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Biografische Daten

von / über Friedrich Theilmann

Gesprächsprotokolle

1. Gespräch am 02.04.2008 in Garbsen Beteiligte: Friedrich Theilmann, Gundolf Algermissen.

2. Gespräch am 21.06.20008 in Garbsen Beteiligte: Friedrich Theilmann, Gundolf Algermissen.

3. Gespräch am 11.07.2008 in Garbsen Beteiligte: Friedrich Theilmann, Gundolf Algermissen.

4. Gespräch am 04.09.2008 in Garbsen Beteiligte: Friedrich Theilmann, Gundolf Algermissen.

5. Gespräch am 07.10.2008 in Garbsen Beteiligte: Friedrich Theilmann, Gundolf Algermissen.

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Persönliches Geboren am 10. 01. 1930 in Wietze Kreis Celle – Vater Erdölarbeiter, später Reichsbahnsekretär – Mutter Hausfrau. Ich hatte 8 Geschwister, alle Brüder (3) sind als Soldaten im Zweiten Weltkrieg umgekommen. Meine Mutter starb im August 1945, mein Vater im Februar 1946.

Schule 1936 – 1942 Volksschule in Wietze und Oberschule in Celle 1942 – 1944 NS-Ordensburg Vogelsang/Eifel 1946 – 1947 Oberschule in Celle Mittlere Reife

Erinnerung Anfang 1942 bekamen meine Eltern Besuch von einigen Herren aus Partei und Hitlerjugend. Man wollte sie in Kenntnis setzen von dem Ergebnis eines mehrstufigen Auswahlverfahrens zur Aufnahme in die Adolf-Hitler-Schulen. Ich sei für „würdig“ ausgewählt und nun erwarte man die Einwilligung der Eltern. Mein Vater schien mir stolz darauf zu sein, Mutter aber sehr bekümmert, ihren Jüngsten schon mit 12 Jahren verlieren zu sollen, stimmte aber schließlich unter Tränen zu.

Einberufung Die „Einberufung“ zur Schule erfolgte im Sommer 1942. Alle in die „Schule“ auserwählten Jungen des Jahrgangs 1942 aus dem gesamten Reichsgebiet wurden im Hochlandlager Bad Tölz auf die verschiedenen Schulstandorte verteilt. Ich kam zusammen mit etwa 25 weiteren Schülern aus Niedersachsen, Hamburg, Berlin, Bayern und Österreich auf die Ordensburg Vogelsang/Eifel.

Als Folge der Kriegsereignisse (Invasion) wurden wir 1944 verlegt, zunächst vorübergehend in die NS-Falkenburg nach Pommern, kurz darauf aber schon nach Achern in Baden in ein früheres Klostergebäude. In dem Weihnachtsurlaub (!) kam eine erneute Verlegung in die Drachenburg nach Königswinter am Rhein. Dort erlebten wir das Heranrücken feindlicher Truppen und erste Granateinschläge auf dem Burggelände.

Erinnerung Weil ich „vom Lande“ kam und deshalb doch wohl mit Tieren umgehen könne, wurde ich zum „Versorger“ für die im Siebengebirge im Einsatz stehenden älteren Jährgänge unserer Schule bestimmt. Also brachte ich zusammen mit Heinz-Peter Harder aus Hamburg die Fourage (Essen und Trinken) sowie Waffen und Gerät unter gelegentlicher Feindeinwirkung in ihre Stellungen. Wohl dafür wurden wir später mit dem „Kriegs- verdienstkreuz zweiter Klasse mit Schwertern“ ausgezeichnet.

Mit dem Näherrücken der Alliierten wurde die Schule erneut verlegt, jetzt nach Wasserburg am Inn – nicht gerade um die nächste Ecke … Adolf Himmel - immerhin schon 16 Jahre alt – und ich – jetzt in Feldgrau und als Angehörige des Volkssturmes ausgewiesen wurden beauftragt, Sonderakten und die Fahne der Schule nach dort zu schaffen, egal wie

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Februar 1945, das letzte Aufgebot – hier als Briefmarke ...

