Die wichtigsten Floskeln & Redewendungen

gie dje ja na na nein fai schi bien fai schi bien bitte (du) fagei schi bien fidjei schi bien bitte (ihr, Sie) Engraziel fetg! ënggraziël fätj Vielen Dank! Anzi. anzi Bitte. (Antwort auf Danke) Bien di! bien di Guten Morgen / Tag! zweimal Wort Kauderwelsch Surselvisch Buna sera! buna ßera Guten Tag / Abend! für Wort „richtiges“ Deutsch. Buna notg! buna nåtj Gute Nacht! Praktische Umschlagklappen Tochen pli tard! tåkën pli tart Bis später! Tochen damaun. tåkën damäun Bis morgen! Vai schon? wai schån Geht es gut?, Wie geht’s? Gie, va schon. dje wa schån Ja, es geht gut. ¤ Rätoromanisch Wort-für-Wort-Übersetzung: Stupent. schtupänt Hervorragend. Perstgisa! pärschtjisa Entschuldige! Wort für Wort Perstgisei! pärschtjisei Entschuldigen Sie! Tgei eis ei? tjei eis’ei Was ist los? Jeu sai buc. jäu ßai bùk Ich weiß nicht. Grammatik: Cheu ei ... käu ei ... Hier ist / spricht ... (Telefon) Sai jeu tschin- ßai jäu tschin- Kann ich ... sprechen? tschar cun ... ? tscha kun ... (Telefon) Negin problem. nedjin probläm Kein Problem! En mintga cass. än mintja kaß Auf jeden Fall! Konversation: Jeu sun (buc) jäu ßun (bùk) Ich bin (nicht) d’accord. d’akårt einverstanden. Con bi / trest! kån bi / trescht Wie schön / traurig! Jeu stun mal jäu schtùn mal Du tust mir Leid. Lebensnahe Beispielsätze: per tei. për tei Ti has raschun. ti aß rischun Du hast Recht. Bien appetit! bien apëtit Guten Appetit! Viva! wiwa Prost! Pomai! påmai Um Himmels Willen! Wörterlisten: Adatg! adatj Achtung! Neu cheu! näu käu Komm her! Lai mei lai mei Lass mich in Ruhe! cumbien! kumbien Seitenzahlen Rätoromanisch www.reise-know-how.de/kauderwelsch/197 Agid! adjit Hilfe! Kauderwelsch Band 197 © [email protected] Impressum

Gereon Janzing Rätoromanisch (Surselvisch) – Wort für Wort erschienen im REISE KNOW-HOW Verlag Peter Rump GmbH Osnabrücker Str. 79, D-33649 Bielefeld [email protected]

© REISE KNOW-HOW Verlag Peter Rump GmbH 4. Auflage 2016 Konzeption, Gliederung, Layout und Umschlagklappen wurden speziell für die Reihe „Kauderwelsch“ entwickelt und sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte vorbehalten.

Bearbeitung & Layout Claudia Schmidt, www.lektoratsservice.de Layout-Konzept Günter Pawlak, FaktorZwo! Bielefeld Umschlag Peter Rump Kartographie Iain Macneish Fotos [email protected]

P DF-ISBN: 978-3-8317-4439-8

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Gereon Janzing Rätoromanisch (Surselvisch) Wort für Wort

