DEMOGRAFIE-PAKT FÜR DEN LANDKREIS

Bearbeitung: FORUM GmbH Martin Karsten Regine Kleinert

Auftraggeber: Landkreis Oldenburg in Kooperation mit den Gemeinden Dötlingen, Ganderke- see, Großenkneten, Hatten, Hude, , Stadt und Samt- gemeinde mit finanzieller Unterstützung durch das Land Niedersachsen

Inhalt

1 Anlass, Erarbeitungsverfahren und Konzeption ...... 3 2 Einflussgrößen der demografischen Entwicklung ...... 5 3 Demografischer Wandel im Landkreis Oldenburg seit 2000...... 8 3.1 Bevölkerungswachstum ...... 8 3.2 Natürliche Bevölkerungsentwicklung ...... 9 3.3 Wanderungen...... 11 3.4 Altersstruktur ...... 17 3.5 Bautätigkeit...... 21 3.6 Soziale Infrastruktur ...... 21 3.7 Arbeitsplatzzentralität...... 23 4 Demografische Herausforderung...... 25 5 Leitlinien für den Landkreis Oldenburg...... 27 6 Der Demografie-Pakt...... 28 6.1 Der Familien-Pakt...... 28 6.1.1 Die Schulpakete...... 28 6.1.2 Die Pakete Familie & Beruf...... 29 6.1.3 Das Paket Ärztliche Versorgung...... 30 6.1.4 Das Mobil-Paket...... 31 6.1.5 Das Paket Sport & Freizeit...... 31 6.2 Der Jugend-Pakt...... 32 6.2.1 Die Jugendpakete ...... 32 6.3 Der Senioren-Pakt ...... 33 6.3.1 Die Seniorenpakete ...... 33 6.4 Der Arbeits- und Wirtschaftspakt...... 34 7 Das Umsetzungsverfahren für den Demografie-Pakt...... 35

Demografie-Pakt für den Landkreis Oldenburg

1 Anlass, Erarbeitungsverfahren und Konzeption Vom Masterplan Demografie zum Demografie-Pakt

Spürbare Veränderungen des jahrzehntelangen Einwohnerwachstums, der natürlichen Bevölke- rungsentwicklung und der Wanderungen hat der Landkreis Oldenburg zusammen mit seinen acht Mitgliedsgemeinden Mitte des Jahres 2007 zum Anlass genommen, den Erarbeitungsprozess eines Masterplans Demografie zu initiieren. Im Rahmen der Lenkungsgruppe, die zur Erarbeitung des Masterplans gegründet wurde (s.u.), wurde gegen Ende des Prozesses beschlossen, den „Masterplan Demografie“ in „Demografie-Pakt“ umzubenennen. Der Titel „Demografie-Pakt für den Landkreis Oldenburg“ impliziert stärker die Zusammenarbeit zwischen dem Landkreis und den acht Gemeinden.

Der Demografie-Pakt hat zum Ziel, die acht Gemeinden für notwendige Gegensteuerungs- und Anpassungsmaßnahmen im demografischen Wandel zu sensibilisieren und flankierend eine ge- meinsame Handlungsplattform zu schaffen. Eine große Besonderheit liegt in der interkommunalen Abstimmung von Handlungsansätzen, die die Landkreisverwaltung und die einzelnen Gemeinden in ihren demografischen Anpassungsprozessen unterstützt. Aufgrund dieses kooperativen Verfah- rens wurde das Vorhaben durch Fördermittel für Modellvorhaben der interkommunalen Koopera- tion vom Land Niedersachsen unterstützt.

Folgende Merkmale charakterisieren die besondere Form der Zusammenarbeit von Landkreis und Gemeinden: • Die Erarbeitung erfolgte zwischen Oktober 2007 und August 2008 durch die FORUM GmbH aus Oldenburg als Gutachter und Moderator und wurde begleitet durch insgesamt sechs Treffen einer Lenkungsgruppe, in der Hauptverwal- tungsbeamte und Gemeindevertreter sowie die Dezernenten der Landkreisver- waltung vertreten waren. • Im Verfahren wurden zwei Produkttypen erarbeitet: Für jede Gemeinde liegt eine sog. Demografie-Fallstudie vor, die die demografische Entwicklung und ihre Folgen u.a. für den Immobilienmarkt und die soziale Infrastruktur detailliert ana- lysiert und Handlungsoptionen für die einzelnen Gemeinden vorschlägt. Als ge- meindeübergreifende Handlungsplattform wurde zusätzlich der hier vorliegende Demografie-Pakt formuliert, der sich auf die Handlungsoptionen konzentriert, die den Landkreis bzw. alle Gemeinden betreffen. • Im Rahmen des Erarbeitungsprozesses wurde in jeder Gemeinde ein dreistündi- ger Workshop durchgeführt, in dessen Rahmen die demografische Entwicklung der jeweiligen Gemeinde mit Verwaltung, Politik und weiteren wichtigen lokalen Akteuren diskutiert, erste Handlungsoptionen für die Gemeinde erörtert und in- terkommunale Ansätze geprüft wurden. • Ergänzend fand eine öffentliche Veranstaltung im Kreishaus statt, die zum En- de der Analysephase insbesondere Landkreis- und Gemeindepolitiker für die Themenstellung „Demografischer Wandel“ sowie ihre Chancen und Risiken sen- sibilisieren sollte. Im Ergebnis liegt nun ein Demografie-Pakt vor, der auf der Basis detaillierter demografischer Ana- lysen der acht Gemeinden und des Landkreises einen Strukturbruch der Entwicklung seit ca. der Jahrtausendwende dokumentiert.1 Nach jahrzehntelangem deutlichem Einwohnerwachstum hat sich die Wachstumskurve deutlich abgeflacht: Die ehemals zu konstatierenden Geburtenüber- schüsse haben sich zu Sterbeüberschüssen gewandelt und die Wanderungsgewinne haben sich innerhalb von fünf Jahren halbiert. Hintergrund sind insbesondere abnehmende Zuzüge von Fa-

1 Eine ausführliche Dokumentation der Entwicklung der demografischen Trends in den acht Kommunen des Landkreises Oldenburg erfolgt in der jeweiligen Demografie-Fallstudie. Diese Fallstudien ergänzen den vorliegenden Demografie-Pakt im Analyseteil inhaltlich.

Demografie-Pakt für den Landkreis Oldenburg 3

milien und zunehmende Fortzüge von jungen Menschen in der Ausbildungsphase. Hinzu kommt eine deutliche Zunahme älterer Bevölkerungsgruppen. Dieser Strukturbruch hat deutliche Zeichen im Immobilien- und Grundstücksmarkt, aber auch bei der Auslastung von sozialer Infrastruktur hinterlassen. Auch ein Rekrutierungsproblem von Fachkräften wird erkennbar. Um diesem Struk- turbruch einerseits gegenzusteuern sowie andererseits Anpassungsmaßnahmen vorzunehmen, beinhaltet der Demografie-Pakt für den Landkreis auf der Basis von Leitlinien konkrete Hand- lungspakete für Familien, Jugend und Senioren. Leitgedanke ist dabei, dass die einzelnen Ge- meinden ihre jeweiligen Begabungen in die Handlungspakete für die drei Zielgruppen einbringen. Bedeutsam für die Attraktivität von Gemeinden in einem zunehmend von Qualitäten geprägten Standortwettbewerb sind heute weniger isolierte harte Standortfaktoren wie Grundstückspreis oder verkehrliche Lage. Vielmehr nimmt die Bedeutung von milieuprägenden Faktoren in der wahrgenommenen Standortgunst zu. So sind in verstädterten Ortsteilen in unmittelbarer Nähe zu Oldenburg, Delmenhorst oder Bremen Bevölkerungsgruppen mit urbanen Lebensstilen zu finden, die ganz andere Milieufaktoren nachfragen als Bevölkerungsgruppen in ländlich geprägten Ortsteilen. Die Handlungsansätze in Bezug auf Familien, Jugend und Senioren sollten diese Un- terschiedlichkeit der Milieus berücksichtigen, damit es gelingt, die „Begabungen“ der einzelnen Gemeinden bzw. ihrer Ortsteile für die Standortattraktivität des Landkreises zu nutzen. Darüber hinaus stellt die Verfügbarkeit von sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen einen weiteren wichtigen Standortfaktor für die Wohnortwahl sowohl von jungen Erwachsenen als auch von Familien dar. Aufgrund der Herausforderung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie u.a. der steigenden Spritpreise und der Kürzung der Pendlerpauschale gewinnen wohnortnahe Arbeitsplätze zunehmend an Bedeutung. Auch zur Steigerung der Anzahl sozialversicherungs- pflichtiger Arbeitsplätze sind Handlungspakete sinnvoll, die die jeweiligen Begabungen und Standortqualitäten der Gemeinden berücksichtigen.

Der vorliegende Bericht gliedert sich in sieben Teile: Nach einer thematischen Einleitung, welche die Einflussgrößen der demografischen Entwicklung am Beispiel der Bundesrepublik Deutschland beschreibt (Kap. 2), folgt im dritten Kapitel der Analyseteil. Hier werden wesentliche Aspekte der Entwicklung der einzelnen demografischen Einflussgrößen für den Landkreis Oldenburg und sei- ne Mitgliedsgemeinden untersucht und herausgestellt. Die Analyse erfolgt dabei in den Bereichen Bevölkerungsentwicklung allgemein, natürliche Bevölkerungsentwicklung und Wanderungen so- wie Altersstruktur. Abgerundet wird die Darstellung durch die Beschreibung des Einflusses der demografischen Entwicklung auf die Bautätigkeit und die Auslastung der sozialen Infrastruktur im Landkreis. Zum Abschluss des Analyseteils wird die Arbeitsplatzzentralität des Landkreises erör- tert, welche einen erheblichen Einfluss auf die Wanderungen bestimmter Altersgruppen haben kann. Die Kapitel vier und fünf beschreiben aufbauend auf den Analyseergebnissen die demogra- fischen Herausforderungen, denen der Landkreis Oldenburg gegenüber steht bzw. stehen wird (Kap. 4) sowie Leitlinien, die dabei unterstützen sollen, entsprechende Handlungsoptionen zu entwickeln. Derartige Handlungsoptionen werden in Kapitel sechs formuliert, welches einen De- mografie-Pakt vorstellt. Dieser Demografie-Pakt beinhaltet wiederum zielgruppenspezifische Pak- te, denen einzelne Maßnahmenpakete für die Zusammenarbeit von Landkreis und Gemeinden zugeordnet sind. Im letzten Kapitel wird das Umsetzungsverfahren für den Demografie-Pakt vor- gestellt (Kap. 7). Um angesichts der Fülle des zugrunde liegenden Daten- und Informationsmaterials eine mög- lichst übersichtliche und anschauliche Darstellung zu erreichen, werden die wichtigsten Informati- onen zu prägnanten Aussagen verdichtet und durch eine Schattierung hervorgehoben sowie mit Grafiken hinterlegt.

Demografie-Pakt für den Landkreis Oldenburg 4

2 Einflussgrößen der demografischen Entwicklung Babyboomer der 1960er Jahre und Zuwanderer „kaschierten“ demografische Trends

Die demografische Struktur Deutschlands und seiner Teilräume war auch in der Geschichte nie- mals über längere Zeiträume konstant. Seit jeher haben sich markante historische Einschnitte wie Seuchen, Kriege oder aber soziale bzw. wirtschaftliche Innovationen auch in der Entwicklung und Zusammensetzung der Bevölkerung niedergeschlagen. Charakteristisch ist in den westlichen Staaten der starke Anstieg der Bevölkerungszahlen speziell seit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert, der in Deutschland bis in die 1970er Jahre angehal- ten hat. Eine anhaltend hohe Geburtenrate bei langsam sinkender Sterberate war verantwortlich für diese Entwicklung. Vor etwa 35 Jahren jedoch hat sich das Verhältnis schlagartig umgekehrt und in Deutschland konnte sich eine zuvor ungekannte Entwicklung verfestigen: Im Gefolge der unter der Bezeichnung ‚Pillenknick’ subsumierten Umwälzungen ist die Geburtenrate innerhalb weniger Jahre signifikant um mehr als ein Drittel deutlich unter das sog. Bestandserhaltungsni- veau gesunken und seither stabil geblieben. In der Konsequenz bedeutet dies, dass jede Eltern- generation im Vergleich zur vorherigen seither um ein Drittel abnimmt, sofern keine Zuwande- rungsgewinne erfolgen! (vgl. Abb. 2 und 3) Die nachstehenden Grafiken bilden die Altersstruktur Deutschlands im Abstand von jeweils 30 Jahren ab, zeigen also etwa drei Generationenschritte auf2. Besonders gut ist das ‚Durchwach- sen’ der geburtenstarken 1960er-Jahrgänge zu erkennen, die vor allem dem Immobilienmarkt im Umland der Ballungsräume in den vergangenen Jahren spürbaren Auftrieb verschafft haben.

