Solök-Kongress Wien
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DIE MONATSZEITUNG FÜR SELBSTORGANISATION POSTFACH 10 45 20 – 69035 HEIDELBERG E-MAIL: [email protected] 26. JAHRGANG 50 296 Mai 2009 4 AUS DEM INHALT: NACHLESE ZUM WIENER KONGRESS 30 JAHRE UFA-FABRIK BERLIN Das »Gesamtkunstwerk« ufaFabrik, das sich seit 1979 in Berlin etablieren konnte, genießt weltweite Anerkennung als gelungenes Experiment, Arbeit und Solidarische Ökonomie Lebensqualität im städtischen Raum zu fördern und zu gestalten und dabei kulturelle, soziale und wirt- schaftliche Aspekte zu verbinden. Anfang Juni wird Wien war vom 20.-22. Februar Schauplatz eines das Jubiläum mit einer Festwoche gefeiert. Seite 3 internationalen Solidarische Ökonomie Kongresses. Als bunte Gruppe von Engagierten, die vom Berliner GEMEINSCHAFTEN Kongress 2006 inspiriert wurden, konnten wir uns Schafe im Sommer auf der Alp zu weiden und anson- nach eineinhalbjähriger Vorbereitungszeit über regen sten im Hügelland der Provence zu hüten, hat in Süd- Zuspruch freuen: Sowohl die inhaltliche Vielfalt frankreich Tradition. Drei Stunden benötigt der Last- kraftwagen normalerweise für den Transport der (120 Programmpunkte) als auch ca. 1.000 Schafherde der Longo maï-Kooperative Grange TeilnehmerInnen zeugen vom verbreiteten Wunsch, Neuve. 20 Tage hingegen, wenn der Transport zu Fuß neue Formen des – nicht nur wirtschaftlichen – stattfindet. Die Kooperative unternahm den Versuch, Miteinanders kennenzulernen, zu diskutieren und sich ihrer Herde die Möglichkeit zu geben, sich langsam diesbezüglich zu vernetzen. an die verschiedenen Vegetationen anzupassen und ist nach dieser Erfahrung fest entschlossen, den LKW zukünftig in der Garage stehen zu lassen. Ergänzt Vom Kongress-Vorbereitungsteam G Die Kongressvorbe- wird dieser Beitrag mit einem Bericht über die Grün- reitung und -organisation selber lässt sich als über dung des regionalen Vereins »Laines d’ici«, der sich weite Strecken gelungener offener, partizipativer Pro- für eine sinnvolle Nutzung der Ressource Schafwolle zess beschreiben. Von Beginn an wurden egalitäre einsetzt. Seite 4 Formen sowohl in der Struktur als auch in der Orga- nisation des Kongresses ausprobiert. Alle Beiträge MIKROBLOGGING sollten gleich behandelt werden. Der Aufruf, einzelne »Selbstorganisation im Social Web« war Schwer- Programmpunkte einzureichen, ging wiederholt punktthema in unserer Märzausgabe, Timo Luth- über verschiedene Kanäle, um möglichst viele Inter- mann ergänzt mit seinem Beitrag das Thema mit der essierte einzubinden. So entstanden schließlich die Eine Ökonomie aus vielen Handschriften – Wandmalerei bei Anarchafeministischem Workshop auf dem Kongress Foto: Nathalie Deewan Frage, ob Mikroblogging sinnvoll von Sozialen Bewe- 120 Programmpunkte. gungen und für Selbstorganisationsprozesse einge- viel Positives bewirkt: so erfuhren zahlreiche Initiati- esse für den Begriff und die vielfältigen Ansätze soli- setzt werden kann. Seite 5 Darüber hinaus war von Anfang an vorgesehen, ven und Personen von einander oder haben sich ver- darischen Wirtschaftens geweckt werden. am Kongress auch »Prozessräume« für spontane netzt; und so konnte bereits im Vorfeld vielfach Inter- Vor dem Hintergrund