Erinnerung Als Transportfahrzeug stand uns ein Kastenwagen zur Verfügung, bespannt mit den treuen Maultieren Muck und Elli, die mit uns schon von den Versorgungsfahrten her bekannt waren. Die braven Tiere kannten jedoch nur das Siebengebirge, nicht aber einen solchen Einsatz auf überfüllten Strassen bei Blitzen und Krachen. Hinzu kam, dass wir wegen der „Jabos“ nur nachts fahren konnten und am Tage stillliegen mussten. Sie wollten also schon bald keinen Schritt mehr weiter. Ein älterer Soldat – offensichtlich mit derlei Problemen vertraut - gab uns schließlich den erlösenden Tipp, wie man beide dazu bringen konnte, wieder anzuziehen.

Wir hatten wohl mehr als nur einen – eigentlich doch eher unverdienten – Schutzengel, die uns unter den damaligen Bedingungen nach etwa drei Wochen an unserem Zielort ankommen ließen. Dort schon abgeschrieben und auf die Verlustliste gesetzt wurden wir für die tapfer erfüllte Aufgabe lobend hervorgehoben und mit den Resten des Schuljahrganges schon wenige Tage später zur weiteren Ausbildung für den Kampf um den Endsieg in die Junkerschule nach Bad Tölz verlegt.

Von dort wurden wir schon sehr bald zur Sicherung einer gewiss nicht mehr kriegswichtigen Brücke kommandiert. Die nach deren Sprengung mit Panzern anrückenden amerikanischen Soldaten veranlassten uns sehr schnell, den Endsieg zu vergessen und Zuflucht in den Bergen zu suchen.

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Erinnerung Nach der Kapitulation machten wir uns zu fünft auf den Weg nach Norden, Richtung Heimat. Eben aus den Bergen heraus wurden wir von amerikanischen Truppen gestoppt und verhört. Man hielt uns 15/16-Jährige – zumal in Begleitung „richtiger“ Soldaten - eben doch nicht für Kinder aus einem KJV-Lager, für die wir uns ausgaben. Auf einem kleinen Zettel bestätigte uns schließlich der amerikanische Militärgeheimdienst: „These boys are no soldiers…“. Dieses Stückchen Papier half uns ein gutes Stück weiter. Spätere Überprüfungen überstanden wir dank sorgfältiger Absprache und übereinstimmender Aussagen zumeist problemlos.

Nach mehr als drei Wochen hatten wir etwa 800 km – fast nur zu Fuß – nur kurze Strecken auf Lkws oder Güterzügen mit unbekanntem Ziel und auch in falscher Richtung erreichten wir – jetzt nur noch zu zweit, das völlig zerbombte Hannover. Unsere Angst war groß, noch auf den letzten Kilometern vor dem Elternhaus aufgegriffen und festgesetzt zu werden. Wir übernachteten im Tiefbunker „Klagesmarkt“, nur gestört von regem Verkehr, den wir später als verbotene Fraternisierung kennenlernten.. Hier schienen sich zielstrebig liebeshungrige Amerikaner und Frauen aller Nationalitäten über solche Grenzen hinweg zu suchen und zu finden.

Erinnerung Am nächsten Tag machten wir uns auf die – hoffentlich – letzte Etappe nach Hause. Die letzten Kilometer waren am späten Nachmittag geschafft. Meine Mutter und mein geliebter Hund mussten wohl etwas geahnt haben: Beide standen an der Hofpforte und erkannten mich schon von Weitem. Mutter stand regungslos und tränenüberströmt am Tor und mein Hund jagte mir laut kläffend hechelnd entgegen, um immer wieder an mir hochzuspringen und mich auf seine Art zu begrüßen.

