Beleuchtung kommunaler Handlungsfelder - künftige Herausforderungen der Gemeinde Marxzell

Ein Fachprojekt der Gemeinde Marxzell in Vebindung mit Studierenden der Hochschule Kehl

Teilnehmer: Herr Fabian Bader (stellv. Hauptamtsleiter Gemeinde Marxzell) Frau Bernice Bäzner Frau Sabrina Borscheid (stellv. Rechnungsamtsleiterin Gemeinde Marxzell) Frau Jana Bisser Frau Jana Katharina Brost Herr Waldemar Freer Frau Luisa Harlacher Herr Jonas Hartl Frau Jessica Krimmel Herr Tobias Kull Herr Philip Sweeney Frau Julia Wolf Beleuchtung kommunaler Handlungsfelder - künftige Herausforderungen der Gemeinde Marxzell

Inhaltsverzeichnis

Vorstellung des Fachprojekts ______3

I. Familien in Marxzell ______4 1. Demographie ______4 2. Familienfreundlichkeit ______5 3. Wertschätzung______8 4. Fluktuation______9 5. Fahrzeit zum Arbeitsplatz / Schule / Universität ______11 6. Betreuungszeiten in Kindertageseinrichtungen ______12 7. Die Jugendlichen ______15 8. Erwartungen an die Verwaltung bezüglich der Jugend ______20 9. Informationsfluss bei Angeboten für Familien______21 10. Nahversorgung ______23

II. Älter werden in Marxzell ______25 1. Ausgangssituation ______25 2. Altersstruktur / Bevölkerungsentwicklung______26 3. Befragung ______27 4. Wohnform ______27 5. Barrierefreiheit______31 6. Angebote für Senioren______32 7. Kontakte______33 8. Zwischenfazit ______34 9. Versorgung ______35 10. Ärztliche Versorgung ______36 11. Einkaufsmöglichkeiten ______38 12. Information über Betreuungs- und Pflegeangebote ______41 13. Fazit ______42

III. Verkehr / ÖPNV / Sicherheit und Ordnung ______43 1. Verkehr und öffentlicher Personennahverkehr ______43 2. Qualität des Straßennetzes ______43 3. Mobilität innerhalb der Gemeinde ______45 4. Öffentlicher Personennahverkehr ______47 5. Sicherheit und Ordnung______49 6. Sicherheitsempfinden der Bürger ______49 7. Sicherheit und Ordnung im Straßenverkehr ______51

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IV. Gewerbe ______53 1. Einleitung______53 2. Statistische Auswertung ______54 a) Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte______55 b) Gewerbesteuer______57 c) Gemeindeanteil an der Einkommensteuer ______58 d) Kaufkraft______59 3. Auswertung des Gewerbefragebogens ______60 a) Standortwahl ______61 b) Standortfaktoren ______61 c) Betriebliche Entwicklung ______65 d) Standortveränderungen ______65 e) Offene Fragen ______66 4. Handlungsempfehlungen______67 a) Regionale Verkehrsanbindung ______67 b) Gewährung von Fördermittel ______67 c) Unternehmensfreundlichkeit ______68 d) Dauer von Baugenehmigungsverfahren______68 e) Verfügbarkeit qualifizierte Arbeitskräfte ______69 f) Nähe zu Zulieferern ______69 g) Kooperationsmöglichkeiten ______69

V. Kultur und Freizeit ______71 1. Einleitung______71 2. Die Vereinslandschaft in Marxzell ______71 3. Auswertung der Fragen zu den Vereinsräumlichkeiten ______74 4. Volkshochschule______80 5. Die ehrenamtliche Tätigkeit______82 6. Tourismus ______85 7. Zwischenfazit ______88 8. Fragebogenauswertung______89 9. Fazit ______98

VI. Bürgerorientierung der Verwaltung ______100 1. Strukturfragen Kommune, Verwaltung und Vernetzung ______100 2. Informationen für und Werbung um Familien ______104 3. Angebote und Leistungen für Familien ______105 4. Vereinbarkeit von Familie und Beruf in der Verwaltung ______108 5. Bewältigung des Demografischen Wandels und der Gemeinsamkeitsproblematik ______110 6. Arbeitsweise der Verwaltung ______112 7. Fazit ______128

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Vorstellung des Fachprojekts

Im Hinblick auf den demographischen Wandel stehen immer mehr Kommunen vor großen Herausforderungen. Verschiedene Handlungsfelder müssen daher in einer Kommune beleuchtet werden, um den künftigen Anforderungen der Bürgerinnen und Bürger gerecht werden zu können. Aus diesem Grund hat sich die Gemeindeverwaltung Marxzell und der Gemeinderat in der Haushaltsklausur 2012 dazu entschlossen, ein Fachprojekt in Zusammenarbeit mit Studierenden der Hochschule Kehl zu initiieren.

Das Projekt wurde im Zeitraum Juli 2012 bis Mai 2013 bearbeitet. Insgesamt wurden folgende 6 Handlungsfelder beleuchtet: I. Familie in Marxzell II. Älter werden in Marxzell III. Verkehr / ÖPNV / SIcherheit und Ordnung IV. Gewerbe V. Kultur und Freizeit in Marxzell VI. Bürgerorientierung der Verwaltung

Das Projekt dient der Grundlagenermittelung für die Ausarbeitung einer nachhaltigen, zukunftsorientierten kommunalen Strategie. Den Entscheidungsträgern sollen durch den nun vorliegenden IST-SOLL-Vergleich strategische Informationen über Rahmenbedingungen in der Gemeinde Marxzell vermittelt werden. Der vorliegende Abschlussbericht gibt einen guten Überblick über die Stärken und Schwächen der Gemeinde Marxzell in den untersuchten Handlungsfeldern. Es obliegt nun den kommunalen Entscheidungsträgern, die vorgeschlagenen Handlungsempfehlungen zu werten und ggf. Die Umsetzung voranzubringen.

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I. Familien in Marxzell

1. Demographie Die Gemeinde Marxzell befand sich bis zum Jahr 2001 in einer Wachstumsphase. Seit 2002 nimmt die Bevölkerungszahl kontinuierlich ab, mit Ausnahme von zwei Jahren, in denen ein leichter Zuwachs zu verzeichnen war. Während die Gemeinde am 31.12.2001 noch 5.521 Einwohner zählte, reduzierte sich die Einwohnerzahl bis Ende 2011 um 190 auf 5.331. Hauptursache für diese Entwicklung ist, dass immer mehr Ehepaare nur ein oder sogar gar kein Kind haben. Dies bestätigt die von uns erhobene Statistik.

Die Altersstruktur in Marxzell entspricht einer typischen Pyramide mit einer Überalterung der Bevölkerung in sogenannter Urnenform. Zur Verdeutlichung bietet sich ein Vergleich der Altersstruktur der Gemeinde Marxzell mit der des Landkreises an. Altersstruktur Marxzell – Landkreis Karlsruhe

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Das Durchschnittsalter der Bevölkerung stieg in den letzten Jahren sowohl in Marxzell als auch im Landkreis Karlsruhe deutlich. In Marxzell betrug das Durchschnittsalter Ende 2001 42,7 Jahre; 2011 lag es schon bei 47,0 Jahre. Dieser Anstieg erklärt sich zum einen durch einen permanenten Geburtenrückgang und zum anderen durch die immer höher werdende Lebenserwartung der Menschen. Der Altersquotient (=Bevölkerung im Alter von 65 Jahren und älter bezogen auf die Bevölkerung von 20 bis unter 65 Jahre) lag im Jahr 2011 bei 38,2; bis zum Jahr 2030 wird er sich voraussichtlich auf 54,5 erhöhen. Geburten – Sterbefälle (Saldo)

Die Sterbefälle sind in Marxzell relativ konstant. Seit dem Jahr 2006 ist allerdings ein leichter Anstieg erkennbar. Ursache dafür ist, dass nahezu ein Viertel aller Einwohner 65 Jahre und älter sind. Im Jahr 2011 wurden 88 Sterbefälle der Wohnberechtigten registriert. Im Gegenzug wurden nur 34 Geburten verzeichnet. Das Geburtendefizit von 54 ist vergleichsweise hoch und lag weit über dem Durchschnittswert des Landkreises Karlsruhe.

2. Familienfreundlichkeit Die Familienfreundlichkeit einer Kommune erfuhr in den letzten Jahren eine zunehmende Bedeutung. Familienfreundlichkeit bezieht sich auf die Lebensphasen Schwangerschaft und Geburt, frühkindliche Pflege, Betreuung

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und Erziehung, Bildung im Kleinkind- und Schulalter, Elternbildung, die schulische und berufliche Bildung, die Berufstätigkeit in Vereinbarkeit mit Familie, das Wohnen mit dem Wohnumfeld, Mitsprache von Familien bei der kommunalen Entwicklung und älter werden bis zum Bedarf an Sorge und Pflege.

Im Folgenden wird die Familienfreundlichkeit der Gemeinde Marxzell näher beleuchtet. Die Erhebung zu der Frage, ob die Gemeinde als familienfreundlich bezeichnet werden kann, zeigt folgendes Bild:

Ein Mittelwert von 3 kann als allgemeine Zufriedenheit der Befragten gedeutet werden. Um die Gemeinde noch familienfreundlicher zu machen, wurde nach Anregungen und Wünschen gefragt.

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Dabei kam häufig der Wunsch nach einem größeren Freizeitangebot für Jung und Alt. Es war festzustellen, dass Kinder und Familien eine Einrichtung vermissen, in der sie sich treffen und gemeinsam Spaß haben können. Derzeit gibt es in Marxzell zwei Krabbelgruppen (kirchliche Angebote). Darüber hinaus besteht ein breites Vereinsangebot im Bereich Sport und Musik. Dies wird im Handlungsfeld 5 genauer untersucht.

Ein Vergleich mit der Gemeinde zeigt, dass dort das Angebot für Familien bedeutend vielseitiger ausfällt. Darüber hinaus gibt es in Karlsbad ein Jugendhaus. Das Team dieses Jugendhauses begleitet Kinder und Jugendliche auf ihrem Weg zum Erwachsen werden und steht ihnen dabei zur Seite. Dazu werden Leistungen für Mädchen und Jungen im Alter von 7-27 Jahren angeboten, welche zur Selbstbestimmung, gesellschaftlicher Mitverantwortung und sozialem Engagement anregen soll. In diesem Haus gibt es zahlreiche Attraktionen, z.B. Kidstreff, Tanzgruppe, Kochtag, Teentreff, Mädchentag und vieles mehr, die für eine Menge Spaß in der Freizeit sorgen. Ferner besteht auch immer die Möglichkeit, vor Ort für die Schule zu lernen und Hausaufgaben zu machen. Die Aktivitäten basieren auf freiwilliger Basis und sind kostenfrei. Ein derartiges Haus wäre für die Gemeinde Marxzell sicherlich auch interessant. Als Räumlichkeit käme der Pavillon in Betracht.

Am zweithäufigsten wurde bei den Anregungen die Verbesserung des ÖPNV, vor allem am Wochenende, genannt. Im Handlungsfeld 3 wird dieser Punkt näher erläutert.

Weiter bitten die Befragten um eine verlässliche Kinderbetreuung in den Ferien. Dieses Thema wird unter „Betreuungszeiten in Kindertageseinrichtungen“ behandelt.

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Darüber hinaus sehnen sich viele Marxzeller Bürger nach einer besseren Infrastruktur. Durch die Ansiedlung eines Supermarktes könnte man diesen Einwohnern eine große Freude bereiten. Insbesondere für Menschen ohne Auto ist es sehr schwierig, sich in Marxzell selbst zu versorgen. Mehrfach wurde auch der Wunsch geäußert, dass die Grundschule vollständig im jeweiligen Ortsteil absolviert werden kann. Momentan besteht nur im Ortsteil Pfaffenrot die Möglichkeit, alle vier Grundschulklassen im Ort zu besuchen. In den Ortsteilen Burbach und Schielberg gibt es jeweils nur zwei Grundschulklassen. Folglich müssen die Schulkinder zeitweise mit dem Bus zur Schule fahren. Um die Gemeinde Marxzell für Familien attraktiver zu machen, sollte es in jedem Ortsteil vier Grundschulklassen geben. Dies wäre zwar mit einem Einsatz von mehr Lehrkräften verbunden, jedoch blieben den Kindern lange Anfahrtszeiten erspart.

Marxzell verfügt über insgesamt zwölf Spielplätze und einen Bolzplatz. Gemäß der Befragung wünschen sich die Marxzeller mehr Spielplätze in zentraler Lage, welche regelmäßig gemäht werden.

Weitere Wünsche wurden nur von wenigen Einzelpersonen angesprochen. Deshalb wird hierauf nicht näher eingegangen.

3. Wertschätzung Zu der Frage, ob sie sich als Familie von der Verwaltung wertgeschätzt fühlen, haben sich die Bürger von Marxzell wie folgt geäußert:

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Danach zeigt sich, dass sich die Befragten tendenziell von der Verwaltung wertgeschätzt fühlen. Wertschätzung ist verbunden mit Respekt, Wohlwollen und Anerkennung. Sie drückt sich aus in Zuwendung, Interesse, Aufmerksamkeit und Freundlichkeit. Im Handlungsfeld 6 wird konkret auf die Wertschätzung eingegangen.

4. Fluktuation Unter dem Begriff Fluktuation versteht man das Schwanken von Einwohnerzahlen in einer Gemeinde. Die natürliche Fluktuation ergibt sich aufgrund von Geburten und Todesfällen. Eine Vorausrechnung des statistischen Landesamts Baden-Württembergs zeigt, dass die Bevölkerungszahlen in Marxzell in den kommenden Jahren weiter abnehmen werden. Auf die Umfrage, wodurch sich Marxzell als Wohngemeinde besonders auszeichnet, wurde folgendes Ergebnis festgestellt:

Für mehr als die Hälfte der Befragten ist die besondere Umweltqualität in Marxzell der wichtigste Bleibefaktor. Das gesunde Klima, die gute Luft sowie

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die vielen schönen Wanderwege ergeben einen hohen Wohn- und Freizeitwert und eignen sich gut zur Erholung. Von hoher Bedeutung sind zudem die Faktoren Heimatort, Wohnumfeld sowie die Familie.

Wanderungssaldo 2011 nach Altersgruppen

Lässt man das Wanderungsgeschehen außer Acht, wird für das Jahr 2030 für Marxzell eine Bevölkerungszahl von rund 4.600 prognostiziert. Bei Berücksichtigung von Wanderungsbewegungen ist die Abnahme der Bevölkerungszahl nicht ganz so drastisch. Die für das Jahr 2030 prognostizierte Einwohnerzahl liegt bei rund 5.250. Die Zahl der Einwohner im Alter von 40 – 60 Jahren wird extrem abnehmen. Zum einen handelt es sich bei dieser Altersgruppe schon um schwächere Geburtenjahrgänge und zum anderen treffen einige die Entscheidung, aus Marxzell wegzuziehen. Im Gegenzug wird die Altersgruppe 60 und älter enorm zunehmen und ungefähr ein Drittel der Gesamtbevölkerung ausmachen. Die Anzahl der Personen unter 20 Jahren wird in Marxzell ohne Wanderungsbewegung fast um ein Drittel sinken. Berücksichtigt man diese, fällt der Rückgang geringer aus.

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Auf die Frage, was einen dazu bewegen könnte aus Marxzell wegzuziehen, antworteten die Befragten folgendermaßen:

Häufig wurden sonstige Gründe genannt, die nun dargelegt werden. Viele Befragte ziehen es in Erwägung, im Alter von Marxzell wegzuziehen. Sie geben an, dass das alltägliche Leben im Alter in Marxzell kaum bewältigt werden kann. Fehlende Einkaufsmöglichkeiten vor Ort sowie schlechter ÖPNV machen es für alte Leute fast unmöglich in Marxzell zu leben. Ein Leben ohne Auto ist in Marxzell kaum denkbar. Dies wird oftmals auch von jüngeren Befragten beanstandet. Egal ob man zum Kinderarzt, zur Apotheke, oder zum Musikunterricht will, ohne Auto geht es fast nicht. Wichtig ist also, dass der öffentliche Nahverkehr ausgebaut wird. Dadurch wären die Einwohner Marxzells mobiler und würden möglicherweise in der Gemeinde sesshaft werden und bleiben. Des Weiteren wäre die Gemeinde attraktiver für junge Leute.

5. Fahrzeit zum Arbeitsplatz / Schule / Universität Die Frage, wie lange die Fahrzeit zum Arbeitsplatz / Schule / Universität ist, wurde wie folgt beantwortet:

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Nahezu ein Drittel aller Befragten brauchen zum Erreichen ihres Arbeitsplatzes bzw. der Schule / Universität 15 Minuten bzw. weniger. Hieraus lässt sich schließen, dass es für viele dieser Leute möglich ist, mit dem Fahrrad zu fahren. Die meisten Befragten haben jedoch eine Fahrzeit zwischen 16 – 30 Minuten. Knapp 30 % gaben an, 30 – 60 Minuten unterwegs zu sein. Dies zeigt, dass sich der Arbeitsplatz vieler Menschen weiter entfernt befindet, vor allem in und Karlsruhe.

6. Betreuungszeiten in Kindertageseinrichtungen Im Folgenden wird die Zufriedenheit der Befragten mit den bisher bestehenden Betreuungszeiten in Kindertageseinrichtungen und die Verbesserungswünsche diesbezüglich beleuchtet.

Ein Mittelwert von 3,0 kann als allgemeine Zufriedenheit der Befragten bewertet werden. Nichts desto trotz wurden zahlreiche Verbesserungswünsche genannt. Im Wesentlichen sehnen sich die Befragten nach flexibleren Betreuungszeiten, welche online auf der Gemeindehomepage bekannt gegeben werden. Marxzell hat zum aktuellen Zeitpunkt drei Kindergärten. Im Kindergarten St. Franziskus Burbach werden die Kinder täglich von 07.30 – 13.30 Uhr betreut. Im Kindergarten St. Maria Schielberg gibt es eine Regelgruppe von Montag bis Freitag und zusätzliche ein VÖ-Gruppe. Die Kinder werden von 07.50 – 12.30 Uhr betreut. Zusätzlich besteht drei Mal in der Woche die Möglichkeit einer Betreuung von 14.00 – 16.30 Uhr.

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Der kommunale Kindergarten St. Raphael Pfaffenrot bietet in der Regelgruppe von montags bis freitags eine Betreuung von 08.00 Uhr bis 12.30 Uhr und zusäzlich von dienstags bis donnerstags eine Betreuung von 13.30 Uhr bis 16.15 Uhr. In der VÖ-Gruppe wird montags bis freitags eine Betreuung von 07.30 – 13.30 Uhr gewährleistet. Außerdem gibt es eine Ganztagesbetreuung von Montag bis Donnerstag in der Zeit von 07.30 Uhr bis 17.00 Uhr, freitags geht die Betreuung bis 13.30 Uhr.

Aufgrund der bestehenden Nachfrage von Seiten der Eltern hat die Gemeinde Karlsbad sogenannte „Inseltage“ eingeführt. Hierbei handelt es sich um Tage, an denen Eltern die Möglichkeit haben, die reguläre Betreuung ihrer Kinder auf eine Ganztagsbetreuung aufzustocken. Um sicherzustellen, dass die Eltern dieses Angebot nur für Notfälle nutzen und nicht, um die Kosten für die Buchung von Gruppen mit höheren Betreuungszeiten einzusparen, wird die Inanspruchnahme auf 2 Tage im Monat pro Kind beschränkt. Der Elternbeitrag für einen „Inseltag“ beträgt 10 Euro. Meiner Meinung nach wären derartige „Inseltage“ auch für Marxzell geeignet. Vor allem im Kindergarten in Pfaffenrot ließen sich diese sehr gut einführen, da dieser bereits an vier Tagen eine Betreuung bis 17.00 Uhr anbietet und somit das Betreuungspersonal schon vorhanden ist. So könnten „Inseltage“ für Kinder eingeführt werden, deren reguläre Betreuungszeit um 13.30 Uhr endet.

Besonders interessant ist in diesem Bereich auch der sogenannte „Backup-Service, den die Gemeinde Karlsbad zusammen mit dem Tageselternverein einführen will. Dieser bietet in unvorhergesehenen Situationen und Notfällen eine individuelle Betreuung von Kindern durch qualifizierte und erfahrene Tagesmütter. Betreut werden können hier Kinder im Alter bis zu vierzehn Jahren zu einem Preis von 10 Euro pro Stunde.

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Voraussetzung ist der Abschluss eines Kooperationsvertrages zwischen dem jeweiligen Arbeitgeber eines Elternteils und dem Tageselternverein. Der Tageselternverein erhält für die Vermittlung und Koordination 200 Euro im Monat von dem Unternehmen (Arbeitgeber). Die Bereitschaft der Unternehmen, sich finanziell am Ausbau der Kinderbetreuung für ihre Beschäftigten zu beteiligen, liegt laut Umfrageergebnis bei 50 %. Dies spricht dafür, dass der „Backup-Service“ trotz Kosten für die Firmen angenommen werden wird.

Um Beruf und Familie besser vereinbaren zu können, wünschen sich viele Befragte eine Ausweitung der Betreuung in den Ferien. Momentan gibt es für Grundschüler eine Ferienbetreuung, welche tageweise zum Preis von 6 Euro pro Tag und Schüler, genutzt werden kann. Bis zum 31.12.2012 wurden die Kinder von 07.30 Uhr – 17.00 Uhr betreut. Seit 01.01.2013 endet die Betreuungszeit jedoch schon um 13.30 Uhr. Die Ferienbetreuung wurde zuletzt nicht sehr stark nachgefragt. Eine Umfrage bei den Eltern im Dezember 2012 hat ergeben, dass sich die Mehrheit eine lediglich eine Halbtagsbetreuung in den Ferien wünscht. Die Verwaltung und der Gemeinderat hat daraufhin das Angebot angepasst. Ob die Ferienbetreuung nun stärker genutzt wird muss abgewartet werden. Um zu sehen, an welchen Ferien Bedarf an einer Betreuung besteht wird von Seiten der Gemeinde am Anfang jedes Schuljahres eine Umfrage durchgeführt. So weiß man genau, wie viele Betreuungsplätze benötigt werden und kann sich rechtzeitig um ausreichendes Betreuungspersonal kümmern.

Neben der Flexibilität der Betreuungszeiten wurde von zwei Befragten die Höhe des monatlichen Beitrages für Kindertageseinrichtungen kritisiert.

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7. Die Jugendlichen Jugendliche- auf diese Altersgruppe wird im Folgenden der Fokus gelegt. Besonders die Jugend sollte in der heutigen Gesellschaft besonders gefördert und integriert werden. In die Jugendzeit fallen einige Lebensabschnitte, so zum Beispiel das Ende der Schulzeit, der Beginn der Berufsausbildung, die Abnabelung vom Elternhaus und die Identitätsfindung. In dieser durchaus schwierigen Zeit bildet das soziale Umfeld eines jeden Einzelnen einen wichtigen Bezugspunkt. Als soziales Umfeld werden die Personen und Personengruppen bezeichnet, mit denen ein Mensch relativ dauerhafte zwischen-menschliche Beziehungen pflegt. Um dieses soziale Umfeld zu fördern, sind auch die freizeitlichen Aktivitäten in unmittelbarer Umgebung der Jugendlichen von großer Bedeutung.

Im Folgenden wird die Zufriedenheit der Befragten mit den bisher bestehenden Angeboten für Jugendliche in der Gemeinde Marxzell und die Verbesserungswünsche diesbezüglich beleuchtet.

In diesem Diagramm zeigt sich, dass die 134 Befragten nicht eindeutig einer Meinung sind. Es lässt sich allerdings erkennen, dass sich die Tendenz (Mittelwert von 4,31) eher zur Unzufriedenheit neigt.

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Um diese Unzufriedenheit zur Zufriedenheit hinzuführen, wurde nach Anregungen und Wünschen gefragt.

Bei der Auswertung dieser Frage ist rund 35mal das Schlagwort Jugendtreff/ Jugendraum gefallen. Bei einem Rücklauf der Fragebögen von ca. 250 Stück ist dies der am häufigsten genannte Wunsch. Es lässt sich demnach feststellen, dass die Jugendlichen einen Treffpunkt vermissen, an welchem sie sich sehen und gemeinsam Zeit verbringen können. In der Gemeinde Marxzell besitzt jeder Ortsteil einen Jugendtreff. Einer der Jugendräume befindet sich in der Nähe des Rathauses in Pfaffenrot. Er befindet sich sehr zentral in der Ortschaft, auch Wohnhäuser befinden sich in der unmittelbaren Umgebung. Dies kann zu Problemen führen, da selbstverständlich durch die Zusammenkunft der Jugendlichen Lärm entstehen kann.

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Der Standort des bestehenden Jugendraumes muss jedoch nicht zwangsläufig dafür verantwortlich sein, dass dieser nicht regelmäßig genutzt wird und still steht. In der Gemeinde, in der ich wohne (Gemeinde Wurmlingen, Landkreis Tuttlingen, ca. 4000 Einwohner) gibt es zwei Jugendräume. Einer befindet sich ebenfalls zentral, sogar im selben Gebäude gibt es eine Wohnung. Dieser Jugendraum wird von der Kirchengemeinde geführt und wird von der KJG (Katholische Junge Gemeinde) genutzt. Der Jugendraum ist nur relativ selten (ca. 2mal im Monat) geöffnet. Deshalb ist er auch immer recht gut besucht. Ein Jugendraum, der nicht von einem Verein geführt wird benötigt Personen, die sich darum kümmern. Dies könnte eventuell durch engagierte Erwachsene oder Jugendliche geschehen, die sich dafür einsetzten würden, dass bei einer Öffnung alles unter Kontrolle gehalten wird und auch im Nachhinein wieder geputzt und aufgeräumt wird.

Zum anderen gibt es in Wurmlingen einen Jugendraum etwas außerhalb des Ortszentrums, in der Nähe des Sportplatzes. Die Räumlichkeiten dieses Jugendraumes befinden sich in einem „Container“. Dieser wird von einer Jugendreferentin betreut. Jugendreferenten und Jugendreferentinnen nehmen leitende Aufgaben in der Jugendarbeit wahr. Sie arbeiten innerhalb von Kirchen, Gemeinden, Bezirksjugendwerken, Jugendverbänden oder auch freien Trägern. Sie teilen ihr Leben mit den Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen.

Das Thema Jugendbetreuer wurde ebenfalls im Zusammenhang mit dem Jugendtreff bei der Frage nach Anregungen und Wünschen genannt. Selbst habe ich bereits Erfahrungen mit einer Jugendreferentin gemacht. Seit einigen Jahren wird unsere Gemeinde von ihr betreut. Sie hat die Gemeinde

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bereits bei mehreren Projekten, so zum Beispiel die Errichtung eines Jugendraums (Container) und die Errichtung eines Beachvolleyball-Feldes, etc. unterstützt und hierbei bei der Planung als auch bei der Umsetzung der Projekte mitgewirkt. Sie ist auf die Jugendlichen offen zugegangen und hat sie angesprochen, sie gefragt wie es ihnen in der Gemeinde gefällt, ob sie sich wohl fühlen und was ihnen fehlt/ was sie sich wünschen würden. Daraus hat sie ein Konzept erarbeitet und bereits einiges umgesetzt.