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ISBN 978-3-95852-107-0

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Warum? Weil sie Sie in die La- Die Autorinnen und Autoren ge versetzen, wirklich zu spre- der Reihe sind Globetrotter, die chen und die Leute zu verstehen. die Sprache im Land selbst ge- Wie wird das gemacht? Abgese- lernt haben. Sie wissen daher ge- hen von dem, was jedes Sprach- nau, wie und was die Leute auf buch bietet, nämlich Vokabeln, der Straße sprechen. Deren Aus- Beispielsätze usw., zeichnen sich drucksweise ist nämlich häufig die Bände der Kauderwelsch-Rei- viel einfacher und direkter als he durch folgende Besonderhei- z. B. die Sprache der Literatur ten aus: oder des Fernsehens. Die Grammatik wird in einfa- Besonders wichtig sind im Rei- cher Sprache so weit erklärt, dass seland Körpersprache, Gesten, es möglich wird, ohne viel Pauke- Zeichen und Verhaltensregeln, rei mit dem Sprechen zu begin- ohne die auch Sprachkundige nen, wenn auch nicht gerade kaum mit Menschen in guten druckreif. Kontakt kommen. In allen Bän- Alle Beispielsätze werden dop- den der Kauderwelsch-Reihe pelt ins Deutsche übertragen: wird darum besonders auf diese zum einen Wort-für-Wort, zum Art der nonverbalen Kommuni- anderen in „ordentliches“ Hoch- kation eingegangen. deutsch. So wird das fremde Kauderwelsch-Sprachführer Sprachsystem sehr gut durch- sind keine Lehrbücher, aber schaubar. Denn in einer fremden viel mehr als traditionelle Sprache unterscheiden sich z. B. Sprachführer! Wenn Sie ein we- Satzbau und Ausdrucksweise nig Zeit investieren und einige recht stark vom Deutschen. Oh- Vokabeln lernen, werden Sie mit ne diese Übersetzungsart ist es so ihrer Hilfe in kürzester Zeit gut wie unmöglich, schnell ein- schon Informationen bekom- zelne Wörter in einem Satz aus- men und Erfahrungen machen, zutauschen. die „sprachlosen“ Reisenden ver- borgen bleiben. Inhalt Inhalt

9 Vorwort 10 Hinweise zur Benutzung 12 Die Sprachen Graubündens (mit Karte) 17 Aussprache & Betonung 24 Wörter, die weiterhelfen

Grammatik 26 Hauptwörter 30 Dieses & Jenes, Hier & Dort 31 Eigenschaftswörter 34 Steigern & Vergleichen 34 Ich & Du 36 Wem? oder Wen? 37 Mein & Dein 38 Sein & Haben 40 Verben in der Gegenwart 44 Verben in der Vergangenheit 47 Verben in der Zukunft & Co. 48 Umstandswörter 49 Wünschen, Können, Sollen 50 Verneinen 51 Verhältniswörter 52 Bindewörter 54 Fragen 57 Auffordern & Befehlen 58 Zahlen & Zählen 61 Zeit & Datum 65 Maße & Mengen Inhalt

Konversation 67 Kurz-Knigge 70 Namen & Anrede 71 Begrüßen & Verabschieden 73 Bitten, Danken, Sich entschuldigen 74 Floskeln & Redewendungen 77 Das erste Gespräch 84 Das Wetter 86 Rauchen 88 Zu Gast sein 92 Flirt & Liebe 94 Unterwegs 102 Über Stock & Stein 107 Landwirtschaft & Alp 116 Jagd & Fischerei 120 Übernachten 122 Essen & Trinken 130 Einkaufen & Verkaufen 136 Fotografieren 137 Telefon & Post 139 Bank & Geld 140 Bei der Polizei 141 Krank sein 147 Toilette 148 Schimpfen & Fluchen

Anhang 149 Die rätoromanischen Dialekte 155 Literaturhinweise 159 Wörterliste Deutsch – Rätoromanisch 176 Wörterliste Rätoromanisch – Deutsch 192 Der Autor © Klaus [email protected]

