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Hier tickt nur die innere Uhr innere die nur tickt Hier P in Soho in R R KIOSKKULTUR im A Gaga im Gründerviertel START-UP-FIEBER Ü

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Agnes Fazekas Inhalt

Das Beste zu Beginn Ihr Tel-Aviv-Kompass S. 4 15 Wege zum direkten Eintauchen in die Stadt Das ist Tel Aviv S. 18 S. 6 p Tel Aviv in Zahlen Antike arabische Hafenstadt, S. 8 1 neue Hummus-Koexistenz – n in Old Jaffa Was ist wo? S. 20 S. 10 P Augenblicke Aus alt mach hip – Wenn der Boulevard brennt 2 Shuk Pishpeshim (Floh- S. 13 n markt) und Ajami City of Dog S. 25 S. 14 Im Zeichen des Regenbogens P S. 16 Von Zügen und Zugvögeln – 3 Noga und Kolonie n S. 29 P Street-Art und die Gewürze 4 des Orients – das bunte n Florentin P S. 32 Der weiße Elefant und die 5 (ungewollten) Einwande­- n rer – Neve Sha’anan P S. 36 Boulevard der Lässigkeit – 6 die Sderot Rothschild n S. 40 P Puppenstube der Pioniere – 7 Neve Tzedek n S. 44 P

2 Heilig ist hier nur der Tel Avivs 8 Körperkult – 14 Kilometer Museumslandschaft n Stadtstrand S. 78 S. 48 P »Wenn Ihr wollt, ist es kein ­Märchen ...« Im Königreich der Kicher­ S. 81 9 erbsen – Carmel-Markt und n Kerem (HaTeimanim) Pause. Einfach mal abschalten P S. 53 S. 84 Lefties, Dichter, Schläfen- 10 locken – King George und In fremden Betten n Sheinkin Street a S. 86 P S. 57 Satt & glücklich Bauhaus und Brutalismus – b S. 90 11 von Dizengoff-Platz bis n HaBima-Theater S. 61 Stöbern & entdecken P c S. 98 Keine Geschmacksfrage – 12 rund ums Tel Aviv Wenn die Nacht beginnt n Museum of Art d S. 104 P S. 65 Platz der verlorenen Hoff- Hin & weg 13 nung – Rabin Square S. 110 n S. 68 O-Ton Tel Aviv P S. 114 Ein Hauch Europa im Register 14 Orient – der Alte Norden S. 115 n und ein neuer Hafen S. 72 Abbildungsnachweis/Impressum P S. 119 Die Grüne Lunge der Kennen Sie die? 15 Wüstenstadt – S. 120 n der HaYarkon-Park S. 75

3 Das Beste zu Beginn

Wilder Süden Während es an den Stadtstränden um Sehen und Gesehenwerden geht, spaziert man vom Givat Aliyah Beach vor Ajami oft einige Minuten allein > in schönster Melancholie an einer wilden Küste entlang. Sogar die dystopische Skyline von Bat Yam wirkt dann irgendwie ästhetisch.

Meer ohne Quallen Magisch soll es sein, ein mineralhal- tiger Jungbrunnen: Jeden Morgen wird das Wasser im Gordon Pool aus 150 Meter Tiefe heraufgepumpt. Genau 24 Grad hat es das ganze Jahr über. Nach dem ersten Schock fühlt es sich ungeheuer weich an. Zartbit- ter läuft es durch den Mund, brennt kurz in den Augen. Der Salzgehalt sorgt für gehörig Auftrieb.

Jom Kippur auf der Autobahn Der höchste jüdische Feiertag wird selbst von den säkularen Tel Avivis gern zelebriert. Denn dann ist Autofahren verboten und man kann gemütlich über die Schnellstraßen radeln oder sich auf dem Mittelstreifen sonnen. Surreal!

Kikar Levana Der weiße Platz liegt etwas außer- Malabi halb im Edith Wolfson Park, bei- Der Konflikt macht vor nix halt: nahe schon in Givatayim, auf dem Und ja, Malabi ist wie Hummus höchsten Hügelchen von Tel Aviv. Die oder Falafel mindestens so kleine Reise ist er wert, wenn man ­palästinensisch wie israelisch, weil eben aus dem arabischen Gefallen findet an bekletterbarer Raum. Aber nirgendwo wird der Kunst. Dani Karavans Skulptur aus Rosenwasser-Pudding so lässig weißem Beton erstreckt sich auf 30 am Biertisch veputzt. mal 50 Metern und spielt mit der (HaMalabyia, Amiad Street 11 Wahrnehmung von Landschaft und oder 60) Natur.