Am zweithäufigsten (ca. 15mal) wurde bei den Anregungen genannt, dass ein vielseitigeres Sportangebot gewünscht wird. Hierbei wurden die verschiedensten Sportarten genannt (u.a. Handball, Volleyball, Basketball, etc.). Sport verbindet Generationen, Kulturen und fördert Gemeinsamkeit. Aus pädagogischer und sozialer Betrachtungsweise bildet Sport ein Entwicklungsfeld für die Persönlichkeit und der Identitätsfindung. Er fördert die Gruppefähigkeit und die sozialen Kompetenzen der Menschen. Auch deshalb ist ein vielseitiges Sportangebot in den Gemeinden von großer Bedeutung. In der Gemeinde Marxzell liegt ein Sportangebot innerhalb von Vereinen für die Sportarten Fußball, Tennis, Turnen, Badminton, Skigymnastik, Mountainbiking und Nordic Walking vor. Zum Vergleich fällt zum Beispiel in der Gemeinde Karlsbad das Sportangebot bedeutend vielseitiger aus. Hier gibt es Angebote für Tischtennis, Tennis, Fußball, Skifahren, Billard, Handball, Gymnastik, Bogen- Schießsport, Basketball, DLRG, Karate, Minigolf, Kegeln, Volleyball und Wandern. Verhältnismäßig einfach sind diese Sportarten umzusetzen, bei welchen keine besonderen Räumlichkeiten notwendig sind. So zum Beispiel Basketball oder Volleyball. Hierbei würden lediglich spezielle Körbe/Netze notwendig sein, um diese Sportarten durchführen zu können.

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Ebenso gab es bei der Ausarbeitung der Fragebögen die Anregung, Sport-Kurse anzubieten. Abgesehen von der Volkshochschule gäbe es auch die Möglichkeit, einen Sport-Kurs (Beispiel Pilates oder Zumba) über einen Verein anzubieten. Ehrenamtlich Engagierte, die eventuell beruflich mit der jeweiligen Richtung zu tun haben oder sich auch durch Fortbildungen ihr Können angeeignet haben, könnten beispielsweise wöchentlich oder auch seltener, je nach Nachfrage, einen Kurs anbieten, bei welchem die Teilnehmer ohne großen Kostenaufwand die gewünschte Sportart ausführen können. In der Gemeinde Wurmlingen gibt es entsprechende Angebote. Manche solcher Kurse werden von Trainern geführt, die vom Verein angestellt sind, andere wiederum von Privatpersonen, die dies ehrenamtlich machen. Um solche Kurse durchführen zu können, muss der betreffende Verein von der Gemeinde unterstützt werden. Es müssen geeignete Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt werden oder auch die benötigten Geräte. Dies würde eine flexible Hallennutzung verlangen.

Ein weiterer Punkt, der zwar nicht häufig genannt wurde, ich allerdings trotzdem für interessant und ohne erheblichen Aufwand umsetzungsfähig halte, ist eine „öffentliche Jobbörse – Jung hilft Alt“. Das Mitteilungsblatt wäre der ideale Weg, eine solche „Jobbörse“ anzubieten. Die Gemeinde müsste den Interessierten die Gelegenheit geben, ihr Angebot/Belang über das Mitteilungsblatt öffentlich zu machen. Auch denkbar wäre ein Aushang am Rathaus oder an der Kirche, den jeder sehen könnte.

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Häufig wurde auch die Verbesserung der Anbindung an das Verkehrsnetz genannt. Dies besonders an den Wochenenden und nachts. Nachfolgend wird dieser Punkt im Handlungsfeld 3 näher erläutert.

Es wurden noch einige weitere Anregungen und Wünsche genannt, allerdings sind diese nur ein- bis zweimal genannt worden und aufgrund dessen im Verhältnis zur Gesamtzahl der Fragebögen nur als die Meinungen einzelner Personen zu verstehen. Infolgedessen wird hierauf nicht näher eingegangen.

8. Erwartungen an die Verwaltung bezüglich der Jugend Bei der Frage, ob sich die Verwaltung für Kinder mehr öffnen und informieren sollte, haben insgesamt 128 Personen abgestimmt. Das Ergebnis stellt sich wie folgt dar.

Hierbei zeigt sich, dass über die Hälfte der Befragten mit der Offenheit und der Inforation an und für Jugendliche zufrieden sind. Jedoch hat auch ein großer Anteil von 47,7 Prozent in diesem Bereich Verbesserungsvorschläge.

Die Befragten, die für Ja abgestimmt haben, nannten bei der Frage, in welcher Form dies geschehen könnte, vorwiegend den Jugendgemeinderat. Der Jugendgemeinderat gibt den Jugendlichen die Möglichkeit, die Interessen der Jugend in der Gemeinde gegenüber dem Bürgermeister, dem Gemeinderat und der Verwaltung zu vertreten. Hierbei haben das passive und aktive Wahlrecht zumeist Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren.

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Ebenso wurde die Meinung geäußert, dass die Verwaltung mehr auf die Belange der Kinder/Jugendlichen eingehen sollte. Ein weiterer Wunsch sind Führungen für Kinder, bei welchen die Verwaltung gezeigt und auch kindesgerecht erklärt wird. Solche Führungen gibt es bereits.

112 Personen haben bei der Frage abgestimmt, ob sie Begegnungsmöglichkeiten für junge Familien wahrnehmen würden. Das Ergebnis stellt sich wie folgt dar:

Etwas mehr als 50 % würden solche Möglichkeiten wahrnehmen wollen.

9. Informationsfluss bei Angeboten für Familien Der Informationsfluss ist ein weiterer, wichtiger Aspekt in einer Gemeinde. Ohne einen intakten Datenfluss können die Einwohner nicht über die aktuellen Geschehnisse, Angebote und Veranstaltungen Bescheid wissen.

Zunächst wurde die Frage gestellt, wie gut sich die Befragten über die Angebote für Familien informiert fühlen. Die Umfrage ergab bei 144 Teilnehmern folgendes Ergebnis:

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Ein Mittelwert von 3,47 entspricht genau der Mitte, mit leichter Tendenz zum Positiven. Dies kann als allgemeine Zufriedenheit der Befragten gedeutet werden.

Der hauptsächliche Informationsfluss findet mit kapp 80 % über das Mitteilungsblatt statt.

Hierbei lässt sich erkennen, dass dem Mitteilungsblatt eine große Bedeutung zukommt. Derzeit wird dieses gegen eine Gebühr zweiwöchig verteilt. Aufgrund dessen, dass der meiste Informationsfluss über das Mitteilungsblatt läuft, könnte die Überlegung in Betracht genommen werden, die Taktung von zweiwöchig auf wöchentlich zu erhöhen, damit die Bürger laufender über das aktuelle Geschehen in der Gemeinde informiert werden. In der Gemeinde Straubenhardt erscheint es wöchentlich. Es kann dort entweder halbjährlich für 9,90 € oder auch nur einzeln für 0,65 € abonniert werden.

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10. Nahversorgung Der letzte Unterpunkt des Handlungsfeldes „Familie in Marxzell“ ist die Nahversorgung und die Einkaufsmöglichkeiten in der Gemeinde Marxzell. Unter Nahversorgung versteht man die Versorgung der Bevölkerung mit Waren und Dienstleistungen des kurz- und mittelfristigen Bedarfs in engerem Umfeld der Wohnung.

Zunächst wurde in unserem Fragebogen nach der allgemeinen Zufriedenheit gefragt. Insgesamt 195 Personen haben bei dieser Frage abgestimmt. Das Ergebnis ist wie folgt: Der Mittelwert liegt bei 4,14. Die Tendenz neigt sich demnach zur Unzufriedenheit.

Anschließend wurde nach Wünschen zur Verbesserung der momentanen Situation gefragt. Wie schon vermutet ist der Hauptaspekt der Wunsch nach einem Supermarkt. Als Standort wurde oftmals das Gewerbegebiet genannt, da dort ausreichend Platz auch für Parkplätze vorhanden wäre. Außerdem wird gewünscht, dass das bereits bestehende Angebot ausgebaut wird und das bereits bestehende Angebot auf jeden Fall weiterhin vorhanden sein soll. Hierbei soll das Obst- und Gemüseangebot sowohl hinsichtlich der Menge, als auch der Qualität verbessert werden.

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Zur Lösung des Problems der Nahversorgung könnte auch an einen mobilen Bäcker- oder auch Gemüselieferservice gedacht werden, der beispielsweise 2mal wöchentlich bestimmte Plätze in der Gemeinde Marxell (in jedem Ortsteil) anfahren könnte und dort seine Produkte verkaufen könnte. Außerdem wird sehr oft ein Geldautomat gewünscht. Diese häufige Nennung ist allerdings darauf zurückzuführen, dass Geldautomaten in den Ortsteilen Burbach und Schielberg erst kurz vor der durchgeführten Befragung der Bürger/innen geschlossen wurden. Folglich ist dieses Thema gerade sehr aktuell und führte in der Gemeinde zu großer Empörung. Ebenfalls mehrfach wurde der Wunsch nach einer Poststelle und einer Apotheke geäußert. Postfilialen existieren bereits in Burbach und Pfaffenrot. Eine Apotheke gibt es direkt in der Gemeinde Marxzell nicht. Zur nächsten Apotheke müssen die Bürger bis nach Straubenhardt, Ettlingen oder fahren. Ein mobiler Apothekendienst könnte dieses Problem womöglich lösen. Dies wäre allerdings mit zusätzlichen Kosten für alle Beteiligten verbunden.

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II. Älter werden in Marxzell

1. Ausgangssituation

Ältere Menschen sind in unseren Kommunen längst keine Randgruppe mehr. Der Anteil der über 65-Jährigen wächst stetig. Schon heute stellen sie in einigen Gemeinden und Städten die größte Bevölkerungsgruppe, zukünftig wird dies vielerorts der Fall sein. Die kommunale Altenplanung und Seniorenpolitik steht angesichts des sozialen und demographischen Strukturwandels vor großen Herausforderungen. Ein bedarfsgerechter Ausbau an Seniorenangeboten und die möglichst lange Einbeziehung in die Gesellschaft sind unbedingt notwendig. Die nachfolgende Ausführung beschäftigt sich mit dem aktuellen IST-Zustand und den in diesem Handlungsfeld vorhandenen Schwächen sowie Stärken. Mit Hilfe dieser Identifizierung werden Potenziale benannt und mögliche Lösungsansätze für eine nachhaltige, zukunftsorientierte seniorenpolitische Strategie aufgeführt.

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2. Altersstruktur / Bevölkerungsentwicklung

Marxzell LK Karlsruhe Straubenhar Karlsbad Bad dt Herrenalb durchschn. 46,9 43,6 43,4 43,9 48,9 Alter 2011 durchschn. 51,9 47,7 48,6 48,8 53,2 Alter 2030 Anteil 65-79 15,5% 14,5% 14,4% 14,9% 19,3% Jährige 2011 Anteil 65-79 21,8% 19,8% 21,0% 20,3% 27,1% Jährige 2030 Anteil ab 80 8,6% 5,2% 5,0% 4,9% 8,6% Jährige 2011 Anteil ab 80 13,6% 8,6% 8,8% 9,4% 10,5% Jährige 2030

Quelle: Wegweiser Kommune

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Im Vergleich zu den umliegenden Gemeinden bzw. zum Landkreis Karlsruhe ist der aktuelle sowie auch der prognostizierte Anteil der untersuchten Bevölkerungsgruppe in Marxzell höher. Besonders deutlich ist es im Vergleich der Altersgruppe ab 80 Jahre. Eine Ausnahme stellt lediglich die Gemeinde dar.

3. Befragung Die für dieses Handlungsfeld relevante Altersgruppe umfasst bei einer gesamten Einwohnerzahl von 5.331 (Stand 31.12.2011) ca. 1284 Personen. Es handelt sich also in Marxzell bei 24,09 % der Einwohner um Senioren. Bei der durchgeführten Befragung wurden 53 Fragebögen von Bürgern ab dem 66. Lebensjahr beantwortet. Die Beteiligung lag somit bei 4,13 % der in Marxzell lebenden Senioren. Dies stellt nach der Gruppe der 46 bis 65-Jährigen die zweithäufigste teilnehmende Altersgruppe dar.

Die Zunahme älterer, hochbetagter und pflegebedürftiger Menschen sowie der Vergleich mit anderen Kommunen macht es umso notwendiger, dass die Gemeinde Marxzell seniorenpolitische Gesamtkonzepte entwickelt und umsetzt, welche die Potentiale älterer Menschen anerkennen und einbeziehen und sich an den gewandelten Bedürfnissen älterer Menschen orientieren.

4. Wohnform Bei der Frage nach der bevorzugten Wohnform in den nächsten Jahren präferieren 85 % der befragten Bürgerinnen und Bürger das eigenständige Wohnen. Sehr deutlich dahinter, mit 8,4 % folgt das betreute Wohnen. Ein Mehrgenerationenhaus als künftige Wohnform kommt für 4,2% in Frage.

27 Beleuchtung kommunaler Handlungsfelder - künftige Herausforderungen der Gemeinde Marxzell

Eine deutliche Mehrheit will demnach im gewohnten Umfeld wohnen bleiben. Deshalb sind der Erhalt einer selbst bestimmten Lebensführung und die Ermöglichung, so lange wie möglich im häuslichen Umfeld wohnen zu bleiben, ein wichtiges Thema für die Gemeinde. Bei Umzugsüberlegungen spielen Infrastrukturangebote und soziale Bindungen eine zunehmende Rolle. Einige Senioren weisen in der Befragung auf eine unzureichende Versorgungslage im Bereich der ärztlichen Versorgung hin. Sie ziehen daher einen Umzug in umliegende Gemeinden, die eine solche Versorgung gewährleisten, in Erwägung. (Die Versorgungslage wird in einem weiteren Teil dieses Handlungsfeldes ausführlich thematisiert).

Um möglichst lange in der persönlichen und vertrauten Umgebung bleiben zu können, ist es wichtig, dass die Wohnung entsprechend ausgestattet ist, das Wohnumfeld bedarfsgerecht ist und bei Bedarf entsprechende Hilfen und

28 Beleuchtung kommunaler Handlungsfelder - künftige Herausforderungen der Gemeinde Marxzell

soziale Netze im Umfeld verfügbar sind oder eventuell aufgebaut werden können. Die Umgebung sollte so gestaltet sein, dass man zu Fuß und ohne Hindernisse Versorgungsangebote, ärztliche Dienste und Haltestellen des öffentlichen Nahverkehrs erreichen kann.

Unterstützt wird die Selbständigkeit durch Angebote des ambulanten Pflegedienstes. Auch diese Möglichkeit wird von einigen Senioren in Betracht gezogen. Das Angebot solcher ambulanten Pflegedienste in und um Marxzell ist ausreichend vorhanden. Hier gilt es die Interessierten bzw. Betroffenen über diese Möglichkeit rechtzeitig und umfassend zu informieren. Auch besteht für die Senioren jederzeit die Möglichkeit „Essen auf Rädern“ zu erhalten.

Die Nachfrage wird sich in Zukunft angesichts der bereits aufgeführten Bevölkerungsentwicklung mit Sicherheit noch vergrößern.

Es bestehen folgende Handlungsspielräume für die Gemeinde:

- Neue Wohnformen werden geschaffen, erprobt und unterstützt. Hier gilt es vor allem, auch bei erhöhtem Pflegebedarf oder einer Demenzerkrankung den Bedürfnissen nach Normalität, Selbstbestimmung und Integration zu entsprechen sowie Wohnformen anzubieten, die vor allem dem Wunsch nach Gemeinschaft und gegenseitiger Unterstützung entgegenkommen. So haben beispielsweise einige Befragte eine Senioren-WG als mögliche zukünftige Wohnform genannt.

29 Beleuchtung kommunaler Handlungsfelder - künftige Herausforderungen der Gemeinde Marxzell

- Leistungsfähiges Netzwerk von Sozialstationen, Pflegediensten, privaten Anbietern, Beratungsstellen, Seniorenheimen, Vereinen und kirchlichen Einrichtungen.

- Kooperationen werden durchgeführt: mit örtlichen Vereinen, Genossenschaften oder der Wohnungswirtschaft.

- Durch eine zukunftsorientierte Bau-und Infrastrukturplanung können Kommunen günstige Rahmenbedingungen schaffen.

- Durch Information und Beratung älterer Bürger werden die Angebote breitenwirksam umgesetzt. Anlaufstellen für die Vermittlung von Hilfen, Wohnberatung und die Organisation gemeinschaftsförderlicher Aktivitäten sind hier zu nennen.

- Bürgerschaftliche Identität und soziale Verwurzelung werden gefördert. In dem Kommunen die Regulierungen im Rahmen der Bauleitplanung und Satzungen minimieren, können sie zu erweiterten Handlungsspielräumen für selbstbestimmte, neuere Wohnformen beitragen.

Auch das betreute Wohnen, wenn auch vergleichsweise selten genannt, kann in naher Zukunft für viele Senioren in Marxzell interessant werden. Ab einem bestimmten Alter ist das Risiko eines Notfalls deutlich erhöht. Bei dieser Wohnform kann dann mithilfe eines hier vorhandenen Notfallsystems (Notruf) schnell geholfen werden. Die Senioren finden neben der weiterhin vorhandenen Eigenständigkeit auch eine große Sicherheit. Das Angebot an entsprechenden Einrichtungen in Marxzell ist angesichts der bestehenden Altersstruktur noch

30 Beleuchtung kommunaler Handlungsfelder - künftige Herausforderungen der Gemeinde Marxzell

ausbaufähig. Allerdings ist man in diesem Bereich auch in den umliegenden Gemeinden schwach aufgestellt. Hier könnte sich für die Gemeinde durch zeitnahes Handeln ein Vorteil entwickeln.

Wenn eigenständiges oder betreutes Wohnen nicht mehr möglich ist, kommt nur noch das Pflegeheim in Betracht. In Marxzell gibt es derzeit zwei Einrichtungen.

Die Koordination der Angebote und vor allem die Förderung von Gemeinwesen, der Aufbau eines Beratungsangebotes für Wohnformen im Alter und die Möglichkeiten der Anpassung vorhandener Wohnungen an die Bedürfnisse der älteren Bevölkerung gehören zu den wichtigsten kommunalen Zukunftsaufgaben.

Bei der Frage nach der Qualität der Information über Pflege- und Betreuungsangebote ergibt sich folgende Aufteilung: Der Großteil (28,9%) fühlt sich durchschnittlich informiert. Ferner beurteilen die Senioren den Informationsfluss nahezu gleichermaßen als gut (21,5%) bzw. als ausreichend (20,1%). Als schlecht bezeichnen 19,5% die Information. Das Ergebnis verdeutlicht noch einmal die Notwendigkeit der Beteiligung dieser immer wichtiger werdenden Bevölkerungsgruppe. So könnte beispielsweise durch einen seniorenfreundlicheren Internetauftritt oder eine spezielle Info-Broschüre nur für Senioren ein höherer Informationsgrad erreicht werden.

5. Barrierefreiheit Barrierefreies Leben bedeutet, dass alle Menschen Zugang zu Gebäuden, Einrichtungen und Medien haben.

31 Beleuchtung kommunaler Handlungsfelder - künftige Herausforderungen der Gemeinde Marxzell

Für ältere Menschen bedeutet Barrierefreiheit viel mehr als zusätzlichen Komfort, nämlich etwas ganz Grundsätzliches: Sie können selbstbestimmt am gesellschaftlichen Leben teilnehmen.

Nur 18,8% der befragten Senioren finden die Barrierefreiheit in Marxzell gut. Der größte Teil, nämlich 31,3% beurteilen diese mit befriedigend. 22,5% empfinden die Barrierefreiheit als ausreichend und 12, 5% sogar als sehr schlecht.

Verbesserungsvorschläge werden insbesondere in den folgenden Einrichtungen genannt: Rathäuser (Treppen) in allen Ortsteilen und im Schulhaus. Sehr häufig werden zugeparkte Gehwege und zu hohe Bordsteine beklagt. Auch der Einstieg in die öffentlichen Verkehrsmittel wird als schwierig oder gar unmöglich bezeichnet.

6. Angebote für Senioren Des Weiteren wurde die Zufriedenheit mit dem bestehenden Angebot für Senioren abgefragt. Sehr zufrieden sind demnach 8,1% . Zufrieden sind 14% und auch hier ist die größte Gruppe (33,8%) in der Mitte zu finden. Gar nicht zufrieden sind bei dieser Abfrage 8,1%.

32 Beleuchtung kommunaler Handlungsfelder - künftige Herausforderungen der Gemeinde Marxzell

Für eine Steigerung der Zufriedenheit würden nach Meinung der Befragten folgende Angebote sorgen:

- Bastelnachmittage - Sport für Senioren - Generationsübergreifendes Gedächtnistraining - Sport für Demenzerkrankte - gemeinsames Singen - Nachmittagskaffee - Organisierte Fahrten ins Theater, Museen oder Ausstellungen - Offener Treffpunkt für alle Altersgruppen - Gymnastik für Männer

7. Kontakte 32,4% wünschen sich mehr Kontakte und 67,6% wollen keine weiteren Kontakte.

33 Beleuchtung kommunaler Handlungsfelder - künftige Herausforderungen der Gemeinde Marxzell

Wenn Kontakte gewünscht sind, dann zu:

8. Zwischenfazit Die Lebensphase Alter verläuft individuell und sehr unterschiedlich. Aktive, mobile, engagierte ältere Menschen, die ihr Leben weitestgehend selbstständig und selbstbestimmt gestalten, verfügen über vielfältige Potenziale und Ressourcen, die für das Gemeinwesen nutzbar gemacht werden können. Andererseits gibt es Senioren mit einem konkreten Bedarf an Unterstützungs-, Hilfs-und Pflegeleistungen. Diese gilt es transparent und umfassend bereitzustellen bzw. zu vermitteln.

Älter werden in Marxzell…… na und!!

34 Beleuchtung kommunaler Handlungsfelder - künftige Herausforderungen der Gemeinde Marxzell

9. Versorgung Aufgrund des demographischen Wandels wird es deutschlandweit zukünftig mehr ältere Menschen geben als je zuvor. Auch die Gemeinde Marxzell ist davon betroffen. So nimmt die Gesamtbevölkerung der Gemeinde zwar bis zum Jahr 2025 um 3,2% zu, der Anteil der unter 20-Jährigen schwindet dabei jedoch um 17,1% während der Anteil der über 65-Jährigen um 36,5% und der Anteil der über 80-Jährigen sogar um 39,8% steigt. Die Altersgruppen 65+ stellen somit 46,5% der Einwohner der Gemeinde. Dies ist nach der Gemeinde (37%) die zweitbeste Prognose im Landkreis Karlsruhe. Sie zeigt jedoch auf, dass gerade die älteren Einwohner in Zukunft mehr im Zentrum der Gemeindepolitik stehen werden. 1

Auch in unserer Umfrage ist dieser Umstand zu erkennen. 69.2% der Teilnehmer gaben an 46 Jahre alt oder älter zu sein. Viele von ihnen werden im Jahr 2025 der Gruppe der über 65-Jährigen angehören. Daraus ergibt sich eine besondere Heraus-forderung für die Gemeinde Marxzell, den Ansprüchen und Bedürfnissen dieser wachsenden Bevölkerungsgruppe gerecht zu werden. Auf

1 Demographiebericht Landkreis Karlsruhe, Stand 2008, S.13

35 Beleuchtung kommunaler Handlungsfelder - künftige Herausforderungen der Gemeinde Marxzell

den nachfolgenden Seiten wird die Versorgungssituation von Senioren in Marxzell betrachtet, was diese sich wünschen und wie die Gemeinde Marxzell im Vergleich mit anderen Kommunen dasteht.

10. Ärztliche Versorgung Gerade ältere Menschen brauchen in der Regel vermehrt ärztliche Betreuung und Medikamente. Dagegen nimmt die Mobilität mit zunehmendem Alter häufig ab. Daher ist eine gute ärztliche Versorgung und die Erreichbarkeit derselben in Marxzell für viele ältere Bürgerinnen und Bürger ein wichtiges Anliegen.

Unsere Umfrage hat gezeigt, dass hier die Meinungen sehr verschieden sind. Am häufigsten wurde die ärztliche Versorgung mit der Note 5 bewertet (20,7%). Am seltensten wurde die Note 6 vergeben (11,4%). Die Note 1 vergaben 15,2% der Befragten. Insgesamt ergibt sich eine Durchschnittsnote von 3,5.

Begründet wurde die Unzufriedenheit häufig mit keinen oder zu wenigen Arzt-sprechstunden in den Ortsteilen Burbach und Schielberg und dem Fehlen

36 Beleuchtung kommunaler Handlungsfelder - künftige Herausforderungen der Gemeinde Marxzell

einer Apotheke in der Gemeinde. Außerdem sehen die Befragten die Verbindungen zwischen den Ortsteilen als Hindernis, da sie diese als zu schlecht ansehen. Es wurde mehrfach angegeben, dass Ärzte nur mit dem PKW zu erreichen sind.

In der Tat ist die Gemeinde Marxzell unterversorgt was Ärzte angeht. Auf einen Allgemeinmediziner/eine Allgemeinmedizinerin kamen im Jahr 2011 im Landkreis Karlsruhe 2.267 Patienten. 2 Die Gemeinde Marxzell verfügt über zwei praktizierende Ärztinnen, die eine Gemeinschaftspraxis betreiben. 3 Bei rund 5.500 Einwohnern entsteht also eine (theoretische) Versorgungslücke für ca. 950 Personen. Mit zunehmendem Alter der Durchschnittsbevölkerung wird in den nächsten Jahren auch der zusätzliche Bedarf an Ärzten in Marxzell weiter steigen.

Mit der Apotheke ist die Situation ähnlich. Die umliegenden Gemeinden , Straubenhardt und Karlsbad sowie die Stadt Bad Herrenalb verfügen jeweils über mindestens zwei Apotheken. 4

Was getan werden kann:

Angesichts der steigenden Zahlen der älteren und hochbetagten Bevölkerung in den nächsten Jahren sehen wir hier einen Handlungsbedarf von Seiten der Gemeinde. So kann zum einen um neue Ärzte oder Apotheken geworben werden, beispiels-weise durch finanzielle Anreize oder Bereitstellung der

2 Statistisches Landesamt Baden-Württemberg http://www.statistik.baden-wuerttemberg.de/SRDB/Tabelle.asp?H=GesundhSozRecht&U=01 &T=14043021&E=GE&K=215&R=GE215047 3 Bürgerbroschüre der Gemeinde Marxzell S.24 4 Homepage der jeweiligen Gemeinde, Bereich Gesundheit: http://www.straubenhardt.de/gemeindeleben/gesundheit-soziales\ http://www.karlsbad.de/website/de/leben_freizeit/gesundheitswesen/apotheken http://www.badherrenalb.de/de/Gesundheit-_-Wellness-Gesundheit-von-A-bis-Z.html?categor yID=1241&category=163 http://www.malsch.de/servlet/PB/menu/1266311_l1/index.html

37 Beleuchtung kommunaler Handlungsfelder - künftige Herausforderungen der Gemeinde Marxzell

Räumlichkeiten. Hier kann die Gemeinde Reichartshausen (Rhein-Neckar-Kreis) angeführt werden, für die „ein Arzt wichtiger ist als ein Supermarkt“ 5. Um ihren Standort etwas attraktiver zu machen, versprach die Gemeinde 50.000€ für denjenigen Arzt, der bereit war sich dort niederzulassen.

Eine andere Herangehensweise wäre ein langjähriger Vertrag, bei dem die Gemeinde dem Arzt oder Apotheker ein Baugrundstück überlässt und sich dafür langfristig die Dienste desselben sichern kann.

Außerdem besteht die Möglichkeit, über die Gemeindeverwaltung Fahrdienste zu den jeweiligen Ärzten zu organisieren, sei es durch ehrenamtliche Helfer (womöglich als Verein organisiert) oder durch das Beschäftigen eines FSJ-lers oder einer Teilzeitkraft. 28,9% der Befragten sind an einem solchen Angebot interessiert.