8 otg Vorwort

Vorwort

Rätoromanisch sprechen? Wenn Sie nach Graubünden fahren, können Sie sich dort in der Regel problemlos auf Deutsch verständi- gen. Wozu also Rätoromanisch sprechen? – Wenn Sie nicht nur die Natur genießen möchten, sondern auch Kontakt zu den Ein- heimischen haben möchten, dann können ein paar Brocken Rätoromanisch schon hilf- reich sein, um die Menschen aus ihrer Ver- schlossenheit zu bekommen, die man den Schweizern gerne nachsagt. Die Sprache ist dabei der Schlüssel zum Herzen. Zudem ver- mittelt dieser Sprechführer auch einen ge- wissen Einblick ins Bündner Leben. Er er- setzt keinen Reiseführer, aber ergänzt einen solchen. Und vielleicht sind Sie neugierig, was die geografischen Bezeichnungen, wie et- wa Surcasti oder Piz Buin, übersetzt bedeuten. Viele Deutsche und Deutschschweizer gehen heutzutage den Sommer über in Graubün- den zur Alp, oft im rätoromanischen Sprach- gebiet, und begegnen so dieser Sprache, auf die viele Bauern stolz sind. Auch im Postamt kann es Ihnen passieren, dass Sie mit bien di oder buna sera begrüßt werden. Wenn Sie sich schließlich mit engraziel bedanken, dann ma- chen Sie Ihrem Gegenüber ganz bestimmt schon eine Freude. Und man wird Ihnen sehr behilflich sein, wenn Sie sich bemühen, sich auf Rätoromanisch auszudrücken. nov 9 Hinweise zur Benutzung

Hinweise zur Benutzung

Der Kauderwelsch-Band „Rätoromanisch“ ist in die Abschnitte „Grammatik“, „Konver- sation“ und „Wörterliste“ gegliedert: Die Grammatik beschränkt sich auf das We- Die Wörterlisten am sentliche und ist so einfach gehalten wie mög- Ende des Buches lich. Deshalb sind auch nicht sämtliche Aus- enthalten einen nahmen und Unregelmäßigkeiten der Spra- Grundwortschatz che erklärt. In der Konversation finden Sie von je ca. 1300 Wör- Sätze aus dem Alltagsgespräch, die Ihnen ei- tern „Deutsch – nen ersten Eindruck davon vermitteln, wie Rätoromanisch“ und Rätoromanisch „funktioniert“, und die Sie „Rätoromanisch – auf das vorbereiten sollen, was Sie später in Deutsch“, mit denen Graubünden hören werden. man schon eine Jede Sprache hat ein typisches Satzbaumus- ganze Menge ter. Um die sich vom Deutschen unterschei- anfangen kann. dende Wortfolge der rätoromanischen Sätze zu verstehen, ist die Wort-für-Wort-Überset- zung in kursiver Schrift gedacht. Wird ein räto- romanisches Wort im Deutschen durch zwei Wörter übersetzt, werden diese in der Wort- für-Wort-Übersetzung mit einem Bindestrich verbunden. Durch einen Schrägstrich werden alternative Varianten gekennzeichnet. Die ver- einfachte Lautschrift ermöglich Ihnen das schnelle Ablesen der Wörter und Sätze.

Rätoromanisch Ei fa freid / cauld. Jeu sun malsauns / malsauna. Lautschrift ei fa freit / kaul jäu ßun malßäunß / malßäuna Wort für Wort es macht kalt / warm ich bin krank(m/w) Übersetzung Es ist kalt / warm. Ich bin krank. 10 diesch Hinweise zur Benutzung

