung des jahrelangen, erfolgreichen Enga- Sigrid Niemer, Berlin Was einmal mit einer gemeinsa- Eine besondere Attraktion ist der pädagogisch betreute men Kasse und einem einzigen Telefon begann, hat gements hat die ufaFabrik 2004 den Titel der UN-Habi- Kulturelle Bildung »Kinderbauernhof« mit einem Mädchentreff und tat als »Best Practice Project to Improve the Living En- sich in den letzten 30 Jahren zu einer differenzierten dem ehrenamtlichorganisierten Bauernhofclub füräl- Struktur entwickelt. Unter dem ideellen Dach des ge- vironment« erhalten. In der Schule des ufaFabrikCircus trainieren Berliner tere Mitbürger.In den letzten Jahren hat das Nachbar- Viele Ideen, für die sich die Mitglieder der ufaFabrik meinnützigen ufaFabrik Berlin e.V. arbeiten heute schaftszentrum mehrere Kindertagesstätten, Schul- über 200 MitarbeiterInnen in 12 verschiedenen Orga- Kinder aller Nationalitäten mit professionellen Arti- engagierten und die vor 30 Jahren gesellschaftliches sten, – wöchentlich oder intensiv inden Ferien. Sie ent- und Freizeiteinrichtungen des Bezirkes in seine Trä- Neuland waren, haben sich durchgesetzt und beherr- nisationen, die je nach Betätigungsfeld als gemeinnüt- gerschaft übernommen. ziger Verein oder GmbH aufgestellt sind. wickeln körperliches Selbstbewusstsein, Teamgeist schen Teile der öffentlichen Debatte. Die MitarbeiterIn- und Kreativität. Höhepunkte sind die wiederkehren- nen der ufaFabrik müssen in diesen Bereichen keine den Auftritte beim Circusfestival oder zu anderen Gele- Internationale Zusammenarbeit Überzeugungsarbeit mehr leisten, sondern können Die Anfänge genheiten in der Stadt. Die jungen Künstler zeigen, sich auf die tägliche Umsetzung ihrer Projekte konzen- was sie gelernt haben und erleben dabei das Gefühl, et- Die MitarbeiterInnen der ufaFabrik sind in verschiede- trieren. Und es tun sich neue Themen auf, im Bereich Die ufaFabrik ist nicht am Planungstisch entstanden was ganz Besonderes zu leisten. nen sozialen, kulturellen und nachhaltig-ökologi- der Bildung, Ausbildung, Kommunikation, – auf dem sondern durch das konkrete Interesse einzelner Perso- Zahlreiche Kooperationsprojekte mit Partnern, wie schen Netzwerken aktiv, unter anderem im Trans Eu- Weg zu umfassender Lebensqualität und freundschaft- nen und Gruppen. Die Entwicklung geht bis Anfang lichem Miteinander im städtischen Raum. der 70er Jahre zurück, als einige der späteren Gründer als Lebensgemeinschaft zusammenzogen und fortan Mehr Infos: www.ufafabrik.de in eine gemeinsame Kasse wirtschafteten. 1978 organisiert hieraus ein Netzwerk von Grup- Programm der Festwoche pen, unter anderem der Verein »Fabrik für Kultur, Sport und Handwerk«, das erste Umweltfestival in 30 Jahre ufaFabrik West-Berlin »Umdenken – Umschwenken«, und prä- sentierte sich mit viel kreativem Witz der Öffentlich- Sonntag, 7.6. 14 bis 19 Uhr keit. Das große Besucherinteresse ermutigte die Initia- Familientag torInnen, einen Ort zu schaffen, an dem diese neuen Spiel und Spaß auf dem ganzen Gelände, mit dem Ansätze täglich erprobt und gelebt werden konnten. ufaFabrik KinderCircus, Playpus-Theater, u.v.m. Die »friedliche Wieder-in-Betriebnahme« des Ge- Dienstag, 9.6. 19 Uhr ländes der ehemaligen UFA-Film Kopierwerke im Juni Geburtstagsgala 1979 gelang auch deshalb, weil alle Beteiligten begei- Bühnenprogramm mit Weggefährten, Künstlern stert und voller Energie und Optimismus an eine ge- und Gästen meinsame Zukunft glaubten und bereit waren, sich in Mittwoch 10.6. und Donnerstag, 11.6. 20.30 Uhr hohem Maße dem gemeinsamen Ziel zu verpflichten. Comedy-Mix Chin Meyer lädt Kollegen ein Die ufaFabrik heute Freitag, 12.6., 21 Uhr Fast alles aus den Anfangstagen hat sich gewandelt, Konzert The Incredible Herrengedeck und eine zweite doch in den Grundzügen ist die ufaFabrik ihrem Kon- junge Berliner Band zept treu geblieben, Kultur, soziales Engagement und nachhaltige Entwicklung im Alltag zu leben, erlebbar Samstag 13.6., 20.30 Uhr zu machen und miteinander zu verbinden. Konzert Terra Brasilis und Gäste ufaFabrik-Gelände 1980 Kulturarbeit zum Beispiel dem Netdays e.V. und den Berliner Das aktivierende Kulturkonzept richtet sich an alle Al- Grund- und Hauptschulen folgen dem Konzept, dass PRÄMIE FÜR NEUE ABOS ! tersgruppen, an Kinder und Jugendliche ebenso wie Zugang zu kultureller Praxis Kindern und Jugendli- an Studenten, junge Familien und ältere Menschen. chen neue Sichtweisen und Perspektiven für das eige- Für jedes neu geworbene Jahresabonnement gibt es eine CD-ROM als Prämie: ne Leben eröffnen kann. Ich bin bereits JahresabonnentIn oder Fördermitglied und habe unten- stehende/n neue/n LeserIn geworben. Bitte schickt mir die nebenste- Ökologie und nachhaltige Entwicklung hend angekreuzte Prämie zu. Umfangreiche ökologische Maßnahmen von der Meine Anschrift: Dachbegrünung bis zur dezentralen Energieversor- gung haben das Gelände zur grünen Oase in der Groß- Vor- und Nachname stadt gemacht. Durch Führungen, Seminare und Aus- CONTRASTE-Archiv-CD stellungen können sich Interessierte ein Bild über die 2008 mit dem »Reader der einzelnen Projekte machen. MitarbeiterInnen der ufa- AlternativMedien«. Inhalt: Straße Fabrik und des hier gegründeten Instituts für kreative Die CONTRASTE-Jahrgänge Nachhaltigkeit waren die Initiatoren der »Woche der 2005-2007 im Originallay- ufaFabrik 1979 – Cultural Performance out als pdf, der Jahrgang Zukunftsfähigkeit« und der regelmäßigen Veranstal- 1984 mit text-pdf. Zusätz- PLZ, Wohnort Die Angebote bieten Möglichkeiten, selbst kulturell ak- tungsreihe »Experiment City«, die mittlerweile ausge- lich: Alle uns bekannten lin- tiv zu werden und stellen Übergänge her zwischen Frei- gründet, zukunftsweisende Modelle für Wohnraum ken und alternativen Zeit- und Lebensqualität in Berlin zum Thema macht. schriften der BRD und zeitaktivitäten, Semi-Professionalität und professio- Schweiz mit Beschreibun- neller, künstlerischer Bühnenarbeit. Gesunde Ernährung als wesentlicher Teil der Le- gen in zwei Datenbanken. Das IKC ufaFabrik betreut zwei Veranstaltungssäle bens-Kultur wird durch die Vollkornbäckerei, den Na- und eine überdachte Sommerbühne als Spielort für turkostladen und auch das Café Olé für die Bewohner, Abonnement MitarbeiterInnen und Gäste garantiert. Theater, Kabarett, Weltmusik, Comedy, Varieté, inter- Ich abonniere CONTRASTE für 1 Jahr zu untenstehenden Bedingungen gegen Rechnung. nationale Festivals, Circus und Kinderprogramme. Jahresabo Inland 45 EUR / Ausland 51 EUR (incl. Versand). Das Abonnement verlängert Künstler, die hier gastieren, können während dieser Nachbarschaft und Gemeinwohl sich automatisch um weitere 12 Monate, wenn es nicht mindestens 3 Wochen vor Ablauf Zeit im hauseigenen Gästehaus direkt neben ihrem gekündigt wird. Produktionsort wohnen. Anlaufstelle für Nachbarn und Bürger bietet das Nach- Der Kulturbetrieb stellt Studios zur Verfügung, die barschaftszentrum NUSZ. Es bündelt und entwickelt Vor- und Nachname

Herzliche Glückwünsche zu 30 Jahren UFA-Fabrik! Straße

Liebe KommunardInnen, 3 Jahrzehnte wünscht. PLZ, Wohnort wir gratulieren Euch herzlich zu Eurem 30. Geburts- tag und freuen uns, unseren LeserInnen heute mit Liebe LeserInnen, einem Artikel der Kommunardin Sigi einen Über- wer der UFA-Fabrik zum 30. Geburtstag gratulieren Datum, 1. Unterschrift blick über Eure vielfältigen Tätigkeiten und Projek- möchte, kann das ganz direkt im Geburtstagsblog te zu geben, sowie einen Auszug aus dem umfangrei- machen: Diese Bestellung kann innerhalb von 7 Tagen widerrufen werden chen Programm Eurer Geburtstagswoche im Juni. http://blog.snafu.de/30_jahre_ufafabrik/ Zu Kenntnis genommen: 2009/01/30/wenn-wir-uns-was-wunschen- Wir schenken Euch zum Geburtstag 2 Seiten un- durften/ serer Zeitung im Juni, für die wir uns O-Töne von Datum, 2. Unterschrift Coupon ausschneiden und einsenden an: CONTRASTE e.V.· Postfach 10 45 20 · D-69035 Heidelberg Euch wünschen, darüber wie Ihr die vergangenen Die CONTRASTE-Redaktion 30 Jahre erlebt habt und wie Ihr Euch die nächsten 4 SEITE CONTRASTE PROJEKTE MAI 2009

VON DEN ALPEN IN DIE PROVENCE

Unterwegs trotzten wir schlechtem Wetter; denn wäh- rage lassen. Wir sind nicht auf seine Dienstleistung an- rend zwei Wochen kämpften wir gegen Regen und gewiesen und können es selbst erledigen. Auch wenn Tausendfüßler unterwegs Schnee. Aber auch ungeduldige Autofahrer machten wir länger unterwegs sind, kommt es uns schon heute uns das Leben schwer. Eine unerwartete Verspätung, finanziell nicht teurer zu stehen. Mit der zukünftigen Im vergangenen Herbst wanderten wir mit den tragenes Projekt. beispielsweise, weil eine Schafherde kurzzeitig die Stra- Entwicklung des Ölpreises kann es sogar die günstige- Schafen vom Sommerungsgebiet in den Schafe im Sommer auf der Alp zu weiden und an- ße blockiert, findet inder heutigen Zeit kaum Verständ- re Variante werden. Doch nicht nur finanziell ist die sonsten im Hügelland der Provence zu hüten, hat in nis. Doch weder das Wetter noch ungeduldige Autofah- Schafwanderung interessant, sondern auch in Hin- französischen Alpen in die Kooperative Grange Neuve rer, Müdigkeit oder andere Unannehmlichkeiten blick auf Wissen über Wege und Organisation eines sol- in der Provence. Die Transhumance (Wanderweide- Südfrankreich Tradition. Eine Anpassungszeit, eine Akklimatisierung an höhere Lagen durch einen Last- konnten uns und unsere Schafen vom Weg abbringen chen Unterfangens. So war die diesjährige Transhu- wirtschaft) ist ein Abenteuer, das auch heute noch wagentransport zu verhindern, ist heutzutage leider oder die Freude am Wandern nehmen. Dies auch des- mance ein riesiger Lernprozess für uns, da es fast aus- seine volle Berechtigung hat. Drei Stunden benötigt auch üblich. Dieses Jahr wollten wir unserer Herde wie- halb, weil wir nicht alleine waren. Es war überwälti- schließlich eineneue Equipewar, diesich indiesesVor- der Lastwagen normalerweise für den Transport der die Möglichkeit geben, sich langsam an die zwei gend, auf welche Solidarität wir zählen konnten. Viele haben stürzte. Die in früheren Jahren gesammelte Er- unserer Schafherde. Wir dagegen brauchten in verschiedenen Vegetationen anzupassen. Täglich nä- Leute gaben uns oft sehr kurzfristig einen warmen fahrung nützte in der Vorbereitung, nicht aber im All- diesem Jahr 20 Tage, um die 200 Kilometer herten wir uns rund 15 Kilometer unserer Kooperative undauch trockenen Platz für dieNacht. Außerdem ver- tag. Die junge Gruppe, vier der sechs Begleiter waren – Alpen, Voralpen und schließlich die Provence, im- sorgten sie uns mit Essen. Landwirte stellten uns ihre unter 30 Jahre, konnte aber immer auf die Erfahrung zwischen dem Weidegebiet neben unserer Spinnerei Wiesen zur Verfügung, ohne etwas dafür zu verlangen. eines »alten« Hirten zählen. Der Austausch funktio- in Chantemerle bei Briançon und dem Schafstall der mer der Durance entlang, allerdings nicht auf direk- tem Wege, denn wir wollten die vergifteten Obstmono- Kontakte wurden geknüpft, auf denen sich aufbauen nierte gut. Junger Elan gemischt mit alter Gelassen- Kooperative Grange Neuve bei Limans zurückzulegen. kulturen im Durancetal meiden. Deshalb bevorzugten lässt und die uns auch in Zukunft bei der Transhu- heit: ein Mix, der sich bewährt hat. wir es, auf den Anhöhen neben dem Tal zu wandern mance hilfreich sein werden. Ein Fortführen der Transhumance werden wir ins Auge fassen, denn nur durch die jährliche Durchfüh- Remo, Longo maï und zusätzliche Kilometer in Kauf zu nehmen. Es war ein bewusst getroffener Ent- All das ist mit einem Lastwagentransport nicht mög- rung dieses Unterfangens bleibt die Tradition der scheid, die Strecke zu Fuß und nicht motorisiert hinter Viel brachliegendes Kulturland sahen wir an sol- lich. Einsam wird die Strecke abgefahren. Ein Kontakt Schafwanderung bestehen, bleiben Kontakte und Wis- uns zu bringen: Zeit zu investieren und nicht zu hof- chen »unrentablen« Orten, eigentlich in unseren Au- mit Leuten und der Natur kann nicht entstehen. Nur sen über Wege erhalten. So können wir zeigen, dass es fen, durch Zeiteinsparung etwas zu gewinnen. Die gen eine Verschwendung, während der Schafswande- die Geschwindigkeit zählt. Nicht das Wohl der Tiere ebenso anders geht. Deshalb wird auch in Zukunft der Schafswanderung war eine Investition in das Wohl der rung aber sehr nützlich, da wir so zusätzliche Weide- und der Menschen. Das ganze Unterfangen war zu- Lastwagen in der Garage stehen bleiben. Tiere, in Unabhängigkeit und in ein gemeinsames, plätze für unsere Herde hatten. Wir, das heißt sechs Be- dem eine Investition in unsere Autonomie. Das Lastwa- insbesondere von jungen Longo maï-Mitgliedern ge- gleiter, 350 Schafe, 10 Widder, zwei Esel und ein Pferd. genunternehmen kann den Tiertransporter in der Ga- aus: »Nachrichten aus Longo maï, Nr. 100«

JAHR DER NATURFASER

Spinnen und Weben Durch die Konkurrenz der synthetischen Fasern, die preis, der sehr tief ist, wenn keine lokalen Verarbeitungs- vor allem aus Erdöl produziert werden, ist seit dem möglichkeiten bestehen oder neu geschaffen werden. Durch verschiedene Aktionen und Ereignisse hat unser Hof Le Montois liegt. Im Juni 2008 wurde dann Zweiten Weltkrieg die Verwendung von Schafwolle Der Verein »Laines d’ici« möchte dem »Internatio- Longo maï in den vergangenen Jahren die das Wollzentrum nach Cernier auf das Gelände von stark zurückgegangen. Zudem wurde ein Großteil der nalen Jahr der Naturfasern« möglichst viel Raum ge- Wollindustrie in außereuropäische Länder verlegt. Da- ben. Unter dem Titel »Laines d’ici et d’ailleurs« orga- Öffentlichkeit auf die Probleme um die Nutzung der Evologia – einer ehemaligen Landwirtschaftsschule (www.evologia.ch) – verlegt. Der Verein »Laines mit sind die Verarbeitungsmöglichkeiten der einhei- nisiert der Verein zusammen mit dem Verein ATE- Schafwolle aufmerksam gemacht. In den d’ici« hat auch einen Ausbildungskoffer für Schulen mischen Schafwolle vor Ort enorm gesunken. Billige LIER- Laines d’Europe2, der seinen Sitz in unserer Jurakantonen gründeten wir zusammen mit entwickelt, der jetzt in den Kantonen Neuenburg, Jura Importe, vor allem aus China, tragen zum weiteren Spinnerei in Chantemerle in Frankreich hat, vom Handwerkern, Schafzüchtern und der und Bern den Lehrern zur Verfügung steht. Verfall der europäischen Wollindustrie bei. Dabei geht 15.-17. Mai in Cernier ein europäisches Treffen, an Bauerngewerkschaft »Uniterre« den regionalen Verein Das Jahr 2009 wurde von der Vollversammlung der auch das über viele Generationen hinweg erworbene dem Personen, Vereine und Kooperativen eingeladen »Laines d’ici«. Er setzt sich für eine sinnvolle Nutzung Vereinten Nationen zum »Internationalen Jahr der Na- Fachwissen verloren. Die Schafwolle ist schon seit lan- werden, die ihre regionale Wolle verarbeiten. Infos un- turfasern« erklärt: »Es soll die Konsumenten auf die gem ein »globalisiertes« Weltmarktprodukt und die ter www.lainesdici.ch. dieser erneuerbaren Ressource ein. Wollpreise entsprechen denjenigen des Weltmarktes. sozialen und wirtschaftlichen Dimensionen der Natur- aus: »Nachrichten aus Longo mai«, Nr 100 fasern aufmerksam machen und gleichzeitig die So erhalten die Schafzüchter nur noch den Weltmarkt- Raymond, Longo maï Die hiesige Schafwolle ist vielen Nachfrage auf Produkte, die aus Naturfasern herge- Menschen nicht mehr vertraut. Deshalb legt der Ver- stellt werden, verstärken...« ein einen besonderen Wert auf die Ausbildung von Kin- Die Schafwolle ist nur eine von vielen Naturfasern, NETZWERK NEWS dern und Erwachsenen. Zahlreiche Handarbeitskurse die in Textilien verwendet werden. Dazu gehören eben- fanden zuerst im Wollzentrum in Undervelier statt, wo falls Baumwolle, Jute, Sisal, Seide, Kokosfasern usw. Fördern – Vernetzen – Unterstützen 44. SOLOTHURNER FILMTAGE Netzwerk Selbsthilfe e.V. als staatlich unabhängiger fallen hier einfach unter den Tisch. Stattdessen hat politischer Förderfonds ist mit seiner Idee seit sich der »Bund der Vertriebenen« (BdV) mit sei- Arg gebeutelte Seele nen Vorstellungen weitgehend durchgesetzt. nunmehr 30 Jahren einzigartig. Sie wird auf drei Der »Arbeitskreis Geschichtspolitische Interven- »Pausenlos« Wegen umgesetzt. Direkte finanzielle Förderung Die fröhliche Gabriela Bohler fühlt sich häufig so tionen« (AGI), eine kleine, parteipolitisch nicht ge- durch einen Zuschuss, persönliche und individuelle bundene unabhängige Initiative aus Berlin, setzt Unter den zahlreichen Dokumentarfilmen, die auf »ausgepowert«, dass sie sogar das Autofahren nach Hause als eine gewisse Entspannung empfindet. Erst Beratung sowie Vernetzung von politischen dem Programm der 44. Solothurner Filmtage (vom in ihrer gemütlichen Wohnung in Meggen (acht Kilo- Projekten. Wir brauchen UnterstützerInnen und 19. bis zum 25. Januar 2009) standen, sorgte neben meter von Luzern entfernt) oder während der Ferien SpenderInnen, damit das Entstehen und Überleben »No more smoke signals« von Fanny Bräuning (1), (wir sehen sie in den Armen ihres Gatten Werner auf vieler kleiner politischer, sozialer und alternativer »Pausenlos« für große Aufmerksamkeit. Rügen) verwandelt sich die Informatikerin in eine Projekte möglich bleibt! »andere Frau«. Weil sie irgendwann neben sich stand, begab sich die Maulburger (2) Krankenschwester und René Hamm aus Bischoffsheim (Elsass) Mit »Transit Geigerin Gabriele Meyer zum Retraitenhaus Sonnen- Uri« induzierte Dieter Gränicher 1993, auf der Grund- Geflüchtete Täter, vertriebene Opfer? sich für eine kritische Diskussion um ein Vertrei- hof in Gelterkinden (Kanton Baselland) um Energie bungszentrum, mit der Rolle des BdV und der Ge- lage der Neuen Eisenbahn-Alpentransversale unter zu tanken und aus allen ihren üblichen Funktionen dem Gotthard und dem Lötschberg, eine treffende Für einen kritischen erinnerungspolitischen Diskurs schichtspolitik der Bundesregierung auseinander. herauszuschlüpfen. In diesem protestantischen Klo- Im Frühjahr plant die Bundesregierung ein wis- Überlegung über Mobilität und die verheerenden Kon- ster genoss sie »die Qualität der Stille«. Balsam für Nach einer kontrovers geführten öffentlichen Debat- sequenzen des Straßenverkehrs. Sein neuestes Werk senschaftliches Symposium zur Errichtung der Stif- ihre durch den täglichen Strudel arg gebeutelte Seele. te in den Jahren 2002 und 2003 um die Art und Wei- tung, indem allerdings nur wohlgesonnene Referen- greift eine spannende Thematik auf, welche a priori Die klugen Statements von Alban Gmür aus Sihl- se der öffentlichen Erinnerung an Flucht und tInnen eingeladen werden. Zeitnah zu dieser Veran- nicht leicht auf die Leinwand zu bringen scheint: die wald (in der Nähe von Zürich) relativieren manches, Zwangsaussiedlung von Deutschen gegen Ende des staltung organisiert AGI eine alternative, öffentlich- absolute Notwendigkeit echte Pausen einzulegen, um was uns mit der Zeit verbindet. Ein Regentropfen der ir- Zweiten Weltkriegs, einigten sich Union und SPD im keitswirksame Podiumsdiskussion mit kritischen den erschöpfenden Rhythmus der beruflichen Ver- Koalitionsvertrag 2005 auf die Errichtung eines HistorikerInnen, die durch vertiefende Workshops gendwo in den Bergen fällt, braucht sieben Jahre (das »sichtbaren Zeichens gegen Vertreibungen«. Ende pflichtungen zu brechen. Alter seines Kindes) bis er den Brunnen, den der För- ergänzt werden soll. Darin soll zum einen die politi- Der Züricher hat elf Personen dazu animiert, ihre 2008 beschloss der Deutsche Bundestag als Umset- sche Durchsetzung der neugegründeten Stiftung kri- ster sauber hält, erreicht. Er findet es faszinierend, zung die Gründung der Stiftung »Flucht, Vertrei- spezifische Wahrnehmung des Zeitlaufs zu schildern. dass den Bäumen im Wald die herumhetzenden Jog- tisch reflektiert werden, wobei es AGI wichtig ist, Er hat sie entweder »in Aktion« oder während einer bung, Versöhnung« unter dem Dach des Deutschen insbesondere VertreterInnen aus Polen und ihrer ger und Biker total gleichgültig sind. Die edlen Riesen Historischen Museums. längeren (manchmal unfreiwilligen) Ruhepause in- stehen einfach da... Der Regisseur hat ein paar schöne Perspektive auf die Erinnerung an Flucht und terviewt, so zum Beispiel die technische Sachbearbeite- Kernprojekt der Stiftung soll eine Dauerausstel- Zwangsaussiedlungen in Deutschland ein Forum zu Überleitungen eingebaut, um sein Subjekt greifbar na- lung sein, deren Hauptakzent »Flucht und Vertrei- rin Marta Lema aus Sennhof (bei Winterthur), die hezubringen: eine in der Sonne bummelnde Katze, bieten. Im Gegensatz zu dem unilateralen Vorgehen bung der Deutschen« sein soll. Zwar ist im Konzept der Bundesregierung will die Gruppe mit Vertrete- nacheinem »Burn-out« an chronischen Schlafstörun- das Symbol überhaupt für Unabhängigkeit, ein Sala- die Rede von einer »Einbettung in den historischen gen leidet. rInnen kritischer Positionen aus Polen in einen Dia- mander, der durch sein Kriechen Rillen in Sägespäne Kontext«, aber wie diese aussehen soll, wird völlig log treten und gemeinsam Möglichkeiten einer poli- offen gelassen. Konzeptionell und inhaltlich soll die Anzeige zeichnet, ein unbeweglicher Reiher auf einem Balken tischen Intervention ausloten. Aktuelle Informatio- am Ufer des Vierwaldstättersees. Dauerausstellung an die im Sommer 2006 in Berlin nen zu den Veranstaltungen finden sich unter: gezeigte Ausstellung »Flucht, Vertreibung, Integra- http://agi.blogsport.de. tion« anknüpfen. In dieser Ausstellung kam der hi- Das Dösen unter Artenschutz? Katja Grabert storische Kontext der Zwangsaussiedlungen – die Die zentrale Figur des Filmes, der für seine Weltpremie- Minderheiten- und Volkstumspolitik des Deut- Netzwerk Selbsthilfe e.V., Gneisenaustr. 2a, schen Reichs, der Vernichtungsfeldzug und die Be- 10961 Berlin re im Januar in der »schönsten Barockstadt der satzungspolitik der Deutschen – hingegen nur am [email protected] Schweiz« viel Lob erntete, ist Karlheinz Geissler. Mit ei- Rande, sozusagen als »Vorspiel« des eigentlichen www.netzwerk-selbsthilfe.de ner pointierten Gelassenheit und einer Prise Ironie for- Geschehens vor. Tel.: (0 30) 691 30 72 muliert der emeritierte Professor für Wirtschaftspäd- Die Konzeption suggeriert, die Stiftungsgrün- Spenden bitte an: agogik (an der Universität der Bundeswehr (ja !) in dung sei das Resultat eines gelungenen Ausgleichs Förderverein Netzwerk Selbsthilfe e.V., München) Wahrheiten, die nicht gerade dem herr- unterschiedlicher Interessen. Dies ist nicht der Bank für Sozialwirtschaft, BLZ: 100 205 00, Fall: Wesentliche Positionen der Debatten seit 2002 Kontonummer: 302 33 00 Fortsetzung nächste Seite 2009 MAI SOCIAL WEB CONTRASTE SEITE 5

