– Märtyrer und Vorbild

Als Jim Elliot vor fünfzig Jahren, am 8. Januar 1956, im Alter von 29 Jahren zusammen mit vier weiteren Missionaren von Auca-Indianern in Ekuador ermordet wurde, erfüllte sich das Glaubensleben dieses jungen Menschen, der auch uns heute noch viel zu sagen hat. Dieser Rückblick auf sein Leben soll deshalb besonders ein Appell für uns heute sein. Sein Tagebuch vermittelt beeindruckend den Werdegang und die innere Hal- tung dieses jungen Mannes und ist deshalb Basis dieses Rückblicks. Jugend für Christus

Philip James Elliot wurde am 8. Oktober und trainierte er seinen Körper, obwohl 197 in Portland, Oregon in den USA sein Studium ganzen Einsatz forderte. Am geboren. Seine Eltern waren überzeugte Ende des ersten Studienjahres schreibt er Christen – sein Vater wirkte als Evangelist in sein Tagebuch: „Es ist ein nützliches Jahr – und übten oft Gastfreundschaft an Mis- gewesen; ich bin meinem Erlöser näherge- sionaren. Mit sechs Jahren bekehrte sich rückt und habe Schätze entdeckt in seinem Jim zum Herrn. Bei seinen Eltern erlebte er Wort“. auch Christus als Mittelpunkt von Familie, Gemeinde und dem Einzelnen. Ich bin besorgt über jede Sache und jeden Menschen, der Dich auf Die Haltung seines Vaters wird in einem Deinem Weg zu den ewigen Gütern Brief an seinen Sohn deutlich: „Ich bin und an einem gänzlich gottgeweihten besorgt über jede Sache und jeden Men- schen, der Dich auf Deinem Weg zu den Leben hindern könnte. ewigen Gütern und an einem gänzlich gott- Fred Elliot an seinen Sohn Jim geweihten Leben hindern könnte“1.

Bereits in seiner Zeit auf der High School Weg-Führung nach Ekuador in Benson begann er seiner Umgebung die Botschaft von Christus zu vermitteln und Schon durch die Kontakte im Elternhaus nutzte seine Zeit zum Bibelstudium und wurde sein Interesse an Missionsarbeit ge- zum Gebet. weckt. Doch während seines Studiums ver- Als er 1945 auf das Wheaton College in Il- tiefte sich sein Eindruck, dass Gott ihn au- linois kam, fasste er den festen Entschluss, ßerhalb der USA benutzen wollte: „In den Gott hingegeben zu leben und diesem Le- fremden Ländern gibt es einen Gottesar- bensmotto alles unterzuordnen. Diszipli- beiter auf je 50 000 Menschen, während es niert pfl egte er die stille Zeit – und ernährte in den USA einen auf 500 gibt“3. „Der Herr 1 , Im Schatten des Allmächtigen, Wuppertal 1973, S. 33 2 ebenda, S. 12 3 ebenda, S. 16

8 Jim Elliot – Märtyrer und Vorbild

legte mir schwer die Not der noch unerreich- und so beschloss er am 4. Juli 1950, für 10 ten Millionen Innerasiens auf die Seele“4. Tage in die Stille zu gehen, um Klarheit zu Auch wenn er während dieser Zeit die Zu- bekommen. Diese gab ihm der Herr durch sammenkünfte der Christen in seiner Um- 2. Mose 23,20. Es sollte noch zwei Jahre gebung besuchte und nach besten Kräften dauern, bis er schließlich am 4. Februar mitwirkte, wurde ihm doch 1948 klar, „dass 1952 per Schiff nach Ekuador aufbrach, die allgemeine Zielrichtung meiner missio- zunächst mit dem Ziel, unter den Ketschua- narischen Arbeit der südamerikanische Indianern zu arbeiten. Urwald“ sein sollte5. Dann hörte er durch den Bericht eines Missionars zum ersten Hingabe an den Herrn Mal von den Aucas (heute Waorani oder Huaorani genannt), die völlig unberührt in Ohne seinen Märtyrertod hätten wir wohl den Urwäl- nur wenig von Jim Elliots Tagebüchern dern Ekua- erfahren, in denen er ganz persönlich dors leb(t)en und ohne einen Gedanken an spätere und die jede Veröffentlichung zu verschwenden, sei- Annäherung ne Eindrücke und Erlebnisse notiert hat. von Weißen Sicher war er auch schon von seinen na- mit Töten türlichen Begabungen her ein außerge- beantworte- wöhnlicher Mensch – sprachbegabt, ein ten (bis heute guter Dichter (er hat später viele Lieder in gibt es Stam- Indianer der Ketschua-Sprache gedichtet) und auch m e s f e h d e n ein brillanter Denker. Dennoch wird man