Mutter und Vater haben meine Heimkehr nur wenige Monate überlebt, an deren Stelle trat nun eine meiner verheirateten Schwestern mit ihrer Familie. Gemeinsam versuchten wir einen neuen Anfang. Vorübergehend als Waldarbeiter für den Einschlag von Bauholz für die Besatzungsmächte verpflichtet, konnte ich ab Frühjahr 1946 wieder die Schule in Celle besuchen. Nur widerstrebend und mit wenig schmeichelhaften Leistungen schaffte ich die „Mittlere Reife“ und begann im Oktober 1947 bei der DEA (Deutsche Erdöl AG) in Wietze eine Lehre als Betriebselektriker. Die Facharbeiterprüfung gelang mir weit besser als der Schulabschluss. Die mit „Auszeichnung“ beendete Ausbildung, mehrere Jahre praktischer Arbeit in der Erdölindustrie und die mit dem Eintritt in das Berufsleben aufgenommene Verbindung mit der Gewerkschaftsarbeit haben mir Lebenswege eröffnet, die ich mir so nicht hatte vorstellen können und doch später als zutiefst befriedigend empfand.

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Erinnerung Meinen Weg dahin verdanke ich dem überzeugenden, ein hoch geachteter sozialdemokratischer Betriebsratsvorsitzender Arthur Falk und einem seiner Kollegen, einem harten, raubeinigen, tiefroten Kommunisten alter Prägung. Dieser untadelige Mann schlug den Jugendsprecher Theilmann als Kandidaten für die ersten Betriebsratwahlen vor. Er war es wohl auch, der mir entscheidend dabei half, die Wahl mit einer Spitzenposition an dritter Stelle durchzubringen. Daraus ergaben sich meine ehrenamtlichen Tätigkeiten als Geschäfts-stellenjugendleiter in Celle und eine Wahl zum jüngsten Delegierten einer Generalversammlung der IG Bergbau in Köln.

In der Folgezeit besuchte ich mehrere, darunter auch mehrwöchige Volkshochschullehrgänge mit gesellschaftspolitischen Schwerpunkten. Eine Bundesschule des DGB habe ich jedoch nur nach meiner Vorauswahl in einer Verbandsschule der IG Bergbau zu meiner endgültigen Aufnahmeprüfung für die Akademie für Gemeinwirtschaft ein paar Tage von innen gesehen.

Danach wurde mir mit einem DGB-Stipendium ein zweijähriges Studium (1953 -1955) an dieser, vorwiegend von Gewerk- schaftern besuchten Hochschule, in Hamburg (damals Akademie für Gemeinwirtschaft) ermöglicht. Ein ordentlicher Prädikatsabschluss hätte mir ein Anschlussstudium an der Universität Hamburg ermöglicht. Aus finanziellen Gründen – ich war verheiratet und hatte drei Kinder – konnte ich diese Chance jedoch nicht nutzen.

Eine Rückkehr auf meinen früheren Arbeitsplatz als Betriebselektriker bei der DEA wurde abgelehnt. Nach einer Dreimonatigen, mit Hilfsarbeiten überbrückter Arbeitslosigkeit bekam ich nach gewerkschaftlicher Fürsprache ein Angebot von der Preußag in Hannover, ab Februar 1956 eine Ausbildung als Sozialpraktikant im Unternehmen mit schmalem Gehalt (350 DM) und einer Trennungsentschädigung von 150 DM anzutreten. Diesen Weg habe ich, wenn auch mit großen Bedenken, wegen der nicht gerade opulenten Vergütung angesichts meiner familiären Situation – angenommen. Es fiel mir nicht leicht, als Erstes bei meinem neuen Arbeitgeber um einen Vorschuss zu bitten, weil ich die von meiner Zimmerwirtin im Voraus verlangte Miete nicht bezahlen konnte …

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Bis in die 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts wurde hier „malocht“ - Beide Arbeitsbereiche sind heute Museen – Oben das Erdöl- museum Wietze, unter das Schaubergwerk Barsinghausen

