ALTENDORF UND BOCHOLD

gefördert von Informationen und Berichte zur Stadtentwicklung Nr. 112 02/03

Das Programm STÄRKEN vor Ort als Teil der Initiative JUGEND STÄRKEN

Das Programm STÄRKEN vor Ort ist Be- Nachbarschaft stärken. standteil der Initiative JUGEND STÄRKEN, mit der das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ein deutliches Wie wichtig funktionierende Kooperationen sind, zeigt Zeichen für eine starke Jugendpolitik und die Eröffnung des Quartierbüros „Blickpunkt 101“. Die die bessere Integration junger Menschen in Wohnungsbaugesellschaft Allbau AG, das Diakoniewerk Deutschland setzt. Die Initiative JUGEND als Träger, das Jugendamt und das Stadtumbau STÄRKEN verknüpft vier Programme an bundesweit mehr als 1.000 Standorten zu West Büro bieten neben anderen Netzwerkpartnern einem starken Netz und bietet Jugendlichen vielfältige Angebote für ein lebendiges Wohnquartier. mit schlechteren Startchancen und jungen Hier kann man die Erfahrungen aus dem Soziale Stadt Menschen mit Migrationshintergrund fach- Programm in Altendorf und den bestehenden Netzwer- kundige soziale, schulische und berufliche Begleitung und Hilfen. ken nutzen. Der „Blickpunkt 101“ liegt dazu genau an der Grenze zwischen Altendorf und Bochold und ist so Das Programm unterstützt die soziale, Liebe Leserinnen und Leser, ein wichtiges Bindeglied für das Miteinander. schulische und berufliche Integration von benachteiligten jungen Menschen und vor Ihnen liegt die zweite Dokumentation der Mikropro- Das Programm „Jugend stärken“ führt die Akteurinnen Frauen mit Problemen beim Einstieg und Wiedereinstieg in das Erwerbsleben. jekte des STÄRKEN vor Ort Programms 2010. Eine inter- und Akteure von STÄRKEN vor Ort mit dem Jugendmig- Im Rahmen eines lokalen Aktionsplans essante Mischung aus Projekten, die mit kreativen Metho- rationsdienst und der Kompetenzagentur zusammen. und mit Hilfe von niedrigschwelligen und den Jugendliche und Frauen dabei unterstützen, ihren So wird auch auf strategischer Ebene darüber diskutiert, wohnortnahen Mikroprojekten sollen junge Weg in die Berufstätigkeit zu finden. Was die sich alles wie Projekte und Beratungen als Ganzes wirken können, Menschen aufgesucht, sozial stabilisiert trauen, Hut ab. Lesen Sie selbst! aufeinander aufbauen oder sich verschränken im Sinne und motiviert und Frauen mit Problemen beim Einstieg und Wiedereinstieg in das einer positiven Zukunftsentwicklung. Erwerbsleben sozial und beruflich besser Besonders erfreulich ist natürlich die Entwicklung, die integriert werden. Zivilgesellschaftliche man in der Projektzeit bei den Teilnehmenden beobachten Ab März gehen die neuen Projekte 2011 an den Start. Beteiligung und Einbindung und Vernetz- konnte. Vom Mauerblümchen zur Bühnenfigur, von der Gespannt, wie sie sich entwickeln, sind auch die Be- ung der lokalen Akteure spielen eine zen- Orientierungslosigkeit zu persönlichen und individuellen zirksbürgermeisterin Dagmar Poschmann und Bezirks- trale Rolle bei der Programmumsetzung. Ansatzpunkten, sich motiviert auf den Weg zu machen. bürgermeister Klaus Persch. Sie wünschen viel Erfolg www.staerken-vor-ort.de Dabei wurden Fähigkeiten entdeckt und der Mut gefasst, und haben sich vorgenommen, bei dem ein oder ande- die Zukunft für sich zu erobern. ren Projekt einmal vorbeizuschauen.

Auf den gemeinsamen Weg gemacht haben sich auch die Auch weiterhin auf gute Nachbarschaft beiden Stadtteile Altendorf und Bochold. Netzwerke Herzliche Grüße bilden, bedeutet aufeinander zu zugehen, aber auch, sich auseinanderzusetzen über Ziele und über die gemeinsa- Ihre men oder unterschiedlichen Vorgehensweisen. Waren es zu Beginn noch die stadtteileigenen Schulen und Orte, die einbezogen wurden, so sind nun weitere Verbindun- gen und Freundschaften auch über die Stadtteilgrenzen hinweg entstanden. Man tauscht sich aus, lernt voneinan- der und nutzt das neue Netzwerk. Dazu trägt nicht zuletzt auch der initiierte Erfahrungsaustausch zwischen den Projektträgern bei.

Ansprechpartnerin STÄRKEN vor Ort Büro Stadtentwicklung Essen Ricarda Fischer, Treffpunkt Altendorf Regiestelle Essen-Altendorf/Bochold Telefon: 0201/8851888 für STÄRKEN vor Ort 04/05 JUGEND VOR ORT STÄRKEN

Flucht. Ein Theater- und Tanzprojekt. Persönlichkeitsentwicklung, Teamgeist & Solidarität. Multiplikation durch Aufführungen in Schule, Kreuzer und Theater. Verantwortung übernehmen!

Wichtig ist die Diskussion danach in den Klassen, hier „Wir sollen es nicht auswendig lernen, wir sollen es er- berührt man die Jugendlichen, es gibt viele vor Ort mit zählen“, sagt Ali, der Ahmet spielt. „Oder improvisieren,“ Zum Nachdenken bringen. klassischem Flüchtlingshorizont: Mut fassen, dem Tabu so Jacqueline. Tanz spielte eine wichtige Rolle im Projekt, entgegentreten, sich öffnen, das wird zum öffentlichen er ist irrational und Teil der Jugendkultur, nicht nur für Anliegen. „Die Spieler haben Duldung so dargestellt, Karolina, sondern auch für Jungs wie Enes oder Riven. Theater Katakomben, Ende der letzten Vorstellung: Ruken, Theater soll Gedankenanstöße geben, ob mit „Terror im dass es nichts Schlimmes ist, das kam an. In Zukunft Die Körperarbeit mit der Choreographin Kama Frankl Enes, Ali, Jacqueline, Karolina, Ting Ting, Rosa, Marcel Kopf“ zur Frage, wie Islamismus entsteht oder zum Ver- wollen wir weitere Projekte daraus entwickeln, z.B. Asyl- machte ihnen Spaß und sie konnten nebenbei überschüs- und Riven verbeugen sich vor dem Publikum. Auch der lust von Heimat und Diskriminierung im aktuellen Werk. heime besuchen“, sagt Abid. „Wir sind von Beginn an sige Energien freisetzen. Riven wuchs über sich hinaus. Schulleiter Klaus Prepens wird auf die Bühne gebeten, Das Schicksal der Protagonisten Yasemin aus dem Irak, dicht dabei“, ergänzt Maurer, „Probleme gehören dazu, „Es ist ein gutes Stück geworden“, freut sich Pickardt, Ting Ting überreicht ihm Blume und ein Dankeschön, es Ahmet aus Tunesien und Sandro, dem Roma: Wer sind wenn man es ernsthaft betreibt. Insgesamt lief es immer „eine künstlerische Arbeit, gewinnbringend für alle. Das kommt von Herzen. Die Stimmung ist freudig-wehmütig, diese Menschen? Was geht in ihnen vor? Was sind ihre gut, der Effekt ist erstaunlich. Die Schüler sind für diese Thema gibt alles her, was Theater ausmacht: Liebe, Tod, ein Stück Lebensweg mit neuen Erfahrungen abgeschlos- Geschichten? Theater ist Sprachrohr und Brücke, Initial Zeit vom Unterricht befreit, ohne Stress. Es ist für uns Krieg, Heimweh, große Bilder. Die Jugendlichen gingen sen. Theaterspiel als Initial der Persönlichkeitsbildung. der Meinungsbildung. Die Spielerinnen und Spieler wer- ein wichtiges Format für schulpädagogische Arbeit, in gut mit, auch in die Ernsthaftigkeit des Spiels. Und die den zu Vermittlern, die zur Versachlichung beitragen. dem wir kreativ mit den Schülern arbeiten können“. Schule steht hinter dieser Arbeit, sie ist ein gewollter „Sie genießen Wertschätzung in einem für sie unbekann- Sie zeigen Verständnis für die Sicht anderer und haben Bestandteil der Bildung, auch der ästhetischen.“ ten Bereich“, sagt Prepens. „Theater für sich zu erleben, Argumente im Konflikt, anstatt ihn mit der Faust auf Das in der Tat so viel wert ist wie Schulzeit. Das Team als kreativen Raum, das ist für unsere Schüler sonst weit dem Schulhof auszutragen. Leitfiguren auf Augenhöhe. hat sich gut informiert, mit Büchern und Filmen, Theater Das Ensemble fand zueinander. In sechs Vorstellungen entfernt. Wir haben eine Tradition, was solche Produktio- ist Forschung. „Erstaunlich, was sie alles gelernt haben, durfte es sich erfolgreich präsentieren, eine im „Kreuzer“ nen angeht: der Druck ist größer, auch durch das Publi- „Die schwierigste Aufführung ist die vor den eigenen sie sind Experten in der Diskussion geworden“, so Abid. vor 120 Jugendlichen, denen die Materie nicht fremd war. kum, das ein anderes ist als bei einer TheaterAG. Wir ma- Mitschülern. Sie haben 130 Schüler eine Stunde lang in „Sie haben bemerkt, dass sie Besonderes lernen, auch Ob sie sich vorstellen könnten, in diesem Bereich weiter chen ihnen deutlich, dass sie die Schule als Botschafter den Bann gezogen, die haben sich kaum getraut, zu klat- das Mitgefühl für jene, die in Schwierigkeiten sind.“ zu arbeiten? Ein einhelliges „Ja, das wäre toll“ kommt aus vertreten. Sie werden Teamspieler und übernehmen Ver- schen. Danach kamen Schüler zu mir und sagten, dass Solidarität zu wecken ist ein Anliegen von Pickardt, der Runde. „Es ist schade, dass es vorbei ist, aber man antwortung.“ Theater hat hier offensichtlich eine Lobby. sie auch eine Duldung haben. Sie konnten und wollten „Frieden schaffen“, sagt er lachend. Er hat das Skript ent- wird sich jetzt auch an anderen Projekten mitbeteiligen“, plötzlich über sich reden, das ist ein großer Erfolg“, sagt wickelt. Lutz, der ruhende Pol, der auch laut wurde: bekräftigt Rosa. Kein Zweifel, dass sich all die neuen Er- In der Gesamtschule Bockmühle, in der sich rund 1.600 Yassine Abid, Religionslehrer für Islamkunde, der das „Zuhören bitte!“ rief er mehrmals in die Runde mit der kenntnisse und Erfahrungen positiv auf ihre Ausbildung Jugendliche aus 49 Nationen mischen, ist das Thema Projekt mit dem evangelischen Kollegen Alex Maurer vor kurzen Aufmerksamkeitsspanne. Auch der Umgang mit auswirken werden, wenn die Persönlichkeitsentwicklung „Flucht“ brisante Alltagsrealität und im Stück ambitio- Ort betreut. Sie leben im Alltag allen vor, dass Kulturen Fremdwörtern fiel schwer. Katastrophal ist schwer auszu- so einen Schub bekommt. Es müssen ja nicht gleich die niert umgesetzt – das dritte im Team um Lutz Pickardt. und Religionen in Freundschaft koexistieren können. sprechen, Katastrophe leichter ... also wird getauscht. Bretter sein, die die Welt bedeuten. Toi, toi, toi! 06/07 FRAUEN VOR ORT STÄRKEN