Zudem wäre auch ein Lieferservice der Apotheken der Nachbargemeinden denkbar. Bedürftige Personen könnten dort anrufen und ihre Medikamente ans Haus gebracht bekommen.

11. Einkaufsmöglichkeiten Jeder Mensch möchte gerne so viele Dinge wie möglich selbst in der Hand haben, um nicht ständig auf andere angewiesen zu sein. Insbesondere ältere Menschen wollen daher ihr Leben und ihren Haushalt selbst führen, so lange sie dazu in der Lage sind. Umso wichtiger ist es ihnen, dass geeignete Möglichkeiten zur Selbstversorgung in ihrer Nähe gegeben sind.

5 Homepage der Gemeinde Reichartshausen http://www.reichartshausen.de/servlet/PB/menu/1420201_l1/index.html

38 Beleuchtung kommunaler Handlungsfelder - künftige Herausforderungen der Gemeinde Marxzell

Die befragten Bürgerinnen und Bürger gaben hierzu ein recht deutliches Meinungsbild ab. 63,7% bewerteten die aktuellen Einkaufsmöglichkeiten in der Gemeinde mit der Note 4 oder schlechter. Beachtlich ist dabei, dass 28,6% „sehr unzufrieden“ sind. Lediglich 15,7% empfanden die Versorgungsmöglichkeiten als „gut“ oder „sehr gut“.

Diese Werte spiegeln in etwa auch das Ergebnis der Befragung der Gesamt-bevölkerung wider (siehe Familienfreundlichkeit in Marxzell, Nahversorgung und Einkaufsmöglichkeiten).

Begründet wurde die Unzufriedenheit der älteren Menschen mit der Einkaufssituation häufig mit dem zu geringen Angebot der Einkaufsmärkte in Burbach und Pfaffenrot und den Strecken, die zu diesen zurückgelegt werden müssen. Bezogen auf die Distanzen wurde vor allem die schlechte Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr und dessen Unpünktlichkeit genannt, sodass Anschlussmöglichkeiten verpasst werden. Dies betrifft hauptsächlich die Bürgerinnen und Bürger aus dem Ortsteil Schielberg (21% der Befragten), da dort kein Einkaufsmarkt vorhanden ist und die Bevölkerung somit in anderen

39 Beleuchtung kommunaler Handlungsfelder - künftige Herausforderungen der Gemeinde Marxzell

Ortsteilen einkaufen muss. 20,8% der befragten Senioren wünschen sich zudem einen Lebensmittellieferservice direkt an ihre Haustür. Dieses Angebot gibt es in Pfaffenrot und Burbach bereits. Der Wunsch nach einem Heimlieferservice kommt also von Bewohnern der anderen drei Ortsteile Schielberg, Marxzell und Frauenalb.

Was getan werden kann:

Die hohe Unzufriedenheit mit der jetzigen Lage zeigt auf, dass sich die älteren Menschen in Marxzell eine Verbesserung ihrer Versorgungssituation wünschen.

Auch hier besteht die Möglichkeit von Seiten der Gemeinde, oder mithilfe ehren-amtlicher Helfer, einen Fahrdienst auf die Beine zu stellen. Dieser könnte auch mit Fahrten zu Ärzten kombiniert werden. Alternativ könnte eine „Taschengeldbörse“ nach dem Vorbild der Gemeinde Karlsbad ins Leben gerufen werden. 6 Dort können sich arbeitswillige Jugendliche anmelden, die dann an hilfsbedürftige Senioren vermittelt werden und gegen ein Taschengeld für diese u.a. einkaufen gehen. Eine Hilfe beim Einkaufen ist aber nur von 11,7% der Befragten erwünscht, da die meisten entweder selbst noch in der Lage sind, einkaufen zu gehen oder die Waren bereits vom Einkaufsmarkt geliefert bekommen.

Eine weitere Möglichkeit der Versorgung kann darin bestehen, dass mobile Händler mit Verkaufswagen regelmäßig jene Ortsteile besuchen, in denen keine Einkaufs-möglichkeit vorhanden sind (Schielberg, Marxzell und Frauenalb).

6 Homepage der Gemeinde Karlsbad: http://www.karlsbad.de/website/de/rathaus/seniorenbeirat/team

40 Beleuchtung kommunaler Handlungsfelder - künftige Herausforderungen der Gemeinde Marxzell

12. Information über Betreuungs- und Pflegeangebote Mit der steigenden Pflegebedürftigkeit im Alter ist es für viele ältere Menschen wichtig zu wissen, welche Optionen sie haben und was es an Angeboten für sie gibt.

Wir haben daher in unserer Umfrage die Meinung der Senioren der Gemeinde zu den bereitgestellten Informationen eingeholt.

Die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger (58,5%) fühlt sich gut informiert (Noten 1-3). Lediglich 2% der Befragten fühlen sich sehr schlecht informiert. Der Durchschnitt liegt hier bei 3,28.

Was getan werden kann:

Die Umfrageergebnisse deuten auf einen guten Informationsfluss in der Gemeinde hin. Die Gemeinde Marxzell ist hier gut aufgestellt.

41 Beleuchtung kommunaler Handlungsfelder - künftige Herausforderungen der Gemeinde Marxzell

Einzig der Online-Auftritt der Gemeinde könnte noch etwas verbessert werden. So könnte beispielsweise die Rubrik „Senioren“ als Unterpunkt der Rubrik „Gemeinde-leben“ geschaffen werden. Dort könnten alle für ältere Menschen interessanten Daten (wie Veranstaltungen, Hinweise auf Pflegedienste, etc.) an einer zentralen Stelle gebündelt werden.

13. Fazit Nachfolgend sind die Stärken und Schwächen der Gemeinde Marxzell in der Versorgung älterer Menschen tabellarisch aufgeführt. Auffällig ist dabei, dass bis auf das Fehlen der Apotheke alle Schwächen lediglich einzelne Ortsteile betreffen und durch eine Verbesserung der Verkehrsanbindungen zwischen den Ortsteilen und zu den Nachbargemeinden ausgeräumt werden könnten.

Stärken Schwächen

Einkaufslieferservice in Burbach und Ärztliche Versorgung schwer erreichbar Pfaffenrot

Ausreichende Informationsmöglichkeiten Keine Apotheke

Zu kleines Angebot der Einkaufsmärkte

Einkaufsmöglichkeiten nur schwer erreichbar

42 Beleuchtung kommunaler Handlungsfelder - künftige Herausforderungen der Gemeinde Marxzell

III. Verkehr / ÖPNV / Sicherheit und Ordnung

1. Verkehr und öffentlicher Personennahverkehr Gerade für kleinere Gemeinden spielt ist eine ausreichende und funktionierende Anbindung an umliegende Städte eine essentielle Rolle. Auch die Verkehrslage innerorts, etwa die Verkehrsbelastung oder die Qualität der Straßen, ist von enormer Wichtigkeit. Marxzell wirbt mit dem Slogan "ursprünglich – natürlich – lebendig"; gerade hierbei würden sich eine zu starke Verkehrsbelastung oder zu große Abgeschiedenheit wahrscheinlich fatal auswirken.

2. Qualität des Straßennetzes Bei der Beurteilung der Qualität der Straßen vergaben die Befragten im Schnitt die Schulnote 3,17. 64 der 220 Antwortenden vergaben eine 2, 69 eine 3, 44 eine 4 und 27 eine 5. Die Mehrheit ist somit mit der Qualität zufrieden, jedoch halten etwas mehr als 10% die Qualität für ungenügend.

Ebenfalls erfragt wurden Anregungen was dringend zu sanieren sei.

Es ergab sich eine längere Liste, die von einigen häufiger genannten Vorschlägen angeführt wird. So stechen etwa die Schöllbronner Straße und die Rotensoler Straße hervor, jedoch wird die Liste von einer Vielzahl verschiedener Nennungen dominiert. Für die Rotensoler Straße (Teilstück) und die Schöllbronner Straße hat der Gemeinderat die Sanierungsarbeiten bereits beauftragt.

43 Beleuchtung kommunaler Handlungsfelder - künftige Herausforderungen der Gemeinde Marxzell

Es wurde ebenfalls des Öfteren auf Schlaglöcher aufmerksam gemacht. Hier könnte sich die Einführung eines Schlagloch-Telefons oder ähnliches anbieten, bei dem Bürger die dringendsten Anliegen vorbringen können.

Was ist aus Ihrer Sicht dringend zu sanieren?

Sonstige Schielberg - Frauenalb Fahrradwege nach Ettlingen/Langenalb Am Windeck Mühlweg Holzbachstr. Gehwege Rotensoler Str. Schöllbronner Str.

0 10 20 30 40 50 60

Anzahl Nennungen

Auf die Frage, ob ausreichend Parkmöglichkeiten vorhanden seien, antworteten 60,5% (127 Personen) mit Ja, während 39,5% (83Personen) ein Defizit sahen.

Benannt wurden diese Defizite mit fehlenden Parkplätzen vor allem im Bereich der Kirchen, Kindergärten, dem Wohngebiet Breitenacker, sowie beim Rathaus. Ebenfalls wurden einige Male Beschwerden über eine fehlende Nutzung der Hausstellplätze geäußert.

Hier scheint somit eines der größten Probleme bei der Qualität des Straßennetzes zu liegen.

44 Beleuchtung kommunaler Handlungsfelder - künftige Herausforderungen der Gemeinde Marxzell

Wo fehlen Parkmöglichkeiten?

Sonstige Lorenzstraße Nebenstraßen Schulen Edeka Bäckerei Rathaus Breitenacker Kindergärten Kirchen

0 5 10 15 20 25 30 35 40

3. Mobilität innerhalb der Gemeinde Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Vernetzung innerorts, beziehungsweise zwischen den Ortsteilen. Diese wurde von den Einwohnern als sehr gut angesehen; 94,5% der Befragten antworteten auf die Frage, ob sie gut von ihrer Wohnung in den Ort/Ortskern kommen mit Ja, lediglich 5,5% sehen Schwierigkeiten. Ein Indiz woher diese Einschätzung rührt könnte der Bestand an Kraftfahrzeugen geben. In Marxzell waren 2012 574 PKW pro 1000 Einwohner angemeldet. Im Vergleich mit Karlsbad (620) und Straubenhardt (622) ist der Wert im Gegensatz zu vergleichbaren Gemeinden als gering anzusehen. 7

7 http://www.statistik.baden-wuerttemberg.de/SRDB/Tabelle.asp?H=11&U=03&T=77005006&E= GA&A=Karlsbad&R=GE215096 (abgerufen am 19.04.2013)

45 Beleuchtung kommunaler Handlungsfelder - künftige Herausforderungen der Gemeinde Marxzell

Da auf Landkreisebene keine aktuellen Vergleichsdaten zur Verfügung stehen, muss hier auf einen älteren Wert zurückgegriffen werden. Im Landkreis Karlsruhe waren 2006 im Schnitt 582 PKW pro 1000 Einwohner gemeldet, im Vergleich hierzu waren es in Marxzell 583. 8 Der Wert für Marxzell entspricht somit recht genau dem Landkreisschnitt. Tendenziell sind in ländlichen Gebieten die Zahlen höher, während sie in Städten niedriger liegen. Dies wird in Verbindung gebracht mit dem dichteren Angebot an Arbeits- und Ausbildungsplätzen und Einkaufsmöglichkeiten, sowie guter Anbindung an den ÖPNV. Der im Vergleich niedrige Wert für Marxzell könnte somit für eine relativ gute Lage in diesen Punkten sprechen.

Die gute Anbindung lässt die Frage entstehen, ob dies mit Verkehrslärm einhergeht. Auf die Frage, wo die Einwohner von Verkehrslärm belästigt werden, wurden jedoch lediglich die Hauptverkehrswege, die Pforzheimer Straße und die Karlsruher Straße, sowie die L564/ Albtalstraße, häufiger genannt. Eine gewisse Belastung dort wird jedoch schwerlich auszuschließen sein. Die Mehrheit der Befragten gab keine Lärmbelästigung an.

http://www.statistik.baden-wuerttemberg.de/SRDB/Tabelle.asp?H=11&U=03&T=77005006&E=G A&A=Straubenhardt&R=GE236072 (abgerufen am 19.04.2013) 8 http://www.statistik.baden-wuerttemberg.de/SRDB/Tabelle.asp?H=11&U=03&T=77005006&E= GA&A=M&R=GE215047 (abgerufen am 24.04.2013) http://www.landkreis-karlsruhe.de/media/custom/1076_1071_1.PDF?1198147805 (abgerufen am 22.04.2013)

46 Beleuchtung kommunaler Handlungsfelder - künftige Herausforderungen der Gemeinde Marxzell

Wo werden Sie von Verkehrslärm belästigt?

18 16 14 12 10 8 6

Anzahl Nennungen Anzahl 4 2 0 Pforzheimer Str. KA´er Str. Albtalstr. Am Dobelblick Sonstige

Eine nennenswerte Problematik im Gebiet der Verkehrslärmbelästigung stellen Motorradfahrer auf der Albtalstraße dar. Lösungen hierfür könnten Hinweisschilder, gezielte Kontrollen an Wochenenden oder sog. Lärmtafeln (entsprechend den Geschwindigkeitsanzeigetafeln: „Sie fahren... km/h“) sein.

4. Öffentlicher Personennahverkehr Konträr zur eher positiven Einschätzung des Straßennetzes ist die generelle Zufriedenheit mit dem ÖPNV eher schlecht. Im Schnitt wurde die Zufriedenheit mit der Schulnote 3,88 bewertet. Nur je 14 Befragte vergaben eine Eins bzw. Zwei. 52 vergaben immerhin noch eine Drei, 61 eine Vier und die restlichen 67 Personen bescheinigten eine ungenügende Leistung.

47 Beleuchtung kommunaler Handlungsfelder - künftige Herausforderungen der Gemeinde Marxzell

Wie zufrieden sind Sie mit dem ÖPNV?

70

60

50

40

30

20

10

0 1 2 3 4 5 6

Note (1 = sehr zufrieden 6 = gar nicht zufrieden)

Noch schlechter ist die Zufriedenheit mit der Taktung, diese liegt bei 4,16. Die Zuverlässigkeit der Verbindungen schneidet mit der Note 3,02 im Bereich ÖPNV am Besten ab.

Abschließend wurden die Bürger nach ihren Wünschen befragt. Es wurden sehr oft Verbindungen am Wochenende und in den späten Abend- und Nachtstunden als Wünsche geäußert. Auch eine höhere Taktung, sowie eine Anbindung an Pforzheim bzw. den Enzkreis wurden mehrfach vorgebracht. Dass diese Wünsche gerade von Seiten der Gemeinde wahrscheinlich schwer umzusetzen sein werden ist verständlich. Eventuell können Gespräche mit der AVG Möglichkeiten und Grenzen, etwa für die Einrichtung eines Ruftaxis, aufzeigen.

48 Beleuchtung kommunaler Handlungsfelder - künftige Herausforderungen der Gemeinde Marxzell

Was sind Ihre Wünsche im Bereich ÖPNV?

Sonstige

bessere Verbindung nach Straubenhardt

Abstimmung Bus-Bahnen

(Bus-)Anbindung Ittersbach

Anbindung Pforzheim

höhere Taktung

Busfahrten Abend/Nacht

Busfahrten am Wochenende

0 10 20 30 40 50 60 70

5. Sicherheit und Ordnung Ein weiteres wichtiges Handlungsfeld, welches in Teilen mit dem Handlungsfeld Verkehr und ÖPNV zusammenhängt, stellen Sicherheit und Ordnung dar. Ein geordnetes und vernünftiges Miteinander in der Gemeinde ist essentiell für Lebensqualität und vor allem für Familien mit Kindern.

6. Sicherheitsempfinden der Bürger Generell fühlen sich die Bürger in Marxzell sehr sicher. 96,9% antworteten auf die Frage, ob sie sich in Marxzell sicher fühlen mit einem Ja und nur 7,5% haben Angst, in Marxzell Opfer einer Straftat zu werden.

49 Beleuchtung kommunaler Handlungsfelder - künftige Herausforderungen der Gemeinde Marxzell

Fühlen Sie sich in Marxzell sicher? Haben Sie Angst, in Marxzell

Opfer einer Straftat zu werden?

Ja Ja Nein Nein

Marxzell ist somit im Bereich Sicherheit sehr gut aufgestellt, somit scheint in diesem Feld nur wenig Handlungsbedarf zu bestehen. Es wurden trotzdem erfragt, ob es Orte in Marxzell gibt, die als unsicher wahrgenommen werden. Für 14% der Befragten ist dies der Fall, die restlichen 86% gaben an, dass sie keine Orte als unsicher wahrnehmen. Als unsicher wahrgenommen wurde vor allem der Bahnhof Marxzell in den Abend- und Nachtstunden, sowie die Fußwege vom Bahnhof in die verschiedenen Ortsteile. Auch hier bezogen sich die Angaben vorwiegend auf die Abend- und Nachtstunden.

Gibt es Orte in Marxzell, die Sie als unsicher wahrnehmen?

Wenn ja welche?

10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0 Fußwege Sonstige Bahnhof Marxzell Wohnhaus(Einbruch, Diebstahl)

50 Beleuchtung kommunaler Handlungsfelder - künftige Herausforderungen der Gemeinde Marxzell

In der Umfrage wurde für den Bahnhof in Marxzell die Installation einer Notrufsäule vorgeschlagen. Ebenso könnten zum Beispiel Überwachungskameras am Bahnhofsgelände für ein erhöhtes Sicherheitsempfinden sorgen.

7. Sicherheit und Ordnung im Straßenverkehr In Marxzell ereigneten sich im Jahr 2012 28 Straßenverkehrsunfälle (3-Jahresschnitt: 27,33). Hiervon entstanden 75% (21 Unfälle) außerorts. Diese Anzahl ist im Vergleich mit einigen Gemeinden der näheren Umgebung im unteren Bereich. 9 Auch wurde nach Gefahrenstellen im Straßenverkehr gefragt. Es wurden vor allem die Kreuzung Pforzheimer Straße mit der Karlsruher Straße und Kreuzstraße, sowie der Bereich um das Hotel und Restaurant "Marxzeller Mühle" genannt.

9 http://www.statistik.baden-wuerttemberg.de/SRDB/Tabelle.asp?H=11&U=04&T=10025116&E= GA&A=M&R=GE215047 (abgerufen am 20.04.2013) http://www.statistik.baden-wuerttemberg.de/SRDB/home.asp?H=11&U=04&T=10025116&E=GA &A=M&R=GE215047 (abgerufen am 20.04.2013)

51 Beleuchtung kommunaler Handlungsfelder - künftige Herausforderungen der Gemeinde Marxzell

Wo sehen Sie Gefahrenstellen im Straßenverkehr?

Sonstige

Mühlweg

Einfahrt Gewerbegebiet Schwarzenbusch

PF Str./KA Str./ Kreuzstr.

Marxzeller Mühle

0 10 20 30 40 50 60

Eine Möglichkeit zur Beseitigung solcher, zumindest gefühlter, Gefahrenstellen bieten bauliche Maßnahmen. So wird es bei der Einfahrt in das Gewerbegebiet Schwarzenbusch eine Kreisverkehrlösung geben. Die Umsetzung ist nach Aussage der Verwaltung für 2013 geplant. Auch im Bereich der Gefahrenstelle an der "Marxzeller Mühle" gibt es Überlegungen nachdem eine Verkehrsschau stattgefunden hat. Für den Bereich um die Marxzeller Mühle wurde außerdem ein Rückschnitt des Pflanzenbewuchs vorgeschlagen.

Schließlich wurde die Zufriedenheit mit der Verfolgung von Verkehrsordnungswidrigkeiten, wie überhöhter Geschwindigkeit oder Falschparken erhoben. Mit einer Einschätzung, dass dem ausreichend nachgegangen wird von 44,5% der Bevölkerung gruppiert sich dies im mittleren Bereich ein.

52 Beleuchtung kommunaler Handlungsfelder - künftige Herausforderungen der Gemeinde Marxzell

IV. Gewerbe

1. Einleitung Der demografische Wandel stellt besonders die Kommunen in Deutschland vor immer größere Herausforderungen. Bedingt durch eine extrem niedrige Geburtenrate, ist Deutschland stärker von den Folgen des demografischen Wandels betroffen als die meisten entwickelten Industrieländer. Angaben des Statistischen Bundesamts zufolge liegt die Geburtenrate in Deutschland um ein Drittel unter der Rate, die zur Erhaltung der Bevölkerungszahl notwenig wäre. Folglich wird bis zum Jahr 2060 mit einem Bevölkerungsrückgang von momentan 81,73 Millionen auf 64,7 Millionen Menschen gerechnet. 10

Besonders kleinere Gemeinden müssen um ihre Existenz fürchten. Sie haben überdies mit dem Problem der zunehmenden Abwanderung junger Menschen aus dem ländlichen Raum zu kämpfen. Die Menschen zieht es dorthin, wo es Arbeit gibt. Kleinere Gemeinden bieten hingegen oft nicht genügend Arbeitsplätze. Um dem entgegen wirken zu können, muss verstärkt in den Erhalt und die Ansiedlung neuer Gewerbebetriebe investiert werden. Diese schaffen und erhalten einerseits wichtige Arbeitsplätze, andererseits spielen sie im Bereich der Gewerbesteuer eine tragende Rolle für die Gemeinden. Das Land stellt den Kommunen immer weniger finanzielle Mittel zur Verfügung, gleichzeitig sehen sich diese aber mit stetig wachsenden Erwartungen der Bürger konfrontiert.

10 https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/Bevoelkerung/Vorausberechnung Bevoelkerung/BevoelkerungDeutschland2060Presse5124204099004.pdf?__blob=publicationFile (abgerufen am 19. April 2013)

53 Beleuchtung kommunaler Handlungsfelder - künftige Herausforderungen der Gemeinde Marxzell

Um all diese Herausforderungen erfolgreich bewältigen zu können, müssen bereits jetzt kommunale Handlungsstrategien entwickelt werden. Zu diesem Zweck wurde das Projekt „Beleuchtung kommunaler Handlungsfelder – künftige Herausforderungen der Gemeinde Marxzell“ von der Verwaltung und dem Gemeinderat Marxzell ins Leben gerufen. Gemeinsam mit Studierenden der Hochschule für öffentliche Verwaltung in Kehl wurde mit Hilfe einer Soll-Ist-Analyse festgestellt, wo genau Handlungsbedarf besteht und wo eher nicht. Vorhandene Stärken sollen somit weiter ausgebaut, vorhandene Schwächen abgebaut werden.

Diese Ausarbeitung beschäftigt sich insbesondere mit den gesammelten Ergebnissen des Handlungsfelds Gewerbe.

2. Statistische Auswertung In diesem Teil soll die Gemeinde Marxzell zunächst anhand verschiedener Statistiken mit der Nachbargemeinde Karlsbad, dem Landkreis Karlsruhe sowie dem Land Baden-Württemberg verglichen werden.

54 Beleuchtung kommunaler Handlungsfelder - künftige Herausforderungen der Gemeinde Marxzell

a) Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte

Land Landkreis Jahr 2011 11 Marxzell Karlsbad Baden-Württemb Karlsruhe erg

Einwohnerzahl 5.337 15.741 432.547 10.768.624

Sozialversicherungs- pflichtige Beschäftigte im 605 6.431 132.278 3.983.847 Arbeitsort davon Einpendler 12 408 4.577 49.993 335.658

Sozialversicherungs- pflichtige Beschäftigte 1.851 5.984 159.862 3.852.217 am Wohnort davon Auspendler 13 1.654 4.130 77.577 204.028

Arbeitslose 74 14 248 15 7.454 16 226.859 17

Im Jahr 2011 zählte die Gemeinde Marxzell 5.337 Einwohner. Etwas mehr als ein Drittel davon befand sich zu dieser Zeit in einem sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnis. Auch in der Nachbargemeinde Karlsbad, dem Landkreis Karlsruhe und dem Land Baden-Württemberg waren etwas mehr als ein Drittel der Einwohner

11 http://www.statistik.baden-wuerttemberg.de/veroeffentl/Statistische_Berichte/3153_11001.pdf (abgerufen am 08. Februar 2013) 12 Beschäftigte, die nicht am Arbeitsort wohnen oder nicht gemeldet sind 13 Beschäftigte, die nicht am Wohnort arbeiten 14 http://www.statistik.baden-wuerttemberg.de/SRDB/Tabelle.asp?H=ArbeitsmErwerb&U=01&T= 03035013&E=GE&K=215&R=GE215047 (abgerufen am 08. Februar 2013) 15 http://www.statistik.baden-wuerttemberg.de/SRDB/Tabelle.asp?H=ArbeitsmErwerb&U=01&T= 03035013&E=GE&K=215&R=GE215096 (abgerufen am 08. Februar 2013) 16 http://www.statistik.baden-wuerttemberg.de/SRDB/Tabelle.asp?H=ArbeitsmErwerb&U=01&T= 03033015&E=GE&K=215&R=GE215047 (abgerufen am 08. Februar 2013) 17 http://www.statistik.baden-wuerttemberg.de/SRDB/Tabelle.asp?H=ArbeitsmErwerb&U=01&T= 03033015&E=LA&R=LA (abgerufen am 08. Februar 2013)

55 Beleuchtung kommunaler Handlungsfelder - künftige Herausforderungen der Gemeinde Marxzell

sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Auffallend ist die geringe Arbeitslosenquote in Marxzell. Auf 5.337 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte kamen im Jahr 2011 gerade einmal 74 Arbeitslose, damit liegt Marxzell deutlich unter dem Landesschnitt.

Betrachtet man aber die Anzahl der Arbeitsplätze im Ort, so fällt auf, dass es in Marxzell eher wenige Arbeitsplätze gibt. Im Jahr 2011 kam in Marxzell nur auf jeden dritten sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmer eine Stelle. Es ist somit auch nicht weiter verwunderlich, dass gerade einmal 10% der in Marxzell Beschäftigten auch dort wohnhaft sind. Die restlichen 90% arbeiten außerhalb von Marxzell und pendeln zu ihrer Arbeitsstätte. In der Nachbargemeinde Karlsbad hingegen kam 2011 auf jeden Arbeitnehmer mehr als eine Stelle. Trotzdem stammen auch hier nur etwas mehr als 30% der Beschäftigten aus dem Ort. Immerhin fast 70% pendeln ebenfalls an ihren Arbeitsort. Auch der Landesvergleich verdeutlicht noch einmal, dass es 2011 in Baden-Württemberg insgesamt mehr Arbeitsplätze als sozialversicherungspflichtige Beschäftigte gab. Lediglich der Landkreis Karlsruhe schneidet hier ebenfalls etwas schlechter ab.

