Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen

PLANFESTSTELLUNGSBESCHLUSS

für den

Ausbau der Kreisstraße 211 zwischen Kefenrod, Ortsteil Hitzkirchen, und , Ortsteil Wenings von Bau-km 0+000,000 bis 2+983,725 (entspricht von Netzknoten 5621 036 nach 5621 040, von Str.-km 0+000 bis 3+009), in den Gemarkungen Hitzkirchen und Kefenrod,

vom

16. März 2021

VI 1-F-061-k-10#1.560

Inhaltsverzeichnis

Planfeststellungsbeschluss zum Ausbau der K 211 zwischen Hitzkirchen und Wenings

Nummer Inhalt Seite

A. Verfügender Teil 1

I. Feststellung des Plans 1

1. planfestgestellte Unterlagen 1

2. Nachrichtlich planfestgestellte Unterlagen 3

II. Wasserrechtliche Erlaubnisse 5

1. Erlaubnis zur Versickerung von Niederschlagswasser 5

2. Erlaubnis zur Einleitung in ein Gewässer 5

3. Erlaubnis für Durchlasserneuerung 6

III. Entscheidungen nach § 33 Abs. 1 S. 1 Var. 2 HStrG i. V. m. § 75 Abs. 1 S. 1 HVwVfG (Konzentrationswirkung): 6

1. Naturschutzrechtliche Eingriffszulassung 6

2. Forstrechtliche Entscheidungen 6

IV. Nebenbestimmungen 7

1. Wasser 7

2. Natur- und Landschaftsschutz 8

I

Vermeidung und Minimierung, Bauausführung 8

Ausgleich und Ersatz, Ausführungsplanung 9

3. Baulärm 11

4. Erreichbarkeit der landwirtschaftlich genutzten Flächen 11

V. Hinweise 12

1. Denkmalschutz 12

2. Kampfmittelräumung 12

3. Abfallwirtschaft 12

4. Bodenschutz 13

VI. Zusagen des Vorhabenträgers 13

1. Wehrbereichsverwaltung West 13

2. Entwässerung 14

3. Industrie- und Handelskammer Gießen-Friedberg 14

4. Zweckverband Oberhessische Versorgungsbetriebe 14

5. Deutsche Telekom Netzproduktion GmbH 14

6. Wetteraukreis 14

7. Private Einwenderin 02, Regionalbauernverband 15

8. Privater Einwender 03 15

VII. Umweltverträglichkeitsprüfung 15

VIII. Entscheidung über die Stellungnahmen 15

B. Verfahrensablauf 16

I. Antragsgegenstand 16 II

II. Antragsbegründung 16

III. Anhörungsverfahren 17

1. Antrag 17

2. Auslegung der Planunterlagen 17

3. Beteiligung der Behörden, Stellen und Vereinigungen 18

4. Einwendungen und Stellungnahmen 19

5. 1. Planänderung 20

6. Erörterung der Einwendungen und Stellungnahmen 21

7. Vorlagebericht 22

8. Zweite Planänderung 22

C. Begründung 23

I. Formelle Rechtmäßigkeitsvoraussetzungen 23

1. Erforderlichkeit der Planfeststellung 23

2. Zuständigkeit, Verfahren, Form 23

3. Umweltverträglichkeitsprüfung 24

II. Rechtswirkungen der Planfeststellung 24

III. Entscheidungsgründe 25

1. Planrechtfertigung 25

2. Dimensionierung / Straßenbauliche Anforderungen 27

3. Alternativenprüfung 29

4. Raumordnung 31

5. Wasserwirtschaft 32 III

Wasserwirtschaftliche Situation im Planungsgebiet 32

Erlaubnisse zur Nutzung von Oberflächengewässern und Grundwasser, §§ 8, 9 WHG 33

5.2.1 Einleitung in das Grundwasser 34

5.2.2 Einleitung in Oberflächengewässer 36

Durchlasserneuerung, bauzeitliche Wasserhaltung 38

6. Natur und Landschaft 38

Naturschutzrechtliche Eingriffsgenehmigung nach §§ 15, 17 BNatSchG 39

6.1.1 Ermittlung des Eingriffs 39

6.1.2 Bestandserfassung 40

6.1.3 Vermeidungsgebot 40

6.1.4 Verbleibender unvermeidbarer Eingriff 42

6.1.5 Kompensation 45

6.1.5.1 Maßnahmenkonzept 46

6.1.5.2 Gegenüberstellung von Eingriff und Kompensation 49

6.1.6 Umweltschadensrecht 50

Naturschutzrechtliche Vorbehalte 50

7. Artenschutz 51

Bestandsermittlung 51

Verbotstatbestände 53

8. Bodenschutz 55

IV

9. Abfallwirtschaft 56

10. Immissionsschutz 57

Luftschadstoffe 57

Lärmschutz 57

10.2.1 Verkehrslärm 57

10.2.2 Baulärm 58

11. Forst/Wald 58

12. Landwirtschaft (öffentlicher Belang) 59

13. Eigentum, Entschädigungen 59

14. Gemeindliche Belange 60

15. Private Belange 60

Privater Einwender 01 60

Private Einwenderin 02 61

Privater Einwender 03 61

Regionalbauernverband Wetterau- e.V. 61

16. Begründung der Entscheidung über die abgegebenen Stellungnahmen von Behörden und Versorgungsunternehmen 62

T_001: Gemeinde Kefenrod 62

T_003: Wetteraukreis 63

T_008: Regierungspräsidium , Arbeitsschutz und Umwelt Frankfurt 63

T_010: Regierungspräsidium Darmstadt, Landwirtschaft 64

V

T_012: Regierungspräsidium Darmstadt, Naturschutz (Planungen und Verfahren) 64

OZ_27a: HessenForst, Forstamt Nidda 64

T_13: HLNUG 65

T_014: Landesamt für Denkmalpflege 65

T16 Amt für Bodenmanagement Büdingen 65

T_017: Industrie- und Handelskammer 66

T_018: Wehrbereichsverwaltung West 67

T_022: ZOV 67

17. Stellungnahmen der anerkannten Naturschutzverbände 67

D. Zusammenfassende Würdigung und Gesamtabwägung 67

E. Rechtsbehelfsbelehrung 70

VI

Planfeststellungsbeschluss Ausbau der K 211 zwischen A.I.1 Hitzkirchen und Wenings

A. Verfügender Teil

I. Feststellung des Plans

Der Plan für den

Ausbau der Kreisstraße 211 zwischen Kefenrod, Ortsteil Hitzkirchen, und Gedern, Ortsteil Wenings, von Bau-km 0+000,000 bis 2+983,725 (entspricht von Netzknoten 5621 036 nach 5621 040, von Str.-km 0+000 bis 3+009), in den Gemarkungen Hitzkirchen und Kefenrod, einschließlich der damit verbundenen landschaftspflegerischen Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen, wird gemäß § 33 Abs. 1 des Hessischen Straßengesetzes (HStrG) in der Fassung vom 08. Juni 2003 (GVBl. I S. 166), zuletzt geändert durch Artikel 4 des Gesetzes vom 28. Mai 2018 (GVBl. S. 198), in Verbindung mit §§ 72 ff. des Hessischen Verwaltungsverfahrensgesetzes (HVwVfG) in der Fassung vom 15. Januar 2010 (GVBl. I S. 18), zuletzt geändert durch Artikel 2 des Gesetzes vom 12. September 2018 (GVBl. S. 570),

wird mit den sich aus den Violetteintragungen in den Planunterlagen ergebenden Änderungen und Ergänzungen festgestellt.

1. planfestgestellte Unterlagen

Der festgestellte Plan besteht aus den folgenden Unterlagen:

Tabelle 1: Festgestellter Plan

Unterlage Bezeichnung Maßstab aufgestellt/ geändert am Nr. 1: ______

3 Bl.1 Übersichtslageplan 10.000 2011

6 Bl. 1 Regelquerschnitt 25 05.12.2011

Planfeststellungsbeschluss - 2 - Ausbau der K 211 zwischen Kefenrod und Hitzkirchen A.I.1

7 Lagepläne Bl. 1a 1000 05.12.2011/ 07.08.2012 Bl. 2 1000 05.12.2011 Bl. 3 1000 05.12.2011

8 Höhenpläne Bl. 1 1000/100 05.12.2011 Bl. 2 1000/100 05.12.2011 1000/100 05.12.2011

10 Bauwerksverzeichnis 05.12.2011/ Bl. 1a Lfd. Nr. 1-8a 2012 Bl. 2-11 Lfd. Nr. 9-105 2011

12.2 Maßnahmenplan Bl. 1a 1000 05.12.2011/ Aug.2019 Bl. 2a 1000 05.12.2011/ Aug.2019 Bl. 3a 1000 05.12.2011/ Aug.2019 Bl. 4 Legende 05.12.2011 Bl. 5 Lageplan der Ersatzmaßnahme 05.12.2011

12.3 Maßnahmenübersichtsplan 5000 27.08.2019

12.4 Maßnahmenblätter Juli 2019

13 Bl. 3, 4 Einleitung 1 250 2011/ 2020 Bl. 5 Einleitung 2 250 2011 Bl. 6 Einleitung 3 250 2011

14 Grunderwerbsplan Bl. 1b 1000 05.12.2011/ 15.07.2019 Bl. 2a 1000 05.12.2011/ 15.07.2019

Planfeststellungsbeschluss - 3 - Ausbau der K 211 zwischen Kefenrod und Hitzkirchen A.I.2

Bl. 3a 1000 05.12.2011/ 15.07.2019

14.1a Grunderwerbsverzeichnis 05.12.2011/ Juli 2019 (S. 1a-12a)

2. Nachrichtlich planfestgestellte Unterlagen

Die nachfolgenden ergänzenden Planunterlagen sind in die Prüfung der unter A.I.1 genannten Unterlagen und in die Abwägung mit eingeflossen.

Tabelle 2: Nachrichtlich planfestgestellte Unterlagen

Unterlage Bezeichnung, Hinweise Maßstab aufgestellt / geändert Nr. 1: am ______

1 Erläuterungsbericht (31 S.) 05.12.2011/ 27.08.2019 sowie die Erläuterungen zur 1. und 2. PÄ (10 S.)

12.0a Landschaftspflegerischer 05.12.2011/ 08/2019 Begleitplan, Erläuterungsbericht (72 S.)

12.1 Bestands- und Konfliktplan Bl. 1a 1000 05.12.2011/ Aug.2019 Bl. 2a 1000 05.12.2011/ Aug.2019 Bl. 3a 1000 05.12.2011/ Aug.2019

Planfeststellungsbeschluss - 4 - Ausbau der K 211 zwischen Kefenrod und Hitzkirchen A.I.2

Bl. 4 Legende 05.12.2011

12.5 Tabellarische Gegenüber- 31.07.2019 stellung von Eingriff und Kompensation (13 S.)

12.6 Artenschutzrechtlicher Juli 2019 Fachbeitrag (32 S.) inkl. Anhang 1 (107 S.) und Anhang 2 (8 S.)

12.7 Artenschutz Bl. 1 1000 27.08.2019 Bl. 2 1000 27.08.2019 Bl. 3 1000 27.08.2019

12.8 Fachbeitrag "Fledermäuse und Juli 2018 Haselmaus" (34 S.)

12.9 Faunistischer Fachbeitrag: Oktober 2018 Avifauna, Reptilien, Wiesenknopf- Ameisenbläulinge (23 S.)

13.1 Relevanzprüfung 06.06.2019 Wasserrahmenrichtlinie (16 S.)

13, Bl.1 Hydraulische Berechnungen 05.12.2011 (9 S.)

15.4 Verkehrsuntersuchung (13 S.) 22.07.2019

Planfeststellungsbeschluss - 5 - Ausbau der K 211 zwischen Kefenrod und Hitzkirchen A.II.1

II. Wasserrechtliche Erlaubnisse

1. Erlaubnis zur Versickerung von Niederschlagswasser Dem Träger der Straßenbaulast, dem Wetteraukreis (Vorhabenträger), vertreten durch Hessen Mobil – Straßen- und Verkehrsmanagement, wird gemäß § 19 Abs. 1, § 8 Abs. 1 und § 9 Abs. 1 Nr. 4 des Wasserhaushaltsgesetzes (WHG) in der Fassung vom 31. Juli 2009 (BGBl. I S. 2585), zuletzt geändert durch Artikel 1 des Gesetzes vom 19. Juni 2020 (BGBl. I S. 1408) i. V. m. § 33 Abs. 1 des Hessischen Straßengesetzes, im Einvernehmen mit der zuständigen oberen Wasserbehörde gemäß § 19 Abs. 3 WHG die widerrufliche Erlaubnis erteilt, das von den befestigten Straßenflächen der Kreisstraße 211 zwischen Kefenrod/Hitzkirchen und Gedern/Wenings abfließende Niederschlagswasser breitflächig über Bankette und Böschung in den straßenbegleitenden Versickerungsmulden versickern zu lassen. Gemäß § 52 Abs. 1 Satz 2 WHG und § 6 Satz 3 der Verordnung zum Schutz der Trinkwassergewinnungsanlage der Gemeinde Kefenrod, Wetteraukreis, vom 22. 01.1982 (Staatsanzeiger 8, S. 402 ff) wird der Benutzerin die Ausnahmegenehmigung (Befreiung) mit erteilt, innerhalb der Schutzzone III das von den befestigten Straßenflächen der K 211 zwischen Kefenrod/Hitzkirchen und Gedern/Wenings abfließende Niederschlagswasser gemäß der in II.1 aufgeführten Erlaubnis breitflächig zu versickern. Die Ausnahmegenehmigung betrifft die Verbote nach § 3 Nr. 1 b). der Verordnung.

2. Erlaubnis zur Einleitung in ein Gewässer Dem Träger der Straßenbaulast, dem Wetteraukreis (Vorhabenträger), vertreten durch Hessen Mobil – Straßen- und Verkehrsmanagement, wird gemäß § 19 Abs. 1 WHG i. V. m. § 33 Abs. 1 HStrG i V. m. §§ 8, 9 Abs. 1 Nr. 4 und 57 WHG im Einvernehmen mit der zuständigen oberen Wasserbehörde gemäß § 19 Abs. 3 WHG nach Maßgabe der planfestgestellten Unterlagen 7 (Lagepläne) und 13 (hydraulische Berechnung, Detailpläne Einleitstellen), die widerrufliche Erlaubnis erteilt, von den befestigten Straßenflächen gesammelt abfließendes Niederschlagswasser nach Maßgabe der Planunterlagen in die oberirdischen Gewässer Seemenbach, Steinbach und Bracht an den nachfolgend aufgeführten Stellen einzuleiten:  Bracht: Flur 1, Flurstück 90, R 3518118.578, H5578779.495

Planfeststellungsbeschluss - 6 - Ausbau der K 211 zwischen Kefenrod und Hitzkirchen A.II.3

 Steinbach: Flur 3, Flurstück 141, R 3517571 H 5579131  Seemenbach: Flur 5, Flurstück 8, R 3515869 H 5581121

3. Erlaubnis für Durchlasserneuerung Die Erlaubnis zum Aufstauen eines Oberflächengewässers (Steinbach) im Rahmen der Erneuerung des Rohrdurchlasses (vgl. Unterlage 10 Bl. 1a, Lfd. Nr. 5) bei Bau-km 0+180 wird gemäß § 33 HStrG i. V. m. § 75 Abs. 1 S. 1 HVwVfG i. V. m. § 19 Abs. 1, 3, § 8 Abs. 1, § 9 Abs. 1 Nr. 2, § 12 WHG, § 22 Abs. 1 HWG im Einvernehmen mit der zuständigen oberen Wasserbehörde gemäß § 19 Abs. 3 WHG der erteilt und die wesentliche Änderung einer Anlage genehmigt.

III. Entscheidungen nach § 33 Abs. 1 S. 1 Var. 2 HStrG i. V. m. § 75 Abs. 1 S. 1 HVwVfG (Konzentrationswirkung): Die Planfeststellung ersetzt alle sonstigen öffentlich-rechtlichen Entscheidungen (§ 33 Abs. 1 S. 1 Var. 2 HStrG i. V. m. § 75 Abs. 1 S. 1 HVwVfG). Insbesondere werden umfasst:

1. Naturschutzrechtliche Eingriffszulassung Der mit dem Bauvorhaben verbundene Eingriff in Natur und Landschaft i. S. d. § 14 Abs. 1 des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG) vom 29.07.2009 (BGBI. I S. 2542), zuletzt geändert durch Artikel 290 der Verordnung vom 19. Juni 2020 (BGBl. I S. 1328), wird gemäß § 33 Abs. 1 S. 1 Var. 2 HStrG i. V. m. §§ 17 Abs. 1 und 15 BNatSchG und § 7 Abs. 3 des Hessischen Ausführungsgesetzes zum Bundesnaturschutzgesetz (HAGBNatSchG) in der Fassung vom 20.12.2010 (GVBl. I S. 629), zuletzt geändert durch Gesetz vom 07.05.2020 (GVBl. S. 314), im Benehmen mit der zuständigen oberen Naturschutzbehörde zugelassen.

2. Forstrechtliche Entscheidungen Gemäß § 75 Abs. 1 Satz 1 HVwVfG i. V. m. § 12 Abs. 2, 14 Abs. 1 des Hessischen Waldgesetzes in der Fassung vom 08.07.2013 (GVBl. I S. 458) wird die Genehmigung, 1.450 m² Forstflächen nach Maßgabe der planfestgestellten

Planfeststellungsbeschluss - 7 - Ausbau der K 211 zwischen Kefenrod und Hitzkirchen A.IV.1

Unterlage 12.0a zu roden und dauerhaft oder vorübergehend in eine andere Nutzungsform umzuwandeln und einer Ersatzaufforstung von 1.500m² im Stadtgebiet von Nidda (Gemarkung Ober-Widdersheim, Flur 2, Flurstück 449 teilweise) zuzuordnen, erteilt.

IV. Nebenbestimmungen 1. Wasser

a.) Im Zuge der Ausführungsplanung sind in den Mulden (vgl. Unterlage 7 Bl. 1a, 2, 3) Stauschwellen (Querriegel) entsprechend den RAS-Ew in einem Abstand von 50 m vorzusehen. Die Mulden zur Straßenentwässerung sind regelmäßig zu warten und das ggf. angesammelte Sediment ist zu entfernen und ordnungsgemäß zu entsorgen, um dauerhaft den Sedimentrückhalt zu gewährleisten. b.) Im Zuge der Ausführungsplanung sind Mulden in den Streckenabschnitten mit einer Längsneigung von mehr als 4 % (Bauabschnitte von ca. Bau-km 0+990 bis 1+383 und von ca. Bau-km 2+180 bis 2+884) mit einer rauen Sohlbefestigung (Schotterrasen) gemäß Kapitel 3.2.4 RAS-Ew [10] vorzusehen (vgl. Unterlage 7 Bl. 1a, 2, 3). c.) Der geplante Oberbodenauftrag im Bereich der Mulden und Straßenböschungen (vgl. Unterlage 7 Bl. 1a, 2, 3) ist gemäß Kapitel 6.2.6.2 RiStWag [12] im Zuge der Ausführungsplanung von bisher 15 am auf mindestens 20 cm zu erhöhen. d.) Die Herstellung der neuen Gewässerquerung des Steinbaches hat in niederschlagsarmen Zeiten stattzufinden. Um Sedimenteinträge in den Steinbach zu vermeiden, sind Erosionsschutzsperren vorzusehen. Der Einfluss von Grund- und Hochwasser ist bei der Bauausführung zu beachten. Die Anlagen sind nach den anerkannten Regeln der Technik und der Wasserwirtschaft herzustellen und zu unterhalten, sodass die öffentliche Sicherheit und Ordnung, insbesondere die Ordnung des Wasserhaushaltes, gewährleistet ist. Es dürfen keine Verunreinigungen des Gewässers und des Bodens (Grundwasser) erfolgen. Es ist zu verhindern, dass wassergefährdende Stoffe in das oberirdische Gewässer und in den

Planfeststellungsbeschluss - 8 - Ausbau der K 211 zwischen Kefenrod und Hitzkirchen A.IV.2

Untergrund gelangen, sei es durch direkten Eintrag oder durch Auslaugung. Eingetretene Schadensfälle mit grundwasser- oder gewässerschädigender Auswirkung sind der Genehmigungsbehörde und der Wasserbehörde des Wetteraukreises unverzüglich zu melden. Alle von der Baumaßnahme betroffenen Gräben sind nach Kreuzung in ihrem Profil wiederherzustellen. e.) Die Einleitrohre (vgl. Unterlage 10) sind spitzwinklig zur Fließrichtung in die Gewässerböschungen einzubauen. Zur Vermeidung von Erosionen sind die Einleitstellen durch den Einbau von wasserbaulichem Material zu schützen. f.) Die Ausführungsplanung der Einleitstellen und der Kreuzung des Steinbaches ist rechtzeitig vor Baubeginn mit dem zuständigen Dezernat der oberen Wasserbehörde beim Regierungspräsidiums Darmstadt abzustimmen. g.) Alle von der Baumaßnahme betroffenen Gräben sind nach Kreuzung in ihrem Profil wiederherzustellen. h.) Eingetretene Schadensfälle mit grundwasser- oder gewässerschädigender Auswirkung sind der oberen Wasserbehörde des Regierungspräsidiums Darmstadt und der Wasserbehörde des Wetteraukreises unverzüglich zu melden. i.) Die Richtlinien für bautechnische Maßnahmen an Straßen in Wasserschutzgebieten (RiStWag) und die Richtlinien für die Anlage von Straßen – Entwässerung (RAS-Ew) sind einzuhalten.