Starke Mädchen ab 17: Individuelle Unterstützung auf dem Weg in die Berufstätigkeit. Persönlichkeitsentwicklung & Eigeninitiative, Durchhaltevermögen & Selbstbewusstsein fördern. Handeln!

Auch mit Collagen wurde gearbeitet, die versinnbildli- Eine Erfolgsmeldung des Projekts ist das Auslandsprakti- chen sollen, wie sich die Mädchen ihr Leben in 10 Jahren kum in Bulgarien, das eine Teilnehmerin mit Unterstüt- DU KANNST DAS! vorstellen und wie sie ihre Zukunft gestalten möchten. zung des Teams in die Tat umsetzen konnte – die andere, Basierend auf den Themen, welche die Mädchen zu Be- dass bei zwei schulmüden Mädchen neue Motivation auf- ginn vorgegeben haben, wurden verschiedene Einheiten gebaut werden konnte. Beide sind mittlerweile auf dem angeboten. Ob Selbstbehauptungstraining, Reitausflug Berufskolleg und knien sich richtig rein. „Ich bin sehr DU BIST STARK! oder auch das Klettern, diese Aktivitäten sollten beson- zufrieden, dass sie weiter zur Schule gehen“, freut sich ders das Selbstbewusstsein fördern: Du kannst das, du Ruth Köhler. „Da hat das Projekt sicher einen kleinen bist stark! Ergänzend gab es ein Bewerbungstraining, das Ausschlag gegeben.“ von den Mädchen gezielt eingefordert wurde. „Die Mädchen haben Migrationshintergrund, das macht Alle Mädchen konnten in diesem Programm ihre indivi- die Aufgabe doppelt schwer“, sagt Ruth Köhler. „Je nach- duellen Stärken entdecken. Sie haben einen Blick dafür dem, aus welcher Kultur sie kommen, zeigen sich große bekommen, was machbar ist, um die Zukunft ein Stück Unterschiede, auch im Hinblick auf die berufliche Orien- selbst in die Hand zu nehmen: Wer Erzieherin oder tierung. Uns war schnell klar, dass das Selbstwertgefühl Kosmetikerin werden will, der muss eine Ausbildung noch nicht weit entwickelt ist. Es gibt viele Wünsche, machen – so einfach ist das, realistisch betrachtet. aber keine Umsetzungsstrategien, wenig Glaube an sich selbst und selten eine Unterstützung im familiären Rah- men, wiewohl oft hohe Erwartungen existieren.“

Seit über 20 Jahren ist der Mädchentreff Perle eine gute Adresse in Altendorf. Fast ebenso lang leitet Ruth Köhler Ein Ziel war außerdem, ihnen mehr Handlungsfähigkeit das Ganze, routinierte und engagierte Ansprechpartnerin zu vermitteln. Das erste Telefonat, um eine Praktikums- für alle Themen ihrer Zielgruppe. Kein Wunder, dass an stelle zu erfragen, kann eine echte Hürde sein – die Angst diesem Ort mit großem Engagement ein erfolgreiches vor (Sprach-)Fehlern, vor dem Versagen ist groß. So wur- STÄKEN vor Ort Projekt realisiert werden konnte. den z.B. genau diese Telefongespräche geübt, um Selbst- zweifel zu überwinden und selbstbewusst aufzutreten. „Wir haben gezielt die jungen Frauen angesprochen, von „Das Projekt hat etwas angesprochen in den Mädchen“, denen wir wissen, dass es Sinn macht. Ziel war, sie in ih- Mit zehn Teilnehmerinnen begann die Projektarbeit, im resümiert Ruth Koehler. „Ich glaube, es ist vor allem der rer Laufbahn zu unterstützen, damit sie eine schulische Lauf der Zeit fand sich die Hälfte als feste Gruppe zusam- hohe Bedarf nach Ansprache. Zuhause ist keiner, der Sinn Karriere fortführen oder eine Ausbildung aufnehmen“. Zum Start des Projekts stand ein „Meinungsbarometer“ men. Vier türkische und ein tamilisches Mädchen haben gibt, da herrschen oft nur Vorschriften oder Gleichgültig- Die Honorarkräfte Svenja Reimann und Naoual Moussa- im Raum. Es ging darum, die Persönlichkeitsfacetten zu sich „durchgebissen“, so Ruth Köhler, eine Entwicklung, keit. Mit den Mädchen gemeinsam eine Perspektive zu oui haben sie in der Arbeit unterstützt, einmal pro Woche ergründen, Erwartungen und Wünsche zu benennen, mit der man zu Beginn nicht unbedingt rechnen konnte, schaffen, zu merken, wie sie selbstständiger werden und gab es ein Angebot, der Prozess lief über ein halbes Jahr. ob zu Ehe und Partnerschaft, zu Kindern oder zu einem umso erfreulicher ist das Ergebnis für alle Beteiligten. Verantwortung für sich übernehmen – das ist etwas ganz möglichen Berufsbild. Einfach frei von der Leber weg. Wertvolles.“ 08/09 FRAUEN VOR ORT STÄRKEN

Theaterspielerinnen in Altendorf: Persönlichkeitsstärkung von Frauen mit Migrationshintergrund, Gruppentraining & individuelle Unterstützung mit Blick auf den Beruf. Selbstsicheres Auftreten!

„das theater verbindet menschen auf eine unglaubliche Weise. wir spielen und manchmal lernen wir erst, zu spielen. es geht um freude und um kreativität ... es geht um begegnung, es geht um kontakt und kommunikation. es geht darum, sich gegenseitig und das publikum zu be- rühren, echt zu sein, authentisch und voller freude – und dabei sind alle menschen gleich.“ So steht es im Blog von Claudia Maurer zu lesen, der Verantwortlichen für das STÄRKEN vor Ort Projekt, das Frauen jeden Alters mit Theater- und Rollenspielen neue Stärke vermitteln will.