mit tödlichem Ausgang, und noch in den von dem Geist, den seine Eintragungen at- achtziger Jahren wurde ein katholischer men, auch als Normalbegabter profitieren. Priester von den Huaorani ermordet). Dabei steht besonders seine unbedingte Auch die benachbarten, friedlicheren Ket- Hingabe an den Herrn immer wieder vor- schua-Indianer traten in seinen Blickkreis, an. Einige sehr persönliche Bitten aus sei- 4 ebenda, S. 23 nem Tagebuch geben einen Eindruck von 5 ebenda. S. 43 seinen Empfindungen – die sicher nicht Folge mir nach 29 einfach übernommen werden können: „Eine der großen Segnungen des Himmels ist, dass wir ihn jetzt schon „Herr, zünde an den toten Reisighaufen meines Lebens, gib, dass ich auffl amme genießen können – wie es im Ephe- und für dich verbrenne. Verzehre mein serbrief beschrieben wird. Der ist Leben, Gott, denn es ist dein. Ich trachte kein Tor, der weggibt, was er nicht nicht nach einem langen Leben, sondern behalten kann, um zu gewinnen, was nach einem erfüllten, gleich dir, Herr Je- er nicht verlieren kann.“ sus“ (1948)6. kann. So lehnte er den einträglichen Posten „Vater, nimm mein Leben, ja mein Blut, des Geschäftsführers der Studentenzeitung wenn du willst, und verzehre es in deinem ab, da er seine freie Zeit nicht dafür opfern Feuer. Ich will es nicht behalten, denn es ist wollte. „Vater, gib, dass ich mich nicht zer- nicht mein, dass ich es für mich behielte. splittere und vergeude in Nebensächlich- Nimm es Herr, nimm es ganz. Gieß mein keiten, in Dingen, die unwesentlich sind. Leben aus als eine Opfergabe für die Welt.“ Lass dein Wort in Kraft auf mich wirken“9. (1948)7 Eine Zeitlang öffnete er sich doch der einen Berühmt geworden ist ein Satz, der im Zu- oder anderen Aktivität mit seinen Kommili- sammenhang gelesen noch beeindrucken- tonen, aber später schreibt er: „Die Kame- der ist: radschaft mit der fi delen Clique ist verlo- „Eine der großen Segnungen des Himmels ckend und sehr amüsant, aber heute Abend ist, dass wir ihn jetzt schon genießen kön- merke ich, dass meine Seele dadurch ziem- nen – wie es im Epheserbrief beschrieben lich abgelenkt wird und von Erregungen er- wird. Der ist kein Tor, der weggibt, was er füllt ist. Es ist nichts Schlimmes – aber eben nicht behalten kann, um zu gewinnen, was auch nichts Gutes“10. er nicht verlieren kann“ (1948). Nur wer weiß, was es zu gewinnen gilt, ist bereit, Manchmal sind es die „kleinen Füchse“, alles andere zu verlieren! die den Weinberg des Segens behindern: „Schaute in eine Lebensbeschreibung von Während seiner Vorbereitung auf die Aus- Wilhelm Farel, einem beachtenswerten Re- reise kann er schreiben: „Nur das eine formator, und fl og das Buch bis zum Ende weiß ich, dass mein eigenes Leben voll ist, durch. Drei Stunden waren vergangen, als denn ich habe alles getan, was ein junger ich mich der Bibel und dem Gebet zuwand- Mensch nur tun kann, wenigstens dieser te. Ich hoffe, dass wird mir eine Lehre sein, junge Mann. Ich bin bereit, vor Jesus hin- denn erst nach beträchtlichen Schwierigkei- zutreten“8. ten und besonderer Konzentration konnte ich die Kraft des Wortes langsam wieder spü- Weg mit jeder Bürde! ren“11. Auch die Beschäftigung mit nützlicher Literatur – und sicher sind Biographien von Wie jeder andere junge Mensch war auch treuen Männern und Frauen des Glaubens Jim Elliot manchen Verlockungen und Ver- nützlicher als weltliche Romane – darf die suchungen ausgesetzt. Er war sich dessen Bibel nicht vom ersten Platz verdrängen. bewusst, wie selbst scheinbar Harmloses den Blick für das Wesentliche verstellen Dennoch war auch Jim nicht immer oben- 6 ebenda, S. 4 auf: „Schwierigkeit, aus dem Wort auch 7 ebenda, S. 5 nur den kleinsten Zuspruch zu bekommen. 8 ebenda, S. 8 Kein Gebetseifer. Wenn ich überhaupt et- 9 ebenda, S. 40 10 ebenda, S. 48 was aus der Schrift gewinnen will, muss ich 11 ebenda, S. 64 mich zum Bibelstudium sehr zwingen“1. 1 ebenda, S. 59