EINE NEUE KOMMUNIKATIONSFORM Mikroblogging

Twitter – der populärste Mikrobloggingdienst – Bild von gesellschaftlichen Ereignissen und sind in ih- waren und ihre dezentral gewonnen Erkenntnisse ge- sogenannter Avatar, ein Platzhalterbildchen, hochge- geistert in der letzten Zeit unerhört oft durch die rer Schnelligkeit unschlagbar. postet haben. Diese Informationen wurden zusam- laden werden. Ob abstrakt oder persönlich obliegt dem Presse. Doch was hat es damit eigentlich auf sich? Viele Gegenöffentlichkeitsprojekte wie Freie Radios men mit Informationen aus dem SMS-Ticker der Bür- Zweck des Mikroblogs und den persönlichen Daten- (z.B. Radio Corax), Indymedia Centers, unabhängi- gerinitiative und dem Radio Freies Wendland zu ei- schutzvorstellungen. Wichtig ist es, sich bewusst zu Kann das Ganze sinnvoll von Sozialen Bewegungen ge Medienprojekte wie DemocracyNow und Zeitun- nem schnellen Infoticker zusammengeschmolzen, machen, dass es sich um öffentliche Kommunikation und für Selbstorganisationsprozesse eingesetzt gen wie die taz oder der Freitag nutzen Mikroblogs der an Aktualität und Schnelligkeit alle anderen über- handelt. Genauso sollte mit den Zusatzangaben im Mi- werden? Wie funktioniert es eigentlich konkret? um ihre Inhalte weiter zu streuen und als Feedbackka- traf. Hier zeigte sich das wirkliche Potential von Mikro- kroblog umgegangen werden. Generell gilt, wenn es nal. blogs, das Crowdsourcing von Informationen. Mikro- für politische Zwecke eingesetzt wird, sich so daten- Ein weiterer Bereich, in dem Mikroblogs im Bürger- blogs sind mehr als nur Empfänger von Kurznachrich- sparsam wie möglich zu fassen und wenn es zum Timo Luthmann, Osnabrück Mikroblogging ist eine ei- genständige neue Kommunikationsform. Sie ist keine journalismus eingesetzt wurden, ist das Wahlmonito- ten. Sie sind auch Sender! Zweck persönlicher Repräsentation genutzt wird, so ring. Im Dezember 2008 wurden in Bangladesh Mikro- Bei den Protesten gegen den G20 Gipfel in London datensparsam wie nötig. Mode, und es ist davon auszugehen, dass sie sich ne- Twitter ben anderen Kommunikationsformen wie Chat, SMS blogs zur Wahlbeobachtung benutzt. In den USA über- spielte für die Koordinierung von Protestaktio- 2. Handy und Zusatzwerkzeuge einrichten oder E-Mail etablieren wird. Dabei können Mikroblogs Generell müssen Mikroblogs nicht mobil genutzt wer- als eine Art persönliche oder kollektive und meist öf- den, sondern die Mobilnutzung stellt einfach nur eine fentliche Kurznachrichtenticker umschrieben wer- interessante Zusatznutzung dar, die z.B. für Journali- den, die aus 140 Zeichen (wie eine SMS) bestehen. Die- stInnen und politische AktivistInnen eine Bereiche- se Kurznachrichtenticker können von anderen Mikro- rung darstellt. Mikroblogs können über SMS gefüttert blogs abonniert werden, wodurch ein Netzwerk von und ausgelesen werden, jedoch stellt diese Variante in AbonnentInnen entsteht. Deutschland nur in Ausnahmefällen wie z.B. zu geziel- Im Kern funktioniert Mikroblogging wie Mund-zu- ten Events eine sinnvolle Nutzung dar, weil die SMS Mund-Propaganda. Ihre Kommunikation besitzt eine bei Twitter hierfür 40 Cent und bei mi- dialogische Qualität. Jedes Mikroblog kann Nachrich- kro.mensch.coop ca. 20 Cent kostet und im Falle von ten empfangen (von den Mikroblogs und Gruppen, mikro.mensch derzeit nur mit Vertragshandys funk- die es abonniert hat) und Nachrichten senden (an die tioniert. Die eleganteste Nutzung ist die über mobiles Mikroblogs, die ein Abonnement von ihm besitzen). Internet des Handys. Mikroblogging verursacht, wenn Eine Stärke von Mikroblogs besteht in ihrer Flexibili- es nicht exzessiv genutzt wird, relativ wenig Datenvolu- tät, d.h. sie können über SMS, mobiles Internet oder men und die Preise für mobiles Internet sind derzeit ein normales Webformular, sowie über Chatprogram- stark am fallen. Dabei sollten die für die mobile Nut- me gefüttert und ausgelesen werden. Desweiteren sind zung optimierten Internetadressen http://m.twit- sie ein extrem schnelles Medium, welches bei Ereignis- ter.com oder http://m.mikro.mensch.coop genutzt berichterstattung schon oft Nachrichtenagenturen werden, welche weniger Datenvolumen produzieren mit seiner Aktualität geschlagen hat. Dies liegt zum ei- und auf Handys übersichtlicher sind. nen an der Kürze der Nachrichten und andererseits an Wer Mikroblogging auf Dauer leistungsfähiger und der hohen Verfügbarkeit durch die mobile Anwen- komfortabler gestalten möchte installiert sich auf sei- dung und den vernetzten Charakter der Mikroblogs. nem Computer eine sogenannte Desktopapplikation, So entstehen durch Mikroblogs vernetzte Mikroöffent- von welcher bequem ein oder mehrere Accounts ver- lichkeiten, die durch ihre Aktualität, ihre Prominenz waltet, Nachrichten gepostet und empfangen werden durch »Early Adopters« (Menschen, die Technologien können, ohne dass die Internetseite konsultiert wer- als Erste anwenden) und Multplikatoren einen digita- den muss. Hier ist z.B. das Programm Twhirl empfoh- len Raum darstellen, welcher in Bezug auf gesell- len, welches unter jedem Betriebssystem läuft und so- schaftliche Trends als Seismograf der Öffentlichkeit wachten BürgerInnen die letzte Präsidentenwahl mit nen insbesondere für den Aufbau eines temporären wohl mit Laconica-Mikroblogs als auch mit Twitter nicht unterschätzt werden sollte. Mit weiterer Verbrei- Hilfe von Mikroblogs und dem Projekt Twitter Vote Re- 24-Klimacamps in der Mitte der Stadt eine wichtige funktioniert. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl von tung wird die Suche in Mikroblogs in Zukunft das port. Der CCC (Chaos Computer Club) nutzte ein Mi- Rolle. weiteren Handy-, Web- und Desktopapplikationen. schnellste Barometer für gesellschaftliche Konflikte kroblog für die Wahlcomputerbeobachtung in Bran- und Trends darstellen. denburg zur Kommunalwahl im Jahr 2008. Von den 3. Interessante Mikroblogs finden und abonnieren Das flexible und schnelle Medium der Mikroblogs Protesten gegen den G20-Gipfel und den Nato-Gipfel Monitoring von AktivistInnen So können die internen Suchmaschinen sowie platt- wurde schon vielfältig von Sozialen Bewegungen ein- formübergreifende Mikroblogsuchmaschinen wie z.B. in Strasbourg berichteten JournalistInnen wie Aktivi- (Mikro-)Öffentlichkeiten können auch für verschie- gesetzt. stInnen live mit Hilfe von Mikroblogs. Twingly genutzt werden, um nach Schlagwörtern denste AktivistInnen ein Schutz sein. Ein gutes Bei- und Personen zu suchen und interessante Mikroblogs spiel hierfür ist der bekannt gewordene Fall des ägypti- Bürgerjournalismus zu finden. Weiter können die AbonnentInnen-Listen Mobilisierung schen Aktivisten Alaa, welcher auf seinem Mikroblog der interessanten Mikroblogs nach weiteren »durch- seine AbonnentInnen die ganze Zeit während Demon- Dabei handelt es sich meist um spontane Berichterstat- forstet« werden. Eine Besonderheit ist, wenn z.B. ein Beim Generalstreik in Ägypten im April 2008 spielten strationen, Aktionen usw. informiert, ob er okay ist Laconica-Mikroblog auf mikro.mensch.coop auf ei- tung vor Ort, wie z.B. bei den Anschlägen von Mumbai Mikroblogs für die Mobilisierung eine wichtige Rolle. oder Repressionsmaßnahmen ausgesetzt. Es sind wei- oder bei den Aufständen in Griechenland. Dabei nem anderen Laconica-Mikroblogging-Server wie Die Gruppe Labourstart benutzt Mikroblogs zur Un- tere Fälle bekannt geworden, wo JournalistInnen und z.B. identi.ca ein Mikroblog abonnieren möchte. Da- taucht natürlich auch das Problem der Glaubwürdig- terstützung von Solidaritätskampagnen für gefährde- AktivistInnen erfolgreich die Mikroöffentlichkeiten ih- keit der Quellen auf, wenn z.B. Menschen behaupten bei muss man in seinem Account eingeloggt sein, te GewerkschaftsaktivistInnen und Streiks. Die Initiati- rer Mikroblogs als Schutz genutzt haben, um im Ernst- dann auf den zu abonnierenden Mikroblog gehen und vor Ort zu sein und dies doch nicht sind. Insgesamt be- ve »geh denken« nutzte Mikroblogs für die Mobilisie- fall öffentliche Unterstützungsaktionen einzuleiten. reichern Mikroblogs in einem Medienmix jedoch das schließlich seine eigene Profil-URL wie z.B. mi- rung zu den Gegenaktivitäten von Europas größtem Diese Art des positiven Monitoring von AktivistInnen kro.mensch.coop/accountname angeben. Naziaufmarsch am 13./14.02.2009 in Dresden. Außer- könnte auch in Deutschland z.B. von Abschiebung be- FORTSETZUNG VON SEITE 4 dem benutzt dieKampagne »Atomausstieg selber ma- drohten FlüchtlingsaktivistInnen sehr nützlich sein. 4. Kurznachrichten veröffentlichen chen« der deutschen Umweltverbände ebenfalls ein Die Nachrichten können nicht mehr als 140 Zeichen haben und es sollte daran gedacht werden, dass die schenden Dogma entsprechen. »Es gibt keine Stelle Mikroblog. Schaffung von Aufmerksamkeit der Abwesenheit mehr in dieser Gesellschaft... Distanz Nachrichten aufgezeichnet werden und öffentlich sind. Wichtig ist bei den Kurznachrichten, dass sie mit ist kaum noch möglich...«. Das Dösen solle unter Ar- Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Unter Mithilfe von Mikroblogs schafften Protestieren- tenschutz stehen. Das Glück sieht der Zeitforscher eher de gegen die kommunistische Regierung in Molda- sogenannten Hashtags (Hash = Raute # + Tag = im Verzicht, als in »noch mehr Konsum und Arbeit«. Beim Klima-/Antiracamp in Hamburg wurde der wien weltweite Öffentlichkeit zu erlangen, indem sie Schlagwort) versehen werden, wodurch die Nachrich- ten besser auffindbar werden wie z.B. als Kurznach- Denn sonst häufen sich Depressionen, schwere Krank- Open-Source-Mikroblogging-Dienst »identi.ca« im von den Aufständen in Chisinau berichteten und unter heiten, verursacht durch die Überproduktion und das kleinen Rahmen benutzt, um Presseinformationen zu den Hashtag (s.u.) #pman (Abkürzung für den größ- richten mit dem Hashtag #castor zeigen markieren unendliche Streben, unter dem auch von den Medien veröffentlichen. DGB und IGM nutzen Mikroblogs ten Platz in Chisinau) die Exilcommunity in die Dis- alle Nachrichten zum Castortransport. propagierten Druck, nach Aufstieg, Erfolg, Karriere. auch seit kurzem für Öffentlichkeitsarbeit. kussion mit einbezogen. Noch viel radikaler und subversiver drückten es der Ausblick Franzose Paul Lafargue 1880 mit seinem »Recht auf Koordinierung und Selbstorganisation Wie sieht Mikroblogging konkret aus? Faulheit« oder der Brite Bertrand Russell 1932 in »In von Protesten und direkten Aktionen Das Wichtigste bei einer neuen Kommunikationsform Praise of Idleness« (Lob des Müßiggangs) aus. Auch 1. Account erstellen ist es, sie einfach mal auszuprobieren. Erst hierbei heute gibt es Leute, die keine Entfaltung und Verwirkli- Bei politischen Großveranstaltungen wie z.B. den Pro- Hierbei kommen im wesentlichen zwei Dienste zur stellt sich einwirkliches Verständnis undGefühlfür Mi- chung durch den Beruf erwarten. In der letzten Folge testen gegen die »Republican National Conven- Auswahl. Twitter.com ist der populärste kommerziel- kroblogging ein. Dabei sollte mensch nicht nur die der vierteiligen Reihe »Hauptsache Arbeit« (3), stellt tion« (RNC) im September 2008 in Minneapolis/USA le Mikroblogging-Dienst mit mindestens 6 Millionen Mainstream-Plattform Twitter konsultieren, sondern Konstantin Faigle zwei »glückliche Nichtstuer« vor: wurden Mikroblogs intensiv genutzt. Es wurden ge- NutzerInnen, welcher derzeit noch umsonst ist und auch dezentralen politischen Alternativen wie z.B. mi- der 39jährige Jochen Picht, »bekennender Hartz IV- zielt Mikroblogs zu Themen wie Vorbereitungsaktivitä- ohne Werbung funktioniert. Der zweite Dienst besteht kro.mensch.coop eine Chance geben, die offene Stan- Empfänger« aus Köln und der Tübinger Axel Braig ten, Informationen über die Polizei, DemosanitäterIn- aus einem dezentralen Netzwerk von Mikroblogging- dards verwenden wie das OMB-Format, stabiler laufen (fünfundfünfzig), der 2001 seinen Job als Arzt an den nen oder Legal Team (AnwältInnen) angelegt. Dar- Servern, die mit der Open-Source-Software laconi.ca und mit Open-Source-Software betrieben werden. Nagel hing. über wurden schnell und gezielt die Leute informiert, betrieben werden, bei denen jeweils funktional an Links zum Artikel: Der Betreiber einer »philosophischen Praxis« und die diese Infokanäle abonniert hatten. Beim größten Twitter angelehnte Mikroblogs eingerichtet werden der Internet-Plattform www.arbeitswahn.de bringt Twitter: http://twitter.com Klimacamp in England wurde Twitter als schneller In- können. Der größte Laconica-Mikroblogging-Server Laconica-Mikroblogging-Dienst für soziale den Zusammenhang mancher Tatsachen relevant auf foticker benutzt. ist http://identi.ca und ein auf Soziale Bewegungen den Punkt: »Die Welt geht garantiert nicht an der Bewegungen: In Deutschland wurden Mikroblogs das erste Mal spezialisierter Mikroblogging-Server ist http://mi- http://mikro.mensch.coop Faulheit zugrunde, sondern es ist viel bedrohli- kro.mensch.coop. Für beide Dienste, Twitter wie Laco- cher, dass wir mit wachsendem Produktivitätsfort- als ergänzender Infoticker von Radio FSK bei den Ge- größter Laconica-MB-Server: http://identi.ca genaktivitäten zum 1.Mai-Naziaufmarsch in Ham- nica-Mikroblogs, gibt es Vor- und Nachteile und ich Mikroblogssuchmasche Twingly: schritt immer mehr Ressourcen vervespern und halte es für sinnvoll, sich bei beiden einen Account den Planeten immer schneller ruinieren«. burg 2008 verwendet. Der erste Einsatz von Mikroblog- www.twingly.com/microblogsearch ging im größeren Stil für politische Aktionen in (am besten mit dem selben Namen!) zu machen, da Applikationen für laconica: 1) CONTRASTE vom April 2009 Deutschland war der Castortransport im November Twitter sehr komfortabel in ein Laconica-Mikroblog http://laconi.ca/trac/wiki/Apps 2) Im Wiesental (Baden-Württemberg) 2008. Das besondere war, dass verschiedene Mikro- integriert, und das ganze dann parallel betrieben wer- Desktop-Applikation Twhirl: 3) Am 31. Oktober 2007 im Westdeutschen Rundfunk blogs nicht nur als Infoticker fungierten, sondern das den kann. http://twhirl.org/ und am 16. und 17. März 2009 in 3Sat mindestens sechs MikrobloggerInnen direkt vor Ort Bei der Accounterstellung sollte auf jeden Fall ein Web-Applikation Ping.fm: http://ping.fm 6 SEITE CONTRASTE KULTUR MAI 2009

ARTIKELSERIE IN SACHEN HAUSRETTUNG, SECHSTE FOLGE Wir haben ein Recht auf Geschichte

Die Wohnerfahrungen und -wünsche von CONTRASTE-LeserInnen sind vermutlich etwas anders als die der NormalbürgerInnen: flexibler, gemeinschaftlicher, aber auch beharrlich. Das Interesse an alten Häusern und der Kampf gegen die kapitalistische Abrisswut bleiben für Gruppen, die alternative Wohnformen realisieren möchten, auf der Tagesordnung. CONTRASTE will mit dieser Artikelserie von Konrad Kantstein Überlegungen und Tipps eines »alten Hasen« in Sachen Hausrettung vermitteln. In dieser Folge geht es um Grundsätzliches bei der Denkmalpflege.