2. Natur- und Landschaftsschutz Vermeidung und Minimierung, Bauausführung

a.) Der während der Baumaßnahme erforderliche Eingriff ist auf das unbedingt erforderliche Maß zu beschränken. Alle Baumaßnahmen sind unter größtmöglicher Schonung der betroffenen Biotope und durch den Einsatz umweltschonender Arbeitstechniken durchzuführen. Durch Baumaßnahmen beeinträchtigte Flächen sind unverzüglich nach Abschluss der Arbeiten wiederherzustellen.

Planfeststellungsbeschluss - 9 - Ausbau der K 211 zwischen Kefenrod und Hitzkirchen A.IV.2

b.) Die Baufeldfreimachung einschließlich der Baumfällarbeiten, der Gehölzrückschnitte, der Entbuschungs- und Erdarbeiten oder des Abschiebens des Oberbodens sind außerhalb der Brutzeit in der Zeit vom 30. September bis zum 1. März durchzuführen. c.) Zur Reduzierung zusätzlicher Bodenbelastungen und Biotopverluste sind Baustelleneinrichtungs- und Lagerflächen auf bereits überformten Nebenflächen bzw. nachfolgend zu entsiegelnden Kurvenabschnitten zu errichten. Höherwertige Biotopstrukturen sind von Baustelleneinrichtungen freizuhalten. Der Oberboden ist zu sichern und gegebenenfalls wiederzuverwenden. Die für die vorübergehende Flächeninanspruchnahme durch Baustelleinrichtungen, Arbeitsbereiche der Baumaschinen, Erdzwischenlager etc. vorgesehenen Bereiche sind 6 Wochen vor Baubeginn der oberen Naturschutzbehörde beim zuständigen Dezernat des Regierungspräsidiums Darmstadt zu benennen und mit diesem abzustimmen. d.) Die Höhlenbäume Nr. 6-11 sind gemäß Bestands- und Konfliktplan (Unterlage 21.1) zu erhalten. Sie sind ebenso wie die anderen bestehenbleibenden Höhlenbaume während der Bauphase besonders zu schützen (Stammschutz, Handarbeit im Traufbereich etc.). e.) Das Baufeld wird in der Zeit von Ende September bis Ende Oktober, möglichst unmittelbar vor Baubeginn bzw. Baufeldräumung, auf das Vorkommen von Quartieren von Fledermäusen untersucht. Unbesetzte Höhlen sind zu verschließen. Soweit in den überprüften Höhlen Exemplare dieser Tierarten aufgefunden werden, sind diese in geeignete Winterquartiere zu verbringen.

Ausgleich und Ersatz, Ausführungsplanung

a.) Baubeginn und Bauabschluss sind der oberen Naturschutzbehörde beim zuständigen Dezernat des Regierungspräsidiums Darmstadt unverzüglich anzuzeigen.

Planfeststellungsbeschluss - 10 - Ausbau der K 211 zwischen Kefenrod und Hitzkirchen A.IV.2

b.) Die landschaftspflegerischen Maßnahmen der Maßnahmenpläne und - blätter des Landschaftspflegerischen Begleitplans sind spätestens in der der Fertigstellung der Baumaßnahme folgenden Pflanzperiode durchzuführen. Die frist- und sachgerechte Durchführung der Maßnahmen ist der oberen Naturschutzbehörde beim zuständigen Dezernat des Regierungspräsidiums Darmstadt binnen 3 Jahren nach Fertigstellung der Baumaßnahme nachzuweisen. c.) Für die Ökokontomaßnahme in der Gemeinde entlang der K 16 ist der oberen Naturschutzbehörde beim zuständigen Dezernat des Regierungspräsidiums Darmstadt spätestens vier Wochen nach Zustellung des Bescheides ein Abbuchungsbeleg von der zuständigen unteren Naturschutzbehörde vorzulegen. d.) Für Ansaaten im Zuge von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen ist nach Möglichkeit eine Mahdgutübertragung durchzuführen. Sofern dies nicht möglich ist, ist zertifiziertes gebietsheimisches Regiosaatgut zu verwenden. e.) Es ist eine Umweltbaubegleitung zur Sicherstellung der frist- und sachgerechten Durchführung der Vermeidungs-, Gestaltungs- und Ausgleichsmaßnahmen vorzusehen. Die hierfür vorgesehene(n) Person(en) mit einem abgeschlossenen Studium der Fachrichtungen Landespflege, Forstwissenschaften, Umwelttechnik, Umweltingenieurwesen, Umweltsicherung oder einer vergleichbaren Fachrichtung ist der oberen Naturschutzbehörde beim zuständigen Dezernat des Regierungspräsidiums Darmstadt vor Baubeginn mit Kontaktdaten und Fachkundenachweis zu benennen. Kontrollen durch die Umweltbaubegleitung erfolgen mindestens einmal wöchentlich sowie anlassbezogen. Die Umweltbaubegleitung ist rechtzeitig an der Bauvorbereitung zu beteiligen, begleitet das Vorhaben in allen Phasen und führt die Einweisungen der Bauarbeiter durch. Sie hat die Einhaltung von umweltschützenden Vorschriften oder Nebenbestimmungen durch Vorgaben und Hinweise an die Bauüberwachung sicherzustellen und überwacht auch die Durchführung der bodenschützenden Maßnahmen im Rahmen des landschaftspflegerischen Begleitplans (LBP). Die

Planfeststellungsbeschluss - 11 - Ausbau der K 211 zwischen Kefenrod und Hitzkirchen A.IV.3

Bauüberwachung gibt die Vorgaben und Hinweise an die bauausführenden Unternehmen als Weisung oder Empfehlung weiter. Über den Sachstand der jeweiligen Zwischenschritte (z. B. Rodung, Herstellung der Lebensräume für die Haselmaus, Ausbringen der Tubes bzw. Kästen und Nisthilfen, Optimierung des Lebensraums für den Ameisenbläuling) sind durch die Umweltbaubegleitung zeitnah Ergebnisprotokolle zu erstellen und der oberen Naturschutzbehörde beim zuständigen Dezernat des Regierungspräsidiums Darmstadt vorzulegen.

3. Baulärm Bei der Bauausführung sind vom Vorhabenträger, vertreten durch Hessen Mobil – Straßen- und Verkehrsmanagement, die Allgemeine Verwaltungsvorschrift zum Schutz gegen Baulärm- und Geräuschemissionen vom 19.08.1970 (Beilage zum BAnz. Nr. 160 vom 01.09.1970) und die 32. Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (Geräte- und Maschinenlärmschutzverordnung - 32. BlmSchV) vom 29.08.2002 (BGBI. I S. 3478), zuletzt geändert durch Artikel 110 der Verordnung vom 19. Juni 2020 (BGBl. I S. 1328), und damit der Stand der Technik einzuhalten.

4. Erreichbarkeit der landwirtschaftlich genutzten Flächen

a.) Der Vorhabenträger, vertreten durch Hessen Mobil – Straßen- und Verkehrsmanagement, ist verpflichtet, bezüglich der Erreichbarkeit der landwirtschaftlichen Flächen frühzeitige Abstimmungen mit den Grundstückseigentümern und Pächtern zu führen. b.) Temporäre Ablagerungen von anfallenden Erdmassen auf landwirtschaftlichen Flächen sind mit den Bewirtschaftern rechtzeitig abzustimmen. Vorübergehend in Anspruch genommene Flächen und Wege sind in ihren ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen.

Planfeststellungsbeschluss - 12 - Ausbau der K 211 zwischen Kefenrod und Hitzkirchen A.V.1

V. Hinweise

1. Denkmalschutz Der Fund von Bodendenkmälern i. S. d. hessischen Denkmalschutzgesetzes ist gemäß § 21 Abs. 1, 3 hessisches Denkmalschutzgesetz (HDSchG) vom 28. November 2016 (GVBl. S. 211) unverzüglich dem Landesamt für Denkmalpflege (Abteilung hessen ARCHÄOLOGIE) oder der unteren Denkmalschutzbehörde des Wetteraukreises anzuzeigen, bis zum Ablauf einer Woche nach der Anzeige im unveränderten Zustand zu erhalten und in geeigneter Weise vor Gefahren für die Erhaltung des Fundes zu schützen. Die Planfeststellungsbehörde ist hierüber in Kenntnis zu setzen.

2. Kampfmittelräumung Die allgemeinen Bestimmungen für die Kampfmittelräumung im Lande Hessen sind zu beachten. Soweit im Zuge der Bauarbeiten ein kampfmittelverdächtiger Gegenstand gefunden werden sollte, ist der Kampfmittelräumdienst unverzüglich zu verständigen.

3. Abfallwirtschaft a.) Fallen bei der Maßnahme Abfälle, z.B. durch Abgrabungen in Form von Bodenaushub oder durch Rückbau in Form von Bauschutt oder Straßenaufbruch an, sind bezüglich der Einstufung und Entsorgung der Abfälle die Regelungen des Merkblattes "Entsorgung von Bauabfällen" in der aktuellen Fassung (Stand 01.09.2018) zu beachten. Das Material ist gemäß § 3 KrWG vom 24. Februar 2012 (BGBl. I S. 212), zuletzt geändert durch Artikel 2 Absatz 2 des Gesetzes vom 9. Dezember 2020 (BGBl. I S. 2873), kein Abfall, wenn es sich um nicht kontaminiertes Bodenmaterial handelt und an der der Anfallstelle zeitnah für einen Wiedereinbau verwendet wird. Die Wiederverwendung muss insbesondere den Anforderungen der Vorsorge des Bodenschutz- und des Wasserrechts entsprechen. Die dafür zuständigen Behörden beim Regierungspräsidium Darmstadt sind vor dem Wiedereinbau zu beteiligen. Dies gilt auch für die Verwertung an anderer Stelle angefallener Abfälle zur Verfüllung oder zum

Planfeststellungsbeschluss - 13 - Ausbau der K 211 zwischen Kefenrod und Hitzkirchen A.V.4

Bau technischer Bauwerke wie z.B. Dämme oder Lärmschutzwälle. Wenn Kontaminationen (anthropogen und/oder geogen) festgestellt werden oder der Wiedereinbau nicht kontaminierten Materials an anderer Stelle erfolgt, unterliegt das Material dem Abfallrecht.

b.) Hinsichtlich der Beprobung ist die Richtlinie für das Vorgehen bei physikalischen, chemischen und biologischen Untersuchungen im Zusammenhang mit der, Verwertung/Beseitigung von Abfällen (LAGA PN 98) vom 14. Mai 2003 (StAnz. Hessen Nr. 23 vom 09.06.2003, S. 2288) anzuwenden. c.) Die vorherige Zustimmung der Abfallbehörde zu dem Beprobungsumfang, der Einstufung sowie zu den beabsichtigten Entsorgungsmaßnahmen ist einzuholen, wenn mit speziellen nutzungsbedingten Schadstoffgehalten im Bauschutt oder Bodenaushub zu rechnen ist oder solche noch unvorhergesehen auftreten sollten.

4. Bodenschutz Bei der Entsiegelung im Rahmen der Ausgleichsmaßnahmen 3A und 5A (vgl. Unterlage 12.4) ist darauf zu achten, dass die Stoffgehalte der entsiegelten Flächen im Oberboden die Vorgaben der BBodSchV einhalten.

VI. Zusagen des Vorhabenträgers Vom Vorhabenträger, vertreten durch Hessen Mobil - Straßen- und Verkehrs- management Gelnhausen, wurden im Rahmen der Planung oder im Anhörungsverfahren folgende Zusagen gegeben, die von der Planfeststellungsbehörde geprüft wurden und hiermit festgesetzt werden:

1. Wehrbereichsverwaltung West Beginn und Fertigstellung der Baumaßnahme werden dem Wehrbereichskommando II schriftlich (Verkehrsinfrastruktur, Freiligrathstraße 6, 55131 Mainz) oder telefonisch (06131-562431) angezeigt.

Planfeststellungsbeschluss - 14 - Ausbau der K 211 zwischen Kefenrod und Hitzkirchen A.VI.2

2. Entwässerung Um ein ausreichendes Filter- und Puffervermögen zu gewährleisten, werden die Entwässerungsmulden mit einer 20cm dicken Schicht aus Mutterboden hergestellt, welche zusätzlich mit einer Rasenansaat zu begrünen sind.

3. Industrie- und Handelskammer Gießen-Friedberg Für die Bauzeit wird rechtzeitig mit den dafür zuständigen Behörden eine Umleitung geregelt.

4. Zweckverband Oberhessische Versorgungsbetriebe Es ist beabsichtigt, die Knotenpunkte jeweils unter halbseitiger Sperrung der Fahrbahnen auszubauen, sodass eine Befahrbarkeit der angrenzenden Landesstraßen L3195, L3010 für die Linienbusse gewährleistet ist.

5. Deutsche Telekom Netzproduktion GmbH Die Telekomleitung, welche bei Bau-km 1+577 die K 211 kreuzt, wird im Zuge der Bauausführung geschützt.

6. Wetteraukreis Der Abstand der neu zu pflanzenden Bäume beträgt mindestens 4,50 m zur Fahrbahn. Da vier verschiedene Baumarten zur Auswahl stehen, wird zugesagt, dass Eichen nur dort gepflanzt werden, wo der Abstand zur Straße ausreichend groß ist. Vom Vorhabenträger wird außerdem zugesagt, keinesfalls Prunus serotina zu pflanzen.

Planfeststellungsbeschluss - 15 - Ausbau der K 211 zwischen Kefenrod und Hitzkirchen A.VI.7

7. Private Einwenderin 02, Regionalbauernverband Es wird zugesagt, im Vorfeld des Baubeginns ein Gutachten zur Beweissicherung zu erstellen, auf dessen Grundlage der Verkehrswert der betroffenen Flächen für eine spätere Entschädigung ermittelt wird.

8. Privater Einwender 03 Es wird zugesagt, dass sich die Bauabteilung des Vorhabenträgers mit dem Einwender P 03 in Verbindung setzen und die zu veranlassenden Maßnahmen bei Versetzung des Zaunes mit ihm besprechen werde.

VII. Umweltverträglichkeitsprüfung Für das planfestgestellte Vorhaben des Ausbaus der K 211, Änderung einer Kreisstraße, war keine Prüfung der Umweltverträglichkeit nach dem Gesetz über die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVPG) vom 24. Februar 2010 (BGBl. I S. 95), zuletzt geändert durch Artikel 4 des Gesetzes vom 3. Dezember 2020 (BGBl. I S. 2694), durchzuführen.

VIII. Entscheidung über die Stellungnahmen Die Stellungnahmen, die durch Veränderungen an der Planung und durch Zusagen des Vorhabenträgers Berücksichtigung gefunden haben, werden für erledigt erklärt. Die übrigen Stellungnahmen werden zurückgewiesen. Sofern durch das Vorhaben Entschädigungsansprüche entstehen, wird über diese in einem gesonderten Entschädigungsverfahren entschieden.

Planfeststellungsbeschluss - 16 - Ausbau der K 211 zwischen Kefenrod und Hitzkirchen A.VI.8

B. Verfahrensablauf

I. Antragsgegenstand Der Wetteraukreis als Träger der Straßenbaulast für die Kreisstraße 211 (gemäß § 41 Abs. 2 Satz 1 HStrG) beabsichtigt den Ausbau der Kreisstraße 211 zwischen dem Kefenroder Ortsteil Hitzkirchen und Gedern-Wenings. Durch Vereinbarung mit dem Land Hessen hat der Wetteraukreis dem Land Hessen, vertreten durch Hessen Mobil – Straßen- und Verkehrsmanagement, Gelnhausen – den Um- und Ausbau der Kreisstraße übertragen (§ 41 Abs. 2 Satz 2 HStrG).

Gegenstand des Planfeststellungsverfahrens ist der Ausbau der freien Strecke der K 211 zwischen Kefenrod/Hitzkirchen und Gedern/Wenings von Bau-km 0+000,000 bis 2+982,789. Die K 211 beginnt am Netzknoten 5621/036 an der L3195 und endet am Netzknoten 5621/040 an der L3010. Im Baubereich sind keine weiteren Verknüpfungspunkte mit dem übergeordneten Straßennetz vorhanden. Die Fahrbahn verläuft zwischen der Ortslage Kefenrod/Hitzkirchen und dem Knotenpunkt K 211/ L3010/ K 212 außerhalb bebauter Gebiete über 2,98 km von südöstlicher in nordwestlicher Richtung und ist als anbaufreie, untergeordnete Straßenverbindung außerhalb bebauter Gebiete in die Straßenkategorie A V nach RAS Q96 einzustufen.

II. Antragsbegründung Der Vorhabenträger begründete die Notwendigkeit der Maßnahme wie folgt: Die K 211 weise Mängel auf, welche die Verkehrssicherheit stark herabsetzen. Der Fahrbahndeckenaufbau der K 211 befinde sich in einem Zustand, welcher die laufenden Unterhaltungsmaßnahmen mit wirtschaftlich vertretbaren Mitteln nicht mehr ermögliche. Durch die sehr engen Kurvenradien und das bewegte Gelände sei eine stetige Linienführung für die Fahrer nicht erkennbar. Zudem seien die Verkehrsflächen durch Risse, Frostschäden, Verformungen und Verdrückungen im gesamten Ausbaubereich regelmäßig stark beschädigt und der vorhandene Fahrbahnaufbau sei im Hinblick auf Frostsicherheit nicht ausreichend dimensioniert.

Planfeststellungsbeschluss - 17 - Ausbau der K 211 zwischen Kefenrod und Hitzkirchen B.III.1

Dazu sei ein sicherer Begegnungsverkehr bei einer Fahrbahnbreite von 4,50m – 5,00m nicht möglich, da hier insbesondere durch den Schwerlastverkehr die unbefestigten und beidseitig stark ausgefahrenen Bankettbereiche mitbenutzt werden müssten. Regelmäßig werde hier der Rand der Fahrbahnbefestigung zerstört.

Der beabsichtigte Ausbau weiche in seiner Linienführung teilweise vom Bestand ab, um eine Korrektur der vorhandenen Radien entsprechend der gültigen Richtlinien herzustellen. Als Ausbauquerschnitt sei nunmehr RQ 7,50 gemäß RAS-Q vorgesehen.

Dieser Ausbau sei dringend erforderlich um die K 211 in einen den regelmäßigen Verkehrsbedürfnissen entsprechenden Zustand zu versetzen.

III. Anhörungsverfahren

1. Antrag Der Wetteraukreis als Träger der Straßenbaulast für die Kreisstraßen, vertreten durch Hessen Mobil – damals Amt für Straßen- und Verkehrswesen, Außenstelle Gelnhausen –, legte mit Schreiben vom 15. Dezember 2011 den von ihm aufgestellten Plan dem Regierungspräsidium Darmstadt vor und beantragte gleichzeitig die Einleitung des Planfeststellungsverfahrens gemäß § 33 HStrG i. V. m. § 73 HVwVfG.

