MusikKultur 39 8. September 2013

Placebo mit , und Stefan Olsdal: Die Band hält am pompösen Poprock fest, wenn auch in einer geschliffeneren Version

Von Jonas Dreyfus weckt, der die Newcomer-Band bis heute das zweite konstante Co. plötzlich jeder tun kann, was mit auf Tour nahm. Spätestens Mitglied der Band, hatte zu den er schon seine ganze Kar­riere Brian Molko möchte rauchen. ab dem Moment, als der Song «Beliebten» gehört. lang über andere Kanäle macht: Deswegen wird das Interview von «» im Ab- sich selbst inszenieren. Zugeben «Diese «Mein Computer denkt, ich der Bar in seine Hotelsuite im spann des Teenie-Films «Cruel will er es aber nicht. «Ich muss sei schwul», singt Molko Berliner Soho House verlegt. ­Intentions» lief, war der Name mich einfach vor allem schützen, «Wenigstens ein Laster muss ich Placebo auch ausserhalb von Eng- Das Selbstmitleid, in dem Molko was mich dazu verleiten könnte, mir bewahren», sagt der 40-jähri- land ein Begriff. Bei uns standen sich damals zu suhlen lernte, hat- in einer Traumwelt zu leben», ge Sänger und Frontmann von ihre vergangen drei Alben an der grausame te auch seine Vorteile: Es lieferte sagt er. Placebo, einer der erfolgreichsten Spitze der Charts. Erfolgreicher den Stoff für all die Placebosongs Im Song «Hold On To Me», britischen Rockbands der letzten als in der Schweiz sind Placebo, über Suizid, selbstverletzendes einem weiteren Highlight des zwanzig Jahre. Und steckt sich die über zwölf Millionen Alben Verhalten, destruktive Liebesbe- ­Albums, singt Molko darüber, eine Camel Light an. verkauft haben, nur noch in ziehungen und, vor allem, über all dass er als Person so schwierig zu Das neue Album «Loud Like Frankreich und Österreich. Wut ist die Substanzen, mit denen man verstehen sei wie ein Telefon oh- Love» ist eine kleine Sensation. vor allem fliehen kann. «Selbst- ne Verbindung. Aber alles dafür Am pompösen Poprock hält die In der Schule war Molko ein mitleid macht unattraktiv», sagt gäbe, davon erlöst zu werden. perfektes Mobbingopfer Band zwar fest, wenn auch in Molko heute und nippt an seinem Er hat in den letzten Jahren einer um einiges geschliffeneren «Ich möchte sie nicht noch ein- English Breakfast Tee. «Ich habe ­einiges durchgemacht: Unter an- Version. Aber inhaltlich klangen mal durchleben müssen», sagt inzwischen gelernt, dass man sich derem ging die langjährige Bezie- die düsteren Placebosongs, von Molko, auf seine Jugend ange- weg» der Realität und seinen Gefühlen hung zu seiner Freundin und denen man sich an einem schlech- sprochen. Der Sohn eines inter- stellen muss.» Erkenntnisse eines Mutter seines achtjährigen Soh- ten Tag stets abgeholt fühlte, noch national tätigen Bankers spricht Placebo ist nicht mehr die Rockstars. nes Cody in Brüche. In derselben nie so versöhnlich, ja sogar opti- mit einer monotonen Stimme, die depressivste Rockband der «Mein Computer denkt, ich sei Phase beendete Molko seine lan- mistisch. beim ­Singen zu diesem unver- schwul», singt er in «Too Many ge Drogenkarriere. Er habe viel Über Molko hängt inzwischen gleichlich hohen, messerscharfen Welt. Aber immer noch eine Friends», dem Herzstück des Zeit in Asien verbracht, Medita- schwerer Rauch. Sein androgyner Klagen mutiert. Der depressive neuen Albums. Im Song geht es tion und Buddhismus für sich ent- Schneewittchen-Look mit der und verschrobene Teenager, der der besten, wie ihr neues um das traumatische Erlebnis deckt. «Ich habe immer noch mei- schwarzen Kluft, den geschmink- er einmal war, bot sich in der Album «» zeigt mit einer Internetsuchmaschine, ne dunklen Momente», sagt er, ten Augen und glattrasierten Schule in Luxemburg, wo seine die Molko, der schon immer mit und drückt seine Zigarette aus. Wangen funktioniert noch genau Familie eine Zeit lang lebte, als seiner Bisexualität kokettierte, «Aber diese grausame Wut, die ich so gut wie Mitte der 1990er-­Jahre, perfektes Mobbingopfer an. Spä- der falschen Minderheit zurech- immer mit mir rumgetragen habe, als es losging mit Placebo. Das an- ter gründete Molko in London, net. Und um die wirklichkeits- ist weg.» dersartige Gesamtkonzept, eine wo er Schauspiel studierte, aus- verzerrenden Effekte von Social Mischung aus Glamour-, Gothic- gerechnet mit einem Klassenka- Media. Im Gespräch erweckt Das Album «Loud Like und Punkrock, hatte damals das meraden aus der Luxemburger Molko den Eindruck, als ärgere Love» (Universal) erscheint Interesse von David Bowie ge- Zeit Placebo. Stefan Olsdal, 39, es ihn, dass auf Facebook und am 13. September