Mein Weg bei der Preußag führte mich über kürzere und längere Ausbildungsabschnitte im Metallerzbergbau in Goslar, den Steinkohlenbergbau in Barsinghausen und Ibbenbüren in Westfalen bis zur Festanstellung in der Abteilung Arbeit und Sozialwesen der Preußag Hauptverwaltung im Jahr 1957. Von dort aus habe ich die Stillegung des Barsinghäuser Steinkohlen- bergwerks miterlebt und die finanziellen Anpassungsbeilhilfen für die Schaffung neuer Arbeitsplätze mit der Höhen Behörde in Brüssel abgerechnet. Das war eine ungemein schwierige verantwortungsvolle Aufgabe. Die damit oft einhergehenden menschlichen Schicksale und sozialen Verwerfungen haben mich immer wieder sehr beeindruckt.

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Erinnerung In dieser Zeit in der Hauptwaltung der Preußag entwickelte sich in mir eine zunehmende Abneigung gegen meine Schreibtisch- arbeit. Ich wollte unbedingt etwas anderes machen.. Da traf es sich gut, dass mein früherer Förderer in der ehrenamtlichen Gewerkschaftsarbeit bei mir anfragte, ob ich an einer haupt- amtlichen Tätigkeit, Arthur Falk, in der IG Bergbau interessiert wäre. Es ergab sich daraus sehr schnell ein Einstellungsgespräch und schon bald darauf befand ich mich zur Ausbildung als Tarifsekretär in der Hauptverwaltung der IG- Bergbau in , wiederum mit einem Anfängergehalt und Trennungsentschädigung – wieder weit weg von Weib und Kind …

Meine nächste Tätigkeit fand ich, nach einer gründlichen Einarbeitungszeit, als jüngster Tarifsekretär in der Bezirks- leitung der IG Bergbau in Hannover. Ich war nun allein verantwortlich für mehr als zehn Tarifbereiche in Niedersachsen und mitverantwortlich für mehrere bundesweite Zuständig- keiten. Dies war eine Aufgabe nach meinen Vorstellungen.

Noch Jahre später konnte ich mich an manche schwierige Verhandlung mit Begeisterung erinnern, wenn ich wieder einmal zufällig einen noch geltenden Tarifvertrag mit meiner Unterschrift in die Hände bekam. Eine größere Befriedigung in meiner gewerkschaftlichen Arbeit habe ich später nur noch ab 1967 als DGB-Kreisvorsitzender in Hannover erfahren.

Meine Tätigkeit in diesem wichtigen gewerkschaftlichen Arbeitsfeld fand seine besondere Anerkennung durch die Berufung in die Hauptverwaltung der IG Bergbau als Tarifsekretär für den gesamten Nichtsteinkohlenbergbau im Bundesgebiet.

Mein Anfang dort begann mit einer unerwartet ruppigen Einführung durch das zuständige Vorstandsmitglied: Ich solle mir nur nichts einbilden, ob ich denn ein guter Nachfolger meines zum Bezirksleiter in Hessen aufgestiegenen Vorgängers werden könne, müsse sich schließlich erst noch erweisen und Niedersachsen sei ja nicht mit den Anforderungen des Bundesgebietes zu vergleichen und dergleichen mehr. Ich wurde also erst mal richtig runtergemacht, die gewohnte kollegiale Verantwortung und Selbständigkeit für mich völlig neu dargestellt.

Diese Form eines Neuanfangs hatte zur Folge, dass ich noch am gleichen Tag mit der Erklärung nach Hannover zurückfuhr, mich innerhalb von zehn Tagen zu entscheiden, ob ich nach diesem „Auftakt“ bereit wäre, die angebotene Aufgabe zu übernehmen. Der damalige Personalchef Heinz O. Vetter versuchte mir zuzureden, erklärte sich aber mit meiner Absicht einverstanden. Dieser Weg fiel mir auch deshalb leicht, weil für mich in Hannover eine Anfrage des DGB-Landesbezirkes Niedersachsen vorlag, dort die frei gewordene Stelle eines Abteilungssekretärs “Wirtschaft“ zu übernehmen.

