Briefe an das Feuilleton

50 Autographen

Gottfried Benn Günter Grass

Eugène Ionesco Hermann Lenz KATALOG 148 A Februar 2016

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1 Benn, Gottfried, Schriftsteller (1886-1956). Eigenh. Billett mit U. "Be". Berlin, 12. III. 1948. Kl.-8°. 1 Seite. Rezeptformular mit gedruckter Adresse. Bleistift. (47869) 480.- "12 III 48 | für Frau Feldbrucker zur Lektüre! Viele Grüsse Be".

Benn in 2 Benn, Gottfried, Schriftsteller (1886-1956). Eigenh. Postkarte mit U. "Benn". Stuttgart, 18. IV. 1952. 1 Seite. Mit Adresse. Kugelschreiber. (47868) 980.- An Frank Maraun in Stuttgart: "Liebe Marauns, vor der Abreise nochmals herzlichen Dank für Ihre Betreuung. Sie waren sehr rührend, leider war es ja nur zu kurz und dass ich Ihre Wohnung nicht gesehen habe und die Kinder bedaure ich sehr. Vergessen Sie uns nicht u. Sie, Frank, gute Fahrt [...]" - Der Literaturkritiker Frank Maraun (eigtl. Erwin Goelz; 1903-1981), ein langjähriger Bekannter, fast Freund, verschafft Benn den Kontakt zum Süddeutschen Rundfunk in Stuttgart, der im Lauf der Jahre 30 Tonaufnahmen mit Benn machte. So kam Benn am 15. April 1952 auf der Rückreise von Meran nach Stuttgart, wohin ihn der Rundfunk zu einer Hörspiel-Konferenz ins Studio Villa Berg eingeladen hatte. An der Konferenz nahmen u. a. auch Heinrich Böll, , Wolfgang Weyrauch und Max Bense teil. Privat besuchte er u. a. Frank Maraun. Vormittags am 18. April fuhr er weiter nach München.

3 Bense, Max, Schriftsteller, Mathematiker und Philosoph (1910-1990). Eigenh. Brief mit U. Stuttgart, 31. V. 1981. Qu.-4°. 1 Seite. Briefkopf. (47870) 150.- An Wolfgang Ignee als Begleitbrief zu einem Artikel über einen Kongress zur Semiotik und Ästhetik in Kants "Kritik der reinen Vernunft", der von den Universtäten Stuttgart und Palermo ausgerichtet worden war. - Beiliend ein Prospekt des Kongresses.

Nobelpreis 4 Böll, Heinrich, Schriftsteller und Nobelpreisträger (1917-1985). Eigenh. Briefkarte mit U. Köln, 23. XI. 1972. Qu.-Kl.-8°. 1 Seite. Mit eigenh. Umschlag. (47871) 220.- An Wolfgang Ignée mit einer Absage. Gerne würde er über dieses Thema schreiben, aber er sei zu sehr beschäftigt mit Reisen, PEN-Angelegenheiten etc. und müsse am 5. Dezember nach Stockholm, von wo er am 15. Dezember zurückkehre. - Am 10. Dezember 1972 erhielt Böll in Stockholm den Nobelpreis für Literatur.

5 Böll, Heinrich, Schriftsteller und Nobelpreisträger (1917-1985). Eigenh. Brief mit U. Köln, 15. XI. 1973. Gr.-8°. 1 Seite. Mit Umschlag. (47872) 220.- An Wolfgang Ignée mit einer Absage. Er brauche ein Jahr, um alles abzuwickeln und alle Versprechen, Reisen und Pflichten einzulösen. Ab Hernst 1974 übernähme er gerne neue Aufgaben.

6 Brinkmann, Rolf Dieter, Schriftsteller (1940-1975). Masch. Brief mit eigenh. Nachschrift und U. Köln, 17. V. 1970. Fol. 1 Seite. Gelocht. (47873) 480.- An Wolfgang Ignée: "[...] anliegend die Charms-Besprechung [...] Ich überlasse Ihnen aber die Besprechung nur unter der Bedingung, daß sie ungekürzt gebracht wird! Ich bitte Sie, dafür zu sorgen, daß keine miese Überschrift dazu gemacht wird (etwa 'Gurken des Bösen' oder so, nur weil ich es gebraucht habe!) - sondern eine sachliche gefunden wird! Den Aufsatz über die zwei Gedichte des amerikanischen Lyrikers Ron Padgett schicke ich Ihnen etwas später zu, denn den muß ich an einigen Stellen neu schreiben [...]" - Die Besprechung von Daniil Charms' "Fälle" (1970) erschien am 5. Juni 1970 in "Christ und Welt" unter dem Titel "Das Leben ist ganz anders. Leserfahrungen mit Daniil Charms." Brinkmann hatte das Buch in der Kölner Bahnhofsbuchhandlung entdeckt. - Sehr selten.

7 Domin, Hilde, Schriftstellerin (1909-2006). Masch. Brief mit eigenh. U. , 8. I. 1980. Fol. 1 Seite. (47874) 150.- An Wolfgang Ignée: "[...] heute bekam ich den Abdruck meines Gedichts vom 5. 1. Das war mir kein Trost dafür, dass die Stuttgarter Zeitung meine Lesung im Theater der Altstadt am 11. 12. 79 gänzlich ignoriert, weder angezeigt noch mit einem Kritiker beschickt hat. Das war das erste Mal, dass mich diese Zeitung so schlecht behandelt hat [...] Lange war ich nicht mehr in Stuttgart. Der Abend war sehr sehr nett, ein erfreuliches Publikum [...]" - Beiliegend ein weiteres kleines Autograph.