56 Beleuchtung kommunaler Handlungsfelder - künftige Herausforderungen der Gemeinde Marxzell

b) Gewerbesteuer

Land Landkreis Jahr 2011 18 Marxzell Karlsbad Baden-Württembe Karlsruhe rg

Einwohnerzahl 5.337 15.741 432.547 10.768.624

Gesamtgewerbe- 553.925 4.871.743 170.599.863 6.063.892.527 steuereinnahmen

Gewerbesteuer- 114.043 1.010.721 34.378.489 1.169.933.743 umlage

Gewerbesteuer- einnahmen (netto) 82,42 245,28 314,93 454,46 pro Einwohner

Hebesatz 360 % 330 % 347 % 363 %

Für die meisten Gemeinden ist die Gewerbesteuer wohl die bedeutendste Gemeindesteuer. Im Jahr 2011 betrug der Anteil der Gewerbesteuer an den gesamten Steuereinnahmen der Gemeinden in Baden-Württemberg rund 43% 19 . Der Gemeinde Marxzell standen nach Abzug der Gewerbesteuerumlage 2011 Gewerbesteuereinnahmen (netto) in Höhe von 439.883€ zur freien Verfügung. Die Nachbargemeinde Karlsbad hatte mit 3.861.022€ mehr als achtmal so hohe Gewerbesteuereinnahmen (netto). Subtrahiert man von den Gesamtgewerbesteuereinnahmen die Gewerbesteuerumlage und dividiert die Summe dann durch die Anzahl der Einwohner, erhält man die Gewerbesteuereinnahmen (netto) pro Einwohner. In Marxzell kamen im Jahr 2011 auf jeden Einwohner Gewerbesteuereinnahmen (netto) in Höhe von 82,42€. Die Gewerbesteuereinnahmen (netto) pro Einwohner in Karlsbad waren zu dieser Zeit fast dreimal so hoch. Auch Karlsbad

18 http://statistik.baden-wuerttemberg.de/Veroeffentl/Statistische_Berichte/3926_11001.pdf#search= gewerbesteuer (abgerufen am 12. März 2013) 19 http://www.statistik.baden-wuerttemberg.de/FinSteuern/Indikatoren/FI_Gewerbesteuereinnahmen. asp (abgerufen am 12. März 2013)

57 Beleuchtung kommunaler Handlungsfelder - künftige Herausforderungen der Gemeinde Marxzell

lag damit pro Einwohner immer noch unter der durchschnittlichen Gewerbesteuereinnahme (netto) pro Person im Landkreis Karlsruhe. Im Landesvergleich schneidet Marxzell besonders schlecht ab. Im Land Baden-Württemberg waren die Gewerbesteuereinnahmen (netto) pro Person im Jahr 2011 fünfeinhalb Mal so hoch wie in Marxzell. Dies lässt auf eine äußerst geringe Wirtschaftskraft der Gemeinde schließen.

Der Erlass von Hebesätzen ermöglicht es den Gemeinden selbst zu bestimmen, zu welchem Hundertsatz sie die Steuern erheben wollen. In finanziell eher schwierigen Zeiten können erwartete Einnahmeausfälle so über eine Anhebung der Steuersätze ausgeglichen werden. Die Gemeinde Marxzell hat ihre Gewerbesteuerhebesätze im Jahr 2011 von ehemals 340 von Hundert auf 360 von Hundert angehoben. Der Hebesatz in der Nachbargemeinde Karlsbad liegt nach wie vor bei 330 von Hundert und damit 30 Prozentpunkte unter dem Hebesatz von Marxzell. Der bisherige Hebesatz von Marxzell entsprach ungefähr dem durchschnittlichen Hebsatz im gesamten Landkreis Karlsruhe. Nach der Anhebung im Jahr 2011 liegt er nun etwas über dem Durchschnitt. Der Vergleich zu den Landesdurchschnittshebesätzen zeigt aber, dass die Hebesätze in Marxzell dennoch dem Landesschnitt entsprechen.

c) Gemeindeanteil an der Einkommensteuer

Land Landkreis Jahr 2011 20 Marxzell Karlsbad Baden-Württembe Karlsruhe rg

Einkommenssteuer 2.157.951 7.399.716 177.609.688 4.229.617.814

Einkommenssteuer 404,34 470,09 410,61 392,77 pro Einwohner

20 http://statistik.baden-wuerttemberg.de/Veroeffentl/Statistische_Berichte/3926_11001.pdf#search= gewerbesteuer (abgerufen am 22. März 2013)

58 Beleuchtung kommunaler Handlungsfelder - künftige Herausforderungen der Gemeinde Marxzell

Neben der Gewerbesteuer trägt auch der Anteil aus dem Einkommensteuerauf- kommen erheblich zur Finanzierung der Gemeinden bei. Die Einnahmen aus der Einkommensteuer stehen dem Bund, den Ländern und den Gemeinden anteilig zu. Die Gemeinden erhalten 15% des Aufkommens aus der Einkommensteuer, die restlichen 85% teilen sich der Bund und die Länder zur Hälfte 21 . Im Jahr 2011 erhielt die Gemeinde Marxzell einen Einkommensteueranteil in Höhe von 2.157.951€. Das entspricht einer Einkommensteuer von 404,34€ pro Einwohner. Damit ist die Einkommensteuer pro Einwohner in Marxzell fast genauso hoch wie der Landkreisschnitt. Im direkten Vergleich mit der Nachbargemeinde Karlsbad schneidet Marxzell zwar etwas schlechter ab, im Landesvergleich liegt die Gemeinde allerdings wieder über dem Durchschnitt. Es dürfte somit ein monetärer Wohlstand vorherrschen. Um dies zu bestätigen sollte allerdings noch die ungebundene Kaufkraft verglichen werden.

d) Kaufkraft

Auch das Einkommen der privaten Haushalte lässt Aussagen über die finanzielle Lage der Bevölkerung zu. Doch nicht das gesamte Einkommen steht den Menschen auch frei zur Verfügung. Man unterscheidet deshalb in gebundene Ausgaben und die ungebundene Kaufkraft. Gebundene Ausgaben sind in erster Linie die Steuern und Sozialleistungen, aber auch Transferzahlungen und Beiträge zu Versicherungen sowie alle Ausgaben, die für das Wohnen und die Vermögensbildung benötigt werden. Zieht man von den Gesamteinnahmen die gebundenen Ausgaben ab, so erhält man die ungebundene Kaufkraft. Diese kann zu Konsumzwecken ausgegeben werden.

21 http://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Standardartikel/Themen/Oeffentliche_ Finanzen/Foederale_Finanzbeziehungen/Kommunalfinanzen/der-gemeindeanteil-an-der-einkommenste uer-in-der-gemeindefinanzreform-anlage1.pdf?__blob=publicationFile&v=6 (abgerufen am 22. März 2013)

59 Beleuchtung kommunaler Handlungsfelder - künftige Herausforderungen der Gemeinde Marxzell

Land Landkreis Jahr 2009 Marxzell 22 Karlsbad 23 Baden-Württember Karlsruhe 24 g25

Einwohnerzahl 5.337 15.741 432.547 10.768.624

Gesamteinnahmen 152 504 11.648 290.920 (in Millionen)

je Einwohner 28.220 31.900 26.988 27.075

gebundene Ausgaben 65 206. 5.018. 125.770 (in Millionen)

je Einwohner 12.145 13.036 11.627 11.705

ungebundene Kaufkraft (in 87 298 6.630 165.150 Millionen)

je Einwohner 16.075 18.864 15.361 15.370

Im Jahr 2009 hatte jeder Marxzeller durchschnittlich 16.075€ zu Konsumzwecken zur freien Verfügung. Marxzell liegt damit sowohl über dem Landkreis- wie auch Landesschnitt. Lediglich in der Nachbargemeinde Karlsbad ist die ungebundene Kaufkraft etwas höher. Dies ist ein weiteres Indiz für einen vorherrschenden Wohlstand.

3. Auswertung des Gewerbefragebogens In diesem Teil sollen nun die Ergebnisse der Gewerbebefragung ausgewertet werden. Um ein möglichst repräsentatives Ergebnis zu erhalten und alle

22 http://www.statistik.baden-wuerttemberg.de/SRDB/Tabelle.asp?H=VolkswPreise&U=02&T=17027 051&E=GE&K=215&R=GE215047 (abgerufen am 23. Februar 2013) 23 http://www.statistik.baden-wuerttemberg.de/SRDB/Tabelle.asp?H=VolkswPreise&U=02&T=17027 051&E=GE&K=215&R=GE215096 (abgerufen am 23. Februar 2013) 24 http://www.statistik.baden-wuerttemberg.de/SRDB/Tabelle.asp?H=VolkswPreise&U=02&T=17027 051&E=KR&R=KR215 (abgerufen am 23. Februar 2013) 25 http://www.statistik.baden-wuerttemberg.de/SRDB/Tabelle.asp?H=VolkswPreise&U=02&T=17027 051&E=LA&R=LA (abgerufen am 23. Februar 2013)

60 Beleuchtung kommunaler Handlungsfelder - künftige Herausforderungen der Gemeinde Marxzell

Gewerbearten zu erfassen, wurden die 41 verteilten Fragebögen an Gewerbebetriebe unterschiedlichster Art verteilt. Von Bäckereien, über Handwerksbetriebe bis hin zu größeren Gewerbebetrieben war alles vertreten. Von den 41 ausgegebenen Fragebögen wurden 21 ausgefüllt zurückgegeben. Das entspricht einem durchaus zufriedenstellenden Rücklauf von 51%.

a) Standortwahl Zu Beginn wurden die Unternehmen nach dem Hauptgrund für ihre Standortwahl gefragt. Fast die Hälfte der befragten Unternehmen hat Marxzell als Unternehmensstandort gewählt, weil es gleichzeitig auch der Wohnort ist. Für etwas weniger als ein Viertel war der ausschlagende Grund zusätzlich die Übernahme eines bestehenden Gewerbes. Lediglich zwei bereits bestehende Betriebe wurden von Ortsfremden übernommen.

b) Standortfaktoren Anschließend sollten die Unternehmen auf einer Intervallskala von 1 wie sehr wichtig bis 6 wie überhaupt nicht wichtig bewerten, wie wichtig ihnen gewisse Standortfaktoren sind. In einem weiteren Schritt sollten sie dann auf derselben Intervallskala, aber diesmal von 1 wie sehr zufrieden bis 6 wie überhaupt nicht zufrieden, angeben, wie zufrieden sie mit diesen in Marxzell sind. Mit Hilfe dieser beiden Größen kann nun eine Soll-Ist-Analyse durchgeführt werden. Die Erreichbarkeit des Unternehmens erachten zwar nahezu alle als (sehr) wichtig, dennoch sind lediglich 55% der Befragten auch (sehr) zufrieden damit. Fünf der Befragten sind mit der momentanen Situation schon nicht mehr zufrieden. Leider ist aus den Fragebögen nicht ersichtlich, um welche fünf Betriebe es sich handelt, somit ist es schwierig konkrete Verbesserungsvorschläge zu machen.

61 Beleuchtung kommunaler Handlungsfelder - künftige Herausforderungen der Gemeinde Marxzell

Für etwas weniger als die Hälfte der befragten Unternehmen ist die regionale Verkehrsanbindung sehr wichtig, gleichwohl ist keiner der Befragten auch sehr zufrieden damit. Lediglich drei der Befragten betrachten sie als eher nicht so wichtig bis vollkommen unwichtig. Für den Rest liegt sie immer noch im Bereich wichtig. Immerhin fast zwei Drittel der Unternehmen sind auch mehr oder weniger zufrieden mit der regionalen Verkehrsanbindung. Insgesamt wünschen sich aber mehr als 80% der befragten Unternehmen eine bessere regionale Verkehrsanbindung, daher sollten Maßnahmen in diesem Bereich auch zuerst in Angriff genommen werden. Obgleich die Unternehmen angeben, mit der überregionalen Verkehrsanbindung nicht sonderlich zufrieden zu sein, scheint sie für sie auch nicht von allzu großer Bedeutung zu sein. Daher sollte in erster Linie die regionale Verkehrsanbindung verbessert werden. Die Nähe zu Absatzmärkten ist für etwas mehr als drei Vierteln der Unternehmen wichtig, allerdings sind auch genauso viele zufrieden damit. Somit bedarf es in diesem Bereich momentan keiner Veränderung. Die Hälfte der Befragten betrachtet die Nähe zu Zulieferern zwar als (sehr) wichtig, dennoch ist nur einer der Befragten auch wirklich zufrieden damit. Etwas mehr als einem Drittel ist die Nähe zu Zulieferern zwar nicht ganz so wichtig, aber immer noch wichtig. Insgesamt fällt die Nähe zu Zulieferern damit für 85% der Befragten in den Bereich wichtig. Es sind aber nur 66% davon auch mit der momentanen Situation (gerade noch so) zufrieden. Die Ansiedlung von Zulieferbetrieben wäre zwar wünschenswert, steht in der Rangliste der Handlungsempfehlungen aber nur an vorletzter Stelle. Für die Hälfte der Unternehmen sind Kooperationsmöglichkeiten mit anderen Unternehmen (sehr) wichtig, es sind jedoch nur etwas mehr als ein Viertel auch (sehr) zufrieden damit. Ein Viertel der Befragten betrachtet Kooperationsmöglichkeiten zwar als nicht ganz so wichtig, aber immer noch

62 Beleuchtung kommunaler Handlungsfelder - künftige Herausforderungen der Gemeinde Marxzell

wichtig. Insgesamt fällt es damit für drei Viertel in den Bereich wichtig. Etwas mehr sind auch gerade noch so zufrieden mit dem derzeitigen Zustand. Eine verbesserte Kooperation zwischen den Unternehmen ist zwar erstrebenswert, allerdings sollte die Gemeinde dieses Handlungsfeld zuletzt in Angriff nehmen. Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen betrachtet die Höhe der Gewerbe- und Grundsteuer als sehr wichtig. Drei Betriebe geben an, mit der momentanen Höhe (sehr) zufrieden zu sein. Die Mehrheit, acht Unternehmen, sind gerade noch so zufrieden. Die restlichen wähnen sich im Bereich eher unzufrieden bis überhaupt nicht zufrieden. Insgesamt wird die Höhe der Grund- und Gewerbesteuer also von der Mehrheit der Unternehmen akzeptiert. Dies bedeutet, dass einerseits zwar keine Steuersenkung von Nöten ist, es andererseits aber auch zu keiner erneuten Anhebung der Steuern kommen darf, da die Mehrheit sonst ebenfalls in den Bereich unzufrieden abrutscht. Für mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen ist die Höhe der kommunalen Abgaben und Gebühren sehr wichtig. Etwas weniger als ein Drittel beurteilt sie als wichtig. Für beinahe die Hälfte der Befragten ist die momentane Höhe gerade noch so zufriedenstellend. Lediglich ein Unternehmen gibt an, sehr zufrieden zu sein. Auch hier wird die Höhe der kommunalen Abgaben und Gebühren wieder von der Mehrheit akzeptiert. Wie auch schon bei der Höhe der Gewerbe- und Grundsteuern darf sich der momentane Zustand auch hier nicht weiter verschlechtern. Ansonsten würde die knapp die Hälfte der Befragten in den Bereich „unzufrieden“ fallen. Bei den Grundstückspreisen liegt ein beinahe identisches Bild vor. Auch hier darf es zu keiner Verschlechterung kommen. Die Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte 26 betrachtet immerhin ein Viertel der Unternehmen als sehr wichtig, es ist allerdings nur ein einziger Betrieb auch sehr zufrieden damit. Für sieben ist die Verfügbarkeit qualifizierter

26 Arbeitnehmer mit abgeschlossener Berufsausbildung

63 Beleuchtung kommunaler Handlungsfelder - künftige Herausforderungen der Gemeinde Marxzell

Arbeitsplätze wichtig, auch hier ist nur ein einziges Unternehmen zufrieden. Für sechs Betriebe ist es zwar nicht ganz so wichtig, aber immer noch wichtig. Bis auf zwei Unternehmen finden sich folglich alle im Bereich wichtig wieder. Insgesamt ist die Mehrheit der Befragten mit der Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte gerade noch so zufrieden. Lediglich zwei Unternehmen beschreiben sich selbst als überhaupt nicht zufrieden, was wohl daran liegen muss, dass diese beiden Unternehmen keine Arbeitskräfte finden. Die Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte könnte durchaus verbessert werden. In der Rangliste der Handlungsempfehlungen schafft sie es allerdings nur auf Platz 5. Etwas mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen betrachtet die Verfügbarkeit hochqualifizierter Arbeitskräfte 27 als eher unwichtig bis überhaupt nicht wichtig. Es ist allerdings auch nur die Hälfte mit deren Verfügbarkeit gerade noch so zufrieden. Aufgrund der Tatsache, dass beinahe ein Drittel der Betriebe nicht auf hochqualifizierte Arbeitskräfte angewiesen ist, bedarf es hier keiner Veränderung. Für drei Viertel der befragten Unternehmen sind die Verfügbarkeit neuer Gewerbeflächen wichtig. Ebenso viele sind mit der momentanen Situation in diesem Bereich auch zufrieden. In diesem Bereich ist derzeit keine Veränderung notwendig. Drei Viertel der Unternehmen beurteilt die Dauer von Baugenehmigungsverfahren als (sehr) wichtig. Immerhin 40% der Befragten sind mit der momentanen Situation aber eher unzufrieden. Etwas weniger als die Hälfte ist gerade noch so zufrieden. Die Beschleunigung der Baugenehmigungsverfahren steht in der Rangliste der Handlungsempfehlungen an vierter Stelle Die Unternehmensfreundlichkeit ist zwar für nahezu alle Befragten (sehr)

27 Arbeitnehmer mit abgeschlossenem Hochschulstudium

64 Beleuchtung kommunaler Handlungsfelder - künftige Herausforderungen der Gemeinde Marxzell

wichtig, dennoch ist fast ein Drittel der Betriebe in dem Bereich eher unzufrieden bis überhaupt nicht zufrieden. Etwas weniger als die Hälfte ist gerade noch so zufrieden. Die Gemeinde sollte es sich zum Ziel machen, eine zunehmende Zufriedenheit in diesem Bereich zu erreichen. Für mehr als drei Viertel der befragten Unternehmen fällt die Gewährung von Fördermitteln in den Bereich wichtig. Mehr als die Hälfte der Befragten ist jedoch eher unzufrieden bis überhaupt nicht zufrieden mit der momentanen Gewährung von Fördermitteln. Der Unterschied zwischen Realität und Wunschvorstellung ist hier am größten. In der Rangliste steht die Gewährung von Fördermitteln daher auch auf Platz 2.

c) Betriebliche Entwicklung Die nächste Frage beschäftigte sich sodann mit dem Schwerpunkt der betrieblichen Entwicklung. Dieser liegt für 81% und damit die absolute Mehrheit, in der Kundenbindung. Etwas weniger als drei Viertel sehen in gleichzeitig in der Neukundengewinnung. Beinahe die Hälfte hat sich auch die Umsatzsteigerung als Ziel gesetzt. Für immerhin 43% ist die Sicherung der Arbeitsplätze wichtig. Neun der Unternehmen wollen zusätzlich in die Qualifikation ihrer Mitarbeiter investieren, acht ihren Kernbestand sichern. Nur zwei Unternehmen streben eine Expansion an.

d) Standortveränderungen In der letzten geschlossenen Frage wurden die Unternehmen abschließend gefragt, ob sie Veränderungen bezüglich ihres Standorts planen. Bei etwas weniger als drei Vierteln ist das nicht der Fall. Die Firma -Humus GmbH plant zwar einerseits eine Unternehmensvergrößerung mit weiteren Standorten, andererseits möchte sie ihr Unternehmen aus Marxzell verlagern. Ein möglicher

65 Beleuchtung kommunaler Handlungsfelder - künftige Herausforderungen der Gemeinde Marxzell

Grund hierfür könnte beispielsweise die von der Forst-Humus GmbH als sehr schlecht empfundene Verkehrsanbindung sein. Auch die Firma MKE - Elektroanlagen Kunz plant eine Unternehmensverlagerung. Eine mögliche Erklärung hierfür könnte sein, dass die Firma in Marxzell keine oder kaum hochqualifizierte Arbeitskräfte findet, diese aber dringend benötigt. Auch betrachtet sie die Zusammenarbeit mit der Kommune als eher schlecht. Ferner plant die Firma Ruder Metalldesign ihr Unternehmen zu verlagern. Laut Angaben der Firma war Marxzell als Gewerbestandort nur eine Notlösung war, dies dürfte die geplante Unternehmensverlagerung erklären.

e) Offene Fragen In einer offenen Fragen wurden die Unternehmen gebeten, kurz zu erläutern, was ihnen am Standort Marxzell besonders gefällt und was nicht. Als positiv stufen nahezu alle Befragten die Lage ein. Hier kann die Gemeinde zum einen durch ihre zentrale Lage zwischen den beiden Oberzentren Pforzheim und Karlsruhe überzeugen, zum anderen durch eine nichtsdestotrotz ruhige Lage. Als negativ wird die schlechte öffentliche Verkehrsanbindung gesehen. Diese wird von fast allen bemängelt. Die Gemeinde sollte in Zusammenarbeit mit den Anbietern der öffentlichen Verkehrsmittel versuchen, eine Lösung für das Problem zu finden. Nähere Informationen zu diesem Thema sollte man in der Ausarbeitung „ÖPNV und Verkehr“ finden. Ein Unternehmen kritisiert zudem, dass es im Gewerbegebiet Schwarzenbusch nicht überall Gehwege gibt und Fußgänger deshalb teilweise auf der Straße laufen müssen. Allein schon aus Sicherheitsgründen sollte dieser Zustand schnellstmöglich geändert werden. Alle Unternehmen wünschen sich bei der Vergabe öffentlicher Aufträge mehr Unterstützung von Seiten der Gemeinde. Öffentliche Aufträge sollen nur noch an ortsansässige Gewerbebetriebe vergeben werden. Aufgrund der vergaberechtlichen Grundsätze, welche vorschreiben, dass alle Unternehmen

66 Beleuchtung kommunaler Handlungsfelder - künftige Herausforderungen der Gemeinde Marxzell

ohne Rücksicht auf ihren Sitz gleich zu behandeln sind und der Wettbewerb nicht auf regionale oder örtliche Bewerber beschränkt werden darf, ist dies jedoch nicht möglich. Im Normalfall wissen die Unternehmen das auch, sie können es nur nicht verstehen.

4. Handlungsempfehlungen In diesem Teil werden die vorhandenen Schwächen, geordnet nach ihrem Gewicht, noch einmal zusammenfassend aufgezählt. Darüber hinaus sollen Wege aufgezeigt werden, die es ermöglichen, die vorhandenen Schwächen abzubauen. a) Regionale Verkehrsanbindung 80% der befragten Unternehmen wünscht sich eine bessere regionale Verkehrsanbindung. Vor allem die Versorgung durch die öffentlichen Verkehrsbetriebe wird bemängelt. Auch für Unternehmen ist diese von enormer Bedeutung, denn nicht alle Arbeitnehmer besitzen ein eigenes Auto und können damit zur Arbeit fahren, viele sind auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen. Die Gemeinde sollte daher in erster Linie versuchen, eine bessere Taktung der Busse zu erreichen. Darüber hinaus könnten die Unternehmen gemeinsam einen Bus anmieten, der die Arbeitnehmer morgens vom Bahnhof abholt und in die Gewerbegebiete fährt und abends auch wieder zum Bahnhof zurückbringt. Nähere Informationen sowie Handlungsempfehlungen finden sich in der Ausarbeitung „ÖPNV und Verkehr“ wieder. b) Gewährung von Fördermittel Mehr als die Hälfte der Unternehmen in Marxzell ist mit der Gewährung von Fördermitteln nicht zufrieden. Sie sind der Meinung, dass es in diesem Bereich zu wenig Aktivität seitens der Gemeinde gibt und wünschen sich eine deutliche Verbesserung. Für die Gemeinde stellt die Gewährung von Fördermitteln zwar

67 Beleuchtung kommunaler Handlungsfelder - künftige Herausforderungen der Gemeinde Marxzell

primär eine finanzielle Belastung dar, bei erfolgreicher Förderung amortisieren sich die Kosten durch ein höheres Steueraufkommen und einen Beschäftigungszuwachs allerdings wieder. Darüber hinaus gewinnt der Standort an Attraktivität und wird auch für andere Unternehmen interessant. Insbesondere für neue Unternehmen wäre eine Förderung über günstig frei gegebenes Bauland oder reduzierte Steuersätze im ersten Jahr denkbar. An bestehende Unternehmen könnten vergünstigte Darlehen zu Investitionszwecken vergeben werden. In Krisenzeiten könnte man auch sie durch reduzierte Steuersätze entlasten. Des Weiteren sollten die Unternehmen über öffentliche Förderprogramme informiert werden. c) Unternehmensfreundlichkeit Die wenigsten Unternehmen sind mit der Unternehmensfreundlichkeit in Marxzell zufrieden, sie spielt aber für nahezu alle eine wichtige Rolle. Eine Verbesserung in diesem Bereich kann vergleichsweise einfach erzielt werden. In erster Linie sollte sichergestellt werden, dass sich die Unternehmen im Rathaus gut aufgehoben fühlen. Die Mitarbeiter sollten den Unternehmen bei der Erstellung von Anträgen unterstützend zur Seite stehen. Ebenso sollten sie auftretende Fragen kompetent und zügig beantworten, insbesondere Emailanfragen nach Möglichkeit noch am selben Arbeitstag. Auch telefonisch sollten die Mitarbeiter im Rathaus gut erreichbar sein. Wenn ein Unternehmen den zuständigen Ansprechpartner einmal nicht erreichen kann, sollte dieser das Unternehmen baldmöglichst zurückrufen. Genehmigungsverfahren sollten möglichst zeitnah und transparent bearbeitet werden. Ferner sollten Rechnungen von Unternehmen spätestens 15 Tagen nach Eingang bezahlt werden. d) Dauer von Baugenehmigungsverfahren Die Mehrheit der befragten Unternehmen empfindet die Bearbeitungsdauer von Baugenehmigungsanträgen als zu lang. Anfragen von Unternehmen

68 Beleuchtung kommunaler Handlungsfelder - künftige Herausforderungen der Gemeinde Marxzell

bezüglich Baugenehmigungen sollten bevorzugt geprüft werden. Insgesamt sollte das Baugenehmigungsverfahren damit auch nicht länger als sechs Wochen dauern. e) Verfügbarkeit qualifizierte Arbeitskräfte Die Mehrheit der Unternehmen ist mit der Verfügbarkeit qualifizierter Arbeits- kräfte nur noch gerade so zufrieden, sie ist aber für fast alle wichtig. Die Gemeinde kann in diesem Bereich nur wenig unternehmen. Eine Verbesserung der regionalen Verkehrsanbindung dürfte zwar auch in diesem Bereich von Vorteile sein, hauptsächlich liegt es aber an den Unternehmen, Mitarbeiter durch Anreize wie flexible Arbeitszeiten und Fortbildungsmöglichkeiten anzulocken. f) Nähe zu Zulieferern Insgesamt wünscht sich fast ein Fünftel der Unternehmen mehr Nähe zu den Zulieferern. Ausgewählte Zulieferbetriebe sollten von der Gemeinde gezielt angesprochen werden und mit Hilfe von vergünstigten Bauflächen, einem temporär reduzierten Steuersatz sowie anderen Vorzügen angelockt werden. g) Kooperationsmöglichkeiten Die Mehrheit der Unternehmen ist mit den vorhandenen Kooperationsmög- lichkeiten gerade noch so zufrieden. Eine bessere Zusammenarbeit ist von den Unternehmen zwar gewünscht, wird aber auch nicht als allzu notwendig angesehen. Möglich wäre beispielsweise die Einrichtung einer gemeinsamen Internetplattform zum gegenseitigen Informationsaustausch. Die Betriebe könnten sich über anstehende Großaufträge unterrichten und sich zur Erfüllung dieser Aufträge gegenseitig Mitarbeiter ausleihen. Ebenso könnte eine Sammelliste für Bestellungen geführt werden, sodass alle Unternehmen von einem höheren Mengenrabatt profitieren können.

Marxzell besitzt als Unternehmensstandort durchaus Potenzial, das beweist

69 Beleuchtung kommunaler Handlungsfelder - künftige Herausforderungen der Gemeinde Marxzell

auch die hohe Kaufkraft im Ort. Wenn es gelingt, diese sieben Handlungsempfehlungen umzusetzen, wird es sicherlich möglich sein, mehr Unternehmen nach Marxzell zu locken.