Wie aus anderen romanischen Sprachen be- Wenn jemand von kannt, wird ein Adjektiv (Eigenschaftswort) sich selber spricht, auch dann in Geschlecht und Zahl an das zu- wählt ein Mann die gehörige Subjekt (Satzgegenstand) angegli- männliche Form, chen, wenn es nicht attributiv (d. h. als un- eine Frau hingegen mittelbarer Begleiter), sondern prädikativ (al- die weibliche Form. so als Ergänzung zur Satzaussage mit dem Wird ein Mann Hilfsverb „sein“) verwendet wird. Dann wird angesprochen, wählt hier das Eigenschaftswort jeweils in der man die männliche männlichen und weiblichen Form aufgeführt. Form usw. Mit Hilfe der Wort-für-Wort-Übersetzung können Sie bald eigene Sätze bilden. Sie kön- Hören Sie sich nen die Beispielsätze als Fundus von Satz- Ausprachebeispiele schablonen und -mustern benutzen, die Sie Ih- mit Ihrem ren eigenen Bedürfnissen anpassen. Um Ihnen Smartphone an! das zu erleichtern, ist ein Teil der Beispielsätze Ausgewählte nach allgemeinen Kriterien geordnet. Kapitel in diesem Die Umschlagklappe hilft, die wichtigsten Buch sind dafür mit Sätze und Formulierungen stets parat zu ha- einem QR-Code aus- ben. Aufgeklappt ist der Umschlag eine we- gestattet. Wer kein sentliche Erleichterung, da nun die ge- Smartphone hat, wünschte Satzkonstruktion mit dem entspre- kann sich die Sätze chenden Vokabular aus den einzelnen Kapi- auch auf unserer teln kombiniert werden kann. Das Kapitel Webseite anhören: „Nichts verstanden? – Weiterlernen!“ befin- www. det sich ebenfalls im Umschlag, stets bereit, reise-know-how.de/ mit der richtigen Formulierung für z. B. „Ich kauderwelsch/197 habe leider nicht verstanden“ oder „Wie bit- te?“ auszuhelfen.

Ez / Mz Einzahl / Mehrzahl Abkürzungen Koll Kollektiv (Sammelform) m / w / s männlich / weiblich / sächlich endisch 11 Die Sprachen Graubündens

Die Sprachen Graubündens

Wenn wir von Rätoromanisch sprechen, ist Das Rätoromanische meistens das Rätoromanische Graubündens, das Graubündens Bündnerromanische, gemeint. Und um dieses geht es in diesem Sprachführer. In der Schweiz wird die Falls Sie Französisch Sprache üblicherweise einfach als „Romanisch“ be- oder Italienisch können, zeichnet, im Bündnerromanischen als romontsch werden Sie im Bündner- oder rumantsch. Früher wurde diese Sprache auch romanischen einiges „Churwelsch“ genannt, nach , der Hauptstadt Bekannte wieder finden, Graubündens. Da diese Sprache für die Mehrheit so dass Ihnen die Sprache der Schweizer unverständlich war, wurde der Name schon nach kurzer volksetymologisch zu „Kauderwelsch“ im Sinne ei- Zeit nicht mehr allzu ner unverständlichen Sprache. Das Bündnerroma- fremd anmuten wird. nische war also letzten Endes namengebend für die- se Buchreihe! Im weiteren Sinn umfasst der Begriff „Rätoroma- nisch“ auch das Ladinische der Dolomiten und das Friaulische im Nordosten Italiens. Diese beiden Sprachen sind die nächsten Verwandten des Bünd- nerromanischen. Ansonsten hat das Bündnerroma- nische enge Beziehungen zum Französischen und zum Italienischen. Daneben hat es durch jahrhun- dertelange Beeinflussung auch einige Beziehungen zum Deutschen. Beim Satzbau und bei der Schreibung ist einiges deutsch beeinflusst und deshalb für uns Deutsch- sprachige leichter nachvollziehbar als für Franzö- sisch- oder Italienischsprecher. Zudem werden in der Umgangssprache viele deutsche Wörter verwen- det. Einige deutsche Wörter sind auch in die Schrift- sprache vorgedrungen. Viele deutsche Wörter, die Sie hören, werden Sie jedoch in einem bündnerro- manischen Wörterbuch vergeblich suchen, aber oh- nehin auf Anhieb verstehen. Seltenheitswert haben dagegen die Wörter, die die umgekehrte Richtung 12 dudisch Die Sprachen Graubündens

LIECHTENSTEIN ÖSTERREICH Schwyz St. Glarus Gallen Chur Davos Uri Unterengadinisch Graubünden Oberengadinisch / Thusis Mustér Surmeirisch St. Moritz Sutselvisch Tessin Silvaplana Surselvisch Mesocco Poschiavo Deutsch

