Rastower, Kraaker und Fahrbinder

BilderbogenInformationsblatt der Gemeinde Rastow - IG Kultur 9. Jahrgang - Nr. 2 - Nov. 2011 2 - Nov. - Nr. 9. Jahrgang

Haus und Hof im Wandel der Zeit - Doppelreihe 25, Rastow Wenn Steine und Wohnhäuser reden mäßigen Besitzer der Häuslerei. Ehepaar Dankert kinderlos geblieben könnten, würden sie sicherlich über war, hatten sie ihren Knecht Heinrich viele, in Vergessenheit geratene Ge- 40 Jahre später, im Jahre 1930, erbte als Erben eingesetzt. Heinrich zog mit schichten berichten – auch über ihre der 34- jährige Heinrich Ide, unser Opa seiner Frau Erna und der 9-jährigen eigene. Da sie es jedoch nicht können, und Uropa, die Häuslerei 32. Da das Tochter Else auf den Hof und über- ist es schön, wenn alte Dokumente nahm die Wirtschaft. Um Platz für sich, die landwirtschaftlichen Geräte und die Tiere (Kühe und Schweine) zu haben, bauten sie zunächst 1932 einen Schuppen. Im Folgejahr wurde dann das Wohnhaus umgebaut und Stallung errichtet.

Mit dem Bau eines eigenen Backofens im Jahr 1936 wurde sicherlich auch ein Wunsch der Hausfrau erfüllt und ihr Arbeitstag etwas erleichtert.

Die Kaufgenehmigung der Häuslerparzelle 32 und die Transkription. Das Haus in der Doppelreihe 25: 1930 und 2011 erhalten geblieben sind, anhand de- rer sich Entwicklungen und Verände- rungen nachvollziehen lassen. Dies trifft auch für unser Wohnhaus in der Rastower Doppelreihe 25 zu, das zu dem Zeitpunkt, als es erbaut wurde, unter der Anschrift Häuslerei Nr. 32 geführt wurde.

Im Oktober 1889 wurde Herrn Johann Dankert die Genehmigung erteilt, die im Großherzoglichen befi nd- liche Häuslereiparzelle Nr. 32 zu kau- fen. Im Januar 1890 (Antoni-Tag ist der 17. Januar) war der Kaufpreis von 156 Mark und 25 Pfennig zu zahlen. Der noch gut erhaltene Grundbrief vom 11. September 1890 bestätigt Herrn Dankert schließlich als recht-