4 Das Beste zu Beginn

Matkot-Werkstatt Es wurde schon zu viel geschrieben zu Tel Avivs Nationalsport, dem Matkot, auch in diesem Büchlein. Lieber selber mal einen Schläger in die Hand nehmen! Die besten gibt es von Vater Da­ gan in Florentin (Ting Dong Dagan, HaRabi MiBachrach St 10).

Indie City Yung Yiddish Konzert Wer Fernweh hat oder die israeli­ Weil sowieso niemand in Tel Aviv sche Indie-Szene mit nach Hause gewesen sein sollte, ohne zumin­ nehmen will: Easy! Die Indie-City-­ dest einmal durch die Central Bus Serie auf Youtube ist eine sehr gute Station geirrt zu sein, verbindet man Nachmache des Konzepts von »La besser die Pflicht mit der Kür – und Blogothèque« und präsentiert loka­ stattet Mendy Cahan, dem char­ le Musiker wie Ester Rada, Yemen manten Kurator der Jiddischen Bib­ Blues oder The Angelcy in charman­ liothek, einen Besuch ab. Zu einem ten Ecken von Tel Aviv oder Jerusa­ Klezmer-Abend zum Beispiel: www. lem. Also auch was zum Gucken. facebook.com/yiddish.telaviv.

Gaga Klingt gaga, fühlt sich auch so an beim ersten Mal. »Stellt euch vor, ihr treibt im Meer«, sagt eine sanf­ te Stimme. Und schon steckt man in einem Knäuel aus wogenden Menschen. Aber dann kopiert man hier eine Bewegung, erfindet dort eine eigene. Der Kopf wird leiser. Der Körper übernimmt, bricht aus seinem Alltagskorsett aus. Mitten am Tag stolpert man aus dem Studio und fühlt sich wie nach einer glücklich durchtanzten Nacht – nur ohne Kater. ! www.gagapeople.com/english/israel/tel-aviv/

Seit vier Jahren lebe ich in Tel Aviv. Einer meiner Lieblingsmomente: wenn sich am Strand unter Jaffa Techno-Bässe mit dem Geläut von Kirchen­ glocken und dem Ruf des Muezzins vermischen.

Fragen? Erfahrungen? Ideen? Ich freue mich auf Post.

