Erstunterbringung von Asylbewerbern - Aktuelle Informationen zur Situation und zur Standortsuche

Aufgrund des dreigliedrigen Aufnahmesystems für Flüchtlinge in Baden-Württemberg sind die Landkreise verpflichtet, die Personen, die die Landeserstaufnahmeeinrich- tungen (Karlsruhe, Meßstetten und Ellwangen) verlassen, vorläufig unterzubringen (sog. Erstunterbringung). Diese endet mit Unanfechtbarkeit der Entscheidung über den Asylantrag, spätestens jedoch nach 2 Jahren. Danach erfolgt im Landkreis die Verteilung auf die Kommunen für die sogenannte Anschlussunterbringung. Der Land- kreis muss 2,84 % der in Baden-Württemberg unterzubringenden Personen aufnehmen und unterbringen. Im Jahr 2013 waren dies 395 Personen, 2014 bereits 678. Derzeit kann von ca. 100 Neuankünften im Monat ausgegangen werden, auf das Jahr betrachtet ist eine Einschätzung schwierig abzugeben. Allerdings ist davon auszugehen, dass die Gesamtzahl der Neuankünfte voraussichtlich über 1.200, realis- tischerweise im Bereich von 1.400 bis 1.500 liegen dürfte. Der Kreis hat zur Unterbrin- gung der Flüchtlinge verschiedene dezentrale Einrichtungen geschaffen, die derzeit insgesamt ca. 1.050 Plätze bieten. Erstunterkünfte des Kreises mit unterschiedlichen Kapazitäten befinden sich derzeit in (30), Dettingen (29), (22), Gomadingen (86), Lichtenstein (57), (109), Münsingen (118), (20), Reutlingen (445), St. Johann (24) und (92).

Derzeit sind in diesen Einrichtungen ca. 1.032 Personen untergebracht, es herrscht also Vollbelegung. Kurzfristig muss der Kreis daher bereits jetzt mehrere hundert Plätze schaffen, um seiner Aufnahmeverpflichtung nachkommen zu können. In diesem Jahr müssen voraussichtlich mindestens ca. 600 Plätze neu geschaffen werden. Der Land- kreis geht davon aus, dass dieses Jahr eine Gesamtkapazität von ca. 1.600 Plätzen notwendig ist. Aufgrund der gestiegenen und steigenden Flüchtlingszahlen sowie der kurzfristig zu schaffenden Aufnahmekapazitäten und des angespannten Wohnungs- marktes, auf dem sich zudem auch die Gemeinden im Bereich der Anschlussunter- bringung bewegen, und der Zahl der aufzunehmenden Personen, hat der Landkreis die Städte und Gemeinden gebeten, geeignete Flächen für die Errichtung von Un- terkünften in Modulbauweise zu überprüfen und zu benennen.

Die Aufgabenstellung war hierbei, einen Suchlauf durchzuführen, der geeignete Flä- chen ermitteln und bewerten sollte. Dabei galt es zu berücksichtigen, dass aufgrund der Erfahrungen in der Flüchtlingsunterbringung vor allem der 1990er Jahre der Land- kreis eine Konzeption verfolgt, die einerseits auf dezentrale Unterbringung, anderer- seits jedoch auf größere Einheiten von mindestens ca. 35 Personen setzt, um eine effiziente und effektive professionelle Betreuung gewährleisten zu können. Der durchgeführte Suchlauf über gemeindeeigene Flächen, die für die Errichtung einer Unterkunft für Asylbewerber in mobiler Bauweise in Frage kommen, hat bekanntlich in Verbindung mit der Bewertung dieser Flächen anhand der festgelegten Kriterien ein Ranking ergeben. Die Kriterien zur Überprüfung waren die Lage, Zuschnitt, Größe und Infrastruktur, Erschließung, Nutzung und Baurecht, wobei die Kriterien teilweise inei- nandergreifen. Die Kriterien zur Standortbewertung basieren auf den Rahmenbedin- gungen, die der Landkreis für die Umsetzung seiner Einrichtungen definiert hat. Die einzelnen Standorte sind vor allem daraufhin zu überprüfen, wie die untergebrachten Flüchtlinge in die Gemeinschaft integriert und einbezogen werden können (soziale 1

