Radverkehr vor Ort Landkreis

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club e.V. Ihr Ansprechpartner für den Landkreis Landesverband Baden-Württemberg Karlsruhe: Landesgeschäftsstelle Reinsburgstr. 97 ADFC Kreisverband Karlsruhe 70197 Stuttgart Infoladen in der Kronenstraße 9, Tel.: 0711 / 628 999 76133 Karlsruhe E-Mail: [email protected] Telefon: 0721/38 48 942-1 Internet: www.adfc-bw.de E-Mail [email protected] Internet: www.adfc-bw.de/karlsruhe

Autoren: Frank Zühlke, Erich Fey, Gudrun Zühlke und andere Fotos und Grafik: Soweit nicht anders angegeben: Zühlke / ADFC Nachdruck mit Genehmigung erlaubt

Der ADFC bedankt sich bei allen Sponsoren und Anzeigenkunden dafür, dass sie den Druck dieser Broschüre ermöglicht haben: Eco-Counter, Triflex, Ziegler Metallbau

2 Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Radfahrerinnen und Radfahrer im Kreis Karlsruhe,

Rad fahren macht Spaß, Rad fahren ist gesund. Immer mehr Menschen fahren Rad und sie fahren immer längere Strecken. Sicher sind auch Sie öfters mal mit dem Rad unterwegs. Für Ihren Landkreis ist die Zunahme des Radverkehrs eine Chance, die Verkehrsabläufe besser zu gestalten. Je mehr Strecken mit dem Rad oder zu Fuß zurückgelegt werden, umso weniger Abgase und Lärm gibt es, umso sicherer ist Ihr Landkreis. Wer Radfahren fördert senkt die Kosten für Infrastruktur, medizinische Behandlungen, Klimaschutz.

Mehr Radverkehr nutzt allen – sowohl den Radfahrern selbst, als auch den anderen Menschen in unseren Städten und Gemeinden.

Fahrräder benötigen eine andere Infrastruktur als Autos. Für die Sicherheit aller Verkehrs- eilnehmer ist es wichtig, dass die Geschwindigkeitsunterschiede zwischen verschiedenen Verkehrsarten auf einer Fläche möglichst gering sind. Menschen, die mit dem Rad unterwegs sind, brauchen direkte, kurze Wege und Hinweise, wo diese zu finden sind. Radwege sind ein Element der Radverkehrsförderung. Sie sind aber nur dann erforderlich, wenn der Kraftfahrzeugverkehr zahlreich und schnell ist. Im Idealfall fahren die Radfahrer auf der Fahrbahn und die Kraftfahrzeuge nicht schneller als 30 km/h. Echte wie unechte Einbahn- straßen sollten für Radfahrer in Gegenrichtung geöffnet sein, Sackgassen markiert sein, ob sie nur für Kraftfahrzeuge gelten oder für alle Verkehrsteilnehmer. Dort wo es Radwege gibt, sollten sie technisch auf dem neuesten Stand sein. Hindernisse sind Gefahrenstellen, deswegen haben Pfosten, Felsbrocken, Umlaufsperren und ähnliches auf Radwegen nichts zu suchen.

Der Landkreis Karlsruhe ist ein Gründungsmitglied der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreund- licher Kommunen in Baden-Württemberg (AGFK-BW). Damit verpflichtet sich der Landkreis dazu, darauf hinzuwirken, fahrradfreundlicher zu werden. Es gibt bereits ein fortschrittliches Radverkehrskonzept, bei der Umsetzung ist für die verschiedenen Baulastträger jedoch noch vieles zu tun.