Abb. 1: Altersaufbau der deutschen Bevölkerung 1975, 2005 und 2035 (Vorausbe- rechnung) (Quelle: Statistisches Bundesamt 2006) Bereits seit Anfang der 1970er Jahre verzeichnet Deutschland einen negativen natürlichen Saldo mit weniger Geburten als Sterbefällen und ist daher auf internationale Zuwanderung angewiesen, um Bevölkerungsrückgang zu vermeiden (vgl. Abb. 2).

2 Zahlen für 2035: auf Basis der 11. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamtes, [Vari- ante 1: positiver internationaler Wanderungssaldo von 100.000 Personen], 2006

Demografie-Pakt für den Landkreis Oldenburg 5

1600000 1964: 1357304 Geborene 1400000 Gestorbene Saldo

1200000 Baby-Boomer 1000000 der 1960er

800000 Echo in den 1990ern 600000 2006:

400000 672724

200000

0

-200000

-400000

74 78 82 86 90 94 98 02 06 946 950 954 958 962 966 970 1 1948 1 1952 1 1956 1 1960 1 1964 1 1968 1 1972 19 1976 19 1980 19 1984 19 1988 19 1992 19 1996 19 2000 20 2004 20 Abb. 2: Natürliche Bevölkerungsentwicklung in Deutschland 1946 – 2006 (Quelle: Statistisches Bundesamt, eigene Darstellung) Bedeutsam vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklungen der vergangenen fünfzehn Jahre ist die Feststellung, dass zwei Prozesse den Blick auf den sich längst vollziehenden demo- grafischen Wandel verstellt haben: • In den 1990er-Jahren befand sich die o.g. ‚Babyboomer’-Generation in der Fami- liengründungsphase, mit der Folge, dass die Geburtenzahlen leicht anstiegen und sich kurzfristig Geburten und Sterbefälle in Deutschland sogar wieder im Gleichgewicht befanden (vgl. Abb. 2). • Bedingt durch den Zusammenbruch des Ostblocks und die Bürgerkriege in Süd- osteuropa realisierte Deutschland v.a. in den 1990er Jahren außerordentlich ho- he internationale Wanderungsgewinne, die das Geburtendefizit weit überstiegen haben (vgl. Abb. 3).

1.800.000

1.600.000 Zuzüge

1.400.000 Fortzüge Saldo 1.200.000

1.000.000

800.000

600.000

400.000

200.000

0

-200.000

-400.000 1974 1976 1978 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 Abb. 3: Entwicklung der Außenwanderungen Deutschlands (Quelle: Statistisches Bundesamt, eigene Darstellung) Nachdem bereits die 1980er Jahre durch Stagnation und Alterung gekennzeichnet waren ist demnach die deutsche Bevölkerung in den 1990er Jahren und bis über die Jahrtausendwende hinaus durch singuläre Impulse nochmals stark gewachsen; gleichzeitig stiegen auch die Gebur- tenzahlen spürbar an. Aufgrund der zuletzt stark rückläufigen Zuwanderungen aus dem Ausland

Demografie-Pakt für den Landkreis Oldenburg 6

und der ebenfalls wieder deutlich sinkenden Geburtenzahlen wird jedoch in den meisten deut- schen Regionen klar erkennbar, dass die vergangenen fünfzehn Jahre lediglich eine kurze ‚Atem- pause’ im demografischen Wandel bedeutet haben und nun wieder in stetig steigendem Maße mit ‚Unterjüngung’ und absolutem Einwohnerrückgang gerechnet werden muss. Zusammengefasst schlägt sich der demografische Wandel in folgenden Tendenzen nieder: • Bevölkerungsrückgang: etwa seit der Jahrtausendwende reicht die stagnierende internationale Zuwanderung nach Deutschland nicht mehr aus, um die wachsen- de Lücke zwischen Geburten und Sterbefällen auszufüllen. Es ist anzunehmen, dass 2002 ein historisches Bevölkerungsmaximum erreicht wurde. • Alterung: Der Anteil der älteren und hochbetagten Menschen an der Gesamtbe- völkerung nimmt kontinuierlich zu und wird erst nach 2050 seinen Höhepunkt er- reichen. Der Anteil der Kinder nimmt sukzessive ab. • Internationalisierung: Der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund steigt aufgrund der wachsenden Bedeutung der Zuwanderung für die Bevölkerungs- entwicklung. • Veränderte Haushaltsstrukturen: Der bis in die 1970er Jahre hinein klassische Familienhaushalt mit vier bis fünf Personen verliert immer mehr an Bedeutung, während die 1- und 2-Personen-Haushalte sowohl prozentual wie auch absolut zunehmen. Diese übergeordneten Tendenzen schlagen sich auch im Landkreis Oldenburg nieder. Je klein- räumiger der betrachtete Raum ist, desto stärker wirken sich jedoch zusätzlich spezielle Sonder- entwicklungen wie beispielsweise Baulandausweisungen, Unternehmensansiedlungen bzw. - aufgaben usw. aus. Durch das Fortschreiben bisheriger Trends können diese Entwicklungen im kommunalen Maßstab daher nur sehr bedingt erfasst und vorhergesehen werden. Die im Rahmen des Demografie-Paktes erarbeiteten Fallstudien für die Gemeinden des Landkreises Oldenburg haben das Ziel, die Entscheidungsträger der Kommunen dabei zu unterstützen, entsprechende Trends in wesentlichen Feldern kommunalen Handelns frühzeitig zu erkennen und die bisherigen Entwicklungsstrategien kritisch auf ihre Zukunftsfähigkeit zu überprüfen.

Demografie-Pakt für den Landkreis Oldenburg 7

3 Demografischer Wandel im Landkreis Oldenburg seit 2000 Weniger Familienzuzüge, mehr Ausbildungsabwanderer und viele ältere Menschen Die detaillierte Analyse der demografischen Entwicklung des Landkreises Oldenburg und seiner acht Gemeinden weist auf einen Strukturbruch seit der Jahrtausendwende hin: Nach einem enor- men Bevölkerungszuwachs von 48% zwischen 1970 und 2006 und 22% zwischen 1990 und 2006 flacht das Wachstum seit Anfang des zweiten Jahrtausends deutlich ab, in sechs von acht Ge- meinden ist 2006 sogar ein Bevölkerungsrückgang bzw. eine Stagnation der Bevölkerungsent- wicklung zu verzeichnen. Verantwortlich dafür sind die im Kapitel 2 beschriebenen Einflussfakto- ren der demografischen Entwicklung, die in den 1990er Jahren Westdeutschland, aber eben auch dem Landkreis Oldenburg, eine Sonderentwicklung anhaltend hohen Einwohnerwachstums be- schert haben. Der hohe positive Wanderungssaldo Deutschlands mit dem Ausland und die große Anzahl von Menschen im Familiengründungsalter („Baby-Boomer-Echo“) haben den nachhaltigen Impuls der meist von Familien(gründern) getragenen Stadtrandwanderung aus den Kernstädten Bremen, Delmenhorst und Oldenburg in Gemeinden des Landkreises Oldenburg ausgelöst, der hohe Anteile des Wachstums der 1990er Jahre begründet hat. Diese Stadtrandwanderung hat spürbar nachgelassen und in einigen Gemeinden sogar zu Wanderungsverlusten gegenüber den Städten geführt. Die Folgen sind u.a. stark nachlassende Baulandnachfragen sowie Rückgang der Auslastung von Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen.

3.1 Bevölkerungswachstum

Das Einwohnerwachstum des Landkreises und seiner Gemeinden hat sich seit der Jahrtausendwende deutlich abgeschwächt.

Seit den 1970er Jahren ist der Landkreis von Bevölkerungswachstum geprägt, besonders hohe Zuwachsraten waren in den 1990er Jahren zu verzeichnen. Alle acht Gemeinden im Landkreis haben seit 1990 zum Gesamtwachstum beigetragen. Das Wachstum hat sich in allen Gemeinden seit 2000 deutlich abgeschwächt und in jüngster Zeit zu Bevölkerungsabnahme bzw. zur Stagna- tion in sechs von acht Gemeinden geführt. Nur Hatten und Wildeshausen hatten auch 2006 noch Zuwächse zu verzeichnen. Für diese Entwicklung verantwortlich sind sowohl abnehmende Gebur- tenüberschüsse bzw. in der Mehrzahl der Gemeinden zunehmende Sterbeüberschüsse als auch die Abnahme positiver bzw. Zunahme negativer Wanderungssalden der Gemeinden. Der Trend ist in allen Gemeinden gleich (weniger Geburten, mehr Sterbefälle und weniger Zuzüge, mehr Fortzüge), die Ausprägung ist jedoch jeweils gemeindespezifisch (vgl. Abb. 5 und Abb. 7).

Demografie-Pakt für den Landkreis Oldenburg 8

135 Dötlingen 130 Großenkneten Hatten 125 Hude (Oldb) Wardenburg 120 Wildeshausen, Stadt SG Harpstedt LK Oldenburg 115

110

105

100

95

90

0 2 4 6 1 5 9 91 9 9 9 98 00 0 02 04 0 06 9 0 0 0 0 19 19 19 19 19 1997 20 2003 20 1 1993 1995 1999 2 2 2 2 Abb. 4: Bevölkerungsentwicklung der Kommunen des Landkreises Oldenburg 1990 bis 2006 (Index 1990 = 100) (Quelle: Eigene Darstellung; Datenbasis Niedersächsisches Landesamt für Statistik [NLS], Bevölkerungsfortschreibung)

Dö Ga Gr Ha Hu Wa Wi SG Ha Einwohnerentwicklung % 2004-2006 0,5% -0,3% -0,2% 2,4% 0,6% 0,6% 2,1% -0,3% Nat. Bevölkerungsentwicklung 2004-2006 -1-53-24-26-29-44-5-25 Wanderungssaldo 2004-2006 42 -42 -134 40 -26 -36 18 -49 Abb. 5: Detaillierte Bevölkerungsentwicklung in den Kommunen des Landkreis Oldenburg3 2004-2006 (Quelle: Eigene Darstellung; Datenbasis Niedersächsisches Landesamt für Statistik [NLS], Bevölke- rungsfortschreibung und Wanderungsstatistik)

3.2 Natürliche Bevölkerungsentwicklung

Der Landkreis verzeichnet seit 2003 mehr Sterbefälle als Geburten, die Mehrheit der Gemeinden auch.

Seit Anfang der 1970er Jahre bis Ende der 1980er Jahre lag die Zahl der Sterbefälle im Landkreis Oldenburg über der Zahl der Geburten. Über einen Zeitraum von mehr als zehn Jahren bis zum Jahr 2001 überwogen dann jedoch die Geburten und führten zu Einwohnergewinnen aufgrund der positiven natürlichen Bevölkerungsentwicklung. Diese Entwicklung hat sich seit der Jahrtausend- wende umgekehrt und zu zunehmenden Einwohnerverlusten durch Geburtendefizite geführt (vgl. Abb. 6). Hintergrund dieser Sonderentwicklung in den 1990er Jahren dürfte die hohe Anzahl der Altersgruppe der Familiengründer (Alter meist Mitte 20 bis Mitte 30 Jahre) aufgrund der „Baby-

3 Zur Erläuterung der verwendeten Abkürzungen in der Kopfzeile der Tabelle: Dö = Dötlingen, Ga = Ganderkesee, Gr = Großenkneten, Ha = Hatten, Hu = Hude, Wa = Wardenburg, Wi = Wildeshausen, SG Ha = Samtgemeinde Harpstedt

Demografie-Pakt für den Landkreis Oldenburg 9

Boomer-Jahrgänge“ sein. Im Stadtumland wurde diese Altersgruppe meist noch durch Wande- rungsgewinne von Familiengründern aus den Kernstädten verstärkt. Die ländlich geprägten Gemeinden Dötlingen und Großenkneten fallen durch noch anhaltende Geburtenüberschüsse auf, während Gemeinden mit ehemals hohen Stadtrandwanderungsgewin- nen wie Ganderkesee, Hude und Wardenburg tendenziell zunehmend höhere Geburtendefizite verzeichnen (vgl. Abb. 7).