Von Konrad Kantstein Es gehört zu den unvermeidli- chen Gegebenheiten des Lebens, dass die Welt schon da ist, wenn wir in sie hinein geboren werden. Und dass sie vermutlich noch eine Weile weiter bestehen wird, wenn wir sie einmal verlassen müssen. Jeder Mensch ist wie eine Sternschnuppe am unendlichen Firmament der Zeit. Wir wachsen auf in Räumen, die andere vor uns gebaut haben. Wir werden groß in Städten, die schon mehrfach älter sind, als die Eltern oder Lehrer, die uns in sie hineinführen. Wenn wir Glück haben, dürfen wirin einer alten Stadt aufwach- sen, vielleicht sogar in einer Stadt wie Lübeck, Erfurt oder Regensburg, die wie ein aufgeschlagenes Ge- schichtsbuch von ihrer Vergangenheit erzählt. Wenn wir Glück haben. Es ist ein gewaltiger Unterschied, ob jemand in ei- nem Neubauviertel lebt oder in einer Stadt mit jahr- hundertealten Häusern, Straßen und Plätzen. Ob man in Bochum studieren muss oder in Tübingen studieren darf. Durch die Anwesenheit der Geschich- Klassizistisches Wohnhaus in Putbus auf Rügen, 1991 Foto: Diethart Kerbs, abz-berlin te im Alltag der Stadtbewohner bekommt das Leben eine Tiefendimension, die es sonst nicht hätte. Wir markt über das Eiscafé bis zum Zahnarzt oder Frisör durch Musealisierung oder durch Neubau nach al- und instand gesetzt werden. Was weg ist, ist weg. spüren, dass wir Erben sind. Sensiblere Menschen su- alles unter einem Dach versammelt wird, was vorher ten Fotos. Die wirkliche Erfahrung der wirklichen Ge- 2. Dasses an seinemStandort nichtbedroht, bedrängtundbe- chen solche Orte, Gebildete genießen sie. in verschiedenen Altstadthäusern heimisch war, die schichte, ihrer realen Spuren und Hinterlassenschaf- einträchtigt wird. Auch wenn ein Gebäude erhalten Viele, denen solches Glück an ihrem Wohnort nun dafür leer stehen oder abgerissen werden. Das ist ten ist durch nichts zu ersetzen. Es gibt ein Bürger- und gepflegt wird, kann es durch Eingriffe in seine nicht zuteil wurde, fahren extra hin. Auch ohne es sa- der städtebauliche Kannibalismus in seiner aktuel- recht auf Geschichte und den Anspruch auf histori- unmittelbare Umgebung dermaßen beleidigt und gen zu können, spüren manche eine unbewusste len Ausprägung. Seine Vorläufer reichen in West- sche Wahrheit, in der politischen wie in der bauli- entwertet werden, dass es sich selber fremd wird. Wo Dankbarkeit, wenn sie alte Städte besuchen und sich deutschland bis in die »Wirtschaftswunderzeit« zu- chen Überlieferung, auch wenn es von den Bürgern der Kontext zerstört wird, verwandelt sich das schön- von ihrer Ausstrahlung faszinieren lassen. Und so et- rück. zu selten eingefordert wird. Wir könnten es viel weni- ste und älteste Haus am Platze in einen Fremdkör- was wie Verpflichtung, solche Schönheit zu erhalten Wo Karstadt oder Kaufhof, die Deutsche Bank oder ger zaghaft reklamieren und viel selbstbewusster dar- per. Es kann seine Aussage nicht mehr machen, weil und sie auch künftigen Generationen zu gönnen. die Commerzbank unbedingt an der prominentesten auf bestehen. es von seinen Nachbarn niedergeschrieen wird. Der »Alte Häuser muss man schützen,« so heißt es. Eckeder Stadt »ein Zeichen setzen«wollten, da muss- Die Frage ist, wer über das Dorf und die Stadt und Respekt vor einem wertvollen alten Gebäude ver- Warum eigentlich? Weil sie das Gesicht unserer Städ- te eben ein altes Patrizierhaus dem protzigen Beton- ihre einzigartigenBauten entscheidendarf. Die jewei- langt Abstand, d.h. den mindesten Raum, den es te und Dörfer prägen und damit die Identität des Or- klotz weichen. Das ist das Recht – oder die Rück- ligen Eigentümer? Der Stadtrat? Die Denkmalbehör- braucht, um seine Wirkung entfalten zu können. tes gewährleisten. Damit es überhaupt etwas gibt, das sichtslosigkeit – des Stärkeren. Eine kritische Doku- den? Man könnte die Eigentumsfrage relativ gelas- bleibt, in dieser sich so rasend schnell verändernden mentation über die städtebaulichen Schandtaten der sen behandeln, wenn alle Beteiligten sich der ge- 3. Dass es in Würde altern darf. Einem alten Gebäude Welt. Damit wir, wenn wir nach Jahren zurückkeh- Konzerne und Banken ist seit fünfzig Jahren überfäl- meinsamen Werte bewusst wären und verantwort- muss man sein Alter auch ansehen dürfen. Es darf ren, noch dieselbe Stadt vorfinden. Und schließlich lig. lich damit umgehen würden. Dann wäre es nur noch nicht durch eine vollständige Auswechselung seiner wegen ihrer Schönheit, ihres Alterswertes und ihrer Und weil die Städte auf diese Weise – durch das eine Frage der Kultur. Davon gibt es aber in Deutsch- Außenhaut in ein neues verwandelt werden. Risse historischen Bedeutung. Weil sie Authentizität be- Überhandnehmen trister »Bauherrenarchitektur« – land leider viel weniger als in Italien oder Frank- und Runzeln, Ausbleichungen und Patina sind kei- wahren in einer Welt voller Reklameschilder und täu- reich. Deshalb brauchen wir eine staatliche Denk- ne Schande, sondern Merkmale des Alters. An den schender Verkleidungen. Weil sie uns das menschli- »Bewacht ein altes Bauwerk mit ängstlicher malpflege. Spuren der Geschichte wird Zeit sichtbar. Der Ehr- che Maß jener Zeit wach halten, in der sie einmal er- Sorgfalt; bewahrt es so gut wie angängig und um Denkmalpflege ist der sachkundige, schonende, geiz, ein altes Gebäude in »neuem Glanz« erstrah- baut worden sind. Eben deshalb gibt es Denkmal- jedem Preis vor dem Zerfall. Zählt sein Stein wie aufmerksame und achtsame Umgang mit dem histo- len zu lassen, mit dem manch ein Bürgermeister schutz und Denkmalpflege. die Edelsteine einer Krone; stellt Wachen rischen Bauwerk, der seine weitere Lebensfähigkeit si- sein historisches Rathaus vergewaltigt, ist kein Zei- ringsherum auf, wie an den Toren einer belagerten chert. Denkmalpflege ist ein Teil der Umweltkultur, chen von Stolz und Reichtum, sondern eins von Kul- Eine öffentliche Debatte darüber, dass es wohl not- Stadt; bindet es mit Eisenklammern zusammen, wo turlosigkeit. Anstatt die Spuren der Geschichte – bis wendig sei, historische Gebäude vor Verfall, Aus- der städtischen und ländlichen Kulturlandschaft, die es sich löst; stützt es mit Balken, wo es sich neigt; ein Ergebnis der gesamten bisherigen Geschichte ist. hin zu den Einschusslöchern des letzten Krieges – schlachtung und Abräumung zu schützen, begann kümmert euch nicht um die Unansehnlichkeit rücksichtslos zuzugipsen, sollte man sie als Erinne- in Deutschland nach den napoleonischen Kriegen. solcher Stützen; besser eine Krücke als ein Es geht ihr um die Erhaltung und Pflege der gewach- senen und gebauten Kultur, um das räumliche Erbe rung und Mahnung erhalten. Ebenso wenig darf Besonders Karl Friedrich Schinkel, der bedeutendste verlorenes Glied. Tut alles dies zärtlich und man die innere körperliche Substanz eines Hauses Architekt seiner Zeit, setzte sich hartnäckig für den ehrfurchtsvoll und unermüdlich, und so manches aller früheren Generationen, also auch um Gärten, Geschlecht wird in seinem Schatten erstehen, leben Parkanlagen und Alleen, Wasserläufe und Uferzo- zerstören und durch einen neuen Baukörper erset- Schutz der »Alterthümer,« wie man die Baudenkma- zen, der dann in die historische Außenhaut hineinge- le damals nannte, ein. Er beschwerte sich darüber, und wieder vergehen.« nen, gewiss auch um historische Straßen und Brük- ken, Festungen und Industrieanlagen. Das ist eine stellt wird. Solche Missgeburten kann man z.B. am dass es Leute gäbe, die »nur durch einen eingebil- John Ruskin (1819-1900) Frankfurter »Römer« gegenüber vom Rathaus be- deten augenblicklichen Vorteil auf den Unter- Aufgabe für die gesamte Gesellschaft, nicht nur für die Behörden, die damit beauftragt sind. Um diese sichtigen: Betonbauten mit vorgehängten Fachwerk- gang so manches herrlichen Werkes hinarbeiten« fassaden. mit der Folge, dass das Land »von seinem schönsten immer gesichtsloser wurden, verstärkt sich nun der Aufgabe sinnvoll erfüllen zu können, müssen wenig- stens drei Grunderfordernisse gegeben sein: Das sind drei sehr allgemeine Erfordernisse, ei- Schmuck so unendlich viel verlor,« – »und wenn Wunsch zur Wiederaufrichtung längst verschwunde- gentlich Selbstverständlichkeiten, über die ein grund- jetzt nicht ganz allgemeine und durchgreifende ner oder im Krieg zerstörter Bauten. Der damalige 1. Dass das Baudenkmal überhaupt erhalten wird, mit Haut sätzliches Einverständnis herrschen sollte. In der Maßregeln angewendet werden, diesen Gang der Bundeskanzler Gerhard Schröder rechtfertigte den und Haar, mit Fleisch und Knochen, innen wie au- Bundesrepublik Deutschland wird aber sehr häufig Dinge zu hemmen, so werden wir in kurzer Zeit Plan zum Neuaufbau des 1950 abgeräumten Berli- ßen, mit seiner gesamten historischen Substanz. gegen sie verstoßen. Es kommt jetzt darauf an, das unheimlich, nackt und kahl wie eine neue Colo- ner Stadtschlosses mit den Worten »Das Volk braucht Und zwar »in situ«, d.h. an seinem ursprünglichen Recht auf die geschichtliche Wahrheit – und das nie in einem früher nicht bewohnten Lande daste- etwas für die Seele.« Standort. Ein abgerissenes Gebäude existiert nicht heißt nicht zuletzt: auf die Erhaltung der authenti- hen.« So Schinkel 1815 in seinem »Memorandum Damit wenigstens irgendwo wenigstens etwas von mehr. Auch wenn es im alten Stil und aus alten Tei- schen historischen Bauwerke – als ein allgemeines zur Denkmalpflege«, das gleichsam das Gründungs- der historischen Architektur ländlicher Regionen we- len hier oder dort wieder aufgebaut werden sollte, ist Bürgerrecht zu verteidigen. manifest der staatlichen Denkmalpflege in Preußen nigstens halbwegs echt erhalten bleibt, werden stel- es nicht mehr dasselbe. Entkernung, Ausschabung ist. lenweise die schönsten und ältesten Häuser in den oder »Totalsanierung« zerstören die authentische Konrad Kantstein ist Kulturhistoriker und ehren- An diese Worte fühlt man sich erinnert, wenn man Dörfern fachgerecht abgebrochen, abtransportiert Bausubstanz. Eine historische Hülle als Kleid eines amtlicher Hausretter und Denkmalschützer. heute in manche städtischen Agglomerationen und in Freilichtmuseen wieder aufgebaut. Diese Neubaus ist eine verlogene Maskerade. Es ist auf je- kommt, wo sich die Einkaufszentren, Parkplätze künstlichen Dörfer mit echten Tieren, kleinen Dorflä- den Fall besser, ein altes Gebäude zu sichern und Literaturhinweis und Gewerbegebiete in die Landschaft fressen. Neuer- den und gemütlichen Wirtshäusern erfreuen sich ei- langsam verfallen zu lassen, als es abzureißen. Mit dings schlägt der Trend des ökonomisch motivierten nes regen touristischen Zuspruchs. Da kann sich die Notdach und Stützen kann es, wenn auch gebrech- Georg Mörsch: Aufgeklärter Widerstand. Das Denk- Bodenverbrauchs in die Innenstädte zurück. Da wer- Seele von den Zumutungen der Gegenwarts-Architek- lich, so lange weiter leben, bis sich jemand findet, der mal als Frage und Aufgabe. Basel: Birkhäuser 1989. den historische Stadtquartiere oder Parkanlagen ver- tur erholen. Doch für die authentische historische es heilt und behutsam repariert. Auch eine Ruine Schinkel und Ruskin in: Norbert Huse: Denkmal- nichtet, um Einkaufszentren zu errichten, so ge- Substanz gibt es keinen Ersatz, weder durch Translo- (oder was von Gegnern der Erhaltung dazu erklärt pflege. Deutsche Texte aus drei Jahrhunderten. Mün- nannte »shopping malls«, in denen vom Super- zierung (= Versetzung an einen anderen Ort), noch wurde) kann unter Umständen wieder hergestellt chen: C. H. Beck 1996, S.70, 91. 2009 MAI SCHWERPUNKT CONTRASTE SEITE 7 KONSENS UND OPEN SPACE Solidarische Ökonomie Von der Vorbereitung zum Kongress Wie ich zur Vorbereitungsgruppe des Grundlegende Bedürfnisse: Essen, Trinken Solidarökonomie-Kongresses kam: Sehr interessiert Grundlegende Bedürfnisse: Gesundheit, Energie, folgte ich der Einladung der AG Solidarische Verkehr Wissen und Bildung Ökonomie Österreichs zu einer Veranstaltung und Die Phantasie an die Macht Kongressvorbereitung im Herbst 2007 in Wien, da Rat für Sofortmaßnahmen ich realisierte, dass meine Ideen der Filmdokumentation Selbstorganisation eben dieser Vernetzung von Das Echo der Teilnehmenden ist, soweit dem Organisa- Initiativen und Ideen nahe stehen. tionsteam bekannt, überwiegend positiv ausgefallen. Schade war, dass am Samstag Abend das »Kabarett«, das im Grunde eine Werbeveranstaltung für ein Buch Anna Vobruba, Wien Bei diesem Treffen am 19. Okto- war, mangels ebenso attraktiv scheinender Parallelver- ber gefiel mir die als zentral bewertete Orientierung anstaltungen (nur eine Lesung sonst) zum Haupt- der Solidarischen Ökonomie an den menschlichen Be- abendprogramm wurde. Da hätten wir vielleicht doch dürfnissen, und dass diese in den ganzen Prozess der steuernd etwas planen sollen. Vereinzelt dürfte es auch Entwicklung und des Austauschs der Ideen sowie der bedenklich erscheinende Beiträge am Kongress gege- Planung von größeren Treffen ben haben. So haben einzelne Personen den offenen miteinbezogen werden sollten. Kongress dazu benutzt, Ideen zu verbreiten, die nichts Also dass es gilt Wege zu finden, mit solidarischem Wirtschaften zu tun haben. Wir di- von unseren Bedürfnissen auszu- stanzieren uns ausdrücklich von jeder Angstmache gehen und diese und unsere Er- und jeder Verschwörungstheorie. fahrungen, Ziele, Wege dazu, Vi- Demokratiepolitisch ist es eine Herausforderung, sionen, Antriebe, Wünsche, Hoff- keine Beiträge und Vortragende auszuwählen, eben of- nungen und Verzweiflungen mit- fen einzuladen, und sich doch zu positionieren. Unab- einander zu artikulieren und aus- dingbar für Konzepte, Themen und Projekte im Be- Der Kongress tanzt Foto: Boris Vedernjak zutauschen. reich Solidarische Ökonomie ist die Diskutierbarkeit rung mit absolutem Wahrheitsanspruch nie angemes- und Gruppeninitiativen sind dabei eine unter vielen. Beim Vernetzungstreffen am folgenden Tag mit derselben. Alles muss hinterfragbar bleiben können. sen sein kann. Solidarische Ökonomie steht für die Be- Ein WIR ist nicht im Gegensatz zu den ANDEREN kon- dem Ziel einer Kongressvorbereitung, wo etwa 20 Per- Das gesamte Feld ist so komplex, dass die eine Erklä- reitschaft zu Austausch und Vernetzung. Alle Einzel- zipiert. sonen kamen, waren dann auch organisatorische Me- thoden Themen eines Arbeitskreises, an dem ich teil- nahm. Unser Konsens galt egalitären, partizipativen PERSÖNLICHES ZUM »ABENTEUER KONGRESS« und unhierarchischen Formen, also keinen Frontal- veranstaltungen, sondern Diskussionen im Kreis, »Open Space« und ähnlichen freien Prozessräumen. Wie ich von den Menschen überrascht wurde So beschlossen wir schon von Beginn an das von uns als grundlegend für die Solidarische Ökonomie Aufge- je näher der 20. Februar rückte, schleppenderweise zwischen Tüwi und BOKU im fasste möglichst auch in Vorbereitung und Ablauf des Frisch aus Brasilien – dem »Land der Solidarökonomie« – zurückgekehrt, war ich nicht umso mehr kam in mir die Frage Schneetreiben hin und her undda mutierten Kongress- Kongresses zu leben: egalitär und unhierarchisch, viel- auf: Wie soll das alles funktionie- teilnehmerInnen ganz spontan zu Schlüsselbeauftrag- fältig und pluralistisch, partizipativ und selbstorgani- wenig erstaunt, Bewegung zu diesem Thema auch zu ren? ten oder EDV-CheckerInnen. Bei allen war das Bemü- siert, kommunikativ und in Begegnung, und ganzheit- Hause vorzufinden. Den Kongress 2006 in Berlin Bei all der mir sonst geläufi- henzu erkennen, gemeinsam etwas Großes auf die Bei- lich: Platz für Gedanken, Gefühle, Spiritualität, Kör- hatte ich nur über das Internet mitbekommen, umso ne stellen zu wollen. per, für Theorie und Praxis. interessanter also die Möglichkeit in Wien mitzutun. gen streng durchorganisierten Schon beim nächsten Vorbereitungstreffen am Planung, unterschätzte ich ei- Natürlich ging auch einiges schief. Manches wurde 10.11.2007 legten wir den Entscheidungsmodus fest: nen klitzekleinen, nicht unbe- schlecht kommuniziert, anderes zu wenig beachtet, Entscheidungen werden im Konsens beschlossen. Ent- Simone Grosser, Wien Die gemeinsamen Vorberei- deutenden Aspekt: das Engage- vieles schlichtweg vergessen. Internetverbindungen scheidungen können beim nächsten Treffen bei beson- tungstreffen zum Kongress waren wahrlich nicht im- ment der Menschen. So wie auch im Vorhinein zahlrei- fehlten, Veranstaltungen mussten abgesagt werden, derem Bedarf neu diskutiert und im Konsens wieder mer einfach: mühsame Diskussionen folgten beinhar- che Personen ehrenamtlich Zeit und Energie in das Glühbirnen gaben ihren Geist auf und die Verpfle- aufgehoben werden. Niemand spricht für die Gruppe. ten Meinungsverschiedenheiten. Für mich persönlich Projekt »Solidarökonomie Kongress« investierten, ge- gung ließ auf sich warten. Solche Nebensächlichkei- Wir sind offen für alle, die mitorganisieren wollen – waren manche Stunden mitunter anstrengende und nauso erweiterte sich dieser Einsatz spontan, als es dar- ten konnten die Gesamtstimmung an diesem Wochen- ausgeschlossen ist Rassismus und Sexismus. Weiter nervenaufreibende Erfahrungen. Sollten jedoch soli- auf ankam. ende allerdings kaum trüben. Wer gekommen war, trafen wir uns ca. alle drei Wochen etwa fünf Stunden darökonomische Prinzipien auch im Vorbereitungs- der wollte sich nichts am Tablett servieren lassen; der lang immer in verschiedenen Räumen (von Projek- prozess verwirklicht werden, so galt es allen Stimmen Unzählige helfende Hände waren vor Ort bereit, wollte selbst aktiv werden und mithelfen einen Rah- ten, alternativen Organisationen etc). die gleiche Bedeutung zuzumessen, einen offenen sich hinter den Infotisch zu stellen, Materialien zu or- men zu schaffen, in dem Neues entstehen kann: Der Am 16.2.2008 legten wir für die Struktur des Kon- und partizipativen Diskussionsraum zu schaffen und ganisieren oder Essen von A nach B zu tragen. Da stan- Versuch theoretische und praktische solidarökonomi- gresses fixe Bestandteile fest: Beschlüsse auf egalitäre Weise festzusetzen. Hier hieß den Flipcharts wie von Geisterhand gebracht ganz sche Ansätze verschiedenster Art zu vernetzen, gemein- gleichberechtigte parallele Räume, wo Leute was es geduldig sein, zuhören und gegensätzliche Einstel- plötzlich vor dem Seminarraum noch ehe nach ihnen sam Utopien einer anderen Welt zu reflektieren und anbieten können (möglichst »partizipative Forma- lungen tolerieren. Chaotisch ging es bisweilen zu und gesucht wurde, da marschierten viele Füße tische- ihre Umsetzungsmöglichkeiten zu diskutieren. te«), keine »Stars« mit »Hauptvorträgen«); keine Bezahlung von Vortragenden, Workshopleite- UND ES GIBT SIE DOCH NOCH rInnen etc.; möglichst alle, die kommen wollen, sollen auch kommen können – deshalb Planung eines Solidari- tätsfonds für Reisekosten (unabhängig von Vortragen- Die WeltverbesserInnen den, nur abhängig von finanzieller Notwendigkeit); Plenarveranstaltungen nur für Organisatorisches Den Anfang hat das Ganze genommen, als sich AktivistInnen gehörten. Mensch und für Austausch und Vernetzung zwischen verschie- wusste worum es ging, was auf denen Gruppen und Einzelpersonen, egalitär struktu- einige Menschen im Dezember 2006 am Kongress »Wie wir wirtschaften wollen?« in Berlin dem Spiel steht, wie anspruchs- riert. voll das Ganze ist, mit welchen Ab 1.3.2008 gab es dann unsere Website www.solida- kennenlernten. Die OrganisatorInnen des Kongresses Kräften und Stolpersteinen man rische-oekonomie.at in Wien stammten aus den verschiedensten sozialen konfrontiert ist. Zudem ist wohl Der dort veröffentlichte Aufruftext war dann der ein- Bewegungen, was sich auch in dem breitgefächerten auch das Organisationskomitee zige Text, auf den wir uns über einige Plena und etwa Programm mit über 120 Programmpunkten in seiner heterogenen Zusam- sechs Monate Zeitraum einigten. Die Dauer kam auch niedergeschlagen hat. Gekommen sind mensetzung für das gute Gelin- daher, dass wir zwar meist etwa eine Gruppe von 15 ca. 1.000 TeilnehmerInnen. Die Altersspanne gen verantwortlich. Sie haben bewusst auf Leader(-or- Personen waren, wovon aber die meisten nicht konti- ganisationen) verzichtet. nuierlich kamen. Trotzdem zog sich eine anhaltende bewegte sich zwischen 20-70 Jahren, während der Energie durch und der Kongress gelang! Inklusive Es- Durchschnitt ca. 30 Jahre alt war. Besonders beeindruckt hat mich, dass verschieden- sen für alle TeilnehmerInnen, von denen mehr als ste Entwürfe nebeneinander Platz hatten und einan- der trotz zum Teil großerUnterschiedlichkeiten mit In- doppelt so viele erschienen als erwartet! Christian Diebold, Zürich Die Themen und Projekte Der offene Aufruf, dass alle Interessierten einen Bei- teresse und Respekt begegnet worden ist. Es forderte reichten von pragmatisch-»opportunistischen« Ange- von den TeilnehmerInnen sehr viel Präsenz und Tole- trag zu dem Kongress anmelden können, hat zu einer boten bis hin zu ideologisch-indoktrinären Ideen, von beeindruckenden Vielfalt und Anzahl (über 120 Beiträ- ranz, in den Workshops und Vorträgen immer wieder »ethischem Banking« über seit Jahrzehnten existie- den Spagat zu schaffen zwischen bereden, zerreden, ge) geführt. Das überwältigende Workshop-Angebot rende Kommunen in denen mehrere Dutzend Men- hat uns zu einer Gruppierung unter den folgenden Standpunkte verteidigen, Gemeinsamkeiten heraus- schen im Konsensprinzip und mit gemeinsamer Kasse schälen und eine weitere Perspektive zu entwickeln. Überschriften bewogen: leben, hin zur Frage wie Wirtschaft demokratisiert wer- Einführung, Überblick und Vernetzung Es waren drei überaus anregende Tage, nun stellt den kann, über Kämpfe und Organisationsformen Ar- Zahlen/Tauschen/Schenken beitsloser in Südamerika bis hin zum Workshop in sich aber weiterhin die Frage, wie trägt man die Visio- Kein Oben & Kein Unten nen raus in die Welt, und vor allem, wie hält man die dem unter anderem die Frage behandelt wurde, ob Gemeinsam, Miteinander und Allein Macht generell als schlecht anzusehen ist. Lust und Kraft aufrecht, immer weiter zu kämpfen?! Kritik der Krise All diesen engagierten Menschen spreche ich meinen Fernreisen ins Naheliegende Dass der Kongress trotz der Breite der Themen funk- größten Respekt und ein herzliches Dankeschön aus! Das Plenum tagt Foto: Kongress Solidarische Ökonomie Ohne Geschlecht und Alter tioniert hat, hat wohl damit zu tun, dass die allermei- Sich zu beteiligen lohnt auf jeden Fall, sei es als Orga- seine Standpunkte besser kennen zu lernen und sich Räume zum Träumen sten TeilnehmerInnen zu den totgesagten ernsthaften nisatorIn oder als TeilnehmerIn. Schon um sich und klarer zu werden, wo es lang geht. 8 SEITE CONTRASTE SCHWERPUNKT MAI 2009 KAPAZITÄTEN UND GRENZEN Solidarische Ökonomie Regionale Gutscheinsysteme Regionale, sekundäre, alternative oder hauptsächlich an den sozialen Merkmalen, nur sehr Das System LETS (local exchange trading system) Die Umlaufsicherung ist die zeitlich anfallende Ab- komplementäre Währungssysteme zeigen mit ihrer nachgeordnet an deren wirtschaftlich-organisato- ursprünglich auf Vancouver Island, später in den USA, wertung der Gutscheine, die sicher stellt, dass die Gut- Geschichte zwischen Rebellion und Anpassung, dass risch notwendigen Handlungen. Das zeigt sich an Per- Australien, England, Wales, Deutschland ist den Regio- scheine in Zirkulation, d.h. im »schwebenden« Be- sonen, die sich entschlossen haben, die ihnen zuste- nalwährungen sehr ähnlich. Es verfügt über ein zeit- reich aller Mitglieder bleiben. Der Begriff Umlaufsiche- neben dem exklusiven Banken- und hende juristische Nische zu nützen. Letztere ergibt währungsbasiertes Kontenverrechnungssystem, bei rung bezieht sich dabei auf den intendierten Effekt der Geldemissionsmonopol in juristisch lose definiertem sich daraus, dass staatliche Institutionen nicht mitein- welchem die Guthaben nicht in herkömmlicher Wäh- in Zirkulation gehaltenen Gutscheine in der Region Rahmen eine kleine Nische existiert, die man – wie ander übereinstimmen bezüglich der zu bewertenden rung auszahlbar sind. Dabei wird der bargeldlose als Ganzes zum Unterschied der möglichen (Optimie- die Entwicklungen der letzten Jahrzehnte zeigen – Tatsache, um welche Art der Transaktionen es sich bei Tausch von Dienstleistungen und Produkten admini- rungs- oder Maximierungs-) Ziele einzelner Mitglie- mittels vereinsintern gültigen Gutscheinen nutzen und diesen tauschartigen Prozessen handelt, die vor bzw. striert und mittels monetärnahem Verrechnungssy- der. Die Kopplung der Gutscheinsysteme mit Tausch- gestalten kann. So gesehen ist der Begriff Währung nach den mit Gutscheinen getätigten Geschäften lie- stems organisiert. kreisen könnte auch dazu beitragen, soziale Unter- nicht ganz angemessen, weil die Teilnehmerzahl weit gen. So lange diese aber in einem überschaubaren Ein weiteres zentrales Merkmal der Gutscheinsyste- schiede zu minimieren und wäre mittels ein und des- Rahmen bleiben, sind sie politisch keine wirklich me ist die enge Kopplung von Unternehmer- und selben Administrationssystems zu gewährleisten. unter der Zahl der Nutzer der herkömmlichen ernst zu nehmende Größe. VerbraucherInnen-Interessen in einer starken Bin- Beim Kongress Solidarische Ökonomie wurden Währungen liegt. Dieser initiative Personenkreis nutzt nicht nur ge- dung an »außertourliche« Initiative, die dem regio- im Workshop »Regionalwährungen – eine sozialwirt- schaftliche/wissenschaftliche Analyse« zum Schluss Andreas Kislinger, Wien Wikipedia 2005 (zitiert nach auch die durchwegs widersprüchlichen Anwendungen Schäfer 2007, S 57) definiert Regionalgeld als ein und Kopplungsmöglichkeiten diskutiert: »zwischen Verbrauchern, Anbietern, Vereinen und a) regionaler Gutscheinsysteme mit dem traditio- Kommunen demokratisch vereinbartes Medium, nell größendimensionierten Kreditwesen (die Gut- das innerhalb einer Region als Zahlungsmittel ver- scheinsysteme und die bankemittierten Währungen wendet wird und auf Grundlage eines global ent- schließen einander anhand des Merkmals »verrechne- wickelten Wertestandards mit andern sozialen In- meinsam die Möglichkeit zur analogen, den Banken nal-sozialen Autismus eines global agierenden Fi- te Zinsen« aus, erstere verrechnen eine Umlaufsiche- stitutionen auf horizontaler und vertikaler Ebene vorbehaltenen Geldemission in Form einer Gutschein- nanzkapitalismus mit regelgebundener, regionaler rungsgebühr, die auch als »negative Zinsen« bezeich- (andere Regionalwährungen und andere wert- emission. Vielmehr nutzen sie in kleiner Größenord- Kommunikation und monetärer Aktion etwas entge- net werden können) und schöpfende Systeme in der Region) so assoziiert nung auch die Möglichkeit, die ausgegebene Geld- gen zu halten hat. b) die Gutscheinsysteme im Zusammenhang mit wird, dass sich der Lebensstandard in der Region menge auf Basis überschaubarer Abläufe demo- Das, was die regionalen Gutscheinsysteme genauso dem Grundeinkommen. Grundeinkommen impli- auf Dauer positiv entwickeln soll. Die Beobachtung kratisch festzulegen. Das ist wahrscheinlich das ent- wenig wie die traditionellen bankgebundenen Zah- ziert für sich noch nicht die Wahl der Zahlungsmittel- monetärer Strukturdefizite und zyklischer Krisen scheidende Merkmal, das sie vom herkömmlichen lungssysteme vermögen, ist, die sozialen Unterschie- systeme. Das ist ein methodischer Aspekt, der dem Dis- hat wiederholt Menschen bewegt, diese Währungen Geldsystem unterscheidet. Damit schaffen sie auf der de, die das Geldsystem hervorruft, auszugleichen und kurs über das Grundeinkommen abgeht und der aber zu schaffen.« einen Seite durch deren schnelleren Geldumlauf (als diesen entgegen zu wirken – bis auf die Ausnahme der bei der derzeitigen Ausgestaltung des Geldwesens eben- Gemäß Kennedy und Litaer (2004) ist Japan eines bei den Nationalwährungen) Inflation, diesem Mecha- Unterschiede zwischen (zahlungsfähigen) Verbrau- falls theoretisch auszugestalten wäre. der wenigen Länder, die erkannt haben, dass Regional- nismus wird aber andrerseits durch die enger an den cherInnen und UnternehmerInnen. Welche Form von Geld ist die angemessene und er- währungen bzw. regionale Gutscheinsysteme ein her- Bedarf angepasste Emissionsmenge an Geld gegenge- Die regionalen Gutscheinsysteme finanzieren über wünschte (weil es was bewirkt oder bewirken soll) und vorragendes Instrument beim bewältigen wirtschaftli- steuert. die Umlaufsicherung gemeinnützige Arbeitsplätze wie unterscheiden sich Tausch-, Schenk- und Geldsy- cher, sich in Regionen manifestierender Krisen sind. Was die Regionalwährungen im bisherigen Lauf und können zudem steuern, von welchen Bezugsgrup- steme voneinander? Diese theoretischen Fragen wur- Dieses politisch zu fördernde Mittel der wirtschaftli- der Geschichte nicht zur Verfügung stellen konnten, pen sie welche Beiträge erheben. Dieses Steuerelement den bei diesem Workshop nur kurz angerissen, weil chen Selbsthilfe ist an ein proaktiv-soziales Segment sind Kredite (mit größeren Kreditsummen). Kredite funktioniert jedoch nur in Grenzen und kann das Sy- das organisationspragmatische Phänomen von den se- der Bevölkerung gebunden. vergeben überhaupt nur das System BICS in Spanien stem der regionalen Gutscheine in seiner Existenz ge- kundären, alternativen Zahlungssystemen im Zusam- menhang mit dem jeweils gegebenen Geldsystem im Das zentrale Element des auf bestimmte Regionen (bis 300 Euro) und die an den WIR Tauschkreis gekop- fährden, wenn und weil sich einzelne Mitglieder oder beschränkt gültigen Gutscheinsystems zeigt sich pelte WIR Bank (1-2%, hauptsächlichfür Bauvorhaben). Mitgliedergruppen benachteiligt fühlen. Vordergrund stand.