Mein Postfach bei DuMont: @ [email protected] 5 Das ist Tel Aviv

Tel Aviv ist ein Paradoxon. In jeder Hinsicht. Erstmal, weil die Stadt so alt ist und so jung zugleich. Jaffa im Süden ist eine der ältesten Siedlungen des Nahen Ostens. Anders als Haifa und Jerusalem war Tel Aviv aber nie eine ge­ mischte Stadt. Nach dem Palästinakrieg 1948 zwar offiziell mit Jaffa zusam­ mengelegt, blieb sie gefühlt doch das Bindestrich-Habitat ›Tel-Aviv-Yafo‹ mit zwei kulturellen Polen. Kein Wunder, komplizierter könnte die Beziehung zwischen den beiden nicht sein: Jaffa hat Tel Aviv geboren, Tel Aviv hat sich Jaffa einverleibt. Vielen gilt das als Metapher für den Nahost-Konflikt. Blase der Heiterkeit im Irrsinn? Gleichzeitig wird gelästert, dass sich die Hedonisten in ihrer Blase sowieso um nichts anderes scheren als Strand, Party und gutes Essen. Und ja, auch das stimmt, irgendwie. Diametral zu Jerusalem, der unantastbaren, weil heiligen Stadt, war Tel Aviv immer Gegenwart. Offen, dynamisch, weltlich. Ein Experimentierkasten für die junge Nation. Ein weißes Blatt, auch was Kunst und Architektur angeht. Nach all dem Überleben, endlich: Leben! Tel Aviv war von Anfang an ein Refugium, ein Sehnsuchtsort, erst für die Juden aus der Diaspora, später und bis heute für die jungen Israelis in der Provinz. Ein optimistischer und moderner Gegenentwurf zu den Ghettos Europas. Das hat sich bis heute gehalten: Die Menschen feiern das Leben, auch wenn sie Chaos umgibt. Am Schabbat geht man hier nicht in die Synagoge, sondern an den Strand und huldigt höchstens dem Körperkult. Schließlich wurde die Stadt auf Sand gebaut, so wird es gern überliefert, also quasi aus dem Nichts erschaffen. Dabei schwoll Tel Aviv in weni­ gen Jahrzehnten so rasant an, dass kaum Zeit war zum Innehalten, zum Bewahren, stattdessen galt es, sich mit jeder Einwanderungswelle neu zu erfinden. Menschen, ihre Sprachen und Gebräuche wurden einfach dazu­ geworfen in diesen ständig vor dem Überkochen stehenden Kessel. Auch wörtlich genommen: Die neue israelische Küche, wie sie vor allem in Tel Aviv zelebriert wird, soll aus über 150 kulturellen Einflüssen fusioniert sein. Dass Tel Aviv schnell Heimat werden musste, für Leute aus so vielen Ecken der Welt, ist vielleicht auch der Grund, wieso man sich hier als Europäer immer gleich halb zu Hause fühlt. Naher Osten, nackte Haut Für überhöfliches Geplänkel oder Berührungsängste ist natürlich kein Raum, wenn so viele Mentalitäten und Kulturen aufeinandersitzen. Da sind zum Beispiel Russen, Franzosen, Irakis, Marokkaner, Jemeniten und Äthiopier auf der jüdischen Seite. Dazu die Gastarbeiter aus Asien und die illegalen Einwanderer aus Afrika. Und natürlich die Palästinenser. Die Dichotomie setzt sich fort: Naher Osten. Nackte Haut. Macho-Frauen und feministische Männer. Laissez-faire versus High-Tech-Boom. Während nachts gefeiert wird, als ob es kein Morgen gäbe, wird tagsüber bereits am Übermorgen gebastelt. Nach dem Silicon Valley gilt der Großraum Tel Avivs als Start-up-freundlichste Region der Welt.

6 Das ist Tel Aviv

Die Kunst des In-den-Tag-Lebens lernt man beim Leutegucken auf dem .

Und das alles in einem Format, das sich locker zu Fuß erlaufen lässt – oder wenn man Israeli ist, natürlich mit dem Elektrofahrrad, dem Hoverboard oder E-Roller. Sobald man den Strand verlässt, wird nämlich jeder Tropfen Schweiß vermieden – und das ist bei 80 Prozent Luftfeuchtigkeit und 320 Sonnentagen gar nicht so leicht. Dazu kommt der ›Pkak‹! – Immer hat es Stau. Wie ein Naturschutzreservat wirkt deswegen der breite Rothschild Boulevard, auf dem die Kunst des Flanierens, Kaffeetrinkens und dabei In-den-Tag-Träumen noch weitaus raffinierter ausgelebt wird als auf der Strandpromenade. Wer trotzdem eine Entschuldigung braucht, schafft sich einen Hund an, wie beinahe jeder vierte Städter. Buntes Psychogramm Auf der anderen Seite hat die Stadt politisch seit jeher eine laute Stimme. Nicht nur in Sachen Nahost-Konflikt wird hier dagegen gehalten. Vor allem im Süden der Stadt zeichnet die Street-Art an den Hauswänden ein buntes Psychogramm ihrer liberalen Seele. Tel Aviv gilt nicht nur als veganste Stadt der Welt, sondern auch als Mekka der LGBT-Szene. Man kann also durchaus sagen: Tel Aviv ist eine Geisteshaltung. Und ihr Lebensrhythmus macht die Küstenmetropole zu einer Stadt, die zigmal größer erscheint, als sie nach Einwohnerzahl (nur knapp 440 000) ist. All das führt dazu, dass die Tel Avivis überzeugt sind, dass es in Israel keinen anderen Ort für sie zum Leben gibt. Dafür sind sie sogar bereit, die surre­ alen Mietpreise zu zahlen. Immer lieber auch im südlichen Jaffa übrigens. Vielleicht, weil es in dieser Stadt, die sich in ihrer Dynamik manchmal so flüchtig anfühlt, gut tut, auf 3000 Jahre alte Mauern zu schauen. In diesem Land gibt es immer mindestens zwei Wahrheiten – und in Tel Aviv findet man viele Orte, an denen es gelingt, keine davon auszublenden ...