2. Auslegung der Planunterlagen Folgende Planunterlagen wurden auf Veranlassung der Anhörungsbehörde, dem Regierungspräsidium Darmstadt, mit Schreiben vom 18. Januar 2012 im Rathaus der Gemeinde Kefenrod, Hitzkircher Straße 19, 63699 Kefenrod, in der Zeit vom 06. Februar 2012 bis zum 05. März 2012 während der Dienststunden von Montag bis Freitag zu jedermanns Einsichtnahme ausgelegt:

Planfeststellungsbeschluss - 18 - Ausbau der K 211 zwischen Kefenrod und Hitzkirchen B.III.3

Maßstab Unterlage Blatt Nr. Erläuterungsbericht 1 1-32 Übersichtslageplan 1:10.000 3 1 Regelquerschnitt 1:25 6 1 Lageplan 1:1.000 7 1-3 Höhenplan 1:1.000/100 8 1-3 Bauwerksverzeichnis 10 1-12 Landschaftspflegerischer Begleitplan 12  Erläuterungsbericht 12.0 1-51  Bestands- und 1:1000 12.1 1-4 Konfliktplan  Lageplan der landschafts- 12.2 1-5 pflegerischen Maßnahmen  Fachbeitrag Fledermäuse Anlage A 1-12 und Vögel  Artenschutzrechtliche Anlage B 1-136 Hydraulische Berechnungen 13 1-8 Grunderwerbsplan 1:1000 14 1-3 Grunderwerbsverzeichnis 14.1 1-13

Zeit und Ort der Auslegung wurden in der Gemeinde Kefenrod am 27. Januar 2012 im Amtsblatt Nr. 2/2012 der Gemeinde Kefenrod in ortsüblicher Weise bekannt gemacht (§ 73 Abs. 5 HVwVfG).

In den Bekanntmachungen wurde darauf hingewiesen, dass während des Auslegungszeitraumes und bis zu zwei Wochen nach Ablauf der Auslegungsfrist jeder, dessen Belange durch das Vorhaben berührt werden, schriftlich oder mündlich zur Niederschrift beim Regierungspräsidium Darmstadt und bei der auslegenden Kommune Kefenrod Einwendungen gegen den Plan erheben kann.

3. Beteiligung der Behörden, Stellen und Vereinigungen Die Anhörungsbehörde leitete die Planunterlagen mit Schreiben vom 18. Januar 2012 der Gemeinde Kefenrod, sowie den Behörden und Stellen zu,

Planfeststellungsbeschluss - 19 - Ausbau der K 211 zwischen Kefenrod und Hitzkirchen B.III.4

deren Aufgabenbereiche durch das Vorhaben berührt werden und gab Gelegenheit, bis zum 19. März 2012 zu dem Plan Stellung zu nehmen. Der Zweckverband Oberhessische Versorgungsbetriebe und die E.ON RuhrgasAG wurden mit aktualisierten Adressen mit Schreiben vom 01. Februar 2012 erneut angeschrieben.

Die Benachrichtigung sonstiger Vereinigungen, die sich für den Umweltschutz einsetzen und nach anderen gesetzlichen Vorschriften zur Einlegung von Rechtsbehelfen in Umweltangelegenheiten anerkannt sind, über die Auslegung sowie die Einräumung einer Möglichkeit zur Stellungnahme erfolgte mit der ortsüblichen Bekanntmachung der Auslegung der Planunterlagen gemäß § 73 Abs. 2 Satz 1, 3, i. V. m. § 73 Abs. 5 S. 1 HVwVfG.

Die Gemeinde Kefenrod hat zehn private nicht ortsansässigen Betroffene mit Schreiben vom 30. Januar 2012 unter Beifügung der Bekanntmachung von der Auslegung der Pläne benachrichtigt (§ 75 Abs.5 Satz 3 HVwVfG).

4. Einwendungen und Stellungnahmen Während der gesetzlichen Frist ist eine Einwendung Einwenderin 02 gegen den Plan erhoben worden und nachfolgend aufgezählte beteiligte Behörden und Stellen haben Stellungnahmen abgegeben.

- Gemeindevorstand der Gemeinde Kefenrod - Der Landrat des Wetteraukreises - Der Kreisausschuss des Wetteraukreises - Strukturförderung und Umwelt - - Regierungspräsidium Darmstadt  Dezernat I 18 Öffentliche Sicherheit und Ordnung  Dezernat III 31.1 Regionalplanung  Dezernat III 31.2 Regionale Siedlungs- und Bauleitplanung  Dezernat III 33.1 Straßen- und Schienenverkehr  Dezernat IV/F 41.3 Oberflächengewässer  Dezernat IV/Wi 44 Bergaufsicht  Dezernat V 51.1 Landwirtschaft, Landschaftspflege, Fischerei  Dezernat V 52 Forsten

Planfeststellungsbeschluss - 20 - Ausbau der K 211 zwischen Kefenrod und Hitzkirchen B.III.5

 Dezernat V 53.1 Naturschutz Planungen und Verfahren - Hess. Landesamt für Umwelt und Geologie - Landesamt für Denkmalpflege Hessen - Polizeipräsidium Mittelhessen - Amt für Bodenmanagement Büdingen - IHK Gießen/Friedberg - Wehrbereichsverwaltung West - Deutsche Telekom AG Technikniederlassung Eschborn - Rhein-Main-Verkehrsverbund GmbH - PLEdoc GmbH - Oberhessische Versorgungsbetriebe AG keine Erwiderung vorhanden - Zweckverband Oberhessische Versorgungsbetriebe - Verkehrsdezernat ÖPNV - E.ON Ruhrgas AG - Unity Media GmbH & Co.KG, NO & T-Regionalbereich Süd

Alle Einwendungen und Stellungnahmen sind dem ehemaligen Amt für Straßen- und Verkehrswesen Gelnhausen mit Schreiben vom 30. März 2012 zur fachtechnischen Prüfung und Erwiderung übersandt worden und wurden erwidert. Am 04. April 2012 wurde hierbei per E-Mail die Stellungnahme des Forstdezernats nachgereicht.

5. 1. Planänderung In der Stellungnahme des Amtes für Bodenmanagement, Büdingen wurde darauf hingewiesen, dass durch den Ausbau der K 211 landwirtschaftlich genutzte Grundstücke (Gemarkung Hitzkirchen, Flur 3 Flurstücke 86 bis 90) angeschnitten bzw. durchgeschnitten werden und damit die Anbindung an die K 211 wegfällt. Zur Aufrechterhaltung der Erschließung der Flurstücke 86 bis 90 für die landwirtschaftlichen Fahrzeuge wurden die Planunterlagen derart angepasst, dass nunmehr entlang der K 211 ein Erdweg vorgesehen sind. Von der Änderung betroffen waren neben dem Erläuterungsbericht (Unterlag 1) der Übersichtslageplan (Unterlage 3), das Bauwerksverzeichnis (Unterlage 10) sowie Grunderwerbsplan (Unterlage 14) und Grunderwerbsverzeichnis (Unterlage 14.1).

Planfeststellungsbeschluss - 21 - Ausbau der K 211 zwischen Kefenrod und Hitzkirchen B.III.6

Auf Nachfrage der Anhörungsbehörde konnten die Betroffenen eingegrenzt werden, weshalb auf eine erneute Offenlage verzichtet wurde. Mit Schreiben vom 22. Februar 2013 wurden die Verbände, die drei Eigentümer der insgesamt fünf Flurstücke sowie die Gemeinde Kefenrod, der Landrat und der Kreisausschuss des Wetteraukreises, das Amt für Bodenmanagement Büdingen, zusätzlich die Dezernate Oberflächengewässer, Landwirtschaft Landschaftspflege Fischerei sowie der Bereich Naturschutz des Regierungspräsidiums Darmstadt über die Änderungen informiert und ihnen nach § 73 Abs. 8 HVwVfG Gelegenheit gegeben, bis 8. März 2013 eine Stellungnahme abzugeben oder Einwendungen zu erheben. Der private Einwender 01 sowie der Regionalbauernverband (Hessischer Bauernverband e.V.) haben jeweils mit Schreiben vom 08.03.2012 Einwendungen erhoben. Die Botanische Vereinigung für Naturschutz in Hessen e. V., verschiedene Stellen des Wetteraukreises sowie des Regierungspräsidiums Darmstadt haben Stellungnahmen abgegeben.

Mit Schreiben vom 22. März 2013 wurden dem Vorhabenträger die eingegangenen Einwendungen und Stellungnahmen zur Erwiderung vorgelegt. Die Erwiderungen von Hessen Mobil gingen der Anhörungsbehörde am 20. Juni 2013 ein.

6. Erörterung der Einwendungen und Stellungnahmen Die Anhörungsbehörde hat am 18. Dezember 2013 in der Mehrzweckhalle, Schulstraße 12, 63699 Kefenrod einen Erörterungstermin durchgeführt. Zeit und Ort der Erörterungsverhandlung wurden von der Gemeinde Kefenrod im Amtsblatt Nr. 21/2013 der Gemeinde Kefenrod ortsüblich bekannt gemacht (§ 73 Abs. 6 HVwVfG).

Zur Erörterung wurden alle Behörden und Stellen, Vereinigungen und sonstige Personen, welche Einwendungen erhoben haben, mit Schreiben vom 25. September 2015 eingeladen.

Planfeststellungsbeschluss - 22 - Ausbau der K 211 zwischen Kefenrod und Hitzkirchen B.III.7

7. Vorlagebericht Das Regierungspräsidium Darmstadt hat dem damaligen Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung (HMWVL) als Planfeststellungsbehörde die Antragsunterlagen mit einer Stellungnahme (Vorlagebericht) vom 04. September 2014 zugeleitet.

8. Zweite Planänderung Von 2017 bis 2019 erfolgte eine Aktualisierung der Unterlagen von 2011 unter Berücksichtigung der aktuellen fachgesetzlichen rechtlichen Vorgaben. Dies hatte Änderungen zur Folge in der landschaftspflegerischen Begleitplanung (Unterlagen 12), im Erläuterungsbericht (Unterlage 1), der technischen Straßenplanung, im Grunderwerbsplan (Unterlage 14.1) und Grunderwerbsverzeichnis (Unterlage 14.2). Dazu wurde die Verkehrsuntersuchung auf den Prognosehorizont 2030 aktualisiert (Unterlage 13.1) und eine Prüfung nach der Wasserrahmenrichtlinie (Unterlage 15.4) durchgeführt.

Der Vorhabenträger hat mit Schreiben vom 10.09.2019 beim Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen die Durchführung des Anhörungsverfahrens für die 2. Planänderung beantragt. Die nachfolgend aufgeführten geänderten Pläne wurden in der Zeit vom 07.10.2019 bis einschließlich 07.11.2019 Gemeinde Kefenrod (Hitzkircher Straße 19, 63699 Kefenrod, 1. OG, Raum 13) zur allgemeinen Einsichtnahme ausgelegt:

Unterlage Blatt Nr. Erläuterungsbericht zum 2. Deckblattverfahren 1a 1-11 Erl-bericht Landschaftspflegerischer Begleitplan 12.0 a 1-70  Bestands- und Konfliktplan LBP 12.1 1a-3a  Maßnahmenplan LBP 12.2 1a-3a  Maßnahmenübersicht LBP mit Lageplan der Ersatzmaßnahme 12.3 1  Maßnahmenblätter 12.4 1-53  Tabellarische Gegenüberstellung 12.5 1-11  Artenschutzrechtlicher Fachbeitrag (ASB) 12.6 1-28

Planfeststellungsbeschluss - 23 - Ausbau der K 211 zwischen Kefenrod und Hitzkirchen C.I.1

 Prüfbögen der artweisen Konfliktanalyse 12.6 Anh. 1 1-105  Tabelle zur Darstellung der Betroffenheit 12.6 Anh. 2 1-7 allgemein häufiger Vogelarten  Plan Artenschutz 12.7 1-3  Fachbeitrag "Fledermäuse und Haselmaus"12.8 1-34  Faunistischer Fachbeitrag Avifauna, Reptilien, Wiesenknopf-Ameisenbläulinge 12.9 1-23 Relevanzprüfung Wasserrahmenrichtlinie 13.1 1-16 Grunderwerbsplan 14 1b/ 2a/ 3a Grunderwerbsverzeichnis 14.1 1a-11a Verkehrsuntersuchung 15.4 1-13

C. Begründung

I. Formelle Rechtmäßigkeitsvoraussetzungen

1. Erforderlichkeit der Planfeststellung Gemäß § 33 Abs. 1 HStrG i. V. m. §§ 72 ff. HVwVfG ist vor dem Bau neuer oder der Änderung bestehender Kreisstraßen der Plan festzustellen oder zu genehmigen oder die Entscheidung zu treffen, dass Planfeststellung und Plangenehmigung entfallen. Vorliegend ist ein Planfeststellungsverfahren durchzuführen. Der beantragte Ausbau stellt eine Änderung der bestehenden Kreisstraße dar.

2. Zuständigkeit, Verfahren, Form Das Hessische Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen ist für den Erlass des vorliegenden Planfeststellungsbeschlusses zuständig. Gemäß § 35 Abs. 2 HStrG ist die oberste Straßenbaubehörde die Planfeststellungsbehörde für Kreisstraßen. Die oberste Landesstraßenbaubehörde ist gemäß § 46 Abs. 1 HStrG das für Straßen- und Brückenbau zuständige Ministerium. Dies ist vorliegend das Hessische

Planfeststellungsbeschluss - 24 - Ausbau der K 211 zwischen Kefenrod und Hitzkirchen C.I.3

Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen, vgl. Beschluss vom 04. April 2019 (GVBl. Nr. 8 S. 56) über die Zuständigkeit der einzelnen Ministerinnen und Minister nach Art. 104 Abs. 2 der Verfassung des Landes Hessen vom 01. Dezember 1946 (GVBl. I S. 229), zuletzt geändert durch Gesetz vom 12. Dezember 2018 (GVBl. I S. 752).

Für die Durchführung des Anhörungsverfahrens war gemäß § 35 Abs. 1 HStrG das Regierungspräsidium Darmstadt zuständig. Das Anhörungsverfahren verlief ordnungsgemäß.

3. Umweltverträglichkeitsprüfung Einer Prüfung der Umweltverträglichkeit bedurfte es nicht. Die vorliegenden Unterlagen waren ausreichend zur Beurteilung der Auswirkungen des Projektes. Nach § 33 Abs. 3 S. 3 HStrG ist eine Umweltverträglichkeitsprüfung bei der Änderung einer Straße, worunter der gegenständliche Ausbau fällt, nur durchzuführen, wenn sie in besonderem Maße auf schutzwürdige Gebiete wirkt, vgl. § 33 Abs. 3 S. 2 HStrG. Vorliegend handelt es sich nicht um die Änderung einer in § 33 Abs. 3 S. 2 HStrG aufgeführten Straße. Die Feststellung, dass eine Umweltverträglichkeitsprüfung nicht erforderlich ist, wurde gemäß § 5 Abs. 2 UVPG im Staatsanzeiger für das Land Hessen (vgl. Staatsanzeiger für das Land Hessen, 35/2010 S. 2037) bekanntgemacht.

II. Rechtswirkungen der Planfeststellung Gemäß § 75 Abs. 1 Satz 1, Hs. 1 HVwVfG wird durch die Planfeststellung die Zulässigkeit des Vorhabens einschließlich der notwendigen Folgemaßnahmen an anderen Anlagen im Hinblick auf alle von ihm berührten öffentlichen Belange festgestellt.

Durch die Planfeststellung werden alle öffentlich-rechtlichen Beziehungen zwischen dem Träger des Vorhabens und den durch den Plan Betroffenen rechtsgestaltend geregelt, § 75 Abs. 1 Satz 2 HVwVfG. Andere behördliche Entscheidungen, insbesondere öffentlich-rechtliche Genehmigungen,

Planfeststellungsbeschluss - 25 - Ausbau der K 211 zwischen Kefenrod und Hitzkirchen C.III.1

Verleihungen, Erlaubnisse, Bewilligungen, Zustimmungen und Planfeststellungen, sind gemäß § 75 Abs. 1 Satz 1, Halbs. 2 HVwVfG neben der straßenrechtlichen Planfeststellung nicht erforderlich.

Von der Zulassungswirkung der straßenrechtlichen Planfeststellung ausgenommen sind die wasserrechtlichen Erlaubnisse und Bewilligungen nach § 8f WHG. Diese wasserrechtlichen Entscheidungen trifft die Planfeststellungsbehörde als rechtlich selbstständiges Element neben der straßenrechtlichen Planfeststellung gemäß § 19 Abs. 1 und 3 WHG im Einvernehmen mit der oberen Wasserbehörde. Gemäß § 11, 1. Alt. HWG kann dies einheitlich unter Anwendung der für die Planfeststellung geltenden Vorschriften in diesem Planfeststellungsbeschluss erfolgen, da über die Erlaubnisse gleichzeitig entschieden wird.

III. Entscheidungsgründe Nach Abwägung sämtlicher von der Planung berührten öffentlichen und privaten Belange konnte der Plan für den Ausbau der K 211 zwischen Kefenrod/Hitzkirchen und Gedern/Wenings festgestellt werden.

1. Planrechtfertigung Das planfestgestellte Vorhaben verfügt über die notwendige Planrechtfertigung.

Für das beabsichtigte Vorhaben besteht nach Maßgabe der vom Hessischen Straßengesetz (HStrG) verfolgten Ziele ein Bedürfnis. Das Vorhaben ist im Interesse des öffentlichen Wohls unter Beachtung der Rechte Dritter vernünftigerweise geboten.

Mit den vorliegend festgestellten Maßnahmen kommt der Wetteraukreis seiner gesetzlichen Verpflichtungen zum Bau und der Unterhaltung der Straßen und damit zusammenhängenden Aufgabe aus § 9 Abs. 1 HStrG nach. Der Ausbau der Kreisstraße ist fachplanungsrechtlich in seiner konkreten Gestalt gerechtfertigt und aus Verkehrssicherheitsgründen erforderlich.

Planfeststellungsbeschluss - 26 - Ausbau der K 211 zwischen Kefenrod und Hitzkirchen C.III.1

Ziel des Ausbaus ist die Behebung von verkehrssicherheitsrechtlichen Mängeln und die Herstellung eines den regelmäßigen Verkehrsbedürfnissen entsprechenden Straßenzustandes.

Die K 211 weist Mängel auf, welche die Verkehrssicherheit stark herabsetzen: Die Verkehrsflächen der K 211 sind durch Risse, Frostschäden, Verformungen und Verdrückungen im gesamten Ausbaubereich stark beschädigt. Bei einer derzeit vorhandenen Fahrbahnbreite von ca. 4,50m – 5,00m mit nicht tragfähigen Banketten ist ein sicherer Begegnungsverkehr nicht möglich und der Fahrbahndeckenaufbau befindet sich in einem Zustand, welcher keine ausreichende Frostsicherheit gewährt. Durch die sehr engen Kurvenradien auf der gesamten Baustrecke und das bewegte Gelände ist eine stetige Linienführung für die Fahrer nicht erkennbar. Eine Vereinbarkeit mit den einschlägigen Richtlinien ist derzeit nicht gegeben.

Mit dem Ausbau kommt der Straßenbaulastträger seiner Verantwortung nach, für die Kreisstraße einen dem regelmäßigen Verkehrsbedürfnis genügenden Zustand herzurichten und die Verkehrssicherheit ausreichend zu gewährleisten.

Es besteht auch ein Verkehrsbedürfnis für den Ausbau. Im Jahr 2017 wurde zunächst eine Video-Querschnittszählung durchgeführt (vgl. Unterlage 15.4), wonach die Kreisstraße von 816 Kfz/ 24h sowie von 24 Schwerlastwagen/ 24h genutzt wurde. Bei Zugrundelegung der kalibrierten Analyse 2017 wurde in der Verkehrsuntersuchung (vgl. Unterlage 15.4) unter Nutzung des leistungsfähigen Verkehrsmodells von Hessen Mobil („HessenModell“) und Berücksichtigung der veränderten Struktur- und Verkehrsdaten (wie z.B. die Daten zur Bevölkerung, Arbeitsplätzen und Verhaltensdaten zur Mobilität der Bevölkerung) ein Modell-Querschnitt von 830 KfZ/ 24h und 15 SV/ 24h errechnet.