30 Jim Elliot – Märtyrer und Vorbild

„Heute morgen starkes Gefühl von Nutz- feststand, bedeutete dies weitere Distanz. losigkeit. Freude durch Gebet. Ach, lass Aber er war sich völlig sicher, allein gehen mich dich erkennen, Herr – lass mich dich zu sollen, und ordnete diesem erkannten schauen, nur einen kurzen Augenblick, wie Willen Gottes sein eigenes Wollen unter: du thronst in der Herrlichkeit, lass mich „Wenn es mein eigener Beschluss gewesen darin Ruhe finden trotz all des Verkehrten, wäre, als Lediger hinauszugehen, dann wür- das mich hier umbrandet.“13 de ich meinen Plan bestimmt ändern. Aber der Lenkende ist Gott, Betty. Er weiß: Lie- Ob wir nicht alle ein wenig von seinen Er- ber ginge ich mit Dir zusammen. Doch sein fahrungen und den Konsequenzen lernen Auftrag ist das höchste“16. Das war nicht nur sollten?! für sie eine harte Schule: „Manchmal packt mich ein an Wahnsinn grenzendes sinnli- Liebe muss warten ches Verlangen; nicht immer, Gott sei Dank, aber doch so häufig, dass der Verzicht auf Schon während seines Studiums in Whea- sie um des Werkes willen zu einer harten, ton lernte Jim Elliot in den Griechischstun- brennenden Realität wird. Hierin spüre ich den Elisabeth Howard ken- gerade jetzt, mehr denn nen und nahm Kontakt zu je, Jesu Forderung: „Wer ihr auf. Dabei hielt er seine nicht absagt allem ...“. Ja, Gefühle so im Zaum, dass ich danke Gott für das Elisabeth von seinen Zunei- Vorrecht, um seinetwillen gungen zunächst nichts ver- etwas aufzugeben“17. spürte. Die beiden lernten sich als ernsthafte Christen Gott rief auch Elisabeth zur schätzen („ein ungeheures Missionsarbeit nach Ekua- Gottvertrauen lebt in ihr“14) dor. Doch erst nach länge- und tauschten sich oft aus. Wheaton College rem Warten verlobten sie Doch beide waren sich ei- sich am 1. Februar 1953 nig, dass die Hingabe an Christus Vorrang und heirateten einige Monate später. Ihr hat vor einer Verbindung zueinander. So erstes Domizil war für mehrere Monate ein schenkte er ihr ein Gesangbuch mit dem 30-qm-Zelt auf einer völlig abgelegenen, Hinweis auf ein Lied, das davon spricht, gerade erst gegründeten Missionsstation. dass kein „Objekt“ (Person oder Sache) dem Im Februar 1955 wurde die Tochter Valerie Herrn übergeordnet sein darf (engl. „Have I geboren. Doch die Ehe, die der Herr ihnen An Object, Lord, Below“, Liederbuch „Spi- erst nach jahrlanger Wartezeit schenkte, ritual Songs“ No. 364, „Hält etwas mich hier sollte nur von kurzer Dauer sein... unten fest“). Und diese Rangfolge wählten Jim und Elisabeth – freiwillig. Unter den Ketschua-Indianern