In der Broschüre „Radverkehr vor Ort – Landkreis Karlsruhe“ stellt der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) Baden-Württemberg eine Bestandsaufnahme aus subjektiver Sicht von Alltagsradfahrern vor, die mit Beispielen erklärt sind. Es werden die Stärken und Schwächen der Radverkehrsinfrastruktur des jeweiligen Landkreises vorgestellt. Weiter hinten wird ein grobes Netz der bedeutendsten Routen skizziert, inklusive der wichtigsten Maßnah- men, dieses zukunftsfähig zu gestalten. Der ADFC erhebt keinen Anspruch auf Vollstän- digkeit. In dieser Reihe „Radverkehr vor Ort“ werden Broschüren für alle Mitgliedskommunen der AGFK-BW erscheinen. Die Hefte sind im Internet herunterzuladen unter www.adfc- bw.de/verkehr/radverkehr-vor-ort. Vergleiche zwischen Landkreisen oder Kommunen sind nur bedingt möglich, da unterschiedliche Radfahrer an der Bewertung beteiligt waren.

Mit freundlichen Radlergrüßen

Landesvorsitzende 3 Im Landkreis Karlsruhe gibt es nicht! Auch an Ampeln werden Rad- ein Netz von fahrradtauglichen fahrer häufig benachteiligt. Oft ist man Wegen in der Rheinebene und in den zwischen der Querung einer Rechts- kleineren Flusstälern. Meist verlaufen abbiegspur und der eigentlichen sie abseits der Straßen. Das ist schön Seitenstraße zu einem Zwischenhalt für die Radtouristen, die die Land- gezwungen. Dies ist zu ändern! schaft ohne Verkehrslärm genießen wollen. Solche Wege haben aber auch Nachteile. Sie können Umwege bedeuten oder eine schlechte Ober- fläche haben. Noch schwerer wiegen „verlorene Steigungen“, also Auf und Ab, das von der Topographie nicht nötig ist. Ein Beispiel ist der Weg zwi- schen dem Walzbachtaler Ortsteil Wössingen und dem Brettener Stadt- Bei : Hier haben die Radfahrer auf dem Radweg Vorfahrt. So muss es sein! teil Dürrenbüchig, der nicht nur die Sattelhöhe passiert, sondern weiter oben am Hang verläuft. An der Bun- desstraße gibt es einen unbefestigten Weg, der nicht zum Radfahren geeig- net ist. Es ist dringend erforderlich, hier eine brauchbare Verbindung für Radfahrer zu schaffen.

B3 bei Ettlingen: Radfahrer haben ein Zeichen „Vorfahrt achten“

Manche Wege haben eine schlechte Oberfläche – dabei sind alte asphaltierte Wege oft noch holpriger als durchschnittliche wasser- Zwischen Wössingen und Dürrenbüchig gibt es gebundene Wege. im Tal die Bahn und die B293 – der Radweg verläuft oben am Hang

Radwege entlang von Haupt- verkehrsstraßen haben Vorfahrt gegenüber Seitenstraßen. Dies muss den anderen Fahrzeugführern deut- lich angezeigt werden, damit es nicht zu Unfällen kommt. Im Landkreis Karlsruhe wird das Prinzip sehr häufig umgedreht, an dem Radweg steht dann ein kleines Vorfahrt-achten-

Schild. So geht Radverkehrsförderung Holprige Angelegenheit: Wegabschnitt im Albtal 4 Innerörtliche Radwege auf Bord- Radweg problemlos und sicher mög- steinniveau sind problematisch, da lich ist. Vorbildlich ist dies in Unter- an jeder Grundstückseinfahrt oder öwisheim gelöst, der Radweg geht in Einmündung die Gefahr besteht, dass einen kurzen Radstreifen und dann in ein Autofahrer beim Einbiegen oder die Fahrbahn über. Zugleich beginnt Ausfahren einen Radfahrer übersieht. eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf Diese sollten daher nur sehr sparsam 30 km/h. eingesetzt werden. Das Problem ist vor allem die Benutzungspflicht, ge- Eine wichtige Möglichkeit der kennzeichnet mit dem blauen Schild Radverkehrsführung sind „Radweg“ oder „Geh-/Radweg“. Fahrradstreifen und Schutzstreifen. Einen Radstreifen gibt es beispiels- weise in der Schillerstraße in Ettlin- gen. Er ist breit und hat einen Sicher- heitsabstand zu den parkenden Autos. Er endet allerdings nach einem kurzen Stück schon wieder. Unver- ständlich ist, warum der Radstreifen in der Balthasar-Neumann-Straße in wieder aufgehoben wurde. Bruchsal, Zollhallenstraße: Auf solche Radwege verzichtet man besser