8 Fiedler, Leslie Aaron, Literaturwissenschaftler (1917-2003). 4 masch. Briefe mit eigenh. U. Buffalo, N. Y., 19. XI. 1968 bis 3. VIII. 1970. Gr.-4°. Zus. 4 Seiten. Briefkopf "Statte University of New York at Buffalo". Gelocht. (47932) 200.- An Wolfgang Ignée. - I. "[...] You must give me a little time to get through the rather heavy going of the articles which you printed in response to my statement [...] Please believe that I have been intrigued and thrilled by the responses to what I am more than ever convinced are truly new ideas [...]". - II. Wegen eines Beitrags für ein geplantes Buch über die Kontroverse. - III. Über sein "Indian book" und seine weiteren Arbeiten. - IV. Sendet ein Buch. - Der amerikanische Literaturwissenschaftler Leslie A. Fiedler führte den Begriff Postmoderne in die Literaturwissenschaft ein. In Deutschland wurde er vor allem durch einen im Sommer 1968 in Freiburg gehaltenen Vortrag "Cross the Border - Close the Gap" bekannt, in dem er die literarische Postmoderne ausrief und die Moderne für tot erklärte. Im September 1968 erschien der Vortrag in der Wochenzeitung "Christ und Welt". Nach der Veröffentlichung kam es zur "Fiedler-Debatte", an der sich namhafte deutschsprachige Autoren, u. a. , Reinhard Baumgart und Rolf Dieter Brinkmann, beteiligten.

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9 Friedenthal, Richard, Schriftsteller (1896-1979). Masch. Brief mit eigenh. U. London, 30. V. 1970. 4°. 1 Seite. Gelocht. (47875) 150.- An Wolfgang Ignée: "[...] Wenn ich für Christ und Welt nicht mehr geschrieben habe, so war der Grund dafür, daß ich überhaupt alle Nebenarbeiten zurückstellen mußte. Denn außer meinen drei großen Essays, die gut und gerne soviel Arbeit erforderten wie drei Bücher, muß ich ja auch noch die englischen und amerikanischen Ausgaben mitredigieren und übersetzen, wobei der Luther sich als besonders anstrengend und vertrackt gezeigt hat [...] Es kommt noch hinzu, daß ich mich zunehmend etwas unbehaglich fühle gegenüber dem neuen Kult der Gewalt und 'Brisanz', der mich allzupeinlich an vergangene Epochen erinnert, die ich erlebt habe und nicht nur aus den Büchern kenne. Wenn man aber als 74-jähriger dazu etwas sagen will, so setzt man sich zwangsläufig dem Vorwurf aus, ein alter Knacker zu sein, der 'die Läufte nicht versteht', oder bestenfalls, wenn man den verständnisvoll-wohlwollenden Ton anschlägt, als nützlicher Idiot oder 'liberaler Scheißer' abgetan zu werden. Solche Kontroversen überlasse ich nun ganz gern den Jüngeren, die ja auch schon sehr bald von der nachrückenden nächsten Generation abserviert werden sollen. Ich las noch in 'Christ und Welt'die amüsanten Seufzer eines der Jüngsten, der sich beschwerte, daß er von den Alten 'kastriert' würde und dafür die Greise Mohn und Heissenbüttel namhaft machte [...]".

10 Frisch, Max, Schriftsteller (1911-1991). Masch. Brief mit eigenh. Nachschrift und U. Berzona, Val Onsernone, 3. X. 1967. Fol. 1 Seite. Gelocht. (47876) 350.- An die Redaktion von "Christ und Welt", Wolfgang Ignee: "[...] Ich danke Ihnen für die Zustellung des Interviews, das Rudolf Noelte Ihnen gegeben hat, und für Ihre freundliche Einladung: 'Wir selbst möchten ungern Herrn Noeltes Äusserungen unwidersprochen lassen.' Sein Urteil abzugeben steht Rudolf Noelte zu, und was die Entstellungen von Sachverhalten betrifft, so genügt das Communiqué des Zürcher Schauspielhauses [...]" Eigenhändig: "und mit freundlichen Grüssen an Sie persönlich | derselbe." - Der Brief steht im Zusammenhang mit dem Theatereklat um Frischs Stück " Biografie: ein Spiel", das wegen der von dem Regisseur Rudolf Noelte vorgenommenen Textveränderungen eine Woche vor der für den 7. Oktober geplanten Premiere von Autor und Verlag zurückgezogen wurde. Hierzu erschien ein karges Kommuniqué des Schauspielhauses; mehr wollte Frisch dazu nicht verlautbaren. Das Schauspielhaus prozessierte in der Folge mit Noelte um Schadenersatz; das Stück wurde ein Jahr später von Leopold Lindtberg inszeniert.

11 Fritz, Walter Helmut, Schriftsteller (1929-2010). Eigenh. Gedichtmanuskript (14 Zeilen) mit U., eigenh. Brief mit U., eigenh. Postkarte mit U. sowie masch. Brief mit eigenh. U. Karlsruhe und Cleveland, Ohio, 1979- 1985. Verschied. Formate. Zus. 4 Seiten. (47926) 220.- I. Gedichtmanuskript "Der Schlaf". - Auf einem Makulaturblatt. - II. Dankt für die Gedichte von Josef Eberle. - III. Verspricht eine Krolow-Rezension. - IV. Kann nicht nach Weimar fahren.

12 Goes, Albrecht, Schriftsteller (1908-2000). 29 eigenh. Briefe mit U., 11 masch. Briefe mit eigenh. U., 3 eigenh. Postkarten mit U., eigenh. Prosamanuskript mit U., eigenh. Gedichtmanuskript mit U. sowie 2 Einblattdrucke mit eigenh. U. Stuttgart u. a., 1974-1997. Verschied. Formate, meist Fol. Zus. ca. 60 Seiten. (47925) 980.- An Wolfgang Ignée. - Sehr umfangreiches Konvolut, u. a. mit einem Gedichtmanuskript "Olevano, Blick auf Latium", Gedichtmanuskript "Buchstabenweise", Manuskript zu einer Rezension, Briefe über Th. Trolls "Entaklemmer", Gerd Gaiser, Böll, Bergengruen, Mörike-Veröffentlichungen, Erinnerung an die Schillerfeier mit Thomas Mann 1955, Karl Barth, die Tischrede beim Bundespräsidenten, , Georg Schwarz u. v. m. - Dazu ein Briefverzeichnis und andere Beilagen.