2.000

Geborene Gestorbene Saldo

1.600

1.200

800

400

0

-400

8 6 4 2 0 6 74 7 82 8 90 9 98 0 06 9 9 9 9 9 0 1970 19 1978 19 1986 19 20 1 1 1 1 1 2 1972 1980 1988 1994 1996 2002 2004 Abb. 6: Natürliche Bevölkerungsentwicklung des Landkreises Oldenburg 1968 – 2006 (Quelle: Eigene Darstellung; Datenbasis Niedersächsisches Landesamt für Statistik [NLS], Bevölkerungsfortschreibung)

Natürliche Bevölkerungsentwicklung Dötlingen Natürliche Bevölkerungsentwicklung Hatten

100 200 Geborene Gestorbene Saldo Geborene Gestorbene Saldo 80 150 60

40 100

20 50 0 0 -20

-40 -50

8 8 94 94 978 980 986 98 9 978 980 986 98 9 1972 1974 1976 1 1 1 1 1 1996 2004 2006 1972 1974 1976 1 1 1 1 1 1996 2004 2006 1982 1982 1984 1984 1968 1970 1992 1998 2000 2002 1968 1970 1992 1998 2000 2002 1990 1990

Natürliche Bevölkerungsentwicklung Hude Natürliche Bevölkerungsentwicklung SG Harpstedt

270 200 Geborene Gestorbene Saldo Geborene Gestorbene Saldo 220 150 170 100 120 50 70

20 0

-30 -50

-80 -100 2 970 974 980 99 998 90 1968 1972 1978 1 1984 1986 1988 1990 1996 2002 2006 970 978 986 988 9 996 004 1 1 1972 1 1980 1 1 1 1992 1 1998 2 2006 1 1 1 1974 2000 1982 1976 1982 1994 2000 2004 1968 1976 1984 1994 2002

Demografie-Pakt für den Landkreis Oldenburg 10

Natürliche Bevölkerungsentwicklung Ganderkesee Natürliche Bevölkerungsentwicklung Großenkneten

500 250 Geborene Gestorbene Saldo Geborene Gestorbene Saldo 400 200

300 150 200 100 100 50 0 0 -100

-200 -50 4 2 88 94 9 992 9 996 998 002 00 972 980 98 998 004 006 1968 1970 1972 1976 1978 1982 2000 2006 1968 1970 1974 1976 1978 1990 1992 1994 1996 2000 2002 1 1 2 2 1 1 2 1 1 2 1 1974 1980 1984 1986 1 1990 1 1984 1986 1988 Natürliche Bevölkerungsentwicklung Wardenburg Natürliche Bevölkerungsentwicklung Wildeshausen

250 300 Geborene Gestorbene Saldo Geborene Gestorbene Saldo 250 200 200 150 150

100 100

50 50 0 0 -50

-50 -100

2 2 972 980 98 998 004 006 972 980 98 998 004 006 1968 1970 1974 1976 1978 1990 1992 1994 1996 2000 2002 1968 1970 1974 1976 1978 1990 1992 1994 1996 2000 2002 1 2 1 2 1 1 2 1 1 2 1 1 1984 1986 1988 1984 1986 1988 Abb. 7: Natürliche Bevölkerungsentwicklung der Mitgliedsgemeinden des Landkreises Oldenburg 1968-2006 (Quelle: Eigene Darstellung; Datenbasis Niedersächsisches Landesamt für Statistik [NLS], Bevölke- rungsfortschreibung)

3.3 Wanderungen

Die Wanderungsgewinne des Landkreises Oldenburg sind seit der Jahrtausendwende enorm zurückgegangen und dieser Trend ist in allen Gemeinden zu verzeichnen.

Rund 92% der Einwohnerzuwächse des Landkreises Oldenburg zwischen 1990 und 2006 sind auf Wanderungsgewinne zurückzuführen. Der höchste Anteil dieses Wanderungsplus geht zwi- schen 1995 und 2001 wiederum auf Zuzüge aus den Kernstädten Bremen, Delmenhorst und Ol- denburg zurück (vgl. Abb. 9). Der positive Wanderungssaldo des Landkreises Oldenburg ist seit der Jahrtausendwende u.a. in Folge der Abnahme des Suburbanisierungsdrucks enorm zurück- gegangen: zwischen 2000 und 2006 um immerhin 70% (vgl. Abb. 8). Dieser Trend lässt sich in allen kreisangehörigen Gemeinden beobachten, wobei die beiden Gemeinden Ganderkesee und Großenkneten zuletzt sogar eine negative Wanderungsbilanz aufwiesen (vgl. Abb. 10).

Demografie-Pakt für den Landkreis Oldenburg 11

9.000 Zuzüge Fortzüge Saldo 8.000

7.000

6.000

5.000

4.000

3.000

2.000

1.000

0

8 4 0 6 2 8 4 96 970 97 976 98 982 98 988 99 994 99 000 00 006 1 1 1972 1 1 1978 1 1 1984 1 1 1990 1 1 1996 1 2 2002 2 2 Abb. 8: Wanderungsgeschehen des Landkreises Oldenburg 1986 – 2006 (Quelle: Eigene Darstellung; Datenbasis Niedersächsisches Landesamt für Statistik [NLS], Wanderungsstatistik)

1.400 DEL, OL, HB angrenzende LK restlicher Saldo

1.200

1.000

800

600

400

200

0

-200

-400

4 7 8 2 3 7 8 2 3 6 8 8 8 9 9 9 9 0 0 0 9 9 9 9 9 9 9 0 0 0 1985 1989 1990 1994 1995 1999 2004 1 1 1 1 1 1 1 2 2 2

1986 1991 1996 2000 2001 2005 Abb. 9: Ausgewählte Wanderungssalden des Landkreises Oldenburg (Quelle: Eigene Darstellung; Datenbasis Niedersächsisches Landesamt für Statistik [NLS], Wanderungsstatistik) Diese Grafik verdeutlicht noch einmal, dass bezüglich der regionalen Wanderungen des Land- kreises Oldenburg nahezu ausschließlich die benachbarten Städte Delmenhorst, Oldenburg und Bremen eine bedeutende Rolle spielten – weniger angrenzende Landkreise. Darüber hinaus wird deutlich, dass in den frühen 1990er Jahren v.a. überregionale Wanderungen zum Wanderungs- gewinn des Landkreises beigetragen haben. In den späten 1990er Jahren und um die Jahrtau- sendwende waren es hingegen Zuzüge aus Delmenhorst, Oldenburg und Bremen. In den letzten Jahren sind sowohl die überregionalen als auch die regionalen Wanderungsgewinne deutlich zurückgegangen (vgl. auch Erläuterungen auf S. 11).

Demografie-Pakt für den Landkreis Oldenburg 12

Wanderungen Dötlingen Wanderungen Hatten

600 1.300 Zuzüge Fortzüge Saldo Zuzüge Fortzüge Saldo 500 1.100

400 900

300 700

200 500

100 300

0 100

-100 -100

-200 -300

6 4 82 968 970 972 974 976 980 984 986 988 990 992 994 998 000 002 004 006 968 974 978 980 982 984 986 988 992 998 000 002 004 006 1 1 1 1 1 1 1 1 1 2 2 1 1 1 1 1 1 2 2 1 1978 1 19 1 1996 1 2 2 1970 1 197 1 1 199 1996 1 2 2

1972 1990 Wanderungen Hude Wanderungen SG Harpstedt

1.300 1.200 Zuzüge Fortzüge Saldo Zuzüge Fortzüge Saldo 1.100 1.000

900 800

700 600

500 400

300 200

100 0

-100 -200

4 2 72 9 97 000 968 970 974 976 978 984 986 988 990 992 994 996 000 002 1976 1978 1980 1988 1990 1992 1994 1996 2 2002 2004 2006 1 1 1972 1 1 1 1 1 1 1 2 2 2004 1980 1998 2006 1 1 1 1 1 1968 1970 1982 1984 1986 1998 198 Wanderungen Ganderkesee Wanderungen Großenkneten

2.600 2.000 Zuzüge Fortzüge Saldo Zuzüge Fortzüge Saldo 2.200 1.500 1.800 1.000 1.400

1.000 500

600 0 200 -500 -200 4 72 968 970 976 978 980 982 984 986 988 990 992 994 996 998 002 004 006 1 1 19 197 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 2 2 2 1968 1972 1978 1982 1986 1988 1992 1996 2000 2002 2006

2000 1970 1974 1976 1980 1984 1990 1994 1998 2004 Wanderungen Wardenburg Wanderungen Wildeshausen

1.200 1.800 Zuzüge Fortzüge Saldo Zuzüge Fortzüge Saldo 1.000 1.400 800

1.000 600

400 600

200 200 0

-200 -200

1970 1974 1976 1980 1984 1990 1994 1998 2004 1970 1974 1976 1980 1984 1990 1994 1998 2004

1968 1972 1978 1982 1986 1988 1992 1996 2000 2002 2006 1968 1972 1978 1982 1986 1988 1992 1996 2000 2002 2006

Abb. 10: Wanderungsgeschehen der Kommunen des Landkreises Oldenburg 1986 – 2006 (Quelle: Eigene Darstellung; Datenbasis Niedersächsisches Landesamt für Statistik [NLS], Wanderungsstatistik)

Abnehmende Zuzüge der Familien aus den benachbarten Kernstädten sind hauptver- antwortlich für die veränderten Wanderungsstrukturen.

Bedeutsam für die Entwicklung von Handlungsperspektiven des Landkreises Oldenburg im de- mografischen Wandel ist die Frage nach den Bevölkerungsgruppen, die die veränderten Wande-

Demografie-Pakt für den Landkreis Oldenburg 13

rungsstrukturen verursacht haben. Zur Eingrenzung der Bevölkerungsgruppen bietet die amtliche Statistik die Differenzierung der Zu- und Fortzüge nach Altersgruppen an. Hier fällt auf, dass sich die Veränderung der Wanderungssalden des Landkreises und der Gemeinden in hohem Maße durch den Rückgang der Zuzüge der 30-50-Jährigen und der unter 18-Jährigen aus den Kern- städten Bremen, Delmenhorst und Oldenburg erklären lässt. Der positive Wanderungssaldo ist bei den 30-50-Jährigen von etwa 600 im Jahr 1999 auf knapp 200 im Jahre 2006 zurückgegan- gen. Ein noch höherer prozentualer Rückgang ist bei den unter 18-Jährigen mit -73% zu ver- zeichnen (vgl. Abb. 11).

700

u. 18 18 - 25 25 - 30 600 30 - 50 50 - 65 65 u.ä. 500

400

300

200

100

0

-100

-200

-300

88 94 000 006 1987 19 1989 1992 1993 19 1995 1998 1999 2 2001 2004 2005 2

1984 1990 1985 1986 1991 1996 1997 2002 2003 Abb. 11: Altersspezifische Wanderungen zwischen dem Landkreis Oldenburg und den Städten Bremen, Delmenhorst und Oldenburg (Quelle: Eigene Darstellung; Datenbasis Niedersächsisches Landesamt für Statistik [NLS], Wanderungsstatistik) Der Rückgang der Wanderungsgewinne durch Zuzüge von Familien sowie die zunehmend nega- tive Wanderungsbilanz bezüglich der jungen Erwachsenen zeigt sich nahezu in allen acht Kom- munen (vgl. Abb. 12).