Lampenfieber brauchte es bei dieser besonderen Bühnen- arbeit nicht unbedingt, die gemeinsam von der Theaterre- gisseurin und einer Gruppe von Frauen in und aus Alten- dorf in Szene gesetzt wurde. Hier war der Weg das Ziel, der Prozess bestand oft aus kleinen Schritten, die indivi- duell sehr groß sein können. Es ging weniger um den Ausdruck durch Sprache, die den Frauen mit Migrations- Und natürlich sollte das Ganze der Theatertruppe auch hintergrund oft schwer fällt. Hier konnten sie lernen, Vergnügen bereiten, mit Spaß erlernt sich alles leichter. Mimik und Gestik einzusetzen und dann einfach drauflos Dazu gehörte ebenso, in dieser Zeit einmal an sich selbst zu reden, spielerisch, ungehemmt. Das vielfältige und zu denken, sich „Seelen-Wellness“ und eine Zeit der multinationale weibliche Gruppengefüge und die Spiel- Selbstbetrachtung zu gönnen – in vertrautem Rahmen. lust der Frauen dienten als ständiger Sprachanlass. Fehler zu machen war übrigens ausdrücklich erwünscht. Als Ziel ihrer Arbeit in diesem STÄRKEN vor Ort Projekt sieht die Theaterregisseurin das selbstverantwortliche Wie sah das Ganze in der Praxis aus? Treffpunkt war die Handeln, zu dem sie diverse Werkzeuge vermittelt. Kita Atlantis. Nachdem zu Beginn erst einmal über den Das Programm beinhaltet Körperarbeit, Sprech-, Sprach- Begriff Theater (vor dem manche Frauen etwas Angst und Stimmtraining, Übung in der Kunst der konstrukti- haben), über ihre Einstellungen, Vorstellungen und Wün- ven Kritik, freie Rede, Selbstwert- und Kraftübungen sche gesprochen wurde und die Kommunikationsregeln sowie Präsentations- und Entspannungstechniken. erklärt waren, ging es ans Spielen. Die Spielszenen wur- Darüber hinaus bestand für die Teilnehmerinnen auch den von der Theateregisseurin angeleitet und gemeinsam die Möglichkeit zum individuellen Einzelgespräch. Das in der Gruppe weiterentwickelt. Hier wurde kein Text ermöglicht genaues Hinsehen und das Erarbeiten persön- Lampen auswendig gelernt und rezitiert, sondern improvisiert. licher Problemlösungsstrategien. So ist es Claudia Maurer Keine der Teilnehmerinnen musste etwas tun, was sie im Rahmen der Projektlaufzeit gelungen, drei Frauen der nicht wollte. Im Zentrum stand die Entdeckung der eige- Gruppe in ein Weiterbildungsprojekt zu vermitteln und nen Stärken und der Aufbau von Selbstbewusstsein und eine Teilnehmerin für einen Halbjahressprachkurs zu Selbstwertgefühl. gewinnen. Hier zeigen sich die praktischen Erfolge des Projekts, das so spielerisch leicht daherkommt. fieber? Das Projekt vermittelte ein sinnvolles, kommunikatives Rüstzeug in einem für die Frauen außergewöhnlichen Claudia Maurer plant übrigens 2011 ein mit Frauen selbst Rahmen. Neue spielerische (Selbst-)Erfahrung wurde ih- erarbeitetes Stück mit dem Titel „Heimat“ – das Lampen- nen dadurch ermöglicht. Es ist ein Präsentationstraining fieber ist dann garantiert! in einer stressfreien Umgebung, das auch dazu dienen Ihr Auftritt kann, sich bei einer zukünftigen Bewerbungssituation bitte! mit neu gewonnener Selbstsicherheit vorzustellen. 10/11 FRAUEN VOR ORT STÄRKEN

Der Handarbeitskreis: Unterstützung der sozialen und beruflichen Das Schnupperangebot: Optionen und Praxiserfahrungen Integration von alleinerziehenden Migrantinnen durch Teilhabe in für langzeitarbeitslose Frauen in einem neuen Berufsfeld. sozialen Netzwerken. Zuwendung & Stärkung. Mut fassen! Selbstbewusstsein & Motivation. Neue Erfahrungen!