Das bedeutete für beide viel Schmerz: „Vor Nach dem Eintreffen in Ekuador und dem einer Stunde ist sie fortgefahren. Sich von ihr Erlernen der spanischen Sprache begann zu trennen, ist schrecklich. Wie bitter ist Liebe, Jims eigentlicher Missionseinsatz, den er der man keinen Ausdruck geben darf!“15 ohne Bindung an eine Missionsgesellschaft praktizierte: „Es ist eine ganz freie Art von Als dann sein Plan, nach Ekuador zu gehen, Arbeit – keine Organisation steht hinter ei- 13 ebenda, S. 39 nem, man hat nicht einmal einen Briefkopf, 14 ebenda, S. 31 der einem das Gefühl gibt, dass man zu et- 15 ebenda, S. 53 was ‚gehört‘. Aber es beglückt einen, dass 16 ebenda, S. 79 man aufsehen darf zu Gott“18. In einem 17 ebenda, S. 81 Ketschua-Dorf, , stürzte sich Jim 18 ebenda, S. 91 Folge mir nach 31 Elliot in die Arbeit, zu der auch die Führung kamen Indianer zum Glauben, und am 30. der Grundschule und die ärztliche Versor- Mai 1954 schreibt er: „Zum ersten Mal ha- gung der Bevölkerung gehörte. Nach eini- ben wir eine Abendmahlsfeier in ketschua- gen Anfangshürden konnte er schon bald nischer Sprache gehalten“1, und am 17. auch Bibelunterricht in der Ketschua-Spra- Juli konnte er schon von 5 Teilnehmern che erteilen. Durch Überschwemmungen berichten. Diese Feiern hatten einen be- wurde die Siedlung fast komplett zerstört merkenswert schlichten und zugleich tiefen und musste neu aufgebaut werden. Jim Charakter: Ohne Predigt oder Belehrung erlitt einen Malariaanfall und bekam die wurden einfach Loblieder gesungen, und Folgen zu spüren: „Ich es wurde gebetet, „und die neu im Glau- brachte es nicht fertig, ben Stehenden begriffen so allmählich, was auch nur zwei Sätze zu Anbeten heißt und welchen Sinn es hat beten“19. – schlicht und aufrichtig brachten sie dem Da auch die Missions- Herrn die Liebe ihrer Herzen dar“. station zerstört war, nutzten sie die Zeit zu Jim Elliot sah seine Missionarstätigkeit einer Erkundungsfahrt nicht als dauerhaft an, sondern begann in südlichere Gegenden, früh, einheimische Brüder zu lehren, damit wo man tatsächlich auf sie allmählich die geistliche Verantwortung eine große Familie stieß, übernehmen konnten. Seit 1987 können diese Ketschua- die um die Gründung ei- Indios die Bibel in ner Schule bat. Jim und ihrer Mutterspra- Elisabeth ließen sich dort che lesen. als Pioniermissionare nieder. Wie gut, dass Jim in seiner Studienzeit viel Gottes Wort gelesen hatte, denn jetzt im