Teilhabe). Daher sollen die Unterkünfte nicht in abseits der Ortslagen platziert wer- den. Anhand dieser Kriterien hat die Gemeindeverwaltung die in Frage kommenden Flächen in einer Matrix zusammengestellt und bewertet. Hierbei darf die Gemeinde auch ihre künftigen Verpflichtungen in der Anschlussunterbringung nicht außer Acht lassen. Bei der Überprüfung der Standorte wurden verschiedene Grundstücke auf- grund gegebener KO-Kriterien ausgeschlossen. Dies sind beispielsweise der Festplatz in aufgrund seiner Lage im Überschwemmungsgebiet, welche ein Pla- nungs- und Bauverbot nach Wasserrecht auslöst, oder die Freifläche gegenüber dem Sportheim in Rübgarten aufgrund ihrer Lage an der absoluten Peripherie. Grundsätzlich wurden dementsprechend nur objektiv geeignete Flächen aufge- nommen. Die Verwaltung hat diese Aufgabe als gesamtgemeindliche und gesamt- gesellschaftliche Aufgabe angesehen und durchgeführt. Im Ergebnis wurde bislang unter Bewertung der Kriterien aufgrund der objektiv besten Eignung das Grundstück Flst. Nr. 2201, Gemarkung Gniebel (Furtweg Gniebel), den Gremien als Standort für die Erstunterbringung vorgeschlagen und von diesen auch entsprechend bewertet. Seit der gemeinsamen Sitzung der Ortschaftsräte und des Gemeinderats am 27.04.2015 haben sich im Bereich der Standortsuche für die Errichtung mobiler Raum- konzepte durch verschiedene Umstände veränderte Rahmenbedingungen ergeben, die teilweise eine Neubewertung der Situation erfordern. So steht das bislang in der Liste der für eine Erstunterbringung geeigneten Grundstücke an Position 2 bewertete, im Privateigentum befindliche Grundstück in Rübgarten (Flst. Nr. 355/7, Im Michelreis 4) nicht mehr für die Errichtung einer entsprechenden Unterkunft zur Verfügung. Gleichzeitig wurden der Gemeinde zwei Grundstücke im Privateigentum im Gebiet „Baumsatz IIIA (Kulper II)“ (siehe nachstehender Lageplan unten) zur Nutzung durch den Landkreis angeboten. Es handelt sich hierbei um die Grundstücke Flst. Nrn. 2950/8 und 2950/9, Gemarkung Pliezhausen.

Aufgrund dieser veränderten Situation ist eine neuerliche Beratung und Beschlussfas- sung zur Standortliste durch den Gemeinderat erforderlich. Vorher soll der Bürger- schaft Gelegenheit gegeben werden, sich über die Flüchtlingsunterbringung zu in- formieren und im Rahmen der Bürgerinformationsveranstaltung am 12. Mai 2015 in der Gemeindehalle Pliezhausen (Beginn 20.00 Uhr) Fragen zur Standortsuche und - bewertung zu stellen. Der Gemeinde und dem Landratsamt ist es wichtig, die Bürger- schaft in den Prozess der Flüchtlingsunterbringung einzubeziehen und die Sorgen und Bedenken ernst zu nehmen. Daher ist vorgesehen, nach den kurzen einführenden Erläuterungen von Herrn Bürgermeister Dold, Herrn Landrat Reumann sowie eventuell kurzen Erfahrungsberichten aus der Flüchtlingsarbeit der Bürgerschaft Raum und Ge- legenheit für Fragen und Bewertungen der Standortvarianten zu geben. Die endgül- tige Standortentscheidung wird nach Aufarbeitung und Bewertung der einzelnen Gesichtspunkte dann in einer gesonderten öffentlichen Gemeinderatssitzung erfol- gen.

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Nachstehend sind die aktuell in Frage kommenden Standorte dargestellt.

Potentielle Standorte in Pliezhausen:

Flst. Nrn. 2950/8 und 2950/9, Pliezhausen (Kulperweg)

Flst. Nr. 2061, Pliezhausen (Bolzplatz Juchtlenstraße)

Flst. Nr. 680, Pliezhausen (Bolzplatz Veilchenweg)

Flst. Nr. 3127, Pliezhausen (Bolzplatz Greutstraße)

Potentieller Standort in Gniebel:

Flst. Nr. 2201, Gniebel (Furtweg)

Potentieller Standort in Rübgarten:

Flst. Nr. 345, Rübgarten (Fläche hinter Mehrzweckhalle)

Lagepläne der potentiellen Standorte

Flst. Nrn. 2950/8 und 2950/9, Pliezhausen (Kulperweg) unterhalb Aldi-Markt

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Flst. Nr. 2061, Pliezhausen (Bolzplatz Juchtlenstraße)

Flst. Nr. 680, Pliezhausen (Bolzplatz Veilchenweg)

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Flst. Nr. 3127, Pliezhausen (Bolzplatz Greutstraße)

Flst. Nr. 2201, Gniebel (Furtweg)

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Flst. Nr. 345, Rübgarten (Fläche hinter Mehrzweckhalle)

Diesen Text können Sie auch als pdf-Datei unter www.pliezhausen.de (Aktuelles & Service - Flüchtlingsunterbringung) herunterladen. Weitere Informationen zum System der Flüchtlingsunterbringung und den Zahlen finden Sie im Bericht aus dem Gemein- derat in der Ausgabe des Mitteilungsblatts vom 30.04.2015, abrufbar unter www.pliezhausen.de. Interessierten können im Rathaus Kopien dieses Berichts zur Ver- fügung gestellt werden. Diese erhalten Sie an der Zentrale.

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