70 Beleuchtung kommunaler Handlungsfelder - künftige Herausforderungen der Gemeinde Marxzell

V. Kultur und Freizeit

1. Einleitung Der Bereich Freizeit und Kultur ist wichtig für die Erholung sowie für die Entspannung und gehört zum Leben dazu, denn der Mensch fühlt sich nur wohl, wenn er sich akzeptiert und integriert fühlt. Dies gelingt bei Vereinen und Festen, die die Dorfgemeinschaft und den Zusammenhalt zwischen den Einwohnerinnen und Einwohnern stärken 28 .

Deshalb entschlossen wir uns, dass der Bereich Freizeit und Kultur ein kommunales Handlungsfeld ist, dem durchaus Beachtung geschenkt werden muss, denn der Staat und damit auch die Kommunen sind in der Pflicht für ein gutes Freizeitleben zu sorgen, indem sie Vereine und ehrenamtliches Engagement fördern 29 .

2. Die Vereinslandschaft in Marxzell Die Gemeinde Marxzell im Landkreis Karlsruhe hat in einem Vereinsverzeichnis die Angebote der Gemeinde aufgelistet (Stand vom 22.04.2013 30 ). Darin sind allerdings nicht nur eingetragene Vereine aufgelistet, sondern alle Angebote, sodass ich mich in meiner Ausarbeitung auch nicht nur auf eingetragene Vereine beziehe, wenn ich von Vereinen spreche.

28 http://amor.cms.hu-berlin.de/~h0187dbr/pdf_pub/freizeit.pdf S. 6 2. Absatz Zeile 1-5 und S. 12 2. Absatz s. auch Ventil-, Erholungs-, Katharsis- und Kompensationsthese S. 23 Stand: 20.04.2013

29 http://amor.cms.hu-berlin.de/~h0187dbr/pdf_pub/freizeit.pdf S. 175 2. Absatz Zeile 1-9 Stand: 20.04.2013 30 http://www.marxzell.de/index.cfm?fuseaction=gemeindeleben&rubrik=vereine Stand: 22.04.2013

71 Beleuchtung kommunaler Handlungsfelder - künftige Herausforderungen der Gemeinde Marxzell

Dabei unterscheidet sie folgende Kategorien:

- Heimat/Tradition - Interessenvertretungen, Fördervereine - Kirchliche Angebote - Parteien - Tiere und Natur - Hobby und Freizeit - Musik und Gesang - Soziales - Sportvereine - Freiwillige Feuerwehr

Die Gemeinde Marxzell hat etwa 5.500 Einwohnerinnen und Einwohner (im Folgenden nur noch als Einwohner bezeichnet) und circa 50 Vereine 31 . Das bedeutet, dass auf 110 Einwohner ein Verein kommt.

Diese Zahlen habe ich mit jenen von Straubenhardt und Karlsbad verglichen. Straubenhardt hat etwa 10.850 Einwohner und circa 75 Vereine 32 . Das bedeutet, dass auf etwa 145 Einwohner ein Verein kommt. Karlsbad hat etwa 15.780 Einwohner und circa 173 Vereine 33 ; damit kommt auf etwa 91 Einwohner ein Verein. Somit liegt Marxzell im mittleren Bereich und ist gut aufgestellt, was die Anzahl und auch die Auswahl der Vereine angeht.

31 http://www.marxzell.de/index.cfm?fuseaction=marxzell und http://www.marxzell.de/index.cfm?fuseaction=gemeindeleben&rubrik=vereine Stand: 23.04.2013 32 http://www.straubenhardt.de/straubenhardt/zahlen-fakten/straubenhardt-in-zahlen-statistische- daten-und-kennzahlen-id_1112/ und http://www.straubenhardt.de/gemeindeleben/vereine/ Stand: 23.04.2013 33 http://www.karlsbad.de/website/de/gemeinde/willkommen/zahlen_und_daten und http://www.karlsbad.de/website/de/leben_freizeit/vereine Stand: 23.04.2013

72 Beleuchtung kommunaler Handlungsfelder - künftige Herausforderungen der Gemeinde Marxzell

Aber wie sieht es mit den Mitgliederzahlen aus?

2.711 Mitglieder zählen die Vereine, die uns auf unsere Anfrage antworteten (knapp über 30 Prozent aller Vereine). Davon sind etwa 1.263 aktiv im Verein tätig. Doppelmitgliedschaften in zwei oder mehreren Vereinen konnten nicht beachtet werden; nicht nur eingetragene Vereine wurden beachtet.

Sieht man diese Zahlen, kann man durchaus daraus schließen, dass die Menschen in Marxzell stark in Vereinen vertreten sind und auch viele aktiv tätig sind (46,6 Prozent der 2.711 Personen), wobei sich das je nach Verein stark unterscheidet. Auf der einen Seite gibt es Vereine, die nur „Aktive“ haben und auf der anderen Seite gibt es Vereine, die kaum noch aktive Mitglieder haben, zum Beispiel Vereine, bei denen gerade noch 4,5 Prozent aktiv sind oder bei denen das geschätzte Durchschnittsalter bei 60 bis 65 Jahren liegt. Diese Tendenzen sind erschreckend und müssten im Grunde genommen aufgehalten werden. Leider ist dies nicht überall möglich- interessieren sich Jugendliche trotz großer Anstrengungen von Seiten des Vereins nicht für jenen, ist es wohl unausweichlich, dass dieser Verein ausstirbt. Auch der Gemeinde Marxzell sind hier die Hände gebunden- es kann schließlich niemand gezwungen werden, einem Verein beizutreten. Den Vereinen selbst würde ich raten, präsent zu sein, eine informative und interessante Webseite anzubieten und sie sollten sich auch überlegen, ob man nicht in sozialen Netzwerken (Web 2.0) präsent sein will. Schließlich möchte man Jugendliche erreichen und dazu muss man dort präsent sein, wo sich diese aufhalten.

73 Beleuchtung kommunaler Handlungsfelder - künftige Herausforderungen der Gemeinde Marxzell

3. Auswertung der Fragen zu den Vereinsräumlichkeiten 3.1. Sind Sie mit den 0,9 bereitgestellten 0,8 Räumlichkeiten 0,7 für Vereine 0,6 zufrieden? 0,5 141 Personen (insgesamt 182 Personen) 0,4 41 Personen 0,3

0,2

0,1 0 ja (77,5%) nein (22,5%)

238 Personen nahmen an unserer Umfrage teil. 182 Personen beantworteten diese Frage, 77,5 Prozent von diesen sind mit den Räumlichkeiten zufrieden. Das sind 141 Personen oder 59,2 Prozent aller Personen, die teilnahmen.

3.2 Wünsche in Bezug auf die Räumlichkeiten wünschen? Auf diese Frage gab es 26 Antworten. Häufig kam der Wunsch nach größeren Räumen, nach mehr Räumlichkeiten beziehungsweise eigenen Räumen für die Vereine oder nach günstigeren Mieten.

74 Beleuchtung kommunaler Handlungsfelder - künftige Herausforderungen der Gemeinde Marxzell

3.2.1 Der Ist-Zustand im Moment sieht wie folgt aus 34 :

- Bei einer Nutzung von mehr als 3 Übungsstunden pro Woche und Gruppe zahlen die örtlichen Vereine nicht einmal 27 Cent pro qm und Monat; dies gilt für alle Räumlichkeiten.

- Die örtlichen Vereine zahlen meist nur die Hälfte oder weniger für Ganztagesveranstaltungen mit Bewirtung im Vergleich zu privaten Veranstaltungen von privaten oder gewerblichen Nutzern - mit einer Ausnahme, bei der die örtlichen Vereine nur 10 Prozent des Preises zahlen, den die privaten oder gewerblichen Nutzer zahlen.

- Übungsstunden der Jugendabteilungen sind bis 19:30 Uhr gebührenlos, sofern überwiegend Jugendliche unter 18 Jahren in der Abteilung sind. Überregionale, nichtöffentliche Veranstaltungen, die von einem örtlichen Verein/einer örtlichen Vereinigung ausgerichtet werden und kirchliche Veranstaltungen ohne Gewinnerzielungsabsicht sind ebenso gebührenlos.

- Die Räumlichkeiten haben eine Größe zwischen 140 und 450 qm (Gymnastiksaal 45 qm).

Dabei muss man auch beachten, dass diese Mieten bei weitem nicht die Kosten für den Unterhalt der verschiedenen Mehrzweckhallen inklusive Reinigung, Strom und Wasser/Abwasser decken. Rechtlich gesehen könnte die Gemeinde Marxzell durchaus kostendeckende Gebühren verlangen gemäß §78 Gemeindeordnung Baden-Württemberg (GemO). Die Vereine nehmen die Leistungen in Anspruch und sollten daher auch die Kosten ihrer Nutzung

34 Die Gemeinde Marxzell führt darüber Listen und lieferte mir netterweise folgende Zahlen. Man findet es auch unter http://www.marxzell.de/downloads/ortsrecht/Hallengebuehrensatzung.pdf S. 6 Stand: 23.04.2013

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tragen; aber es gibt eine Einschränkung in §78 Absatz 2 Nr. 1 GemO: „soweit vertretbar und geboten“. „Geboten“ sind Entgelte immer, wenn sie unter Beachtung der Finanzlage der Kommune und „entsprechend dem wirtschaftlichem Wert der Leistung“ erhoben werden, das heißt, in der Regel sollten sie kostendeckend erhoben werden. „Vertretbar“ heißt, dass „die Kommune auf die Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit des Pflichtigen [hier: die Vereine] abstellen bzw. Rücksicht nehmen“ soll 35 . Wenn man also die Gebühren für die Hallennutzung festlegt, muss man abschätzen, ob es gerechtfertigt ist, dass die Allgemeinheit für die Hallennutzung der Vereine über Steuern den Löwenanteil bezahlt. Da Vereine eine wichtige Arbeit für das öffentliche Leben und die Jugend leisten und die Allgemeinheit somit durchaus indirekt einen Nutzen aus der Hallennutzung der Vereine zieht, wäre es gerechtfertigt.

Allerdings ist anzumerken, dass „die Einführung eines Nulltarifs für kommunale Leistungen wird nur in ganz besonders gelagerten Fällen nicht als Verstoß gegen §78 Abs. 2 GemO anzusehen sein (etwa bei einer ausschließlich oder überwiegend öffentlichen Zwecken dienenden Einrichtung, die dem Benutzer keine oder nur unwesentliche Vorteile bringt). 36 “ So ein ganz besonders gelagerter Fall liegt bei der Hallennutzung durch Vereine nicht vor. Deswegen ist der Wunsch der Bevölkerung nach günstigeren Mieten ohne Kostensenkung oder nach einer möglichst gebührenlosen Nutzung nicht umsetzbar. Möglich sind hier sogar Beschwerden des Finanzamts.

35 Notheis, Klaus, Die allgemeinen kommunalen Wirtschaftsgrundsätze, in: Ade, Böhmer, Brettschneider, Herre, Lang, Notheis, Schmid, Steck (Hrsg.), Kommunales Wirtschaftsrecht in Baden-Württemberg, 8. Auflage, 2011, S. 77f., Rn. 103-105 36 Notheis, Klaus, Die allgemeinen kommunalen Wirtschaftsgrundsätze, in: Ade, Böhmer, Brettschneider, Herre, Lang, Notheis, Schmid, Steck (Hrsg.), Kommunales Wirtschaftsrecht in Baden-Württemberg, 8. Auflage, 2011, S. 77f., Rn. 103-105

76 Beleuchtung kommunaler Handlungsfelder - künftige Herausforderungen der Gemeinde Marxzell

3.2.2 Im Vergleich zu Marxzell: Die Gebühren für die Hallennutzung in Straubenhardt 37

In Straubenhardt zahlen die Vereine für die Hallennutzung entweder 270 Euro oder 324 Euro pro Jahr bei zwei Stunden Benutzung in der Woche (pauschalierte Gebühren). Hinzu kommt eine monatliche Pauschale für die Duschen in Höhe von 20 Euro pro Übungsgruppe. Schüler und Jugendliche zahlen 135 Euro pro Jahr bei zwei Stunden Benutzung und eine monatliche Pauschale für die Duschen von 10 Euro. Die Hallennutzflächen belaufen sich dabei auf 24m x 12m und damit auf 288qm. Die größte Halle, die Straubenhardthalle, bemisst 45m x 27m (1.215qm) und lässt sich in drei Sektionen aufteilen, die folglich je 405qm bemessen. Folglich kostet in Straubenhardt bei einer Nutzung von zwei Stunden 1qm zwischen 6 und 8,4 Cent pro Monat.

In Marxzell trainieren Jugendliche dagegen bis 19:30 Uhr gebühenlos. Bei zwei Übungsstunden pro Woche und Gruppe zahlen die Vereine 72 Euro pro Jahr für 45qm und zwischen 224 und 720 Euro jährlich für eine Hallenfläche von 140 bis 450qm. In Marxzell kostet bei einer Nutzung von zwei Stunden pro Woche 1qm 13,3 Cent pro Monat.

37 Aus der Satzung „Gebührenordnung vom 24.02.2010“, die mir die Gemeinde netterweise per E-Mail zur Verfügung stellte.

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3.2.3 Im Vergleich zu Marxzell: Die Gebühren für die Hallennutzung in Karlsbad 38

Die Gebührensatzung wurde neu erlassen und am 24.04.2013 veröffentlicht. Danach müssen Erwachsenengruppen 3,50 Euro pro Stunde zahlen, Jugendliche 1,50 Euro. Die Hallengrößen belaufen sich auf 27m x 15m (405qm) und die größte Halle, die Beckerhalle, auf 45m x 27m (1.215qm). Diese lässt sich in drei Teile trennen zu je 405qm. Nutzt ein Verein eine Halle zwei Stunden pro Woche, zahlt der Verein 12 beziehungsweise 28 Euro pro Monat. Damit kostet 1qm 3 beziehungsweise 7 Cent pro Monat.

Zum Vergleich die Gebühren der Gemeinde Marxzell siehe 3.2.2.

3.2.4 Fazit

Die Gemeinde Marxzell und der Gemeinderat sollten überlegen, woran es liegt, dass Straubenhardt und Karlsbad ihre Hallen den örtlichen Vereinen günstiger überlassen können als Marxzell. Dabei sollte man bewusst schauen, welche Posten die Hallenkosten verursachen und in welcher Höhe und danach überlegen, ob man nicht Kosten durch Effizienzsteigerungen senken könnte.

Allerdings ist §78 GemO zu beachten- durch diese Vorschrift ist es durchaus möglich, dass Marxzell höhere Gebühren verlangen muss als andere Gemeinden, die mehr Einwohner haben und folglich eine andere (bessere) Finanzlage. Diese ist zu beachten, da entsprechend der Finanzlage die Höhe der Entgelte festzusetzen ist.

38 http://www.karlsbad.de/resources/ecics_470.pdf Telefonisch erfragte ich die Hallenflächen. Stand: 23.04.2013

78 Beleuchtung kommunaler Handlungsfelder - künftige Herausforderungen der Gemeinde Marxzell

3.2.5 Weitere Wünsche

Mehrfach kamen die Wünsche nach einer besseren Lage, nach einem Vereinsheim, nach einer Verbesserung der Ausstattung und nach Barrierefreiheit. Darüber hinaus wurde bemängelt, dass es im Vereinsheim des Tennisclubs keine Toiletten gibt.

Dazu ist zu sagen, dass jeder Verein eine Vereinsförderung auf Antrag bekommt 39 . Der jährliche Grundbetrag beträgt für Turn- und Sportvereine 225 Euro, für Gesang- und Musikvereine 335 Euro, für Freiwillige Feuerwehr und Rettungsdienste 280 Euro und für sonstige Vereine ab 25 Mitglieder zwischen 55 und 280 Euro (im Ortsrecht jeweils festgeschrieben). Zusätzliche haben die meisten Vereine einen Anspruch auf Aktivenförderung (drei Euro für jedes aktive Mitglied über 18 Jahren, zehn Euro für jedes aktive Mitglied im Alter von sechs bis 17 Jahren).

Für die Ausstattung sind die Vereine selbst zuständig. Auch dafür gibt es Förderungen: der Zuschuss zu Pflege und Instandhaltung von vereinseigenen Anlagen (Sportplätze, Dusch-, Umkleideräume), Sonderzuwendungen für Beschaffung beziehungsweise Reparatur von Musikinstrumenten (15 Prozent) und Sonderzuwendung für Neubau- und Erweiterungsarbeiten (25 Prozent, höchstens jedoch 12.500 Euro). Darüber hinaus gibt es eine Förderung von Jugendpflegemaßnahmen (Fahrten, Lehrgänge etc.) und von Seniorenveranstaltungen, eine Zuwendung für Vereinsjubiläen und einen Platzbewässerungszuschuss bis zu 500 Euro (auch ohne Antrag). Über sonstige Zuwendungsanträge entscheidet der Gemeinderat.

39 Die Gemeinde Marxzell lieferte mir netterweise folgende Informationen zur Förderung und zugehöriger Zahlen.

79 Beleuchtung kommunaler Handlungsfelder - künftige Herausforderungen der Gemeinde Marxzell

Zum Kritikpunkt Barrierefreiheit ist zu sagen, dass die Angabe, an welchen Stellen der Zugang problematisch sei, hilfreich gewesen wäre. Denn es wäre wichtig, ob es sich um ein Vereinsheim im Gemeindeeigentum handelt oder um Privateigentum. Falls Gemeindeeigentum betroffen ist, müsste der betroffene Verein dieses Problem und den damit nötigen Umbaubedarf dem zuständigen Ortschaftsrat melden. Dieser Umbaubedarf würde daraufhin im regulären Verfahren in die Haushaltsberatungen einfließen und der Gemeinderat würde entscheiden, ob investiert wird oder nicht 40 .

Das Problem mit den fehlenden Toiletten im Tennisclub-Vereinsheim ist Sache des Vereins. Dieser könnte dafür auch - nach Prüfung durch den Gemeinderat - eine Sonderzuwendung erhalten, aber die Initiative muss vom Verein aus gehen.

4. Volkshochschule „Die Volkshochschule [Marxzell] ist eine öffentliche Einrichtung der Weiterbildung. Sie steht als Außenstelle unter der Rechtsträgerschaft der Volkshochschule im Landkreis Karlsruhe e.V., der [Marxzell] als Mitglied angehört. Nach Ihrem satzungsgemäßen Auftrag hat sie sich, neben der Erwachsenenbildung auch den Aufgaben der Jugendbildung zu widmen 41 .“

4.1 Angebot in Marxzell In Marxzell werden folgende Kurse angeboten: Acrylmalerei, Yoga, Selbstverteidigung für Frauen, Wirbelsäulengymnastik, Französisch,

40 Die Gemeinde Marxzell lieferte mir netterweise diese Informationen. 41 http://vhs-karlsruhe-land.de/index.php?id=11 ; Stand: 24.04.2013

80 Beleuchtung kommunaler Handlungsfelder - künftige Herausforderungen der Gemeinde Marxzell

Textverarbeitung, Selbstverteidigung für Mädchen, Tastaturschreiben und Mathematik 42 .

4.2 Wünsche der Marxzeller Bevölkerung Es wurde eine Verbesserung der VHS-Angebote in den Bereichen Musik, Kunst, Sport und Sprachen gewünscht. Ich verstehe den Wunsch in der Hinsicht, dass die Anzahl der Angebote nicht sonderlich groß ist, aber man muss hervorheben, dass das Angebot breit gefächert ist. Der erste Vorsitzende Klaus-Dieter Scholz schreibt zum Thema Angebotsauswahl im aktuellen Kursheft: „Als lernende Organisation nehmen wir selbstverständlich gerne Ihre Anregungen entgegen, wenn Ihnen ein Themenangebot fehlen oder Sie Anlass zu Kritik an unseren Veranstaltungen haben sollten. Nehmen Sie Kontakt zu uns auf, wir freuen uns auf Sie 43 !“

Ein weiterer Wunsch war das Angebot von Schnupperkursen. Hier muss man nach oben verweisen: die Menschen müssen ihre Wünsche direkt der Volkshochschule melden. Nur so kann auf diese entsprechend reagiert werden.

Zudem wurde Kritik am „Mail-Account“ angebracht, dieser sei nicht gepflegt. Ist diese Kritik berechtigt, ist das natürlich ein Mangel, aber auch dies muss man direkt an die Volkshochschule schreiben.

Ich denke, wenn die Marxzellerinnen und Marxzeller sich zusammenschließen und ihre Wünsche der Volkshochschule melden, wird diese schauen, ob nicht ein gewünschter Kurs angeboten werden kann. Gerade der Wunsch nach einem Zumbakurs wurde öfters geäußert. Man darf sich aber nicht nur beschweren, sondern muss aktiv werden und den Wunsch melden- nur so kann sich etwas verändern. Und ich denke, dass die Volkshochschule froh ist über Wünsche und

42 http://vhs-karlsruhe-land.de/fileadmin/user_upload/pdf/programmhefte/ Region1_LQ_2013_1_Internet.pdf S. 18; Stand: 24.04.2013 43 http://vhs-karlsruhe-land.de/fileadmin/user_upload/pdf/programmhefte/ Region1_LQ_2013_1_Internet.pdf S. 2, 4. Absatz Stand: 24.04.2013

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Anregungen, denn so weiß sie, was die Menschen interessiert und kann danach das Kursangebot ausrichten.

5. Die ehrenamtliche Tätigkeit „Ein Ehrenamt ist eine freiwillig ausgeübte, unentgeltliche Tätigkeit. Ehrenamtliche Tätigkeiten können etwa im Rahmen von Vereinen, Initiativen oder karitativen Einrichtungen ausgeübt werden 44 .“ Doch wozu braucht eine Kommune ehrenamtliches Engagement? „Das ehrenamtliche Engagement soll dazu beitragen, die Menschen in die Gesellschaft zu integrieren und negative Entwicklungstendenzen abzufangen. Zu diesen zählt Klages (1999, S. 1f.) die zunehmend negativen Einstellungen zu Familie, Religion, Arbeit und Politik sowie eine rückläufige Bereitschaft zur Befolgung gesellschaftlicher Normen. Ein breites bürgerschaftliches Engagement stärkt dagegen die Gemeinwohlorientierung und trägt dazu bei, die für den Zusammenhalt und die Leistungsfähigkeit von Gesellschaften wichtigen sozialen Tugenden wiederherzustellen (vgl. Heinze/Olk 2001, S.12). Zudem fördere ehrenamtliche Tätigkeit und das Erbringen sozialer Hilfsleistungen den Erwerb sozialer Kompetenzen, die sich auch in anderen Handlungsbereichen verwenden lassen 45 .“ Daher ist es wichtig, dass Menschen sich unentgeltlich oder für lediglich eine kleine Aufwandsentschädigung sozial engagieren. Denn es ist nicht nur für die Person selbst von Vorteil, sondern vielmehr wären ohne ehrenamtliches Engagement viele Kultur- und Freizeitangebote nicht umsetzbar. Wir untersuchten daher, wie sehr die Bevölkerung von Marxzell sich ehrenamtlich engagiert und in welchen Bereichen.

44 http://de.statista.com/themen/71/ehrenamt/ Stand: 20.04.2013 45 https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/EinkommenKonsum Lebensbedingungen/Zeitbudgeterhebung/Alltag1030443049004.pdf?__blob=publicationFile S. 338 Stand: 20.04.2013

82 Beleuchtung kommunaler Handlungsfelder - künftige Herausforderungen der Gemeinde Marxzell

5.1 Bekleiden Sie 0,6 bereits eine 0,5 ehrenamtliche Tätigkeit? 0,4 (insgesamt 217 Personen)

0,3 111 Personen 106 Personen 0,2

0,1

0 ja (51,2%) nein (48,8%) 5.2 Wenn nein, können 0,7 Sie sich vorstellen, eine 0,6 ehrenamtliche Tätigkeit 0,5 zu übernehmen? 0,4 (insgesamt 104 Personen) 42 Personen

0,3 62 Personen

0,2

0,1

0 ja (40,4%) nein (59,6%) Die Bürger von Marxzell engagieren sich stark ehrenamtlich- über die Hälfte der Personen, die antworteten, tun dies. Das sind umgerechnet 46,6 Prozent der 238 Personen, die an der Umfrage teilnahmen. Dazu könnten sich 42 Personen vorstellen, eine ehrenamtliche Tätigkeit zu übernehmen. Hätten all diese Personen schon eine ehrenamtliche Tätigkeit, würden sich 153 Personen ehrenamtlich engagieren. Das wären 64,3 Prozent der 238 Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

83 Beleuchtung kommunaler Handlungsfelder - künftige Herausforderungen der Gemeinde Marxzell

Im Vergleich hierzu: „36 Prozent der Bürgerinnen und Bürger haben eine oder mehrere freiwillige Tätigkeiten übernommen- das sind mehr als 23 Millionen Menschen in Deutschland. Im Durchschnitt werden die freiwilligen Tätigkeiten bereits seit ca. 10 Jahren ausgeübt, zu 32 Prozent sogar noch darüber hinaus.“ Die Anzahl der Ehrenamtlichen sei seit zehn Jahren auf hohem Niveau 46 .

Sieht man diese Zahlen, muss man sich Gedanken machen, was die Vereine und auch die Gemeinde Marxzell tun können, damit die Personen, die es sich vorstellen könnten, sich letztendlich auch ehrenamtlich engagieren. Hier sollte man mehr über freie ehrenamtliche Stellen informieren und man sollte aufzeigen, wie interessant ehrenamtliches Engagement ist 47 . Natürlich muss man das hohe Niveau des ehrenamtlichen Engagements auch aufrechterhalten. Das heißt, man muss dafür werben und es attraktiv halten, denn der Lohn für diese Arbeit ist nicht von monetärer Art, sondern besteht aus Anerkennung, Lob und der Aussicht auf ein gesundes Vereinsleben in Marxzell. Und dieses ist, wie oben beschrieben, wichtig für die Erholung und Entspannung eines Menschen und für den Zusammenhalt der Einwohnerinnen und Einwohner einer Gemeinde. Daher ist es erfreulich, dass „für immer mehr Bürgerinnen und Bürger […] das eigene Engagement ein wichtiger Teil ihres Lebens ist 48 .“ Und ich denke, die

46 http://www.bmfsfj.de/RedaktionBMFSFJ/Broschuerenstelle/Pdf-Anlagen/3._20Freiwilligensurvey-Ha uptbericht,property=pdf,bereich=bmfsfj, sprache=de,rwb=true.pdf S. 3, 2. Absatz Stand: 21.04.2013 47 „[…] später bei der Analyse des „externen“ Potenzials, also der Menschen, die aktuell nicht engagiert sind, sich das aber bestimmt oder eventuell vorstellen können, verwundert es, wie wenig das Potenzial letztlich wirksam wird, ganz besonders bei jüngeren Menschen. Der Hebel bzw. Engpass scheint sich in der Frage zu verbergen, die die Freiwilligen beantwortet haben. Es muss eben auch etwas Interessantes sein, das sich anbietet oder das angeboten wird. Das ist beim externen Potenzial nicht anders.“ http://www.bmfsfj.de/RedaktionBMFSFJ/Broschuerenstelle/Pdf-Anlagen/ 3._20Freiwilligensurvey-Hauptbericht,property=pdf,bereich=bmfsfj, sprache=de,rwb=true.pdf S. 112 1. Absatz, Stand: 21.04.2013 48 http://www.bmfsfj.de/RedaktionBMFSFJ/Broschuerenstelle/Pdf-Anlagen/ 3._20Freiwilligensurvey-Hauptbericht,property=pdf,bereich=bmfsfj, sprache=de,rwb=true.pdf S. 3 , 2. Absatz; Stand: 21.04.2013

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hohe Zahl der ehrenamtlich Tätigen in Marxzell zeigt, dass dies auch auf viele Marxzellerinnen und Marxzeller zutrifft.