"Stalinismus plus Preußentum" 13 Grass, Günter, Schriftsteller und Nobelpreisträger (1927-2015). Eigenh. Manuskript mit Namenszug am Kopf. Ohne Ort, 10. I. 1971. Fol. 1 Seite. (47877) 980.- "In Ermangelung". Seite 1 (von ca. 3) der eigenhändigen Niederschrift der ersten Fassung eines politischen Manuskripts. Der Text erschienen erstmals am 16. Januar 1971 in der "Süddeutschen Zeitung", München; Wiederabdruck in: Günter Grass, Der Bürger und seine Stimme, 1974, S. 207-09: "Die Deutschen haben es mit der Nation, weil sie eine zu bilden nicht im Stande gewesen sind. Hundert Jahre lang musste ein Surrogat, das Bismarcksche Reich, herhalten; doch dieses von Anbeginn auf Krieg gegründete und dem Popanz Macht verpflichtete Reich zerbrach spätestens im Mai 1945. Seitdem halten sich vage Sehnsucht nach und prüder Abscheu vor dem Begriff Nation die Waage; wie auch in anderen Existenzfragen neigen die Deutschen dazu, extreme Standpunkte zu suchen, zu befestigen und mit viel Aufwand an Geist, Hybris und Menschenmaterial zu verteidigen.So auch zur Zeit: gewollt ungewollt schlittern die Bevölkerung und die politischen Gruppen der Bundesrepublik in das, wie wir wissen, Gegner in Feinde verwandelnde Kräftemessen der Polarisierung hinein. Im zweiten Deutschland haben sich die alleinigen Machtinhaber schon seit geraumer Zeit für den separatistisch-nationalistischen Kurs entschieden und aus horribler Mischung - Stalinismus plus Preußentum - die Deutsche Demokratische Republik entstehen lassen [...]" - Grass arbeitete meist auf der Schreibmaschine, eigenhändige Manuskripte sind daher sehr selten.

"Literatur als melkbare Kuh" 14 Grass, Günter, Schriftsteller und Nobelpreisträger (1927-2015). 3 masch. Brief mit eigenh. U. sowie kurzer eigenh. Bief mit U. Berlin, 1970-82. Fol. 4 Seiten. Mit Umschlag. (47878) 580.- An Wolfgang Ignée. - I. (2. VI. 1970): "[...] Hinzu kam, daß Ihre Besprechung meines Romans 'Örtlich betäubt', wie viele andere Besprechungen auch, sich wenig mit dem Buch beschäftigte, vielmehr meine Person und politischen Aktivitäten zum Anlaß nahm. Doch der Ausverkauf der Literaturkritik - und das heißt oft genug: der freiwillige Verzicht auf literaturkritische

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Maßstäbe - kann man nur noch zur Kenntnis nehmen, obgleich ich nicht begreifen kann (und will), daß ein Kritiker Ihres Formats, und ausgestattet mit der entsprechenden Kenntnis, so widerstandslos dem modischen Trend puritanischer Kunstfeindlichkeit zu folgen vermag. Selbstverständlich bedeutet meine Kritik nicht Boykott [...] da es sich, sobald es um Literatur geht, zuallererst um Ästhetik handelt, mehr Rückbesinnung auf Jean Paul; denn die bei Lenin verlangte Rückbesinnung auf Hegel hat ohnehin nur dazu beigetragen, die Literatur als melkbare Kuh mißzuverstehen." - Gelocht. - II. (8. III. 1977): "[...] weil ich in den letzten Wochen den 'Butt' satzfertig gemacht habe: Mitte August soll er erscheinen - dann wünsche ich viel Vergnügen beim Semikolonzählen [...]" - III. (17. XII. 1979) Sendet Korrekturen. - IV. (14. IX. 1982): "[...] könnte die 'Stuttgarter Zeitung', anstelle eines Honorars für die beiden Interviews, eine entsprechende Summe zugunsten eines Entwicklungsprojektes für Nicaragua überweisen? Ich erzählte Ihnen davon, daß Franz Alt, Johano Strasser, Hermann Schulz und ich dort eine Werkstatt mit Ausbildungsmöglichkeiten installieren wollen [...]".