Wanderungen zwischen Ganderkesees und Delmenhorst nach Altersklassen

21 95 Fortzüge 2004-2006 80-100 13 148 Zuzüge 2004-2006 86 116 60-79 62 Fortzüge 1998-2000 142 Zuzüge 1998-2000 104 112 50-59 88 127

484 635 30-49 520 954

492 465 18-29 575 630

251 341 0-17 289 545 0 200 400 600 800 1.000 1.200

Demografie-Pakt für den Landkreis Oldenburg 14

Wanderungen zwischen Großenkneten und der Stadt Oldenburg nach Altersklassen

0 5 über 80 4 Zuzüge 2004-2006 5 Fortzüge 2004-2006 22 60-70 16 14 Zuzüge 1998-2000 14

21 Fortzüge 1998-2000 17 50-59 20 13

95 90 30-49 158 78

87 137 18-29 125 127

55 56 0-17 103 52 0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 Wanderungen zwischen der SG Harpstedt und der Stadt Bremen nach Altersklassen

1 12 Fortzüge 2004-2006 80-100 2 19 Zuzüge 2004-2006 10 18 60-79 6 Fortzüge 1998-2000 26

8 Zuzüge 1998-2000 18 50-59 14 28

71 84 30-49 69 130

79 64 18-29 61 68

28 39 0-17 39 75 0 20 40 60 80 100 120 140 Wanderungen zwischen Hude und der Stadt Oldenburg nach Altersklassen

7 4 Fortzüge 2004-2006 80-100 4 6 Zuzüge 2004-2006 14 19 Fortzüge 1998-2000 60-79 4 17 Zuzüge 1998-2000 20 15 50-59 13 28

134 151 30-49 109 254

164 121 18-29 137 160

67 74 0-17 50 152 0 50 100 150 200 250 300

Demografie-Pakt für den Landkreis Oldenburg 15

Wanderungen zwischen Wardenburg und der Stadt Oldenburg nach Altersklassen

21 16 Zuzüge 2004-2006 80-100 11 14 Fortzüge 2004-2006 45 39 60-79 40 Zuzüge 1995-1997 31 Fortzüge 1995-1997 71 61 50-59 55 37

440 243 30-49 519 295

370 332 18-29 430 323

241 142 0-17 319 131 0 50 100 150 200 250 300 350 400 450 500 550 Wanderungen zwischen Wildeshausen und der SG Harpstedt nach Altersklassen

6 2 80-100 3 Zuzüge 2004-2006 5 Fortzüge 2004-2006 7 Zuzüge 1998-2000 3 60-79 8 0 Fortzüge 1998-2000

17 3 50-59 11 4

83 61 30-49 78 49

68 45 18-29 78 41

66 35 0-17 44 33 0 102030405060708090

Wanderungssalden zwischen Dötlingen und ausgewählten Kommunen nach Altersklassen 1995-2005 100 80 60 40 20 0 -20 -40 -60 0-20 21-30 31-40 41-50 51-60 61-100

Wildeshausen Ganderkesee Delmenhorst Bremen

Abb. 12: Altersspezifische Wanderungen der Kommunen des Landkreises Oldenburg mit dem jeweiligen „Hauptverflechtungsort“4 (Quelle: Eigene Darstellungen; Datenbasis Meldeamtsdaten der jeweiligen Kommune)

Zunehmende Fortzüge der Ausbildungswanderer in die Kernstädte verstärken die Veränderung der Wanderungsstrukturen.

4 Für die Gemeinde Dötlingen wurde von der FORUM GmbH bereits vor etwa zwei Jahren eine Demografie-Fallstudie erarbeitet, so dass kein identisches Zahlenmaterial mit den aktuellen Fallstudien vorliegt. Anhand der Grafik für die Ge- meinde Dötlingen ist jedoch erkennbar, dass die Stadt Delmenhorst und die Gemeinde Ganderkesee im Zeitraum von 1995-2005 als „Hauptverflechtungsorte“ bezeichnet werden können und das Zuzüge von Familien eine bedeutende Rolle spielten.

Demografie-Pakt für den Landkreis Oldenburg 16

Eine Analyse des Wanderungsverhaltens der 18-25-Jährigen zwischen dem Landkreis und den Städten Bremen, Delmenhorst und Oldenburg zeigt, dass die Anzahl der Fortzüge in dieser Al- tersgruppe tendenziell zunimmt und damit der Wanderungsverlust des Landkreises in dieser Gruppe gegenüber den Städten steigt (vgl. Abb. 11). Dies bestätigt sich auch bei der Untersu- chung der acht Gemeinden (vgl. Abb. 12). Die Abwanderung dieser Bevölkerungsgruppe hat nachhaltige Folgen für die zukünftige demografische Entwicklung des Landkreises. In den 1990er Jahren kamen diese Abwanderer häufig als 30-50-Jährige mit ihrer eigenen Familie oder als Fa- miliengründer zurück in den Landkreis (oder wenn nicht sie selbst, dann Mitglieder dieser Alters- gruppe). Mit der zunehmenden Abwanderung der jungen Erwachsenen und der abnehmenden Zuzüge der über 30-Jährigen geht den Gemeinden im Landkreis die wichtige Gruppe der Famili- en(gründer) abhanden.

3.4 Altersstruktur

Der Landkreis hatte schon in den letzten Jahrzehnten überdurchschnittliche Zuwäch- se der über 60-Jährigen zu verzeichnen, diese Entwicklung wird mit dem Hineinwach- sen der „Baby-Boomer-Generation“ in das Seniorenalter in 15 bis 20 Jahren noch deutlich zunehmen.

Die Alterspyramide des Landkreises hat sich in den letzten Jahrzehnten maßgeblich verändert. So ist die Altersgruppe der über 70-Jährigen in ihrer Gesamtzahl von 1990 bis 2006 um etwa 57% gewachsen, ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung hat um rund 3%-Punkte zugenommen. Beson- ders hohe Zunahmen der Senioren sind aber erst noch zu erwarten, wenn in dem von Stadtrand- wanderung in den 1990er Jahren beeinflussten Landkreis die stark vertretenen Baby-Boomer- Jahrgänge um 2020 in das Seniorenalter einrücken.

Altersstruktur Landkreis Oldenburg 1990 Altersstruktur Landkreis Oldenburg 2006

70+ Jahre 70+ Jahre

60-69 Jahre 60-69 Jahre

Bevölkerung ges.: +22% 50-59 Jahre 50-59 Jahre 0-9-Jährige: +15% 10-19-Jährige: +31% 40-49 Jahre 40-49 Jahre 20-29-Jährige: -32% 40-49-Jährige: +57% 30-39 Jahre 30-39 Jahre über 70-Järige: +57%

20-29 Jahre 20-29 Jahre

10-19 Jahre 10-19 Jahre

0-9 Jahre 0-9 Jahre -15.000 -10.000 -5.000 0 5.000 10.000 15.000 -15.000 -10.000 -5.000 0 5.000 10.000 15.000

Altersstruktur Dötlingen 1990 Altersstruktur Dötlingen 2006

70+ Jahre 70+ Jahre 60-69 Jahre 60-69 Jahre Bevölkerung ges.: +29% 50-59 Jahre 0-9-Jährige: +34% 50-59 Jahre 10-19-Jährige: +45% 40-49 Jahre 40-49 Jahre 20-29-Jährige: -36% 40-49-Jährige: +109% 30-39 Jahre 30-39 Jahre über 70-Jährige: +58%

20-29 Jahre 20-29 Jahre

10-19 Jahre 10-19 Jahre

0-9 Jahre 0-9 Jahre -600 -500 -400 -300 -200 -100 0 100 200 300 400 500 600 -600 -500 -400 -300 -200 -100 0 100 200 300 400 500 600

Demografie-Pakt für den Landkreis Oldenburg 17

Altersstruktur Hatten 1990 Altersstruktur Hatten 2006

70 und mehr 70 und mehr

60-69 Jahre 60-69 Jahre Bevölkerung ges.: +17% 0-9-Jährige: +17% 50-59 Jahre 50-59 Jahre 10-19-Jährige: +45% 20-29-Jährige: -24% 40-49 Jahre 40-49 Jahre 40-49-Jährige: +76% 30-39 Jahre 30-39 Jahre über 70-Jährige: +52%

20-29 Jahre 20-29 Jahre

10-19 Jahre 10-19 Jahre

0-9 Jahre 0-9 Jahre -1.400 -1.000 -600 -200 200 600 1.000 1.400 -1.400 -1.000 -600 -200 200 600 1.000 1.400

Altersstruktur Hude 1990 Altersstruktur Hude 2006

70+ Jahre 70+ Jahre

60-69 Jahre 60-69 Jahre Bevölkerung ges.: +27% 50-59 Jahre 50-59 Jahre 0-9-Jährige: +24% 10-19-Jährige: +45% 40-49 Jahre 40-49 Jahre 20-29-Jährige: -36% 40-49-Jährige: +76% 30-39 Jahre 30-39 Jahre über 70-Jährige: +56%

20-29 Jahre 20-29 Jahre

10-19 Jahre 10-19 Jahre

0-9 Jahre 0-9 Jahre -1.800 -1.400 -1.000 -600 -200 200 600 1.000 1.400 1.800 -1.800 -1.400 -1.000 -600 -200 200 600 1.000 1.400 1.800

Altersstruktur SG Harpstedt 1990 Altersstruktur SG Harpstedt 2006

70+ Jahre 70+ Jahre

60-69 Jahre 60-69 Jahre Bevölkerung ges.: +17% 50-59 Jahre 50-59 Jahre 0-9-Jährige: +7% 10-19-Jährige: +27% 40-49 Jahre 40-49 Jahre 20-29-Jährige: -39% 40-49-Jährige: +71% 30-39 Jahre 30-39 Jahre über 70-Jährige: +52%

20-29 Jahre 20-29 Jahre

10-19 Jahre 10-19 Jahre

0-9 Jahre 0-9 Jahre -1.200 -1.000 -800 -600 -400 -200 0 200 400 600 800 1.000 1.200 -1.200 -1.000 -800 -600 -400 -200 0 200 400 600 800 1.000 1.200

Altersstruktur Ganderkesee 1990 Altersstruktur Ganderkesee 2006

70+ Jahre 70+ Jahre

60-69 Jahre 60-69 Jahre Bevölkerung ges.: +14% 0-9-Jährige: +5% 50-59 Jahre 50-59 Jahre 10-19-Jährige: +15% 40-49 Jahre 40-49 Jahre 20-29-Jährige: -38% 40-49-Jährige: +28% 30-39 Jahre 30-39 Jahre über 70-Jährige: +64%

20-29 Jahre 20-29 Jahre

10-19 Jahre 10-19 Jahre

0-9 Jahre 0-9 Jahre -3.000 -2.500 -2.000 -1.500 -1.000 -500 0 500 1.000 1.500 2.000 2.500 3.000 -3.000 -2.500 -2.000 -1.500 -1.000 -500 0 500 1.000 1.500 2.000 2.500 3.000

Demografie-Pakt für den Landkreis Oldenburg 18

Altersstruktur Großenkneten 1990 Altersstruktur Großenkneten 2006

70+ Jahre 70+ Jahre

60-69 Jahre 60-69 Jahre Bevölkerung ges.: +23% 50-59 Jahre 50-59 Jahre 0-9-Jährige: +29% 10-19-Jährige: +36% 40-49 Jahre 40-49 Jahre 20-29-Jährige: -31% 40-49-Jährige: +62% 30-39 Jahre 30-39 Jahre über 70-Jährige: +47%

20-29 Jahre 20-29 Jahre

10-19 Jahre 10-19 Jahre

0-9 Jahre 0-9 Jahre -1.500 -1.000 -500 0 500 1.000 1.500 -1.500 -1.000 -500 0 500 1.000 1.500 Altersstruktur Wardenburg 1990 Altersstruktur Wardenburg 2006

70+ Jahre 70+ Jahre

60-69 Jahre 60-69 Jahre Bevölkerung ges.: +16% 50-59 Jahre 50-59 Jahre 0-9-Jährige: -2% 10-19-Jährige: +22% 40-49 Jahre 40-49 Jahre 20-29-Jährige: -36% 40-49-Jährige: +44% 30-39 Jahre 30-39 Jahre über 70-Jährige: +78%

20-29 Jahre 20-29 Jahre

10-19 Jahre 10-19 Jahre

0-9 Jahre 0-9 Jahre -1.500 -1.000 -500 0 500 1.000 1.500 -1.500 -1.000 -500 0 500 1.000 1.500

Altersstruktur Wildeshausen 1990 Altersstruktur Wildeshausen 2006

70+ Jahre 70+ Jahre

60-69 Jahre 60-69 Jahre Bevölkerung ges.: +30% 50-59 Jahre 50-59 Jahre 0-9-Jährige: +27% 10-19-Jährige: +41% 40-49 Jahre 40-49 Jahre 20-29-Jährige: -14% 30-39 Jahre 30-39 Jahre 40-49-Jährige: +77% über 70-Jährige: +46% 20-29 Jahre 20-29 Jahre

10-19 Jahre 10-19 Jahre

0-9 Jahre 0-9 Jahre -2.000 -1.500 -1.000 -500 0 500 1.000 1.500 2.000 -2.000 -1.500 -1.000 -500 0 500 1.000 1.500 2.000 Abb. 13: Altersstrukturen der Kommunen des Landkreises Oldenburg 1990 und 2006 (Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis von Daten des Niedersächsischen Landesamts für Statistik [NLS], Bevölkerungsfortschreibung)

Die Entwicklungsunterschiede von ländlichen Ortsteilen ohne Infrastruktur und zent- ralen Ortslagen mit guter Infrastrukturausstattung nehmen zu.