Italienisch 20 km ITALIEN genommen haben: Das deutsche Wort „Gletscher“ Die Volkszählung in der stammt vom gleichbedeutenden bündnerromani- Schweiz im Jahr 2000 schen glatscher, abgeleitet von glatsch „Eis“. ergab eine Sprecherzahl Gesprochen wird Bündnerromanisch nicht in des Bündnerromanischen ganz Graubünden. Der Norden ist deutschsprachig von 35.000. Etwa die (großenteils alemannisch), und im Süden gibt es Hälfte davon spricht drei italienischsprachige Gebiete. Aber auch wenn Surselvisch. Entgegen Sie in einem anderen Teil Graubündens einen Aus- verbreiteter Meinung ist länderausweis bekommen, wird er die Aufschrift le- die Sprache zwar im gitimaziun d’esters haben (Surselvisch wäre das legiti- Rückgang begriffen, aber maziun d’jasters). keineswegs am Ausster- Das Bündnerromanische besteht aus fünf großen ben, insbesondere nicht in Dialekten: dem Surselvischen (), dem Sutsel- der Surselva. vischen (sutsilvan), dem Surmeirischen (surmiran), dem Unterengadinischen (vallader, betont: Valláder) und Die fünf Großdialekte dem Oberengadinischen (putér). Jeder dieser Dialek- werden im bündner- te hat seine eigene Schriftsprache. Die beiden enga- romanischen Kontext dinischen Dialekte unterscheiden sich allerdings nur üblicherweise als mäßig. Sie werden auch als „Ladinisch“ zusammen- „Idiome“ bezeichnet. gefasst, sollten aber nicht mit dem Ladinischen der Dolomiten verwechselt wer den.

tredisch 13 Die Sprachen Graubündens

Die Romanische Liga Neben diesen fünf Dialekten gibt es seit den 1980er oder Lia Rumantscha Jahren eine übergeordnete Schriftsprache, das ru- (surselvisch: Ligia mantsch grischun, das Amtssprache ist und somit in Romontscha) in Chur offiziellen Verlautbarungen verwendet wird. Dies bemüht sich um den wird allerdings nirgends wirklich gesprochen. Seine Erhalt der rätoromani- Einführung ist unter den Bündnerromanen um- schen Sprache. Sie stritten. publiziert Bücher in Im vorliegenden Sprechführer wird nur das Sur- Rätoromanisch und selvische behandelt. Wenn Sie dieses einigermaßen über Rätoromanisch. verstehen, werden Sie auch im geschriebenen ru- mantsch grischun vieles recht problemlos verstehen. Ei- nen kurzer Überblick über die verschiedenen Dia- lekte finden Sie im Anhang, damit Sie eine Vorstel- lung davon bekommen, was Sie außerhalb der Sur- selva erwartet. Auch regionale Unterschiede inner- halb der Surselva werden dort angesprochen. Während es viele Deutschschweizer nicht mögen, wenn Deutsche versuchen, Schweizerdeutsch zu ra- debrechen, stehen die Rätoromanen den Versuchen, ihre Sprache zu sprechen, mehrheitlich offen ge- genüber. Und wenn Sie ein Wort nicht auf Rätoro- manisch wissen, sagen Sie es einfach auf Deutsch. Das tun die Rätoromanisch-Muttersprachler auch, wenn sie über etwas sprechen, das in Graubünden wenig bekannt ist und das sie deshalb eher in Deutsch kennen. Die Literatur über das Rätoromanische ist in der Regel nicht so sehr an der Umgangssprache ausge- richtet. Sie erfahren beispielsweise in Wörterbü- chern das Wort Germania für „Deutschland“, wäh- rend es in der gesprochenen Sprache fast durchgän- gig dem Wort Tiaratudestga gewichen ist. Hier führe ich Sie in die gesprochene Alltagssprache ein! Häufig werden Sie in Graubünden den Slogan le- sen: Tgi che sa rumantsch, sa dapli. „Wer Rätoromanisch kann, kann (weiß) mehr.“ (Auf Surselvisch wäre es romontsch statt rumantsch.) 14 quitordisch Die Sprachen Graubündens