einer lebendigen und globa- Treffen und zusätzliche Angebote bereitzustellen. AMBULANTE DIENSTE BERLIN lisierungskritischen Bewegung und nicht zuletzt an- Die Plena bzw. die Vernetzungs- & Reflexion-Open- gesichts der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise Spaces dienten der Unterstützung dieser offenen und SCHWERPUNKTTHEMA Arbeitskämpfe in selbstverwalteten Einrichtungen gilt unsere Hoffnung der Stärkung und Vernetzung kann mensch sich nicht vorstellen. Wenn es zu so et- egalitären Arbeitsweise. Sie wurden moderiert und aller Initiativen, die kritische Theorien und prakti- was kommt, dann haben sich die Menschen in der sollten zum Kennenlernen, zur Reflexion und zur Konsens und Open Space Einrichtung schon vor längerer Zeit von der Selbstver- Von der Vorbereitung zum Kongress Seite 7 sche Projekte verbinden. Neben dem Aufzeigen von Vernetzung beitragen. Elemente der Methode »open Projekten auf lokaler, regionaler und globaler Ebene waltung verabschiedet. So geschehen bei den 1981 space« fanden sich in die gesamte Kongressstruktur Persönliches zum »Abenteuer Kongress« wollten wir mit dem Kongress den Begriff »Solidari- gegründeten »ambulanten diensten e.V.« mit derzeit integriert. Wie ich von den Menschen überrascht wurde Seite 7 sche Ökonomie« im deutschen Sprachraum bekann- 600 Beschäftigten in Berlin, bei dem 10 Jahre nach Für Solidarische Ökonomie ist die Selbstorganisa- der Gründung eine zunehmende Institutionalisie- Und es gibt sie doch noch: Die WeltverbesserInnen Seite 7 ter machen, den Austausch, die Auseinandersetzung rung und Bürokratisierung mit einer damit verbunde- tion zentral. So wurde die Vorbereitung wie auch die und Vernetzung in Theorie und Praxis stärken und Durchführung des Kongresses ehrenamtlich von Kapazitäten und Grenzen nen Hierarchisierung einsetzte – das Ende jeglicher nicht zuletzt motivieren, in diesem Sinn aktiv zu wer- Selbstverwaltung. Elisabeth Voß sprach mit den Be- zahlreichen engagierten Personen bewältigt. Alle Regionale Gutscheinsysteme Seite 8 den. Unser Verständnis von »Solidarischer Ökono- TeilnehmerInnen wurden herzlich eingeladen, zum triebsrätInnen über die Arbeitskämpfe in »Selbstbe- Fehlerhafte Analyse –falsche Strategie mie«ist dabei breit angelegt, alsobezogen auf Solida- stimmt Leben«-Projekten. Seite 11/12 Gelingen des Kongresses beizutragen und nicht wie Sackgasse Regionalwährung Seite 8 rität als gegenseitige Unterstützung und eine Ökono- üblich eine »Serviceleistung« zu erwarten. Dabei Pay as you wish: Der Wiener Deewan Seite 9 mie, die sich an den menschlichen Bedürfnissen GEMEINWESENÖKONOMIE galt das Prinzip, je mehr jede/r am Kongress über- orientiert und nicht umgekehrt. nimmt, desto weniger haben die Einzelnen zu tun. TÜWI, Dumpster und vegan Seite 9 Auf den vier Seiten dieses CONTRASTE-Schwer- Die Wohnungsgenossenschaft »Am Beutelweg eG« gilt Um die Teilnahme möglichst vielen Menschen zu als bundesweites Modell für gelungene Quartiersent- Subventionsstrategien und Vereinsgründung Seite 9 punktes könnt ihr Organisatorisches und Atmosphä- ermöglichen, gab es keine fixen Teilnahmegebüh- risches zum Kongress nachlesen, Berichte von einzel- wicklung verbunden mit neuen Formen der Gemeinwe- ren, sondern