Die Nachfrage nach Bauland konzentrierte sich in der Vergangenheit in den acht Gemeinden des Landkreises vornehmlich auf zentrale Ortslagen mit einem entsprechenden Infrastrukturangebot. Zukünftig dürfte sich diese Entwicklungstendenz langsam verstärken, da die Ansprüche an die Lage eines Grundstückes aufgrund des großen Baulandangebotes im Landkreis (meist ist das Angebot größer als die Nachfrage) deutlich steigen. Zentralität sowie ein umfassendes Infrastruk- turangebot und die Nähe zu einer größeren Stadt oder eine gute Anbindung an diese sind we- sentliche Standortqualitäten. Dieser Entwicklungstrend dürfte somit langsam dazu führen, dass kleinere und peripherere Ortsteile einen größeren Einwohnerverlust verzeichnen als zentrale Orts- lagen und der Anteil älterer und alter Menschen dort deutlicher ansteigt. Am Beispiel der Gemeinde Hatten wird im Folgenden ein derartiger Entwicklungstrend aufgezeigt: Die Entwicklung der Einwohnerzahl verlief in den Ortsteilen mit mehr als 500 Einwohnern in den letzten Jahren deutlich positiver als in den kleineren Ortsteilen (vgl. Abb. 14 und 15). Gleichzeitig

Demografie-Pakt für den Landkreis Oldenburg 19

sind im kleinen und ländlich geprägten Ortsteil Tweelbäke-Ost die Anteile junger Menschen gerin- ger und die älterer Menschen höher als im Siedlungsschwerpunkt Sandkrug (vgl. Abb. 16).

160 Kirchhatten I bis III

Sandkrug I bis III 150 Streekermoor I und II

Hatterwüsting I und II 140 Sandhatten

Mundeloh 130

120

110

100

90 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007

Abb. 14: Bevölkerungsentwicklung in den Ortsteilen der Gemeinde Hatten mit mehr als 500 Einwohnern 1990-2007 Index: 1990 = 100 (Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis von Meldeamtsdaten der Gemeinde Hatten)

120 Dingstede Bümmerstede

115 Sandtange Schmede

Tweelbäke-Ost 110

105

100

95

90

85

80

75

70 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007

Abb. 15: Bevölkerungsentwicklung in den Ortsteilen der Gemeinde Hatten mit weni- ger als 500 Einwohnern 1990-2007 Index: 1990 = 100 (Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis von Meldeamtsdaten der Gemeinde Hatten)

Altersstruktur Sandkrug I-III 2006 Altersstruktur des Ortsteils Tweelbäke-Ost 2006

70 und mehr 70 und mehr

60-69 Jahre 60-69 Jahre

50-59 Jahre 50-59 Jahre

40-49 Jahre 40-49 Jahre

30-39 Jahre 30-39 Jahre

20-29 Jahre 20-29 Jahre

10-19 Jahre 10-19 Jahre

0-9 Jahre 0-9 Jahre -450 -350 -250 -150 -50 50 150 250 350 450 -30 -20 -10 0 10 20 30 Abb. 16: Altersstrukturen der Ortsteile Sandkrug (I-III) und Tweelbäke-Ost 2006 (Quelle: Eigene Berechnungen; Meldeamtsdaten der Gemeinde Hatten)

Demografie-Pakt für den Landkreis Oldenburg 20

3.5 Bautätigkeit

Folge des Strukturbruchs der demografischen Entwicklung: Die Bautätigkeit ist seit 2000 eingebrochen.

Die Bautätigkeit im Landkreis Oldenburg war in den 1990er Jahren maßgeblich von den Famili- en(gründern) im Landkreis selbst und von den zuwandernden Familiengründern aus den benach- barten Großstädten geprägt. Zur Hochzeit 1999 konnten daher im Landkreis 889 Baufertigstellun- gen registriert werden, die 7 Jahre später um 63 % auf 329 Baufertigstellungen zurückgegangen sind. Diese Entwicklung vollzog sich trotz eines in Mengen und Qualitäten reichhaltigen Grund- stücksangebotes in den Gemeinden. Dieser Nachfragerückgang war in allen Gemeinden zu beo- bachten, wobei die von den Großstädten am weitesten entfernt gelegenen ländlichen Gemeinden Dötlingen und Großenkneten die stärksten Rückgänge zu verzeichnen hatten, während in den kernstadtnahen Bereichen die Bautätigkeit „nur“ um 50 % abgenommen hat.

1.000 Dötlingen Ganderkesee 900 Großenkneten Hatten

800 Hude Wardenburg Wildeshausen Harpstedt 700

600

500

400

300

200

100

0

2 3 4 6 7 8 0 1 4 5 9 9 9 9 0 0 99 99 00 00 1 1 2 2 19 19 19 19 20 20 1991 1995 1999 2002 2003 2006 Abb. 17: Baufertigstellungen von Wohngebäuden in den acht Gemeinden des Land- kreises Oldenburg (Quelle: Eigene Darstellung auf Basis von Daten des Niedersächsischen Landesamts für Statistik [NLS],Gebäude- und Wohnungsfortschreibung)

3.6 Soziale Infrastruktur

Folge des Strukturbruchs der demografischen Entwicklung: Die Auslastung von Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen geht zurück.

Die Anzahl der 0-3-Jährigen, 3-6-Jährigen und 6-10-Jährigen als Bedarfsträger von Kinderbetreu- ungseinrichtungen und Grundschulen hat im Landkreis Oldenburg insgesamt (wie auch in allen Gemeinden) ihren Zenit um die Jahrtausendwende überschritten und nimmt seitdem ab (vgl. Abb. 18 und 19). Einige Kindergartengruppen wurden bereits aufgegeben, in der Regel aber durch ein Zusatzangebot für unter 3-Jährige oder durch Integrationsangebote wieder ausgeglichen.

Demografie-Pakt für den Landkreis Oldenburg 21

6.500 0-3-Jährige 3-6-Jährige 6-10-Jährige

6.000

5.500

5.000

4.500

4.000

3.500

3.000

2.500

2.000 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Abb. 18: Entwicklung der Zahl der Kinder im Landkreis Oldenburg in drei Altersklassen 1980-2006 (Quelle: Eigene Darstellung; Datenbasis Niedersächsisches Landesamt für Statistik [NLS], Bevölkerungsfortschreibung)

7.000

6.000

5.000

4.000

3-6-Jährige Platzbedarf in Betreuungseinrichtungen

3.000

2.000 1995/96 1996/97 1997/98 1998/99 1999/00 2000/01 2001/02 2002/03 2003/04 2004/05 2005/06 2006/07 2007/08 2008/09 2009/10 2010/11 Abb. 19. Entwicklung der Kinderzahlen (3-6 Jahre) sowie des Bedarfs5 an Betreuungsplätzen im Landkreis Oldenburg 1995/96-2007/08 mit Prognose bis 2011 (Quelle: Eigene Darstellung auf Basis der Kindertagesstättenbedarfsplanung des Landkreises Oldenburg 2007) Der Rückgang der Geburtsstärken führt dazu, dass die Zahl der Einschulungen zukünftig höchst- wahrscheinlich deutlich zurückgehen wird – nach den Prognosen der Gemeinden meist um 40% beim Vergleich der Schuljahre 2007/2008 und 2012/2013. Aus diesem Grund dürfte die Schüler- zahl insgesamt zunächst an den Grundschulen und zeitversetzt an den weiterführenden Schulen (weiter) zurückgehen (vgl. Abb. 20). Handlungsbedarfe (z.B. im Bereich einer qualitativen Ange- botserweiterung) bestehen besonders bei peripheren und einzügigen Schulstandorten, da hier Anpassungsmaßnahmen über die Reduzierung der Klassenzahl nicht möglich sind.

5 Der Bedarf errechnet sich aus: 75% der 3-Jährigen, 90% der 4-5-Jährigen und 50% der 6-Jährigen.

Demografie-Pakt für den Landkreis Oldenburg 22

9.000

8.500 Grundschulen weiterführende Schulen 8.000

7.500

7.000

6.500

6.000

5.500

5.000

4.500

4.000

5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 00 00 00 00 1990 1991 199 199 200 200 200 2 2 2 2 1992 1993 1994 199 199 199 Abb. 20: Entwicklung der Schülerzahl im Landkreis Oldenburg an den Grundschulen und weiterführenden Schulen6 (Quelle: Eigene Darstellung; Datenbasis Niedersächsisches Landesamt für Statistik [NLS], Allgemein bildende Schulen)

3.7 Arbeitsplatzzentralität

Die Anzahl sozialversicherungspflichtiger Arbeitsplätze ist im Landkreis Oldenburg vergleichsweise gering.

Der Landkreis Oldenburg verfügt im Vergleich zu den übrigen Landkreisen der Metropolregion Bremen-Oldenburg im Nordwesten e.V. über relativ wenig sozialversicherungspflichtig Beschäftig- te am Arbeitsort (vgl. Abb. 21). Damit der Landkreis als Wohnstandort für die verschiedenen Ziel- gruppen attraktiv bleibt und wird, spielt jedoch auch das Arbeitsplatzangebot eine bedeutende Rolle. Gründe für die Suche nach einem wohnortnahen Arbeitsplatz sind beispielsweise die Ver- einbarkeit von Beruf und Familie, aber auch die steigenden Spritpreise und die Kürzung der Pend- lerpauschale. Gerade für die Bevölkerungsgruppe der jungen Erwachsenen aber auch für Famili- en ist die Verfügbarkeit von attraktiven sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen somit ein wesentlicher Faktor bei der Wohnortwahl, so dass das u.a. demografisch bedingte Schrumpfen dieser Altersgruppen durch den Ausbau des Arbeitsplatzangebotes beeinflusst werden kann.

6 Unter die Bezeichnung „weiterführende Schulen“ fallen hier: Hauptschulen, Realschulen und Gymnasien sowie bis zum Jahr 2004 die Orientierungsstufen.

Demografie-Pakt für den Landkreis Oldenburg 23

LK Vechta 366

LK Cloppenburg 290

LK Verden 289

LK Ammerland 276

LK Wesermarsch 262

LK Diepholz 251

LK Friesland 234

LK Oldenburg 212

LK Cuxhaven 186

LK Osterholz 184

0 50 100 150 200 250 300 350 400

Abb. 21: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort pro 1.000 Einwohner (30.06.2007) (Quelle: Eigene Darstellung; Datenbasis Niedersächsisches Landesamt für Statistik, Be- schäftigte)

Demografie-Pakt für den Landkreis Oldenburg 24

4 Demografische Herausforderung Unterschiede akzeptieren, Qualitäten entwickeln, abgestimmt handeln

Der Befund eines Strukturbruchs der demografischen Entwicklung des Landkreises Oldenburg erscheint klar (vgl. Kap. 3): • Das Einwohnerwachstum des Landkreises und seiner Gemeinden hat sich seit der Jahr- tausendwende deutlich abgeschwächt. • Der Landkreis verzeichnet seit 2003 mehr Sterbefälle als Geburten, die Mehrheit der Ge- meinden auch. • Die Wanderungsgewinne des Landkreises Oldenburg sind seit der Jahrtausendwende enorm zurückgegangen und dieser Trend ist in allen Gemeinden zu verzeichnen. • Abnehmende Zuzüge der Familien aus den benachbarten Städten sind meist hauptver- antwortlich für die veränderten Wanderungsstrukturen. • Zunehmende Fortzüge der Ausbildungswanderer in die Städte verstärken die Verände- rung der Wanderungsstrukturen. • Der Landkreis hatte schon in den letzten Jahrzehnten überdurchschnittliche Zuwächse der über 60-Jährigen zu verzeichnen, diese Entwicklung wird mit dem Einwachsen der „Baby-Boomer-Generation“ in das Seniorenalter in 15 bis 20 Jahren noch deutlich zu- nehmen. • Die Entwicklungsunterschiede von ländlichen Ortsteilen ohne Infrastruktur und zentralen Ortslagen mit guter Infrastrukturausstattung nehmen zu. • Die Bautätigkeit ist seit 2000 eingebrochen. • Die Auslastung von Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen geht zurück.