Radstreifen oder Schutzstreifen sind innerorts besser als Bordsteinrad- wege 1. Radfahrer werden von abbiegen- den Kfz-Fahrern nicht so leicht übersehen

2. keine Konflikte mit Fußgängern Rarität im Landkreis Karlsruhe: Fahrradstreifen in Ettlingen Anfang und Ende jedes Radweges sollten so gestaltet sein, dass der Wechsel zwischen Fahrbahn und

Bruchsal, B.-Neumann-Straße: Statt eines Rad- streifens gibt es wieder einen Geh- und Radweg

Nicht überall ist eine Radverkehrs- führung erforderlich. Problema- tisch ist Mischverkehr nur, wenn sich , Unteröwisheim: So ist es richtig. Der Radweg endet an der Ortseinfahrt mit einer die Geschwindigkeiten der ver- Ausleitung, auf der Fahrbahn gilt Tempo 30 schiedenen Verkehrsarten allzu sehr 5 unterscheiden. Daher ist Tempo 30 Radverkehr ist umwegempfindlich. auf Innerortsstraßen – und zwar nicht Es ist daher besonders wichtig, nur in den kleinen Wohnstraßen – dass Einbahnstraßen für den Rad- eine gute Radverkehrsförderung. Von verkehr in Gegenrichtung freigegeben entsprechenden Regelungen profi- werden, was im Landkreis Karlsruhe tieren alle. Es sollte noch viel mehr bislang eher selten erfolgt ist. Hier davon Gebrauch gemacht werden. besteht großer Handlungsbedarf!

Karlsbad: Hier dürfen Radfahrer auch entgegen der Einbahnstraße fahren. Das ist selten. Tempo 30 in der Östringer Ortsdurchfahrt

Bei weitem nicht jede Straße Erstaunlich, aber in vielen Kom- außerorts hat einen Radweg. Die munen Realität: Die Radwegwei- Verwaltungsvorschrift der StVO sieht sung gibt eine Richtung vor, die für vor, dass bei für Radfahrer gefähr- Radfahrer nicht legal eingeschlagen lichen Strecken Tempo 70 angeord- werden darf. Ein Beispiel ist die net wird. Dies kann und sollte aus Pforzheimer Straße in . Hier Sicht das ADFC so ausgelegt werden, kann der Weg durch Zusatzzeichen dass jede Straße ohne Radweg auf „Fahrrad frei“ unter dem Abbiegepfeil Tempo 70 begrenzt wird. Bislang gilt und am „Einfahrt verboten“ einfach aber noch überwiegend Tempo 100. geöffnet werden. Andernfalls ist die Tempo 70 sollte auch dann gelten, Wegweisung zu ändern. wenn zwar eine parallele Wegführung besteht, welche aber nicht alltags- tauglich ist, wie zum Beispiel über geschotterte Waldwege.

Bretten: Die Wegweisung schickt die Radfahrer geradeaus, obwohl die Einfahrt verboten ist Rarität bei , Pfaffenrot: Tempo 70 sollte bei Straßen ohne Radweg Standard sein 6 Während das Öffnen von Ein- Oft beginnt oder endet am Orts- bahnstraßen bei einer erlaubten rand ein Zweirichtungs-Radweg. Geschwindigkeit bis zu 30 km/h mit Um das queren der Straße an dieser einfachen Mitteln möglich ist, ist es an Stelle zu erleichtern, sollten „Hüpfin- größeren Straßen komplizierter. Den- seln“ angebracht werden. Noch wich- noch sollte ein Weg gefunden wer- tiger ist dies, wenn zwischen den Or- den, die Friedrichstraße und andere ten eine Straße gequert werden muss. Straßen in Bruchsal für Radfahrer zu Bei Graben-Neudorf müssen Rad- öffnen. fahrer Richtung die B36 queren. Ein Schild mahnt seit vielen Jahren, dass die Querung gefährlich ist, doch eine Querungshilfe fehlt.