Graubünden ist der einzige offiziell dreisprachige weitere Sprachen Kanton der Schweiz. Neben dem in diesem Buch be- in Graubünden handelten Bündnerromanischen werden Deutsch und Italienisch gesprochen. In einem großen Teil Graubündens wird heute Deutsch gesprochen. Dabei handelt es sich teilwei- se um höchstalemannische Dialekte, die mit den Walsern aus dem Wallis eingewandert sind. Man spricht also Walserdeutsch. Wenn Sie ein Buch an- schauen, das Ihnen das Schweizerdeutsche vermit- telt, dann ist das meistens das Zürichdeutsche. Von diesem unterscheidet sich das Walserdeutsche Graubündens zum Teil beträchtlich. Lautliche Un- terschiede sind unter anderem die folgenden: Wäh- rend man in Zürich myn Brueder für „mein Bruder“, Wy (mit langem i) für „Wein“, und ghaa für „gehabt“ sagt, heißt es in Graubünden miner Brüeder, Wie (mit Doppelselbstlaut) und gchaa (mit ch wie in ach). In Zürich und dem größten Teil des alemannischen Sprachgebietes heißt das Fürwort „sie“ sy oder si, in Grau bünden aber schi oder unbetont auch nur sch. Auch im Wortschatz gibt es Unterschiede: So heißt Kauderwelsch „Schwein“ in Zürich Sou, ähnlich auch in den meis- AusspracheTrainer ten anderen Teilen des alemannischen Sprachgebie- Falls Sie sich die tes, in Graubünden dagegen Schwie. Im Süden Graubündens gibt es drei Gebiete, in wichtigsten rätoromanischen denen Italienisch gesprochen wird: das Misox (Me- Sätze, die in diesem Buch vor- socco) an der Grenze zum Tessin mit Mesolcinatal kommen, einmal von einem und Calancatal, das Bergell (Bregaglia) und das Pu- Graubündner gesprochen anhö- schlav (Valposchiavo). Wie im Tessin und den an- ren möchten, kann Ihnen grenzenden Gebieten Norditaliens handelt es sich Ihre Buchhandlung hier um lombardische Dialekte. Auffällig im Lom- den AusspracheTrainer zu die- bardischen ist das Auftreten der Laute ö und ü wie sem Buch besorgen. im Engadinischen: crös „Kreuz“. Entsprechende Ortsnamen in Norditalien verleiten manchmal zur Sie bekommen ihn auch irrtümlichen Annahme, dort würde Rätoromanisch über unseren Internetshop: gesprochen. Auch sonst sind einige Parallelen zum www.reise-know-how.de quendisch 15 Die Sprachen Graubündens