FEHLERHAFTE ANALYSE, FALSCHE STRATEGIE

tal wird entwertet, die Perspektiven sehr vieler Lohn- und damit Kapitalabhängigen werden zerstört. Sackgasse Regionalwährung Regionalwährungen ändern an all diesen struktu- rellen Problemen nichts. Es ist auch nicht zu erken- nen, welcher entscheidende Unterschied – um ein Bei- In den Debatten um eine Alternative zum Den Markt hielt er für eine gute Einrichtung. Er mein- über kurz oder lang vom Markt zu verschwinden. spiel zu nehmen – zwischen dem früheren österreichi- Kapitalismus tauchen ein ums andere Mal zwei te allerdings, dass sichdort nicht die »Fittesten« durch- Die Geldwirtschaft bedingt allerdings auch einen schen Schilling und dem heutigen »Chiemgauer« be- Konzepte auf: der Tauschkreis und die setzen, da der Zins den Geldbesitzern eine Macht ver- Wachstumsdrang: den abstrakten Selbstzweck, aus stehen sollte. Dass kein Zins existiert, kann ja wohl leiht, die nicht auf eigener Anstrengung beruhe. Erst Geld mehr Geld machen zu müssen. In einer Wirt- kein Kriterium sein. Japan hatte jahrelang Nullzin- Regionalwährung. Beide Konzepte sind miteinander wenn der Zins beseitigt ist, würden nur mehr die »Fit- schaftsweise, inderdie Produktionsmittel undRohstof- sen, und auch die USA sind auf dem besten Weg dort- eng verbunden. Und beide wurzeln theoretisch in der ten« überleben. Auch Krisen gehörten dann der Ver- fe inklusive der Arbeit gekauft werden müssen, und in hin. Freiwirtschaftslehre von Silvio Gesell, der Anfang gangenheit an. der alle Waren verkauft werden müssen – wo also Geld Was dagegen ansteht, ist, die Geldwirtschaft durch des 20. Jahrhunderts eine »natürliche All dies ist falsch. Wir wollen die Konkurrenz ja den Anfangs- und den Endpunkt der Produktion dar- eine direkte Kommunikation der Produzierenden zu Wirtschaftsordnung« begründen wollte. nicht verstärken, sondern müssen sie überwinden. Es stellt – ist das nicht anders möglich. Mit 100 Euro Wa- ersetzen. Das ist in der Tat schwierig. Aber eine andere kann auch nicht darum gehen, die Marktwirtschaft ren im Wert von 100 Euro zu produzieren macht kei- Möglichkeit, aus dem Kapitalismus auszusteigen, gibt nen Sinn. Den macht geldwirtschaftliche Produktion es nicht. vom »Kapitalismus« zu »befreien«. Der Markt ist nur Andreas Exner, Klagenfurt Gesell meinte, im Zins die eine Sphäre des Kapitals – der Bewegung von Geld-Wa- erst, wenn aus 100 Euro zumindest Anzeige Wurzel aller Übel erkannt zu haben. Der Zins sei lei- re-Mehrgeld. Das Mehrgeld, das der Vernutzung von le- 101 Euro werden. stungsloses Einkommen. Als solches sei er zu bekämp- bendiger Arbeit entspringt, spaltet sich dort in Unter- Diesem Ziel hecheln deshalb fen. Gesell führte auch die Krisen auf den Zins zurück. nehmergewinn und Zins. Den Zins zu kritisieren und alle Unternehmen hinterher. So Als Lösung propagierte er Freigeld und Freiland. Wäh- den Unternehmergewinn zu verteidigen ist deshalb un- verselbstständigt sich die Produk- rend die Freilandidee heute keine Rolle mehr spielt, er- logisch. Auch eine Perspektive ergibt sich daraus nicht. tion gegenüber den konkreten Be- freut sich das »Freigeld« nach wie vor großer Beliebt- dürfnissen, die sie eigentlich befrie- heit. Kapitalismus ist ein System, in dem alles gekauft digen sollte. Aus 100 Euro können und verkauft werden muss. Der Kapitalismus ist des- 101 Euro werden, daraus 1.000, Das sollte Anlass zur Sorge sein. Denn Gesells Analy- halb Geldwirtschaft. Er macht alles zur Ware und an- 10.000 und so immer fort. Für das se ist falsch und seine Ziele können nicht die unseren stelle direkter Herrschaft oder gemeinschaftlicher Ent- Wachstum der Geldwirtschaft ist sein. Seine Kritik am »leistungslosen Einkommen« scheidungen tritt der anonyme Markt. In einem sol- kein Ende denkbar, weil sich in ihr sparte den Unternehmergewinn wohlweislich aus. chen System wird selbst die Lebenszeit zur Ware, Lohn- immer nur Geld auf Geld bezieht. Anzeige arbeit zur beherrschenden Form Konkrete Bedürfnisbefriedigung, von Tätigkeit und die Abhängig- die an sich selbst eine Grenze fin- keit von der Kapitalverwertung da- det, weil niemand endlos durstig mit umfassend. ist, unaufhörlich isst, ständig Sex Der Geldwirtschaft ist die Kon- hat, oder gleichzeitig in zwei Häu- kurrenz eingebaut. Am Markt wird sern wohnt, spielt dann keine Rol- ja nicht bewusst und gemeinschaft- le mehr. lich darüber entschieden, was für Wachstumsdrang und Wachs- wen von wem und auf welche Art tumszwang bedingen Krisen. Weil produziert und verteilt wird. Ganz alle Unternehmen auf Teufel- im Gegenteil trennt das Geld die komm-raus und ohne sich abzu- Einzelnen in vereinzelte Einzelne, sprechen produzieren, wird Kapi- die nur mehr über ihre Waren und tal immer wieder an der zahlungs- das Geld »kommunizieren«. Die fähigen Nachfrage vorbei inve- Konkurrenz führt dazu, dass Men- stiert. Und es kommt regelmäßig schen gegeneinander arbeiten dazu, dass Kapital keine ausrei- müssen. Und sie führt zu einem chenden profitablen Investitions- Wachstumszwang. Denn ein Unter- möglichkeiten mehr findet und nehmen, das weniger Gewinn ein- die Produktion in Folge einbricht. fährt als der Konkurrent, droht Das im Übermaß angehäufte Kapi- 2009 MAI SCHWERPUNKT CONTRASTE SEITE 9 PAY AS YOU WISH Solidarische Ökonomie Der Wiener Deewan : q.e.d. wan eine Art Imbissstand zu organisieren. Meine Rolle bestand daraufhin im Telefonhopping zwischen Wirt- Am 30. April 2005, dem Tag der Arbeitslosen, SOLIDARISCH UND GUT schaftskammer, Asyl-NGOs und Gastromaklern – Re- eröffnete sich der Wiener Deewan, ein Curry-Lokal sultat: Firmengründung mit österreichischem Part- in Uni-Nähe mit pakistanischem Buffet und dem Der Kongress isst ner ist der de facto einzige gemeinsame Treffer für die Grundsatz all you can eat / pay as you wish. Stichworte »Asylwerber« und »Arbeit, legal«. Ich wur- de also Unternehmensgründerin wider Willen und er- Die Gäste bedienen sich am mehrmals täglich Von Arno Uhl, Wien Es ist klar, dass für große Kon- schließlich nicht ein Zugang ausgewählt, sondern warb mit geborgtem Geld einer Freundin und meinen wechselnden Buffet mit vegetarisch-veganem gresse eine Grundversorgung mit Lebensmitteln or- die Projekte haben sich die Versorgung für den Kon- Ersparnissen ein dunkles altes Wirtshaus im 9. Bezirk, Schwerpunkt und bezahlen danach an der Kassa je ganisiert werden muss; speziell im abgelegenen 19. gress aufgeteilt. den zukünftigen »Wiener Deewan«. nach Menge, Zufriedenheit, Liquidität einen Preis, Bezirk, wo es am Wochenende kaum Möglichkei- Weiter war es wichtig, dass die Bezahlung für das ten zum Essen gibt. Die Frage war, wie das organi- Essen nicht individuell getragen werden musste, Anzeige der ihnen richtig erscheint: »kostet ... was ihr wollt!« siert werden kann. Teure und rein kommerzielle sondern dass es als Grundversorgung allen gratis Getränke haben moderate Fixpreise, Wasser wird AnbieterInnen zu beauftragen, war für unsere Kon- zugänglich war und über die freiwilligen Kongress- automatisch und kostenlos serviert. gressvorbereitungsgruppe nicht in Betracht gekom- beiträge finanziert wurde. Allerdings wurde die Be- men. Glücklicherweise gibt es in Wien verschiede- reitstellung von Getränken vergessen. So gab es ne- ne Gastronomie-Projekte, die ganz unterschiedli- ben dem selbstverwalteten Cafe TÜWI an den Kon- Natalie Deewan, Wien Was anfangs als Experiment che solidarökonomische Herangehensweisen und gress- für einen Monat gedacht war, kann aufgrund der über- Schwerpunkte haben. Für den Kongress wurde orten nur Getränkeautomaten. wiegenden Fairness der von Konzept wie Qualität über- zeugten Gäste seit nun fast vier Jahren beibehalten wer- den. Der Wiener Deewan bewegt sich als Idealversuch Die Entscheidung für pay as you wish, wenige unter Realbedingungen im grünen Bereich und kann Tage vor der Eröffnung, hatte mehrere Motive. Afzaal mittlerweile ca. zwei Monate im Jahr Ferien machen. Deewan schwebte eine Eröffnungsaktion à la »free In der übrigen Zeit arbeiten zwei Betreiber und der- food« vor, da wir aber ohnehin schon die finanzielle zeit 14 fest angestellte MitarbeiterInnen (teils ehemali- Talsohle unterschritten hatten, optierten wir für »pay ge Gäste bzw. deren FreundInnen) Vollzeit, Teilzeit as you wish«. Darüber hinaus meinten wir, die Leute oder geringfügig im Lokal gemäß ihren eigenen Wün- wüssten selber sicher am besten, wieviel ihnen ihr Es- schen. sen wert ist. Niederschwellig sollte es auf jeden Fall In rauen Mengen verkocht werden Produkte vom sein, so dass keine/r abgeschreckt wäre, das Lokalüber- Bauern bis zum indischen Großhändler, allerdings haupt zu betreten. Während ich weiters Konzepte wie meist nicht aus biologischer Herstellung. Das Brot lie- das unbedingte Grundeinkommen und dessen sim- fert eine iranische Bäckerei, das Fleisch ist halal, wo- plen und radikalen Ansatz im Kopf hatte, waren es bei durch auch Gäste, für die geschächtetes Fleisch ein Kri- Afzaal Deewan seine Geschäftserfahrungen in Paki- terium ist, den Wiener Deewan besuchen. Durch die of- stan, die ihn an die Überlebensfähigkeit einer solchen fene Preispolitik ist der Ort potentiell andockbar für »doppelt offenen Struktur« glauben ließen. ein breites Spektrum von Personen. In drei sehr unter- Wir haben beschlossen, keinen Mindestpreis festzu- schiedlichen Räumen inkl. »Liegewiese« sitzt dem- legen, erlauben unsaber, wennwir uns ausgenutzt vor- nach der Rosenverkäufer neben dem Finanzdienstlei- kommen, die Leute darauf anzusprechen (»feed the ster, Curryfans treffen auf die Stammgäste aus der needy, but don’t get fed up!«), was allerdings ver- Nachbarschaft, Kinder turnen um StudentInnen und gleichsweise selten vorkommt. Tatsächlich scheinen deren Eltern herum, insgesamt also ein buntes Bild sich also unsere Gäste »ihren Deewan« erhalten zu mit zumindest zu Uni-Zeiten starkem studentischen wollen und füttern das kommunizierende Gefäßesy- Einschlag. stem des Wiener Deewan dementsprechend. Q.e.d. Am Beginn dieses Projekts stand: keine Alternative. DER WIENER DEEWAN Im Sommer 2004 ging es darum, dem gerade unfrei- pakistani food – essen für alle willig in Österreich zwischengestoppten pakistani- Liechtensteinstraße 10, 1090 Wien, schen Asylwerber, Koch und Cricketspieler Afzaal Dee- Der Wiener Deewan Foto: Natalie Deewan 01/9251185, www.deewan.at

TÜWI, DUMPSTER UND VEGAN

TÜWI Volxküchen zu verwenden. ne Eier legen können. Sie werden am ersten Tag ih- zung des Regenwalds verantwortlich sind und die Le- Und trotzdem: Kritische Selbstreflexion darf gera- res Lebens vergast oder zermust, weil es nicht profita- bensgrundlage von Vielen zerstören, dienen als Fut- Der Türkenwirt ist seit 1986 ein selbstverwaltetes Kul- de beim Umgang mit dem immensen »Abfall« der bel ist, sie weiterleben zu lassen. Über 18% des anthro- termittel für Tiere. turbeisl in der Nähe der BOKU. Alle Entscheidungen kapitalistischen Leistungsgesellschaft nicht fehlen. pogenen, also vom Menschen verursachten, Treib- Aufgrund dieser und vieler anderer Überschnei- werden vom offenen Verein basis- hauseffektes ist auf Viehzucht zurückzuführen. Vom dungspunkte unterstützt die VGÖ Buffets und Cate- demokratisch und nach selbst er- Klimawandel sind diejenigen am meisten betroffen, rings von alternativen Veranstaltungen. arbeiteten Prinzipien getroffen. die es sich nicht leisten können, sich zu schützen. www.govegan.at Die Produkte sind fast ausschließ- Auch über 80% der Sojaimporte, die für die Abhol- lich aus biologischem Anbau. Was nicht direkt aus dem lokalen SUBVENTIONSSTRATEGIEN UND VEREINSGRÜNDUNG Umfeld kommt, stammt aus fai- rem Handel. Es herrscht kein Kon- sumzwang und die Preise werden me Österreichische Beamtenversicherung) um Geld Kongresskosten ansuchen. Auch wurde uns klar, dass wir für die Sub- so niedrig wie möglich gehalten. ventionsansuchen einen Rechtsträger benötigen. Mit Darüber hinaus versteht sich das Schon im Frühsommer 2008 wurde uns bei der einer gewissen Skepsis wurde im Vorbereitungsple- TÜWI als gesellschaftspolitisches num die Gründung eines Vereines für Solidarische Projekt, was sich in seinem Pro- inhaltlichen und organisatorischen Vorbereitung klar, Ökonomie (VSÖK) beschlossen. Bei der Kongressvor- gramm widerspiegelt. dass wir für diesen Solidarökonomischen Kongress bereitung sollte der VSÖK ausschließlich die Funktion im Februar 2009 in Wien einiges Geld brauchen des Subventionsabwicklers haben und keinerlei reprä- http://tuewi.action.at würden. Und zwar bald schon für die Ankündigungen sentative Aufgaben. Dies wurde auch eingehalten. und ein erstes Plakat. Erste Kostenrechnungen Kopien der Vereinssatzung mussten bei jeder Sub- Essenszeit beim Kongress Solidarische Ökonomie Foto: Natalie Deewan entstanden. Vor allem ging es um Geld für die ventionseinreichung ebenso wie ein Kostenplan mit Dumpster- und Kochkollektiv Wir wollen uns nicht zufrieden in diese bequeme öko- Werbung, für Kongressmaterialien, für Ausgaben und erwarteten Einnahmen beigelegt wer- nomische Nische zurückziehen, sondern aktiv und Rückerstattungen von Reisespesen den. Zu betonen ist hier auch noch, dass fast jede sub- »Wir sind kein Konsumprodukt« radikal auf herrschende Ungerechtigkeiten aufmerk- ventionsvergebende Stelle Formulare hat, die im Inter- (Honorarzahlungen wurden von vornherein net downzuloaden sind. Ende Juni/Anfang Juli ver- Du&Ko ist ein Projekt, das sich durch einen kreati- sam machen und versuchen, gemeinsam alternative ausgeschlossen!) und um die Bezahlung einer oder ven und aktionistischen Zugang mit den Themen Formen des Wirtschaftens und Zusammenlebens zu schickten wir breit unsere Ansuchen. Es ist wichtig, Nahrung, Lebensmittelverschwendung und den da- finden und auch zu leben. mehrerer Person(en) für die Kongressvorbereitung in dies rechtzeitig zu tun, da viele Institutionen lange Be- mit verbundenen Herrschaftsmechanismen ausein- Essen für alle – und zwar gratis. den letzten, entscheidenden Monaten. Ein Betrag von arbeitungszeiträume haben. Es kamen immer wieder andersetzt. Mittels direkter Aktion wollen wir sowohl www.ideedirekteaktion.at, Volxküche (klarerweise ve- etwa 18.000 Euro stand, zu unserer nicht geringen Rückfragen und bürokratische Auflagen. Auch waren Widerstand leisten sowie auch unser Handeln und gan), jeden Dienstag, i:da, Zwölfergasse 9, 1150 Wien Beklemmung, im Raum. immer wieder Interventionen und Befürwortungen den Umgang miteinander möglichst solidarisch und gemeinsam Kochen ab 16 Uhr – Essen ab 20 Uhr notwendig. kritisch gestalten. Letztlich waren wir durchaus erfolgreich im Aufstel- Vegane Gesellschaft Österreich Dieter Schrage, Wien Eine Gruppe subventionserfah- len öffentlicher Gelder. Finanzmittel erhielten wir von Wir versuchen dabei kapitalistische Strukturen rene AktivistInnen machte eine Aufstellung von mögli- insgesamt elf Einrichtungen. Hier können wir sehen, möglichst wenig aktiv zu unterstützen. Dabei retten Warum ein Verein, der sich mit veganer Lebensweise chen Subventionsgebern. Im Vorbereitungsplenum dass auch alternative, systemkritische Projekte in viel- wir Lebensmittel und andere noch verwendbare Din- (rein pflanzliche Ernährung und pflanzlicher Kon- wurde im Juni beschlossen, dass wir (zunächst) nur fältiger Weise Subventionen erwirken können. Wich- ge aus den Müllcontainern von Supermärkten und sum) auseinandersetzt? Haben wir nicht wichtigere bei Einrichtungen der öffentlichen Hand (Stadt Wien, tig ist nur eine rechtzeitige und sehr gezielte Einrei- Geschäften, um diese dann sowohl untereinander Probleme? Was hat das mit Solidarität zu tun? Bund) und bei Parteien und Verbänden wie Arbeiter- chung. Und wichtig ist auch, Kenntnisse und einen aufzuteilen, allgemein zur Verfügung zu stellen so- Jedes Jahr sterben 4.800.000 kleine männliche Le- kammer, Grüne Bildungswerkstatt, Renner-Institut, Überblick über die Subventionseinrichtungen zu ha- wie auch für unsere regelmäßig stattfindenden gekücken, nur weil sie männlich sind und daher kei- nicht aber bei Banken und Versicherungen (Ausnah- ben. 10 SEITE CONTRASTE SCHWERPUNKT MAI 2009 Lateinamerikanische Erfahrungen Solidarische Ökonomie

Fernreisen ins Naheliegende Erhebung in nur knapp der Hälfte der Gemeinden mehr als 21.000 Initiativen und 1,7 Millionen Beteilig- te zählte. Eine sehr ähnliche Kartierung wurde mittler- Der Kongress »Solidarische Ökonomie« in Wien hat Einfrieren der Sparguthaben die weile auch in Nordhessen durchgeführt und ist in deutlich gezeigt, dass es in Europa nicht an Menschen nicht mehr wussten, wo- Österreich bereits in Planung. Damit sollen auf länge- Alternativen zum Kapitalismus mangelt. In den mit sie Lebensmittel kaufen soll- re Sicht alternative Wertschöpfungsketten aufgebaut ten, wurde aus der Not eine Paral- werden, in denen neben dem ökonomischen auch ein einzelnen Workshops, an denen Menschen aus über lelwährung geboren, mit der sich sozialer Mehrwert entsteht. 16 Nationen teilnahmen, wurden aktuelle auf einem alternativen Markt soli- Die Bewegung in Europa kann sicherlich noch eini- Entwicklungen in West-, Zentral- und Osteuropa, darische Tauschgeschäfte abwik- ges von Lateinamerika lernen. Vor allem angesichts Lateinamerika, Afrika und Asien diskutiert. keln ließen. aktueller Entwicklungen bieten die Beispiele von »in Lateinamerika nimmt dabei innerhalb der Bewegung Heute zielen viele der staatli- Stand besetzten« Betrieben, die zuvor in Konkurs ge- der Solidarischen Ökonomie seit längerem eine chen Förderungsprogramme vor gangen waren, und erfolgreiche solidarökonomische allem auf Unterstützung bei der Kooperativennetzwerke, Grund zum Optimismus. gewisse Vorreiterrolle ein. Eigens eingerichtete Kapitalaufbringung und Vermark- Wenn dabei gleichzeitig auch die Frage nach der Ver- Ministerien und Staatssekretariate etwa in Venezuela tung ab. Ein wichtiger Schritt zur teilung staatlicher Macht diskutiert wird, könnte die und Brasilien zeugen von einer starken politischen nachhaltigen Vernetzung der Ini- Krise tatsächlich als Chance genutzt werden. Der Auf- Verankerung, die in einzelnen Ländern bereits Arbeiter der Usina Catende. Der agroindustrielle Komplex im Nordosten Brasiliens ging Mitte der 1990er Jahre tiativen wurde aber auch mit ein- bau einer alternativen Wirtschaft kann so der fort- mehrere Millionen Menschen umfasst. in Konkurs und wird seitdem selbstverwaltet geführt Foto: Barbara Nothegger zelnen Kartierungsprojekten ge- schreitenden neoliberalen Individualisierung eine so- schaftszentren zu gründen, aus denen wiederum über- setzt. Dabei wurde die Vielfalt und Breite der Bewe- lidarische und emanzipatorische Praxis entgegenhal- regionale Tauschkreise entstanden sind. Als nach dem gung deutlich, die alleine in Brasilien laut einer ersten ten. Markus Auinger, Wien Die zahlreichen Beispiele für alternative Organisations- und Wirtschaftsformen, die aucham Kongress inWien diskutiert wurden,lösen an- SOLIDARITÄT MIT DEN ARBEITERiNNEN VON gesichts der Krise des globalen Kapitalismus große Hoffnungen aus. Sie zeigen, dass eine andere Welt und eine andere Wirtschaft möglich sind. Die Bewegung mensanteile verlustig gehen, Ivkovic´ der alleinige Ei- nen Untersuchungsausschuss gebildet, welcher sich der Weltsozialforen (WSF) steht bereits seit langem un- Šinvoz gentümer der Fabrik und viele der ArbeiterInnen ihren mit dem Fall Šinvoz beschäftigte und Stellung zu den ter genau diesem Motto. Sie war es auch, die maßgebli- Arbeitsplatz verlieren. Machenschaften von Ivkovic´ nahm. Eine am Wiener chen Anteil an der starken Verankerung der Solidari- Diesmal war es nicht das strenge Visaregime der EU, Ivan und Branislav hatten sich kurzfristig entschie- Solidarökonomie Kongress verfasste Solidaritätserklä- schen Ökonomie in Lateinamerika hatte. das die beiden Serben, Ivan Zlatic´ und Branislav den, im Februar die Proteste in Serbien zu unterstüt- rung konnte dem Stadtparlament als wirkungsvolles Im Zuge der ersten Treffen des WSF in Porto Alegre Markus, davon abhielt, nach Wien zu kommen. zen, informierten aber die Interessierten am Solidar- Zeichen vorgelesen werden. (Brasilien) wurde an die brasilianische Regierung un- ökonomie Kongress via Telefonschaltung über die ak- Wer die Proteste in Zrenjanin unterstützen möchte, ter Lula da Silva die Forderung gestellt, ein Staatssekre- Vielmehr war die Entscheidung des serbischen Wirtschaftsgerichts ausschlaggebend, nicht am tuelle Lage in Zrenjanin. Sie berichteten, dass bereits ist aufgerufen eine Protestmail an die serbische Regie- tariat für Solidarische Ökonomie (SENAES) einzurich- mehrere staatliche und nicht-staatliche Organisatio- rung zu schicken. Informationen und Unterschriften- ten. Gleichzeitig gründeten verschiedene Strömungen Solidarökonomie Kongress teilzunehmen. Die beiden nen die Forderungen der ArbeiterInnen von Šinvoz un- listen sind auf www.freedomfight.net (English) und der Zivilgesellschaft das Nationale Brasilianische Fo- wollten über den Kampf der ArbeiterInnen terstützen. Das Stadtparlament von Zrenjanin hat ei- www.grundrisse.net abzurufen. rum der Solidarischen Ökonomie (FBES). In dieser in Zrenjanin, Serbien, erzählen. Ein Kampf um das Konstellation wird nun seit 2003 an der Stärkung und selbstverwaltete Pharmaunternehmen Vernetzung der Bewegung gearbeitet. »Jugoremedija«, das 2002 mit der Teilprivatisierung Ein sehr großer (teils überwiegender) Teil der Er- werbsarbeit findet in Lateinamerika in informellen an einen korrupten Unternehmer nahezu in den Strukturen statt, die sich vor allem aus dem Engage- Bankrott getrieben wurde (s. CONTRASTE Nr. 293, ment und der Kreativität der Einzelnen nähren. Da Seite 11). sich in der Gruppe aber mehr erreichen lässt, schossen angesichts der tiefgreifenden wirtschaftlichen Proble- Kathrin Jurkat, Wien me speziell seit den 1980er und -90er Jahren vermehrt Zwar endeten die Proteste der Fa- kollektive Wirtschaftsformen aus dem Boden, die heu- brik »Jugoremedija« erfolgreich, jedoch stehen die Ar- te unter dem Begriff Solidarische Ökonomie diskutiert beiterInnen anderer Fabriken weiterhin ähnlichen werden. Fabriken, die nach dem Konkurs von den Ar- Problematiken gegenüber, die sie zum Protest auf die beiterInnen in Selbstverwaltung weitergeführt wur- Straße treiben. Das jüngste Beispiel ist die Schienen- den, regionale Währungssysteme, in denen eine nach- fahrzeugfabrik Šinvoz aus Zrenjanin: Sie wurde 2004 haltige lokale Entwicklung gefördert wird undviele an- privatisiert und zu 56% an den Unternehmer Nebojsa dere Initiativen entstanden als Antwort auf eine Krise, Ivkovic´ verkauft. Sofort begannen die Probleme. Der die viele Menschen mit existenziellen Problemen kon- Hauptaktionär hielt wichtige Investitionsvereinbarun- frontierte. Dabei wurden verstärkt auch indigene Kon- gen nicht ein, Sicherheitsmaßnahmen wurden über- zepte von Wirtschaft wieder aufgegriffen, die sich gangen und gewerkschaftlich organisierte Arbeiter ent- nicht auf rücksichtslose Konkurrenz sondern auf Ko- lassen. Trotzdem die ArbeiterInnen einen Anteil von operation und Reziprozität als ihre wesentlichen 44% des Unternehmens besaßen, konnten sie nichts Grundlagen beriefen. Der Koordinator im brasiliani- gegen Ivkovic´ ausrichten. Er führte es 2007 in die In- schen Staatssekretariat, Mauricio Sardá de Faria er- solvenz. Obwohl der serbische Staat anerkannte, dass klärt: »Solidarisches Wirtschaften heißt für uns, nicht Ivkovic´ die vertraglich vereinbarten Investitionen nur etwas gegen Armut und Arbeitslosigkeit zu tun, nicht durchgeführt hatte, entschied der Wirtschaftsge- sondern auch der Arbeit einen neuen Sinn zu geben«. richtshof am 2. Februar 2009, dass er erneut ein Reor- ganisationsprogramm in Šinvoz vornehmen könnte. Im so genannten »Sozialismus des 21. Jahrhun- Foto: Milenko Sreckovic derts«, der von der venezolanischen Regierung Cha- Als Resultat würden die ArbeiterInnen ihrer Unterneh- Demonstration von Šinvoz-ArbeiterInnen ´ ´ vez aufgebaut wird, spielt die Solidarische Ökonomie ebenfalls eine maßgebliche Rolle. Die Ökonomie soll WORKSHOP GENERATIONSÜBERGREIFENDE WOHNPROJEKTE dabei wieder in den Dienst der Menschen genommen werden, und ihnen auf diesem Wege ihre politische Ge- staltungsmacht zurückgeben. Wie Nora Castañeda, Präsidentin der venezolanischen Mikrokreditbank Ausgeprägte nachbarschaftliche Hilfe BANMUJER, erklärt, trägt Armut in Lateinamerika vor allem »das Gesicht der Frauen«. Darum sei es wichtig, Generationenübergreifende Wohnprojekte haben in tig ein »langer Atem« ist. In einem Konzeptpapier des Freud und Leid miteinander teilen.« Um diese Ab- Frauen in der Gründung von solidarökonomischen Österreich nicht zuletzt seit dem Bekanntwerden grünen AK »Wohnen im Alter« aus 2002 heißt es: sicht einlösen zu können, gibt es bei beiden Projekten Unternehmen besonders zu unterstützen und ihnen schockierender Pflegeskandale in den 1990er Jahren »Das Interesse an dieser Wohnform hat in den letz- eine Selbstbesteuerung der Mitglieder und einen be- damit wirtschaftliche Perspektiven zu bieten. BANMU- Aktualität. Senioren-WGs, betreute WGs u. a. ten Jahren zugenommen, aber die Zahl der reali- achtlichen Solidaritätsfonds (in der SF beträgt der so- JER hat zu dem Zweck bereits über 100.000 Kleinstkre- sierten Projekte ist relativ klein. Das liegt u. a. dar- ziale Ausgleich bis 22 Cent pro qm Wohnfläche). Auch dite vorwiegend an Frauen vergeben, die damit kleine entstehen. an, dass die Gruppenkonflikte und die Motivations- ist bei diesen Projekten die nachbarschaftliche Hilfe Unternehmen und Kooperativen gründeten und sich probleme durch überlange Planungs- und Reali- sehr ausgeprägt. so ein eigenes Einkommen schaffen. Mit dem Koopera- Dieter Schrage, Wien Im Mittelpunkt des Workshops sierungszeiten, juristische und finanzielle Hinder- Die grundsätzliche Frage ist hier, können solidar- tivennetzwerk Cecosesola wurde am Kongress auch standen selbstbestimmte Wohnprojekte, in denen nisse, die Realisierungschancen vermindern.« ökonomische Aspekte der eher mittelständischen Ten- noch ein anderes Beispiel für solidarische Ökonomie Jung und Alt gemeinsam wohnen: B.R.O.T. zur selben Problematik: »Trotz positiver denz solcher Alternativprojekte entgegen wirken? Die diskutiert, dass auf einige Erfolge in der näheren Ver- In Wien sind dies die Sargfabrik (SF), ein selbstver- Grundstimmung für eine Idee und ein Anliegen Realität hat gezeigt, in den entscheidenden Finanzie- gangenheit zurückblickt. Der Verbund zählt heute waltetes Wohnprojekt, die beiden B.R.O.T.-Projekte so- bei mehreren Menschen besteht das Problem des er- rungsfragen bisher nicht. Mitbedacht werden solche al- rund 85 verschiedene Basisorganisationen, zu denen wie die beiden Frauenwohnprojekte »ro*sa«. sten Schrittes. Gelingt dieser nicht, bleibt es weiter ternativen Finanzierungsaspekte bei dem Siedlungs- etwa landwirtschaftliche und kommunitäre Produk- Aus den Bundesländern sind zu nennen die Atrium- beim Wollten, Sollten, Müssten etc.«. projekt »Garten der Generationen«. Die Projektreali- tionsgenossenschaften oder Stadtviertelinitiativen zäh- Wohnhöfe Pionierprojekte (seit 1975!), das Co-Hou- Auch hat die SF gezeigt, dass die einzubringenden tät ist hier freilich noch abzuwarten. len. 1967 gegründet, umfassen die Kooperativen zur- sing-Projekt »Lebensraum Gänserndorf«, die sich in Grundkosten- und Eigenmittelanteile (z. B. bei einer Vorschläge aus dem Workshop: zeit ca. 2.000 Mitglieder und noch mal rund 2.000 as- der Planungsphase befindenden »Leben in Gemein- 70 qm Wohnung über 36.000 Euro) dazu geführt ha- Vernetzung der derzeitigen Initiativgruppen und soziierte ArbeiterInnen. schaft«-Projekte (Kleinwörth und »Ökodorf Augen- ben, dass das Projekt eher ein mittelständisches wur- Projekte; Auch in Argentinien hat sich im Zuge der letzten dobl«) sowie das Siedlungsprojekt »Garten der Gene- de. Auch sind für 70 qm etwa 430 Euro Bestandsentgelt Von der öffentlichen Hand getragene Beratungsstel- Wirtschaftskrise gezeigt, dass die Betroffenen selbst rationen« in Herzogenburg. inklusive Betriebskosten pro Monat zu zahlen. In den len; großes Potential zur gemeinsamen Bewältigung der Schon das Entstehen der SF zwischen 1986 und B.R.O.T.-Projekten wollen die Beteiligten auf der Basis Vor allem die Städte sollten einen Pool mit Grund- ökonomischen Probleme haben. Der starke soziale Zu- dem ersten Wohnungsbezug 1996 hat mit der dreijäh- einer »christlichen Spiritualität«, dass »Alte und Jun- stücken und Immobilien für solche Wohnprojekte be- sammenhalt war in vielen Fällen der Anlass Nachbar- rigen Suche nach einem Grundstück gezeigt, wie wich- ge, Gesunde und Kranke, Arme und Wohlhabende reitstellen. 2009 MAI ELEMENTE SOLIDARISCHER ÖKONOMIEN CONTRASTE SEITE 11