"Die Schwaben haben nie bedrohte Grenzen gehabt!" 15 Grieshaber, HAP (Helmut Andreas Paul), Graphiker (1909-1981). 4 eigenh. Briefe mit U. sowie 2 masch. Briefe mit eigenh. U. Reutlingen, Achalm, 1976-80. Fol. und 4°. Zus 8 Seiten. Mit eigenh. Umschlägen. (47880) 750.- An Wolfgang Ignée. - I. (23. I. 1976): "[...] vom Schriftstellerkongreß hört man nichts gutes. Wieso soll Günther Graß Basisarbeit leisten? Der Gewerkschaft wäre es lieber gewesen richtige hommes des lettres bei sich zu sehen. Wir wissen alle, warum das nicht so ist. Der VS nahm was er bekam von Funk und von der Straße um genug Stimmen für den Anschluß an den DGB zu haben [...] Dem Einzelgänger hat noch nie jemand geholfen. Er schadet aber auch nur sich selbst. Wo sind die Stühle, zwischen die er sich gesetzt hat, wenn keiner den Mund aufmacht. Wenn er ins Leere wirkt. Wer hat sich je dafür interessiert, was in Rostock bei der Ostseebiennale geschehen ist? In unserem provinziellen Eck? Die Schwaben haben nie bedrohte Grenzen gehabt! Sie sind eine ganz besondere Art von Swabität: nur nichts Neues. Meist denkt man, der ist sowieso ein bunter Hund. Viel zu viel spektakulärer Lärm ist um den. Andere, jüngere, wollen schließlich auch einmal ran. Da muß man gewaltig reduzieren. Berichte über meine Aktivität in Rostock, Leipzig, Dresden, Weimar überläßt man lieber den fellow-travellers. Nur den guten Namen, den brauchen wir schon um ihn einmal zu schwärzen. Das hört der Leser gern. Hat er es sich doch schon immer gedacht [...]" - II. (27. VIII. 1978) Bietet an, sich zu äußern, "da sich vieles zusammenbraut". - Mit ganzseitigem signierten Originalholzschnitt. - III. (7. VII. 1980) Zum Tod von Thaddäus Troll und mit dem Angebot, sein Wahlplakat "Demokraten wählen!" zu senden. - IV. (15. VII. 1980) Begleitbrief zur Plakatsendung. - V. (3. VIII. 1980): "[...] Sie haben recht, es ist kaum auszuhalten, wie plakativ die Wahl für uns geworden ist. So mancher Konservative mit dem ich konte, ist inzwischen gestorben [...] Schutzräume, das wäre ein Thema zur Wahl! Schutzräume auch für Türken, Griechen und Zigeuner!! [...]". - VI. (8. IX. 1980):[...] Jean Améry sagte mir kurz vor seinem Abschied, d. h. er klagte, daß alle, die ihn ehren wollen, ihm mit Hand schreiben und das sei schlimm für alte Leute. Nichtsdestoweniger schrieb er selber einem mit Hand. Es soll mir eine Lehre sein! Sicher kennen Sie die MS von Schopenhauer. Die kann niemand mehr lesen. Ja, es geht abwärts mit der Buchdruckerkunst! Vieles kommt auf uns zu, worauf es keine Antwort mehr gibt. Ich denke an den Demonstrationszug von Sonthofen nach Bonn: 'Freiheit und Democracy'. Mir tun die jungen Menschen leid, die damit im Innersten betrogen werden. Maskerade für Wirklichkeit nehmen. Wie kann man überhaupt noch den scheuen Flüchtling ergreifen? Einfach vom Tisch wischen hat keinen Sinn. Nichts rechtfertigt das Mittel, wenn nicht in jeder Phase das Ziel (die Würde des Begriffs) verdeutlicht wird! Ich bleibe vor Ort. Im Untersuchungsgefängnis für jugendliche Strafgefangene. Sorge dafür, daß dies keine Publicity hat und lasse die Jugendlichen nicht allein [...]" - Beilagen.

16 Handke, Peter, Schriftsteller (geb. 1942). Masch. Brief mit eigenh. Nachschrift und U. Düsseldorf, 13. X. 1968. Fol. 2 Seiten. Papier mit Aklatsch des Dürer-Porträts von einem 10 Mark-Schein. (47879) 580.- Ausführlich an Wolfgang Ignée: "[...] entschuldigen Sie bitte, daß ich auf ein solches Blatt schreiben muß, es ist ein Abfallprodukt von Versuchen an einem Text [...] Mir geht es immer wieder so, daß ich beim Lesen von ernst, das heißt, eindeutig gemeinten Sätzen, von denen sich einer sprachlogisch vom andern ableitet, immer mehr, je länger ich lese, befremdet werde. Je eindeutiger Sätze und Wörter werden, desto unklarer werden sie mir, und ich verstehe sie nicht mehr. So stoße ich mich dann allmählich an jedem Wort und frage mich, gerade weil es so eindeutig ist, was es wohl bedeute. In Mr. Fiedlers Aufsatz ist es mir nach und nach eigentlich mit jedem Wort so ergangen [...] Alle seine Sätze sind Signale, indem sie sich verlassen, daß im jeweiligen Partner schon ein Antwortsignal vorhanden ist, das bejahend oder abwehrend dann bimmelt: 'ich verstehe' [...] Seine Sätze haben so einen zeitlos archaischen eindeutigen Sinn, daß sie doch seiner Auffassung von Literatur widersprechen [...] Im übrigen: heute ist Sonntag, gestern habe ich wieder von Camus 'Der Fremde' gelesen und war sogar von dieser einzigen mir noch schön vorkommenden Arbeit des Autors enttäuscht, aber immer wieder kann ich noch Faulkner lesen, jedenfalls 'Als ich im Sterben lag' und 'Schall und Wahn', auch Kafka, auch Flaubert, und Thomas Bernhard,' und jetzt werde ich einmal mittagessen und dann an den Rhein fahren [...]".

17 Hannsmann, Margarethe, Schriftstellerin (1921-2007). Eigenh. Brief mit U. sowie masch. Brief mit eigenh. U. Stuttgart, 5. XII. 1980 und 29. XI. 1981. Fol. 2 Seiten. (47927) 150.- An Wolfgang Ignée. - I. Bei Übersendung ihres Gedichtes über den bedrohten Hoppenlau-Friedhof: "[...] Ich kann es fast nicht verwinden, daß ich nicht rechtzeitig einen Brief an den Oberbürgermeister geschrieben habe [...]" - II. Zum Tod von HAP Grieshaber: "[...] Noch kann ich kaum leben [...]".

18 Heißenbüttel, Helmut, Schriftsteller (1921-1996). 5 masch. Briefe mit eigenh. U. Stuttgart, 1970-74. Fol. 5 Seiten. Gelocht. (47881) 250.- An Wolfgang Ignée: - I. (13. VII. 1970): "Was ich erzählt habe von der Notwendigkeit, Gedichtmethoden in Richtung Hörspiel weiterzuverfolgen, war nur ein für mich grad aktuelles Beispiel. Ich wollte es grundsätzlich machen. Anfängen mit etwas, was mich beschäftigt, vielleicht als Kontrastbeispiel, weil es noch aktuell ist, Graß (Roman, Theaterstück, Gedicht). Ich könnte auch Handke nehmen. Aber im Hauptteil doch über das reden, was wir ja auch besprochen haben, wieweit es sich bei

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Gattungen um etwas Phänomenologisches handelt, das Epische, das Dramatische usw., wie weit das als Abgrenzung von bestimmten literarischen Bereichen sinnvoll und historisch relevant war, ob es das noch ist, wenn nicht, warum, was da vorliegt, das wieder illustriert mit Konkretem, Aktuellem. Mein Zielpunkt, so könnte ich grob und vorläufig sagen, ist natürlich die Vorstellung, daß heute aktuelle Literatur Methoden folgt, die nicht recht in die Gattungseinteilungen passen, aber doch wieder nicht in alternativem Gegensatz dazu stehen, ich muß nicht ideologisch von Texten sprechen, sondern kann weiterhin Gedicht, Prosa, Erzählung, Theater usw. sagen. Das, was sozusagen quer zu den Gattungen steht, sollte dann als das gezeigt werden, was in der heutigen Literatur an sprachkritischem Impuls drinsteckt, dieser zugleich als gesellschaftskritischer zu interpretieren. So etwa." - Die weiteren Briefe bei Übersendung eines Beitrags, wegen der Rundfunkbesprechung von Keseys "Einer flog über das Kuckucksnest", mit Lob eines Manuskriptes und mit Ablehnung eines Beitrags zur Theatergeschichte.