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Leider wurde neben anderen auch diese Planstelle auf der DGB-Landesebene schon nach etwa einem Jahr durch rigide Sparbeschlüsse abgebaut. Meine Entscheidung gegen „Bochum“ hätte also unter Umständen mit einer Abfindung, nicht aber mit einem neuen Arbeitsplatz enden können. Ein weiteres Mal half mir ein glücklicher Zufall und gewerkschaftliche Solidarität. In Hannover wurde die Stelle des Kreisvorsitzenden frei, Richard Lehners wechselte als Minister in die niedersächsische Landespolitik. Ich bewarb mich zusammen mit zwei Kollegen um dieses Amt und wurde Ende 1967 mit einem achtbaren Ergebnis gewählt.

Stellvertretend für mein gewerkschaftliches Engagement als Kreisvorsitzender für den Großraum Hannover (mit etwa 175.000 Mitgliedern) möchte ich drei besondere Ereignisse nennen.

1968 – Protest gegen die Kandidaturen von NPD-Anhängern in die Kommunalparlamente. Nach den Landtagswahlen 1967 in Niedersachsen rüstete die Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD) zur Kommunalwahl. Es war vor dem Hintergrund des Kommunalwahlgesetzes zu befürchten, dass die NPD mehrere Mandate im hannoverschen Stadtparlament erreichen könnte. Der DGB-Kreisvorstand Hannover beschloss eine umfassende Aufklärungsaktion, u.a. zu den antidemokratischen Umtrieben“ der NPD.

Erinnerung Der Kreisvorstand beschloss im Juli 1968 einstimmig zur Kommunalwahl 1968 (28. September 1968) die Auseinander- setzung mit der NPD zu verstärken. Neben Informations- veranstaltungen war unter anderem auch ein Handzettel verteilt worden, in dem es u.a. hieß „... Die NPD ist arbeitnehmer- feindlich, antidemokratisch, neonazistisch […] verunglimpft die parlamentarische Demokratie und die freien Gewerkschaften“. Die NPD versuchte mit einer einstweiligen Verfügung, diese Darstellungen zu unterbinden. In der Begründung zur Ablehnung durch das hannoversche Landgericht hieß es, dass die NPD „ihre Programmpunkte zum Streikrecht, Tarifautonomie und zur Weitere Dokumente Mitbestimmung seien Grund genug zur Annahme, dass die zum Thema NPD Arbeitnehmerinteressen unter einer NPD-Herrschaft leiden ab Seite 17 würden".

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Der Anfang - vor der Kundgebung am 10. November 1967 in Hannover „Gegenwehr NPD“

Friedrich Theilmann begrüßt die Kundgebungs- teilnehmerInnen

Vielfältige Diskussionen nach Ende der Kundgebung

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Die großflächige Aufklärungsarbeit am hannoverschen Gewerkschaftshaus und die vielfältigen Informationszettel, die an die gesamten Haushalte verteilt wurden, führten dazu, dass der erhoffte NPD-Wahlerfolg – dank des tollen Engagements vieler Bürgerinnen und Bürger Hannover - versagt blieb.

Erinnerung Aus der DGB-Bundesvorstandsverwaltung wurde uns zu Bedenken gegeben, dass die von uns geführte massive Auseinandersetzung mit der NPD durch länger andauernde juristische Auseinandersetzung keine bleibenden Schäden für die DGB-Gewerkschaften entstehen sollten.

1981 – Aktion für die Jugend zu den Nato-Doppel- beschlüssen. Auch die DGB-Jugend organisierte und rief zur Teilnahme an der großen Demonstration im Bonner Hofgarten gegen die Pershing-Raketen auf. Der DGB-Kreisvorstand sprach sich dafür aus, eine eventuelle Restfinanzierung zu übernehmen. Das Motto war, wir organisieren einen Sonderzug, um möglichst vielen Jugendlichen die Teilnahme zu ermöglichen, zumal ein großes Bündnis von Organisationen und Vereinen zur Demonstration aufgerufen hatte.