Wir zeigen uns! Einblicke in die Seniorenarbeit. Handarbeit mit dem Thema Berufsorientierung verknüp- Yasemin Kader stand als Projektkoordinatorin bei der Die NEUE ARBEIT macht ihrem Namen in diesem Projekt Koordination im Stadtteil verantwortet. Denn vor dem fen, das ist die Formel, die hinter diesem STÄRKEN vor NEUE ARBEIT den Frauen zur Seite, sie freut sich über alle Ehre, denn hier konnten die Teilnehmerinnen neue Projektstart ging es zunächst darum, die Strukturen im Ort Projekt steht. Hier wurden alleinerziehende Frauen Zwischenergebnisse. „Eine Frau wird einen Deutschkurs Erfahrungen in einem für sie neuen Arbeitsfeld gewinnen. Stadtteil zu erfassen und Kooperationspartner im Stadt- mit Migrationshintergrund angesprochen, eine Gruppe, machen, eine wichtige Voraussetzung, um beruflich Fuß Angesprochen wurden Frauen aller Nationalitäten und teil zu finden und zu begeistern. Außerdem war es nicht die Barbara Gierull besonders am Herzen liegt, sie ist bei zu fassen“, erzählt sie. „Eine Andere ist arbeitssuchend, Alters, die sich für das Berufsfeld der Seniorenarbeit inte- so einfach, im engen Zeitrahmen eine Vielzahl an Hospi- der NEUE ARBEIT verantwortlich für das Projekt. Ziel ist wir haben Stellen recherchiert und Bewerbungen ressieren. Ziel war es, sie umfassend zu informieren und tationsplätzen zu finden, da die Träger erst einmal Vor- dabei auch, der Stigmatisierung entgegen zu wirken, die geschrieben. Im Hinblick auf die Berufsorientierung ist ihnen praktische Erfahrungen zu vermitteln – bis zur Ver- sicht walten lassen – was aufgrund des sensiblen Themas diese Frauen in ihrer Gemeinde oft erleben. Sie sollen es wichtig, dass sie erkennen, wo sie stehen und wo ihre mittlung an Träger oder in Weiterbildungsmaßnahmen. nachvollziehbar ist. Dennoch ist im Prozess eine wert- wieder Mut fassen, gestärkt werden und mit ihrer Situati- Stärken liegen. Es geht aber auch darum, zu erkennen, volle Vernetzung im Stadtteil entstanden. „Es ist erstaun- on offener umgehen, unterstützt durch eine Gruppenakti- dass man einen Schritt nach dem anderen geht, z.B. „Das war eines der besten Mikroprojekte, die hier je ge- lich, wie groß das Feld ist und was alles dazugehört. vität. Der Titel „Wir zeigen uns“ ist dabei Programm, denn Deutsch zu lernen, um sich besser ausdrücken zu kön- laufen sind“, sagt Barbara Gierull, Projektverantwortliche Zudem kam für viele Teilnehmerinnen aus Alters- gleichzeitig war es auch ein Projektziel, die entstandenen nen. Erst dann erfolgt der Blick auf die beruflichen bei der NEUE ARBEIT. „Wir haben hier zwei Zielgruppen oder Gesundheitsgründen die Pflege selbst gar nicht in Werkstücke in einer Ausstellung zu präsentieren. Möglichkeiten.“ Ein wichtiger Aspekt war die Kinder- angesprochen: langzeitarbeitslose Frauen und die Institu- Frage, deshalb haben wir auch gezielt andere Gebiete betreuung, hierfür stand Nihal Erciyes als Honorarkraft tionen der Seniorenarbeit. Die Teilnehmerinnen konnten angeboten. Pflege ist nur ein Thema, auch der mobile zur Seite. „Die kleinen Kinder hatten zu Beginn große eine umfassende Orientierung erhalten, ob dieses Feld Sozialdienst oder die Arbeit im Gesprächskreis eines Schwierigkeiten, ihre Mütter loszulassen, so dass sie sich etwas für sie ist. Sie haben Vieles gelernt, konnten Vieles Gemeindezentrums sind Beispiele, die für die Senioren- gar nicht auf die Handarbeit konzentrieren konnten. Mit anschauen. Und wenn sich herausstellt, dass dieser arbeit stehen“, sagt Krisztina Toth. „Ich persönlich habe der Zeit hat es Nihal geschafft, eine Beziehung zu den Bereich für die Einzelne nichts ist, dann ist das auch ein gelernt, dass es sehr schön ist, mit alten Menschen zu Kleinen aufzubauen, so dass die Mütter in Ruhe arbeiten wertvolles Ergebnis. Denn dann müssen keine vergeb- arbeiten, weil sie sehr viel zurückgeben.“ konnten. Das war ein spannender Prozess, der auch den lichen Vermittlungsversuche in Weiterbildung oder Um- Kindern zugute kam“, erzählt Yasemin Kader. schulung gestartet werden. Stellt eine Teilnehmerin fest, dass ihr die Arbeit liegt, dann wird geprüft, was in Frage Im Lauf des Projekts hat sich ein guter Zusammenhalt kommt – ob häusliche Betreuung oder Pflege – und eine unter den Frauen entwickelt, die selben Lebensumstände gezielte Vermittlung ist möglich.“ machen das Verständnis und Vertrauen leicht. Und sie stammen alle aus demselben Stadtteil, eine gute Voraus- Im ersten Teil des Projekts gab es für die zehn Teilneh- setzung, dass die Frauen in Kontakt bleiben und sich ge- merinnen im Rahmen einer 6-wöchigen Qualifizierung genseitig unterstützen. Da sie alle sehr interessiert sind, Informationen zur Lebenssituation alter Menschen. Die sich weiterhin zu treffen, werden gerade Möglichkeiten Berufsbilder der Pflege- und Seniorenarbeit wurden vor- „Die Frauen haben sehr viel über ihre Lebenssituation gesucht, das kreative Beisammensein fortzuführen. Die gestellt. Das theoretische Wissen konnte danach durch gesprochen, dadurch konnten wir eine erste Berufsorien- Frauen haben ihr „Handwerk“ gelernt, jetzt möchten sie Praxiseinsätze bei Kooperationspartnern vertieft werden. tierung initiieren. Das ist der Fokus, den wir als NEUE die Kenntnisse vertiefen und noch viel mehr Neues Es gab eine Vielzahl an Veranstaltungen: So ließen sich ARBEIT legen – dass sie überhaupt über einen Beruf lernen. Wohnmodelle im Alter oder das Bustraining der EVAG nachdenken“, sagt Barbara Gierull. „Darüber hinaus ging kennenlernen. Es gab eine Führung durch ein Senioren- es darum, dass sie Frauen in derselben Lage kennenlernen Apropos: „Wir zeigen uns“: Die Wanderausstellung wird stift oder Vorträge über die Ausbildung zur Pflegeassis- und feststellen, dass sie nicht alleine sind. Sie haben an im Mehrgenerationenhaus in Altendorf zum ersten Mal tenz, über Patientenverfügungen oder Hospizarbeit. Eine Das konnten im Lauf des Projekts auch die Teilnehmer- Selbstvertrauen gewonnen und stehen nach außen zu präsentiert, weitere Orte sind in Planung. Praxiserfahrung war z.B. auch ein Stadtteilspaziergang, innen dieser Qualifizierung erfahren. Zwei Frauen gehen ihrem Status. Ich bin stolz, dass die Frauen sich trauen um am eigenen Leib zu erleben, wie man sich als alter in eine berufliche Weiterbildung, eine wird zur Pflege- und mitmachen, das ist ein Schritt in die richtige Rich- Mensch in Altendorf bewegt, wie es um Barrierefreiheit, hilfeassistentin ausgebildet. Drei Frauen haben erkannt, tung.“ Und es sind im Lauf der Zeit sehr schöne Arbeiten Beleuchtung oder Sitzmöglichkeiten bestellt ist. Hospita- dass dieses Berufsfeld nicht für sie geeignet ist. Und entstanden. Die Kerngruppe umfasste rund fünf Frauen, tionen wurden sowohl in diversen Seniorenheimen als eine Frau konnte im Verlauf feststellen, dass sie lieber bunt gemischt, ob aus Somalia, Algerien oder Marokko auch gezielt zur Pflegeberatung oder Alltagsbegleitung mit Kindern arbeiten möchte. Sie erprobt sich gerade stammend. Unter Anleitung von Maria Bertram, einer angeboten. Für die Betreuung und Begleitung der Praxis- in einem Praktikum - auch das ist ein kleiner Erfolg des Textildesignerin, haben sie gemeinsam gehäkelt, genäht einsätze war Julia Raspel als Honorarkraft zuständig. Als STÄRKEN vor Ort Projekts rund um das Thema Alter. oder Perlenarbeiten gefertigt. Und in vertrauter Runde Projektkoordinatiorin der NEUE ARBEIT hat Krisztina wurde ganz nebenbei auch über die beruflichen Biogra- Toth mit den Frauen tiefergehende Einzelgespräche phien und Perspektiven gesprochen. zu Berufsorientierung und Bewerbung geführt und die 12/13 JUGEND VOR ORT STÄRKEN

9. Klasse, Hauptschule: Handlungsorientiertes Lernen mit Blick auf die Stärkung der sozialen Kompetenzen. Persönlichkeits- entwicklung im Übergang Schule-Beruf. Anstöße geben!

Ganz reibungslos lief das Projekt allerdings nicht an, einige Jugendliche verhielten sich zunächst eher ableh- nend. Doch unterstützt durch das Projekt-Team entwi- ckelten sie im Lauf der Zeit Spaß und sie konnten auch die Regeln respektieren, die in der Gruppenarbeit ver- langt wurden. Sei es Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit oder einfach der Umstand, dass alle ruhig sind und zuhö- ren, wenn einer spricht – jene Faktoren, die beim Start in die Ausbildung eine wichtige Rolle spielen.

„Was mich am meisten erstaunt hat, ist die Tatsache, dass viele Schüler auf diesem Weg dazu gekommen sind, bestimmte Dinge zu verbalisieren. Das fällt ihnen sonst schwer, zu sagen, wie sie sich fühlen. Dadurch, dass diese Frage immer wieder im Raum stand, wurde es schließ- Erlebnispädagogik – das ist der theoretische Begriff, den lich zu einer Selbstverständlichkeit. Ganz offen wurden die 9. Klasse an der Hauptschule Bärendelle mit Leben Befindlichkeiten weitergegeben. Wenn junge Menschen gefüllt hat. Das abwechslungsreiche Programm bot den lernen, über sich zu reden und zu reflektieren, dann Schülerinnen und Schülern viele neue Erfahrungen: Vom haben sie auch für ihr zukünftiges Berufsleben sehr viel „bewegten Einstieg“ hin zu Körperspannungsübungen, gewonnen. Das ist sonst die Schwierigkeit, wenn man Problemlösungs- und Kooperationsaufgaben, Aktionen fragt, was willst du werden, was ist dein Interesse: im Niedrigseilgarten, dem Besuch einer DB Lehrwerkstatt Sie können zunächst nicht formulieren, wo ihre Stärken oder ein Workshop für gute Bewerbungsfotos. liegen. Solche Veranstaltungen öffnen den Prozess, dass sie sich trauen – der Transfer wird möglich.“ Integriert wurde das Projekt in den Förderunterricht zwischen den Oster- und Sommerferien 2010. „Pädago- Ein Höhepunkt des Projekts war der Ausflug zum Land- gisch war es schön, dass es über einen längeren Zeitraum schaftspark in Duisburg und der Besuch der dortigen ging und man dadurch die Klasse besser kennen lernen Kletteranlage. Dort konnten sich die Jugendlichen erpro- konnte. Wir haben engagierte Schüler und ein engagiertes ben. Doch nicht jeder, der sonst den dicken Max spielt, Kollegium vorgefunden, die sich auf Neues eingelassen zeigte an der Wand wahre Größe. haben“, sagt Anna Olenyuk, die das Projekt von Seiten des JMD/Jugendmigrationsdienst Essen begleitet hat. „Besonders für die muslimischen Mädchen war es toll zu erleben, dass die Jungs mit der großen Klappe Eine konstante Größe war der Lehrer Rolf Lichtenthäler, beim Abseilen 20 Minuten gebraucht haben, bis sie der im Rückblick sehr zufrieden ist mit den Auswirkun- sich überhaupt getraut haben – und die Mädchen waren gen der Arbeit. „Das Projekt ist für den Zusammenhalt nach einer Minute unten. Alle konnten sehen, wie und für die Klassenstruktur eine hervorragende Sache mutig sie sind. Solche Erlebnisse sind unbezahlbar“, gewesen, weil Mauern eingerissen worden sind“, erläutert erzählt Rolf Lichtenthäler. „Die Persönlichkeit mit er. „Wir kämpfen oft damit, dass wir an dieser Schule derartigen Erfahrungen zu stärken, das ist ganz wichtig. viele Jugendliche mit Migrationshintergrund aus unter- Und auch jenen einen Kick nach vorn zu geben, die schiedlichen Kulturbereichen haben, die zunächst nichts sich ansonsten nicht trauen.“ miteinander zu tun haben wollen, warum auch immer. So ein Projekt ist hervorragend geeignet, das zu knacken, Der Lehrer ist übrigens auch an der Wand mitgeklettert ohne dass die Schüler darüber nachdenken – wenn es und fand es toll, genau wie seine Schülerinnen und z.B. darum geht, beim Klettern andere zu sichern oder Schüler an die eigenen Grenzen zu gehen. EIN KICK die Hand zu reichen, um sich zu unterstützen und Ängste zu nehmen. Es hat sich gezeigt, dass es in diesem Kontext plötzlich keine Rolle mehr spielt, es wird einfach ganz selbstverständlich. Das ist eine äußerst positive Entwick- lung für jeden Einzelnen“. NACH VORN. 14/15 JUGEND VOR ORT STÄRKEN

KitchenStars 2010: Unterstützung von Selbständigkeit & Team- fähigkeit. Ausbildung von Fertigkeiten für den Alltag. Praktisches Wissen um Ernährung, Kochen & Schlemmen. Etwas stemmen!