Bruchsal, Friedrichstraße

Gefährliche Querung der B36 bei Graben- Anzeige Neudorf

7 Treppen sind keine Radverkehrs- fahrern deutlich zu signalisieren, dass anlagen. In Ubstadt wird ein Fern- sie Nachrang haben, wäre eine Geh- weg über Treppen beschildert, obwohl weg-Wiege geeignet, von der Fuß- es problemlos möglich ist, auf der gänger und Radfahrer profitieren wür- anderen Seite der Bahn zu fahren. Mit den. Andernfalls muss zumindest die Kinderanhänger sind Treppen prak- Benutzungspflicht des Radwegs auf- tisch unpassierbar, auch wenn eine gehoben werden. Schieberampe vorhanden ist. Das Treppenproblem ist für Räder mit Fahrräder sind Fahrzeuge. Wie besetztem Kindersitz oder Körperbe- zum Beispiel auch Autos. Haben hinderte mit „Handbike“ oder Tandem Sie schon einmal irgendwo ein Schild noch deutlich ausgeprägter. „Autofahrer aussteigen“ gesehen, etwa an einer Engstelle? Nein? Wir auch nicht. Aber umso öfter den Hinweis „Radfahrer absteigen“, den wir für mindestens ebenso unange- messen halten. An der Bahnhofs- unterführung von ist das Zei- chen – zusammen mit dem „Gehweg“- Schild – erst recht unnötig, da die Unterführung sehr breit ist.

Mit Kinderanhänger unpassierbar: Treppen in Ubstadt

Drängelgitter sind völlig unnötige Hindernisse. Mit Kinderanhänger sind sie fast unpassierbar. Beispiele bestehen in Langenbrücken an einem Park, durch den ein Radfernweg führt, in Odenheim gleich mehrere ebenfalls Bahnhofsunterführung Malsch: „Radfahrer an einem Fernweg und in Staffort an absteigen“? Völlig unangemessen! einer unübersichtlichen Abzweigung. An letzterer müssen die Radfahrer „Radfahrer absteigen“ heißt es entlang der Vorfahrtstraße eigentlich auch auf dem Schwarzwaldweg in Vorfahrt haben und ungehindert , Langensteinbach. Wenn auf durchfahren können. Um den Auto- dem schmalen Weg keine Radfahrer

Falsche Vorfahrtregelung, Hindernis für die Karlsbad, Langensteinbach: Das verschmierte Radfahrer: Drängelgitter in Staffort Schild ruft zum Absteigen auf 8 erwünscht sind, muss der Radfernweg heben. Der Fernweg führt auch noch woanders geführt werden – etwa auf durch die Bruchsaler Fußgängerzone, der Hauptstraße. Man könnte hier die für Taxen frei ist, aber nicht für Tempo 30 einführen, was für einen Radfahrer. Kurort angemessen ist.

In Bretten ist die Verbindung zwi- schen St.-Johannes-Weg und Salzhofen als Gehweg beschildert, obwohl es sich um einen Abschnitt des Weges Heidelberg-Schwarzwald- Bodensee handelt. Ähnlich ist es in Bruchsal, wo der Fernweg durch den Schlossgarten führt, der ebenfalls ein Gehweg ist. Hier besteht zudem eine extreme Engstelle an der Mauer. Wer einen Hänger dabei hat darf zurück Bretten: Eine ausgeschilderte Route, auf der schieben oder ihn über die Mauer man nicht fahren darf? Das darf nicht sein!