7 Tel Aviv in Zahlen

5 Millionen Dollar wurden in den Neunzigern bereits für die ersten Luxusappartements in Ajami bezahlt. Ajami galt damals 33 als eines der ärmsten Viertel Tel Prozent der Einwohner sind zwi- Avivs. schen 18 und 35 Jahren alt. 35 Prozent der Kinder in den Kin- 8 dergärten haben laut Stadtver- Prozent höher als in Jerusalem sind die Wohnungspreise in Tel waltung homosexuelle Eltern. Aviv (und 91 Prozent höher als in Haifa). 40 Jahre alt war Tel Aviv, als es 19 1948 mit dem 4000 Jahre alten Cent, das war der Spottpreis für Jaffa vereint wurde. einen Schokopudding in einem Berliner Supermarkt, der für den ›Milky-Skandal‹ sorgte. Die Regierung gemahnte daraufhin junge Israelis, nicht 60 Kilometer vom heiligen Jeru- wegen der Lebensmittelpreise salem entfernt liegt Tel Aviv, auszuwandern. Immerhin leben gefühlt sind es Lichtjahre. momentan schon etwa 20 000 Israelis in Berlin.

8 91,8 Prozent der Tel Avivis sind Juden mit Wurzeln in aller Welt. Nur 4,2 Prozent sind muslimische und christliche Araber. 120 20 000 Stadthunde freuen sich über Muscheln waren es, mit denen eigene Strandabschnitte und 60 66 Familien 1909 erste Grund- Hundeparks. stücke vor den Toren Jaffas unter sich auslosten. 230 000 Quadratkilometer verteilen sich im Zentralen Busbahnhof auf 400 sieben Etagen. Damit ist er nach vegane Restaurants will die Neu Delhi der zweitgrößte der ›veganste Stadt der Welt‹ vor- Welt. weisen können. 439 000 544 Menschen leben heute in Tel aktive Synagogen gibt es im Aviv (1931 waren es nur 46 000, säkularen Tel Aviv. sieben Jahre später bereits 150 000).

1200

High-Tech-Start-ups ver- schaffen Tel Aviv den Ruf eines ›Silicon Wadi‹.

9 Was ist wo?

Wie eine kosmopolitische Wohngemeinschaft wirkt die Stadt, jedes Viertel ein Zimmerchen, mit eigenen Regeln, Tapeten und Gerüchen. Vor allem im Süden fühlt sich ein Spaziergang an wie eine Entdeckungstour rund um den Globus: in Länder, > die man von Reisen kennt, und andere, die sich je­ mand mit viel Phantasie ausgedacht haben muss. Und selten liegt der Strand mehr als fünfzehn Gehminuten entfernt.