1 Leben auf dem Lande

Grundbrief der Häuslerei 32 Ende der 1970er Jahre erhielten in den Dörfern die Straßen Namen und die Die Scheune auf der Häuslerparzelle 32 Nummerierung der Häuser wurde neu - heute Doppelreihe 25 - geregelt. Die Häuslerei Nr. 32 wurde und ihr Anblick noch 1989 zur Doppelreihe 25. Fotos und Kopien privat Die dritte und vorerst letzte große Umbau-, Ausbau- und Modernisie- rungsmaßnahme des Hauses fand von 1992 bis 1996 statt. Der Ostgiebel, der durch die Detona- Da zwischenzeitlich Pferde ange- Die Öfen wurden durch eine Schwer- tion des Munitionszuges in Pulverhof schafft wurden, sich die Wirtschaft kraftheizung ersetzt. Die alten Fenster Ende des 2. Weltkrieges in Mitleiden- vergrößert hatte und der vorhandene hatten ebenfalls ausgedient und mach- schaft gezogen war, musste neu auf- Platz für Tiere und Futter zu klein ten neuen größeren Fenstern Platz. gemauert werden. war, beschloss die Familie den Bau Letztlich erhielt das ganze Haus den der Scheune, die 1952 fertiggestellt für die damalige Zeit üblichen Putz Die Schwerkraftheizung wurde von wurde. Auf dieser Baustelle lief be- und bot mit Heinrich, seinem Enkel- der Ölheizung abgelöst. Neue Fenster reits Heinrichs 3-jähriger Enkelsohn sohn und der Urenkelin Ramona nun und Türen ersetzten die alten. Das Harrald, kurz Harry genannt, herum. wieder 3 Generationen ein schönes ganze Haus wurde verklinkert. Aus Zuhause. Speisekammer und kleinem Bad wur- Als letzte größere Baumaßnahme der de ein neues großes Bad. Das Dach Familie Ide ist der Anbau der Wasch- In den folgenden Jahren wurde der wurde komplett erneuert und der küche im Jahre 1956 dokumentiert, die von Heinrich 1932 gebaute Schup- Dachboden vollständig ausgebaut. den Frauen des Hauses eine Erleichte- pen zu einer massiven Garage umge- Das Schleppdach über der ehema- rung in ihrer Hausarbeit brachte. baut und auch der zur anderen Nach- ligen Waschküche wich einem zwei- barseite gelegene Schuppen wurde ten Stockwerk. Und mit der Änderung Nach dem Verlust seiner Frau 1970 zur festen Stallung für Hühner und der Raumaufteilung entstanden aus und seiner Tochter 1974 wohnte Hein- Enten sowie zum Lager für Kohlen einer Wohnung nun 2 Wohnungen für rich nun allein in dem Haus. Daher und Koks. Bei den Zaunanlagen war die größer gewordene Familie. entschloss er sich 1975, Haus und Hof ebenfalls eine Erneuerung notwendig. auf seinen Enkelsohn Harry Henning Die Lattenzäune wurden größtenteils Da die Zeit auch an der großen Scheu- und dessen Frau Uschi zu übertragen. durch Metallzäune oder Formstein- ne ihre Spuren hinterlassen hatte, mauern ersetzt. Der alte Backofen im wurde in den 1980er Jahren der West- Die junge Familie baute das Haus um Garten hatte schon lange ausgedient giebel sowie der Bereich des großen und modernisierte es. Heinrich war und machte Platz für neue Beete. Auf Scheunentores aus massivem Stein die gute Seele der Baustelle und sorgte dem umgestalteten Hof und im Garten errichtet. 1990 entstand aus dem ehe- für Ordnung. Aus der Diele und dem sorgte Heinrich bis zu seinem Lebens- maligen Holzlagerfach ein Pferdestall Stall wurden Zimmer, Flur und Bad. ende für Unkrautfreiheit. für zwei Haflingerpferde. Das Scheu-

2 Leben auf dem Lande nendach und die Dächer der beiden Nebengebäude wurden 1999 saniert. 2006 wurden die mit Holzbrettern be- plankten Bereiche an den Außenwän- den komplett erneuert. Anschließend ging es daran, den noch unebenen und nicht mehr zeitgemäßen Lehmfußbo- den in der Scheune herauszunehmen. An seiner Stelle findet sich jetzt eine glatte, gepflasterte Fläche, auf der nicht nur gearbeitet oder geparkt, sondern auch einmal gefeiert werden kann.

Es scheint, als könne nun im Haus und auf dem Hof für eine ganze Wei- le eine gewisse Bauruhe einkehren. Doch Harry und seine Familie haben noch die ein oder andere Idee für eine weitere Baumaßnahme oder Sanie- rung. Na mal sehen, mit welchem Ka- Das Haus in der Doppelreihe 25 von der Hofseite aus gesehen pitel die Geschichte des Hauses in der Doppelreihe 25 fortgesetzt wird. Ramona Shembrowskij