UNABHÄNGIGE ARBEITNEHMERiNNENVERTRETUNGEN IN DER PERSÖNLICHEN ASSISTENZ Arbeitskämpfe in »Selbstbestimmt Leben«-Projekten

Ende November 2008 fand in Berlin ein lante dienste e.V. meinen inhaltlichen Abwertung unserer Tätigkeit ist. Ein aktives Vereinsleben existiert eigentlich nicht bundesweites Treffen von ArbeitnehmerInnen- Warum? Begründet wird sie u.a.damit, dass Assistenz eine unge- mehr, ein Austausch und eine offene Diskussion der Vertretungen in der persönlichen Assistenz statt. Bereits davor gab es eine AssistentInnenvertretung lernte Tätigkeit sei. Die Erarbeitung eines qualifizier- verschiedenen Interessensgruppen findet im Rahmen (und später auch eine Interessensvertretung der Orga- ten Berufsbildes wird abgelehnt. des Vereins nicht mehr statt. Es wurde eine berufspolitische Initiative (die UAPA) nisationsmitarbeiterInnen), die sich für die Rechte Warum hat die Geschäftsführung kein Interesse daran, den Die Ideale der 80er Jahre sind heute mehr oder weni- gegründet und in einer Resolution u.a. bessere und die Belange der Beschäftigten eingesetzt hat. Assi- Assistenzberuf aufzuwerten? ger zu einer Ideologie geworden, die kaum noch Arbeitsbedingungen und höhere Löhne gefordert. stentInnenvertretungen sind oftmals bei den Assistenz- Dahinter stehen zum Teil ideologische Vorbehalte. Fortsetzung auf Seite 12 anbietern entstanden, wo die ideellen Grundsätze der Es gibt aus den Selbstbestimmungs-Diskussionen der »Selbstbestimmt Leben«-Bewegung noch wirkungs- 80er Jahre die Befürchtung, dass qualifiziertes Perso- HELFER, DIE HILFE BRAUCHEN Elisabeth Voß, Berlin Der Berliner Verein »ambulan- mächtig waren. Sie bildeten auf Beschäftigtenseite das nal die AssistenznehmerInnen eher medizinisch und/ te dienste e.V.« entstand 1981 aus der »Selbstbe- Pendant zur Interessensvertretung der Assistenzneh- oder sozialpädagogisch bevormunden könnte. Die stimmt Leben«-Bewegung. Er »will jungen und al- Auf den Artikel »Helfer, die Hilfe brauchen« von Pe- merInnen. Zum Teil waren Form und Inhalt auch in Angst, professionelle AssistentInnen könnten eher ter Nowak in der taz vom 02.12.08, reagierten zwei ten Menschen, die infolge Behinderung das Handi- den jeweiligen Vereinssatzungen verankert und unter- übergriffig werden und sich über die Wünsche der Assi- cap tragen bei den gewöhnlich und regelmäßig wie- Verantwortliche von ambulante dienste e.V., Vor- lagen insofern auch dem Vereinsrecht. Mit der Zunah- stenznehmerInnen und deren in der Satzung veran- stand Matthias Vernaldi und Martin Seidler, Refe- derkehrenden Verrichtungen im Ablauf des tägli- me der Interessensgegensätze – vor dem Hintergrund kerte Anleitungskompetenz hinweg setzen. Darum chen Lebens fremder Hilfe zu bedürfen, ein selbst- rent für Öffentlichkeitsarbeit, mit Leserbriefen (Aus- von Kürzungen im sozialen Bereich, der bereits be- wird die Idee der LaienhelferInnen hoch gehalten. züge): bestimmtes und selbstverantwortliches Leben in schriebenen Institutionalisierung der Träger und der Gleichzeitig gibt es auch die Tendenz bei den Anbie- »Ich kann mich nicht bewegen und bin rundum auf der Gesellschaft ermöglichen. Zur Durchsetzung Abwertung der AssistentInnentätigkeit – wurde dieses tern von persönlicher Assistenz, vor dem Hintergrund die Hilfe meiner Assistenten angewiesen. Sogar dieser Ziele sieht der Verein die Notwendigkeit einer bestimmter Leistungs- und Qualitätsanforderungen wenn mir die Nase juckt oder wenn ich husten praktischen Solidarität mit anderen sozial benach- UAPA deutlicher kenntlich machen zu wollen, dass die Assi- muss, kann ich mir nicht selbstständig helfen. Ich teiligten Gruppen.« (Satzung). stentInnen auf Anleitung und Weisung der Pflegefach- habe meine Assistenten im Rahmen des Persönli- Damals mussten Menschen mit Behinderungen oft Unabhängige Arbeitnehmervertretungen in der persönlichen As- kräfte und SozialarbeiterInnen arbeiten. Warum in chen Budget angestellt, bin also ihr Arbeitgeber. erbittert darum kämpfen, in einer eigenen Wohnung sistenz (UAPA): bestehend u.a. aus den Betriebsräten diesem Zusammenhang die berufliche Aufwertung Ausserdem sitze ich bei ambulante dienste eV. im zu leben und nicht in einer Betreuungseinrichtung un- des ambulante dienste e.V Berlin, der Assistenzge- der AssistentInnentätigkeit aber ein Hindernis sein Vorstand, bin also für die beklagten Zustände mit- tergebracht zu werden. Auch heute ist unsere Gesell- nossenschaften Bremen und Hamburg, des CeBeeF soll, erschließt sich uns nicht so ganz. verantwortlich. Es macht mir im hohem Maße zu schaft noch weit davon entfernt, ihnen ein Leben nach Frankfurt/M, der Offenen Liste des Betriebsrats Le- Aber ist denn nicht gerade Distanz ein Kennzeichen von Pro- schaffen, dass ich nicht in der Lage bin, den Men- ihren eigenen Vorstellungen zu ermöglichen. Aber im- benswege gGmbH Berlin und der HelferInnenver- fessionalität? schen von denen ich seit Jahren körperlich abhän- merhin gibt es seit dem 1. Januar 2008 das Recht auf tretung fib e.V. Marburg Eigentlich schon. Es gibt aber allgemein eine gerin- gig bin, einen Inflationsausgleich zu zahlen und ge- ein »Persönliches Budget«. Das heißt Menschen mit zwungen war, zu Beginn diesen Jahres die Einstiegs- Berliner Kontakt: ge Wertschätzung unserer Arbeit. Es gibt ja keine for- löhne abzusenken.« Behinderungen können selbst entscheiden, wie und Betriebsrat ambulante dienste e.V., Gneisenaustr. malen Anforderungen an den Assistenzberuf. Und von durch wen sie die Unterstützung, die sie zur Alltagsbe- 2a, 10961 Berlin verschiedenen Seiten kommen immer wieder abwer- Matthias Vernaldi wältigung benötigen, in Anspruch nehmen möchten. eMail: [email protected] tende Äußerungen, wir würden ja nur den Haushalt »Als behinderter Mensch, der seit langem in der Sie können diese Assistenz von Fachfirmen einkaufen, Tel: (0 30) 69 59 75 18 machen und den Arsch abwischen. Es wird nicht gese- oder selbst AssistentInnen anstellen. Aber die Mittel, emanzipatorischen Behindertenbewegung enga- Bundesweiter Kontakt: hen, dass wir gleichzeitig psychologische Betreuung giert ist, bin ich sehr empört, wie in dem o. g. Arti- die sie dafür von den Kostenträgern (Staat, Kranken- undSozialarbeit leisten, manchmal auch Familienhil- und Pflegekassen) erhalten, sind oft viel zu gering. UAPA, c/o BR CeBeeF, Elbinger Str. 2, 60487 Frank- kel von Peter Nowak Tatsachen auf den Kopf gestellt furt/M. fe oder Sterbebegleitung. werden.... Es ist keine Frage, dass Assistenz lei- Für CONTRASTE habe ich in Berlin mit den Be- Diese Abwertung unserer Tätigkeit findet auch in stungsgerecht – und besser als derzeit – entlohnt triebsrätInnen des ambulante dienste e.V., Johanna, eMail: [email protected] Tel.: (0 69) 97 05 22 56 oder -91 den durchgeführten Änderungen in der Stellenbe- werden soll. Da der Sozialhilfeträger in Berlin nur Carsten und Micha gesprochen. schreibung der AssistentInnentätigkeit Ausdruck. Wo einen begrenzten und seit mehreren Jahren unver- CONTRASTE: Wie sind bei Euch die Arbeitsverhältnisse gere- es zum Beispiel früher um selbstbestimmte Zusam- änderten Stundensatz für die Vergütung von Assi- gelt? Konstrukt zusehends brüchiger. menarbeit im Team mit den AssistenznehmerInnen, stenz zur Verfügung stellt, sind Lohnerhöhungen In diesem Mischmasch aus formalen Anforderun- den zuständigen Pflegefachkräften, SozialarbeiterIn- nicht so einfach möglich. Leidtragende hiervon gen und zunehmender Weisungsgebundenheit einer- nen und Angehörigen ging, sollen wir heute vornehm- sind aber in erster Linie die auf Assistenz angewiese- »Persönliche Assistenz ist jede Art von Hilfe, die be- seits, informeller und moralischer Vereinnahmung lich auf Anweisung arbeiten. nen Menschen, die enorme Schwierigkeiten haben, hinderte oder zeitweilig eingeschränkte Menschen andererseits, war es eigentlich nur folgerichtig, sich Unsere Arbeit wird abgewertet, und wir können geeignete Personen zu finden, die zu diesen vorge- in die Lage versetzt, ein unabhängiges und selbstbe- dementsprechend rechtlich und formal zu bewaffnen. kaum davon leben. Es gibt beispielsweise keine Nacht- gebenen Löhnen arbeiten. Im Unterschied dazu stimmtes Leben zu führen. Persönliche Assistenz Eine der ersten Reaktionen der Leitung auf die Grün- zuschläge, die Arbeit ist anstrengend, vor allem für die steht den nichtbehinderten AssistentInnen jederzeit gibt behinderten Menschen die Möglichkeit, ihr Le- dung eines Betriebsrats war auch, zu behaupten, am- die Möglichkeit offen, sich – soweit vorhanden – ei- älteren KollegInnen, und in Vollzeit kaum durchzu- nen besser bezahlten Job zu suchen.« ben nach ihren eigenen Bedürfnissen zu gestalten bulante dienste e.V. sei aufgrund seiner sozialen Aus- halten. und umfasst alle Bereiche des täglichen Lebens, in richtung ein Tendenzbetrieb, die beschäftigten Assi- Habt Ihr nicht die Möglichkeit, über den Verein Einfluss zu Martin Seidler denen Menschen auf Grund ihrer Behinderung Hil- stentInnen TendenzträgerInnen. Was letztlich der Ver- nehmen auf die Unternehmensgestaltung? fe und Unterstützung benötigen. Erbracht wird die- such war, die Mitbestimmungsrechte des Betriebrats se Dienstleistung von Assistenten und Assistentin- nen vorrangig in den Bereichen Grundpflege und gleich wieder beschneiden zu wollen. Und was gibt es für Konfliktfelder? Arbeitsassistenz, Haushalts- und Mobilitätshilfe. ERSTER BUNDESWEITER »SCHEISS-STREIK« Dazu gehören auch Begleitung, psychosoziale Un- Es geht vor allem um unsere Arbeitsbedingungen, terstützung und andere Anforderungen des unvor- um den Lohn und darum, dass die Geschäftsführung solidarischen Bürgers, der gerne von Klatschrepor- hersehbaren Lebens.« die Probleme des Betriebs auf die Beschäftigten ab- Warum wir das Medium »Scheiße« für unseren Protest benutzen wälzt. Wenn es weniger Geld gibt von den Kostenträ- Mit einer kleinen Unterbrechung unseres Arbeitsall- tern und den Kameras billiger Meinungsmache ge- Aus der Resolution des ersten bundesweiten Tref- gern, versucht sie einfach bei uns zu sparen. tags im Pflege- und Assistenzbereich, mit der »Wei- sucht wird, weiterhin über den ein oder anderen fens von Arbeitnehmervertretungen in der Persönli- So erhielten im Sommer 2007 alle Beschäftigten gerung« den täglich anfallenden Scheiß einfach »Scheiß Streik« im Nahverkehr, bei der Müllabfuhr chen Assistenz. eine betriebsbedingte Änderungskündigung, mit dem stillschweigend zu entsorgen, wollen wir den Schei- oder wo auch immer aufregen. Erst jetzt wird er ne- ßefluss unmittelbar zu den Akteuren umleiten, die ben anderen erfahren, was ein tatsächlicher Ziel, einen Urlaubstag zu streichen und die Sonn- und Scheiß-Streik eigentlich ist – oder sein könnte: die Feiertagszuschläge abzusenken. Diese Maßnahme für die immer beschisseneren Arbeitsbedingungen BetriebsrätInnen: Der Verein ambulante dienste e.V. in diesem Sektor mitverantwortlich sind. Gleichzei- erzwungene Umleitung verschiedener Ausscheidun- hätte vor allem die AssistentInnen betroffen, da diese tig sind dies Akteure, die sich aus ökonomischen gen und Ausgeschiedener zurück in den gesell- hat einen Zweckbetrieb, bei dem AssistentInnen sowie regelmäßig am Wochenende arbeiten. Nachdem 60 OrganisationsmitarbeiterInnen angestellt sind. Die Be- Gründen einer institutionalisierten Konfliktrege- schaftspolitischen Kreislauf. Wenn ihr uns weiter Beschäftigte eine Kündigungsschutzklage beim Ar- lung weitestgehend entziehen. Wo keine Interes- überseht, werdet ihr was zu riechen bekommen. schäftigtengruppen arbeiten mit unterschiedlichen Ar- beitsgericht eingereicht hatten und sich nach dem er- beitsverträgen. Bei den AssistentInnen gibt es vollso- sensvertretungen, da keine Kosten. www.jenseits-des-helfersyndroms.de sten Gütetermin am Arbeitsgericht abzeichnete, dass Soll sich doch der Typus des ignoranten und un- zialversicherungspflichtige, studentische und gering- die Änderungskündigungen seitens der RichterInnen fügige Beschäftigungsverhältnisse. Problematisch ist, am Arbeitsgericht als sozial nicht gerechtfertigt beur- dass in den schriftlichen Arbeitsverträgen der Assisten- teilt würden, hat die Leitung diese Maßnahme zurück- Anzeige tInnen keine Stundenzahl festgelegt ist und nach In- genommen. terpretation der Leitungdiese Arbeitsverträge nur in Be- Daraufhin beschloss die Geschäftsführung für An- zug auf konkrete AssistenznehmerInnen gelten, was fang 2008 eine Absenkung der Löhne für neu einge- zur Folge hat, dass AssistentInnen häufig betriebsbe- stellte AssistentInnen um knapp 20% auf nur noch dingte Änderungskündigungen erhalten. Neuerdings 8,60 Euro pro Stunde (StudentInnen 7,60 Euro). Ge- wird zudem bei Neueinstellungen nur noch mit befri- gen diese Maßnahme hat es eine ganz Reihe von Akti- steten Arbeitsverträgen gearbeitet. vitäten der Beschäftigten gegeben, eine Aktionsgruppe Wie viele AssistentInnen arbeiten bei Euch? Gibt es noch ir- wurde initiiert, die Geschäftsstelle besetzt, seitens des gendwelche Formen von Selbstverwaltung? Betriebrats ein arbeitsgerichtliches Verfahren eingelei- Wir haben knapp 600 Beschäftigte bei ambulante tet, da unserer Ansicht nach diese Maßnahme eine ein- dienste e.V., ein Großteil davon arbeitet als AssistentIn seitige Änderung eines bestehendes Entgeltsystems dar- und in Teilzeit. ambulante dienste e.V. ist kein selbst- stellte, die mitbestimmungspflichtig gewesen wäre. Be- verwalteter Betrieb mehr. Spätestens seit Anfang der züglich unserer Forderung nach Verhandlungen mit 90er Jahre setzte eine zunehmende Institutionalisie- den Kostenträgern, um die Einnahmeseite zu verbes- rung und Bürokratisierung ein, mit der eine betriebli- sern, wurden wir mit den kommenden Vergütungsver- che Hierarchisierung einherging, die Ausdruck so- handlungen 2010 vertröstet. wohl in einer zunehmenden Lohndifferenzierung als Eine geringfügige Verbesserung der Entlohnung auch in einer immer stärker weisungsgebundenen Tä- für Neuangestellte hat das laufende arbeitsgerichtli- tigkeit der AssistentInnen fand. Strukturelle Verände- che Verfahren zum Jahresende 2008 gebracht. Die Lei- rungen waren u.a. die Einsetzung einer Geschäftsfüh- tung sah sich aufgrund der Bewertung des Arbeitsge- rung durch den Vorstand und die Einführung einer richts gezwungen, die abgesenkten Entgelte bei Neu- mittleren Leitungsebene (Pflege, Verwaltung, Einsatz- einstellungen zu vereinheitlichen und geringfügig an- begleitung). zuheben. Seit wann gibt es einen Betriebsrat bei Euch? Wir befürchten, dass die Absenkung der AssistentIn- Seit Ende 2005 gibt es einen Betriebsrat bei ambu- nenlöhne »nur« der monetäre Ausdruck einer allge- 12 SEITE CONTRASTE GENOSSENSCHAFTEN MAI 2009

PREISVERLEIHUNG Mehr als nur Mitgliederförderung trag den Schwerpunkt auf das lebenslange Wohnen – Elf Wohnungsgenossenschaften ausgezeichnet in der Genossenschaft. Durch Modernisierung ist in einem von vielen älteren Mitgliedern bewohnten Quartier alters- und behindertengerechter Wohn- Der GdW und BMVBS haben erstmals den hand verschiedener Themenfelder bewertet. Elf Bei- Weiterentwicklung der Angebote raum zur Verfügung gestellt worden. Mit dem Neu- »Genossenschaftspreis Wohnen« in Berlin verliehen. träge aus ganz Deutschland sindmit einem Preis aus- bau der Residenz Osterfeld, die die Genossenschaft Dazu ist nun die Broschüre zu den ausgezeichneten gezeichnet worden. Im Themenfeld »Weiterentwicklung des Wohnungs- mit einem privaten Unternehmen gemeinsam be- Genossenschaften erschienen. Diese zeigen auf angebots« erhielt die Braunschweiger Baugenos- treibt, werden darüber hinaus spezielle altersgerech- beeindruckende Art, welche Antworten sie auf die senschaft eG einen Preis. Ihre Unternehmensstrate- te Wohnungen und zahlreiche Pflegeplätze angebo- Komplexe Gesamtstrategien gie beinhaltet einen umfassenden generationenüber- ten. Herausforderungen des gesellschaftlichen und greifenden Handlungsansatz, in dem besondere Ser- demographischen Wandels geben und welche Der Wohnbau Westmünsterland eG aus Borken ist viceleistungen und eine begegnungsorientierte Öf- Partner der Kommunen Leistungen sie erbringen – nicht nur für ihre es im Rahmen ihrer Gesamtstrategie gelungen, ne- fentlichkeitsarbeit verankertsind. Das neue Senioren- Mitglieder, sondern auch als Partner der Kommunen ben Fusionen u. a. kleinere kommunale Bestände ei- zentrum mit seinem vielfältigen Wohnungsangebot Im Themenfeld »Genossenschaften als starke Part- bei der Wahrung des sozialen Zusammenhalts in den nem genossenschaftlichen Dach zuzuführen. Diese und einer für den ganzen Stadtteil geöffneten Kanti- ner der Kommunen« wurden zwei weitere Unterneh- Wohnquartieren sowie bei der Stadtentwicklung und Wohnungsbestände werden nicht nur schrittweise ne ist dabei zu einem Kristallisationspunkt für das men ausgezeichnet. In Hamburg stärkt die Bauge- dem Stadtumbau. modernisiert, sondern damit auch weiter professio- Stadtteilleben geworden. Die Eisenbahner Woh- nossenschaft freier Gewerkschafter eG im Oster- nell zum Wohle der Mitglieder bewirtschaftet. Die nungsbaugenossenschaft Dresden eG hat es er- brookviertel neben baulichen Maßnahmen vor al- Berliner Bau- und Wohnungsgenossenschaft von reicht, durch intensive Mitgliederbeteiligung in dem lem durch den Aufbau der Gemeinschaftseinrich- Burghard Flieger,Red. Genossenschaften Wohnungsge- 1892 eG erhielt den Preis für ihre flexible und durch schwierigen Umfeld des Quartieres »Stadtblick« ih- tung »Elbschloss an der Bille«, in Kooperation mit nossenschaften leisten einen wichtigen Beitrag zur das »Baukastensystem« ständig entwicklungsfähige ren Bestand erfolgreich zu reduzieren und gleichzei- Schulen, Kirchen, sozialen Trägern und Stiftungen, Stadt- und Quartiersentwicklung. Mit über 2,2 Millio- unternehmerische Gesamtkonzeption. Diese reicht tig die weiter benötigten Bestände zu modernisieren. den sozialen Zusammenhalt im Quartier und ist da- nen Genossenschaftswohnungen – immerhin rund von der baulichen Weiterentwicklung der Bestände Die entstandene Beteiligungskultur konnte anschlie- mit Impulsgeber für die Stadterneuerung. Die Schwe- zehn Prozent des Mietwohnungsmarktes – bieten sie über vielfältige Service- und Dienstleistungsangebo- ßend für die Mitwirkung der Bewohner an der Gestal- riner Wohnungsbaugenossenschaft eG hat insbe- mehr als fünf Millionen Menschen Wohnraum. Sie te für alle Mitglieder bis hin zu attraktiven Renten- tung des neuen »Stadtblickparks« genutzt werden. sondere bei der Entwicklung des Plattenbaugebiets gewährleistenfür ihre Mitglieder lebenslangesund si- und Sparmodellen. Neu-Zippendorf mit einem modellhaften Rückbau- cheres Wohnen. Vor dem Hintergrund der Empfeh- Im Bereich »Service und Dienstleistungsangebo- und Aufwertungskonzept den Stadtumbau in enger lungen der Expertenkommission zu den Potenzialen ImBereich der nach 2000 neu gegründeten Genos- te« wurde die Wohnungsbau und Siedlungswerk Zusammenarbeit mit der Kommune maßgeblich vor- und Perspektiven der Wohnungsgenossenschaften senschaften wurde die Wohnungsbaugenossenschaft Werkvolk Amberg eG ausgezeichnet. Die Genossen- angebracht. Im Rahmen dieser Handlungsstrate- aus dem Jahr 2004 und den Ergebnissen der daran Am Ostseeplatz eG als Preisträger ausgewählt. Sie schaft bietet ihren Mitgliedern eine umfassende gien wurde auch ein Nachbarschaftszentrum ge- angeschlossenen ExWoSt-Forschungsmodelle ha- widmet sich bestimmten Zielgruppen auf dem Woh- Dienstleistungspalette. Vom genossenschaftseigenen schaffen, mit dem auch in der sozialen Quartiersent- ben das BMVBS und der GdW gemeinsam erstmals nungsmarkt und hat bei der Übernahme auch kom- Kindergarten über den Jugendtreff bis zur Senioren- wicklung neue Maßstäbe gesetzt wurden. den Wettbewerb »Genossenschaftspreis Wohnen« munaler Wohnungsbestände in Berlin-Kreuzberg betreuung reichen die Angebote, die auch mit dem ausgelobt. Unter dem Motto: »Wohnungsgenossen- die Integration der türkischstämmigen Mieter durch Solidaritätscent, den alle Mitglieder pro Quadratme- Die Broschüre zum Wettbewerb mit den Preisträ- schaften – gemeinsam, modern und nachhaltig« Zweisprachigkeit sowie kulturelle Kompetenzen von ter und Monat bezahlen, finanziert werden. Der Preis- gern kann im Internet unter: www.gdw.de herun- wurden die 93 eingereichten Projekte von der Jury an- Mitarbeitern gesichert. träger Bauverein zu Lünen eG legt in seinem Bei- tergeladen werden.