Und der Oscar geht an ... Vorfall am 26. Dezember 1888 im Pariser «Le Petit Journal» schlaglicht Angelina Jolie und Steve Martin ­beschrieben worden. Zu lesen ist in der Zeitung, dass «ein Angelina Jolie, 38, hat im vergangenen Jahr mit vielem Schlag- Mann namens Vincent» sich das Ohr mit einer Rasierklinge zeilen gemacht, mit ausserordentlichen filmischen Leistungen abgeschnitten habe, es in ein Stück Papier einwickelte und dem allerdings nicht. Trotzdem erhält die Schauspielerin 2014 ihren Türsteher eines Bordells überreichte. Und zwar mit den Worten: zweiten Oscar nach dem Preis als beste Nebendarstellerin in «Hier, Sie werden das noch gebrauchen können.» Nicht fest­ «Girl, Interrupted» im Jahr 2000. Der Oscar gilt ihrem jahrelangen gehalten ist allerdings, was der Türsteher dann mit dem Ohr humanitären Engagement. Einen Ehren-Oscar für seine filmi- ­anstellte.A ber vielleicht wollen wir das ja auch gar nicht wissen. schen Leistungen erhält ­Steve Martin, 68, der die Show mehrmals moderiert hat, aber nie selber gewann. Das ist dem Komiker zu Das Leben des Gangsta-Rappers 2pac wird gönnen. Allerdings kann er jetzt nicht mehr sagen, was er sonst zum pazifistischen Broadway-Musical alljährlich zu tun pflegt: «Ich schwöre, wenn ich in diesem Jahr 1996 wurde er erschossen, nun wird das Leben des legendären keinen Oscar gewinne, dann – wird es sein wie jedes Jahr.» US-Rappers Tupac Shakur zum Musical. Der Hip-Hop-Star, der mit gewaltverherrlichenden Texten provozierte und wie kein Vincent van Gogh überreichte sein Ohr anderer zur mythischen Gestalt à la Bob Marley wurde, machte einem Bordelltürsteher und sagte ... mit sexuellen Belästigungen und Drogenhandel auf sich auf- Bei Recherchen zu seinem Buch über die Entstehungsgeschichte merksam. Seine Ermordung war der Höhepunkt eines jahre­ der berühmten Sonnenblumen von Vincent van Gogh (1853- langen Streits zwischen Ostküsten- und Westküsten-Rappern,

1890) ist der Kunstexperte Martin Bailey auf einen erstaunlichen g e tt y der weitere Opfer forderte. Doch das Musical soll eine Botschaft

Zeitungsartikel gestossen. Bereits drei Tage nachdem sich der O s: gegen Gewalt verbreiten. Schade eigentlich, dann muss es ja T

Maler einen Teil seines linken Ohres abgeschnitten hatte, ist der FO ganz auf den brillanten Gangsta-Rap des Meisters verzichten.