Die Umgestaltung der zu einem Grünlandgebiet "Die Umgestaltung der Lewitz zu Fahrbinde den Verlauf der Umgestal- einem Intensiv-Grünland für die Rin- tung der Lewitz begleitet. Doch be- deraufzucht", so lautete das Programm vor ich näher auf die Verwirklichung des Bezirkes Schwerin. Der Vorsit- der einzelnen Maßnahmen eingehe, zende des Rates des Bezirkes, Stadler, halte ich es für angebracht, auf den referierte am 12. Oktober 1958 im Zustand und die Bewirtschaftung der überfüllten Saal der Gastwirtschaft Lewitzwiesen bis zu diesem Zeitpunkt in Goldenstädt vor den anwesenden einzugehen. Bauern und Bürgermeistern aus den Das Landschaftsgebiet Lewitz ist, ge- 68 Lewitzdörfern sowie den Partei- ographisch betrachtet, 12.000 ha groß und Staatsfunktionären aus den Krei- (einschließlich Wald und Fischteiche). sen des Bezirkes über die politische Von der einheimischen Bevölkerung Notwendigkeit dieses Vorhabens. wurde als Lewitz jedoch nur der Teil des Gebietes verstanden, der bis 1919 Im weiteren Verlauf dieser Veranstal- zum Besitz des Großherzogs von Me- tung erläuterte der Lewitzbeauftragte cklenburg Schwerin gehörte. des Rates des Bezirkes, Dr. habil. K. In den Jahren 1842/43 erfolgte die Ver- R. Schultz, die einzelnen Maßnah- messung der Lewitz. Danach wurden men zur Verwirklichung des umfang- die Wiesenflächen in Reviere, Felder reichen Programms, die mit voller und Kabel aufgemessen. Der Vermes- Begeisterung von den Anwesenden Josef Stadler, Vorsitzender des Rates des Be- sung folgten Kultivierungsarbeiten. aufgenommen wurden. zirkes Schwerin von 1958 - 1960, beim 1. Im westlichen Teil der Lewitz wurde Spatenstich - Rudi Schwampe 3.v.R. beiderseits des Banzkower Kanals ein Auch die Jugend war auf dieser Ta- Beetberieselungssystem angelegt. gung vertreten, und der 1. Sekretär wurde. Die Weide- und Wiesennutzung der der FDJ - Bezirksleitung, Paczulla, er- Als Mitarbeiter der Abteilung Land- Lewitzflächen wurden gegen Pacht- klärte die Lewitz zum Jugendobjekt. wirtschaft des Rates des Kreises zins vergeben. Die Verpachtung er- habe ich an dieser Ver- folgte anfangs durch die Ämter. Anschließend erfolgte der erste Spa- anstaltung in Goldenstädt teilgenom- 1862 wurde eine selbständige Lewitz- tenstich, der vom Vorsitzenden Stadler men und habe auch in dieser Tätigkeit Wiesen-Verwaltung (LWV) mit Sitz in am Ausbau eines Binnengrabens in bis Oktober 1959 und anschließend Friedrichsmoor geschaffen, die neben der Nähe des Dorfes vorgenommen während meiner Tätigkeit in der LPG der Verpachtung der einzelnen Flä-