Bündnerromanischen zu finden. So heißt „Ziege“ auf Lombardisch caura oder ciaura tschaura ähnlich wie im Surselvischen, „Milch“ heißt lombardisch lač latsch, surselvisch latg latj. In der Stadt Poschiavo kön- nen Sie lombardische Straßenschilder finden, und die erinnern Sie möglicherweise an das Rätoroma- nische. Deutsche Wörter im Es kann nicht verwundern, dass der jahrhun- Rätoromanischen dertealte deutsche Einfluss seine Spuren in der rä- toromanischen Sprache hinterlassen hat. Heute Wie weit die aus dem spricht praktisch jeder Rätoromanischsprecher zu- Deutschen übernommene mindest einigermaßen Deutsch, oft sowohl Schrift- Wörter dem Schrift- deutsch als auch Schweizerdeutsch. deutschen entsprechen Einige deutsche Wörter haben es bis in die ge- oder aber schweizer- wöhnliche Schriftsprache geschafft. Dazu gehören il deutsch eingefärbt sind, tier il tier „das Tier“, il buob il buop „der Bub, der Knabe“. ist unterschiedlich. Andere Wörter werden in der Umgangssprache all- gemein gebraucht, sind aber in der Schriftsprache unüblich. In wörtlicher Rede, etwa in Comics, wer- den sie aber doch manchmal geschrieben. Solche Wörter sind schon schån und aber abër. Manche deutschen Wörter werden nur regional benützt. Ihr Gebrauch ist der Mode und damit ei- nem starken Wandel unterworfen. Wo man heute noch küelschrank küel schrangk sagt (vielleicht auch mal im Brief schreibt), heißt es morgen vielleicht schon wieder frestgera fräschtjera. Wohl jeder Rätoroma- nischsprecher, der il schlauch il schlauch oder il rucksack il ruxak sagt, weiß, dass es eigentlich igl uder ilj ùdër und il sacados il ßakadåß heißt. Diese deutschen Wörter werden Sie in der rätoromanischen Literatur ver- geblich suchen. Das Wort igl envidader ilj ënwidadër für „das Feuerzeug“ ist allerdings bei manchen Spre- chern in Vergessenheit geraten zugunsten von il zün- der il zündër. Weiterhin gibt es deutsche Wörter, deren rätoro- manische Entsprechungen kaum bekannt sind oder 16 sedisch Aussprache & Betonung vielleicht gar nicht existieren, da die so bezeichneten Wenn ein Rätoromane Objekte in Graubünden wenig bekannt sind. Wenn deutsche Fachausdrücke Sie Jäger sind und einem Graubündner Jäger über lernt, kennt er nicht Damwild erzählen wollen, bleibt Ihnen wahrschein- notwendigerweise die lich nichts anderes übrig, als das deutsche Wort zu rätoromanischen benützen; das rätoromanische Wort wird Ihnen Bezeichnungen, da er mit kaum jemand sagen können, da es in Graubünden dem Thema möglicher- kein Damwild gibt. weise nie zu tun gehabt Ich persönlich glaube nicht, dass die deutschen hatte. Und so verwendet Elemente im Rätoromanischen eine Bedrohung für er auch innerhalb des die Sprache sind. Jede Sprache ist zu einem gewissen rätoromanischen Satzes Grad gemischt. Sprachen und Kulturen, die sich of- die deutschen Wörter. fen und anpassungsfähig zeigen, haben in der Regel bessere Überlebenschancen. Zur Of fenheit gehört sicherlich auch, dass jeder Sprecher selber entschei- den kann, wie weit er oder sie deutsche Wörter be- nützt. Ihnen als Sprachfremden empfehle ich, sich in dieser Hinsicht weitgehend nach Ihren Ge- sprächspartnern zu richten.

Aussprache & Betonung

Die Rechtschreibung des Rätoromanischen ori- entiert sich zwar an der Ausspache, lässt sie aber nicht immer zweifelsfrei erkennen. Deshalb wurde hier eine Lautschrift eingeführt, um Ihnen die rich- tige Aussprache zu erleichtern. Das Alphabet besteht aus folgenden 24 Buchsta- Seitenzahlen ben: a, b, c, d, e, f, g, h, i, j, k, l, m, n, o, p, q, r, s, t, u, v, x und Um Ihnen den Umgang z. k Der Buchstabe kommt nur in Fremdwörtern vor. mit den Zahlen zu erleich- Gelegentlich kommen die Akzentbuchstaben é und tern, wird auf è vor, um ansonsten gleich geschriebene Wörter zu unterscheiden. Sonst sind Akzentbuchstaben sel- jeder Seite die Seitenzahl ten; sie bezeichnen immer die Betonungsstelle, z. B. auch auf Rätoromanisch an- vallà wala „Tälchen, Mulde“. gegeben! gissiat 17 Aussprache & Betonung

Deutsche Wörter, die in der Schriftsprache nicht ge- braucht werden, für die es daher keine Recht- schreibregeln gibt, werden in diesem Buch in An- lehnung an die deutsche Schreibung geschrieben. Dadurch kommen noch die Buchstaben ü und w hinzu, die dem Surselvischen an sich fremd sind.