Auf Basis der kalibrierten Analyse wurden dann mit den Prognosedaten – diese umfassen die Bevölkerungsprognose des Landes Hessen, Prognosen zu Arbeitsplätzen und die Zielnetze des MIV und ÖV – die Verkehrsbelastungen für das Jahr 2030 berechnet:

Planfeststellungsbeschluss - 27 - Ausbau der K 211 zwischen Kefenrod und Hitzkirchen C.III.2

Der Prognosenullfall im Jahr 2030 sieht eine Querschnittszahl von 980 KfZ/ 24h und 15 SV/ 24h vor. Für den Prognoseplanfall ergibt sich hier zunächst eine Nutzung durch 1.430 KfZ/ 24h und 110 SV/ 24h. Die Bemessungen nach der RAS-Q werden aber auf Grundlage des DTV, einem Mittelwert über alle Tage des Jahres, durchgeführt. Um die genannten Werte für eine Bemessung nutzen zu können, müssen die DTVw5 der Verkehrsuntersuchung in einen DTV umgerechnet werden. Die hierfür erforderlichen Umrechnungsfaktoren können nicht einfach einem Standardwerk entnommen werden - sie sind abhängig von der Lage einer Strecke im Netz, bzw. ihrer Funktion. Die bemessungsrelevanten Belastungen der K211 liegen somit in den zwei durchgeführten Umrechnungen (vgl. Unterlage 15.4, S.8 und Anhang Email an die Planfeststellungsbehörde vom 09.12.2020) bei DTV Kraftfahrzeuge: 1.290 Kfz/24h bzw. 1.287 Kfz/24h Schwerlastverkehr: 77 SV/24h bzw. 90 SV/24h. Danach steht der Anwendung der RAS-Q 96 nichts entgegen (vgl. Erlass des Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung vom 08.01.1997).

2. Dimensionierung / Straßenbauliche Anforderungen Die Dimensionierung des Vorhabens ist nach Prüfung durch die Planfeststellungsbehörde mit den technischen Regelwerken vereinbar. Unter Wahrung der Planungsziele wurde die Flächeninanspruchnahme im Rahmen des Ausbaus so weit wie möglich minimiert.

Vorliegend wurde das Projekt auf Grundlage der zur Zeit der Planung geltenden Richtlinien (RAS-L 95, RAS-Q 96) geplant. Die Planfeststellungsbehörde stellt die vorgelegte Planung der K 211 auf Grundlage der zum Zeitpunkt der Planung einschlägigen Richtlinien nicht in Frage: Die RAL 2012 baut beispielsweise auf den bewährten physikalischen Grundlagen der RAS-L auf. Der Unterschied zwischen diesen beiden Richtlinien besteht darin, dass die Festlegung der Entwurfselemente und der neu definierten Planungsgeschwindigkeit von der Einstufung in eine Entwurfsklasse abhängig ist. Bestimmt wird die Entwurfsklasse wiederrum durch die Funktion der Straße im Gesamtnetz. Sichtbar ist das an der

Planfeststellungsbeschluss - 28 - Ausbau der K 211 zwischen Kefenrod und Hitzkirchen C.III.2

Zuordnung der neu eingeführten Entwurfsklassen zu der neuen Planungsgeschwindigkeit. Die Planungsgeschwindigkeit ersetzt den Begriff der Entwurfsgeschwindigkeit, basiert aber auf der Generalisierung der V85- Geschwindigkeit der RAS-L. Das bedeutet, dass alle physikalischen und fahrdynamischen Grundlagen der alten Vorschrift in die RAL 2012 implementiert sind, ohne dies explizit zu benennen. Daher entsprechen auf der Basis der RAS-L geplante Straßen, deren Entwurfsgeschwindigkeit mit der V85- Geschwindigkeit abgestimmt ist, dem gleichen Sicherheitsniveau, wie auf der Basis der RAL 2012 geplante Straßen.

Abschließend kann festgestellt werden, dass unter dem Gesichtspunkt der Verkehrssicherheit keine Unterschiede in der Auswirkung der Anwendung der alten zu den neuen Richtlinien bestehen. Die vorgelegten Unterlagen sind nachvollziehbar, die Planfeststellungsbehörde hat sich davon überzeugt, dass die Trasse trotz Anwendung des alten Regelwerkes verkehrssicher ist.

Der Querschnitt wurde hier nach der RAS-Q 96 festgelegt. Entsprechend der RAS-Q 96 ist für die K 211 als anbaufreie, untergeordnete Straßenverbindung der Straßenkategorie A V mit einem Ausbauquerschnitt RQ 7,50 eine Aufweitung des vorhandenen Querschnitts vorgesehen. Die Fahrbahnbreite beträgt hier einheitlich 5,50 m, dazu kommen Bankette in einer Breite von jeweils 1,00 m.

In der RAL, welche mit ihrer Einführung im Jahr 2014 die früher für Kreisstraßen geltende RAS-Q 96 abgelöst hat, unterfällt die K 211 aufgrund ihrer nahräumigen Verbindungsstufe der Straßenkategorie IV und folglich der Entwurfsklasse EKL 4. Für Straßen der Entwurfsklasse 4 ist in der RAL zwar ein Regelquerschnitt von insgesamt 9,00 m vorgesehen (Fahrspuren 5,00 m + jeweils 0,50 m Leitlinien + 1,50 m Bankett), sodass hier für den Begegnungsverkehr aufgrund der Überfahrbarkeit der Leitlinien eine geringfügig breitere befestigte Fläche (insgesamt 6,0 m) zur Verfügung steht. Die geringfügige Differenz der befestigten Fläche in Höhe von 0,50m ist jedoch unter Berücksichtigung der geringen Verkehrsbelastung irrelevant im Hinblick auf die Verkehrssicherheit.

Planfeststellungsbeschluss - 29 - Ausbau der K 211 zwischen Kefenrod und Hitzkirchen C.III.3

Eine an die RAL angepasste Umplanung ist nicht erforderlich. Das Ziel des Ausbaus ist die Behebung von verkehrssicherheitsrechtlichen Mängeln und die Herstellung eines den regelmäßigen Verkehrsbedürfnissen entsprechenden Straßenzustandes. Dieses Ziel wird durch den Ausbau mit einem Ausbauquerschnitt von RQ 7,5 nach der RAS-Q 96 ausreichend sichergestellt: Durch den Ausbau werden zum einen die Schäden in Form von Rissen, Frostschäden, Verformungen und Verdrückungen beseitigt und Ebenflächigkeit, Tragfähigkeit und Frostsicherheit des Oberbaus verbessert. Zum anderen wurde dem gesamten Streckenabschnitt der Straßenkategorie A

V hier ausnahmsweise eine Entwurfsgeschwindigkeit Ve=50 km/h zugrunde gelegt (vgl. RAS-L 95, Tabelle 2), sodass auch die Trassierungsparameter angepasst wurden, um mit einem RQ 7,5 auch einen sicheren Begegnungsverkehr zu gewährleisten. Hierbei werden besondere Gefahrenstellen, Engstellen und scharfe Kurven durch begrenzte Korrekturen der Linienführung im Grund- und Aufriss beseitigt. Bei der K 211 handelt es sich um eine bestandsnahe Ausbaumaßnahme, bei der aufgrund der räumlichen Zwangspunkte, der örtlichen Topografie und einer wirtschaftlichen Haushaltmittelverwendung, eine Linienführung gewählt werden musste, die weitestgehend innerhalb der vorhandenen Trassen verläuft. Aus diesem Grund konnten die vorgeschriebenen Trassierungsparameter RAS-L 95 im Lage- und Höhenplan teilweise nicht durchgehend eingehalten werden. Die vereinzelten Abweichungen (zB. Längsneigung, Kurvenradius, Kurvigkeit) sind jedoch geringfügig, haben keine Auswirkung auf die Verkehrssicherheit und aufgrund örtlichen Topographie und der Nähe zum Knotenpunkt bei diesem bestandsnahen Ausbau vertretbar.

3. Alternativenprüfung Im Rahmen der Alternativenprüfung war zu berücksichtigen, dass es sich um den Ausbau einer vorhandenen Kreisstraße handelt. Die Nullvariante entfiel aus Gründen der Leistungsfähigkeit und der Verkehrssicherheit. Ein kompletter Neubau der K 211 wäre aus wirtschaftlichen und ökologischen Gründen nicht realisierbar. Vorzugswürdigste Alternative des erforderlichen Ausbaus ist die Trassierung weitestgehend auf der Bestandstrasse.

Planfeststellungsbeschluss - 30 - Ausbau der K 211 zwischen Kefenrod und Hitzkirchen C.III.3

Zur detaillierten Festlegung der Trassierung hat der Vorhabenträger unter weitgehender Orientierung am Bestand eine detaillierte Variantenuntersuchung bezüglich einzelner Radien, der Gradiente und der Entwässerung durchgeführt. Dabei wurde unter Berücksichtigung von Zwangspunkten wie Baumbestand, vorhandene Trassenführung, Erdmassen und Entwässerung eine optimierte Linienführung gesucht, welche alle Zwangspunkte mit den geltenden Richtlinien in Einklang bringt.

Die Beurteilung der Ausbautrasse erfolgte unter Berücksichtigung der Funktionserfüllung, der Eingriffsminimierung, ihrer Realisierung sowie der Baulast- und Nutzerkosten der Straße. Das Hauptaugenmerk der baulichen Verbesserungen lag in der Herstellung einer ausreichend tragfähigen Fahrbahn, allerdings mit einer dem regelmäßigen Verkehrsbedürfnis angepassten Verbreiterung der Fahrbahn.

Die Gradiente wurde dahingehend untersucht, die erforderlichen Sichtweiten und die Mindestparameter für Steigung und Gefälle einzuhalten und dabei die erforderlichen Entwässerungseinrichtungen und Vorflutverhältnisse zu berücksichtigen.

Die auch nach Auffassung der Planfeststellungsbehörde vorzugswürdigste Variante beginnt am Netzknoten 5621/036 an der L 3195 (Bau-km 0+0,000). Unter Berücksichtigung der RAS-K wird im Knotenpunkt die vorhandene Dreiecksinsel zu einem großen Tropfen nach RAS-K umgebaut, um die Verkehrsführung eindeutig zu gestalten, der vorhandene Baum wird dabei in den Tropfen integriert. Der anschließende Radius unterschreitet aufgrund der Knotenpunktnähe und der vorhandenen Topographie zwar den Mindestradius der RAS-L, die folgende Wendeklothoide einschließlich der Radien werden hingegen begradigt. Anschließend führt die Achse wieder auf den Bestand und korrigiert lediglich leicht die unstetig verlaufende Bestandsachse. Bei ca. Station 1+025 verlässt die geplante Achse wieder der Bestandstrasse und glättet vorhandene Radienfolgen mit einer Wendeklothoide, um dann bei ca. Station 1+400 wieder zur Bestandsachse zurückzukehren. Auch zwischen ca. Station 1+700 und 1+950 wird ein vorhandener Radius entsprechend der RAS- L korrigiert.

Planfeststellungsbeschluss - 31 - Ausbau der K 211 zwischen Kefenrod und Hitzkirchen C.III.4

Am Bauende (Netzknoten 5621/040, Bau-km 2+982,796) an der L 3010 wird der Knotenpunkt um ca. 15,00m in östlicher Richtung verschoben, um die Verkehrsbeziehungen eindeutig zu regeln und um den vorhandenen Baum erhalten zu können.

4. Raumordnung Das planfestgestellte Ausbauvorhaben trägt den raumordnungsrechtlichen und landesplanerischen Vorschriften Rechnung und entspricht den Erfordernissen der Raumordnung gemäß § 4 Abs. 1 i.V.m. § 3 Abs. 1 Raumordnungsgesetz (ROG) vom 22. Dezember 2008 (BGBl. I S. 2986), zuletzt geändert durch Artikel 5 des Gesetzes vom 3. Dezember 2020 (BGBl. I S. 2694).

Gemäß § 4 Abs. 1 ROG sind bei raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen öffentlicher Stellen die Ziele der Raumordnung zu beachten sowie die Grundsätze und sonstigen Erfordernisse der Raumordnung in Abwägungs- oder Ermessensentscheidungen zu berücksichtigen.

Das gegenständliche Vorhaben steht mit den landesplanerischen Vorgaben des Regionalplanes Südhessen 2010/ Regionaler Flächennutzungsplan (RPS/RegFNP 2010) im Einklang. Der RPS/RegFNP 2010 legt die großräumigen Ordnungs- und Entwicklungsvorstellungen für das Gebiet des Ballungsraums Frankfurt/Rhein-Main fest. Die K 211 ist im RPS/RegFNP 2010 als sonstige regionalbedeutsame Straße Bestand festgelegt. Die Ausbaustrecke der K 211 verläuft zwar durch ein Vorranggebiet für Landwirtschaft, ein Vorranggebiet für Forstwirtschaft und zwei Vorranggebiete für Natur und Landschaft. Aufgrund der sehr geringen Überformung von Flächen (unter 5ha) wird der Ausbau der K 211 zwischen Hitzkirchen und Wennings als nicht raumbedeutsam beurteilt, so dass es einer Zulassung von Zielabweichungen nach § 6 Abs. 2 ROG i. V. m. § 8 Abs. 3 des Hessischen Landesplanungsgesetzes (HLPG) vom 12.12.2012, zuletzt geändert durch Artikel 15 des Gesetzes vom 7. Mai 2020 (GVBl. S. 318), nicht bedarf.

Auch nach der Stellungnahme des Regierungspräsidiums Darmstadt – Dezernat III 31.1, Regionalplanung – vom 20. Januar 2012, bestehen gegen

Planfeststellungsbeschluss - 32 - Ausbau der K 211 zwischen Kefenrod und Hitzkirchen C.III.5

das beantragte Vorhaben aus raumordnerischer Sicht keine Bedenken. Die vorhandene Straße wird lediglich dem heutigen Verkehrsbedürfnis angepasst.

5. Wasserwirtschaft Die Belange der Wasserwirtschaft werden gewahrt. Nach Prüfung der vom Vorhaben ausgehenden Wirkfaktoren erfüllt das planfestgestellte Vorhaben unter Berücksichtigung der verfügten Nebenbestimmungen die Verpflichtung, nachteilige Veränderungen der Gewässereigenschaften zu vermeiden (§ 5 Abs. 1 WHG) und die Bewirtschaftungsziele nach § 27f WHG, welche der Oberflächengewässerverordnung vom 20. Juni 2016 (BGBl. I S. 1373), zuletzt geändert durch Artikel 2 Absatz 4 des Gesetzes vom 9. Dezember 2020 (BGBl. I S. 2873) und der Grundwasserverordnung vom 9. November 2010 (BGBl. I S. 1513), zuletzt geändert durch Artikel 1 der Verordnung vom 4. Mai 2017 (BGBl. I S. 1044), zugrunde liegen. Der Anwendungsbereich des WHG und des HWG umfasst gemäß § 2 Abs. 1 Satz 1 WHG, § 1 Abs. 1 HWG oberirdische Gewässer und das Grundwasser.

Wasserwirtschaftliche Situation im Planungsgebiet Im Einwirkungsbereich der K 211 befinden sich verschiedene Gewässer dritter Ordnung gemäß § 2 Nr. 3 des Hessischen Wassergesetzes (HWG) vom 14. Dezember 2010 (GVBl. I S. 548), zuletzt geändert durch Artikel 11 des Gesetzes vom 4. September 2020 (GVBl. S. 573), namentlich:  Seemenbach: von Norden kommend westlich der K 211  Steinbach: von Norden kommend kreuzt er die K 211 und fließt an schließend nach Westen in den Seemenbach  Bracht: von Norden kommend, westlich der K 211

Der Geltungsbereich der geplanten Baumaßnahme liegt von Nordwesten beginnend:  in der Zone III des Oberhessischen Heilquellenschutzbezirkes (Verordnung vom 07.02.1929). Danach sind Bohrungen und Aufgrabungen über 60 m Tiefe genehmigungspflichtig.

Planfeststellungsbeschluss - 33 - Ausbau der K 211 zwischen Kefenrod und Hitzkirchen C.III.5

 in der Zone III B des Wasserschutzgebietes Neuenschmidten Nord des Wasserverbandes Kinzig Verordnung vom 03.08.2010 Staatsanzeiger 34/10 S, 1985. Die unter §3 genannten Verbote sind zu beachten.  Westlich entlang der Zone III des Trinkwasserschutzgebietes Brunnen Kefenrod, Verordnung vom 22.01.1982 StAnz. 08/82 S, 402.

Erlaubnisse zur Nutzung von Oberflächengewässern und Grundwasser, §§ 8, 9 WHG Die Erlaubnis zur Einleitung des von den Straßenoberflächen und Böschungen abfließenden Niederschlagswasser in Gewässer im Betrieb konnte gemäß § 33 HStrG i. V. m. § 75 Abs. 1 S. 1 HVwVfG i. V. m. § 19 Abs. 1, 3, § 8 Abs. 1, § 9 Abs. 1 Nr. 4, § 12 WHG erteilt werden, da weder schädliche Gewässerveränderungen zu erwarten sind, die nicht durch Nebenbestimmungen vermeidbar oder ausgleichbar wären, noch andere Anforderungen nach öffentlich-rechtlichen Vorschriften der Erteilung der Erlaubnis entgegenstehen (§ 12 WHG). Es sind keine nachteiligen Auswirkungen auf die Bewirtschaftungsziele nach den §§ 27, 47 WHG zu erwarten. Die Menge und Schädlichkeit des eingeleiteten Niederschlagswassers wird durch das nachfolgend dargestellte Entwässerungssystem so geringgehalten, wie dies nach dem Stand der Technik möglich ist (§ 57 WHG).

Das Regierungspräsidium Darmstadt als zuständige obere Wasserbehörde hat mit Schreiben vom 04.03.2021 sein Einvernehmen zu der Entscheidung der Planfeststellungsbehörde erteilt (§ 19 Abs. 3 WHG). Die Zuständigkeit der oberen Wasserbehörde ergibt sich hier daraus, dass der gemäß § 65 Abs. 1 i. V. m. § 64 Abs. 3 HWG eigentlich zuständige Kreis als Vorhabenträger selbst „Unternehmer“ im Sinne des § 64 Abs. 5 HWG ist und folglich die obere Wasserbehörde die Aufgaben der zuständigen unteren Wasserbehörde wahrnimmt.

Das Einbringen und die Einleitung von Stoffen in Gewässer stellt gemäß § 9 Abs. 1 Nr. 4 WHG eine erlaubnispflichtige Benutzung dar. Der Gewässerbegriff umfasst sowohl Oberflächengewässer, als auch das Grundwasser, sodass auch die Einleitung in das Grundwasser eine Benutzung im Sinne des § 9 WHG

Planfeststellungsbeschluss - 34 - Ausbau der K 211 zwischen Kefenrod und Hitzkirchen C.III.5

darstellt. Der Stoffbegriff des § 9 Abs. 1 Nr. 4 WHG umfasst alle Stoffe, die sich im Wasser auflösen oder zerteilen können oder fortgeschwemmt werden können. Für die Einleitung von Straßenoberflächenwasser ist eine Erlaubnis auszusprechen. Öl, Kraftstoff, Bremsen-, Reifen- und Straßenabrieb sowie Ruß, Staub und im Winter auch Streusalz stellen solche Stoffe dar, durch die das von der Straßenoberfläche abfließende Niederschlagswasser verunreinigt werden kann. Hinzu kommen Verunreinigungsrisiken durch Straßenverkehrsunfälle.

Da auch Sedimente unter den Begriff des Stoffes gemäß § 9 Abs. 1 Nr. 4 WHG fallen können, ist auch das Niederschlagswasser, welches von Hang- und Böschungsbereichen ohne direkten Kontakt mit der Fahrbahnoberfläche über neu geschaffene Entwässerungseinrichtungen wie Seitenmulden, Gräben, Durchlässe oder Versickerungsmulden gezielt in Oberflächengewässer oder das Grundwasser eingeleitet oder eingebracht werden, von der erteilten Erlaubnis umfasst.

Bei dem von den befestigten Straßenflächen gesammelt ablaufenden Niederschlagswasser handelt es sich gemäß § 54 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 WHG um Abwasser. Die Erlaubnis für die Einleitung in ein Gewässer (Direkteinleitung) darf daher gemäß § 57 Abs. 1 WHG nur erteilt werden, wenn die Menge und Schädlichkeit des Gewässers so gering gehalten wird, wie dies bei Einhaltung der jeweils in Betracht kommenden Verfahren nach dem Stand der Technik möglich ist, die Einleitung mit den Anforderungen an die Gewässereigenschaft vereinbar ist und entsprechende Abwasseranlagen oder sonstige Einrichtungen errichtet und betrieben werden, um die vorgenannten Anforderungen einzuhalten. Die Planfeststellungsbehörde hat die hierzu vorgelegten Unterlagen einschließlich der überarbeiteten Relevanzprüfung vom 05.02.2020 geprüft.