3 Die Region

chen für die Regulierung des Wasser- die Gemeinden verpachtet wurden. in die Lewitz hinein. standes durch Be- und Entwässerung, Durch diese Maßnahme erfolgte auch Die Wiesenflächen der o. g. Fahrbin- die Unterhaltung der Wege, Gräben die Auflösung des Lewitz-Wiesen- der Bauern sowie die der Fahrbinder, und Stauwerke sowie für die Beauf- Verbandes. Die Verwaltung der Le- Kraaker und Rastower Kleinbetriebe sichtigung der Heuwerbung zuständig witzwiesen ging nun auf die Kreise waren hierbei am stärksten durch Gra- war. Als Leiter fungierte ein Wiesen- Ludwigslust, und Schwerin nattrichter beschädigt. Aber auch wei- inspektor. Sehr wichtige Männer vor über. ter angrenzende Flächen waren davon Ort waren jedoch die zwei Wiesen- betroffen. meister, die ihre Dienstwohnungen an Bei der Aufteilung der Wiesenflächen der Mittelschleuse bzw. in Tuckhude an die einzelnen Gemeinden wurde Sehr verärgert waren die Flächenin- hatten. Der letzte Wiesenmeister hat deren Lage zur Lewitz berücksichtigt. haber, wenn während der Grasmahd, bis zu seinem Lebensende in Tuck- Somit erhielten z. B. die Büdner und bzw. Heuernte Schießübungen statt- hude gewohnt. Das Haus wurde nach Häusler aus Fahrbinde, Kraak und Ra- fanden. Durch herumliegende Gra- 1990 zu einem Museum „Wiesenmei- stow ihre Flächen im südwestlichen natsplitter zerbrachen beim Mähen sterei" umgestaltet. Teil der Lewitz, im Raum folgender die Messerklingen der Mähmaschine. Die Verpachtung der Wiesenflächen Umgrenzung: Viele Kleinbetriebe besaßen keine fand jeweils zu Vor- und Nachmand „Fahrbinder Damm, Turmgraben, Maschine, sie mähten mit der Sense, im Pavillon in Friedrichsmoor statt. Dreenkrögener Damm und Schwar- die aber auch sofort stumpf waren, so- Der Pavillon stand am Ortseingang des zer Graben". Nach der ortsüblichen bald sie einen Granatsplitter streiften. Dorfes rechts der Straße (von Golden- Bezeichnung waren die Flächen wie Die größten Schwierigkeiten ergaben städt kommend). Er wurde 1963/64 folgt verteilt: sich, wenn das Heu getrocknet war, wegen Baufälligkeit abgerissen. eingefahren werden konnte, aber das „Kultur" Gebiet für die Schießübungen ge- Ab 1846 erfolgte in den Lewitzdör- Feld 6 bis 8 an Gemeinde Fahrbinde sperrt war. fern die Errichtung der Häuslereien. Feld 9 bis 10 an Gemeinde Kraak Bauherren waren Handwerker und Zwar waren die Tageszeiten der Tagelöhner, die sich eine kleine Land- „Brandholz“, Übungen angekündigt, jedoch wur- wirtschaft als Nebenerwerb aufbauen Feld 5 bis 8 (nördlicher Teil) den diese nicht immer eingehalten. wollten. Da ihnen hierfür nur eine an Gemeinde Fahrbinde Ein jeder, der sein Heu trocken hat- kleine Pachtfläche durch die jeweilige Feld 9 bis 17 te, wartete nun mit seinem Gespann Gemeinde zur Verfügung stand, war an Gemeinde Rastow und Angehörigen am Schlagbaum, die Zupachtung von Wiesenflächen in der sich vor der Lewitzeinfahrt (in der Lewitz die Grundlage für den Auf- „Hohen Ellern", Nähe der heutigen Schweinezucht- bau und die Betreibung einer kleinen Feld 6 bis 8 anlage) befand, um nach Beendigung Kuhhaltung. Ohne die Heubergung an Gemeinde Fahrbinde. des Schießens noch schnell zu seiner auf diesen Flächen wäre die Entwick- Wiese zu kommen. Es war keine Sel- lung und Existenz dieser Wirtschaften Durch die Bodenreform in den Jah- tenheit, dass die Schießübungen bis in gar nicht möglich gewesen. ren 1947/48 gingen die meisten dieser den späten Nachmittag anhielten und Flächen in Eigentum der bisherigen der Schlagbaum erst um 16.00 oder Die Anzahl der Pächter erhöhte sich Pächter über. 17.00 Uhr geöffnet wurde. Es hatte durch die ständig neu errichteten sich dann eine große Menge an Fahr- Häuslereien. Die Freude über den Besitz der Le- zeuggespannen sowie Frauen und witzwiesen hielt sich aber in Grenzen. Männern mit ihren Fahrrädern vor Es bestand aber die Anweisung, dass Der südwestliche Teil der Lewitz wur- dem Schlagbaum angesammelt, die grundsätzlich jeder Bauer und Häusler de seit 1946 von den sowjetischen Be- nun so schnell wie möglich zu ihren die benötigten Wiesen erhalten sollte. satzungstruppen für Schießübungen Wiesen fuhren, um das Heu noch an Da die Verpachtung meistens meist- genutzt. Durch die Panzern, PAK und diesem Tage zu bergen. bietend erfolgte, fand am Sonntag vor Handfeuerwaffen erfolgten die Ab- Pachtbeginn von den Pachtinteressen- schüsse von den „Holtstücken" der Dieser Zustand zog sich für die Be- ten eine große Wanderung durch die Fahrbinder Bauern Nehls, Waldschlä- troffenen noch einige Zeit hin und Flächen statt. Ein jeder wollte sich ger und Klüssendorf (diese Flächen wiederholte sich jährlich. Trotzdem einen Eindruck vom Aufwuchs und lagen östlich der B 106, gegenüber war jeder bemüht, seine Wiesen in der Beschaffenheit des Grasbestandes der heutigen Aral- Tankstelle). Ordnung zu halten, wobei das Ein- verschaffen. Die ertragsreichsten Flä- Artilleriegeschütze wurden südwest- ebnen der Granattrichter nicht leicht chen bekam jedoch derjenige, der das lich von Fahrbinde (am Tannenkamp) war. meiste Geld hatte. Am 20. Septem- in Stellung gebracht und schossen von ber 1934 erfolgte in der Gastwirt- hieraus über die B 106, die während In den betroffenen Dörfern gab es zu schaft in Goldenstädt die Aufteilung des Schießens zwischen Fahrbinde dieser Zeit keine Gemeindeversamm- der Lewitzwiesen, die ab 1. Januar und dem Gehöft Evermann (heute lung, auf der das Problem der Schieß- 1935 bis zum 31. Dezember 1954 an LTG- Tankstelle) abgesperrt wurde, übungen in der Lewitz nicht zur