freiwillige Beiträge nach Selbsteinschät- Lateinamerikanische Erfahrungen senökonomie. Erweitert wird dieser jahrelang unter nen Workshops und ein Pro- und Contra zu Regio- schwierigen Bedingungen arbeitende Ansatz seit Neu- zung. Diese dienten dazu, anfallende Kosten abzu- Fernreisen ins Naheliegende Seite 10 geld in der Solidarischen Wirtschaft. decken wie auch Fahrtkostenzuschüsse für Veranstal- em mit einer beispielhaften Ergänzung: einer Private- terInnen der Programmpunkte zu gewähren. Neben Solidarität mit den ArbeiterInnen von Sinvoz Seite 10 Weitere Dokumentationen, Fotos und Filme fin- Public-Partnership-Strategie zwischen Wohnungsge- den Subventionen waren diese Beiträge für das finan- Workshop Generationsübergreifende Wohnprojekte det Ihr auf der Startseite von nossenschaft und der Stadt Trier. Seite 13 zielle Gelingen des Kongresses sehr wichtig. Ausgeprägte nachbarschaftliche Hilfe Seite 10 www.solidarische-oekonomie.atG Bereits der Entstehungsprozess des Kongresses hat Schwerpunktthema Seite 7 bis 10 www.contraste.org ERFURT: KAMPF UM BESETZTES HAUS GEHT WEITER D 8008 »Das Zentrum soll Freiraum sein...« Hier ist ein, andere gründeten sich usw. usf.. gung zu stellen. Danach geschah nichts tonklotz angekettet waren, die Räu- und deren faschistische Umtriebe. 1998 waren davon in Erfurt noch und die Verhandlungen wurden schließ- In den Morgenstunden des zwei Projekte übrig. Das autonome Ju- lich als gescheitert angesehen. Die Beset- mung für einige Zeit behindern. Gegen Nicht zuletzt befand sich auf dem Pro- Platz für 16. April, vier Tage nach dem 9.30 Uhr waren dann endgültig alle Per- gendzentrum, in dem momentan poli- zerInnen entschlossen sich, das Problem 8. Geburtstag des besetzten jekt Wohnraum, ein Wagenplatz, eine Le- tisch nichts mehr möglich ist und das selbst in die Hand zu nehmen und besetz- sonen auf dem besetzten Gelände ge- secafe und ein Umsonstladen. Regelmä- räumt. eher einen (linken) Jugendclub darstellt ten am 12. April 2001 ein Haus auf dem Anzeigen Hauses auf dem ehemaligen ßig fanden Parties und Konzerte statt, und das »Korax" – ein Jugendzentrum ehemaligen Gelände der Firma »Topf & »Topf&Söhne-Gelände« in Erfurt, Das besetzte Haus Erfurt war ein seit die von vielen Menschen besucht wur- in Selbstverwaltung, das aber 1998 ge- Söhne«. von Projekten, wurde das selbstverwaltete acht Jahren bestehendes sozial-poli- den. Da es trotz längerer Suche kein Alter- schlossen wurde. Auf der Fläche des abge- Die Räumung in Erfurt reiht sich in tisch-kulturelles Zentrum. Auf dem Areal nativobjekt gibt, wird eine Lücke entste- rissenen Hauses entstand ein Parkplatz. eine völlig ausufernde, repressive Stadt- Zentrum »Topf-Squat« von der der ehemaligen Krematorienbauer von hen. Dennoch wird die Forderung nach Seitdem kam es immer wieder zu umstrukturierungspolitik ein, wie sie Betrieben, Polizei geräumt. Auschwitz wurde sich aktiv mit der Ge- einem selbstverwalteten Projekt durch Hausbesetzungen, um ein autonomes kürzlich auch in Münster, Köln und Ber- schichte der Firma »Topf & Söhne« aus- diese Räumung nicht verschwinden. Zentrum durchzusetzen. Erklärtes Ziel lin bei den Angriffen und Räumungen in Verlagen etc. einandergesetzt. Es fanden regelmäßig