Kohldampf?

Hähnchen-Curry sollte Süss-Sauer sein! Selber kochen! Zutaten für 10 Personen: - 1,5 kg Hähnchenbrustfilet - Paprika (2 Grüne, 2 Gelbe, 2 Rote) ***** - 3 rote Zwiebeln - 2 Zucchinis „Huhn Süß-Sauer“ – gleich das allererste Gericht ist im „Wir waren ganz erstaunt, was sie alles schon konnten - 3 Möhren Rückblick „unheimlich lecker“ geraten, neben Lasagne und wussten, das hat auch den Koch überrascht“, erzählt - 1 frische, halbe Ananas (in Stückchen) oder spanischer Chorizo auf Salat, so die einhellige Sabine Howaldt, Leiterin des Familienzentrums. „Beim - 250g Zuckerschoten Meinung aus dem Kochkreis. Das sind nur drei der vielen ersten Mal haben alle rundum ihre Lieblingsgerichte - 250g Sojasprossen Gaumenfreuden, die im Lauf der Zeit am Herd im Jugend- genannt, die Liste wurde nacheinander gekocht. Da stand - 2 Knoblauchzehen keller entstanden sind. Unter Anleitung von Profi-Koch nicht Pommes mit Majo, sondern z.B. Dampfnudeln auf - 250g Champignons Chris konnten die KitchenStars über ein halbes Jahr jede dem Programm. Einmal haben sie Spätzle mit dem Brett - 6 El Helle Soja-Soße Woche den Kochlöffel schwingen – im Hintergrund unter- gemacht, ein anderes Mal Häppchen oder Milchshakes. - 4 El Sweet Chilli-Soße stützt von Marianne Walter und Sabine Howaldt aus dem Sie kochen alle gern und haben Ahnung, teils auch durch - 100 ml Maracuja-Saft Familienzentrum Ohmstraße. die Schule. Zuhause dürfen sie es jedoch nicht oder kön- - Curry (nach Lust und Laune – aber nicht mehr als 2 El) nen es nicht ausprobieren. Das war hier der Brüller.“ - Honig Dort ist die Idee entstanden, man hat schon immer - Salz, Pfeffer vernetzt gearbeitet, mit dem Herz für die Zielgruppe. Eine Stütze des Erfolgs: Chris war richtig cool. Der haupt- Und: Kochen liegt im Trend, bei Mädchen und bei Jungs. berufliche Koch mit den spanischen Wurzeln hatte einen ***** Nicht nur die Speisen sind in diesem Projekt rund um guten Zugang zu seinen Lehrlingen gefunden. „Chris war Zubereitung: das Kochen und Tafeln gut geraten. Zwölf Jugendlichen sehr wichtig, er hat sich auf ihrer Ebene bewegt. Heute Wir haben die Hähnchenbrust und das Gemüse in Streifen boten sich viele Erfahrungen, Kenntnisse wurden vertieft sind sie alle sehr stolz auf das Erreichte und was sie alles geschnitten. (Julienne = Französisch für dünne Streifen). oder neu gewonnen. Es ist eine bunte Mischung im Alter gelernt haben“, bestätigt Marianne Walter, sie war immer Dann wird das Fleisch in einer großen Pfanne in heißem zwischen 14 und 20 Jahren, aus der Hauptschule, dem mit dabei. Natürlich hat auch mal was nicht geklappt, Pflanzenöl angebraten und mit Salz und Pfeffer gewürzt. Gymnasium, dem Berufskolleg oder aus dem Zivildienst. aber das muss so sein. Stressfaktor war meist die knappe Danach die roten Zwiebeln und den Knoblauch hinzugeben. Der Kern kannte sich bereits vom Konfirmandenunter- Zeit: Ein Hefeteig wollte z.B. nicht gehen, Pizza musste Wenn das Fleisch durchgebraten ist, nimmt man es aus der richt, Schulfreunde kamen hinzu, die Neuen waren man leider abhaken. Pfanne und stellt es beiseite. Jetzt braten wir das Gemüse schnell integriert, alles hat sich bestens eingespielt. ca. 3-4 Minuten in der heißen Pfanne schön knackig an und Ja, Kochen ist auch anstrengend, vor allem wenn in einer löschen es ab mit Soja-Soße, Chilli-Soße und Maracuja-Saft. Man hat nicht nur gelernt, wie man Kartoffeln schält – so kleinen Küche eine so große Mannschaft bekocht wird. Das Fleisch nun mit dem Gemüse vermengen. Ganz zum und zwar schön rund. In kreativer Stimmung wurden Dass alles insgesamt harmonisch verlaufen ist, bewerten Schluss geben wir die Sprossen dazu, damit sie schön kna- auch Schlüsselqualifikationen gefördert: Planung, Organi- die Jugendlichen bewusst als Erfolg. Eine Arbeit als Koch ckig sind. Nach Geschmack noch etwas Honig darüber. sation, Arbeitsteilung oder Zeitmanagement neben Pünkt- oder in der Gastronomie kann sich allerdings – mit einer lichkeit, Zuverlässigkeit und dem respektvollen Umgang. Ausnahme – keiner vorstellen, so viel Spaß das Kochen Dazu passen gebratene Mii-Nudeln oder Basmati-Reis. Gemeinsam wurden die Zutaten geplant, mit festem auch als Hobby bereitet. Aber etwas Wichtiges für ihr Budget eingekauft, geschnibbelt oder gerührt, der Tisch weiteres Leben und ihre Selbstständigkeit haben sie mit gedeckt, anschließlich abgespült und aufgeräumt, auch Sicherheit gelernt ... das gehört dazu. Einer hält die Schritte mit dem Foto fest, der andere sorgt für gute Laune. Jeder kann neue Talente Die KitchenStars arbeiten übrigens an einer Rezeptsamm- entdecken, ob beim Dekorieren oder Dokumentieren. lung, obwohl in der Praxis meist improvisiert wurde: Jeder kann zum Erfolg etwas Sinnvolles beitragen. Das wäre ein echtes Sahnehäubchen auf dem Projekt. 16/17 JUGEND VOR ORT STÄRKEN

Starke Mädchen & ihr Stück über die Berufswahl: Auseinanderset- zung mit dem individuellen Berufsweg, Selbstdarstellung & Selbst- bewusstein. Teamgeist & Teilhabe an sozialen Netzwerken. Spielen!

KEIN PLAN? KEINE ANGST, ICH SCHAFF' DAS SCHON!