4 Die Region

Sprache kam. Fast jeder Teilnehmer wurde bereits seit Beginn des Krieges Diesen Zustand galt es zu beheben. brachte hier seinen Unmut zum Aus- vernachlässigt. Auch die Schießü- Rudi Schwampe druck. Auch wenn die Beschwerden bungen haben dazu beigetragen. Die Tipp: ständig an die übergeordneten Behör- Binnengräben wurden kaum noch www.lewitz-landschaft.de den weitergegeben wurden, änderte unterhalten, waren stellenweise mit www.lewitz.eu sich zunächst nichts. wilden Weiden bewachsen, sodass viele Flächen an staker Nässe litten. Erst im Jahr 1957 wurden die Schieß- Es kam wiederholt vor, dass ein bela- Wie es weiter geht, übungen endlich eingestellt. dener Heuwagen im Boden versackte erfahren Sie im Heft 1 Eine Umgestaltung der Lewitz machte oder das Gespann selbst, ob Kuh oder der Ausgabe Mai 2012. sich jetzt dringend erforderlich. Pferd, die Grasnarbe bis zum Sprung- Haben Sie eigene Erlebnisse gelenk durchtrat. Bei derartigen Hava- aus dieser Zeit? Das Grabensystem, das für die Re- rien mussten die Zugtiere vom Wagen Lassen Sie uns ihre Eindrücke veröffentlichen. gulierung des Wasserhaushaltes in ausgespannt werden, damit sie sich der Lewitz von großer Bedeutung ist, mit eigener Kraft befreien konnten.

Wendebauten: „Maßschneiderei und Walduniformen“ von Alfred Voß (Teil 1) Auf eigenen Füßen wollte er stehen, der Schneidermeister Alfred Voß. So erfüllte der 1892 unter dem Sternzei- chen Zwilling geborene Geschäfts- mann im Jahre 1930 seinen Traum - Ein eigenes Wohn- und Geschäfts- haus in Rastow. Es sollte Platz bie- ten für die Schneiderwerkstatt mit Verkaufsraum, eine Wohnung für die Familie und Übernachtungsmöglich- keiten für Gesellen und Lehrlinge. Stallungen waren auch mit eingeplant, denn man war gewöhnt sich selbst zu versorgen. Das markante Gebäu- de mit unterkellertem Wohnteil und Stallteil errichtete er gegenüber dem Rastower Bahnhof. Auffallend ist die breite, einladende Treppe mit den ge- Foto Daniela Klodner mauerten Eckpfeilern. Später zierten große Betonkugel die Pfeiler, die Das Haus des Schneidermeisters Voß in der Bahnhofstraße 26 heute aber zu DDR-Zeiten entfernt wurden, weil sie verwittert waren. Links von die Gesellen. Es ging familiär zu im Beheizung der Räume erfolgte mit- der Treppe befand sich der Verkaufs- Hause Voß. Täglich saßen gemeinsam tels Zentralheizung mit Koksbetrieb. raum mit Schaufenster und rechts die mit dem Schneiderehepaar die Oma, Im hofseitigen Anbau befanden sich Wohnung. Auffallend auch der Bal- die Gesellen und der Lehrling sowie die Stallungen für die Kuh und für die kon, der gleichzeitig das Dach für den das Kindermädchen Gertrud Waack Schweine. Auch das stille Örtchen mit Eingangsbereich und den Erker des am Essentisch. Bemerkenswert auch dem Herzfenster befand sich hier. Das Wohnzimmers bildet. Die Balkon- das Badezimmer im Dachgeschoss. Stallende ist an der linken Gebäude- brüstung war ursprünglich gemauert Ausgestattet mit Waschbecken, Wan- ecke abgeschrägt. Das war nötig, um und wurde später durch einen grün/ ne, Badeofen und Toilette war es zu nicht mit dem Pferdefuhrwerk zwi- weiß gestrichenen hölzernen Zaun dieser Zeit eine Seltenheit und wurde schen Haus und Zaun stecken zu blei- ersetzt. Den Balkon erreichte man von allen Hausbewohnern genutzt. ben, denn das Grundstück ist an dieser über das Schlafzimmer des Schnei- Die Wasserversorgung erfolgte über Stelle sehr eng. Zur Bauzeit des Ge- derehepaars. Eine große Satteldach- den offenen Brunnen im Keller und bäudes war es das letzte Grundstück gaube mit Giebel zur Straße bewirkte, eine Kolbenpumpe mit Druckkessel. des Ortes. Aus Sicherheitsgründen dass das Schlafzimmer keine schräge Nicht nur das Badezimmer wurde mit wurde das Gehöft mit einem 2 Meter Wand hatte, obwohl es sich im Dach- Trinkwasser versorgt, sondern auch hohen Bretterzaun umgeben. Nur zur geschoss befand. Ebenfalls im Dach- das Waschbecken im Schlafzimmer Straße hin gab es einen gepflegten, zur geschoss befanden sich Zimmer für und die Küche im Erdgeschoss. Die Balkonbrüstung passenden durchsich-