Auffallend ist, dass die Entwicklungen im Trend für alle Gemeinden gelten, wobei die ländlich geprägten und infrastrukturell vergleichsweise schlechter ausgestatteten Teilräume beschleunigte demografische Prozesse aufweisen: hier ist der Zuzug von Familien und jungen Erwachsenen stärker zurückgegangen und der Fortzug von Ausbildungsabwanderern hat sich verstärkt. Bei anhaltendem Trend dürften sich die Unterschiede der Entwicklungschancen der ländlich gepräg- ten Teilräume von denen der stadtnahen und infrastrukturell gut ausgestatteten Teilräume zu- nehmend polarisieren. Fraglich ist, ob diese Entwicklung nachhaltig beeinflusst werden kann.

Angesichts der beschriebenen Befunde des demografischen Wandels stehen der Landkreis Ol- denburg und seine acht kreisangehörigen Gemeinden vor fünf großen Herausforderungen: • Unterschiedlichkeit von Problemlagen und Entwicklungschancen: Die strukturellen Entwicklungsbedingungen der acht kreisangehörigen Gemeinden im Landkreis Oldenburg waren schon immer außerordentlich heterogen. Die Gemeinden un- terscheiden sich u.a. in ihrer Größe, Wirtschaftsstruktur, ihren Bezugsräumen und Milie- us. Diese Heterogenität beschränkt sich aber nicht nur auf die Gemeinden, auch inner- halb von Gemeinden weisen Ortsteile große Unterscheide auf. Der demografische Wan- del mit seinen räumlich selektiven Folgen wird diese Unterschiede verstärken und macht sowohl auf gemeindlicher wie auf interkommunaler Ebene eine Akzeptanz unterschiedli- cher Entwicklungsbedingungen als Rahmensetzung für effektives Handeln notwendig. • Qualitäten statt Quantitäten: Die kommunalpolitische Diskussion der 1990er Jahre war bestimmt von Wachstumsfra- gen: Wie können große Mengen Bauland zu günstigem Preis mobilisiert werden? Wie kann die zunehmende Nachfrage nach Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen be- friedigt werden? Angesichts nachlassender Nachfrage entwickelt sich diese Diskussion in den letzten Jahren mehr und mehr zu einer Diskussion um Qualitäten. Nun steht im Mit- telpunkt, mit welchen Mitteln welche Zielgruppen für den Wohnstandort gewonnen wer- den können oder wie die nachlassende Nachfrage nach kinderorientierter Infrastruktur zur Verbesserung der Angebotsqualität genutzt werden kann. Dieser notwendige Wechsel vom Quantitäts- zum Qualitätsdiskurs stellt einen Paradigmenwechsel dar, der von allen Beteiligten Kreativität und Anpassungsleistung verlangt.

Demografie-Pakt für den Landkreis Oldenburg 25

• Milieus und Zielgruppen: Im Mittelpunkt des Umwerbens von Neubürgern, insbesondere von Familiengründern in den 1990er Jahren standen Lage, Menge und Preis von Baugrundstücken bzw. Neubau- immobilien. Angesichts abnehmender Nachfrage bei großem Flächenangebot ist schon heute erkennbar, dass differenziertere Ansätze notwendig sind, die auch kleinere Nach- fragenischen berücksichtigen und deren Zielgruppen in den Mittelpunkt stellen. Dabei wird die Bedeutung von Bestandsimmobilien zunehmen. Besonders auffallend ist, dass zunehmend flächenunabhängige Milieufaktoren als Standortfaktoren in den Mittelpunkt rücken. So kann für die urban geprägte Familie mit Berufstätigkeit beider Partner die Ganztagsgrundschule von entscheidender Bedeutung bei der Wahl des Wohnstandortes sein, während eine die ländliche Idylle suchende Familie gerade die Einbindung in das dörfliche Vereinsleben als Standortqualität wahrnimmt. Diese Ausdifferenzierung nach Mi- lieuqualitäten als Standortargumente und zur differenzierten Weiterentwicklung von Infra- struktur zu nutzen, stellt eine große Herausforderung dar. • Interkommunaler Wettbewerb und Qualitätsverbesserung: Die Gemeinden im Landkreis konkurrieren in Zukunft um einen kleiner werdenden Ku- chen von potenziellen Einwohnern. Diese Ausgangslage wird den interkommunalen Wettbewerb um Einwohner verstärken. Die besondere Herausforderung für die Gemein- den wird darin liegen, diesen Wettbewerb konstruktiv zur eigenen Profilbildung und Quali- tätsentwicklung zu nutzen. Wenn eine solche Profilbildung gelingt, kann der gesamte Landkreis davon profitieren. • Gegensteuern und Anpassen: Der dargestellte Befund der demografischen Entwicklung legt nahe, Maßnahmen zur Ge- gensteuerung zu ergreifen: Diese Maßnahmen werden sich gezielt auf Familien als po- tenzielle Neubürger und die Ausbildungsabwanderer beziehen müssen. In diesem Be- reich spielt auch die Erhöhung der Arbeitsplatzzentralität eine bedeutende Rolle. Viel- leicht können auch vermehrt ältere Mitbürger geworben werden, um die zweite Lebens- hälfte im Landkreis zu verbringen. Diese Gegensteuerungsmaßnahmen werden aber flankiert werden müssen von Anpassungsmaßnahmen, die die grundsätzliche Entwick- lung abnehmender junger und zunehmender älterer Menschen akzeptieren. Diese An- passungsmaßnahmen dürften u.a. Neuordnungskonzepte im Schulwesen und bei der so- zialen Infrastruktur für ältere Menschen beinhalten. Eine geeignete Balance zwischen Gegensteuerungs- und Anpassungsmaßnahmen zu finden, wird eine wichtige interkom- munale Abstimmungsaufgabe der Zukunft darstellen.

Demografie-Pakt für den Landkreis Oldenburg 26

5 Leitlinien für den Landkreis Oldenburg Familienfreundlich, jugendbewegt, seniorengerecht und wirtschaftsorientiert

Die Analyse der demografischen Entwicklung des Landkreises Oldenburg und seiner acht Ge- meinden hat gezeigt, dass der zu konstatierende Strukturbruch seit der Jahrtausendwende alle Gemeinden betrifft. Diese Gemeinsamkeit geht so weit, dass alle Gemeinden einen Einbruch bei den Zuzügen von Familien aufweisen, alle Gemeinden zunehmend Ausbildungsabwanderer ver- lieren und die Anteile der älteren bis sehr alten Menschen in hohem Maße steigen. Diese Ge- meinsamkeit weist auf Handlungsbedarfe aller Gemeinden im Hinblick auf diese drei Zielgruppen hin und legt nahe, eine abgestimmte zielgruppenspezifische Strategie des Landkreises und seiner acht Gemeinden zu formulieren.

Das Leitbild einer solchen Strategie ist der familienfreundliche, jugendbewegte und seniorenge- rechte Landkreis Oldenburg. Dieses Leitbild soll offensiv durch einen Demografie-Pakt des Land- kreises und der Gemeinden umgesetzt werden, der als einzelne Strategiebausteine • einen Familienpakt, • einen Jugendpakt, • einen Seniorenpakt und • einen Arbeits- und Wirtschaftspakt umfasst, denen jeweils konkrete Maßnahmenpakete zugeordnet werden.

Der Demografie-Pakt beinhaltet folgende Leitlinien: • Gegensteuern und Anpassen: Die im Demografie-Pakt formulierten Handlungsansätze umfassen sowohl Maßnahmen der Gegensteuerung als auch der Anpassung. „Gegensteuerung“ soll insbesondere durch offensive Umwerbung von Familien und von Menschen in der Ausbildungsphase erfolgen. „Anpassung“ bezieht sich auf die notwendige Neuordnung von sozialer Infrastruktur für Kinder und ältere Menschen. Die Strategieelemente Gegensteuerung und Anpassung werden eng miteinander verwoben. • Lokale Unterschiede akzeptieren: Die Gemeinden bzw. ihre Ortsteile weisen unterschiedliche Begabungen im Hinblick auf Gegensteuerungs- und Anpassungsmaßnahmen auf. Wichtige Leitlinie des Demografie- Paktes ist es, diese Unterschiede zu akzeptieren und Maßnahmen gezielt auf die Chan- cen und Risiken von Teilräumen mit ihren spezifischen Ausstattungen und Milieus abzu- stimmen. • Lokal handeln, regional unterstützen: Die gemeinsame Problemlage in Bezug auf die dargestellten Zielgruppen macht lokale Handlungsansätze der Gemeinden notwendig. Der Demografie-Pakt von Landkreis und Gemeinden soll sich auf die Strategieelemente konzentrieren, die die Gemeinden bei ih- ren Maßnahmen der Gegensteuerung und der Anpassung unterstützen können.

Demografie-Pakt für den Landkreis Oldenburg 27

6 Der Demografie-Pakt Chancen des demografischen Wandels gemeinsam nutzen

Der Demografie-Pakt ist ein Generationenvertrag, den der Landkreis und seine acht Gemeinden abschließen, um die Chancen der demografischen Entwicklung für die Region zu nutzen und ihre Risiken zu minimieren. Im Mittelpunkt dieses Demografie-Paktes steht die mittelfristige Umset- zung von Maßnahmepaketen für Familien, Jugend und Senioren im Rahmen eines jeweils spezi- fischen Paktes sowie ein Arbeits- und Wirtschaftspakt (vgl. Abb. 22). Die Ausrichtung auf die ge- nannten Zielgruppen und Schwerpunktthemen erfolgt einerseits aufbauend auf den Ergebnissen der Datenanalyse sowie andererseits auf der Grundlage der durchgeführten Workshops mit Ver- tretern des Landkreises und der Kommunen. Familienpakt Jugendpakt Seniorenpakt Ziele: Ziele: Ziele: • Familien halten • Jugendliche halten • Senioren längstmöglichen • Familien anziehen • Mit abgewanderten Aufenthalt in ihren • Familien unterstützen Jugendlichen in Kontakt Wohnungen ermöglichen bleiben • Senioren anziehen

Familienpakete: Jugendpakete: Seniorenpakete: - Schulpakete - Ausbildungspakete - Selbstständigkeits-Paket - Pakete „Familie & Beruf“ - Come-Back-Service- - Unterstützungs-Paket Paket - Paket Ärztliche Versorgung - Paket Barrierefreiheit - Mobil-Paket Jugend - Mobil-Paket Familie - Paket Ärztliche - Paket „Sport & Freizeit“ Versorgung - Paket „Sport & Freizeit“ - Mobil-Paket Senioren - Paket „Sport & Freizeit“

Arbeits- und Wirtschaftspakt Ziel: durch interkommunale Zusammenarbeit sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze im Landkreis schaffen Abb. 22: Der Demografie-Pakt für den Landkreis Oldenburg (Quelle: Eigene Darstellung)

6.1 Der Familien-Pakt Der Familien-Pakt umfasst Maßnahmenpakete, die die Gemeinden bei ihren Handlungsansätzen im demografischen Wandel bezüglich der Zielgruppe der Familien unterstützen. Ziele des Famili- en-Paktes sind, Familien als Neubürger für den Landkreis zu gewinnen und Familien(gründer) im Landkreis zu halten. Diese Ziele sollen mit Hilfe von folgenden Paketen angestrebt werden: „Schulpakete“, „Pakete Familie & Beruf“, „Paket Ärztliche Versorgung“, „Mobilpaket“ sowie „Paket Sport & Freizeit“.