5.2.1 Einleitung in das Grundwasser Die Erlaubnis zur Versickerung von Niederschlagswasser in das Grundwasser nach § 8 Abs. 1 WHG konnte erteilt werden, da die Voraussetzungen zur Erteilung einer Erlaubnis nach den §§ 12, 48 WHG beachtet werden. Für den Grundwasserkörper DEHE_2480_3302 sind gemäß Unterlage 13.1 Bl. 15 keine

Planfeststellungsbeschluss - 35 - Ausbau der K 211 zwischen Kefenrod und Hitzkirchen C.III.5

Maßnahmen geplant, da er sich in einem guten mengenmäßigen und guten chemischen Zustand befindet und das Vorhaben keine nachteiligen Auswirkungen auf den Grundwasserkörper hat.

Die Einleitung in das Grundwasser stellt eine Gewässerbenutzung im Sinne des § 9 Abs. 1 Nr. 4 WHG dar. Das vom Vorhabenträger geplante Entwässerungssystem erfolgt zum großen Teil breitflächig über Bankette und Böschung in straßenparallele grasbewachsene Mulden und Gräben. In den Mulden und Gräben wird das Straßenoberflächenwasser gesammelt und, bis auf bei wenigen Regenereignissen im Jahr mit kritischer Regenspende, dezentral versickert. Die Mulden werden mit einer 20cm dicken Schicht aus Mutterboden hergestellt, die zusätzlich mit einer Rasensaat versehen werden (vgl. entsprechende Zusage A.VI.2). Damit ist ein ausreichendes Filter- und Puffervermögen gegeben, die Durchlässigkeit der anstehenden Böden ist entsprechend der Prüfung in Unterlage 13.1, Bl. 7 gut für die Versickerung des Straßenoberflächenwassers geeignet. Tatsächliche Einleitungen über die Sickerleitungen sind aufgrund der vorherigen breitflächigen Versickerung auf den Straßenböschungen und in den grasbewachsenen Mulden nur bei sehr wenigen Regenereignissen im Jahr zu erwarten (vgl. Unterlage 13.1).

Um die Versickerung in den straßenparallelen Entwässerungseinrichtungen zu fördern, werden im Zuge der Ausführungsplanung Stauschwellen (Querriegel) entsprechend den RAS-Ew in einem Abstand von 50 m vorgesehen (vgl. A.IV.1.aa.)). Im Zuge der Ausführungsplanung sind Mulden in den Streckenabschnitten mit einer Längsneigung von mehr als 4 % (Bauabschnitte von ca. Bau-km 0+990 bis 1+383 und von ca. Bau-km 2+180 bis 2+884) mit einer rauen Sohlbefestigung (Schotterrasen) gemäß Kapitel 3.2.4 RAS-Ew [10] vorzusehen (vgl.b.). Aufgrund des langen Fließweges über die bewachsenen Gräben und Mulden und den zusätzlich angeordneten Stauschwellen ist ein Eintrag von Sedimenten in die anschließenden Gewässer und eine schädliche Gewässerveränderung nicht zu erwarten. Nach den Erkenntnissen aus dem BASt (Bundesanstalt für Forschungen) Forschungsprojekt "Tausalzverdünnung und -rückhalt bei verschiedenen Entwässerungsmethoden – Modellberechnungen" (Stand 2017) kommt es beim Eintrag von Tausalz in den

Planfeststellungsbeschluss - 36 - Ausbau der K 211 zwischen Kefenrod und Hitzkirchen C.III.5

Untergrund zu deutlichen Dämpfungs- und Verdünnungseffekten, sodass hier keine relevanten Auswirkungen auf die Bewirtschaftungsziele für das Grundwasser zu sehen sind (vgl. Unterlage 13.1).

Gemäß § 13 Abs. 2 der Verordnung zur Festsetzung des Wasserschutzgebietes für die Wassergewinnungsanlage „Wasserwerk Neuenschmidten – nördlicher Teil –“ des Wasserverbandes Kinzig (vgl. Staatsanzeiger 2010, 1985ff) bedarf es im Rahmen der Planfeststellung auch keiner Erteilung einer Ausnahmegenehmigung für die Versickerung.

5.2.2 Einleitung in Oberflächengewässer Die Voraussetzungen des § 57 Abs. 1 WHG sind erfüllt, die Erlaubnis zur Einleitung des Niederschlagswassers in die Oberflächengewässer Seemenbach, Steinbach und Bracht an den nachfolgend aufgeführten Einleitstellen konnte erteilt werden:  Bracht: Flur 1, Flurstück 90, R 3518118.578, H 5578779.495  Steinbach: Flur 3, Flurstück 141, R 3517571 H 5579131  Seemenbach: Flur 5, Flurstück 8, R 3515869 H 5581121

Der Vorhabenträger hat bei der Planung des Entwässerungssystems die Vorgaben Richtlinien für die Anlage von Straßen (RAS-Ew) sowie die Richtlinien für bautechnische Maßnahmen an Straßen in Wasserschutzgebieten (RiStWag) beachtet.

Resteinleitungen in die genannten Oberflächengewässer treten infolge der oben dargestellten signifikanten Abflussreduzierung sowie einer Vorreinigung durch Versickerungs- und Sedimentationspozessen nur selten auf. Kommt es dennoch zu einer Resteinleitung fließen den Straßenmulden und Straßengräben durch die vorhandene Geländetopographie hohe Wassermengen von unbelastetem Regenwasser aus Außengebieten zu, sodass der Abwasseranteil des Straßenabwassers inklusive Banketten und Böschung nur einen Anteil von lediglich 14 % bezogen auf die Gesamtwassermenge ausmacht (vgl. Unterlage 13.1).

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Die K 211 weist für den Prognoseplanfall im Jahr 2030 nur eine DTV auf 1.290 Kfz/24h auf. Nach der RAS-Ew weist das Niederschlagswasser von Straßen mit einer durchschnittlich täglichen Verkehrsstärke (DTV) von weniger als 2.000 KfZ/ 24h keine nennenswerten Verunreinigungen auf und darf im Allgemeinen ohne Behandlung in Gewässer eingeleitet oder sachgerecht versickert werden.

Daher ist davon auszugehen, dass bei langanhaltenden Regenereignissen zusätzlich zu der oben beschriebenen sehr geringen Schadstoffbelastung und dem Rückhalt von Sedimenten eine hohe Verdünnung des Straßenabwassers durch natürliche Abflüsse besteht und auch die Tausalzaufbringung nicht geeignet ist die beiden Oberflächenwasserkörper Seemenbach und Bracht zu verschlechtern (vgl. Unterlage 13.1).

Auf eine Regenwasserbehandlungsanlage kann vorliegend verzichtet werden. Nach REwS (Fortschreibung der RAS-Ew - Die neue Richtlinie für die Entwässerung von Straßen), Kap. 8.1 [11] gilt folgender Grundsatz: „Das Behandlungsziel ist erreicht, wenn durch breitflächige Ableitung und Versickerung auf Straßenböschungen, Mulden und Gräben der rechnerische Nachweis entsprechend der (REwS) erbracht wird, dass

sich für die kritische Regenspende rkrit (meist 15 l/(s∙ha)) kein abzuleitender Oberflächenabfluss ergibt. Eine kritische Regenspende von 15 l/(s∙ha) wird in der Regel von ≤ 10 % des Jahresniederschlagsabflusses überschritten. In der Regel kann dann auf eine Regenwasserbehandlungsanlage verzichtet werden. Auch ein darüber hinausgehender Abfluss wird auf Straßenböschungen, Mulden und Gräben durch den dauerhaften Rückhalt von Sedimenten erheblich vorentfrachtet."

Bei der Bemessung von Entwässerungseinrichtungen nach RAS-Ew [10] können den straßenbegleitenden Böschungen und Mulden Versickerungsraten von ≥ 100 l/(s*ha) zugerechnet werden. Hier fließt nach DWA-A 102 (Entwurf) [9] weit über 90 % des gesamten Niederschlagsabflussvolumens mit geringeren Abflussspenden als die übliche kritische Regenspende (vgl. Unterlage 13.1. Bl. 13).

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Durchlasserneuerung, bauzeitliche Wasserhaltung Die Erlaubnis zur Erneuerung des Rohrdurchlasses (vgl. Unterlage 10 Bl. 1a, Lfd. Nr. 5) konnte gem. § 33 HStrG i. V. m. § 75 Abs. 1 S. 1 HVwVfG i. V. m. § 19 Abs. 1, 3, § 8 Abs. 1, § 9 Abs. 1 Nr. 2, § 12 WHG, § 22 Abs. 1 HWG erteilt werden, da weder schädliche Gewässerveränderungen zu erwarten sind, die nicht durch Nebenbestimmungen vermeidbar oder ausgleichbar wären, noch andere Anforderungen nach öffentlich-rechtlichen Vorschriften der Erteilung der Erlaubnis entgegenstehen (§ 12 WHG).

Der Einbau eines neuen Rohrdurchlasses DN 1000 zur Gewässerquerung des Steinbaches, welcher den im Bestand befindlichen Rohrdurchlass DN 900 ersetzt, ist unter Berücksichtigung der genannten Nebenbestimmungen (vgl. A.IV.1.d) sowie unter Einhaltung der allgemeinen Schutzmaßnahmen gemäß DIN 18329 zulässig. Es sind keine schädlichen Gewässerveränderungen zu erwarten und die Voraussetzungen nach § 22 Abs. 1 Satz 2 HWG liegen vor. Der neue Durchlass ist größer als der Bestandsdurchlass, weshalb sich das Durchflussvolumen vergrößert, was den Wasserabfluss vielmehr erleichtert.

Für die Aufweitung der Gewässerquerung des Steinbaches ist eine bauzeitliche Wasserhaltung erforderlich. Die Herstellung der neuen Gewässerquerung des Steinbaches hat daher in niederschlagsarmen Zeiten stattzufinden, dazu sind Erosionsschutzsperren vorzusehen, um Sedimenteinträge in den Steinbach zu vermeiden.

6. Natur und Landschaft Das planfestgestellte Vorhaben wahrt unter Berücksichtigung der planfestgestellten Kompensationsmaßnahmen und nach Maßgabe der verfügten Nebenbestimmungen (vgl. A.IV.2) die Belange des Schutzes von Natur und Landschaft einschließlich der gesetzlich geschützten Biotope. Die Eingriffe in Natur und Landschaft werden mit den im Landschaftspflegerischen Begleitplan getroffenen Maßnahmen vollständig kompensiert.

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Naturschutzrechtliche Eingriffsgenehmigung nach §§ 15, 17 BNatSchG Der mit dem Vorhaben verbundene Eingriff in Natur und Landschaft i. S. d. § 14 Abs. 1 BNatSchG war nach §§ 15, 17 BNatSchG und §§ 7 ff. HAGBNatSchG und der hessischen Verordnung über die Durchführung von Kompensationsmaßnahmen, Ökokonten, deren Handelbarkeit und die Festsetzung von Ausgleichsabgaben (Kompensationsverordnung – KV) vom 01. Sept. 2005 (GVBl. I S. 624), zuletzt geändert durch Verordnung vom 01. Februar 2019 (GVBl. S. 19), zu genehmigen.

Die Planfeststellungsbehörde hat die vorgelegten Unterlagen unter Berücksichtigung der hierzu eingegangenen Einwendungen und Stellungnahmen geprüft. Die Schutzgüter der Eingriffsregelung werden durch das Vorhaben anlagen-, bau- und betriebsbedingt nur soweit beeinträchtigt, wie dies zur Erreichung der mit dem Vorhaben verfolgten Ziele zwingend notwendig ist. Nicht vermeidbare Eingriffe in Natur und Landschaft werden durch die planfestgestellten Kompensationsmaßnahmen vollständig kompensiert.

Die Planfeststellungsbehörde hat die zuständige obere Naturschutzbehörde bei dem Regierungspräsidium Gießen gemäß § 17 Abs. 1 BNatSchG in Verbindung mit § 7 Abs. 3 HAGBNatSchG ins Benehmen gesetzt (vgl. E-Mail der Planfeststellungsbehörde vom 18.02.2021 beantwortet mit E-Mail vom 01.03.2021).

6.1.1 Ermittlung des Eingriffs Der Vorhabenträger hat den mit der Verwirklichung des Vorhabens verbundenen Eingriff in Natur und Landschaft gemäß § 14 Abs. 1 BNatSchG ausreichend ermittelt.

Die landschaftspflegerische Begleitplanung zu dem Vorhaben erfolgte in üblicher Weise in den Arbeitsschritten Bestandserfassung, Untersuchung der Vermeidbarkeit von Eingriffen, Konfliktanalyse und Eingriffsermittlung sowie einer aus den ermittelten und nicht vermeidbaren erheblichen Beeinträchtigungen entwickelten Ableitung von Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege (Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen).

Planfeststellungsbeschluss - 40 - Ausbau der K 211 zwischen Kefenrod und Hitzkirchen C.III.6

6.1.2 Bestandserfassung Die Biotopstruktur im Untersuchungsgebiet wurde 2002 durch eine Kartierung vor Ort erfasst und 2009 aktualisiert. Während der Vegetationsperiode 2017 wurde im Rahmen der 2. Planänderung eine Überprüfung der Biotop- und Nutzungsstrukturen vorgenommen mit dem Ergebnis, dass sich keine wesentlichen Änderungen in der Landschaft ergeben haben.

Die Auswirkungen auf die Fauna, einschließlich der Thematik des besonderen Artenschutzes, wurden 2011 auf der Grundlage einer biotoptypengestützten Potenzialabschätzung und einer Kartierung von Höhlen- bzw. Quartierbäume im Eingriffsbereich ermittelt. Im Rahmen der 2. Planänderung wurden erneut umfangreiche faunistische Erhebungen durchgeführt wurden. Dabei wurden sämtliche Arten und Artengruppen gezielt nachgesucht, für die in den damaligen Unterlagen eine Relevanz/Vorkommen im Wirkraum erwartet wurde: Vögel, Fledermäuse, Haselmaus, Reptilien und Wiesenknopf- Ameisenbläulinge, wobei alle Vorkommen außer Reptilien bestätigt wurden. Im Einzelnen wurden 45 Vogelarten (davon 35 als Brutvögel), mindestens 12 Fledermausarten, die Haselmaus und der Dunkle Wiesenknopf- Ameisenbläuling in den jeweiligen Untersuchungsgebieten nachgewiesen. Dazu wurde die Kartierung potenzieller Habitatbäume im Nahbereich der Kreisstraße aktualisiert und eine Datenabfrage aus der Natis-Datenbank vorgenommen. Die Höhlen- bzw. Quartierbaumsuche ergab 12 Bäume mit Aushöhlungen oder Spalten, jedoch ohne Nachweise oder Hinweise auf einen Besatz. Von den ermittelten potenziellen Habitatbäumen befinden sich zwei Stück innerhalb des Eingriffsbereichs.

6.1.3 Vermeidungsgebot Die Vorhabenträgerin hat das Vermeidungsgebot der §§ 13, 15 Abs. 1 BNatSchG beachtet und die zur Vermeidung von erheblichen Eingriffen im Rahmen der Planung möglichen Maßnahmen ergriffen. Unter Berücksichtigung der verfügten Nebenbestimmungen (A.IV.2.1) ist sichergestellt, dass über das erforderliche Maß hinausgehende Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft auch während der Baumaßnahmen unterlassen werden.

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Nach Prüfung der Planfeststellungsbehörde sind zumutbare Alternativen, den mit dem Eingriff verfolgten Zweck am gleichen Ort ohne oder mit geringeren Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft zu erreichen, nicht erkennbar. Gemäß §§ 13, 15 Abs. 1 Satz 1 BNatSchG ist der Verursacher eines Eingriffs verpflichtet, vermeidbare Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft zu unterlassen. Beeinträchtigungen sind vermeidbar, wenn zumutbare Alternativen gegeben sind, um den mit dem Eingriff verfolgten Zweck am gleichen Ort ohne oder mit geringeren Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft zu erreichen. Ziel des Vermeidungsgebotes ist dabei nicht die Vermeidung des „Eingriffs“, also des Vorhabens selbst, sondern die Vermeidung der von dem Vorhaben ausgehenden Wirkungen.

Die Schutzgüter der Eingriffsregelung werden durch den Ausbau anlage-, bau- oder betriebsbedingt nur so geringfügig beeinträchtigt, wie dies zur Erreichung der mit dem Vorhaben verfolgten Ziele notwendig ist. Dies ergibt sich nach nachvollziehbarer Prüfung des Vermeidungs- und Kompensationskonzepts, welches mit den planfestgestellten Maßnahmenblättern (Unterlage 9.3) durch den Vorhabenträger konkretisiert wurde.

Die Vermeidungsmaßnahmen beinhalten insbesondere solche Maßnahmen, welche die Natur und Landschaft bzw. die Funktionen bestimmter Naturgüter mit zumutbarem Aufwand wirksam vor temporären Gefährdungen schützen können. Hierzu zählen insbesondere Einzäunungen sowie Schutz von Gewässern und Einzelgehölzen. Durch Festlegung der Flächen für die Baustelleneinrichtung und die Reduzierung der Arbeitsstreifen auf eine bautechnisch minimale Breite wird der erforderliche Flächeneingriff reduziert. Aus artenschutzrechtlichen Gründen sind zudem Vorkehrungen zur Vermeidung des Eintritts von Verbotstatbeständen vorgesehen (z. B. Bauzeitenregelung, Baufeldkontrollen, Vergrämungsmaßnahmen etc.). Im Rahmen des Ausbauvorhabens sind daher vorgesehen:  Anwendung schonender Konstruktionsmethoden  Baufeldfreiräumung außerhalb der Fortpflanzungs- und Revierzeiten (Brutzeitraum) der im Wirkraum vorkommenden Vögel, d. h. im Zeitraum

zwischen Anfang Oktober und Ende Februar (1.1 VAS, 1.3 VAS)

Planfeststellungsbeschluss - 42 - Ausbau der K 211 zwischen Kefenrod und Hitzkirchen C.III.6

 Bauzeitenregelung zum Schutz von Individuen und Entwicklungsformen

des Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläulings (1.2 VAS, 1.4VAS, 1.5VAS,

1.6VAS)  Reduzierung zusätzlicher Bodenbelastungen und Biotopverluste durch Baustelleneinrichtung und Lagerflächen auf bereits überformten Nebenflächen bzw. nachfolgend zu entsiegelnden Kurvenabschnitten (vgl. Fehler! Verweisquelle konnte nicht gefunden werden.  Baumschutz: geeignete Maßnahmen gemäß RAS LP 4 zum Schutz vor

Schäden an erhaltenswerten Bäumen (2.1 V, 2.2 V, 2.3 VAS, 2.4V,

2.5VAS, 2.6V)  Bodenschutz: geeignete Maßnahmen zum Schutz vor schädlichen

Bodenveränderungen, z. B. durch Verdichtung (2.3VAS, 2.4)

 Baufeldbegrenzung (2.7VAS)

Die Vermeidungsmaßnahmen im Einzelnen sind als Teil des Maßnahmenkonzepts dargestellt (vgl. C.III.6.1.5.1).

6.1.4 Verbleibender unvermeidbarer Eingriff Das Ausbauvorhaben stellt einen Eingriff in Natur und Landschaft gemäß § 14 Abs. 1 BNatSchG dar, da die Gestalt und die Nutzung von Grundflächen verändert wird und dies die Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushalts und das Landschaftsbild teilweise erheblich beeinträchtigt.

Im Landschaftspflegerischen Begleitplan wird das Ergebnis der Ermittlung des Eingriffs in Natur und Landschaft für die einzelnen Naturgüter Boden, Wasser, Klima/Luft, Landschaftsbild sowie Pflanzen und Tiere ermittelt und dargestellt (vgl. Unterlage 12.0a). Hier wurden zunächst die einzelnen Naturgüter betrachtet:  Pflanzen/Vegetation: Biotopfunktion/Biotopverbundfunktion  Tiere: Habitatfunktion (insbesondere für wertgebende Arten)  Boden: biotische Standortfunktion, Regler- und Speicherfunktion, Filter- und Pufferfunktion  Wasser: Grundwasserschutzfunktion, Regulations- und Retentionsfunktion im Landschaftswasserhaushalt  Klima/Luft: klimatische und lufthygienische Ausgleichsfunktion

Planfeststellungsbeschluss - 43 - Ausbau der K 211 zwischen Kefenrod und Hitzkirchen C.III.6

 Landschaftsbild: Landschaftsbildfunktion und landschaftsgebundener Erholungsfunktion

Hinsichtlich der Einzelheiten zur Ausgangssituation der einzelnen Naturgüter, wird auf den textlichen Teil des Landespflegerischen Begleitplans (Unterlage 12.0a, S. 15ff) verwiesen.