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9 Wer Rad fährt, muss sein Fahr- Engstellen auf Radwegen sind zeug auch abstellen können, zu vermeiden – zumal es immer z.B. in den Innenstädten, an Schulen mehr Familien gibt, die ihre Kinder im und öffentlichen Einrichtungen. Be- Anhänger transportieren. An der sonders wichtig ist dies an Bahn- Schranke in Karlsbad zwischen höfen sowie an wichtigen Bushalte- Ittersbach und Langensteinbach muss stellen, um die umweltfreundlichen neben den Weg ausgewichen wer- Verkehrsträger besser kombinieren zu den. Eine Halbschranke, die einen können. Die Abstellanlagen sollten ein Teil des Weges frei hält, wäre völlig Anlehnen des Rahmens ermöglichen ausreichend. Um mit Anhänger und überdacht sein. Fast überall feh- gefahrlos durch eine solche „künst- len Möglichkeiten, sein Fahrrad sicher liche“ Engstelle fahren zu können, vor Vandalismus aufzubewahren. muss die Durchfahrtsbreite mindes- Fahrradboxen wie in Bretten sind tens 1,50 m betragen. Das gleiche eine geeignete Aufbewahrungsmög- Maß reicht aus, um Autos die Durch- lichkeit und sollten auch an anderen fahrt zu verwehren. Orten angeboten werden. In einer Stadt wie Bruchsal ist aber auch eine Fahrradstation denkbar.

Schranke in Karlsbad, zwischen Ittersbach und Langensteinbach. Das „Verbot für Fahrzeuge aller Art“ ist ebenfalls fehl am Platz „Felgenkiller“ an einer Schule in

Vor Sackgassen, an deren Ende es für Radfahrer eine Weiterfüh- rung gibt, sollten die entsprechenden Schilder die Durchlässigkeit anzeigen.

Abstellanlage in Malsch

Bretten Wassergasse: Hier ist nicht ersichtlich, dass für Radfahrer weiter geht

Fahrradboxen am Bahnhof Bretten Sehr wichtig für die Förderung die Freizeit, sondern auch für den des Radverkehrs ist eine Fahr- Alltag geeignet sein und direkt radwegweisung gemäß der bundes- geführte Strecken berücksichtigen. weiten Richtlinie, wie sie vielerorts verwendet wird. Sie dient den Rad- fahrern zur Orientierung, den anderen als Werbung, ebenfalls aufs Rad zu steigen. In vielen Gemeinden sind aber veraltete Schilder im Einsatz, die zu klein sind, um sie beim Vor- beifahren lesen zu können – sogar an weiten Strecken der Veloroute Rhein. Für Radtouristen sind zudem Info- tafeln wichtig, die z.B. über Sehens- würdigkeiten oder Übernachtungs- Moderner Wegweiser und Radkarte in Helms- möglichkeiten Auskunft geben. Die heim Wegweisung sollte aber nicht nur für

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11 Die wichtigsten Fahrradrouten im überflüssig – zumindest die Benut- Landkreis Karlsruhe zungspflicht sollte aufgehoben wer-