6.1.1 Die Schulpakete Die Schullandschaft spielt eine herausragende Rolle für die Wohnzufriedenheit von Familien. Vor diesem Hintergrund zielen die Schulpakete auf eine qualitative Optimierung der Schullandschaft bei effizientem Mitteleinsatz. Dieses Ziel kann nur erreicht werden, wenn sich die Zuständigkeiten von Landkreis und Gemeinden bei der Schulentwicklung optimal ergänzen. Die Maßnahmenpake- te im Themen-Bereich „Schule“ sind:

Demografie-Pakt für den Landkreis Oldenburg 28

• Schulen zu „Foren der Generationen“ • Optimierung von Schulstandorten • Gründung einer Einkaufsgemeinschaft

Schulpaket 1: Schulpaket 2: Schulpaket 3: Schulen zu „Foren der Optimierung von Schul- Gründung einer Einkaufs- Generationen“ standorten Gemeinschaft

Ziel: Ziel: Ziel: Schulen zu Treffpunkten aller angesichts veränderter Sparpotenziale beim Einkauf von Generationen entwickeln mit Nachfrage Schulstandort-System Sach- und Dienstleistungen im kulturellen, bildenden, im Landkreis optimieren; Kontext von Schulen durch sportlichen, unterhaltsamen etc. mittelfristiges Ziel ist ein interkommunale Einkaufs- Angeboten für alle Altersgruppen abgestimmtes Standortkonzept gemeinschaft erschließen Verfahren: Verfahren: Verfahren: • Phase 1: Landkreis-Ideen- Initiierung von Arbeitskreisen mit Erarbeitung eines Organi- konferenz Zuständigen der Landkreis- sationskonzeptes für eine • Phase 2: Entwicklung von Ideen Verwaltung, Vertretern der Einkaufsgemeinschaft durch an jedem Schulstandort mit Gemeinden und Schulleitungen Landkreis-Verwaltung in Kollegium, Verwaltung Kooperation mit und örtlichen Aktiven Akteure: Gemeindevertretern • Gründung eines Netzwerkes zum siehe Schulpaket 1 Erfahrungsaustausch Akteure: Akteure: Landkreis-Verwaltung, Landkreis, Gemeinde, Schul- Gemeindeverwaltung, u.U. leitungen, Kollegium, Bürger, Vertreter von Schulleitungen Örtliche Vereine, Land, Bund Gute Ansätze: z.B. Hatten: Kulturraum in Schule integriert Harpstedt: Haupt- und Realschüler betreiben Schulfirma

Abb. 23: Die Schul-Pakete des Familienpaktes (Quelle: Eigene Darstellung)

6.1.2 Die Pakete Familie & Beruf Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie gewinnt zunehmend an Bedeutung. Vor dem Hintergrund des Wandels der Familienstruktur – immer mehr Alleinerziehende – sowie der Tatsache, dass in vielen Fällen beide Elternteile berufstätig sind, spielt auch eine flexible, verlässliche und wohnort- nahe Kinderbetreuung eine große Rolle bei der Wohnortwahl von Familien. Zunehmend gehört darüber hinaus auch die Pflege (demenz)kranker Angehöriger zum Familienalltag und muss mit Kindererziehung und Berufstätigkeit vereinbart werden. Zur Unterstützung und Förderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf dienen daher folgende Maßnahmenpakete: • Flexible Kinderbetreuung (0-6 Jahre) • Schulen als Betreuungspartner • Patenschaftsmodell für pflegende Angehörige

Demografie-Pakt für den Landkreis Oldenburg 29

F & B-Paket 1: F & B-Paket 2: F & B-Paket 3: Flexible Kinderbetreuung Schulen als Betreuungspartner Patenschaftsmodell für (0-6 Jahre) pflegende Angehörige Ziel: Ziel: Ganztagsschulen, verlässliche Ziel: flexible Öffnungszeiten der Grundschulen und Horte als Unterstützung pflegender Betreuungseinrichtungen für Kinder pädagogische Angebote und Angehöriger durch ein von 0-6 Jahren (Krippe, Betreuungsangebote im Landkreis ehrenamtliches Patenschaftsmodell Tagesmütter, KiTa); räumliche sowie Ferienbetreuung und Erreichbarkeit gewährleisten nachschulische Betreuung Verfahren: Aufbau eines Verfahren: Verfahren: Patenschaftsnetzwerkes Initiierung und Koordinierung durch Initiierung und Koordinierung durch das Familien- u. Kinderservicebüro Arbeitskreise Akteure: Wohlfahrtsverbände, Kirchen, Akteure: Akteure: Vereine, Landkreis-Verwaltung, Landkreis-Verwaltung, Gemeinde- Landkreis-Verwaltung, Gemeinde- Gemeindeverwaltungen etc. verwaltungen, Träger von verwaltungen, Vertreter von Schulen Kinderbetreuungseinrichtungen und Sportvereinen, etc. Gute Ansätze: z.B. Gute Ansätze: Gute Ansätze: Hude: Projekt „Atempause“ der z.B. z.B. Diakonie-Sozialstation; Entlastungen Hude: Die Gemeinde plant Hatten: effektive Unterstützung der von pflegenden Personen durch dementsprechende Anpassungen im Schulen beim Ausbau der Betreuung geschulte ehrenamtliche Helfer nach der Schule durch die Kindergartenjahr 2008/2009 Ganderkesee: regioVHS bildet Gemeinde; vielseitiges Angeot (Sozialausschuss stimmte bereits ehrenamtliche Helfer aus, die überplanmäßigen Ausgaben zu) pflegende Angehörige unterstützen

Abb. 24: Die Pakete Familie & Beruf des Familienpaktes (Quelle: Eigene Darstellung)

6.1.3 Das Paket Ärztliche Versorgung Die ärztliche Versorgung nimmt in einigen – v.a. ländlichen – Teilräumen des Landkreises zu- nehmend ab. Viele praktizierende Ärzte sind heutzutage nicht mehr bereit, eine Praxis „auf dem Land“ zu führen oder zu übernehmen, so dass teilräumlich sowohl eine Unterversorgung mit Fachärzten als auch mit Allgemeinmedizinern auftritt. Gerade für Familien mit Kindern sowie für ältere und alte Menschen ist eine wohnortnahe ausreichende ärztliche Versorgung jedoch ein wesentlicher Faktor für die Wohnortwahl bzw. für die Lebensführung (vgl. Kap. 6.3.1).

Paket Ärztliche Versorgung

Ziel: Sicherung der ärztlichen Grundversorgung im ländlichen Raum

Verfahren: Versorgungsmodell entwickeln; z.B. Integration von Ärzten und Krankenhäusern in ein dezentrales Versorgungsmodell

Akteure: Kreisverwaltung, Gemeindeverwaltungen, Vertreter der Krankenhäuser und der Ärzteschaft, Krankenkassen, Kreis- und Gemeindepolitik, etc.

Abb. 25: Das Paket Ärztliche Versorgung des Familienpaktes und des Seniorenpaktes (Quelle: Eigene Darstellung)

Demografie-Pakt für den Landkreis Oldenburg 30

6.1.4 Das Mobil-Paket In vielen Kommunen des Landkreises Oldenburg ist die Autoverfügbarkeit eine unerlässliche Vor- aussetzung für die Mobilität der Bevölkerung, da der Öffentliche Personennahverkehr dort weni- ger gut ausgebaut ist. Gerade für Familien spielt die Mobilität jedoch eine große Rolle (z.B. im Bereich der Freizeitgestaltung oder der Erreichbarkeit von sozialen Einrichtungen) und oft ist nur ein Pkw je Familie vorhanden bzw. haben die Eltern nicht immer Zeit für einen „Fahrdienst“. Aber auch für die Zielgruppen der Jugendlichen und der Senioren spielt die Mobilität eine besonders große Rolle, da sie meist über noch kein oder nicht mehr über ein Auto verfügen und somit auf alternative Angebote angewiesen sind. Für diese Zielgruppen ist auch die Anbindung an die be- nachbarten Städte wichtig – z.B. zum Einkaufen oder für den Arztbesuch. Die Verbesserung der Mobilitätssituation ist somit ein wichtiger Ansatzpunkt, um den Landkreis für alle Zielgruppen att- raktiver zu gestalten. Eine Mobilitätskonferenz stellt eine Möglichkeit dar, um Handlungsansätze für die entsprechenden Zielgruppen gemeinsam mit Anbietern und Nutzern zu erarbeiten (vgl. Kap. 6.2 und 6.3).

Mobil-Paket Familie Mobil-Paket Jugend Mobil-Paket Senioren

Ziel: Ziel: Ziel: Verbesserung der Mobilitätssituation für Eltern Verbesserung der Mobilitätssituation für Verbesserung der Mobilitätssituation für und Kinder; Verringerung des Aufwandes der Jugendliche Senioren sog. Begleitverkehre von Eltern Verfahren: Verfahren: Verfahren: Initiierung einer Mobilitätskonferenz auf Initiierung einer Mobilitätskonferenz auf Initiierung einer Mobilitätskonferenz auf Landkreisebene mit Zielgruppen- Landkreisebene mit Zielgruppen- Landkreisebene mit Zielgruppenberücksich- berücksichtigung Jugendliche; Sammlung von berücksichtigung Senioren; Sammlung von tigung Familie; Sammlung von Ideen für Ideen für verbesserte Mobilität von Ideen für verbesserte Mobilität von Senioren verbesserte Mobilität von Eltern und Kindern Jugendlichen Akteure: Akteure: Akteure: Landkreisverwaltung, Gemeindeverwaltung, Landkreis-Verwaltung, Gemeindeverwaltung, Landkreisverwaltung, Gemeindeverwaltung, Landkreispolitik, Gemeindepolitik, VBN, ZVBN, Landkreispolitik, Gemeindepolitik, VBN, ZVBN, Landkreispolitik, Gemeindepolitik, VBN, ZVBN, Taxi- und Bus-Unternehmen, Vertreter Taxi- und Bus-Unternehmen, Vertreter Familie, Taxi- und Busunternehmen, Vertreter Jugend, Senioren, Seniorenbeiräte, Vertreter Vertreter Schule, Vertreter Vereinslandschaft Vertreter Schule, Vertreter Vereinslandschaft Vereinslandschaft, etc. etc. etc.

Gute Ansätze: Gute Ansätze: Gute Ansätze: z.B. z.B. z.B. Großenkneten: Kreisstadtbus Großenkneten: Kreisstadtbus Großenkneten: Kreisstadtbus Hude und Ganderkesee: Bürgerbusse Hude und Ganderkesee: Bürgerbusse Hude und Ganderkesee: Bürgerbusse

Abb. 26: Das Mobil-Paket des Familienpaktes, des Jugendpaktes und des Seniorenpaktes (Quelle: Eigene Darstellung)

6.1.5 Das Paket Sport & Freizeit Die Auswirkungen des demografischen Wandels sind auch in der Häufigkeit und der Art der Nut- zung der Freizeitinfrastruktur und der Sportstätten erkennbar. Dies resultiert meist aus den zu- rückgehenden Mitgliederzahlen der Vereine und der Veränderung der Altersstruktur der Mitglie- der. Wichtige Aspekte sind in diesem Zusammenhang die Barrierefreiheit der Anlagen, um sie für die steigende Zahl älterer Menschen nutzbar zu machen, sowie eine Beibehaltung oder Steige- rung der Attraktivität der Sportstättenstandorte für alle Altersgruppen. Hierbei kann die Zusam- menarbeit zwischen Schulen und Vereinen (Kombination von Vereins- und Schulsport) eine be- deutende Rolle spielen. Darüber hinaus kann auch die interkommunale Kooperation dazu beitra- gen, zunächst eine Übersicht über die im Landkreis vorhandenen Sportstätten und darauf auf- bauend eine attraktive Angebotsstruktur – z.B. durch Vernetzung – zu schaffen. Da der Bereich „Sport & Freizeit“ alle Altersgruppen betrifft, ist dieses Paket für alle drei zielgruppenspezifischen Pakte relevant (vgl. Kap. 6.2 und 6.3).

Demografie-Pakt für den Landkreis Oldenburg 31

Paket „Sport & Freizeit“

Ziel: Steigerung der Attraktivität der Freizeitinfrastruktur (v.a. der Sportstätten) für alle Altersgruppen

Verfahren: Zusammenarbeit zwischen Schulen und Vereinen stärken; vielfältige Angebotsstruktur durch interkommunale Kooperation schaffen

Akteure: Kreisverwaltung, Gemeindeverwaltungen, Vertreter der Schulen, Vertreter der Vereine, Vertreter der Jugend, Seniorenvertretungen etc.

Abb. 27: Das Paket „Sport & Freizeit“ des Familien-, Jugend- und Seniorenpaktes (Quelle: Eigene Darstellung)

6.2 Der Jugend-Pakt Der Jugend-Pakt umfasst Maßnahmenpakete, die die Gemeinden bei ihren Handlungsansätzen im demografischen Wandel bezüglich der Zielgruppe der Jugendlichen (und jungen Erwachse- nen) unterstützen. Das Hauptaugenmerk liegt bei diesem Pakt auf den sog. Ausbildungsabwan- derern. Viele Jugendliche und junge Erwachsene verlassen den Landkreis, um andernorts eine Ausbildung oder ein Studium zu beginnen. Diese Bevölkerungsgruppe stellt jedoch die zukünftige Elterngeneration dar und bringt zudem zusätzliche Impulse auf dem Arbeitsmarkt, so dass sie möglichst im Landkreis gehalten oder nach der Ausbildung zur Rückkehr bewegt werden sollte. Die Maßnahmenpakte „Ausbildungspakete“ sowie „Come-Back-Service-Paket“ dienen zur Errei- chung dieser Ziele. Zudem tragen das „Mobil-Paket“ und das Paket „Sport & Freizeit“ zur Attrakti- vitätssteigerung des Landkreises für junge Menschen bei (vgl. Kap. 6.1.4, Abb. 26 und Kap. 6.1.5, Abb. 27).

