Zum Themenkreis KULTURSPUREN Kulturlandschaftselemente im Wittelsbacher Land sind neben einer Landkreiskarte und einem allgemeinen Faltblatt folgende Informationsprospekte erhältlich: • Ackerterrassen • Grubet • Alt-Wege • Hohlwege • Bäume • Kopfweiden • Burgställe • Krautgärten • Feuchtwiesen • Streuobstwiesen • Flurdenkmäler • Wasserbau • Galgen- und Bußberge • Weiher und Teiche • Gruben

! Baar ! Pöttmes !( !( ! ! Æ Æ Im Lageplan Æ ! fi nden Sie weitere ! KULTURSPUREN und !! ! ! !! ! ! Informations-Stelen. ! ! !( ! !( ! !!( ! Æ Æ !( Petersdorf !( ! !( !!( ! Kühbach Æ ! ! ! Æ ! !( Schaezlerkreuz bei Petersdorf !(! ! !. ! ! Æ ! Æ ! Æ! ! !( ! ! Æ Æ !( !( ! ! ! ! Æ ! ! !. ! Æ!( !Friedberg !! ! !( ! Eurasburg ! Kissing !( Ried !( !! Æ ! ! ! ! !( Æ Stelenstandort ! !( ! ! Kulturspuren Æ ! Autobahn !( !( Bundesstraße sonstige Straßen Totenbretter bei Hollenbach Text Johannes Mahne-Bieder, Markus Hilpert Fotografi e, Bilder Hartmuth Basan, LRA Aichach-Friedberg Totenbretter bei Sielenbach Kartographie Jochen Bohn, Matthias Benedek, Kartengrundlage BLfV Kulturlandschaftselemente im Wittelsbacher Land Institut für Geographie, Universität Flurdenkmäler

Gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER).