Die Szene ist ein anschauliches Bild der Lebenslage: Das „Das Interesse war groß, auf der Bühne zu stehen und waren zunächst Feuer und Flamme. Doch wenn es darauf miteinander auskommen“, sagt Bilge Colak. „Hauptschü- Mädchen fragt „Was soll ich nur werden?“ Schon prasseln mitzuwirken, Lösungspunkte für die Theaterpädagogen ankommt, (Fußball)Freizeit zu opfern, lässt das Interesse lerinnen und -schüler werden heute oft als Randgruppen Berufe auf sie ein, gut gemeinte Ratschläge von Familie zu bieten“, sagt Bilge Colak, Projektverantwortlicher oft nach. „Die Jungs sind zu feige, erst eine große Klappe dargestellt. Ich merke einfach, wie stark diese Mädels und Freunden. Jeder weiß es besser. Schließlich ist sie so beim Jugendmigrationsdienst Essen/JMD. „Ich hatte eine und dann fehlen Ehrgeiz und Durchhaltevermögen,“ sind, wie sie miteinander umgehen und kooperieren und bedrängt, dass sie sich mit einem Befreiungsschlag wehrt: Hemmschwelle erwartet, aber das war nicht der Fall.“ sagt die betreuende Theaterpädagogin Andrea Nolte wie leicht sie so ein Stück erlernen können.“ Jetzt stark sein, die eigenen Wünsche durchsetzen ... Danach besuchte der JMD die Schulen, um die Inhalte zu lachend. „Unsere Gruppe hat eine unheimliche Energie. Entscheidend ist, was aus einem selbst kommt! Die Spiel- vertiefen und für eine neues Theaterprojekt zu werben. Das sind starke, selbstbewusste Mädchen, Sie stehen voll Zentrales Anliegen auf der Bühne ist der Start ins Berufs- szenen entstanden im Team, ein Teil ist biographische im Leben, sind mit Elan bei der Sache und es ist toll, leben „Sie wollten das Thema, und es macht ihnen Spaß“, Arbeit, die das Gefühlsleben der Spielerinnen zeigt – nur „Es sollte sich eine Gruppe bilden, die in der Lage ist, ein was sie uns anbieten. Wir locken und da kommt so viel erzählt die zweite Pädagogin im Bunde, Henrike Vahl- ein kleiner Baustein in diesem STÄRKEN vor Ort Projekt. Stück aufzuführen und am Ball zu bleiben. Dadurch ha- und wir merken, dass es ihnen gefällt, dass sie gehört, dieck. „Sie kommen anders ans Nachdenken über ihre ben wir vom JMD auch die Möglichkeit, mit den Jugend- gesehen und ernst genommen werden.“ Möglichkeiten. In unserer Arbeit lässt sich das ohne mo- Seinen Anfang nahm es im September 2010 mit drei Vor- lichen in Kontakt zu bleiben und sie in ihrer beruflichen ralischen Zeigefinger umsetzen. Theater ist die sozialste stellungen des Forumtheater inszene. Zur Aufführung im Orientierung zu unterstützen“, ergänzt Colak. „Faszinie- Eine echte Interessensgemeinschaft hat sich gebildet. Kunstform, die wir haben. Es ist schön, dass sie es anneh- Kreuzer titelte die NRZ: „Theater zeigt, was zu tun ist“. rend waren die 60 Anmeldungen für das Casting und wie Die Multi-Kulti-Girlpower kommt gut – ob aus Deutsch- men und anfangen, gemeinsam zu überlegen. Dabei pas- Die Bühnenfigur Ibo hatte die Hauptschule geschmissen. ernst die Jugendlichen die Aufgabe genommen haben.“ land, Marokko, Türkei, Serbien oder Bosnien. „Wir kom- sen sie aufeinander auf, auf jemanden, den sie nicht von Probleme mit dem Lesen und Schreiben und seine Un- men gern zu euch, weil wir wissen, dass ihr nichts gegen vorneherein kannten, das ist nicht selbstverständlich. Ein pünktlichkeit erschwerten ihm die 2. Chance. Was tun? Der Begriff „Casting“ ist ein Zugpferd. Als Grundlage Ausländer habt ... das macht hier voll Spaß“, war eine tolles Projekt, wir sind alle mit Herzblut bei der Sache!“ Das Publikum wurde aufgefordert, selbst auf der Bühne der Bewerbungsrunde dienten Fragebögen zur Person, in Rückmeldung, über die sich die Theaterpädagoginnen mitzumachen, Ideen für Ibo zu finden, ihn zu motivieren. denen sich die Aspiranten schriftlich darstellen mussten. sehr gefreut haben. Eine starke Bindung hat sich unter- Das Stück wird selbstverständlich in beiden Schulen auf- Eingeladen waren die Hauptschulen Bärendelle und In der Folge gab es anspruchsvolle Übungen, die live einander entwickelt, kein Zank, kein Zickenkrieg. „Das geführt und diskutiert werden. Wir wünschen den starken Jahnstraße, über 180 Jugendliche sind dem Stück gefolgt. vorgespielt wurden, nichts für Angsthasen. Auch Jungs ist die größte Stärke, dass beide Schulen ohne Konflikt Mädchen viel Erfolg bei der Premiere! 18/19 JUGEND VOR ORT STÄRKEN STÄRKEN VOR ORT

Das letzte Pflichtschuljahr: Stärkung der sozialen Kompetenzen. Praxishilfe Nr. 1: „Nachhaltigkeit von Mikroprojekten durch Kommunikationsfähigkeit & Selbstdarstellung. Selbstsicherheit. Anschlussfähigkeit und Verstetigung“. Auszüge aus einer aktuellen Konfliktbewältigung & Teamgeist. Dranbleiben! Publikation der ESF Regiestelle des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Impulse für die Bus-Klasse. Über den Tellerrand hinaus. BUS steht für „Betrieb und Schule“: Jugendliche, die Pro- Erworbene Kenntnisse sind sofort anwendbar, die Schü- Nachhaltigkeit im Rahmen von STÄRKEN vor Ort kann Beispiel Verstetigung : bleme haben, einen Schulabschluss zu erreichen, werden lerinnen und Schüler können die Übungseffekte in der sich über zwei Wege entfalten: zum einen über die „Fit 4 Quest“ im Landkreis Lüchow-Dannenberg in diesem NRW-Programm gezielt und praxisnah unter- Praxis direkt umsetzen, inklusive Rückmeldung. Das Herstellung von Anschlussfähigkeit und zum anderen stützt. Im letzten Pflichtschuljahr ist es oft ihre letzte trägt zur Motivation bei, dem Kurs stetig beizuwohnen. über die Verstetigung von Mikroprojekten. Das Projekt bereitet Hauptschülerinnen und -schüler des Chance auf eine berufliche Perspektive. An zwei Tagen Fragen und Beispiele, die aus dem Arbeitsalltag kommen, Landkreises umfassend auf den Ausbildungsmarkt vor. in der Woche erproben sie sich im Betriebspraktikum, ob fließen ein, neben neuen Aufgabenstellungen. Wesentliches Ziel ist die Heranführung von Projektteil- Das Training mündet in eine gezielte Bewerbung für eine im Einzelhandel, Kindergarten oder Altenheim. An drei nehmenden an bereits bestehende Angebote. Unter Qualifizierung an der Deutschen Angestellten-Akademie. Tagen findet Unterricht statt, der sich an der beruflichen Großer Vorteil ist, dass Noten keine Rolle spielen, Hier „Anschlussfähigkeit“ ist die Möglichkeit zu verstehen, Mikroprojektträger sind die Samtgemeinden Elbtalaue, Praxis orientiert. Sie sollen dort Fähigkeiten erwerben, wird nicht gelernt, weil es abgefragt wird, sondern weil sie nach Beendigung eines Projektes in weiterführende Gartow und Lüchow. Die Umsetzung ist durch den Bil- die ihnen den Einstieg in das Berufsleben erleichtern. es im Alltag nützlich sein kann. „Sie merken, dass das Maßnahmen und/oder an Ausbildung und Arbeitsmarkt dungsträger als Ideengeber, die Lokale Koordinierungs- wichtige Dinge sind, die sie erfahren. Wenn es darum heranzuführen. Ein weiteres Ziel stellt die Schaffung stelle sowie die Samtgemeinden gemeinsam erarbeitet geht, etwas vor der Klasse zu präsentieren, fällt das vie- nachhaltig wirkender Strukturen für die Adressaten dar. worden. Durch explizite Förderung in den Lehrgängen len sehr schwer, doch wenn es mit etwas Übung gelingt, Nachhaltige Strukturen bestehen dann, wenn Projekt- können Jugendliche – bei erfolgreicher Bewerbung – blühen sie richtig auf. Das stärkt das Selbstbewusstsein träger langfristig vor Ort aktiv bleiben oder lokale Akteure unmittelbar nach Beendigung des Mikroprojekts Fuß und die kleinen Erfolge sind noch in der Folge des sich lange für die Zielgruppe engagieren. Das Konzept im Ausbildungsmarkt fassen. Beispielhaft ist, dass die Trainings feststellbar“, erzählt Leisner. der kleinteiligen Förderung von Mikroprojekten ermög- Finanzierung der Lehrgänge durch kommunale Mittel licht die Aktivierung einer hohen Anzahl an potentiellen im Rahmen der Mikroprojektkonzeption erwirkt werden Eine Übung drehte sich um die Präsentation einer Projektträgern, die sich mit ihren Ideen zur Unterstützung konnte. Perspektivisch sieht es der Landkreis in Verbin- Pralinenschachtel: Die Teilnehmenden arbeiten in einer der Adressaten beteiligen können. Vor diesem Hintergrund dung mit den Qualifizierungsmaßnahmen als Modellpro- Werbeagentur, die eine Verpackung gestaltet. Innerhalb sollen auch kleinere, ESF-unerfahrene Träger gezielt jekt und hat sich bei Erfolg für eine Weiterfinanzierung von 20 Minuten wird der Prototyp gebastelt. Dann sitzt angesprochen werden. ausgesprochen. Diese Ergebnisse konnten nur durch die sich je ein Paar am Tisch gegenüber und klärt in 2 Minu- Vernetzung von Kommunen, Mikroprojektträgern, Schu- ten, welcher Entwurf in die nächste Runde kommt. Beispiel Anschlussfähigkeit: len, freien Trägern und weiteren Akteuren erzielt werden, „Wir können Knigge“ in der Stadt Hamm vorangetrieben durch die Lokale Koordinierungsstelle.