Anschließend wurde die umweltrelevanten Projektwirkungen nach Art, Intensität, räumlicher Reichweite und zeitlicher Dauer ihres Auftretens ermittelt und die Konflikte dargestellt (vgl. Unterlage 12.0a, S. 49ff). Dieser Eingriff wurde entsprechend der Regelungen in der Hessischen Kompensationsverordnung bilanziert (vgl. Unterlage 12.5). Der Eingriff wurde unter Berücksichtigung anlagebedingter Verluste, der temporären baubedingten Flächeninanspruchnahme im Baufeld und ortsnahen Kompensationsmaßnahmen mit 166.652 Wertpunkten (WP) gemäß Hessischer Kompensationsverordnung zutreffend ermittelt.

Hier ergeben sich durch das Ausbauvorhaben zeitlich begrenzte baubedingte Wirkungen, anlagenbedingte Wirkungen (insb. Flächeninanspruchnahmen) sowie betriebsbedingte Wirkungen, welche nachfolgend aufgeführt werden: Die Versiegelung geringfügig zusätzlicher Flächen als Folge des Straßenausbaus führen zu Konflikten gegenüber dem Schutzgut Boden, wobei es sich im Straßenrandbereich um bereits überformte Böden handelt. Das Vorhaben hat einen flächenmäßig geringen und überwiegend nur vorübergehenden Verlust an Waldrändern, Gehölzen, Einzelbäumen, krautiger Vegetation entlang von Verkehrswegen und intensiv genutzter Landwirtschaftsfläche zur Folge, gegenüber Bäumen besteht die Gefahr einer baubedingten Schädigung. Die Waldflächen und Gehölze sind primär potenzieller Lebensraum für überwiegend allgemein häufige und vereinzelt seltenere, gefährdete Vogelarten, wobei in den tatsächlich beeinträchtigten straßenbegleitenden Gehölzbeständen keine Brutreviere gefährdeter oder in ungünstigem Erhaltungszustand befindlicher Vogelarten nachgewiesen wurden. Die zahlreich vorkommenden Fledermausarten nutzen das Projektgebiet in erster Linie zum Durchflug oder zur Nahrungssuche. Diese Funktionen werden nicht erheblich beeinträchtigt. Es gehen zwar vereinzelt

Planfeststellungsbeschluss - 44 - Ausbau der K 211 zwischen Kefenrod und Hitzkirchen C.III.6

potenzielle Quartierbäume verloren und Leitstrukturen werden auch beeinträchtigt, aber durch das vorgesehene Vermeidungs- und Ausgleichskonzept wird eine Erheblichkeit ausgeschlossen (vgl. Unterlage 12.6 Anhang 1). Der Verlust von Krautsäumen in Straßenseitengräben betrifft den Lebensraum des streng geschützten Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläulings. Der Verlust markanter Einzelbäume und Heckenstrukturen entlang der Straße beeinträchtigt das Landschaftsbild zwar nicht gravierend, aber dennoch in kompensationspflichtigem Umfang.

Die Schutzgüter Grundwasser, Oberflächengewässer und Klima werden nicht erheblich beeinträchtigt, innerhalb des Wasserschutzgebietes finden keine erheblichen Neuversiegelungen statt.

Eine Zusammenfassung der Beeinträchtigungen (Konflikte) ist in der nachfolgenden Tabelle aus dem Landschaftspflegerischen Begleitplan dargestellt (Tabelle 11 in Unterlage 12.0a):

Konfliktnummer Konfliktbezeichnung

Bezugsraum 1 „Hitzkirchener Offenland“: 1Bo-1 Verlust der Bodenfunktionen durch Voll- und Teilversiegelung

1Bo-2 Überformung von Böden durch Herstellung der Verkehrsnebenflächen

1B-1 Verlust/Überformung von Biotopstrukturen geringer Bedeutung bzw. Empfindlichkeit

1B-2 Verlust/Überformung von Gehölzbeständen

1B-4 Verlust von Einzelbäumen bzw. -gehölzen

1B-5 Verlust von Höhlenbäumen bzw. potenziellen Habitatbäumen 1B-6 Eingriff in den Lebensraum des Dunklen Wiesenknopf- Ameisenbläulings 1B-7 Eingriffe in den Lebensraum der Haselmaus

Planfeststellungsbeschluss - 45 - Ausbau der K 211 zwischen Kefenrod und Hitzkirchen C.III.6

1B-8 Eingriffe in Habitatstrukturen von Fledermäusen 1B-9 Beeinträchtigung eines Brutstandortes des Mäusebussards 1L-1 Verlust markanter Einzelstrukturen in der offenen bis halboffenen Kulturlandschaft

Bezugsraum 2: „Am Allenröder Berg“: 2Bo-1 Verlust der Bodenfunktionen durch Voll- und Teilversiegelung 2Bo-2 Überformung von Böden durch Herstellung der Verkehrsnebenflächen 2B-1 Verlust/Überformung von Biotopstrukturen geringer Bedeutung bzw. Empfindlichkeit 2B-3 Verlust/Überformung von Wald 2B-5 Gefährdung von Höhlenbäumen bzw. potenziellen Habitatbäumen 2B-7 Eingriffe in den Lebensraum der Haselmaus 2B-8 Eingriffe in Habitatstrukturen von Fledermäusen 2B-9 Beeinträchtigung eines Brutstandortes des Mäusebussards

6.1.5 Kompensation Der durch das Vorhaben hervorgerufene Eingriff wird durch die planfestgestellten Kompensationsmaßnahmen unter Berücksichtigung der festgesetzten Nebenbestimmungen (A.IV.2) vollständig kompensiert.

Ziel der Eingriffsregelung ist es, eine im Zusammenhang mit der Umsetzung eines Vorhabens zu erwartende Verschlechterung des vorhandenen Zustandes von Natur und Landschaft zu verhindern. Gemäß §§ 13 S. 2, 15 Abs. 2 BNatSchG ist der Vorhabenträger als Verursacher eines unvermeidbaren Eingriffs in Natur und Landschaft verpflichtet, diesen durch Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege auszugleichen (Ausgleichsmaßnahmen) oder zu ersetzen (Ersatzmaßnahmen).

Planfeststellungsbeschluss - 46 - Ausbau der K 211 zwischen Kefenrod und Hitzkirchen C.III.6

Nach Prüfung der landespflegerischen Unterlagen durch die Planfeststellungsbehörde, wurde der Eingriff in den Unterlagen zutreffend dargestellt und daraus Kompensationsmaßnahmen hergeleitet, welche eine zu erwartende Verschlechterung des Zustandes von Natur und Landschaft infolge des Ausbaus der K 211 verhindern. Die beabsichtigten Maßnahmen zur Kompensation der erfolgenden Eingriffe erfüllen die gesetzlichen Anforderungen § 15 BNatSchG, § 7 HAGBNatSchG.

6.1.5.1 Maßnahmenkonzept Die Vorhabenträgerin kann auf Grundlage ihres Maßnahmenkonzepts unter Berücksichtigung der Charakteristik des Landschaftsraumes und der ermittelten Hauptkonflikte die erheblichen Beeinträchtigungen durch das Vorhaben kompensieren. Die unvermeidbaren (erheblichen) vorhabenbedingten Beeinträchtigungen des Vorhabens werden gemäß der Vorgabe des § 15 Abs. 2 BNatSchG vollständig kompensiert. Dabei sind die vorgesehenen Kompensationsmaßnahmen mit den gesetzlichen Voraussetzungen des § 15 BNatSchG vereinbar.

Zur Kompensation der erheblichen nachteiligen Umwelteinwirkungen enthalten die Maßnahmenblätter der landschaftspflegerischen Begleitplanung (Unterlage 12.4) Ausgleichs-, Schutz- und Gestaltungsmaßnahmen. Das von der Vorhabenträgerin entwickelte Konzept (vgl. Unterlage 12.0a, S. 57ff) lässt sich in nachfolgende Maßnahmenkomplexe einteilen, in denen auch die Vermeidungsmaßnahmen mitenthalten sind:

Artenschutzrechtliche Maßnahmen vor und während der Baumaßnahmen: Die Maßnahmen dieses Maßnahmenkomplexes dienen dem Schutz verschiedener Tierarten: Zur sicheren Vermeidung der Tötung von Tieren ist der im Zuge der weiteren Vermeidungsmaßnahmen durchgeführten Tätigkeiten eine Baufeldkontrolle voranzustellen, die Fäll- und Rodungsarbeiten sind unter Aufsicht durchzuführen und die zu beseitigenden Gehölze auf eventuell genutzte Fortpflanzungs- und Ruhestätten zu überprüfen (1.1VAS).

Planfeststellungsbeschluss - 47 - Ausbau der K 211 zwischen Kefenrod und Hitzkirchen C.III.6

Durch Bauzeitenregelung und Maßnahmen im Lebensraum des Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläulings (1.2VAS) sollen die schlüpfenden Falter veranlasst werden zur Paarung und Eiablage auf Wiesenknopfbestände außerhalb des Eingriffsbereiches auszuweichen und rechtzeitig vergrämt werden. Zur Sicherung von Ausweichhabitaten für den Dunklen Wiesenknopf- Ameisenbläuling (1.7 ACEF) werden zu Beginn der Maßnahme mindestens fünfzehn Stauden des Großen Wiesenknopfs aus den späteren Eingriffsbereichen in die angrenzende Wiese verpflanzt und auf der angrenzenden Wiese ein Mahdregime festgelegt, sodass der Große Wiesenknopf während der Flugzeit des Dunklen Wiesenknopf- Ameisenbläulings zur Blüte kommt.

Durch Bauzeitenregelung und Maßnahmen im Bruthabitat von Vögeln (1.3VAS), im Lebensraum der Haselmaus (1.4VAS), bei der Fällung potenzieller Habitatbäume (1.5VAS) sollen Tötungen und Störeffekte für die jeweiligen Tierarten so gering wie möglich gehalten bzw. vermieden und die Tiere zum Verlassen ihrer Sommerhabitate im Eingriffsbereich animiert werden.

Zum Schutz der Brutstandorte des Mäusebussards werden zeitliche Vorgaben für Bauarbeiten im Nahbereich der beiden Mäusebussard-Horste gemacht (1.6VAS). Um geeignete Ausweichhabitate für die zu vergrämenden Haselmäuse (1.4ACEF) sicher zu stellen, werden lichte Waldrandstrukturen mit fruchttragenden Gehölzen vorbereitet, auf 60% der Fläche in den an das Baufeld angrenzenden Nadelforsten abschnittweise die Nadelbäume entfernt, das Angebot an Nahrungspflanzen der Haselmaus durch Anpflanzung erhöht und Haselmauskästen und Nesttuben aufgehängt (1.8ACEF). Für den Verlust von Höhlen- bzw. potenziellen Habitatbäumen der Fledermäuse werden an Bäumen im Offenland Fledermauskästen angebracht (1.9ACEF).

Vermeidungsmaßnahmen zum Schutz von Vegetations- und Habitatstrukturen Dazu wird durch nachfolgende Maßnahmen auch der Schutz von Vegetations- und Habitatstrukturen bezweckt: Die artenreicheren Grünlandbiotope werden durch eindeutige Absperrungen vor baubedingten Beeinträchtigungen geschützt (2.1V).

Planfeststellungsbeschluss - 48 - Ausbau der K 211 zwischen Kefenrod und Hitzkirchen C.III.6

Zur Vermeidung von nachteiligen Einflüssen auf die Wasserqualität und/oder Beeinträchtigungen der Gewässermorphologie werden Bäche und Gräben geschützt (2.2V).

Bäume mit Potenzial für Fledermaus- oder Haselmausquartiere und Bruthöhlen von Vögeln im Nahbereich der Baumaßnahmen (2.3VAS) sowie sonstige erhaltenswerte Bäume (2.4V) werden zur Erhaltung, ebenso wie Gehölz- und Waldbeständen mit Leitfunktion (2.5VAS, 2.6V), entsprechend vor baubedingten Beschädigungen geschützt.

Zum Schutz potenzieller Vorkommen des Grünen Besenmoos werden moosbewachsene Bäume, deren Beseitigung nicht zu vermeiden ist, als liegendes Totholz in den angrenzenden Waldflächen belassen (2.7 VAS).

Rückbau/Entsiegelung Als teilweise Kompensation werden die entfallenen Verkehrsflächen nach Entsiegelung durch Aufbringung von Mutterboden für eine Begrünung vorbereitet (3A).

Ausgleich Zur Wiederherstellung gleichartiger bzw. gleichwertiger Lebensräume ist entlang der K 211 die Entwicklung/Wiederherstellung von standortspezifischen Staudenfluren (4A), Baum- und Strauchhecken (5A) und gebietstypische Waldrandgehölze (6A) sowie die Neuanpflanzung von Einzelbäumen (7A) vorgesehen, kleinflächige Verluste artenreicherer Wiesenvegetation werden ausgeglichen (4.1A). Für den Verlust von Höhlen- bzw. potenziellen Habitatbäumen werden an Bäumen im Offenland und innerhalb der Waldbestände Nisthilfen für verschiedene höhlenbrütende Vögel angebracht (8A).

Gestaltungsmaßnahme Die Straßenböschungen, Mulden und Bankette werden durch Einsaat von Landschaftsrasen begrünt. Für eine frühe Erosionssicherung und der landschaftlichen Einbindung des Straßenbauwerks werden die Straßenrandbereiche begrünt (9G).

Planfeststellungsbeschluss - 49 - Ausbau der K 211 zwischen Kefenrod und Hitzkirchen C.III.6

Ersatzmaßnahme: Das verbleibende Defizit wird über eine Ökokontomaßnahme „Baumpflanzung entlang der Kreisstraße K 16“ zwischen Butzbach-Hochweisel und Butzbach- Ostheim ersetzt (10E). Mit der Baumreihe werden, neben einer Aufwertung des Landschaftsbildes, auch in einer weitgehend strukturarmen, von Ackerbau dominierten Landschaft zusätzliche Gehölzstrukturen als Teillebensraum eingebracht und die Bodenfunktionen durch Extensivierung der straßenparallelen Fläche verbessert.

6.1.5.2 Gegenüberstellung von Eingriff und Kompensation Die hessische Kompensationsverordnung schreibt vor, dass Eingriffe in Natur und Landschafft sowie deren Kompensation gemäß Anlage 3 (Wertliste nach Nutzungstypen) der hessischen Kompensationsverordnung zu bewerten sind. Der Vorhabenträger hat eine tabellarische Gegenüberstellung der durch die Planung ausgelösten Konflikte sowie der diesbezüglich geplanten Maßnahmen vorgelegt (Unterlage 12.5). Die Bilanzierung (Unterlage 12.5) erfolgte nach der Kompensationsverordnung vom 1. September 2005 (GVBI. I S.624), zuletzt geändert am 22. September 2015 (GVBI. I S. 339), da sich die Vorhabenträgerin für die Anwendung der Übergangsvorschrift gemäß § 8 Abs. 1 der Kompensationsverordnung vom 26. Oktober 2018 (GVBI. S. 652) entschieden hat. Hieraus geht nachvollziehbar hervor, dass das nach Gegenüberstellung der Konflikte mit den planfestgestellten Maßnahmen verbleibende Defizit von 166.652 Biotopwertpunkten durch die sowohl fachlich als auch von den Biotopwertpunkten (167.465) passende Ökokontomaßnahme E 10 vollumfänglich ausgeglichen wird.

Mit Schreiben vom 09.03.2021 bestätigt die kontoführende Naturschutzbehörde des Landkreises Wetteraukreis, dass die Ökokontomaßnahme erfolgreich umgesetzt wurde und die Punkte wie dargestellt für das gegenständliche Ausbauvorhaben zur Verfügung stehen. Damit ist sichergestellt, dass die Eingriffswirkungen des Projektes funktional sowie gemäß dem Biotopwertsystem der Kompensationsverordnung vollständig ausgeglichen sind.

Planfeststellungsbeschluss - 50 - Ausbau der K 211 zwischen Kefenrod und Hitzkirchen C.III.6

6.1.6 Umweltschadensrecht Aufgrund der Ermittlungen der Projektwirkungen i.S.v. § 19 Abs. 1 Satz 1 BNatSchG führen nachteilige Auswirkungen von Tätigkeiten einer verantwortlichen Person im Rahmen des planfestgestellten Vorhabens nicht zu einer Schädigung von Arten und natürlichen Lebensräumen im Sinne des Umweltschadensgesetzes.

Die kleinflächigen Verluste artenreicherer Wiesenvegetation werden ausgeglichen (4.1A). Auch wenn ein Ausgleich – wie bei gesetzlich geschützten Biotopen – für Lebensraumtypen-Flächen außerhalb von FFH-Gebieten gesetzlich nicht zwingend erforderlich ist, weil Ausgleich und Ersatz wahlweise nebeneinander zur Verfügung stehen, kann er gleichwohl fachlich sinnvoll sein. Dies ist hier der Fall.

Als von § 19 BNatSchG geschützter Lebensraum liegen gegenständlich nur die extensiv genutzten Wiesen vor, welche aber überwiegend als Bautabuzonen von Eingriffen ausgenommen und nur minimal (ca. 360 m²) beansprucht werden. Durch eine artenreiche Einsaat mit gebietsheimischem Saatgut werden auf denselben Flächen bzw. angrenzend gleichwertige Bestände wiederhergestellt (vgl. Unterlage 12.4, Maßnahme 4.1A).

Naturschutzrechtliche Vorbehalte Folgende gemäß § 30 BNatSchG, § 13 HAGBNatSchG gesetzlich geschützte Biotope kommen im Untersuchungsgebiet vor:  § 30 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG: natürliche oder naturnahe Bereiche fließender und stehender Binnengewässer einschließlich ihrer Ufer und der dazugehörigen uferbegleitenden natürlichen oder naturnahen Vegetation (hier: Seemenbach und Uferbereiche)  § 13 Abs. 1 Nr. 2 HAGBNatSchG: Streuobstbestände im Außenbereich (hier: Flur 5, Teile von Flurstück 3 und 32, Bau-km 1+200 bis 1+450)  Am Steinbach östlich der K 211 unmittelbar an der Plangebietsgrenze werden im Projektgebiet eine Feuchtbrache und ein weiterer Streuobstbestand mit gesetzlichem Pauschalschutz gekennzeichnet.

Planfeststellungsbeschluss - 51 - Ausbau der K 211 zwischen Kefenrod und Hitzkirchen C.III.7

Eine erhebliche Beeinträchtigung der genannten Biotope ist nach Prüfung der Planfeststellungsbehörde nicht gegeben, sodass eine Ausnahme vom gesetzlichen Biotopschutz gemäß § 30 Abs. 3 BNatSchG daher nicht erforderlich ist.

Flora–Fauna-Habitat-Gebiete gemäß der Richtlinie 92/43/EWG zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen (FFH- Richtlinie) sowie Vogelschutzgebiete gemäß der Richtlinie 2009/147/EG über die Erhaltung der wildlebenden Vogelarten (Vogelschutzrichtlinie) sind im Eingriffsgebiet nicht ausgewiesen. Beeinträchtigungen des ca. 500m entfernt gelegenen FFH-Gebietes „Gewässersystem Bracht“ durch Sedimenteinträge/Tausalz sind nicht zu befürchten, da es wie oben dargestellt nur in seltenen Fällen zu einer Resteinleitung kommt und dann ohnehin eine erhebliche Vorentfrachtung im Wege der Versickerung vor Einleitung stattgefunden hat (vgl. C.III.5.2.2).

7. Artenschutz Der gesetzliche Artenschutz steht der Zulassung des Vorhabens nicht entgegen.

Bestandsermittlung Die von der Planfeststellungsbehörde durchgeführte Prüfung der von der Vorhabenträgerin vorgelegten Unterlagen hat ergeben, dass dem Vorhaben keine Vorschriften des nationalen bzw. europäischen Artenschutzes entgegenstehen. Den entsprechenden Gutachten (Unterlagen 12.6, 12.8, 12.9) sind die Häufigkeit und Verteilung der europarechtlich geschützten Arten im Untersuchungsraum sowie deren Lebensstätten zu entnehmen.