Flurdenkmäler.indd 1 07.07.14 12:44 sogar mit Bildern oder Texten an das Ereignis, das dem völkerung hartnäckig, als der Staat während der Säkula- FLURDENKMÄLER Stifter widerfahren ist. Eine besondere Form dieser priva- risierung (zu Beginn des 19. Jahrhunderts) alle Bildstö- ten Kreuze sind die in Bayern weit verbreiteten Marterl. Die cke, Flur-, Weg,- Feldkreuze und Marterl abreißen wollte. Prägende Landmarken auch heute noch an Unglücks- oder Unfallorten aufgestell- So blieben sie unserer bayerischen Kulturlandschaft zu- Um sich in der Landschaft und ihren weiten Fluren gut ten Mahnmale erinnern entweder an einen glimpflichen, mindest zunächst erhalten. Den religiösen Denkmälern orientieren zu können, bedarf es markanter Punkte. Be- meist aber an einen tragischen Ausgang. drohte erst wieder in den 1970er Jahren Gefahr durch sonders hilfreich sind dabei weltliche und religiöse Flur- In einigen Gegenden Bayerns gedenken die Angehörigen die Flurbereinigung. Obwohl die Bereinigungsmaßnah- denkmäler, wie beispielsweise Grenzsteine oder Flurkreu- zudem mit sogenannten Totenbrettern ihrer Verstorbenen. men in weiten Teilen Bayerns und auch im Wittelsba- ze. Im Gegensatz zu den Grenzsteinen sind bei religiösen Auf diesen Brettern bahrten die Hinterbliebenen den Leich- cher Land viele andere Elemente unserer Landschaft Denkmälern die Gründe für ihre Errichtung zahlreich. nam bis zu seiner Beisetzung auf. Nach der Beerdigung zerstörten, blieben die religiösen Flurdenkmäler auch So stellten die Gläubigen zum Beispiel aus Dankbarkeit beschrifteten sie die hölzernen Liegen dann mit Gedenk- hier weitestgehend verschont. Auch diesmal ist dies der oder um an ein Ereignis zu erinnern vor allem Kreuze auf. sprüchen und den Lebensdaten des Verblichenen. Die ver- Landbevölkerung zu verdanken, die sich für den Schutz Beide Typen von Flurdenkmälern, die weltlichen wie die zierten Totenbretter stellten die Angehörigen anschließend der frommen Denkmäler einsetzte. Vielleicht war es aber religiösen, haben aber eines gemeinsam: Sie prägen als gut sichtbar am Wegrand auf, damit jeder der vorbeikam auch der Herrgott selbst, der seine schützende Hand Landmarken unsere Kulturlandschaft. des Toten gedenken konnte. Heute wird dieser Brauch aber über sie hielt. Jedenfalls prägen sie bis heute unsere kaum noch praktiziert, weshalb die sehr seltenen, noch er- Kulturlandschaft. Sichtbare Zeichen der Frömmigkeit haltenen Totenbretter besonderen Schutz genießen. Häufig finden wir in unserer Kulturlandschaft religiöse Aber nicht nur Unfälle, Unglücke und der Tod veranlasste Denkmäler, gerade in überwiegend katholischen Gebie- die Menschen dazu, Kreuze in der Landschaft aufzustel- ten, wie dem Wittelsbacher Land. Zu diesen Zeugnissen len, sondern auch ihr Aberglaube, vor allem im Mittelal- der Frömmigkeit zählen außer den Kirchen und Kapellen ter. Damals waren Wegkreuzungen für die Menschen un- auch die Weg-, Flur- und Feldkreuze sowie Bildstöcke, heimliche Orte an denen das Böse lauert. Mit sogenannten Marterl, Mariengrotten oder Totenbretter. Ihr Aussehen Wegkreuzen wollten sie deshalb Unheil abwenden und alle kann sich stark unterscheiden und reicht vom einfachen Geschöpfe der Hölle vertreiben. Holzkreuz bis hin zu kunstvoll ausgeschmückten Kapel- len. Orte des Verbrechens Vor der Industrialisierung (Anfang des 19. Jahrhunderts), Außer den religiösen Zeichen in der Landschaft gibt es als die Bauern noch viel stärker vom Wetter abhängig noch die weltlichen Flurdenkmäler. Zu diesen zählen nicht waren, stellte die Landbevölkerung oft Kreuze bei den nur Meilen- und Grenzsteine oder die Flurbereinigungs- Feldern auf. Sie bat mit diesen sogenannten Flurkreuzen denkmäler der 1970er Jahre. Interessanter sind die im um gutes Wetter und reiche Ernte. Jedes Jahr an Chri- Mittelalter errichteten Sühnekreuze, die Verbrecher auf- sti Himmelfahrt führte auch der Flurumgang die gesamte stellen mussten. Damals war es bei den Gerichten nämlich Gemeinde zu diesen Kreuzen. Mit Gebeten erbaten die durchaus üblich, Wallfahrtsgelübde oder die Spende eines Landwirte bei dieser Prozession den Segen Gottes für die Steinkreuzes als Strafe zu verhängen. Der Verurteilte muss- kommende Aussaat. Übrigens: Auch heute finden in den te das Sühnekreuz dann am Ort seines Verbrechens, meist ländlichen, katholischen Gegenden noch solche Flurpro- Mord oder Totschlag, errichten. zessionen statt, meist in den Tagen vor Christi Himmel- fahrt oder am 25. April, weil dann der Wettersegen vom Priester gespendet wird. Beständiger Teil unserer Landschaft Ochsenkreuz bei Pöttmes Auch die allermeisten Feldkreuze wurden von Privatper- Für viele gläubige Menschen spielen die religiösen Zei-

sonen errichtet. Ähnlich den Votivtafeln in Wallfahrtskir- chen in der Landschaft eine wichtige Rolle im Jahreslauf, Quellen: chen stellten die Gläubigen diese zum Dank für Genesung so zum Beispiel die Flurkreuze als Ziel der alljährlichen Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege (BLfD); Bayerisches Landesamt für Umweltschutz (LfU); Bayerischer Landesverein für Heimatpflege [Hrsg.]: Heimatpflege in Bayern. oder Rettung aus großer Not auf. Viele Kreuze erinnern Umgänge. Deshalb wehrte sich die fromme bayerische Be- Band 4, Historische Kulturlandschaftselemente in Bayern. München, 2013.

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