19 Herburger, Günter, Schriftsteller (geb. 1932). Eigenh. Brief mit U. sowie 11 masch. Briefe und 4 masch. Postkarten, jeweils mit eigenh. U. München und Olevano, 5. VI. 1969 bis 11. VII. 1975. Fol. und 8°. Zus. 16 Seiten. (47882) 220.- An Wolfgang Ignée über Reich-Ranicki ("eine zuckende Marionette des Marktes"), sein Buch "Die Messe" und die Kritiken dazu, seinen Film, seine "Birne"-Kinderbücher, sein Buch "Jesus in Osaka", über "grammatikalische Taktik", seinen Aufsatz "Die Zukunft des Romans", seinen Merian-Aufsatz über Isny, Gedicht- und Sammelbände, Bernhard Wickis "Die Eroberung der Zitadelle", schwäbische Gedichte, Max Bense u. v. m. - Interessant.

20 Horkheimer, Max, Philosoph und Soziologe (1895-1973). Masch. Brief mit eigenh. U. Montagnola, 15. I. 1971. Fol. 1 Seite. Gelocht. (47884) 220.- An Wolfgang Ignee mit der Abdruckerlaubnis eines Essays in der "Stuttgarter Zeitung".

21 Ionesco, Eugène, Schriftsteller (1909-1994). Eigenh. Brief mit U. Paris, 15. VI. 1960. 8°. 1 Seite. Patentbrief mit rückseitiger Adresse und Absender. (47885) 600.- An Wolfgang Ignèe: "[...] Je me suis beaucoup absenté de Paris, ces temps-ci. Oui, - vous pouvez traduire cet article [...] mais ne mettez pas ce titre, car il est celui de sécretaire du rédaction et ne correspond pas tout à fait avec le contenu [...] Envoyez-moi s. v. p. le lexte dès qu'il aura paru.".

22 Ionesco, Eugène, Schriftsteller (1909-1994). Eigenh. Brief mit U. Paris, 28. VIII. 1960. 8°. 1 Seite. Mit eigenh. Umschlag. Gelocht. (47886) 500.- An Wolfgang Ignèe: "[...] Avez-vous reçu ma lettre vous autorisant bien volontiers de publier 2 textes de moi dans 'Die Welt'? Où en ètes-vous? [...]" - Beiliegend ein masch. Brief von Frau Rodica Ionesco mit Dank für die Veröffentlichung des Artikels "Morgen wird alles besser?" in "Die Welt", daneben über Reisen ihres Mannes nach Brasilien und New York sowie einen Fernsehauftritt.

23 Ionesco, Eugène, Schriftsteller (1909-1994). 2 masch. Briefe mit eigenh. U. Paris, 26. I. und 12. VII. 1961. Gr.-4°. 2 Seiten. Mit Umschlag. Gelocht. (47887) 400.- An Wolfgang Ignèe. - I. Mit einer Abdruckerlaubnis für seine Essays über das Theater; zwei von ihnen seien bereits in dem Band "Nashörner" bei Arche erschienen. Er bereite eine Aufsatzsammlung für Gallimard vor und biete die deutsche Übersetzungserlaubnis an. - II. Dankt für den Abdruckbeleg seines Essays "Theater und Zeit" und erlaubt weitere Übersetzungen. - Beiliegend 2 postalische Rückscheine mit eigenh. U. Ionescos sowie 2 Pressefotos Ionescos von den Proben zu "Jakob oder Der Gehorsam" 1970 in Düsseldorf.

24 Jünger, Ernst, Schriftsteller (1895-1998). Gedruckte Danksagungskarte mit eigenh. U. Ohne Ort, Ostersamstag 1975. Qu.-8°. Büttenkarton. (47888) 100.- Danksagungskarte aus Anlaß seines 80. Geburtstags: "Freunde und Leser haben meines 80. Geburtstages so liebevoll gedacht, daß meine Freude dem Einzelnen zu bezeigen über meine Kräfte geht [...]".

25 Koestler, Arthur, Schriftsteller (1905-1983). Masch. Brief mit eigenh. U. London, 15. VII. 1970. 4°. 1 Seiten. Bläuliches Papier. Briefkopf. Gelocht. (47889) 120.- An Wolfgang Ignée mit der Übersendung seines mehrfach nachgedruckten aber bis dato nicht auf Deutsch erschienenen Artikels "The Ethics of Change".

26 Kreuder, Ernst, Schriftsteller (1903-1972). Masch. Brief mit eigenh. U. Darmstadt-Mühltal, 11. VI. 1971. Qu.-8°. 1 Seite. (47890) 120.- An Eugen Skasa-Weiß: "[...] Vor Wochen versuchte ich zum allererstenmal [Heimito von] Doderer zu lesen [...] blieb in der Mitte stecken, ermüdend [...]" Über seine Südamerikareise 1962, Lesung in Montevideo und seine Fahrt mit der Achterbahn und Geisterbahn.