BUCHBESPRECHUNG »Sozialökonomische Selbsthilfe ist immer politisch« – Ökonomie des Gemeinwesens und bürgerschaftliches Engagement

»Die Ökonomie des Gemeinwesens geht von der ner gestaltenden Sozialpolitik nutzen. Dabei geht es arbeitsmarktpolitischen Mitteln und Kreditfinanzie- Hybride Organisationsansätze untrennbaren Einheit der Nutzung, Herstellung und ihr um die »praktischen Ansätze der Wiedergewin- rung steht, vermag auch Disparitäten der Lebenschan- Verteilung der materiellen Lebensgrundlagen und der nung oder Erhaltung der sozialökonomischen Hand- cen ineinemQuartier nachhaltig zu beeinflussen.Sol- Genossenschaftliche Formen des Engagements als lungsfähigkeit der Gemeinwesen« (S. 13). Sie »gehen che Ansätze erfordern jedoch Machtausgleich auf ver- Parallel- und Komplementärökonomien sind somit Gestaltung der sozialkulturellen über die sozialpolitische Flankierung des Marktes hin- schiedenen Ebenen, nicht nur im lokalen Gemeinwe- Lebenszusammenhänge aus«, so die Einführung auf laut Elsen Beispiele für hybride Organisationsformen, aus und bilden Komplementär- und Alternativstruktu- sen« (S. 388). die transversal zu gesellschaftlichen Bereichen so- dem Klappentext zu einer Veröffentlichung von ren zum sozial eingebetteten Markt. Sie enthalten die Ohne Konfliktszenarien sind sie kaum vorstellbar. wohl soziale und ökologische, als auch ökonomische Susanne Elsen. Nach Elsen ist die Ökonomie des Idee der Ökonomie des Gemeinwesens und lassen die- Ziele verfolgen. Im Unterschied zu vielen Formen bür- se konkret werden (S.13).« Entsprechend hinterfragen sie – anders als die mei- Gemeinwesens »ein normatives und zugleich in sten Formen bürgerschaftlichen Engagements – tra- gerschaftlichen Engagements agieren sie im ökono- vielfältigen Ausprägungen historisch und aktuell dierte gesellschaftliche Zuständigkeiten, verändern mischenSystem, sind abergleichzeitig Teil derorgani- sierten Zivilgesellschaft: »In der lebensweltlichen weltweites reales Phänomen.« Das Buch stellt eine Politische Engagementformen Ressourcenströme und tangieren mächtige Interes- wahre Fundgrube theoretischer und praktischer senkonstellationen (S. 39). Elsen grenzt die wirt- Durchdringung liegt das Potenzial des Neuen. Das Ansätze der am Gemeinwesen orientierten Elsen sieht die zahlreichen skizzierten, oftmals genos- schaftlich-genossenschaftlichen Engagementformen Neue ist nicht einseitig spezialisiert und von Experten Ökonomien dar. Allein schon diese Einblicke in die senschaftlichen Umsetzungsformen zwar in der Tradi- auch durch einen entscheidenden weiteren Aspekt ge- dominiert. Es sind mehrdimensionale, spezifische tion des bürgerschaftlichen Engagements. Gleichzei- genüber anderen Formen bürgerschaftlichen Engage- und synergetische Ansätze als Antworten auf komple- Vielfalt der vom Mainstream abweichenden Ansätze xe Probleme« (S. 45). machen es zu einer sehr empfehlenswerten Lektüre. tig weisen sie nach ihrer Einschätzung aber weit dar- ments ab: Diese Art der aktiven Teilhabe von BürgerIn- über hinaus. »Sozialökonomische Ansätze im Ge- nen setzt die Ausweitung gesellschaftlicher Beteili- Für Elsen ist sozialökonomische Selbsthilfe immer meinwesen ermöglichen sozialproduktives bürger- gungsmöglichkeiten und die Demokratisierung auch politisch: »Entscheidend ist die Selbsttätigkeit der Burghard Flieger, Red. Genossenschaften In dem Buch schaftliches Engagement auch benachteiligter Men- wirtschaftlicher Prozesse voraus (S. 39). Lokale Selbst- Menschen,ihrekollektive AneignungvonRechten, Fä- »Die Ökonomie des Gemeinwesens« greift Susanne schen zugunsten eigener und gemeinsamer Belange. organisationsformen lassen sich dadurch schwieriger higkeiten,Kreativität, Ressourcen und Macht. Sie bün- Elsen vorhandene alternative Ansätze als sinnvolle Zu- Ein so verstandenes bürgerschaftliches Engagement, von neoliberaler Modernisierungspolitik instrumenta- kunftsmodelle auf. Sie will diese für die Konzeption ei- welches in Verbindung mit wohnungs-, sozial-, und lisieren. Fortsetzung nächste Seite

FORTSETZUNG VON SEITE 11 durch eine politische Praxis unterfüttert ist. Der Be- bedingt organisiert, existentiell auf die Assistenz ange- Beispiel Assistenz für junge Menschen, Angebote in Das liegt sicherlich auch daran, dass unsere Tätigkeit griff der Selbstbestimmung ist zusehends zu einem in- wiesen und haben Angst, dass ihnen da etwas gekürzt Wohngruppen oder die weitere Öffnung des innerbe- kein Ausbildungsberuf ist, womit sich Gewerkschaften dividuellen Thema geworden. Den AssistenznehmerIn- wird. Da sind unsere betrieblichen Auseinandersetzun- trieblichen Ausbildungsprogramms nach außen. ja grundsätzlich schwer tun, da nicht so einfach in nen geht es vornehmlich darum, individuell tun und gen für sie nachrangig. Und wie geht es jetzt weiter mit Eurer bundesweiten Inter- eine Tarifsystematik einzuordnen. Dazu kommen die lassen zu können was sie möchten, was ja durchaus le- Und was müsste Eurer Meinung nach konkret in Eurem Be- essenvertretung? Seid ihr im Gespräch mit Gewerkschaften? klassischen Berührungsängste gegenüber Betrieben, gitim ist. Das eröffnet aber keine politische Perspektive trieb passieren? Ende November 2009 wird es eine Folgekonferenz die aus der Geschichte der Alternativszene kommen mehr. Zuallererst müsste mal dafür gesorgt werden, dass des bundesweiten Zusammenschlusses der Interessens- und eine für Gewerkschaften eher untypische Beschäf- Der betriebliche Alltag hat sich weitgehend darauf die Einnahmeseite verbessert wird, die seit Jahren un- vertretungen (UAPA) in Frankfurt/Main geben. Die ge- tigtenstruktur aufweisen. reduziert, persönliche Dienstleistungen zu vermitteln veränderten Vergütungssätze angehoben und neue nauere inhaltliche Ausrichtung und die Bestimmung und zu verwalten. Viele Beschäftigte machen halt ih- Einnahmequellen erschlossen werden. Auf dieser von Schwerpunkten ist in Vorbereitung. Derweil sind INFO ren Job. Während viele AssistentInnen immer noch Grundlage bestünde dann wieder die Chance, zum ei- wir u.a. damit beschäftigt, neue Vertretungen und Be- denken, die Arbeit bei ambulante dienste e.V. sei nur nen überfällige Lohnerhöhungen durchzuführen, um schäftigte dazu zu gewinnen und würden es beispiels- ambulante dienste e.V., Berlin: ein Durchgangsstadium, irgendwann komme der bes- zumindest endlich einmal die immensen Reallohnver- weise sehr begrüßen, wenn AssistentInnen, die unter www.adberlin.com sere Job außerhalb, haben viele Verwaltungsangestell- luste der letzten Jahre auszugleichen, zum anderen dem Modell des »persönlichen Budgets« arbeiten, da- Unabhängige Arbeitnehmervertretungen in der te sich in ihrem Job eingerichtet. Das Interesse und die mit den dann vorhandenen finanziellen Spielräumen zukommen würden. Eine eigene Webseite ist in Vorbe- persönlichen Assistenz (UAPA), Resolution: Bereitschaft, einzugreifen und auf betrieblicher Ebene überfällige strukturelle Veränderungen anzugehen. reitung, die aktuelle »Scheiss-Streik«-Kampagne www.labournet.de/branchen/dienstleistung/gw/ resolution_uapa.pdf etwas zu ändern, ist leider nicht allzu verbreitet. Ein Beispiel hierfür wäre die Änderung der Arbeitsver- wird von unserem Zusammenhang aktiv unterstützt. Welche Rolle spielen die AssistenznehmerInnen in den Aus- tragsmodelle der AssistentInnen, die Einführung von Einzelne von uns, einzelne Vertretungen sind im Berichte und Links zu den Auseinandersetzun- einandersetzungen um die Arbeitsbedingungen der AssistentIn- gen der Assistenzbeschäftigten: festen Stundenkontingenten, Arbeitszeitkontenmodel- Kontakt mit Gewerkschaften. Der Betriebsrat von am- www.labournet.de/branchen/dienstleistung/gw/ nen? len etc. bulante dienste e.V. geht z.B. regelmäßig auf die Tref- pflege.html Die AssistenznehmerInnen sind oftmals ausrei- Das Berufsbild Assistenz muss aufgewertet werden. fen der »Initiativgruppe Betriebsräte« bei der GEW Ber- Informationen zum persönlichen Budget: chend mit ihrer eigenen Situation beschäftigt, so dass Wir brauchen Schulungen (so wie zum Beispiel in lin. Grundsätzlich sind aber weder das Engagement www.bmas.de/coremedia/generator/9266/ sie nur sehr eingeschränkt Interesse haben, sich auch Schweden), und eine angemessene Bezahlung. Es gibt der Gewerkschaften noch der gewerkschaftliche Orga- persoenliches__budget.html noch mit unserer Situation zu befassen. Sie sind nur Tätigkeitsfelder die entwickelt werden könnten, zum nisierungsgrad in unserem Bereich besonders hoch. 2009 MAI GENOSSENSCHAFTEN CONTRASTE SEITE 13

WOHNUNGSGENOSSENSCHAFT AM BEUTELWEG, TRIER Gemeinwesenökonomie im Dilemma sozialer Erfordernisse und Wirtschaftlichkeit

Die Wohnungsgenossenschaft »Am Beutelweg eG« Das Genossenschaftsmodell erschien als der über- gilt als bundesweites Modell für gelungene zeugendste Ansatz, die soziale Situation der Menschen Quartiersentwicklung verbunden mit neuen Formen in Trier-Nord zu verbessern und diese gleichzeitig in die Verantwortung für den Entwicklungsprozess einzu- der Gemeinwesenökonomie. Erweitert wird dieser beziehen. Als Genossenschaftsmitglieder genießen alle jahrelang unter schwierigen Bedingungen arbeitende Mietparteien lebenslanges Wohnrecht, bestimmen die Ansatz seit Neuem mit einer beispielhaften Geschicke des Gemeinschaftsunternehmens durch Sitz Ergänzung: einer Private-Public-Partnership- und Stimme in der Generalversammlung mit und wer- Strategie zwischen Wohnungsgenossenschaft und den zu Miteigentümern. der Stadt Trier. Genossenschaftliche (Selbst-)Hilfe Maria Ohlig, Herbert Schacherer, Bernd Steinmetz, Redaktion Die Initiatoren der WOGEBE haben sich für die Unter- Genossenschaften Bei der Gründung der Wohnungs- nehmensform der Genossenschaft als ein Gemein- genossenschaft am Beutelweg eG im Jahre 1991 war schaftsunternehmen von Mitgliedern entschieden, die Trier-Nord ein »Sozialer Brennpunkt« mit allen äuße- zugleich Kunden sind und an deren Bedarf sie sich vor- ren Zeichen eines solchen. Es gab u.a. einen hohen Sa- rangig orientieren sollte. Die Gründung einer Genos- nierungsstau im Wohnbestand. Die Wohnungen in senschaft sollte es den BewohnerInnen des Stadtteils er- den ehemaligen Kasernen am Beutelweg, die sich da- möglichen, für sich und ihre Familien trotz geringer mals im Besitz des Bundes befanden, waren marode, Kaufkraft am Wohnungsmarkt gute und gesunde nie grundsaniert worden, ohne Bäder und Zentralhei- Wohnverhältnisse zu erreichen, eine Gemeinschaftslei- zungen. Die BewohnerInnen hatten sich notdürftig stung, die am allgemeinen Markt nicht realisierbar ge- darin eingerichtet und versucht, mit eigenen Mitteln wesen wäre. Ausschlaggebend für die Wahl der Unter- das Beste daraus zu machen. Der überwiegende Teil nehmensform war, dass die wesentlichen Elemente ei- der Bewohnerschaft war abhängig von staatlichen ner Genossenschaft wie nachbarschaftliche Selbsthilfe, Transfergeldern, Sozialhilfe, Arbeitslosengeld. Die stati- Wirtschaften am örtlichen Markt, unmittelbare Verant- stischen Daten belegen auch heute noch, dass in die- wortlichkeit und persönliche Beteiligung der Mitglie- Durch genossenschaftliche Selbsthilfe haben die Häuser der Genossenschaft am Beutelweg eine große Aufwertung erfahren sem Stadtteil überdurchschnittlich viele Kinder, viele der den Vorstellungen der Initiatoren von grundlegen- Menschen ohne Schulabschluss und Ausbildung, viele dem Wandel im Stadtteil am Nächsten kam. zialen Situation im Quartier (Kinder- und Jugendar- Gefahr einer Überschuldung der WOGEBE abgewendet Erwerbslose, viele Menschen in Armut leben. Die Wohnungsgenossenschaft Am Beutelweg wur- beit, Gesundheitsprojekte, Beratungs- und Bildungsan- werden. Diese wurde insbesondere durch die Insolvenz Die Ausgangsfrage des Engagements bei Genossen- de 1991 zunächst von zehn engagierten Bürgerinnen gebote, Integration von Migranten). des Tochterunternehmens HVS GmbH zum 31.12.2006 schaftsgründung lautete: und Bürgern gegründet und entwickelte sich in den fol- ausgelöst. Sie hatte hohe Verluste für die WOGEBE im Wie lassen sich die Lebenssituation und die Lebens- genden Jahren bis heute zu einer Wohnungsgenossen- Vielfältige Engagementformen Jahr 2006 zur Folge. In dem ab 01.01.2009 umgesetz- perspektive der Familien und Einzelpersonen in einem schaft mit rund 700 Mitgliedern. Zunächst hat die WO- ten Sanierungskonzept wird daher ein Umbau der Fi- sozialen Brennpunkt nachhaltig verbessern? GEBE die bundeseigenen ehemaligen Kasernengebäu- Zusammenfassend lässt sich die Arbeit der Wohnungs- nanzierungsstruktur der WOGEBE vorgenommen: Welche Ressourcen und Aktivierungspotenziale im de Am Beutelweg (100 Wohneinheiten), später städti- genossenschaft Am Beutelweg als Umsetzung einer sozialen Brennpunkt können genutzt werden? Deutliche Reduzierung des Kapitaldienstes durch Ablösung zinsteurer Geschäftsbankendarlehen im Zusammenhang mit dem Verkauf des Grund und Notwendige Gemeinwesenarbeit Bodens an die Stadt Trier und der Eintragung von Erb- baurechten zugunsten der WOGEBE sowie durch die Im Kontakt mit den BewohnerInnen wurde bereits seit Zinsfestschreibung der Landesdarlehen. Diese Maßnah- Mitte der 70er Jahre Gemeinwesenarbeit (GWA) aufge- men führen zu einer deutlichen Reduzierung des Kapi- baut. Im Anschluss an die Tätigkeit einer studenti- taldienstes und ermöglichen einen Eigenkapitalauf- schen Initiative im Stadtteil entwickelte sich in den bau der WOGEBE in den Folgejahren. Somit kommt 80er Jahren das Bürgerhaus Trier-Nord als bürger- eineStrategie zum Tragen, dieeine Absicherung des So- schaftlicher Trägerverein der Gemeinwesenarbeit. Im zialen Wohnungsbaus durch eine Verminderung der Rahmen der Arbeit des Bürgerhauses wurde deutlich, Kosten für Grund und Boden ermöglichen. dass allein mit den Mitteln Sozialer Arbeit eine grundle- gende Veränderung der Lebenssituation der Bewohne- Gewährung von städtischen Zuschüssen, um rInnen nicht möglich ist. Sozialberatung und Gemein- eine Kompensation von Bewirtschaftungsrisiken und wesenarbeit waren notwendige Ansätze zur Hilfestel- Intensivierung der Sozialen Arbeit der WOGEBE zu er- lung für die Menschen, doch sie reichten allein nicht möglichen. Die Wirksamkeit der Umsetzung des Sanie- aus. Es mussten auch die tatsächlichen, objektiven Le- rungskonzeptes und der Stadtteilentwicklung wurde bensbedingungen angegangen werden, um menschen- und wird maßgeblich auch über die Durchführung würdige Lebensbedingungen und Teilhabe zu errei- weiterer Projekte aus dem Bereich nichtinvestiver Maß- chen. nahmen im Rahmen des Programms »Soziale Stadt« in Trägerschaft der WOGEBE gestützt. Abschluss eines Erbbaurechtsvertrages sowie ei- FORTSETZUNG VON SEITE 12 nes Zuwendungsvertrages verbunden mit entsprechen- den Verkäufen: Hierdurch entsteht zwischen der WOGE- deln ihre begrenzten Kräfte in assoziativen Formen Selbsthilfe im Wohnbereich kann auch Einsatz der Muskelhypothek bedeuten BE und der Stadt Trier eine stärkere Verbindlichkeit in und versuchen durch Kooperation den Zugang zu den der Kooperation. Künftig ist die WOGEBE bei investi- eigenen und gemeinsamen Lebensgrundlagen nach- sche Wohnungen (300 Wohneinheiten) und im Zu- Kreislaufwirtschaft im Stadtteil mit nachhaltiger Wir- ven Maßnahmen an die Zustimmung der Grundstück- haltig zu sichern« (S. 51). sammenhang mit dem Abzug des französischen Mili- kung bezeichnen, als eine Gemeinwesenökonomie, die eigentümerin Stadt Trier gebunden. Neben einer quar- tärs in den 90er Jahren frei gewordene Konversionsge- lebensdienliche Ziele statt eines »Wirtschaftens um je- talsmäßigen Überprüfung, ob die wirtschaftlichen Zie- den Preis« verfolgt. Es ist ein Beispiel dafür, wie politi- Bereichernde Veröffentlichung bäude erworben. Im Jahr 2009 beläuft sich der Woh- le des Sanierungskonzeptes erreicht werden und tur- nungsbestand der Genossenschaft auf etwa 500 Wohn- sche Verantwortung durch das Engagement von Privat- nusmäßig stattfindenden Gesprächsrunden sollen im Berechtigte Kritik an dem Buch von Georg Singe ist, einheiten, beinahe ausschließlich im benachteiligten personen übernommen wurde, die die Zuständigkeit Rahmen einer Verwaltungsvereinbarung für die Neu- dass an vielen Stellen deutlich wird, dass eine umfas- Gebiet von Trier-Nord. für Problemlösungen nicht allein bei der Kommune sa- vermietung und Konfliktregulierung Verfahren mit sende Gesellschafts- und Wirtschaftstheorie zur Um- hen. Es ist – bei allen wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Stadt Trier und der ARGE Trier verbindlich verein- setzung des Konzeptes lokaler Gemeinwesenökono- Wirtschaftliche Erfolge im Stadtteil der WOGEBE in der Folge – auch für die Bewohner- bart werden. Dadurch wird das Ziel unterstützt, die For- mie noch fehlt. Ersatzweise werden politisch sehr un- schaft ein ermutigendes Beispiel dafür, dass sich dauer- derungsverluste der WOGEBE zu begrenzen, eine Vor- terschiedliche Theorien zur Begründung einzelner Durch die erfolgte Wohnraumsanierung und den Neu- haftes Engagement lohnt. BewohnerInnen, die sich aussetzung, um die Wirtschaftlichkeit der WOGEBE Elemente des Konzeptes lokaler Gemeinwesenökono- bau von Wohnungen im Stadtteil konnte eine grundle- über 15 Jahre kontinuierlich engagieren, bezeugen, dauerhaft erhalten zu können. mie herangezogen. Trotzdem stellt die Veröffentli- gende Verbesserung der Lebenssituation von ca. 1.500 dass sie auf jeden Fall in der Genossenschaft wohnen chung von Elsen eine erhebliche Bereicherung dar BewohnerInnen erzielt werden. Rund 350 Stadtteilbe- bleiben wollen und stolz sind, von Anfang an bei dieser Private Public Partnership und zwar sowohl unter dem Blickwinkel des Zusam- wohnerInnen konnten im Rahmen von Qualifizie- Entwicklung mitgeholfen zu haben. mentragens zahlreicher Bausteine der Solidarischen rungsmaßnahmen, Arbeits- und Ausbildungsverhält- Ab dem 01.01.2009 wurde aufgrund wirtschaftlicher Für die weitere Entwicklung des von der WOGEBE be- Ökonomie als auch für die Weiterentwicklung ge- nissen, Praktika und Projekten in Beschäftigung ge- Schwierigkeiten der WOGEBE die Finanzierungsstruk- wirtschafteten Wohnungsbestandes und der Stadttei- meinwesenorientierter Ansätze Sozialer Arbeit. Dass bracht werden bzw. ihre Beschäftigungsfähigkeit ver- tur verändert. Ohne Eingriffe in die organisatorische lentwicklung im Rahmen ihrer Trägerschaft des Quar- zudem genossenschaftlichen Ansätzen (S. 256-314) bessern. Auch wurde eine dauerhafte Verbesserung der Grundstruktur vorzunehmen, ist im Jahr 2008 unter tiersmanagements kann die Kooperation von WOGE- unter diesem speziellen Blickwinkel ein breiter Raum Infrastruktur durch Maßnahmen der »Sozialen Stadt« maßgeblicher Beteiligung der Stadt Trier und des Lan- BE und Stadt Trier mit einem PPP-Projekt (private pu- in Angriff genommen und in großen Teilen realisiert. des Rheinland-Pfalz eine wirtschaftliche Sanierung blic partnership) verglichen werden. Es dient dem Ziel eingeräumt wird, eröffnet für die Umsetzung einer lo- der WOGEBE erfolgt, die dieser über einen Sanierungs- kalen Gemeinwesenökonomie wichtige neue Perspek- Insgesamt war nach Abschluss der Sanierungsarbei- einer guten und günstigen Wohnungsversorgung für ten in diesen über Jahrzehnte vernachlässigten Stadt- zeitraum von 15 Jahren ermöglicht, eine angemessene benachteiligte Bevölkerungsgruppen. Durch diese Kon- tiven. Vielleicht werden hier Dämme (Blockaden) bre- Eigenkapital- und Liquiditätsentwicklung zu errei- chen? teil ein Kapitaltransfer in Höhe von über 50 Mio. EUR struktion wird eine stärkere Beteiligung und Mitverant- erfolgt, ein bedeutsamer investiver Beitrag zur Verbesse- chen und damit die Existenz der Genossenschaft im öf- wortung der Kommune am Prozess sichergestellt. Elsen, Susanne: Die Ökonomie des Gemeinwe- rung der Lebensbedingungen im Stadtteil. Das äußere fentlichen Interesse langfristig zu sichern. Gleichzeitig entsteht eine wechselseitige Transparenz sens. Sozialpolitik und soziale Arbeit im Kontext Erscheinungsbild des Stadtteils und das Image von der Umsetzungsstrategien der Stadtteilentwicklung, ge- von gesellschaftlicher Wertschöpfung und -vertei- Trier-Nord haben sich dadurch deutlich verbessert. Ein Finanzielle Konsolidierung fördert im öffentlichen Interesse. lung, Weinheim (Juventa Verlag) 2007, 352 S., 32 Netzwerk der lokalen Akteure hat sich etabliert und ar- EUR beitet gemeinsam an der weiteren Verbesserung der so- Durch die Zusammenarbeit mit der Stadt konnte die Weitere Informationen: www.wogebe.de 14 SEITE CONTRASTE BÜCHER / BROSCHÜREN / ZEITSCHRIFTEN MAI 2009