Am Strand entlang 2, E/F 11) mit den restaurierten Häuschen Im Süden trutzen die alten Gemäuer von Tel Avivs erster (und lange armseliger) von Jaffa auf einer Anhöhe, im Norden Nachbarschaft. Dass hier heute wohlsitu- gräbt sich der Yarkon-Fluss zum ierte Künstler leben, sieht man den teils Meer durch und dazwischen liegt der phantasievoll verzierten Fassaden an. Die Strand – das sind die Landmarken, die Shabazi Street hat sich in den letzten Tel Aviv auf drei Seiten eingrenzen. Im Jahren zu einer breiten, von Boutiquen Osten bildet der Ayalon Highway (k gesäumten Gasse gemausert. Karte 5) die offensichtliche Grenze zur Peripherie. Für alle, die es sich leisten Der Flair der Weißen Stadt können, franst die eigentliche Stadt Als Lev HaIr (›Herz der Stadt‹) gilt alles, jedoch schon weit vorher aus. Selbst der was unter dem Old North und zwischen schick aufgezogene Sarona-Markt (k Allenby Street und Rothschild J 10) in der alten Templer-Siedlung zieht Boulevard liegt. Diese beiden Straßen- eher Volk von auswärts an. namen lohnt es sich zur Orientierung zu Dazu kommt ein Nord-Süd-Gefälle, das merken. Außerdem spiegeln sie in ihrer die Bewohner in die Schublade ›wohl- Gegensätzlichkeit die Seele Tel Avivs habende, pseudolinke, eurozentrierte wider: die Allenby Street in ihrer lauten, Spießer‹ einerseits und andererseits in die schmutzig-direkten Art, von Billig-Shops der ›ungebildeten orientalischen Juden, gesäumt, immer ungeduldig, ellenbogig, Araber und prekär lebenden Hipster‹ in Bewegung. Der Rothschild Boulevard steckt. Tatsächlich werden Straßenbild, dagegen eine breite Flaniermeile mit Etablissements und Geräuschkulisse zum Kaffee-Kiosken, von exotischen Bäumen Süden hin zunehmend bunter und lauter. überkront, sowie den erfolgreichsten Während auf Höhe des Yachthafens (k Vertretern der Start-up-Szene flankiert. E/F 7) und der touristisch aufgemachten Ans nördliche Ende des Rothschild Boule- Vergnügungsmeile im Old North außer vards schließt das kulturelle Zentrum Hotelbunkern und europäisch anmuten- Tel Avivs an, vom Nationaltheater den Wohnanlagen nicht viel zu sehen (k G 9) auf dem Habima Platz bis zum ist, kann man in den autofreien Gassen Museum of Art (k J 8). Außerdem des Kerem HaTeimanim (jemenitisches häuft sich in Straßen zwischen Dizengoff Viertel) rund um den Shuk HaCarmel Platz und Rothschild die Architektur im (k E/F 10) wunderbar Tag und Abend in internationalen Stil (Bauhaus). Cafés und Bars vertrödeln und sich dabei einmal durch die Weltgeschichte essen. Der bunte Süden Nur ein Katzensprung ist es von hier ins Über die Eilat Street geht es ins quir- puppenstubige Neve Tzedek (k Karte lige Florentin (k E–G 12) mit seiner

10 Was ist wo?

Patina aus Hundepipi und abblätternden dem Kreisverkehr unter dem Uhrturm Graffiti. Obwohl schon durchsetzt von (k Karte 4, D 13) heißt es, sich zu den Zeichen der (zweiten) Gentrifikation, entscheiden: Links geht es in die mit mischen sich hier immer noch Händler, Antiquitäten und Tand vollgestopften Handwerker, Künstler und mehr oder we- Korridore des Flohmarkt-Viertels. Ne- niger hippes Feiervolk. Trotzdem gibt sich ben den arabischen Händlern betupfen der Levinsky-Markt mit seinen Säcken gemütliche Hipster-Cafés und Boutiquen voller Gewürze so bodenständig wie eh von Jungdesignern die aufstrebende und je. Beinahe wöchentlich verschiebt Nachbarschaft. Wer sich rechts hinter sich die unsichtbare Grenze gen Osten der Moschee hält und in den Gassen zum Viertel der illegalen Einwanderer und der Altstadt unter dem von Palmen Gastarbeiter in Neve Sha’anan rund um bewachsenen Park Gan HaPisga (k den Zentralen Busbahnhof (k G/H Karte 4, C 13) verliert, der landet ent- 12). Auch wenn die meisten Israelis die weder zwischen Reisegruppen auf dem Nachbarschaft meiden, lohnt sich ein Be- Kedumim Platz vor der Petruskirche such nicht nur für einen Realitätsabgleich: oder gleich unten im Hafen bei den Wer sich in provisorisch eingerichtete alten Fischkuttern.­ Glatt hergerichtet Garküchen traut, wird mit authentischer wirkt das ganze Areal hübsch, aber auch asiatischer und afrikanischer Küche etwas museal. Die jüdischen Kunst- belohnt. Der Busbahnhof selbst ist nicht handwerker und Touristen-Restaurants, nur ein architektonisches Labyrinth für die von der Stadt in die alten Gemäuer Fans des Brutalismus, sondern auch ein gesetzt wurden, tragen zur Authentizität Geheimtipp für City-Safaris. (Und von hier der antiken Hafenfeste wenig bei. Wer geht es am schnellsten nach Jerusalem.) wissen will, wie die arabischen Israelis in Jaffa heute wirklich leben, muss die Jaffa, die Schöne Yefet Street (k C 13–15) Richtung Von fern trutzt Jaffa wie eine warm- Süden hochlaufen, tiefer hinein ins leuchtende Burg über der Bucht.105b*75 Hinter h Viertel Ajami.

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