27 Kroetz, Franz Xaver, Schriftsteller und Schauspieler (geb. 1946). 4 masch. Briefe mit eigenh. U. München und Kirchberg, 1972-1979. Fol. 4 Seiten. Gelocht. (47893) 240.-

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An Wolfgang Ignée. - I. Mit einem Beitrag für die "Stuttgarter Zeitung": "[...] Ich bin ja in solchen Sachen kein Fachmann und sehr froh, wenn mir ein solcher unter den Arm greift [...]" - II. Hinweis auf die deutschsprachigen Erstaufführungen seines Stückes "Mensch Meier". - III. Hinweis auf zwei Stücke von Helmut Walbert und deren Aufführung in Heidelberg. - IV. "[...] Sehr gerne würde ich wieder etwas für die Stuttgarter Zeitung schreiben. Momentan bin ich allerdings mit einem Film beschäftigt, der mich bis Ende April im wahrsten Sinne des Wortes in Atem hält [...]" - Beilage.

28 Krolow, Karl, Schriftsteller (1915-1999). 12 eigenh. Briefe mit U. sowie 4 masch. Briefe mit eigenh. U. Darmstadt, 1971-1988. Fol. und Gr.-8°. Zus. 17 Seiten. (47894) 480.- An Wolfgang Ignée. - Begleitbriefe zu Beiträgen, Rezensionen und mit Dank für gute Besprechungen. Daneben über Ignées Reisetagebuch.

29 Lenz, Hermann, Schriftsteller (1913-1998). 3 masch. Briefe mit eigenh. U. sowie masch. Postkarte mit eigenh. U. Stuttgart, 11. VI. 1971 bis 10. X. 1974. Verschied. Formate. Zus. 4 Seiten. (47900) 250.- An Wolfgang Ignée mit dem Vorschlag eines Artikels über Kasack, Übersendung seiner "Bemerkungen zum Roman", bei Übersetzung eines Handke-Aufsatzes und des Schwanks von den sieben Schwaben sowie über einen Leserbrief: "[...] Auch meine ich, es sei kein Makel, Analphabet zu sein, weil ich selbst 6 Jahre als solcher verbracht habe und diese Zeit mir als die glücklichste meines Lebens erscheint [...]".

30 Lenz, Hermann, Schriftsteller (1913-1998). 3 eigenh. Briefe mit U. München, 27. VII. 1974 bis 24. I. 1975. 8°. und Schmal-8°. 3 Seiten. Mit eigenh. Umschlag. (47898) 300.- An Wolfgang Ignée. - I. "[...] hier die vier Seiten über das Hässliche in Stuttgart [...] 'Das Schöne' folgt in der ersten Augusthälfte [...]" - II. Bei Übersendung des Aufsatzes über das Schöne in Stuttgart. - III. "[...] hier meine Kafka-Rezension, ein harter, mühsam zu verdauender Brocken, vor dem ich mich gefürchtet habe [...]".

31 Lenz, Hermann, Schriftsteller (1913-1998). 3 eigenh. Briefe mit U. München, 29. VIII. 1996 bis 7. II. 1997. Fol. Zus. ca. 4 Seiten. Mit 2 eigenh. Umschlägen. (47896) 800.- An Wolfgang Ignée. - I. Über "Begegnungen mit Hermann Lenz". - II. Mit Lob über Ignées Hermann-Lenz-Aufsatz, "in dem alles enthalten ist, was mich in den vergangenen Jahrzehnten beschäftigt hat. Sie wissen, um was es mir geht, sehen, was in meinen Büchern drinsteckt. Wer kann sich mehr wünschen? [...]" - III. Über Ignées Lenz-Beitrag zu dem Buch "Grosse Stuttgarter". - Sehr schöne Briefe.

32 Lenz, Siegfried, Schriftsteller (1926-2014). 2 eigenh. Postkarten mit U. sowie 2 masch. Briefe mit eigenh. U. Leböllykke und Hamburg, 1970 bis 1986. Verschied. Formate 4 Seiten. (47902) 220.- An Wolfgang Ignée wegen der Mitarbeit an der Stuttgarter Zeitung mit einem Beitrag über Autor und Leser , Anmerkungen zum Leistungsprinzip, mit Dank für masurische Erfahrungen etc. - Dazu ein Billett und ein masch. Brief von Liselotte Lenz.

33 Loest, Erich, Schriftsteller (1926-2013). 2 masch. Briefe mit eigenh. U. Osnabrück, 19. XI. 1984 und 13. IX. 1985. Fol. 2 Seiten. (47928) 120.- An Wolfgang Ignée bei Übersendung eines Goethe-Berichtes und einer Reisegeschichte.

34 Lorenz, Konrad, Mediziner und Nobelpreisträger (1903-1989). Masch. Brief mit eigenh. U. Seewiesen über Starnberg, 28. XI. 1968. Fol. 1 Seite. Gelocht. (47903) 100.- An Wolfgang Ignée mit der Erlaubnis zu Übersetzung und Abdruck seines Stockholmer Vortrages "Enmity Between Generations and ist Probable Ethological Causes".

35 Mann, Golo, Historiker (1909-1994). Masch. Brief mit eigenh. U. Kilchberg bei Zürich, 13. VI. 1970. Gr.- 8°. 1 Seite. (47904) 150.- An Wolfgang Ignée über seinen "Wallenstein" (1971): "[...] Meinerseits bin ich ja leider in diesem Jahr für rein gar nichts zu haben, denn ich muss das Monstrum, von dem Sie seinerzeit Fragmente veröffentlichten, nun unbedingt bändigen und zur Ruhe bringen; welches den Tag und das Jahr ganz in Anspruch nimmt. Aber dann wird man sehen [...]".

36 Meister, Ernst, Schriftsteller (1911-1979). Eigenh. Manuskript mit U. Ohne Ort und Jahr. Fol. 6 Seiten auf 4 Blättern. Kugelschreiber und schwarzer Filzstift. (47905) 480.- Essay über einen Text von Gabriele Wohmann (1932-2015), mit der Meister seit 1967 befreundet war, bis die Freundschaft 1970 im Streit um das Buch "Ernste Absicht" auseinanderging. - Schwer lesbar. - Sehr selten.