Radikale Demokratisierung als linke Strategie? parat, der unter anderem die kulturpolitische Chro- allem Standort und Volk nutzen wolle. zur Armenspeisung des 19. Jhdt., die den Rückzug so- nik, die allgemeine Bibliographie des Jahres 2007 und Die »Kultur«, hat auch ihren Platz: So findet sich zialstaatlicher Leistungen befördert anstatt eine aus- Pünktlich zum Beginn des Superwahljahres hat Katja wichtige Adressen und die Kulturstatistik enthält. ein eher bemühter Nachweis, wie konservativ der Film reichende soziale Grundsicherung einzufordern? In Kipping ihr erstes Buch vorgelegt. Kipping und dem Die aktuelle Ausgabe bietet nach drei Artikeln zum »I am Legend« ist, weiter geht es um den amerikani- der Tat verweisen Gegner einer Anhebung der Hartz- durch sie stark repräsentierten emanzipatorischen An- Verhältnis von Kultur und Wirtschaft weitere fünf Kapi- schen Independentfilm und Büsser verteidigt die neue IV-Regelsätze auch auf das Angebot von Tafeln und satz innerhalb der Partei DIE LINKE (www.emanzipa- tel. Im ersten werden zentrale Aussagen einiger kom- Jugendkultur der Emos. Kleiderkammern. Hartz-IVBeziehende selbst hören im- torische-linke.de) kommt angesichts der beschränk- munaler und regionaler Kulturentwicklungsberichte Einige Autoren kommen, zumindest laut ihren aus- mer öfter vom JobCenter, wenn das Geld nicht zum Le- ten soziokulturellen Attraktivität und der Überalte- sowie die Diskussionen darüber vorgestellt. Dieter Ha- führlichen und deshalb etwas deplatziert wirkenden ben reiche, könnten sie ja zur Tafel gehen. rung der Partei eine übermäßige Bedeutung zu. Mit selbach plädiert in seinem Beitrag für begriffliche Autorenangaben aus dem akademischen Betrieb, der Der Soziologe Prof. Dr. Stefan Selke setzt sich in ei- umso mehr Spannung konnte das Buch der 1978 gebo- Sorgfalt in der ganzen Debatte, seziert die einzelnen große Rest bleibt relativ anonym. Die Lösung der ein- nem kürzlich erschienen Erfahrungsbericht kritisch renen stellvertretenden Parteivorsitzenden erwartet Begriffe – so sind zum Beispiel nach seiner Definition gangs angeführten Frage, warum es nun zu der Re- mit der »Vertafelung der Gesellschaft« auseinander. werden. Zentraler Fokus ist der von Kipping konstatier- öffentliche Kultureinrichtungen nicht Bestandteil der naissance gekommen ist, bleibt das Heft schuldig. Er strebt eine Politisierung der Tafelbewegung an, um te und titelgebende »Ausverkauf der Politik«. Sie kon- Kulturwirtschaft – und stellt ihre materielle Bedeu- Zwar wird anschaulich beschrieben, dass die Post-68er den Abbau sozialer Grundrechte zu bekämpfen. Seine statiert, dass sich die politische Klasse selbst entmach- tung vor. Nach einem Blick in den deutschsprachigen und sozialen Bewegungen zur Hegemonie des Neolibe- Website www.tafelforum.de bietet Hintergrundinfor- te und sich zur Magd des Marktes gemacht habe. Sie und europäischen Raum werden Ansätze und Debat- ralismus beigetragen haben, aber so ist das mit mationen zu seinen Thesen und Raum für die Diskus- beschreibt ausführlich die ökonomische Polarisie- ten zur »Kreativen Stadt« vorgestellt: Wilfried Maier, »Pop«: Man weiß, man wird beschissen, aber hat sich sion. rung und die auf vielen Ebenen stattfindende Entde- ehemaliger grüner Senator in Hamburg skizziert sei- wenigstens gut dabei unterhalten. Warum das Heft Norbert Schneider mokratisierung ebenso wie die Ökonomisierung des ne Vision der Entwicklung Hamburgs. Albrecht Gö- »Regress« heißt, was ja laut DUDEN Rückkehr oder schel, mittlerweile durch seine Pension von gewissen Zuflucht bedeutet, und nicht z.B. Regression, hat sich Stefan Selke: Fast ganz unten – Wie man in Deutsch- ganzen Lebens: Stichworte sind hier Lobbyismus, Ab- land durch die Hilfe von Lebensmitteltafeln satt wird. bau von Grundrechten, Privatisierungen öffentlicher dienstlichen Rücksichtnahmen befreiter ehemaliger mir nach seiner Lektüre nicht erschlossen. testcard ist Mitarbeiter des Deutschen Institutes für Urbanistik trotzdem wichtig – und angenehm zu lesen. Stefan Selke, 2009, 2. Auflage, Verlag Westfälisches Güter und die Delegation von Entscheidungen an in Dampfboot, Münster. ISBN 978-3-89691754-6 der Regel wirtschaftsnahe Expertengremien. Konkret weist pointiert auf die negativen Folgen der Kreativför- Bernd Hüttner derung hin.Als Folgen diesesneoliberalen Wachstums- buchstabiert Kipping die Themenfelder Grundrechte, testcard 18, Regress, Ventil Verlag (www.ventil-ver- regimes werden Gentrifizierung und innerstädtische Hartz IV, zeitgenössischer Feminismus und Bildungs- lag.de) Mainz, Februar 2009, 300 S., 14,50 EUR Neue Ausgabe der »Kulturszene« politik näher durch, das umstrittene und mit Kipping Polarisierung verstärkt, ebenso wichtig ist, dass das Ar- innerparteilich personifizierte (bedingungslose) beits- und Lebensmodell der oft als neue Citoyens an- Eine Opernproduktion mit Profis und Laien, an der Grundeinkommen wird zwar angesprochen, aber gesehenen KreativlerInnen eben keine politische oder Kopf schlägt Kapital ein ganzes Dorf beteiligt ist, »Dorf macht Oper« (Klein nicht besonders hervorgehoben. zivilgesellschaftliche Beteiligung an den Aushand- Leppin), das Projekt »Sprechende Steine – Ein akusti- Sympathisch ist die Argumentation gegen die auch lungsprozessen über die Zukunft der öffentlichen Gü- Günter Faltin ist der Erfinder der Teekampagne und scher Stadtteilrundgang«, in dem die Geschichte eines in der LINKEN dominierende Zentrierung auf Lohnar- ter und des urbanen Raumes vorsehe. hat in seinem Labor für Entrepreneurship etliche er- Leipziger Stadtteiles für die Bewohner lebendig und beit als die einzig seligmachende und privilegierte Den Abschluss bilden Beiträge zum Arbeitsfeld Kul- folgreiche Unternehmensgründungen auf den Weg ge- sinnlich erfahrbar gemacht wird und das Theaterpro- Form der »Arbeit« und gegen den auch in der Linken tur, zu den unterschiedlichen, aber bekanntlich eher bracht. Unter Entrepreneurship versteht der Autor den jekt »Zeit zu bleiben « mit 80 Schauspielern aus 20 Na- verbreiteten Glauben an »Wachstum«. Dem setzt Kip- unsicheren Arbeitsbedingungen von KünstlerInnen kreativen Teil des Unternehmertums, nicht dessen be- tionen zwischen 8 und 79 Jahren über die Anfänge der ping einen, wenn auch nicht so stark ausgearbeiteten, und neuen Kulturunternehmern, den Ausbildungsan- triebswirtschaftliche Seite. Seine Botschaft: Jede und je- über 50-jährigen neueren Migrationsgeschichte in biopolitischen Begriff von Produktion entgegen, der forderungen und kulturpolitischen Fördermöglichkei- der kann UnternehmerIn werden. Dabei geht er mit Deutschland (Wiesbaden) – das sind nur drei Projekte jetzt völlig andere Formen von individueller sozialer ten. Wer die nichtssagenden Beiträge der Parteipoliti- der herkömmlichen Unternehmensberatung hart ins aus der neuen »Kulturszene«. Sicherung und gesellschaftlicher Teilhabe notwendig kerInnen getrost überblättert, hat mit diesem Buch Gericht. Mit ihrer Ausrichtung auf Businesspläne und Die jetzt vorliegende neue Ausgabe der Fonds-Zeit- mache. Kern ihres Gegenmodells ist ein Individualan- ein nützliches Kompendium zur Hand. Bernd Wag- Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen würde sie kreative schrift enthält Projektbeispiele aus dem Förderjahr spruch auf soziale Sicherheit, der dann neben dem ner, der Leiter des herausgebenden Institut für Kultur- Impulse bremsen und dem Künstlerischen, das für 2008 sowie eine statistische Auswertung der Antrags- Grundeinkommen eine Arbeitszeitverkürzung, beides politik vergleicht in seiner Einleitung die Kultur- und Gründungen entscheidend ist, zu wenig Raum geben. entwicklung und Förderpraxis für den Zeitraum zwi- als Grundlage für demokratische Teilhabe und indivi- Kreativwirtschaft mit dem Scheinriesen Turtur aus Mi- Statt dessen schlägt der Autor vor, sich auf das We- schen 2002 und 2008. Dadurch soll nicht nur ein Ein- duelle Muße gedacht, beinhaltet und so den Abschied chael Endes »Jim Knopf«. Dieser werde immer klei- sentliche, die Herausarbeitung eines detaillierten Kon- druck von der Vielfalt und dem Engagement der sozio- vom sozialpolitischen Modell des (in der Regel männ- ner, je näher man ihm trete. So ist es wohl, und das zepts, zu konzentrieren. Sein Erfolgsrezept besteht aus kulturellen Szene vermittelt werden. Diese Dokumen- lichen) Alleinernährers vollzieht. Jahrbuch ist ein gutes Mittel diesen Prozess des Näher- sieben Techniken, darunter zum Beispiel »Funktion tation trägt auch dem kulturpolitischen Anspruch des Auffallend ist der Grundrechtsoptimismus und die tretens und sein auf irdisches Maß geschrumpftes Er- statt Konvention«: Prozesse neu denken und anders or- Fonds Soziokultur Rechnung, Förderentscheidungen an vielen Stellen zu findende Postulierung eines Ge- gebnis zu untersuchen und zu diskutieren. ganisieren. Beispiele sind Teekampagne, Ikea oder transparent und nachvollziehbar zu machen. gensatzes von Staat und Demokratie, beides wohl Re- Bernd Hüttner das Ebuero. Die Technik »Arbeit inSpaß und Unterhal- »EinWettbewerb um die besten Projektideen« – un- ter diesem Motto fördert der Fonds Soziokultur modell- sultat des biographischen Hintergrundes vieler Akteu- Institut für Kulturpolitik der Kulturpolitischen Ge- tung verwandeln« klingt verlockend, und wer möchte rInnen innerhalb des Umfeldes von Kipping beim Ver- nicht gerne »Visionen Wirklichkeit werden lassen«? hafte Kulturprojekte in Deutschland. Seit seiner Grün- sellschaft (Hrsg.): Kulturwirtschaft und Kreative dung im Jahr 1987 durch bundesweite Verbände aus band JungdemokratInnen/Junge Linke. Dazu passt, Stadt (Jahrbuch für Kulturpolitik, Band 8/2008), Im Labor für Entrepreneurship geht es darum, aus dass die pazifizierende Wirkung von Parteien und an- einer Idee die dahinter stehenden persönlichen Wün- der Soziokultur, der freien Kulturarbeit und der kultu- Bonn/Essen: Klartext Verlag, 2008, 480 Seiten, 19,90 rellen Bildung unterstützt er solche Vorhaben und Ini- deren hierarchischen Institutionen unterschätzt wird. EUR sche ganz genau herauszuarbeiten, immer weiter zu Etwas angehängt und im Vergleich sehr schwach fragen, statt vorschnell in die unternehmerische Um- tiativen, die abseits der gesicherten Pfade im Kulturbe- wirkt der Teil, in dem es um die LINKE geht, an deren setzung zu gehen. Erst aus dem Kern hinter der Idee trieb etwas Neues, Ungewohntes und Überraschendes wird dann ein ausgereiftes »Entrepreneurial Design« entwickeln wollen. Neugründung Kipping an prominenter Stelle beteiligt testcard 18 zu Facetten der Regression war. So wird zwar das »Silencing of women«, also das entwickelt, das möglicherweise mit der Ursprungsidee Die neue Ausgabe der »Kulturszene« (Nr. 11) kann gegen eine Schutzgebühr in Höhe von 2,20 Euro (in Unsichtbarmachen der Bedeutung und des Wirkens In den 1990er Jahren entdeckte die radikale Linke nicht mehr viel zu tun hat, aber den Wünschen eine umsetzbare Form gibt. Günter Faltin beruft sich dabei Briefmarken) über die Geschäftsstelle des Fonds bezo- von Frauen innerhalb der LINKEN bei diesem Prozess »Kultur« als Ausdruck von und als Mittel zur Dekon- kritisiert, und damit deutlich, was für ein patriarcha- u.a. auf Frithjof Bergman mit seinem Ansatz, heraus- gen werden. struktion von hegemonialen Zuschreibungen. Viele diego ler Männerhaufen die LINKE in weiten Teilen war wurden post-autonom, wenige andere FDP-Wähler. zufinden »was wir wirklich, wirklich wollen«. (und ist), aber die Parteiform als wirksamer Ort und Die weit größere, erste Gruppe entdeckte, dass der Kapi- Für den Autor liegt die Ursache ungleicher Einkom- Fonds Soziokultur e. V., Weberstraße 59 a, 53113 Bonn sinnvolles Mittel politischen Handelns bleibt in dem talismus nicht nur grau, repressiv und langweilig war. mens- und Vermögensverteilung darin, dass nur weni- Tel.: (02 28) 97 14 47 90, Fax -99 Buch unreflektiert und nahezu unbegründet. Heute ist die Erkenntnis, dass Differenz kein emanzipa- ge Menschen unternehmerisch tätig werden. Das Für eine sich nicht professionell mit Politik befas- torisches Ding an sich ist, dass ästhetische Kritik und Buch enthält ein Interview mit Muhammad Yunus, Anzeige sende LeserInnenschaft ist das Buch mit Sicherheit ein dass das, was früher als »Underground« oder »Subkul- der mit seiner Grameen Bank den Friedensnobelpreis enormer Gewinn, da mit ihm sehr viele Gedanken, die tur« bezeichnet wurde, einer der Katalysatoren der Mo- bekam für wirtschaftliche und soziale Entwicklung verstreut in den sozialen Bewegungen und von mili- dernisierung war, jenseits der Milieus, die sich in der durch Mikrokredite. Beide sind sich darin einig, dass tanten WissenschaftlerInnen in den letzten Jahre ent- LINKEN sammeln, kalter Kaffee. Es erinnert ein biss- jeder Mensch UnternehmerIn werden kann und dass wickelt wurden, zusammengefasst und dem breiten chen an »Warten auf Godot«. Was der radikalen Lin- neben der ökonomischen Absicherung auch die Ar- Publikum in den Buchhandlungen in sehr lesbarer ken der 1970er Jahre die »Natur« und die Hinwen- beitszufriedenheit damit deutlich verbessert werden Form zugänglich gemacht werden. Aus einer Perspek- dung zu den Grünen war, ist der der 1990er die »Kul- könnte. tive, die tief greifender nach den Handlungsoptionen tur«: »Wir haben uns jetzt der ‘Kultur’ zuge- Für Faltin steht daher nicht die Gewinnerzielungs- links-emanzipatorischer Kräfte inner- und außerhalb wandt«. Pause. »Und was machen wir jetzt?«. absicht im Vordergrund einer Unternehmensgrün- der realexistierenden LINKEN fragt, ist das Buch eine Pause. dung, sondern die kreative Lust daran, Probleme zu lö- sen. Die marxistische Ablehnung des Profits teilt er Enttäuschung: Denn es kann nicht ausreichen, dass Eine Hilfe um die Zeit der Klärung zu überstehen, nicht, sondern propagiert stattdessen herauszufinden, sich linke Politik – und erst recht nicht ein sich radika- ist testcard, das Magazin für Popgeschichte. Gegrün- wie Win-win-Situationen geschaffen werden können, ler gebender Ansatz – auf die Wiederherstellung von det 1995, sind seitdem 18 Ausgaben im von MartinBüs- so dass mit der Erfüllung eines guten Zwecks Geld ver- Legitimation für die (Kipping schreibt an einigen Stel- ser und anderen betriebenen Mainzer Ventil-Verlag er- dient werden kann. Ein solches Social Entrepreneurs- le gar: »unsere«) Demokratie beschränkt, garniert schienen. Das aktuelle Heft enthält 210 Seiten mit Arti- hip sieht er als notwendig an und stellt sich eine zweite mit einigen individualisierenden Verhaltenstipps. Es keln, und weitere 80 mit Besprechungen von Büchern Stufe der Aufklärung vor mit dem Ziel: »Menschen bleibt zu hoffen, dass einige andere ebenso wichtige und Tonträgern. In der Nummer 18 sind Texte, die im auch im Feld der Ökonomie mündig zu machen und wie begreiflicherweise ungeklärte Fragen Gegenstand klassischen Sinne »politische« Themen ansprechen, sie in die Lage zu versetzen, offen, selbstbewusst und der nächsten Publikation aus den personell sehr über- im Gegensatz zu den vorangegangenen Heften, ein- mutig ineiner Gesellschaft mitzuwirken, inder die ent- schaubaren Reihen der Emanzipatorischen Linken deutig in der Überzahl. Gemeinsamer Fokus ist, so das scheidende Frage nach wirtschaftlicher Gestaltung sind. Editorial, warum Religion, Kleinfamilie, Nation und nicht durch die wirtschaftliche Macht von Wenigen be- Bernd Hüttner Disziplin wieder eine Renaissance erleben. Natürlich stimmt wird.« (S. 199). finden sich im Heft die für solche Produkte unvermeid- Katja Kipping: Ausverkauf der Politik.Für einen demo- Elisabeth Voß kratischen Aufbruch; Econ Verlag, Berlin 2009, 362 S., lichen verschwurbelten Texte, z.B. vom gemeinhin 19,90 EUR überschätzten Dietmar Dath oder vom testcard-Re- Günter Faltin: Kopf schlägt Kapital. Die ganz andere dakteur Johannes Ullmaier. Die anderen Artikel unter- Art, ein Unternehmen zu gründen. Von der Lust, ein Kulturwirtschaft – mehr als ein Scheinriese? suchen in lesenswerter Manier viele Aspekte des Neoli- Entrepreneur zu sein. Carl Hanser Verlag München, beralismus. Themen sind der »Verfall« des Popjourna- 2008, 248 Seiten, 19,90 EUR In Politik und Wissenschaft wird viel über Kulturwirt- lismus, die unterschiedlichen Konzepte der Ladyfeste schaftsberichte und die Stärkung der Kreativwirtschaft zwischen Mülheim und Wien, die Transformation debattiert, man hat sogar das Gefühl die »Kultur- und und Entpolitisierung der Soziokultur. Die hegemonia- Fast ganz unten Kreativwirtschaft« und die »Kreative Stadt« bestün- le Kultur (oder Politik?) ist ebenso Thema: Ron Stein- den und entstehen vor allem aus dem Diskurs in Ta- ke untersucht die pädagogischen Prinzipien von Eber- Seit 1993 habe sie sich rasant ausgebreitet, heute gibt gungen und Publikationen über sie. Das Jahrbuch hard Bueb, Bushido und Roland Koch, während Tho- es über 800 von ihnen in Deutschland: die »Tafeln«. für Kulturpolitik 2008 der halboffiziösen Kulturpoli- mas Waitz den vor allem vom Fernsehen medial ver- Tafeln sammeln mit Unterstützung von unzähligen tischen Gesellschaft ist ein umfangreicher und Dank mittelten Zusammenhang von Körper, Essen und Ar- freiwilligen HelferInnen unverkäufliche Lebensmittel staatlicher Subventionen sehr preiswerter Jahresband mut beschreibt. Jörg Nowak kritisiert die klassenselek- ein, um sie an bedürftige Menschen zu verteilen. mit dem Schwerpunkt zu diesem Themenfeld. Es um- tive Familienpolitik der großen Koalition, die femini- Ist diese beinahe schon flächendeckende Versor- fasst weiter in jeder Ausgabe einen umfangreichen Ap- stische issues zwar aufnehme, schlussendlich aber vor gung ein zivilgesellschaftlicher Erfolg oder Rückkehr 2009 MAI KLEINANZEIGEN/MARKTPLATZ CONTRASTE SEITE 15

PROJEKTE STELLENGESUCH KLEINANZEIGEN Wir sind ein selbstverwaltetes Haus- Buchbinder (49, Raum Thüringen) projekt in Ravensburg undsuchen enga- sucht Produktivgenossenschaft, die pers. Ausfüllen: Den Text gut lesbar marken oder mit Bankeinzug. Im gierte, aktive Mitmenschen, die Lust auf Unterstützung braucht. Finanz. Mitbetei- eintragen (38 Anschläge/Zeichen voraus muß allerdings immer das kollektive & politische Wohn- und ligung auch möglich. Bzw. Mitgründer ergeben eine Satzzeile) Geld hier sein. Quittungen nur bei Lebensentwürfe haben. für eine alternative Druckerei gesucht. Kosten: Privat bis zu 5 Zeilen 5 EUR ausreichend frankiertem Rückumschlag. www.pumuck.de Angebote an: (jede weitere Zeile 1 EUR) Aufträge ohne Geld & Absender [email protected] [email protected] Gewerblich bis zu 5 Zeilen 21 EUR landen ausnahmslos im Papierkorb! (jede weitere Zeile 2,6 EUR) Ausnahme: Bestellwert ab 26 EUR. Linkes Hausprojekt in Köln Nippes Wichtig: alle Preise Da gibt‘s nämlich ne Rechnung. sucht 3-4 MitbewohnerInnen oder eine zzgl. 19% Mehrwertsteuer Termin: jeweils zum 15. des Monats WG. Da wir in Kürze mehr Männer sein Private Stellengesuche sind kostenlos! werden, würden wir uns über Frauen/ Chiffregebühren: 5 EUR Einsenden an: Transgender freuen, gerne auch mit Bezahlt werden kann mit CONTRASTE e.V. queeren und/oder Migrationshinter- Scheck, Geldscheinen, mit Brief- Postfach 10 45 20, D-69035 Heidelberg grund. Bei Interesse Infos unter: (01 73) 592 07 40 und [email protected]