Mitlaute (Konsonanten)

c z vor e und i wie „z“ in „Zucker“ uffeci ufezi (Amt) k sonst wie „k“ in „Kopf“ co kå (wie) vacca waka (Kuh) sac ßak (Sack) ch k vor e und i wie „k“ in „Kopf“ tochen tåkën (bis) ch in dt. Wörtern wie „ch“ in „ach“ schlauch schlauch (Schlauch) g dj vor e und i als Verschmelzung von gievgia djiewdja „d“ und „j“, folgendes i ist vor (Donnerstag) Selbstlaut oft stumm g sonst wie „g“ in „geben“ grisch grisch (grau) lungatg lunggatj (Sprache) gh g vor e und i wie „g“ in „geben“ legher legër (lustig) gl lj vor i (das vor Selbstlaut stumm ist) fegl felj (Sohn; Blatt) u. am Wortende Verschmelzung von feglia felja (Tochter; Laub) „l“ u. „j“ wie in italienisch „famiglia“ glina ljina (Mond) gl sonst wie „gl“ in „Glas“ glatsch glatsch (Eis) gn nj als Verschmelzung von „n“ und „j“ pign pinj (klein) wie in italienisch „signora“ h h wie „h“ in „Haus“, auch am Wortende reh räh (reich) als Hauchlaut hosp håschp (Gast) – am Wortanfang gelegentlich stumm ti has ti aß (du hast) n ng vor c und g im Inlaut (wenn diese lungatg lunggatj (Sprache) nicht vor e oder i) wie „ng“ in „lang“ vischnaunca wischnäungka (Gemeinde) n sonst wie in „nicht“ na na (nein) jeu sun jäu ßun (ich bin)

18 schotg Aussprache & Betonung

qu ku wie „k“ mit „u“, das keine eigene quater kuatër (vier) Silbe bildet, wie „cu“ in „Ecuador“, „qu“ in englisch „question“ r r wie „r“ in „Rasen“, deutliches „r“ rut rùt (kaputt) auch nach Selbstlauten sur sur (über) tuorta tuorta (Kuchen) – am Ende nach betontem Selbstlaut calzer kalzä (Schuh) oft stumm udir udi (hören) s ß im Anlaut meistens, nach Mitlauten sis ßiß (sechs) manchmal, im Auslaut immer wie nuorsa nuorßa (Schaf) „ß“ in „Straße“ s zwischen Selbstlauten, manchmal meisa meisa (Tisch) nach Mitlauten und vereinzelt am bransina bransina (Glocke) Wortanfang wie „s“ in „Rose“ sur sur (über) sch vor Mitlauten wie „s(ch)“ in „Stein“ ski schki (Ski) (vor ch durch Bindestrich abgesetzt) tudestg tudäschtj (deutsch) jeu pes-chel jäu päschkël (ich fische) sch vor einigen stimmhaften Mitlauten gliendisdis ljendischdiß wie „g“ in „Blamage“ (Montag) sch sch teilweise wie „sch“ in „waschen“, im grisch grisch (grau(m)) Auslaut immer so grascha grascha (Mist) sch teilweise wie „g“ in „Blamage“ oder grischa grischa (grau(w)) „j“ in „Journalist“ schotg schåtj (achtzehn) ss ß wie „ss“ in „Wasser“ caussa kaußa (Sache) bass baß (niedrig) tg tj etwa wie „tj“ in „tja“ oder „tch“ in tgaun tjäun (Hund) „Hütchen“ latg latj (Milch) tsch tsch wie „tsch“ in „Matsch“ tschien tschien (hundert) v w wie „w“ in „weiß“ verd wärt (grün)

Ähnlich wie im Deutschen werden die Buchstaben stimmlos & stimmhaft b, d, g, s, sch und v im Auslaut stimmlos gesprochen, also z. B. b wie p, v wie f: nov nåf „neun“. Bei Bindung ans nächste Wort können die Laute jedoch wieder stimmhaft werden: dus onns dus’ånß „zwei Jahre“, nov ovs nåw’åfß „neun Eier“. Um diese Bindung zu kenn- scheniv 19