37 Mitscherlich, Alexander, Psychoanalytiker und Schriftsteller (1908-1982). Masch. Brief mit eigenh. U. Frankfurt am Main, 23. XI. 1970. Fol. 1 Seite. Briefkopf. (47906) 100.- An Wolfgang Ignée wegen seines Funkvortrags "Drei Aspekte der Stadtriesen: Wachstum, Planung, Chaos" und dessen Abdruck in der FAZ.

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38 Nadolny, Sten, Schriftsteller (geb. 1942). Eigenh. Brief mit U. Chieming, 8. VII. 1980. Fol. 1 Seite. Gelocht. (47907) 120.- An Eugen Skasa-Weiß. Begleitbrief zur Übersendung von zwei Erzählungen: "[...] Anspruch auf literarische Geltung erhebe ich damit nicht, es ist so mehr was zum Lachen [...]" - Nadolny hatte 1980 bei seinem ersten großer Auftritt auf der literarischen Bühne den Ingeborg-Bachmann-Preis erhalten. Er las ein Kapitel aus seinem erfolgreichsten Buch "Die Entdeckung der Langsamkeit". - Gering knittrig.

39 Popper, Sir Karl Raimund, Philosoph (1902-1994). 3 masch. Briefe mit U. Penn, Buckinghamshire, 26. I. bis 3 IV. 1974. Fol. Zus. 3 Seiten. Gelocht. (47908) 800.- An die Redaktion der "Stuttgarter Zeitung" wegen des Abdrucks seines Aufsatzes zum Geburtstag I. Kants, mit Druckerlaubnis sowie der Bitte um Korrekturabzüge und Belegexemplare. - Möglicherweis handelt es sich um "Immanuel Kant - Der Philosoph der Aufklärung. Eine Gedächtnisrede zu seinem hundertfünfzigsten Todestag, gehalten in englischer Sprache im englischen Rundfunk (BBC) am 12. Februar 1954. In: Auf der Suche nach einer besseren Welt. Vorträge und Aufsätze aus dreißig Jahren (1999). - Beiliegend die Durchschläge der Gegenbriefe.

40 Süskind, Patrick, Schriftsteller (geb. 1949). Masch. Brief mit eigenh. U. sowie eigenh. Briefkarte mit U. München, 11. X. und 19. XII. 1989. Fol. 2 Seiten und Qu.-Kl.-8°. 1 Seite. Mit Umschlag. (47909) 750.- An das Feuilleton der "Stuttgarter Zeitung". - Der maschinenschriftliche Brief mit einer Beschwerde über den unberechtigten Nachdruck seiner Erzählung "Der Zwang zur Tiefe" und einer Honorarforderung von 2000.- DM: "[...] Gleichwohl kann ich mich nicht enthalten, meiner Empörung darüber Ausdruck zu verleihen, daß eine angesehene deutsche Zeitung - und noch dazu die Feuilletonredaktion! - das Urheberrecht eines Autors auf eine Weise mißachtet, wie dieser es bisher nur von Kriminellen des Berliner Raubdruckermilieus oder von Zeitschriften und Verlagen der Volksrepublik China gewohnt war [...]" - Die eigenhändihe Karte ist versöhnlicher: "[...] Mit Ihrem Vorschlag (DM 500.-) bin ich einverstanden. Die Kontonummer steht in meinem bösen Brief [...]" - Sehr selten.

41 Torberg, Friedrich, Schriftsteller (1908-1979). Eigenh. Brief mit U. sowie 3 masch. Briefe mit eigenh. U. Hamburg und Breitenfurth bei Wien, 1. IV. 1969 bis 25. VIII. 1974. Gr.-8°. und Fol. Zus. 5 Seiten. Gelocht. (47910) 250.- An Wolfgang Ignée bei Übersendung eines Manuskriptes sowie mit Korrekturen. - Die maschinenschriftlichen Briefe wegen eines Fernsehspiels, bei einer Entgegnung auf Curt Hohoffs "ausserordentlich läppischen" Artikels über deutschen Humor, der Erwähnung seines "Süsskind"-Romans sowie wegen eines Artikels über "das Problem der deutschsprachigen jüdischen Literatur und ihr mathematisch absehbares Ende [...]".

42 Troll, Thaddäus (d. i. Hans Bayer), Schriftsteller (1914-1980). 2 masch. Briefe mit eigenh. U. sowie gedruckter Rundbrief mit eigenh. Nachschrift und U. "Thaddäus Troll". Stuttgart, 1974-76. Fol. 3 Seiten. Gelocht. (47911) 220.- An Wolfgang Ignée. - Weder "Europäisches Mosaik" noch "Der Entaklemmer" nach Molière seien von der Stuttgarter Zeitung besprochen worden. Bittet auf den 85. Geburtstag von Kurt Heynicke hinzuweisen: "[...] da ich die ganzen letzten Wochen wahlkämpferisch tätig und mein ansonsten dickes Fell durchgewetzt war, habe ich Ihnen gegenüber diese Enttäuschung geäußert [...] Zum ENTAKLEMMER wäre noch zu sagen, daß das Buch ein Versuch war, die schwäbische Mund-Art den Pranken der sogenannten Humoristen zu entreißen und sie wieder in die Literatur zurückzuholen [...]".

"Mehr Milch und weniger Mythen" 43 Walser, Martin, Schriftsteller (geb. 1927). Typoskript mit eigenh. Korrekturen sowie eigenh. Begleitbrief mit U. Ohne Ort, 30. IX. 1968. Fol. 3 Seiten auf 3 Blättern sowie Gr.-8°. 1 Seite. (47912) 250.- Die Satzvorlage zu seinem Essay "Mythen, Milch und Mut", der am 18. Oktober 1968 in "Christ und Welt" erschien. Hier noch mit dem Titel "Mehr Milch und weniger Mythen": "Ich sollte Leslie A. Fiedler nicht mehr widersprechen. Ich habe ihm schon in Freiburg widersprochen, als ich seinen Vortrag sah und hörte [...] ich habe unter Literaten noch keinen solchen Champion und snake-charmer erlebt [...] Denn was wir auf der Erde brauchen, ist ja vor allem mehr Milch und weniger Mythen." - Begleitbrief: "[...] es ist halt eine Reaktion. Zu einem tiefgründlichen Aufsatz fehlt mir im Augenblick mehr als eine Bedingung [...]" - Der amerikanische Literaturwissenschaftler Leslie A. Fiedler (1917-2003) führte den Begriff Postmoderne in die Literaturwissenschaft ein. In Deutschland wurde er vor allem durch einen im Sommer 1968 in Freiburg gehaltenen Vortrag "Cross the Border - Close the Gap" bekannt, in dem er die literarische Postmoderne ausrief und die Moderne für tot erklärte. Im September 1968 erschien der Vortrag in der Wochenzeitung "Christ und Welt". Nach der Veröffentlichung kam es zur "Fiedler-Debatte", an der sich namhafte deutschsprachige Autoren, u. a. Martin Walser, Reinhard Baumgart und Rolf Dieter Brinkmann, beteiligten.