Ein Routennetz für Radfahrer muss den. Dasselbe gilt für Waghäusel, sowohl für den Alltag als auch für Ortsteil Wiesental. Am problematisch- Freizeit und Tourismus geeignet sein. sten ist aber der Abschnitt zwischen Auch wenn eine Alltagsroute und eine Neudorf und Wiesental, besonders touristische Route dieselben Städte nach dem Umbau der Abzweigung an verbinden, kann es sinnvoll sein, sie der B36 bei der Kiesgrube. Ab hier auf unterschiedlichen Strecken zu füh- muss man nun entweder große Um- ren. Während es bei Freizeitrouten wege fahren oder die Landesstraße vor allem um ruhige und schöne nach Wiesental mitbenutzen. Über- Strecken geht, sollten Alltagsrouten dies gibt es nördlich von Neudorf vor allem direkt verlaufen, zügig be- nachteilige Vorfahrtsregelungen und fahrbar und auch im Dunkeln sozial Ampelschaltungen. Beim Bahnhof sicher sein. Für beide Nutzergruppen Waghäusel wird die Bahn entlang ist es wichtig, unnötige Steigungen zu einer kleinen Straße unterquert – der vermeiden, außer es handelt sich um Landkreis schlägt hingegen eine eine ausgesprochen sportliche Frei- Route über eine Fußgängerunterfüh- zeitroute. rung vor. Beim Kapuzinerkloster fehlen wenige Meter Weg, um direkt Zwei wichtige Radverkehrsachsen Richtung Neulußheim weiterfahren zu verbinden die Städte und Gemeinden können. längs der Rheinebene. Die eine ver- läuft wenige Kilometer vom Fluss ent- fernt und verbindet das Karlsruher Zentrum im Süden mit Rastatt und im Norden mit Schwetzingen und Mann- heim, sie entspricht etwa der B36. An dieser Achse liegen , Eg- genstein-Leopoldshafen, Linkenheim- Hochstetten, Graben-Neudorf und Waghäusel. In Rheinstetten besteht Hochstetten: Drängelgitter statt Querungshilfe entlang der B36 an vielen Abzwei- gungen eine für Radfahrer ungünstige Vorfahrtsregelung, die Oberfläche ist zum Teil zu verbessern. In Eggen- stein-Leopoldshafen und Linkenheim- Hochstetten bestehen großteils hüb- sche Wege am Siedlungsrand, die in einzelnen Abschnitten etwas schmal sind. Zwischen Hochstetten und Gra- ben-Neudorf gibt es Querungsstellen, Waghäusel: „Jeder Trampelpfad zeigt eine die schlecht gelöst sind. In Graben Fehlplanung“ und Neudorf sollten die Tempo-30- Bereiche verlängert werden. Die Die andere Achse verläuft am Rande Radwege in diesen Bereichen sind der Ebene und verbindet Karlsruhe- 12 Durlach im Süden mit Rastatt und im Als Ergänzung zur Ebenenrandroute Norden mit Bruchsal, Walldorf / über Durlach sind Verbindungen aus Wiesloch und Heidelberg. Die Route dem Karlsruher Zentrum nach entspricht etwa dem Verlauf der B3. Ettlingen und nach Bruchsal wichtig. An dieser Achse liegen viele größere Bei letzterer wird auch , Städte und Gemeinden, neben Bruch- insbesondere der Stadtteil Blanken- sal auch Ettlingen, Malsch, Weingar- loch, mit angeschlossen. Auch an ten, Ubstadt-Weiher und Bad Schön- diesen Strecken gibt es für Radfahrer born. An der ganzen Strecke gibt es nachteilige Vorfahrtsregelungen, unter für Radfahrer nachteilige Vorfahrts- anderem die oben beschriebene Stel- regelungen. Zudem ist die Führung le mit Drängelgitter in Staffort. durch Bruchsal schwierig. Die Varian- te am Bahnhof führt über schlechte Die Route Karlsruhe – Pforzheim Geh- und Radwege, der Schloss- über Pfinztal ist vergleichsweise un- garten ist Fußgängerbereich und in problematisch. Allerdings sollte man der Innenstadt besteht ein Einbahn- die Radfahrer in Söllingen nicht aus- straßensystem mit zum Teil schnellem gerechnet durch die Fußgängerunter- Kfz-Verkehr. In Ubstadt verläuft die führung leiten; es gibt andere Mög- Route entlang der Bahn, sie ist dort lichkeiten. aber mangelhaft bezüglich Umwege, Oberfläche und Breite. Weiter bis Die Stadt Bretten wird von Karlsruhe Stettfeld folgt man aus topographi- aus über Pfinztal und schen Gründen besser der Bahn als erreicht. Zwischen Berghausen und der B3, auch hier ist die Oberfläche zu Wössingen kann man mit etwas verbessern. In den Ortsteilen Bad Umweg über Jöhlingen fahren oder Schönborns fehlen Radverkehrs- etwas hügliger, aber direkter, über führungen, nur an einem kurzen Stück Wöschbach. Zwischen Wössingen gilt Tempo 30. Für einen Kurort wäre und Dürrenbüchig ist die Route hüg- ein durchgängiges Tempo 30 ange- liger als es die Topographie vorgibt: messen – dann erübrigt sich eine Sowohl beim Zementwerk als auch im spezielle Radverkehrsführung. Bereich der Sattelhöhe verläuft der Weg nicht im Tal, sondern weiter oben am Hang. Auch der weitere Verlauf der Route ist etwas hüglig, obwohl man durch ein Tal fährt.