„Gelder brauchen wir hier nicht, wirklich nicht, auch keine zusätzlichen Mitarbeiter. Wir brauchen Kraft des Geistes und seelische Stärke“. Jim Elliot an seinen Bruder Bob Der Große Auftrag: Die Aucas

Missionsalltag war es schwierig mit gründli- Im September 1955 berichteten die beiden cher Bibellese: „Es kostet Mühe, sich freizu- Missionspiloten Ed McCully und machen und Zeit herauszuschlagen, allein 0 von einigen Aucahäusern, die nur wenige schon zum Lesen“ . Flugminuten von , dem Außen- posten der Missionare, entfernt waren. Jim Danach kehrten beide nach Shandia zu- sah die Erfüllung seiner intensiven Gebete rück, das mit vereinten Kräften (so half näher kommen: „Und das führt mich zu auch Jims Vater mit) wieder aufgebaut der anderen Frage, die ich so oft vor dich wurde. Der Herr segnete die Arbeit dort, es gebracht habe: die Aucas. O Herr, wer ist 19 ebenda, S. 107 dieser Aufgabe gewachsen?“ „Mich von 0 ebenda, S. 114 neuem dargeboten für die Arbeit bei den 1 ebenda, S. 116 3  ebenda, S. 118 Aucas“ . 3 ebenda, S. 88 Von einer gefl üchteten Aucafrau lernten sie