SCHNIPSEL ✂

IMPRESSUM

Köln, Ariane Dettloff, Trajanstr. 18, (02 21) 31 57 83, E-Mail: [email protected] / 60389 Frankfurt, Redaktion Rhein/Main, E-Mail: Monatszeitung für Selbstorganisation [email protected] / 69035 Heidelberg, Re- daktion Heidelberg, Postfach 10 45 20, E-Mail: con- erscheint 11mal im Jahr. [email protected] / 69434 Hirschhorn, Redaktion ISSN 0178-5737 Neckar/Odenwald, Stefan Riedel, Neckarstein- Herausgeber ist CONTRASTE, acher Str. 38x, (0 62 72) 36 48, Fax 35 59, E-Mail: Verein zur Förderung von Selbstverwaltung [email protected] / 71729 Erdmannhausen, und Ökologie e.V. Redaktion Stuttgart, Peter Streiff, Schulstr. 15/1, Postfach 10 45 20 (0 71 44) 33 22 56, E-Mail: peter.streiff@netz- bund.de / Österreich: A-9020 Klagenfurt, Hans 69035 Heidelberg Wieser, Ehrenhausenerstr. 4, (0043-46) 341 85 E-Mail: [email protected] 90, mobil: (0043-664) 643 84 37, E-Mail: vereinle- Internet: www.contraste.org [email protected] / Portugal: Dieter Poschen, Spendenkonto: Volksbank Bergstraße, BLZ (00351-289) 793 560, E-Mail: [email protected] 509 601 01, Kto-Nr. 64076 Fachredaktionen : CONTRASTE wird von ca. 40 RedakteurInnen Genossenschaften: 79102 Freiburg, Burghard erstellt, die aus Überzeugung schreiben, ohne Flieger, Erwinstr. 29, (07 61) 70 90 23 · Fax 70 90 Bezahlung. Die Informationen und Artikel 84, E-Mail: [email protected] / Sozialpo- fließen über die Regional- und Fachredaktio- litik, AG SPAK: 68167 Mannheim, Nico-Reiner nen zusammen. Endredaktion, Herstellung, Schindler, Pappelallee 31, /Fax (06 21) 30 38 13, E-Mail: [email protected] / Selbstorgani- Vertrieb, und Anzeigenverwaltung erfolgt sierte Lebensgemeinschaften: 13359 Berlin, über CONTRASTE in Heidelberg. Wir freuen Th.-D. Lehmann,GrüntalerStr.38, E-Mail:leh@zor- uns über weitere Mitwirkende. row.de und 27321 Thedinhausen, Uwe Ciesla, Fin- UnserCONTRASTE-Selbstverständnis ist nach- kenburg, E-Mail: [email protected] / zulesen unter Selbstorganisation im Alltag: 12435 Berlin, Pa- www.contraste.org/selbstverstaendnis.htm trick Neuhaus, Krüllstr. 5, E-Mail: piratenuto- [email protected] / Verkehr: Lothar Galow-Bergemann, Das Redaktions-Selbstverständnis ist nachzu- (07 11) 560294, E-Mail: Galow-Berge- lesen unter [email protected]/ Subversive Klangwelten: Mau- www.contraste.org/redaktionsselbstverstaend- rice Schuhmann, E-Mail: soziale_revolution@ya- nis.htm hoo.de. CONTRASTE ist offen für Beiträge, Artikel, Be- V.I.S.D.P.: Dieter Poschen, Über CONTRASTE e.V., richte usw. Redaktionsschluss ist jeweils der 1. Postfach 10 45 20, 69035 Heidelberg. Für Beiträge, des Monats vor dem Erscheinungsmonat. die mit vollem Namen gekennzeichnet sind, über- nimmt der/die Autor/in die Verantwortung. Redaktionen : Eigenverlag; alle Nachdruckrechte bei CONTRASTE e.V., Heidelberg 01099 Dresden, Redaktion Dresden, Uta Anzeigenverwaltung: Dieter Poschen, c/o CONTRA- Knischewski, Meuschwitzstr. 2a, (03 51) 802 99 STE e.V., E-Mail: [email protected]; Zur Zeit gilt 23, E-Mail: [email protected] / 06420 Könnern, die Anzeigenpreisliste Nr. 6/05 Redaktion Sachsen-Anhalt, Richard Schmid, Bahn- www.contraste.org/Anzeigenpreisliste.pdf hofstr. 6, (03 46 91) 5 24 35, E-Mail: Herstellung: [email protected], Internet: www.attac.de/ Zündsatz GbR, Postfach 10 45 20, koennern/villa / 10961 Berlin, Redaktion Berlin, 69035 Heidelberg; Ricarda Buch, Mehringdamm 69, (0 30) 612 38 Bildredaktion: Ute Berthold, c/o Zündsatz GbR 27, E-Mail: [email protected], Internet: Druck: Caro-Druck, Kasseler Str. 1A, 60486 Ffm www. ricardabuch.de und Elisabeth Voß, (0 30) 216 91 05, E-Mail: [email protected] / 18569 E-Mail: Gingst/Westrügen, Redaktion Rügen/MV, Andreas Küstermann, Teschvitz 4, (03 83 05) 6 00 13, Fax [email protected] 6 00 14, E-Mail: kuema-ostseh-redaktionsbu- Internet: [email protected], Internet: www.presse-verlag-ost- seh.de / 22769 Hamburg, Redaktion Hamburg, www.contraste.org Hilmar Kunath, Karl-Theodor-Str. 16 (0 40) 39 Zusätzlich gibt es eine Mailingliste. An-/ 90 41 96, E-Mail: [email protected] / 28201 Abmeldung und weitere Informationen Bremen, Redaktion Bremen, Bernd Hüttner, Am Dammacker 8b, (04 21) 557 90 56, E-Mail: unter: [email protected] / 28870 Ottersberg, Redak- http://de.groups.yahoo.com/ group/ tion Bremen Umland, Götz Paschen, Große Str. 81, contraste-list (04205) 77 99 66, Fax 77 99 65, E-Mail: [email protected] / 37085 Göttingen, Redak- tion Göttingen, Kai Böhne, Wilamowitzweg 3, Vertrieb: (05 51) 488 62 27 / 51063 Köln, Redaktion Köln/ (06221) 16 24 67 Bonn, Heinz Weinhausen, Düsseldorfer Str. 74, (01 70) 583 89 00, (02 21) 640 52 45, Fax 640 31 98, Endredaktion: E-Mail: [email protected] und 50678 [email protected] 16 SEITE CONTRASTE TAGUNGEN / SEMINARE / TREFFEN MAI 2009

nahmen zielen auf die Sicherung von gen und Fähigkeiten entsprechend mit rem Gehirn seinsollen. Wie bei diesen na- gen, dann seid Ihr bei uns richtig. Wenn ALTERNATIVE ÖKONOMIE Reichtum und Ausbeutung und die Auf- FIESTA UMSONST einer kreativen Aktivität oder mit dem türlichen Prozessen haben diese For- nicht, dann wird’s nicht weniger interes- rechterhaltung globaler Ungerechtigkei- Ausleihen von benötigtem Material ein- scher im gesamten Hirn keine von den sant für Euch. Auf dem Seminar werden LOS GEHT’S 2009 ten. Dieser Art von »Krisenmanage- Das Umsonstfest »Fiesta Umsonst – bringen. Naturgesetzen abweichende Steuerung wir diese Begriffe ausführlich erklären ment« wollen wir ein deutliches »Ya ba- Rock die Ware« ist ein nicht-kommer- Termin: 4.7.2009, ab 14 Uhr durch einen wo immer auch herkom- und diskutieren. Jetzt noch wichtiger! sta!« entgegensetzen und uns auf die Su- zielles und offenes Sommer-, bzw. Stra- Wenn du mehr über das Programm des menden freien Willen feststellen kön- Termin: 3.-5.7.2009 bei Hannover ... wer den Krisen etwas entgegensetzen che nach emanzipatorischen Alternati- ßenfest in Hamburg Altona. Das Um- Umsonstfestes in diesem Jahr (2009) er- nen. Deshalb gehen die entsprechenden Information & Anmeldung: will, muss anfangen, sich zu bewegen. ven – utopischen und ganz konkreten – sonstfest unterscheidet sich zunächst, fahren willst, dann schaue einfach auf Neurophysiologen davon aus, dass alle [email protected] Menschen aus Kommunen treffen Men- begeben. wenn man betrachtet was dort stattfin- unserer Webseite vorbei: physischen Regungen des Menschen, zu www.junge-linke.de schen, die auf der Suche nach Gemein- Alle reden von Krise. Wir auch – aber det, nicht sonderlich von anderen Stra- www.ak-loek.de/index.php/Umsonstfest denen sie auch ihr Denken rechnen, de- schaft sind. Gründungsinitiativen und nicht nur! Während einige von einer neu- ßen- oder Stadtteilfesten: Mensch kann terminiert, also schon im Vorhinein fest- dort Gebrauchsgegenstände mitnehmen bestehende Gruppen stellen sich vor, en Qualität von Krisenhaftigkeit reden, JUNGE LINKE gelegt und nicht frei sind. Sie würden AUF DEM SPRUNG neue Gründungsinitiativen entstehen. sehen andere kapitalistisches Business as oder hinbringen, es spielen Bands live den Naturgesetzen folgen. Das gilt »na- Pfingsten 2009 (29.5. bis 2.6.2009) fin- usual. Wir betrachten die derzeitige Lage Musik verschiedenster Stilrichtungen, türlich« auch für das politische Handeln Das Archiv der Jugendkulturen e.V. Ber- det das siebte »Los Geht’s« statt. Veran- mensch kann dort essen und trinken, Von Menschen und Tieren als Under Construction. Sind doch die Seminar zur Auseinandersetzung mit der Menschen. lin zeigt vom 6. Mai bis 6. Juni 2009 staltet und getragen vom Netzwerk der mensch kann sich über die Aktivitäten laufenden Umstrukturierungen so viel- dem linken politischen Veganismus Weil die Menschen sich unter Bedingun- die Ausstellung »Auf dem Sprung«. politischen Kommunen. Der Veranstal- vonsozialenundpolitischenGruppenin- fältig und gegensätzlich wie die zugrun- Der politische Veganismus meldet sich gen der kapitalistischen Produktion als Zwölf Berliner Jugendliche mit verwandt- tungsort ist in der Nähe von Kassel Stau- formieren und Kinder können dort spielen. de liegenden Forderungen: Auf den dis- nach ein paar Jahren eher interner theo- die bloßen Mittel erfahren, die sie objek- schaftlichen Wurzeln in Palästina, der fenberg-Escherode, gASTWERKe e.V.. kursiven und materiellen Baustellen der Das Umsonstfest unterscheidet sich aber tiv für die Verwertung des Wertes sind, be- Türkei, im Libanon, in Kroatien und Information & Anmeldung: sehr grundsätzlich in der Art, wie dort die retischer und politischer Auseinanderset- Welt wird an hegemonialen Positionen zungen wieder verstärkt in derlinken Sze- kommt die These der Hirnforscher vom Russland präsentieren eigene Texte und www.losgehts2009.de und Strategien gearbeitet. Zeit, sich zu Aktivitäten der Beteiligten anderen Men- unfreien Willen, oder von der bloß vorge- Fotos, die sich mit ihrem Alltag und ihrer schen angeboten werden. Es gibt auf ne zu Wort. Äußern andere Linke Kritik verständigen und Zeit, sich einzumi- daran, geht sie oft an den aktuellen Kon- täuschten individuellen Freiheit, eine Lebenswelt in Berlin auseinandersetzen. schen! dem Fest keine Preise, keine Gebühren große Plausibilität. Das vage Gefühl, Im Herbst des vergangenen Jahres trafen NIEDERKAUFUNGEN und auch keine bezahlte Erwerbsarbeit zepten vorbei und damit ins Leere. Der Den Transformationen in Zeiten der Kri- Tierrechts-/Tierbefreiungsbewegung letztendlich von fremden Zwecken in sei- sich im Archiv der Jugendkulturen e.V. se nähern wir uns auf dem 32. Kongress oder Gagen. Es stehen sich bei dem Um- nem Tun und Lassen bestimmt zu wer- zwölf Schülerinnen und Schüler – alle- Wir können auch anders! sonstfestnichtAnbieter bezahlter Leistun- geht es um eine »Befreiung der Tiere« Leben in der Kommune der Bundeskoordination Internationalis- von der »Herrschaft der Menschen«. den, über welches sich die große Popula- samt Jugendliche mit Migrationshinter- mus (BUKO) anhand dreier Themenfel- gen und Konsumenten, die eben für die rität der wissenschaftlich legitimierten grund – aus vier 10. Klassen der Berliner Die Kommune Niederkaufungen ist eine Angebote bezahlen, gegenüber, sondern Dieses Tierbefreiungsanliegen wird als der: der herrschenden Ökonomie, dem unverzichtbarer Schritt auf dem Weg zu These von der menschlichen Unfreiheit »Dag-Hammarskjöld-Oberschule« im seit über 20 Jahren bestehende Lebens- Klima sowie der Bildung. alle können sich aktiv in die Gestaltung erklären ließe, enthält bezogen auf unse- Rahmen einer Literaturwerkstatt und ei- und Arbeitsgemeinschaft von derzeit des Festes einbringen. Menschen beteili- einer gerechten und herrschaftslosen Ge- ... Under Construction I: sellschaft angesehen. Während die einen re gesellschaftlichen Verhältnisse ein nes begleitenden Fotoworkshops. Unter etwa 75 Personen. An diesem Wochenen- Weltwirtschaft gen sich an dem Fest mit einer bestimm- wahres Moment. Denn Freiheit ist nicht der professionellen Anleitung der Auto- de wird es um Fragen gehen wie: ten Aktivität, weil ihnen diese Spaß dabei für Grundrechte für Tiere werben, Hier geht es um die Folgen der globalen versuchen sich die anderen an einer De- bloß ein menschliches Vermögen, son- ren Anja Tuckermann und Guntram We- Eine Kasse – und das funktioniert? Finanz- und Wirtschaftskrise auf die kon- machtoderweil ihnendiese selbst ausan- dern auch ein gesellschaftliches Verhält- ber sowie des Fotografen Jörg Metzner er- deren Gründen wichtig ist und weil sie konstruktion der Unterscheidung von Entscheidungen treffen ohne ChefIn kreten Arbeits- und Lebensbedingungen Mensch und Tier – und wiederum ande- nis. arbeiteten sie literarische Texte und Bil- und Abstimmungen? von Menschen, insbesondere in den Län- dies gerne mit anderen Menschen zusam- Den Hirnforschern werden da schon ein- der von entwaffnender Offenheit, in de- men machen, und nicht, weil diese für re wollen die Tierbefreiung im Zusam- Geht im Kollektiv nix oder alles dern des globalen Südens und Osteuro- menhang mit der Gesellschaftskritik von mal die widerlichsten Herrschaftsbedin- nen sich ihr Lebensgefühl »zwischen schief? pas. sie bloß ein Mittel zum Zweck des Geld- gungen zu den allerbesten, weil sie sie den Kulturen« widerspiegelt. verdienens ist. Die Menschen treten dort Marx und Kritischer Theorie verstanden Die Kleinfamilie – Hort des letzten ... Under Construction II: Klima wissen. Diese drei Hauptströmungen sol- als evolutionär begründet ansehen. Und Im Anschluss an die Werkstätten fanden Glücks oder Beziehungssackgasse? Hier stellen wir uns der Frage, welche als Gleiche in Kontakt und nicht als Aus- in der Evolution setze sich eben immer mehrere öffentliche Präsentationen der führende ökonomischer Funktionen. len auf dem Seminar vorgestellt und dis- Wir haben zwar keine fertigen Antwor- Realitäten – Macht-, Geschlechter- und/ kutiert werden, ebenso unsere jeweilige das momentan Beste durch. Dagegen po- Jugendlichen statt, entstanden ein Fanzi- oder Nord-Süd-Verhältnisse – den Klima- Alle können mit und für andere was tun litisch vorgehen zu wollen ist Unsinn ne mit ausgewählten Texten und Fotos, ten, aber mittlerweile viele Erfahrungen und alle erhalten von anderen etwas. So Kritik daran. im kommunitären Miteinander gesam- wandel erzeugen und umgekehrt, wel- Weitgehend einig ist sich die Bewegung oder selbst nur unbewusster Teil der Evo- ein Reader mit allen Texten und eine che neuen Bedingungen und Verhältnis- feiern wir gemeinsam ein Fest, ohne das lution. Filmdokumentation. melt und richten uns mit diesem Semi- dort Geld eine Rolle spielt und bei der wir in der Diagnose, in der Gesellschaft herr- nar an Leute, die Anregungen für ihre ei- seder Klimawandelschafft. Und: wie kön- sche »Speziesismus«. Mit diesem Begriff Die Annahme, der Mensch sei unfrei, ist Die beeindruckendsten Arbeiten wurden nen linke klimapolitische Praxen »von auch nicht die Leistungen gegeneinan- reaktionär weil sie die herrschenden Be- nun für die Ausstellung »Auf dem gene weitere Lebensgestaltung suchen der verrechnen. soll ausgedrückt werden, dass die »Unter- und Lust haben, sich mit alternativen Le- unten« fern der marktorientierten »Kri- drückung der nichtmenschlichen Tiere« dingungen als die natürlichen, einzig Sprung« zusammengestellt, die den Be- bensformen auseinanderzusetzen. senlösungen« aussehen? Wir, der Arbeitskreis Lokale Ökonomie ähnlich wie Kapitalismus, Rassismus möglichen und zudem richtigen erklärt. suchern sehr persönliche Einblicke in Termin: 5.-7.6.2009 ... Under Construction III: Bildung veranstalten dieses Festival in diesem und Sexismus zu bestimmen sei. Auch Darum sind populäre Hirnforscher wie den Alltag und das Selbstverständnis der Information & Anmeldung: Hier wird ein Bereich in den Blick genom- Jahr zum dritten Mal seit 2007. Wir wol- an dieser Analyse gesellschaftlicher Herr- Gerhard Roth und Wolf Singer, die die Jugendlichen bietet. Tagungs- und Begegnungshaus men, der seit Jahren auch von offizieller len mit dem Umsonstfest einen prakti- schaft haben wir Kritik, die wir begrün- Feuilletons von FAZ und ZEIT füllen, »Auf dem Sprung« wird gefördert vom Niederkaufungen, Kirchweg 1, Seite zur Dauerbaustelle erklärt wird. Sei schen Kontrapunkt zu den kommerziel- den und (gern auch kontrovers) diskutie- kein bloßes Kuriosum, sondern politi- Bundesministerium für Familie, Senio- D-34260 Kaufungen es die Bildungs-, Schul- oder Hochschul- len Straßen- und Stadtteilfesten bilden. ren möchten. Es soll auch darum gehen, sche Gegner, die man ernst nehmen soll- ren, Frauen und Jugend, von dem Inte- (0 56 05) 80 07 30, Fax 80 07 40 reform oder auf europäischer Ebene der Auch (ehemals) alternative Stadtteilfeste an welchen Stellen diese Theorien je- te. Wir wollen anhand der Diskussion grationsbeauftragten des Berliner Senats E-Mail: [email protected] Bologna-Prozess: Da wo Reform drauf haben sich im Laufe der letzten Jahre zu- weils umschlagen in eine Zustimmung von verschiedenen Texten diese Form und von der Bundeszentrale für politi- www.kommune-niederkaufungen.de steht, ist ein Konzept von Bildung enthal- nehmend zu solch kommerziellen Veran- zu den Prinzipien der herrschenden Ver- der Politik untersuchen, die gerade sche Bildung. ten, das sich primär an Marktgängigkeit staltungen gewandelt. Wie mit unseren hältnisse, die den Lebensunterhalt und durch eine Absage an die Möglichkeit po- Ausführliche Informationen unter: und Effizienz orientiert. Was sind demge- anderen Projekten auch, z.B. der Um- die Befriedigung der Bedürfnisse von litischen Handelns bestimmte Mechanis- www.jugendkulturen.de BUKO32 genüber alternative Bildungskonzepte sonstladen Hamburg Altona und die Menschen systematisch von ihrem indivi- men der Herrschaft manifestiert. www.culture-on-the-road.de und -praxen und was ist ein emanzipato- Freie Uni Hamburg, wollen wir mit dem duellen Erfolg in der ökonomischen Kon- Termin: 19.-21.6.2009 bei Berlin Under Construction. rischer Begriff von Bildung? Umsonstfest aufzeigen, dass wir Men- kurrenz abhängig machen. Dabei soll Transformationen in Zeiten der Krise Tausend Fragen, viele Baustellen und schen uns nicht notwendigerweise in un- nicht vergessen werden, dass die rück- We don’t want a piece of cake – we BREMEN Autos sollen gekauft, aber Gürtel enger alles wie immer unfertig: Ein typischer seren Beziehungen zueinander der Form sichtslose Nutzung und Zurichtung all want the whole fucking bakery! geschnallt werden; der heimische Markt BUKO eben, zu dem wir ganz herzlich der Erwerbsarbeit und des Warentau- dessen, was zur Natur gezählt wird, eine Wochenendseminar zur Einführung Kritische Theorie gestern und heute wird abgeschottet, der nationale Stand- einladen! sches auf dem Markt unterwerfen müs- weitere Konsequenz derselben Verhältnis- in die Kapitalismuskritik Reihe »Intros: Einführungen in ort gerettet; gleichzeitig darf der eigene Termin: 21.-24.5.2009 in Lüneburg sen, sondern dass wir unsere Beziehun- se ist. »Jeder ist seines Glückes Schmied«, »Ar- kritsche Gesellschaftstheorie« Zugriff auf globale Ressourcen nicht ge- Veranstalter: gen zueinander selbst durch gegenseiti- Eingeladen sind zu dieser Diskussion Ve- mut wird es immer geben« oder »Die fet- Die Kritische Theorie der »Frankfurter stört werden und dieses »Privileg« wird BUKO und AsTA der Universität ge Hilfe auf freiwilliger Basis organisie- ganerInnen, ihre KritikerInnen und alle ten Jahre sind vorbei«. Solchen und ähn- Schule« mit ihren schillernden Vertre- zur Not auch militärisch out of area ver- Lüneburg. ren können. anderen am Thema Interessierten. lichen Mist muss man sich anhören, tern, wie Theodor W. Adorno, Max Hork- teidigt: Die gegenwärtigen Krisen-Maß- Weitere Infos: www.buko.info Jeder und jede kann sich seinen Neigun- Termin: 12.-14. Juni 2009 bei Berlin wenn Leute das Hier und Jetzt rechtferti- heimer und Herbert Marcuse, war welt- gen. Doch: Wie man sich auch an- weit eine der Hauptreferenzen der Stu- Wenn Du denkst Du denkst, dann strengt, wenn’s der Chefin oder dem Leh- dentenunruhen der 1968er Jahre und denkst Du nur du denkst... rer nicht gefällt, gibt’s eine Sechs oder ging so in die Gründungsakte der Neuen Wochenendseminar zur Kritik der man fliegt gleich ganz raus. Und: Armut Linken ein. Wenngleich sie bis heute mit Hirnforschung gibt es auf jeden Fall...solange es Kapita- Begriffen wie gesellschaftliche Totalität, Auf dem Seminar wird der neueste Stand lismus gibt. Und überhaupt: wann die fet- Kulturindustrie, autoritäre Persönlich- der Hirnforschung diskutiert. Dabei geht ten Jahre für die ArbeiterInnen mal da ge- keit und sekundärer Antisemitismus Be- es auch um den ideologischen Gehalt wesen sein sollen, konnte uns noch nie- zugspunkt linker Kritik geblieben ist, Ich/Wir abonniere/n CONTRASTE zum fortlaufenden Bezug mand schlüssig darlegen. Wir meinen, zum jährlichen Bezugspreis von 45EUR/europ. Ausl. 51 EUR von politisch reaktionären Thesen, wie spürt man auch hier Tendenzen, sie, wie JETZT ABONNIEREN: es hängt nicht einfach am Einzelnen, ob es im akademischen Betrieb geschieht, (incl. Versand). Das Abonnement verlängert sich automatisch um weitere 12 Monate, wenn es nicht mindestens 3 Wochen vor Ablauf sie von manchen Hirnforschern immer er gut durchkommt oder nicht. Da sind auf das Abstellgleis der »Klassikerlektü- schriftlich gekündigt wird. wieder in der Presse und mittlerweile auch in Lehrbüchern vertreten werden. wir nicht die Einzigen: Wenn sich aber re« zu stellen, als philosophischen Stein- Name: Neben der eher medizinisch-praktischen sonst noch wer stört, dann nur an den be- bruch zu zweckentfremden oder politik- Hirnforschung gibt es zurzeit einen äu- sondersharten Auswirkungen dieser Wirt- wissenschaftlich als Gründungsväter ei- schafts- und Gesellschaftsordnung: Sei PLZ, Ort, Straße: ßerst populären Zweig der Hirn-Grundla- ner, der geschichtlichen Schuld geläuter- genforschung, der erkannt haben will, es die eigene Not oder die Bestürztheit ten Bundesrepublik zu harmonisieren. dass alle unsere Entscheidungen in Wirk- über elende Verhältnisse in Afrika. Man Neben einem geschichtlichen Abriss aus- Gruppe/Betrieb/Beruf: lichkeit gar nicht unsere eigenen seien, erfährt jedoch in Schule, Uni und den gehend von den Anfangsjahren des sondern nur auf neurophysionale Prozes- Medien jede Menge »gute Gründe«, war- Frankfurter Instituts für Sozialfor- um es anders nicht gehen kann und dass schung bis zu ihrer theoretischen Ent- Datum: Unterschrift: se zurückgingen, also anders gesagt: rein chemisch und physikalisch be- wir in der Besten aller möglichen Welten schärfung in der Form einer ‘neuen Kriti- stimmbare biologische Prozesse in unse- leben. sche Theorie’ durch Habermas, wollen Zahlungsweise (zutreffendes bitte ankreuzen) Wir meinen zeigen zu können, dass diese wir uns u. a. begrifflich auf die Beweg- »guten Gründe« Quatsch sind. Ohne die gründe der Kritischen Theoretiker für die Einzugsermächtigung: Ich erkläre mich damit einverstanden, daß die Abonnementgebühren SCHNUPPERABO von meinem Konto abgebucht werden. Berücksichtigung der kapitalistischen berühmte Trennung von ‘traditioneller Bedingungen, mit denen diese Gesell- und kritischer Theorie’ und die folgen- Kontoinhaber: CONTRASTE zum Kennenlernen? schaft funktioniert, wird eine Kritik nur und facettenreiche Synthese von Marxis- Gegen 5 EUR in Briefmarken/ an Arbeitslosigkeit, Rassismus oder Ge- mus und Psychoanalyse nähern. Theore- Geldinstitut: Schein (BRD) und 10 EUR im euro- fängnissen mit einiger Sicherheit dane- tischer Schwerpunkt bei der Beurteilung päischen Ausland bekommt ihr ben liegen. Wir wollen auf diesem Semi- der Aktualität der Kritischen Theorie CONTRASTE drei Monate frei nar einen systematischen Einstieg in die liegt auf Adornos Interventionen im sog. Konto-Nr.: BLZ: Haus. Das Schnupperabo ist befri- Erklärung der kapitalistischen Wirt- Positivismusstreit, in der er kurz vor sei- stet und läuft automatisch aus. Al- schaftsweise selbst bieten und erklären, nem Lebensende die weitläufig übersehe- so, das Geld mit eurer Anschrift Diese Einzugsermächtigung wird ungültig, wenn ich sie schriftlich widerrufe. worin das Elend dieser Welt seinen ne Bedeutung des Begriffs gesellschaftli- und dem Vermerk »Schnuppera- Grund hat. cher Totalität präzisierte. Datum: Unterschrift: bo« an nebenstehende Vertriebsan- Anhand dieser Theorieelemente soll her- schrift einsenden. Uns stört, dass die Bedürfnisse und die Produktion so wenig miteinander zu tun ausgearbeitet werden, was die Theorie zu Gegen Rechnung. Ich zahle sofort nach Erhalt der Rechnung. Bitte keine Vorauszahlung auf unser Konto ! haben: Ziel ist in dieser Gesellschaft eben einer kritischen macht, warum sie bis Zum Verbleib bei der/dem nicht, dass es Leuten gut oder besser heute Stachel für die gesellschaftlichen BestellerIn geht, sondern dass aus Geld mehr Geld Verhältnisse ist und linker Bezugspunkt Diese Bestellung kann innerhalb von 7 Tagen schriftlich widerrufen werden. Ich habe am ...... die Zeitung wird. Die Nützlichkeit der Ware ist nur bleibt. Das Tagesseminar ist als Referat Zur Fristwahrung genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs an CONTRASTE-Vertrieb, CONTRASTE zum jährlichen Bezugs- ihr Nebenjob. Jeder Liter Sojamilch, je- gestaltet und im Anschluss werden Filme Postfach 10 45 20, 69035 Heidelberg. Davon habe ich Kenntnis genommen. preis von 45/51 Euro abonniert. Ich der Herzschrittmacher, jede CD, die ich gezeigt. Termin: 23.5.2009 / Bremen Datum: Unterschrift: weiß, dass ich das Abonnement innerh. kaufen kann, wenn ich das Geld dafür von 7 Tagen schriftl. widerrufen kann. hab, wird nur produziert, weil damit Das Tagesseminar wird organisiert von Dazu genügt eine Postkarte an: Geld gemacht wird. Kapital, Mehrwert, der Rosa-Luxemburg-Initiative Bremen Coupon ausgefüllt an CONTRASTE-Vertrieb, Postfach 10 45 20, 69035 Heidelberg, einsenden. CONTRASTE-Vertrieb, Postfach ideeller Gesamtkapitalist, Lohnarbeit, in Kooperation mit associazione delle 10 45 20, 69035 Heidelberg G-W-G’ – wenn Ihr Euch fragt, was die talpe. Anmeldung bitte direkt unter Begriffe genau heißen und ob sie was tau- [email protected]