Staubige Angelegenheit: Weg nahe der Bahn zwischen Ubstadt und Stettfeld Hügliger Weg beim Zementwerk Wössingen

13 Die Route von Bretten nach Eppin- und Radweg, um die Radfahrer über gen und Heilbronn führt über Göls- eine ungünstige Ampelquerung zu hausen, Bauerbach, Flehingen, Zai- schicken, die zu einer extra Wartezeit senhausen und Sulzfeld. Neben einer an der Rechtsabbiegespur führt. Dies für Radfahrer nachteiligen Vorfahrts- ist dringend zu ändern, auch wenn regelung an der Eppinger Straße dann die längeren Räumzeiten der nahe der B35 ist hier die mäßige Radfahrer in das Ampelprogramm Oberfläche in dem Abschnitt durch einzurechnen sind! Im weiteren Ver- den Wald ein Mangel. Zwischen lauf der Route gibt es einige Abschnit- Bauerbach und Flehingen stellt sich te mit schlechter Wegoberfläche. Gut die Frage, ob man den direkten hüg- ist der neue Radweg von Heidelsheim ligen Weg nimmt oder durch das Tal nach Bruchsal. Je nach Fahrtroute des Bauerbachs und durch die nach Bruchsal hinein landet man aber Hagenmühle fährt. Letzteres führt entweder vor der Fußgängerzone, die jedoch über Privatgelände. Die Kreis- nicht für Radfahrer frei ist oder an der straße am Bauerbach hat zwar keine Friedrichstraße, die eine Einbahn- Radverkehrsanlage, der Verkehr ist straße ist. Hier kann Bruchsal noch jedoch nicht sehr stark. Eine Reduzie- deutlich fahrradfreundlicher werden. rung der Geschwindigkeit wäre aber hilfreich. An der Landesstraße, die kurz vor der Hagenmühle zu queren ist, gibt es keine Querungshilfe. Auch das Positive bezüglich der Route darf gesagt werden: In Gölshausen gilt Tempo 30, wer in Gegenrichtung fährt, kann am Anstieg Richtung Bret- ten einen Fahrradstreifen benutzen.