6.2.1 Die Jugendpakete Während die Ausbildungspakete darauf abzielen, die Ausbildungsmöglichkeiten für Jugendliche im Landkreis zu vergrößern bzw. das Angebot an vorhandenen Ausbildungsplätzen für junge Menschen bekannter und attraktiver zu machen, hat das Come-Back-Service-Paket das Ziel, abgewanderte junge Menschen in den Landkreis zurückzuholen.

Demografie-Pakt für den Landkreis Oldenburg 32

Jugendpaket 1: Jugendpaket 2: Ausbildungspakete Come-Back-Service-Paket

Ziel: Bindung von Jugendlichen an den Landkreis/ die Ziel: Kommune durch Ausbildungsplätze und Kontakt zu Abgewanderten halten und nach Kooperationen Ausbildung/ Studium etc. zurückgewinnen

Verfahren: Verfahren: Initiieren von Kooperationen zwischen Aufbau einer „Come-back-Service-Stelle“ bei einer (Berufsbildenden) Schulen und Unternehmen zu vorhandenen Landkreis-Einrichtung mit Ausbildungsmöglichkeiten und Berufswahl; Unterstützung von Ehemaligen-Netzwerken von Ausbildungsbörsen auch dezentral an zusätzlichen Schulen, einer Website und konkreter Standorten anbieten Rückkehrerberatung; Konzeptentwicklung z.B. durch eine Studienarbeit Akteure: Akteure: Landkreisverwaltung, Gemeindeverwaltungen, Kammern, Schulen, Unternehmen, Wirtschafts- Schulen, Wirtschaftsförderungen förderungen, sonstige (ehrenamtliche) Akteure und Vereine Gute Ansätze: z.B. Harpstedt: Suche nach Ausbildungsplätzen über die Homepage möglich

Abb. 28: Die Jugendpakete des Jugendpaktes (Quelle: Eigene Darstellung)

6.3 Der Senioren-Pakt Der Senioren-Pakt umfasst Maßnahmenpakete, die die Gemeinden bei ihren Handlungsansätzen im demografischen Wandel bezüglich der Zielgruppe der älteren und alten Menschen unterstüt- zen. Die Zahl der älteren Menschen und Hochbetagten nimmt seit einigen Jahren im Landkreis kontinuierlich zu und auch die Anteile dieser Personengruppen an der Gesamtbevölkerung sind deutlich angestiegen und werden zukünftig weiter wachsen. Diese Menschen dabei zu unterstüt- zen, möglichst lange selbstbestimmt leben zu können sowie ihren Lebensalltag zu erleichtern und zu bereichern sind Ziele des Seniorenpaktes, die mit dem „Selbstständigkeitspaket“, dem „Unter- stützungspaket“, dem Paket „Barrierefreiheit“, dem Paket „Ärztliche Versorgung“ sowie dem „Mo- bil-Paket Senioren“ und dem Paket „Sport & Freizeit“ (vgl. Kap. 6.1.5, Abb. 27) erreicht werden können.

6.3.1 Die Seniorenpakete Neben zielgruppenspezifischen Infrastrukturangeboten wie beispielsweise ärztliche Versorgung (vgl. Kap. 6.1.3) und Förderung der Mobilität (vgl. Kap. 6.1.4) spielt beim Seniorenpakt auch die Tatsache eine bedeutende Rolle, dass immer mehr ältere und alte Menschen alleine oder zu zweit in ihren Eigenheimen leben: Meist bleiben die Eltern auch nach dem Auszug der Kinder im ehemaligen Familieneigenheim wohnen. Mit zunehmendem Alter werden somit Unterstützungs- angebote in den verschiedensten Bereichen immer häufiger nachgefragt (Pflege von Haus und Garten, aber auch im gesundheitlichen Bereich oder beispielsweise bei Behördengängen).

Demografie-Pakt für den Landkreis Oldenburg 33

Seniorenpaket 1: Seniorenpaket 2: Seniorenpaket 3: Selbstständigkeitspaket Unterstützungspaket Paket Barrierefreiheit

Ziel: Ziel: Ziel: Erhalt möglichst langer Ausschöpfen von Optimierung der Barrierefreiheit Selbstständigkeit von Senioren in (ehrenamtlichen oder freiwilligen) in öffentlichen und privaten ihrer Wohnumgebung Unterstützungspotenzialen mit Gebäuden und im öffentlichen dem Ziel, die Selbstständigkeit Raum Verfahren: von Senioren in ihrer Wohnumgebung zu erhalten Erarbeitung möglicher Ansätze, Verfahren: sobald die Rahmenbedingungen Aufbau eines Netzwerkes von klarer sind (Pflegestützpunkte, Verfahren: Handwerks- und Seniorenservicebüro) Erarbeitung möglicher Ansätze, Bauunternehmen mit besonderen sobald die Rahmenbedingungen Kompetenzen bei Barrierefreiheit; Akteure: klarer sind (Pflegestützpunkte, Orientierung und Profilierung des Landkreisverwaltung, Seniorenservicebüro) Landkreises durch Veranstaltung Gemeindeverwaltungen, und Präsentation „Guter Seniorenbeiräte, Akteure: Beispiele“ Gesundheitsdienstleister, Landkreisverwaltung, Wohlfahrtsverbände etc. Gemeindeverwaltungen, Akteure: Seniorenbeiräte, Landkreisverwaltung, Gesundheitsdienstleister, Gemeindeverwaltungen, Wohlfahrtsverbände etc. Handwerkskammer, Handwerksunternehmen etc. Gute Ansätze: z.B. Wardenburg: Ausbildung von Seniorenbegleitern durch die LEB und den Landfrauenverband Hannover

Abb. 29: Die Senioren-Pakete des Seniorenpaktes (Quelle: Eigene Darstellung)

6.4 Der Arbeits- und Wirtschaftspakt Anhand der Analyse der demografischen Daten des Landkreises Oldenburg und ihrer Entwicklung in den letzten Jahrzehnten, wurden drei Zielgruppen ermittelt, auf die zukünftige Handlungsansät- ze ausgerichtet sein sollten, um bezüglich bestimmter demografischer Trends zu agieren und zu reagieren. In Bezug auf die Zielgruppen der Familien und der jungen Erwachsenen spielt dabei das Angebot an wohnortnahen sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen eine bedeutende Rolle. Ein ausreichendes und attraktives Arbeitsplatzangebot erhöht sowohl die Chance Familien und junge Erwachsene im Landkreis zu halten, als auch diese als Neubürger zu gewinnen. Da ein entsprechendes Angebot im Landkreis bisher im regionalen Vergleich recht gering ist werden im Arbeits- und Wirtschaftspakt Maßnahmen aufgezeigt, die dazu beitragen können, dass durch interkommunale Zusammenarbeit das Angebot an sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen im Landkreis Oldenburg wächst.

Arbeits- und Wirtschaftspakt

Ziel: durch interkommunale Zusammenarbeit sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze im Landkreis schaffen

Verfahren: Konzentration der Wirtschaftsförderungsimpulse; Schaffung eines differenzierten Flächenangebotes; Abstimmung von ein oder zwei interkommunal organisierten Gewerbe- standorten; Erarbeitung eines tragfähigen Organisationsmodells der interkommunalen Zusammenarbeit, das Kosten und Nutzen fair verteilt

Akteure: Landkreisverwaltung, Gemeindeverwaltung, Landkreispolitik, Gemeindepolitik

Abb. 30: Der Arbeits- und Wirtschaftspakt (Quelle: Eigene Darstellung)

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7 Das Umsetzungsverfahren für den Demografie-Pakt

Die Erläuterungen in den Gliederungspunkten 2, 3 und 4 haben gezeigt, dass der demografische Wandel (speziell der seit etwa dem Jahr 2000 einsetzende Entwicklungsbruch) die Gemeinden des Landkreises Oldenburg und den Landkreis selbst vor große Herausforderungen stellt. Der in Kooperation von Gemeinden und Landkreis erarbeitete Demografie-Pakt (Kap. 6) stellt eine um- fassende, aber auch komplexe Antwort auf diese Herausforderungen dar. Komplex auch deswe- gen, weil vielfältige Handlungsansätze in Kooperation mit den verschiedensten öffentlichen und privaten Akteuren zur Umsetzung gebracht werden sollen. Alle Handlungsstränge gleichzeitig zu starten, würde eine Überforderung darstellen und wenig Erfolg versprechen. Vor diesem Hintergrund haben sich die Hauptverwaltungsbeamten und Vertreter der acht kreis- angehörigen Gemeinden sowie der Landkreis auf ein Umsetzungsverfahren geeinigt, welches schrittweise vorgeht. Im Sommer / Herbst 2008 soll der Start der Umsetzungsarbeit im Schulpaket 2 (Optimierung von Schulstandorten), den Familie & Beruf-Paketen 1 und 2 (Flexible Kinder- betreuung für 0-6-Jährige und Schulen als Betreuungspartner) sowie im Arbeits- und Wirtschafts- pakt erfolgen. Im Hinblick auf die Umsetzung wird folgende Organisationsstruktur geschaffen (vgl. Abb. 30): Eine Lenkungsgruppe, bestehend aus den Hauptverwaltungsbeamten der Gemeinden, dem Landrat und den Dezernenten des Landkreises, trifft sich zweimal jährlich und übernimmt die stra- tegische Gesamtsteuerung des Umsetzungsprozesses. Das Einsetzen von Arbeitsgruppen und Entscheidungen über die Umsetzung der von den AGs erarbeiteten Maßnahmen obliegt der Len- kungsgruppe. Die auf Handlungspakete des Demografie-Paktes ausgerichteten Arbeitsgruppen setzen sich aus Vertretern von Gemeinden und weiteren im jeweiligen Handlungsfeld wichtigen Vertretern öffentlicher und privater Institutionen zusammen. Die Leitung der AG wird jeweils ei- nem Vertreter einer Kommune übertragen. Die AGs berichten ihre Arbeitsergebnisse der Len- kungsgruppe, die über Maßnahmevorschläge entscheidet bzw. gegebenenfalls die dafür notwen- digen politischen Entscheidungsprozesse initiiert. Die Gesamtkoordination des Prozesses erfolgt durch eine Koordinierungsstelle Demografie-Pakt beim Landkreis.

Lenkungsgruppe Demografie-Pakt beim Landkreis angesiedelt Koordinierungsstelle Demografie-Pakt

Mitglieder: Landrat, HVBs der acht Gemeinden, Dezernenten Landkreis, Treffen: zweimal im Jahr

AG Schulpaket 2: AG F & B-Pakete 1 und 2: AG Arbeits- und Optimierung von Kinderbetreuung für 0-6-Jährige Wirtschaftspakt Schulstandorten Schulen als Kooperationspartner

Mitglieder aus Gemeinden, Landkreis-Fachverwaltung, weitere Akteure Abb. 31: Organigramm „Umsetzungsverfahren des Demografie-Paktes für den Land- kreis Oldenburg“ (Quelle: Eigene Darstellung; Erarbeitung durch die HVB-Runde )

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Als Gesamtfazit des im Herbst 2007 gestarteten Prozesses der interkommunalen Abstimmung von Strategien zur Bewältigung des demografischen Wandels im Landkreis Oldenburg kann als Ergebnis besonders hervorgehoben werden: • Das Bewusstsein bezüglich der Herausforderungen des demografischen Wandels ist in den Kommunen und beim Landkreis weit fortgeschritten. • Dieses Bewusstsein ermöglicht eine Orientierung der Handlungsperspektive auf die Nut- zung der Chancen des demografischen Wandels durch frühzeitiges und interkommunales Handeln. • Hauptverwaltungsbeamte der kreisangehörigen Gemeinden, der Landrat und die Dezer- nenten des Landkreises haben sich zügig auf einen mittel- bis langfristig orientierten De- mografie-Pakt einigen können. • Der kurzfristige Start des Umsetzungsprozesses mit anfänglicher Konzentration auf drei thematische Arbeitsgruppen konnte vereinbart werden. • Landkreis und Gemeinden haben sich damit als Antwort auf den demografischen Wandel mit großer Geschwindigkeit auf einen interkommunal abgestimmten Handlungspfad be- geben, der den heutigen Bewohnern des Landkreises noch mehr Lebensqualität ver- spricht und dem Landkreis und den Gemeinden einen Vorteil im Wettbewerb um neue Bewohnerinnen und Bewohner einräumt.

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