Im Untersuchungs- bzw. Wirkraum des planfestgestellten Vorhabens wurde untersucht, welche artenschutzrechtlich relevanten Anhang IV-Arten und europäischen Vogelarten aktuell vorkommen (vgl. Unterlage 12.6, Tabelle 2 und 4). Für alle in den genannten Tabellen unter Relevanz mit „ja“ bezeichneten FFH-Anhang IV-Arten und Vogelarten in einem ungünstig-unzureichenden oder ungünstig-schlechten Erhaltungszustand in Hessen wurde der detaillierte

Planfeststellungsbeschluss - 52 - Ausbau der K 211 zwischen Kefenrod und Hitzkirchen C.III.7

„Musterbogen für die artenschutzrechtliche Prüfung“ angewendet (vgl. Unterlage 12.6 Anhang 1):

Sonstige Säugetiere:

 Haselmaus (Muscardinus avellanaria)

Fledermäuse:

 Braunes Langohr (Plecotus auritus)

 Graues Langohr (Plecotus austriacus)

 Großes Mausohr (Myotis myotis)

 Großer Abendsegler (Nyctalus noctula)

 Kleiner Abendsegler (Nyctalus leisleri)

 Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii)

 Wasserfledermaus (Myotis daubentonii)

 Fransenfledermaus (Myotis nattereri)

 Kleine Bartfledermaus (Myotis mystacinus)

 Große Bartfledermaus (Myotis brandtii)

 Rauhautfledermaus (Pipistrellus nathusii)

 Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus)

 Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus)

Tagfalter

 Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Maculinea nausithous)

Vögel

 Bluthänfling (Carduelis cannabina)

 Feldlerche (Alauda arvensis)

 Feldsperling (Passer montanus)

 Goldammer (Emberiza citrinella)

 Klappergrasmücke (Silvia curruca)

Planfeststellungsbeschluss - 53 - Ausbau der K 211 zwischen Kefenrod und Hitzkirchen C.III.7

 Mäusebussard (Buteo buteo)

 Neuntöter (Lanius collurio)

 Waldlaubsänger (Phylloscopus sibilatrix)

Von dem Vorhaben sind somit europäische Vogelarten sowie nach Anhang IV der FFH-Richtlinie geschützte Arten betroffen. Es werden Bäume gerodet, die zum Teil Quartierpotenzial für im Untersuchungsraum vorkommende Fledermausarten oder höhlenbrütende Vogelarten besitzen. Des Weiteren werden durch den Ausbau Lebensräume der Haselmaus und des Dunklen Wiesenknopfameisenbläulings in Anspruch genommen. In unmittelbarer Nähe zum Vorhaben befinden sich zudem zwei Horste des Mäusebussards.

Verbotstatbestände Die im Verfahren vorgelegten Unterlagen erlauben eine angemessene, ausreichende sowie sachgerechte Ermittlung und Bewertung der artenschutzrechtlichen Verbotstatbestände. Die Prüfung der planfestgestellten Unterlagen hat ergeben, dass ein signifikant erhöhtes Kollisionsrisiko bzw. eine erhebliche Störung für die genannten Arten ausgeschlossen werden kann und dem Vorhaben keine Vorschriften des nationalen bzw. des europäischen Artenschutzes entgegenstehen.

Durch die unter 6.1.5.1 aufgeführten Maßnahmen inklusive Vermeidungsmaßnahmen wird in Verbindung mit den Nebenbestimmungen (A.IV.2) sichergestellt, dass durch das Ausbauvorhaben keine artenschutzrechtlichen Verbotstatbestände nach § 44 Abs. 1 BNatSchG (Zugriffsverbote) bezüglich der nach Anhang IV der FFH-Richtlinie und der nach Anhang I der Vogelschutzrichtlinie geschützten Arten und europäischer Vogelarten nach der Vogelschutzrichtlinie verwirklicht werden (vgl. Unterlage 12.6).

Durch das Vorhaben wird daher nicht gegen die Verbote des § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG – Fang Verletzung und Tötung wild lebender Tiere der besonders geschützten Arten – verstoßen. Hier wird insbesondere durch die zeitliche Beschränkung der Baufeldfreimachung bei allen relevanten Arten bewirkt, dass

Planfeststellungsbeschluss - 54 - Ausbau der K 211 zwischen Kefenrod und Hitzkirchen C.III.7

keine Individuen oder Entwicklungsstufen in aktuellen Fortpflanzungs- oder Ruhestätten verletzt (dazu unten) oder getötet werden. Zusätzlich zur Bauzeitenregelung wird vorsorglich eine Baufeldkontrolle (vgl. A.IV.2.1f) vor Fällung der Bäume bzw. Beseitigung der für die Haselmaus relevanten Gehölzbestände durchgeführt.

Auch erreichen die betriebsbedingten Störungen angesichts der nach wie vor geringen Verkehrszahlen - insbesondere nachts - kein erhebliches Ausmaß, welches den Erhaltungszustand lokaler Populationen verschlechtern könnte, sodass auch kein Verstoß gegen die Verbote des § 44 Abs.1 Nr. 2 BNatSchG vorliegt.

In Verbindung mit den vorgezogenen Ausgleichsmaßnahmen wird durch das Vorhaben auch nicht gegen die Verbote des § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG verstoßen. Beschädigungen oder Zerstörungen von Fortpflanzungs- oder Ruhestätten kommen allenfalls gegenüber wenigen ungefährdeten, allgemein häufigen Vogelarten in Betracht. Angesichts der Geringfügigkeit der Eingriffe und der verbleibenden Habitatstrukturen bleibt die ökologische Funktion der von dem Eingriff oder Vorhaben betroffenen Fortpflanzungs- oder Ruhestätten im räumlichen Zusammenhang sicher weiterhin erfüllt und sind auch die Beschädigungen bzw. Zerstörungen nicht verbotstatbeständig. Demgegenüber kann für den Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling, die baumbewohnenden Fledermaus-Arten (Höhlenbäume) und die Haselmaus nicht davon ausgegangen werden, dass die Individuen den Verlust relevanter Lebensstätten (Säume und Wiesen mit Großem Wiesenknopf, Höhlenbäume, Gebüsche und Baumhecken) ohne flankierende Maßnahmen kompensieren können. Daher werden ausweislich des Maßnahmenkonzepts (vgl. C.III.6.1.5.1) im Rahmen vorgezogener Ausgleichsmaßnahmen für den Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling blühende Bestände von Großem Wiesenknopf zur Flugzeit gesichert und für die baumbewohnenden Fledermausarten künstliche Quartiere ausgebracht. Für die Haselmaus werden im Nahbereich Nadelholzbestände aufgelichtet und mit Nährgehölzen bepflanzt und Ersatzstrukturen in den angrenzenden Wäldern und Baumhecken ausgebracht. Damit wird der Eintritt von Verbotstatbeständen verhindert (vgl. Unterlage 12.6).

Planfeststellungsbeschluss - 55 - Ausbau der K 211 zwischen Kefenrod und Hitzkirchen C.III.8

8. Bodenschutz Das planfestgestellte Vorhaben trägt den Belangen des Bodenschutzes hinreichend Rechnung und gewährleistet einen angemessenen Ausgleich zwischen dem Schutz der natürlichen Funktionen des Bodens als Lebensraum, Bestandteil des Naturhaushaltes und Abbau-, Ausgleichs- und Aufbaumedium (§ 2 Abs. 2 Nr. 1 Buchst. a bis c des Gesetzes zum Schutz vor schädlichen Bodenveränderungen und zur Sanierung von Altlasten [Bundes- Bodenschutzgesetz, BBodSchG] vom 17.03.1998 [BGBl. I S. 502], zuletzt ge- ändert durch Artikel 3 Absatz 3 der Verordnung vom 27. September 2017 (BGBl. I S. 3465)] einerseits und der Nutzungsfunktion des Bodens als Standort für den Verkehr (§ 2 Abs. 2 Nr. 3d BBodSchG) andererseits.

Der Verlust an Bodenfunktionen durch die Flächenversiegelung kann durch Entsiegelung nicht mehr benötigter Verkehrsflächen nur zum Teil ausgeglichen werden, wird aber durch das unter 0 dargelegte Maßnahmenkonzept ausreichend kompensiert.

Insbesondere sind auch keine schädlichen Bodenveränderungen im Sinne des § 2 Abs. 3 BBodSchG zu besorgen. Schädliche Bodenveränderungen sind Beeinträchtigungen der in § 2 Abs. 2 BBodSchG genannten Bodenfunktionen, die geeignet sind, Gefahren, erhebliche Nachteile oder erhebliche Belästigungen für den Einzelnen oder die Allgemeinheit herbeizuführen. Beeinträchtigungen der natürlichen Bodenfunktion entstehen insbesondere durch anlagebedingte und betriebsbedingte Auswirkungen des Vorhabens, der Bau öffentlicher Straßen führt zwangsläufig zu Bodenveränderungen. Jedoch ist hier zu berücksichtigen, dass der Boden gemäß § 2 Abs. 2 Nr. 3 d.) BBodSchG auch eine Nutzungsfunktion als Standort für öffentliche Verkehrsnutzung darstellt. Diese sich teilweise entgegenstehenden Zielrichtungen der Bodenfunktionen müssen bereits bei der Beurteilung des Vorliegens einer schädlichen Bodenveränderung Berücksichtigung finden. Hier liegt unter Berücksichtigung der Darstellung zur Umweltverträglichkeitsprüfung unter A.VII. und der Ausführungen zur naturschutzrechtlichen Eingriffsgenehmigung unter A.III.1. zwar eine Beeinträchtigung des Bodens vor,

Planfeststellungsbeschluss - 56 - Ausbau der K 211 zwischen Kefenrod und Hitzkirchen C.III.9

diese ist jedoch nicht geeignet, Gefahren, erhebliche Nachteile oder erhebliche Belästigungen für den Einzelnen oder die Allgemeinheit herbeizuführen.

9. Abfallwirtschaft Die abfallwirtschaftlichen Rechtsvorschriften sind unter Berücksichtigung der oben genannten Hinweise (vgl. A.V.3) einzuhalten. Fallen bei der Maßnahme Abfälle z.B. durch Abgrabungen in Form von Bodenaushub oder durch Rückbau in Form von Bauschutt oder Straßenaufbruch an, sind bezüglich der Einstufung und Entsorgung der Abfälle die Regelungen des Merkblattes "Entsorgung von Bauabfällen" in der aktuellen Fassung (Stand 01.09.2018) zu beachten. Das Material ist kein Abfall (§ 3 KrW- /HAKrWG), wenn es an der Anfallstelle für einen Wiedereinbau zeitnah verwendet wird. Die Wiederverwendung muss insbesondere den Anforderungen der Vorsorge des Bodenschutzes und des Wasserrechts entsprechen. Die dafür zuständigen Behörden sind vor dem Wiedereinbau zu beteiligen. Dies gilt auch für die Verwertung an anderer Stelle angefallener Abfälle zur Verfüllung oder zum Bau technischer Bauwerke wie z.B. Dämme oder Lärmschutzwälle.

Wenn festgestellte Belastungen oder Störstoffe einen Wiedereinbau ausschließen oder der Wiedereinbau an anderer Stelle erfolgt, unterliegt das Material dem Abfallrecht.

Hinsichtlich der Beprobung ist die Richtlinie für das Vorgehen bei physikalischen, chemischen und biologischen Untersuchungen im Zusammenhang mit der, Verwertung/Beseitigung von Abfällen (LAGA PN 98) vom 14. Mai 2003 (StAnz. Hessen Nr. 23 vom 09.06.2003, S. 2288) anzuwenden. Die vorherige Zustimmung der Abfallbehörde zu dem Beprobungsumfang, der Einstufung sowie zu den beabsichtigten Entsorgungsmaßnahmen ist einzuholen, wenn mit speziellen nutzungsbedingten Schadstoffgehalten im Bauschutt oder Bodenaushub zu rechnen ist oder solche noch unvorhergesehen auftreten sollten.

Planfeststellungsbeschluss - 57 - Ausbau der K 211 zwischen Kefenrod und Hitzkirchen C.III.10

10. Immissionsschutz

Luftschadstoffe Der leistungsbedingte Ausbau des Straßenabschnittes lässt mit den prognostizierten, leicht erhöhten Verkehrsbelastungen und dem schnelleren Verkehrsablauf im Planfall höhere Emissionen der Luftschadstoffe erwarten. Die bestehenden Vorbelastungen im ländlichen Raum und die gegenwärtigen Verkehrsstärken von weniger als 1000 Kfz/24 lassen jedoch gemäß 1.3 der Richtlinien zur Ermittlung der Luftqualität an Straßen ohne oder mit lockerer Randbebauung (RLUS 2012) keinerlei kritisches Belastungspotenzial für die vorhandenen UVPG-Schutzgüter erkennen. Auf einen rechnerischen Nachweis der Einhaltung der in den Regelungen und Festlegungen (insbes. EU-Richtlinie) enthaltenen zulässigen Konzentrations-, Immissions- und Grenzwerte kann daher verzichtet werden: Die mit dem planfestgestellten Vorhaben verbundenen Schadstoffimmissionen führen hier weder zu unzumutbaren Auswirkungen auf Menschen und Tiere noch zu unvertretbaren Belastungen des Bodens. Eine Überschreitung der gesetzlichen Grenzwerte für Luftschadstoffe bei den nahegelegenen Gemeinden ist auch aufgrund der erheblichen Entfernung nicht zu erwarten. Durch die Topgrafie im Planungsgebiet werden die von den Kraftfahrzeugen verursachten Abgase abtransportiert und führen nicht zu einer zusätzlichen Beeinträchtigung. Maßnahmen zur Reduzierung von Luftschadstoffen sind nicht erforderlich, da mit einer Überschreitung der auf der Grundlage von § 48 a Abs. 1 und 3 BImSchG in der 39. Verordnung zur Durchführung des Bundes- Immissionsschutzgesetzes – Verordnung über Luftqualitätsstandards und Emissionshöchstmengen vom 02.08.2010 (BGBl. I S. 1065), zuletzt geändert durch Artikel 112 der Verordnung vom 19. Juni 2020 (BGBl. I S. 1328), – festgelegten Grenzwerte nicht zu rechnen ist (vgl. Unterlage 1).

Lärmschutz

10.2.1 Verkehrslärm Das Vorhaben wahrt die nach § 41 BImSchG bestehenden Grenzwerte für den Lärmschutz durch Verkehrslärm.

Planfeststellungsbeschluss - 58 - Ausbau der K 211 zwischen Kefenrod und Hitzkirchen C.III.11

Nach § 41 BImSchG ist bei einer wesentlichen Änderung einer Straße sicherzustellen, dass keine schädlichen Umwelteinwirkungen durch Verkehrsgeräusche hervorgerufen werden können, die nach dem Stand der Technik vermeidbar sind. Die Konkretisierung der Vorgaben des „Stands der Technik“ erfolgt über die auf Grund des § 43 Abs. 1 BImSchG erlassene Sechzehnte Verordnung zur Durchführung des Bundesimmissionsschutzgesetzes - Verkehrslärmschutzverordnung (16. BImSchV) - vom 12.06.1990 (BGBl. I S. 1036), zuletzt geändert durch Verordnung vom 18.12.2014 (BGBl. I S. 2269). Hieraus folgt, dass „wesentliche Änderung“ eine Veränderung der baulichen Anlage, verbunden mit Lärmerhöhungen von mindestens 3 dB(A) ist. Eine solche Änderung liegt hier nicht vor, da der Straßenkörper nicht in einer für den Lärmschutz relevanten Weise verändert wird. Hinzu kommt, dass sich im Ausbaubereich ohnehin keine Gebäude befinden, welche in Bezug auf den Lärmschutz zu beachten wären.

10.2.2 Baulärm Bei der Durchführung der Baumaßnahme können konfliktverursachende Wirkungen durch Baulärm am Ortsrand der angrenzenden Gemeinden auftreten. Deshalb besteht für die Vorhabenträgerin die Verpflichtung, bei der Bauausführung die allgemeine Verwaltungsvorschrift zum Schutz gegen Baulärm-Geräuschimmissionen vom 19.8.1970 (Beilage zum BAnz. Nr. 160 vom 1.9.1970) – AVV Baulärm - und die 32. Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (Geräte- und Maschinenlärmschutz- verordnung - 32. BlmSchV) als Stand der Technik zu beachten und die technischen Regelwerke entsprechend einzuhalten.

11. Forst/Wald Die forstrechtliche Genehmigung nach § 12 des hessischen Waldgesetzes vom 27.06.2013, zuletzt geändert durch Gesetz vom 19.06.2019 (GVBl. S. 160), konnte erteilt werden, da die Erhaltung dieses Waldabschnitts hier nicht im überwiegenden öffentlichen Interesses liegt. Die dauerhafte Inanspruchnahme von Waldflächen für Verkehrsnebenflächen in Höhe von 1.430 m² hat eine Rodung von Wald und Umwandlung in eine andere Nutzungsart im Sinne des § 12 Abs. 2 Nr. 1 hessisches Forstgesetz zur Folge. Die Erhaltung dieses

Planfeststellungsbeschluss - 59 - Ausbau der K 211 zwischen Kefenrod und Hitzkirchen C.III.12

Waldabschnitts liegt hier nicht im überwiegenden öffentlichen Interesse (§ 12 Abs. 3 HWaldG) und der Vorhabenträger ordnet dem Vorhaben 1.500 m² einer Ersatzaufforstung im selben Naturraum zu (§ 12 Abs. 4 HWaldG). Die Ersatzaufforstung wurde von der oberen Naturschutzbehörde (Regierungspräsidium Darmstadt) mit Schreiben vom 03.12.2012 anerkannt und ins Grundbuch eingetragen.

12. Landwirtschaft (öffentlicher Belang) Die Belange der Landwirtschaft stehen dem Vorhaben nicht entgegen. Das planfestgestellte Vorhaben berücksichtigt angemessen die Interessen der betroffenen Landwirte und das öffentliche Interesse an einer leistungsfähigen Landwirtschaft. Die Aufrechterhaltung der Erschließung der landwirtschaftlich genutzten Flächen wird durch die Planung sichergestellt. Auch die Funktions- und Leistungsfähigkeit der Landwirtschaft bleibt auch nach der Realisierung des planfestgestellten Projektes in der Region erhalten. Die Trasse und die geplanten Kompensationsmaßnahmen nehmen zwar auch landwirtschaftlich genutzte Flächen in Anspruch, die Inanspruchnahme wurde jedoch so gering wie möglich gehalten und auf das für das Vorhaben unabdingbare Maß beschränkt. Die mit der Planung einhergehenden Kompensationsmaßnahmen erfolgen über ein Ökokonto, sodass keine zusätzliche Verknappung der landwirtschaftlichen Nutzfläche erforderlich wird.

13. Eigentum, Entschädigungen Die dauerhafte und vorübergehende Inanspruchnahme von privatem Grundeigentum entsprechend der planfestgestellten Grunderwerbsunterlagen (U. 14.1, 14.2) für das planfestgestellte Vorhaben sind erforderlich und aus überwiegenden Gründen des Interesses der Allgemeinheit an der Umsetzung des Vorhabens zur Erhöhung der Verkehrssicherheit gerechtfertigt. Die Verbreiterung der Straße sowie die Anpassung der Linienführung machen Grunderwerb notwendig, wobei der Flächenbedarf mit ca. 1,125 ha beziffert wird.

Planfeststellungsbeschluss - 60 - Ausbau der K 211 zwischen Kefenrod und Hitzkirchen C.III.14

Die Planungsentscheidung für die gewählte Linienführung und deren technische Ausgestaltung ist im Rahmen der Planrechtfertigung (1), der Dimensionierung (2) und der Alternativenprüfung (3) dargestellt. Das private Interesse tritt hier hinter dem öffentlichen Interesse an der Verwirklichung des gewählten Ausbaus zurück.

Die Regelung von Entschädigungsfragen, wie, ob und in welchem Umfang eine Entschädigung für die Nutzungsbeeinträchtigungen des Restgrundstücks zu leisten ist oder ob eine Ausdehnung der Enteignung auf den Teil des Grundstücks gegen Entschädigung der Gesamtfläche (Restflächenübernahme) vorzunehmen ist, ist nicht im Planfeststellungsbeschluss zu treffen, sondern bleibt einem gesonderten Verfahren vorbehalten. Zur Regelung der Entschädigungsfragen wird sich der Vorhabenträger rechtzeitig vor Baubeginn mit den Beteiligten in Verbindung setzen. Die rechtliche Regelung des Planfeststellungsbeschlusses erschöpft sich darin, den Rechtsentzug zuzulassen.

14. Gemeindliche Belange Die Gemeinde Kefenrod wurde an der gesamten Planung beteiligt und erhielten Gelegenheit zur Stellungnahme. Dem Vorhaben stehen keine gemeindlichen Belange entgegen.

15. Private Belange Privater Einwender 01 Der private Einwender 01 hat mit Schreiben vom 08.03.2013 Einwendungen gegen die ursprüngliche Planung der Wirtschaftswege im Bereich „Vor der Hohen Eller“ erhoben und gerügt, dass eine Erreichbarkeit der Flurstücke 87+88 (Gemarkung Hitzkirchen, Flur 3) nicht mehr gewährleistet sei.