5 Profile - Personen - Gedanken

es ihr möglich, in wenigen Schritten Foto Daniela Klodner den Friedhof zu erreichen, um Gräber von Verwandten und auch Fremden zu pflegen. Der Schneidermeister Alfred Voß nähte auch Forstuniformen, wie es sein Vater schon tat. Der bislang beibehaltene großherzogliche Schnitt der Uniformen wechselte ab 1933 allmählich in einen staatlich verord- neten Schnitt. Skeptisch beobachtete das Schneiderehepaar die politische Entwicklung im Nazideutschland. So war es für den Schneidermeister ein Glück, dass er während des Krieges nur als Wachmann für die Munitions- Das Haus des Schneidermeisters Voß in der Bahnhofstraße 26 hofseitiger Anbau heute fabrik in Pulverhof vergattert wurde. Zum Nähen blieb wenig Zeit und die tigen Lattenzaun. Innerhalb der Um- das Feld außerhalb des Wohngrund- Gesellen waren im Krieg. Der Gar- zäunung befand sich der Obst- und stücks bestellt. Nachdem 1934 direkt ten war in dieser entbehrungsreichen Gemüsegarten. Als Selbstversorger hinter dem Bretterzaun der Rastower Zeit eine lebensrettende Einrichtung. wurde dieser auch regelmäßig bestellt Friedhof angelegt wurde, ließ der Familie Voß mit den Söhnen Alfred und gepflegt. Auch ein Schuppen Schneidermeister auf Drängen seiner (jun.) und Werner überstanden diese stand hier und der Stall für das Feder- Ehefrau Alma den Bretterzaun durch- Zeit unbeschadet. vieh. Für den Getreideanbau wurde brechen und ein Tor einsetzen. So war Peter Klodner

Die Lewitzer - eine Pferderasse unserer Region Im Vorwort der Broschüre " Klein- fördernder elastischer Bewegungsab- Scharfenorth. Rolf Wullstein als Ver- pferde " schrieb Prof. Dr. Schwark im lauf in allen Grundgangarten antwortlicher für Pferdezucht hatte Jahre 1983 zu den Eigenschaften der einen wesentlichen Einfluss auf die Lewitzschecken: Widerristhöhe 130 - 145 cm Herausbildung dieser Rasse. Nach relativ kurzer Zeit stand im Gut "Le- Allgemeine Leistungen: Farbe: witz" ein bedeutender Teil der Po- pulation der Lewitzschecken. Hier konstitutionsstark, hohes Regenerati- Plattenschecken aller Grundfarben wurden sie bei Sport und Spiel vor onsvermögen, anspruchslos bezüglich allem dafür verwendet, Kinder und Haltung und Futterverbrauch, Diese Eigenschaften machten in den Jugendliche für den Pferdesport und ausgeglichenes Temperament bei Jahren die Lewitzschecken für viele eventuell für den landwirtschaftlichen ausgesprochen gutartigem Charakter, Züchter attraktiv. Beruf zu begeistern. Im Umgang mit hohe Fruchtbarkeit den Pferden eigneten sich die Kinder Auf den Fotos sind Salto und Poncho und Jugendlichen aber auch Charak- Spezielle Leistungen: als erfolgreiche Hengste der Rasse zu tereigenschaften wie Mut, Entschlos- sehen. senheit und Einfühlsamkeit an. Viele hervorragende Eignung als Kinder-, Pferdeleistungsschauen wurden von Reit- und Wagenpferde, Seit 1971 begann die Zucht dieser den Kindern mit ihren Schecken um- große Gelehrigkeit bei Anforderungen Pferde im VEG Tierzucht "Lewitz" rahmt; angefangen von der eigenen bei Spiel, Sport und Arbeitsleistung, unter Leitung des Direktors Ulrich Pferdeleistungsschau, den Hengstpa- raden in bis hin zur großen Pferdeschau "Hansepferd" in Ham- burg begeisterten sie immer wieder das Publikum. Nach langen Bemühungen haben engagierte Züchter im Jahre 2001 erreicht, dass die "Lewitzer" als ei- genständige Rasse anerkannt wurde. Bereits 1996 organisierten die Züch- ter zum 25-jährigen Bestehen dieser Pferde eine Schau auf dem Turnierge- lände in . Seitdem finden