Britische Gemütlichkeit 44 Walser, Martin, Schriftsteller (geb. 1927). 5 eigenh. Briefe mit U. sowie 5 eigenh. Karten mit U. Überlingen, Warwick, 1972-90. Verschied. Formate. 12 Seiten. Mit 3 Umschlägen. (47917) 220.- An Wolfgang Ignée wegen Übersetzungen, einer Aufführung von Tschechows "Möve" in Stuttgart, Rezensionen, über die Stuttgarter Zeitung etc. - Aus Coventry: "[...] Hier gäb's Wirtschaften, in denen sich's plaudern ließe, endlos. Es sieht so aus, als wäre es Zeit, daß wir den Engländern das Wort GEMÜTLICH abtreten sollten, sie können's öfter brauchen [...]".

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45 Walser, Martin, Schriftsteller (geb. 1927). Eigenh. Brief mit U. Überlingen, 2. IX. 1980. Fol. 2 Seiten. Mit eigenh. Umschlag. (47915) 220.- An Wolfgang Ignée mit Dank für dessen Rezension von "Das Schwanenhaus" (1980): "[...] Ihre Entdeckung, daß diese Bücher von diesem Land produziert seien, hat mir gut getan. Ich behaupte auch, daß unsere Wirklichkeit aus der Literatur zu schwinden droht [...] Als ich im 'Spiegel' las, welchen Hohn diese Sorte Gott-Anhänglichkeit und Sexualproblematik bei einem Aufgeklärten hervorruft, konnte ich einen Schauer nicht ganz anhalten [...] Die ANDEREN sind nicht wie, glaube ich, Sartre glaubte, die Hölle, sondern seine Fassung [...]" - Ein Ausschnitt der Rezension liegt bei.

46 Walser, Martin, Schriftsteller (geb. 1927). Typoskript mit eigenh. Korrekturen, Nachschrift und U. sowie eigenh. Begleitbrief mit U. Ohne Ort, 29. XI. 1989. Fol. 5 Seiten auf 5 Blättern. Mit Umschlag. (47914) 220.- Die Satzvorlage zu "Offener Brief an die Damen und Herren der CDU-Fraktion im Landtag", Walsers Aufruf, der Änderung des Privatschulgesetzes nicht zuzustimmen, da diese den Waldorfschulen und der Waldorfbewegung schweren Schaden zufüge. Walser setzt sich vehement für die Waldorfschulen ein. - Der Text erschien in der "Stuttgarter Zeitung" am 1. Dezember 1989 und im Dezemberheft 1989 von "Erziehungskunst".

47 Wedel, Dieter, Regisseur (geb. 1942). Eigenh. Brief mit U. Hamburg, 30. III. 1971. Fol. 2 Seiten. (47929) 150.- An Wolfgang Ignée. Wedel könne keinen Artikel liefern, da er an seinem neuen Drehbuch arbeite, das seine Gedanken bündle. Gemeint ist wohl das Buch zu seinem ersten Großen Erfolg "Einmal im Leben - Geschichte eines Eigenheims" (1972).

48 Weyrauch, Wolfgang, Schriftsteller (1904-1980). Eigenh. Brief mit U. Darmstadt, ohne Jahr. Fol. 1 Seite. Gelocht. (47931) 80.- An Wolfgang Ignée bei verspäteter Zusendung eines Manuskriptes.

49 Wohmann, Gabriele, Schriftstellerin (1932-2015). Masch. Brief mit eigenh. U. Darmstadt, 30. X. 1968. Fol. 1 Seite. (47930) 120.- An Wolfgang Ignée über das Feuilleton in "Christ und Welt", die "Fiedler-Diskussion mit den Beiträgen von Heissenbüttel [...] Becker, Baumgart, Walser und so weiter" und mit Ablehnung weiterer Rezensionen. - Beiliegend ein eigenh. Notizzettel "Ich bin doch graphoman, das kann eine Hilfe, kann aber auch eine Schädigung sein. | G. W. für W. I. d'accord? | 23. 4. 69 feierlicher Anlass." - An diesem Tag erhielt Wohmann den "Internationalen Kurzgeschichtenpreis der Stadt Neheim- Hüsten". - Gelocht.

50 Wolf, Christa, Schriftstellerin (1929-2011). Eigenh. Briefkarte mit U. Berlin, 14. XI. 1983. Qu.-8°. 1 Seite. MIt eigenh. Umschlag. (47919) 180.- An Wolfgang Ignée mit Übersendung einer Fotokopie ihrer Schillerpreisrede (liegt bei), die sie am 11. November gehalten hatte, zum Druck in der Stuttgarter Zeitung: "[...] Wahrscheinlich brauchen Sie noch eine Überschrift; das könnte etwa heißen: 'Wie kam ich zu Schiller?' - oder ich würde es Ihnen überlassen [...]" - Wiederabdruck in Werke, Bd. VIII, 379 ff.

Wolfgang Ignée (geb. 1932 in Königsberg) war Jahrzente lang der bestimmende Literatur- und Theaterfachmann bei der Wochenzeitung "Christ und Welt" und später bei der "Stuttgarter Zeitung". Die hier angebotenen Autographen stammen aus seiner Sammlung.

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