Genau hier setzt das Kompetenztraining an, das Coach Das Projekt wird vom Jugendgemeinschaftswerk Hamm Es gibt kein allgemeingültiges Patentrezept für die An- Ralf Leisner in der BUS-Klasse der Gesamtschule Bock- gGmbH durchgeführt und findet im Sozialraum Hamm- schlussfähigkeit, Verstetigung und Nachhaltigkeit von mühle im Rahmen von STÄRKEN vor Ort angeboten hat. Norden/Bockum-Hövel an drei Hauptschulen statt. Mikroprojekten. Für die auftretenden Fragen kann es nur Ihm zur Seite stand die Klassenlehrerin Gabi Becker. Pro Schule beteiligen sich jeweils 10 Jugendliche aus den standortspezifische Lösungen geben. Zusammenfassend Nach den Herbstferien begann der Kurs, an dem rund Jahrgangsstufen 8 und 9. Das Projekt beinhaltet zwei Mo- lässt sich konstatieren: Kommunikation und Vernetzung zehn Schülerinnen und Schüler teilnahmen. Ein Drittel dule: zunächst erhalten die Teilnehmenden ein intensives aller nötigen Akteure sind zentrale Elemente. der Gruppe waren Mädchen, der kulturelle Hintergrund Bewerbungscoaching. Im zweiten Schritt werden sie durch Ziel muss es sein, stabile, strategische, dauerhafte und ist bunt gemischt. praktische Arbeiten an das Berufsfeld Gastronomie heran- verlässliche Netzwerkpartnerschaften vor Ort aufzubauen geführt. Hauptziel ist die Stärkung des Selbstvertrauens. oder zu verstärken. Durch den systematischen Aufbau Das Training orientiert sich an der Methode „Fit for Life“, Die Projektinhalte werden im Schuljahr 2010/11 auf wei- und die Pflege von Partnerschaften können zusätzliche die an der Uni Bremen entwickelt wurde. Es ist keine tere 7 Schulen in Hamm transferiert und finden Eingang Ressourcen für die Gebietsentwicklungen erschlossen Berufsberatung, sondern es werden Inhalte vermittelt, die in die Umsetzung des Programms „Startklar!“. Entschei- werden. Alle Maßnahmen tragen bei, die Adressaten des für alle Berufe notwendig sind. „Es ist ein großes Reper- dendes Element ist die Verankerung des durchführenden Programms STÄRKEN vor Ort in weiterführende Angebo- toire an Übungen, aus denen wir auswählen, was für die Hier punkten Sorgfalt, Konzentration und Konfliktfähig- Trägers im städtischen Übergangsmanagement, das durch te zu bringen und Mikroprojekte zu verstetigen. Situation der Schüler am besten geeignet ist“, erläutert keit. „Sie haben das Training meist gerne gemacht und die Fachstelle Jugendberufshilfe angesiedelt und im Kom- Ralf Leisner. „Zuerst ist festzustellen, was sie wünschen waren bei der Sache“, bestätigt Gabi Becker. „Beim Trai- munalen JobCenter koordiniert und gesteuert wird. Der und wo sie Bedarf haben. Sie wollen nicht belehrt ning konnte ich sie von außen beobachten und war oft er- durchführende Träger bietet Jugendlichen und Schulen werden, sondern durch Rollenspiele weiter kommen.“ staunt, wie sie sich dann verhalten.“ Die Klasse hält je- das Angebot und sichert über das Projektende hinaus Es geht im Training um Präsentations- und Kommuni- denfalls bei den Praxisstellen gut durch, einige bewegen den Anschluss an seine Beratungsstelle Übergang Schule- kationsfähigkeit, um Lob und Kritik – Faktoren, die im sich zudem sicher auf einen Hauptschulabschluss zu ... Beruf zu. Teilnehmende des Projektes werden durch die Arbeitsleben eine Rolle spielen. fitter für‘s Leben. Beratungsstelle weiterhin individuell unterstützt. 20/21 STÄRKEN VOR ORT IM GESPRÄCH

Nachbarschaftstreffen.

Zu Besuch in Essen-Frohnhausen, in der Freytagstraße 29. ___ WK: Der Verwaltungsbeauftragte sollte so sensibel sie ihre Kompetenzen finden und die Eigenorganisation Klaus Persch (SPD) steht Altendorf, Frohnhausen, Holsterhausen, Amt für Ratsangelegenheiten und Repräsentation, Bezirks- sein, zu merken, was den Bürgerinnen und Bürgern unter kennenlernen. Ich denke an Nachhaltigkeit: Theater spie- Fulerum, Haarzopf, Margarethenhöhe in der Bezirksvertretung III vor. Die Stadteile Schönebeck, , Frintrop, Dellwig, Gerschede, vertretung III, Essen West. Hier ist das Büro des Bezirks- den Nägeln brennt. Was in einer Bezirksvertretung be- len ist das eine, um die Persönlichkeit zu stärken, das Borbeck-Mitte, Bochold, bilden den Bezirk IV, in dem bürgermeisters für Altendorf, Klaus Persch und des Ver- handelt wird, sind etwa 70 – 80 % der Themen, die die andere, den Menschen vor Ort die Möglichkeit zu geben, Dagmar Poschmann (SPD) die Bezirksbürgermeisterin ist. waltungsbeauftragten der Stadt Essen, Wolfgang Köppen. Menschen in ihrem Leben interessieren und berühren. Netzwerke zu bilden und darüber initiativ zu werden. Dagmar Poschmann nimmt als Bezirksbürgermeisterin für Wir müssen in unserer Arbeit auch die Strömungen Es liegt im Trend, dass Menschen sich zusammentun, Foto: Brigitte Liesner, Klaus Persch, Dagmar Poschmann, Bochold ebenfalls an der lockeren Gesprächsrunde teil. erkennen. Wenn ich zu einem bestimmten Thema viele und versuchen, daraus Eigenständigkeiten zu gründen. Wolfgang Köppen Anrufe bekomme, dann sollte sich die Poltik dem nähern. Manchmal geht es in die Hose, das merke ich als Schuld- ___ Wie wird man eigentlich Bezirksbürgermeister? Unsere Aufgabe ist, zu klären, wer in der Verwaltung da- nerberaterin, dann holen sie sich blaue Nasen. für zuständig ist und zu vermitteln, um schnell auf das ___ KP: Die Gemeindeordnung in NRW sieht vor, dass in Problem der Bürger reagieren zu können. ___ Welche positive Rückmeldung erleben Sie aus den den kreisfreien Städten Bezirksvertretungen gegründet Stadtteilen? werden. Essen ist in 9 Bezirke aufgeteilt. Jede Bezirksver- ___ STÄRKEN vor Ort bot erstmals die Möglichkeit, dass tretung besteht aus 19 Mitgliedern, die bei der Kommu- man als Soziale Stadt die Nachbarn einlädt. Denn auch ___ WK: In Altendorf fällt auf, dass die Probleme, die es nalwahl über Listen gewählt werden. Diese 19 wählen in Bochold gibt es ähnliche Probleme wie in Altendorf. über Jahre hinweg durch Jugendliche mit Migrations- ihren Bezirksbürgermeister, der dem Gremium vorsteht. hintergrund gab, durch den Treffpunkt Altendorf neue Es ist übrigens ein Ehrenamt, wir machen das neben- ___ DP: Viele Menschen fallen durchs Raster, wenn die Initiative bekommen hat, z.B. mit den „Engagierten beruflich, das ist unser Hobby. Andere sammeln Briefmar- Grenzen so stark gesetzt werden. Von daher ist es günstig, Jungs“. Solche Dinge strahlen nach meinem subjektiven ken oder Bierdeckel und wir sind in der Kommunalpolitik dass STÄRKEN vor Ort so ausgeweitet ist, sonst würden Empfinden auf den Stadtteil ab – da tut sich was. Es gibt aktiv (lacht). Zur Seite steht uns ein Verwaltungsbeauf- die Bocholder immer noch Schlange stehen. Außerdem inzwischen auch Jugendliche, die sich plötzlich mit ih- tragter, er ist das Bindeglied zwischen der Bezirkspolitik tut es Altendorf nicht gut, wenn in der Grenzlage schon rem Stadtteil identifizieren … sprich, da wo ich wohne. und den Ämtern der Stadt Essen. Wir haben natürlich wieder Bereiche entstehen, die Probleme schaffen. Opti- Ich glaube, dass es gute Entwicklungen sind. Was auch enge Verbindungen zur Stadtteilarbeit. mal sind die Konzepte teilweise noch nicht, man sollte jetzt angestoßen ist, das wird nicht nur die Erwachsenen die kleinräumigen Schwachpunkte in den Blick nehmen, berühren, sondern auch junge Menschen werden merken, ___ Was macht die Faszination der politischen Arbeit aus? bevor großräumige entstehen. dass sich hier etwas verändern. Ein positives Zeichen ist das neue Quartiersbüro, das ___ KP: Man kann gestalten und Einfluss nehmen. jetzt in der Haus-Berge-Straße aufgemacht wurde, einem Das Gespräch führte Andrea Riegel. Das Schöne an einer Bezirksvertretung ist, dass hier sehr Wohngebiet mit Nachholbedarf, das finde ich klasse. wenig Parteipolitik gemacht wird, zumindest bei uns Das Angebot ist sehr niedrigschwellig, genau das richtige, geht es immer um die Sache. Rund 95 Prozent unserer dass hier Hemmungen abgebaut werden. Abstimmungen sind einstimmig. Die Laterne muss bren- nen, egal ob mit CDU oder SPD. ___ Könnten Sie sich vorstellen, dass es bei ihnen vor Ort Die gesamte Palette des Lebens im Stadtteil wird bei Projekte gibt, die sie unterstützen würden, in einer Art den Sitzungen vorgestellt, von den Kinder- bis zu den Patenschaft? Seniorenthemen, vom Tiefbau bis zum Hochbau. ___ KP: Das klingt hochinteressant. Und wäre kein ___ DP: Die Dinge sind hier viel dichter an der Qualität, Thema, denn an einer Veranstaltung teilzunehmen, das die der Bürger gerne haben möchte, im Rat ist es eine ist für uns einfach Bezirksvertretung. größere Dimension. Die bürgernahe Politik kommt aus den Bezirksvertretungen: Wir bekommen den Input und ___ DP: Gerade wenn ich an Bochold denke, finde ich das Problem muss gelöst werden. Das können wir natür- z.B. das Thema Kleiderbörse oder Handarbeiten wichtig. lich nicht alleine. Die Frauen haben oft ein Defizit, was ihre eigenen Stärken betrifft und gleichzeitig einen engen Geldbeutel. Manche machen sich mit dem Nähen selbstständig, auch weil es zuhause praktizierbar ist. Das wäre eine Richtung, in der 22/23 STÄRKEN VOR ORT