57 Personen beantworteten diese Frage. Davon könnten sich 59,6 Prozent beziehungsweise 34 Personen vorstellen im Vereinswesen ehrenamtlich tätig zu sein. Je 10,5 Prozent (entspricht sechs Personen) können sich vorstellen in den Bereichen ‚Gemeindeangebote‘ und ‚Kirchliche Angebote‘ tätig zu sein. Drei Personen (5,3 Prozent) favorisieren die Volkshochschule und für acht Personen (14 Prozent) entschieden sich für Sonstiges. Auch an dieser Stelle ist zu sagen, dass Werbung wichtig ist, besonders in den Bereichen, die weniger beliebt sind.

6. Tourismus Warum ist der Tourismus für eine Kommune, eine Region, ein Land so wichtig? Der Bericht des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie „Wirtschaftsfaktor Tourismus Deutschland – Kennzahlen einer umsatzstarken

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Querschnittsbranche“ liefert auf diese Frage Antworten. „Mit einem direkten Einkommenseffekt von 4,4 Prozent an der gesamten Bruttowertschöpfung des Jahres 2010 erwirtschaftete die Tourismuswirtschaft in ihrem Kernbereich 97 Milliarden Euro. Zur vollständigen Erfassung der volkswirtschaftlichen Bedeutung des Tourismus müssen zusätzlich die so genannten indirekten und induzierten Effekte der Tourismuswirtschaft berücksichtig werden. Direkte, indirekte und induzierte Effekte führen zu einem Anteil des Tourismus von insgesamt 9,7 Prozent der Bruttowertschöpfung. Mit knapp 2,9 Millionen direkt im Tourismus beschäftigten Menschen beziehungsweise 7,0 Prozent aller Erwerbstätigen in Deutschland im Jahr 2010 ist die Tourismuswirtschaft eine arbeitsintensive Branche mit einer hohen Beschäftigungsquote 49 .“

Gerade für eine Gemeinde wie Marxzell ist es wichtig, dass sie auch für Arbeitsplätze vor Ort sorgt und nicht zu einer „reinen Wohngemeinde“ wird. Denn die Nähe (etwa 21km) zu Karlsruhe birgt diese Gefahr. Das Problematische an „Wohngemeinden“ ist, dass die Einwohnerinnen und Einwohner dort leben und damit Infrastruktur benötigen, die von Straßen, (Ab)Wasserleitungssysteme, Stromleitungen und Müllentsorgung über Kindergärten und Schulen bis hin zu Kommunikation (Telefon, Internet, Rundfunk) und Feuerwehr reicht, aber auch kulturelle Infrastruktur möchten wie Büchereien, Museen, etc. Auch für die Daseinsfürsorge soll eine Kommune sorgen. All dies erzeugt hohe Ausgaben, die nicht nur über Einnahmen aus Entgelten und Gebühren gedeckt werden können, sondern auch über Steuergelder gedeckt werden müssen. Gerade die Steuereinnahmen aus Industrie und Gewerbe fehlen aber bei „reinen Wohngemeinden“. Unter diesen Gesichtspunkten ist es für Marxzell wichtig, sich in diesem Bereich zu betätigen. Und auch die Bevölkerung von Marxzell sieht dies so, denn die

49 http://www.bmwi.de/BMWi/Redaktion/PDF/Publikationen/wirtschaftsfaktor-tourismus-deutschland,pr operty=pdf,bereich=bmwi2012, sprache=de,rwb=true.pdf S. 6, 2. Absatz ; Stand: 22.04.2013

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Mehrheit der Befragten sprach sich dafür aus, dass sich Marxzell mehr im Bereich Tourismus engagieren soll. Ein erster wichtiger Schritt ist in meinen Augen schon getan: Marxzell gehört zur Tourismusgemeinschaft „Albtal Plus“ 50 . Diese Tourismusgemeinschaft sollte genutzt werden, um Marxzell für Touristen attraktiv zu halten, denn Marxzell hat viel zu bieten: Natur, Wander- und Radfahrwege, Historisches (Klosterruine Frauenalb), aber eben auch die Stadt Karlsruhe ganz in der Nähe mit all den Sehenswürdigkeiten und 0,7 Einkaufsmöglichkeiten. 0,6 Soll sich Marxzell mehr 0,5 im Bereich Tourismus 0,4 122 Personen engagieren? 0,3 79 Personen (insgesamt 201 Personen)

0,2

0,1

0 ja (60,7%) nein (39,3%)

50 http://www.marxzell.de/index.cfm?fuseaction=rathaus&rubrik= rathausnachrichten&id=229 Stand: 23.04.2013

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7. Zwischenfazit Kommunen stehen heute vor verschiedenen Herausforderungen. Sie müssen zum Beispiel „frühzeitig die Basis für eine zukunftsorientierte Seniorenpolitik“ schaffen „mit Schwerpunkten im bürgerschaftlichem Engagement“, „die Identität der Einwohner mit dem Standort“ stärken und „die Attraktivität als Wohn- und Lebensort langfristig“ aufrecht erhalten 51 . Diese Herausforderungen kann man angehen, wenn man sich mit den Bereichen „Vereine/Freizeit/Kultur“, „ehrenamtliches Engagement“ und „Tourismus“ beschäftigt. Denn „ein ausgeprägtes soziales und kulturelles Engagement von Vereinen, privaten Verbänden und Unternehmen kann eine Kommune finanziell spürbar entlasten 52 .“ Darüber hinaus können Vereine ein Zeichen sein, wie „gut“ es einer Gemeinde geht. Stark schrumpfende Dörfer haben eine besonders niedrige Zahl an Vereinen je Einwohner 53 . Zum Thema Tourismus sei noch zu sagen: Tourismus [ist] nicht nur ein ernst zu nehmender Wirtschaftsfaktor […], sondern […] erfolgreiches Tourismusmarketing [leistet] auch einen Beitrag dazu […], dass sich die Bevölkerung stärker mit ihrer Kommune oder ihrem Tal [identifiziert] 54 .

Daher ist es wichtig, dass Kommunen erkennen, dass die oben genannten Bereiche kommunale Handlungsfelder sind, denen Beachtung geschenkt werden muss und für deren positive Auswirkungen es sich lohnt, Zeit und Geld zu investieren.

51 Wegweiser Kommune Demographieprognose-2.pdf; S. 4 52 Sixt/Notheis/Menzel/Roth (Hrsg.), Der Gemeinderat in Baden-Württemberg, S. 72, Rn. 155 53 Die Zukunft der Dörfer Berlin Institut (PDF), S. 49 54 http://www.marxzell.de/index.cfm?fuseaction=rathaus&rubrik= rathausnachrichten &id=229 5. Absatz

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8. Fragebogenauswertung Marxzell: Ursprünglich, natürlich, lebendig… Angesichts des demografischen Wandels und der alternden Gesellschaft besteht in vielen kleineren Kommunen die Gefahr, dass die Einwohnerzahl drastisch sinkt. Damit insbesondere die Aussage „lebendig“ des Leitspruchs weiterhin auf die Gemeinde Marxzell zutrifft, muss die Zahl der Bürger auch in der Zukunft stabil bleiben, bzw. wachsen. Zum Stichtag, dem 30.06.2012, zählte Marxzell eine Bevölkerungszahl von 5.337 Personen. Prognosen besagen dass diese Zahl bis ins Jahr 2030 um mehr als 100 Personen sinken wird, im ganzen Landkreis Karlsruhe ist ein Rückgang um 12148 Personen prognostiziert. In der heutigen, arbeitsreichen Welt nimmt die Bedeutung der Erholungsmöglichkeiten zu. Ein ansprechendes Kultur- und Freizeitangebot in Wohnortnähe, erhöht die Lebensqualität sowie die Zufriedenheit und kann der Abwanderung junger Menschen in die umliegenden Städte und größeren Gemeinden entgegenwirken. Allein in der Gemeinde Marxzell wanderten 2011 über 341 Menschen ab. Ein Großteil, 235 Menschen, im Alter zwischen 20 und 50 Jahren, davon 52 Personen im Alter von 21 bis 25 Jahren. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken ist es wichtig, dass der Heimatort lebenswert und attraktiv ist. Folglich sollten auch die jüngeren Generationen in die Heimatgemeinde eingebunden werden, denn die Identifikation kann besonders intensiv mittels eines regen Kultur- und Freizeitangebots sowie eines aktiven Vereinslebens gefördert werden. Den Bereich Kultur- und Freizeit wählten wir als eines der zu betrachtenden Handlungsfelder im Hinblick auf künftige Herausforderungen der Gemeinde Marxzell. Hierfür muss der Ist-Zustand ermittelt werden, um auf dieser Basis, in

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Kombination mit dem in der Befragung ermittelten Soll-Zustand, Handlungsempfehlungen geben zu können. Um einen Überblick über die Wünsche und Bedürfnisse der Bürger der Gemeinde Marxzell zu erhalten, haben wir einen Fragebogen entwickelt, der Basis dieser Studie ist.

Frage 1: Wie wichtig sind Ihnen Freizeitangebote in Marxzell? Ein Großteil (fast 86%) der Befragen gab an, dass ihnen das Freizeitangebot in Marxzell sehr wichtig, wichtig oder teils wichtig ist. Dies bestätigte unsere Annahme, dass das Interesse an kommunalen Angeboten in diesem Handlungsfeld sehr groß ist und bestärkt uns herauszufinden, wie man den Bereich Kultur und Freizeit optimieren kann.

Frage 2: Wie zufrieden sind Sie mit den Freizeitangeboten in Marxzell?

sehr zufrieden

insgesamt 219 Antworten

gar nicht zufrieden

0 20 40 60 80

Die Zufriedenheit der Bürger ist relativ hoch. Von den insgesamt 219 abgegebenen Antworten sind 6,8% sehr zufrieden, 27,4% zufrieden, 32,4% sind mit den Freizeitangeboten ausreichend zufrieden. Im Hinblick auf die Altersstruktur der Teilnehmer, muss das Freizeitangebot noch einmal genauer betrachtet werden, denn nur knapp 6% der abgegebenen

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Fragebögen, wurden von Einwohnern unter 25 Jahren, ausgefüllt. Daher ist gerade diese Altersgruppe unterrepräsentiert. Im Jahr 2011 lebten nach Angaben des statistischen Landesamts, über 1200 Personen zwischen 0 und 25 Jahren in der Gemeinde Marxzell. Deren Ansichten dürfen nicht vernachlässigt werden. Wir schlagen eine intensivere Untersuchung vor. Dies könnte z.B. in einer Umfrage, speziell für unter 26-jährige, in Schulen und Vereinen umgesetzt werden.

Frage 3: Haben Sie Wünsche und Anregungen im Hinblick auf das Kultur- und Freizeitangebot? Um eine spezifischere Aussage zu erhalten wurde eine offene Frage integriert, die eine genauere Auswertung ermöglicht. Häufig genannt wurde der Wunsch nach weiteren Angeboten für Jugendliche, wie z.B. eine Pfadfindergruppe oder einer Jugenddisco. Gleicherweise wurde angeregt das Spektrum der Kunst- und Freizeitaktivitäten für Familien auszuweiten. Im Bereich der Sportangebote ist das Verlangen groß, ein breiteres Angebot im Hallensport zu erlangen, hier wurden Volleyball-, Tischtennis- oder eine Handballabteilung besonders oft genannt. Außerdem wurde ein Walkingtreff angeregt. Wiederholt wurde das Anliegen nach weiteren Veranstaltungen, außerhalb der Vereine, im Bezug auf den kulturellen Bereich zum Ausdruck gebracht. Ein Open-Air-Kino, Kleinkunstveranstaltungen, Straßenfeste sowie musikalische Veranstaltungen wurden ebenfalls gewünscht.

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Um weitere Angebote für Jugendliche zu schaffen, wäre es denkbar, eine Jugenddisco im Rahmen der Jungschar anzubieten und Kontakt zu Pfadfindern in Ettlingen aufzunehmen, mit dem Ziel eine Gruppe in Marxzell aufzubauen. Das Angebot für Familien könnte durch den Aufbau einer Familienbildungsstätte oder selbstinitiierten Mutter-Kind-Treffs in vorhandenen Räumen verbessert werden. Eine Kunstschule würde die Freizeitgestaltung für Familien bereichern. Attraktive, moderne Angebote der Turn- und Sportvereine können das Interesse jugendlicher an bereits bestehenden Vereinen wecken. Eine abwechslungsreiche Möglichkeit den Wünschen der Bürger im kulturellen Bereich nachzukommen, wären Autorenlesungen oder Buchvorstellung in Kooperation mit einem Buchladen, einer benachbarten Gemeinde.

Frage 4: Wie gut fühlen Sie sich über das Angebot informiert? Ungefähr 80% der Befragten fühlen sich bisher gut informiert. Dies zeigt dass die Teilnehmer der Befragung über die Angebote und kulturellen Angebote unterrichtet sind. Um ein noch höheres Ergebnis zu erzielen, muss herausgefunden werden wie ein besserer Informationsfluss hergestellt werden kann und welche Informationsquellen verwendet werden. Dies wird in der nächsten Frage genauer beleuchtet.

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Frage 5: Welche Informationsquellen nutzen Sie?

Welche Informationsquellen nutzen Sie?

Internet (Mehrfachnennungen möglich) Veranstaltungskalender Mitteilungsblatt Zeitung Flyer Empfehlung

Ein Großteil der Befragten informiert sich derzeit über das kommunale Mitteilungsblatt der Gemeinden Marxzell, das im 2-Wochen-Rhythmus an die Abonnementen verteilt wird. Desweiteren dienen auch die Zeitung, Flyer und der Veranstaltungskalender der Informationsgewinnung. Das Internet wird bisher nicht allzu intensiv genutzt. Bei der Umfrage waren Mehrfachnennungen möglich. Ausschlaggebend für die geringe Nutzung des Internets könnte das Durchschnittsalter der Studienteilnehmer sein, denn ihr Anteil liegt bei ca. 94 % über 26 Jahren. Laut einer Studie des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest aus dem Jahre 2002 werden unter 30-Jährige häufig von ihren Freunden (87%) sowie durch die Zeitung (74%) über Freizeitangebote informiert. Die Medien spielen ebenfalls eine überdurchschnittliche Relevanz in der Informationsbeschaffung (51% der nutzen den Fernseher, 39% das Radio und 36% das Internet). In der Altersschicht der über 50-jährigen liegt die Tageszeitung mit 93% deutlich vor Freunden und Bekannten (68%). Die Wochenblätter (61%) sowie der Veranstaltungskalender (50%) sind für diese Altersgruppe von überdurchschnittlicher Bedeutung.

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Dennoch steckt in der Nutzung sozialer Netzwerke und kommunaler Informationssysteme ein kaum genutztes Potential. Laut einer Statistik von Statista.de besaßen im Jahr 2012 75,6% der Haushalte in Deutschland einen Internetanschluss. Das Smartphone ist heute ständiger Begleiter der jungen Generation. So besteht hier eine Möglichkeit, insbesondere die Jugendlichen bzw. jungen Erwachsenen, mit Hilfe einer „Marxzell-Gemeinde-App“ über die anstehenden Veranstaltungen in Marxzell zu informieren. Einige Städte und Kommunen bieten einen solchen Dienst bereits an. Ein Beispiel hierfür ist die Gemeinde St. Nikolaus. Auch die Stadt Nürtingen ist mit ihrer Stadt-App ein Vorreiter auf diesem Gebiet.

Frage 6: Welche Angebote nutzen Sie? 78% Nehmen an Vereinsaktivitäten teil. Vielfach werden sowohl Gemeindeangebote (46,2%) als auch kirchliche Angebote (40,2%) wahrgenommen, knapp 19% nutzen Volkshochschulangebote. Mehrfachnennungen waren möglich. Durch die von uns ermittelten Zahlen, kann davon ausgegangen werden, dass das Vereinsangebot den Ansprüchen der teilnehmenden Personen genügt, wieder ist zu beachten, dass die meisten Teilnehmer der Umfrage im Alter zwischen 45 und 65 Jahren sind. Die Beteiligung an Kursen der Volkshochschule ist vergleichsweise hoch. Vergleicht man dieses Ergebnis mit den Zahlen der Teilnahme an einem Volkshochschulkurs im Regierungsbezirk Karlsruhe, so kann man eine große Differenz erkennen. Im Jahr 2008 haben 108,1 von 1000 Einwohnern an einem Kurs oder einer Fortbildungsmaßnahme der Volkshochschulen im Regierungsbezirk Karlsruhe teilgenommen.

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Betrachtet man die Rubrik „Gesundheit“ des Volkshochschulangebots in Marxzell gesondert, so kann man erkennen in diesem Bereich lediglich vier Kurse stattfinden. Die in unserer Befragung vorgeschlagenen Kurse, wie z.B. Zumba, Tai Chi, könnten das Angebot erweitern. Denkbar wären Aktionstage als sogenannte „Schnuppertage“ zu veranstalten, an denen Bürger/innen kostenlos an verschiedenen Aktivitäten des jeweiligen Vereins oder der Volkshochschule teilnehmen können.

Frage 7: Warum nutzen Sie diese Angebote nicht?

Warum nutzen Sie diese Angebote zu teuer nicht? keine Zeit (Mehrfachnennungen möglich) Informationen fehlen Angebote sprechen mich nicht an schlechte Verkehrsanbindung

Der Grafik ist zu entnehmen, dass insbesondere das Angebotsspektrum nicht den Wünschen der Bürger entspricht. Eine Vielzahl der Befragten (23,5%) fühlt sich vom Angebot nicht ausreichend angesprochen. Fast gleichauf zueinander liegen die Faktoren der Zeit, Verkehrsanbindung sowie der fehlenden Informationen. Dagegen war der Preis der Aktionen nicht ausschlaggebend (0,8%). Anzumerken ist, dass zwei Fünftel der Befragten (40,7%) diese Frage nicht beantwortet haben. Handlungsbedarf besteht in der Auswahl der angebotenen Aktionen im Kultur- und Freizeitbereich. Ein auf die Bedürfnisse abgestimmtes Programm könnte hier Abhilfe schaffen.

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Durch die Gründung eines Forums könnten gleichgesinnte Bürger/innen ihre Interessen sowie Ideen austauschen und evtl. durch Eigeninitiative neue Angebote ins Leben rufen. Als unterstützende Maßnahme würden wir einen Ansprechpartner bei der Gemeinde Marxzell empfehlen.

Frage 8: Nutzen Sie Freizeitangebote in anderen Städten und Gemeinden in der Umgebung?

Nutzen Sie Freizeitangebote in anderen Städten und Gemeinen in der Umgebung? (Mehrfachnennungen möglich) Vereine

Volkshochschule

Gemeindeangebote

Kirchliche Angebote

Feste

Kino, Theater, Museen

Sowohl kulturelle als auch Freizeitangebote werden im Umkreis vielfach wahrgenommen. Am häufigsten genannt wurden hierbei die Kinos 65,1%, Feste 50%, Vereinsangebote 35,3%, Volkshochschule 23,1%, kirchliche Angebote 14,3%, Gemeindeangebote 10,9%. Wieder waren Mehrfachnennungen möglich. Der große Zuspruch der Nutzung von Freizeitangeboten in anderen Städten und Gemeinden zeigt den Bedarf an solchen Angeboten.

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Das bestehende Kultur- und Freizeitangebot in der Gemeinde Marxzell könnte durch eine Optimierung besser auf die Bedürfnisse der Bürger abgestimmt werden.

Frage 9: Welche Angebote speziell? Sportmöglichkeiten, Theatervorstellungen sowie der Teilnahme an Festen, Musikveranstaltungen und Konzerten wurden in den Fragebögen immer wieder benannt. Desweiteren besuchen die Teilnehmer der Studie gerne das Kino, Museen, Ausstellungen und Kunstangebote. Ferner sind oft genutzte Freizeitangebote das Schwimmbad, Cafés oder Restaurants. Seltener wurde der Musikunterricht, der Sportverein oder Natur- und Umweltangebote genannt. Insgesamt ist jedoch zu beachten, dass nur ein Drittel der Teilnehmer diese Frage beantwortet haben. Die Aussagen lassen darauf schließen, dass eine große Nachfrage an Freizeitmöglichkeiten besteht die in umliegenden Städten und Gemeinden wie Ettlingen, Karlsbad und Karlsruhe abdeckt werden.

Frage 10: Welche dieser Angebote würden Sie auch in Marxzell nutzen, wenn sie dort angeboten werden würden? Sehr oft wurde angegeben, dass alle genannten Angebote in Marxzell genutzt werden würden. Eine Vielfalt von Nennungen fand sich z.B. im Bereich der Fitnessangebote (Aerobic, Zumba, Yoga, Tai Chi und eine Walkinggruppe). Ebenfalls häufig genannte Freizeit- und Kulturangebote lagen im Bereich, des Vereinssports, Kinos, Kunst- und Literaturangeboten sowie Vorträgen. Einzelvorschläge waren Veranstaltungen der Volkshochschule ebenso wie

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Kleinkunst- und Unterhaltungsveranstaltungen. Vereinzelt wurde zum Ausdruck gebracht, dass gerne auch die Musikschulangebote, Feste, Restaurants, Cafés und ein Schwimmbad in Marxzell genutzt werden würden. Die Vielzahl von Antworten weist auf ein reges Interesse an der Ausbesserung des Freizeit- und Kulturangebotes hin. Vorzuschlagen wäre die Überprüfung des derzeitigen Angebots, um herauszufinden, wo sich die umsetzbaren Möglichkeiten verbergen. Durch Kooperationen mit Nachbargemeinden könnten evtl. einige Vorschläge aufgegriffen und umgesetzt werden. Die Gemeinde Straubenhardt würde sich aufgrund ihrer geographischen Lage für eine solche Kooperation eignen.

9. Fazit Um eine innovative und zukunftsfähige Gemeinde im Bereich Kultur- und Freizeitgestaltung zu sein, ist es wichtig, die Bedürfnisse und Wünsche der Bürger/innen zu kennen. Eine große Herausforderung besteht darin, ein breites Kultur- und Freizeitangebot in der Gemeinde Marxzell anzubieten. Die Gemeinde Marxzell ist mit ihrem Vereinsangebot durchaus gut aufgestellt. Daher ist es wichtig, dass auch jüngere Menschen in die aktive Vereinsarbeit, eingegliedert werden um so die Vereine weiter zu verjüngen und zukunftsfähig zu machen. Um dies gewährleisten zu können, müssen die Wünsche der Bürger/innen aufgegriffen und umgesetzt werden, der Bereich Fitnessangebote bietet sich hierfür speziell an. Allerdings darf bei dem Eifer junge Menschen in die Vereine zu integrieren die arbeitende Bevölkerung nicht vernachlässigt werden. Auch ihre Interessen an Kultur- und Freizeitangeboten sollte nachgegangen werden. Eine große Herausforderung besteht darin, die Balance der Bedürfnisse aller Einwohner und den finanziellen vorhandenen Möglichkeiten zu finden. Die

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Nutzung bestehender Ressourcen aus der eigenen Bevölkerung wäre hierfür eine kostengünstige Möglichkeit, Wünsche umzusetzen. Aus unserer Sicht ist so ein Handeln möglich das auf lange Sicht das soziale Miteinander stärkt und den Gemeindezusammenhalt unterstützt.

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VI. Bürgerorientierung der Verwaltung

1. Strukturfragen Kommune, Verwaltung und Vernetzung a) Leitbild / familienfreundliches Konzept Das Leitbild einer Organisation formuliert kurz und prägnant den Auftrag (Mission), die strategischen Ziele (Visionen) und die wesentlichen Orientierungen für Art und Weise ihrer Umsetzung (Werte). Also kurz gesagt: „Missionen, Visionen und Werte.“ Es soll den Organisations-mitgliedern eine einheitliche Orientierung geben zum normativen Management und ist wesentliches Element einer Corporate Identity. Vor allem ist es ein Hauptbestandteil des New Public Managements.

Die Gemeinde hat hier schon Vorarbeit geleistet, mit dem Titel „Gemeinde Marxzell ursprünglich – natürlich – lebendig“ hat sie einen schönen Leitsatz. Meiner Meinung nach gibt es in diesem Bereich wenig zu tun. Die Gemeinde könnte vielleicht hier ihre Familien-/ Seniorenfreundlichkeit mit einbinden und dies darstellen. Dieser Leitsatz könnte als Grundstein genommen werden für eine Umstellung auf das New Public Management Verwaltungsmodell. Ein Beispiel für ein Leitbild hat das Landratsamt Rastatt, welches man sicherlich für anregende Ideen von Seiten der Verwaltung nutzen kann.

b) Familienfreundlichkeit als kommunale Aufgabe Die wichtigste Maßnahme den demographischen Wandel aufzuhalten ist unbestritten, sich um Familien zu kümmern. Familienfreundlichkeit sollte als Querschnittsaufgabe im Aufgabengliederungsplan fest verankert sein. Das Ziel der Aufgabengliederung ist die systematische und übersichtliche Dokumentation der in einem abgegrenzten Untersuchungsbereich anfallenden Aufgaben. Dabei wird auch die inhaltliche Verknüpfung der einzelnen Teilaufgaben zur Erfüllung der Gesamtaufgabe abgebildet.