6 Profile - Personen - Gedanken in regelmäßigen Abständen Präsenta- der privaten Halter zu. Nach der Wen- Tipp: tionen statt. de war die Beweidung auf eigenem www.lewitz-schecken.net oder zugepachtetem Land möglich. www.lewitzer-mv.de Im August dieses Jahres wurde in Re- defin mit einer bundesweiten Schau In unseren Dörfern sind es die Pfer- Die Lewitzer von Horst Mielke auf der Weide der Lewitzer ein würdiger Höhepunkt deliebhaber Franz Brodowski in Fahr- am Bahndamm vor Rastow der 40-jährigen Zuchtarbeit begangen. binde, Horst Mielke, Michael Ko- Prof. Dr. Schwark und Dr. Backhaus pilow in Rastow und Herr Rathsack würdigten zu diesem Anlass die Ei- in . Sie nutzen die bewährten genschaften der Rasse und das hohe Schecken für die Bestellung ihrer Engagement der Züchter. kleinen Felder und zur Freude ihrer Kinder und Enkel. Mit der Privatisierung des Gutes "Le- Bernhard Nürnberg witz" 1992 wurde der Bestand der Die Fotos „Salto“ und „Poncho“ sind dem Schecken im Gut bis auf wenige Tiere Heft „Kleinpferde“ des VEG(Z) Tierzucht reduziert. Zugleich nahm der Anteil „Lewitz“ entnommen

10 Jahre wohnen am Kraaker Streubach Nach der Wende entstanden in vielen Haus gefeiert werden - wenig Zeit, Gemeinden kleine Wohngebiete -. doch die Baufirma hielt Wort. so auch in der Gemeinde Rastow im So standen am 15. Dezember 2001 die Ortsteil Kraak. Ein gemeindeeigenes Umzugswagen vor der Tür. Es fehlte Grundstück, auf dem sich ungenutzte die Pflasterung im Eingangsbereich Kleingärten befanden, sollte für den und an eine Terrasse war auch noch Eigenheimbau erschlossen werden. nicht zu denken - ganz zu schweigen Am 04.07.1996 beschloss die Ge- vom Umfeld. Im neuen Hause waren meindevertretung, 1,2 ha Bauland für Möbel aufzubauen, Gardinen anzu- max. 20 Wohneinheiten, 16 Bauplätze bringen und der Baum aufzustellen auf gemeindeeigenem Land zu schaf- - Weihnachten sollte es schön gemüt- fen. lich sein. Am 15.10.1997 genehmigte die Ge- Im Frühjahr 2002 setzten wir die He- meindevertretung den B-Plan. cke, Blumenrabatten wurden angelegt Der Gutachterausschuss des Land- und die ersten 3 Bäume gepflanzt. Der kreises ermittelte für die Gemeinde Eingangsbereich wurde gepflastert, einen angemessenen (Ver-)Kaufpreis. die Terrasse fertig gestellt und erste Vorbereitungen für einen Carport ge- 1997 wurde des Plangebiet an die Ge- troffen. sellschaft Masuch & Olbrisch in Ost- Im August 2004 kam dann das 2. Haus steinbek verkauft. am Streubach hinzu und schnell wuchs die Anzahl der Häuser am Streubach Die Gemeinde Rastow erhielt aus auf heute 9 schmucke Eigenheime. dem Verkauf 140 TDM, darunter die Inzwischen leben hier 25 Menschen, Wolfgang Utecht und Gertrud Döhler Der Streubach 2002 bis dahin aufgelaufenen Vorkosten für davon 6 Kinder, und fühlen sich hier unten am Streubach 2011 Planung, Vermessung und Untersu- zu Hause. chungen in Höhe von rund 71 TDM und 10 TDM für einen Spielplatz.