Erinnerung Anfang 1982, bei mehreren Gelegenheiten innerhalb des DGB, gab es auch ohne meine Beteiligung Gespräche zu diesem Vorgang – der DGB-Bundesvorstand hatte angewiesen, dass eine Beteiligung von DGB-Gliederungen untersagt ist – zum Beispiel war aus dem Bereich des damaligen ÖTV-Vorsitzenden zu hören, der Theilmann kann von Glück sagen, dass wir zurzeit Wichtigeres zu tun haben, gemeint war die Neue-Heimat-Affäre. Später ist dass nachfragen im Sande verlaufen

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Besondere 1968 – der Prozess des DGB-Kreis Hannover gegen die NPD Ereignisse mit dem aufsehenerregenden Urteil gegen den Neofaschismus. von 1968 bis 1984 Auch daraus hat sich die eindeutige antifaschistische Haltung der Kolleginnen und Kollegen in den hannoverschen DGB- Gewerkschaften.

Ab Anfang der 70er Jahre die Fortentwicklung der hannoverschen Maikundgebungen mit Sternmärschen zu einer der größten Maiveranstaltungen der DGB-Gewerkschaften in der Bundesrepublik Deutschland.

1971 – zentrale Maikundgebung des DGB mit Bundeskanzler und dem DGB-Bundesvorsitzenden und 1982 die zentrale DGB-Kundgebung mit dem Bundeskanzler Helmut Schmidt und dem DGB-Vorsitzenden Ernst Breit.

1970 – die Neujahrsbegegnung der DGB-Gewerkschaften im hannoverschen Gaswerk, mit vielen prominenten Rednern – diese Abendveranstaltung wird heute noch durchgeführt und hat damit eine fast 40-jährige Tradition.

1972 – Unterschriftensammlung zur Unterstützung der neuen Ostpolitik von Bundeskanzler Willy Brandt.

1976 – grundlegender Umbau des hannoverschen Gewerkschaftshauses.

1979 – die DGB-Gewerkschaften solidarisieren sich mit Kolleginnen und Kollegen der Möbelfirma Raupach in Eldagsen bei Springe/Deister (siehe Anlage 3); die Koordinierung geht über das DGB-Kreisbüro.

Zur ersten Neujahrsbegegenung eine Männerrunde mit Heinz Oskar Vetter im hannoverschen Gewerkschaftshaus (von links: Mitarbeiter Büro Vetter, Albert Jähnert (BSE), Manfred Baumert (DGB-Rechtstelle), Friedrich Theilmann (DGB), Heinz Oskar Vetter, Albert Kallweit (IGM), Alfred Wieland GTB-knieend), Gün- ther Maeckler (ÖTV), Werner Mühlberger (DGB-Rechtstelle), Hans Baumannn (DruPa), Walter Pitsch (DPG), Heinz Hildebrand (HBV)

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Im August 1972 wird die Josephstraße in Otto-Brenner-Straße und wenig später die Üstra-Haltestelle „Klagesmarkt“ auf DGB-Veranlassung in „Gewerkschaftshaus“ umbenannt.

1980 – Die Veranstaltung am 1. Mai erhält ein „neues Gesicht, neben der Kundgebung schließt sich ein Familientag an. Die Gewerkschaften nutzen die Möglichkeit zur Darstellung, befreundete Organisationen berichten in vielfältigen Formen über ihre Arbeit. Und das leibliche Wohl wird nicht vergessen …

1980 – erste Veranstaltung zum Antikriegstag vor der hannover- schen Aegidienkirche, erster Redner war der SPD-Vorsitzende Willy Brandt, 1981 sprach Pastor Heinrich Albertz. Auch diese Veranstaltung wird bis heute jährlich begangen.

1, September 1980 – in der Nacht zur ersten Antikriegstag- Veranstaltung mit Willy Brandt wurde der gesamte Innenbereich mit Parolen beschmiert.