3 Jim Elliot – Märtyrer und Vorbild

einige einfache Sätze, und dann begannen er nicht zurückkehrt. ‚Wenn Gott es will, die Männer, die Auca-Siedlung zu überfl ie- Liebste’, sagte Jim, ‚ich bin bereit, für die gen und dabei Geschenke abzuwerfen und Aucas zu sterben’“. „Seinen Auftrag wollen ihnen einige Worte zuzurufen. So kamen wir ausführen, indem wir das Evangelium erste Kontakte zustande. Jim war in großer zu diesen Menschen bringen. Sie haben Erregung. Seine Frau erinnert sich: „Wenn in ihrer Sprache nicht einmal ein Wort für er mit Nate (Saint) von einem Aucafl ug Gott.“6 Sie verlebten noch den Neujahrs- zurückkam, war er so erregt, dass er kaum tag gemeinsam und verabschiedeten sich etwas essen konnte – ich glaube, ich hätte am . Januar: „Als er die Hand auf die ihm Heu vorsetzen können, er hätte nicht Klinke legte, hätte ich beinahe laut gesagt: darauf geachtet“4. ‚Weißt du, dass du diese Tür vielleicht nie wieder aufmachen wirst?’“7 „Seinen Auftrag wollen wir ausführen, Am . Januar landeten die fünf Missiona- indem wir das Evangelium zu diesen re Jim Elliot, Nate Saint, , Ed McCully und Peter Fleming in „Palm Menschen bringen. Sie haben in Beach“, Jim watete durchs Wasser zwei ihrer Sprache nicht einmal ein Wort wartenden Frauen und einem Mann der für Gott.“ Aucas entgegen – und nahm einen Auca an der Hand. Das Treffen verlief friedlich, Elisabeth sah das Unternehmen nicht ohne so dass die fünf entschieden, sich einige Sorge und fragte zweifelnd, ob es Gottes Tage später nochmals dort einzufi nden. Am Plan sei, sie schon so bald von der Arbeit Sonntag, den 8. Januar 1956 stiegen sie unter den Ketschua-Indianern zu den Au- zum Flug auf, sahen, wie sich ca. 10 Aucas cas zu senden. Doch Jim wollte, dass aus dem Ufer näherten, und landeten wieder „jedem Stamm und Sprache und Nation“ an dem Sandufer. Doch in dem Aucadorf Menschen zum Glauben kämen. Er sah hatte der Dorfälteste nach der Heimkehr sich jetzt gerufen, und so konnte auch Eli- der drei ersten Aucas eine weit reichende sabeth ihrem Mann freudigen Herzens pla- Entscheidung getroffen: Die Fremden sei- nen helfen. en – wie alle Fremden in Am 7.11.1955 fl ogen sie der Vergangenheit – zu zum zweiten Mal zu den töten. Er und vier weitere Aucas und erlebten, wie ein junge Männer traten aus Mann aus diesem feindlich dem Busch und töteten eingestellten Stamm ihnen alle fünf Missionare, de- zuwinkte. Jim betete: „O ren Leichen man später im Fluss fand. Obwohl Herr, sende mich bald zu Indianer den Aucas“5. Einige Zeit diese alle Schusswaffen später entdeckte Nate Saint ein Sandufer bei sich führten, hatten sie nur Warnschüs- an dem Curaray, dem Fluss in der Nähe se abgegeben – sie hatten sich gegenseitig der Siedlung, wo sie landen konnten. Ob verpfl ichtet, die Waffen nicht gegen Men- jetzt der lang ersehnte Traum Wirklichkeit schen zu verwenden. wurde? Alle beteiligten Missionare und deren Märtyrerblut – Samen der Kirche Frauen wussten um die Möglichkeit, dass Schlimmes geschehen könnte: „Wir began- Das Leben der fünf Missionare fand ein jä- nen, von der Möglichkeit zu sprechen, dass hes Ende. Doch damit hatte Gottes Wirken noch keineswegs aufgehört. Im Gegenteil, 24 ebenda, S. 17 gerade die Tatsache, dass Jim Elliot und 5 ebenda, S. 13 seine Freunde sich ohne Gegenwehr töten 6 ebenda, S. 134,135 ließen, überzeugte die Aucas von ihren 7 ebenda, S. 137 Folge mir nach 33 Jim Elliot – Märtyrer und Vorbild friedlichen Absichten. So konnte Elisa- dem Teil des Reiches Gottes, in den Er uns beth Elliot zusammen mit ihrer Tochter und gesetzt hat, um Frucht für Ihn zu bringen. mit , der Schwester von Nate Saint, 1958 ungefähr ein Jahr in dem Dorf Martin Schäfer der Mörder der fünf Männer leben und die Auca-Sprache erforschen. Später segnete Buchempfehlungen (Themenschwer- der Herr diesen Einsatz – alle fünf Mörder, punkt in Klammern) Dyuwi, Kimo, Dawa, Gikita und , bekehrten sich. Elisabeth Elliot, Im Schat- ten des Allmächtigen – das Neun Jahre später Tagebuch Jim Elliots, CLV, konnte das Mar- 283 S., € 4,90 (Biogra- kus-Evangelium phie Jim Elliots, mit vielen in der Sprache der Zitaten aus seinen Tagebü- Huaorani heraus- chern) gegeben werden. Kimo, der ehema- lige Mörder, be- Elisabeth Elliot, Durchs Tor tete: „Gott, Vater, der Herrlichkeit, Aussaat Du lebst. Dies ist 1995, 204 S., € 3,95 (Be- Dein Tag, und wir schreibung der letzten Wo- Bewaffneter Ketschua alle sind gekom- chen im Leben der 5 Auca- Indianer men, um Dich an- Missionare) zubeten.“28

„Gott nahm fünf gewöhnliche junge Men- Elisabeth Elliot, Die Mörder schen von außergewöhnlicher Hingabe meine Freunde – meine und benutzte sie zu seiner eigenen Verherr- Zeit bei den Aucas, CLV, lichung. Sie hatten nie das Vorrecht be- 160 S., € 7,50 kommen, dem sie so enthusiastisch nach- strebten, nämlich den Huaorani von dem Gott zu erzählen, den sie liebten und dem sie dienten. Aber auf jeden Huaorani, der heute durch die Bemühungen anderer auf Gottes Weg kommt, kommen tausend Wei- ße, die Gott aufgrund ihres Beispiels treu- D.&N. Jackson, Unter- er folgen. Den Erfolg, der ihnen im Leben nehmen Auca, CLV, 160 S., € versagt wurde, hat Gott vervielfacht und 3,50 (über Nate Saint, wird ihn vervielfachen zum Gedächtnis ih- Jugendbuch) res Gehorsams und ihrer Treue“29