1998 begann die Erschließung des Wohngebietes durch Masuch & Ol- brisch. Gleichzeitig wurde das Bau- gebiet vermarktet. Erste Interessenten waren schnell gefunden. Jedoch wur- de aus dem Verkauf nichts.

Im Juli 2001 war endlich Baubeginn für das 1. Haus am Streubach - die Nummer 6. Weihnachten sollte bereits im neuen

7 Das Bilderbogen-Team Der 10. Jahrgang des Rastower, Kraaker und Fahrbinder Bilderbogens wird vorbereitet Seit 10 Jahren suchen Jürgen Booß (1. v. R.), Hans-Hubertus Koritzki (2. v. l.), Bernhard Nürnberg (2.v.R.) und Peter Möller (1.v.L.) interessante Begebenheiten aus der Geschichte der Dörfer Fahrbinde, Kraak und Rastow. Anstoß gab die Vorbereitung der 775-Jahrfeier des Dorfes Rastow im Jahre 2002. Das war auch die Zeit, als viele Leute aus anderen Gegenden in unsere Ge- meinde zogen. Mit dieser Reihe rufen wir für Einheimische Erinnerungen an frühere Zeiten wach, stellen wir Personen aus unserer Mitte vor und zeigen wir neu Hinzugezogenen, wie sich die Dörfer der Gemeinde Rastow entwickelt haben. Dabei finden wir Unterstützung von Seiten verschiedener ehrenamtlicher Impressum: Autoren wie Ursula Hartz, Peter Klod- ner und Anderen. Der bisher jüngste Der Autor ist Richard Düwel mit seinem Wir rufen hiermit besonders die Ge- „Rastower, Kraaker und Fahrbinder Beitrag über die Friedenseiche in werbetreibenden und Selbständigen Bilderbogen“ Kraak in der Ausgabe 1/2010. der Gemeinde Rastow auf, uns bei wird von der Gemeinde Rastow herausgegeben. Wir sind ständig auf der Suche nach diesem Ziel zu unterstützen. neuen und interessanten Themen aus Inserieren Sie in unserer Zeitung. Redaktion: unserer Region. Der Bilderbogen erscheint im Mai Interessengemeinschaft Kultur, Rastow und im November jeden Jahres in ei- Ziegeleiweg 25, 19077 Rastow Trotz aller ehrenamtlichen Arbeit ent- ner Auflage von 700 Stück und wird Mail: [email protected] stehen natürlich Kosten, die selbstver- kostenlos an die Haushalte der drei Mobil: 0173-4189878 ständlich von der Gemeinde getragen Dörfer verteilt. Ihre Werbung erreicht Telefon: 03868-258312 werden. Mit der kommenden Ausgabe also wenigstens 700 Haushalte in Ih- Die Urheberrechte der Texte liegen wollen wir versuchen, diese Kosten rer Wohngegend. bei den Verfassern, zu minimieren. Dafür bieten wir nachstehende Wer- der Bilder bei den Personen, beflächen: die sie beigesteuert haben Zu vergeben sind auf allen acht Seiten - soweit die Rechte nicht an die Gemeinde abgetreten wurden. wahlweise aufgeführte Flächen in der H: 20 B: 58 mm, Spalte Unverlangt eingesandtes Bild- und Spaltenbreite, in doppelter Spalten- Textmaterial wird nicht zurückgesandt. Titelseite 25,00 €, breite oder über alle drei Spalten. Innenseite 20,00 € Die Redaktion behält sich vor, Wir gestalten Ihre Anzeige mit Ihren eingesandte Texte zu kürzen. digital verwertbaren Daten kostenlos. Redaktionsschluss der nächsten Ausgabe ist: Mai 2012 H: 20 B: 122 mm, doppelte Spalte Titelseite 45,00 € Satz & Gestaltung: Peter Möller Innenseite 35,00 € Druck und Verarbeitung: Druckerei Digital Design Schwerin

H: 20 B: 185 mm, alle drei Spalten Titelseite 70,00 € Innenseite 55,00 €

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