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Als Gesamtaufgabe sehe ich das aufhalten des demographischen Problems in Marxzell. Die Teilaufgaben müssten zuvor auch definiert und in eine Stellenbeschreibung gefasst werden. Man könnte darüber nachdenken ob diese Tätigkeit einer schon vorhandenen Stelle zugeteilt wird oder ob man hier eine neue Stelle schafft. Eine weitere Möglichkeit wäre vielleicht eine Bündelung von Kräften aus den Gemeinden. Ein Vorteil wäre, das diese Person sich um die wichtigen Belange im Bereich der Familienfreundlichkeit kümmern könnte und zentraler Ansprechpartner für die Bürger, Träger und Vereine wäre. c) Entwicklung der Familienfreundlichkeit Um sich zu einer familienfreundlichen Kommune zu entwickeln bedarf es zuerst der Kommunikation. Diese Kommunikation muss von der politischen Seite her ausgehen und der Wille zu einer Veränderung muss vorhanden sein. Es müssen Verwaltung, alle Träger, die Bürger (in Form des Gemeinderates) und die ortsansässigen Firmen an einen Runden Tisch gesetzt werden. Daraus muss ein Netzwerk entstehen das sowohl regional als auch überregional agieren kann. Die Gemeinde Marxzell hat zum jetzigen Zeitpunkt keinen Runden Tisch und ist auch nicht im Lokalen Bündnis für Familie. Um dem demographischen Wandel entgegen zu gehen sollte dieses Projekt aber angegangen werden. Wie z.B. die Stadt Ettlingen oder die Gemeinde Amtzell, die etwa eine ähnliche Größe wie Marxzell hat. Netzwerk Alt und Jung| „Am 10. November 2005 schlossen sich die Gemeinde Amtzell, Kirchen, Schulen, Vereine, Kindertagesstätten, Seniorenheime und die Wohnanlage "Lebensräume für Jung und Alt" zu einem Lokalen Bündnis für Familie zusammen. Schwerpunkt der Bündnisarbeit ist es, das gemeinschaftliche Miteinander in Amtzell zu fördern und den Zusammenhalt zwischen den Generationen zu stärken. Dafür soll in der Gemeinde ein integratives Wohn- und Lebensumfeld entstehen, in dem Jung und Alt in Nachbarschaft zu

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einander leben und die Kindertagesstätte neben der Seniorenresidenz liegt. Abgerundet wird das Konzept durch den Aufbau generationenübergreifender nachbarschaftlicher Beziehungen: den Aufbau von Hilfs- und Besuchsdiensten für ältere Menschen, die Förderung bürgerschaftlichen Engagements, aber auch den Ausbau der Kinderbetreuung.“ (http://www.lokale-buendnisse-fuer-familie.de/nc/ueber-die-initiative/buendnis se-von-a-bis-z/buendnis-detailansicht.html?tx_buendnisse_pi2%5Buid%5D=2 21&tx_buendnisse pi2%5Bkat%5D=1 vom 20.04.2013) Daher sollte sich Marxzell an das „Lokale Bündnis für Familie“ anschließen und ein weiterer Standort zu den bisher 670 vorhanden werden. Dies könnte erreicht werden, wenn weitere Gespräche geführt werden und die Kommunikation aufrechterhalten wird. Auch hier zeigen sich die Komplexität und der Arbeitsaufwand. Daher sollten dementsprechende Ressourcen dafür vorgehalten und eingeplant werden. Für eine gute Umsetzung sollte dies als Querschnittsaufgabe im Aufgabengliederungsplan berücksichtigt werden. Für weitere Ideen und Anregungen ist die Internetseite des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend „http://www.lokale-buendnisse-fuer-familie.de/“ und aus einem anderen Blickwinkel vom Oberösterreichischen Familienreferat http://www.familienhandbuch.de/cms/Familienpolitik_FFG zu empfehlen. d) Zentrale Anlaufstellen für Familien Das Bürgerbüro ist die zentrale Anlaufstelle für alle Bürger in der Verwaltung. Dort werden folgende Dienstleistungen angeboten Meldewesen, Standesamt, Personalausweise, Reisepässe, Kinderreisepässe, Führerscheine, Führungszeugnisse, Fundsachen, Abfallkalender, Kinderferienprogramm. Dies ist wie bei den meisten Gemeinden der Fall. Wenn es sich um andere Anliegen handelt werden die Bürger an die sonstigen Stellen in der Verwaltung verwiesen. Gerade in diesem Bereich gehört eine familiär erkennbare Ausrichtung. Denn es ist wichtig die Eltern über die vorhandenen

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Möglichkeiten zu informieren. Welche Unterstützung gewährt wird von der Kommune und welche regionalen Möglichkeiten sich bieten wie z.B. das Landesprogramm STÄRKE, Bildung- u. Teilhabe sowie sonstige Kreisangebote oder auch geschaffene lokale Angebote durch die Kommune und deren ehrenamtlichen Bürger.

e) Beteiligung von jungen Menschen und Familie Mit der Befragung durch die Studenten der HS Kehl wurde ein Anfang gemacht um Bürger zu beteiligen. Gerade hinsichtlich der Ziele für die Ortschaft sollte sich überlegt werden, ob nicht vielleicht eine Zukunftswerkstatt durchgeführt werden sollte um auch die Bürger auf den demographischen Wandel zu sensibilisieren. Bei dieser Veranstaltung könnten die Bürger aktiv bei der Planung für die nächsten 20 Jahre mitwirken. Beispiel für die Gemeinde Marxzell ist hier die Stadtverwaltung Pforzheim „Masterplan“ aber auch Karlsbad „2020“ die diese Vorhaben schon umgesetzt hat. Zum jetzigen Zeitpunkt existiert noch kein Jugendgemeinderat in Marxzell, aber mit der Entstehung eines Jugendgemeinderates könnte man sich gedanklich befassen. Das hat den Vorteil, dass sich schon junge Menschen mit den Themen Politik, dem kommunales Geschehen und der Zukunft der Gemeinde beschäftigen. Dies würde auch den Zusammenhalt der einzelnen Ortschaften stärken. Die Stadt Schwäbisch Gmünd ist hier ein Beispiel, mit der Umsetzung eines Jugendgemeinderats, da diese eine schöne Internetpräsentation ihres Jugendgemeinderaters und seiner Tätigkeit unter der folgenden Internetadresse zeigt http://www.schwaebisch-gmuend.de/5329-Ueber_den_JGR.html.

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f) Bürgerschaftliches / Freiwilliges Engagement Dies ist meiner Meinung nach eines der wichtigsten Themen für die Gemeinde Marxzell. Das Ehrenamt wird in der Zukunft an Bedeutung gewinnen. In Marxzell wird dies erfolgreich gelebt, wie die Vereinsübersicht der Verwaltung und die positive Resonanz in den ausgewerteten Fragebögen veranschaulichte. Für die Bürger, Vereine und die Verwaltung wäre es sicher von Vorteil, wenn man einen zentralen Anlaufpunkt schaffen würde. Der sich mit dieser Angelegenheit beschäftigt und Informationen und Kontaktperson für alle Beteiligten auf dem aktuellen Stand bereitstellt. Dieses Engagement sollte durch Räumlichkeiten oder finanzielle Mittel in jeglicher Hinsicht gefördert werden. Die Verwaltung könnte auch ein sogenannte Börse für bürgerliches Engagement einrichten und anbieten. Orientieren könnte man sich bei der Stadt Mannheim unter http://www.mannheim.de/ehrenamt. Um dieses Netzwerk ordentlich zu pflegen sollten auch Ressourcen bereitgestellt werden.

2. Informationen für und Werbung um Familien a) Familienfreundlichkeiten als Standortfaktor Wenn die zuvor geschilderten Maßnahmen umgesetzt worden sind, sollte die Gemeinde Marxzell mit ihrer Familienfreundlichkeit werben. Nach dem Motto „ Tue Gutes und rede darüber!“ Es sollten alle Mittel dafür genutzt werden die der Gemeinde zu Verfügung stehen (Amtsblatt, Internet, Briefköpfe, Visitenkarten und öffentliche Aushänge. Viele Ortschaften haben an Ihren Ortseingängen Banner aufgestellt. Dies ist als Werbeaktion der Gemeinde zu verstehen und sollte auch so behandelt werden. Dabei ist ein Kundenfreundliches Informationsangebot wichtig das genau auf die Lebenssituation des Bürgers zugeschnitten ist. Die Gemeinde setzt dies schon um in dem sie Gratulationsschreiben und Informationsmaterial an Eltern aushändigt. Ein paar Monate später wird durch den Bürgermeister zu einem Begrüßungsgespräch „Frühe Hilfe“ eingeladen. Dies informiert über den

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Elternbrief des „Arbeitskreis Neue Erziehung e.V. Karlsruhe“ und ist auch eine familienfreundliche Maßnahme. Das vorhandene Engagement sollte weiter gestärkt werden und für jede Lebenssituation angeboten werden. Informationen müssen einheitlich, offensichtlich und einfach für jeden zugänglich sein. Zum Beispiel bei bereitgestellten Ermäßigungen, speziell für Senioren und Familien. Einen Veranstaltungskalender für Familien benötigt die Gemeinde Marxzell nicht, da auf den Veranstaltungskalender des Ettlinger Frauen- und Familientreff e.V. und auf das Haus der Familie in Straubenhardt verweisen werden kann. Möglich wäre aber einen direkten Verweis auf die Veranstaltungen, auf der eigenen Homepage. Hierbei sollte ich die schöne und übersichtliche Gestaltung der Gemeindeeigenen Homepage erwähnen. Die mir persönlich sehr gefallen hat. Sie ist nicht zu überfrachtet wie bei vielen anderen Gemeinden. Die Werbung für Marxzell sollte besser aufgestellt und verbreitet werden. Eine Werbemaßnahme der Gemeinde Falkenstein mit dem Flyer ist vielleicht eine gute Möglichkeit für sich und der Familienfreundlichkeit zu werben. http://www.stadt-falkenstein.de/images/upload/File/Flyer_Familie_Web_klein. pdf. Eine Webcam wäre vielleicht auch denkbar, welche die aktuelle Wettersituation und eine schöne Impression von der Gemeinde zeigen würde.

3. Angebote und Leistungen für Familien a) Wertschätzungen für Familien Die Wertschätzung der Familie gehört heutzutage im Angesicht des demographischen Wandels zu einem der wichtigen Aufgabenspektren der Verwaltung und des Rates. Die Gratulation zur Geburt eines Kindes oder die Begrüßung von Neubürgern ist eine Selbstverständlichkeit. Dies setzt die Verwaltung um. Marxzell könnte noch weitere Veranstaltungen zum Wohl seiner Bürger durchführen und planen. Bei der Planung eines solchen Festes könnt man alle Ortsteile und viele Vereine miteinbeziehen und die Ressourcen nutzen die zu Verfügung stehen. Vielleicht auch unter dem

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Motto „Dorffest“. Ich könnte mir auch einen Wechsel vorstellen, bei dem jedes Jahr eine andere Teilgemeinde das Fest ausrichtet. Vielleicht sogar als kleinen Wettbewerb. „Welche Gemeinde das schönste Fest auf die Beine stellt.“ Dies würde meiner Meinung nach, Brücken über die Täler schlagen.

b) Familienfreundliche Zugänge und Besuchsmöglichkeiten von öffentlichen Gebäuden Die öffentlichen Gebäude müssen für Familien und Senioren zugänglich sein. Eine wesentliche Voraussetzung ist die Barrierefreiheit. Die Bürger müssen an ihr Ziel kommen können und ihre Belange ungestört vortragen können. Ein familienfreundlicher Parkplatz und Still und Wickelmöglichkeiten gehören hier für ein modernes Dienstleistungs-unternehmen ebenfalls zum guten Ton. Spielmöglichkeiten für Kinder, gerade im Bürgerbüro sind hier vielleicht auch von Vorteil.

c) Familienfreundliche kommunale Sprechzeiten Verwaltungen sollten ein offenes Gehör für die Bedürfnisse und Belange ihrer Bürger haben. Dies kann nur gewährleistet werden, wenn der Kunde die Möglichkeit hat Kontakt mit der Verwaltung aufzunehmen. Hier sind die Öffnungszeiten entscheidend. Alle Ortsteile haben die gleichen Öffnungszeiten (Burbach reduziert nur Montag und Donnerstag). Ich könnte mir vorstellen, dass dies nicht wirklich effektiv ist und auch in keinem guten Kosten/Nutzenverhältnis steht. Hier sollte man überlegen ob man die Öffnungszeiten nicht effizienter gestalten könnte. Es wäre vielleicht von Vorteil zweimal wöchentlich bis 19:00 Uhr ein Rathaus offen zu haben und vielleicht einmal im Monat einen Samstagmorgen. Dies hätte die Vorteile, dass die Kunden besser die Verwaltung (das familienfreundliche Bürgerbüro) erreichen könnten und die Mitarbeiter besser ihre flexible Arbeitszeit ausgestalten können. Man könnte die Mitarbeiter auch abwechselnd während den langen Öffnungszeiten einsetzen. Ein Problem stellt sicherlich die Trennung in die drei

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vorhanden Verwaltungen der Teilgemeinden dar. Aber dies könnte wahrscheinlich gelöst werden, dies obliegt aber letzten Endes des Rats.

d) Begegnungsmöglichkeiten für Familien Ein wesentlicher Bestandteil einer modernen familienfreundlichen Kommune ist die Ermöglichung von sozialen Treffs, für und von den Bürgern. Der Rat und die Verwaltung muss hier ein stabiles Fundament schafften, damit die Projekte gelingen können. Anregungen und Ideen lassen sich etliche auf der Internetseite http://www.familienfreundliche-kommune.de/FFKom/Praxisbeispiele/ 805807001.pdf finden. Die Gemeinde Marxzell hat aktuell keine Gemeindeeigenen Familientreffs/ Familienzentren und verweist auf die im Umkreis bestehenden Angebote. Auch besitzt die Gemeinde aktuell kein Mehrgenerationenhaus. Aktuell gibt es ca. 450 Mehrgenerationenhäuser bundesweit. Durch eine Exkursion bei einer Gemeinde, die ein solches Mehrgenerationenhaus besitzt, könnte sich der Gemeinderat über dieses Thema informieren und überlegen ob und vor allem wie so etwas in Marxzell umgesetzt werden kann. Wie schon mehrmals in diesem Handlungsfeld erwähnt sollte in der Verwaltung ein Verantwortlicher und Ansprechpartner vorhanden sein. Der sich um diese Aspekte kümmert, ihn koordiniert und vorantreibt.

e) Nachhaltigkeit und Vernetzung Der wichtigste Entscheidungsträger in Gemeinden ist der Gemeinderat. Jeder Beschluss sollte auf die Familienverträglichkeit geprüft und unter diesem Kriterium vorgestellt werden. Der Rat sollte eine oder mehrere Sitzungen durchführen, um ein sauberes Konzept auf den Weg zu bringen. Eine oder mehrere Anregungen lassen sich aus der Anlage zur Beschlussvorlage „B475-32/08“ der Stadt Greifswald ziehen. Diese Vorlage hat ein 10 Punkte

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Programm für die Umsetzung hin zur familienfreundlichen Stadt. Die Gemeinde Marxzell ist keine Großstadt aber das Konzept welches in Greifswald angewendet wurde lässt sich auch in Marxzell anwenden.

4. Vereinbarkeit von Familie und Beruf in der Verwaltung a) Gibt es ein Handlungsziel Ein Aspekt den ich bei diesem Projekt untersucht habe war die work-life- Balance der Arbeitnehmer in Marxzell. Um Familienfreundlichkeit in der Gemeinde zu erreichen, sollte sich das innere der Verwaltung auch familienfreundlich Gestalten. Wie schon bei den genannten Punkten sollte der Rat oder Bürgermeister ein Konzept besitzen, wie dies in den Verwaltungen umgesetzt werden sollte. Damit die Verwaltung mit ihrer Personalpolitik als Vorbild für andere Arbeitgeber zur Nachahmung dienen kann. b) Familienfreundliches Personalmanagement Zufriedene Mitarbeiter/ -innen sind wichtig für den Dienstbetrieb der Verwaltung. Daher sind die Bereiche Personalgewinnung und Personal Entwicklung entscheidend für die Gewinnung und Erhaltung von guten Mitarbeitern. Die Gemeinde setzt schon etliche Maßnahmen ein um dies zu erreichen. Es wird auf die Vereinbarkeitsbedürfnisse der Beschäftigten geachtet. Die sozialen Kompetenzen werden beim Aufgabenspektrum berücksichtigt. Auf die familiäre Situation wird bei Personalentwicklungs-maßnahmen eingegangen. Dieses schon vorhandene Programm könnte durch die Ergänzung von Führungskräfteschulungen zum Thema Familienfreundlichkeit und weitere Maßnahmen der Gesundheitsförderung vervollständigt werden.

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c) Elternzeit und Pflege von Familie Für Mitarbeiter/ -innen die eine Familie gründen wollen ist es wichtig Zeit dafür zu haben. Gerade in der heutigen Zeit wir dies oft auch von Männern in Anspruch genommen. Elternzeit kann in der Verwaltung bei der Gemeinde Marxzell genommen werden. Die Mitarbeiter werden auch zu den laufenden Veranstaltungen der Gemeinde eingeladen und sind dort gern gesehen. Man könnte dies durch weitere out-the-job-Maßnahmen wie z.B. Informationen, Newsletter bis hin zu Fortbildungsmaßnahmen ergänzen, aber dies ist kein muss.

d) Weiterbildungsmöglichkeiten für Mitarbeiter Fortbildung bezieht sich auf die Vermittlung von Kenntnissen, Fähigkeiten und Verhaltensweisen, die die Qualifikation eines Mitarbeiters über Zeit gewährleisten oder eine Ergänzung und/oder Vertiefung der Qualifikation beinhalten. Hierbei gibt es viele Möglichkeiten dies Durchzuführen. Fortbildungsangebote für Führungskräfte und externe Fortbildungen für Verwaltungsangestellte an der Verwaltungsschule des Gemeindetages werden unter anderem durch die Gemeindeverwaltung unterstützt. Dies gilt auch für Wiedereinsteiger.

e) Arbeitsklima und Arbeitsalltag in der Gemeinde Verwaltung Um den Arbeitsalltag in der Verwaltung angenehm und flexibel zu gestalten, kann man effiziente Maßnahmen der Personalentwicklung einsetzen. Diese Maßnahmen bestehen aus Familiengerechten Besprechungszeiten, Jobsharing, Springer und Vertreterregelungen, Teamarbeit und noch einige weitere Möglichkeiten. Die Gemeinde Marxzell ist hier sehr fortschrittlich und offen für moderne Arbeitszeit-modelle. Es gibt flexible Arbeitszeiten, bei der Urlaubsplanung werden familiäre Belange berücksichtigt, Sabbaticals und Sonderurlaub, abgestufte Teilzeit oder vorrübergehende Reduzierung ist möglich, Springer und Vertreterregelungen, Teamarbeit und Befreiung von

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Präsenzpflicht bei einem familiären Bedarfsfall. Man könnte hier weitere mögliche Maßnahmen anwenden um das Arbeitsleben flexibler und familienfreundlicher zu gestalten. Wie z.B. Eltern-Kinder Arbeitszimmer und Tele-Heimarbeit.

5. Bewältigung des Demografischen Wandels und der Gemeinsamkeitsproblematik Nach der freundlichen Aufnahme unseres Fachprojektes in der Gemeinde Marxzell und den Einblick den wir bekommen haben, denke ich, ist es von Vorteil, das zwei Ziele in die Agenda des Gemeinderates aufgenommen werden sollten. 1. „Kooperation anstelle Konfrontation“ Marxzell ist eine Gemeinde, bestehend aus mehreren Teilortschaften und nicht mehrere Teilortschaften sind eine Gemeinde, wie es für mich den Anschein hatte. Sicher ist die geographische Ausgangssituation nicht die beste, mit dem Schnitt durch das Albtal und die Verteilung der Ortsteile zumeist auf den Anhöhen. Aber die Gemeindereform hat diese Situation nun einmal so geschaffen. Daher gilt das Motto: „Gemeinsam sollten die Probleme angegangen – und gelöst werden.“ Ein praktisches Beispiel wäre z.B. die Änderung der Ortsbezeichnungen auf den Ortseingangstafeln. Hier „Gemeinde Marxzell Ortsteil Schielberg“ damit für jeden sofort ersichtlich wird das er sich in Marxzell befindet. Man könnte sich auch gedanklich damit befassen, ob es unbedingt nötig ist in den Ortsteilen weiterhin eigenständige Rathäuser vorzuhalten oder ob es nicht effizienter wäre, wenn man diese strukturell zu einer Verwaltung zusammenfassen würde. Ich könnte mir vorstellen, dass durch diese Maßnahme Kosten einsparen lassen und die Verwaltung effizienter, flexibler und Kundenorientierter ihre Aufgaben erfüllen kann.

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2. „Alte Werte neu gelebt – die familienfreundliche Gemeinde Marxzell“ Wie Sie in meiner Ausarbeitung zum Handlungsfeld Verwaltung feststellen konnten, sollte der Gemeinderat hier professionell, strategisch und langfristig einen Plan zur Bewältigung des demographischen Wandel ausarbeiten. Dies kann er nur tun wenn er die Familienfreundlichkeit der Gemeinde in den Vordergrund stellt und alles was in Zukunft beschlossen wird unter diesem Gesichtspunkt reflektiert. Dabei ist Menschlichkeit, Soziale Kompetenz und die finanzielle Leistungsfähigkeit der Gemeinde das Fundament für eine nachhaltige Entwicklung. Dabei sollte er die Belange von Jung und Alt berücksichtigen und sich in die Lage der betroffenen Bürger versetzen, um die Gemeinde infrastrukturell Voran zu bringen.

Es ist die Rede von Überalterung, Rückgang der Bevölkerung sowie Abwanderung junger Menschen. Der demographische Wandel ist in allen Kommunen angekommen und wichtiges Thema für zukünftiges Handeln. Die Frage ist nun, inwieweit die Verwaltung und deren Arbeitsweise zusammen mit dem Gemeinderat positiven Einfluss auf den kommenden Wandel unserer Bevölkerung und insbesondere ihrer eigenen Bürger 55 nehmen kann. Zunächst ist allgemein betrachtet zu sagen, dass wohl alle kleinen Gemeinden das Schicksal eines anhaltenden Strukturwandels akzeptieren müssen, jedoch durch innovative Ideen, Lösungen für die Zukunft finden können, um diese entsprechend positiv zu gestalten. 56 Anhand unseres im Fachprojekt erstellten Fragebogens konnten wir dieses Handlungsfeld auswerten, um herauszufinden, wie das persönliche Empfinden der Bürger ist, um dementsprechend der Verwaltung der Gemeinde Marxzell in der nachfolgenden Ausarbeitung Handlungsempfehlungen auf Grundlage der

55 Aus Gründen der Übersichtlichkeit wurde die Benennung von Bürgerinnen und Bürgern einheitlich unter der Bezeichnung „Bürger“ zusammengefasst. Dies stellt ausdrücklich keine Diskriminierung der Bürgerinnen dar. 56 S. 4, Die Zukunft der Dörfer – Zwischen Stabilität und demographischem Niedergang, Berlin-Institut

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Wünsche und Anregungen der Bürger auszusprechen.

6. Arbeitsweise der Verwaltung Natürlich ist es wichtig in diesem Zusammenhang die Arbeitsweise der Verwaltung zu betrachten und selbstverständlich die Zufriedenheit der Bürger mit dieser. Hierbei ist der gesamte Prozess der Begegnung eines Bürgers mit der Verwaltung zu betrachten. Zunächst ob dem Bürger bei seinen speziellen Anliegen geholfen wird, inwieweit er mit der Bearbeitung dieser zufrieden ist und letztlich ein wesentlicher Aspekt, die Öffnungszeiten.

6.1.1. Das „Ob“… Im Fragebogen wurde die Frage „Wird Ihnen bei Ihren persönlichen Belangen seitens der Verwaltung ausreichend geholfen?“ aufgenommen. Bei 205 Befragten antworteten 88,8 %, dass Ihnen hierbei ausreichend geholfen wird. 11,2 % dieser Befragten antworteten, dass Ihnen nicht ausreichend geholfen wird. Insgesamt gesehen ist dies natürlich ein gutes Ergebnis, jedoch kann sicherlich für die 11,2 % der Bürger, die nicht zufrieden sind, in Zukunft eine höhere Zufriedenheit sichergestellt werden. Dahingehend gibt es einige Ansatzpunkte die eine größere Zufriedenheit der Bürger ermöglichen.

Da sich nun die Frage stellt, welche Ansätze in diesem Handlungsfeld der Verwaltung speziell für die Bürger Marxzells bestehen und sich an deren Vorstellungen zu orientieren, wurden die Bürger mit Hilfe einer offenen Frage im Fragebogen nach Verbesserungsvorschlägen befragt. Am häufigsten wurde von den Bürgern der Bereich der Kommunikation genannt. Beispielsweise kritisierten Sie das späte oder kein Beantworten von Mails, zu wenig Auskünfte seitens der Verwaltung sowie zu langsames Arbeiten. Kritisch

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benannt wurde auch ganz allgemein die empfundene Arbeitseinstellung der Mitarbeiter. Gefordert wird bei den Verbesserungsvorschlägen, dass der Dienstleistungscharakter der Verwaltung mehr zu spüren ist. Die Bürger fordern außerdem mehr Flexibilität und besseres Auftreten der Mitarbeiter gegenüber den Bürgern (Freundlichkeit). Auf den ersten Blick wirkt die Auffassung, welche die Bürger gegenüber der Verwaltung äußern eher kritisch. Es werden bei unserer Befragung die gleichen Eigenschaften kritisiert, die bei einer Befragung des Beamtenbundes 57 ebenfalls sehr negativ empfunden wurden. So nämlich die Flexibilität aber auch das allgemeine Auftreten der Bediensteten. Womöglich spielt bei dem Ergebnis unseres Fragebogens das typische Image der Beamten bzw. Bediensteten im öffentlichen Dienst eine Rolle. Jedoch sollte gerade dann großen Wert darauf gelegt werden, dieses Image zu verbessern. Bevor nun aber eine mögliche Handlungsempfehlung erfolgt, sollte noch die Qualität der Bearbeitung der Belange der Bürger betrachtet werden, da diese beiden Handlungsfelder eng miteinander verknüpft sind.

6.1.2. …und „Wie“ Das wohl wichtigste Merkmal für eine bürgerorientierte Verwaltungsarbeit ist die Zufriedenheit der Bürger mit der Bearbeitung und Qualität ihrer Belange, die sie an die Verwaltung richten. Somit stellte sich die Frage „Wie zufrieden sind Sie mit der Bearbeitung Ihrer Belange und Qualität der Arbeit in den Rathäusern?“ an die Bürger Marxzells. Bei der Auswertung ergab sich eine Gesamtnote von 2,38 58 . Der häufigste Wert der von 34,7 % angekreuzt wurde war jedoch die Note 2. Dieses Ergebnis

57 Näheres hierzu: http://www.dbb.de/fileadmin/pdfs/themen/forsa_2012_.pdf 58 Bewertungsskala von der Note 1 (sehr gut) bis Note 6 (ungenügend)

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erscheint im ersten Moment für eine Verwaltung natürlich gut. Bei näherer Betrachtung unserer Auswertung zu dieser Frage wird jedoch deutlich, dass einige Bürger klare Unzufriedenheit ausdrücken. Die Note 3 also befriedigend, macht 25 % der Antworten aus. Betrachtet man die Ergebnisse nun ab der Note 4 wie ausreichend bis zur Note 6 wie ungenügend, dann zeigt uns die Auswertung eine Unzufriedenheit in diesem Bereich von insgesamt 14,8 %, was eine Anzahl von knapp 32 Bürgern ausmacht. Ersichtlich wird also, dass die Bürger überwiegend sehr zufrieden mit der Arbeit und Qualität der Verwaltung sind. Im Vergleich hierzu aber auch eine äußerst nennenswerte Anzahl von Bürgern unzufrieden sind. Zurückzuführen ist diese Unzufriedenheit natürlich auf dementsprechende Erfahrungen, die die Bürger mit der Verwaltung gemacht haben.

Um eventuelle Unzufriedenheit seitens der Bürger in Zukunft zu vermeiden und deren Zufriedenheit zu fördern, wurde nach eben diesen schlechten Erfahrungen, welche die Bürger erlebt haben, in unserem Fragebogen gefragt. Hier kamen wir zu dem folgenden Ergebnis: Viele Bürger bekamen zu ihrer Anfrage keine Antwort oder keine Rückmeldung bei Fertigstellung ihres Anliegens. Auch die schlechte Erreichbarkeit mancher Mitarbeiter sowohl im Rathaus als auch telefonisch wurde benannt. Bei einigen Antworten wurde auch verdeutlicht, dass sich die Bürger nicht als Kunden der Verwaltung fühlen. Auch wichtig zu nennen, ist der empfundene schlechte Informationsfluss, den manche Bürger zwischen ihnen und dem Gemeinderat empfinden. Insgesamt wurden ca. 30 schlechte Erfahrungen der Bürger benannt, die alle auf die eben genannten Themengebiete zurückzuführen sind.

Im Rahmen des New Public Managements steht aber vor allem das Thema

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Kunden- und Bürgerorientierung im Vordergrund. In der Gemeinde Marxzell haben dahingehend bisher keinerlei Veranstaltungen zur Sensibilisierung der Mitarbeiter zu diesem Thema stattgefunden. Aufgrund der Altersstruktur der Verwaltung in Marxzell mit durchschnittlich 44 Jahren wäre es wahrscheinlich eine Bereicherung sowohl für die Arbeit in der Verwaltung als auch für die Bürger als Kunden, wenn die Verwaltung in diesem Bereich ihr Bewusstsein stärken würde.

Um die Verwaltung zu einem besseren kunden- und bürgerorientierten Handeln zu bewegen ist vor allem ein Umdenken der Mitarbeiter der Verwaltung nötig und sie für dieses Thema zu sensibilisieren.