Das Glaubensleben von Jim Elliot – und das seiner Freunde – sollte auf jeden von uns nicht ohne Eindruck bleiben. Auch 50 Alle Bücher können beim Jahre nach seinem Tod appelliert er an uns, CSV-Verlag bestellt werden. unsere „Leiber Gott darzustellen als ein Darüber hinaus weisen wir auf den Artikel heiliges, Gott wohlgefälliges Schlachtopfer“ von Torsten Enseroth über Jim Elliot hin, (Röm 12,1) – im täglichen Leben und in der im Heft 8/99 veröffentlicht wurde.

28 www.plymouthbrethren.org 29 (Sohn von Nate Saint) in Christianity Today. Com, 1996

34 Die einzige Chance Die einzige Chance Der Tor spricht in seinem Herzen: Es ist kein Gott! Psalm 14, 1

„Lass uns wetten, ob es Gott gibt oder nicht“, forderte eines Tages ein Freund Blaise Pascal (163–166) auf. Der berühmte Mathematiker ging darauf ein. „Was bekomme ich, wenn ich die Wette gewinne“, wollte der Freund daraufhin wissen. „Nichts!“, erwiderte Pascal. „Du magst dann zwar Recht haben, aber du hast trotzdem verloren. Und ich auch. Denn wenn es Gott nicht gibt, ist das Leben sinnlos und leer.“ „Und wie sieht dein Gewinn aus, wenn du Recht hast?“ „Dann haben wir beide gewonnen“, antwortete Pascal voller Freude.

Diese Schlussfolgerung leuchtete dem Freund zwar ein, aber die Frage nach der Existenz Gottes war für ihn damit noch nicht geklärt. „Stimmt!“, gab Pascal unumwunden zu. „Aber es macht deutlich, dass du dich entscheiden musst und dass deine Entscheidung für dein Leben Folgen hat. Du musst zwischen zwei Antworten wählen, die mathematisch gesehen mit gleicher Wahrscheinlichkeit richtig sind. Die eine Antwort hat gute Fol- gen, die andere schreckliche.“ Nachdenklich blickte der Mathe- matiker seinen Freund an, bevor er die ernste Frage stellte: „Wie kannst du da noch zögern, die richtige Antwort zu wählen?“ „Und wenn ich mich irre?“, versuchte der Freund einen letzten Einwand. „Macht nichts“, versetzte Pascal, „dann bist du einer schönen Illusion gefolgt. Doch im gegenteiligen Fall wählst Du ohne „wenn und aber“ das Nichts. Und das Nichts macht mit Sicherheit nicht glücklich.“ „Dann muss ich also an Gott glau- ben?“, fragte der Freund immer noch widerstrebend. „Du musst nicht an Gott glauben“, antwortete Pascal. „Aber es ist deine einzige Chance!“

Wir können Gott und seine Existenz nicht wissenschaftlich- logisch beweisen, obwohl sowohl die Schöpfung als auch die Auferstehung des Herrn Jesus überdeutlich Gott erkennbar machen. Deshalb ist Glauben auch kein Sprung ins Dunkle, sondern ein Sich-zu-eigen-machen der glaubwürdigen Botschaft Gottes. Aber wir wissen wohl, dass wir uns hier auf dieser Erde für oder gegen Gott entscheiden müssen. Eine Entscheidung mit weit reichenden Folgen. Himmel oder Hölle! Und wie hast Du Dich entschieden?

Der Tor spricht in seinem Herzen: Tor Der Es ist kein Gott Stefan Busch Folge mir nach 35