Um die Verkehrssicherheit auf der K 211 zu gewährleisten, sollen mit dem Ausbau die Zahl der Zufahrten reduziert werden. Entlang der Flurstücke 87-90 (Gemarkung Hitzkirchen, Flur 3) wurde im Rahmen der 1. Planänderung ein Wirtschaftsweg als Erdweg vorgesehen (Bauwerksnummer 8a), durch den die

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Aufrechterhaltung der Erschließung der Flurstücke 86-90 (Gemarkung Hitzkirchen, Flur 3) nunmehr sichergestellt ist. Die Zufahrtmöglichkeiten werden nach Möglichkeit während der Bauzeit aufrechterhalten, ansonsten wird in einem gesonderten Entschädigungsverfahren eine Entschädigung durch den Straßenbaulastträger zur Geltung kommen.

Private Einwenderin 02 Die private Einwenderin P 02 hat mit Schreiben vom 19.03.2012 große Bedenken gegen die Inanspruchnahme ihres Grundstücks vorgebracht. Diese konnten jedoch im Erörterungstermin geklärt werden. Der Ehemann der Einwenderin P 02 nahm in Vertretung für seine Frau die Einwendungen zurück, nachdem ihm zugesagt wurde, dass im Vorfeld des Baubeginns ein Gutachten zur Beweissicherung erstellt wird, auf dessen Grundlage der Verkehrswert der betroffenen Flächen für eine Entschädigung sei, welche in einem gesonderten Verfahren festgesetzt wird (vgl. A.VI.6).

Privater Einwender 03 Der private Einwender 03 bat am 17.12.2013, dass der Vorhabenträger bei Versetzung des Zauns darauf achte, dass weder Schafe ausbrechen, noch Wild in die Koppel gelangt, da dieses seiner auf dem Grundstück betriebenen Weihnachtsbaumplantage Schaden zufügen könnte. Hessen Mobil hat zugesagt, dass sich die Bauabteilung mit Einwender 03 in Verbindung setzen und die zu veranlassenden Maßnahmen besprechen werde (vgl. A.VI.6).

Regionalbauernverband Wetterau-Frankfurt e.V. Der Regionalbauernverband Wetterau-Frankfurt hat mit Schreiben vom 08.03.2013 Einwendungen erhoben. Zu diesem Zeitpunkt waren jedoch die Einwendungen hinsichtlich der ursprünglichen Planungsunterlagen weitgehend präkludiert, da die Einwendungsfrist im Vorjahr zwei Wochen nach Ablauf der Auslegungsfrist (06. Februar 2012 bis zum 05. März 2012) abgelaufen war. Im Übrigen wurden die Einwendungen vollständig berücksichtigt.

Mit Schreiben vom 16.10.2019 erbat der Regionalbauernverband im Rahmen der Beteiligung zur zweiten Planänderung insbesondere eine frühzeitige Involvierung der an der Trasse betroffenen Bewirtschafter, damit diesen keine

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Nachteile entstehen und auch etwaige Entschädigungsfragen etc. frühzeitig geklärt werden können. Die frühzeitige Beteiligung der jeweiligen Bewirtschafter ist durch entsprechende Nebenbestimmung sichergestellt (vgl.A.IV.4), dazu hat der Vorhabenträger zugesagt, im Vorfeld des Baubeginns ein Gutachten zur Beweissicherung zu erstellen, auf dessen Grundlage der Verkehrswert der betroffenen Flächen für eine spätere Entschädigung ermittelt wird (vgl. A.VI.7). Die landwirtschaftlichen Flächen wurden, dem Interesse des Regionalbauernverbands entsprechend weitgehend verschont, da das Kompensationskonzept die Kompensation größtenteils über ein im betroffenen Naturraum gelegenes Ökokonto vorsieht.

16. Begründung der Entscheidung über die abgegebenen Stellungnahmen von Behörden und Versorgungsunternehmen Nachfolgend werden nur die Behörden und Versorgungsunternehmen genannt, die im Rahmen der Beteiligung Forderungen zum verfahrensgegenständlichen Planfeststellungsverfahren anmeldeten. Zu diesen Stellungnahmen ist folgendes festzustellen.

T_001: Gemeinde Kefenrod Die Gemeinde Kefenrod gab am 19.03.2012 eine Stellungnahme ab. Hier beantragten sie als Ersatzmaßnahme das Ökokonto der Gemeinde Kefenrod anstelle des Ökokontos des Wetteraukreises heranzuziehen, da der Ausgleich dort zu vollziehen sei, wo der Eingriff entstehe.

Ein solcher Anspruch besteht jedoch nicht. Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen sind einander rechtlich gleichgestellt, im Unterschied zur Ausgleichsmaßnahme muss eine Ersatzmaßnahme jedoch nicht auf den Eingriffsort zurückwirken. Eine Beeinträchtigung gilt gemäß § 15 Abs. 2 S.3 BNatSchG bereits dann als ersetzt, wenn und sobald die beeinträchtigten Funktionen des Naturhaushalts in dem betroffenen Naturraum in gleichwertiger Weise hergestellt sind.

Das hier vorliegende Planungskonzept sieht für das nicht ausgeglichene Defizit Ökokontomaßnahmen entlang der Kreisstraße K16 zwischen Butzbach- Hochweisel und Butzbach-Ostheim vor. Diese Ersatzmaßnahme liegt ebenso

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wie das gegenständliche Vorhaben im Wetteraukreis und ist somit gemäß § 7 Abs. 2 HAGBNatSchG „im betroffenen Naturraum gelegen“.

T_003: Wetteraukreis Der Wetteraukreis hat mit Schreiben vom 19.03.2012, 13.03.2012 und 25.10.2019 Stellungnahmen abgegeben.

Der von der Denkmalpflege erbetene Hinweis wurde im Planfeststellungsbeschluss aufgenommen (vgl. A.V.1).

Die natur- und landschaftspflegerischen Forderungen ergeben sich teilweise bereits aus dem landespflegerischen Begleitplan sowie den Maßnahmenblättern und sind somit ohnehin Bestandteil der nachrichtlich planfestgestellten bzw. planfestgestellten Unterlagen. Im Übrigen hat der Vorhabenträger Zusagen abgegeben (vgl. A.VI.6).

Aus Sicht der wasserwirtschaftlichen und gewässerökologischen Belange wurden Unklarheiten bezüglich der Erweiterung des Steinbachdurchlasses von DN 900 auf DN 1000 angemerkt. Der Durchlass des Steinbaches ist in der Unterlage 13.1 hydraulisch dimensioniert. Hierbei wurde ermittelt, dass ein Durchmesser DN 900 gerade noch ausreichend wäre. Aus gewässerökologischen Gründen wurde eine Nennweite DN 1000 gewählt, um die Möglichkeit einer natürlichen Ausbreitung des Sohlsubstrats im neuen Durchlass zu schaffen ohne den Durchflussquerschnitt zu verengen. Mit Rechtskraft der Planfeststellung ist ein Inanspruchnahmeantrag über die benötigten Biotopwertpunkte bei der unteren Naturschutzbehörde zu stellen, um die Abbuchung vom Ökokonto vorzunehmen. (vgl. A.IV.2.2c).

T_008: Regierungspräsidium Darmstadt, Arbeitsschutz und Umwelt Frankfurt Das Regierungspräsidium Darmstadt, Abteilung Arbeitsschutz und Umwelt Frankfurt, hat mit Schreiben vom 15.03.2012, 11.03.2013, 22.10.2019 und mit E-Mail vom 04.02.2020 Stellungnahmen abgegeben. Die vom Referat Oberflächengewässer geforderten Nebenbestimmungen wurden übernommen (vgl. A.IV.1d.)).

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T_010: Regierungspräsidium Darmstadt, Landwirtschaft Das Regierungspräsidium Darmstadt, Abteilung Landwirtschaft, hat mit Schreiben vom 19.03.2012, 08.03.2013, 24.10.2019 und 29.10.2019 Stellungnahmen abgegeben.

Die vorhandenen Wirtschaftswege bleiben ohnehin wie gefordert bestehen, die Zufahrten werden lediglich an die K 211 angepasst. Die geforderten Abstimmungen mit den Bewirtschaftern sowie die Erreichbarkeit der landwirtschaftlichen Flächen ist durch die Nebenbestimmungen A.IV.4 ausreichend sichergestellt. Sofern durch das Vorhaben Entschädigungsansprüche entstehen, wird über diese in einem gesonderten Entschädigungsverfahren entschieden.

T_012: Regierungspräsidium Darmstadt, Naturschutz (Planungen und Verfahren) Die obere Naturschutzbehörde beim Regierungspräsidium Darmstadt hat mit Schreiben 12.03.2012, 05.03.2013 und 18.10.2019 Stellungnahmen abgegeben.

Die geforderten naturschutzrechtlichen Nebenbestimmungen wurden übernommen (vgl.A.IV.2). Die obere Naturschutzbehörde hat weiter darauf hingewiesen, dass gemäß § 1 Abs. 2 Kompensationsverordnung Kompensationspflichten nach anderen Vorschriften, insbesondere Ersatzaufforstungen, auf die naturschutzrechtlich geschuldete Kompensation anzurechnen sind. Die Umsetzung der Ersatzaufforstung ohne Berücksichtigung in der Bilanzierung führt zwar de facto zu einer geringfügigen Überkompensation. Die vorliegend gewählte Ökokontomaßnahme 10 E passt jedoch sowohl im Umfang der Biotopwertpunkte als auch fachlich so gut, dass der Verzicht auf die Ersatzaufforstungsfläche im Rahmen der Biotopwertbilanzierung unschädlich ist.

OZ_27a: HessenForst, Forstamt Nidda Das Forstamt hat angemerkt, dass in der Bilanzierung eine Eichaufforstung von 5.353m² beschrieben wird und entsprechende Flächen angeboten. Hierbei

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handelt es sich allerdings um die Flächen der Maßnahme Nr. 6 A des Landschaftspflegerischen Begleitplans: Die Maßnahme wird auf den straßenbegleitenden Böschungen und Arbeitsstreifen zwischen Bau-km 1+950 bis 2+630 (beidseitig) und von Bau-km 2+630 bis Bauende (links) durchgeführt, weitere geeigneten Flächen werden hierfür nicht benötigt.

T_13: HLNUG Das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) hat gab mit Schreiben vom 12.03.2012 (damals noch HLUG) und 09.10.2019 den Bodenschutz betreffende Stellungnahmen ab. Die RiStWag wurde bei der Erstellung der Unterlagen berücksichtigt und die Einhaltung der Vorschriften der ohnehin geltenden BBodSchV wurde durch den Vorhabenträger zugesagt. Dazu hat der Vorhabenträger zugesagt, dass die Entwässerungsmulden mit einer 20cm dicken Schicht aus Mutterboden hergestellt werden, die mit zusätzlich mit einer Rasenansaat versehen werden (vgl. A. VI. 2.). Damit wird das vom HLNUG geforderte ausreichende Filter- und Puffervermögen gewährleistet. Entgegen dem Vorbringen des HLNUG ist eine ausreichende Kompensation für den Verlust an Bodenfunktionen durch das Kompensationskonzept sichergestellt (vgl. C.III.0).

T_014: Landesamt für Denkmalpflege Das Landesamt für Denkmalpflege hat mit Schreiben vom 30.01.2012 eine Stellungnahme abgegeben. Die geforderte Nebenbestimmung zur Anzeigepflicht von Bodendenkmälern wurde im Planfeststellungsbeschluss als Hinweis (vgl. A.V.1) aufgenommen, da sich die rechtliche Verpflichtung ohnehin bereits aus dem Gesetz ergibt (vgl. § 21 Abs. 1, 3 HDSchG).

T16 Amt für Bodenmanagement Büdingen Das Amt für Bodenmanagement Büdingen –Kataster- und Flurbereinigungsbehörde– hat mit Schreiben vom 16.03.2012 eine Stellungnahme abgegeben. Hierbei wurde insbesondere die Darlegung der Anbindung von Flurstücken gefordert. Die Anbindung der genannten Flurstücke ist sichergestellt. Die Flurstücke 82-84 (Gemarkung Hitzkirchen, Flur 3) werden über einen Wendeweg angebunden, welcher über das Bankett des Weges mit

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der laufenden Nummer 7 des Bauwerksverzeichnisses angeschlossen wird. Dazu sind die Befahrbarkeit und die Erschließung auch über den Weg der Flurstücknummer 65 gewährleistet.

Entlang der Flurstücke 87-90 (Gemarkung Hitzkirchen, Flur 3) wurde im Rahmen der 1. Planänderung ein Wirtschaftsweg als Erdweg vorgesehen (Bauwerksnummer 8a), durch den die Aufrechterhaltung der Erschließung der Flurstücke 86-90 (Gemarkung Hitzkirchen, Flur 3) nunmehr sichergestellt ist. Des Weiteren hat der Vorhabenträger zugesagt, dass die betroffenen Grundstücke im Anschluss an die Baumaßnahme im Zuge einer Bodenordnung neu arrondiert werden.

Im Rahmen der 2. Planänderung hat das Amt für Bodenmanagement mit Schreiben vom 10.10.2019 erneut eine Stellungnahme abgegeben, in der sie auf ein mögliches Flurbereinigungsverfahren im Bereich zwischen den Gewannen „Am Rosselberg / Am Allenröder Berg“ hingewiesen hat. Hierzu erging am 14.12.2020 ein Flurbereinigungsbeschluss. Demnach betrifft das Flurbereinigugnsverfahren lediglich einen an die Kreisstraße angeschlossenen Wirtschaftsweg, ändert hingegen nichts an den Eigentümerverhältnissen der hier betroffenen Flächen.

Grenzänderungen, welche in weiteren Bereichen durch den Ausbau der K 211 entstehen, werden entsprechend in einem sich dem Planfeststellungsbeschluss anschließenden Grenzbereinigungsverfahren behandelt.

T_017: Industrie- und Handelskammer Die Industrie- und Handelskammer Gießen-Friedberg hat mit Schreiben vom 07.03.2012 um eine sinnvolle Umleitungsregelung gesorgt. Der Ausbau kann vorliegend nur unter Vollsperrung erfolgen. Eine Umleitung wurde aber durch den Vorhabenträger zugesagt (vgl. A.VI.3) und ist auch aufgrund der angrenzenden Landesstraßen (L 3195, L 3010) ohne größere Umwege umsetzbar.

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T_018: Wehrbereichsverwaltung West Die Wehrbereichsverwaltung West, Außenstelle Wiesbaden hat mit Schreiben vom 31.01.2012 den Vorhabenträger darum gebeten, den Beginn und die Fertigstellung der gegenständlichen Baumaßnahme anzuzeigen. Dies wurde zugesagt (vgl. A.VI.1.).

T_022: ZOV Der Zweckverband Oberhessische Versorgungsbetriebe hat mit Schreiben vom 12.03.2012 darauf hingewiesen, dass Buslinien über die L3010 und die L3195 verkehren und somit die jeweiligen Ausbau-Endpunkte der K 211 Kreuzungen tangieren. Hier hat der Vorhabenträger zugesagt, dass beabsichtigt ist, die Knotenpunkte jeweils unter halbseitiger Sperrung der Fahrbahnen auszubauen, sodass eine Befahrbarkeit für die Linienbusse gewährleistet ist (vgl. A.VI.4).

17. Stellungnahmen der anerkannten Naturschutzverbände Die anerkannten Naturschutzverbände hatten im Rahmen des Anhörungsverfahrens die Möglichkeit, Stellungnahmen abzugeben, machten hiervon jedoch nur im Rahmen der 1. Planänderung Gebrauch und erklärten dabei ihr Einvernehmen.

D. Zusammenfassende Würdigung und Gesamtabwägung

Die Prüfung des planfestgestellten Ausbaus der Kreisstraße 211 zwischen Hitzkirchen und Wenings, hat unter Berücksichtigung aller öffentlichen und privaten Belange ergeben, dass das Vorhaben, einschließlich der erforderlichen Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen, den verkehrlichen, straßenbautechnischen, natur- und landschaftspflegerischen Anforderungen, dem Artenschutz sowie den privaten Belangen Rechnung trägt und daher zugelassen werden konnte. Das öffentliche Interesse an der Planänderung überwiegt die durch das Änderungsvorhaben berührten öffentlichen und privaten Belange.

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Ziel des Ausbaus ist die Behebung von derzeit bestehenden verkehrssicherheitsrechtlichen Mängeln und die Herstellung eines den regelmäßigen Verkehrsbedürfnissen entsprechenden Straßenzustandes. Die Abwägung aller Belange hat ergeben, dass die planfestgestellte Planung vernünftig und zur Lösung der mit dem Vorhaben verfolgten Ziele geeignet, aber auch erforderlich ist. Aus Gründen der Leistungsfähigkeit, Wirtschaftlichkeit der Verkehrsabwicklung und der Verkehrssicherheit erfolgt die Trassierung weitestgehend auf der Bestandstrasse.

Dem Ausbau stehen weder zwingende Rechtsvorschriften noch unüberwindbare öffentliche oder private Belange entgegen.

Die Beeinträchtigung privater Belange wird infolge der 1. Planänderung, durch welche die Anbindung landwirtschaftlich genutzter Flächen sichergestellt wird, sowie aufgrund der aufgenommenen Zusagen des Vorhabenträgers und entsprechender Nebenbestimmungen auf das unabdingbar notwendige Maß beschränkt.

Auch die öffentlichen Belange wurden unter C.III ausführlich begutachtet und sind in die Abwägung eingeflossen. Insbesondere der Eingriff in Natur und Landschaft wird unter Berücksichtigung der von der Planfeststellungsbehörde festgesetzten Nebenbestimmungen so gering wie möglich gehalten und die nicht vermeidbaren Eingriffe im Übrigen unter Anwendung des dargestellten Maßnahmenkonzepts vollständig kompensiert. Auch wird durch das Ausbauvorhaben unter Berücksichtigung der von der Planfeststellungsbehörde festgesetzten Nebenbestimmungen und unter Anwendung des dargestellten Maßnahmenkonzepts nicht gegen die Verbote des § 44 BNatSchG verstoßen, sodass die die Belange des Artenschutzes gewahrt werden.

Die widerstreitenden Belange sind – sowohl einzeln als auch in ihrer Gesamtheit – nicht so gewichtig, dass sie der Zulassung des Vorhabens entgegenstehen. Vielmehr überwiegt das öffentliche Interesse an der Realisierung des planfestgestellten Vorhabens.

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Hinweis: Eine Ausfertigung des Planfeststellungsbeschlusses und des planfestgestellten Plans wird in der von dem Ausbauvorhaben betroffenen Gemeinde Kefenrod nach ortsüblicher Bekanntmachung zwei Wochen zur Einsicht ausgelegt.

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E. Rechtsbehelfsbelehrung

Gegen die vorstehende Entscheidung kann innerhalb eines Monats nach Zustellung der Klage beim Verwaltungsgericht Gießen Marburger Straße 4 35390 Gießen erhoben werden.

Die Klage ist bei dem Gericht schriftlich zu erheben. Bei dem Verwaltungsgericht Gießen können elektronische Dokumente nach Maßgabe des § 55a der Verwaltungsgerichtsordnung vom 19. März 1991 (BGBl. I S. 686), zuletzt geändert durch Artikel 1 des Gesetzes vom 3. Dezember 2020 (BGBl. I S. 2694) und der Verordnung über die technischen Rahmenbedingungen des elektronischen Rechtsverkehrs und über das besondere elektronische Behördenpostfach (Elektronischer-Rechtsverkehr-Verordnung- ERVV) vom 24.11.2017 (BGBl. I S. 3803), geändert durch Artikel 1 der Verordnung vom 9. Februar 2018 (BGBl. I S. 200), eingereicht werden. Es wird darauf hingewiesen, dass das elektronische Dokument mit einer qualifizierten elektronischen Signatur der verantwortenden Person versehen sein muss oder von der verantwortenden Person signiert und auf einem sicheren Übermittlungsweg nach § 55a Abs. 4 VwGO eingereicht werden muss (§ 55a Abs. 3 VwGO).

Die Klage muss den Kläger, den Beklagten (das ist das Land Hessen, vertreten durch das Hessische Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen) und den Gegenstand des Klagebegehrens bezeichnen. Sie soll einen bestimmten Antrag enthalten. Die zur Begründung dienenden Tatsachen und Beweismittel sollen angegeben werden.

Tarek Al-Wazir