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Antikriegstag 1980 - Willy Brandt während seiner Gedenkrede vor der Aegidienkirche

Antikriegstag 1980 – Kranzniederlegung in der Gedenkstätte Aegidienkirche, (von links) Egon Franke (ehem Bundes- minister), Herbert Schmalsieg (OBM Hannover), Willy Brandt, Friedrich Theilmann, Georg Drescher (DGB- Vorsitzender Nieder- sachsen/Bremen), Friedel Bertram (SPD- MdL):

– am ersten Mai wurde im Rahmen einer Veranstaltung mit 1981 Günther Wallraff eine Unterschriftenaktion gestartet mit dem

Titel „Nein zur Bildzeitung“.

– die hannoversche DGB-Jugend ruft mit anderen 1981 Organisationen zur Teilnahme an der Friedensdemonstration in

Bonn auf.

– Grußkundgebung für Vollbeschäftigung, soziale 1982 Sicherheit, Mitbestimmung, Frieden und Abrüstung auf den

hannoverschen Klagesmarkt mit 50.000 TeilnehmerInnen.

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1. Mai 1982 - Helmut Schmidt (Bundeskanzler) und Heinz Oskar Vetter (DGB-Bundes- vorsitzender) nach der Eintragung ins „Goldene Buch der Stadt Hannover

1983 – Aufstellung des Gedenksteines vor dem alten Gewerkschaftshaus am 1. April zur 50. Wiederkehr der Besetzung durch die Nationalsozialisten.

1983 – im Herbst eine hannoversche Aktion gegen die Verschlechterung des Erwachsenenbildungsgesetzes und des Bildungsurlaubs durch die niedersächsische CDU.

1983 – am 22. Oktober fährt ein DGB-Sonderzug aus Hannover zur Friedensdemonstration nach Hamburg.

1983 – über 4.000 DGB-Gewerkschafter marschieren in einem Fackelumzug für die gewerkschaftlichen Rechte gegenüber dem VAW-Arbeitsdirektor Huthoff.

1. April 1983 – die Gedenkstein- enthüllung aus Anlass der 50. Wiederkehr zur Besetzung des Gewerkschaftshauses an der Goseriede 4

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1984 – Demonstrationszug in Hannover-Linden zur Rettung der Hanomag.

1984 – viele gewerkschaftliche Aktionen im Laufe des Jahres mit der gemeinsamen Haltung für die Arbeitszeitverkürzung – „35-Stunden-Woche“.

Im Mai 1984 bin ich zum stellvertretenden Landesbezirks- vorsitzenden gewählt. Ich musste allerdings sehr schnell erkennen, dass man als „einer von Dreien“ nur noch eingeschränkte Möglichkeiten zur Umsetzung von gewerk- schaftlichen Vorstellungen hat.

1990 – auf eigenen Wunsch scheide ich aus dem aktiven Arbeitsleben aus.

Einsichten / Hauptamtliche Gewerkschaftsarbeit erfordert den ganzen Erfahrungen Menschen.

DGB-Funktionen verlangen mehr Konfliktfähigkeit als Kompromissbereitschaft.

Unabhängiges und vorurteilsfreies Denken und Handeln sind unerlässlich.

Erfahrung, Loyalität und Zuverlässigkeit sind mehr wert als theoretische Weisheiten.

Die Koordinierung und Konzentration der gewerkschaftlichen

Kräfte bleibt verbesserungsbedürftig

Die Gewerkschaften müssen ihren Mitgliedern besser ins Herz und auf das Maul schauen.

Gewerkschaftliche Solidarität stellt immer höhere Anforderungen.

Es ist zuerst an das Nötige, erst dann an das Mögliche zu

denken.

Das Wort unmöglich ist nur eine Entschuldigung für den unterlassenen Versuch.

Große Ziele sind nur selten in einem Anlauf und auf einem Wege zu erreichen.

Mitwirkungen in - Alternierender Vorsitzender des Verwaltungsausschusses gesellschaftlichen beim Arbeitsamt Hannover

Institutionen - Alternierender Vorsitzender bei der AOK-Burgdorf

- Vorsitzender der Bildungsvereinigung Arbeit und Leben ; Bezirk Hannover

- Aufsichtsratsmitglieder der Neuen Heimat Niedersachsen

- Aufsichtsratsmitglied der BKB-Helmstedt

- Vorsitzender der Verbraucherzentrale Niedersachsen e.V.