Von Mühlacker kommend wird Bretten über Ruit erreicht. In Bretten Bretten: Die Radfahrer werden auf den gibt es diverse Mängel wie einen zu Bürgersteig geschickt und müssen die B293 schmalen Radweg am Ortseingang, viel umständlicher queren als auf der Fahrbahn. nachteiliger Vorfahrtsregelungen und in Gegenrichtung eine fahrradun- Die Täler von Kraichbach und Alb freundliche Ampelschaltung an der sind weitere wichtige Radverkehrs- Hermann-Beutenmüller-Straße. achsen. Auch hier gibt es aber allerlei Stellen, bei denen Radfahrer bezüg- Bei der Weiterfahrt von Bretten nach lich Vorfahrt benachteiligt sind. Gut Bruchsal wird die Bundesstraße auf sind die zahlreichen Innerortsbereiche einem Fahrradstreifen gequert, was in Kraichtal mit Tempo 30. gut gelöst ist, außer dass kurz davor eine Lücke in der Radverkehrsführung Einige wichtige touristische Fern- besteht. In Gegenrichtung ist die wege führen durch den Kreis. Eine Lösung sehr schlecht. Der Gehweg / deutschlandweit relevante Route ist Rad frei wird für ein kurzes Stück zu die D8 am Rhein entlang, die Velo- einem benutzungspflichtigen Geh- route Rhein. Weite Abschnitte der 14 Route sind jedoch noch nicht mit Der Kraichgau-Hohenlohe-Weg führt neuen Schildern versehen – hier von über Bad Schönborn besteht dringender Handlungsbedarf! nach Stettfeld und zweigt hier ins Zudem wäre ein Verlauf durch die Katzbach-Tal ab. Hinter Odenheim Philippsburger Innenstadt deutlich geht’s durch das Hainbachtal auf attraktiver als die derzeitige Führung einen Höhenzug, um Elsenz zu errei- am AKW vorbei. chen. In Langenbrücken führt der Weg dabei durch einen Park, der mit Drängelgittern versehen ist. Auch in Odenheim gibt es zahlreiche solche Hindernisse, obwohl der Weg richtig schön sein könnte, er verläuft auf einer alten Bahnlinie. Bei einem Golfplatz nahe Tiefenbach verläuft die Route sehr umwegig. In Stettfeld gibt es eine Querverbindung zum Heidelberg - Schwarzwald – Boden- see-Weg, bei der Querung der Schön- Uralte Radwegweisung an der Veloroute Rhein bornstraße müssen dabei enge Drän- gelgitter passiert werden. Der Rheintal-Weg, der auch als Pan- europa-Radweg Praha-Paris beschil- dert ist, verläuft etwa parallel zur All- tagsroute Rastatt – Ettlingen – Durlach – Bruchsal, der Verlauf ist aber nicht immer identisch. In Bruch- sal zweigt der Weg nach ab und führt dann an Kronau vorbei Richtung St. Leon. In Bruchsal führt der Weg durch eine Engstelle von nur 85 cm durch ein Mäuerchen in den Schloss- garten, der nur für Fußgänger frei ist. Drängelgitter in Stettfeld Der Heidelberg-Schwarzwald-Bo- densee-Weg kommt von St. Leon her Der Stromberg-Murrtal-Weg passiert gemeinsam mit dem Rheintal-Weg in Pfinztal und verläuft durch eine Bahn- den Kreis, verläuft über Bruchsal und unterführung, bei es „Radfahrer ab- Bretten weiter Richtung Pforzheim. In steigen“ heißt. Der Schwarzwaldweg Ubstadt führt der Weg über Treppen, führt durch Karlsbad, wo an einem obwohl man problemlos auf der etwas schmalen Weg ebenfalls Zei- anderen Seite der Bahn fahren kann – chen „Radfahrer absteigen“ stehen. allerdings ist dieser Weg schmal. In Bruchsal passiert der Weg die Fuß- gängerzone, die nicht für Radfahrer Stand: Frühjahr 2012 frei ist, in Bretten den Gehweg beim St.-Johannes-Weg.

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Die wichtigsten Radrouten im Landkreis Karlsruhe

Fazit Im Landkreis Karlsruhe sind die Radfahrer noch nicht dem motorisier- ten Verkehr gleichgestellt. Es gibt Benachteiligungen bei Vorfahrts- regelungen und Ampelschaltungen. Routen, die eigentlich gut ausge- schildert sind, enden vor verbotenen Wegen. Viel Handlungsbedarf besteht auch bei den Einbahnstraßen – es ist noch viel zu tun, bis der Landkreis so fahrradfreundlich ist wie die Stadt Karlsruhe.

Schutzgebühr 1 Euro 16