Um die Qualität der Verwaltung Marxzell zu verbessern und den schlechten Erfahrungen der Bürger entgegen zu arbeiten möchte ich einen Vorschlag aufnehmen, welcher dahingehend im Fragebogen genannt wurde: Die Einführung und Umsetzung eines Qualitätsmanagements. Ein Qualitätsmanagement wäre eine sinnvolle Maßnahme um eine bessere Kundenorientierung in der Verwaltung zu erreichen. Das oberste Ziel eines Qualitätsmanagements ist vor allem eine beständige Analyse, welche eine Bewertung und Verbesserung des eigenen Handelns zur Folge hat. Es verbessert zugleich die Effektivität und Effizienz der Geschäftsprozesse einer Verwaltung. Um dieses oberste Ziel am bestmöglichsten zu erreichen, setzt sich das Qualitätsmanagement aus fünf zentralen Bestandteilen zusammen, welche zugleich als die Ziele des Qualitätsmanagements angesehen werden: Kunden- und Bürgerorientierung, Produktorientierung, Mitarbeiterorientierung sowie der Gemeinwohlbezug. Es gibt natürlich verschiedene Modelle eines solchen Qualitätsmanagements, beispielsweise das Common Assessment Framework – Modell, welches sich

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direkt auf die öffentliche Verwaltung bezieht.59 Ich bin mir sicher, dass die Gemeinde Marxzell durch die Einführung und Umsetzung eines solchen Qualitätsmanagements das Handeln in der Verwaltung und das Verhalten gegenüber den Bürgern verbessern könnte.

6.1.3. Öffnungszeiten Als weiteres Merkmal für die Zufriedenheit der Bürger hinsichtlich der Arbeitsweise der Verwaltung gilt natürlich die Zufriedenheit mit den Öffnungszeiten der Rathäuser. Seitens der Fachprojektgruppe wurde die Frage „Sind Sie mit den Öffnungszeiten des Rathauses zufrieden?“ den Bürgern der Gemeinde Marxzell gestellt. Diese Frage wurde von 222 Bürgern beantwortet, dabei antworteten 74,3 %, dass sie mit den Öffnungszeiten zufrieden sind. 25,7 % jedoch, was 58 Bürger ausmacht, sind mit diesen nicht zufrieden. Dieser negativen Resonanz was zwar einen geringeren Teil mit 25,7 % ausmacht sollte jedoch auf den Grund gegangen werden. Um dies genauer zu betrachten ein Überblick über die Öffnungszeiten des Rathauses 60 : Das Rathaus Burbach hat montags von 8.30 - 12.00 Uhr und donnerstags von 15.00 - 18.00 Uhr geöffnet. Die Rathäuser Pfaffenrot und Schielberg haben montags bis mittwochs von 8.30 - 12.00 Uhr, donnerstags von 15.00 - 18.00 Uhr und freitags von 8.30 - 12.00 Uhr geöffnet. Natürlich erscheinen diese Öffnungszeiten für berufstätige Bürger sehr ungünstig, denn es ist kaum zumutbar für einen kurzen Gang ins Rathaus sich bei seiner Arbeitsstelle freinehmen zu müssen. Um die Zufriedenheit hinsichtlich der Öffnungszeiten zu erhöhen ist es wichtig den Bürgern in dieser

59 Hopp, H., Göbel, A. (2008): Management in der öffentlichen Verwaltung, Stuttgart, 3. Auflage

60 http://www.marxzell.de/index.cfm?fuseaction=rathaus&rubrik=rathaeuser

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Hinsicht entgegen zu kommen und die Öffnungszeiten eventuell arbeitnehmerfreundlicher zu gestalten und somit eine bürgerorientierte Verwaltung zu schaffen.

Aus diesem Grund wurden auch hierbei direkt die Bürger nach Anregungen und Wünschen bezüglich der Öffnungszeiten des Rathauses befragt. Besonders häufig wurde der Aspekt erwähnt, dass die Öffnungszeiten für Beschäftigte kaum akzeptabel und sehr ungünstig sind. Insgesamt fünfzehnmal wurden arbeitnehmerfreundlichere Öffnungszeiten als Verbesserungsvorschlag genannt. Um diesen Wunsch ganz konkret umzusetzen wurden auch mögliche Varianten für die Umsetzung seitens der Bürger geäußert, einige meiner Ansicht nach sinnvolle Vorschläge möchte ich nun hier zum Überblick auflisten: • Separate Öffnungszeiten des Bürgerbüros. • Mehr als ein Nachmittag öffnen. • Bis 18.00 Uhr / 19.00 Uhr / 20.00 Uhr öffnen (Dies muss nicht jede Woche geschehen, alle zwei Wochen oder einmal im Monat wäre für die Bürger bereits ein großer Schritt in Richtung Arbeitnehmerfreundlichkeit). • Einmal in der Woche vormittags bis 13.00 Uhr öffnen.

Ein weiterer für die Bürger wichtiger Aspekt der mehr als einmal genannt wurde sind die Öffnungszeiten des Rathauses in Burbach, die ihrer Ansicht nach nicht ausreichend sind.

Gerade in Bezug auf den demographischen Wandel ist es wichtig den Bürgern in diesem Bereich entgegen zu kommen und auf deren Wünsche einzugehen. Deshalb sollte die Gemeinde Marxzell ihre Möglichkeiten zur Änderung der

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Öffnungszeiten prüfen und auch in Erwägung ziehen, ihre Öffnungszeiten anzupassen.

6.2. Bürgerbeteiligung Ein wichtiger Aspekt innovativer Entwicklung für eine Gemeinde im demographischen Wandel ist das Thema Bürgerbeteiligung. Es geht um den Dialog zwischen Bürgern und der Politik (Verwaltung, Gemeinderat). 61 Wichtig hierbei ist es, die Belange der Gemeinde zu der Sache der Bürger zu machen, die natürlich davon betroffen sind, sei es das Schulwesen bis hin zur Energieversorgung. 62 Es geht um Beteiligung und Mitgestaltung und vor allem darum die Kreativität und das Engagement der Bürger zu aktivieren. 63 Kreative Ideen einer aktiven Bürgerschaft könnten nämlich für attraktive Lebensbedingungen sorgen. Durch ein dahingehendes Gemeinschaftsgefühl könnte gegen den demographischen Niedergang der Gemeinde angekämpft werden. Um solche Ideen umzusetzen sind entsprechende Geldmittel notwendig, dessen Beschaffung meist problematisch und aufwendig ist. Hier wären niedrigschwellige und unbürokratische Fördermöglichkeiten sinnvoll und die Gemeinden so besser zu unterstützen. 64

Im Bezug auf den Bereich der Bürgerbeteiligung wurden anhand des Fragebogens die Bürger ganz direkt nach ihrer Bereitschaft bzw. Wunsch nach mehr Beteiligung gefragt. Die Frage in unserem Fragebogen lautete: „Wollen Sie sich bei politischen Entscheidungen mehr beteiligen?“

61 S. 5, Die Zukunft der Dörfer – Zwischen Stabilität und demographischem Niedergang, Berlin-Institut 62 S. 5, Die Zukunft der Dörfer – Zwischen Stabilität und demographischem Niedergang, Berlin-Institut 63 S. 5, Die Zukunft der Dörfer – Zwischen Stabilität und demographischem Niedergang, Berlin-Institut 64 S. 74, Die Zukunft der Dörfer – Zwischen Stabilität und demographischem Niedergang, Berlin- Institut

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Betrachtet man die Vorteile für die Entwicklung einer Gemeinde in der Zukunft speziell in Hinblick auf den demographischen Wandel ist das Ergebnis hierzu eher ernüchternd. 64,7 % der 207 Antworten der Bürger möchten sich nicht an politischen Entscheidungen beteiligen. 35,3 % hiervon würden sich jedoch gerne an politischen Entscheidungen beteiligen. Wenn man diese Prozentzahl nun betrachtet macht dies rund 71 Bürger aus, die sich gerne aktiv beteiligen würden.

Um herauszufinden in welcher Form sich diese Bürger beteiligen möchten wurde dies im Fragebogen gefragt. Hierbei wurde sehr deutlich, dass es einige Bürger gibt, die sich gerne aktiv bei politischen Entscheidungen beteiligen würden. Vor allem die Einbindung der Bürger bei politischen Entscheidungen, überwiegend bei langfristigen und kostenerheblichen öffentlichen Projekten, ist den Bürgern hierbei wichtig, es wird eine strukturierte Einbindung gewünscht. Genannt wurden Bürgerbefragungen in Form von Umfragen, Gesprächs- bzw. Diskussionsrunden in Form von Bürgerinformationsveranstaltungen oder ein ganz direktes Instrument der Bürgerbeteiligung der Bürgerentscheid. Leider gab es nur wenig Befürworter für den Jugendgemeinderat, denn gerade in Bezug zum demographischen Wandel erscheint es wichtig den Jugendlichen die Möglichkeit zu geben sich politisch zu engagieren um deren Bedürfnisse zu entsprechen und sie so unmittelbar in das Gemeindeleben einzubinden. Häufiger wurde die Beteiligung in Form des Ehrenamtes benannt. Doch was in meinen Augen sehr wichtig erscheint ist der Wunsch der Bürger nach mehr Informationen hinsichtlich politischer Entscheidungen, zum einen rechtzeitig bevor diese getroffen werden und zum anderen wie es zu diesen Entscheidungen im Gemeinderat kam.

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Meiner Meinung nach ist es sehr wichtig, dass die Bürger der Gemeinde Marxzell ausreichend informiert sind um sich aktiv bei politischen Entscheidungen beteiligen zu können. Um sich aber überhaupt einbringen zu können bei politischen Entscheidungen ist es wichtig solche Beteiligungsmöglichkeiten zu schaffen. Da es mit immerhin 35,3 % doch nicht zu verachtender Teil der Bürger gibt, die gerne in den politischen Entscheidungsprozess einbezogen werden möchten und auch entsprechende Formen der Beteiligung ihrerseits geäußert wurden wäre ein bürgernahes Handeln der Verwaltung wünschenswert, die diesen Bürgern Möglichkeiten zur Beteiligung schafft.

6.3. Informationsfluss über… Ein weiterer unabdingbarer Aspekt einer stabilen Zukunft trotz demographischem Wandel ist die Transparenz der Politik, also ein zuverlässiger Informationsfluss, der den Bürgern bereitgestellt wird. Somit ist es wichtig, die Bürger rechtzeitig und offen über die Entwicklung ihrer Gemeinde zu informieren. 65 Vor allem ein ehrlicher Umgang mit den Bürgern steht im Vordergrund, um diesen die Möglichkeit zu bieten, frühzeitig persönliche Entscheidungen ihrer Lebensplanung zu treffen. Unzureichender Informationsfluss herrscht nämlich überwiegend bezüglich des demographischen Wandels und dessen Bedeutung, wie beispielsweise hinsichtlich der Immobilienpreise. 66

Aufgrund dessen wurden auch hinsichtlich des Informationsflusses in der Gemeinde Marxzell die Bürger befragt. Thema hier war der allgemeine Informationsfluss der Gemeinde durch das Mitteilungsblatt aber auch der speziellere Informationsfluss bezüglich Anlaufstellen für bestimmte Belange

65 S. 7, Die Zukunft der Dörfer – Zwischen Stabilität und demographischem Niedergang, Berlin-Institut 66 S. 72, Die Zukunft der Dörfer – Zwischen Stabilität und demographischem Niedergang, Berlin-Institut

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seitens der Bürger sowie über laufende Projekte der Gemeinde.

6.3.1. …das Mitteilungsblatt Eine Frage war demnach „Sind Sie mit dem Mitteilungsblatt der Gemeinde Marxzell zufrieden?“, um die Zufriedenheit des allgemeinen Informationsflusses, wie er in der Gemeinde Marxzell stattfindet, abzufragen. Hier hat sich ein äußerst positives Ergebnis ergeben, 83,5 % der Bürger, die diese Frage beantwortet haben sind mit dem Mitteilungsblatt zufrieden. Nur 16,5 % antworteten, dass sie nicht zufrieden sind.

Um auch hier eventuelle Verbesserungen vornehmen zu können wurden nach Anregungen und Wünsche seitens der Bürger gefragt. Die meiner Meinung nach interessanteste Anregung war der Vorschlag eines virtuellen Mitteilungsblattes. Beispiel hierfür ist das virtuelle Mitteilungsblatt der Gemeinde Karlsbad oder Ehningen. Gut finde ich diesen Vorschlag auch dahingehend, da einige Bürger den Wunsch äußerten haben das Mitteilungsblatt im Internet abrufen zu können. Durch ein virtuelles Mitteilungsblatt wäre dies gut umsetzbar. Weitere Anregungen zum Mitteilungsblatt der Gemeinde Marxzell, die mehrfach genannt wurden, war beispielsweise der Wunsch einer wöchentlichen Ausgabe. Auch dahingehend stimme ich mit den Anregungen der Bürger überein, da eine aktuelle Informationsquelle sowohl für den politischen als auch für den kulturellen Bereich einer Kommune wichtig ist. Veraltete oder zu späte Informationen haben negativen Einfluss auf das Empfinden der Bürger hinsichtlich ihres Informationsstandes innerhalb der Geschehnisse in der Gemeinde. Bemängelt wurde bei den Antworten die Kostenpflicht für das Mitteilungsblatt, wobei hierbei der Kostendeckungsaspekt beachtet werden muss und

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anzumerken ist, dass dies in vielen Gemeinden so gehandhabt wird. Ein sehr wichtiger Punkt für die Qualität des Mitteilungsblattes, welches als Informationsquelle für die Bürger dienen soll, ist der inhaltliche Aspekt. Hierzu äußerten sich dich Bürger mehrfach und dieser stellt anhand der Anzahl der Antworten den wichtigsten Bereich einer Verbesserung dar. Das Schlagwort aller Antworten hierzu lautet Ausführlichkeit. Die Bürger Marxzells fühlen sich durch das Mitteilungsblatt nicht ausreichend informiert, es fehlen ihnen vor allem ausführliche Informationen bezüglich der politischen Geschehnisse (Gemeinderat, Gemeinderatsbeschlüsse, Verwaltung). Außerdem hegten einige den Wunsch nach mehr Informationen zu Geschehnissen oder kommenden Veranstaltungen in den Nachbargemeinden, die für sie interessant sein könnten. Fraglich ist hierbei ob eine solch umfassende Informationserstattung hinsichtlich Nachbargemeinden dem Sinn eines Mitteilungsblatts entspricht, denn dieses dient überwiegend als Informationsquelle für Geschehnisse der eigenen Gemeinde. Anregungen bzw. Wünsche die am Rande zum Mitteilungsblatt geäußert wurden waren beispielsweise die schlechte Qualität der Bilder, mehr Stellen- und Immobilienangebote, eine Tauschbörse, die vermisste Gemeindestatistik (wurde früher im Gemeindeblatt abgebildet) sowie die Berichte aus den BNN (Badische Neuste Nachrichten), die für einige Bürger als überflüssig erachtet werden und lieber durch andere wichtige Informationen ersetzt werden sollten.

Insgesamt betrachtet ist es für die Gemeinde Marxzell wichtig an der Qualität der Informationen des Mitteilungsblattes zu arbeiten und durchaus in Erwägung zu ziehen ein virtuelles Mitteilungsblatt in der Zukunft ihren Bürgern zu ermöglichen. Dies bedeutet nämlich ein Stück Innovation und Modernität, was sich womöglich weitestgehend auf den demographischen Wandel positiv

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auswirkt.

6.3.2. …spezielle Anlaufstellen für Familien oder Senioren Im Hinblick auf den Informationsfluss in der Gemeinde Marxzell ist es wichtig speziell die Familien und Senioren zu berücksichtigen, die für ihre spezielle Lebenssituation Anlaufstellen benötigen und somit auch über solche Anlaufstellen ausreichend informiert werden sollten. Deshalb stellte sich zunächst an die Bürger die Frage „Fühlen Sie sich ausreichend informiert über zentrale Anlaufstellen innerhalb oder außerhalb der Verwaltung, die spezielle Beratung für Familien oder Senioren anbieten?“. Die Auswertung des Fragebogens ergab folgendes Ergebnis. 74,1 % von 189 Antworten zu dieser Frage sind laut Umfrage ausreichend informiert über solche Anlaufstellen für Familien und Senioren. 25,9 % hingegen fühlen sich dahingehend nicht ausreichend informiert. Da Menschen gerade in diesen Lebenslagen einfach an Hilfe kommen sollten und auch wissen sollten wohin und an wen sie sich wenden können ist es von besonderer Wichtigkeit, dass diese Personengruppen ausreichend Informationen hierüber erhalten. Somit ist in diesem Bereich wie das Ergebnis zeigt Verbesserung nötig. Wenn man die Marxzeller Informationsbroschüre und auch die Homepage der Gemeinde Marxzell betrachtet findet man einige wichtige Anlaufstellen sowohl auf Extraseiten in der Broschüre als auch auf der Homepage unter der Rubrik „Gemeindeleben“. Doch speziell für diese wichtige Personengruppen sollten eventuell spezielle Informationsbroschüren oder Rubriken auf der Homepage, auf die sie schnell und einfach zugreifen und finden können, erstellt werden.

6.3.3. …laufende Projekte Ein weiteres spezielleres und natürlich sehr wichtiges Thema hierzu ist der Informationsfluss hinsichtlich laufender Projekte der Gemeinde Marxzell.

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Die Frage, die nun hierzu gestellt wurde lautete „Fühlen Sie sich über laufende Projekte in der Gemeinde ausreichend informiert?“. Wir kamen anhand unseres Fragebogens zu dem Ergebnis, dass sich 33 % der Bürger, die auf diese Frage geantwortet haben, nicht ausreichend über laufende Projekte der Gemeinde Marxzell informiert fühlen. Meiner Meinung nach lässt sich dieses Ergebnis zum einen auf eine unzureichende Information bezüglich Projekte der Gemeinde Marxzell im Mitteilungsblatt schließen, aber auch auf eine womöglich mangelhafte Beteiligung der Bürger bei entsprechenden Projekten. Die Gemeinde Marxzell sollte versuchen ihre Bürger bei laufenden Projekten miteinzubeziehen, sowohl durch einen ausreichenden Informationsfluss, beispielsweise über das Mitteilungsblatt oder auch über die Homepage sowie durch Bürgerbeteiligung in Form von entsprechenden Bürgerinformationsveranstaltungen. Vor allem wenn es sich um erhebliche Vorhaben und längerfristige Projekte, die auch einer konzeptionellen Arbeit bedürfen, handelt.

Um diesen Bereich des Informationsflusses den Bürgern entsprechend zu verbessern wurden diese nach Anregungen und Wünschen diesbezüglich befragt. Im Ergebnis wurden die von mir bereits aufgegriffenen Aspekte in deren Antworten genannt. Zeitnahe, laufende, ausführliche Information über das Mitteilungsblatt, die Homepage und auch durch Informationsveranstaltungen wurden benannt. Ein wie ich finde sehr guter Vorschlag, der für den Rahmen eines ausgiebigen Informationsflusses hinsichtlich laufender Projekte in der Gemeinde spricht, ist ein Newsletter. Dies würde den Bürgern die Möglichkeit bieten regelmäßig über betreffende Projekte informiert zu werden.

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Für den persönlichen Kontakt zwischen der Verwaltung, dem Gemeinderat und den Bürgern sind aber sicherlich Bürgerbeteiligungen eine Bereicherung für das Gemeindeleben und den gemeinsamen Umgang.

6.4. Zentralität Das Thema Zentralität, im Sinne von einer zentralen Verwaltung, ist für eine Gemeinde wie Marxzell ein wohl eher kritisches Thema. Allgemein betrachtet sprechen viele Vorteile für eine zentrale Gemeindeverwaltung, jedoch stimmt ein solches Vorhaben Bürger, die Jahrzehnte lang ihre eigene Verwaltung im Ortsteil hatten, eher negativ. Diese Dilemmasituation zeigt sich auch bei der Auswertung unseres Fragebogens hinsichtlich dieses kritischen Themas.

Unsere erste Frage hierzu an die Bürger war zunächst „Erachten Sie die einzelnen Rathäuser in den verschiedenen Ortsteilen als wichtig?“ Hierzu gab es ein relativ eindeutiges Ergebnis, 74,7 % antworteten mit Ja, 25,3 % der Bürger mit Nein. Umgerechnet in absolute Zahlen entsprechen diese 25,3 % 60 Bürgern, die überwiegende Mehrheit mit 74,7 % entspricht 168 Bürgern. Zu berücksichtigen ist hierbei, dass 40,8 % der rückläufigen Fragebögen von Bürgern aus Pfaffenrot beantwortet wurden, 33,9 % von Bürgern aus dem Ortsteil Burbach und 21 % von Bürgern aus Schielberg, nur 4,3 % der Fragebögen wurden von Bürgern aus dem Ortsteil Marxzell beantwortet. Somit wird ersichtlich, dass Pfaffenrot mit 40,8 % den größten Anteil der Bürger ausmacht, die den Fragebogen beantwortet haben. Daraus lässt sich schließen, dass unter den 74,7 % der Ja-Stimmen ein erheblicher Anteil von Bürgern aus Pfaffenrot fällt, denen natürlich das Rathaus Pfaffenrot als Kernverwaltung erhalten bleiben will.

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Für das Thema der Schaffung einer zentralen Verwaltung ist viel wichtiger zu erfahren, wie die Meinung der Bürger Marxzells hierzu lautet. Deshalb wurden die Bürger im Fragebogen mit der folgenden Frage direkt nach einer zentralen Verwaltung in Marxzell gefragt: „Fänden Sie eine zentrale Verwaltung in der Gemeinde Marxzell wünschenswert?“ Beantwortet wurde diese Frage von 212 Bürgern. Dabei stimmten 35,4 % für eine zentrale Verwaltung in Marxzell und 64,6 % dagegen. Wieder in absoluten Zahlen ausgesprochen sind demnach 75 Bürger für eine zentrale Verwaltung, 137 jedoch dagegen.

Da ich im Detail nicht auf die Argumente eingehen kann, die für oder gegen eine zentrale Verwaltung sprechen, sollen die von uns durch den Fragebogen ermittelten Werte, die die Meinung der Bürger hierzu verdeutlichen als Anreiz für den Gemeinderat dienen. Inwieweit hier konzeptionell vorgegangen wird und dieses Thema „angepackt“ wird wurde in der Ausarbeitung zuvor bereits als Ziel für die Agenda des Gemeinderates unter dem Punkt „Kooperation anstelle Konfrontation“ aufgefasst.

6.5. Die Gemeinde Marxzell „online“ Die Frage ist, was zusätzlich zur Lösung der Problematik des demographischen Wandels beitragen kann. Die Antwort ist ohne Zweifel Innovation, denn vereinfachte Erledigungen bezüglich behördlicher Angelegenheiten bedeuten für die Bürger keine umständlichen Behördenbesuche. Dies hat einmal den Vorteil, dass auf Öffnungszeiten, die womöglich von einigen sogar als ungünstig angesehen werden, keine Rücksicht mehr genommen werden muss und allgemein betrachtet, dass die Erledigung einer bestimmten behördlichen Angelegenheit bequem von Zuhause mit geringerem Zeitaufwand erledigt werden kann. Ein wichtiger Aspekt in einer Welt, in der die Menschen immer

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weniger Zeit haben.

Um auf dieses moderne Thema einzugehen und die Bürger darin einzubeziehen stellte sich in unserem Fragebogen zunächst die Frage, ob die Bürger mit dem Onlineauftritt der Gemeinde Marxzell zufrieden sind. 79,2 % der Bürger die diese Frage im Fragebogen beantwortet haben sind zufrieden mit dem Onlineauftritt der Gemeinde Marxzell, jedoch sind 20,8 % nicht zufrieden mit diesem.

Um den Bürgern insgesamt dahingehend eine Verbesserung zu bieten wurde im Fragebogen nach Anregungen hinsichtlich des Onlineauftritts gefragt. Nachfolgend möchte ich auflisten, welche wichtigen Aspekte als verbesserungswürdig von den Bürgern erklärt wurden: • Struktur und Aufbau, beispielsweise war die Übermittlung des Wasserzählerstandes schwer zu finden. • Anbindung der Vereine • Zu wenig und verspätete Informationen auf der Homepage, beispielsweise ist die Angabe des Ortes im Veranstaltungskalender fehlend, Informationen zum Thema Kinderbetreuung (Öffnungszeiten)sind nicht ausreichend, mehr Information zu politischen Themen (Gemeinderatsbeschlüsse, etc.) wird gewünscht. • Suchfunktion verbessern, da die Suche oftmals erfolgslos ist. • Mitteilungsblatt online abrufen. Zusammenfassend wurde in diesem Bereich durch unsere Befragung ersichtlich, dass wie auch beim Mitteilungsblatt die Bürger eine ausführlichere Informationsquelle wünschen und es Mehrfachnennungen dahingehend gab, das Mitteilungsblatt über die Homepage abrufen zu können (virtuelles Mitteilungsblatt wie zuvor schon benannt).

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Aber der wohl wichtigste Punkt hinsichtlich dieses Themas ist der Onlineservice der Verwaltung Marxzell, d.h. welche Anliegen die Bürger online auf der Homepage der Gemeinde Marxzell erledigen können. Im Moment bietet die Gemeinde Marxzell die Möglichkeit folgender Onlineformulare: Antrag auf Erteilung der Gaststättenerlaubnis, Antrag auf Erteilung einer Reisegewerbekarte , Gewerbean-, um-, und abmeldung , Hundesteueran- und abmeldung sowie Sperrzeitverkürzung. Des Weiteren ist es möglich über die Homepage mit der Verwaltung Kontakt aufzunehmen.

In unserem Fragebogen haben wir natürlich den Aspekt des Onlineservices aufgenommen und es wurde ersichtlich, dass die Verwaltung dahingehend ihre Angebote ausbauen sollte. Dies zeigt das eindeutige Ergebnis der Auswertung der Frage „Wären Sie an einem Onlineservice für Ihre Anliegen an die Verwaltung interessiert?“. Insgesamt 60,1 % der Bürger, die auf diese Frage antworteten sind an einem Onlineservice der über das bisherige Angebot hinausgeht interessiert. Dieses Ergebnis zeigt nochmals die Wichtigkeit dieses Angebots gerade in Bezug auf den demographischen Wandel und einen unabdingbaren Fortschritt für eine bürgerorientierte Verwaltung.

7. Fazit Durch die Befragung der Bürger anhand eines Fragebogens konnten gut deren Empfindungen sowie Wünsche für die Zukunft ermittelt werden. Dies ist gerade in Bezug auf den demographischen Wandel ein wichtiger Aspekt für eine Kommune um entsprechende beeinflussende Entscheidungen treffen zu können.

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Zusammenfassend kann man sagen, dass die Bürger größtenteils zufrieden mit der Arbeit der Verwaltung sind. Jedoch gibt es natürlich in jedem Bereich, sei es die Arbeitsweise oder Organisation der Verwaltung, der Informationsfluss zwischen der Verwaltung und den Bürgern, der Bereich der Bürgerbeteiligung oder der Bereich des Onlineauftritts und Onlineservice der Gemeinde Marxzell, Verbesserungsmöglichkeiten, die aufgegriffen und umgesetzt werden sollten. Vor allem von einer innovativen und bürgerorientierten Verwaltung, die bedacht ist, dem demographischen Wandel entgegen zu stehen. Die zuvor dargelegten Unterkategorien innerhalb des Handlungsfeldes „Bürgerorientierung der Verwaltung“ zeigen einige Aspekte auf, die in der Gemeinde Marxzell als Anreize für die zukünftige Arbeit und Entwicklung dienen können.

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