Blickpunkt 101 Blickpunkte 2011 Für eine gelungene Umsetzung von STÄRKEN vor Ort Oft sind es junge Mütter, alleinerziehend, sehr unsicher Auch in diesem Jahr werden STÄRKEN vor Ort-Projekte in Altendorf und Bochold realisiert. Wir freuen uns auf die Impul- braucht es starke Orte in der Nachbarschaft. Treffpunkte im Umgang mit Baby und Erziehung. „Es geht auch um se und werden gerne von den Entwicklungen und Erfolgen der Basisarbeit berichten. Demnächst mehr. für Menschen, Knotenpunkte im Netzwerk. Seit kurzem den sozialen Kontakt“, so Regina Moock. „Die jungen ist die Haus-Berge Straße 101 eine neue Adresse, die auf Frauen sind oftmals sehr einsam mit dem Kind. Für sie den langjährigen Erfahrungen des alten Standortes am ist der wöchentliche Termin hier das Highlight der gan- MOBILE in Altendorf Jahnplatz aufbaut: Bürgernahe Angebote, niedrigschwellig zen Woche“. Ein Selbstläufer zudem. Früher musste man Gestaltung einer Station der neuen Radwegtrasse und persönlich, und die Bündelung und Koordination über das Jugendamt werben, mittlerweile melden sich die Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule Bockmühle vieler Belange, die den Menschen im Viertel am Herzen Frauen von sich aus. Oft ist es ein Tipp vom Spielplatz, liegen. Ein Ort, der das Zusammenleben lebt. wo sie sich treffen. „Der Baby Besuchsdienst der Stadt Essen funktioniert hervorragend. Und schließlich haben Hand in Hand In den Räumlichkeiten mitten im Wohngebiet ist Platz wir hier eine wunderbare Honorarkraft, die das Angebot Die andere Form des Schulunterrichts genug für das Beratungsteam und das regelmäßige, breit seit langem macht. Sie hat die Gabe, die Menschen zu Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule Bockmühle gefächerte Programm. „Die Palette reicht vom Bürger-Treff binden, auch wenn sie aus unterschiedlichen sozialen über spezielle Gruppenangebote bis hin zu individuellen Schichten kommen.“ Beratungsangeboten. Zudem sind wir mit allen wichtigen Bewerbungstraining sozialen Einrichtungen, Diensten und Projekten in Essen- Ob Eltern-Kind-Gruppe oder Schwangerenberatung, ob Gemeinsam mit den Eltern West und Altendorf vernetzt und über den Concierge-Ser- türkischer oder afrikanischer Frauenkreis – sie stehen Schüler und Schülerinnen der Nelli-Neumann-Schule vice jederzeit persönlich ansprechbar“, so Regina Moock, auch im Fokus der STÄRKEN vor Ort Projekte. Das neue Die Boje, Leonie Saxe die Koordinatorin vor Ort. Mit Hilfe der Allbau AG Quartiersbüro wirkt als Koordinator und Multiplikator. wurden die neuen Räume möglich gemacht, initiiert im Hier nahm auch das Theater-Projekt „Lampenfieber“ von Netzwerk der Stadt Essen, die Leitung hat das Diakonie- Claudia Maurer seinen Ursprung. „Wir akquirieren die Cast yourself werk Essen. Hinter dem Concierge-Dienst stehen übrigens Teilnehmer für Projekte“, erläutert Regina Moock. „Der Ein Theaterprojekt mit und für Jugendliche von zwei Mitarbeiter der Allbau AG vor Ort, Kümmerer für Theaterkreis entstammt einer türkischen Frauengruppe, MACH DICH AUF in Bochold Hauptschule Jahnstraße und Berufskolleg West; alle Belange der Mieter. die wir hier schon seit vielen Jahren beheimaten, wichti- TANZTheater für Jugendliche im Coffee Corner. Ev. Kirchengemeinde Essen-Borbeck-Vogelheim, ge Mutiplikatorinnen im Stadtteil. Wir sind die Personen, Ev. Kirchengemeinde Essen-Borbeck-Vogelheim, Jugendmigrationsdienst Essen, Bilge Colak Die Vielzahl der Angebote ist überzeugend, an allen die die Menschen einfangen, wir sprechen sie ganz ge- Sieglinde Schigulski; Irina Castillo, Choreographin Fronten ist man gut gerüstet. Hervorzuheben wäre die zielt auf eine Teilnahme an. Insofern sind wir mit Sicher- PEKiP-Gruppe für Babies von 6 Wochen bis 12 Monaten, heit ein wichtiges Bindeglied zu den Aktivitäten rund wo Bewegung, Spiel und Sinnesförderung im Mittelpunkt um STÄRKEN vor Ort.“ Ein neuer Dreh- und Angelpunkt stehen – neben dem Austausch mit den Eltern. für Altendorf und Bochold. Heimat Ein multinationales Theaterstück von und für Frauen aus Altendorf mit Claudia Maurer, Theaterregisseurin

Auch in diesem Jahr werden Stärken vor Ort Projekte Sportleiterinnen für die Seniorenarbeit Qualifizierungsprojekt für Frauen Diakoniewerk Essen Treffpunkt Altendorf, Ricarda Fischer

Find your identity Avatare als Zugang zu Jugendlichen Ev. Kirchengemeinde Essen-Borbeck-Vogelheim, Jugendmigrationsdienst Essen, Jens Buschmeier FORTSETZUNG FOLGT

STÄRKEN vor Ort – Gutes aus dem Essener Westen – Altendorf und Bochold. Informationen und Berichte zur Stadtentwicklung Nr. 112 Herausgeberin Stadt Essen, der Oberbürgermeister, Büro Stadtentwicklung, Frühjahr 2011

Kontakt: Stadt Essen, Büro Stadtentwicklung, Brigitte Liesner, Tel. 0201/88 88 715 – Caroline Fleck, Tel. 0201/88 88 728 E-mail: [email protected] www.essen.de/soziale-stadt Konzept, Text und Gestaltung: Riegel+Reichenthaler, Schlussredaktion: Brigitte Liesner Fotos: Allbau AG, Dieter Remy. JMD, NEUE ARBEIT, Ralf Leisner, Claudia Maurer, Andrea Nolte, Lutz Pickardt, Andrea Riegel. Karte S.2: Stadt Essen