- Vorsitzender des Verwaltungsrates der Stiftung Verbraucherinstitut Berlin.

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ANLAGEN: Anlage 1: Handzettel gegen die NPD-Kandidaturen zur Kommunalwahl 1968

Anlage 2: Bericht aus der „Welt der Arbeit“ im September 1968 zu den Anti-NPD-Aktionen

Anlage 3: NPD-Antrag auf einstweilige Verfügung gegen den DGB-Hannover

Anlage 4: Ein bemerkenswertes Urteil aus dem Jahr 1969

Anlage 5: Aufruf zur Kundgebung am 20. März 1979 in Eldagsen bei Springe/Deister

Anlage 6: Personalbeschreibung zu Friedrich Theilmann 1981

Anlage 7: Interview in der „Bild-Zeitung“ zur aktuellen Situation auf dem hannoverschen Arbeitsmarkt im Oktober 1982

Anlage 8: Aufklärungsplakat zum Thema Gleichberechtigung 1981

Anlage 9: Das Ankündigungsplakat zu den begleitenden Veranstaltungen Mai 1982

Anlage 10: Ankündigungsplakat des Kulturbeitrags zum Antikriegstag 1982

Anlage 11: Ankündigungsplakat zur Kundgebung am 30.10.1982

Anlage 12: Interview zum Themenbereich Frieden und Gewerkschaften

Anlage 13: Über 1.000 Kolleginnen/Kollegen fahren nach Hamburg mit der Bahn

Protokollführung: Gundolf Algermissen, Abteilungsleiter im DGB-Bezirk NBS

Technische Umsetzung und Bildbearbeitung: Gunda Jortzig, PCA beim DGB-Bezirk NBS

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Anlage 1: Handzettel gegen die NPD-Kandidaturen zur Kommunalwahl 1968

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Anlage 2: Bericht aus der „Welt der Arbeit“ im September 1968 zu den Anti-NPD-Aktionen

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Anlage 3: NPD-Antrag auf einstweilige Verfügung gegen den DGB-Hannover Seite 1 von 3 Seiten

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Anlage 3: NPD-Antrag auf einstweilige Verfügung gegen den DGB-Hannover Seite 2 von 3 Seiten

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Anlage 3: NPD-Antrag auf einstweilige Verfügung gegen den DGB-Hannover Seite 3 von 3 Seiten

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Anlage 4: Das Urteil des Landesgericht Hannover aus Februar 1969 Seite 1 von 4 Seiten

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Anlage 4: Das Urteil des Landesgericht Hannover aus Februar 1969 Seite 2 von 4 Seiten

Friedrich THEILMANN, Hannover/Garbsen Seite 24 von 32 Seiten

Anlage 4: Das Urteil des Landesgericht Hannover aus Februar 1969 Seite 3 von 4 Seiten

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Anlage 4: Das Urteil des Landesgericht Hannover aus Februar 1969 Seite 4 von 4 Seiten

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Anlage 6: Personalbeschreibung zu Friedrich Theilmann 1982

Anlage 7: Interview in der „Bild-Zeitung“ zur aktuellen Situation auf dem hannoverschen Arbeitsmarkt im Oktober 1982

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Anlage 8: Aufklärungsplakat zum Thema Gleichberechtigung 1981

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Anlage 9: Das Ankündigungsplakat zu den begleitenden Veranstaltungen Mai 1982

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Anlage 10: Ankündigungsplakat des Kulturbeitrags zum Antikriegstag 1982

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Anlage 11: Ankündigungsplakat zur Kundgebung am 30. Oktober 1982

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Anlage 12: Interview zum Themenbereich „Frieden und Gewerkschaften“

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Anlage 13: Über 1.000 Kolleginnen/Kollegen fahren nach Hamburg mit der Bahn